Sonntag, 11. April 2021

Wie kommt dass zustande ? 

 Maskenzwang an unseren Schutzbefohlenen...

    Eva Mueller

    Er spricht mir so sehr aus der Seele....😰
    Auch mir ist es unbegreiflich, wie man seine eigenen Kinder so derart misshandeln und traumatisieren kann.
    Wo ist der elterliche Beschützerinstinkt???🤔
    🙏🏻🙏🏻
    0:07 / 3:14

    23 Min. 


    Wie kommt dies zustande ? Ganz einfach, sie glauben alle an einer Ansteckung, es gibt keine Aufklàrung ausser hier bei mir ---> siehe unten Link... selbst dann wenn die Masken fallen, wie es ja vorher war, war immer noch der Glaube an Ansteckung und jetzt immer noch .. das ist DAS PROBLEM ... hier Aufklàrung auf allen Ebenen, gibts nur hier ---->


    an Aintjos Klatu
    nicht alle Eltern glauben an ein gefährliches Virus. Es gibt tatsächlich viele feige Eltern, deren Angst vor Bestrafung größer ist als der Beschützerinstinkt den eigenen Kindern gegenüber. 😓



  • an Katja Schewe
    ... nein sie glauben nicht an einen gefàhlichen Virus.. ich schrieb, das alle an ansteckende Krankheiten glauben .. dass ist DAS PROBLEM.. die Krankheit bleibt immmer fùr die allermeisten sogut wie für alle, ausser ein paar Handvoll,  ein Ràtsel .. thats the point ... 😃




    • Der Biofilm in der  Darmgehirnzentrale   vor 32 ...
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      Nochmals Klartext Virus, bedeutet Schleim Gift Abfall "Krankheitserreger" siehe online Lexikon.
      Sind Viren eigenständige Lebewesen?
      Bildergebnis
      Viren sind keine Lebewesen. Sie atmen nicht, können sich nicht selbstständig vermehren und betreiben keinerlei Stoffwechsel.06.01.2011

      By Aintjos Klatu:, das ist der Stoffwechselabfall der Kochkostauscheidungen - Getreide Milchprodukte Tier-Fleisch u.v.a.m. vor allem der Klebereiweis des Getreides und die Proteine der Tierprodukte .
      .. akut bei einer sogenannten Erkàltung, das Kochkostmenschen periodisch zu einer bestimmten Jahreszeit durchmachen, Bakterien sind Symbionden die bei der Hausreinigung helfend sind , sie sind auch Formwandler, je weniger Kochkostgifte - Viren Partikel verschiedenartiger Formen Kochkostausscheidungen sind auf dem Weg nach draussen in Schleim gebunden damit sie dem Kòrper nicht weiter schaden, aber der Schleim der im Korper zurùck verbleibt wird dann irgendwann auf langer sich zur Falle, weitere Rùckvergiftungen im inneren gehen weiter Geschwùre - Krebs sind die folge wegen dieser in langzeit angesammelte Kochkostabfallgifte ( natùrlich auch Umweltgifte ), also je weniger Gifte, um so weniger Bakterienaktivitàt, die Menschen und Ärzte im allgemeinen und die allermeisten sie verstehen nicht
      Mittwoch, 5. Dezember 2012  Die 7 Stadien der Krankheit um 12:08
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    •   Virus ist ? By Aintjos Klatu: hier ist meine "Det...
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    •  Virus ist ?

      By Aintjos Klatu: hier ist meine "Detektivarbeit"

      Für die Wahrheit Gerechtigkeit Freiheit und vor allem, für die Gesundheit, für alle Menschen gleich !  

      Meine  zusammenfassende  Beweisführung .

      "Experten" und andere "kluge Füße" studieren nicht meine Dateien - Kommentare - Beiträge, dafür empfinden sie sich zu "fein", da können und dürfen sie lange suchen und herumfluchen auf der Himmelsleiter  klettern dem Blauen entgegen wettern, jedoch erreichen werdens nie, denn sie begreifen nicht die Toxemie . Reimtsichsogar. 

    •   Die "Parasiten" Mikroben Candida Bakterien - Zecken Die Parasiten Mikroben Candida Bakterien - Zecken - Allergien - "Viren" - die "Anderswelt" die Erkältung - Grippe ist auch nur ein erfundenes  "Gerippe" u.a. Koordinatensysteme. 
    •  .---> X ..

     

    Die Natürliche Gesundheitslehre 

    - die Naturheilkunde  &
    der Untergang der ärztlichen Kunst .

     

     


     Sie können Ihren Körper nicht heilen, indem Sie Ihrem Organismus in wenigen Tagen reinigen. Sie müssen einen Ausgleich für das Unrecht schaffen, das Sie Ihrem Körper während Ihres ganzen Lebens angetan haben. (Auszüge von Prof. A. Ehret, aus dem Buch: Fastenlehre.
    https://www.facebook.com/.../posts/887884307939967

    Full text of "Walter Sommer Das Urgesetz Der Natuerlichen Ernaehrung"

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    Das Buch 
    
    Das Urgesetz 
    der natürlichen Ernährung 
    
    Dem Elend gewidmet 
    
    Das Urgesetz 
    der natürlichen Ernährung 
    von 
    Walter Sommer 
    
    
    Zweite durchgesehene und ergänzte Auflage 
    
    
    WALTER SOMMER VERLAG 
    Ahrensburg in Holstein 
    
    
    Alle Verlags- und Übersetzungsrechte 
    Vorbehalten. 
    
    Copyright 1958 by Walter Sommer Verlag, Ahrensburg i. Holst. 
    Druck und Einband Friedr. Petersen, Husum 
    
    
    Inhaltsverzeichnis 
    
    
    Seite 
    
    Vorwort 11 
    
    Erster Teil: 
    
    Unsere Nahrung 
    
    Einleitung 15 
    
    I. 
    
    Was ist Nahrung 19 
    
    Das Lebens wunder im Pflanzen wuchs 20 
    
    Die Pflanze als Vorbedingung zur Ernährung von Mensch 
    
    und Tier 29 
    
    Der jahreszeitliche Rhythmus der natürlich gewachsenen 
    
    Nahrungsmittel 35 
    
    Das grüne Blatt als Nahrungsgrundlage 43 
    
    II. 
    
    Die Wandlung und Auswertung der Nahrung und ihr Einbau in 
    
    unserem Körper 47 
    
    Der dreifach verschlungene Lebenskeim 74 
    
    III. 
    
    Die Wirkstoffe in unserer Nahrung: Die Vitazyme 79 
    
    Das Vitazym „A“, Der Wachstumsstoff 82 
    
    Die Gruppe der „B“-Vitazyme 86 
    
    Der Wirkstoff Bl....- 87 
    
    Der Wirkstoff B2 90 
    
    Das Laktoflavin 91 
    
    Das Adermin oder der Epilepsie-Schutzstoff 92 
    
    Der Anämiefaktor 93 
    
    Der Wirkstoff C 99 
    
    Der Wirkstoff D .102 
    
    Das Wunder des Lebens 113 
    
    Der Wirkstoff E 120 
    
    Schlußbetrachtung 123 
    
    IV. 
    
    Die körpereigenen Wirkstoffe: Die Hormone . . .126 
    
    Die Keimdrüsen 129 
    
    Die Zirbeldrüse 130 
    
    Die Hypophyse 131 
    
    Die Schilddrüsen 131 
    
    Die Thymusdrüse 133 
    
    
    7 
    
    
    V, 
    
    
    Seite 
    
    
    Die Kalorien-Theorie 134 
    
    Die uns heute erkennbaren Wege der Lebenserhaltung und 
    Kraftentfaltung 138 
    
    
    Zweiter Teil: 
    
    Ernährungskrankheiten 
    
    Einleitung 161 
    
    I. 
    
    Krankheiten, die aus der Brot- und Getreidenahrung entstehen . 163 
    
    Folgen aus der chemischen Behandlung von Getreide und 
    Mehl 172 
    
    II. 
    
    Krankheiten durch Genuß von Fleisch und anderen vom Tier 
    
    stammenden Erzeugnissen 178 
    
    Die Milch und ihre Schadenswirkung 197 
    
    Ha. 
    
    Die schädliche Wirkung der Fleisch-, Wurst- und Fischwaren . . 204 
    
    Die Milch als Ware 208 
    
    Der Käse 212 
    
    Die Eier 214 
    
    Fischfleisch und Fischkonserven 215 
    
    Was ist Essig? 218 
    
    III. 
    
    Die öl- und Fettstoffe 
    
    Ihre schädliche Wirkung bei künstlicher Verarbeitung . . . 221 
    
    IV. 
    
    Die Entstehung der Mineralstoff-Mangelkrankheiten durch das 
    Kochen der Obst- und Gemüsenahrung 237 
    
    Obstkonserven 251 
    
    Marmelade 253 
    
    Fruchtsäfte 255 
    
    Gemüseanbau 258 
    
    Gemüsekonserven 263 
    
    V. 
    
    Süßmittel, Kochsalz, Gewürze und Genußgifte 268 
    
    Fabrikzucker 268 
    
    Kunsthonig 275 
    
    
    8 
    
    
    Seite 
    
    Süßstoff 275 
    
    Kochsalz 276 
    
    Pfeffergewürze 280 
    
    Kaffee, Tee, Kakao 281 
    
    Wein, Bier, Schnaps und Liköre 285 
    
    Tabak 288 
    
    Dritter Teil: 
    
    Das Urgesetz der natürlichen Ernährung 
    Ausführliche Speisezuhereitungen 
    Einleitung 295 
    
    I. 
    
    Das Urgesetz der Ernährung 304 
    
    Der Sündenfall 308 
    
    Der Fluch über die Menschen 316 
    
    Das Gesetz der „Flamme des kreisenden Schwertes“, der 
    
    „circulus vitiosus“, oder Teufelskreis 321 
    
    Das Urgesetz der Kulturvölker 335 
    
    II. 
    
    Unsere Nahrung aus dem Garten 336 
    
    Wildkräuter und Frühjahrsgemüse 336 
    
    Gartengemüse 340 
    
    Sommer- und Herbstgemüse 342 
    
    Wurzel- und Knollengemüse 345 
    
    Küchen- und Gewürzkräuter 349 
    
    Zwiebelgewächse ’ 353 
    
    Gemüsefrüchte 354 
    
    Hülsenfrüchte 354 
    
    Baumfrüchte und Beerenobst 355 
    
    Südfrüchte 358 
    
    Das Schalenobst: Die Nüsse 358 
    
    Ölfrüchte und Ölsaaten 361 
    
    Getreide 364 
    
    Tabellen 365 
    
    III. 
    
    Speisenzuhereitung 371 
    
    Einfache Gerichte 373 
    
    Einfache Gemüsegerichte 376 
    
    Gemischte Gerichte für Frühjahr und Sommer . . . . . 377 
    
    Gemüsegerichte für Sommer und Herbst 380 
    
    Gemüsegerichte für den Winter 385 
    
    Hülsenfruchtgerichte 386 
    
    
    9 
    
    
    Seite 
    
    Früchte und Fruchtgerichte 387 
    
    Leinsaatmehlzubereitungen 389 
    
    Winterfruchtgerichte 390 
    
    Getreidezubereitungen 390 
    
    Fruchtbrot und Kuchen 394 
    
    Torten 395 
    
    Gesundes Naschwerk für große und kleine Kinder .... 397 
    
    Tunken für Gemüse- und Obstgerichte 398 
    
    Nußbutter und Nußbelag 400 
    
    Vorspeisen 402 
    
    Nachtischspeisen 404 
    
    Getränke 404 
    
    Wochenspeiseplan für Frühjahr und Frühsommer .... 406 
    
    Wochenspeiseplan für Sommer und Herbst 408 
    
    Wochenspeiseplan für die Wintermonate 410 
    
    Der Nahrungswert der Nüsse 413 
    
    IVa. 
    
    Ernährung bei krankhaften Zuständen 416 
    
    Lungenleiden 416 
    
    Anämie 418 
    
    Epilepsie 419 
    
    Fettsucht und Zuckerkrankheit 420 
    
    Nierenleiden 421 
    
    Krebsleiden 422 
    
    Magenentzündung, 
    
    Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm 424 
    
    Zahnzerstörer . . 426 
    
    Schlußbetrachtung 427 
    
    IVb. 
    
    Natürliche Heilmaßnahmen 428 
    
    Fasten 428 
    
    Wasserheilkunde 431 
    
    Massage 432 
    
    Chiropraktik und Osteopathie 433 
    
    Licht und Luft 434 
    
    Gesunder Schlaf 436 
    
    V. 
    
    Der natürliche Anbau unserer Nahrung 440 
    
    Literatur-Nachweis 454 
    
    Stichwortverzeichnis 455 
    
    
    10 
    
    
    Vorwort 
    
    
    Aus der Not der Zeit geboren, in der die verängstigte Menschheit 
    nicht ein und aus weiß vor den Gefahren, die drohende Kriege her- 
    aufbeschwören, übergebe ich im folgenden dieses Buch der Öffent- 
    lichkeit. Es greift mit unbarmherziger Offenheit die Grundlagen 
    der landesüblichen, Jahrtausende alten Ernährungsgrundlagen der 
    Menschheit an. Es weist mit absoluter Wahrhaftigkeit und unbeug- 
    samer Gewissenhaftigkeit nach, daß alles, was die Menschen bisher 
    als Nahrungs- oder Lebensmittel kochten, backten und brieten und 
    zu dem Zweck erzeugten, unrichtig ist und gegen die Naturgesetze 
    der natürlichen Erhaltung des Lebens verstößt. Es zeigt die Folgen 
    der Ernährungssünden auf, die wir als Krankheiten und Gebrechen 
    bisher wie ein unabwendbares Schicksal auf uns nahmen, ohne uns 
    über die wirklichen und leicht zu vermeidenden Ursachen klar zu 
    werden. 
    
    Das Buch zeigt, was urgesetzlich als Nahrung für den Menschen 
    bestimmt war und wie die Nahrung, in einfachster Weise vorbereitet, 
    so gegessen werden muß, wie sie gewachsen ist. Nur dann wird die 
    verloren gegangene Gesundheit wieder hergestellt und Rückfälle in 
    Krankheiten und Gebrechen werden vermieden. Mit der Änderung 
    der Ernährungsgrundlagen der Menschheit Hand in Hand wird eine 
    Änderung der Nahrungserzeugung einhergehen müssen. Durch diese 
    wird das ganze gewohnte Wirtschafts- und Erwerbsleben mit allen 
    sozialen Ungereimtheiten und politischen Wahnvorstellungen von 
    Kriegen und Kriegsgeschrei aus den Angeln gehoben und der Friede 
    der Menschen in Harmonie mit Gott und der Welt wiederhergestellt. 
    
    Das Buch wird im ersten Augenblick des Lesens vielleicht Wider- 
    spruch erregen und sein Inhalt von allen angegriffen und verhöhnt 
    werden, die sich dadurch in ihrer Ehre oder in ihrem Erwerbsleben 
    getroffen fühlen. Wer aber ruhig und sachlich gewillt ist, die Wahr- 
    heit in sich aufzunehmen und in sein eigenes Leben umzusetzen, der 
    wird bald erkennen und an seinem eigenen Leibe erfahren, warum 
    uns nur die Wahrheit frei machen kann von den Fesseln körperlicher 
    und geistiger Verelendung und von der Versklavung unseres Geistes- 
    und Seelenlebens durch Laster und Süchte. 
    
    Die Vorläufer dieses Buches waren unter anderen die Arbeiten 
    und Schriften der Lebens- und Ernährungsreformer Adolf Just, 
    Arnold Ehret, Louis Kühne, Dr. Georg Drews, Ferd. Jezek und die 
    
    
    11 
    
    
    vielen Vorkämpfer einer natürlichen Heil- und Lebensweise. Das 
    Buch von Georg Drews, Chicago, „Unfired Food und Trophotherapy“ 
    gab den letzten Anstoß und die praktische Grundlage, nach der die 
    Speisenzubereitungen ausgearbeitet wurden. Noch wichtiger aber 
    waren die von mir zwischen den Kriegen herausgegebenen Bücher 
    „Die natürliche Ernährung“, „Die Jungmühle, das Bad der Blut- 
    wäsche“ und die Monatshefte „Lichtheilgrüße“. Diese halfen die sich 
    ständig mehrenden Erkenntnisse zu klären. Sie wurden in dem vor- 
    liegenden Buche zusammengefaßt. 
    
    Die Drucklegung des Buches ist mir zusammen mit meiner Frau 
    nur unter schweren persönlichen Opfern und vielen Mühen möglich 
    gewesen. Es bedurfte mehr als 40jährigen Studiums und emsiger 
    Forschungsarbeit mit vielen Versuchen am eigenen Körper und eben- 
    so langer Ernährung von rein pflanzlicher Nahrung nach den Grund- 
    gedanken der natürlichen Ernährungsgesetze, um die Herausgabe 
    dieses Buches zu ermöglichen. Diese wäre trotzdem unterblieben, 
    wenn mir nicht in den schweren Übergangs- und Krisenzeiten nach 
    dem Kriege ein ständig wachsender Freundeskreis den Wiederaufbau 
    meines Versandgeschäftes ermöglicht hätte. So wurde denn trotz aller 
    Widerstände die endgültige Niederschrift, Drucklegung und Heraus- 
    gabe des Werkes erarbeitet. 
    
    Möge es den Menschen, die guten Willens sind, 
    
    zum Segen gereichen. 
    
    Ahrensburg in Holstein, 
    
    Weihnachten 1952. 
    
    Walter Sommer 
    
    
    Vorwort zur zweiten Auflage 
    
    Nachdem die erste Auflage dieses Buches restlos geräumt wurde, 
    übergebe ich hiermit der leidenden und aus vielen Wunden blutenden 
    Menschheit die zweite Auflage. Sie wurde vor der Drucklegung 
    gründlich durchgesehen und, wo notwendig, erweitert und ergänzt. 
    
    Möge das Buch wie die erste Ausgabe vielen Tausenden zum Segen 
    gereichen und die frohe Botschaft vom natürlichen Leben und den 
    darin uns zufließenden Segensströmen in die Welt hinaustragen. 
    Möge es helfen, dem Unfrieden zu wehren und der Menschheit die 
    Augen über ihre Torheiten zu öffnen, auf daß sie sehend werde. 
    
    Ahrensburg, Holst. 
    
    Ostern 1958. 
    
    Walter Sommer 
    
    
    12 
    
    
    Erster Teil 
    
    Unsere Nahrung 
    
    
    13 
    
    
    
    Einleitung 
    
    Dieses Buch will dem kranken suchenden Menschen helfen, den 
    Weg zur ersehnten vollkommenen Gesundheit zu finden. Dieser ist 
    ihm in der naturgegebenen einfachen Ernährung von dem, was in 
    jedem Garten wächst und angebaut werden kann, von Anbeginn an 
    mit auf den Lebensweg gegeben, aber zum Unglück für den Menschen 
    nicht eingehalten worden. Der Ackerbau treibende Kulturmensch 
    unserer gepriesenen Zivilisation lebt vom Ertrag des Ackerbaues, 
    d. h. von Fleisch, Milch und Brot neben gekochten Feldgemüsen. Die 
    Menschheit in ihrem augenblicklichen Kulturzustand lebt und ernährt 
    sich nach dem Grundsatz: 
    
    Wald — Axt — Kuh — Acker — Wüste 
    
    Zur Erläuterung dieser fünf Worte diene folgendes: Um Fleisch und 
    vom Tier stammende Genußmittel essen und Milch trinken zu können, 
    griff der Mensch einst zur Axt und schlug die schützende Walddecke 
    der Erde mitsamt seinen eigenen Gartenanlagen nieder, um Rinder, 
    Schafe, Pferde und im Orient Kamele usw. ernähren zu können. Ge- 
    nügte die dadurch gewonnene Viehweide nicht, um die wachsende 
    Bevölkerung mit Fleisch, Milch und Brot sättigen zu können, dann 
    griff der Mensch zum Pflug, riß den Boden auf und betrieb fortan 
    Ackerbau zur Erzeugung von Viehfutter. Dabei entdeckte er vor Zei- 
    ten durch den Anbau von Feldfrüchten, Futterrüben und Gräsern 
    zur Heugewinnung für den Winter, die Möglichkeit der Ernährung 
    aus den Körnern hochgezüchteter Gräser auf dem Umweg über das 
    weichmachende Feuer. Sie schufen sich das gebackene Brot. Fleisch, 
    Milch und Brot wurden die Hauptnahrung der Menschen. Diese Art 
    der Sättigung durch Brot, Milch und Fleisch von Tierleichen aber ist 
    nicht naturgegeben. Die Organe des menschlichen Körpers sind von 
    Natur aus auf die Verarbeitung und Umwandlung von Gartenge- 
    müsen, Obst und Nüssen im Naturzustand eingerichtet und erschaffen. 
    Durch das Verspeisen von Brot, Milch und Fleisch samt dem gekochten 
    Grobgemüse müssen die Organe entarten. Dieser Zustand zeigt sich 
    dann in den verschiedensten Krankheitserscheinungen. 
    
    Der Boden, die Erde aber wird durch die fortschreitende Entwal- 
    dung, dort wo der Fleisch, Milch und Brot verzehrende Mensch den 
    Acker dauernd aufriß und neubestellte, das Grundwasser, das Blut 
    der Erde, verlieren. Die von Wald und Baumwuchs ungeschützte Erde 
    
    
    15 
    
    
    muß unter den Strahlen der Sonne verdorren und im Laufe der Zeit 
    zur Wüste werden. Die fruchtbare Ackererde wird in trockenen Jah- 
    ren entweder davonfliegen oder wegen Wassermangel versteppen und 
    zuletzt verdorren. Das ist bisher das Schicksal aller Kulturlandschaf- 
    ten gewesen, deren Bewohner sich von Ackerbau und Viehzucht zu 
    nähren suchten. Auch die Sahara ist durch Abholzung des einst dort 
    wachsenden wasserreichen Urwaldes durch menschliche Unvernunft 
    zur Wüste geworden. 
    
    In diesem Buche aber wird dem Menschen die natürliche ihm von 
    Anbeginn zugewiesene Ernährung gezeigt. Diese ist nach den Ergeb- 
    nissen der besten biologischen Forschungen mit allen wissenschaft- 
    lichen Hilfsmitteln und nach langjährigen praktischen Erfahrungen 
    die einzig richtige, die für den Menschen in Frage kommen kann. 
    Der Inhalt dieses Buches will dem Leser nicht nur die zum Ver- 
    ständnis notwendigen wissenschaftlichen Erkenntnisse vermitteln, 
    sondern ihm ganz besonders eindringlich die praktischen Erfahrungen 
    bringen. Nach diesen kann er sich richten, um seinen Körper in 
    einen Zustand vollkommener Gesundheit zu bringen. Die im folgen- 
    den gezeigte Art der Ernährung beruht auf den natürlichen Gesetzen 
    der Lebenserhaltung. Sie wird den Menschen, der sie einhalten will, 
    zu ungeahntem Fortschritt auf allen Gebieten seiner körperlichen, 
    geistigen und seelischen Fähigkeiten führen. Das aber ist die Vor- 
    bedingung zur Entwicklung der in den Menschen hineingeborenen 
    Seelenkräfte in dem gesunden Streben seines Geistes nach Voll- 
    kommenheit. 
    
    Die dadurch ermöglichte Gleichrichtung seiner Willensbestrebungen 
    mit denen der Natur wird dem Menschen den Frieden seiner Seele wie- 
    derfinden lassen. Dadurch wird er seine Arbeit und seine Unterneh- 
    mungen im Sinne der natürlichen Gegebenheiten zu gutem, friedlichem 
    Ende führen. Jeder folgerichtig Denkende wird durch das Lesen 
    dieses Buches erkennen lernen, daß alles nur erreicht werden kann 
    durch einfache Ernährung von natürlich gewachsener pflanzlicher 
    Nahrung in frischem, lebensvollem Zustand. Diese Nahrung ist nicht 
    nur wirtschaftlich bekömmlich und einladend, sondern zugleich wohl- 
    schmeckend, sättigend und erfrischend. Sie enthält alle Grundstoffe 
    für den Aufbau und den Betrieb eines gesunden Körpers. 
    
    Es muß hier gleich darauf aufmerksam gemacht werden, daß ge- 
    kochte Nahrung irgendeiner Art niemals natürlich sein kann, da ihre 
    Bestandteile durch die zerstörende Kraft der Hitzeeinwirkung bei der 
    Zubereitung aus ihrer lebenskräftigen, organischen Bindung heraus- 
    gerissen werden und dadurch für die Erhaltung der Lebenskraft des 
    Körpers verloren gehen. Durch das Kochen wird die Lebenskraft der 
    Pflanze vernichtet, die im Pflanzenwuchs gebundene Sonnenkraft und 
    deren Lichteinwirkung aufgelöst. Die Hitzeeinwirkung löst die auf- 
    bauenden mineralischen Grundstoffe der Erde aus ihrer organisch 
    gewachsenen Bindung und bewirkt die Bildung fester, während der 
    
    
    16 
    
    
    Verdauungstätigkeit nicht mehr zu lösender Verbindungen, die dann 
    entweder als Ballast oder als Reizgifte im Körper wirken. Schon 
    Temperaturerhöhungen, die über 43 Grad liegen, bringen die lebens- 
    spendenden Proteine (Eiweißgebilde) zum Gerinnen und töten da- 
    durch deren Lebenskraft. Die Stärkekörperchen im Getreide und in 
    den Wurzeln oder Wurzelknollen werden durch das Koch- oder Back- 
    verfahren gesprengt und dadurch in Kleister verwandelt. Der ent- 
    stehende wasserlösliche Kleister verdirbt, als Brot oder Getreide- 
    speise gegessen, die Verdauungsvorgänge und stört die Wandlung der 
    Säfte in den feinsten Haargefäßen der Blutbahnen. Er verhindert das 
    schnelle und störungsfreie Arbeiten der Wandlungs Vorgänge in den 
    feinsten Muskelgewebezellen und ruft dadurch viele krankhafte 
    Stoffwechselstörungen mit üblen Begleiterscheinungen wie z. B. die 
    Zuckerharnruhr, hervor. Es ist besser, Brot und gekochte Getreide- 
    speisen ganz zu meiden, als sich dauernd der Gefahr des Ausbruchs 
    der verschiedensten Krankheitserscheinungen auszusetzen oder seinen 
    Körper im späteren Lebensalter verfallen zu sehen. Die organische 
    Zusammensetzung des natürlichen Frucht-, Trauben- und Wurzel- 
    zuckers in den natürlich gewachsenen Nahrungsmitteln wird in der 
    Hitze des Kochens vernichtet. Der Zucker wird dadurch fest und 
    nicht mehr so leicht wandlungsfähig wie in seinem natürlichen, 
    organisch gewachsenen Aufbau. Er wird deshalb für den Lebens- 
    betrieb so gut wie unbrauchbar. Durch den in der Siedehitze erzeug- 
    ten chemisch reinen Fabrikzucker entstehen Magen- und Darm- 
    katarrhe verschiedenster Art deshalb, weil der Kunstzucker ein 
    chemisch reines Erzeugnis ist. Ihm fehlt jeder natürliche Mineral- 
    stoffgehalt vollständig. Er wirkt deshalb wie eine fressende Säure. 
    In der Bratpfanne geschmolzene öle und Fette sind, wie später 
    bewiesen wird, so gut wie unverdaulich und bewirken daher in den 
    Lebensvorgängen des Körpers schwere Störungen. Mit anderen Wor- 
    ten: In der Koch- und Siedehitze veränderte Nahrung wird in den 
    Verdauungs Vorgängen nicht richtig und natürlich verarbeitet, sondern 
    beginnt dort zu faulen und in Gärung überzugehen. Außerdem 
    nimmt der weichgekochte Brei den Zähnen die Arbeit und gibt des- 
    halb auch keine Anregung für den Speichelfluß und die Absonderung 
    der Magensäfte. Er nimmt den Organen der Verdauung und Um- 
    wandlung die notwendige Betätigungsmöglichkeit, verwirrt, überreizt 
    und verdirbt den Säftefluß der Verdauungs Vorgänge und legt damit 
    die Grundlage zu allen Krankheitserscheinungen. 
    
    Die natürliche Art der Ernährung, die in diesem Buche begründet 
    wird, regt im Gegensatz dazu alle natürlichen Vorgänge im Körper 
    an. Allein durch natürlich gewachsene, rein pflanzliche Nahrung in 
    ungekochtem Zustand kann die Grundlage zur Erhaltung eines ge- 
    sunden Körpers, eines schaffensfrohen Geistes und einer sinnigen 
    Seele gelegt werden. Mit Hilfe der entgiftenden und aufbauenden 
    Grundstoffe in der natürlich gewachsenen, durch Feuershitze nicht 
    
    
    2 Sommer, Ernährung 
    
    
    17 
    
    
    veränderten Nahrung kann der Mensch seinen Körper rein erhalten, 
    alle seine körperlichen und geistigen Krankheiten heilen und alle 
    unmoralischen, lasterhaften Neigungen auslöschen. 
    
    Esistdieunnatürliche Ernährungmit demKoch- 
    topf, dem Backofen und der Bratpfanne, welche 
    die Erhaltung der natürlichen L e b e n s v o r g ä n g e 
    im Körper, den Stoffwechsel, stört, die natürlichen 
    Wachstums Vorgänge erschwert und verdirbt, die Ergänzung und Er- 
    neuerung des Zellgewebes des Körpers verzögert, Blutarmut, Bleich- 
    sucht und organische Schwäche zeugt, unordentlichen Lebenswandel 
    begünstigt, den Grund zu abnormalem Verlangen nach auf peitschen- 
    den Genußgiften und zum Rauschtrank legt und direkt oder auf Um- 
    wegen fast alle die körperlichen, geistigen und moralischen Krank- 
    heiten und Schmerzen hervorruft, welche das Erbteil einer unwissen- 
    den, schlecht beratenen, getäuschten, verführten und verdorbenen 
    Menschheit sind. 
    
    Jeder Versuch, die natürlich gewachsenen, rein pflanzlichen Nah- 
    rungsmittel zu verbessern oder gar zu ersetzen, wird und muß, wie 
    die Erfahrung lehrt, in körperlichen Krankheiten, geistiger Unlust 
    und seelischen Störungen enden. 
    
    Jeder unnatürliche Gedanke und jede unnatürliche, den Naturge- 
    setzen widerstrebende Handlungsweise in der Lebensbetätigung der 
    Menschheit trägt in sich selbst die Ursache ihrer eigenen Zerstörung. 
    Daher erzeugt jede Vergewaltigung unserer Nahrung in der Zuberei- 
    tung und jede Missetat gegen die Lebens Vorgänge im Körper des 
    Menschen eine natürliche Gegenwirkung, eine Reaktion oder Krise, 
    um die zu erretten und zu erlösen, welche durch die entstehenden 
    Schmerzen die natürlichen Lebensgesetze beachten lernen. Wer aber 
    diese zur Gesundung führende Krise, Krankheit genannt, mit Hilfe 
    von Arzneien oder Operationen zu unterbinden sucht, der wird die 
    Krise mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen in den ver- 
    schiedenartigsten Krankheiten wohl zeitweilig unterdrücken können. 
    Sie wird dann später als chronische Krankheit, oft in einer anderen 
    Form, wieder in Erscheinung treten, um dann nach schmerzhaftem 
    Krankenlager in einer Katastrophe zu enden. 
    
    Lebensfrische, natürlich gewachsene Nahrung, 
    frisches Wasser, frische Luft und Sonnenlicht, 
    körperliche Betätigung und ruhiger Schlaf nach 
    Eintritt der Dunkelheit sind die einzig zulässigen 
    Heilmittel. Die natürliche Art der Ernährung wird dem Men- 
    schen gleichzeitig den mächtigsten Ansporn zu seiner weiteren Ent- 
    wicklung geben und die Gesetze der Lebenserhaltung in der Natur 
    erst voll zur Auswirkung bringen. 
    
    Am Wasser, an der Luft, am Sonnenlicht ist nicht viel zu ändern. 
    Körperliche Betätigung in frischer Luft und ruhiger Schlaf sind 
    selbstverständliche Voraussetzungen zur Gesundheit. Das sind Natur- 
    
    
    18 
    
    
    gegebenheiten, die unserem Willen nur bedingt unterstehen. Was wir 
    beachten müssen ist unsere Ernährung. Diese können wir unserer 
    Erkenntnis entsprechend ändern und nach den Naturgesetzen zur Er- 
    haltung des Lebens ausrichten. Die landesübliche Ernährung von im 
    Feuer zubereiteten Fleisch-, Fisch- und Milchspeisen, von Brot und 
    gekochten und gebackenen Getreidezubereitungen wie Kuchen, 
    Breien und Grützen und von gekochten Grobgemüsen macht uns 
    krank, wie gezeigt wurde. Es ist darum die natürliche lebensfrisch 
    gewonnene und ohne Erhitzung zubereitete pflanzliche Nahrung das 
    Wichtigste, was zur Genesung der Menschen erforderlich ist. Damit 
    drängt sich uns die Frage auf: 
    
    Was ist für den Menschen seine natürlich gewachsene Nahrung? 
    
    Um die Antwort auf diese Frage folgerichtig entwickeln zu können, 
    müssen wir uns erst klar werden, was die Nahrung für das Lebewesen 
    bedeutet. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieses lebendige Wesen eine 
    Pflanze, ein Tier oder ein Mensch ist. Wir müssen uns deshalb zuerst 
    die Frage vorlegen: Was ist Nahrung? 
    
    Frisches Wasser, frische Luft, Sonnenlicht, Körperübung, Wechsel 
    zwischen Wachen, Arbeiten und Schlafen sind bekannte Lebensbe- 
    dürfnisse bzw. Lebensäußerungen des Menschen und der Tierwelt. 
    Diese können praktisch nicht verändert werden und bedürfen daher 
    keiner weiteren Erläuterung. Über die Nahrung aber beginnt sich in 
    den letzten Jahren eine für unsere Gesundheit günstige Wandlung 
    der Ansichten in der Vorstellungswelt der Menschen anzubahnen. Es 
    ist deshalb wichtig, diese Frage aufzuwerfen und aus unseren bis- 
    herigen Erkenntnissen das für den Menschen Notwendige und Natür- 
    liche herauszuschälen. 
    
    
    i. 
    
    Was ist Nahrung? 
    
    Die einfachste Antwort auf diese Frage wäre wohl: Das, was wir 
    essen, ist unsere Nahrung. Aber der einfache Augenschein lehrt uns, 
    daß das nicht stimmt. Wir wissen z. B., daß ein Stück Vieh, richtig 
    und gesund ernährt, sich prächtig entwickelt, ein glattes Fell zeigt 
    und gesunde, kräftige Nachkommen zeugen kann. Wir können dem- 
    selben Tiere etwas als Nahrung verabreichen, durch das es wohl dick 
    und fett wird, bei der aber gleichzeitig das Fell krankhaft entartet, 
    weil durch sie die Drüsentätigkeit der inneren Organe und die Blut- 
    bildung gestört wird. Daraus entstehen dann z. B. Knochenmißbil- 
    dungen, die bei Mastschweinen oft so weit getrieben werden, daß die 
    Beine den Körper nicht mehr tragen können. In dem einen Fall 
    sehen wir, das, was wir dem Tier als Futter gaben, verhalf 
    seinem Körper, seinen Organen, seinem Fleisch, seinen Knochen und 
    
    
    19 
    
    
    seinen Blutgefäßen usw. zur richtigen, gesunden Entwicklung. Im 
    zweiten Beispiel wurde das Tier durch das, was ihm gereicht wurde, 
    krank. Wirklich gesunde Nahrung für das Tier ist daher immer nur 
    das, was den inneren Aufbau der Organe, der Haut, der Knochen, 
    der Muskeln und der Gewebe richtig weiterentwickelt, kräftigt und 
    in bester Gesundheit erhält. Für den Menschen die Frage „Was ist 
    Nahrung?“ zu beantworten und die Grundgesetze aufzustellen über 
    das, was für ihn die richtigen und natürlichen Nahrungsmittel sind, 
    das ist die Aufgabe dieses Buches. 
    
    Die Beantwortung ist keineswegs so einfach, wie es im ersten 
    Augenblick aussieht; denn wenn das, was die Menschen heute essen, 
    für ihre Organe, ihr Blut und ihre Knochen, für die Entwicklung 
    ihrer inneren Säfte usw. das Richtige wäre, dann müßten sich alle 
    Menschen in prächtiger Gesundheit entwickeln. Sie müßten alle, ohne 
    Ausnahme, ein hohes und zufriedenes Alter erreichen und bis zum 
    Schluß schaffensfreudig, kräftig und leistungsfähig sein. Sie würden 
    dann nicht, wie es heute an der Tagesordnung ist, vorzeitig und mit 
    Schmerzen sterben, sondern einem normalen, zufriedenen Alterstod 
    erliegen. Sie würden dann nicht einem Versagen der inneren Organe 
    zum Opfer fallen oder an Krankheiten körperlicher, geistiger oder 
    seelischer Art leiden, durch die sie massenweise in Krankenhäusern, 
    Irrenanstalten und Gefängnissen verderben. 
    
    Was ist denn die natürliche Nahrung des Men- 
    schen? 
    
    Ehe wir diese Frage beantworten können, müssen wir uns ein 
    wenig in der Natur umsehen, um zu erfassen, aus was eigentlich das 
    Leben besteht, das wir durch unsere Nahrung aufrecht erhalten 
    wollen. 
    
    
    Das Lebenswunder im Pflanzenwuchs 
    
    Wir sehen in der Natur, wie sich die Fläche der Erde in jedem 
    Frühjahr neu mit einem grünen Teppich überzieht, wie die Bäume, 
    Sträucher und Kräuter immer wieder neue Blätter, Blüten und 
    Früchte entwickeln, die lieblich anzusehen und gut zur Speise sind. 
    Alle diese Lebenserscheinungen der Erde wachsen offensichtlich auf 
    dem Boden, wo sie stehen. Sie müssen daher ihre Nahrung dem 
    Boden entnehmen. Dieser besteht aus zerfallenen und verwitterten 
    Felsen, Erden, Lehmen, Sanden und Steinen. Wie ist es möglich, daß 
    der üppige Pflanzen wuchs in der unberührten Natur sich aus den 
    Bestandteilen dieser obersten Erdschichten entwickeln kann? 
    
    Die Pflanze entwickelt sich ja nicht aus Erde allein, sondern sie 
    lebt hauptsächlich durch ihren Blattwuchs, durch das grüne Blatt von 
    den Bestandteilen der Luft. Das ist wohl zu beachten. Den Kohlen- 
    stoff nämlich, der im Holz und Astwerk offensichtlich zu Tage tritt, 
    wenn wir den Baum oder Strauch verbrennen und den Verbren- 
    nungsprozeß nicht restlos durchführen, diesen Kohlenstoff kann die 
    
    
    20 
    
    
    Pflanze nicht der Erde entnehmen. Im Lehm, im Sand, in den Ge- 
    steinen auf der Erde ist durchweg kein Kohlenstoff enthalten, außer 
    er sei in die obere Kulturschicht des Bodens in die Humuserde durch 
    abgefallenes Laub, verwesendes Holz und absterbende Pflanzen- 
    wurzeln hineingekommen. Die Pflanze bezieht ihren Gehalt an Koh- 
    lenstoff, der offensichtlich der wichtigste Bestandteil ihres Daseins 
    ist, aus der Luft. Die Luft ist daher für die Pflanze das wichtigste 
    Nahrungsmittel, das es für sie gibt. Deshalb entwickelt jeder Pflan- 
    zenwuchs in jedem Jahr von neuem eine immer mächtiger werdende 
    Krone mit üppig wucherndem Bestand an Blättern und grünen Pflan- 
    zenteilen. Die Pflanze gewinnt den Kohlenstoff aus der in verhält- 
    nismäßig kleinen Mengen in der Luft vorhandenen Kohlensäure. Die 
    Kohlensäure wird vom grünen Blatt aufgenommen und unter dem 
    Einfluß des Sonnenlichtes in ziemlich genau bekannten Vorgängen 
    gespalten und verwandelt. Es scheidet dabei einen Teil des an die 
    Kohlensäure gebundenen Sauerstoffes, der ja an sich ein Bestandteil 
    der Luft ist, aus und verwandelt die Kohlensäure auf dem Umweg 
    über die Gerbsäure oder der Gerbsäure ähnlichen Pflanzensäuren 
    durch Verbindung des Kohlenstoffes mit Wasserstoff und Sauerstoff 
    in Zucker oder Kohlehydrate. Die Zuckerstoffe sind das Endprodukt 
    der Lebensäußerungen des grünenden Pflanzenwuchses. Sie bedürfen 
    aber zu ihrer Entwicklung nicht nur der Kohlensäure der Luft unter 
    der Einwirkung des Sonnenlichtes, sondern auch noch einer entspre- 
    chenden Menge Wassers. Dieses Wasser muß sich die Pflanze zur 
    Hauptsache durch ihre Wurzeln aus dem Boden holen. Damit haben 
    wir die drei wichtigsten Bedingungen und Voraussetzungen erfaßt, 
    die zur ordnungsmäßigen Ernährung der Pflanze unumgänglich not- 
    wendig sind. Es sind das Sonnenlicht, das Wasser und die Kohlen- 
    säure der Luft. Die Kraft- und Lichtwirkung des Sonnenlichtes auf 
    die Pflanzen ist als wesentlicher Bestandteil der Nahrung aufzufas- 
    sen, da ja ohne diese Lichtwirkung eine Verwandlung der Kohlen- 
    säure und des Wassers in Zuckerstoffe nicht möglich ist. Die Farb- 
    wirkungen in der Strahlkraft des Sonnenlichtes sind rot, blau und 
    gelb. Durch Brechung der Lichtstrahlen z. B. in den Wasser tropf chen 
    der Regenwolken entsteht aus ihnen das Farbenspiel des Regen- 
    bogens. Gelb und blau zusammen aber erscheinen dem Auge als grün. 
    
    Die Ausnutzung der Kräfte im Sonnenlicht bei der Umwandlung 
    der Kohlensäure und des Wassers zu Zuckerstoffen erfolgt durch das 
    Chlorophyll in den Blattgrünkörperchen, die der Pflanze ihr grünes 
    Farbenkleid geben. Diese Blattgrünkörperchen wirken dabei als 
    intensive Farbfilter; denn die Pflanze benötigt zur Umwandlung der 
    Kohlensäure und Entwicklung der Zuckerstoffe hauptsächlich die 
    Kräfte der roten Strahlen im Lichte der Sonne. Deshalb müssen die 
    blauen und gelben Lichtwirkungen kräftig ausgeschaltet werden. 
    Diese werden durch den Farbstoff in den Blattgrünkörperchen abge- 
    schirmt und zurückgestrahlt. Sie werden dem Auge sichtbar als die 
    
    
    21 
    
    
    grüne Farbe der Blätter. Die Rotlichtstrahlkraft im Licht der Sonne 
    aber wird intensiv und vollständig vom Blatt aufgesogen, um bei der 
    Verwandlung der Kohlensäure in Zuckerstoff Verwendung zu finden. 
    Sie wird so vollkommen ausgewertet, daß sie dem Auge völlig ent- 
    zogen ist. 
    
    Die Blattgrünkörperchen sind nun ganz anders geartete Gebilde 
    als die zuckerhaltigen, wasserführenden Faserstoffe, aus denen sich 
    das Gerippe der Blätter, die Fläche derselben und überhaupt das 
    ganze Gebilde der Pflanze mit seinen Blättern, Stengeln, Blattrippen, 
    Zweigen, Ästen und Stämmen zusammensetzt. Die Blattgrünkörper- 
    chen bauen sich wohl zum größten Teil auf aus Zuckerstoffen, aber 
    es ist außer Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasser noch der andere Be- 
    standteil der Luft, den wir Stickstoff nennen, darin enthalten. Wäh- 
    rend nun der Sauerstoff die Lebensäußerungen anregt und fördert, 
    dient der Stickstoff gewissermaßen als Verdünnungsmittel der Luft, 
    um die Wirkung des Sauerstoffs nicht zu arg werden zu lassen. In 
    dem Gebilde der Blattgrünkörperchen aber ist dieser Stickstoff mit 
    in die Zuckerstoffe eingebaut und bildet damit ein sogenanntes Pro- 
    toplasmakörperchen, ein Protein- oder Eiweißkörperchen, dessen 
    Grundbestandteile etwa denen unserer roten Blutkörperchen ent- 
    sprechen, aus deren Wirksamkeit sich die Muskeln unseres Körpers 
    aufbauen und erneuern. 
    
    Das Blattgrünkörperchen enthält außer diesen in der Luft und im 
    Wasser enthaltenen Bestandteilen noch Mineralstof fe, das heißt Stoffe, 
    die dem Boden entnommen sind, vor allen Dingen Magnesium. Die 
    innige Verbindung des Magnesiums mit dem pflanzlichen Material 
    erzeugt die grüne Farbe des Blattgrünkörperchens. Wenn im Blatt- 
    grünkörperchen Magnesium enthalten ist und dieses dem Boden ent- 
    nommen wurde, so muß der Boden diese Stoffe hergegeben haben. 
    Magnesium oder Bittererde findet sich im Boden gewöhnlich als 
    Magnesium-Silikat. Es ist eine häufige Beimengung zum Kalkgestein 
    und zum Mergel. Da Kalkverbindungen eigentlich ein Bestandteil 
    fast aller Gesteinsarten und Erden sind und sich das Magnesium als 
    Beimischung findet, so hat ja die Pflanze durch ihre Wurzeln die 
    Möglichkeit, diese und alle anderen Mineralstoffe aus dem Boden 
    heraus zu holen. Die Frage ist nun: Wie macht sie das? 
    
    Alle Mineralstoffe, Silikate, Kalkgesteine, Erden, Aluminiumver- 
    bindungen oder Aluminiumsilikate, wie die Löß- und Tonarten oder 
    unter welchem Namen wir die verschiedenen Mineralien und Gesteine 
    oder Erden kennen, sind an sich wasserunlöslich. Sie türmen sich 
    unter Umständen zu hohen Felsgebirgen auf, die im Sonnenglasfluß 
    während der einstigen Sonnennatur unserer Erde verglasten, d. h. im 
    Glasfluß zerschmolzen und in diesem Zustand erkalteten und kristal- 
    lisierten. Kristallisiert bilden sie jetzt die Felsen und Gesteine. Glas 
    und Glasflüsse sind gegen Auflösung im Wasser sehr widerstands- 
    fähig. Sie behalten ihren Charakter und werden nur langsam an der 
    
    
    22 
    
    
    Oberfläche durch die Einwirkung von Frost und Hitze, Wasser, Luft 
    und Sonnenschein verwittern, d. h., die festgefügte, felsige Masse 
    wird zerbröckelt und staubfein gelöst. Dieser feine Staub wird dann 
    von den Felsen durch Regen, Schnee und Niederschläge in die Täler 
    heruntergespült. Hier bildet er dann die Oberflächenschichten, die als 
    ganz besonders fruchtbar, d. h. das Wachstum der Pflanzen anregend, 
    bekannt sind. Aber auch der durch Verwitterung feingelöste Staub 
    der Felsen und Gesteine, die im Schlamm gelösten Bestandteile der 
    Aluminiumsilikate, der Tone und Lehme, der Feldspate und Gneise, 
    der Granite, der Basalte und all der übrigen Gesteine und Erdmine- 
    ralien lassen sich trotzdem nicht ohne weiteres so fein lösen, daß sie 
    von den Wurzeln aufgenommen werden könnten, dazu bedarf es noch 
    weiterer Vorarbeiten. 
    
    Die Pflanze kann sich oft dadurch helfen, daß sie aus dem Mineral- 
    stoffreichtum des Bodens die Leicht- und Erdenmetalle, die darin 
    enthalten sind, durch organische Säuren zu lösen sucht, die sie selbst 
    ausstrahlt. Wir sehen, daß sich auf einer polierten Marmorfläche z. B. 
    das feine Fasernetz einer Pflanzenwurzel abzeichnet, wenn wir diese 
    auf die polierte Fläche legen, mit Sand bedecken und diesen dauernd 
    feucht halten. Durch die Einwirkung des Wassers wird die polierte 
    Fläche keine Veränderung erleiden, aber durch die in der Pflanze 
    bzw. im grünen Blatt der Pflanze sich entwickelnden Wurzelsäuren, 
    die im Blatt als Vorstufe bei der Bildung der Zuckerstoffe wirkten, 
    ist es der Faserwurzel der Pflanze möglich, den Felsen, in unserem 
    Fall den polierten Marmor oder Kalkstein, aufzulösen. Dann zeichnet 
    sich das feine Geäder auf der Fläche ab. (Dieser Versuch läßt sich 
    nur mit weichem Kalkgestein durchführen.) Die Faserwürzelchen, die 
    auf der Oberfläche der Erde die Lösung der schon in Verwitterung 
    übergegangenen oberen Erdschichten durchziehen, sind in dieser Be- 
    ziehung für das Pflanzenwachstum die wichtigsten. Sie versorgen das 
    grüne Blatt mit den Mineralstoffen, die zur Erhaltung der Lebens- 
    tätigkeit sowohl als auch zum Aufbau der Pflanzen selbst notwendig 
    sind. Wir sahen die Wichtigkeit z. B. des Magnesiums im Aufbau 
    und in der Wirksamkeit der Blattgrünkörperchen. Es würde zu weit 
    führen, hier zu zeigen, daß sich der Kalkgehalt des Bodens in anderer 
    Weise in der Pflanze auswirkt resp. von der Pflanze eingesammelt 
    wird. In wiederum anderer Weise wird der Kalium- und der Natrium- 
    gehalt der Sande und der Aluminiumgehalt der Lehme und Tone 
    und der verwitterten Gesteine der verschiedenen Erden in der Pflanze 
    gebraucht und dringend benötigt. Das Felsenmaterial setzt sich zu- 
    sammen, wie schon erwähnt, aus den Silikaten, den Fluoraten, den 
    Phosphaten, den Sulfaten usw., der Leicht- und Schwermetalle. Die 
    für den Pflanzenwuchs und auch für die Erhaltung des tierischen 
    Lebens wichtigsten Leichtmetalle seien in diesem Zusammenhänge 
    erwähnt. Es sind Natrium, Kalium (Pottasche), Aluminium (Lehm 
    oder Ton), Kalzium (Kalk) und Magnesium (Bittererde). Die wichtig- 
    
    
    23 
    
    
    sten Schwermetalle sind vor allem Eisen und in Spuren alles, was 
    der Boden nur hergeben kann wie Kupfer, Mangan, Nickel, Kobalt, 
    ja, auch Gold und Silber. Es gibt eigentlich nichts in den Bestand- 
    teilen des Bodens, was sich nicht in mehr oder weniger großen Men- 
    gen oft nur in feinsten Spuren auch im Aufbau des Pflanzenwuchses 
    und im Körper von Mensch und Tier wiederfindet. Während die 
    Leichtmetalle in verhältnismäßig größeren, d. h. wägbaren Mengen 
    zur Erhaltung des Lebens und der Lebensäußerungen gebraucht wer- 
    den, wird von den Schwermetallen nur das Eisen in wägbaren Men- 
    gen benötigt, während die übrigen nur in Spuren zu finden sind. Wir 
    werden später sehen, wie wichtig für die Lebensäußerungen gerade 
    die sogenannten Spurenelemente sind, d. h. die Grundstoffe, die nur 
    in Spuren im Körper von Mensch und Tier gefunden werden. 
    
    Es ist nun nicht so, daß die Pflanze einfach durch die Ausstrahlung 
    von Wurzelsäuren allein das erdige und felsige Material lösen und 
    zur Aufnahme fähig machen könnte. Die erdigen und felsigen Be- 
    standteile müssen vielmehr so fein zerlegt, ja in ihre ursprünglichen 
    atomischen Bausteine aufgelöst werden, daß sie gemeinsam mit dem 
    Wasser im Saft der Pflanzen die Membranen und die Poren und später 
    im Körper von Mensch und Tier die durchlässigen Hautschichten der 
    einzelnen Organ- und Gewebezellen durchdringen können. S i e 
    müssen nicht nur in mikroskopisch feinster Zer- 
    teilung vorgebildet, sondern in molekular-atomi- 
    scher Feinheit, d. h. feinstofflich zerlegt werden, 
    um im Pflanzenwuchs und später im Körper von Mensch und Tier die 
    benötigten Bindungen zum Aufbau der Gewebe leicht und schnell 
    eingehen zu können. 
    
    Um diese feinstoffliche, atomische Auflösung zu bewerkstelligen, 
    bedient sich die Natur eines lebendigen Zwischengliedes, das in den 
    Oberflächenschichten der Erde vor allem in der sogenannten Humus- 
    schicht wirksam ist. Dieses Zwischenglied ist die Kleintierlebewelt, 
    ohne deren Vorhandensein der üppige Pflanzenwuchs der Natur sich 
    nicht entwickeln könnte, da ohne sie die mineralischen Bestandteile 
    des Bodens nicht in genügender Feinheit zur Verfügung stehen wür- 
    den. Die durch Verwitterung gelösten Erden und Gesteine, die Lehme 
    und Sande, werden durch die Wirksamkeit des mikroskopisch feinen 
    Bodenlebens, durch „das Leben im Ackerboden“, wie Dr. R. France 
    sich ausdrückt, weiter zerlegt und zerteilt. Die Lebewesen im Acker- 
    boden vom Regenwurm herab bis zum mikroskopisch feinsten Orga- 
    nismus fressen die Erde, um die in der Erde verwesenden zucker- 
    oder kohlenstoffhaltigen Rückstände des Pflanzenwuchses in sich auf- 
    zunehmen und dadurch ihr eigenes Leben zu erhalten. Beim Durch- 
    gang der Erde durch den Körper dieser oft mikroskopisch kleinsten 
    Lebewesen werden die sich findenden feinsten pflanzlichen Rück- 
    stände in ihrem Körper verwertet, die mineralischen Bestandteile 
    aber nach dem Durchgang durch den Körper der Mikroorganismen 
    
    
    24 
    
    
    als Stoffwechselrückstände atomisch feinst zerteilt ausgeschieden. Wir 
    finden sie beim Regenwurm als kleine, feinst verriebene Erdhäufchen, 
    die das Loch umgeben, durch das er schlüpft, wenn er an die Ober- 
    fläche will. Der Regenwurm und noch mehr die Mikroorganismen 
    lösen durch das Mitverzehren der Erde bei der Nahrungsaufnahme 
    diese in so feine Formen auf, wie sie nachzuahmen uns Menschen 
    kaum möglich sein wird. Das aber, was z. B. der Regenwurm in der 
    Erde hinterläßt, das fressen wiederum die kleinen und kleinsten 
    Lebewesen und zuletzt die Mikroorganismen, die jetzt allgemein be- 
    kannt geworden sind als Viren. Durch diese Lebewelt im Ackerboden 
    wird eine immer feinere Zerteilung der Bestandteile der Erde in den 
    obersten Schichten bewirkt, soweit die Strahlen der Sonne noch tieri- 
    sches oder pflanzliches Leben ermöglichen. Ist dieser Zustand in seiner 
    idealen Form erreicht, dann sprechen wir von einer Bodengare, von 
    einem humosen Boden. Das beste Beispiel von dem Zustand eines 
    solchen Bodens liefert uns der Wald. 
    
    Wir erhalten hier schon eine Antwort auf die Frage: Was ist Nah- 
    rung? Wir erkennen, daß für die Kleinstlebewesen im Ackerboden 
    der Begriff Nahrung etwas ganz anderes ist als für die Pflanze, die 
    ihren Hauptbedarf aus der Luft nimmt, und dementsprechend auch 
    etwas anderes für Mensch und Tier sein muß, die ihrerseits wieder 
    von der Pflanze leben wollen. 
    
    Wenn nun die mineralischen Bestandteile im Ackerboden durch 
    die lebenswichtige Arbeit der Kleintierlebewelt gelöst werden sol- 
    len, so ist dazu selbstverständlich eine gewisse Menge von Was- 
    ser oder Feuchtigkeit im Boden notwendig. Eine Lebensäußerung 
    ist doch nur möglich, wenn Wasser, Luft und Sonne vorhan- 
    den sind. Um ein gut gewachsenes gesundes Nahrungsmittel für 
    den Menschen zu erzeugen, bedarf auch das Leben im Boden als 
    Vorbedingung zur Lösung der erdigen Bestandteile einer gewissen 
    Durchlüftung oder besser einer Entlüftung zur Fortschaffung der gas- 
    förmigen Stoffwechselrückstände aus ihren Lebensäußerungen, vor 
    allem der Kohlensäure. Wir dürfen daher den Boden nicht verkrusten 
    oder verschlammen lassen, sondern müssen ihn so locker und in sol- 
    chem Zustand halten, wie es uns der Zustand des natürlichen Wald- 
    bodens zeigt. Die vergehenden und durch Frost und Feuchtigkeit ge- 
    lösten Rückstände der sommerlichen Lebenstätigkeit der Pflanze sind 
    das Ideal der Bodendecke, aus dem die Pflanzen als Nahrung für 
    Mensch und Tier in üppigster Weise hervorwachsen können. Wenn 
    durch das Leben im Ackerboden, durch den zerfallenden Pflanzen- 
    wuchs in demselben, durch Einwirkung von Regen, Luft und Son- 
    nenschein eine Bodengare, eine wundervolle Humusschicht auf der 
    Fläche der Erde entstanden ist, dann wird der Pflanze die Arbeit 
    der Auflösung der erdigen Bestandteile, der Mineralstoffe, der Leicht- 
    und Schwermetallverbindungen in der Erde durch die Lebensäuße- 
    rungen der Bakterien und Mikroben ebenso erleichtert wie durch die 
    
    
    25 
    
    
    / 
    
    
    Kleinsttierlebeweit. Wenn die Erde durch die Körper dieser Lebe- 
    wesen im Ackerboden hindurchgeht, entsteht eine mikroskopisch feine 
    Lösung, ja vielleicht eine Lösung, die noch feiner ist, als wir im 
    Mikroskop wahrnehmen können. Es zeigt sich bei den heute weit 
    vorgeschrittenen Bodenuntersuchungen, daß es noch Lebewesen im 
    Boden geben muß, die wir selbst mikroskopisch nicht wahrnehmen 
    können, die sich aber durch die vorhandene Reaktion ihrer Stoff- 
    wechselrückstände als vorhanden erwiesen haben. Diese feinstoffliche 
    Zerlegung der humosen Erdschichten durch die dort lebende Kleinst- 
    tierlebeweit und die Wirksamkeit der Bodenbakterien und Viren 
    erhält die Pflanze auch die im Glasfluß erstarrten, kristallharten 
    mineralischen Bestandteile der Erden und Gesteine in einer Form 
    dargeboten, die für sie brauchbar ist. Wenn in einem solchen humosen 
    garen Boden die feinsten Faserwürzelchen der Pflanze ein feines 
    Tröpfchen ihrer oben erwähnten Pflanzensäure ausstrahlen, so wird 
    die Säure sich an den derart feinstofflich gelösten, d. h. atomisierten 
    mineralischen Bestandteilen des Bodens sättigen. Die Pflanze wird die 
    so entstandenen basischen Verbindungen an sich reißen und sich mit 
    ihnen verbinden. Diese basischen Verbindungen werden an den 
    Spitzen der Faserwürzelchen niedergeschlagen. Das Würzelchen 
    wächst durch diesen ständigen Zuwachs in die Länge und die Dicke. 
    Die festen Bestandteile des Bodens, die Erdmineralien, werden da- 
    durch zum festen lebendigen Bestandteil der Pflanze. Sie werden 
    nach innen zu je nach Bedarf wieder aufgelöst und ziehen als auf- 
    steigender Saft mit der Bodenfeuchtigkeit in die Blätterkrone der 
    Pflanze. Die so entstandenen organischen Gebilde der erdigen 
    Grundstoffe sind die ergänzenden lebendigen Aufbaustoffe in der 
    Nahrung der Pflanze. Ihr Vorhandensein ist die Voraussetzung für 
    den Einbau in den Körper des Menschen, wenn er gesund werden 
    und bleiben will. 
    
    Wir ersehen aus diesen kurzen Andeutungen, daß es sehr wesent- 
    licher und mannigfacher Vorbereitungen bedarf, ehe die Pflanze 
    fähig ist, die Bestandteile des Bodens aufzunehmen und in ihre Zell- 
    gewebe, in ihre Organe und lebenswichtigen Bestandteile so einzu- 
    bauen, daß sie ihren vorgesehenen Zweck auch tatsächlich erfüllen 
    können. Das zu beachten, ist sehr wichtig; denn man könnte ja 
    versucht sein, ganz einfach der Pflanzenwurzel chemische Lösungen 
    der benötigten Stoffe zuzuführen und anzunehmen, daß die Pflanze 
    diese Stoffe in ihrem Aufbau verarbeitet und tatsächlich auch in ihr 
    Zellgefüge lebensrichtig einbaut. Derartige Versuche haben sich nach 
    anfänglichen Scheinerfolgen letzten Endes bisher noch immer als 
    Täuschungen erwiesen. Wir dürfen nicht vergessen, daß alle anorga- 
    nischen Verbindungen, ob basischer oder saurer Art, in grob chemi- 
    scher Form sich im lebendigen Saftstrom von Mensch und Tier als 
    Gift auswirken, d. h., sie tragen in sich lebenzerstörenden Charakter. 
    Wasserlösliche Salze der erdigen Grundstoffe können wohl vom Saft 
    
    
    26 
    
    
    der Pflanze durch osmotische Zellwanddurchdringung aufgenommen 
    werden, aber sie werden nicht naturbestimmt in das lebendige Zell- 
    gefüge eingebaut, sondern zwischengeschoben und täuschen so ein 
    üppigeres Wachstum vor. Sie sind die Ursache der vielen Boden- und 
    Pflanzenkrankheiten unserer Tage. Nur wenn die vom Leben vorge- 
    sehenen Naturkräfte in der vorbeschriebenen umständlichen Art und 
    Weise die Bestandteile der Erde gelöst und vorbereitet haben, nur 
    dann baut die Pflanze sie organisch und lebenskräftig in ihren Kör- 
    per ein. Nur dann können sie mit der Pflanze, die wir als Nahrung 
    verzehren, in unserem eigenen Körper als aufbauende „Nährstoffe“ 
    wirksam werden. 
    
    Um ihre Nahrung aus dem Boden zu holen, schlägt die Pflanze ihre 
    Wurzeln in das Erdreich. Die wassersuchenden Wurzeln gehen dabei, 
    soweit es möglich ist, bis auf die Grundwasserschichten hinab, wäh- 
    rend die nahrungsuchenden sich nur in den obersten Erdschichten 
    finden. Um den Aufbau der Pflanze zu ermöglichen, bedarf es aber 
    nicht nur der Bestandteile des Bodens, sondern wir sahen, daß der 
    Hauptteil ihres Nahrungsbedarfes aus der Luft stammt. Unter der 
    Einwirkung des Sonnenlichtes gewinnt die Pflanze die Fähigkeit, die 
    Kohlensäure aus der Luft herauszuziehen, diese zu spalten und den 
    Kohlenstoff darin für sich zu verwerten, während der Sauerstoff 
    teilweise wieder an die Luft abgegeben wird. Das sind uns bekannte 
    Vorgänge. Aber es spielen sich zum Aufbau des Samens, der Samen- 
    und Keimanlage und beim Aufbau der Blattgrünkörperchen noch 
    andere Vorgänge ab, die zu ergründen und zu erforschen dem 
    menschlichen Geiste noch nicht vollständig möglich war. Es ist die 
    Umwandlung und der Einbau des Stickstoffes der Luft in die 
    Pflanze zur Erzeugung der Protoplasmastoffe, auch Proteine oder Ei- 
    weißstoffe genannt, welche die Träger des Blattgrüns, des chemisch 
    wirksamen Farbstoffes im Blatt, und die Träger der Keimanlage im 
    Samenkorn sind. Alles versucht der menschliche Geist im Aufbau 
    der Pflanze zu erforschen, nur dieser Teil des pflanzlichen Lebens ist 
    ihm noch Geheimnis geblieben. Wir finden, daß z. B. die Tanne auf 
    dem höchsten Berggipfel noch Fuß fassen kann und hier, nur in ge- 
    lockerten und verwitterten Gesteinsritzen sitzend, ihre Wurzeln in 
    den Boden schlägt, ohne je die Möglichkeit zu haben, auch nur ein 
    Atom an Stickstoff der Erde und dem Boden entnehmen zu können. 
    Trotzdem entwickelt die Tanne, auf festem Felsengrund stehend, ein 
    prächtiges grünes Kleid voller Farbstoffträger oder Blattgrünkör- 
    perchen, und eine üppige Fülle von Tannenzapfen und damit von 
    Samenträgern. Blüte und Befruchtung geht vor sich und damit auch 
    die Bildung von Keimplasma und Proteinen, ohne daß wir auch nur 
    den geringsten Anhaltspunkt dafür haben, daß die dort oben stehen- 
    den Tannen den dazu benötigten Stickstoff dem Boden entzögen. Es 
    gibt für sie nur die einzige Möglichkeit, den zur Entwicklung der 
    Samenanlage und des Samens lebenswichtigen Stickstoff aus der Luft 
    
    
    27 
    
    
    zu entnehmen. Je üppiger sich eine Pflanze entwickeln soll, desto 
    lebhafter muß der Luftwechsel und das flutende Sonnenlicht sein. 
    Gleichzeitig muß genügend Wasser zur Verfügung stehen und die 
    Witterungsverhältnisse müssen eine Lockerung des Bodens und 
    seiner Bestandteile hervorrufen. Damit haben wir festgestellt: 
    
    Die der Pflanze zukommende Nahrung sind: das Sonnenlicht, die 
    Luft, das Wasser und die im Boden gelösten erdigen Bestandteile. 
    
    Licht, Luft, Wasser und erdige Bestandteile sind die vier Grund- 
    lagen alles pflanzlichen, und damit auch die Grundlagen alles tieri- 
    schen Lebens. Wir wollen uns das von vornherein fest einprägen und 
    uns immer daran erinnern, umso leichter werden wir verstehen, daß 
    auch zur Aufrechterhaltung des menschlichen Lebens die gleichen 
    Grundgesetze maßgebend sein müssen, nämlich Licht, Luft, Wasser 
    und die erdigen Bestandteile des Bodens, vorbereitet und getragen 
    von den Kohlehydraten des Pflanzenwuchses, d. h., gebunden an die 
    Zuckerstoffe der Pflanze und ihrer Säfte, ergänzt durch die Abkömm- 
    linge der Zuckerstoffe, die pflanzlichen Fette und Proteine oder Ei- 
    weißstoffe. 
    
    Die Pflanze hat zum Herausholen der erdigen Bestandteile eine 
    feste Verbindung mit der Erde durch ihr Wurzelwerk und hat daher 
    einen festen, unverrückbaren Standort. Das tierische Leben hat 
    keinen festen Standort, es hat keine feste Verbindung mit der Erde 
    und dem Boden, es unterscheidet sich im Gegenteil von der Pflanze 
    eben durch die Möglichkeit der freien Bewegung. Da aber das Tier 
    ohne die erdigen Bestandteile nicht auskommen kann, so gibt es für 
    dieses nur eine einzige Möglichkeit, sich zu ernähren. Es muß sich 
    die im Pflanzenwuchs eingebauten oder im Einbau begriffenen, also 
    im Saft der Pflanze enthaltenen Mineralstoffe und erdigen Bestand- 
    teile einverleiben und sie im Verdauungsvorgang aus den verspeisten 
    Pflanzen herauslösen und in den eigenen Organismus einbauen. 
    
    Die Pflanze stellt eine hochorganisierte und funktionell wunderbar 
    zusammenarbeitende Gruppe von Zuckerstoffen dar, deren gemein- 
    same größte Zweckbestimmung die Erzeugung des Samenkornes oder 
    der Frucht ist, die auf dem Umweg über die Blüte zur Entwicklung 
    kommt, um den Bestand des Lebens der Pflanze in ihren Nach- 
    kommen zu sichern. 
    
    Während die Pflanze ihr Wurzelwerk in den Boden schickt, um die 
    erdigen Bestandteile und das Wasser herauszuholen und in ihrem 
    Aufbau zu verwerten, sind den Menschen und den Tieren die sinn- 
    reich entwickelten Organe der Nahrungsauswertung gegeben, um 
    das, was mit der Pflanze als Nahrung aufgenommen wird, in 
    sinnvoller Weise zu lösen und zum Aufbau des eigenen Körpers zu 
    verwerten. Dabei müssen wir immer beachten, die Verwertung der 
    festen Nahrung aus dem Pflanzenreiche ist nicht die einzige Quelle 
    der Nahrung. Wir sahen im Gegenteil, daß der Mensch und das Tier 
    ungleich größere Mengen an Stoffen aus der Luft durch die Atmung 
    
    
    28 
    
    
    in sich auf nehmen als die, die sie mit der Nahrung verzehren. Der 
    Tag und Nacht nicht auf hörende Luftwechsel in den Lungen, die da- 
    bei sich abspielenden Stoff Wechsel Vorgänge und die Verarbeitung 
    der Bestandteile der Luft in den Lungen sind für Mensch und Tier 
    ebenso wichtig wie die Nahrungsaufnahme. Wir werden sehen, daß 
    aber auch die Einwirkung des Sonnenlichtes auf den menschlichen 
    und tierischen Körper nicht vernachlässigt werden darf, wenn der 
    Einbau der Nahrungsbestandteile zum Aufbau der Knochen und 
    Muskeln richtig vor sich gehen soll. Endlich ist noch hinzuzufügen: 
    Auch das Wasser darf als lebenswichtiger Bestandteil der Nahrung 
    nicht außer acht gelassen werden. Die Nahrung des Menschen setzt 
    sich deshalb genau wie die der Pflanze letztlich zusammen aus 
    Licht, Luft, Wasser und den Bestandteilen des Bodens, die in vor- 
    beschriebener Weise durch die Pflanze bereits umgewandelt und vor- 
    bereitet wurden. Wir haben damit im Prinzip die Antwort auf die 
    Frage gefunden: Was ist Nahrung? 
    
    Alles, was die vier Grundbedingungen umfaßt und einschließt, das 
    gehört zur Nahrung des Menschen. 
    
    Die Pflanze als Vorbedingung zur Ernährung 
    von Mensch und Tier 
    
    Wenn wir uns im folgenden besonders mit dem Teil unserer Nah- 
    rung befassen, der, durch die Zähne zerkleinert, unserem Magen zu- 
    geführt wird, so erfassen wir damit immer nur den kleineren Teil 
    der lebenswichtigen Gesamtnahrung, der aber im Gegensatz zur 
    Luft, die wir atmen, unserem freien Willen bei der Aufnahme un- 
    terstellt ist. Die Einwirkung des Sonnenlichtes auf unseren Körper 
    sollte normalerweise eine Selbstverständlichkeit sein. Warum es das 
    nicht ist, werden wir später erfahren. Auch der Luftwechsel durch 
    unsere Lungen wird im Verlaufe dieser Abhandlungen noch des 
    öfteren erläutert werden. Über die Notwendigkeit der Wasserauf- 
    nahme braucht kein Wort verloren zu werden. Der Aufnahme der 
    festen Nahrung gilt unsere ganze Aufmerksamkeit; denn wir sehen, 
    daß gerade in dieser Beziehung eine Vielfältigkeit von Ansichten, 
    Gebräuchen und Gewohnheiten gegeneinander steht, welche die 
    Sinne der Menschen verwirren, ohne ihnen bisher eine einwandfreie, 
    eindeutige Antwort geben zu können. 
    
    Tier und Mensch bewegen sich frei auf der Erde. Die Pflanze als 
    Nahrungsmittel und die zu ihrer Verarbeitung bestimmten Organe 
    müssen alles das ersetzen, was der Pflanze in ihrem Wurzelwerk zur 
    Aufnahme der Nahrungsbestandteile der Erde und des Wassers dient. 
    Das, was im lebenden Pflanzenwuchs vorgebildet wurde, dient der 
    Tierwelt, sowohl den Würmern und Insekten und den Fischen und 
    Vögeln, als auch den vierfüßigen Tieren und dem Menschen zur 
    Nahrung. Die Grundlage alles tierischen Lebens ist ohne Ausnahme 
    der lebendige, grüne Pflanzenwuchs einschließlich der zur Samen- 
    
    
    29 
    
    
    erzeugung notwendigen Blüten und Samen und des den Samen um- 
    gebenden Fruchtfleisches. Wir dürfen uns dabei nicht durch die 
    kleine Gruppe von Tieren täuschen lassen, die scheinbar nicht von 
    Pflanzen leben, sondern von anderen Tieren. Es sind dies die Raub- 
    tiere. Diese zerreißen andere Tiere, fressen sie und sättigen sich an 
    ihnen. Derartige Raubtiere sind z. B. fast alle Vögel, die von Insek- 
    ten leben. Da aber die Insekten ohne den Pflanzenwuchs nicht denk- 
    bar sind und zum Unterhalt des Pflanzenwuchses ganz bestimmte 
    Funktionen im pflanzlichen Leben zu erfüllen haben, so sind diese 
    als ein Bestandteil des Pflanzenwuchses zu betrachten, die für ihre 
    Arbeit, für ihre Vermittlertätigkeit im Pflanzen wuchs von der Pflanze 
    unterhalten werden. Damit nun die Vermehrung der Insektenwelt 
    nicht in zu großem Umfange stattfindet und dann den Bestand der 
    Pflanzen gefährden würde, muß sie durch die Vogel weit entsprechend 
    kurz gehalten werden. Außer der Vogelwelt, in der es allerdings 
    eine große Anzahl gibt, die sich direkt von der Pflanze und vom 
    Pflanzenwuchs ernähren können, wie z. B. die allermeisten Wasser- 
    vögel des Binnenlandes, gibt es außerdem noch die artreiche, im 
    Verhältnis zu den pflanzenfressenden Tieren mengenmäßig aber sehr 
    kleine Anzahl von Raubtieren. Die Aufgabe dieser besteht darin, 
    erstens die durch Krankheit oder Tod entstandenen Kadaver zu ver- 
    nichten und zum anderen eine im Naturzustand zu üppig werdende 
    Tierwelt niederzuhalten, damit durch die Tiere der Pflanzenwuchs 
    nicht ausgerottet werde. Da sich aber die pflanzenfressenden Tiere 
    nur durch den Verzehr der Pflanzen ernähren und erhalten können, 
    so ist das Raubtier auf dem Umweg über das pflanzenfressende Tier 
    gleichfalls nur durch die vorbereitende Arbeit der Pflanzen möglich. 
    
    Bisher oder wenigstens während der letzten uns bekannten 6000 
    Jahre aßen die meisten Menschen, ganz einerlei wo sie leben, wo sie 
    wohnen, welchen Beruf sie ausüben, Fleisch von Tieren oder andere 
    vom Tier stammende Genußmittel, seien es Eier, Milch, Butter usw. 
    Dabei machen wir die Entdeckung, daß sowohl das Fleisch der Land- 
    tiere und der Vögel als auch das der Fische dem Menschen für den 
    Genuß ebenso bekömmlich schien wie zusätzliche Speise aus der 
    Pflanzenwelt. Seit mindestens 6000 Jahren hat die Menschheit es für 
    etwas besonderes gehalten, Fleisch zubereiten und essen zu können. 
    Der Mensch hat sich darauf etwas zugute getan, daß er wie ein 
    Raubtier in die Tierwelt einbrach, raubend, mordend und Leben ver- 
    nichtend. Er hat, um seinem wachsenden Verlangen nach Fleischge- 
    richten und nach vom Tier stammenden Genüssen nachkommen zu 
    können, die Fläche der Erde in Wüsteneien verwandelt, den üppigen 
    Baumwuchs niedergeschlagen und den Wald in Wiesen und Äcker 
    verwandelt, damit die scheinbar für seine Ernährung notwendige 
    pflanzenfressende Tierwelt ihr Auskommen finden und der Fleisch- 
    verbrauch entsprechend gesteigert werden könne. Der Erfolg dieses 
    Vorgehens ist ein ganz merkwürdiger: Das Gegenteil von dem, was 
    
    
    30 
    
    
    i 
    
    
    die Menschheit erwartete, ist eingetreten. Der Mensch erwartet auch 
    heute noch körperliches Wohlergehen, kraftstrotzendes Aussehen, 
    Entwicklung großer Muskelkräfte und was sonst noch aus den vom 
    Tier stammenden Speisen und Genußmitteln. Wir sehen statt dessen, 
    ganz allgemein gesprochen, ein frühzeitig zusammenbrechendes Ge- 
    schlecht auf wachsen und sich fortpflanzen, das im Alter von 10 Jah- 
    ren oft schon ein schadhaftes Gebiß als Zeichen beginnenden Verfalls 
    des Knochen wuchses zeigt, mit 20 Jahren Hinfälligkeit und Zusammen- 
    brechen in scheinbar bester Jugendkraft an Lungenkrankheiten und 
    Blutverfall, zwischen 30 und 40 Jahren zeigen sich dann die ersten 
    chronischen Krankheitszeichen, einhergehend mit plötzlich ausbre- 
    chenden Stoffwechselkrankheiten, die scheinbar oft durch „Erkäl- 
    tungen“ hervorgerufen werden, zwischen 40 und 50 Jahren melden 
    sich dann chronische Krankheitszustände in stärkerem Maße, mit 
    einem Versagen der Arbeitskraft einhergehend, das heute allgemein 
    als der Knick in der Arbeitskraft bezeichnet und als eine nor- 
    male Alterserscheinung bei fast allen berufstätigen Menschen hinge- 
    nommen wird. Nach dem 50. Lebensjahre fühlt sich der Mensch un- 
    ter den mit ihm zugleich Geborenen und noch Übriggebliebenen als 
    ein auf dem absterbenden Ast Befindlicher. Man hält es für eine 
    Selbstverständlichkeit, wenn die Schaffenskraft mehr und mehr 
    nachläßt und der Mensch sich in diesem Alter auf die bekannten 
    Alterserscheinungen vorbereiten muß. Das aber kann kein natürlicher 
    Zustand sein. Die natürliche Gesundheit sollte normaler Weise ein 
    Dauerzustand fröhlichen Wohlbefindens sein. Sie sollte wachsende 
    Körperkräfte, mit dem Alter zunehmende Geisteskraft und aus- 
    reifende Erfahrung auf allen Gebieten mit sich bringen, nicht aber 
    einen vorzeitigen, die Arbeitskraft lähmenden Krankheitszustand 
    darstellen mit Gebrechen aller Art und viel zu frühem Tode. 
    
    Wir ersehen aus dieser kurzen Zusammenstellung, daß in den An- 
    sichten und Gewohnheiten der Menschen ein grundlegender Fehler, 
    ein grundlegender Verstoß gegen die natürlichen Gesetze der 
    Lebenserhaltung vorliegen muß. Schon in der Kindheit, ja im Säug- 
    lingsalter treten Krankheitserscheinungen auf, die ihre Ursache doch 
    nur in der Unkenntnis der natürlichen Gesetze der Lebenserhaltung 
    haben können. Die ständig zunehmende Gebärunfähigkeit läßt auf 
    denselben Grundfehler schließen. Es soll daher im Folgenden unsere 
    wichtigste Aufgabe sein, den Nachweis zu erbringen, daß die Folgen 
    dieser Verstöße gegen die natürlichen Gesetze der Lebenserhaltung 
    tatsächlich überwunden werden können durch die Umstellung un- 
    serer Ernährung auf die lebenden natürlich gewachsenen Pflanzen in 
    all den Formen, in denen sich uns die Pflanzen und ihre Früchte als 
    Nahrung darbieten. 
    
    Es wäre aber verfehlt anzunehmen, daß die Zubereitung der Nah- 
    rung ohne Einfluß auf die Bekömmlichkeit derselben sei. Die beste 
    pflanzliche Nahrung und ihr Gehalt an lebenswichtigen erdigen 
    
    
    31 
    
    
    Grundstoffen kann nicht zur Auswirkung kommen, wenn durch un- 
    richtige Zubereitung alles das wieder verdorben wird, was die Natur 
    und die Lebenskraft der Pflanze in der vorher angedeuteten Weise 
    im mühsamen, langsamen Wachstum auf gebaut und zur menschlichen 
    oder tierischen Ernährung vorbereitet hatte. 
    
    Auch die beste pflanzliche Nahrung wird nutzlos vergeudet und 
    kann zur schweren Belastung der Lebenskraft des Menschen werden, 
    wenn vorher durch Feuershitze in der Zubereitung der organische 
    Aufbau und die gewachsenen, lebensvollen Bestandteile zerstört und 
    aufgelöst werden. 
    
    Die Stärke des Getreidekorns wird landesüblich bei der Zuberei- 
    tung des Brotes oder der Getreidespeisen durch Feuershitze im Back- 
    ofen, in der Bratröhre, im Kochtopf oder in der Bratpfanne ver- 
    wandelt. Damit hört das Getreidekorn auf, gesunde Nahrung für den 
    menschlichen Körper zu sein. Gewandelt durch die zerstörende Wir- 
    kung des Feuers wird die quellende Lebenskraft des Getreidekeim- 
    lings zur Ansammlung chemischer Verbindungen lebloser Atome, die 
    geballte Kraft der im Stärkekörper des Kornes eingehüllten Zucker- 
    stoffe wird gesprengt und zu unverdaulichem Kleister. Wer versucht, 
    von derartig zubereiteter Getreidenahrung zu leben, der wird von 
    einem Heer von Krankheiten in immer wechselnden Formen nicht 
    verschont bleiben. Fettsucht mit all ihren Begleiterscheinungen, 
    Leberleiden, Zuckerkrankheiten und Neigung zu Lungenleiden sind 
    „Erfolge“, die der Mensch sich durch solche Getreidenahrung anißt. 
    Wenn aber durch unrichtige Verdauungsvorgänge im Magen-Darm- 
    kanal die in der Feuershitze zubereiteten Speisen in Gärung über- 
    gehen und durch die Gärung Kohlensäure und Alkohol entstehen 
    lassen, dann rufen sie ein anderes Heer von Krankheitserscheinungen 
    hervor, als da sind: Übersäuerung des Magens, Entzündungserschei- 
    nungen mit Geschwüren im Pförtner und Zwölffingerdarm, auch 
    Magen- und Darmerschlaffung und Magensenkung oder Magenerwei- 
    terung mit all den schlimmen Folgeerscheinungen. Im Dickdarm ruft 
    die gleiche Gärung Stuhlverstopfung mit all ihren möglichen Folgen 
    hervor. Diese Zustände verschwinden auf Nimmerwiedersehen, wenn 
    ein derart Erkrankter in seiner Nahrung Brot und gekochte Ge- 
    treidespeisen strengstens meidet und nur solche Nahrungsmittel zu 
    sich nimmt, die sich in lebensfrischem Zustande unter Erhaltung der 
    vollen Wachstumskraft der Pflanze befinden. 
    
    Es ist eben so, wie es uns die sagenhafte Geschichte vom Prome- 
    theus, der den Göttern das Feuer stahl, überliefert hat. Solange die 
    Menschen das Feuer nicht kannten, waren sie gezwungen, von dem 
    zu leben, was die Natur aus sich selbst hervorbrachte, und es in der 
    Form zu essen, wie es die Lebenskraft wachsen ließ. Der Mensch 
    lernte bald die von ihm bevorzugten Obst- und Nußbäume, die 
    Kräuter- und Wurzelgemüse anzubauen und zu pflegen. Er ist schon 
    in grauer Vorzeit Gärtner gewesen. In der uns geschichtlich unbe- 
    
    
    32 
    
    
    kannten Vorzeit haben die Menschen nicht vom Fleisch gelebt. Wir 
    können uns doch schlechterdings nicht vorstellen, daß der Mensch wie 
    ein Raubtier die grasfressenden Tiere angefallen hat, sie mit den 
    Händen zerriß und als Nahrung unzuber eitet verzehrte. Das ist des- 
    halb unvorstellbar, weil doch dem Menschen das scharfe Gebiß des 
    Raubtieres mit seinen Reiß- und Fangzähnen fehlt. Wie soll denn der 
    Mensch mit einem Gebiß, das nach den Erkenntnissen der Natur- 
    wissenschaft aus Schneide- und Mahlzähnen besteht und daher nur 
    zum Kauen von Kräutern, Wurzeln, Früchten, Nüssen usw. geeignet 
    ist, mit seinen verhältnismäßig weichen und kleinen Zähnen in einem 
    kleinen Mund ein Schaf, eine Ziege oder gar einen Bullen zerreißen. 
    Man könnte sagen, der Mensch habe sich schon frühzeitig Waffen aus 
    Holz und Steinen gefertigt, um damit die Tiere zu erschlagen und sie 
    zum Mahl herzurichten. Es besteht für diese Annahme absolut keine 
    Berechtigung und ein Wahrheitsbeweis dafür ist nicht zu erbringen. 
    Voraussetzung wäre dann, daß der Mensch von seiner Erschaffung 
    an nur mit den Gedanken des Tiermordes und des Tötens beschäftigt 
    gewesen wäre, um sein Leben zu fristen. Dieser Gedanke ist so ab- 
    surd, daß er nur im Hirn eines Menschen entstehen kann, der von 
    Jugend auf gewohnt ist, durch Feuershitze zubereitetes Fleisch vom 
    Kadaver erjagter oder geschlachteter Tiere und Fische als selbstver- 
    ständliche menschliche Nahrung zu betrachten. Aber in grauer Vor- 
    zeit kannte nachgewiesenermaßen der Mensch das Feuer nicht. Im 
    Gegenteil, die Überlieferung aller Völker erzählt uns von Gärten, in 
    die die Götter den Menschen gesetzt hatten. Die schon angezogene 
    Erzählung der Prometheus-Sage zeigt uns, daß der Mensch erst in 
    einem späteren Zeitalter auf den Gedanken kam, sich das Feuer 
    nutzbar zu machen. 
    
    Erst mit der Nutzbarmachung des Feuers in seinem täglichen 
    Leben fand er Geschmack an der neuartigen Zubereitung seiner Nah- 
    rung durch die Feuershitze. Mit dem Gebrauch des Feuers erst lernte 
    er, sich Waffen herzustellen und diese Waffen zum Töten von Tieren 
    und zur Verteidigung seines Grundbesitzes gegen Eindringlinge zu 
    verwenden. Um aber aus Erzen das blanke Metall herauszuholen, 
    mußte er den Felsen zerschlagen, um an die Erzadern im Steinge- 
    schiebe heranzukommen, aus denen er Metalle und Stahl durch 
    Feuersglut gewinnen konnte. Als Strafe für seinen Frevel gegen die 
    natürlichen Gesetze des Lebens wurde er von den Göttern an den 
    Felsen geschmiedet. Diese Erzählung ist buchstäblich wahr; denn in 
    unseren Bergwerksbetrieben werden heute zur Förderung der Kohle 
    und der Erze Hunderttausende von Menschen in den Schoß der Erde, 
    in die Hölle getrieben, wo sie fern vom Licht der Sonne in dunklen, 
    feuchtwarmen Arbeitsplätzen sich mühen, das Rohmaterial ans 
    Tageslicht zu bringen, das zur Erzeugung der Metalle wie Eisen, 
    Kupfer, Zinn und all der vielen anderen Arten notwendig ist. Diese 
    Menschen sind an den Felsen geschmiedet, denn sie können nicht 
    
    
    3 Sommer, Ernährung 
    
    
    33 
    
    
    wieder heraus aus diesem Beruf, wenn sie einmal dort drinnen sind, 
    und der Beruf frißt an ihrer Gesundheit. Früh schon werden sie 
    Opfer ihres Berufes. Die Bergwerkskrankheiten, die Entartung der 
    Lebensgewohnheiten, die aus dem natürlichen Rhythmus herausfal- 
    lenden Lebens- und Arbeitsformen der dort beschäftigten Menschen 
    fordern große Opfer an Gesundheit und Lebenskraft. Alles nur, da- 
    mit der Mensch auch die Gelegenheit bekommt, seine Nahrungsmittel 
    mit Hilfe des Feuers, das ihm heute durch die Kohle ermöglicht wird, 
    zuzubereiten und dadurch die Büchse der Pandora, der Prometheus- 
    Sage entsprechend, in Betrieb zu setzen. Die Benutzung der Feuers- 
    hitze in der Zubereitung seiner Nahrung läßt im Menschen ein nicht 
    zu zählendes Heer von Krankheits- unnd Entartungserscheinungen in 
    seinem Körper, in seinem Geiste und in seiner Seele entstehen, die 
    verschwinden, wenn der Mensch zurückkehrt zu seiner ihm von 
    Natur bestimmten Nahrung ohne Zubereitung durch Feuersglut. 
    
    Seine natürlich gewachsene Nahrung darf nicht durch Feuershitze 
    verändert werden, wenn nicht der ganze Sinn und Zweck der Schöp- 
    fung und all der Kräfte und Säfte, die im Pflanzenwuchs organisch 
    gewachsen sind, hinfällig werden soll. Der süße Saft der rohen Möhre 
    ist eines der heilkräftigsten Nahrungsmittel in allen Krankheitsnöten, 
    das wir uns nur vorstellen können. Kochen wir aber den Saft der 
    Möhren oder der Rüben, dicken ihn ein und machen wir Zucker dar- 
    aus, so wie es mit der Zuckerrübe industriell gemacht wird, dann 
    wird der chemisch reine Zucker beim Genuß in seiner konzentrierten 
    Form frei sein von all den vielen erdigen Grundstoffen, den Mineral- 
    stoffvorräten, die die Pflanze in die Wurzel legte, um im nächsten 
    Jahre daraus die Blüte zu treiben. Wirerhalten dann ein die Knochen 
    und Zähne zerstörendes Blendwerk von Süßigkeiten, vor dessen Ver- 
    zehr nicht genug gewarnt werden kann. Über die Veränderung des 
    Getreidekornes wurde bereits gesprochen. Wir müssen nur noch hin- 
    zufügen, daß gerade die grünen Gemüse in all ihren verschiedenen 
    Formen und Arten die heilkräftigsten und aufbauendsten Nahrungs- 
    mittel sind, solange wir sie im natürlich gewachsenen Zustande ohne 
    Zubereitung durch Feuershitze verzehren. Durch den Koch- oder 
    Backprozeß wird der lebendige Bau der Pflanze zerstört, ihr orga- 
    nisch-chemischer Aufbau verändert, ihre wichtigsten erdigen Mine- 
    ral- und Aufbaustoffe wie Kalk und Magnesia, Natrium, Kalium und 
    Aluminium werden durch die Hitze aus der organischen Bindung im 
    Pflanzensaft herausgetrieben. Sie werden durch die Hitze herausge- 
    fällt, wie der Chemiker sagt, treten ins Kochwasser über und bilden 
    nun harte unlösliche Salze. Diese sind wohl im Kochwasser in wässe- 
    riger Lösung vorhanden, aber vom Organismus des Menschen können 
    sie nur noch sehr schlecht zum Aufbau seiner Knochen, Muskeln und 
    Sehnen, seiner Gehirn- und Nervenmasse, seines Blutes und seiner 
    Haut, seiner Haare und Zähne Verwendung finden. Durch die Rot- 
    lichtstrahlkraft der Sonne und durch die kosmischen Strahlkräfte im 
    
    
    34 
    
    
    Weltall wurden Kraftreserven im atomischen Aufbau des stofflichen 
    Gefüges der lebenden Pflanzenzelle erzeugt. Die Einwirkung der 
    Feuershitze zerstört diese Licht- und Kraftreserven. Was nachbleibt 
    ist ein totes, entwertetes Gemisch von Pflanzenresten, seiner natür- 
    lichen Kraft- und Geschmackswerte so sehr beraubt, daß es nur 
    durch Salz und kräftig schmeckende Zutaten dem Gaumen annehm- 
    bar erscheint. 
    
    Es täuscht sich darum der Mensch, der da glaubt, das Fleisch der 
    Tiere und vom Tier stammende Genußmittel aus seiner Ernährung 
    ausschalten zu können und sich auf die vegetarische Ernährungs- 
    weise mit dem Kochtopf, der Bratpfanne und dem Backofen um- 
    stellen zu können, um eine vollwertige Nahrung zu erhalten. Es ist 
    ein Trugschluß zu erwarten, daß die Anwendung der Feuershitze in 
    der einen oder anderen Form eine Veredlung der Nahrungsmittel 
    hervorruft. Der einfache Augenschein überzeugt uns ohne weiteres 
    davon, wie aus dem festen Zellgefüge der Pflanzen und Früchte und 
    seinen wohlschmeckenden Säften durch die Einwirkung der Feuers- 
    hitze ein gehalt- und geschmackloser Brei wird. Diesen versucht 
    man, durch Salzen und scharfes Würzen dem Gaumen annehmbar zu 
    machen oder durch Kunstzucker zu versüßen. Dadurch wird der 
    Gaumen betrogen und der Mensch fällt seinem eigenen Betrug zum 
    Opfer. Er wird in die Täuschung versetzt, durch diese Zusätze ein 
    schmackhaftes und bekömmliches Gericht zu gewinnen. In Wirklich- 
    keit können derartig zubereitete Speisen wohl seinen Bauch füllen, 
    aber kein gesundes Leben aufrecht erhalten und ständig erneuern. 
    
    Aus diesen kurzen Andeutungen sehen wir, wie die Nahrung des 
    Menschen nicht beschaffen sein darf und damit leiten wir über zu 
    den Gedankengängen, die uns zeigen sollen, wie die gesunde, natür- 
    liche Nahrung des Menschen sein soll, wenn er sich zu einem kräf- 
    tigen, gesunden und im Alter immer regeren und erfahrenen Men- 
    schen entwickeln will. 
    
    Der jahreszeitliche Rhythmus 
    der natürlich gewachsenen Nahrungsmittel 
    
    Wenn wir beobachten, welche Nahrung uns die Natur in den ein- 
    zelnen Jahreszeiten darbietet, so machen wir die Entdeckung, daß 
    dem Menschen eine große Vielfältigkeit natürlicher Nahrungsmittel 
    zur Verfügung steht. Im Frühjahr ist scheinbar die Natur sehr vor- 
    sichtig in der Zuteilung der Nahrung, besonders in unserer deutschen 
    Heimat, und doch scheint das nur so. Teilweise schon unter dem 
    Schnee und Eis werden wir an geschützten Stellen die freiwachsen- 
    den Wildkräuter entdecken können, die bei einigem guten Willen sehr 
    leicht angebaut werden können und dann schon sehr zeitig zur Ver- 
    fügung stehen. Es sind dies die jungen Schüsse der Brennessel, des 
    Löwenzahns, der Vogelmiere, des Hirtentäschelkrautes und die ganze 
    Serie der eßbaren Wild- und Heilkräuter, die teils aus liegengeblie- 
    
    
    35 
    
    
    bener Saat, teils aus mehrjährigem Wurzelstock schon recht früh- 
    zeitig hervorkommen. Diese Nahrungsmittel, die uns das Frühjahr 
    zusammen mit dem letzten Wintergemüse, den Möhren, Pastinaken, 
    Schwarzwurzeln, Steckrüben und Randen oder roten Rüben neben 
    den Kohlarten und dem gleichzeitig sehr früh wieder erscheinenden 
    Sprossenkohl an den stehengebliebenen Strünken von Grünkohl, 
    Rosenkohl usw. darbietet, sind in ihrem Gehalt und ihrem Reichtum 
    gerade an erdigen Grundstoffen unübertroffen. Die Brennessel zum 
    Beispiel ist ein Kalksammler, der auch auf scheinbar kalkarmem 
    Boden den ihm zukommenden Gehalt an Kalk, Natrium, Kalium, 
    Tonerde usw. durch seine weit auslaufenden Wurzeln sammelt und 
    uns zur Verfügung stellt. Wir dürfen uns an den feinen Brennhaaren 
    der Brennessel nicht stoßen, denn nach dem Waschen und Klein- 
    schneiden werden wir bald herausfinden, daß die Brennessel ein 
    süßes Gemüse ist, das in Verbindung mit Sauerampfer und Löwen- 
    zahn sehr heilkräftige Wirkungen erzeugt. Aber die Brennessel, 
    deren Heilkraft allgemein anerkannt ist, wird darin noch übertroffen 
    durch das Wunderkraut des Löwenzahns, lateinisch Taraxacum. Der 
    Löwenzahn ist seit altersher bekannt wegen seiner heilkräftigen 
    Wirkungen auf die Leber und die Galle und auf alle aus deren un- 
    richtigem Arbeiten sich ergebenden Krankheitszustände. Er ist 
    aber auch ein wunderbares Kraut zur Berichtigung der Tätigkeit 
    der Bauchspeicheldrüse und erhöht dabei gleichzeitig die natürliche 
    Erzeugung des Insulins, durch das bekanntlich der Zuckerhaushalt 
    des Körpers in Ordnung gehalten wird. Mit der Tätigkeit der Bauch- 
    speicheldrüse und der Galle regeln die frischgenossenen Blätter, 
    Wurzeln und Säfte des Löwenzahns die Tätigkeit der fettlösenden 
    und fettverseifenden Stoffe im Zwölffingerdarm, berichtigen dessen 
    Arbeit und wirken so in hervorragender Weise ausgleichend und 
    krankhafte Zustände heilend. Die Wirkung geht aber noch weiter. 
    Im Dünndarm wird der heilsame Einfluß weiter fortwirken, um 
    schließlich im Mastdarm seine wundertätige Heilkraft zur Auswir- 
    kung zu bringen in der Heilung von Stuhlverstopfung und unregel- 
    mäßiger Tätigkeit der Ausscheidungsorgane. Bevor aber die Wir- 
    kung im Mastdarm hervortreten kann, merken wir bereits den wun- 
    dersamen Einfluß des Löwenzahns in Verbindung mit der Brenn- 
    nessel auf die Nieren. Er wirkt notwendig harntreibend, hilft was- 
    sersüchtige Ödemerscheinungen überwinden und erweist sich damit 
    als eines der Kräuter, die die Haut und ihr Aussehen verbessern. Es 
    braucht wohl nicht erwähnt zu werden, daß durch die Berichtigung 
    der Insulinerzeugung nicht nur der Zuckerhaushalt im Körper ge- 
    regelt wird, sondern daß durch dieses Kraut auch ein wundersamer 
    Einfluß auf die Tätigkeit der Lungen ausgeübt wird. Wir sahen, daß 
    die Blattgrünkörperchen die Verwertung der Luft im Haushalt der 
    Pflanze bewerkstelligen und ermöglichen. Was liegt näher als der 
    Schluß, daß dieselbe Kraft der Blattgrünkörperchen sich in Bezug 
    
    
    36 
    
    
    auf die Tätigkeit der Lungen und die Zusammensetzung des Blutes 
    und der Säfte in ähnlicher Weise auswirken muß. Ja, wir machen die 
    Erfahrung, daß die Brennessel die kräftigsten Blattgrünkörperchen 
    erzeugt, die überhaupt in der Natur Vorkommen, und daß sie des- 
    halb das gesuchteste Ausgangsmaterial zur technischen Herstellung 
    des Blattgrünfarbstoffes ist. Warum sollen wir uns nicht die Mög- 
    lichkeit der leichten Umwandlung der Blattgrünfarbstoff träger in die 
    Blutfarbstoffträger zunutze machen? Zeigt doch die chemische Ana- 
    lyse, daß die Grundlage im Aufbau beider wenn nicht identisch, so 
    doch nahe verwandt ist, nur daß der Träger des Farbstoffes zur Er- 
    zeugung der grünen Farbe sich anderer Hilfsmittel bedient als zur 
    Erzielung der roten Blutfarbe. Das im Körper so notwendige Eisen, 
    das der Träger des Farbstoffes im Blute ist, wird von den genannten 
    Kräutern in bevorzugter Art aus dem Boden genommen und kann 
    sich deshalb auch im Körper auswirken zur Berichtigung krankhafter 
    Lungentätigkeit und damit krankhafter Blutzusammensetzung. 
    Wären diese Tatsachen besser bekannt, so würde durch entsprechende 
    Ernährungsumstellung besonders während der Frühjahrsmonate auf 
    Grundlage der erwähnten Kräuter manch eine Heilung von Lungen- 
    leiden erzielt werden können, die nach den bisherigen Begriffen ans 
    Wunderbare grenzen würde. Aber der Wert der wildwachsenden 
    Kräuter und der im Feuer nicht verdorbenen Frischkostnahrung be- 
    ginnt sich erst seit etwa zwei Jahrzehnten bemerkbar zu machen. 
    Bisher kannte man wohl die Ablehnung des Fleisches und der vom 
    Tier stammenden Nahrungsmittel bei sogenannten Vegetariern, aber 
    daß ein Mensch sich von rohen, wildwachsenden Kräutern ernähren 
    könnte und daran gesunden würde, daran hatte niemand gedacht. 
    Trotzdem war die wunderbare Heilkraft der erwähnten Kräuter und 
    vieler anderer schon seit alten Zeiten, ja, schon zur Zeit des Hippo- 
    krates in Griechenland bekannt und wurde zur Überwindung krank- 
    hafter Zustände herangezogen. Wenn schon diese Kräuter, als Drogen 
    benutzt, von so wohltätigem Einfluß auf den Körper sind, so ist es 
    doch selbstverständlich, daß dieser Einfluß in erhöhtem Maße sich 
    entwickeln muß, wenn wir die ganze mit der aufsteigenden Früh- 
    jahrskraft geladene Pflanze in unserer Ernährung verwerten und da- 
    durch die unerschöpflichen Kräfte der Natur im Aufbau unseres 
    Körpers unterstützen. Wie stark die Heilkraft dieser Kräuter im 
    frischen, durch Feuer nicht veränderten Zustande ist, kann jederzeit 
    an Zuckerkranken und an Stoffwechselkranken erprobt werden, un- 
    ter der Voraussetzung, daß alle gebackenen, gekochten oder irgend- 
    wie erhitzten Nahrungsmittel, besonders solche aus dem Getreide- 
    korn hergestellten, vermieden werden. Wenn wir weiter die Viel- 
    fältigkeit der Frühjahrskräuter in den Kreis unserer Betrachtung 
    hineinziehen wollen, so sehen wir schon früh auf Feldern, an Zäunen 
    und in den Ecken der Äcker ein anderes heilkräftiges Kraut üppig 
    wuchern. Es ist das Scharbockskraut. Dieses wurde schon in alten 
    
    
    37 
    
    
    Zeiten, als noch Nachfolgerinnen der germanischen Heilsrätinnen 
    oder Ehrenmütter die Heilkraft der frischen Kräuter kannten, ge- 
    sammelt und in ihren Kräuterzusammenstellungen für leidende 
    Menschen zubereitet als besonders heilkräftig gegen Skorbut, den 
    Scharbock. Die Heilkraft des Scharbockskrautes auf solche Haut- 
    leiden, die wir heute als Vitamin C-Mangelkrankheit, als Skorbut, 
    kennen, ist uns ein deutlicher Beweis von der Bekömmlichkeit und 
    Heilkraft dieser Kräuter, auch wenn sie wie der Löwenzahn von 
    bitterem Geschmack sind. Aber wenn wir den Gehalt der Kräuter 
    steigern durch einen Zusatz von frisch zerkleinerten Nußkernen, so 
    merken wir bald; diese Kräuter sind nicht nur von reinigendem, 
    krankheitsverhütendem und heilendem Einfluß, sondern die Auf- 
    baukräfte unseres Körpers werden gerade durch die Nüsse und Nuß- 
    kerne ungemein unterstützt. Im frühen Frühjahr wirken die Kräuter 
    reinigend und heilend auf alle jene krankhaften Zustände, die sich 
    durch zu einseitige und „kräftige“ Nahrung und durch den Mangel 
    an Sonnenlicht während der Wintermonate im Körper entwickelt 
    haben. Darum ist eine Frühjahrskräuterkur mit Frischgemüse selbst 
    dann von nicht zu leugnendem Wert, wenn sie nur zu diesem Zweck 
    unternommen wird. Wer aber die Heilkraft solcher Frühjahrskräuter- 
    kuren am eigenen Körper verspürt hat, der wird recht bald aus- 
    findig machen, warum die Bitterkeit des Löwenzahns nur Schein 
    ist. Die Zuckerstoffe darin kommen beim Kauen in Verbindung mit 
    Nußkernen zur Auswirkung. Die Endivie und der Escariol entwickeln 
    die gleichen bittersüßen Eigenschaften wie der Löwenzahn. 
    
    Mit dem Fortschreiten der Jahreszeit kommen dann nach und nach, 
    bei Nachhilfe durch besondere Anbaumaßnahmen des Menschen, 
    frühwachsende Gartengemüse in ihrer unbegrenzten Reichhaltigkeit 
    zur Verwertung. Besonders gesucht ist der Lattich in all seinen Ab- 
    arten als Schnitt- oder Pflücklattich und in seiner beliebtesten Form 
    als Kopflattich *). 
    
    Noch frühzeitiger als die Latticharten bietet sich uns im Garten 
    der Sauerampfer, der zu allen Wildkräutergemüsen und zu allen 
    Gartengemüsen mit Vorteil Verwendung finden kann und den säuer- 
    lichen Geschmack hervorbringt, der so anregend auf die Speichel- 
    drüsen einwirkt. Er ersetzt die mit dem „Salat“ eingebürgerte 
    Methode des Anrichtens der Rohgemüse und der Latticharten mit 
    
    
    ♦) „Salat“, der in Deutschland gebräuchliche Name für die Lattichpflanze, 
    ist vollkommen unrichtig, denn „Sal“ kommt vom lateinischen „Sal“ — 
    Salz, und Salat bedeutet deshalb Gesalzenes. Da wir doch unmöglich eine 
    Pflanze als etwas Gesalzenes bezeichnen können, ist es mir unklar, wieso 
    sich in der deutschen Gartenbotanik und in den Samenkatalogen der Name 
    „Salat“ für „Lattich“ einbürgern konnte. Eine derart sinnlose Bezeich- 
    nung sollte je früher desto besser ausgemerzt werden und statt dessen 
    der richtige deutsche Name dieses Gemüses „Lattich“ an seine Stelle 
    gesetzt werden. 
    
    
    38 
    
    
    Essig und Salz. Dabei kommt uns dann noch ein anderes Gartenge- 
    müse wie gerufen, dessen säuerlicher Saft eine angenehme Abwechs- 
    lung in die Speisenzubereitung bringt. Es ist der Saft aus den Sten- 
    geln der Rhabarberstaude, deren säuerliche Würze von anregendem 
    Einfluß auf den Körper des Menschen ist, ohne daß durch dessen 
    mäßigen Gebrauch Störungen im Stoffwechselhaushalt entstehen 
    können. Es ist nämlich keineswegs so, daß sich die Oxalate, die sich 
    häufig als Nierengries und Nierensteine bei krankhaft veranlagten 
    Menschen bilden, aus dem Oxalsäuregehalt der frisch genossenen 
    Rhabarberstaude, des Sauerampfers und anderer Gartengemüse ent- 
    wickeln können. Die in den Nieren sich findende Oxalsäure ist ein 
    Endprodukt des Stoffwechsels im Körper des Menschen selbst und 
    entwickelt sich mit der Harnsäure und dem Harnstoff zusammen bei 
    der Auflösung der Proteine in den Muskeln und Nervenfasern des 
    Menschen. 
    
    Mit dem fortschreitenden Reichtum der Gartengemüse und des 
    immer üppiger wuchernden Wildkräutergemüses kommt die Zeit des 
    Frühsommers mit seinem Reichtum an zusätzlichen Nahrungsmitteln 
    in Form von Beerenobst aller Art. Dabei ist zu beachten, daß es doch 
    Unfug ist, den wunderbaren Geschmack und das köstliche Aroma des 
    reifen Beerenobstes wie der Erdbeeren, der Heidelbeeren, der reifen 
    roten und schwarzen Johannisbeeren, der Himbeeren und der Stachel- 
    beeren oder der Brombeeren dadurch verbessern zu wollen, daß man 
    sie einem Kochverfahren unterzieht. Es braucht in diesem Zusammen- 
    hang nicht erwähnt zu werden, daß der Geschmack dieser Beerenobst- 
    arten durch keine Kunst der Menschen verbessert werden kann. Jeder 
    Versuch dieser Art ist in gesundheitlicher Beziehung wie auch in Be- 
    zug auf die Schmackhaftigkeit des Beerenobstes von verheerendem 
    Einfluß. 
    
    Wenn wir zum Beispiel die säuerlichen Gartengemüse wie Rhabar- 
    ber, Sauerampfer, Sauerklee und ähnliche in der Küche verwenden, 
    um daraus Rhabarberkompott, Grützen und Aufläufe herzustellen, 
    so verändern wir dadurch die Zusammensetzung der Oxalsäure, die 
    diesem Gemüse das Aroma gibt, verhärten die Säure und machen sie 
    im Darm unlöslich. Sie kann dann im Körper unter Umständen wie 
    Gift wirken, besonders wenn wir das hergestellte Gericht empfind- 
    lichen Kindern geben. Die durch das Kochen gehärtete Oxalsäure ist 
    dann von sehr schädlichem Einfluß auf die Nieren und die Nieren- 
    tätigkeit, da sie in den Verdauungs Vorgängen nicht wie die Obst- 
    säure verbrannt und verarbeitet werden kann. Sie verstärkt auch 
    die Möglichkeit der Bildung von Oxalaten ganz erheblich, ja, sie 
    bildet dann oft erst die Ursache zur reichlichen Entstehung von 
    Nierensteinen und Harngries. Daß durch den Kochprozeß tatsächlich 
    eine solch verderbliche Einwirkung entstehen kann, ersehen wir dar- 
    aus, daß der rohgepreßte Rhabarbersaft ein erfrischendes Getränk 
    bildet, das in warmen Tagen im Frühjahr mit Genuß getrunken 
    
    
    39 
    
    
    werden kann. Der gekochte Rhabarbersaft ist aber in seinem Säure- 
    gehalt so scharf, daß er nur durch entsprechenden Zuckerzusatz ge- 
    nießbar zu machen ist. Wenn wir aber glauben, die Bekömmlichkeit 
    eines natürlichen Nahrungsmittels dadurch steigern zu können, daß 
    wir es in der Feuershitze verschandeln und die dadurch hervor- 
    gerufene Schärfe im Geschmack durch Zuckerzusatz erträglich ge- 
    stalten, dann begehen wir eine unerhörte Täuschung unserer Ge- 
    schmacksorgane. Diese muß sich umso verheerender auswirken, je 
    unnatürlicher die Zubereitung der Nahrung im allgemeinen vor sich 
    geht. 
    
    Etwas Ähnliches wie bei der Umwandlung der Oxalsäure durch 
    den Kochvorgang entwickelt sich in der Obstsäure aller Beerenobste 
    und aller Früchte. Es ist ein Irrtum anzunehmen, der Geschmack der 
    Früchte werde durch das Kochverfahren mit nachherigem Zusatz von 
    Zucker verbessert. Es sei wiederum erwähnt, daß der Zucker als 
    chemisch reines Kunstprodukt im Körper von knochen- und zahn- 
    zerstörendem Einfluß ist, da ihm jeglicher natürliche Mineralstoffge- 
    halt entzogen wurde. 
    
    Mit der fortschreitenden Jahreszeit ergeben sich dann im Sommer 
    für die Nahrungsmittelerzeugung und -Gewinnung in unseren Brei- 
    ten immer größere Möglichkeiten. Die schon früh gesäten jungen 
    Möhren und die frühen Kohlraben in ihrer wunderbaren Süße und 
    ihrem erfrischenden Geschmack zu verwerten, ist äußerst wichtig. 
    Dann bieten sich uns die früh schon angezogenen Gurken und später- 
    hin die Tomaten als Ergänzung der Gemüsegerichte an, die mit ge- 
    mahlenen Nüssen und Nußkernen angemacht, von kräftigem, auf- 
    bauendem Gehalt sind. Sie ermöglichen es dem Menschen, den Neu- 
    aufbau und die Verjüngung seines Körpers im Rhythmus der Jahres- 
    zeiten immer wieder von neuem durchzuführen, so daß von einem 
    Altern gar keine Rede mehr sein kann. Das Altern im heutigen 
    Sinne ist eine Stoffwechselkrankheit, die sich durch die allmähliche 
    Ansammlung täglich sich mehrender Mengen von Stoffwechselrück- 
    ständen und Giften bildet. Diese entstehen bei landesüblicher Ernäh- 
    rung aus den Rückständen der krankmachenden Verwesungs- und 
    Leichengifte des Fleisches, aus nicht richtig verarbeiteten Brot- und 
    gekochten Getreidespeisen und den Rückständen der gekochten Ge- 
    müsegerichte. Sie erschweren nach und nach die ganzen Stoff- 
    wechselvorgänge, die Bluterneuerung in den Adern und in den Mus- 
    kelfasern. Ja, zu irgendeiner Zeit machen sie diese unmöglich, so daß 
    der Mensch unter gewissen Voraussetzungen an diesen angesammel- 
    ten Stoffwechselrückständen erstickt unter den Erscheinungen der 
    sogenannten Herzlähmung. Tritt dieser Zustand der plötzlich ein- 
    setzenden und fast immer tödlich verlaufenden Herzlähmung nicht 
    ein, so werden nach und nach die den Körper ergänzenden und er- 
    neuernden Stoffwechselvorgänge immer mehr erschwert und un- 
    möglich gemacht. Das entwickelt sich dann zu chronischen Krank- 
    
    
    40 
    
    
    heitserscheinungen der einen oder der anderen Art und diese machen 
    den Menschen mehr oder weniger zum Krüppel. Wir werden noch 
    darauf kommen, wie der im Kochverfahren veränderte Vitaminge- 
    halt der Nahrungsmittel die Bildung der Wachstumshormone im 
    menschlichen Körper stört und unmöglich macht und sich daraus ein 
    Großteil der bekannten Alterserscheinungen entwickelt. 
    
    Wenn wir nun das reichlich sich uns darbietende Beerenobst in all 
    seinen verschiedenen Formen und Möglichkeiten in der Nahrung 
    verwerten wollen, so müssen wir zuerst berücksichtigen, daß der 
    volle gesundheitliche Wert erst dann zur Auswirkung kommen kann, 
    wenn das Beerenobst auch tatsächlich reif ist. Dies gilt besonders in 
    Bezug auf rote Johannis- und Stachelbeeren. Wer es irgendwie er- 
    möglichen kann, sollte für sich und seine Familie einen so großen 
    Garten sein eigen nennen, daß die Erzeugung des Beerenobstes wäh- 
    rend des Sommers genügt, um auch die üppigsten Ansprüche be- 
    friedigen zu können. Wenn man dann das reife Beerenobst pflückt 
    und es gleich ißt, so wird dadurch nicht nur der größte Genuß er- 
    zielt, sondern auch die größte Heilwirkung. Da dies aber nicht immer 
    angängig ist, so wird man es pflücken müssen und in Mahlzeiten ver- 
    teilen, um es dann wiederum entweder ohne weitere Zutaten oder 
    mit Nüssen oder Leinsaat zusammen zu essen. Von unschätzbarem 
    Einfluß auf Körper und Geist ist reifes Beerenobst mit frisch ge- 
    mahlener Leinsaat oder mit Leinsaatschrot gegessen. Die Leinsaat 
    wirkt sich gerade als Zusatz zum Beerenobst in ganz hervorragender 
    Weise aus, da sie die oft herbe Säure bindet und einen angenehmen 
    Geschmack hervorruft. Das wird ermöglicht, weil die Leinsaat die 
    Arbeit der Verdauungsorgane regelt, die Nieren kräftigt und ihre 
    Tätigkeit fördert. Eine andere Art der Zubereitung wäre, das zer- 
    drückte Beerenobst mit feingemahlenen Nüssen zu mischen und in 
    dieser Form zu essen. Wenn ein solch schmackhaftes Beerenobstge- 
    richt in Abwechslung mit oder im Anschluß an eine sättigende Ge- 
    müsemahlzeit gereicht wird, dann haben wir eine ideale Speisenzu- 
    sammenstellung, die auch der beste Koch in ihrer Schmackhaftigkeit 
    und in ihrem Reichtum an Vitaminen, an erdigen Grundstoffen und 
    an gehaltvoller Würze nicht überbieten kann. Keine Kochkunst ist 
    jemals imstande gewesen, so wohlschmeckende Speisen herzustellen, 
    wie sie uns die Natur im Beerenobst bietet, die ohne Kunstzusätze 
    allein durch ihr natürliches Aroma den Menschen zu üppigem Ge- 
    nuß anregen, ohne daß er sich damit den Magen überladen kann. Die 
    natürliche Würze, die Duftstoffe und der natürliche Gehalt an vom 
    Körper benötigten erdigen Mineralstoffen ruft ganz von selbst ein 
    befriedigendes Sättigungsgefühl hervor, wenn genügend gegessen 
    wurde. Mit der fortschreitenden Jahreszeit kommen zum Beerenobst 
    als natürlich gewachsene Nahrung die Frühkirschen, die Süßkirschen, 
    die süßen Sommerzwetschen in all ihren Abarten, die Aprikosen, die 
    Pfirsiche und endlich die frühen Äpfel und Birnen, die infolge ihrer 
    
    
    41 
    
    
    Reichhaltigkeit und der Verschiedenartigkeit ihres Aromas und ihrer 
    geschmacklichen Würze die Möglichkeiten der Frischkosternährung 
    zu einem wirklichen Genuß steigern und oft den Menschen zum Viel- 
    essen verführen. Das kann aber nicht von Schaden sein, wenn alles 
    Obst reif vom Baum gepflückt oder, auf entsprechendem Winterlager 
    nachgereift, gegessen wurde. 
    
    Schon eine geringe Zahl an volltragenden Obstbäumen genügt, 
    um den Bedarf einer größeren Familie zu decken. Bei gewinnbrin- 
    gendem Anbau des Beerenobstes und des Frühobstes im Garten aber 
    wird eine solche Üppigkeit herrschen, daß es nicht möglich ist, alles 
    bewältigen zu können. So werden wir dann einen Teil dieses reichen 
    Obstsegens für den Winter nutzbar machen müssen. In dieser Be- 
    ziehung gibt es nun eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Alle die- 
    jenigen Konservierungsarten jedoch sollten von vornherein ausge- 
    schlossen werden, die mit Feuershitze arbeiten und die Anwendung 
    des Sterilisationsverfahrens bedingen. 
    
    Es ist besser, die Früchte und das Beerenobst im frischen Zustand 
    zu verzehren und alle anderen Nahrungsmittel beiseite zu lassen, als 
    den Überschuß durch Feuershitze zu verderben und sich nachher 
    durch Zuckerzusatz über die Gehaltlosigkeit und den veränderten 
    Geschmack hinwegtäuschen zu lassen. Die einzige Möglichkeit, 
    Frischobst haltbar zu machen, wäre das Eintrocknen. Man reinigt 
    das Beerenobst vom anhaftenden Schmutz und Blätterwerk, ent- 
    stengelt es so weit notwendig und legt es dann auf saubere Papier- 
    bogen in die Sonne, damit die Einwirkung der Sonnenhitze die 
    Trocknung einleitet. Nach dem ersten scharfen Vortrocknen wird 
    dann das Beerenobst im Schatten nachgetrocknet, bis es Lagerfähig- 
    keit erreicht hat. Für ein solches Trockenverfahren in unseren Brei- 
    ten eignen sich besonders Johannisbeeren, Heidelbeeren und Preisel- 
    beeren. In ähnlicher Weise kann man Zwetschen und Steinobst und 
    auch in Scheiben geschnittene Birnen und Äpfel trocknen. Wenn man 
    bei diesem Trocknungsverfahren die Feuershitze anwenden will, 
    dann kann es nur bei mäßiger Hitze in entsprechenden Dörrgestellen 
    sein, in denen die Hitze niemals über das zulässige Maß von 42 bis 
    43 Grad hinausgeht. Wer seinen Trockenapparat in dieser Beziehung 
    so einrichten kann, daß diese Bedingung erfüllt wird, wird bald 
    merken, wie dieses nur mäßig erhitzte Trockenobst die ursprüngliche 
    Würze bewahrt bzw. bei Einweichen im Wasser sofort wieder ge- 
    winnt. Es müßte der Industrie ein Leichtes sein, solche Trocken- 
    apparate zu bauen, die diese Bedingungen der mäßigen Erwärmung 
    erfüllen und dadurch den Obstsegen des Sommers erhalten helfen, 
    ohne die Würzigkeit und den Nährstoffgehalt zu beeinträchtigen. 
    
    Gleichzeitig mit dem zunehmenden Obstreichtum wächst uns im 
    Garten eine reiche Auswahl von Gemüse heran, das einzeln aufzu- 
    zählen sich eigentlich erübrigt und später in den Speisezubereitungen 
    entsprechend Erwähnung finden wird. Hier sei nur erwähnt, daß zum 
    
    
    42 
    
    
    Anrichten der Gemüsegerichte die deutschen Gewürz- und Küchen- 
    kräuter in ihrer Mannigfaltigkeit und Vielfältigkeit noch längst nicht 
    genügend benutzt werden, trotzdem sie alle fremden Gewürze über- 
    flüssig machen könnten. Der winterharte deutsche Thymian, der Ma- 
    joran, das Bohnenkraut, der Schnittlauch und die verschiedenen Lauch- 
    und Zwiebelarten sind wohl die bekanntesten, aber damit ist die 
    Reihe der Gewürz- und Küchenkräuter keineswegs erschöpft. Auch 
    der Ysop und das Salbeikraut, die Zitronenmelisse, das ausdauernde 
    Bohnenkraut und die Pfefferminzarten sowie der schon früh wach- 
    sende Kerbel und das Senfkraut sind neben dem Esdragon, dem Lieb- 
    stöckel, der Pimpinelle, dem süßen Kraut des Fenchels und dem Ba- 
    silikum (Königskraut) nur eine Auswahl der Abwechslung, die durch 
    den Anbau deutscher Küchen- und Gewürzkräuter ermöglicht wird. 
    Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß gerade die Gewürz- und Kü- 
    chenkräuter in ihrem wechselvollen Gehalt an Spurenelementen von 
    ganz hervorragendem Einfluß auf Körper und Geist sein können. Die 
    besondere Würze der einzelnen Kräuter beruht auf dem verhältnis- 
    mäßig großen Reichtum an besonderen Mineralstoffen aus dem Erd- 
    boden und ihrer Fähigkeit, besondere ätherische Duftstoffe und Fer- 
    mente anzusammeln oder zu erzeugen, die dem Kraut den jeweiligen 
    Geschmack aufprägen. Diese begründen auch ihre großen heilkräfti- 
    gen Wirkungen gerade auf das innere Drüsensystem. Getrocknet kann 
    man alle diese Gewürzkräuter apch im Winter verwenden. Auch die 
    reife Saat derselben zusammen mit der Saat der Selleriestaude, der 
    Petersilie und anderer sind kräftige Würzen für das Wintergemüse, 
    die wir noch ergänzen können durch Fenchelsaat, Kümmel, Anis u. a. 
    
    Das grüne Blatt als Nahrungsgrundlage 
    
    Wir wollen dabei nicht vergessen: Die Zuckerstoffe des Pflanzen- 
    wuchses sind im menschlichen Körper der wichtigste Nahrungsbe- 
    standteil. In besonderer Reichhaltigkeit enthält sie das Beerenobst, 
    das frühe Steinobst und das reife Kernobst. Aber wir dürfen nicht in 
    den Fehler verfallen zu glauben, der wohlschmeckende und würzige 
    Reichtum an den verschiedenen Zuckerstoffen in den Früchten ge- 
    nüge, um den Körper des Menschen vollständig aufzubauen. Eine 
    solche Annahme beruht auf einem Irrtum. Der Mensch ist kein reiner 
    Fruchtesser. Es gibt überhaupt auf dem ganzen Erdenrund kein Tier, 
    das als reiner Fruchtesser anzusprechen wäre. Die Grundlage der 
    Ernährung eines jeden Tieres sowohl als auch des Menschen ist das 
    grüne Blatt der Kräuter. Der Gehalt der Kräuter und Gemüse, der 
    Wildkräuter und Wurzelgemüse und der Gemüsefrüchte wie der Gur- 
    ken, Melonen, Tomaten und dergleichen an lebenswichtigen Stoffen 
    kann durch das Obst in allen seinen verschiedenen Formen nicht er- 
    setzt werden. Wer das glaubt, fällt einem schwerwiegenden Irrtum 
    anheim. Das Obst hat in seinem Saft immer nur einen begrenzten 
    Gehalt an erdigen Grundstoffen, Alkalien und Mineralstoffen, die im 
    
    
    43 
    
    
    ausgeglichenen Verhältnis vorhanden sind. Aber dieser Gehalt genügt 
    keineswegs, um den großen Verbrauch des Menschen an den erdigen 
    Leichtmetallen wie Kalk, Magnesium, Aluminium, Natrium und 
    Kalium und der erdigen Nichtmetalle wie Phosphor, Schwefel, Fluor, 
    Chlor usw. durch Obst allein decken zu können, ganz zu schwei- 
    gen von den Spurenelementen, von denen bei der Aufzählung der 
    Gewürzkräuter die Rede war. Man müßte viel zu große Mengen Obst 
    genießen, um genügend erdige Grundstoffe zu speichern. Das Obst 
    kann deshalb immer nur eine zusätzliche Ergänzung in der Ernährung 
    darstellen. Das körperliche Wohlbefinden von Mensch und Tier hängt 
    von dem Aufbauwert seiner Nahrung an erdigen Grundstoffen ab, 
    die nur mit- den grünen Blättern und dem Wurzelgemüse aufgenom- 
    men werden können. Wir sehen, wie die Tiere, sowohl die Grasfresser 
    als auch die auf Bäumen lebenden, die sich von den Blättern und 
    Knospen der Bäume ernähren, ganz große Mengen von grünen Blät- 
    tern verzehren, ja, wie ein Teil derselben, die ursprünglich in Ge- 
    birgsgegenden von harten Kräutern und Gräsern lebenden Wieder- 
    käuer, die Nahrung nach dem Ruhen noch einmal kauen, um höchsten 
    Nährwert zu erhalten, im Gegensatz zu den grasfressenden Tieren 
    der Ebene, die das weiche saftige Gras der Wiesen ohne weiteres ver- 
    arbeiten können. Die Tiere können ausschließlich von Gräsern, grünen 
    Kräutern und Blättern leben, das braucht nicht bewiesen zu werden. 
    Wenn genügend Gras und genügend saftige Kräuter zur Verfügung 
    stehen, verschmähen diese Tiere Obst und lassen es liegen. Ihr Kör- 
    per zeigt nur eine geringe Hirn- und Nervenbildung, er ist vielmehr 
    eine Ansammlung von Knochen, Muskeln, Haut und allem, was damit 
    zusammenhängt. Der Mensch unterscheidet sich in dieser Beziehung 
    vom Tier: Sein Gehirn übertrifft im Verhältnis zum Körpergewicht 
    und zur Körpergröße das Gehirn aller Tiere, sowohl mengenmäßig 
    als auch der Art der Ausbildung nach um ein Vielfaches. 
    
    Die Ausbildung der Gehirn- und Nervenkraft beruht auf dem Ge- 
    halt an Phosphor in der Nahrung. Dieser entwickelt sich am üppigsten 
    im Obst und in allen Früchten. Wenn sich daher der Mensch nur von 
    Früchten ohne grüne Kräuter ernähren wollte, so würde die Zufuhr 
    von überschüssigen Mengen an Phosphor die Lebendigkeit seiner 
    Denkkraft steigern, aber sein Körper würde der übrigen notwendigen 
    erdigen Grundstoffe ermangeln, die der Mensch sich wie das Tier nur 
    durch die grünen Blätter der Kräuter und Bäume einverleiben kann. 
    Das Obst bildet eine dem Menschen zugedachte Ergänzung seiner 
    Nahrung zur Stärkung und Erhaltung seiner geistigen Kräfte. 
    
    Wenn wir nun diesen Vergleich zu Ende führen wollen, so möchte 
    ich einmal den Bauer und Viehzüchter sehen, der versuchen wollte, 
    seine Tiere mit gekochtem Gras und mit gekochten Kräutern ernähren 
    zu wollen. Die Unmöglichkeit der Ernährung der Tiere durch gekoch- 
    tes Gras und durch gekochte Kräuter ist so offensichtlich und so klar 
    auf der Hand liegend, daß es als ein Witz erscheinen würde, wollte 
    
    
    44 
    
    
    man versuchen, eine derartige Ernährungsart für das Vieh zu propa- 
    gieren. Der Mensch aber kocht alle seine Nahrungsmittel, ja, es galb 
    eine Zeit, wo es sogar verpönt war, rohes Obst oder rohes Gemüse zu 
    verzehren. Wohl brachte man einmal einen Lattichkopf, den man vor- 
    her mit öl, Essig und Salz versetzt hatte, als Beilage zu den gekochten 
    Fleischgerichten auf den Tisch, im übrigen waren alle Nahrungsmittel 
    in der einen oder anderen Art gekocht, gebacken oder sonstwie durch 
    Feuershitze verwandelt und verschandelt. Ist es da ein Wunder, daß 
    der Mensch mit zunehmendem Alter von den scheinbar unmöglichsten 
    Gebrechen chronischer oder plötzlich auftretender Art geplagt wird 
    und eines frühen Todes stirbt? Aber es ist meistens kein schneller 
    Tod, sondern ein langsames, oft schmerzhaftes Dahinsiechen. Immer 
    wieder sucht die Lebenskraft den Menschen aufzuraffen und durch 
    Krankheitskrisen die Fehler zu berichtigen, ehe der Tod den Men- 
    schen von seinen Leiden erlöst. Die frischen, in voller Lebenskraft 
    stehenden Kräuter, die Wurzelgemüse, die Kräuterfrüchte, das Beeren- 
    obst, das Steinobst in den verschiedensten Arten aber geben dem 
    Menschen Kraft und Behendigkeit, Tatkraft und Schaffensfreude und 
    eine unverwüstliche Gesundheit bis ins hohe Alter. Mit Hilfe des 
    Feuers aber kocht er mit seiner Nahrung auch seinen Körper und 
    sein Gehirn zu Tode. 
    
    Bevor wir diese Gedanken über die natürliche Nahrungsquelle des 
    Menschen zum Abschluß bringen können, müssen wir noch dem Herbst, 
    d. h. der Ernte der Weintraube, des Winterobstes und des Winter- 
    gemüses unsere Aufmerksamkeit widmen. Wir ernten die süßen, saf- 
    tigen Möhren, die würzigen Knollen der Sellerie- und Petersilien- 
    wurzeln, die Rüben in ihren verschiedenen Abarten, wie Steckrüben, 
    Kohlrüben, Zuckerrüben und anderen. Die frostharten Pastinaken, 
    Schwarzwurzeln und Topinamburknollen aber lassen wir auf ihrem 
    Standort in der Erde stehen. Wir schneiden die Winterkohlarten und 
    überwintern die Grünkohlarten und den süßen schmackhaften Rosen- 
    kohl im Land. Die Winterkohlarten sind bei richtiger Lagerung lange 
    haltbar und fast den ganzen Winter hindurch zur Bereitung von 
    frischen Gemüsegerichten und zur Ergänzung der Wurzelgemüse ver- 
    wendbar. Wenn wir dazu noch das grüne Wintergemüse wie die Ra- 
    punzel und den Winterspinat hinzurechnen und auch die getrockneten 
    Gewürzkräuter und die Zwiebelarten, so sehen wir, daß der Reich- 
    tum der Wintergemüse dem der Sommergemüse in keiner Weise nach- 
    steht. Nur die Art des Wintergemüses ist anders als das, was wir im 
    Sommer genießen. Aber damit nicht genug, stehen uns doch im Win- 
    ter außer dem heimischen Dauerobst die reifen Südfrüchte, die Zitro- 
    nen, Apfelsinen, Pampelmusen, Ananas und die getrockneten Süd- 
    früchte, die Datteln, Feigen, Aprikosen, Pfirsiche, Rosinen, Pflaumen 
    usw. in reichem Maße zur Verfügung, so daß wohl niemals von einer 
    Einseitigkeit in der Frischkosternährung gesprochen werden kann. Der 
    Reichtum an Nahrungsmitteln kann dann noch mit heilsamen Mohn- 
    
    
    45 
    
    
    saatbeimischungen und Leinsaatzubereitungen eine wertvolle Ergän- 
    zung finden. 
    
    Wenn wir alle Nahrungsmittel, die uns im Rhythmus des Jahres 
    zur Verfügung stehen, beachten und zweckentsprechend verwenden, 
    so sehen wir, daß die Jahreszeiten nicht nur verschiedene Nahrungs- 
    mittel bieten, sondern daß die Eigenschaften derselben in den ver- 
    schiedenen Jahreszeiten jede ihren eigenen Zweck und ihre eigene 
    Bestimmung erfüllen. Die saftigen Wildgemüse im Frühjahr reinigen 
    das Blut und die Säfte und helfen, die Schlacken aus den verminder- 
    ten Stoffwechselvorgängen während des Winters aus dem Körper 
    auszuscheiden. Der Zuckerreichtum des Beerenobstes zusammen mit 
    den schmackhaften und würzigen Gemüsearten und Gewürzkräutern 
    des Sommers hilft den im Frühjahr gereinigten Körper, neu aufzu- 
    bauen, zu kräftigen und für die erhöhten Anforderungen im Herbst 
    und Winter vorzubereiten. Die Ernte des Herbstes mit ihrem Reich- 
    tum an Steinobst und frühem Kernobst, an Weintrauben und spätem 
    Beerenobst, vor allem an Brombeeren und den vielen schmackhaften 
    Gemüsefrüchten, den Melonen, Gurken, Tomaten, Kürbissen usw. gibt 
    zusammen mit dem Wurzelgemüse die Grundlage eines kräftigen und 
    gesunden Aufbaues. Im Winter endlich finden wir in den verschiede- 
    nen Wintergemüsen und dem haltbaren reifen Winterobst zusammen 
    mit dem süßen Trockenobst, den geernteten Nüssen und Schalenobst, 
    die Grundlage zur Erzeugung der erhöhten Wärme- und Kraftleistung, 
    die für den Lebensbetrieb in den kalten Wintermonaten notwendig 
    ist. Eines fügt sich rhythmisch an das andere, um in immer neuer 
    und reicher Abwechslung die Gesundheit des Menschen zu verbes- 
    sern, die körperlichen und geistigen Kräfte aufzubauen und zu stär- 
    ken und um schließlich das seelische Empfindungsvermögen wieder 
    den ursprünglichen, normalen Zuständen anzupassen und die kosmi- 
    schen Vorgänge im Strahlungsfeld der Sonne in sich aufzunehmen 
    und in das Leben einbauen zu können. 
    
    
    46 
    
    
    n. 
    
    
    Die Wandlung und Auswertung 
    der Nahrung 
    
    und ihr Einbau in unserem Körper 
    
    Wir sahen in den vorhergehenden Ausführungen den Unterschied 
    zwischen Mensch und Pflanze. Der wichtigste Unterschied ist wohl 
    darin zu sehen, daß die Lebenskraft der Pflanze an den Standort 
    gebunden ist, der im allgemeinen dieselbe Stelle ist, auf die das Sa- 
    menkorn der Pflanze niederfiel und zu keimen begann. Im natürlichen 
    Verlauf wird die Pflanze dort wachsen, wo das Samenkorn zuerst 
    Wurzel faßte. Der Mensch hat wie auch das Tier nicht die Möglich- 
    keit, sich außer Luft und Wasser auch die erdigen Grundstoffe des 
    Bodens einzu verleiben; denn er schreitet erhobenen Hauptes über die 
    Erde hinweg und ist nicht wie die Pflanze an einen bestimmten Stand- 
    ort gebunden. Damit ist aber nicht gesagt, daß zwischen den Äuße- 
    rungen der Lebenskraft und den Wandlungs Vorgängen der Nahrung 
    ein wesentlicher Unterschied besteht. Der Boden, auf dem sie steht, 
    gibt der Pflanze die mineralischen Stoffe und erdigen Bestandteile, 
    deren sie zu ihrem Aufbau und zu ihrer Erhaltung bedarf. Während 
    die Wurzel der Pflanze zur Umwandlung und zur Aufnahme der 
    erdigen Grundstoffe dient, hat die Blätterkrone den Zweck, der 
    Pflanze die Bestandteile der Luft zu vermitteln und diese ihrem 
    Wachstum und Aufbau nutzbar zu machen. Außer den Bestandteilen 
    der Erde und der Luft bedarf die Pflanze noch des Wassers, das sie 
    sowohl durch die Blätterkrone als auch durch die Wurzeln aufneh- 
    men kann. 
    
    Wir sahen, in welch wunderbarer Weise die Witterungseinflüsse 
    und die Kleinlebewelt im Boden notwendig sind, um die Mineralstoffe 
    so umzuwandeln, daß sie von der Pflanze aufgenommen und in ihren 
    lebendurchfluteten Körper eingebaut werden können. Wurzeln und 
    Krone sind die lebenswichtigen Organe jeder Pflanze, die sich im 
    Wurzelhals der Pflanze treffen. Dieser ist der Lebensknoten, das Herz 
    der Pflanze. In ihm tritt die Lebenswandlung ein, durch die die Säfte 
    der Wurzeln und der Krone gegeneinander ausgetauscht und mitein- 
    ander verwoben werden. Die in der Krone gezeugten Zuckerstoffe 
    werden, durch Zustandsänderung in Säuren gewandelt, in der Wurzel 
    genutzt, um die Mineralstoffe der Erde zu binden und durch den 
    Wachstums Vorgang in lebendige Bestandteile der Pflanze umzuwan- 
    
    
    47 
    
    
    dein. Diese werden nach Auflösung im Innern mit dem von der Wur- 
    zel aufgenommenen Bodenwasser durch den Stamm in die Krone ge- 
    führt, um dort die Festigkeit der Stengel und des Holzes, der Blatt- 
    rippen und der Fruchtknoten und endlich die Grundlagen der Keim- 
    anlagen entstehen zu lassen. 
    
    Wir bemerkten, wie der Mensch über die Erde hinwegschreitet, und 
    warum er die Pflanzen in ihrer vollen Lebenskraft verzehren muß, um 
    in seinem Körper die in der Pflanze organisch gewandelten, verleben- 
    digten mineralischen Grundstoffe der Erde nutzen zu können. Wie 
    nun müssen wir uns die Lebensvorgänge im menschlichen Körper 
    vorstellen, durch die es möglich wird, die dem Körper dienlichen Be- 
    standteile aus der Nahrung herauszuwählen? 
    
    Das Merkmal der Pflanze ist der Austausch des Stoffwechsels und 
    seiner Erzeugnisse zwischen Wurzel- und Blattwerk. Ähnliche Vor- 
    gänge sehen wir im menschlichen Körper. Aber es sind nicht einfach 
    zu verfolgende Vorgänge wie in der Pflanze, sondern der Mensch 
    trägt seine Nahrung nach der Aufnahme mit sich herum. Das be- 
    dingt eine andere Art der Stoffwechselvorgänge als in der Pflanze. 
    Der Lebensbaum im Menschen ist zur Hauptsache ein dreifach inein- 
    ander verschlungener Vorgang. Der Aufbau seines Lebens gründet 
    sich auf zwei lebenswichtige Vorgänge: Die Aufnahme der Nahrung 
    und Verarbeitung derselben im Magen- und Darmkanal und die Auf- 
    nahme der Luft durch die Lungen. Um im Bilde der Pflanze zu blei- 
    ben, ist daher das Organsystem, das im Bauch die Umwandlung der 
    Nahrung in die Lebenssäfte ermöglicht, das Wurzelwerk des Menschen 
    und die Lunge ist entsprechend zu vergleichen mit der Blätterkrone. 
    Der Wurzelhals oder Lebensknoten, der die Austausch- und Wand- 
    lungsvorgänge ermöglicht, ist in diesem Lebensstamm die Leber. 
    Stellen wir uns den Vorgang richtig vor. Wir nehmen durch den Mund 
    die Nahrung auf, nachdem sie von den Kauwerkzeugen zu feinstem 
    Brei zermalmt und gleichzeitig durch den beim Kauen erzeugten 
    Speichelfluß zu einer wässerigen Lösung im Speichel verarbeitet 
    wurde, durch den schon ein Teil der Bestandteile der Nahrung ge- 
    wandelt und zur Verarbeitung im Magen vorbereitet wird. Der durch 
    das Kauen und den Speichel verflüssigte Speisebrei gelangt durch den 
    Schlund und die Speiseröhre in den Magen und nun setzt eine weitere 
    Umwandlung durch die Säfte des Magens ein, die von der Magen- 
    schleimhaut in den Nahrungsbrei ausgestrahlt werden. Dabei ist 
    wohl zu beachten: Die Säfte der Magenschleimhaut werden durch den 
    Geschmack der Speisen angeregt und passen sich dem Charakter der 
    Speisen an, der sich durch den Geschmack und den Duft derselben 
    kundtut. Wenn wir durch künstliche Gewürze und unnatürliche Zu- 
    sätze den natürlichen Geschmack der Nahrungsmittel verändern und 
    Reizwirkungen in den Geschmacksdrüsen erzeugen, dann werden 
    solche Säfte abgesondert, die den künstlich beigefügten Reizstoffen 
    wie z. B. Kochsalz und scharfen Gewürzen entsprechen, und die 
    
    
    48 
    
    
    eigentliche Nahrung kommt zu kurz. Die Arbeit der Speicheldrüsen 
    und des Magens wird verwirrt und gerät in Unordnung. Es ist daher 
    wichtig, alle Speisen im natürlichen Zustande zu verzehren ohne 
    Kunstbeigabe wie Zucker, Kochsalz, Pfeffer oder anderen scharfen, 
    beißenden Gewürzen irgendeiner Art. 
    
    Kommt die natürliche Anregung der Speichel- und Magensaftdrüsen 
    durch den natürlichen Geschmack der Nahrung zur Wirkung, dann 
    sehen wir, daß die Protein- oder Eiweißstoffe in den Samenkernen, 
    den Nüssen und den Blattgrünkörperchen durch die Magensäfte auf- 
    gelöst und in ihre Grundbestandteile zerlegt werden. Wir sehen, wie 
    wechselweise Säuren in der Nahrung abgebunden werden, entweder 
    durch die gleichzeitig in der Nahrung vorhandenen Mineralstoffe oder 
    sie werden durch Bestandteile der Magensäfte so ergänzt, daß der 
    Säurecharakter verschwindet. Die Speisen sind dann süß geworden 
    oder der Säurecharakter der Fruchtsäfte ist durch Ergänzung mit 
    Sauerstoff unter Freigabe der Mineralstoffe in Zuckerformen gewan- 
    delt worden. Der Speisebrei kann nämlich aus dem Magen in kleinen 
    Portionen nur dann durch den Pförtner in den Zwölffingerdarm hin- 
    übergelangen, wenn alle Säuren, sowohl solche der Magensäfte als 
    auch die in der Nahrung vorhandenen verwandelt und ihres Säure- 
    charakters entkleidet sind. Die Mineralstoffe als die wichtigsten, weil 
    beständigsten Bestandteile der Nahrung werden in solche getrennt, 
    die an Säuren gekettet mit dem Speisebrei in den Zwölffingerdarm 
    und später in den Dünndarm gelangen und in solche, die, durch die 
    Magenwand hindurchdringend, in die Bauchspeicheldrüse hinüber- 
    wandern. 
    
    Hierzu sei folgendes bemerkt: Die Magenwände bei Mensch und 
    Tier sind ein sehr verwickelt gebautes Organ. Die Oberflächenschicht 
    ist so eigenartig gebaut mit solch besonderen Abwehrstoffen, daß die 
    eiweiß- und proteinlösenden Säfte des Mageninhaltes sie nicht an- 
    greifen können. Diese und die übrigen Spalt- und Lösungssäfte des 
    Magens werden von den verschiedenen in der Magenwand eingelager- 
    ten Drüsenorganen ausgeschieden und vollbringen bei ihrer Durch- 
    tränkung des schon im Mundspeichel schwimmenden Nahrungsbreies 
    das Wunder der Lösung und Wandlung aller Nahrungsbestandteile 
    mit Ausnahme der Zuckerstoffe. Gleichzeitig aber zeigt die Magen- 
    wand eine Merkwürdigkeit, die sie mit dem der Dickdarmwandungen 
    gemeinsam hat. Während nämlich die obere Hälfte des Magens, dort, 
    wo er durch die Leber überlagert wird, für alle Säfte undurchdring- 
    liche Wandungen aufweist, ist der untere Teil des Magens, dort, wo 
    er auf der Bauspeicheldrüse aufliegt, mit einer weicheren durchlässi- 
    gen Membranwandung versehen, durch die gewisse Säfte hindurch- 
    wandern können. Es ist dies der Grund, warum bei Magenentzündun- 
    gen fast immer nur die unteren Partien der Magenwandungen ange- 
    griffen werden und selten die oberen. Dieser weichere Charakter 
    des unteren Teiles der Magenhaut ermöglicht das Überwechseln der 
    
    
    4 Sommer, Ernährung 
    
    
    49 
    
    
    oben erwähnten Säfte nach ihrer Lösung im Magen in die Bauch- 
    speicheldrüse. 
    
    Um diesen Übergang der mineralischen Grundstoffe der Nahrung 
    in die Bauchspeicheldrüse zu ermöglichen, ist es notwendig, sie in 
    solch feiner Lösung zu halten, daß sie die Zellwandungen durchdrin- 
    gen können. So wie die Körpersäfte mit allen darin gelösten Stoffen 
    durch alle Zellwandungen hindurchdringen können, so müssen auch 
    die einst im Erdreich zu Gesteinen und Erden festgefügten Mineral- 
    stoffe mit hindurchkönnen. Um das zu ermöglichen, müs- 
    sen sie so fein gelöst sein, daß sie nur noch als 
    feinstoffliche, in ihre letzten Bestandteile auf- 
    gelösten Gebilde erscheinen. In diesem Zustande 
    befinden sich die mineralischen Grundstoffe nur 
    in der lebendigen Pflanze, denn bereits in der 
    Pflanze müssen sie mit dem Saftstrom die Mem- 
    branen der einzelnen Zellwände d u r c h d r i n g e n , 
    um vom Boden durch die Wurzeln in die Krone zu 
    gelangen. Wir dürfen also den physischen Zustand unserer pflanz- 
    lichen Nahrung in keiner Weise künstlich verändern, wie es beim 
    Kochen, Backen oder Braten geschieht, wenn wir den feinstofflichen 
    lebensvollen Charakter der Nährstoffe des Bodens in der Pflanze 
    nicht verändern wollen. Durch die Feuershitze wird dieser feinstoff- 
    liche lebenskräftige Charakter des organischen Gewebes in der Pflanze 
    verändert, er wird verhärtet. In der Kochbrühe verbinden sich die 
    verschiedenen mineralischen Stoffe in den Bestandteilen dei* Pflanze 
    zu festen Salzen, die einen ganz anderen Charakter haben als den, 
    in dem sie sich in der lebenden Pflanze befanden. 
    
    So z. B. werden die Eisen- und Kalkstof Verbindungen der Kartoffel 
    beim Kochen aus ihrer lebenskräftigen organischen Bindung aus den 
    Säften und den Zellen der Kartoffel herausgelöst und in die anders 
    geartete Form von wasserlöslichen, anorganischen Mineralsalzen ver- 
    wandelt. Man findet sie als solche im Kochwasser. Sie geben diesem 
    die bräunliche Farbe und werden dann dem allgemeinen Küchen- 
    gebrauch entsprechend mit dem Kochwasser fortgeschüttet. 
    
    Derartig durch die Kochhitze veränderte und wieder erdigen Cha- 
    rakter zeigende Mineralstoffe können nun nicht mit jener lebendigen 
    Leichtigkeit wie die Mineralstoffe der lebenden Pflanze in ihrer fein- 
    stofflichen Art die Membranen der Zellwandungen durchdringen und 
    vom Magen in die Bauchspeicheldrüse gelangen. Nur die unveränder- 
    ten natürlichen und lebenskräftigen Mineralstoffe im Nahrungsbrei 
    werden in der Bauchspeicheldrüse, der Pankreas, weiterverarbeitet, 
    gelöst und entweder in den allgemeinen Säftestrom geschickt oder 
    in der Drüse selbst zu den Säften und Stoffen verarbeitet, welche die 
    Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm gibt, damit sie bei der 
    Verseifung der Fett- und Ölstoffe oder zu anderen Zwecken im Dünn- 
    darm verwendet werden. Wenn nun trotzdem, weil eben keine anderen 
    
    
    50 
    
    
    als durch Kochen veränderte Stoffe vorhanden sind, diese dem Kör- 
    per angeboten werden, dann werden die durch Kochen veränderten 
    Mineralstoffe nur schwer hindurchkommen können und sie werden 
    der Bauchspeicheldrüse bzw. der Organgruppe, die wir als solche be- 
    zeichnen, fehlen. Fehlende oder unrichtig gebildete Säfte können sich 
    im menschlichen Körper nicht oder nur mangelhaft auswirken. Die 
    Zellwände verlieren dann ihre natürliche Straffheit und Festigkeit, 
    da diese sich auf die mineralischen Bestandteile gründet. Bei der Zu- 
    sammenarbeit des Magens mit der Bauchspeicheldrüse selbst macht 
    sich das dadurch bemerkbar, daß die Zellwände zu locker werden 
    und Säfte in die Bauchspeicheldrüse hindurchbrechen, die eigentlich 
    nicht dort hineingehören. Das gibt dann die Anlage zu Gesundheits- 
    störungen verschiedenster Art, auf die wir noch zu sprechen kommen. 
    Normalerweise wird ein Teil der bekannten Mineralstoffe der Nah- 
    rung, besonders die aus der Tonerde und den Natrium- und Kalium- 
    verbindungen stammenden, direkt von der Bauchspeicheldrüse auf- 
    genommen und hier weiterverarbeitet. Von der Bauchspeicheldrüse 
    werden diese erdigen Bestandteile, entsprechend gewandelt, dem all- 
    gemeinen Säftestrom zugeleitet. Sie stoßen dabei zuerst auf die 
    Milz. Durch die Arbeit dieser werden sie wiederum gewandelt und 
    dann weitergeleitet in die Säfte des Körpers. Im Körper finden sie 
    als Baustoff für alle Haut- und Bindegewebe Verwendung. Die für 
    die Milz und den allgemeinen Säftestrom nicht in Frage kommenden 
    mineralischen Grundstoffe werden von der Bauchspeicheldrüse ge- 
    wandelt und in den Zwölffingerdarm ausgestrahlt. Hier vermischen 
    sich diese basischen Säfte mit dem Nahrungsbrei und nun setzt durch 
    ihren Einfluß die Weiterverarbeitung des Speisebreies ein. 
    
    Der feinstoffliche Charakter der erdigen Grundstoffe wird, wenn 
    die Nahrung im natürlich gewachsenen Zustand gegessen wird, dabei 
    noch feiner zerteilt und gelöst, als er sich schon im Pflanzenwuchs 
    fand. Die Fortbewegung dieser Säfte im Körper geschieht auf fein- 
    stofflichem Wege durch Strahlung unter gleichzeitiger Durchdringung 
    der Schleimhäute und Zellgewebehäute. Dies kann natürlich nur dann 
    erfolgen, wenn die Mineralstoffe während der Zubereitung der Nah- 
    rung in ihrem organisch gewachsenen Aufbau nicht gestört wurden. 
    Es muß immer wiederholt werden. Durch jeden Erhitzungs Vorgang 
    wird der Charakter der Feinstofflichkeit der Nahrung zerstört. Diese 
    ist im Pflanzenwuchs so feinsinnig, daß sie im Charakter der Ge- 
    löstheit und Feinheit den gasigen Mineralstoffen in der Luft wie 
    Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und anderen entspricht. 
    
    Nur wenn der feinstoffliche Charakter der Mineralstoffe in der 
    pflanzlichen Nahrung bei der Zubereitung aufrecht erhalten bleibt, 
    können die Lebensvorgänge im menschlichen und tierischen Körper 
    auch die feinsten Wandlungen in den nur mikroskopisch erkenn- 
    baren Verästelungen der Blutgefäße, der Nervenendigungen, der 
    Muskelgewebezellen und ihrer Häute durchführen. Gerade diese 
    
    
    51 
    
    
    Wandlungen aber sind die Voraussetzung für die gesunde Abwick- 
    lung des Lebens. 
    
    Die Proteine oder Plasmastoffe, auch Eiweißkörper genannt, im 
    Speisebrei werden durch die Salzsäure im Magen erweicht und 
    gleichzeitig durch die Pepsine darin gelöst und in ihre Grundbe- 
    standteile, die Aminosäuren, aufgespaltet Die lebenskräftigen Pro- 
    teine pflanzlichen Ursprungs in den Blattgrünkörperchen, in den 
    Samen und den Nußkernen, in den Wurzelknollen und allen anderen 
    Pflanzenteilen werden durch die Bindung an den gleichzeitig vorhan- 
    denen reichlichen Gehalt an Mineralstoffen aller Art zu natürlichen 
    Bausteinen neuer Zellgewebe oder zur Grundlage neuer Gehirn- 
    und Nervenmasse. Bei der Weiterverarbeitung des Speisebreies im 
    Zwölffingerdarm werden die Proteine durch die Einwirkung der 
    Säfte aus der Bauchspeicheldrüse weiter in ihre feinsten Grundbe- 
    standteile zerlegt. Gleichzeitig werden hier durch anders geartete 
    Säfte aus der Bauchspeicheldrüse und durch die hier in den Speise- 
    brei einstrahlenden Gallensäfte und Gallensäure die im Mund und 
    Magen feinst gelösten öl- und Fettstoffe verseift. Die Lipoide, Lezi- 
    thine und verwandte Gebilde werden dabei aus ihren Bindungen ge- 
    löst und auf die Weiterverarbeitung im Körper vorbereitet. Der 
    Zwölffingerdarm ist das Organ unseres Körpers, von dessen geheimem 
    Wirken wir trotz aller Forschung am wenigsten wissen. In diesem 
    Organ verwandelt, gelangen alle Stoffe im Nahrungsbrei in den 
    Dünndarm, um hier für die Aufnahme in den Körper selbst ihre 
    letzte Wandlung zu erhalten. Diese kann nur stattfinden, wenn alle 
    Proteine und verwandten Stoffe (auch Quellstoffe oder Eiweißkör- 
    per genannt) in ihre letzten Grundbestandteile zerlegt und alle öl- 
    und Fettstoffe durch die Gallensäfte zu Seifenwasser wurden. Die 
    daraus entstandenen einfachen Grundformen feinstofflichen Charak- 
    ters dienen im Körper zum Neuaufbau der Muskelmasse, der Kno- 
    chensubstanz, der Gehirn- und Nervenmasse und zur Bildung der 
    Haut, sowohl der äußeren Haut als auch zur Bildung der inneren 
    Schleimhäute und der Hülle der Zellgewebe des Körpers und seiner 
    Organe. 
    
    Die Kalk- und Magnesiumstoffe werden im Magen kaum verändert, 
    sondern nur weiter gelockert und gelöst, da diese zum Teil erst im 
    Dickdarm aus dem Speisebrei herausgezogen werden sollen. 
    
    Wenn wir die Verdauungsarbeit im Magen verfolgen, so machen 
    wir die Beobachtung, daß, wie erwähnt, die Zuckerstoffe durch den 
    Einfluß der Magensäfte nicht verändert werden. Die Zuckerstoffe 
    oder Kohlehydrate werden durch die Beeinflussung des Mundspei- 
    chels bzw. des Ptyalins im Mundspeichel auf die Verarbeitung und 
    Aufnahme vorbereitet und gelöst. Im Magen werden sie nicht weiter 
    verändert. Hier nun liegt eine Hauptgefahr bei der Ernährung des 
    Menschen auf dem Umwege über die Feuershitze. Wenn wir nämlich 
    Getreidenahrung irgendeiner Art, deren Stärkegehalt im rohen Zu- 
    
    
    52 
    
    
    Stande vom Ptyalin des Mundspeichels in die entsprechenden Zuk- 
    kerstoffe umgewandelt werden kann, mit Wasser mischen und ver- 
    kochen oder backen, so wird der Charakter der Getreidestärke ge- 
    wandelt. Eine gründliche Durchspeichelung der so zubereiteten Ge- 
    treidenahrung, seien es Brote aller Art, Grützen, Nudeln, Makkaroni, 
    Knödel und dergleichen, kann nicht erfolgen. Die Einspeichelung der 
    Brotnahrung ist zudem durch Bestreichen mit Fetten und durch Be- 
    lag so mangelhaft, daß die Umwandlung der gebackenen oder ge- 
    kochten Stärke durch den Mundspeichel in die Zuckergrundstoffe 
    nicht möglich ist. Im Magen können Kohlehydrate oder Zuckerstoffe 
    nicht verwandelt werden und so bleiben sie leider zu oft unverdaut 
    im Magen stundenlang, ja, oft sogar tagelang liegen. Da nun im 
    Magen die Körpertemperatur von etwa 37 Grad herrscht und alle 
    Voraussetzungen vorhanden sind, um Kohlehydrate oder Zucker- 
    stoffe in Gärung zu versetzen, so ist diese Zustandsänderung sehr 
    leicht möglich. Bei der einsetzenden Gärung der Getreidespeisen ver- 
    wandelt sich der Zuckerstoff in Alkohol und Kohlensäure. Die naszie- 
    rende, das heißt frisch entstehende Kohlensäure hat aber eine ganz 
    andere Wirkung als abgestandene Kohlensäure, wie man sie Ge- 
    tränken zur Frischhaltung und dergleichen zuzusetzen pflegt. Die 
    frisch entstehende Kohlensäure hat scharfen Säurecharakter und der 
    frisch entstehende Alkohol frißt viel schärfer als solcher, der mit 
    ausgegorenen Getränken auf genommen wird. Wenn wir das be- 
    achten und bedenken, daß säurehaltige Nahrungsmittel nicht vom 
    Pförtner in den Zwölffingerdarm übergeleitet werden können, so ver- 
    stehen wir die große Gefahr von Verdauungsstörungen, die durch 
    die Gärung von gebackenen oder gekochten Getreidespeisen und 
    Brot hervorgerufen werden. Wenn diese kohlensaure Gärung der 
    Kohlehydrate oder Zuckerstoffe im Magen eingesetzt hat, dann wer- 
    den die entsprechenden Fermente nicht nur die Zuckerstoffe, sondern 
    den ganzen Nahrungsbrei in Gärung versetzen, den Magen ver- 
    säuern und dadurch schwere Störungen der einen oder anderen Art 
    entstehen lassen. Ist die Konstitution kräftig genug, dann sehen wir 
    aus dieser Gärung die gefürchtete Magenversäuerung entstehen mit 
    Neigung zur Bildung von Reizungen der Magenschleimhaut durch 
    den fressenden Alkohol und die fressende Kohlensäure, Neigung zu 
    Geschwüren, Magenverengung u. a., das heißt durch die Säure her- 
    vorgerufene Krampfzustände und ähnliches. Ist die Konstitution von 
    vornherein schwach, so entstehen durch die Gärungserscheinungen 
    und durch den dadurch hervorgerufenen Druck der entstehenden 
    Gase auf die Magenwand Magensenkung oder Magenerweiterung 
    mit allen sich daraus ergebenden Folgen. Es ist daher wichtig, be- 
    sonders bei derartigen Magenkranken, sich überhaupt nicht erst der 
    Gefahr auszusetzen, durch Getreidenahrung der einen oder anderen 
    Art die Gärungszustände aufrecht zu erhalten. Besser ist es schon, 
    man läßt jede Brot- und Getreidenahrung fort und wird dadurch die 
    
    
    53 
    
    
    I 
    
    
    erstaunliche Entdeckung machen, daß die angegebenen gefürchteten 
    Magen- und Darmstörungen ganz von selbst verschwinden und schon 
    eingerissene Neigung zur Geschwürbildung zur Ausheilung kommt. 
    
    Bricht nun der Pförtner in seiner Arbeit zusammen und kann er 
    durch das Zusammenbrechen seiner Kräfte nicht mehr verhindern, 
    daß unrichtig vorbereitete Getreidenahrung im gärenden Zustande 
    durchschlüpft und in den Zwölffingerdarm und damit in den Dünn- 
    darm gelangt, so können sich diese unnatürlichen und unerwünschten 
    Gärungszustände im Dünndarm fortsetzen und werden dort gleich- 
    falls alle Verdauungs Vorgänge stören. Diese Störungen setzen sich 
    dann im Dickdarm fort und rufen hier Lähmungserscheinungen her- 
    vor, die zu hartnäckigen Verstopfungen führen. Auch diese Gefahr, 
    die bei kohlehydratreicher Brot- und Getreidenahrung eintreten 
    kann, wird durch Vermeidung derartiger Speisen behoben. 
    
    Wird die Nahrung natürlich gewählt, d. h. besteht sie in der oben 
    angeführten Weise aus organisch gewachsenen, lebensfrisch gegesse- 
    nen Gartenerzeugnissen, so werden die Zuckerstoffe in dem Ge- 
    müse, wie wir sie so reichlich in allem Wurzelgemüse, in den Möhren, 
    Steckrüben, Kohlrüben usw. finden, durch die Ausstrahlungen der ■ 
    Darmzotten niedergeschlagen und im Wachstums Vorgang in körper- 
    eigene Bestandteile der Darmwände verwandelt in ähnlicher Weise, 
    wie die Mineralstoffe des Bodens infolge der Ausstrahlungen der 
    Saug würzeichen der Pflanzen durch ihre Bindung und Sammlung 
    das Wachstum der Wurzeln ermöglichen. Die Darmzotten und der 
    Pfortaderblutstamm sind den Saugwürzelchen der Pflanze vergleich- 
    bar, die die Bodenstoffe durch den Stamm der Krone zuführen. Der 
    Pfortaderblutstamm führt die zuckerhaltigen Nahrungsstoffe zur 
    Leber. Dort werden sie gewandelt und gespeichert, um nach Bedarf 
    durch den Leberblutstamm über das Herz zur Lunge geleitet zu 
    werden. 
    
    Die im Zwölffingerdarm durch die Galle und die Säfte der Bauch- 
    speicheldrüse verseiften Fettstoffe und die gelösten pflanzlichen 
    Proteine, Lipoide und Lezithine, werden nicht vom Pfortaderblut- 
    stamm aufgenommen, sondern in einem besonderen Gefäßsystem ge- 
    sammelt, das wie der Pfortaderstamm seine Saugwürzelchen in den 
    Speisebrei taucht. Von diesem Zottelgewebe werden aber nur die 
    verseiften Fett- und Ölstoffe, die gelösten Lipoide und Lezithine und 
    die aus den Proteinen im Zwölffingerdarm neu entstandenen Gebilde 
    niedergeschlagen und verwandelt, um sie im Gefäßsystem des Brust- 
    saftganges zu sammeln. Der hiervon auf genommene jetzt milchig 
    weiß erscheinende Saft wird dann in diesem Brustsaftgang im hin- 
    teren Teil des Brustkorbes hochgeführt und von der oberen Hohlvene 
    kurz vor ihrem Eingang ins Herz aufgenommen. In den Lungen um- 
    gewandelt und entsprechend vorbereitet, bildet er nun die Grund- 
    lage der Gehirn- und Nervenmasse und damit im weiteren Verlauf 
    der Wandlungs Vorgänge des Körpers die Grundlage der Muskel- 
    
    
    54 
    
    
    masse, der Knochenleimstoffe, der Hautleimstoffe und aller quell- 
    fähigen Gewebestoffe des menschlichen Körpers. 
    
    Alle dem Nahrungsbrei im Dünndarm entnommenen Bestandteile 
    der verzehrten Nahrung müssen, ganz einerlei, ob sie über den 
    Pfortaderstamm als Pfortaderblut durch die Leber zum Herzen oder 
    vom Brustsaftgang gesammelt über die Hohlvene zum Herzen ge- 
    langen, vom Herzen, dem Steuerungsorgan des Stoffwechsels, erst in 
    die Lungen, um hier durch die Wandlung während der Atmung zur 
    Grundlage des Blutes zu werden. Aus dieser Tatsache ergibt sich, daß 
    die Lungenarbeit bei der Bildung der Körpersäfte ebenso wichtig ist 
    wie die Magen- und Verdauungsarbeit. In den Wandlungs Vorgängen 
    der Lungen werden die auf genommenen Nahrungsstoffe veredelt und 
    mit den Bestandteilen der Luft, vor allem dem Sauerstoff und dem 
    Stickstoff, wie die Wurzelsäfte der Pflanze in der Blätterkrone in die 
    Wachstumsstoffe umgeformt, die mit den aus der Tätigkeit des grünen 
    Blattes im Pflanzenwuchs hervorgehenden zu vergleichen sind. 
    
    In den lebenzeugenden Wandlungs- und Wachstums Vorgängen in 
    der Lungenkrone entwickeln sich die im Mark der Röhrenknochen 
    vorgebildeten Blutkörperchen aus den Nahrungssäften unter der 
    Einwirkung der Luft und des Lichtes zur reifen Frucht der eisen- 
    haltigen, sauerstoffschwangeren roten Blutkörperchen, geladen mit 
    Sonnen- und Lebenskräften. Es entstehen die mit lebendigen Spann- 
    kräften geladenen Blutzuckerstoffe und es bilden sich die tragenden 
    Blutsalze des Natriums und der Phosphor- und Schwefelverbindun- 
    gen, die zur Einleitung und Erhaltung der Wandlungs Vorgänge im 
    Gehirn und in den Nerven, in den Muskeln und in den Knochen 
    dienen. Diese ergeben in ihrer Zusammenarbeit in den verschiedenen 
    Organen die Verstandes- und die Geisteskraft, die Nerven- und die 
    Muskelkraft und endlich die allgemeine und lebenswichtige Körper- 
    wärme zur Erhaltung des Lebens. 
    
    Wie ist das möglich? 
    
    In der Blätterkrone der Pflanze kommen die Kräfte der Rot- 
    lichtwirkung in der Strahlkraft der Sonne zur Auswirkung, 
    um den Kohlenstoff aus der Kohlensäure in der Luft herauszulösen, 
    mit den wasserbildenden Stoffen, dem Wasserstoff und dem Sauer- 
    stoff, zu binden und in die der Pflanze eigenen Zuckerstoffe zu wan- 
    deln. Gleichzeitig werden die kosmischen Kräfte im Lichte der Sonne 
    gebunden und die von der Wurzel aufgenommenen Mineralstoffe des 
    Bodens in den Saft und den Körper der Pflanze eingebaut. Alle an 
    die roten Licht- und Kraftstrahlen gebundenen Kräfte werden inten- 
    siv und restlos vom Blattwerk aufgesaugt, nutzbar gemacht und ge- 
    bunden. Dabei werden gleichzeitig die blauen und gelben Strahlen 
    abgeschirmt und zurückgestrahlt. Blaue und gelbe Strahlen vereint 
    ergeben grüne Farbwirkung. Deshalb erscheint das Blattwerk 
    grün. Die an die roten Lichtstrahlen und Schwingungen gebunde- 
    nen Kräfte der Sonne sind in der Pflanze wirksam, um, gewandelt 
    
    
    55 
    
    
    aus Licht, Luft, Wasser und Erden und Gesteinen, die Erde mit Leben 
    zu füllen und im Menschen die Seelenkräfte des Weltalls zur Aus- 
    wirkung zu bringen. Wenn nämlich der Mensch die ihm von Natur 
    aus zugedachte, gewachsene pflanzliche Nahrung im frischen lebens- 
    vollen Zustand in sich aufnimmt und das grüne Blattwerk der Kräu- 
    ter und das Wurzelgemüse nicht verschmäht, dann lösen sich in sei- 
    nem Körper die in der Pflanze wirksam gewordenen und dort ge- 
    bundenen Sonnenkräfte der Rotlichtwirkung. Die Kräfte der Rot- 
    lichtstrahlung werden in den Lungen frei und bewirken hier die 
    lebenschaffende Lösung der in der eingeatmeten Luft und der in der 
    lebensfrischen Nahrung gebundenen Kräfte. Diese erscheinen 
    nun im lebensvollen gesunden Körper als das 
    leuchtend rote Blut, durch das die kraftvollen Lebensäuße- 
    rungen des Menschen in körperlicher, geistiger und seelischer Bezie- 
    hung getätigt werden. 
    
    Die Wandlung der in der grünen Pflanze gebun- 
    denen Lebenskräfte des Weltalls in die Kraft des 
    roten Blutes durch die Atmung ist das Lebens - 
    wunder in der Brust des Menschen . 
    
    Die Mineralstoffe, die Zuckerstoffe, die Fettstoffe und die Proteine 
    werden jeweils auf besonderen Wegen aus dem Nahrungsbrei heraus- 
    geholt, um in die Säfte des Körpers oder durch die Lungenarbeit in 
    das Blut eingebaut zu werden. Es ist deshalb sehr wichtig, bei der 
    natürlichen Nahrungsaufnahme Einseitigkeiten in der Ernährung zu 
    vermeiden. Der Körper bedarf der Fettstoffe und Proteine des 
    grünen Blattes und der Samenanlage der Früchte, der Nüsse und 
    Ölsaaten genau so dringend, wie der Zuckerstoffe und der Mineral- 
    stoffe in den Früchten, Gemüsen und Wurzeln. Wenn wir nun be- 
    achten, daß bei den Pflanzen die Zuckerstoffe durch die Erzeugung 
    der Keimanlage im Samen schon aus einem Lebensvorgang der Pflan- 
    zen hervorgehen und die Mineralstoffe durch das Zusammenwirken 
    aller Einflüsse der Lebenskraft aus dem Boden herausgeholt werden, 
    so müssen wir entsprechend unsere Nahrung in ihrem natürlichen Zu- 
    stande verzehren. Wir müssen die verschiedenen Zutaten in unseren 
    Speisen zueinander ins Verhältnis bringen, um jeweils eine vollwertige 
    Nahrung zu erhalten. Daraus geht hervor, daß sich eine vollwertige 
    Nahrung für Tier und Mensch aus dem Blattgemüse als dem Träger 
    der Mineralstoffe und der Zuckerstoffe, aus dem Wurzelgemüse als 
    dem hauptsächlichsten Träger aller Zuckerstoffe und aus den Samen- 
    kernen der die öl- und Fettstoffe erzeugenden Pflanzen zusammen- 
    setzen muß. Als dem Menschen besonders zugedachte Ergänzung zur 
    Vergeistigung seiner seelischen Kräfte dienen dann die saftreichen 
    Beerenfrüchte, das Obst aller Art, einschließlich des Schalenobstes 
    und die saftreichen Gemüsefrüchte. 
    
    Verfolgen wir den Weg, den die aufgenommene Nahrung im Kör- 
    
    
    56 
    
    
    per geht, so sehen wir, daß die leichter löslichen Mineralstoffe und 
    die Zuckerstoffe mitsamt den Proteinen und Fettstoffen im Darm- 
    kanal bereits vom Körper verarbeitet wurden, ehe der Speisebrei in 
    den Dickdarm resp. in die Dickdarmmulde gelangt. Diese wird da- 
    durch gebildet, daß der Ansatz des Dünndarmes an den Dickdarm 
    nicht am untersten Teil erfolgt, sondern ein Stückchen höher. Da- 
    durch entsteht das, was als der Blinddarm, als Teil des Dickdarmes, 
    bekannt ist. Hier nun spielen sich Vorgänge ab, die sehr viel ver- 
    wickelterer Natur sind, als bisher in den Lehrbüchern zur Darstel- 
    lung gebracht wurde. In diesen Lehrbüchern wird sehr oft versucht, 
    mit einer physikalisch-mechanistischen Erklärungsweise die Vor- 
    gänge in den Verdauungsorganen und überhaupt in allen Organen 
    des Körpers aufzuhellen. Diese Darstellungsweise kann aber niemals 
    genügen, um Lebensvorgänge aufzuklären, die ihrer Natur nach 
    nicht mechanistisch-physikalischer Art sind, sondern den Gesetzen 
    der physiologisch-organischen Welt des Lebendigen entsprechen. Die 
    Gesetze des organischen Lebens in der Pflanzenwelt gelten genau so 
    gut für die Vorgänge im menschlichen Körper. Wenn wir diese Ge- 
    setze selbst in den heute nur unvollkommen verstandenen Deutungs- 
    versuchen auf den menschlichen Körper beziehen, so werden wir mit 
    tieferem Verständnis in die wirklich sich abspielenden Vorgänge 
    eindringen und sie besser verstehen lernen als bisher. 
    
    Die zum Teil rein mechanistischen Deutungsversuche des vergan- 
    genen Jahrhunderts können dabei als überwunden betrachtet wer- 
    den, wie z. B. aus den folgenden Ausführungen von Dr. Kahn in 
    seinem fünfbändigen Werk „Das Leben des Menschen“ hervorgeht. 
    In diesem Buche finden wir nach der Erklärung der sogenannten 
    Aufsaugungsvorgänge im Darmkanal und nach den sehr eingehenden 
    Darstellungen des anatomischen Aufbaues und der möglichen Vor- 
    gänge folgendes: (Wörtlich entnommen aus Kahn, „Das Leben des 
    Menschen“.) 
    
    „Die jenseits der Darm wand gefundenen Stoffe unterscheiden sich 
    aber wesentlich von jenen des Speisebreies. Während die Amino- 
    säuren, die Fettsäuren und das Glycerin des Speisebreies aus un- 
    zähligen verschiedenen Eiweiß- und Fettarten pflanzlicher und 
    tierischer Herkunft stammen, aus Reis und Rindfleisch, aus Blumen- 
    kohl und Kuhbutter, aus Kartoffelmehl und Schweineschmalz, aus 
    Gurken und Datteln, während die Zuckermoleküle die Bruchstücke 
    von unzähligen verschiedenen Stärke-, Glykogen-, Dextrin- und 
    Zuckerarten sind, die aus allen erdenklichen pflanzlichen und tieri- 
    schen Geweben hier im Magen-Darm-Kanal zusammengewürfelt 
    sind, stimmen die im Inneren der Darmzellen den Organen zueilen- 
    den Fett-, Eiweiß- und Zuckermoleküle untereinander in ihrem Auf- 
    bau überein. Sie sind einfachster Normalmenschenzucker, einfachstes 
    Normalmenschenfett, einfachstes Normalmenscheneiweiß ohne den 
    vorhergehenden tierischen oder pflanzlichen Charakter, ohne den 
    
    
    57 
    
    
    I 
    
    späteren spezifischen Gewebecharakter, der das Muskelfett vom Hirn- 
    fett, das Knocheneiweiß vom Lebereiweiß unterscheidet.“ 
    
    Er fährt dann nach Übergängen wie folgt fort: 
    
    „Sucht man die Schranken der Darmschleimhaut zu durchbrechen, 
    ihre Uniformierungsarbeit auszuschalten, so erlebt man ein Fiasko. 
    Alle körperfremden Stoffe, in die Blutbahn eingespritzt, sind giftig. 
    Ein Hühnerei ins Blut gespritzt, ist so giftig, als sei es mit Strychnin 
    gefüllt. Eine Tasse Seifenwasser tötet einen Menschen so sicher wie 
    ein Glas Salpetersäure und eine Kelle voll Stärkekleister ist im Blut 
    mindestens so gefährlich wie eine Handgranate. Selbst die niederen 
    Abbauprodukte sind für den Körper nicht nur unbrauchbar, sondern 
    direkt schädlich. Spritzt man einem Tiere Spuren von Pepton ins 
    Blut, so scheiden seine Nieren diese wieder aus. Größere Mengen 
    davon führen unter Krämpfen zum Tode.“ 
    
    Nach weiteren überleitenden Abschnitten fährt dann Dr. Fritz 
    Kahn fort: 
    
    „Hier, angesichts der Darmzellen, stehen wir vor dem größten aller 
    Wunder! Aber auf dem Gebiete des Lebens ist ja alles Wunder vom 
    ersten Augenblick bis zur letzten Offenbarung, von der Amöbe im 
    Straßenkehricht und vom Stickstoffbazillus an der Lupinenwurzel bis 
    zum blühenden Fliederbusch und dem Adler in den Lüften, vom 
    hüpfenden Punkt im Hühnerembryo bis zur Traumvision, vom ersten 
    Speicheltropfen, der als Einleitung der Verdauung angesichts der 
    aufgetragenen Speisen zwischen den Backenzähnen versickert, bis 
    zum Endprozeß in der Darmzelle, die Pepsin und Erepsin, Maltase 
    und Enterokinase absondert und zu gleicher Zeit Aminosäuren auf- 
    nimmt und daraus Eiweiß formt, Seifenwasser einsaugt, Glycerin 
    anzieht und aus ihnen Fette baut und jenes in die Blutbahn und 
    dieses in das zentrale Zottengefäß leitet — wer sagt ihr, daß sie das 
    tun soll, wer sagt ihr, wie sie es tun soll, wer, daß sie jenes hierhin, 
    dieses dorthin lenkt? Wer sagt es den Mikropünktchen Darmzellen, 
    die mit allen ihren Polsterstoffen, allen Adern, Lymphgefäßen, Ner- 
    vennetzen, ihren Zweimuskelschichten und der Bauchfellplatte dar- 
    über nicht dicker sind als ein Löschpapier, 3000 Zellen auf einer 
    
    Zotte, 5000 Zotten auf der Fläche eines Fingernagels. Wer 
    
    sagt es ihnen?! Wer sagt es ihnen, wer schuf sie, wer faßte den Plan 
    zu ihrer Schöpfung, wer dreht das kreisende Rad, nachdem es zu 
    laufen begonnen hat, durch Äonen, zu welchem Zwecke, zu welchem 
    Ziele? Müssig hier mit Menschenbegriffen zu operieren, mit Gott, 
    
    Natur, Leben, Plasma, mit Entwicklung Worte, Worte, nichts 
    
    als Worte. Wir wissen es nicht, und wenn wir es wüßten, könnten 
    wir es nicht begreifen. Wir könnten auch dann nur wieder, wie es 
    eben der Mensch nur vermag, mit der hohlen Hand aus dem Meer 
    der Wunder ein kleines Menschenmaß hervorschöpfen — von draußen 
    aber rollte Welle auf Welle herbei, kein Anfang zu ersinnen, kein 
    Ende abzusehen, ein weiteres zu tun ist uns versagt, wir können nur 
    
    
    58 
    
    
    in Bewunderung verstummen, in Anbetung versinken und unser 
    Menschenherz, das übervolle, ausschütten — in Menschenworten und 
    mit Menschengefühlen. So wäre auch jener der wahre Menschenbe- 
    schreiber nicht, der nicht zur rechten Zeit die Feder beiseite legte 
    und bekennt^: Ich bin mit Kraft und Kunst zu Ende, ich kann es mit 
    aller Kunst und mit allem Können nicht beschreiben und ich, der ich 
    es beschreibe, kann es so wenig begreifen wie ihr, die ihr es lest. 
    Ich kann euch nur sagen, es ist da! Pünktchen klein, doch sonnen- 
    groß, nichts verratend und doch alle Geheimnisse verbergend, tau- 
    sendfältig, wenn man es beschriebe, und doch unbeschreiblich, so 
    göttlich, daß man ein Psalmist sein möchte, aber im Namen so nichts- 
    sagend prosaisch, daß es als eine Blasphemie erscheint, ein solches 
    Wunder so zu nennen: Darmzelle!?“ 
    
    Hier macht uns ein Wissenschaftler von Format inmitten des drit- 
    ten Bandes eines fünf bändigen Werkes über das Leben des Menschen 
    das Eingeständnis, daß wir Menschen über die wirklichen Lebens- 
    vorgänge trotz unserer feinmechanischen Hilfsmittel, trotz unserer 
    mikroskopischen, chemischen, physikalischen und sonstigen Unter- 
    suchungsmethoden, doch nicht in der Lage sind, die wirklichen 
    Lebensvorgänge in ihrem tatsächlichen wundervollen Wirken zu er- 
    klären oder gar zu begreifen *). 
    
    
    *) In diesem Zusammenhang sei auf das im Jahre 1949 herausgegebene 
    Buch von Dr. Xaver Mayr, Wien, „Die verhängnisvollste Frage: 
    Wann ist unser Verdauungsapparat in Ordnung?“ hingewiesen. 
    
    Dais Buch beginnt mit der folgenden Feststellung: Das überaus Ver- 
    hängnisvolle der Frage, wann unser Verdauungsapparat in Ordnung ist, 
    besteht darin, daß wir Ärzte alle tun, als ob wir es wüßten, wann er es 
    ist, ohne es auch nur im geringsten zu wissen. 
    
    Er weist an Hand von vielen Beispielen nach, daß es kein Lehrbuch der 
    Anatomie oder der Diagnostik gibt, in welchem die Frage nach dem nor- 
    malen Zustand der Verdauungsorgane, ihrer normalen Größe, Beschaffen- 
    heit und ihrer normalen Tätigkeit in gesundem Zustand einwandfrei 
    beantwortet wird, ja, daß eine Antwort auf diese Frage gar nicht versucht 
    wird. Er zeigt an vielen Beispielen und in immer neuen Abwandlungen, 
    wie unwissend wir Menschen einschl. der Ärzte in Bezug auf unsere Ver- 
    dauungsorgane sind und wie dringend wichtig gerade die einwandfreie 
    Beantwortung dieser Frage für unsere Gesundheit und unsere gesunde 
    Leistungsfähigkeit ist. Er zeigt an dem krankhaften Zustand aller körper- 
    lichen, geistigen und moralischen Fähigkeiten aller lebenden Menschen 
    und an dem ständigen Zunehmen der Pflege- und Krankenheilanstalten, 
    wie wichtig die Lösung und einwandfreie Beantwortung dieser Frage für 
    uns alle ist und kommt zu dem Schluß, daß sich mit der richtigen Beant- 
    wortung dieser Frage und der damit möglich werdenden Gesunderhaltung 
    unserer Verdauungsorgane sich anschließend die Frage nach der natur- 
    gegebenen Nahrung für den Menschen ergeben würde. Ein Wandel 'im 
    Zustand unserer bisher kranken Vendauungsorgane und eine Änderung 
    unserer Ernährung zur Verhinderung neuer Erkrankungen aber würde 
    
    
    59 
    
    
    Die folgende Gedankenentwieklung weicht, wie der Leser noch 
    merken wird, in wesentlichen Punkten von der üblichen physikali- 
    schen, chemischen und mechanischen Betrachtungsweise ab. Handelt 
    es sich doch bei allen Vorgängen im menschlichen Körper genau wie 
    in allen Lebewesen und in allen Wachstums Verhältnissen der Pflan- 
    zen und Tiere um Wandlungsvorgänge des lebensprühenden Wer- 
    dens und Vergehens alles Lebendigen, sei es Pflanze, Tier oder 
    Mensch. Die Wandlungsvorgänge, durch welche der Speisebrei im 
    Dünndarm im Augenblick des Überganges vom äußeren Darmkanal 
    in den inneren Saftstrom des Körpers zu lebensvollen Aufbaustoffen 
    wird, sind mechanistisch oder physikalisch-chemisch nicht zu er- 
    klären, aber wenn wir uns die Gleichartigkeit der Vorgänge in den 
    Saugwürzelchen der Pflanze und den Darmzotten im Menschen vor- 
    stellen, dann kommen wir zu folgenden Betrachtungen: 
    
    In den vorhergehenden Abschnitten unter dem Leitwort „Was ist 
    Nahrung?“ wurde gezeigt, in welch wundervoller Weise die Erde und 
    alles, was der Pflanze zur Nahrung dienen soll, in ineinander grei- 
    fenden Vorgängen vorbereitet wird. Mechanische Zerkleinerung 
    durch Verwitterung der Erden und Gesteine macht den Anfang, 
    faulige und kohlensaure Gärung aller organischen Reste von Tier- 
    und Pflanzenleichen helfen mit dabei und werden eifrig unterstützt 
    durch die unvorstellbar feinsinnige Arbeit der Kleinlebewelt im 
    Ackerboden und im Wassertropfen, bis die mechanische Vorberei- 
    tung der zukünftigen Nahrung so weit gediehen ist, daß alles zur 
    Aufnahme bereit ist. Dann erst setzt die lebensvolle und leben- 
    zeugende Arbeit der Pflanze selbst ein. Aufsaugen kann die Pflanze 
    wohl Wasser, aber keine mineralischen Bestandteile des Bodens, weil 
    diese im Wasser nicht löslich sind und in ihrer mineralischen Form 
    die Zellwände nicht durchdringen könnten und, wenn sie es täten, 
    würden sie im Leben der Pflanze wie Gift wirken. Sie müssen viel- 
    mehr gewandelt werden, d. h., sie müssen aus der mineralischen 
    Form in die lebenerfüllte Form der pflanzlichen Aufbaustoffe ge- 
    bracht werden. 
    
    Das Samenkorn trägt in sich selbst lebenschaffende Kräfte. Geweckt 
    durch Feuchtigkeit, Wärme und Sonnenschein, werden diese Kräfte 
    die im Keim vorgebildete, gewissermaßen kristallisierte Form des 
    zukünftigen pflanzlichen Lebens hervorbrechen lassen, zuerst sicht- 
    bar durch das Vortreiben einer winzigen Wurzelspitze in den Erd- 
    
    
    einen grundlegenden Wandel im wirtschaf tldchen und sozialen Leben der 
    Menschen mit sich bringen. 
    
    Der Verfasser beweist dann leider durch seine Ernähr ungisanweisungen, 
    wie wenig er von den geheimen Lebenskräften in der pflanzlichen Roh- 
    nahrung erfaßt hat. Durch seine unmöglichen Ernährungsanweisungen wird 
    das Buch von Dr. Mayr für den wirklich Dauerheilung suchenden Men- 
    schen keine Quelle wirksamer Hilfe. 
    
    
    60 
    
    
    boden. Diese strahlt nun in das Erdreich mit seiner vorbereitenden 
    Nahrung, wie oben beschrieben, nicht nur lösende, d. h. säurehaltige 
    Säfte aus, sondern auch bindende, d. h. solche, durch welche die 
    feinstofflich gelösten Erden und Mineralien gebunden und durch die 
    lebendigen Wachstums Vorgänge im Augenblick der Bindung in die 
    Form gewandelt werden, in der wir sie als körpereigenen aufstei- 
    genden Pflanzensaft kennen. Dieser Vorgang liegt allem Wachstum 
    zugrunde. Er spielt sich etwa wie folgt ab: Der im Samenkorn ein- 
    gebettete oder in der Baumkrone vorgebildete Wurzelsaft schlägt im 
    Augenblick der Ausstrahlung die das Saugwürzelchen umgebende 
    pflanzliche Nahrung nieder, bindet sie an sich und vergrößert da- 
    durch den Umfang und im Vortreiben die Länge des Saugwürzel- 
    chens. Die Saugwurzel wächst, indem sie die niedergeschlagenen 
    Nahrungsstoffe zu ihrem eigenen Aufbau verwendet. Was das 
    Würzelchen nun nicht für dauernd zum eigenen Aufbau und zur 
    eigenen Erhaltung benötigt und was es dabei überschüssig auf- 
    nimmt, das löst sich im Innern des Würzelchens wieder auf und bil- 
    det den jetzt lebensvollen Wurzelsaft, dem Charakter der Pflanze 
    entsprechend. Aus diesem Saft, der nun durch diese Wandlung den 
    Charakter und das Leben des Baumes oder der Pflanze angenom- 
    men hat, zieht nun die Krone oder das Blattwerk sowohl die be- 
    nötigten erdigen Mineral- und Grundstoffe als auch das Wasser. 
    
    Übertragen wir diese Vorgänge auf die Verhältnisse im Dünn- 
    darm, so ergibt sich etwa folgendes Bild: Wie die Pflanze der mine- 
    ralischen Grundstoffe des Erdbodens und des Wassers bedarf, so 
    braucht der Körper die Bestandteile und die Flüssigkeiten im Nah- 
    rungsbrei. Wie das Samenkorn zuerst das Saug würzeichen in den 
    Boden senkt, um durch dessen Wachstum den Saft zu gewinnen, der 
    zur Entwicklung des Keimblättchens und der Blätterkrone notwendig 
    ist, so sprießt aus der Darmwand ein Saugwürzelchen in den Speise- 
    brei hinein und wächst und ergänzt sich aus diesem. Dieses Saug- 
    würzelchen im Speisebrei ist die Darmzotte. Analog zum Würzelchen 
    strahlt nun die Darmzotte gewisse Säfte in den Speisebrei, der be- 
    reits durch die verschiedensten Vorbehandlungen im Mund, Magen 
    usw. entsprechend vorbereitet wurden. Sie schlägt dadurch die brauch- 
    baren und benötigten Stoffe aus dem Speisebrei nieder, die sie so- 
    fort zum eigenen Aufbau und Wachstum verwendet. In diesem Vor- 
    gang überträgt die wachsende Darmzotte auf die verwendeten Teile 
    des Nahrungsbreies die Lebenskraft des Körpers und wandelt sie 
    gleichzeitig in die lebensvollen Formen der menschlichen Säfte um. 
    In der Vollendung dieses Wachstumsgeschehens löst sich der einge- 
    baute Nahrungsbrei auf der anderen Seite der Darmwand wieder in 
    Säfte auf und diese sind nunmehr die lebensvollen, arteigenen Be- 
    standteile des Körpers selbst, in dessen Blut- und Säftestrom sie nun 
    als arteigene lebendige Bausteine erscheinen. Die in den Speisebrei 
    hinein wachsenden und nach eigenem Aufbau sich ständig wieder auf- 
    
    
    61 
    
    
    lösenden Darmzotten entsprechen daher den Saugwürzelchen der 
    Pflanze und erfüllen in jeder Weise deren Aufgabe. 
    
    Einem naturfemen Stadtmenschen werden diese Vorgänge wohl 
    ein Geheimnis bleiben, denn er hat vielleicht noch nie aus eigener 
    Anschauung das Wachstum einer Pflanze aus dem Samenkorn her- 
    aus bis zur vollendeten Frucht beobachtet. Jeder aber, der aufmerk- 
    sam und besinnlich schon einmal etwas von den erwachenden Kräf- 
    ten im Pflanzenkeimling gespürt hat, wird wissen, wovon die Rede ist. 
    
    Doch wir waren abgeschweift, um die Darstellung zu vertiefen, 
    und waren stehengeblieben bei den Ausführungen über die Aufgabe 
    des Dickdarmes. Die Verbindungsklappe, die den Dünndarm in die 
    Lage versetzt, seinen Inhalt in den Dickdarm abzugeben, ohne dem 
    Speisebrei die Möglichkeit zu lassen, wieder in den Dünndarm zu- 
    rückzukönnen, dieses Schlußstück des Dünndarmes ist nicht an das 
    WKBB Ende des Dickdarmes, sondern ein gutes Stück darüberge- 
    setzt. Dadurch entsteht der Blinddarmsack. In diesem Blinddarm- 
    sack fälft die Nahrung erst zu Boden und gerät dadurch in innigste 
    Berührung mit den Säften, die dem gut fingerlangen Lymphdrüsen- 
    gebilde des sog. Wurmfortsatzes am Blinddarm entstammen. Die 
    Lymphdrüsensäfte des Wurmfortsatzes leiten wichtigste Wandlungen 
    im Speisebrei ein, der vom Dünndarm in den Dickdarm gelangte. Im 
    Verlauf der Arbeit der Verdauungsorgane im Magen, im Zwölf- 
    fingerdarm oder in allen Teilen des Dünndarmes mit seinen vielen 
    Darmzotten wurden nämlich nur die im Saft der Pflanzen gelösten 
    Kalk- und Magnesiabestandteile in der Nahrung verwandelt, nicht 
    aber diejenigen, welche in den festen Faserstoffen als fester, fast un- 
    löslicher Kitt dienten. Diese gingen bisher ungenützt durch den 
    Darmkanal. Hier nun, im Dickdarmsack werden sie durch die Ein- 
    strahlungen aus dem Wurmfortsatz aus dem Speisebrei ausgefällt 
    und niedergeschlagen, d. h. aus dem flüssigen Speisebrei ausgetrennt 
    und für die Aufnahme in den Körper vorbereitet. Für diese Wand- 
    lungsvorgänge kommen aber nur die noch brauchbaren Bestandteile 
    der Faserstoffe an Kalk-, Magnesia- und Kaliumsilikaten in Frage, 
    die durch die Kochvorgänge oder durch unvernünftige Zubereitung 
    der Speisen nicht schon verhärtet oder aus dem gewachsenen Ver- 
    band nicht schon herausgelöst wurden. Was bei der Zubereitung 
    durch Kochen und Erhitzen den organischen lebensvollen Zustand 
    verlor, das wird zusammen mit den kalkhaltigen unbrauchbaren 
    Rückständen aus dem Stoffwechsel des Körpers mit dem Kot aus- 
    geschieden. Die Herauslösung des Kalkgehaltes aus den Pflanzen- 
    faserstoffen ist deshalb so schwierig, weil der Kalk zwischen den 
    einzelnen Zellulosefaserteilchen als fester Kitt, als Zement, einge- 
    lagert ist. Kalk- und Magnesium-, Kalium- und Natriumsilikate sind 
    je nach der Art der Pflanze der feste, fast unlösliche Kitt, die der 
    Pflanze den Halt und die Festigkeit geben, die auch der Körper des 
    
    
    62 
    
    
    Menschen nicht entbehren kann, wenn er gesund und lebenskräftig 
    bleiben will. 
    
    Die Lebenskraft bedient sich zu dieser Arbeit außer den Säften 
    des Wurmfortsatzes vor allem der Tätigkeit der sogenannten Darm- 
    flora. Diese bakteriellen und pilzartigen Lebewesen leiten beson- 
    dere Gärungsvorgänge ein. Durch diese wird die Zellulose aufge- 
    sprengt und gelöst und dadurch den Lymphsäften die Möglichkeit 
    gegeben, auf die Kittstoffe einzuwirken und sie in ihre Bestandteile 
    zu lösen. Eine gewisse Art der Dickdarmgärung, hervorgerufen durch 
    die im Dickdarm ansässige Dickdarmflora, ist sowohl beim pflanzen- 
    fressenden Tiere als auch bei dem natürlich von ungekochter Nah- 
    rung lebenden Menschen notwendig. Diese Art der Gärung aber ist 
    grundverschieden von den Fäulnis- und Gärungsvorgängen, die man 
    oft beim landesüblich sich nährenden Menschen vorfindet. Bei der 
    Aufnahme von Speisen, die dem Tierreich entnommen sind, und von 
    gekochten und gebackenen Getreidespeisen setzt sowohl eine Eiweiß- 
    fäulnis als auch eine verderbliche alkoholische Gärung ein, die das 
    ganze Speisegemisch im Blinddarmsack in eine stinkende, ekelhafte 
    Masse verwandelt, deren entweichende Gase und deren Kotmassen 
    oft ekelhaft riechen. Die entstehenden faulenden und gärenden 
    Darmgase gehen nun beileibe nicht immer als Gase aus dem Kör- 
    per, sehr oft ziehen sie mit den aus dem Speisebrei gezogenen Flüs- 
    sigkeiten in den Körper hinein und „steigen gar zu leicht in den 
    Kopf“. Dort können sie die schlimmsten, weil schwer zu beseitigen- 
    den Kopfschmerzen und Migräne erzeugen, wenn sie nicht in an- 
    deren Körperteilen und in anderen Organen ihr Unwesen treiben. 
    Eine andere Art von Gärungen im Dickdarm ist, wie gesagt, not- 
    wendig, um die Zellulose aufzuspalten und die darin eingebauten 
    Kalk-, Kalium-, Natrium- und Magnesiumsilikate herauszulösen und 
    für die Aufnahme in den Körper freizumachen. Unerwünscht und 
    sehr störend ist die faulige Eiweißzersetzung nach dem Verzehren 
    von Fleisch, Fisch, Milch, Eiern und dergleichen, d. h. als Folge der 
    Aufnahme von Stoffen, die dem tierischen Leben entstammen. 
    
    Im bisher beschriebenen Verlauf der Vorgänge im Darmkanal, mit 
    der Zerkleinerung im Munde angefangen, werden große Mengen 
    Flüssigkeiten aus dem Körper in den Speisebrei gegeben. Die Nah- 
    rung wird beim Kauen mit reichlich Mundspeichel durchsetzt. Der 
    Magen sondert große Mengen flüssiger Säfte in den Speisebrei ab 
    und die Bauchspeicheldrüse, die Gallenblase und die Darmzotten 
    geben weitere Flüssigkeiten hinzu, so daß der Inhalt des Magen- 
    darm-Kanals bis dahin in flüssiger Lösung gehalten wurde. Im Dick- 
    darm setzt die entgegengesetzte Arbeit ein, nämlich die Befreiung 
    des Speisebreies von allen Flüssigkeiten und seine Eindickung zum 
    geformten, trockenen Kot. 
    
    Wo aber bleibt die aus dem Speisebrei bei der Eindickung her- 
    ausgepreßte Flüssigkeit? Die anatomischen Lehrbücher, in denen die 
    
    
    63 
    
    
    Dickdarmtätigkeit gesondert und ohne Zusammenhang mit irgend- 
    welchen anderen Organen sozusagen nur als Eindickungsorgan ge- 
    kennzeichnet wird, verschweigen uns vollständig, was mit der Flüs- 
    sigkeit geschieht. Die tägliche Erfahrung aber lehrt uns, daß das 
    einzige Organ, das der Wasserabscheidung aus der Darmflüssigkeit 
    und aus der Bauchhöhle dient, die Nieren sind. Diese aber wurden 
    von der wissenschaftlichen Forschung bisher als Organe der Blut- 
    reinigung und Blutfiltrierung angesehen, die der Abscheidung der 
    Harnstoffe aus dem Blute dienen sollen. Als solche wurden sie in 
    keinerlei Weise mit den Verdauungsorganen oder den Verdauungs- 
    vorgängen in Verbindung gebracht. Sie wurden vollständig getrennt 
    von diesen behandelt. Das Ergebnis einer solchen Forschung hat in- 
    zwischen ein vollständiges Fiasko erlebt. Dr. Fritz Kahn schreibt 
    darüber in seinem Buche „Das Leben des Menschen“ folgendes: 
    „Welcher Art die Beziehungen zwischen dem Blute und den ein- 
    zelnen Abschnitten des Harnkanals sind, wissen wir nicht. Alles, 
    was wir im folgenden darüber hören, ist vage Vermutung. Aber be- 
    kanntlich ist ja nichts leichter als eine Theorie aufstellen. So ging 
    man rasch, nachdem man sich vom ersten Schrecken über den Zu- 
    sammenbruch der so plausiblen, leider aber doch nicht wahren Fil- 
    trierungstheorie der Nieren als Blutfilter erholt hatte, an die Auf- 
    stellung einer neuen nicht weniger einleuchtenden Hypothese.“ 
    
    Nach diesem Eingeständnis über die Unhaltbarkeit der bisherigen 
    mit dem Brustton der Überzeugung jahrzehntelang vor getragenen 
    Theorie der Blutfiltrierung in den Nieren geht Dr. Kahn dann auf 
    die inzwischen aufgestellten neuen Theorien anderer Zellforscher 
    ein und versucht, diese plausibel und verständlich zu machen. Da 
    das aber seinen Worten nach alles nur Vermutungen sind, so ver- 
    lohnt es sich nicht, darauf des Näheren einzugehen. Wir wollen im 
    folgenden versuchen, uns über die Nierentätigkeit im Zusammen- 
    hang mit der Eindickung des Speisebreies im Dickdarm klar zu wer- 
    den, und kommen dann zu folgenden einfachen Tatsachen. 
    
    Zur Klarstellung sei vorausgeschickt: Die dicken, blutgefüllten 
    Arterien und die dicken, prallen Nervenstränge, die in die Nieren 
    hineinführen, dienen dem stetigen und schnellen Ersatz des Nieren- 
    körpers und seiner feinen, vielfach verschlungenen Gewebe selbst. 
    In diesem Nierengewebe werden doch die im Stoffwechsel des Kör- 
    pers anfallende Phosphorsäure, die bei der Auflösung der verbrauch- 
    ten Muskel- und Nervengewebe aus den Eiweißstoffen freiwerdende 
    Harnsäure, die Harnstoffe und Oxalsäure aus der Körperflüssigkeit 
    und den Darmsäften herausgetrennt und aus dem Körper ausgeschie- 
    den. Die Nieren arbeiten ununterbrochen den ganzen Tag und die 
    ganze Nacht, 24 Stunden des Tages, in den teilweise recht scharfen 
    Säuren, in die sich die verbrauchten Zellgewebe bei ihrer Auflösung 
    umwandeln. Diese scharfen, fressenden Säuren zehren in unglaub- 
    licher Weise am Nierenkörper selbst und deshalb muß das ganze 
    
    
    64 
    
    
    Gewebe des Nierenkörpers ständig und schnell erneuert und ge- 
    festigt werden. 
    
    Darum der große Anfall an Blut- und Nervenmasse, ohne daß das 
    arterielle Blut seinen Sauerstoff an die Nieren abgibt. Zur Erneue- 
    rung von Zellgeweben wird nur wenig oder gar kein Sauerstoff ver- 
    braucht, aber desto mehr von den gewebebildenden mineralischen 
    Grundstoffen und vor allem Nervenmasse zum Aufbau der protein- 
    und fetthaltigen Gewebezellen und deren feinen Häuten. Die Tätig- 
    keit der Nieren spielt sich innerhalb der mit unerhört vielen Blut- 
    und Nervenbahnen umgebenen Zellgefäße der Nieren ab, über 
    deren eigenartigen Bau man sich in den Lehrbüchern der Anatomie 
    sehr leicht ein gutes Bild machen kann. Hier gilt es, den Zusammen- 
    hang der Nierentätigkeit mit den Aufgaben des Dickdarmes klarzu- 
    stellen. 
    
    Wir können uns beim Zerlegen eines Tieres jederzeit davon über- 
    zeugen, daß der Dickdarm mitsamt seinem S-förmigen Teil, aber 
    ohne den Blinddarmsack, in ein schwammartiges Fettgewebe, den 
    Flomen, eingebettet ist. Dieses Fettgewebe kann eine unglaubliche 
    Masse von Flüssigkeit in sich auf nehmen und nun verstehen wir, wo 
    die Darmflüssigkeiten nach dem Hindurchpressen durch die Darm- 
    wand bleiben. Sie werden von den Flomen aufgesogen. In den Flomen 
    sind aber auf der anderen Seite die Nieren eingebettet, d. h. mit an- 
    deren Worten, die Nieren erhalten die vom Dickdarm in das Nieren- 
    fett eingestrahlte Flüssigkeit zur Verarbeitung. Woraus setzt sich nun 
    diese Flüssigkeit im Nierenfett oder den Flomen zusammen? 
    
    Wir sehen, daß der Dickdarm auf der einen Seite in das Nieren- 
    fett eingebettet ist. Auf der anderen Seite aber ist er fest verbunden 
    und umgeben von einem Wundernetz der Venen, d. h. ein Zweig des 
    Venensaftstammes aus dem Körper hat sich in feinste Haargefäße 
    aufgelöst, ohne sich wieder zu sammeln. Dies erfolgt zu dem Zweck, 
    seinen Inhalt nicht wieder dem Körper zuzuleiten, sondern ihn an 
    den Dickdarm weiterzugeben. Daraus geht hervor, daß der Inhalt 
    dieses Teiles des Venensaftstammes seinen Inhalt an im Körperbe- 
    trieb verbrauchten und aus Abfallstoffen des Stoffwechsels bestehen- 
    den Säften an den Dickdarm zur Ausscheidung abzugeben hat. Diese 
    verbrauchten Säfte aus dem Wundernetz der Venengefäße werden 
    somit in den Dickdarm eingestrahlt und vergrößern hier die Menge 
    der Flüssigkeiten, die zur Verarbeitung in die Nieren kommen sollen. 
    Dieser Teil der Säfte aus den Venen wird nun mit dem übrigen In- 
    halt des Dickdarmes eingedickt und würde sich beim Hungern genau 
    so gut bilden, wie er sich im Dickdarm des Neugeborenen findet. Er 
    würde bei Enthaltung von Nahrung auch als Kot erscheinen, aber 
    dann als sogenanntes Hunger- oder Säuglingspech. 
    
    Aber das Nierenfett ist nicht nur eng verbunden mit dem Dick- 
    darm und den Nieren, sondern ein großer Teil der Oberfläche liegt 
    frei in der Bauchhöhle. In der Bauchhöhle sammeln sich alle über- 
    
    
    5 Sommer, Ernährung 
    
    
    65 
    
    
    schlissigen Säfte aus dem allgemeinen Säftefluß im Körper und 
    seinen Geweben. Dieser Säftefluß arbeitet sich ohne besondere Saft- 
    bahnen von Zelle zu Zelle durch die Zellwände hindurch im Körper 
    von Mensch und Tier ständig vorwärts. Er beginnt nirgendwo und 
    endet nirgendwo, sondern ist in ständiger Wanderung durch die 
    Zellen des Körpers begriffen. An einer Stelle lädt er dort Brauch- 
    bares ab und nimmt dafür Unbrauchbares mit. Er vermittelt, wie es 
    nötig ist, sowohl den Abbau als auch den Aufbau der Zellgewebe. Er 
    wandert nach dem Gesetz der osmotischen Durchdringung durch die 
    Zellwände hindurch, sich ständig erneuernd und ständig Unbrauch- 
    bares in sich aufnehmend. Diesem Säftestrom des Körpers überträgt 
    das einzelne Zellgefüge allen Unrat und alle Abbaustoffe, die aus- 
    geschieden werden müssen, wenn sie den Körper nicht verderben 
    und die Lebensvorgänge nicht ersticken sollen. In diesem Saftstrom 
    finden wir die Harnsäure und die Harnstoffe, die im Stoffwechsel 
    anfallen. Der Säftestrom trägt aber andererseits alle jene Aufbau- 
    stoffe aus den verschiedensten Organen, die weder im Blut noch in 
    den Nerven zu finden sind, in die einzelnen Zellgefüge. Aus ihm 
    empfangen diese selbst in den entlegensten Körperteilen im Hirn 
    sowohl als auch in den Zehenspitzen die Mineral- und Aufbaustoffe, 
    die in den verschiedensten Organen, wie der Milz, der Bauchspeichel- 
    drüse, den verschiedenen Lymphdrüsen und wo immer erzeugt wer- 
    den. In diesen wandernden Saftstrom des Körpers scheiden nun die 
    Zellgewebe der Muskeln und Knochen, des Gehirns und der Blut- 
    bahnen, der Nerven und der Haut alles das ab, was lähmend oder 
    vergiftend auf die Lebensvorgänge einwirken würde. In ihm finden 
    sich deshalb alle beim Stoffwechsel anfallenden und auszuscheiden- 
    den Stoffe, die der Venensaft nicht aufnimmt, wie z. B. kolloidale, 
    gelöste Harnsäure, im Stoffwechsel frei gewordene, aber schnell 
    wieder mit Kalkstoffen zu bindende Oxalsäure und Phosphorsäure, 
    überhaupt alle nur möglichen Abfallstoffe. Diese nimmt der Saft- 
    strom mit in die Bauchhöhle und gibt sie hier an das solche Flüssig- 
    keiten auf saugende Nierenfett ab. 
    
    Alle diese verschiedenen Säfte, die nicht mehr brauchbaren Venen- 
    säfte aus dem Wundernetz, das den Dickdarm von einer Seite um- 
    schließt, die mit der Nahrung aufgenommenen Flüssigkeiten, die 
    Flüssigkeiten aus dem Mundspeichel, aus den verschiedenen Magen- 
    und Darmsäften, den Ausscheidungen der Bauchspeicheldrüse und 
    der Galle, alle diese Säfte finden sich im Dickdarm wieder, soweit 
    die brauchbaren Bestandteile dieser Flüssigkeiten nicht bereits vom 
    Dünndarm wieder aufgenommen wurden. Sie werden nun insgesamt 
    durch die Preßbe wegungen der vielen Dickdarmtaschen in das um- 
    gebende schwammige Flomen- oder Nierenfett eingestrahlt. Hier 
    werden alle diese Flüssigkeiten zusammen mit den in der Bauch- 
    höhle sich sammelnden auszuscheidenden Teilen der allgemeinen 
    Körpersäfte in einen feinstofflichen Zustand versetzt, der mit der 
    
    
    66 
    
    
    Lösungsart zu vergleichen ist, die in der gröberen physikalischen 
    Methodik als Verdampfung zum Zweck der Destillation bezeichnet 
    werden würde. Der hier im Nierenfett sich abspielende Vorgang ist 
    aber viel feinerer Natur. Die Säfte werden in einen feinstofflichen 
    Zustand übergeführt, den wir Menschen darzustellen wohl überhaupt 
    nicht in der Lage sind mit unseren grobstofflichen physikalischen und 
    chemischen Verfahren. In diesem feinstofflichen Zustand hören die 
    grobstofflichen Bindungen gewissermaßen auf und alle Stoffe be- 
    finden sich in der Schwebe. In diesem im Nierenfett erzeugten Zu- 
    stand der feinstofflichen Lösung gelangen alle Flüssigkeiten aus dem 
    Dickdarm sowohl als auch alle zur Ausscheidung bestimmten Flüssig- 
    keiten aus dem allgemeinen Säftestrom in der Bauchhöhle in den 
    Nierenkörper selbst. Die Verbindung des Nierenfettes mit dem eigent- 
    lichen Nierenkörper selbst wird durch eine saugfähige, schwamm- 
    artige Zwischenschicht erreicht, in die der Nierenkörper eingebettet 
    ist. Diese schwammartige Oberfläche des Nierenkörpers saugt nun wie 
    ein Schwamm die Flüssigkeit aus dem Nierenfett, löst sie in verschie- 
    dene Gruppen auf und drückt diese nun in die drei verschieden ge- 
    arteten ineinander verschlungenen Haarröhrensysteme der Nieren. 
    
    Nur solche Flüssigkeiten, die keiner besonderen Reinigung und Be- 
    arbeitung bedürfen, aber im Körperhaushalt in den saftabsondernden 
    Organen des Magen-Darmkanals, in den Speicheldrüsen und im all- 
    gemeinen Säftestrom noch gebraucht werden, gehen nicht erst durch 
    die Nieren, sondern werden von der Oberflächenschicht der Nieren 
    wieder in den Saftstrom des Körpers zurückgegeben. Daher die Eigen- 
    tümlichkeit, daß die schwammartige Oberflächenschicht der Nieren 
    sowohl Flüssigkeiten aufnimmt als auch wieder abscheidet. Sie läßt 
    nur solche Säfte in den Nierenkörper selbst gelangen, die entweder 
    als Harn ausgeschieden werden müssen oder im Nierenkörper selbst 
    zu neuen Säften verarbeitet werden sollen, wie im folgenden gezeigt 
    wird. 
    
    Der Nierenkörper setzt sich aus einem System von einer Unzahl 
    ineinandergeschobener, mikroskopisch feiner Haargefäßröhrchen zu- 
    sammen, die wie feinstoffliche Destillierapparate in immer neuen 
    Windungen nach dem Innern zu verlaufen. Betrachten wir ganz un- 
    voreingenommen den Bau der verschiedenen Haargefäßsysteme mit 
    ihren verschiedenartigen Windungen und ihren eigenartigen Quer- 
    schnittsformen in den Nierengeweben und deren Zellbildungen, so 
    können wir die Nieren nie und nimmer als einen Filter irgendeiner 
    Art auffassen. Der Bau eines Filters hätte nach ganz anderen Grund- 
    sätzen erfolgen müssen. Was wir hier vor uns haben, ist ein zu höch- 
    ster Vollkommenheit, aber auch in unvorstellbarer Feinheit und 
    Zweckmäßigkeit durchdachter Destillierapparat, wie er in grobstoff- 
    licher Form etwa in der chemischen Industrie zur Herstellung der 
    hochentwickelten Destillation von feinsten chemischen Erzeugnissen 
    aus dem Kohlenteer konstruiert wurde und benutzt wird. 
    
    
    67 
    
    
    Was wir als unbrauchbare Abscheidungsprodukte aus den Nieren 
    in die Harnleiter abtropfen sehen, ist nicht das Ergebnis und das 
    Produkt der eigentlichen synthetischen Aufbauarbeit der Nieren, son- 
    dern ein Abfallprodukt, das aus dem Körper heraus muß, um keinen 
    Schaden zu stiften. Es sind dies, wie schon gesagt, die Harnstoffe, die 
    Harnsäure, die Oxal- und Phosphorsäuren u. a., die aus den Stoff- 
    wechselvorgängen bei der Auflösung der eiweiß- und proteinhaltigen 
    Stoffe anfallen. 
    
    Wehe, wenn durch den Genuß eiweißreicher Nahrung zu große 
    Mengen von aus derselben stammenden Harnsäure, Oxalsäure und 
    (bei Fisch- und Eierverzehr) Phosphorsäure zur Ausscheidung kommen. 
    Dann werden die Nieren nicht mehr ohne weiteres mit dieser Ab- 
    scheidungsaufgabe fertig, sondern entziehen dem Körper die im Blind- 
    darmsack aus der Nahrung herausgelösten Kalkstoffe, um die fres- 
    senden Säuren gefahrlos abzubinden. Bei diesem Vorgang bilden sich 
    die gefürchteten Harnkristalle, die phosphor- und oxalsauren kalk- 
    steinartigen Gebilde und verunreinigen die feinen Haargefäßröhrchen 
    der Nieren, die nun ihre Arbeit nicht mehr in der gewünschten Voll- 
    kommenheit durchführen können. Bilden sich aber aus diesen Nieder- 
    schlägen mehr oder weniger feste Steine, so können diese die Nieren- 
    tätigkeit überhaupt blockieren und geben die Ursache zu den schmerz- 
    haften Nierenkoliken und zu schmerzhaften Harnsteinen. 
    
    Die Abscheidung des Harnes ist, wie gezeigt, nur eine Nebenerschei- 
    nung der Nierentätigkeit. Ihre Hauptaufgabe ist bisher in der ganzen 
    wissenschaftlichen Welt überhaupt noch nicht erforscht und wohl noch 
    kaum irgendwo angedeutet, es sei denn in Jezek: „Organische Welt- 
    und Menschauffassung“. Wir wollen im Folgenden versuchen, uns 
    in diese Arbeit der Nieren hineinzufühlen. Wer die Fähigkeit mit- 
    bringt, sich durch innere Versenkung, durch eine gewisse innere 
    Schau in das geheimnisvolle Wirken der inneren Organe seines Kör- 
    pers hineinzuversenken, der wird leichter folgen können als mancher 
    Gelehrte, der in seiner fachlichen Spezialisierung so in der übernom- 
    menen Denkungsart seiner Fachwissenschaft befangen ist, daß er den 
    Zusammenbruch seiner bisherigen Theorien über sich ergehen lassen 
    muß, ohne die Kraft zu besitzen, nun grundlegend neue Gedanken 
    entwickeln und fassen zu können. 
    
    Wir sahen, daß im Blinddarmsack durch die Einwirkung der Drü- 
    sensäfte aus dem Wurmfortsatz zusammen mit der Einwirkung der 
    Darmflora auch die härtesten Zelluloseteile gelöst werden. Wozu ge- 
    löst? Die hochmolekularen Zuckerverbindungen in der Masse der Zel- 
    lulose werden nicht mehr benötigt, da die für den Körper benötigten 
    Zuckerstoffe aus dem Saft der pflanzlichen Nahrung schon im Dünn- 
    darm herausgeholt und dem Pfortaderblutstamm einverleibt wurden. 
    Was hier herausgelöst wird, sind die Kalk-, Magnesia-, Natrium- und 
    Kaliumsilikate, welche die feste Verleimung, die Verkittung der 
    eigentlichen Zelluloseteilchen bewirken und der Zellulosefaser die 
    
    
    68 
    
    
    erstaunliche Festigkeit verleihen, die wir z. B. im Strohhalm, in den 
    oft eisenharten Hölzern und überhaupt in der Widerstandskraft des 
    Pflanzenkörpers gegen äußere Gewalten bewundern. Die Natrium-, 
    Kalium-, Kalk- und Magnesiastoffe werden wegen ihrer festen For- 
    men der besonderen feinstofflichen Behandlung in den Nieren unter- 
    worfen, werden hier niedergeschlagen und in Säfte besonderer Art 
    umgeformt. Sie treten jetzt als eine weißliche, alkalische Saftart, aus 
    Natrium-, Kalium-, Kalzium- und Magnesium Verbindungen bestehend, 
    durch einen kurzen Saftgang aus den Nieren aus und werden in die- 
    sem besonderen Gefäß hochgeführt in die Gegend der Milz. 
    
    Dieser besondere Gefäßschlauch, der aus den Nieren herausführt, 
    wird in der Anatomie nur nebenher erwähnt, wahrscheinlich deshalb, 
    weil dieses Gefäß nicht in die bisher geltende Theorie über die Nie- 
    rentätigkeit als Blutfilter hineinpaßte. In ihm sammeln sich die bei 
    der Nierenarbeit anfallenden alkalischen Säfte, die sehr kalk-, mag- 
    nesia-, natrium- und kaliumhaltig sind. Diese Stoffe aber finden sich 
    jetzt nicht wie in der Pflanze als Kittstoffe an Silizium gebunden, 
    sondern sie erscheinen jetzt teilweise vereint mit Phosphor, Fluor, 
    Schwefel und anderen. Sie bilden nun die erdhafte Grundlage der 
    Säfte, welche die Bildung der Gehirn- und Nervenmasse unter Ab- 
    scheidung von Kalk und Magnesia zum Aufbau der Knochen und der 
    Zellkerne ermöglichen. Der alkalische Saft aus den Nieren wird von 
    dem Saftschlauch nur bis in die Gegend der Milz geführt; denn von 
    hier aus wird er, durch die Milztätigkeit entsprechend gewandelt, 
    vom allgemeinen Saftstrom des Körpers aufgenommen und mit die- 
    sen Saftstrom überall hingeführt, wo er gebraucht wird. 
    
    Die Bildung dieser Nierensäfte kann sehr stark gestört und beein- 
    trächtigt werden durch unrichtige Ernährung. Wenn vom Tier stam- 
    mende Eiweißstoffe vom Körper aufgenommen werden, so bilden sich 
    entsprechend mehr Abfallstoffe aus der eiweißhaltigen Nahrung, die 
    durch die Nieren wieder ausgeschieden werden müssen. Dabei fallen 
    unnötig viele Säuren wie Phosphorsäure, Harnsäure, Oxalsäure usw. 
    an. Diese wiederum müssen durch Alkalien abgebunden werden, wenn 
    sie im Körper nicht als fressende Säuren wirken sollen. Die Alkalien 
    aber werden den Nierensäften entzogen und anstatt, daß die Kalk- 
    stoffe in die Nieren und von da in den Körper gelangen, werden sie 
    in den Nieren verbraucht zur Abbindung dieser zu viel anfallenden 
    Säuren. Die Kalkstoffe erscheinen dann als Nierengries oder als Nie- 
    ren- und Harnsteine, die dem Körper als Aufbaustoffe verloren gehen. 
    Der Harngries und die Steinbildungen aber verunreinigen die Nieren 
    und machen sie unfähig, ihre für den Körper so wichtige Arbeit durch- 
    führen zu können. Ein allgemeiner Verfall des Körpers wird die 
    Folge sein. Versagt aber aus irgend einem Grunde die Tätigkeit der 
    Milz, in deren Lagerstätte die alkalischen Nierensäfte geleitet werden, 
    dann beginnt auch die Hauttätigkeit und die Blutbildung zu ver- 
    sagen und es entstehen schwerste gesundheitliche Störungen. 
    
    
    69 
    
    
    Unrichtige Nierentätigkeit oder Störung derselben als Folge unrich- 
    tiger Ernährung wird sich daher im ganzen Körper als schwerste Le- 
    bensbehinderung aus wirken. Wenn wir dann noch bedenken, daß die 
    Bildung der roten Blutkörperchen in den Hohlknochen der Glieder 
    vor sich geht und uns vergegenwärtigen, daß die Bildung der Kno- 
    chen nur möglich ist aus dem Saft der Nieren, dann lernen wir ver- 
    stehen, warum es notwendig ist, gerade auf gute Nierentätigkeit zu 
    achten und diese nicht durch zuviel Flüssigkeitsaufnahme, durch alko- 
    holische Getränke und durch mineralisches Kochsalz usw. zu über- 
    lasten und zu verderben. Die Nieren haben an sich reichlich Arbeit 
    im Körper zu verrichten. Wer sie derart überlastet, schadet nur sich 
    selbst. 
    
    Bei der Abscheidung der verschiedenen Säfte aus der Flüssigkeit, 
    die aus dem Dickdarm und der Bauchhöhle durch das Nierenfett in 
    die Nieren gelangte, bildet sich aber noch eine andere Gruppe von 
    feinsten, lebenswichtigen Säften, die einen ganz anderen Zweck er- 
    füllen als die vorerwähnten. Es sind dies die kaum erkennbaren Säfte, 
    die von den Nieren unmerklich in die Nebennieren übertreten. Hier 
    bilden sie die Grundlage zur Entwicklung einer Reihe von Säften 
    wichtiger Art mit hormonartigem Charakter. Der bekannteste ist das 
    Nebennierenhormon „Adrenalin“. Dieses ist ein Gegenwirkstoff zum 
    Insulin der Bauchspeicheldrüse und hilft mit diesem zusammen, den 
    Zuckerhaushalt des Körpers zu regulieren. 
    
    Wenn wir in unserem Körper alle Bestandteile der Nahrung nutz- 
    bar machen wollen, dann müssen wir darauf achten, daß jede genos- 
    sene Nahrung in dem Zustand gegessen wird, in dem sie uns von der 
    Natur zugewiesen ist, nämlich ungekocht und durch Zubereitung nicht 
    verändert, sondern im lebensvoll erhaltenen Zellgefüge. Jede Behand- 
    lung durch Feuershitze verändert den feinstofflichen Aufbau der orga- 
    nisch gewachsenen Nahrung und erschwert besonders in den Nieren 
    die feinstoffliche Destillierarbeit der besonders schwierig aus der 
    Nahrung herauszulösenden Kalk- und Magnesiastoffe. 
    
    Dieser Abschnitt wäre eigentlich in sich abgeschlossen, wenn nicht 
    noch etwas nachzutragen wäre, das erst jetzt, nach der Erläuterung 
    der Dickdarm- und Nierentätigkeit, voll verstanden werden kann. Es 
    handelt sich um das Vorhandensein von Eiweißstoffen bzw. stickstoff- 
    haltigen Zuckerverbindungen, aus denen sich die quellfähigen Stoffe 
    des Körpers, wie z. B. die Muskelfaser, die phosphorhaltigen Leim- 
    stoffe in den Knochen, die Nervenmasse und endlich auch die Hüllen 
    der Blutkörperchen entwickeln. 
    
    Alle diese Protein- oder Eiweißkörperchen und eiweißhaltigen Stoffe 
    bilden sich, wie schon erwähnt wurde, nicht aus den fertigen Eiweiß- 
    stoffen der üblichen Nahrung als da sind Fleischfaser vom Schlacht- 
    tier oder von Fischen, Eiweißträger in der Milch oder aus Eiweißträ- 
    gern aus dem Pflanzenreich. Das sind z. B. Erbsen und Bohnen, die 
    gekocht als kräftige Nahrung landesüblich so sehr geschätzt werden. 
    
    
    70 
    
    
    / 
    
    
    Alle diese pflanzlichen und tierischen Eiweißgebilde, die sogenannten 
    vollwertigen, weil anscheinend vollständigen Gebilde, werden im Vor- 
    gang der Verdauung in ihre kleinsten Bestandteile aufgelöst in die 
    bekannten Aminosäuren unter Abscheidung aller nicht stickstoffhalti- 
    gen Bestandteile. Die nicht stickstoffhaltigen Bestandteile sind durch- 
    weg reine Zucker Verbindungen und gehen den Weg des Zuckers in 
    der Nahrung, den wir bereits kennen lernten. Sie gelangen über den 
    Pfortaderblutstamm, zu dem sich ein Teil der Darmzotten vereinigt, 
    in die Leber und über das Herz in die Lungen. 
    
    Wo aber bleiben die Aminosäuren? Wir sahen schon, daß die Wis- 
    senschaft anfängt, ihre Mängel zu erkennen, aus den Ausführungen 
    des Dr. Fritz Kahn. Eine Tatsache ist jedenfalls die rätselhafte Er- 
    scheinung von vollkommen menschlichen Eiweißstoffen auf der an- 
    deren Seite, der Innenseite der Darmzotten bei gleichzeitigem Ver- 
    schwinden der Aminosäuren im Nahrungsbrei des Darmes. Die Zer- 
    fall- und Lösungsreste der aus der gekochten tierischen oder pflanz- 
    lichen Kost stammenden Eiweißträger sind auch Aminosäuren. Die 
    eiweißhaltigen Quellstoffe im tierischen Körper bauen sich auf aus 
    ammoniumhaltigen, d. h. alkalischen Eiweißgrundlagen. Nach ihrer 
    Auflösung im Magen durch die Salzsäure-Pepsinmischung erscheinen 
    die stickstoffhaltigen Reste derartiger Eiweißstoffe auch als Amino- 
    säuren. Ihre stickstoffhaltigen molekularen Bindungen aber sind da- 
    bei übergegangen in Reststoffe mit stark säureartigen Eigenschaften. 
    Kein lebendes Wesen kann es sich leisten, unabgebundene freie Säu- 
    ren im Körper zu dulden, da jede noch so schwache Säure sofort die 
    erdigen Grundstoffe, die Leichtmetalle Natrium, Kalium, Kalk usw. 
    an sich reißen würde, um sich abzusättigen und neutrale Salze 
    zu bilden. Selbst das geringste Vorhandensein von Säure oder säure- 
    artigen Reststoffen in den Blut- und Säftebahnen kann das Leben 
    nicht dulden. Das ist eine Tatsache, auf der sich das Leben selbst auf- 
    baut. Hier erscheinen nun Reststoffe aus vom Tier stammenden Ge- 
    nußmitteln als Aminosäuren. 
    
    Denken wir den Vorgang logisch zu Ende, so bleibt den leben- 
    schaffenden Kräften im Innern kein anderer Weg, als diese Amino- 
    säuren zu zerstören, d. h., die Reste der stickstoffhaltigen Gebilde in 
    der gekochten Nahrung durch basische Stoffe im Speisebrei zu neu- 
    tralisieren. Sie tuen dies tatsächlich durch Verwandlung derselben in 
    Harnstoff unter Abscheidung von Zucker. Der hierbei abgeschiedene 
    Zucker geht seinen normalen Weg über die Darmzotten in den Pfort- 
    aderblutstamm, und die Harnstoffe zusammen mit den nicht zu ver- 
    meidenden Harnsäurebildungen samt den anderen entstehenden Säure- 
    wirkungen aus sich lösenden Eiweißrückständen werden in den all- 
    gemeinen Säftestrom des Körpers, in diesem Fall ins Bauchwasser, 
    übertreten und von dort durch das Nierenfett aufgesogen und durch 
    die Nieren ausgeschieden. Aus diesem Vorgang erkennen wir klar 
    und deutlich, warum die Menschheit einem grundlegenden und in 
    
    
    71 
    
    
    seinen Folgen sehr einschneidenden Irrtum verfallen ist, wenn sie 
    glaubt, vom Tier stammende Erzeugnisse eiweißartigen Charakters 
    seien bekömmliche und kräftigende Nahrung. 
    
    Das gerade Gegenteil ist die Wirklichkeit. Die eiweißhaltigen Be- 
    standteile aller vom Tier stammenden Genußmittel wie das Fleisch 
    von Schlachttieren und von Fischen, die Milch und der daraus ge- 
    wonnene Käse, vor allem aber Eier von Geflügel und Fischen wie 
    Kaviar und im selben Maße gekochte Erbsen und Bohnen und ge- 
    kochte oder gebackene eiweißhaltige Keime und Keimanlagen von 
    Getreide aller Art, müssen im Verdauungs Vorgang vernichtet und un- 
    schädlich gemacht werden, um den Körper nicht zu gefährden und 
    ihn erkranken zu lassen. Die Endprodukte dieser Zerstörung und die 
    Auflösung der so sehr geschätzten Genußmittel aus der Tierzucht und 
    dem Ackerbau bilden eine schwere Überlastung der Nierentätigkeit 
    und sind der Grund für die frühzeitige Zerstörung der Nieren und 
    die Ursache der meisten Nierenerkrankungen. Was für entsetzliche 
    Schäden die vom Tier stammenden Erzeugnisse im Körper des Men- 
    schen hervorrufen, davon wird im zweiten Teil über die Krankheits- 
    ursachen berichtet werden. 
    
    Nur der geringe Anteil an Kohlehydraten oder Zuckerstoffen im 
    Aufbau der Eiweißkörperchen kommt dem Körper zugute. Wir kön- 
    nen unserem Körper aber Zuckergrundlagen auf viel billigere und 
    einfachere Weise zuführen als auf dem Umweg über den Genuß von 
    vom Tier stammenden Erzeugnissen. Das sollte nach dem Lesen dieser 
    Ausführungen jedem Menschen klar sein. Das scheinbare Sättigungs- 
    gefühl nach dem Genuß einer sogenannten „kräftigen“ Mahlzeit ist 
    eine reine Täuschung. Es entsteht durch die spürbare Überlastung der 
    gesamten Verdauungsvorgänge bei der Verrichtung einer Arbeit, für 
    die der menschliche Organismus gar nicht eingerichtet ist und die er 
    bisher trotz der scheinbar jahrtausendlangen Gewöhnung noch nie hat 
    leisten können. Der Vergleich der menschlichen Verdauungs Vorgänge 
    mit denen des Raubtieres oder eines sogenannten Allesfressers ist an 
    sich völlig haltlos. Schon die Tatsache, daß der menschliche Organis- 
    mus einen ausgewachsenen Wurmfortsatz zum Blinddarm besitzt, d. h. 
    eine höchst wirksame Erzeugungsstätte von Stoffen, durch welche die 
    Faserstoffe der grünen Pflanzenteile gesprengt und aufgelöst werden 
    sollen, um die Mineralstoffe und den Kalk aus diesen Faserstoffen her- 
    ausziehen zu können, beweist die Notwendigkeit und die Vorbestim- 
    mung des Menschen zum Verzehr von grünen Pflanzenteilen und 
    Früchten zum Unterschied vom Raubtier, das keinen Wurmfortsatz 
    braucht und deshalb auch keinen hat. Das Raubtier gewinnt den Kalk- 
    bedarf des Körpers aus den verzehrten Knochen des Beutetieres, die 
    es schon durch die kräftigen Magensäfte auflösen kann. 
    
    Die sogenannten unvollständigen eiweißhaltigen Quellstoffe im 
    Pflanzenkörper wie z. B. die Blattgrünkörperchen, die Keimanlagen 
    der Samen aller Pflanzen, die Nüsse und Nußkerne, sind Träger von 
    
    
    72 
    
    
    stickstoffhaltigen molekularen Bindungen in lebensvollem noch wach- 
    sendem Zustand. Diese machen ganz andere Wandlungsvorgänge 
    durch als vom Tier stammende Bestandteile. Sie werden so verwan- 
    delt und vervollständigt, daß sie als brauchbare und lebenswichtige 
    Bestandteile vom Chylussaftgang auf genommen werden. Sie bilden 
    als solche mit den Fettstoffen zusammen die Grundlage der Säfte, 
    aus denen sich die Gehirn- und Nervenmasse und die Grundlage der 
    Blutkörperchen bilden sollen. Gerade diese pflanzlichen Protein- oder 
    Eiweißgebilde sind heute als die wirklichen Aufbaustoffe und Träger 
    von lebenswichtigen Vitaminen und Hormonen erkannt und werden 
    immer mehr als solche geschätzt werden. Doch davon hören wir im 
    Abschnitt über die Vitazyme und Hormone noch Ausführliches. 
    
    Nachdem nun der Nachweis erbracht wurde, daß keine stickstoff- 
    haltigen Eiweißstoffe aus tierischen Erzeugnissen oder aus gekochter 
    pflanzlicher Nahrung als solche vom Körper aufgenommen oder nutz- 
    bar gemacht werden können oder daß sie irgendwie als brauchbare 
    Nahrung betrachtet werden könnten, und nachdem gezeigt wurde, 
    daß von diesen Stoffen nichts in den Pfortaderblutstamm und von da 
    in die Leber oder in den Chylussaftgang gelangen kann, so müssen 
    wir doch die Tatsache anerkennen, daß sich im Pfortaderblut und 
    damit auch in der Leber Reste eiweißhaltiger Bestandteile, ja voll 
    ausgebildete eiweißhaltige Quellkörper finden, die nicht mit der Nah- 
    rung aufgenommen wurden und auch nicht aus dieser stammen kön- 
    nen. Woher kommen diese? 
    
    Wir sahen im vorhergehenden, wie der Dickdarm in seinen Haupt- 
    teilen von einem Wundernetz eines sich in feinste Haargefäße tei- 
    lenden Zweiges des Venensaftganges umschlossen wird, dessen Säfte 
    als Rückstände aus dem Stoffwechsel zur Ausscheidung durch die 
    Nieren oder den Darm kommen sollen. In ähnlicher Weise ist auch 
    das Gefäßnetz des Pfortaderblutstammes in ein Wundernetz eines an- 
    deren Zweiges des Venensaftganges eingesponnen. Die durch dieses 
    feine Haargefäßnetz aus den Venen in das Pfortaderblut einströmen- 
    den Säfte sind in noch großen Teilen brauchbar und werden nun mit 
    dem Pfortaderblut der Leber zugeführt. Diese aus den Venen stam- 
    menden Bestandteile des Pfortaderblutes geben diesem den dunkel- 
    blauroten Farbton des Venensaftes. Die für die Neubildung des 
    frischen Lungenblutes brauchbaren Bestandteile dieses Venensaftes 
    werden zugleich mit den neuen Blut- und Zuckergrundstoffen aus 
    der Nahrung in entsprechender Weise in die Grundlagen des sogen. 
    Leberblutes gewandelt und dort gespeichert. Aber im Venensaft sind 
    noch eine ganze Menge Bestandteile enthalten, die nicht wieder vom 
    Blut übernommen werden können. Es sind dies die Reste von ver- 
    brauchten Blutkörperchen, die sehr wertvolle alkalische Bestandteile 
    enthalten. Wir finden sie wieder als die Grundlage der Gallensäfte, 
    die zur Verseifung und Verarbeitung der Fettstoffe in der Nahrung 
    dienen. Diese einstigen Bestandteile der roten und weißen Blutkör- 
    
    
    73 
    
    
    perchen, soweit sie alkalischen Charakter zeigen, d. h. erdminera- 
    lische Grundbestandteile enthalten, stammen nicht nur aus dem In- 
    halt der Blutkörperchen, sondern auch aus den Hüllen derselben. 
    Diese Hüllen, die in der Muskelfaser, in den Organgeweben und in 
    den einzelnen Zellgebilden zur Freigabe ihres Inhaltes zerreißen, 
    werden vom Venensaftgang auf genommen und durch das obenge- 
    nannte Wundernetz in das Pfortaderblut abgegeben. Sie gelangen 
    mit diesem in die Leber und werden hier verwandelt. Diese Reste 
    der einstigen Blutkörperchen sind eiweiß- oder stickstoffhaltige 
    Quellstoffe, die bei ihrer Auflösung wie alle eiweißhaltigen Stoffe 
    säureartigen Charakter annehmen. Sie verwandeln sich in die Billi- 
    fuscinsäure, den Gallen-Farbstoff. Dies Billifuscin hat sehr wichtige 
    Aufgaben als Katalysator bei der Verseifung und Verarbeitung der 
    Fettstoffe in der Nahrung und unterstützt die Aufgabe der Gallen- 
    säfte und der Säfte der Bauchspeicheldrüse, ohne selbst verbraucht 
    zu werden. Es geht mit durch den ganzen Verdauungskanal und 
    wird schließlich mit dem Kot und dem Harnwasser ausgeschieden. 
    Dabei gibt es den Ausscheidungen die gelbliche Farbe. 
    
    Wir sehen aus dieser Entwicklung, daß im Körperhaushalt von 
    Mensch und Tier nichts verloren gehen darf, was noch irgendwie 
    verwertbar ist und wandlungsfähig blieb. Die Vorgänge bei diesen 
    lebensvollen Wandlungen in den menschlichen Organen sind dabei so 
    feinsinniger und feinstofflicher Natur, daß sich nur dort die gesam- 
    ten Lebensvorgänge richtig und fehlerfrei abspielen können, wo der 
    Mensch sich an die Naturgesetze der Ernährung und Lebenserhaltung 
    hält und sich nach diesen in allem seinem Handeln und Tun richtet. 
    Jeder Verstoß gegen diese Gesetze aber zieht unweigerlich schwere 
    Störungen im Ablauf der Lebensvorgänge nach sich und macht den 
    Menschen oft erst im Verlauf von Jahren und Jahrzehnten krank 
    oder verkrüppelt ihn. 
    
    Der dreifach verschlungene Lebenskeim 
    
    Wir sahen aus dem Vorhergehenden, daß die Bestandteile des Nah- 
    rungsbreies, die wir mit unserer Nahrung nach genügendem Kauen 
    im natürlichen Zustande in uns auf nehmen, nicht ganz allgemein ins 
    Blut übergehen, sondern daß sie je nach ihrer Art auf drei verschie- 
    denen Wegen den Säften und dem Blutstrom des Körpers übermittelt 
    werden und daß diese drei Organgruppen mit je einem Drüsen- 
    system wirksam sind. 
    
    Die für die Bildung der Haut erforderlichen Stoffe gehen auf dem 
    Wege über die Bauchspeicheldrüse oder nach Durchgang durch den 
    Darm über die Nieren in die Milz und den Säftestrom. Die Milz ist 
    für diese Stoffe der Umformer, von dem aus sie ausstrahlen in den 
    allgemeinen Säftestrom des Körpers. 
    
    Sie erfordern keinen besonderen Saftgang, sondern wandern, wie 
    wir schon sahen, von Zelle zu Zelle, Aufbaustoffe abgebend und 
    
    
    74 
    
    
    Zerfallstoffe aufnehmend. Sie bedürfen keiner besonderen Zeugungs- 
    stätte und keiner besonderen saftführenden Gefäße. Sie finden ihren 
    Weg in alle Zellen und Organe, die ihre Bestandteile brauchen, und 
    tragen die schädlichen Reststoffe des Stoffwechsels in die Bauch- 
    höhle, von wo diese durch das Nierenfett in die Nieren oder in den 
    Dickdarm zur Ausscheidung gelangen. 
    
    Die Zuckerstoffe, die wir zum Aufbau des Blutes und der Muskeln 
    und zur Entstehung der Muskelkraft und Körperwärme brauchen, 
    werden vom Dünndarm aufgenommen und als Pfortaderblut der 
    Leber zugeführt, von der sie dann, entsprechend gewandelt, in die 
    Lungen weitergeleitet werden. Für die zur Blutbildung aus der 
    Nahrung gewonnenen Zuckerstoffe ist die Leber das Wandlungs- 
    organ. 
    
    Gleichzeitig werden vom Dünndarm die verseiften Fettstoffe und 
    die Grundlagen der Lezithine, Lipoide usw. aufgenommen, die, im 
    Brustsaftgang in der Form von verseiften Fettstoffen gesammelt, der 
    oberen Hohlvene als weißer milchartiger Saft zugeführt werden und 
    zur Ausbildung der Gehirn- und Nervenmasse, des Knochenleims 
    und aller quellfähigen Stoffe im Körper dienen. Die vom Dünndarm 
    aus durch den Chylussaftgang in den Körper übernommenen Stoffe 
    dienen dem Körper zum Aufbau der Gehirn- und Nervenmasse. Das 
    Organ ihrer Wandlung sind die Lungen. 
    
    Die zur Bildung der Knochen benötigten feinen Kalkverbindungen 
    und die Verbindungen der Magnesiasalze oder Bittererde werden 
    aus dem Speisebrei vom Dickdarm aus über das Nierenfett den 
    Nieren zugeführt. Aus den beim Eindicken des Speisebreies und der 
    unbrauchbar gewordenen Bestandteile des Venenblutes im Dick- 
    darm herausgepreßten Flüssigkeiten werden in den Nieren Natri- 
    um-, Kalium-, Kalk- und Magnesiaverbindungen herausdestilliert 
    und in besondere Saftbahnen geleitet, um dem Körper zur Bildung 
    der Knochen, der Gehirn- und Nervenmasse, der roten Blutkörper- 
    chen usw. zur Verfügung zu stehen. Alle Metall Verbindungen in den 
    Flüssigkeiten des Mastdarms und der Bauchhöhle werden in den Nie- 
    ren auf besonders feinsinnige, ja, uns wunderbar erscheinende Art 
    wie in einem feinsinnig erdachten Destillierorgan abgeschieden und, 
    wie gezeigt, der Milz zugeleitet. Hier werden alle Metallverbindungen, 
    sowohl die aus der Bauchspeicheldrüse als auch die aus den Nieren, 
    gewandelt und für den Einbau in den Körper vorbereitet. Für alle 
    Metallverbindungen in der Nahrung ist die Milz das Wandlungs- 
    organ. Das zeigt sich besonders klar, wenn wir die Milz verbrennen 
    und veraschen. Die Asche erscheint wie mit silbrig glänzendem Staub 
    durchzogen, der an der Luft allerdings oxydiert. Diese drei Wand- 
    lungsorgane, die Milz, die Leber und die Lungen liegen bestens ge- 
    schützt im Brustkorb innerhalb der Rippenbogen, während die hoch- 
    empfindlichen Nieren im tiefsten Innern der Bauchhöhle aber noch 
    
    
    75 
    
    
    geschützt durch die kurzen Rippen, das Rückgrat und die Rücken- 
    muskeln ihren Platz gefunden haben. 
    
    Wenn wir uns außer dem allgemeinen Saftstrom diese Dreiteilung 
    des Weges der Bestandteile unserer Nahrung und die zu ihrer 
    Wandlung benötigten Organe und Organgruppen samt ihren Um- 
    wandlungsorganen vergegenwärtigen, so entsinnen wir uns, daß mit 
    dem Beginn eines neuen Menschleins in der Keimanlage des Eies 
    durch die Strahlkräfte des männlichen Samens diese Dreiteilung be- 
    reits vorgebildet wird. Die ersten Wuchsformen des menschlichen 
    Körpers entfalten sich aus einer dreifach gespaltenen Keimblattan- 
    lage. Wir erkennen dabei die sich steigernde Vergeistigung der 
    Keimanlage im Wachstum allen Lebens. Die einfachen Gräser und* 
    Farne, als die Vorläufer allen Lebens, haben ein einfaches Keimblatt. 
    Ein spitzer Halm bricht durch die Erdhaut und beginnt sich zu teilen. 
    Die Kräuter, Sträucher und Bäume, die bunte Blüten und Früchte 
    entwickeln, stehen schon auf höherer Stufe und entwickeln sich aus 
    einer doppelten Keimanlage mit einem doppelten Saftstrom und 
    einem entsprechend gegliederten Wurzelknoten. Alle höheren tie- 
    rischen Lebewesen aber entspringen aus einer dreifach sich teilenden 
    Keimanlage. 
    
    Aus dieser dreifach gespaltenen Keimanlage entwickelt sich zum 
    ersten die Haut. Diese ist die erste sichtbare Ausbildung aller der 
    Sinneswahrnehmung dienenden Organgruppen, als deren Zentral- 
    und Wandlungsorgan wir bereits die Milz erkannt haben. Aus dem 
    zweiten Keimblatt entwickeln sich die Blut- und Muskelanlagen, als 
    deren Zentralorgan wir die Leber und als deren Krone wir die 
    Lunge kennen lernten. Aus dem dritten Keimblatt entwickelt sich 
    das Knochengerüst mit allem was dazugehört mit der Milz und den 
    Nieren und dem von dort gespeisten Drüsensystem als dem Zentral- 
    organ. Die Gehirn- und Nervenmasse jedoch bildet sich aus keinem 
    dieser drei Keimblätter, sondern entsteht aus dem Zusammenwirken 
    aller drei Keimanlagen oder aller drei ineinandergreifenden und 
    wirksamen Säfteerzeugungsstätten im Körper. Es würde zu weit 
    führen, wollte ich auf diesen Blättern das Zusammenwirken der Blut- 
    säfte, der hautbildenden Milzsäfte und der feinen kalk- und mineral- 
    stoffhaltigen Säfte der Nieren und ihren gemeinsamen Einfluß auf die 
    Säfte des Chylussaftganges bei der Bildung der Gehirn- und Nerven- 
    masse auseinanderzusetzen. Es soll später versucht werden, diese Vor- 
    gänge in einem Sonderheft zusammen zu fassen und zu erläutern. Hier 
    sei nur erwähnt, daß die Muskelkraft durch die Einwirkung der phos- 
    phorhaltigen Nervensäfte auf die schwefelhaltigen Blutsäfte in Gang 
    gesetzt wird*). Der stufenweise Abbau der Zuckerstoffe in der feiner 
    
    *) Der chemisch-technisch denkende Mensch hat aus diesem alltäglichen 
    Vorgang in seinem Körper die Feuererzeugung durch das Reiben des 
    schwefelhaltigen Köpfchens an der phosphorhaltigen Fläche des Streich- 
    holzkästchens entwickelt. 
    
    
    76 
    
    
    organisierten Nervenmasse, die beide durch mikroskopisch feinste 
    Verästelungen der Blut- und Nervenfasern in die einzelnen Muskel- 
    faserzellen gelangen, läßt nach und nach die Kräfte frei werden, die 
    wir als Wärme- oder Kraftentwicklung in unserem Körper und bei 
    unserer Arbeitsleistung zu spüren bekommen. Wollen wir unseren 
    Körper zu Höchstleistungen körperlicher oder geistiger Art be- 
    fähigen, dann müssen die Blut- und Nervensäfte von einer leicht 
    wandlungsfähigen Beschaffenheit sein und dürfen nicht mit unlös- 
    baren und nicht wandlungsfähigen Beimischungen durchsetzt sein. 
    Das ist eigentlich eine stillschweigende Voraussetzung, aber leider 
    bemerkten wir bei der landesüblichen Ernährung, wie durch die vom 
    Tier stammenden Genußmittel gerade die Nervenmasse schon mit 
    den Stoffwechselrückständen aus dem tierischen Organismus be- 
    lastet ist und die Blutmasse wegen der gekochten Brot- und Ge- 
    treidespeisen und den gekochten stärkehaltigen Nahrungsmitteln bei 
    einer nicht vollkommen arbeitenden Leber mit unrichtigen oder 
    nicht vollkommen in Blut- und Muskelzucker gewandelten Zucker- 
    stoffen verschmiert ist. Deshalb können sich die feinen Wandlungs- 
    vorgänge in den einzelnen mikroskopisch feinen Muskelzellen und 
    den Haargefäßnetzen der Blutbahnen und Venen nicht so reibungs- 
    los ab wickeln, wie es normalerweise sein müßte. Nur reingezogene, 
    organisch richtig gewachsene Nahrung, wie sie uns die Pflanzenwelt 
    in ihren verschiedenen schon aufgezählten Formen im naturbelasse- 
    nen Zustand darbietet, ermöglicht den leichten und lebensvollen Ab- 
    lauf aller Lebensvorgänge unseres Körpers. 
    
    Bei den landesüblichen gekochten, gebackenen oder gerösteten und 
    gebratenen Speisen wird das Blut mit schwer löslichen Zuckerstoffen 
    aus den Getreidezubereitungen verschmiert und mit den Rückständen 
    aus den vom Tier stammenden Genußmitteln verunreinigt und der 
    Säure Wirkung dieser Rückstände ausgesetzt. Die Nerven- und Ge- 
    hirnmasse aber leidet unter denselben Verunreinigungen und den 
    lähmenden Giftwirkungen bei der Zersetzung und Auflösung der- 
    selben. Überlegen wir uns das richtig, dann werden wir verstehen, 
    warum die bei der Gehirnarbeit und der Gedankenentwicklung sich 
    abspielenden feinstofflichen Vorgänge der Stoff Wandlung gehemmt 
    und gestört werden* Je älter ein Mensch bei landesüblicher Ernährung 
    wird, desto schwerer fällt ihm deshalb geistige Arbeit. Er wird mit 
    zunehmendem Alter in der Regel unlustiger dazu, ja, er wird mit der 
    Zeit oft unfähig, neue Gedanken in sich aufzunehmen und zu ver- 
    arbeiten. Er beginnt es zu hassen, geistigen Strömungen zu folgen 
    und wünscht, daß alles in den gewohnten, ihm geläufigen Gedanken- 
    gängen bleibt. Die geistige Arbeit macht ihm wegen der Stoffwech- 
    selrückstände aus der unrichtigen Nahrung Schwierigkeiten und des- 
    halb geht er ihr aus dem Wege. Der landesüblich sich Ernährende 
    wird damit durch seine Nahrung zum Spießbürger werden. 
    
    Das körperliche Wohlbefinden wird gleichzeitig gehemmt durch 
    
    
    77 
    
    
    immer zunehmende Stoffwechselrückstände bei der Bildung der 
    Blut- und Muskelmasse. Die angedeuteten, nicht richtig wandelbaren 
    Bestandteile der gekochten Brei- oder gebackenen Getreidenahrung 
    verhindern ein freies und leichtes Spiel des Stoffwechsels. Wir sahen, 
    wie im Laufe der Jahre die Blutbahnen, besonders die Venenbahnen, 
    verschlacken, wie sich an den Beinen Knoten, sogenannte Krampf- 
    adern bilden als Beweis dafür, daß etwas in der Wandlungsfähigkeit 
    des Blutes nicht stimmt und die Rückstände den Körper belasten. 
    Wenn nun der Mensch bei seiner täglichen Arbeit mit gewaltiger 
    Anstrengung diese Hemmungen in der Entstehung und Entwicklung 
    seiner Muskelkraft überwinden muß, so bedeutet das doch eine 
    Extrabelastung seines Körpers, die er wiederum zu überwinden sucht 
    durch entsprechend größere Nahrungsaufnahme. Diese wieder hin- 
    terläßt mehr Stoffwechselrückstände und es entwickelt sich ein circu- 
    lus vitiosus, ein Teufelskreis, eine Schraube ohne Ende, die ihn mit 
    zunehmendem Alter immer hinfälliger und schwerfälliger werden 
    läßt. 
    
    Machen sich aber die Stoffwechselrückstände durch Rückvergiftung 
    im Körper bemerkbar, weil sie sich in den Organen und Organgrup- 
    pen oder in den besonderen Geweben irgendwo im Körper festge- 
    setzt haben, um dort zerstörende Wirkungen auszuüben, dann ent- 
    stehen die verschiedensten Krankheitserscheinungen, mit denen die 
    heute lebende Menschheit in so vieltausendfacher Art zu kämpfen 
    hat. Dabei machen wir dann noch die Entdeckung, daß es der Lebens- 
    kraft im Körper unmöglich ist, die verkochten Mineralstoffe der 
    Pflanzennahrung (in den vom Tier stammenden Nahrungsmitteln 
    sind so gut wie gar keine Mineralstoffe vorhanden mit Ausnahme 
    vielleicht in den Molken und der Buttermilch) auszunutzen. Das fällt 
    besonders bei der Nierenarbeit ins Gewicht, denn, wie schon gesagt, 
    nur organisch richtig gewachsene und durch Feuershitze nicht zer- 
    störte Kalk- und Mineralstoffe können von den Nieren in die 
    Säfte gewandelt werden, aus denen die Knochenmasse, die Zell- 
    kerne der Muskeln, der Blutkörperchen, der Gehirn- und Nerven- 
    masse usw. auf gebaut werden sollen. Wenn nun bei landesüblicher 
    Ernährung darauf bestanden wird, alle Nahrungsmittel zu ver- 
    kochen, so wird sich dementsprechend der Kalkmangel und der 
    Mangel an Magnesia- oder Bittererdstoffen am fühlbarsten bemerk- 
    bar machen. Es entstehen Schäden verschiedenster Art in der Kno- 
    chenbildung. Diese sind durch die Fleisch- und Muskelmasse ver- 
    deckt, so daß wir sie nur schwer wahrnehmen können. Nur in den 
    Zähnen liegen die Knochen frei, denn wenn die Zähne auch nicht 
    allein aus Knochenmasse bestehen, sondern wiederum dem dreifach 
    verschlungenem Bau aller Organe entsprechend aus dem aus den 
    Knochen her aus wachsenden Zahnbein, der aus der Blut- und Nerven- 
    masse gebildeten Zahnpulpa und dem aus hautbildenden Stoffen be- 
    stehenden Zahnschmelz, so macht sich doch die Unrichtigkeit des 
    
    
    78 
    
    
    Knochenbaues in frühzeitigem Zahnverfall der einen oder anderen 
    Art, vor allem durch die Karies, bemerkbar. Der überhandnehmende 
    Zahnverfall der europäischen Menschen, oft schon im Kindesalter, 
    ist der sicherste Beweis für die Unrichtigkeit der Gedanken, die der 
    landesüblichen Ernährung der Menschen zu Grunde liegen. 
    
    Kein frei lebendes Tier, das sich seine Nahrung natur- und in- 
    stinktmäßig selbst wählen kann und muß, wird jemals mit einem 
    solchen Zahnverfall gefunden werden, wie wir ihn durchgehend bei 
    allen Schichten der landesüblich sich ernährenden, Fabrikzucker ver- 
    zehrenden Menschheit antreffen. Alle frei lebenden Tiere entwickeln 
    ein prächtiges, bis zum Tode festes und brauchbares Gebiß. Es kann 
    nicht anders sein. Würden einem frei lebenden Tiere die Zähne aus- 
    f allen, wie in aller Welt sollte es sich dann die Nahrung suchen oder 
    sie so zerkleinern und vorbereiten können, daß der Magen die auf- 
    genommene Nahrung verdaut und dem Körper nutzbar macht? Der 
    zahnlose Mensch aber kocht sich seine Nahrung breiweich und 
    kümmert weiter von Siechtum zu Siechtum. 
    
    
    m. 
    
    Die Wirkstoffe in unserer Nahrung: 
    „Die Vitazyme” 
    
    Im Vorhergehenden haben wir uns mit den Stoffwechselvorgängen 
    im Körper und der Arbeit der einzelnen Organe, sowie dem Aufbau 
    der Zellen, Muskeln, Knochen usw. beschäftigt. Die Erforschung die- 
    ser Stoffwechselvorgänge bezeichnet man als organische Chemie der 
    lebenden Zelle. Wenn wir nun die Vorgänge richtig verfolgen wollen, 
    so müssen wir uns darüber klar werden, daß wirklich große Unter- 
    schiede zwischen der organischen und der anorganischen Chemie 
    nicht bestehen. Es ist praktisch das gleiche Prinzip und es sind die 
    gleichen Vorgänge, wenn sie auch in der organischen Chemie des 
    Körpers und seiner Stoffwechselvorgänge ganz besonders verwickelt 
    und viel schwerer zu verfolgen sind, als in der anorganischen 
    Chemie. 
    
    Nun wissen wir aus der Chemie von einer ganzen Reihe von Analy- 
    sen und Synthesen, von Stoff Wechsel Veränderungen oder Wechsel- 
    vorgängen, die nur möglich sind mit Hilfe der sogenannten Katalysa- 
    
    
    79 
    
    
    toren und Enzyme. Ein Katalysator ist ein Stoff, der an sich an einem 
    chemischen Prozeß selbst so gut wie unbeteiligt ist, der dabei nicht 
    oder nur ganz wenig aufgebraucht wird, der aber notwendig ist, um 
    den chemischen Prozeß einzuleiten und ihn aufrecht zu erhalten. Um 
    ein ganz einfaches Beispiel zu geben: Reiner Zuckersaft gärt nur 
    sehr schwer, aber sobald wir etwas Eiweißhaltiges in den Zuckersaft 
    hineintun, erhält der in der Luft überall vorhandene Gärungserreger 
    einen Nährboden, auf dem er sich festsetzen kann, um sich zu ver- 
    mehren und wirksam zu werden. Der Gärungspilz selbst verändert 
    sich bei der Zersetzung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure 
    nicht, aber er bewirkt die Zersetzung. Er ist der Katalysator, das 
    Ferment oder der Wirkstoff, durch den die Gärung des Zuckersaftes 
    eingeleitet wird. 
    
    In der Chemie gibt es eine Unzahl derartiger Wirkstoffe, durch 
    die chemische Vorgänge mancherlei Art eingeleitet und unterhalten 
    werden. Ganz ähnlich verhält es sich bei der Zerlegung der Nahrung 
    und bei der Umwandlung derselben im Körper des Menschen. Das 
    bekannteste Beispiel dieser Art wäre das Ptyalin des Mundspei- 
    chels. Wie schon im vorhergehenden erwähnt, wird durch das ein- 
    fache Vorhandensein des Ptyalins im Speichel die Stärke des Ge- 
    treidekornes zerlegt und in Zucker verwandelt, ohne daß das Ptya- 
    lin selbst dabei aufgebraucht wird. Es wird nur mit der Nahrung ge- 
    bunden und geht den Weg des Nahrungsbreies. In der Nahrung 
    selbst findet sich nun eine ganze Reihe derartiger Wirkstoffe, die der 
    Lebenskraft des Körpers helfen, die verschiedenen Grundstoffe in 
    der Nahrung, die Fette, die Zuckerstoffe, die Proteine oder Quell- 
    stoffe und erdigen Grundstoffe richtig zu verwandeln und in ihre 
    Einzelteile aufzulösen. Diese werden dann von neuem zu den kör- 
    pereigenen Säften und Stoffen umgewandelt, aus denen sich das 
    Blut, die Muskeln, die Knochen, die Weichteile, das Gehirn und die 
    Nerven aufbauen. Diese Wirkstoffe hat der Forschergeist des Men- 
    schen erst vor 40 bis 45 Jahren zum ersten Male entdeckt. Es ist die 
    Lehre von den „Vitaminen“ oder besser Vitazymen, von der im 
    nachfolgenden die Rede sein soll. 
    
    Diese Wirkstoffe oder Vitazyme waren bis vor wenigen Jahrzehn- 
    ten der Forschung verschlossen, die Menschen kannten sie nicht. Bis 
    dahin kannte man nur das Grobstoffliche. Auch als die Chemie un- 
    ter der Führung Liebigs, Voits, Rubners u. a. sich der Erforschung 
    der Nahrungs Verarbeitung im Körper annahm und die Grundlage 
    zur Erkenntnis der Stoffwechselvorgänge geschaffen wurde, hatte 
    man noch keine Ahnung von diesen Wirkstoffen. Deshalb konnten 
    selbst bis in die neuere Zeit hinein Anschauungen über die Stoff- 
    wechselvorgänge vertreten werden, die nur grobstofflich die chemi- 
    schen Vorgänge in Bezug auf die Hauptnahrungsbestandteile im 
    Körper betrachteten, etwa in der gleichen Weise, wie man in der 
    chemischen Retorte die verschiedensten Synthesen und Analysen her- 
    
    
    80 
    
    
    zustellen und zu begründen suchte. So war es möglich, daß Jahr- 
    zehnte hindurch von wissenschaftlich-ärztlicher Seite die Fleisch- 
    speisen und vor allem die zusätzlichen, vom lebenden Tier stammen- 
    den Genußmittel wie Milch, Eier, Käse und dergleichen als für den 
    Körper besonders wichtig angesehen werden konnten. Man bezeich- 
    nete ein^, Kost, die kalorienmäßig den Körper genügend mit den 
    drei so sehr gepriesenen Grundstoffen: Eiweiß, Kohlehydrate, Fette 
    und einer Ergänzung von Mineralstoffen versorgte, als „kräftig“. 
    Alles, was „kräftig“ war und im landesüblichen Sinne gut schmeckte, 
    sollte auch dem Körper zuträglich sein. Man beachtete nicht, daß zum 
    Einbau der Nahrung besondere Wirkstoffe nötig sind, deren Wesen 
    man aber damals noch nicht kannte. Einst unerklärliche Krankheits- 
    erscheinungen zwangen die ärztliche Forschung, tiefer hinein zu 
    steigen in das Wesen der Stoff Wechselvorgänge des lebenden Pflan- 
    zenwuchses und des lebendigen Tier- und Menschenkörpers. 
    
    Die Anregung dazu gab der holländische Arzt Eykmann im Jahre 
    1897 durch die Feststellung, daß seine Hühner, die er mit dem glei- 
    chen geschälten und polierten Reis fütterte, mit dem sich die ärmere 
    Bevölkerung Indiens ernährte, denselben Krankheitserscheinungen 
    erlagen wie die Menschen, nämlich der sogenannten Beri-Beri. Bei 
    dem Versuch, seine Hühner von dieser Krankheit zu heilen, kam er 
    auf den Gedanken, der Nahrung die Reiskleie hinzuzufügen, die man 
    vorher im Schäl- und Polier verfahren entfernt hatte. Und siehe da, 
    die Hühner gesundeten überraschend schnell. Er probierte diese 
    seine neue Entdeckung nun auch an Beri-Beri erkrankten Menschen 
    mit dem gleichen Erfolg. Das war der Beginn der wissenschaftlichen 
    Untersuchung und Erforschung dieser eigenartigen Erscheinung und 
    wurde damit zum Wendepunkt in der Betrachtung der Nahrungs- 
    mittel und ihrer Wirkungsweise im menschlichen Körper. Er hatte 
    mit diesem Versuch einen Wirkstoff, ein „Vitamin“ bzw. eine Vita- 
    mingruppe entdeckt, die zur Ermöglichung der Stoffwechselvorgänge 
    im Körper von Mensch und Tier nicht entbehrt werden kann. Es war 
    der Beginn „der Erforschung der Vitamine“, hier „Vitazyme“ ge- 
    nannt. 
    
    Seit der Zeit haben sich nun eine Unzahl von Forschern mit den 
    damit zusammenhängenden Problemen beschäftigt und manches 
    Rätsel gelöst, das bisher den scheinbar unvermeidlichen Tod so vieler 
    Menschen verschuldete. Es sind seit der Entdeckung der Wirkstoffe 
    durch Eykmann viele Bücher und Abhandlungen über die näheren 
    Zusammenhänge geschrieben worden, aber erst die letzten 10 Jahre 
    vor dem 2. Krieg haben tatsächlich Licht in die ganzen Verhältnisse 
    gebracht. Heute können wir uns schon ein ziemlich sicheres Bild dar- 
    über machen, welche Wirkstoffe die verschiedenen Vorgänge im 
    Körper einleiten und aufrecht erhalten. Man ist bei dieser Art der 
    Erforschung der Lebensvorgänge auch der Tatsache auf die Spur ge- 
    kommen, daß der Körper selbst in seinen verschiedenen Drüsen- 
    
    
    6 Sommer, Ernährung 
    
    
    81 
    
    
    Organen Wirkstoffe oder Katalysatoren erzeugt, deren Fehlen durch 
    mangelhaftes Arbeiten der betreffenden Drüsen schwere Krankheits- 
    erscheinungen hervorrufen kann. Was wir in unserer Nahrung, d. h. 
    in den Pflanzen, als „Vitazyme“ bezeichnen, hat bei den körpereige- 
    nen Säften den Namen „Hormone“ erhalten. Es sind Wirkstoffe, 
    Enzyme, durch welche die Stoffwechselvorgänge des Körpers einge- 
    leitet und aufrecht erhalten werden. 
    
    Man unterscheidet nun zwei große Gruppen von Wirkstoffen, näm- 
    lich die fettlöslichen und die wasserlöslichen. Beide Gruppen sind 
    gleich wichtig und gleich wertvoll im menschlichen Körper. Es kann 
    kein Unterschied zwischen ihnen in Bezug auf den Wert für die Ge- 
    sundheit gemacht werden. 
    
    Trotzdem es nicht die Aufgabe dieses Buches ist, umfangreiche Ab- 
    handlungen über die Wirkungsweise der Vitazyme zu geben, so 
    können wir doch nicht umhin, wenigstens bis zu einem gewissen 
    Grade Einzelheiten über die verschiedenen Arten der Wirkstoffe zu 
    bringen und vor allen Dingen zu zeigen, wie ein Mangel an diesen 
    behoben werden kann, um sich vor den in den vergangenen Kriegs- 
    zeiten aufgetretenen Mangelkrankheiten zu schützen. 
    
    Man hat die Wirkstoffe zu Anfang der Forschungsarbeiten darüber 
    der Einfachheit halber mit den Buchstaben des Alphabets bezeichnet 
    und kommt dabei zu den bekannten Begriffen von Vitazym oder 
    Wirkstoff A, B, C, D, E, F und den noch nicht voll erforschten. Be- 
    ginnen wir mit dem Vitazym „A“. 
    
    Das Vitazym „A“, der Wachs tumsstoff 
    
    Vielleicht ist es am besten, wenn wir bei der Beschreibung der 
    einzelnen Wirkstoff gruppen davon ausgehen, welche Krankheits- 
    erscheinungen durch den Mangel derselben im Körper hervorge- 
    rufen werden. Man bezeichnet diesen Wirkstoff A in der wissen- 
    schaftlichen Sprache als das „anti-xerophtalmische“, d. h., das Ver- 
    hornen Verhütende. Der Mangel an Wirkstoff A ruft z. B. ganz 
    eigenartige Verhornungserscheinungen auf der Augenhornhaut her- 
    vor; dort macht sich dieser Mangel am ersten bemerkbar. Die Horn- 
    haut verhärtet sich in einzelnen Stellen. Gegen diese Verhärtung 
    sucht sich die Natur zu wehren und so entstehen Hornhautgeschwüre 
    auf den Augen mit entsprechenden Vernarbungen. Der Wirkstoff 
    scheint aber nicht nur auf die Hornhaut zu wirken, sondern man 
    neigt zu der Ansicht, daß der farbenempfindliche Stoff in der Netz- 
    haut des Auges sich normaler Weise ohne diesen Wirkstoff nicht ge- 
    sund und kräftig entwickeln kann. Ein Mangel ruft deshalb als erste 
    auffällige Erscheinung Nachtblindheit in mehr oder weniger starkem 
    Grade hervor. Diese Mangelkrankheiten an den Augen, die sich 
    natürlich in verschiedener Weise auswirken können, zeigten sich in 
    ganz großem Ausmaß während des 1. Weltkrieges an den dänischen 
    Kindern als Folge einer gewissen einseitigen Ernährung. Damals hat 
    
    
    82 
    
    
    man nicht gewußt, was eigentlich vorliegt, da die erfolgreiche Er- 
    forschung der Wirkstoffe, wie schon erwähnt, erst nach dem 1. Welt- 
    krieg einsetzte. Andere Erscheinungen an den Augen sind Trocken- 
    heit derselben, Fleckenbildung, Fehlschlüsse in der Farbunterschei- 
    dung und was dergleichen mehr ist. Wir ersehen daraus, daß es sich 
    hauptsächlich um unrichtige Bildung der Hornhautschichten handelt. 
    Da aber unsere ganze Oberhaut und alle Hautbildungen unseres 
    Körpers zu einem gewissen Grade aus verhornenden Hautteilen be- 
    stehen, so können wir uns leicht erklären, daß sich Hautveränderun- 
    gen am ganzen Körper zeigen müssen. Derartige Erscheinungen sind 
    Eintrocknen der Haut und ungenügende Funktion der Schweiß- 
    drüsen. Daraus entwickeln sich Unreinigkeiten der Haut wie Mit- 
    esser, Talgdrüsenentzündung und dergleichen, die sich bis zur Bil- 
    dung von Furunkeln steigern können. 
    
    Als man von Vitaminmangelkrankheiten noch nichts wußte, fand 
    man unter unrichtig oder einseitig ernährten Kindern sehr häufig 
    die Erscheinung der sogenannten Skrofulöse. Diese Knotenbildung 
    in den Leder- und Hornhautschichten bzw. unter denselben ist her- 
    vorgerufen in der gleichen Art wie die Verhornungserscheinungen 
    auf der Augenhornhaut. Auch die Atmungswege werden selbstver- 
    ständlich dabei in Mitleidenschaft gezogen, so die Luftröhre und ihre 
    Verzweigungen. Diese wird aus Knorpelschichten und -ringen ge- 
    bildet, an denen sich nun auch Verhornungserscheinungen zeigen 
    werden. Auch die Schleimhäute der Nase und die darin eingelagerten 
    Riechorgane können verhornen und die Riechfähigkeit nimmt ab. 
    Auch an den Verdauungsorganen mit ihren feinorganisierten 
    Schleimhäuten macht sich ein Mangel an diesem Wirkstoff sehr stark 
    bemerkbar. Eine erste Erscheinung ist z. B. eine abnorme Steigerung 
    der Zahnschmelzbildung mit Störung des eigentlichen Zahnwachs- 
    tums, ferner ein Hinaufrücken der Schleimhautgrenze an den Lippen 
    mit blauer Verfärbung derselben und zum Schluß Neigung zu 
    Durchfällen mit schleimigem, oft blutigem Stuhl, der an Ruhr er- 
    innert. 
    
    Auch vor den Ham- und Geschlechtsorganen machen die Mangel- 
    krankheiten nicht halt. Die Verhornungserscheinungen zeigen sich 
    hier durch Störungen in den Harnwegen und der Blase mit Ablage- 
    rungen, die wie Hornablagerungen aussehen, Neigung zu Blasen- 
    und Nierensteinen und Schleimbildung. Außerdem macht sich bei 
    Frauen ein Mangel an Schleimbildung in der Gebärmutter bemerk- 
    bar und diese fällt sehr oft zusammen mit Unfruchtbarkeit und Ge- 
    fühlskälte, aber einer Gefühlskälte, die anderer Art ist als jene Er- 
    scheinungen, die durch Mangel am Fruchtbarkeits- Wirkstoff „E“ 
    entstehen. 
    
    Wenn wir nun diese großen Störungserscheinungen betrachten, 
    die wir überall im Körper antreffen, so können wir wohl von einem 
    Wirkstoff zur Hautbildung und Gesunderhaltung derselben sprechen. 
    
    
    83 
    
    
    Aber damit ist die Reihe der Erscheinungen noch nicht zu Ende. Der 
    Wirkstoff A regt die allgemeinen Wachstums Vorgänge ungemein an. 
    
    Bei der Aufgliederung des befruchteten Eies in die drei Keim- 
    blätter, aus denen heraus der Organismus wächst, dient eines der- 
    selben speziell der Hautbildung. Hört nun das Wachstum der Haut 
    auf oder wird es in empfindlicher Weise gestört, so muß das auf 
    einem Mangel an diesen Wachstums- Wirkstoffen beruhen. 
    
    Angesichts dieser einschneidenden Störungen an Augen, Nase, 
    Luftwegen, in der allgemeinen Körperhaut, den Verdauungsorganen 
    und allen drüsigen Organen des Körpers fragen wir uns unwillkür- 
    lich, wo wir nun den Stoff finden, der diese Mangelerscheinungen be- 
    hebt und das Wachstum der Kinder anregt? 
    
    Dieser Wirkstoff findet sich in der Natur in überreichem Maße in 
    jedem grünen Blatt in treuer Vereinigung mit jenem anderen so 
    hoch wichtigen Stoff: dem Blattgrün-Körperchen. Er findet sich im 
    grünen Blatt fertig ausgebildet, aber in noch reicherem Maße in der 
    Vorstufe zu dem eigentlichen Wirkstoff A, nämlich als Carotin in 
    allen Wurzelgemüsen. Er entpuppt sich als ein gelblich-rötlicher Farb- 
    stoff, der z. B. unseren Möhren und Karotten die Farbe gibt. Damit 
    soll nun keineswegs gesagt werden, daß die Karotte eine unver- 
    hältnismäßige große Menge an Wirkstoff A oder Carotin enthält: die 
    Hauptquelle dafür ist und bleibt das grüne Blatt. Deshalb wird ein 
    auf freier Weide lebendes Tier niemals über Mangel an diesen Wirk- 
    stoffen zu klagen haben. 
    
    Die erwähnte Farbe dieses Wirkstoffes zeigt uns nämlich den Weg 
    seiner Wirksamkeit. Es ist, wie sein Verhalten im Auge zeigt, ein 
    Stoff, der das Licht oder einen Teil des Lichtes der Sonne wirksam 
    werden läßt. Wir sahen die Kraft des Sonnenlichtes im grünen Blatt 
    durch den an die Blattgrünkörperchen geketteten Farbstoff „das 
    Blattgrün“ wirksam werden. Im Blatt werden die vom Blattgrün 
    festgehaltenen roten Farben des Sonnenlichtes wirksam. Das Carotin, 
    ein gelblich-rötlicher Farbstoff, hält dementsprechend die blauen 
    Farben des Sonnenlichtes fest und läßt diese in der Haut und im 
    Körper zur Wirkung kommen. Es ist deshalb auch ein die Haut ge- 
    sund erhaltender Stoff, ohne den die Haut verkümmert und entartet; 
    denn das Sonnenlicht kann seine Kraft ohne seine Mithilfe nicht 
    mehr entfalten. Es entstehen deshalb auch zuerst die Augenschäden. 
    Wird aber die Haut nicht von der Sonne beschienen, sondern von 
    einer dicken Schicht lichtundurchlässiger Kleider bedeckt, wie kann 
    dann die Kraft der Sonne im Körper wirksam werden? 
    
    Soll das Wachstum des Körpers und seiner Organe durch die Haut 
    angeregt werden, so darf der Wirkstoff nicht fehlen, aber die eigent- 
    liche Kraft des Wachstums der lebenden Schöpfung stammt aus dem 1 
    Licht der Sonne. Dieses aber muß auf die Haut wirken können und 
    deshalb dürfen wir unseren Körper nicht vor der Sonne verhüllen. 
    Wie jede Pflanze und jeder Baum im grünen Blätterschmuck nur im 
    
    
    84 
    
    
    Licht der Sonne gedeihen kann, so muß auch der Mensch in engster 
    Verbundenheit mit der Natur im Licht der Sonne auf wachsen, wenn 
    er gesund werden und bleiben soll. Nur im Licht der Sonne kann 
    dieser wie auch alle anderen Wirkstoffe erst seiner Aufgabe gerecht 
    werden. 
    
    Die Vorstufe zum Wachstumsstoff „A“, das Carotin, findet sich 
    gleichfalls und in noch größerer Menge im grünen Blatt und in allen 
    Pflanzen, die der menschlichen und der tierischen Ernährung dienen, 
    wenn diese Nahrung so verzehrt wird, wie sie in der Natur gewachsen 
    ist, nämlich roh und ohne kochkünstlerische Zubereitungen. 
    
    Es wurde im vorhergehenden schon des öfteren sehr stark betont, 
    daß jeder Koch- und Erhitzungsprozeß eine Veränderung der chemi- 
    schen und organischen Struktur hervorruft. Die hauchfeine stoff- 
    liche Zusammensetzung dieses und jedes anderen Wirkstoffes in der 
    Natur wird mehr oder weniger durch Hitzeeinwirkung wie Kochen, 
    Braten und Backen und auch durch Säuren, Salzen und dergleichen 
    verändert. Wenn auch das Wesen der Wirkstoffe nicht in allen Fällen 
    vollkommen durch diese Vorgänge zerstört wird, so ist doch eine ge- 
    waltige Verminderung ihrer Wirkungskraft bei den heute landesüb- 
    lichen Zubereitungsmethoden und Auf bereitungs verfahren der Nah- 
    rungsmittel festzustellen. Wollen wir uns daher den Segen der Natur 
    voll und ganz zunutze machen, so muß unsere Nahrung besonders zur 
    Zeit der höchsten Sonnenwirksamkeit im Frühjahr zum großen Teil 
    aus frischen grünen Blättern bestehen, seien es Gartengemüse oder 
    wild wachsende Kräuter oder wohlschmeckende Blätter und Knospen 
    von Bäumen, z. B. den Linden, und wir dürfen diese keinem Er- 
    hitzungsverfahren unterziehen. 
    
    Das schon erwähnte Carotin ist eigentlich der Hauptlieferant des 
    später im Körper wirksamen Stoffes, der, wie gesagt, vor allem im 
    grünen Blatt vorhanden ist. Die Umwandlung des Carotins geschieht 
    in der Pfortader, d. h. auf dem Weg des von den Darmzotten über- 
    nommenen Nahrungsbreies zur Leber. In der Leber wird dann der 
    fertige Wirkstoff gespeichert. 
    
    Nun könnte man versucht sein — wie es die medizinische Wissen- 
    schaft ja auch getan hat — dem Mangel an Vitazym A durch Dar- 
    reichung von Leberpräparaten, die von den Tieren stammen, abzu- 
    helfen, um den darin gespeicherten Wirkstoff dem kranken Körper 
    zuzuführen. Das aber erweist sich als ein Fehlschluß. Der menschliche 
    Körper ist nicht darauf eingerichtet, vom Tier stammende Fleisch- 
    stücke oder leicht verwesende Organteile verarbeiten und aufnehmen 
    zu können. Das kann wohl ein Raubtier wie der Tiger, der Wolf, die 
    Hyäne, die Katze u. a., denn diese haben eine ganz andere Struktur 
    des Magens und der Verdauungssäfte als der Mensch. Der Organis- 
    mus des Menschen ist eingerichtet zur Verarbeitung von grünem Ge- 
    müse, Wurzelgemüse, am Baum gereiften Früchten und Nüssen aller 
    Art. Dabei entdecken wir noch in der Keimanlage aller Samen, seien 
    
    
    85 
    
    
    es Ölfrüchte, Obstkerne, Nüsse, Ölsaaten usw., einen hohen Gehalt 
    an diesem Wachstumsstoff A. 
    
    Wenn wir nun darauf bedacht sind, das Wachstum unseres Körpers 
    und vor allen Dingen unserer Sinnesorgane vor einem Mangel an 
    Wirkstoff A zu schützen oder eine gewisse Reserve im Körper an- 
    zusammeln, so müssen wir uns darüber klar werden, unter welchen 
    Bedingungen die Pflanzen ein Höchstmaß an diesen Wirkstoffen 
    entwickeln. Es ist doch klar, daß sowohl der Anbau und die Dün- 
    gungsart als auch die Bodenverhältnisse überhaupt von erheblicher 
    Bedeutung für das gesunde Wachstum und den Nährwert der Pflanze 
    sind. Es ist nun ganz falsch, mit frischen tierischen und menschlichen 
    Exkrementen, Jauche oder Mist den Boden anreichern zu wollen. 
    Eine derartige Düngung hat höchstens eine gewisse Entartung der 
    Pflanzen zur Folge. Sie werden groß und schwammig, aber ihr Ge- 
    halt an lebenswichtigen Wirkstoffen wird damit nicht gesteigert. 
    
    Es ist aber festgestellt, daß der Carotingehalt der Pflanzen bzw. ihr 
    Gehalt an der Vorstufe zum Wirkstoff A von einem Reichtum des 
    Bodens an Spurenelementen wie Kupfer, Mangan, Zink, Nickel, 
    Chrom und ähnlichen Metallen abhängt. Um also die Bildung dieses 
    wichtigen Wachstumsstoffes anzuregen, müßten diese und andere so- 
    genannte Spurenelemente reichlich im Boden vorhanden sein. Man 
    nennt sie „Spuren-Elemente“, weil sie in fast jedem Ackerboden nur 
    in Spuren zu finden sind. Um einen an diesen Spurenelementen 
    armen oder ausgelaugten Boden anzureichern, muß man ihm feinge- 
    mahlenes Urgesteinsmehl verschiedener Art und Zusammensetzung 
    zuführen. Verwesende Pflanzenteile, tierische und menschliche Exkre- 
    mente dürfen erst nach vollständiger Vererdung in der Kompostie- 
    rung dem Boden übergeben werden. Die Umwandlung und Auf- 
    schließung unvererdeter Stoffe aus pflanzlichen oder tierischen Ab- 
    fällen versäuert den Boden, stört durch die eintretenden Gärungen 
    die Entwicklung der Kleinlebewelt und damit letzten Endes das ge- 
    sunde Wachstum der Pflanze. 
    
    Die Gruppe der „B“-Vitazyme 
    
    Wie schon erwähnt, ist der holländische Arzt Eykmann der eigent- 
    liche Entdecker dieses Schutzstoffes gegen Geflügel-Neuritis und 
    gegen die Neuritis, die als Beri-Beri bekannt ist. Um zu einem Ver- 
    ständnis dieser Krankheitserscheinungen zu kommen, ist es für den 
    Leser wichtig, den Begriff der Neuritis als solchen zu verstehen. Die 
    deutsche Übersetzung des griechischen Wortes Neuritis ist Nerven- 
    entzündung. Der Nerv heißt auf griechisch „neura“. 
    
    Diese Nervenentzündungen wirken sich im ganzen Körper aus, zu- 
    erst aber im Sympathischen Nervensystem, d. h. in dem Teil der 
    Nerven, der unserer Willensbeeinflussung nicht untersteht, also in den 
    unwillkürlichen Nervenfunktionen der Lebenserhaltung und des 
    Stoffwechsels, dem sogenannten vegetativen Nervensystem. Störun- 
    
    
    86 
    
    
    gen, die auf einem Mangel an Vitamin „B“ und somit auf einer Ner- 
    venentzündung der einen oder anderen Art beruhen, machen sich zu- 
    erst am Herzen und seiner Tätigkeit bemerkbar, dann erst im Magen- 
    und Darmkanal, wo sie den normalen Stoffwechsel stören, und zum 
    Schluß in allen anderen Organen, Muskeln und Geweben des Kör- 
    pers. Wenn wir uns diese Tatsache überlegen, dann wird es uns erst 
    klar, von welchem tiefgreifenden Einfluß ein Mangel an Vitazymen 
    dieser B-Gruppe im Körper sein muß. 
    
    Wenn nun auch Eykmann diesen Schutzstoff gegen Beri-Beri schon 
    1897 entdeckte, so war doch erst C. Funk 1911 imstande, diesen 
    Wirkstoff zu beschreiben und wissenschaftlich darzustellen. Aber 
    auch damit war die richtige Erkenntnis seiner Zusammensetzung 
    und seiner Wirkungsweise noch nicht gewiß; es dauerte immerhin 
    noch bis nach dem ersten Weltkriege, ehe die Erforschung dieser 
    Vitazymgruppe, der eigentlichen „Vitamine“, wirklich erschlossen 
    werden konnte. 
    
    Das Vitazym „B“ ist sehr komplizierter Natur. Es ist das einzige 
    dieser Enzyme, das sowohl Chlor und Schwefel als auch Stickstoff 
    enthält. Dies veranlaßte den Forscher C. Funk, diese stickstoffhaltige 
    Verbindung „Vitamin“ zu nennen, d. h. eine Amino-Verbindung, die 
    lebenswichtig ist. Dieser Name „Vitamin“ wurde dann auf alle an- 
    deren Wirkstoffe übertragen, trotzdem die übrigen keinen Stickstoff 
    enthalten und infolgedessen auch nicht als „Amino“-Verbindungen 
    bezeichnet werden können. 
    
    Ursprünglich meinte man, daß es sich bei diesem „Vitamin B“ um 
    eine einheitliche Gruppe von Schutzstoffen gegen Krankheitserschei- 
    nungen handele, aber im Laufe der Zeit merkte man, daß eine große 
    Gruppe von verschiedenen Schutz- und Wirkstoffen in Frage kam. 
    Dementsprechend müssen wir die Bezeichnung „Vitamin B“ als eine 
    Gruppenbezeichnung auf fassen und durch Beifügung der Zahlen von 
    1 bis 6 und so fort die einzelnen bisher bekannten Variationen kenn- 
    zeichnen. Für den Menschen kommen zur Hauptsache nur die beiden 
    Gruppen Bi und B 2 und mit diesen verwandte in Betracht. Die übri- 
    gen sind mehr im tierischen Organismus des Geflügels, der Nagetiere 
    und der Raubtiere notwendig. 
    
    Der Wirkstoff Bi 
    
    Dieses ist der eigentliche Wirkstoff, den seinerzeit Eykmann ent- 
    deckte. Wie schon im Vorhergehenden erwähnt, fütterte er seine 
    Hühner mit poliertem Reis. Daraufhin verfielen sie in einen hoch- 
    gradig krankhaften Zustand. Eykmann kam dann auf den Gedanken, 
    neben dem polierten Reis zusätzlich Reiskleie zu verfüttern. Die 
    Krankheitserscheinungen verschwanden daraufhin sehr schnell und 
    das Geflügel erholte sich zusehends. Diese Entdeckung veranlaßte 
    Eykmann, auch bei Menschen, die an Beri-Beri erkrankt waren, 
    
    
    87 
    
    
    ähnliche Versuche zu machen und siehe da, auch hier zeigten sich 
    die Heilerfolge. Das antineuritische Vitazym Bi heilt die Beri-Beri 
    und ähnliche Krankheitserscheinungen. Diese Krankheiten beruhen 
    auf einem Mangel an diesem besonderen Wirkstoff, ohne den der 
    Zuckerumsatz und die Verbrennung der Zuckerstoffe im Körper 
    nicht oder nur unvollkommen vor sich geht. Ein unvollkommener 
    Zucker- oder Kohlehydratumsatz im Großhirn und in den Nerven 
    erzeugt dann die verschiedenartigen Nerven- und Gehirnentzündun- 
    gen. Durch diese wird der ganze Körper gelähmt. Es entstehen 
    Müdigkeitserscheinungen, der Zuckerhaushalt und die Zuckerver- 
    brennung in den Muskeln wird behindert. Es entwickelt sich mehr 
    Milchsäure, als der Körper wieder in gebrauchsfähigen Zucker um- 
    wandeln kann. Aus dieser gehäuften Milchsäure entwickeln sich dann 
    viel stärkere und darum schlimmer wirkende Säuren, die direkte 
    Lähmungserscheinungen, Gefühlslosigkeit und anderes hervorrufen 
    können. 
    
    Wenn der Zuckerumsatz in den Muskeln nicht richtig vonstatten 
    geht, werden auch die Verbrennungsreste des Stoffwechsels nicht 
    restlos ausgeschieden und es bleibt Wasser in den Muskeln und Ge- 
    weben zurück, während andererseits eine gewisse Neigung zur Fett- 
    bildung entsteht. Es beginnt die Erscheinung des Anschwellens der 
    Glieder, die dann bei fortgesetzter Mißernährung zur Wassersucht 
    führt. 
    
    Gleichzeitig wird bei diesem unrichtigen Zuckerumsatz auch Zuk- 
    ker im Harn erscheinen und sich Zuckerharnruhr einstellen. Wir 
    sehen aus diesen kurzen Andeutungen, wie sich aus der einfachen 
    Tatsache des Fehlens dieses Wirkstoffes im Körper sehr schnell ein 
    vollständiger Verfall entwickeln kann, der bei Fortsetzung der un- 
    richtigen Ernährungsweise unweigerlich zum Tode führt. 
    
    Das Heilmittel, das im Vitazym Bi enthalten ist, bietet uns eigen- 
    artigerweise die Natur in überreichem Maße. Jedes grüne Blatt, 
    jedes Gartengemüse, das richtig angebaut und unter normalen 
    Wachstums Verhältnissen groß wurde, enthält eine genügende Menge 
    davon, wenn der Mensch sich angewöhnen wollte, alle wild wach- 
    senden Kräuter, grüne Gemüse einschließlich der Kohlarten (be- 
    sonders Grün- oder Rosenkohl) roh zu genießen. Schon bei der 
    Entdeckung der Vitazym-B-Gruppe machte man die Erfahrung, daß 
    gerade diese Gruppe der Wirkstoffe äußerst empfindlich gegen Hitze- 
    einwirkung ist. Kochen wir das grüne Gemüse, so können wir sicher 
    sein, daß sein Gefüge vollkommen auseinandergerissen wird. Aus- 
    gerechnet alle Chlor- und Schwefelverbindungen sind äußerst emp- 
    findlich gegen Hitze. Kochen leitet eine ganze Reihe von chemischen 
    Prozessen ein, die bei der hoch empfindlichen Zusammensetzung des 
    organisch gewachsenen Nahrungsmittels schwerwiegende Verände- 
    rungen hervorrufen. Die schlimmste Veränderung zum Nachteil der 
    menschlichen Gesundheit findet beim Kochen der grünen Gemüse 
    
    
    88 
    
    
    statt durch die Vernichtung des Vitazym Bi. Sein Fehlen in unseren 
    gekochten Gemüsemahlzeiten ruft letzten Endes die Nervenentzün- 
    dungen und die sich daran knüpfenden Folgeerscheinungen hervor. 
    
    Der Wirkstoff Bi findet sich ferner in der Keimanlage aller Samen, 
    also auch in den Keimen der verschiedenen Ölsaaten wie Leinsaat 
    und Mohn, ganz besonders aber in allen Nüssen. Was über die Ent- 
    wertung der grünen Blattgemüse durch Kochen gesagt wurde, gilt in 
    gleicher Weise für das Getreide. Die meist sehr erhebliche und lang 
    andauernde Backhitze vernichtet natürlich noch viel gründlicher als 
    das Kochen die im rohen Getreidekorn enthaltenen Vitazyme. 
    
    Während sich das Vitazym A im voll ausgebildeten Zustand nur 
    wenig im grünen Blatt findet, sondern nur die Vorstufe dazu als 
    Carotin, so wird im Gegensatz dazu die B-Gruppe im grünen Blatt 
    voll ausgebildet und zwar unter der Einwirkung des Sonnenlichtes. 
    Nach der vollständigen Bildung wird es dann mit dem Saftstrom vom 
    Blatt in die Samen- und Keimanlage, sowie in die Wurzeln getragen. 
    Man hat entdeckt, daß die Wurzelbildung der Pflanze durch diesen 
    Wirkstoff eingeleitet und aufrecht erhalten wird. Seine Wirksamkeit 
    kann z. B. an den empfindlichen Wurzeln der Tomatenpflanzen ganz 
    besonders gut beobachtet werden. Es ist tatsächlich so, daß ohne 
    dieses Vitazym die Pflanzenwurzel verkümmert. Da wir gerade von 
    der Wurzelbildung sprechen, ist es gut zu wissen, daß der natürliche 
    Dünger, der sich aus vererdeten tierischen und pflanzlichen Abfall- 
    stoffen (Laubkomposte) zusammensetzt, einen sehr hohen Gehalt an 
    Vitazym Bi zeigt, während es im Kunstdünger vollständig fehlt Der 
    richtig vorbereitete Kompost erzeugt deshalb besonders gute Vor- 
    bedingungen zur Wurzelbildung. Wir ersehen daraus, daß ursprünglich 
    das Vitazym Bi wie alle übrigen dieser Wirkstoff gruppen dem Pflan- 
    zenwuchs an sich dienen, denn sie sind in irgendeiner Weise wichtig 
    zu seiner Entwicklung. Die Gruppe der B-Vitazyme dient der Pflanze 
    in erster Linie zur Wurzelentwicklung. Deshalb findet es sich in ge- 
    speicherter Form in der Samenanlage, die ja zuerst die Wurzel bil- 
    det, ehe sich die Keimblätter dem Licht entgegenstrecken können. 
    Wollen wir daher einen reichen Gehalt an diesen Krankheiten ver- 
    hütenden Wirkstoffen in unserem Gemüse erzeugen, so müssen wir 
    unseren Garten in biologisch richtiger Weise anlegen und müssen 
    den Pflanzen alles fernhalten, was das Wurzel Wachstum irgendwie 
    behindern könnte. 
    
    In Europa hat sich die Erkrankung an Beri-Beri kaum jemals in 
    großem Umfange gezeigt und das nicht etwa, weil unsere Nahrung 
    keinen Mangel an diesem Schutzstoff hat, sondern weil solche Krank- 
    heitserscheinungen als Folge der Nervenentzündungen in ihren kras- 
    sen Formen eben nur dort auftreten können, wo große Einseitigkeit 
    in der Ernährung herrscht. Diese aber können wir beim armen Inder 
    ganz kraß beobachten, der tagaus tagein gewissermaßen nur von Reis 
    lebt. Wird diesem Reis durch Schälen und Polieren der Beri-Beri- 
    
    
    89 
    
    
    Schutzstoff entzogen, so erscheinen die Nervenentzündungen und ihre 
    Folgen in ihrer stärksten Auswirkung. 
    
    In Europa mit seiner großen Vielseitigkeit an Nahrungsmitteln, 
    auch für die ärmere Bevölkerung, treten so krasse Erscheinungen 
    nicht auf, wohl aber sehen wir, daß mit dem Altwerden sich die Er- 
    scheinungen in mehr oder weniger ausgeprägter Form einstellen 
    und nun jeweils als besondere Krankheitserscheinungen diagnosti- 
    ziert und behandelt werden. 
    
    Der Wirkstoff B2 
    
    Der nächste dieser B-Gruppe ist der Pellagra-Schutzstoff. Pellagra 
    ist besser bekannt als Lombardischer Aussatz. Er wird und wurde bis 
    vor kurzem sehr ausgebreitet in der Lombardei, in gewissen Gegen- 
    den Mährens und in den Südstaaten der USA gefunden. Die Gründe 
    dafür sind kurz die: In diesen Landschaften besteht die Volksnahrung 
    in Teigwaren aus geschältem Weizen , aus geschältem gelben Mais 
    und anderen entwerteten Getreidesorten. 
    
    In den Südstaaten der USA ist dieser Lombardische Aussatz in den 
    Jahrzehnten zwischen den Weltkriegen ganz besonders schlimm zur 
    Auswirkung gekommen, weil durch die Krise in der Baumwollerzeu- 
    gung die kleineren Baumwollpflanzer arm geworden waren durch die 
    häufige Un Verkäuflichkeit der Erzeugnisse des Baumwollanbaues und 
    weil das Land sich wegen der Trockenheit und des Sonnenbrandes 
    für andere Kulturen nicht eignet. Diese Leute waren und sind deshalb 
    gezwungen, von den billigsten Nahrungsmitteln zu leben und dazu 
    gehört dort der Mais. 
    
    Der Charakter dieses Pellagra-Schutzstoffes ist als eine Art pflanz- 
    licher Säure erkannt worden, die in der Form des Nikotinsäureami- 
    dins für den Wasserstoff Wechsel in den Zellgeweben aller Pflanzen 
    und Tiere unentbehrlich ist. Er findet sich gehäuft in allen grünen 
    Gemüsen, in allen Kohlarten, besonders im Wirsing, grünen jungen 
    Erbsen, Kohlraben, Tomaten, Erdnüssen, grünen Bohnen, roten Rü- 
    ben, Mohrrüben und überhaupt in allen Rüben- und Wurzelgemüsen. 
    Mais und Weizengries und daraus hergestellte Teigwaren sind erfah- 
    rungsgemäß fast frei von diesem Schutzstoff. Daraus erklärt sich die 
    schlimme Wirkung in Gegenden, wo viel Teigwaren und Mais ge- 
    gessen wird. Auch dieser Wirkstoff wird, wie alle Vitazyme und 
    Schutzstoffe des Pflanzenreiches, im grünen Blatt gebildet, und Tier 
    und Mensch müssen es mit der Nahrung zu sich nehmen. Es kann dann 
    in großen Mengen in den Geweben und Organen gespeichert werden. 
    
    Ein nicht genügender Bestand an diesem Pellagraschutzstoff zeigt 
    sich in der Neigung zu Hautentzündungen, Hautausschlägen, Furun- 
    keln. Als erstes Anzeichen sehen wir gewöhnlich Entzündungen der 
    Mundwinkel mit Schorfbildung, Entzündung der Zunge, oft auch be- 
    sonders bei Kindern Mundfäule und ähnliches. In dieser Form finden 
    sich die ersten Anzeichen mehr oder weniger unter der ganzen Mensch- 
    
    
    90 
    
    
    heit und ganz ausgesprochen dort, wo gewisse Einseitigkeit in der 
    Ernährung besteht oder die Nahrungsmittel durchgehend einem Koch- 
    prozeß unterzogen werden, da genau wie bei dem Beri-Beri-Schutz- 
    stoff auch dieses Vitazym durch die Kochhitze aus der organischen 
    Bindung des Pflanzenwuchses herausgerissen und zerstört wird. 
    
    Das Laktoflavin 
    
    Zu dieser Gruppe von Wirkstoffen, die die Gesundheit der Nerven 
    und der Haut verbürgen, gehört auch das „Laktoflavin“. Dieses ist 
    zum allgemeinen Wachstum des Körpers und besonders der Kinder 
    notwendig. Es wird deshalb auch der Wachstumsstoff genannt. Es ist 
    nicht so sehr das Knochenwachstum, das davon beeinflußt wird, als 
    vielmehr die Haut und die aus dem Keimblatt der Haut entwickelten 
    Organe, wie z. B. alle Sinnesorgane und das Wachstum der Gewebe- 
    zellen, der Muskeln und Organe. So wie das Vitamin Bi notwendig 
    war zum Wachstum und zur Gesunderhaltung der Nerven und die 
    vorgenannte Gruppe der B2-Vitazyme zum Wachstum und zur Ge- 
    sunderhaltung der Haut dient, so dient das Laktoflavin zum Wachs- 
    tum der Bindehäute und der Trennhäute zwischen den einzelnen Ge- 
    weben. Der kindliche Körper würde bei seinem Fehlen nicht wachsen 
    können und der Erwachsene könnte sich nicht kraftvoll entwickeln. 
    Ganz besonders auffällig zeigt sich sein Fehlen im Verhalten der 
    Haare und der Nägel. Die Haare beginnen auszufallen und zu ver- 
    filzen, verlieren ihren Glanz und neigen zu vorzeitigem Bleichen. Es 
    zeigt sich ferner eine Anlage zur Verlausung. Die Verlausung vieler 
    Menschen, die nicht gerade in besten Verhältnissen leben, erweist sich 
    damit z. T. als eine Mangelkrankheit, durch die sich unrichtige Stoff- 
    wechselvorgänge offenbaren. Aus den Abfallprodukten des gestörten 
    Stoffwechsels ernährt sich die Laus. Ähnlich dürfte es sich mit der 
    Krätze und allen Hautkrankheiten verhalten, die ihre Entstehung 
    Schmarotzern verdanken. 
    
    Das Laktoflavin findet sich in jedem Lebewesen, in allen Teilen des 
    Pflanzen- und Tierreiches. Von den niedrigsten Lebewesen, den ein- 
    zelligen Bakterien, bis hinauf zum Höchstentwickelten ist es überall 
    notwendig, um das Gewebewachstum und die Erneuerung aller Ge- 
    webe und Säfte zu ermöglichen und zu vermitteln. Alle grünen Teile 
    der Pflanze enthalten sehr viel davon. Der ungekeimte Samen ist 
    jedoch arm an Laktoflavin. Sobald aber der Keimprozeß einsetzt, ver- 
    wandeln sich gewisse Fett- und Ölstoffe im Samen in diesen Wachs- 
    tumsstoff und reichern das Saatkorn ungemein an, deshalb ist ge- 
    keimtes Getreide zu jeder Jahreszeit eine gute Quelle dieses Stoffes. 
    Daneben sind junge Erbsen reich an diesem Wachstumsstoff und es 
    brauchte eigentlich in keiner Weise ein Mangel daran zu bestehen, 
    wenn nicht, wie immer wieder erwähnt werden muß, die Menschen 
    sich angewöhnt hätten, alle ihre Nahrungsmittel durch Kochen und 
    Backen zu entwerten. Durch das Erhitzen verwandeln sich die Nah- 
    
    
    91 
    
    
    rungsmittel in eine gehaltlose Masse, der nicht nur die Mineralstoffe 
    fehlen, die dem Körper Festigkeit, Kraft und Anregung aller Lebens- 
    vorgänge geben, auch das feine chemische Gefüge der Vitazyme wird 
    zerstört oder zum mindesten angegriffen. Aus der gekochten und ge- 
    backenen Nahrung kann der Mensch Wirkstoffe aus der Gruppe der 
    B-Vitazyme nicht entnehmen, da diese alle sehr empfindlich gegen 
    Hitzeeinwirkung sind. 
    
    Wie schon erwähnt, zeigen alle diese organischen Enzyme und 
    Wirkstoffe eine bestimmte Färbung. Carotin oder der Grundstof f zum 
    Vitazym A zeigt die typisch gelbrote Farbe der Möhren. Das Lak- 
    toflavin ist von typisch gelber Farbe, es hat etwa die Naturfarbe der 
    Grasbutter. 
    
    Wenn wir uns dann wiederum klar machen, daß sie alle in engster 
    Verbindung mit dem Blattgrünkörperchen oder dem grünen Farbstoff 
    darin stehen und daß der Grünfarbstoff der Pflanzen eine ganz be- 
    sondere Aufgabe durch Auswertung des Sonnenlichtes hat, dann wird 
    uns die ungeheure Wichtigkeit der Einwirkung des Sonnenlichtes und 
    die Kraft der verschiedenen Farben darin auf alle Lebewesen, auf 
    alles pflanzliche und tierische Wachstum und ganz besonders auf den 
    Menschen bewußt. Wir kommen immer wieder darauf zurück, um diese 
    Voraussetzung für die Lebensbedingungen des Pflanzen Wachstums 
    und des tierischen und des menschlichen Körpers zu erkennen. 
    
    Der Adermin oder der Epilepsie-Schutzstoff 
    
    Ein weiterer Wirkstoff dieser Vitazym B-Gruppe ist das Adermin. 
    Was eigentlich dieser Schutzstoff im Körper vollbringt, wie er sich 
    auswirkt und was seine Aufgabe ist, das hat die Forschung noch nicht 
    ergründen können. Vielleicht bringen uns die nächsten Jahre auch 
    darüber Klarheit. Soviel steht jedenfalls fest, daß bei Mangel an die- 
    sem Wirkstoff Hunde, Schweine und Ratten typische epileptische An- 
    fälle von 3 bis 15 Minuten Dauer mit Schreien, Zähneknirschen, Be- 
    wußtseinsverlust und Krämpfen erleiden. Wir haben noch keine Er- 
    fahrung darüber, ob auch beim Menschen ähnliche Erscheinungen bei 
    einem Mangel an diesem Adermin auftreten. Aber die Analogie der 
    Erscheinungen zwingt uns zu entsprechenden Schlußfolgerungen. 
    
    Das Adermin ist im grünen Gemüse, in schwarzen Johannisbeeren 
    und in Heidelbeeren am geeignetsten zu finden. Das wird bestätigt 
    durch die Tatsache, daß Epileptiker, die treu zur Rohkost halten, also 
    rohe, grüne Gemüse zu ihren Hauptnahrungsmitteln machen und da- 
    bei viel im Garten im Sonnenlicht arbeiten, innerhalb eines Jahres 
    von den schwersten Erscheinungen der Epilepsie geheilt wurden, 
    während ein Rückfall zu gekochter Nahrung sofort wieder die alten 
    Krampfanfälle zurückkehren läßt, wenn auch nicht mehr in dem frü- 
    heren starken Grad. Die Beobachtung des kranken Menschen hat uns 
    gelehrt, daß auch die genuine Epilepsie auf diese Weise geheilt wer- 
    den kann und leichte Anfälle nur bei besonderen atmosphärischen 
    
    
    92 
    
    
    Störungen, wie z. B. bei Witterungsumschwung im Frühjahr, hin und 
    wieder noch auftreten können. Daraus geht hervor, daß bei Erwach- 
    senen die Ausfallerscheinungen in den Geweben so schwerwiegend 
    geworden sind, um allein schon bei Witterungseinflüssen die Anfälle 
    immer wieder auszulösen. Bei langjähriger Einhaltung der Rohkost 
    verschwindet jedoch auch diese Anfälligkeit. 
    
    Der Anämiefaktor 
    
    Wir alle kennen das katastrophale Geschick, das junge Menschen- 
    kinder befällt, wenn sie, am Abschluß ihrer Entwicklung stehend, die 
    typischen Symptome der anämischen Erkrankungen zeigen, d. h. eine 
    Stockung der Bildung von roten Blutkörperchen im Mark ihrer Kno- 
    chen eintritt. Wir alle kennen den Verfall bei solchen unglücklichen, 
    jungen Menschen und wissen, wie schwer sich in den weiteren Sta- 
    dien der Entwicklung die perniziöse Anämie auswirken kann. In mei- 
    ner Jugend nannte man es Blutarmut und Bleichsucht. Es ist weder 
    Blutarmut noch Bleichsucht, sondern einfach eine unrichtige Blut- 
    bildung, bei der die roten Blutkörperchen sich nicht richtig entwickeln 
    können und einen Mangel an Eisen zeigen. Wir können mit keinem 
    künstlichen Mittel etwas gegen die Anämie ausrichten, wenn die Er- 
    nährung nicht grundlegend geändert wird. Hand in Hand mit der 
    Umstellung der Ernährung muß ein Berufswechsel gehen, der es dem 
    Befallenen ermöglicht, sich ausschließlich in frischer Luft zu betätigen. 
    Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine doppelte Ausfall- 
    erscheinung. Zum ersten stimmt in der Tätigkeit der inneren Drüsen, 
    d. h. in der Hormonbildung etwas nicht. Es werden bestimmte Lö- 
    sungsmittel von den Darmwänden nicht abgesondert, die notwendig 
    sind, um den Anämie-Schutzstoff, der in allen grünen Gemüsen, in 
    allen Keimanlagen der Nüsse und der Saatkörner aller Art enthalten 
    ist, zur Wirksamkeit zu bringen. Liegt die Ursache zur Erkrankung 
    nur im Mangel an grünen Gemüsen, an Nüssen, an Samenkörnern 
    wie Leinsaat und dergleichen, so wird eine Heilung durch eine Er- 
    nährungsumstellung sehr schnell eintreten. Liegt aber gleichzeitig 
    eine Störung der Drüsenfunktionen vor, dann zeigt sich neben den 
    Erscheinungen der Anämie im weiteren chronischen Verlauf der 
    Krankheit die bekannte Milzschwellung mit den damit zusammen- 
    hängenden Störungen. Wüßten wir erst genau, welche Aufgabe die 
    Milz hat, dann wäre der Weg zur Heilung sehr einfach anzugeben. 
    Aber wir wissen wenigstens einiges. Die Milz ist das wichtigste Organ 
    im Körper, um die Erdmetalle umzuwandeln und sie so in den Säfte- 
    strom einzufügen, daß sie überall, wo sie benötigt werden, in richtig 
    vorgebildeter Weise zu finden sind. Interessant ist dabei vielleicht 
    die Tatsache, daß bei vollständiger Veraschung einer gesunden Milz 
    ein wenig glänzender Staub von feinst verteilten Metallen bleibt, der 
    wie glänzender Aluminiumstaub aussieht. 
    
    Wir hörten bei der Besprechung des Vitazym A, daß dieses bzw. 
    
    
    93 
    
    
    seine Vorstufe, das Carotin, sich nur entwickeln kann, wenn die 
    Pflanze auf einem Boden gewachsen ist, der reich an Spurenelemen- 
    ten und Erdmetallen ist. Ein durch Überdüngung mit Stallmist und 
    durch starke Verjauchung geschädigter Boden kann keine gesunden 
    Wachstumsstoffe, Vitazyme, Endokryne, Wirkstoffe, Katalysatoren, 
    Duft- und Anregungsstoffe und was es auch sei, hervorbringen. Es ist 
    stillschweigende Voraussetzung, daß die Pflanzen in einem gesunden, 
    mit allen notwendigen Erdmetallen und Mineralien wohl versehenen 
    Boden gewachsen sind. 
    
    Bei schweren Fällen von Anämie beobachten wir, wie schon er- 
    wähnt, daß mit dem Zerfall des Blutes eine monströse Milzschwel- 
    lung einhergeht, die gleichzeitig schwere Nierenstörungen mit unna- 
    türlicher Urinbildung hervorruft. Die vorliegenden Beobachtungen 
    ergeben ein so ernstes Krankheitsbild, daß es wohl verständlich wird, 
    wenn bis dahin kein wirksames Mittel gefunden wurde, um bei der 
    landesüblichen Ernährung viele Tausende von jungen Leuten vor 
    einem elenden, frühen Tode zu bewahren. Hier handelt es sich um 
    Störungen in der Bildung der Blutkörperchen sowohl als auch ihrer 
    Auflösung und Erneuerung. Wenn wir auch noch immer nicht mit 
    Bestimmtheit wissen, wie die Bildung der roten Blutkörperchen vor 
    sich geht, so hat uns die Forschung doch gezeigt, wo sie gebildet wer- 
    den und zur vollen Gebrauchsfähigkeit heranwachsen, nämlich im 
    Mark der Röhrenknochen. 
    
    In der menschlichen Forschung noch nicht klar zugänglicher Weise 
    wird während des Wachstums und der Erneuerung der Knochen im 
    Innern dieser unter Verbrauch großer Blut- und Säftemengen die 
    Hirn- und Nervenmasse in der Hirnschale mit ihren besonderen in 
    der Hirnhaut eingelagerten Organen gebildet. Auch hier spielen wie 
    überall im lebenden Körper die drei Hauptkeimblattgruppen der 
    Organe und Säfte ineinander zu lebensvollem Endzweck. Die Milz 
    bringt mit dem Säftestrom die hautbildenden Stoffe. Das Blut aus der 
    Leber und der Chylussaft (die milchartigen Säfte aus den protein- 
    und fetthaltigen Nahrungsbestandteilen vom Chylussaftgang aus dem 
    Speisebrei im Dünndarm entnommen), geben die Gehirn, Nerven und 
    Knochenleim bildenden Stoffe her und drittens kommen die geheim- 
    nisvollen kalk- und magnesiaenthaltenden Säfte aus den Nieren und 
    Nebennieren ständig hinzu. Aus dem dreifachen Zusammenklang 
    scheidet sich im Wandel der Lebensvorgänge der Kalk aus und bildet 
    unter Einlagerung von Knochenleim den Knochen, der mit einer fei- 
    nen empfindlichen Knochenhaut überzogen ist. Es fügen sich gleich- 
    zeitig die Blut- und Chylussäfte um einen kalkhaltigen Kern zusam- 
    men. Sie bilden die einzelnen Zellen der Gehirn- und Nervenmasse 
    und erzeugen fortlaufend die Nervenmasse. Diese wird, sich ständig 
    neu bildend, in das Rückenmark und die sehr zähen Nervenfasern 
    hineingedrückt, um sich zum Schluß in den mikroskopisch feinen Ver- 
    ästelungen in jeder einzelnen Muskel-, Organ- oder Gewebezelle mit 
    
    
    94 
    
    
    dem gleichzeitig dort erscheinenden Bluttröpfchen zu vermischen und 
    durch Verbrennung des Nervenöles im Blute dem Körper Wärme und 
    Leben und die notwendige Kraftentfaltung zur Arbeitsleistung zu 
    geben. Die Hautstoffe geben dabei die Möglichkeit, durch die Bildung 
    besonders gearteter Organe in jedem einzelnen Gewebe, in jeder Zelle 
    die Sinnestätigkeit zu vermitteln und die Anregungen und Befehle 
    aus dem Hirn aufzufangen. Das Hirn wirkt dabei wie ein funktele- 
    graphischer Sender auf entsprechende Empfangsorgane in den Ge- 
    weben. Umgekehrt wirken die Sinnesorgane, die Augen, die Ohren, 
    die Nase und die Gefühlsnervenenden in der Haut als Sender, durch 
    welche die verschiedenen Sinneseindrücke auf die entsprechenden 
    Zentren in der Hirnhautrinde übertragen werden. Die Nerven oder 
    richtiger die Nervenhohlfasern leiten dabei die im Hirn ständig neu 
    aus Blut, Chylus und Nierensaft entstehende Nervenmasse, durch 
    ihren eigenen Druck getrieben, in die feinsten Gewebezellen der Mus- 
    keln und des Marks der Röhrenknochen, in die feinsten Zellen und 
    Einzelteilchen der hochempfindlichen Sinnesorgane, der Gefühlsorgane 
    an den Enden der sogenannten Gefühlsnerven, aber auch in die ge- 
    fühllosen inneren Organe. (Diese sind gefühllos, weil in diesen inneren 
    Organen, dem Magen, den Verdauungswegen und allen Hilfsorganen 
    derselben, den Nieren, dem Herzen, den Lungen und endlich den 
    Muskelgeweben die entsprechenden Sendeorgane zur Übermittlung 
    von Sinnes- oder Gefühlseindrücken nicht vorhanden sind, wohl aber 
    solche, durch die Eindrücke und Anregungen (Reize) übermittelt wer- 
    den können, die der unserem Willen entzogenen richtigen Abwicklung 
    der inneren unwillkürlichen Lebensvorgänge dienen.) 
    
    An den Austrittsstellen der Nervenfasern in den feinsten Gewebe- 
    zellen der Muskeln und Organe entwickelt sich durch das Aufein- 
    anderwirken der hochempfindlichen Nervenmasse auf die kraftspen- 
    denden Stoffe im Blut unter Wandlung und Aufzehrung aller kraft- 
    gebenden Säfte im Blut und in den Nerven die Lebenskraft des leben- 
    digen Körpers in den verschiedenen Arten ihrer Betätigung. Dabei 
    wird die Nervenmasse im Blut verbrannt und beide geben die Kräfte- 
    spannungen frei, die in der pflanzlichen Nahrung durch die Wirkungen 
    des Sonnenlichtes auf die Lebenskraft der Erde gebunden wurden. 
    Die bei dieser Verwandlung entstehenden Reststoffe sind den bei der 
    Verbrennung von Kohle entstehenden Abgasen und Aschen zu ver- 
    gleichen als da sind: Harnstoff, Harnsäure, Oxalsäure, Kohlensäure, 
    Wasser und für den Körper unbrauchbar gewordene Mineralstoffe. 
    Die säurefreien Reststoffe sammeln sich in den Venenbahnen und 
    bilden den Venensaft, dessen unbrauchbare Bestandteile durch ein 
    sogenanntes Wundernetz in den Dickdarm zur direkten Ausscheidung 
    oder zur Überleitung in die Nieren entleert werden. Die noch brauch- 
    baren, noch wandelbaren Bestandteile des Venensaftes aber werden 
    entweder durch ein anderes den Dünndarm umschließendes Wunder- 
    netz in den Pfortaderblutstamm und von hier mit den neuen aus der 
    
    
    95 
    
    
    Nahrung stammenden Blutgrundlagen in die Leber geleitet oder sie 
    werden von den großen Hohlvenenstämmen direkt dem Herzen zu- 
    getragen. Sie dienen dann zur Hauptsache als Träger der in den Hohl- 
    knochen neu gebildeten jungen Blutkörperchen. Die säureartigen Rest- 
    stoffe des Stoffwechsels Harnsäure, Harnstoff, Oxalsäure usw. aber 
    treten sofort nach ihrer Entstehung aus dem saftführenden Zellgefüge 
    und den Saftbahnen aus, um sich mit dem allgemeinen Säftestrom 
    schließlich in der Bauchhöhle zu sammeln und durch die Nieren mit 
    dem Harn ausgeschieden zu werden. 
    
    Aus dieser kurzen Einführung in die Wege der Kraftentstehung im 
    Körper ersehen wir, daß die richtige und gesunde Entwicklung der 
    Nervenmasse erst die ganze Lebensentfaltung und Abwicklung ein- 
    leitet und aufrechterhält. Die Bildung gesunder, lebenskräftiger Ner- 
    venmasse ist deshalb die Voraussetzung zur Gesundheit und zur voll- 
    kommenen, fröhlichen Lebensentfaltung. 
    
    Wir erinnern uns dabei der Tatsache, daß alle Sinnesorgane ur- 
    sprünglich durch Umwandlung aus den in der Haut ruhenden Ge- 
    fühlsnerven hervorgegangen sind, also im Keimblatt der Haut vor- 
    gebildet wurden. 
    
    Die Bildung der Nervenmasse geht in der Hirnschale vor sich unter 
    Abscheidung von Kalk zur Bildung und Erhaltung der Hirnschale. 
    Daher der große Verbrauch an Blut und Säften im Hirn. Aber auch 
    die Röhrenknochen sind hohl und bergen in sich das der Gehirn- und 
    Nervenmasse ähnliche Knochenmark. Auch hier treffen sich die er- 
    wähnten drei Arten der Körpersäfte und aus ihnen erwächst nun in 
    sich stets erneuernden Vorgängen die Knochenmasse mit der sie um- 
    gebenden Knochenhaut. Aber aus den Säften scheiden sich statt der 
    Nervenmasse die Grundstoffe zur Bildung der Blutkörperchen ab 
    unter Benutzung von Magnesium als tragendem Teil. Eine feine Haut 
    schließt sich um einen Kern von an Magnesium gebundenen stoff- 
    lichen Trägern des feinen eisenhaltigen Farbstoffs, der roter Blutfarb- 
    stoff oder Hämoglobin genannt wird. Die in den Röhrenknochen vor- 
    gebildeten, jungen roten Blutkörperchen werden dann mit dem Ve- 
    nenblut aus dem Innern der Röhrenknochen zum Herzen und von 
    dort zur Lunge getragen. Daraus bildet sich dann im Vorgang der 
    lebensvollen Atmung das mit Sauerstoff geladene rote Blutkörperchen. 
    
    Während sich die Knochen zur Bildung ihrer Kernmasse der Kalk- 
    stoffe bedienen, die in den Nieren aus den Flüssigkeiten des Speise- 
    breies herausdestilliert wurden, finden zur Bildung der Kernmasse 
    der Blutkörperchen die Magnesiastoffe Verwendung, die gleichfalls 
    ein Destillat der Nieren darstellen. Durch einen ähnlichen Vorgang 
    werden auch die weißen Blutkörperchen in den Röhrenknochen gebil- 
    det. Da nun die Entstehung gesunder, lebenskräftiger Nervenmasse und 
    gesunden roten Blutes und deren lebensvolle Wirksamkeit im Körper, 
    wie wir in diesem Zusammenhang sehen, von den Wirkstoffen der 
    B-Gruppe in der Nahrung abhängt, so ist es verständlich, wenn deren 
    
    
    96 
    
    
    Fehlen in der Nahrung so schlimme Krankheitserscheinungen wie 
    Beri-Beri und dieser ähnlichen Erscheinungen, wie Neuritis oder Ner- 
    venentzündungen, lombardischer Aussatz und im schlimmsten Falle 
    Anämie hervorrufen wird. Gleichzeitig aber müssen wir bedenken, 
    daß diese Wirkstoffe, die zur Bildung der hochempfindlichen, aber 
    kraftgespannten Nervenmasse und zur Bildung der Blutkörperchen 
    den Anreiz geben, selbst so sehr empfindlich gegen Zustandsverände- 
    rungen bei der Nahrungszubereitung durch Kochen, Backen, Salzen, 
    Räuchern und dergleichen sind. 
    
    Überlegen wir uns diese ganzen Vorgänge, so verstehen wir, warum 
    besonders die Überwindung der Anämie bisher allen Versuchen trotzte 
    und warum im vorgeschrittenen Zustand der Krankheit die Milz als 
    hautbildendes Organ, die Leber als Blutbildungsstelle und die Nieren 
    als kalk- und magnesiasaftabscheidende Organe schwere Entartungs- 
    erscheinungen zeigen. Alle Organe müssen irgendwie versagt haben, 
    wenn die lebenerhaltende Blutbildung und die Bildung der Nerven- 
    masse nicht mehr möglich ist. 
    
    Was ist zur Heilung notwendig? Glaubt man wirklich, mit der Ver- 
    abreichung von ein bißchen Vitamin in Tabletten oder in Form von 
    Leberpräparaten irgendetwas grundlegend zu ändern? Geben wir aber 
    dem kranken Menschen die Nahrung in lebensvollem Zustand, geben 
    wir ihm die für die Arbeit der Organe wichtigen Nährstoffe, die lebens- 
    frisch und vollsaftig im Pflanzenleben heranwuchsen, und geben wir 
    der Haut gleichzeitig Gelegenheit, sich von Licht und Sonne in frischer 
    Luft bei Gartenarbeit umfluten zu lassen, dann wird die Krankheit 
    bald gebannt sein. Das ist immer wieder bestätigte Erfahrungstat- 
    sache. Der Anämiefaktor der Vitamin B-Gruppe ist, wie wir sehen, von 
    verhältnismäßig geringer Bedeutung, wenn dem Körper alle Mineral- 
    und Wachstumsstoffe zur Verfügung stehen, die uns die gesunde 
    Pflanze liefern kann. Es nützt nichts, einem Anämiekranken Leber- 
    präparate zuzuführen, wenn seine Ernährung nicht grundlegend um- 
    gestellt wird. Aus der Leberverfütterung ergeben sich wiederum 
    ganz andere Folgen, als erwartet werden. Man ist deshalb ja auch 
    davon abgekommen, Leber zu verabreichen. Man gibt jetzt im chemi- 
    schen Verfahren hergestellte Leberpräparate. Aber was nützt uns das 
    Tote, wenn wir uns an der lebendigen Natur in Bezug auf unsere 
    Nahrung versündigen?! Wir können das Leben nicht erhalten durch 
    tote, gekochte Nahrung, ganz besonders nicht, wenn es sich um junge 
    Menschen handelt, die von den Anzeichen der Anämie befallen sind. 
    
    Die Wissenschaft hat nun neben dem Anämie verhütenden Faktor 
    noch einen weiteren Stoff herausgefunden, der die Tropenanämie ver- 
    hüten soll. Wenn wir uns aber die Sache recht überlegen, so erkennen 
    wir: Alle sogenannten Tropenkrankheiten haben ihre Ursache in der 
    unrichtigen Ernährung. Man kann doch unmöglich, von der Natur 
    verlangen, daß die Organe des Menschen unter den veränderten kli- 
    matischen Verhältnissen der tropischen Gegenden die gleiche Nahrung 
    
    
    ? Sommer, Ernährung 
    
    
    97 
    
    
    verarbeiten können wie in der gemäßigten Zone, wenn schon eine 
    Unzahl von Krankheiten aus der landesüblichen Ernährung im ge- 
    wohnten Klima hervorgeht. Der Unterschied zwischen den Tropen- 
    krankheiten und den verschiedenen Krankheitserscheinungen der ge- 
    mäßigten Zone liegt einzig und allein im schnelleren Ablauf und in 
    den verstärkten Erscheinungsformen. 
    
    Wenn der Europäer in den Tropen darauf besteht, wie zu Hause 
    Fleisch, gekochte Gemüse, besonders Dosengemüse und schließlich 
    auch noch Alkohol zu verkonsumieren, dann darf er sich nicht wun- 
    dem, wenn die Wärme und das intensive Sonnenlicht die Entartungs- 
    erscheinungen schneller und zerstörender hervorrufen. Es braucht 
    deshalb nicht extra nach einem besonderen Schutzstoff gesucht zu 
    werden: Man braucht nur seine Ernährung nach den klimatischen 
    Voraussetzungen zu richten, indem man sich von den in den Tropen 
    wachsenden Früchten und Pflanzen ernährt und zwar wiederum in 
    dem Zustand, wie die Natur sie hat wachsen lassen. Dann wird der 
    Mensch auch dort allen klimatischen Verhältnissen trotzen können 
    und sich gesund und lebensfroh entwickeln, wie die Erfahrungen ver- 
    schiedener Rohköstler in den Tropen bewiesen haben. 
    
    Vielleicht ist in diesem Zusammenhang ein Wort darüber zu ver- 
    lieren, warum auch die Neger in Afrika von Krankheiten nicht ver- 
    schont werden. Der Grund ist einfach der, daß auch sie verlernt ha- 
    ben, ihre Nahrung so zu essen, wie sie gewachsen ist. Auch sie erjagen 
    sich Wildbret, auch sie ziehen sich Schlachtvieh, auch sie rupfen sich 
    ein Huhn für den Topf und daneben essen sie, wenn sie es erreichen 
    können, Fische und Krebse in Mengen. Alle die schönen tropischen 
    Früchte aber überlassen sie den Affen und den Papageien. Um grünes 
    Gemüse heranwachsen zu lassen, dazu sind sie anscheinend zu faul. 
    Es könnte ihnen von den Hühnern, dem Wild oder sonstwem auf ge- 
    fressen werden. Danach kann man also nicht gehen. Es wird dort 
    auch Brot gebacken und es wird alles nur erreichbare Tierfleisch ge- 
    gessen, wenn man kein Schlachtvieh zur Verfügung hat. Zum Bei- 
    spiel Fische in den Tropen zu essen, ist ein Verbrechen gegen den 
    Körper, ob es der Neger oder der Europäer tut, bleibt sich gleich. Die 
    in der tropischen Wärme schnell eintretende faulige Zersetzung des 
    Fischkadavers mit der damit einhergehenden Bildung von Leichen- 
    gift im menschlichen Körper kann von so entsetzlicher Wirkung sein, 
    daß daraus allein schon eine Unzahl von Krankheiten entstehen wer- 
    den. Wollen wir der Urbevölkerung Afrikas und Indiens und den Süd- 
    amerikanern einen vorbildlichen Gefallen tun, dann müssen wir sie 
    lehren, sich den Verhältnissen der Tropen und der Subtropen ent- 
    sprechend gesund zu ernähren, ohne Feuer und ohne vergorene 
    Getränke. Dann werden auch dort die Krankheiten in Bausch und 
    Bogen verschwinden und es wird ein gesundes, zähes, lebenskräftiges 
    Volk heran wachsen. 
    
    Da wir aber selber bisher nur elende, entartete Vorbilder waren, 
    
    
    so können wir nicht erwarten, daß die Ureinwohner jener heißen 
    Länder in Bezug auf Ernährung Gutes von uns lernen könnten. 
    
    Es gibt dann noch eine Reihe anderer Vitazyme, die mit der Ent- 
    stehung der Anämie Zusammenhängen sollen. Aber wenn wir uns 
    vergegenwärtigen, daß die Natur überreich ist an Schutz- und Wirk- 
    stoffen aller Art, und wenn wir uns nur angewöhnen würden, nur 
    das als Nahrungsmittel anzusehen, was wir aus der Pflanzenwelt roh 
    verzehren können, dann brauchten wir uns keine Gedanken und Sor- 
    gen zu machen, ob wir auch alle diese Vitazyme mitbekommen. In 
    frischem Obst, im grünen Gemüse und im Wurzelgemüse wird be- 
    stimmt kein Mangel daran sein, ganz besonders auch deshalb nicht, 
    weil die Vitazyme der einzelnen Gruppen oft von überschneidender 
    Wirkung sind und so ein etwa fehlendes durch ein anderes ersetzt 
    werden kann. 
    
    
    Der Wirkstoff C 
    
    Das Vitazym C ist das bekannteste. Es wird wissenschaftlich als 
    „Ascorbinsäure“ bezeichnet. Die besonders markante Krankheitser- 
    scheinung bei Mangel daran ist der seit altersher bekannte „Skor- 
    but“. Gerade beim Skorbut wissen wir seit alten Zeiten, daß es sich 
    um eine Ernährungskrankheit handelt, die nach reichlichem Ver- 
    zehren von grünem Gemüse, Zwiebeln, frischen Früchten wie Zitro- 
    nen und dergleichen sehr schnell zur Ausheilung kommt. Unfrei- 
    willige Experimente in dieser Beziehung sind in langen Jahrhun- 
    derten schon immer in der Seefahrt gemacht worden, wenn Männer 
    lange Zeit frisches Gemüse und Obst entbehren mußten. Es ist be- 
    kannt, daß Schiffsbesatzungen nach monatelanger Fahrt oft das 
    typische Krankheitsbild des Skorbuts zeigen, das sich jedoch sehr 
    bald nach Genuß von frischem Gemüse usw. verliert. 
    
    Wenn auch die offensichtlichen Erscheinungen des Skorbut in 
    schlimmen Fällen mit leichten Hautblutungen und Blutungen des 
    Zahnfleisches bekannt sind, so ist es doch nicht so bekannt, daß die 
    inneren Störungen und die Ausfallserscheinungen an den inneren 
    Organen schon sehr stark vorgeschritten sein können, ehe der Skor- 
    but äußerlich in Erscheinung tritt. 
    
    Die inneren Schleimhäute, z. B. die Magen- und Darm wände, die 
    Schleimhäute des Lungengewebes, die Trennhäute zwischen allen 
    einzelnen Zellgebilden und Muskelfasern sind ungleich feiner als die 
    immerhin sehr kräftig organisierte, aus drei Schichten bestehende 
    Oberhaut des menschlichen Körpers. Dadurch ist die Anfälligkeit für 
    die Blutdurchlässigkeit der Hautbildungen bedingt bzw. das Leiden, 
    das die Ursache zur Blutdurchlässigkeit bildet, nämlich die Unmög- 
    lichkeit, die Faserstoffe richtig zu verleimen und dadurch den 
    Schleimhäuten erst die notwendige Festigkeit zu geben. Die krank- 
    hafte Durchlässigkeit der inneren Schleimhäute gibt dann die Ver- 
    anlassung zu inneren Blutungen z. B. im Darm oder zur schwäch- 
    
    
    99 
    
    
    liehen Ausbildung des Lungengewebes und damit eine verstärkte 
    Anfälligkeit zu Lungenblutungen und Lungenerkrankungen. Die 
    Tuberkulose stellt sich leichter ein und führt leichter zu Blutungen. 
    Es entstehen auch Störungen in der Bildung der Knochenhaut und 
    erhöhte Empfindlichkeit derselben. Die Magenschleimhäute verlieren 
    ihre Festigkeit und wenn dann noch die gegebene Ursache zur 
    Magengärung, die in der Brot- und Getreidenahrung liegt, hinzu- 
    kommt, so sind Magen- und Darmerkrankungen mit Zwölffinger- 
    darmgeschwüren und dergleichen um so leichter erklärlich. 
    
    Alle diese Erscheinungen werden verschwinden, wenn durch reich- 
    liches Verzehren von grünem Gemüse, Wildkräutern und frischen 
    Früchten das fehlende Vitazym C zur Verfügung gestellt wird. Außer 
    im grünen Gemüse findet es sich in besonders reichlicher Menge in 
    der Zitrone und den Hagebuttenschalen. Es hat sich dabei heraus- 
    gestellt, daß die Wirkung in der Verhütung der Vitazym-Mangel- 
    krankheiten umso größer ist, je ursprünglicher und lebendiger die 
    Nahrung gereicht wird. Durch die eigenartige Verbindung des Vita- 
    zym C bzw. der Ascorbinsäure, als die sich wissenschaftlich gespro- 
    chen dieses Vitazym herausgestellt hat, mit dem übrigen Vitazym- 
    gehalt, vor allem aber mit dem reichlichen Gehalt an Erdalkalien und 
    Mineralstoffen in der Zitrone, ist diese viel wirkungsvoller als z. B. 
    die Darreichung einer selbst entsprechend größeren Menge von che- 
    misch rein dargestelltem Vitazym C. 
    
    Wie schon erwähnt, zeigt sich ein Mangel an Wirkstoff C äußerlich 
    am ehesten in der Neigung zu Zahnfleischblutungen. Gehen wir die- 
    ser Tatsache nach, so sehen wir, das Zahnfleisch mit seinen feinen 
    Schleimhäuten bedarf, ebenso wie jede andere Hautbildung im Kör- 
    per, des Vitazyms. Aber aus der Tatsache, daß es sich an den Über- 
    gangsstellen vom Zahnfleisch zum Zahnschmelz gehäuft befindet, er- 
    kennen wir, der Wirkstoff C ist zur Schmelzbildung der Zähne un- 
    erläßlich. Wir stoßen dabei auf folgende Tatsache: Der Zahn wird 
    aus einer dreifachen Schichtung von Wachstumsgrundlagen gebildet 
    entsprechend den drei Keimblattanlagen des Embryos. Die Nerven- 
    und Muskelanlage ernährt die Zahnpulpa, d. h. den inneren weichen 
    Teil, der bei der zahnärztlichen Behandlung als „Nerv“ bezeichnet 
    wird. Dieser wird eingeschlossen durch das aus dem Knochenwachs- 
    tum sich bildende Zahnbein, das wiederum überzogen ist von dem 
    aus dem Haut Wachstum sich bildenden Schmelzüberzug. Wird durch 
    unrichtige Ernährung der Schmelzüberzug wegen Mangel an Vitazym 
    C schadhaft, so entstehen darin Sprünge und Risse, aus denen sich 
    dann die Karries der Zähne entwickelt. Diese kann sich zu einem 
    schlimmen Übel auswachsen, wenn gleichzeitig durch fehlerhafte 
    Knochenbildung auch das Zahnbein nicht kräftig genug gebildet 
    wurde. 
    
    Es wurde die leichtere Anfälligkeit gegen Lungentuberkulose bei 
    Mangel an Vitazym C erwähnt. Wir müssen uns über diese Ange- 
    
    
    100 
    
    
    legenheit etwas weiter klar werden, um das richtig verstehen zu 
    können. Der Lungenkörper ist von feinen Schleimhäuten überzogen, 
    die das ganze Lungengebilde sowohl außen herum als auch in den 
    einzelnen feinen Lungenbläschen wie mit einem feinen Überzug um- 
    geben, der an keiner Stelle zerstört oder angegriffen werden darf. Die 
    Lungen haben nämlich die Aufgabe, den Sauerstoff und alles Brauch- 
    bare in der Luft für die Stoffwechselvorgänge im Körper des Menschen 
    aufzunehmen, an das Blut zu binden und dann in den Körper durch 
    die einzelnen feinen Blutbahnen bis in die äußersten, mikroskopisch 
    feinen Verästelungen in der einzelnen Muskelfaser, den feinen Zell- 
    staaten der Organe, den Knochen und der Haut zu verteilen. Der 
    Sauerstoff ist zur Lebenserhaltung unentbehrlich. Wir alle wissen 
    das. Wir können wohl tage- und wochenlang ohne Nahrung leben, 
    aber nicht fünf Minuten lang ohne die Sauerstoffaufnahme durch die 
    Lungen Sein. So wichtig wie der Sauerstoff für die Lebensabwick- 
    lung ist, so gefährlich sind seine chemischen Eigenschaften, wenn er 
    sich als der Fresser auswirken kann, als den wir ihn z. B. bei der 
    Entstehung des Rostes und der dadurch eingeleiteten Vernichtung 
    von Eisen kennen lernen. Der Sauerstoff ergreift jede ihm gebotene 
    Möglichkeit, um sich abzusättigen und sich in seinen fressenden 
    Eigenschaften zu neutralisieren an allem, was irgendwie eine Ver- 
    bindung mit ihm eingehen will, seien es Kohlenstoff oder Erd- 
    mineralstoffe, wie Natrium, Kalium, Eisen und dergleichen, oder 
    seien es die lebendigen Gefüge, die sich aus allen diesen verschiede- 
    nen Stoffen gebildet haben und in ihrer Gesamtheit den mensch- 
    lichen Körper bilden. 
    
    Der feine Schleimüberzug der Haut der einzelnen Lungengewebe 
    und Gewebeteilchen hindert den Sauerstoff daran, das Gewebe selbst 
    anzugreifen. Wird nun durch Vitazym C-Mangel die feine Schleim- 
    haut der Lungen geschädigt und die normale Schleimabsonderung be- 
    hindert, so setzt bei Entzündungserscheinungen aus anderen Ursachen 
    heraus eine unrichtige Schleimhautbildung ein. Diese führt nun 
    zu Husten oder Hüsteln mit Schleimauswurf. Dabei kann sich die 
    Schleimhaut als so widerstandslos erweisen, daß der Schleimhaut- 
    überzug als Schutz gegen den Sauerstoff unwirksam wird. Dann er- 
    hält der Sauerstoff die Möglichkeit, die Oberfläche der Lungenge- 
    webe direkt anzugreifen. Dadurch entsteht eine Schadenstelle, an die 
    sich die Körpersäfte hinziehen, um den Schaden zu heilen. Sind die 
    Säfte gesund, so wird das schnell geschehen. Sind aber die Säfte als 
    Folge unrichtiger Ernährung und Lebensweise krankhaft gebildet 
    und mit Stoffwechselgiften durchsetzt, dann greift der Sauerstoff 
    auch diese mit zersetzender Wirkung an. Es entsteht ein idealer 
    Nährboden für Bazillen und Bakterien aller Art, die dann mithelfen, 
    Lungenentzündungen und .Lungenleiden aller Art hervorzurufen. 
    Von diesen ist die Zersetzung des Lungenkörpers in den Erscheinun- 
    gen der Tuberkulose am meisten gefürchtet. 
    
    
    101 
    
    
    Der maßgebliche Fehler oder die eigentliche Ursache ist deshalb 
    in einem Mangel an Vitazym C bei gleichzeitigem Mangel der Vita- 
    zym B-Gruppen zu suchen. Wir können uns wohl denken, daß bei 
    einer unrichtigen Ernährung nicht nur ein Mangel an Vitazym C, 
    sondern genau so ein Mangel an Mineralstoffen und an anderen, zur 
    Gesundheit unbedingt wichtigen Nahrungsbestandteilen vorhanden 
    sein wird. Bei der landesüblichen Ernährung wird ja niemals 
    nur ein Mangel an einem einzigen gewissen Wirkstoff eintreten, 
    sondern, wenn schon ein Mangel vorhanden ist, so finden wir diesen 
    nicht nur auf einem sondern auf allen die Lebensfunktion aufrecht 
    erhaltenden Gebieten. Wollen wir uns vor Krankheiten schützen, 
    so müssen wir der Natur folgen und die Nahrung, die uns zugedacht 
    ist, so verzehren, wie sie uns im gewachsenen, lebendigen Zustand 
    geboten wird. Wollen wir uns vor Lungenerkrankungen schützen, 
    so müssen wir uns hüten, Schleimbildner wie Brot, vom Tier 
    stammende Genußmittel, Getreidebreie und dergleichen zu ver- 
    zehren. Sie geben die Veranlassung zu unrichtiger Schleimbildung 
    und zum Auswurf, dessen gewaltsame Entfernung durch Husten die 
    Schäden entstehen läßt, durch die der Sauerstoff angreifen kann. 
    Die Tatsache, daß eine künstliche Untätigkeit der Lunge, durch Ner- 
    venschnitt oder Pneumothorax hervorgerufen, den Sauerstoff hindert, 
    weiterzufressen und dadurch der Kavernenbildung Einhalt geboten 
    wird, bestätigt die vorgezeichnete Entwicklung. 
    
    Der Wirkstoff D 
    
    Durch Mangel an diesem Wirkstoff D entsteht die rachitische Kno- 
    chenverbildung, in Deutschland „Englische Krankheit“ genannt und 
    umgekehrt. Der Name bezieht sich also auf Krankheitserscheinungen, 
    die unter den hochzivilisierten Völkern mit großindustrieller Ent- 
    wicklung seit Jahrzehnten typische Erscheinungen waren und zum 
    Teil noch sind. Erst im letzten Jahrzehnt vor dem 2. Weltkrieg ist es 
    gelungen, die Krankheit als eine Mangelkrankheit zu klären, die 
    durch das Fehlen eines bestimmten Wirkstoffes, genannt Vitazym D, 
    hervorgerufen wird. Die rachitischen Erscheinungen an sich sind all- 
    gemein bekannt, doch ist es vielleicht gut, einige Anhaltspunkte zu 
    geben. Kinder, die mangelhaft ernährt sind und gleichzeitig unter 
    Mangel an Sonnenlicht leiden, die also nicht genügend in der Sonne 
    spielen können, oder, wenn es Säuglinge sind, deren Körper nicht 
    von den Sonnenstrahlen getroffen werden kann, erleiden eine Ver- 
    bildung der Knochen, das Längenwachstum hört auf, die Einlagerung 
    von Kalk verzögert sich. Deshalb bleiben die Knochen weich und es 
    kommen Knochenverbildungen vor, die sich insbesondere in den Ge- 
    lenken und im Brustkorb schon rein äußerlich bemerkbar machen. 
    Die Kopfknochen, die die Schädelhöhle umgeben, erleiden krankhafte 
    Entartungszustände. Aber eine der schlimmsten Erscheinungen ist 
    die Verengung des Beckens des kindlichen Körpers, die sich später 
    
    
    102 
    
    
    bei der Geburt im Frauenkörper so verhängnisvoll auswirkt und 
    eine normale Geburt so oft verhindert. 
    
    Nun wissen wir aus vorhergehenden Abhandlungen, daß das 
    Wachstum der Knochen von einer ganzen Reihe verschiedener Wachs- 
    tumsvorgänge abhängig ist. Es ist also nicht allein das Fehlen des 
    Vitazym D, daß die charakteristischen Erscheinungen der Rachitis 
    hervorruft, sondern ein ganzer Komplex verschiedener Störungen 
    bringt letztlich unter dem Fehlen des Sonnenlichtes die Krankheits- 
    bilder hervor, die im Kindesalter als Rachitis und bei Erwachsenen 
    als Alterserscheinungen verschiedener Art bezeichnet werden. Es ist 
    klar, daß Mangelkrankheiten in Bezug auf das Knochenwachstum 
    sich bei Kindern anders auswirken müssen, als bei Erwachsenen oder 
    solchen, die schon die Höhe des Lebens überschritten haben. 
    
    Das Vitazym D bietet sich in der Natur nicht so ohne weiteres an 
    wie z. B. die Vitazyme A oder B oder C. Letztere sind in allen un- 
    seren Nahrungsmitteln, besonders in solchen, die der Frischköstler 
    in rohem Zustande genießt, in ausreichender Menge vorhanden. Das 
    Vitazym D findet sich aber in grünen Pflanzen nur wenig, im Obst 
    fast gar nicht, im Fleisch und in den tierischen Nahrungsmitteln nur 
    vereinzelt, aber äußerst reichhaltig in der Fischleber, besonders in 
    der Leber vom Dorsch, Heilbutt und Thunfisch. Das Leberöl vom 
    Thunfisch wird bei der künstlichen Herstellung dieses Wirkstoffes als 
    Ausgangsmaterial benutzt. Wir als Frischköstler, die wir uns be- 
    mühen eine möglichst natürliche Lebensweise durchzuführen, wollen 
    uns aber nicht die Mühe machen und wollen auch von anderen Leuten 
    nicht verlangen, daß sie auf gefahrvollen Fangreisen eine Unmenge 
    von Fischen ihrem Lebenselement entreißen, um so in der Fabrika- 
    tion von Leberölen im sogenannten Lebertran die Grundlage zu er- 
    halten, die sich evtl, im menschlichen Körper zur Heilung rachitischer 
    Erscheinungen verwenden läßt. 
    
    Wie schon gesagt, ist es nicht allein der Mangel an Wirkstoff D, 
    der zur Erscheinung der rachitischen Knochen Verbildung führt, son- 
    dern es muß schon ein ganzer Komplex von Mangelerscheinungen in 
    der Nahrung und im Lebensablauf vorhanden sein, um letztlich diese 
    Krankheitserscheinungen hervorrufen zu können. Das Vitazym D ist 
    doch nur ein Faktor, der notwendig ist, um das Knochenwachstum 
    in der Längenausdehnung und anschließend daran die Kalkeinlage- 
    rungen in der richtigen Weise einzuleiten. Es müssen aber, ehe der 
    Faktor D wirksam werden kann, natumotwendig die übrigen Be- 
    dingungen gegeben sein. Eine stillschweigende Voraussetzung ist 
    doch ohne weiteres, daß die Nahrung die notwendigen Mineralstoffe, 
    vor allem den nötigen Kalk so enthalten muß, daß er zum Knochen- 
    wachstum Verwendung finden kann. Der Einbau des Kalkes in die 
    Knochen kann aber nur dann vor sich gehen, wenn er im normalen 
    Sonnenwachstum schon in der Pflanze, die wir essen, richtig einge- 
    baut worden ist und in genügender Menge vorhanden war. Dann 
    
    
    103 
    
    
    muß gleichzeitig der bei der Bildung der Knorpelmasse so äußerst 
    notwendige Phosphor, der ja im Knochenleim von ausschlaggebendem 
    Einfluß ist, ebenso gut und in bester Verfassung in der pflanzlichen 
    Nahrung enthalten sein. Um nun Phosphor und Kalk, wenn sie in 
    der Nahrung richtig vorhanden sind, auch richtig in die Gewebe des 
    Körpers, in die Nerven und in die Knochen einbauen zu können, 
    muß das Wachstums-Vitazym A bzw. müssen die Vorstufen zu die- 
    sem, d. h. die Carotinstoffe, aus denen das Vitazym A hervorgeht, in 
    der Nahrung vorhanden sein. Sonst hört überhaupt jedes Wachstum 
    und damit auch jedes Knochenwachstum auf. Von ebenso großem 
    Einfluß sind die Vitazym B-Gruppen bzw. der Wachstumsfaktor 
    Lactoflavin. Erst wenn neben Kalk und Phosphor diese beiden 
    Wachstumsvitazyme vorhanden sind und sich im Körper zum Anbau 
    der zugeführten Nahrung richtig auswirken können, dann erst wird 
    der Wirkstoff D im Wachstum der Knochen, der Zähne, der Gehirn- 
    schale usw. wirksam und ergibt einen kräftigen, normalen Knochen- 
    bau und ein vollwertiges Knochengerüst als Grundlage eines normal 
    gebauten Körpers. Dabei ist noch gar nicht erwähnt, welche Rolle 
    das sogenannte Fruchtbarkeitsvitazym E spielt. Auch dieses muß be- 
    reits im Körper wirksam sein, um das Vitazym D zur Auswirkung 
    bringen zu können, auch wenn alle anderen Bedingungen gegeben sind. 
    
    Es ist also nicht so, daß man einfach sagen könnte: Rachitis ist 
    eine Mangelkrankheit, die durch Mangel an Vitazym D entsteht und 
    mit Lebertran geheilt werden kann. Nein, so einfach geht die Sache 
    nicht. Es sind eine ganze Menge von Voraussetzungen zu erfüllen, 
    bevor der Faktor D überhaupt wirksam werden kann. Deshalb ist 
    es auch nicht ohne weiteres möglich, die Rachitis dadurch aufzuheben 
    und zum Verschwinden zu bringen, daß man einem derart erkrank- 
    ten Kinde nun Lebertran löffelweise eingibt. Erst müssen doch alle 
    Voraussetzungen zur Auswirkung der Vitazyme, die Umweltbedin- 
    gungen, die Lebensart des Kindes und gleichzeitig die Ernährung des 
    Kindes und die Ernährung der Mutter in natürlicher Weise umge- 
    stellt sein. 
    
    Ehe wir des Näheren auf das Vitazym D und seine Erzeugung und 
    Wandlung im menschlichen Körper eingehen können, müssen wir 
    uns vergegenwärtigen, was wir bei der Besprechung der Vitazym- 
    gruppen A und B kennen gelernt haben: nämlich, die Wichtigkeit 
    der Farbstoffe als Träger notwendiger Katalysatoren oder Wandler 
    in allen Lebensvorgängen wie z. B. das Blattgrün, das Blutrot, die 
    Karottenfarbe des Vitazym A. Die Kraft des Vitazym B ist, wie wir 
    schon sahen, an die gelbliche Cremefarbe des Laktoflavins gebunden. 
    Dieses ist als Emulsion, d. h. in feinster Verreibung, in fast allen un- 
    seren natürlich gewachsenen Nahrungsmitteln besonders bei mineral- 
    stoffreichem Anbau enthalten. Carotin und Laktoflavin, d. h. die 
    Vorstufe zu Vitazym A und B, sind an Farbstoffe gebunden. Welche 
    Farbstoffe im Leben des grünen Blattes als Grundlage des Pflanzen- 
    
    
    104 
    
    
    Wuchses überhaupt in Frage kommen, wurde in dem Abschnitt „Das 
    Wunder des Lebens“ ausgeführt. Es wurde darin gezeigt, daß sich 
    unter der Einwirkung des Sonnenlichtes durch die Arbeit der Blatt- 
    grünkörperchen die Pflanze aus der Kohlensäure der Luft durch sehr 
    verwickelte chemische Vorgänge den Kohlenstoff herausholt, um aus 
    den daraus gebildeten Zuckerstoffen und seinen Abwandlungen das 
    tragfähige Gerüst der Pflanze aufzubauen und gleichzeitig den Sauer- 
    stoff freizugeben, der Menschen und Tieren für ihre Atmung von 
    Nutzen ist. Dabei wurde gezeigt, daß der eigentliche Blattgrünfarb- 
    stoff wohl vermittelnd wirksam ist, aber selbst weder verbraucht 
    wird noch tatsächlich tätig ist. Was ist dann aber der Zweck des 
    Blattgrünfarbstoffes und welche Tätigkeit obliegt ihm? 
    
    
    Diese Frage ist eigentlich sehr einfach zu erklären. Das Sonnen- 
    licht enthält als die drei Grundfarben rot, blau und gelb. Der Farb- 
    stoff in den Blättern gibt dem Blatt die grüne Farbe, d. h. mit an- 
    deren Worten: Die Lichtwirkungen von Blau und Gelb werden vom 
    Blatt abgestrahlt, in den Raum zurückgeworfen und das rote Licht 
    oder die Lichtwirkung von „Rot“ im Blatt ausgenutzt. Die Spaltung 
    der Kohlensäure in Kohlenstoff und Sauerstoff und die Umwand- 
    lung dieser Stoffe in Verbindung mit dem Wasserstoff in die für 
    ihren Aufbau nötigen Bestandteile geschieht durch die Kraft des 
    roten Lichtes und durch Speicherung aller durch „Rot“ wirkenden 
    Kräfte im Licht der Sonne, während „Blau“ und „Gelb“ abgestrahlt 
    werden müssen und im Blatt bzw. in der Pflanze nicht zur Wirkung 
    kommen. Damit haben wir ein wichtiges Geheimnis in der Wirksamkeit 
    des Farblichtes in der Sonne dargelegt. Das Wachstum des Baumes und 
    jeder Pflanze ist ausschließlich abhängig von der Kraft der Rotlicht- 
    wirkung. Blau und Gelb wird vom grünen Blatt abgestrahlt. Im 
    menschlichen und tierischen Körper aber kommen besonders Blau 
    und Gelb zur Wirksamkeit, wenn die übrigen Voraussetzungen ge- 
    geben sind. Dieses Verhältnis wird noch einleuchtender, wenn wir 
    uns klar machen, daß im menschlichen und tierischen Körper die 
    Umwandlungskraft von Blau und Gelb im Sonnenlicht zur Wirk- 
    samkeit kommt durch die sogenannten roten Blutkörperchen. Die 
    Farbe der roten Blutkörperchen ist rot, d. h. alle aus der Rotlicht- 
    wirkung im Pflanzenwuchs gebundenen Kräfte des Sonnenlichtes 
    werden von den roten Blutkörperchen gelöst und dadurch als Lebens- 
    kraft bei der Entstehung von Kraft und Wärme wirksam. Gleich- 
    zeitig wird durch die rote Farbe der Blutkörperchen die Kraft der 
    Rotlichtstrahlung auf den menschlichen Körper verhindert, abge- 
    schirmt und abgestrahlt, daher erscheint Fleisch und Blut rot. Die . 
    rote Farbe zeigt uns an, daß Blau und Gelb intensiv eingesaugt und* 
    dadurch deren Strahl- und Schwingungskräfte ausgenutzt werden 
    sollen. Die an Blau und Gelb gebundenen Strahl- und Schwingungs- 
    kräfte im Lichte der Sonne aber kommen im Aufbau der Gehirn- 
    und Nervenmasse und der Muskeln und Knochen zur Wirksamkeit. 
    
    
    105 
    
    
    Um das zu verstehen, müssen wir uns die Haut des Menschen be- 
    trachten. 
    
    Die bleiche Hautfarbe der Europäer ist keine Naturfarbe, denn so- 
    bald das Bleichgesicht an die Sonne kommt, rötet sich die Haut, mit 
    anderen Worten, die Lebenskraft des Körpers schützt sich gegen die 
    Kraftwirkung der roten Farbstrahlung im Sonnenlicht durch das 
    Rotwerden der Haut. Je intensiver wir unseren Körper von der 
    Sonne bestrahlen lassen, desto intensiver rot wird auch die Farbe der 
    Haut bei dem Versuch, die starke Lichtwirkung der Sommersonne 
    abzudämpfen. Es entsteht die rötliche Bronzefarbe. Der Körper 
    schützt sich gegen zu intensives Sonnenlicht durch die ins Rötliche 
    gehende Dunkelfärbung der Haut. Die Naturfarbe des Europäers 
    müßte darum ein gewisser rotbrauner oder rötlicher Bronzeton sein, 
    wie wir ihn ja bei gesunden Landarbeitern und Sportlern und sol- 
    chen Leuten, die mehr oder weniger entkleidet zu arbeiten gewohnt 
    sind, vorfinden. Bleich wird die Haut nur da, wo sie durch die Klei- 
    dung vom Licht der Sonne nicht getroffen werden kann. Die für den 
    Menschen wirksamen Kräfte des Sonnenlichtes, die an Blau und Gelb 
    und all ihre Zwischenfarben gebunden sind, werden vom Körper 
    des Menschen begierig aufgenommen, Rot wird abgestrahlt im Ge- 
    gensatz zur grünen Pflanze. 
    
    Im Zusammenhang damit sei auf Folgendes aufmerksam gemacht. 
    Wenn wir im Sommer bei großer Hitze und intensiver Sonnenstrah- 
    lung in den Wald gehen, so empfinden wir den Aufenthalt dort wie 
    eine Erlösung. Dieses Gefühl entsteht nicht nur durch die Beschat- 
    tung, sondern die Wirkung ist eine Folge der Aufsaugung der Rot- 
    lichtstrahlung der Sonne durch die Blätterkrone der Bäume. Die 
    Rotlichtstrahlung kann im Wald in ihrer für den menschlichen Kör- 
    per erregenden und doch lähmenden Wirkung nicht mehr zum Zuge 
    kommen und die von den Blättern abgestrahlten blauen und gelben 
    Strahlkräfte werden sich um so wohltuender im Körper erweisen. 
    
    Diese Abschweifung war wichtig, denn nun kommt der springende 
    Punkt! Das Vitazym D findet sich in den für den Menschen im natür- 
    lichen Zustande gewachsenen und dargebotenen Nahrungsmitteln so 
    gut wie gar nicht. Aber bei der natürlichen Ernährung unter der 
    Voraussetzung, daß der Mensch schon von Jugend auf natürlich er- 
    nährt wurde, läßt die pflanzliche Nahrung im menschlichen Körper 
    gewisse Fettstoffe entstehen, die ganz besonders in der Haut zu fin- 
    den sind. Zwischen Lederhaut und Bindehaut wird dabei eine Fett- 
    schicht eingelagert. In dieser Fetteinlagerung, die sich sehr schnell 
    und dauernd erneuert, findet sich als Bestandteil derselben das, was 
    die Wissenschaft als Ergosterin bezeichnet. Wird nun dieses Ergo- 
    sterin, das sich auch in den Ölstoffen der Samenkerne findet, von 
    den blauen und violetten Strahlen der Sonne getroffen, dann tritt in 
    dem Ergosterin eine Wandlung ein: es verwandelt sich unter dem 
    
    
    106 
    
    
    Einfluß der Lichtwirkung nacheinander in Lumisterin , Tachysterin 
    und schließlich in Vitazym D. 
    
    Wir sehen aus dieser Erklärung, daß der Wirkstoff D ein Ergebnis 
    der Lichtwirkung auf gewisse Fettbestandteile der Haut ist, die sich 
    in fast allen pflanzlichen ölen und Fettstoffen vorgebildet finden als 
    das sogenannte Unverseifbare. Dieses Ergosterin verwan- 
    delt sich unter der Einwirkung des Sonnenlich- 
    tes auf die Haut in Vitazym D und wird dann im 
    menschlichen Körper beim Aufbau der Knochen, 
    der kalkhaltigen Zellkerne usw. wirksam. Die wirk- 
    samen Strahlen sind nun nicht, wie gezeigt, die roten Strahlen son- 
    dern die gelben, blauen und die violetten, also blau gemischt mit 
    gewissen Teilen der roten Farbstrahlung. Zur künstlichen Herstellung 
    dieser sogenannten ultravioletten Lichtstrahlen gilt gewöhnlich die 
    Quecksilber-Dampf-Lampe, die auch als künstliche Höhensonne be- 
    kannt ist. 
    
    Die Bestrahlung des Ergosterins in der menschlichen Haut durch 
    die Höhensonne kann nun aber eigentümlicherweise nicht dauernd 
    durchgeführt werden, denn eine Bestrahlung von mehr als 5 Minuten 
    Dauer würde einen Zerfall des sich bildenden Wirkstoffes D her- 
    vorrufen. Dieses würde zerfallen in Toxisterin, Suprasterin 1 und 
    Suprasterin 2. Diese Zerfallsprodukte des Wirkstoffes D haben aber 
    vergiftende Wirkung. Das ist wohl zu beachten; denn die Queck- 
    silber-Dampf-Lampe, d. h. die künstliche Höhensonne, kann die auf- 
    bauende und heilkräftige Wirkung der Sonnenstrahlkraft nie er- 
    setzen. Ein Zerfall des durch die Sonnenstrahlung erzeugten Wirk- 
    stoffes D aus dem Ergosterin im Hautfett in giftige Zerfallsprodukte 
    ist nur dann möglich und ruft Krankheitserscheinungen nur dann 
    hervor, wenn Kinder und Erwachsene sich mit nacktem Körper in 
    die brennenden Strahlen der heißen Sonne legen und dort nichts- 
    tuerisch sich stundenlang braten lassen. Es sind mehrfach dadurch 
    hervorgerufene schwere Gesundheitsstörungen beobachtet worden, 
    die eine sehr langwierige Behandlung erforderten, ehe sie wieder zur 
    Ausheilung kamen. 
    
    Da nun der menschliche Körper ohne Sonnenlicht kein arteigenes 
    Vitazym D und damit auch nicht den Wachstums Vermittler zum Auf- 
    bau der Knochen hervorbringen kann, so ist es notwendig, daß die 
    Haut des Menschen unbedingt der Sonne dargeboten wird, wenn wir 
    Wert darauf legen, gesund zu bleiben und gesunde Kinder heran- 
    wachsen zu sehen. Aber diese Sonnenbestrahlung darf nicht im Zu- 
    stand der Ruhe geschehen, sondern die Kinder und auch die Erwach- 
    senen müssen sich in der Sonne tummeln und bewegen oder in der 
    Sonne arbeiten, dann kann die Farbwirkung der Sonne aus den Fett- 
    bestandteilen unbegrenzte Mengen von Vitazym D erzeugen. Das 
    Vitazym D steht dem Menschen in unbegrenztem Maße kostenlos 
    durch die Lichtwirkung der Sonne zur Verfügung. Er braucht nur 
    
    
    107 
    
    
    seinen unbekleideten Körper, d. h. seine Haut, dem Licht der Sonne 
    aussetzen. Bekleiden wir den Körper, so verhindern wir die Wir- 
    kung des Sonnenlichtes auf die Haut und schließen sie gleichzeitig 
    von der gesunden Einwirkung der Luft ab. 
    
    In diesem Zusammenhänge ist es dann noch wichtig, darauf hin- 
    zuweisen, daß ein gesundes Menschengeschlecht aus den oben ange- 
    führten Gründen auf Farbwirkungen im Licht der Sonne als wesent- 
    licher Faktor zur Erhaltung der Gesundheit auf das Licht der Sonne 
    angewiesen ist, d. h. in anderen Worten, jede Beschäftigung in ge- 
    schlossenen Bauten ist unter dem Gesichtspunkt der Farbwirkung, 
    die zur Erreichung der höchsten Wirksamkeit der Vitazyme notwendig 
    ist, dem menschlichen Körper nicht zuträglich und vermindert seine 
    Leistungsfähigkeit und die seiner Organe. Die einzige, ihm zuträg- 
    liche Beschäftigung ist die im Freien, im Garten zur Erzeugung sei- 
    ner Nahrung. Hierbei sollte der Körper möglichst unbekleidet sein, 
    soweit die Witterung es zuläßt. Deshalb ist der „Gärtner-Beruf“ der 
    grundlegende und der einzige, der göttliche Begründung hat. Es 
    heißt deshalb in der Schöpfungsgeschichte der Bibel ausdrücklich: 
    „Und Gott pflanzte einen Garten und setzte den Menschen hinein, 
    ihn zu betreuen und zu bebauen.“ Durch diesen uns durch göttlichen 
    Ratschluß bestimmten Beruf erzeugen wir die Nahrung, die wir für 
    unseren Lebensunterhalt brauchen und die wir, individuell für uns 
    auswählend, so anbauen können, wie sie für uns am richtigsten und 
    wertvollsten ist. 
    
    Gleichzeitig wird dann durch die Verwertung der Abfallstoffe und 
    unserer eigenen Auswurfstoffe der Garten ganz individuell in idealer 
    Weise bestens gedüngt. Das ist der wirkliche und richtige Stoffwech- 
    selkreislauf, der für uns vorgesehen ist. Würde die menschliche 
    Familie als Grundzelle des Volkes und des Staats wesens als solche 
    wieder in den Garten hineingesetzt, aus dem sie sich selbst durch die 
    Abirrung von ihrer natürlichen Ernährung ausgestoßen hat, dann 
    würden unsere Kinder wieder in idealer Weise im Sonnenlicht nackt, 
    so wie sie Gott geschaffen hat, spielen und heranwachsen können, bei 
    gleichzeitiger richtiger Ernährung von den Erzeugnissen des eigenen 
    Gartens. Ich möchte das Geschlecht sehen, das unter solchen Verhält- 
    nissen heranwächst. Ich möchte die strahlenden Augen der Kinder 
    sehen, die nicht auf das Asphaltpflaster der großstädtischen Straßen 
    als Spiel- und Tummelplatz angewiesen sind, wo sie bei jeder ihrer 
    Bewegungen immer in Angst um ihr eigenes Leben den verschiedenen 
    Verkehrsgefahren ausgesetzt sind, die nicht in halbdunklen Zimmern 
    schlafen müssen und die nicht in den Hinterhöfen der Großstadt- 
    häuser zwar vor allen Zufälligkeiten der Straße geschützt sind, aber 
    ihr Leben lang die Sonne kaum sehen. Ich glaube, in den letzten 
    Jahrzehnten der Vorkriegsjahre haben wir alle die zersetzenden Ein- 
    wirkungen einer Entwicklung gesehen, die rasend schnell unser gan- 
    zes heranwachsendes Geschlecht hätte vernichten können, wenn nicht 
    
    
    108 
    
    
    der gesunde Sinn der Jugend in der sogenannten Wander- und 
    Jugendbewegung sich sein Recht auf Licht und Sonne verschafft 
    hätte. Es ist dabei zu bedenken, daß mit der Reichsgründung 1871 
    die Schaffung eines Schulsystems einherging, bei dem das heran- 
    wachsende Kind vom 6. bis zum 14. oder 15. Jahre, also in der 
    Hauptentwicklungszeit des Körpers, Tag für Tag mindestens 6 Stun- 
    den in den geschlossenen und sorgfältig vor den Strahlen der Sonne 
    geschützten Schulräumen eingesperrt war, um das Wissen der Er- 
    wachsenen in sich aufzunehmen, um sich auf sogenannte Intelligenz- 
    berufe oder auf höheres Studium vorzubereiten. Ist es da unter den 
    oben erläuterten Gesichtspunkten ein Wunder, wenn sich in den Kin- 
    dern kein rechter Saft und keine rechte Kraft entwickeln konnte, wenn 
    sie teilweise im Wachstum sehr zurückgeblieben sind, und wenn die 
    Gebärfähigkeit der Frauen und jungen Mütter durch Beckenver- 
    engung sehr stark herabgesetzt wurde? In unserer jetzigen Zeit 
    haben sich mit der Erkenntnis der aus der Vitazymforschung her- 
    vorgegangenen Tatsachen die Verhältnisse zu Gunsten des Wachs- 
    tums der Kinder sehr verändert, wenn auch die unglückselige indu- 
    strielle Entwicklung der Großstadt noch nicht vermieden werden 
    kann. Trotz alledem müßte es als ein dringendes Erfordernis zur Ge- 
    sundung des Volkes angesehen werden, wenigstens der Jugend soviel 
    Zeit zu geben, um sich lange im Licht der Sonne zu tummeln und 
    ihren Körper ausarbeiten zu lassen. Dann werden Rachitis oder eng- 
    lische Krankheit mit ihren Entartungserscheinungen, wie sie in der 
    Vorkriegszeit so oft angetroffen werden konnte, für alle Zeiten ver- 
    schwinden. Da wir aber im vorhergehenden sahen, was sich im Innern 
    der Knochenhöhlen, der Hirnschale und der Wirbelknochen, von allem 
    aber im Innern der Röhrenknochen abspielt, so begreifen wir die 
    Wichtigkeit des richtigen Ablaufs aller Knochenbildungsvorgänge in 
    ihrer vollen Tiefe. Mit dem eigentlichen Knochen- und Knorpelge- 
    füge zusammen entstehen und erneuern sich sowohl die Gehirn- und 
    Nervenmasse im Hirn als auch die roten und weißen Blutkörperchen 
    in den Röhrenknochen. Zeigen sich darum Mißbildungen am Kno- 
    chenwachstum, so müssen damit Hand in Hand auch Entartungs- 
    erscheinungen in der Bildung der Gehirn- und Nervenmasse und 
    dementsprechend auch in der Blutbildung auftreten. 
    
    Die Rachitis kann nun sowohl durch Mangel an Ergosterin, der 
    Vorstufe zum Wirkstoff D, als auch durch Mangel an Sonnenlicht zur 
    Umwandlung der Vorstufe in den brauchbaren Zustand des vollwer- 
    tigen Wirkstoffes entstehen. Da nun der Stadtmensch, der Arbeiter 
    der Fabriken und Werkstätten, der Beamte und Angestellte im Kon- 
    tor und im Geschäft, während der Hauptzeit der Sonnenwirksamkeit 
    im geschlossenen Raum vom direkten Licht der Sonne abgeschlossen, 
    ja, der Bergarbeiter gar unter Tage im Innern der Erdrinde ‘fern der 
    Sonne arbeitet, so kann sich nur selten die Kraft des Sonnenlichtes 
    in unseren Zeiten auf den Menschen auswirken. Er muß langsam 
    
    
    109 
    
    
    aber sicher im Laufe der Jahre verkümmern. Ja, auch die Hausfrau 
    und Mutter wird bei der Arbeit in ihrer Großstadtwohnung nicht 
    vom Verkümmern verschont bleiben. Nur die gesunde Arbeit im 
    Garten und auf dem Felde zur Erzeugung unserer eigenen Nahrung 
    gibt uns die Gewähr der gesunden Entwicklung und Erhaltung un- 
    serer Knochen, unseres Gehirns, unserer Nerven und unseres Blutes. 
    Eins hängt engstens mit dem anderen zusammen und jede Entartung 
    und Schädigung zeigt sich mehr oder weniger in allen unseren Or- 
    ganen, je nach Veranlagung und Erbanlagen zu stärkeren oder min- 
    deren Störungen und Krankheitserscheinungen die Veranlassung 
    gebend. Wie schwer und fast allumfassend sich die Mißemährung der 
    Menschen zusammen mit dem Fehlen des Sonnenlichtes zu Schäden 
    der Knochen- und Nervenbildung im Zusammenhang mit Störungen 
    in der Blutbildung ausgewachsen hat, erweist sich sehr offensichtlich 
    an den Gebißschäden, von denen kaum einer unter uns verschont ist. 
    Am Gebiß, am Zahnfleisch, an den Zähnen selbst und am Zahnnerv 
    offenbart sich zur gefälligen Ansicht aller, der wirkliche Zustand der 
    Haut, der Knochen, der Nerven- und der Blutbildung. Die Zähne 
    entsprechen doch nur zu einem Teil den Knochen, da der Schmelz aus 
    der Haut hervorwächst und die sogenannte Pulpa in engster Zusam- 
    menarbeit mit den Nerven- und Fleischteilen tätig ist. Alle drei 
    Grundlagen des Körpers spielen beim Aufbau der Zähne in besonde- 
    rem Maße mit hinein. Dementsprechend zeigen sich auch alle Schä- 
    den, die im Körper zur Auswirkung kommen können, am augen- 
    fälligsten und zuerst an den Zähnen. Bevor es überhaupt möglich ist, 
    tatsächliche rachitische Erscheinungen am Knochengerüst feststellen 
    zu können, zeigen sie sich schon in den Zähnen. Auch wenn skorbu- 
    tische Erscheinungen im Anzuge sind, also Mangel an Vitazym C 
    herrscht, so wird sich das am einfachsten zu erkennen geben durch 
    Empfindlichkeit des Zahnfleisches und Neigung zu Zahnfleischbluten. 
    Wenn das Muskel- und Nervensystem versagt, also wenn Mangel an 
    den Wirkstoff gruppen A oder B eintritt, dann wird auch der Zahn 
    kümmern und es werden sich Schäden an den Zähnen zeigen. Wenn 
    der Körper zu Entzündungszuständen verschiedenster Art neigt, kön- 
    nen wir sicher sein, daß sich Eiterherde an den Zähnen bilden. Nun 
    zu sagen, daß die Neigung des Körpers zu Geschwürbildungen von 
    den Eiterherden in den Zähnen herstammt, heißt doch, Folgeerschei- 
    nungen zur Ursache machen zu wollen. Ehe die Zahngeschwüre mit 
    ihren vergiftenden Wirkungen sich zeigen, muß Neigung zu Ge- 
    schwürbildungen schon im ganzen Körper vorhanden sein. Nur läßt 
    sich die Neigung zu solchen Eiter- und Geschwürbildungen im übri- 
    gen Körper nicht so leicht nachweisen. Sie ist aber an einem der 
    empfindlichsten Teile des Körpers, nämlich den Zahnwurzeln, am 
    schnellsten festzustellen. Auch Mangel an Wirkstoff D und Mangel an 
    Sonnenschein wird sich deshalb zuerst an den Zähnen bemerkbar 
    machen. Unrichtiges Wachstum der Zähne, zu weiche Ausbildung des 
    
    
    110 
    
    
    Zahnschmelzes, Neigung zu Karies als Verfall der kalkhaltigen Teile 
    der Zähne, werden als erste Anzeichen fast aller Mangelkrankheiten 
    gewertet werden müssen. Der Zustand der Gebißschäden eines Vol- 
    kes ist darum als ein Wertmesser für die Güte der Ernährung in Be- 
    zug auf ihre tatsächliche Bekömmlichkeit und ihre gesundheitlichen 
    Wirkungen zu betrachten. 
    
    Bedenken wir folgendes: In der Vorkriegszeit war eine rapide Ge- 
    bißverschlechterung mit starkem Auftreten von Gebißverfall und 
    Zahnkaries eingetreten. Dieser Zahnverfall nahm durch die offenbar 
    werdende Mißernährung des deutschen Volkes während des ersten 
    Weltkrieges beängstigende Formen an und ist bis heute noch nicht 
    zum Stillstand gekommen, sondern nimmt noch weiterhin in er- 
    schreckendem Maße zu. Daraus müssen wir zu der Überzeugung 
    kommen: Die Ernährung der vergangenen Jahrzehnte war vom wis- 
    senschaftlichen Standpunkt aus unter keinen Umständen als be- 
    kömmlich und gesund zu bezeichnen. Doch wir müssen in diesem Zu- 
    sammenhang bekennen, daß die Vorläuferin der Gemüse-Rohkost- 
    Bewegung, wie sie in diesen Zeilen immer wieder vorangestellt und 
    erläutert wird, nämlich die Früchte-Rohkost, keineswegs eine para- 
    diesische Kost ist. Auch sie kann und hat im Gegenteil schwere Män- 
    gel und Schäden im Gebiß hervorgerufen. Ich erinnere nur an 
    Namen wie Kurzrock, Jamasch, Densmore, Schlickeysen, die sämtlich 
    das Obst als Idealnahrung des Menschen bezeichneten und schwung- 
    volle, ja, von hohen Idealen getragene Broschüren und Aufsätze 
    verfaßten, die den Leser direkt begeistern konnten. Und doch sind 
    viele an den Schäden zugrunde gegangen, welche die reine Obstkost 
    wegen ihres Mangels an fettbildenden Grundlagen hervorrief. Die 
    Säure im Obst hebt nicht nur die Zuckerbildung auf oder verhindert 
    sie, sondern es kann sich auch unter ihrer Einwirkung nur wenig 
    Hautfett bilden. Und weil sich kein Fett bilden kann, fehlt auch das 
    Ergosterin in der Haut, das durch die Wirkung des Sonnenlichtes in 
    Vitazym D umgewandelt werden soll und zum Knochenwachstum 
    nun einmal unerläßlich ist. Das heißt nun nicht ohne weiteres, daß 
    die Obstnahrung allein für die Zahnschäden verantwortlich ist. Aber 
    wenn auch schon vor Beginn der Obstnahrung als Hauptnahrungs- 
    mittel Zahnschäden vorhanden gewesen sind, so hat doch die Obst- 
    nahrung die Schäden nicht beseitigen können. Ja, aus Erfahrungen 
    der Ernährungsreformer geht hervor, daß Bevorzugung von rohem 
    Obst in seinen verschiedenen Abarten ohne genügenden Einsatz von 
    Rohgemüse aller Art mit seinem großen Gehalt an den verschieden- 
    sten Wachst ums- Vitazy men Zahnverfall begünstigt. Dieser aber zeigt 
    gleichzeitig an, daß sich auch die Knochen bei reiner Obstnahrung 
    nicht voll entwickeln können, und deshalb müssen sich früher oder 
    später grundlegende Knochen- und Wachstumsschäden einstellen. 
    Ich habe Kinder gesehen, die von idealistisch gesinnten Eltern in den 
    Tropen nur von Früchten aller Art ernährt waren. Sie waren an sich 
    
    
    111 
    
    
    außerordentlich gesund und geistig aufgeschlossen, aber von zarter 
    kleiner Gestalt. Erst nachdem sie reichlich Gemüse und Wurzelge- 
    müse verzehrten, streckten sich die Knochen und sie wuchsen zu- 
    sehends. Bei der Einführung in diese Zusammenhänge wurde gezeigt, 
    daß als Voraussetzung zur Wirksamkeit des Wirkstoffes D alle übrigen 
    Vitazyme bereits wirksam sein müssen, und daß die Ernährung auch 
    die Stoffe enthalten muß, aus denen sich die Knochen bilden sollen, 
    also Phosphor und Kalk. Da nun durch das Kochen gerade der so 
    sehr empfindliche Kalk aus seinem organischen lebenskräftigen Auf- 
    bau in der Pflanze herausgerissen wird und als toter unorganischer 
    Kalk im Kochwasser zu finden ist, so würde es einem kranken Kinde 
    nichts nützen, wenn wir ihm reichlich Vitazym D in Form von Leber- 
    tran geben würden. Wir müssen dem Kinde gleichzeitig in Form von 
    gut gewachsenem, kalkreichem Wurzel- und Blattgemüse die Mög- 
    lichkeit geben, in der Nahrung die übrigen Voraussetzungen zum 
    Wachstum zu finden und den Gehalt an Kalk und Phosphor zu er- 
    halten, an dem sich der Wirkstoff auswirken kann. Da der Wirkstoff D 
    einProdukt der Lichtstrahlen ist und diese am einfachsten und in aus- 
    reichendem Maße im Licht der Sonne zu finden sind, ja, auch dann 
    im menschlichen Körper wirksam werden, wenn das Licht der 
    Sonne durch Wolken verdeckt ist, so brauchen wir den Kindern und 
    Erwachsenen nur reichliche Gemüsekost zu geben und sie dem Licht 
    der Sonne auszusetzen, um das Wachstum der Knochen und damit 
    auch der Zähne gesund zu gestalten. Kochen wir aber die Nahrung, 
    dann werden der in der Pflanze eingebaute Kalk und mit dem Kalk 
    auch die Phosphorbestandteile entwertet. Diese Entwertung durch 
    den Kochprozeß ist der Grund und die Hauptursache der Schäden, 
    die als Mangelkrankheit bezeichnet werden und die auch durch reich- 
    liche Zuführung von technisch her gestellten Vitazymen nicht be- 
    hoben werden können, sondern die nur durch richtig dargereichte 
    natürliche Nahrung ausheilen. 
    
    In den Kindheitstagen der Vitaminforschung wurde angenommen, 
    daß die Vitazyme äußerst hitzeempfindlich sind. Die weitere wissen- 
    schaftliche Forschung hat aber festgestellt, daß das keineswegs 
    immer der Fall ist. Der Wirkstoff A, der sich aus dem Carotin der 
    Möhren bildet, ist z. B. sehr hitzebeständig. Aber das Carotin, die 
    Vorstufe zu A, ist nicht hitzebeständig, weil durch das Kochen der 
    Möhre der ganze pflanzliche Aufbau zerstört wird, somit auch das 
    Carotin. Wir dürfen daher nicht erwarten, daß wir in der gekochten 
    Möhre oder Karotte den bekannten Farbstoff, das Carotin, in brauch- 
    barer Form finden werden, aus dem sich der Körper den Wirkstoff A 
    auf bauen kann. Das finden wir nur in der rohen Wurzel. Das Gleiche 
    gilt für die Blattgrünkörperchen und die sie begleitenden Carotin- 
    Farbstoffe. Es ist also wichtig, wenn wir den Vitazymgehalt der Nah- 
    rung beachten und den vorhandenen Vitazymen die Möglichkeit zur 
    Auswirkung verschaffen wollen, unsere Nahrung so zu genießen, wie 
    
    
    112 
    
    
    sie der Herrgott wachsen ließ, das heißt im rohen Zustande, nicht 
    verändert durch den Kochtopf und die Bratpfanne. Es muß immer 
    wieder erwähnt werden: Nur durch das Verzehren der grünen Blät- 
    ter und der Körner und Samenteilchen, an die die Fettstoffe und 
    die Proteine oder Eiweißstoffe gebunden sind, also der Nußkerne, der 
    eßbaren Samenkörner, der Obstkerne des Kernobstes und der Blatt- 
    grünkörperchen, können im menschlichen Körper diejenigen Fett- 
    stoffe erzeugt werden, die zur Bildung des Ergosterins in der Haut 
    dienen. Diese werden dann durch das Licht der Sonne in den Wirk- 
    stoff D verwandelt. Wir müssen uns alle diese Tatsache 
    vor Augen halten, um voll und ganz begreifen zu 
    können, warum die natürlich gewachsene, roh ge- 
    nossene Gemüse- und Obstkost aus dem eigenen 
    Garten eine grundlegende Voraussetzung zur 
    wirklichen Gesundung des Volkes ist und daß eine 
    solche Ernährung niemals durch andere gesund- 
    heitliche Maßnahmen ersetzt werden kann. 
    
    Das Wunder des Lebens 
    
    Aus dem tieferen Sinn des bisher Vernommenen wird der auf- 
    merksame Leser wohl schon herausgehört haben, von welch grund- 
    legender Bedeutung für die Erhaltung des Lebens das grüne Blatt 
    ist. Es wurden genug Andeutungen gemacht, aus denen hervorgeht, 
    daß im grünen Blatt praktisch alles das enthalten ist, was der 
    menschliche und der tierische Körper für die Erhaltung seines Le- 
    bens und zum Aufbau seiner Knochen, Muskeln, Gewebe, Organe, 
    Schleimhäute und Nervenmasse sowie für die Organe der inneren 
    Drüsentätigkeit benötigt. Ja, wir können, ohne uns einer Übertrei- 
    bung schuldig zu machen, behaupten, daß das grüne Blatt die Grund- 
    lage der Erhaltung alles Lebendigen an sich ist! Die grünen Meeres- 
    algen sowohl wie die niedrigstes Leben zeigenden Organismen sind 
    genau so darauf angewiesen. Auch ihre Lebenskraft beruht auf dem 
    Vorhandensein und der Wirksamkeit des Blattgrünfarbstoffes und 
    des grünen Blattes. Alle höheren Organismen, seien es Pflanze, Tier 
    oder Mensch, können ohne das grüne Blatt nicht leben. Beginnt das 
    Samenkorn zu keimen, so entwickelt sich nach dem Wurzelschuß zu- 
    erst ein grünes Keimblättchen. Nehmen wir dem gekeimten Korn 
    dieses Keimblättchen in seiner ersten feinen Ausbildung, so kann 
    das Pflänzchen nicht mehr weiterwachsen und geht ein. Das Leben 
    der Tierwelt beruht genau so auf der grünen Pflanze. Alle Tiere, In- 
    sekten, Fische und alle pflanzenfressenden Gattungen der Tierwelt 
    leben direkt oder indirekt von der Pflanze. Wenn die pflanzenfressen- 
    den Tiere sich nicht von Gras und grünen Blättern nähren würden, 
    dann würde auch das Raubtier sich nicht an dem Kadaver derselben 
    sättigen können. Auch ist es eine unrichtige Ansicht zu glauben, daß 
    der Eskimo in Grönland nur von Fisch, Fleisch, Speck und Tran lebt. 
    Die exakte Forschung hat im Gegenteil gezeigt, daß er größere Men- 
    
    
    8 Sommer, Ernährung 
    
    
    113 
    
    
    gen pflanzlicher Nahrung zu sich nimmt, vielleicht mehr, als der sich 
    landesüblich ernährende deutsche Bauer. Nicht nur, daß er sich wäh- 
    rend der Sommerzeit eifrig Moose und Flechten sammelt und für den 
    Winter auf speichert, sondern er fischt sich darüber hinaus auch 
    Algen, Tang und andere Meeresgewächse, die die warmen Wasser- 
    strömungen heranbringen. Wenn er ein Tier tötet, um sich daran zu 
    sättigen, so ist dessen Mageninhalt und das warme frische Blut mit 
    seinem reichlichen Mineralstoffgehalt für ihn die höchste Delikatesse, 
    ungefähr das, was für uns die ersten grünen Frühjahrsgemüse sind 
    oder sein sollten, aber er erreicht bei seiner Kost bestenfalls ein Alter 
    von 50 Jahren. Die meisten sterben viel früher. Diese Art der Ernäh- 
    rung ist deshalb nicht vorbildlich oder ideal. 
    
    Die Wichtigkeit des grünen Blattes für die Erhaltung des Lebens 
    ist von so überragender Bedeutung, daß es sich wohl verlohnt, etwas 
    Näheres darüber zu erfahren. Der Blattgrünfarbstoff hat die Auf- 
    gabe, aus der Luft alle die Gase und Stoffe herauszuholen, aus denen 
    die Pflanze ihre Säfte und ihren Körper aufbaut. Es ist das die Koh- 
    lensäure, die nur in ganz geringfügigen Spuren vorhanden ist, aber 
    wegen ihrer Schwere immer wieder zu Boden sinkt und dadurch der 
    Pflanze zur Verfügung steht. Die Kohlensäure schwebt in der Luft, 
    sinkt herab und dort, wo sie in den größeren Höhenlagen der Gebirge 
    nicht mehr zu finden ist, hört auch das Wachstum der Pflanze auf. 
    Die Wachstumsgrenze für Gräser und grüne Blätter wird nicht allein 
    von der Kälte gezogen, sondern ebenso durch die Abwesenheit der 
    Kohlensäure. In Grönland entwickelt sich selbst auf dem Eise und 
    auf Gletschern, wo sich nur etwas Sand und Erde abgelagert hat, ein 
    wenn auch noch so kümmerliches Pflanzenwachstum, bestehend aus 
    Moosen und Flechten, weil dort reichlich Kohlensäure vorhanden ist. 
    Der Blattgrünfarbstoff hat die Fähigkeit, die Farbwirkung des Son- 
    nenlichtes aufzuspalten. Er scheidet das blaue und gelbe Licht aus 
    den Farbwirkungen aus und bindet an das Blatt die rote Farbe mit 
    allen in der roten Farbe wirksam werdenden Kräften im Lichte der 
    Sonne. Rot wird vom Blatt nicht abgestrahlt, sondern gebunden. Blau 
    und Gelb wird zusammen abgestrahlt und in den Raum zurückge- 
    worfen, sie erscheinen dem Auge als grün. Auf besonderen, nur für 
    ultrarot empfindlichen photographischen Platten erscheint das grüne 
    Blatt weiß, also bar jeder roten Farbwirkung. Unter der Wirkung der 
    die rote Farbe zeugenden Kraftstrahlungen der Sonne entwickelt die 
    Lebenskraft der Pflanze die Fähigkeit, die Kohlensäure in ihre Grund- 
    stoffe, den Kohlenstoff und den Sauerstoff, zu zerlegen. Gleichzeitig 
    findet sich in der Atmosphäre noch reichlich Wasserdampf. Auch diese 
    Wasser dämpfe werden im Blatt gespalten in Wasserstoff und Sauer- 
    stoff. Dann steht dem grünen Blatt in überreichem Maße auch der 
    Stickstoff zur Verfügung, denn 4 /s der gesamten Atmosphäre ist reiner 
    Stickstoff. Damit haben wir die Grundelemente, aus denen das grüne 
    
    
    114 
    
    
    Blatt seine Lebenskraft aufbaut: Wasserdampf, Kohlensäure, Stick- 
    stoff und Sonnenlicht. 
    
    Nun verfolgen wir die Arbeit im grünen Blatt. Es ist eine chemi- 
    sche Werkstatt von so geheimnisvoller Betriebsamkeit, daß es auch 
    der exakten wissenschaftlichen Forschung mit allen ihren neuzeit- 
    lichen Untersuchungsmethoden noch nicht gelungen ist, das Geheim- 
    nis ganz zu lüften. Wohl können wir den Weg verfolgen, den der 
    Kohlenstoff in der Kohlensäure der Luft durch die Wirkung des Blatt- 
    grünkörperchens nimmt, um als Zucker, Zellstoff, Holz und in den 
    verschiedenen Wurzelsäuren, die zur Lösung und Niederschlagung der 
    erdigen Mineralstoffe dienen, Verwendung zu finden. Aber wie dieser 
    Vorgang tatsächlich vor sich geht, das ist auch heute noch ein wohl- 
    behütetes Geheimnis der Natur. Es ist genau so geheimnisvoll wie 
    der Ursprung des Lebens überhaupt, ln dem Augenblick aber , wo in 
    den Blattgrünfarbstoff die Fähigkeit gelegt wurde , die Kohlensäure 
    in Kohlenstoff und Sauerstoff zu spalten , nahm das sichtbare Leben 
    seinen Anfang und konnte sich auf dieser Grundlage weiter entwickeln. 
    
    Alle die oben auf gezählten Vorgänge sind schon mehrfach erwähnt. 
    Wir sehen, daß der Baum z. B. einen doppelten Säftestrom entwickelt. 
    Die in der Blattkrone entwickelte und zur Lösung der erdigen Grund- 
    stoffe bestimmte Wurzelsäure setzt sich zusammen aus Kohlenstoff, 
    Sauerstoff und Wasserstoff unter Zusatz von ein wenig Stickstoff. Es 
    würde zu weit führen, hier alle chemischen Formeln zu bringen und 
    sie ausführlich zu erläutern, das muß besonderen Studien überlassen 
    bleiben. Um nun diese in den Blättern gebildete Lösungssäure in die 
    Wurzel zu bringen, muß ein Saftstrom von der Krone zu der Wurzel 
    führen. Die Wurzel steht im Erdreich. Auf der Oberfläche der Erde 
    bildet sich in jedem Jahr durch das Wachstum und das Absterben der 
    Pflanzendecke eine immer kräftiger werdende Humusschicht. In dieser 
    Humusschicht zeigt sich ein üppig entwickeltes Leben ganz besonderer 
    Art. Es ist die sogenannte Kleinsttierlebewelt, die hier ihr Wesen 
    treibt. Diese lebt, wie alle anderen Tiere auch, vom grünen Blatt, 
    aber diesmal vom zerfallenden, verwesenden Blatt und von Wurzel- 
    resten. Die Aufgabe dieser Kleinsttierlebewelt ist es, aus den Blatt- 
    leichen und Wurzelresten die Zuckerstoffe zu spalten und sie wieder 
    in ihre Grundbestandteile aufzulösen. Dabei bildet sich Kohlensäure 
    und Sauerstoff, die wiederum vom grünen Blatt und vom Tier ver- 
    wendet werden. Bei dieser Spaltung werden gleichzeitig die im Blatt 
    gebundenen Mineralstoffe und erdigen Grundstoffe frei zur weiteren 
    Verwendung. Die mikroskopisch kleinen Wesen verzehren alle koh- 
    lenstoffhaltigen Teile verwesenden Pflanzenwuchses im Erdreich und 
    scheiden die Reste davon als Exkremente aus. In diesen Abfallstoffen 
    sind dann die einst im Blatt tätig gewesenen erdigen Grundstoffe 
    wiederum in so feiner Form erhalten geblieben, daß sie nun von den 
    Wurzeln der Bäume mit Leichtigkeit niedergeschlagen und zum Auf- 
    bau verwertet werden können. Doch sind die Mineralstoffe trotz ihrer 
    
    
    115 
    
    
    überaus feinstofflichen Lösung sowohl im Blatt wie auch im Magen 
    der Mikroorganismen so spröde, daß sie die Wurzel nicht aufsaugen 
    könnte, wenn sie nicht neutralisiert würden. Wir wissen, daß rein 
    mineralische Grundstoffe in ihrer Reindarstellung als Element auf 
    das Leben von ungünstigem Einfluß sind und wie Gift wirken. Erst 
    dadurch, daß die feinen Faserwürzelchen die oben erwähnte Lösungs- 
    säure ausstrahlen, die dann die durch die Kleinlebewesen freigesetz- 
    ten atomisch feinen Erdmineralien neutralisiert, wird es der Pflanze 
    bzw. dem Baum möglich, diese mineralischen und erdigen Grundstoffe 
    niederzuschlagen, zu sammeln und zu ihrem Aufbau zu verwenden. 
    Wir ersehen daraus, daß erst das grüne Blatt durch die Erzeugung 
    der Bindungssäuren für die Wurzel die Möglichkeit schafft, das Erd- 
    reich für die Zwecke der Nahrungsaufnahme sowohl des pflanzlichen 
    als auch des tierischen Körpers auszunutzen. 
    
    Wie wir in den vorhergehenden Abhandlungen sahen, schafft das 
    grüne Blatt die Lösungsmittel, die zum Einbau der erdigen Grund- 
    stoffe in den Pflanzenwuchs notwendig sind. Diese werden vom tieri- 
    schen und menschlichen Körper aufgenommen, in diesem durch die 
    Wirkung derVitazyme eingebaut und im Leben des Menschen wirksam. 
    Damit ist die Aufgabe des grünen Blattes immer noch nicht in ihrem 
    vollem Umfange erschöpft. Wir sahen, daß die Spaltung der Kohlen- 
    säure im grünen Blatt nur unter der Einwirkung des Sonnenlichtes 
    vor sich gehen kann. Welche Kräfte im Sonnenlicht dabei wirksam 
    werden, zeigt uns die grüne Farbe des Pflanzenwuchses und die schon 
    erläuterte Wirkung derselben. Die Stoff Wechsel Vorgänge der Pflanze 
    zeigen, wie wir jetzt sehen, aufbauenden Charakter, die der Tierwelt 
    jedoch erweisen sich als verwertend, d. h. abbauend. Was die Pflanze 
    auf baut, wird im menschlichen und tierischen Körper im Vorgang des 
    Stoffwechsels abgebaut und verwertet. Das heißt: alle tierischen Le- 
    bewesen — auch die Kleintierlebewelt im Ackerboden — atmen Koh- 
    lensäure aus, während das grüne Blatt die Kohlensäure aufnimmt 
    und nach Zerlegung derselben in Kohlenstoff und Sauerstoff den 
    ersteren zu ihrem Aufbau verwendet und den letzteren wieder an die 
    Luft abgibt, die seinerseits wieder von den Tieren eingeatmet wird. 
    
    Wenn wir uns das alles überlegen, so wird es uns klar, warum das 
    instinktmäßig handelnde Tier nicht anders kann, als den einzig mög- 
    lichen Weg in seiner Ernährung zu wählen, den es überhaupt nur 
    geben kann, nämlich grüne Blätter und Kräuter in genügender Menge 
    zu verzehren. Die Tierwelt nährt sich durchweg auf diese Art und 
    Weise und wird dabei gesund und stark. Sie entwickelt gewaltige 
    Knochenmassen, kräftige Muskeln und Gewebe und gesunde Organe. 
    Das auf die Weide getriebene Mastvieh frißt sich nicht nur groß und 
    stark, sondern es setzt auch ohne besondere Zufuhr fetthaltiger 
    Nahrung das erwünschte Fett an. Sein Organismus hat die Fähigkeit, 
    die Grundbestandteile, aus denen sich das Fett zusammensetzt, 
    nämlich Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, aus dem grünen 
    
    
    116 
    
    
    Gras und den Blättern zu entnehmen und im eigenen Körper in Fett 
    ujnzuwandeln. Aber während der Lebensvorgänge im Tierkörper und 
    durch dessen Stoffwechsel wird nur ein ganz kleiner Teil von dem 
    gestapelt oder in Muskelfleisch und Knochen verwandelt, was das 
    Tier gefressen hat. */io der gefressenen Futtermenge gehen in den 
    Stoffwechselvorgängen verloren, werden für diese gewissermaßen als 
    Betriebsstoff verbraucht. Nur V*o setzt sich in tatsächliche Körper- 
    masse um. Dabei müssen wir bedenken, daß außer der Nahrung das 
    Tier, wie jedes Lebewesen, eine ungeheure, fast nicht zu messende 
    Menge von Luft benötigt. Das Tier atmet ständig Stickstoff, Sauer- 
    stoff und alle die anderen Spurenstoffe in der Luft ein, verarbeitet 
    die brauchbaren davon und gibt die Reste aus den Stoffwechsel- 
    vorgängen wieder von sich. Es ist also in Wirklichkeit schwerlich 
    festzustellen, welche Mengen der Nahrungsbestandteile tatsächlich 
    in Kör permasse umgesetzt werden. Würde nun der Mensch ver- 
    suchen, sich in einen Gegensatz zur .gesamten Tierwelt zu stellen, und 
    entgegen den Naturgesetzen es unternehmen, sich ausschließlich vom 
    Fleisch der Tiere zu ernähren, so würde die große Menge der Nah- 
    rung, die, wie vorerwähnt, in den Stoffwechselvorgängen des Tieres 
    zugrunde geht und in der Körpermasse nicht erscheint, verloren sein. 
    Außerdem würde er nicht eine im Aufbau begriffene Nahrung zu 
    sich nehmen, sondern eine mit starken Verfallserscheinungen. Da er 
    zudem doch nur vom getöteten Tiere ißt, so gesellen sich zu den 
    Abbauprodukten des Stoffwechsels auch noch die Zerfalls- und Ver- 
    wesungsprodukte und die Leichengifte, die alle zusammengenommen 
    nie und nimmer als eine auf bauende gesunde Nahrung angesprochen 
    werden können. Tatsache ist ja, daß ein Mensch, der ausschließlich 
    Fleisch ist, schneller zugrunde geht als ein hungernder. Mit anderen 
    Worten: Vollständige Nahrungsentziehung bei genügender Wasser- 
    zufuhr wirkt nicht so verheerend und schnell tötend wie ausschließ- 
    liche Fleischnahrung. So wie die Fähigkeit des grünen Blattes, die in 
    der Atmosphäre vorhandene Kohlensäure in Kohlenstoff und Sauer- 
    stoff zu spalten, den Kohlenstoff zu seiner eigenen Erhaltung zu be- 
    nutzen und den Sauerstoff auszuatmen, die Entstehung des Lebens 
    an sich bedeutet, so sind im weiteren Verfolg der Erhaltung des 
    Lebens das grüne Blatt sowie alle grünen Pflanzenteile die Grund- 
    lage der Erhaltung des tierischen Lebens einschließlich der Erhaltung 
    des menschlichen. Wollen wir uns gesund und lebenskräftig erhalten 
    und aller der Stoffe teilhaftig werden, die die Natur im Blatt auf- 
    baut und zum Leben der Tiere vorbereitet, dann müssen wir er- 
    kennen lernen, daß auch für den Menschen das grüne Blatt in Form 
    von grünen Gemüsen aller Art in dem Zustand, wie diese gewachsen 
    sind, die Grundlage seiner Ernährung sein und bleiben muß. 
    
    Die Natur gründete das Leben auf die Wirksamkeit des grünen 
    Blattes. Aus dem grünen Blatt baut sich die Pflanze auf. Durch das 
    Verzehren der Pflanze lebt die Tierwelt einschließlich des Menschen. 
    
    
    117 
    
    
    Aber um die Erhaltung der Art zu ermöglichen, entwickelt das grüne 
    Blatt schon in den einfachsten Lebensformen, in der Gestalt von Al- 
    gen und Moosen, das Samenkorn, die Keimanlage. Die gereifte Keim- 
    anlage, der gereifte Samen, bewahrt in sich die Art der Pflanze. Ihre 
    Gestaltungskraft ist gewissermaßen im Keim kristallisiert, um bei 
    der Neubildung die artgerechte Form aufs Neue erstehen zu lassen. 
    In der Keimanlage zeigt sich das zweite Wunder des Lebens: Denn 
    um diese Keimanlage, dieses Samenkorn zu entwickeln, mußte in der 
    Pflanze etwas vor sich gehen, woran sich die Doppelkraft des Lebens 
    auswirkt: Ein männliches und ein weibliches Prinzip mußten den 
    Weg zu einander finden, um den Samen entstehen zu lassen, aus dem 
    das neue Leben hervorgehen soll. 
    
    In der Blüte der Pflanze wurden die Kräfte des Weltalls wirksam. 
    Durch die Einwirkung des Lichtes ist die Pflanze selbst die Grund- 
    lage, aus der sich das Samenkorn entwickeln soll, ist sie die Masse 
    des Geformten, aus dessen Schoß das Neue her Vorkommen soll. Es 
    ist das ruhende, weibliche Prinzip der Erde, der Muttergrund des 
    Lebens. Die Blüte trägt im Zentralteil den festen Stempel, über dem 
    sich die Staubgefäße aufrichten. Die Blüte ist umgeben von den far- 
    bigen oder weißen Blütenblättern, die so gestellt sind, daß das ein- 
    fallende Sonnenlicht in dem Büschel der Staubgefäße gesammelt 
    wird. Die weißen oder bunten Blütenblätter haben keine oder nur 
    wenig Farbkräfte, sondern strahlen alles wieder ab an die Staub- 
    gefäße. Unter der Einwirkung des Lichtes kommen diese zur Reife 
    und verdichten die strahlenden Kräfte des Sonnenlichtes oder des 
    Weltalls in die Form des Blütenstaubes, der nun mit Hilfe des Windes 
    oder der Insekten auf die Grundlage der Erhaltung des Lebens, näm- 
    lich den Stempel übertragen wird. Im Augenblick der Berührung 
    desselben entwickeln sich in ihm die Chromosomen, zu deutsch: Farb- 
    fädchen. Diese fügen sich zu Paaren aus den gegensätzlich aufein- 
    ander wirkenden Kräften, und diese erhalten nun die weitere Fähig- 
    keit, aus dem Stickstoff der Luft zusammen mit den Mineralstoffen 
    des Erdreichs das Protoplasma zu schaffen, das zur Entwicklung der 
    Keimanlage notwendig ist. 
    
    In den Chromosomen oder Farbfädchen liegt die Kraft der Fort- 
    pflanzung und der Festhaltung der artgemäßen Eigenschaften der 
    Pflanze und in der gleichen Weise auch späterhin im Tier. In der 
    strahlenden Wirkung des Sonnenlichtes bei der Entstehung der Chro- 
    mosomen im Augenblick der Berührung des Staubes mit dem Stempel 
    kristallisiert sich die Form der Art und wird dadurch erhalten. Ehe 
    in den Samenfäden und dem Samenkorn die Eigenschaften der Art 
    festgehalten wurden, entwickelten sie sich bereits durch die wirksame 
    Kraft der Farbe in den Farbfädchen. 
    
    Mit der Hervorbringung des ersten grünen Blattes und der in die- 
    sem liegenden Kraft des Blattgrünfarbstoffes, die seiner Zeit in rei- 
    chen Mengen in der Luft vorhanden gewesene Kohlensäure zu zer- 
    
    
    118 
    
    
    legen und unter Freilassung des Sauerstoffs den Kohlenstoff zum 
    Aufbau der pflanzlichen Zucker- und Zellstoffe zu verwenden, nahm 
    das Leben seinen Anfang. Hier sehen wir, daß die Erhaltung des 
    Lebens von der durch Farben und Licht in allem Lebendigen wirksam 
    werdenden Kristallisationskraft der Keimanlage abhängig ist. Die 
    Auswirkung der Kristallisationskraft, die allen Metallen und deren 
    Verbindungen mit Nichtmetallen, d. h. deren Veraschung in der Erd- 
    rinde eigen ist, gab der Erde ihre wechselvolle Form und schuf die 
    Ungleichheiten auf der Erdhaut. Diese Kristallisationswirkung schuf 
    die Gesteinsmassen und Erden. Deren ungleichmäßige Anhäufungen 
    zwangen das Wasser, sich zu sammeln und Meere zu bilden, aus denen 
    durch die Kraft der Kristallbildung die Gesteins- und Felsbildungen 
    als hochragende Teile als Land auftauchten. Diese Landflächen ga- 
    ben die Möglichkeit, das grüne Blatt hervorzubringen, während gleich- 
    zeitig im Wasser die Algen und Seetange mit den gleichen Spalt- 
    kräften des grünen Farbstoffes ausgestattet wurden. Die Vorbedin- 
    gung der Lebensentstehung ist, wie wir daraus ersehen, die Kristalli- 
    sationskraft der festen Erdrinde, nachdem die sie bildenden Stoffe 
    miteinander Verbindungen eingingen, zu deren Bildung gewaltige 
    Kräfte gebunden wurden. Das Leben macht sich diese gebundenen 
    Kräfte zunutze durch deren Lösung in der Pflanze. Damit aber offen- 
    bart sich in der Kristallisationskraft der Erden und Gesteine die 
    gleiche Kraft, durch die auch das Leben erstand. Die Kristallisations- 
    kraft ist die erste Lebensäußerung in der Schöpfung, die seither zur 
    Erhaltung des Lebens in der Keimanlage alles Lebendigen wirksam 
    wird. Die Kristallisationskraft ist aber auch wirksam in der Form- 
    gebung alles Lebendigen. Die Bestandteile des Bodens bedingen die 
    Art und Form der Pflanzen. Verändern wir den Boden, so wechselt 
    die Art des Pflanzenwuchses oder die seither bestehenden Formen 
    verkümmern. Wir können deshalb Marschpflanzen nicht auf die Heide 
    bringen und umgekehrt. Die wesentlichen Bestandteile des Tierkör- 
    pers bestimmen aber auch wegen deren Kristallisationsgesetze die 
    Körper formen. Weil die Muskeln den Zusammenhalt des Körpers er- 
    möglichen, deren wesentlicher Bestandteil aber das Kalium ist, so 
    erhielten die Tiere vier Beine; denn das Kalium und seine Verbin- 
    dungen kristallisieren in vierkantigen Rechtecken. Die Form des auf- 
    recht stehenden Tieres aber umschließt mit seinen vier Beinen und 
    dem waagerecht liegenden Körper die Form des vierkantigen Recht- 
    eckes. Insekten, die kein Kalium in sich tragen, sondern zur Haupt- 
    sache Ammoniumphosphatverbindungen sind, haben entsprechend 
    dessen Kristallisationsform sechs Beine und zeichnen mit ihren Bei- 
    nen das Sechseck auf den Boden. Bauen sich Insekten aber Nester 
    für ihre Brut, so zeigen diese die Form des Sechsecks. Die Kristalli- 
    sationskraft der Erde ist damit nicht nur die Vorbedingung der Ent- 
    stehung des Lebens, sondern auch das Mittel der Formgebung und 
    
    
    119 
    
    
    deren Erhaltung durch ihre Wirksamkeit in der Bildung der Keim- 
    anlagen durch die Lichtkräfte, die an Farben gebunden sind. 
    
    Die Tätigkeit des Blattes wurde an den Blattgrünfarbstoff gebun- 
    den, durch den das rote Licht wirksam wird. In der Blüte der Pflanze 
    sind alle anderen Lichtkräfte wirksam. Deshalb sind die Blüten bunt 
    gefärbt und zeigen mit Vorliebe rot, rot getönt oder weiß, da bei der 
    Entwicklung des Samens die blauen und gelben Lichtstrahlen genau 
    so wirksam werden müssen wie im menschlichen Körper. Zur Ent- 
    wicklung des Samens benötigt die Pflanze die Fettstoffe und Proteine 
    neben dem Zucker und der Stärke. In der Keimanlage des Samen- 
    korns finden wir darum ganz andere Stoffe und Kräfte als im übri- 
    gen Körper der Pflanze: ätherische öle, Fette, Proteine und als Stärke 
    gebundene Zuckerstoffe neben den so notwendigen Mineralstoffen, 
    welche zur Entwicklung des ersten Pflanzenwuchses und der ersten 
    Wurzelanlage benötigt werden. Viele Pflanzen entwickeln nun die 
    Eigenart, das eigentliche Samenkorn oder die Ansammlungen der- 
    selben mit einer besonderen, mehr oder weniger festen oder auch 
    saftigen Hülle zu umgeben oder sie in eine dicke Schicht pflanzlichen 
    Fleisches zu betten. Es entstehen so die besonders für die menschliche 
    Ernährung so wichtigen Früchte der Bäume, Sträucher und Kräuter. 
    Während nun von der Tierwelt im allgemeinen das Gras und das 
    grüne Blatt als Nahrung bevorzugt wird, sind die besonders ausge- 
    bildeten Früchte eine für den Menschen bestimmte zusätzliche Nah- 
    rung. Sie enthalten in der Samen- und Keimanlage alle die für die 
    Entwicklung des Gehirns und der Nerven so notwendigen öl- und 
    Fettstoffe, alle Proteine, Lezithine und Lipoide, deren das Tier in) 
    allgemeinen nicht so dringend bedarf oder die es z. T. ganz entbehren 
    kann. Das grüne Blatt dient Tier und Mensch zur Entwicklung der 
    Muskeln, der Knochen und der Haut mit allen darin eingelagerten 
    Organen. Der besondere Gehalt der Früchte der Bäume, Sträucher 
    und Kräuter, besonders der Gehalt des Schalenobstes, der Nüsse und 
    nußähnlichen Samenkerne aber regen in besonderem Maße die Ge- 
    hirntätigkeit und die Entwicklung der Nerven und der Nervenkraft 
    an. Das ist der Grund, warum in der im ersten Kapitel der Bibel 
    überlieferten Entstehungsgeschichte des Lebens als Nahrung für den 
    Menschen die grünen Kräuter und die krautigen Wurzelgemüse emp- 
    fohlen werden, die einen harten, verholzenden Samenstengel ent- 
    wickeln, und dann erst gewissermaßen als besondere Zusatznahrung 
    die Früchte der Bäume, Sträucher und Kräuter erwähnt werden. 
    Alles tierische Leben aber ist auf alles Zartgrüne als Nahrung ver- 
    wiesen. Weitere Erläuterungen im 3. Abschnitt: Das Urgesetz der 
    Ernährung. 
    
    Der Wirkstoff E 
    
    Wir sahen, daß die Keimanlage das zweite Wunder des Lebens ist, 
    das durch die Kristallisationskraft der Farbwirkungen in den Farb- 
    fädchen der Samenanlagen, in den Chromosomen, entsteht. Deshalb 
    
    
    120 
    
    
    ist es wohl nicht schwer zu begreifen, daß in diesem auch eine Gruppe 
    äußerst wichtiger Wirkstoffe enthalten ist, deren Fehlen im mensch- 
    lichen Körper ganz besonders eigenartige und schwere Ausfallerschei- 
    nungen zeitigt. In der Keimanlage aller Pflanzensamen finden wir 
    neben den im vorhergehenden Abschnitt erwähnten Bestandteilen 
    das Fruchtbarkeitsvitazym, das mit dem Buchstaben E bezeichnet 
    wird. Dieser Fruchtbarkeitsstoff ist wie alle anderen Vitazyme auch 
    eine Bildung aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff in einer so 
    komplizierten Zusammensetzung, daß es nur den Wissenschaftler in- 
    teressiert, die Einzelheiten darüber zu wissen. Ein Mangel an Frucht- 
    barkeitsstoff E in der Nahrung zeigt sich vor allen Dingen in einer 
    mangelhaft entwickelten Keimanlage und in organischen Störungen 
    der Frau, während ein Mangel daran sich in den Organen des Mannes 
    nicht so spürbar auswirkt. Es ist mit anderen Worten ein Wirkstoff, 
    der zur gesunden und kraftvollen Entwicklung der weiblichen Organe 
    nicht entbehrt werden kann. Sein Fehlen ist oft die Ursache von 
    Fehlgeburten, von Absterben der Frucht im Mutterleib, von schweren 
    Geburten und in ganz schlimmen Fällen von Unfruchtbarkeit. Auch 
    Störungen im normalen Wachstum der Gebärmutter und ihrer Hilfs- 
    organe sind bedingt durch das Fehlen dieses Wirkstoffes. Derartige 
    krankhafte Erscheinungen in den Organen der Frau können durch 
    entsprechende Umstellung in der Nahrung behoben werden und, wie 
    die Erfahrung gezeigt hat, führt diese dazu, daß Ehegatten, die jahre- 
    lang kinderlos waren, doch noch Nachkommen zeugen konnten. Das 
    Vitazym E heilt Unfruchtbarkeit. 
    
    Wie erwähnt, findet es sich in der Natur zur Hauptsache in den 
    Keimen und Samenanlagen aller Pflanzen. Für die Ernährung des 
    Menschen kommt es hauptsächlich zur Wirksamkeit durch das Ver- 
    zehren der vollausgereiften Nüsse, der Mandeln, der verschiedenen 
    Ölsaaten, wie Leinsaat und frischer Mohnsaat und anderer eßbarer 
    Samen. Auch die Samenkörner der Äpfel und Birnen sind reich daran, 
    während die Samenkörner des Steinobstes diesem Zweck nicht in der 
    gleichen einfachen Weise dienen können, da die harte Schale, in der 
    sie sich befinden, die Sicherung des menschlichen und tierischen Le- 
    bens gegen Säurewirkungen darstellt (Blausäure), die sich als Gift 
    im menschlichen Körper auswirken können. Es ist daher angebracht, 
    beim Verzehren von Früchten aller Art, auch des weichen Beeren- 
    obstes und der Kräuterfrüchte wie Gurken, Tomaten, Melonen, Kür- 
    bis und andere, die Kerne möglichst mit zu zerbeißen und zu ver- 
    speisen. Beim Verzehren der Kräuterfrüchte wie Gurken, Kürbis, Me- 
    lonen u. a. offenbart sich gleichzeitig eine andere Wirkung der Samen 
    derselben, nämlich die Fähigkeit, im Darmkanal bereits bestehende 
    Verwurmungen zu vertreiben bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. 
    Eine ebenso wichtige Quelle der Fruchtbarkeitsstoffe findet sich in 
    der Keimanlage des Getreidekoms und würde uns darin in reicher 
    Menge zur Verfügung stehen, wenn die Menschen das Getreidekorn 
    
    
    121 
    
    
    so essen würden, wie es gewachsen ist. Leider hat sich die zivilisierte 
    Menschheit angewöhnt, mit Hilfe von sehr komplizierten technischen 
    Apparaten und Maschinen vor der Vermahlung des Brotkomes zu 
    Mehl die Keimanlage abzuschlagen und zu entfernen, um so das 
    schnelle Bitter- und Ranzigwerden des Mehles zu verhindern. Beim 
    fein ausgemahlenen Getreidemehl ist mit der Kleie gleichzeitig die 
    Keimanlage entfernt. Damit fehlt einer der wichtigsten Stoffe, der 
    zur Erhaltung der Fruchtbarkeit des Menschen so dringend notwendig 
    ist besonders in der Vergangenheit, deshalb, weil vielleicht schon seit 
    Jahrhunderten das Verzehren von Obst und der darin enthaltenen 
    Saipenkörner nur als Leckerei angesehen wurde, die man nicht zur 
    eigentlichen Ernährung rechnete. Durch die hohe Backhitze beim 
    Brotbacken werden nicht nur krankmachende Veränderungen in der 
    Stärke des Zellkernes hervorgerufen, sondern es werden auch die 
    Wirkstoffe und Vitazyme zerstört und die Eiweißstoffe durch Über- 
    hitzung unwirksam gemacht. 
    
    Wohin diese Art der Brotzubereitung durch Ausmahlen und Ver- 
    backen entwerteten Feinmehles führt, zeigt uns das französische Volk. 
    Selbst unter der Voraussetzung, daß alles das, was dem Ein- und 
    Zweikindersystem charakterlich zugrundeliegen soll, richtig gesehen 
    ist, dürfen wir nicht vergessen, daß der Franzose schon sehr früh 
    angefangen hat, Feinmehl herzustellen und sich schon seit langer 
    Zeit von feinem Weißbrot und Weißmehlerzeugnissen ernährt, welche 
    bar jedes Fruchtbarkeitsstoffes sind. Die verfeinerte französische 
    Küche zeigt bei ihren Zubereitungsmethoden einen auffallenden 
    Mangel an Fruchtbarkeitsstoffen. In diesem Mangel aber liegt der 
    Grund der verminderten Fruchtbarkeit des französischen Volkes 
    in der Vergangenheit. Während der Kolonialzeit abgesprengte fran- 
    zösische Volksteile haben sich unter anderen Lebensbedingungen 
    und bei altbackenen Ernährungssitten in vorbildlicher Weise ver- 
    mehrt. Ich denke da an die französischen Kanadier und jene in den 
    Südstaaten am Mississippi lebenden Franzosen, deren Fruchtbarkeit 
    sprichwörtlich geworden ist. 
    
    Will man sich die Fruchtbarkeits vitazyme im Getreidekorn nutzbar 
    machen, so kann das nur durch Vermahlen des ganzen Kornes zu Schrot 
    geschehen, das dann als Zuspeise zu Früchten und grünem Gemüse in 
    Notzeiten roh gegessen werden muß. Eine andere schmackhafte und 
    gesunde Art des Verzehrens von Getreide ist das Verzehren des leicht 
    vorgekeimten Kornes. Durch die Vorkeimung verwandelt sich die 
    Stärke schon in Malzzucker und die öl- und Fettstoffe mitsamt den 
    Proteinen werden gelöst und wirklich aufgeschlossen, ohne die Wirk- 
    samkeit des Fruchtbarkeitsstoffes aufzuheben. Dieser Weg ist von der 
    Lebensreform in Frankreich begangen worden. Zum Verzehren des 
    Getreides als Schrot sind Buchweizen und Hafer besonders geeignet 
    aus dem einfachen Grunde, weil bei diesen Getreidearten die An- 
    sammlung der Stärke nicht so intensiv und stark ist, wie im eigent- 
    
    
    122 
    
    
    liehen Brotkom, dem Roggen, Weizen oder Mais. Man sollte den 
    Buchweizen und den Hafer mit den Schalen und Spelzen einschroten 
    und nur die groben Teile aussieben. Auch das ist wichtig und wohl 
    zu beachten. 
    
    Da das Fruchtbarkeitsvitazym in der Keimanlage der Samen am 
    wirkungsvollsten ausgebildet ist, so finden wir dementsprechend die 
    verhältnismäßig größte und wirkungsvollste Masse desselben in der 
    Anhäufung von Samenkörnern, wie sie z. B. in der feinen, winzig 
    kleinen Mohnsaat vorhanden ist. Die Mohnsaat ist so winzig, daß 
    schon ein wenig davon im Verhältnis zu anderen Samen unverhältnis- 
    mäßig viel Fruchtbarkeitsvitazym enthalten wird. Wir können uns 
    daher diese Fruchtbarkeitsstoffe nutzbar machen, wenn wir unserer 
    Nahrung täglich eine kleine Menge frisch gequetschter Mohnsaat hin- 
    zufügen. Mohnsaat muß gequetscht werden, weil sie so fein ist, daß 
    auch bei gesunden Zahnverhältnissen im Munde ein wirkliches und 
    vollständiges Zerkauen der Mohnkörner nicht möglich ist. In ähnli- 
    cher Weise ist auch die Leinsaat sehr vorteilhaft zu verwenden; denn 
    auch das Korn der Leinsamenpflanze ist so fein, daß schon eine ge- 
    ringe Menge an Körnern sehr viel Fruchtbarkeitsstoffe enthält. 
    Schon aus diesem Grunde wäre es angebracht, in den täglichen Speise- 
    plan etwas Mohn oder Leinsaat einzufügen. 
    
    In nicht ausgeprägter, aber immerhin noch genügender Menge findet 
    sich das Fruchtbarkeitsvitazym auch im grünen Blatt, es ist aber nicht 
    im Fruchtfleisch des Obstes und der Beerenfrüchte, wohl aber in ver- 
    schiedenen Wurzelknollen zu finden. 
    
    
    Schlußbetrachtung 
    
    Die übrigen noch bekanntgewordenen Vitazyme wie die als H und 
    K bekannten, sind noch nicht so sicher erforscht, um darüber be- 
    stimmte Angaben machen zu können. Es scheint vielmehr so zu sein, 
    daß sich diese als andersgeartete oder zusätzliche Formen der Vita- 
    zymgruppen C und B entpuppen werden. Es gilt für diese daher das 
    dort Gesagte. 
    
    Zum Schluß dieser Betrachtungen über die Vitazyme und ihre 
    Wirkungen wollen wir uns nochmals vergegenwärtigen, daß die 
    lebenswichtige Wirkung erst dann eintreten kann, wenn die Nahrung 
    als Ganzes verzehrt wird. Sobald wir z. B. aus den Hagebutten- 
    schalen oder aus der Zitrone die Ascorbinsäure, d. h. das tatsächlich 
    wirksame Vitazym C aus der Ganzheit des Nahrungsmittels heraus- 
    trennen und es gesondert darzustellen versuchen, um es in dieser 
    Form zu verabreichen, wird die Wirkung längst nicht so tiefgreifend 
    sein wie in der Ganzheit der Frucht. Es fehlen bei der Reindarstel- 
    lung der Vitazyme und Verabreichung derselben in der reinen Form 
    alle die heilsamen und wichtigen Nahrungsstoffe, insbesondere die 
    
    
    123 
    
    
    mineralischen Grundstoffe des Bodens, die Duft- und Würzstoffe der 
    Pflanze und die Fermente, durch die die Pflanzenfaser sich z. B. in 
    den Darmsäften löst. Vor allen Dingen aber fehlen von den im 
    grünen Blatt zu findenden Schutzstoffen die Blattgrünkörperchen, 
    die ätherischen öle, die Fette, überhaupt alles das, was das natür- 
    liche Nahrungsmittel erst wertvoll macht. 
    
    Wir müssen uns einmal vor stellen, wie denn eigentlich ein be- 
    sonderes Vitazym im Körper des Menschen wirksam werden soll, 
    der sich in landesüblicher Weise in der Hauptsache von Fleisch oder 
    gekochten, vom Tier stammenden Genußmitteln, ferner von weißem 
    Brot, gekochten Kartoffeln und gekochten Gemüsen ernährt. Wo 
    sollen bei einem solchen Nahrungsgemisch die Vitazyme anfangen zu 
    wirken? Sie haben ja nichts, um sich auswirken zu können. Ohne die 
    gewachsenen, durch Feuerhitze nicht zerstörten Mineralstoffe des 
    Bodens können sich die Enzyme, die Fermente, die Vitazyme, die 
    Wirkstoffe und die lebenswichtigen Stoffe in der Nahrung doch gar 
    nicht betätigen. Wenn wir bei chemischen Vorgängen bestimmte Er- 
    scheinungen hervorrufen wollen, zu denen Enzyme, Katalysatoren 
    und dergleichen notwendig sind, dann müssen doch erst die Stoffe 
    vorhanden sein, in denen sich die Enzyme und Katalysatoren wirk- 
    sam erweisen sollen. Fehlen sie, dann nützen auch die bestentwickel- 
    ten Enzyme nichts. 
    
    Genau so ist es mit den Vitazymen in der Nahrung. Aus der 
    grünen Blattnahrung, aus der Keimanlage der Samenkörner, aus 
    dem Frucht- oder Wurzelfleisch herausgetrennt und als Beigabe zu 
    der landesüblichen, vom Tier stammenden Kost gegeben, fehlt doch 
    die selbstverständliche und natürliche Voraussetzung, durch die die 
    Kräfte in der Nahrung durch die Vitazyme in Bewegung gesetzt 
    werden sollen. Es muß deshalb immer wieder betont werden: Die 
    Lebenskräfte im Pflanzenwuchs können nur dann zur vollen Aus- 
    wirkung kommen, wenn das Nahrungsmittel, in dem diese enthalten 
    sind, ohne Anwendung der Feuershitze im gewachsenen lebendigen 
    Zustand gegessen wird. 
    
    Wenn sich nun, wie die Wissenschaftler ausfindig machten, ein Teil 
    der Vitazyme, die im grünen Blatt, in den Wurzeln oder in der 
    Keimanlage der Samenkerne vorhanden sind, in gehäufter Menge in 
    verschiedenen Organen der Tiere finden wie z. B. die Wirkstoffe D 
    und A in der Leber, dann ist das doch kein Zeichen dafür, daß wir 
    die Organe der Tiere essen müssen, um der Wirkstoffe teilhaftig zu 
    werden. Es ist doch nur ein Beweis dafür, daß der Körper und die 
    Organe der Tiere und der Menschen die Fähigkeit haben, die Wirk- 
    stoffe in den entsprechenden inneren drüsigen Organen zu speichern 
    und als Reserve für den Notfall aufzuheben. 
    
    Wenn z. B. die Leber der Tiere große Mengen der verschiedensten 
    Vitazyme gespeichert enthält, so ist damit doch nicht gesagt, daß 
    man nun diese Leber oder Auszüge daraus essen soll, um der Kraft 
    
    
    124 
    
    
    der Vitazyme teilhaftig zu werden. Der erkrankte Mensch müßte 
    dann doch erst die Leber verdauen, ehe er der Wirkstoffe teilhaftig 
    werden könnte. Um zur Leber des Tieres zu gelangen, muß dieses 
    erst getötet werden. Rohe, schnell in Verwesung übergehende Organe 
    kann der Mensch aber nicht essen, das widerstrebt seinem natür- 
    lichen Empfinden. Beim Versuch könnte er einfach nicht dagegen an. 
    Deshalb versucht man, auf industriellem Wege die Wirkstoffe als 
    Präparate herauszudestillieren und reicht sie, wie z. B. den Leber- 
    tran als Träger von Vitamin D und A den Kindern und den an 
    Mangelerscheinungen krankenden Erwachsenen. Wie schon gesagt, 
    helfen solche Präparate nur wenig. Sie finden im Körper des Kran- 
    ken oder des Kindes nicht die notwendigen Voraussetzungen, um 
    wirksam werden zu können. 
    
    Ein besonders interessanter Versuch in dieser Art hat erwiesen, 
    daß die Versuchstiere bei Zufütterung von Ascorbinsäure als Träger 
    des Vitamin C wohl von den eigentlichen Krankheitserscheinungen 
    des Skorbuts verschont blieben, daß sich aber Lungenveränderungen 
    zeigten, die der Anlaß zu schweren Gesundheitsstörungen wurden. 
    Erst die Verfütterung von Zitrone oder Zitronensaft hob diesen Zu- 
    stand verhältnismäßig schnell wieder auf. Man ist daher zu der 
    Überzeugung gekommen, daß es noch ein Extra- Vitamin neben 
    der Ascorbinsäure im Saft der Zitrone geben muß, durch das 
    diese Lungenerkrankungen verhindert bzw. geheilt werden können. 
    Diesem vermuteten Vitamin hat man den Buchstaben J gegeben. 
    Ascorbinsäure in Verbindung mit diesem Stoff J wird als Ganzheit 
    in der Nahrung in der Zitrone, der schwarzen Johannisbeere, den 
    Vogelbeeren und den Heidelbeeren gefunden. Diese Beerenfrüchte 
    sind daher ganz besonders wertvoll bei der Überwindung von 
    Lungenleiden aller Art: denn ihre wirkenden Kräfte verhindern 
    schwächliche Entwicklung der Lungenschleimhäute in Ergänzung zur 
    Kräftigung der äußeren Haut und heilen dadurch auch schon ein sich 
    in den ersten Anzeichen bemerkbar machendes Lungenleiden. 
    
    Bei Vitazym C und dem in engster Verbindung mit ihm vor- 
    handenen J zeigt sich, daß beide nur dann zur Wirkung in Bezug 
    auf die Lungen kommen können, wenn das betreffende Nahrungs- 
    mittel als Ganzes und in unveränderter, natürlicher Form gereicht 
    wird. Bei den übrigen Wirkstoffen ist der exakte Nachweis, daß die 
    Wirkung nur dann tatsächlich und wirklich eintreten kann, wenn 
    die natürlichen Voraussetzungen in der Nahrung gegeben sind, 
    leider noch nicht erbracht. Es scheint den Wissenschaftlern wichtiger 
    zu sein, auf Flaschen gezogene oder in Tablettform gebrachte Präpa- 
    rate zu erfinden, als der Menschheit zu raten, sich die Schutzstoffe 
    in der pflanzlichen Nahrung dadurch nutzbar zu machen, daß sie 
    diese so ißt, wie die Natur sie uns bietet. 
    
    
    125 
    
    
    IV. 
    
    Die körpereigenen Wirkstoffe: 
    
    Die Hormone 
    
    Nachdem wir im Vorhergehenden die Wirkstoffe und Vitazyme 
    der Pflanzen in ihrer Wirkung zur Erhaltung des menschlichen 
    Körpers durchforscht haben, ist es wichtig zu wissen: Auch 
    
    der menschliche und tierische Körper erzeugt ähnliche Wirkstoffe, 
    Enzyme oder Katalysatoren in sich selbst. Diese in den Drüsen- 
    organen erzeugten Wirkstoffe, Hormone genannt, ergänzen gewisser- 
    maßen die Kraft der pflanzlichen Wirkstoffe, die in der Nahrung 
    enthalten sind. Sie dienen wie diese zum Einbau der mineralischen 
    Grundstoffe sowohl als auch der Bildung der körpereigenen Zucker- 
    stoffe und der Bildung der Proteine oder eiweißhaltigen Quellstoffe. 
    
    Es wäre im Interesse des Lesers eine dankbare Aufgabe, diese 
    ganz große Gruppe der inneren Wirkstoffe eingehend darzustellen. 
    Aber da sie nicht eigentlich als Nahrungsmittel betrachtet werden 
    können, sondern bei gesunder Ernährung vom Körper selbst in aus- 
    reichender Menge und hoher Wirksamkeit erzeugt werden, so genügt 
    ein kurzer Hinweis auf die Art und Weise derselben. 
    
    Um die Wirkungsweise der Hormone zu zeigen, sei hier auf das 
    Beispiel der sich gegenseitig ergänzenden Tätigkeit der Nebennieren 
    und der Bauchspeicheldrüse hingewiesen. Beide bewirken in ein- 
    trächtiger Zusammenarbeit den Einbau und die richtige Verwertung 
    der Zuckerstoffe oder Kohlehydrate der Nahrung im Körper von 
    Mensch und Tier. Wenn auch die Nebennieren oder Adrenalien und 
    die Bauchspeicheldrüse oder Pankreas keine eigentlich hormonalen 
    Drüsen sind wie etwa die Schilddrüsen am Halse, so ist die Arbeit 
    dieser Organe im Volke doch mehr oder minder bekannt, da un- 
    richtiges Arbeiten einer derselben zur Zuckerharnuhr führt, auch 
    Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus genannt. 
    
    Wir alle haben z. B. schon von der Wirkungsweise des Insulins der 
    Bauchspeicheldrüse gehört und wissen, daß in den letzten Jahr- 
    zehnten eine künstliche Einführung von aus Schlachttieren gewonne- 
    nem Insulin vorgenommen wird, um den schweren Formen der 
    Zuckerkrankheit ihre Schrecken zu nehmen. Das künstliche Insulin 
    bewirkt zwar keine Heilung der Zuckerkrankheit, aber es hält den 
    Menschen aufrecht und ermöglicht seine weitere Arbeitsfähigkeit bei 
    entsprechend strenger Diät. Das Insulin oder der Inselstoff ist ein 
    Erzeugnis der Bauchspeicheldrüse. Es bildet sich in gewissen Organ- 
    teilen, die wie kleine Inselchen in der Masse der Bauchspeicheldrüse 
    schwimmen. Der in ihnen erzeugte Stoff, das Insulin, regelt den 
    
    
    126 
    
    
    Einbau der Zuckerstoffe in die Gewebe und deren Ausnutzung und 
    Oxydation im Körper, durch die gewissermaßen der ganze Lebens- 
    betrieb aufrechterhalten wird. Der Aufbau und die Herausholung 
    der Zuckerstoffe aus der Nahrung erfolgt, wie wir schon gesehen 
    haben, über das Pfortadersystem in der Leber. Hier bilden sich die 
    Blutzuckerformen, die dem Organismus jeweils am besten angepaßt 
    sind, um von hier über das Herz zur Lunge geführt zu werden. In 
    der Lunge erfolgt dann die Überführung in die spannkräftige Form 
    des Blutzuckers, der nun mit dem Blut durch den ganzen Körper in 
    alle Organe geleitet wird. Im Körper treten nun je nach der Art der 
    Verwendung und dem Zweck des Organes Oxidations- oder Ver- 
    brennungsvorgänge ein, die wir als Abbau bezeichnen, denn von nun 
    an sind Reststoffe aus diesen Oxidationsvorgängen schwerer Ballast 
    für den Körper und müssen ausgeschieden werden. Die ordnungs- 
    mäßige Verteilung und die Einleitung der Oxidationsvorgänge des 
    Zuckers ist die Aufgabe des Insulins. Es wirkt bei diesen Wandlungs- 
    vorgängen gewissermaßen als Katalysator oder körpereigenes Enzym. 
    Würde nun die Bauchspeicheldrüse in der Erzeugung des Insulins 
    ungehemmt arbeiten, so würde auch im Falle gemäßigter Arbeit der 
    Muskeln oder in ihrer Ruhestellung ein unerwünscht schneller Abbau 
    der Zuckerstoffe erfolgen. Dies wird verhindert durch die Tätigkeit 
    der Nebennieren. In diesen Adrenalien wird ein Saft, das Adrenalin, 
    zu deutsch Nebennierensaft, abgesondert, welches der Tätigkeit des 
    Insulins entgegenwirkt. Die Kraft des Insulins wird gewissermaßen 
    gehemmt durch das Adrenalin. Arbeiten die Organe des Körpers in 
    gesunder ausgeglichener Weise, dann wird der Abbau des Zuckers 
    sich durch die Wirkung des Insulins und seines Widerparts, des 
    Adrenalins, so vollziehen, daß sich gerade so viel Zucker im Blut 
    befindet, wie zur Aufrechterhaltung der notwendigen körperlichen 
    Vorgänge erforderlich ist. 
    
    Wir sehen an diesem Beispiel die Wirkungsweise dieser eigentüm- 
    lichen Säfte, die körpereigen erzeugt und dem betreffenden Organis- 
    mus entsprechend angepaßt, das Beste aus den gegebenen Verhält- 
    nissen zu machen versuchen. Sie können sich nun keineswegs aus dem 
    Nichts bilden, sondern müssen wie alle Säfte und Betriebsstoffe des 
    Körpers aus der Nahrung im Zusammenwirken mit der Luft ent- 
    stehen. Sie brauchen also als Voraussetzung ihrer Bildung im Körper 
    eine gesunde aufbaufähige Nahrung, die in sich die nötigen aufbauen- 
    den Nährstoffe enthält. Wenn auch die Säfte nicht wie die Vitazyme 
    mehr oder weniger fertig ausgebildet in den Pflanzen vorhanden sind, 
    so muß die Nahrung doch die Voraussetzung zur Bildung der Hor- 
    mone enthalten. Wie das aufzufassen ist, sei wieder an dem Beispiel 
    des Insulins gezeigt. Es ist, wie wir bei der Wirkungsweise der Vita- 
    zyme gesehen haben, doch keineswegs gleichgültig, was wir essen 
    und wie wir die Nahrung, die wir essen wollen, zubereiten. Ein jedes 
    Nahrungsmittel trägt in sich selbst die Lösungsmittel, die Fermente 
    
    
    127 
    
    
    und Katalysatoren, die zu seiner Auflösung und Umgestaltung dienen, 
    denn die Pflanze brauchte ja diese Stoffe, um sich aufbauen und den 
    Samen bilden zu können. Wenn wir Menschen aber klüger sein wol- 
    len als die vorsorgende Natur und aus der Nahrung bei der Zuberei- 
    tung beim Vermahlen, beim Polieren und Verarbeiten die wichtigsten 
    Bestandteile, wie die Schalen und Schalenhäute, die Keime usw. 
    beim Getreide, entfernen und verkochen oder verbacken dann den 
    Rest, wie können da die Organe aus pflanzlichen Leichenteilen einen 
    gesunden und richtig arbeitenden Körper aufbauen mit gesundem 
    Blut und gesunden Säften? Wie schon so oft vorher gezeigt, wird die 
    erwünschte Arbeit der pflanzlichen Wirkstoffe überwiegend durch 
    gewisse Farbstoffträger ausgelöst. Auch die Wirkung der pflanzlichen 
    Vorstufen des Insulins bzw. der Stoffe, aus denen es sich bilden soll, 
    ist an gewisse Farbstoffe gebunden, die durch Erhitzung bekanntlich 
    sehr leicht zerstört werden. Sie sind enthalten in fast allen grünen 
    Gemüsen, besonders im Löwenzahn und seinen Abarten, den Endivien 
    und den Latticharten, ferner in Zwiebeln und Zwiebelkraut und 
    den äußeren Randschichten aller Samen und Saatkörner. Deshalb 
    konnte die Zuckerkrankheit ihre schlimmsten Formen im mensch- 
    lichen Körper erst entwickeln, nachdem man ganz allgemein zu immer 
    verfeinerten Ausmahlungsverfahren in der Mehlherstellung schritt. 
    Bei der Herstellung der Feinmehle werden die Schalen und Häute 
    entfernt und damit die Nahrung der Stoffe beraubt, die zur Bildung 
    der Hormone, hier des Insulins, so notwendig sind. Bevorzugen wir 
    in unserer Nahrung die Latticharten und die grünen Gemüse, ver- 
    achten wir den so gesunden Löwenzahn nicht und vermeiden alles 
    Getreide und daraus hergestellte Nahrungsmittel wie Brot, Grützen, 
    Rohgetreide, so finden der Körper und seine Organe die Nahrung, die 
    sie in gesunder Weise auswerten können. 
    
    Die Zuckerkrankheit beruht nun nicht unbedingt immer auf einem 
    Mangel an Insulin im Körper oder einer zu geringen Erzeugung da- 
    von in der Bauchspeicheldrüse. Wir können uns wohl vorstellen, wie 
    sich bei unrichtiger Arbeit der Nebennieren oder Adrenalien ähnliche 
    Erscheinungen entwickeln können. Arbeiten die Nebennieren zu stark, 
    so wird die Hemmung in der wirksamen Arbeit des Insulins so stark 
    werden, daß sich die gleichen Zustände entwickeln können, als ob 
    zu wenig Insulin vorhanden wäre. Auch bei zu großer Hemmung des 
    Zuckerabbaus durch zu viel Adrenalin ergeben sich Krankheits- 
    erscheinungen ähnlicher Art, aber doch verschieden von der echten 
    Diabetes, da dann auch Störungen in der Nierentätigkeit und der 
    Bildung der dort erzeugten Säfte auftreten werden. Das Krankheits- 
    bild wird dementsprechend von schlimmerem Charakter und wird 
    vor allem nicht durch einfache Zuführung von Insulin zu steuern sein. 
    In solchen Fällen ist es erst recht wichtig, sich auf pflanzliche Nah- 
    rung umzustellen. Nur durch diese können wir eine entsprechende 
    Umstimmung der Stoffwechselvorgänge einleiten, nicht aber dadurch, 
    
    
    128 
    
    
    daß wir nun versuchen, die wirksamen pflanzlichen Bestandteile in 
    ihrer vollen Lebenskraft durch Mittel zu ersetzen, die in ihrer chemi- 
    schen Zusammensetzung ähnlichen Charakter aufweisen, aber keine 
    lebendigen Kräfte bergen und deshalb auf die gestörten Lebensvor- 
    gänge nur von untergeordneter Wirksamkeit sein können. Arbeiten 
    nun die Nebennieren zu schwach, so zeigen sich andere Folgen. Der 
    Zuckerumsatz oder Abbau im Körper kann sich ungehemmt aus- 
    wirken und nimmt nun zu starke Formen an. Es wird dabei zu viel 
    Zucker umgesetzt und verbrannt, der nun zum Aufbau der Körper- 
    organe und der Muskeln fehlt. Die Betreffenden erscheinen als 
    schlanke Menschen, die so viel essen können, wie sie nur wollen, und 
    doch nicht dicker werden. Die Nahrung schlägt nicht an, sie sind aber 
    geistig oft entsprechend reger und betriebsamer. Der Zuckerkranke 
    neigt zur Fettsucht, der Adrenalinmangelkranke zeigt Schlankheit 
    und ist entsprechend regsamer. 
    
    An diesem Beispiel sehen wir, wie die Tätigkeit der Hormone oder 
    der körpereigenen Wirkstoffe durch Wirkung und Gegenwirkung aus- 
    geglichen wird, um die Leistung des Körpers auch unter erschwerten 
    Umständen aufrecht zu erhalten und Fehler auszugleichen. Die wich- 
    tigsten hormonalen Drüsenorgane im Körper des Menschen sind: die 
    Keimdrüsen , die den Körper durch den inneren Fluß ihrer Säfte be- 
    herrschen, die Zirbeldrüse und der Hirnanhang oder die Hypophyse , 
    die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen , die Nebennieren, die Thy- 
    musdrüse und die Drüse im Steißbein . Die hormonalen Säfte dieser 
    Drüsen durchdringen den Körper nicht auf dem Wege bestimmter 
    umschlossener Bahnen wie das Blut oder die Venensäfte, sondern sie 
    wandern mit dem allgemeinen Saftstrom von Zelle zu Zelle, überall 
    die ihnen zugeteilten auf bauenden oder lösenden Aufgaben anbahnend. 
    
    Die Keimdrüsen 
    
    Die wichtigsten Hormone für den menschlichen Körper sind die 
    Hormone der Keimdrüsen in ihrer vielfältigen Gestalt und der um- 
    fassenden Art ihrer Wirkungsweise. Die Keimdrüsenhormone be- 
    stimmen die gesamte Entwicklung des menschlichen Körpers in seiner 
    männlichen oder weiblichen Ausprägung. Sie bestimmen nicht nur die 
    eigentlichen Fortpflanzungs- und Gebärorgane, sondern formen den 
    ganzen Körper, die geistige Veranlagung und das seelische Einfüh- 
    lungsvermögen in gleicher Weise. Das ganze menschliche Leben, mit 
    Ausnahme der Nahrungs Verarbeitung in den Verdauungsorganen 
    und ihrer Hilfsorgane, hängt von der gesunden und richtigen Aus- 
    bildung der Keimdrüsen und der darin entstehenden und dauernd 
    erzeugten Hormone ab. Es würde nun zu weit führen, in allen Einzel- 
    heiten den Entwicklungsweg der Hormone und ihre Wirksamkeit zu 
    zeigen, das kann in Facharbeiten nachgelesen werden. Hervorgehoben 
    werden muß, daß durch den Beischlaf vorübergehend eine empfind- 
    liche Störung der Hormonerzeugung eintritt. Es ist doch ganz klar, 
    daß bei normalem Lebenslauf die Säfte und Hormone der Fortpflan- 
    
    
    9 Sommer, Ernährung 
    
    
    129 
    
    
    zungsorgane dem Aufbau des eigenen Körpers dienen, während sie 
    im Beischlaf zur Erzeugung des neuen Lebewesens gebraucht werden. 
    
    Hervorgehoben werden muß, daß die Begegnung junger Menschen 
    im keuschen Liebesspiel zu einer urkräftigen Anregung der hormo- 
    nalen Drüsentätigkeit werden kann und wird, sofern die sich gegen- 
    seitig ergänzende Hingabe zur hochzeitlichen Zeugung führt. Dann 
    formt sich in der Kraft der Urzeugung eines neuen Wesens der 
    Wille und die Lebenskraft zur Erweckung sich ständig erneuernder 
    Seelenkräfte. Aus dem Schoß der Mutter erwächst mit der zu- 
    nehmenden schöpferischen Kraft des Gatten in der Familie die 
    kraftvolle Gestaltung der Zukunft und die Formung einer neuen 
    Geisteshaltung in den kommenden Geschlechtern, wenn das Ur- 
    gesetz der Erhaltung des Lebens zum Durchbruch kommt. 
    
    In der Gemeinschaft von Menschen aber, die mordend in die 
    Tierwelt einbrachen, um sich naturwidrig am Fleisch zu sättigen, 
    entartete auch das Triebleben. Mit der Erniedrigung des Zeugungs- 
    willens zur Erfüllung aufgepeitschter Sinnlichkeit hört die Ge- 
    schlechtskraft auf, eine fördernde und aufstrebende Macht im Leben 
    der Menschen zu sein. In der erotischen Erregung seines Trieblebens 
    erstickt bei fortgesetztem Mißbrauch die Säfteentwicklung seiner 
    Geschlechtskraft und weder der Körper noch das Gehirn und die 
    Nerven kommen zu ihrem Recht. Die schöpferische Seelenkraft zer- 
    bröckelt und mit dem Familienleben entartet auch die Volkskraft. 
    
    Die Zirbeldrüse 
    
    Im Kopf, innerhalb der Hirnschale dort, wo sich das Großhirn und 
    das Kleinhirn treffen an der Basis des Großhirns, dort ist die Zirbel- 
    drüse eingelagert. Dieses kleinste Drüsengebilde im menschlichen 
    Körper ist trotz seiner Kleinheit das Wichtigste. In diesem kaum meß- 
    baren Organ ist die Verbindung des Körperlichen mit dem Seelischen 
    geschaffen. Aus diesem Organ heraus wirken die geistig-seelischen 
    Impulse im Leben des Menschen und aus ihr heraus entwickeln sich 
    die Fähigkeiten der Sinnesorgane und des Gefühlslebens mit der 
    geistig-seelischen Entscheidungskraft des Menschen. Gelenkt und ge- 
    steuert aus dieser Drüse entwickeln sich die schöpferischen Kräfte des 
    Menschen, die ihn bei Einhaltung der natürlichen Gesetze der Er- 
    nährung und Lebensführung zur Vollkommenheit seiner göttlichen 
    Herkunft emporheben. Bei fortschreitender Entartung der Lebens- 
    gewohnheiten und Trennung aus dem geistig-seelischen Verband der 
    natürlichen Schöpferkräfte des Weltalls verkümmern auch die Im- 
    pulse aus diesem wichtigen Organ. Es entartet dann mit dem Seeli- 
    schen auch das Körperliche. Erkrankt aber diese Zirbeldrüse aus dem 
    einen oder anderen Grunde oder wird sie bei Erkrankungen des Ge- 
    hirns in Mitleidenschaft gezogen, dann gerät der gesamte Lebensab- 
    lauf in Unordnung. Nicht nur das Gefühlsleben und die Sinnesorgane 
    beginnen unrichtig zu arbeiten, sondern auch das vegetative Leben im 
    Körper, durch dessen Nervensystem alle unserem Willen nicht unter- 
    
    
    130 
    
    
    stellten Tätigkeiten unserer Organe gelenkt werden, verliert die im 
    lebenden Körper so sinnvoll in Erscheinung tretende Organisation 
    aller Lebensvorgänge. Die Körpersäfte geraten durcheinander, die 
    Abwehrkräfte versagen, bis dann Bewußtlosigkeit eintritt, die mit 
    dem Tode endet. Aus diesen Tatsachen zeigt sich die Wirkungsweise 
    der Zirbeldrüse im gesunden Zustand. Diese Drüse ist gewissermaßen 
    der Kommandostand des körperlichen und geistigen Lebens, das durch 
    sie, wohl das kleinste Organ im ganzen Körper, seine lebendigen see- 
    lischen Impulse erhält. Durch diese wird das Leben selbst in allen 
    seinen Funktionen gelenkt und geleitet. 
    
    Die Hypophyse 
    
    Vom Hirnanhang oder der Hypophyse wissen wir mehr. Sowohl 
    das Tierexperiment als auch die Erfahrung in der Krankenbehand- 
    lung hat uns gezeigt, welche großen Aufgaben diese so verhältnis- 
    mäßig kleine Drüse hat. Dieses winzige Organ im Hinterkopf wirkt 
    in seiner Stellung und Ausbildung wie ein Anhang des Gehirns. Es 
    ist trotz seiner Winzigkeit in drei verschiedene Lappen eingeteilt, 
    und jedem dieser drei Lappen fallen bestimmte Aufgaben zu. Die 
    Hypophyse als solche erzeugt ein Wachstumshormon, dessen Er- 
    zeugung aber durch gewisse Einflüsse der Sexualhormone nach ein- 
    tretender Geschlechtsreife gebremst wird. Der Mensch würde sonst 
    endlos weiter wachsen. Der Hypophysenvorderlappen erzeugt das 
    sogenannte gonadotrope Hormon. Durch dieses werden die Sexual- 
    funktionen und die Hormonbildung in den Keimdrüsen gesteuert. 
    Wir sehen hier, ähnlich wie beim Insulin und Adrenalin, eine eigen- 
    artige Wechselwirkung: Die Sexualdrüsen wirken als Bremse auf 
    die Wachstumshormone der Hypophyse und umgekehrt wirkt das 
    gonadotrope Hormon der Hypophyse als Steuerung oder Bremse auf 
    die Sexualfunktion. Gleichzeitig bildet der Hypophysenvorderlappen 
    das thyreotrope Hormon. Dieses wirkt anregend oder bremsend, je 
    nach den vorliegenden Verhältnissen, auf die Tätigkeit der Schild- 
    drüsen und deren Hormone, auf die wir noch zu sprechen kommen. 
    Sein Fehlen würde eine Stockung der Stoffwechselvorgänge hervor- 
    rufen können, da dann die Anregung der Schilddrüse fehlt, die diese 
    Vorgänge regelt. 
    
    Es sind noch einige andere hormonale Säfte, die im Hypophysen- 
    vorderlappen erzeugt werden, deren Natur und Wirkungsweise 
    jedoch noch nicht klar genug herausgestellt werden kann. Dasselbe 
    gilt vom Hypophysenzwischenlappen. Auch über die dort erzeugten 
    Hormone wissen wir noch zu wenig, um darüber Bestimmtes ver- 
    lauten lassen zu können. Der Hypophysenhinterlappen erzeugt 
    Hormone, die wiederum die Wirkungsweise der Keimdrüsenorgane 
    beeinflussen mit besonderer Wirkung auf die weiblichen Organe und 
    die Gebärmutter. 
    
    Die Schilddrüsen 
    
    Von der Hypophyse leiten wir über zur Schilddrüse, die vorn am 
    
    
    131 
    
    
    Halse zu beiden Seiten der Luftröhre in doppelter Ausbildung zu 
    finden ist. Diese doppelte Ausbildung zeigt uns schon die Wichtigkeit 
    ihrer Aufgabe und der ihr beigeordneten Organe, der sogenannten 
    Nebenschilddrüsen, an, die gar in vierfacher Ausbildung vorhanden 
    sind. Die Schilddrüse erzeugt ein Hormon, das man Thyroxin nennt. 
    Dieses hat die große Aufgabe, den Stoffwechselumsatz des Körpers 
    zu regeln und zu steuern. Eine krankhaft gesteigerte Tätigkeit der 
    Schilddrüsenhormone wirkt sich in den Erscheinungen der Basedow- 
    schen Krankheit aus, die mit stark vermehrten, den Menschen 
    auszehrenden Stoffwechselvorgängen einhergeht. Die Betreffenden 
    können sehr viel essen und werden doch immer weniger, während 
    das Herz sich verzweifelt wehrt und versucht, durch erhöhten Blut- 
    umlauf den Ausfall auszugleichen. Eine Verminderung ihrer Tätig- 
    keit setzt den Stoffwechselumsatz herab; die Nahrung verbleibt im 
    Körper und setzt sich in Fett um. Hier greifen nun, wie schon er- 
    wähnt, die Hormone der Hypophyse regelnd ein. Die Entfernung 
    der Hypophyse ruft nämlich eine verminderte Schilddrüsentätigkeit 
    hervor und der Mensch könnte in ausgesprochener Fettsucht ent- 
    arten pnter gleichzeitigem Nachlassen der Sexualkräfte: Es würde 
    sich bald der Typus eines willensschwachen, charakterlosen, fettig 
    entarteten Menschen, geistig zurückgeblieben und verkümmert, 
    entwickeln, den wir schon oft in der Jugend, bestimmt aber im Alter 
    gar zu oft sehen. 
    
    Die krankhaft gesteigerte Tätigkeit der Schilddrüse, die wir als 
    Basedowsche Krankheit bezeichnen, entsteht zur Hauptsache durch 
    die landesübliche unrichtige Ernährung mit den vom Tier stammenden 
    Nahrungsmitteln aller Art. Das wirkliche Heilmittel, das heute von 
    allen tüchtigen Spezialärzten gegen diese Krankheit zur Anwendung 
    gebracht wird, ist strengste Rohkost unter Bevorzugung von Beeren- 
    obst und Früchten aller Art. In schweren Fällen dieser Art ist die 
    Rohkosternährung nur unter geschulter Aufsicht durchführbar, da die 
    hierdurch zunächst gesteigert auftretenden Krankheitserscheinungen 
    den Patienten unsicher machen und ihm den Mut nehmen, die Roh- 
    kosternährung durchzuhalten. 
    
    Der im Schilddrüsenhormon eigentlich wirksame Stoff ist das Jod. 
    Trotzdem kann aber durch Zuführung desselben in chemischer Form 
    ein krankhafter Zustand nicht behoben werden, da eben, wie schon 
    so oft in dieser Schrift erwähnt wurde, nur solche Mineralstoffe 
    wirksam werden können, die im Lebensvorgang der Pflanze in diese 
    eingebaut und durch Feuershitze nicht wieder herausgerissen wurden. 
    Eins der besten pflanzlichen Heilmittel gegen Störungen in der Arbeit 
    der Schilddrüsen, z. B. den in Süddeutschland so verbreiteten Kropf, 
    ist das Caragheenmoos. Es ist im Meer gewachsen und enthält neben 
    dem Jod auch eine ganze Reihe anderer Mineralstoffe des Welt- 
    meeres, die in auf dem Lande gewachsenen Pflanzen nicht in dem 
    Maße und der Zusammensetzung gefunden werden. Es ist ein an- 
    
    
    132 
    
    
    erkanntes und altbewährtes Heilmittel zur wirksamen Unterstützung 
    der Rohkostkur bei oben erwähnten Krankheiten. *) 
    
    Die Nebenschilddrüsen mit ihren Parathormon genannten Säften 
    haben die besondere Aufgabe, den Kalkstoffwechsel des Körpers zu 
    regulieren. Da die Nervenmasse und die Kalkgäfte nur in engster 
    Gemeinschaft miteinander im Körper verwertet werden können, so 
    regelt der Saft der Nebenschilddrüse auch die Ausbildung und den 
    Gesundheitszustand des Gehirns und der Nerven. Eine Unregel- 
    mäßigkeit in der Wirksamkeit der Nebenschilddrüsen erzeugt darum 
    erhöhte Erregbarkeit der Nerven. Eine verminderte Tätigkeit da- 
    gegen hat Störungen im Kalkanbau und der Ergänzung der Knochen 
    sowohl als auch Ausfallerscheinungen in der Gehirn- und Nerven- 
    funktion zur Folge. 
    
    Die Nebenschilddrüsen regeln nicht nur das Wachstum und die 
    artgerechte Bildung der Gehirn- und Nervenmasse, sie haben auch 
    für den Kalkgehalt des Blutes und den Magnesiumgehalt der roten 
    Blutkörperchen Sorge zu tragen. Ausfallserscheinungen rufen schwere 
    Krankheitsbilder hervor, denen schlecht beizukommen ist. In einem 
    gesund und natürlich sich ernährenden Körper werden sich jedoch 
    niemals solche Ausfallserscheinungen einstellen können, das ver- 
    hindern die verzehrten Säfte der Gemüse und der Früchte. 
    
    Unter dem Brustbein liegt die Thymusdrüse. Diese arbeitet an- 
    scheinend nur bis zur Ausbildung der Keimdrüsen und ihrer Reife. 
    Die Säfte dieser Drüse sollen gewissermaßen im kindlichen Körper 
    die Wachstumsanregung und die Bildung der körperlichen Funk- 
    tionen durchführen, die mit dem Beginn der Geschlechtsreife von 
    den Sexualhormonen übernommen werden. Mit dem Eintritt der 
    Geschlechtsreife verkümmert die Thymusdrüse. 
    
    Es bleibt nur noch eine winzige Drüse im Steißbein zu erwähnen, 
    über deren Wirksamkeit wir eigentlich so gut wie gar nichts wissen. 
    
    Die Wirksamkeit der Hormonsäfte wird unterstützt und er- 
    möglicht durch die Kräfte der in den pflanzlichen Nahrungsmitteln 
    enthaltenen Vitazyme, Fermente und Farbstoffe, so daß ohne eine 
    ständige Ergänzung der Grundlagen der Hormonsäfte durch die 
    lebensfrisch verzehrte Pflanzennahrung eine vollkommene Gesund- 
    heit nicht zustande kommen kann. Erst wenn durch die Anregung 
    der natürlichen Nahrungsmittel die richtige Säfteabsonderung der 
    hormonalen Drüsen erreicht wird, kann sich das Bild einer voll- 
    kommenen Gesundheit im Menschen zeigen. 
    
    
    *) Man weicht IV 2 Eßlöffel Oairagheenmoos in einem Glas Wasser auf 
    und läßt es 12 — 24 Stunden ziehen. Dann gibt man die Flüssigkeit durch 
    ein Haarsieb und trinkt sie. Auf die Rückstände gießt man noch einmal 
    Wasser. Wer eis dann ganz gut mit ©einem Körper meint, der trinkt nach 
    abermaligem Ziehenlassen von 12 Stunden die Rückstände vom Moos mit 
    Falls man (gegen den Geschmack nicht ankommen kann, hilft etwas 
    Zitronen- oder Apfelsaft sehr gut darüber hinweg. 
    
    
    133 
    
    
    V. 
    
    Die Kalorien -Theorie 
    
    Im menschlichen Körper kann sich eine vollkommene Gesundheit 
    nur unter gewissen Voraussetzungen entwickeln, die sowohl in der 
    Ernährung als auch im Körper des Menschen selbst begründet liegen. 
    Wir müssen versuchen, den besten Weg zu finden, diese vollkommene 
    Gesundheit unseres Körpers aufzubauen und zu erhalten. Wenn der 
    Leser sich über den Wert der natürlichen Wirkstoffe, Vitazyme ge- 
    nannt, klar geworden ist und ihre unentbehrliche Wirksamkeit in 
    der natürlichen Nahrung erkannt hat, dann wird er wissen, daß die 
    natürliche Grundlage der Entwicklung eines gesunden Körpers und 
    eines gesunden Geistes das grüne Blatt ist, durch dessen Tätigkeit 
    erst die Grundlage und der Aufbau pflanzlichen Lebens und damit 
    auch des tierischen und menschlichen Lebens gegeben ist. Dem- 
    entsprechend muß auch die Grundlage der Ernährung des Menschen 
    das frische, unveränderte, grüne Blatt der Gartengewächse, der 
    Gemüse und der Kräuter sein. Diese Grundlage wird ergänzt durch 
    das aus der Arbeit des grünen Blattes erzeugte Wurzelgemüse, den 
    Wintervorrat der Pflanze, und Beerenfrüchte, Obst und Südfrüchte 
    aller Art, Nüsse (Schalenobst), Ölfrüchte und Ölsaaten. 
    
    Die natürliche Nahrung dient zum ersten der Erhaltung der 
    Körpergewebe und deren immerwährenden Ergänzung, zum zweiten 
    der Erzeugung der Energien und Kräfte, die notwendig sind zur 
    Betätigung der Muskeln bei der täglichen Arbeit und zur Erzeugung 
    der geistigen Kräfte und Überlegungen unseres Gehirns und des 
    darin verankerten Verstandes und zum dritten der Erhaltung der 
    seelischen Kräfte und der Anregung unseres Gefühlslebens mitsamt 
    der Fortpflanzung, durch die das Leben der Menschheit immer- 
    während sich selbst fortzeugend erhalten und ergänzt wird. 
    
    Diese dreifach verschiedene Verwertung der Nahrung, die wir 
    durch den Mund in uns aufnehmen, zusammen mit der Luft, die wir 
    durch die Nase in die Lungen einatmen, speist den Menschen mit den 
    Kräften und Energien, die das Leben aufrecht erhalten. Die Luft, 
    zusammen mit der Nahrung und der Wirkung der Lichtkräfte der 
    Sonne, soll die Kräfte entwickeln, die das Leben von uns fordert. Es 
    spielt sich im Körper ein Vorgang der Energieentwicklung ab, der 
    ordnungsgemäß und richtig unterhalten werden muß. 
    
    Den besten Kraftspender, nämlich die Luft, die wir einatmen, 
    können wir nicht verändern. Wir müssen sie so in uns aufnehmen, 
    wie sie uns dargeboten wird. Um sie aber dem Körper in allerbester 
    Weise nutzbar zu machen, sollten wir versuchen, sie dort einzu- 
    atmen, wo sie uns am reinsten und damit am besten für unsere 
    
    
    134 
    
    
    Gesundheit geboten wird, also dort, wo ein reicher Pflanzenwuchs 
    durch seine Tätigkeit die Luft von Kohlensäure und damit zusam- 
    mengehenden verschmutzenden und schädigenden Beimischungen 
    reinigt un,d einen möglichst großen Gehalt an frisch erzeugtem, rei- 
    nem Sauerstoff bietet. Nur im Garten in engster Verbundenheit mit 
    den grünen Bäumen und den Kräutern, die unsere Nahrung erzeugen, 
    haben wir die Gewähr, die für unsere Lungen beste und zuträglichste 
    Luft zu atmen. 
    
    Der zweite Energiespender für die Erhaltung des Lebens und der 
    Kraft im Körper ist die Nahrung, die wir durch den Mund in uns 
    aufnehmen. Diese können wir unserem Geschmack, unserer Vor- 
    stellung und unserem Willen entsprechend ändern. Wir sind in 
    keiner Weise an eine bestimmte Art der Nahrung gebunden, wie 
    dies bei der Luft der Fall ist. Wir können, wenn es unserem Willen 
    gefällt, durch den Mund Stoffe in uns aufnehmen, die das weitere 
    Leben unmöglich machen, d. h. uns vergiften. Wir können eine 
    Nahrung wählen, wie sie den höchsten Anforderungen unserer 
    Gesundheit entspricht und wir können, der Gewohnheit und dem 
    landesüblichen Brauch folgend, das verzehren, was alle anderen 
    Leute auch essen. Die Entscheidung über den Wert und die Art der 
    Nahrung, die wir zu uns nehmen wollen, liegt bei uns selbst. Sobald 
    wir dem Elternhaus entwachsen sind, haben wir die Möglichkeit, 
    uns über den Wert der Nahrung auf die eine oder andere Weise 
    belehren zu lassen. Zu diesem Zweck sind im Laufe der Jahre und 
    Jahrhunderte eine ungeheure Zahl von Büchern und Aufsätzen ver- 
    öffentlicht worden, in denen die verschiedensten Menschen ihrer 
    Erkenntnis und ihrer Überzeugung über den Wert oder Unwert der 
    einzelnen Nahrungsmittel und ihrer Erzeugung Ausdruck gaben. In 
    dieser immer noch anschwellenden Flut von Schriften über die Er- 
    nährung des Menschen, wie sie sein sollte, erschien nun als Ergebnis 
    der bahnbrechenden, aus den chemischen Wissenschaften übernom- 
    menen Anschauungen auch die Lehre von der Energieumsetzung der 
    Nahrung im menschlichen Körper nach Wärmeeinheiten, Kalorien 
    genannt. 
    
    Nach den chemischen Erkenntnissen der damaligen Zeit, die für 
    die Wärmeerzeugung in Industrie und Technik, für den Bau von 
    Kraftmaschinen und dergleichen auch heute noch volle Gültigkeit 
    haben, wurde dieses Gesetz des Energieumsatzes, nach dem Kalorien- 
    gehalt errechnet, auch auf die Nahrungs Verarbeitung im mensch- 
    lichen Körper angewandt. Man sprach von Kalorien oder Einheiten 
    von Wärme und Kraft in den Nahrungsmitteln. Man errechnete den 
    Brennwert der Nahrungsstoffe und schloß von diesem auf die Quali- 
    tät und den Wert der Nahrung für den menschlichen Körper. Man 
    setzte diesen einer Kraftmaschine gleich, die unter Verwertung 
    des Sauerstoffes der Luft aus den Zuckerstoffen Kraft erzeugt unter 
    Abscheidung der Kohlensäure und der Stoffwechselrückstände. Man 
    
    
    135 
    
    
    verglich den Zucker, die Fett- und Eiweißstoffe also gewissermaßen 
    mit der Kohle, deren Verbrennung in der Industrie die Kraft er- 
    zeugte. Es ist klar, daß bei der körperlichen Kraftleistung des Men- 
    schen auch dieser Vorgang im Menschen stattfindet. 
    
    Aber er ist nicht grundlegend wichtig, sondern gewissermaßen nur 
    eine Nebenerscheinung des Gesamtstoffumsatzes im menschlichen 
    Körper. Nachdem nun Wissenschaftler dieses Gesetz gewissermaßen 
    autoritativ auf den Menschen übertragen hatten, errechnete man den 
    Nährwert eines Nahrungsmittels folgerichtig nach dem Gehalt an 
    Kalorien erzeugenden Stoffen unter fast völliger Außerachtlassung 
    aller zur Erhaltung der Körpergewebe, zur Erzeugung der Nerven, 
    des Gehirns, der Knochen und Muskeln notwendigen erdigen Grund- 
    stoffe und der Luft. Man vernachlässigte das ganze große Geschehen 
    im menschlichen Körper und bewertete die Nahrung einzig und allein 
    unter dem Gesichtspunkt der Energieerzeugung durch Verbrennungs- 
    vorgänge. Man kam dementsprechend zu Anschauungen, die sich in 
    keiner Weise mit den Anforderungen des Lebens deckten, mit denen 
    man uns aber in den Zeiten der Not nach dem Kriege so entsetzlich 
    quälte. 
    
    Die wichtigste Aufgabe der Nahrung liegt nicht in der Erzeugung 
    von Kraft bei der Arbeitsverrichtung der einen oder anderen Art , 
    sondern in der Erhaltung des Lebensbetriebes und der Erneuerung der 
    organischen Gewebe . Wir müssen darum versuchen , die wirklichen 
    Verhältnisse kennen zu lernen , die im Körper vorliegen , um zu rich- 
    tigen und verwertbaren Schlüssen zu kommen . Die Kalorientheorie 
    
    schied die Nahrung ihrer chemischen Natur nach zur Hauptsache in 
    Zuckerstoffe, in öle und Fettstoffe und in Proteine oder Eiweißstoffe. 
    Unter diesen Gesichtspunkten fand man, daß die Getreidearten als 
    Träger der stärkeartigen Zuckerstoffe den höchsten Kaloriengehalt 
    haben. Man stellte ihnen gleich die öl- und Fettstoffe und sah in den 
    Eiweißstoffen der vom Tier stammenden Nahrungsmittel eine not- 
    wendige Ergänzung zum Aufbau der Nerven und Muskeln, d. h. der 
    quellfähigen Stoffe, die den Muskeln, Nerven, Knochen und Organen 
    als Gewebegrundlage dienen. 
    
    Die Aufnahme der stärkeartigen Zuckerstoffe im Getreide geschieht 
    landesüblich in der Form von Brot, Kuchen, Grützen, Klößen, Pud- 
    dings, Nudeln, Mehlbreien, Flocken und dergleichen. Dazu kommt 
    noch die Gruppe der stärkehaltigen Knollen und Wurzelgemüse, be- 
    sonders die Kartoffeln, die fast ausnahmslos in gekochtem Zustand 
    gegessen werden, da sie roh oft unangenehm schmecken. Als Beigabe 
    zum Brot und zur Bereitung der übrigen Speisen verwertet man 
    dann die Fettstoffe und öle, die teils vom Tier stammen, teils pflanz- 
    licher Herkunft sind. Den Hauptwert der Nahrung aber legte man 
    auf die eiweißhaltigen Genußmittel, die man in erster Linie dem 
    Tierreich entnahm, da man nur die vom Tier stammenden Proteine 
    
    
    136 
    
    
    oder Eiweißstoffe für vollwertig hielt. Man tötet das Tier, zerlegt es, 
    würzt die Fleischstücke mit Salz, Pfeffer und anderen mehr oder 
    weniger scharfen Gewürzen, die den faden Geschmack des verwesen- 
    den Fleisches übertönen sollen, und beschmiert es unter Umständen 
    noch mit Salpeter, um die frische Fleischfarbe möglichst zu erhalten. 
    Dann kocht oder brät man es oder stopft es, mit chemischen Stoffen 
    gegen <üe Fäful'niLs 1 verseJhien, in die Wurst, ehe man es verzehrt. Das 
    soll dann „Kraft“ geben! Ein solches Speisegemisch ist nach Auffas- 
    sung der Kalorientheorie wissenschaftlich einwandfrei und die beste 
    Ernährung für den Menschen. Dieser eigenartigen wissenschaftlichen 
    Erkenntnis und ihrer Durchführung in den Ernährungsformen der 
    Menschen ging eine Zeit voraus, in der mit Ausnahme der Fürsten, 
    des Adels, der Handelsherren und der sonst Reichgewordenen die 
    Bevölkerung zur Hauptsache von Brot, einfachen Getreidespeisen, ge- 
    kochten Gemüsen und geringer tierischer Zukost einfachster Art lebte. 
    Heute haben sich diese einfachen Emährungsgewohnheiten bei der 
    arbeitenden Bevölkerung nach dem Vorbild der Reichen gewandelt. 
    Scheinbar wissenschaftlich unterbaut, sind reichliche Beigaben von 
    Fleisch, Wurst oder Fisch usw. die Grundlage der landesüblichen Er- 
    nährung der Europäer geworden. Ihr Wert oder Unwert muß sich aus 
    den Folgeerscheinungen zeigen, die wir an dem jeweiligen Gesund- 
    heitszustand der Bevölkerung ablesen können. 
    
    Die Ernährungsweise vor hundert oder zweihundert Jahren zeigte 
    eine lange Reihe von Krankheitserscheinungen, die fieberartigen Cha- 
    rakter hatten und oft epidemischen Verlauf nahmen. Das hatte seinen 
    Grund in der Einseitigkeit der Ernährung der ärmeren Bevölkerung. 
    Man aß zuviel Brot- und Getreidespeisen, Suppen und andere ver- 
    kochte Speisen. Wenn nun die Bevölkerung sich so ziemlich gleich- 
    mäßig ernährte, so mußten auch die sich zeigenden Krankheitserschei- 
    nungen mehr oder weniger den gleichen Charakter haben. Wir finden 
    in dieser Zeit Hautausscheidungskrankheiten mit stark reißendem 
    Fieber verbunden wie Scharlach, Masern, Blattern usw. Entartungs- 
    erscheinungen der inneren Organe wie z. B. die Zuckerkrankheit, 
    deren Behandlung durch Insulin damals noch unbekannt war. Diese 
    nahm groteske Formen an, so daß den Befallenen erst die Zehen und 
    dann die Füße z. B. bei lebendigem Leibe durch eingetretenen Brand 
    abfaulten. Auch die Lungenleiden und Erkrankungen der Atmungs- 
    organe forderten viele Opfer. Am schlimmsten und ausgeprägtesten 
    aber wütete zu der Zeit die Säuglings- und Kindersterblichkeit. Dann 
    folgte etwa um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Deutschland 
    eine Zeit, die neben dem wirtschaftlichen Aufschwung neue Anschau- 
    ungen über die Ernährung brachte. Diese bewirkten eine allgemeine 
    Bevorzugung der Fleischnahrung auch in den bisher ärmeren Be- 
    völkerungsschichten. Der übermäßige Fleischgenuß zeitigte nun 
    eine neue Reihe von Krankheitserscheinungen. Zuerst beobachtete 
    man eine ungewöhnlich starke Zunahme der Lungenleiden. Dieser 
    
    
    137 
    
    
    versuchte man auf die verschiedenste Weise entgegenzutreten. Doch 
    ohne eine grundlegende Änderung der Lebensweise ist diesem Leiden 
    nicht beizukommen. Daneben sehen wir eine erschreckende Zunahme 
    der perniciösen Anämie mit ihren Begleiterscheinungen, gegen die es 
    bis heute ohne eine grundlegende Ernährungsumstellung im Sinne 
    der pflanzlichen Frischkost keine sichere Heilung gibt. Die letzte 
    große Krankheitsgruppe sind die ständig zunehmenden Myome, Tu- 
    more und Krebserkrankungen aller Art. 
    
    Durch das Zusammenwirken der Brot- und Getreidespeisen mit 
    dem im Überfluß genossenen Fleisch, Wurst und anderen vom Tier 
    stammenden Genußmitteln wie Milch, Eier und Erzeugnisse aus den- 
    selben entwickelten und entwickeln sich ihrer Entstehungsursache 
    entsprechend ganz anders geartete Krankheiten und Krankheits- 
    erscheinungen, deren oft unvorhergesehener Verlauf der Heil Wissen- 
    schaft immer neue Rätsel aufgibt. Diese werden dann noch durch die 
    Beigabe der aus Kohlenteer hergestellten künstlichen Färbe-, Würz- 
    und Konservierungsmittel immer neue Formen annehmen. 
    
    Diese Betrachtungen lassen uns zu der Einsicht kommen, daß die 
    Kalorientheorie und die darauf auf gebaute Volksernährung nicht den 
    wirklich entscheidenden Anforderungen gerecht wird, die der Mensch 
    an seine Ernährung stellen muß. Wir müssen darum den Nachweis 
    erbringen, daß sich die tatsächlichen Stoffwechselvorgänge im Kör- 
    per des Menschen ganz anders abspielen. 
    
    Die uns heute erkennbaren Wege 
    der Lebenserhaltung und Kraftentfaltung 
    
    Um den wirklichen Vorgängen des Stoffwechsels und des Energie- 
    umsatzes im menschlichen Körper auf die Spur zu kommen, wollen 
    wir versuchen, uns ein klares Bild von dem zu machen, was da eigent- 
    lich vor sich geht. 
    
    Im grünen Blatt wurde durch die Lichtwirkung der Sonnenkraft 
    aus der Kohlensäure der Luft, die ja ein reines Verbrennungsprodukt 
    ist und keine Energie mehr in sich trägt, als neuer Energieträger der 
    Kohlenstoff herausgeschält und mit Sauerstoff und Wasserstoff als 
    Zuckerstoff in das Leben der Pflanze eingespannt, die hierdurch ge- 
    wissermaßen mit neuen, durch die Kraft der Sonne entstandenen 
    Spannkräften aufgeladen wird. Die Pflanze wird dadurch zum Spei- 
    cher von Sonnenenergien in Gestalt von Zuckerstoffen oder Kohle- 
    hydraten. Das grüne Blatt, die in den Wurzelgemüsen gespeicherten 
    Zuckerstoffe, die mit besonderen Kräften geladenen Samenkörner 
    und Früchte der Pflanzen und Bäume sind Kraft- und Energieträger 
    in organischen Lebensformen. Diese hochgespannte Kraftspeicherung 
    in den Pflanzen steht dem Menschen jederzeit aus erster Hand zur 
    Verfügung, sobald er den notwendigen Willen auf bringt, sich von den 
    Pflanzen im naturgegebenen Zustand zu ernähren. Hat der Menscrf 
    die Pflanze als für ihn einzig mögliche Ernährungsgrundlage erkannt 
    
    
    138 
    
    
    und verzehrt er sie so, wie sie gewachsen ist, dann vollzieht sich im 
    Stoffwechsel des menschlichen Körpers ein Abbau der in den Lebens- 
    vorgängen der Pflanze gespeicherten Spannkräfte der Sonne. Dieser 
    Abbau erfolgt nicht nach den Gesetzen des Energieumsatzes in der 
    chemischen Retorte beim Verbrennungs vor gang, sondern ist ein stu- 
    fenweiser Abbau mit immer wieder neu einsetzendem Umbau, so daß 
    zum Abschluß der Stoffwechselvorgänge ganz einfache Reststoffe zum 
    Vorschein kommen. Diese sind Kohlensäure, Wasser und harnbildende 
    Stoffe mit den darin gefundenen Beimischungen. 
    
    Um uns ein Bild von diesen Vorgängen zu machen, wollen wir ein- 
    mal den Vorgang der Nahrungs Verarbeitung im Körper verfolgen. 
    Wir gehen davon aus, daß die Grundlage der Ernährung die Pflan- 
    zenwelt in ihrer natürlichen vollen Lebenskraft ist. Die Pflanze baut 
    sich auf, wie gezeigt, aus den Bestandteilen der Luft, aus Wasser und 
    den feinstofflich gelösten Bestandteilen des Erdbodens. Das Ganze ist 
    im Lebensvorgang selbst bis zum Bersten geladen mit den Energien 
    im Lichte der Sonne und den überall wirksamen kosmischen Kräften, 
    die aus den lebenzeugenden Kräften der Erde das Leben selbst in 
    den uns bekannten Formen hervorbrachten. In der Pflanze sind die 
    Grundstoffe des Bodens, die Erdmineralien der verschiedensten Art 
    aus den verwitternden Gesteinen, Erden und vererdeten Resten vor- 
    hergehenden Pflanzenwuchses enthalten. Die Erdmineralien sind durch 
    die Lebensvorgänge im Pflanzenwuchs feinstofflich gelöst. Es wurde 
    gezeigt, daß diese Lösung der erdigen Grundstoffe hervorgerufen 
    wird durch die Bodengare, die ihrerseits wieder durch das bakterielle 
    Leben und die mikroskopisch feine Kleintierlebewelt im Ackerboden 
    und im Wassertropfen hervorgerufen wird. Durch die Einwirkung 
    von Sonne, Luft und Regen und die Tätigkeit der Kleintierlebewelt 
    wundersamer Art werden die Grundstoffe der Erde in den Ober- 
    schichten derart fein gelöst, daß sie von den durch die Haarwürzel- 
    chen ausgestrahlten Pflanzensäuren gebunden, von den Pflanzen an- 
    gesogen und niedergeschlagen werden, um nun, in das Gefüge des 
    Pflanzen Wuchses eingebaut, im auf steigenden Saft zur Verwendung 
    im Aufbau der Blätter und der Krone mitgeführt werden zu können. 
    Diese Lösung der erdigen Grundstoffe, die wir uns in ganz anderer 
    Art vorstellen müssen als das, was sichtbar und in der Retorte nach- 
    weisbar ist, muß so feinstofflicher Natur sein, daß sie gewissermaßen 
    die Eigenschaften gasförmiger, nein, atomisch gelöster Stoffe anneh- 
    men und die Membranen der Pflanzenzellen auch in ihrem feinsten 
    Gefüge durchdringen können. Nur so ist es möglich, daß die Pflanze 
    die erdigen Grundstoffe und Erdmineralien überhaupt aufnehmen 
    und für ihren inneren Aufbau verwerten kann. 
    
    Sind nun diese feinstofflich atomisch gelösten Grundstoffe orga- 
    nisch und lebensvoll in den Pflanzenkörper eingebaut, so sind sie 
    dadurch geschickt vorbereitet für den Aufbau und die Erhaltung des 
    menschlichen Körpers. Nur in dieser einen und einzigartigen Form 
    
    
    139 
    
    
    kann der menschliche Körper die erdigen Grundstoffe in sich auf- 
    nehmen, die er zum Aufbau der Knochen und Zähne, der Muskeln 
    und Sehnen, der Haut und ihrer Sinnesorgane, der inneren Organe, 
    des Blutes und der Nerven und ihrer Bahnen braucht. Nur aus derart 
    vorbereiteter, organisch gewachsener Nahrung können gesunde Lun- 
    gen und Drüsenorgane aufgebaut und in gesunder Tätigkeit erhalten 
    werden. Durch Kochen, Braten, Backen, kurzum durch Erhitzen, wird 
    der feinstoffliche Aufbau der Pflanzen zerstört, die mineralischen 
    Grundstoffe der Erde zerfallen aus ihren feinstofflichen, atomischen 
    Bindungen und nehmen wieder die Formen der grobstofflichen Erd- 
    mineralien oder deren Salze an, die der lebende Körper nicht ver- 
    werten kann. Was die Pflanze in ihren Lebens Vorgängen so wunder- 
    bar in ihrem Saft und ihrem Gefüge zur gesunden menschlichen Nah- 
    rung vorbereitet hat, wird in der Zubereitung durch die kochende 
    Hausfrau mutwillig, möchte man sagen, zerstört und wertlos gemacht. 
    Haben wir diese Tatsache richtig erfaßt, dann wird uns klar, warum 
    die Nahrung in dem Zustand gegessen werden muß, in dem sie ge- 
    wachsen ist. Wohl darf die Nahrung zerkleinert werden, dafür haben 
    wir ja unsere Zähne bekommen, mit denen wir unsere Nahrung so fein 
    zermahlen, daß sie mit den Verdauungssäften des Mundes, des Ma- 
    gens und des Darmes durchtränkt und für die Aufnahme im Darm 
    vorbereitet werden kann. Jede andere Zubereitung wird sich als 
    schädlich und entwertend erweisen und unerwünschte Stoffwechsel- 
    störungen in Form von Krankheitserscheinungen hervorrufen. 
    
    Die Pflanze ist an ihren Standort gebunden, sie senkt ihre Wurzeln 
    in die Erde und strebt mit der Blütenkrone in den Himmel, um mit 
    dieser möglichst große Mengen an Sonnenkraft zu sammeln. Die 
    Wurzel dagegen zieht aus der Erde die Mineralstoffe, das Wasser und 
    die erdigen Grundstoffe, die zum Aufbau ihres Körpers und zur Sa- 
    menbildung über Blüte und Frucht notwendig sind. Der Mensch be- 
    wegt sich frei über die Fläche der Erde. Er kann infolgedessen keine 
    Wurzeln in das Erdreich senken. Um die Grundstoffe der Erde in sich 
    aufnehmen zu können, muß er die Pflanze verzehren. Sein Körper 
    aber baut sich nach dem Grundsatz der Pflanze in dreifach verschlun- 
    gener Weise aus Wurzel, Stamm und Krone auf. Im Vorgang der 
    Lebenszeugung wird die Keimanlage der Frau durch den männlichen 
    Samen befruchtet. Bei der Entwicklung teilt sich der Keim in die 
    drei Keimanlagen. Aus der ersten entwickelt sich die Haut mit allen 
    darin eingelagerten Sinnesorganen. Aus der zweiten entwickeln sich 
    die Muskeln mit den bluttragenden und blutbildenden Organen und 
    aus der dritten endlich die Knochen, das Gehirn und das Nervensystem. 
    Genährt wird das Ganze durch die Lungen und den Magen-Darm- 
    Kanal. 
    
    Die Haut braucht zu ihrer Festigkeit eine ganze Reihe erdiger 
    Grundstoffe und Mineralien, die in ihre quellfähigen Stoffe eingebaut 
    sind. Sie gewinnt diese aus der Nahrung. Die Quelle, durch die sie 
    
    
    140 
    
    
    die bestimmten Stoffe aus der Nahrung herausholt, ist die Pankreas 
    oder die Bauchspeicheldrüse. Diese ist eng angelagert an die Unter- 
    seite der Magenwand. Diese Unterseite ist von ganz anderer Struktur 
    als die oberen Teile der Magenhaut, über welche die Leber gelagert 
    ist. Die Unterseite der Magenhaut, , soweit sie sich an die Bauchspei- 
    cheldrüse anlehnt, ist durchlässig, membranartig, die übrigen Teile 
    sind fest und undurchlässig. Alle feinstofflichen gebundenen Mineral- 
    stoffe, mit Ausnahme der Kalk- und Magnesiaverbindungen und der 
    Kaliumsilikate in der Zellulose der Pflanze, werden durch die aus 
    der Bauchspeicheldrüse eingestrahlten Säfte niedergeschlagen und 
    von der Drüse aufgenommen. Sie finden sich feinstofflich gelöst in 
    der Bauchspeicheldrüse, um von hier aus in der verschiedensten 
    Weise Verwertung zu finden. Ein Teil wird von der Bauchspeichel- 
    drüse übergeleitet in den Zwölffingerdarm und dient hier zur wei- 
    teren Verarbeitung der Grundstoffe, aus denen sich die Proteine oder 
    Quellstoffe bilden sollen, und der Ölstoffe und Fette, die von gewissen 
    Säften aus der Bauchspeicheldrüse zusammen mit den Gallensäften 
    verseift werden. Ein Teil geht in den allgemeinen Säftestrom über 
    und dient, wie wir am Beispiel des Insulins sehen, zur Regulierung 
    des Zuckerumsatzes im Körper. Der wichtigste von der Bauchspeichel- 
    drüse aufgenommene Teil der entsprechend vorbereiteten Mineral- 
    stoffe wechselt jedoch in feinstofflicher Strahlung hinüber zur Milz 
    und wird hier in dem Zentralorgan der Hautbildung so gewandelt 
    und vorbereitet, wie es die Ausbildung der verschiedenen Hautschich- 
    ten und Schleimhäute erfordert. Es beziehen die drei Schichten unse- 
    rer Haut, die Haare, die Nägel, der Zahnschmelz, die Hautgebilde der 
    Sinnesorgane, die Augen, die Ohren, die Nase und die Zunge usw. 
    ihre Aufbaustoff e aus der Milz. Die Verteilung der Milzsäfte geschieht 
    nun nicht durch irgend ein Gefäßsystem, wie es die Blutbahnen und 
    die Nervenstränge darstellen, sondern sie erfolgt feinstofflich im all- 
    gemeinen Säfteaustausch. Die Säfte wandern dabei von Zelle zu Zelle 
    durch die Zellgewebe der Organe des ganzen Körpers, überall Ver- 
    brauchtes, Abgebautes mitnehmend und es umformend an anderer 
    Stelle wieder neu einbauend. Die Stoffwechselreste dieses Säftestroms 
    im Körper sammeln sich im Bauchwasser, treten von dort in das 
    Nierenfett oder den Dickdarm über und werden entweder mit dem 
    Kot oder durch die Nieren ausgeschieden. 
    
    Die Hauptmasse der Nahrung sind die Zuckerstoffe. Diese erschei- 
    nen nur im Obst in der einfachen Form von Frucht- oder Trauben- 
    zucker. In allen übrigen pflanzlichen Geweben ist der Zucker nur in 
    doppelt oder mehrfach gebundener Form zu finden. In den Wurzel- 
    gemüsen und im Zuckerrohr findet sich der Zucker hauptsächlich als 
    Invertzucker als einer gebundenen Einheit von je einem Gefüge 
    Frucht- und Traubenzucker und wird als solcher Rohr- oder Rüben- 
    zucker genannt. Das Wurzelgemüse und das Zuckerrohr ist neben 
    dem Obst der beste und gehaltreichste Zuckerspender. Diese pflanz- 
    
    
    141 
    
    
    liehe Zuckerform in den Wurzelgemüsen und im Zuckerrohr ist nur 
    einfach gebunden und darum in den Verdauungs Vorgängen leicht zu 
    lösen und in die einfachen Formen von Frucht- oder Traubenzucker 
    zu verwandeln. 
    
    In der Stärke des Getreidekorpes und dem kartoffelartigen Knol- 
    lengemüse sowie in den Faserstoffen der Pflanze ist der Zucker mehr- 
    fach, ja, oft vielfach mit sich selbst gebunden, d. h. es ist eine vielfach 
    verschlungene Gemeinschaft von einzelnen Zuckermolekülen, aus de- 
    nen sich die Stärke und die Zellulose zusammensetzt. Zur Verarbei- 
    tung der pflanzlichen Stärke in den Getreidekörnern und in der 
    Kartoffel durch die Verdauungsorgane ist darum ein sehr viel um- 
    ständlicherer Vorgang notwendig als beim Wurzelgemüse und beim 
    Obst. Die sich aus den Zuckerstoffen zusammensetzende Getreide- 
    stärke muß schon im Munde beim Kauen vom Ptyalin des Speichels 
    in ihre einzelnen Bestandteile auseinandergebrochen und in Frucht- 
    und Traubenzuckermoleküle zerlegt werden. Das Ptyalin wirkt dabei 
    als Katalysator oder als Enzym, ohne dabei selbst verbraucht zu 
    werden. Ist diese Zerlegung in Frucht- und Traubenzucker durch den 
    Mundspeichel eine vollkommene geworden, so geht die weitere Ver- 
    arbeitung im menschlichen Körper ohne weitere Schwierigkeiten 
    vonstatten, genau wie die Aufnahme des Zuckers beim Verzehren 
    von Obst oder Wurzelgemüse. Aber der Mensch hat sich angewöhnt, 
    die Getreidestärke durch Feuershitze in Brot zu verwandeln. Durch 
    den Vorgang der Erhitzung im Backprozeß oder im Koch verfahren, 
    durch das Grützen und andere Getreidespeisen zubereitet werden, 
    wird die Stärke zum Unglück für den Menschen in ihrer Zusammen- 
    setzung verhärtet und in Kleister verwandelt. Auch dieser Kleister 
    ließe sich zur Not noch verdauen und lösen, wenn der Mensch das 
    Brot trocken essen würde. Leider aber liebt er es, das Brot mit Fett 
    zu bestreichen und Belag oder Marmelade darauf zu tun. Dadurch 
    werden die Speicheldrüsen verwirrt, das Ptyalin, das zur Spaltung 
    der Zuckermoleküle in der Stärke notwendig ist, wird weder in 
    genügender Menge noch in richtiger Kraft abgesondert und die Stärke 
    im Brot geht ungenügend vorbereitet in den Magen über. Noch 
    schlimmer ist der Zustand, wenn die Getreidestärke in Form von 
    Grützen, Getreidebreien, Klößen, Puddings usw. zubereitet wird. 
    Dann ist der Wassergehalt dieser Speisen so groß, daß von einer 
    Durchdringung der Stärkemoleküle durch das Ptyalin nicht mehr die 
    Rede sein kann. Diese schlecht oder überhaupt nicht aufgebrochenen 
    Kleisterstoffe können im Magen nicht weiterverändert werden, da 
    im Magen das Ptyalin, das allein die Spaltung durchführen kann, 
    nicht vorhanden ist. Die gekochten oder gebackenen Getreidezube- 
    reitungen sind eine gewaltige Belastung für die Verdauungsorgane 
    und sind deshalb die Ursache schwerer Krankheitserscheinungen und 
    Veränderungen im Magen-Darm-Kanal und im menschlichen Körper. 
    
    Die richtig verarbeiteten Zuckerstoffe gehen unverändert durch 
    
    
    142 
    
    
    den Magen und den Zwölffingerdarm hindurch, um erst im Dünn- 
    darm von den aus den Darmzotten ausgestrahlten Säften zu einer 
    letzten Verwandlung vorbereitet zu werden zu ihrer Aufnahme durch 
    eben diese Darmzotten in das Adersystem der sogenannten Pfortader. 
    Diesen Vorgang können wir am besten verstehen, wenn wir ihn ver- 
    gleichen mit dem Vorgang in der Pflanzen wurzel. Die feinen Darm- 
    zotten sind den Faserwürzelchen vergleichbar, die nun aber nicht in 
    das Erdreich, sondern in den aufgenommenen und im Magen vorbe- 
    reiteten Nahrungsbrei tauchen. Im Pfortadersystem sammeln sich die 
    zur Blutbildung notwendigen Zuckersäfte mit den zum Aufbau not- 
    wendigen Ergänzungsstoffen und gehen durch den Pfortaderstamm 
    zur Leber. In der Leber werden sie wiederum gewandelt in Blut- 
    zucker in Form der kleinen Lebersternchen, als die sie dort gespei- 
    chert werden. Der Blutzucker in der Leber wird angereichert und 
    mit weiteren Spannkräften versehen durch die eigenartige Atmosphäre, 
    die in der Leber herrscht. Diese zeigt die höchste Temperatur, die 
    im menschlichen Körper gefunden wird. Die Leber an sich ist über- 
    haupt in Bezug auf Wärmeempfindlichkeit am widerstandsfähigsten. 
    Sie verbrennt z. B. schwerer als selbst die Knochen. Bei Leichen- 
    verbrennungen kann man beobachten, daß die Leber wohl zusammen- 
    schrumpft, aber als letztes in den Flammen aufgeht. Es herrscht in 
    der Leber gewissermaßen ein tropisches Klima. 
    
    Die Reste der Stoffwechselvorgänge in der Leber werden von dieser 
    ausgeschieden und sammeln sich in der Galle zu den Gallensäften 
    an, die zur Verseifung der öl- und Fettstoffe im Zwölffingerdarm 
    benötigt werden. Das den nun fertig vorgebildeten Blutzucker ent- 
    haltende Leberblut wird zum Herzen geführt, vereinigt sich aber 
    vorher mit den in den Knochen vorgebildeten jugendlichen roten und 
    weißen Blutkörperchen des Venensaftes, um sich in der kleinen Herz- 
    kammer mit diesem zu mischen. Von dort gelangt diese Venen- 
    Lebermischung in die Krone des Pfortaderstammes, nämlich in die 
    Lungen. Diese Krone des Pfortaderstammes taucht mit ihren feinsten 
    Verästelungen und mit ihrem gesamten Wunder netz in die Lungen- 
    bläschen ein, d. h. wie die Krone des Baumes gewissermaßen direkt 
    in die durch die Atmung aufgenommene Luft. Und nun voll- 
    zieht sich in den Lungen ein Lebenswunder eige- 
    ner Art. Mit jedem Atemvorgang, d. h. jeder rhythmischen Ein- 
    und Ausatmung entfaltet die Lungenkrone ihre Blätter, bildet im 
    inneren Luftmeere Blüten und Frucht aus den vorhandenen Blut- 
    grundlagen und wirft diese in der Reifung bei der Ausatmung ab. 
    Der jetzt mit atmosphärischen Bestandteilen angereicherte Blut- 
    zucker und die im Blut enthaltenen Mineralstoffe sind den Resten 
    der Blätter zu vergleichen, die ein Baum im Herbst abwirft. Die mit 
    Sauerstoff geladenen und mit hohen Sonnenenergien gespannten 
    Blutkörperchen aber sind die reifen Früchte des Lungenbaumes. Zu- 
    sammen bilden sie das rote pulsierende Blut, das unseren Körper 
    
    
    143 
    
    
    durchströmt. Dieses wird durch seine eigenen Spannkräfte in das 
    Herz getrieben und erzeugt den pulsierenden Rhythmus des Herz- 
    schlages. Die mit hohen Spannkräften geladenen Blutgase aus den 
    Lungen sammeln sich im Herzen und vereinigen sich hier mit schlag- 
    artiger Gewalt, den Herzmuskel dehnend, zum flüssigen Blut, das nun 
    von dem in seine Ruhelage zurückschnellenden Muskel durch die 
    Schlagader getrieben wird. Vom Herzen geht nun dieses rote Lungen- 
    blut, das einzig und allein den Namen „Blut“ verdient, durch den 
    großen Schlagaderstamm, getrieben durch seine eigenen schlagartig- 
    rhythmisch wirkenden Spannkräfte, in den ganzen Körper und ver- 
    teilt sich in die feinsten Äderchen. Diese sind schließlich so fein, daß 
    selbst die mikroskopisch kleinen roten Blutkörperchen nur im Gänse- 
    marsch einzeln durch sie hindurchkommen können, um in den ein- 
    zelnen Muskel- und Zellgeweben ihre wichtige Arbeit zu vollbringen. 
    
    Hier nun erhält die Kalorientheorie ihren ersten Stoß: Bei der 
    Krafterzeugung im Muskel müßte nach dieser Theorie der Muskel- 
    zucker des Blutes zusammen mit den geringen Nerventeilchen, die, 
    im Gehirn erzeugt, durch die Nerven hindurchgedrückt werden und 
    gleichzeitig mit dem Blute in die einzelnen Muskelzellen gelangen, 
    durch die Einwirkung des an die roten Blutkörperchen gebundenen 
    Sauerstoffs zu Wasser, Kohlensäure und Harnstoff verbrennen. Das 
    aber tun diese Stoffe nur zu einem geringen Teile. Die große Masse 
    der Zuckerstoffe und der Nervenmasse wandelt sich durch die Ar- 
    beitsleistung in der Muskelzelle in Milchsäure um. Die Milchsäure 
    ist wohl ein Abbauprodukt aus der Wandlung des Stoffwechsels in 
    der Muskelzelle, aber sie ist kein Endprodukt, das ausgeschieden 
    werden müßte. Sie wird vielmehr in der Muskelzelle nach ihrer Entste- 
    hung eingelagert und gespeichert. Die wachsende Ansammlung dieser 
    Milchsäure wirkt hemmend auf die Vorgänge der Kraft- und Wärme- 
    erzeugung und erzeugt das Erschöpfungs- und Müdigkeitsgefühl nach 
    schwerer Arbeit besonders dann, wenn die Sonne sinkt und die Nacht 
    naht. Nach getaner Arbeit folgt ein gesunder Schlaf. Im Schlaf aber 
    wandelt die Lebenskraft die angestaute Milchsäure in der Muskel- 
    zelle wieder um in Blut- und Muskelzucker und zwar in solchen 
    bester und gehaltvollster Art, wenn die Nahrung bekömmlich und 
    gehaltvoll im natürlichen Sinne war. Nach erquickendem Schlaf ist 
    der Körper und das Gehirn wie neu gekräftigt und neu gespannt. 
    Der Mensch fühlt sich erfrischt und gestärkt. Er ist nun voll leistungs- 
    fähig und körperlich und geistig frisch und munter, auch wenn er 
    keine Nahrung zu sich nimmt. Die Erfahrung so vieler Lebensrefor- 
    mer hat immer wieder bestätigt, daß man nach einem gesunden Schlaf 
    vom frühen Morgen bis in die Mittagszeit hinein frisch und leistungs- 
    fähig ist und bleibt ohne Nahrungsaufnahme, wenn man nach dem 
    Erwachen seinem Magen nichts anbietet als höchstens einen Trunk 
    frischen Wassers. Diese Erfahrung kann aber nur ein naturgemäß 
    lebender Mensch machen, der sich einigermaßen natürlich ernährt. 
    
    
    144 
    
    
    Wer sich mit einem Bauch voll alkoholischer Getränke und vollge- 
    stopft mit giftzeugenden Genußmitteln ins Bett legt, wird zwar tief 
    und fest wie nach einem hirntötenden Schlafmittel schlafen, aber das 
    Erwachen ist ein anderes. Da ist es notwendig, den Körper und seine 
    Tätigkeit erst aufzupeitschen mit einem heißen Kaffee oder einem 
    anderen Reizgift. Zwischen diesen beiden Gegensätzen liegen alle 
    Stufen der Empfindungen der landesüblich sich Ernährenden und der 
    sich natürlicher Lebensordnung Befleißigenden bei ihrem Erwachen. 
    Je weiter sich das Gefühl beim Erwachen vom Idealzustand entfernt, 
    desto krankhafter haben sich die Lebensäußerungen im Laufe der 
    Jahre durch unrichtige Ernährung und Lebensweise entwickelt. 
    
    Die Entstehung der Milchsäure aus Blut- und Muskelzucker im 
    Zusammenhang mit der Nervenmasse in der Muskel- oder Gehirn- 
    zelle und ihre Verwandlung in Muskelzucker während des Schlafes 
    macht die Berechnung des Gehaltes der Nahrung nach ihrem Gehalt 
    an Kalorien hinfällig. Denn jetzt erkennen wir, daß die Verbrennung 
    nach Art der Kraftmaschine gar nicht eintritt, sondern wir sehen 
    einen stufenweisen Abbau der kraftzeugenden Zuckerstoffe im Blute 
    und in der Nervenmasse, in deren Verlauf das schon Verbrauchte, 
    als Umwandlungsstoff gespeichert, in sich selbst im Lebensvorgang 
    des Schlafes und der Entspannung durch eine Ruhepause wieder in 
    den Kraftstoff Muskelzucker zurückverwandelt wird und derart wie- 
    der und wieder zur Verwertung kommt. 
    
    Der nächste, zwar nicht so umfangreiche, aber um so wichtigere 
    Teil der Nahrung sind die öl- und Fettstoffe. In natürlicher Weise 
    entwickelt sich im Lebens Vorgang aus den Zuckerstoffen das jeweils 
    im menschlichen und tierischen Leben benötigte Fett. Es erzeugt 
    sich durch entsprechende Stoffwechselvorgänge selbsttätig, wie wir es 
    beim Weidetier beobachten können. Auch in der pflanzlichen Nah- 
    rung sind öl- und Fettstoffe enthalten, auch da, wo wir sie kaum 
    vermuten. Wenn wir z. B. eine Möhre auf einer feinen Reibe fein 
    reiben und nun Wasser darauf gießen, so sehen wir, daß sich auf der 
    Oberfläche nach und nach eine feine Fettschicht bildet. Gewisse Vita- 
    zyme im Blattgrünkörperchen sind an Fettstoffe gebunden und des- 
    halb zeigt sich auch im Gras und in jedem grünen Blatt ein ge- 
    wisser Fettgehalt. Eine bedeutende Ansammlung von ölen und Fetten 
    finden wir in den Samenkörnern der Pflanzen, denn die Entwicklung 
    einer Keimanlage ohne öl- und Fettstoffe ist undenkbar. Der Gehalt 
    an ölen und Fetten der einzelnen ölliefernden Pflanzen ist recht 
    bedeutend. Leinsaat, Raps, Palmkerne, Erdnuß, Mohn und andere 
    Saaten enthalten schmackhafte öle, die ausschließlich für die mensch- 
    liche Ernährung in Frage kommen, und noch dazu viel billiger sind 
    als tierische Fette. Dazu kommen noch die geschätzten öle aus der 
    Frucht des Olivenbaumes und die Fettstoffe aus der Kokosnuß und 
    aus den verschiedenen Arten der Nüsse und des Schalenobstes. 
    
    Die öle und Fettstoffe in der pflanzlichen Nahrung finden sich dort 
    
    
    10 Sommer, Ernährung 
    
    
    145 
    
    
    in feinster Verteilung in der Masse des Samenkornes eingebaut. Durch 
    intensives Kauen und Einspeicheln werden sie aus ihrer organischen 
    Bindung gelöst und in eine feine Emulsion verwandelt. Im Magen 
    wird diese Emulgierung noch vervollständigt und die Ölstoffe gelan- 
    gen in dieser Form als mikroskopisch feinste Tröpfchen durch den 
    Pförtner in den Zwölffingerdarm. Hier kommen sie nun in engste 
    Berührung mit den alkalischen Gallen- und Bauchspeicheldrüsen- 
    säften. Diese bewirken eine Verseifung der feinstofflich gelösten öl- 
    und Fettstoffe. 
    
    Verstehen wir es richtig: Alle öl- und Fettstoffe in der Nahrung 
    müssen durch die Galle und durch gewisse Stoffe der Bauchspeichel- 
    drüsen verseift werden. Zu Seifenwasser verarbeitet gelangen sie 
    dann in den Dünndarm. Hier erhält die Kalorientheorie ihren zwei- 
    ten Stoß. Hat schon je ein Mensch gehört, daß Seifenwasser als Kraft- 
    stoff verwendet wird? 
    
    Diese im Zwölffingerdarm aus der Verseifung der öl- und Fett- 
    stoffe durch die Galle und gewisse Säfte aus der Bauchspeichel- 
    drüse entstehenden Seifenwässer werden als solche im Dünndarm 
    durch die Ausstrahlungen der Darmzotten des sogenannten Zottel- 
    systems, eines besonderen saftführenden Gefäßsystems, nieder- 
    geschlagen. Sie lagern sich nun wie die Mineralstoffe der Erde beim 
    Saugwürzelchen des Pflanzenwuchses um die einzelnen Zottelchen 
    herum und bewirken dessen Wachstum. Sie werden so ein Teil des 
    menschlichen Körpers und lösen sich nach innen als nunmehr 
    menschliche Säfte wieder auf. Sie sammeln sich im Brustsaftgang. 
    Die als Seifenwässer niedergeschlagenen öl- und Fettstoffe bilden 
    von nun an die Grundlage der mehr oder minder festen mineral- 
    haltigen Laugen, die eine vielfältige Verwendung beim Aufbau der 
    Muskelfasermasse, der Hirnhaut, der Hirn- und Nervenmasse, der 
    Hautstoffe und vor allem der Knochen und Sehnen finden. Ehe sie 
    aber derart im Körper zur Verarbeitung kommen, werden sie vom 
    Zottelgewebe des Dünndarmes über den Brustsaftgang in die obere 
    Hohlvene geleitet. Die alkalischen Laugen und Seifenwässer mischen 
    sich hier mit den vom Gehirn zum Herzen zurückkehrenden Teilen 
    des Venensaftes und den in der Leber neu gebildeten Blutgrundlagen 
    und gehen mit diesen zum Herzen und von dort in die Lungen. 
    
    In den Lungen geht nun ein anderes Lebenswun- 
    der vorsich. Im Vorgang der Atmung verwandeln sie sich unter 
    dem Einfluß der Bestandteile der Luft, des Sauerstoffs, des Stick- 
    stoffs und der sonstigen feinen Beimischungen, in die Bestandteile 
    der Gehirn- und Nervenmasse, die uns als Lezithine, Lipoide usw. 
    bekannt sind. Welche Wandlungen dabei vor sich gehen und wie wir 
    uns diese Vorgänge vorzustellen haben, das hat noch keines Menschen 
    Auge wahrgenommen. Etwas Ähnliches spielt sich im Pflanzenleben 
    bei der Entstehung der öl- und Fettstoffe und der samenbildenden 
    Keimstoffe in der Blüte und der reifenden Frucht ab, die auch noch 
    
    
    146 
    
    
    keines Menschen Auge wahrgenommen oder erforscht hat. Es ist 
    ein Wunder vor unseren Augen. 
    
    Wenn wir uns diese eigentliche Bestimmung der öl- und Fett- 
    stoffe der Nahrung vor Augen halten, dann erkennen wir die 
    Wichtigkeit dieser Nahrungsbestandteile, aber wir erkennen auch, 
    wie unsinnig es ist, sie nach der Art der Kalorientheorie bei der 
    Wärmeentwicklung bewerten zu wollen. Wenn nun die öl- und 
    Fettstoffe in der Nahrung nicht zur Kraft- und Wärmeentwicklung, 
    also nicht zum Unterhalt der Lebensäußerungen Verwendung finden 
    können, dann müssen wir uns doch fragen, welchem Zweck dienen 
    sie dann. Da nun der Mensch nichts erfinden oder erforschen kann, 
    was nicht schon in seinem Körper wirksam wurde, so müssen wir 
    uns einmal umsehen, wozu die verseiften öl- und Fettlaugen in der 
    Technik Verwendung finden. Da finden wir sie zuerst bei der täg- 
    lichen Reinigung oder bei der großen Wäsche als schmutzlösende 
    Seifen. Die Verwendung kennt jeder Mensch und jede Hausfrau. 
    Dabei erkennen wir, daß es verschiedene Seifen gibt, je nachdem, 
    welcher alkalische Grundstoff zur Herstellung genommen wurde. 
    Kaliumseifen z. B. sind mehr oder weniger leicht im Wasser löslich. 
    Es sind die weichen Schmierseifen. Die Natriumseifen sind in sich 
    fester. Durch Natriumzusatz zu den Kaliumseifen werden die Hand- 
    seifen gewonnen. Seifen aus Kalkstoffen aber sind wasserunlöslich 
    und werden hart wie Knochen. Damit haben wir einen Fingerzeig 
    zur Lösung der Frage, warum die öle und Fette im Körper verseift 
    werden. Die entstandenen Seifen dienen zum Aufbau der Körper- 
    gewebe, der einzelnen Zellgewebe in den verschiedenen Arten, aus 
    denen sich der ganze Körper aufbaut und in dem sich die einzelnen 
    Lebensvorgänge abspielen sollen. 
    
    Die mit Hilfe von Kaliumlaugen gewonnenen Seifen dienen in der 
    Technik nicht nur als schmutzlösende Mittel, sondern in viel um- 
    fangreicherem Maße als Gleit- und Schmiermittel. Es könnte z. B. 
    kein einziges Schiff, weder groß noch klein, vom Stapel laufen, 
    wenn die Gleitschienen nicht mit entsprechenden Mengen von 
    Schmierseifen eingefettet worden wären. Schauen wir uns die 
    Gelenke von Mensch und Tier an, so finden wir, daß zwischen 
    Gelenkpfanne und Gelenkkugel eine Gleitschicht eingelagert ist, die 
    überhaupt erst die Beweglichkeit der Gelenke ermöglicht. Diese 
    Gleitschicht ist aufgebaut aus verseiften Fetten unter Zusatz von 
    Stickstoff, um die Masse körpereigen zu machen und ihr eine ge- 
    wisse Festigkeit zu verleihen unter gleichzeitiger Aufhebung des 
    technischen Seifencharakters. 
    
    Die kaliumhaltigen Seifen sind in ihrem Gefüge weicher und 
    leichter löslich, d. h. leicht veränderlich. Kaliumlauge ist deshalb 
    zum Bau der Organe des Körpers nicht geeignet, aber sie erfüllen 
    wegen ihrer leichten Wandelbarkeit andere Zwecke im Blut und in 
    
    
    147 
    
    
    den Säften. Sie binden z. B. Stoffwechselsäuren sehr leicht und 
    neutralisieren dadurch die gesamten Stoffwechselabfallstoffe. 
    
    Natriumseifen sind fester. Deshalb baut sich der Körper aus 
    Natriumlaugenseifen durch Zusatz von Stickstoffverbindungen die 
    dehnbaren quellfähigen Muskelfaserstoffe auf und bildet aus ihnen 
    in ähnlicher Weise die Hautstoffe und alles, was aus der Haut wächst 
    oder der Hautstoffe bedarf. Sie bilden durch Einbau von Stickstoff 
    in ihr inneres Gefüge die eiweißhaltigen Quellstoffe der Muskelfaser 
    und der Sehnen und Knorpelmasse sowie auch die der Hautstoffe. 
    Aber Kalium- und Natriumseifenlaugen finden sich niemals ^allein, 
    sondern ergänzen sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit in den 
    Säften des Körpers und dem Aufbau der Gewebe. 
    
    Wie schon erwähnt, sind die Kalkseifen wasserunlöslich. Sie bilden 
    deshalb die Grundlage der Knochen. Auch sie wachsen durch Ein- 
    fügung von Stickstoff zu großen molekularen Gebilden im Körper 
    in engstem Zusammenspiel der verschiedensten Lebensvorgänge bei 
    der Bildung der Nerven- und Gehirnmasse unter Abscheidung der 
    Knochenmasse und der darin eingelagerten Leimstoffe. 
    
    Die Grundlage der gesamten Muskel-, Knochen- und Organmassen 
    mit allen verbindenden Teilen beruht auf der Umbildung und Ver- 
    seifung der öl- und Fettstoffe mit alkalischen Natrium-, Kalium- 
    oder Kalklaugen, die wir mit unserer täglichen Nahrung zu uns 
    nehmen. Aus dieser Tatsache erhellt zum ersten die außerordentliche 
    Wichtigkeit der öle und Fette in unserer täglichen Nahrung. Aber 
    wir ersehen daraus ebenso eindringlich die Notwendigkeit, von nur 
    solchen Ölen und Fetten zu leben, die der fein organisierte Mensch 
    auch einwandfrei verarbeiten und verseifen kann. Grundbedingung 
    dabei ist, daß alle als Nahrung dienenden öl- und Fettstoffe aus der 
    Pflanzenwelt entnommen sind und sich in dem Zustand befinden, 
    in dem sie die Pflanze uns zur Nahrung bietet. Schon die Aus- 
    pressung aus dem gewachsenen Verband und die Darstellung als 
    reines öl ist unzweckmäßig und nicht naturgegeben. Bei der Lage- 
    rung z. B. ist ein leichtes Ranzigwerden nicht zu vermeiden. Ranzige 
    Ölstoffe aber wirken durch ihren Gehalt an freier Fettsäure wie jede 
    andere fressende Säure im Organismus und wirken deshalb milde 
    gesagt unbekömmlich, da ja die freie Fettsäure durch Mineralstoffe 
    abgebunden werden muß, die dann dem Körperaufbau verloren 
    gehen. Jede weitere Verarbeitung aber wie Raffinieren, Bleichen, 
    Verhärten ist gesundheitsschädlich. Was daraus entstehen kann, 
    werden wir im 2. Teil unter „Ernährungskrankheiten“ erfahren. Der 
    Genuß von Speisefetten aber, die durch chemische Verfahren irgend- 
    einer Art gewonnen wurden, ist für jeden unmöglich, der Wert 
    darauf legt, sich gesund zu ernähren und sich gesund zu erhalten. 
    Hat man noch niemals bedacht, daß die durch solche Kunstverfahren 
    gewonnenen öle und Fette die Ursache schwerer und schwerster, ja 
    unheilbarer Krankheitszustände sein können, deren Ursachen zu er- 
    
    
    148 
    
    
    gründen bisher nicht möglich war?! Vielleicht war man bisher nur 
    auf falscher Fährte. Wie aber denkt man sich die Entstehung von 
    Gallensteinen, die doch nur zu früh entstandene Verseifung von 
    harten Seifen in der Gallenblase sind, in die bei landesüblicher Er- 
    nährung unverseifte, aber verseifbare Fette hineingelangten. 
    
    Am wirkungsvollsten sind die pflanzlichen öl- und Fettstoffe 
    in unserer täglichen Nahrung, wenn sie als ganzes Ölsaatkorn oder 
    als Nußkern gegessen oder eben vorm Essen frisch gemahlen und 
    zerkleinert mit der übrigen Nahrung im Munde gründlich zerkaut 
    und durchspeichelt in den Magen gelangen, wo sie dann umso leichter 
    emulgiert werden können. Derart gegessen sind sie in noch frischem, 
    lebensvollem Zustand, durch Feuershitze nicht verhärtet, noch im 
    feinstofflichen atomischen Aufbau des organischen Lebensgefüges 
    und daher äußerst leicht wandlungsfähig. Man spürt sie beim Genuß 
    kaum und während der Verdauung gar nicht. Gekochte, gebackene 
    oder chemisch gereinigte öle oder durch Kunstverfahren hergestellte 
    Fette aber bilden gar zu leicht die Ursache schwerer Magenverstim- 
    mungen und schwerer Schädigungen im stofflichen Aufbau des 
    Körpers. 
    
    Wir erkennen aus diesen Zusammenhängen aber auch, wie äußerst 
    wichtig der Gehalt an bekömmlichen öl- und Fettstoffen in der 
    Nahrung ist. Enthält die Nahrung so gut wie kein Fett und ist kein 
    Ölgehalt vorhanden, dann kann sich die Gehirn- und Nervenmasse 
    nicht mehr ergänzen und erneuern. Nachlassen der Denkfähigkeit, 
    Gedächtnisschwund und ähnliches, sind die ersten Anzeichen des 
    Fehlens von gesundheitlich bekömmlichen Ölstoffen in der Nahrung. 
    Es folgen die Unmöglichkeit der Erneuerung der Muskel- und Organ- 
    gewebe und damit Muskelschwund und Muskelerschlaffung. Mit 
    beiden zusammen geht die Unmöglichkeit der ordnungsmäßigen Er- 
    setzung der Knochen und deren Neubildung und daraus entwickelt 
    sich dann in jungen Jahren Knochenerweichung und im Alter 
    Brüchigwerden der Knochen und schließlich in ganz schweren Fällen 
    völliger körperlicher Zusammenbruch. 
    
    Damit kommen wir zu den von den Menschen am meisten ge- 
    schätzten und am höchsten gewerteten Bestandteil der landesüblichen 
    Ernährung, nämlich den vom Tier stammenden eiweißreichen Genuß- 
    mitteln als da sind: Fleisch- und Wurst waren aller Art, Fischen und 
    aus Fischen hergestellten Genußmitteln und Speisegemischen und all 
    den anderen vom Tier stammenden begehrten Genußmitteln, die wie 
    Milch, Eier, Käse und daraus gewonnene Erzeugnisse heute nicht 
    mehr aus der Ernährung der Kulturvölker hinwegzudenken sind. 
    Sie bilden auch in Asien, Afrika und Amerika unter den Eingebore- 
    nen begehrte Genußmittel. Überall auf dem Erdenrunde sind die 
    Menschen nicht nur dem Wahn verfallen, Lebensmittel für den 
    Menschen erst dann als bekömmliche Speisen anzusehen, wenn sie 
    gekocht, gebacken oder gebraten sind, sondern man ist überall und 
    
    
    149 
    
    
    unter allen Völkern auch dem Wahn verfallen, daß vom Tier stam- 
    mende Genußmittel für den Menschen und seine Ernährung uner- 
    läßlich sind. Ja, auch die wissenschaftliche Erforschung der Ernäh- 
    rung des Menschen konnte sich seit der Zeit der ersten Erforschung 
    des menschlichen Körpers und seiner Ernährung zu Beginn der 
    chemischen Forschung unter Liebig, Voit und Rubner bis nach dem 
    ersten Weltkrieg diesen Wahnvorstellungen nicht entziehen. Sie be- 
    stärkte ihn eher unter dem Gesichtspunkt, daß der menschliche 
    Körper und seine Gewebe außer aus Wasser zum großen Teil nur 
    aus Eiweißstoffen besteht, wie sie im tierischen Körper typisch sind. 
    Sie waren dem Wahn verfallen, daß Fettstoffe im Körper nur aus 
    zugeführten Fetten und Eiweißstoffe nur aus Eiweißstoffen ähnlicher 
    Art gebildet werden könnten. Diese Ansicht und Forschungsvoraus- 
    setzung hat inzwischen sehr schwere Angriffe und Widerlegungen 
    erfahren, die bisher jedoch weder allgemein bekannt wurden, noch 
    festen Fuß fassen konnten. Weil nun die wirklichen Vorgänge im 
    menschlichen Körper bei der Nahrungs Verarbeitung und dem Einbau 
    der mit der Nahrung zugeführten Stoffe nicht bekannt sind, und 
    deshalb auch dem Volke nicht näher gebracht werden konnten, 
    deshalb mußte das deutsche Volk und das halbe Europa an Hunger 
    und an Entbehrungen fast zu Grunde gehen in den schweren Kriegs- 
    und Nachkriegszeiten. Wäre es bekannt, daß alle vom Tier stammen- 
    den Erzeugnisse ohne Ausnahme im menschlichen Körper wie 
    schwere Gifte wirken und der Mensch viel leichter leben und sich 
    gesunder ernähren könnte ohne diese verderblichen Genußmittel, die 
    Not im Volke wäre mit einem Schlage gebannt. Uber den Magen der 
    Schlachttiere gehen über 85 %, ja bis 90 % aller erzeugten Nahrungs- 
    mittel für die menschliche Ernährung verloren, weil sie als Vieh- 
    futter Verwendung fanden. Ohne den Umweg über das Tier und bei 
    entsprechendem Anbau nur für den Menschen bestimmter pflanz- 
    licher Nahrung könnten auf deutschem Boden mindestens 3 bis 4 mal 
    mehr Menschen aus eigener Erzeugung satt werden , nicht nur aus- 
    reichend ernährt t sondern direkt überfüttert werden , als heute unter 
    der wahnsinnigen Voraussetzung der Notwendigkeit der vom Tier 
    stammenden Genußmittel , die den Menschen doch nur krank machen. 
    
    Um diese Tatsache klar zu stellen, müssen wir schon Gehörtes 
    wiederholen und zeigen, welchen Weg diese Teile unserer Mahlzeit 
    nehmen. Die Eiweißstoffe oder Proteinkörper im Lebensvorgang der 
    Tiere werden ohne Verzehren von Fleisch oder irgendwelcher 
    tierischen Eiweißstoffe gebildet. Die Lebenskraft geht eben andere 
    Wege bei der Bildung der körpereigenen Stoffe, als es die Chemie 
    bisher wahr haben wollte. Fest steht jedenfalls: Die gesamte sich von 
    Pflanzen ernährende Tierwelt erhält sich gesund und lebensfähig, 
    ohne tierischer Eiweißstoffe zu bedürfen. Ja, es steht fest, daß zwangs- 
    weise zugeführte vom Tier stammende Nahrung bei Weidetieren 
    schwere Krankheitserscheinungen und frühen Tod zur Folge hat. 
    
    
    150 
    
    
    nachdem vorher schlimme Störungen im Charakter der betreffenden 
    Tiere eingetreten sind. Aber den daraus zu folgernden Schluß, auch 
    der Mensch wird vom Fleischessen krank unter Änderung seines 
    Charakters, wie von den vegetarisch lebenden Menschen schon immer 
    behauptet wurde, hat der landesüblich lebende Mensch in seinem 
    Wahn nie wahrhaben wollen und bisher nicht begreifen können. 
    
    Man lese in diesem Zusammenhang die Schriften von Pythagoras, 
    Plutarch, Franz von Assissi, Chrysostomos und die Schriften der 
    Vorkämpfer des Vegetarismus. Der Vorwand, die Raubtiere nähren 
    sich doch nur vom Fleisch anderer Tiere und in der Natur frißt eine 
    Tierart eine andere, ist an sich nicht stichhaltig. Der Magen-Darm- 
    kanal der Raubtiere und der Greifvögel ist entsprechend ihrer Er- 
    nährungsart ganz anders gebaut als der des Menschen. 
    
    Wenn wir klar sehen wollen, müssen wir uns zuerst über den 
    Unterschied zwischen den beiden Tierarten, den Raubtieren und den 
    Weidetieren, in Bezug auf den Weg der Nahrung klar werden. Bei 
    den Pflanzenfressern geht die Nahrung ungefähr den gleichen Weg 
    wie beim Menschen, nur daß die Wiederkäuer als ursprünglich in 
    Gebirgsgegenden lebende Tiere einen Doppelmagen besitzen. In dem 
    einen werden die oft sehr harten Gebirgskräuter vorgeweicht und 
    dann nach nochmaligem Kauen erst im zweiten richtig verarbeitet. 
    Zur Aufspaltung und Zerreißung der festen Pflanzenfaser, der Zellu- 
    lose, haben sie alle wie der Mensch einen sehr langen Wurmfortsatz 
    des Blinddarmes, der die nötigen Katalysatoren zur Einleitung der 
    Zersetzung der Zellulose im Dickdarm erzeugt. Da die Gras- und 
    Kräuternahrung der freilebenden Weidetiere nur geringe Mengen 
    unvollständiger Eiweißstoffe in den Blattgrünkörperchen besitzt, so 
    bilden sich im Körper entsprechend nur die Mengen an Harnstoff 
    und Harnsäure, die aus dem Verfall der körpereigenen Gewebe bei 
    den Stoffwechselvorgängen entstehen und mit denen die Nieren und 
    die Ausscheidungsorgane sehr leicht fertig werden. Ganz anders ge- 
    artet sind die Raubtiere. Diese müssen versuchen, auf Umwegen von 
    den zuckerhaltigen Kraftstoffen im Fleisch und im Körper der Tiere 
    zu leben, die sie zu sich nehmen. Dabei ist zu beachten, mit dem 
    Tode des Tieres geht der Kadaver und alle seine Teile mit allen 
    Organen sofort in Verwesung über und diese ist durch nichts aufzu- 
    halten. Sie kann höchstens durch Kälteeinwirkung verzögert aber 
    nicht aufgehalten werden. Bei der Zersetzung der Fleischbasen, die 
    aus Xantin-, Creatinin- oder Purinstoffen bestehen, bilden sich aus 
    diesen nicht wie im Lebensvorgang Harnstoff, Harnsäure und Oxal- 
    säure, sondern die bekannten schweren Leichengifte. Haben sich 
    solche im Kadaver der Schlachttiere oder der Fische gebildet, dann 
    wird das Genossene im Menschen schwere, oft tödlich verlaufende 
    Krankheitserscheinungen zeitigen, im Raubtier jedoch nicht, da sehen 
    wir den Unterschied ganz augenfällig. Doch verfolgen wir den Weg 
    des Fleisches im Magen des Raubtieres. 
    
    
    151 
    
    
    Das Raubtier besitzt keine eigentlichen Mahlzähne, sondern nur 
    dreikantige Schneide- und Backenzähne und spitze lange Reißzähne. 
    Mit solchen Zähnen ist es dem Tiere überhaupt nicht möglich, Gras 
    oder Kräuter abzubeißen oder abzureißen. Es kann solche gewachsene 
    Nahrung nicht mit den Zähnen festhalten oder gar zerkauen. Aber 
    um so besser ist ein derartiges Gebiß geeignet, Fleisch zu zerreißen 
    oder Knochen zu zermalmen. Doch kann das Raubtier auch Fleisch- 
    teile nicht kauen, sondern muß die abgerissenen Fleischfetzen in 
    mehr oder weniger großen Stücken herunterschlingen. Auch der 
    Raubvogel kaut nicht, sondern schlingt. Der Magen des Raubtieres 
    aber erzeugt im Gegensatz zum Pflanzenfresser so starke Fleisch- 
    und Eiweißstoffe lösende Säfte, eine so starke Pepsin-Salzsäure- 
    mischung, daß nicht nur Fleischstücke, sondern auch Knochen mühe- 
    los aufgelöst und restlos verflüssigt werden. Die Fleischteile werden 
    dabei in zwei große Gruppen zerlegt. In der einen Gruppe ist nach 
    der Auflösung kein Stickstoff vorhanden, während die andere als 
    sehr stickstoffreich erkannt ist. Bei der Auflösung wurde das Fleisch 
    in stickstoffreiche Zuckerstoffe und in den stickstoffhaltigen großen 
    Rest der Aminosäuregebilde zerlegt. Die Zuckerstoffe werden nun 
    genau wie die Zuckerstoffe in der Nahrung der Pflanzenfresser vom 
    Pfortaderblutstamm aufgenommen und der Leber des Tieres zuge- 
    führt und nehmen nun den Weg durch das Herz zu den Lungen, wo 
    sie mit den anderen Blutgrundlagen in gutes rotes Lungenblut 
    gewandelt werden. 
    
    Der stickstoffhaltige Teil wandelt sich, wie gesagt, in Aminosäure- 
    gruppen um. Diese haben säureartigen Charakter. Es sind fressende 
    Säurebildner, die beim Verbleiben im Körper sich sehr schädigend 
    auswirken, wenn sie nicht schnellstens abgebunden werden. Das 
    geschieht durch die in jeder Nahrung reichlich vorhandenen Kalium- 
    und Natriumstoffe, die auch in der tierischen Nahrung, besonders 
    im Blut, reichlich vorhanden sind. Aus diesen Aminosäuren werden 
    daher im Dünndarm sofort nach ihrer Entstehung mit den alkalischen 
    Grundstoffen im Blut Harnstoff bzw. Harnsäure gebildet. Diese 
    können nicht im Körper verbleiben, sondern müssen schnellstens 
    ausgeschieden werden. Sie werden sofort nach ihrer Entstehung im 
    Wege der Osmose, der Zellwanddurchdringung, in das Bauchwasser 
    hinübergeleitet und gehen von dort durch das Nierenfett in die 
    Nieren, um von diesen als Harn ausgeschieden zu werden. Außer 
    diesen zusätzlichen harnbildenden Stoffen aus der Nahrung bildet 
    der Körper des Raubtieres auch noch die normalen Stoffwechselreste 
    bei der Auflösung der körpereigenen Eiweißstoffe aus den Muskeln 
    und den Organen, die normaler Weise sowieso ausgeschieden werden 
    müssen. Die doppelte Entstehung von Harnstoff und Harnsäure im 
    Körper des Raubtieres verwandelt sich in große Mengen Harnstoff 
    und Harnsäure, die ständig in Lösung gehalten werden müssen. Das 
    bedingt wiederum eine entsprechend hohe Körperwärme, die um ein 
    
    
    152 
    
    
    geringes höher sein muß als beim Weidetier. Eine Abkühlung des 
    Raubtieres unter seine Normalkörperwärme aber würde sehr ver- 
    derbliche Folgen haben. Bei Abkühlung würde die freischwebende 
    kolloidale Harnsäure in den Säften und Geweben sofort kristallisie- 
    ren und schwere rheumatische Störungen mit großen Schmerzen 
    verursachen. Um das zu verhindern, ist der Körper des Raubtieres 
    mit einer Haut versehen, die einen Schweißausbruch unmöglich 
    macht im Gegensatz zum Weidetier. Dieses wird bei körperlicher 
    Anstrengung in Schweiß geraten und dabei stark abkühlen, ohne 
    irgendeinen Schaden zu erleiden. Ein in Schweiß geratendes Raubtier 
    würde sehr bald sehr schmerzhafte und deformierende Rheuma- 
    erscheinungen zeigen und wegen der dadurch geminderten Schnellig- 
    keit und Gelenkigkeit bald Hungers sterben müssen. 
    
    Würde der Mensch nun, der sich als Fleischfresser so gern auf das 
    Beispiel des Raubtieres bezieht, so starke Magensäfte besitzen, daß 
    er mühelos und restlos alle Fleischspeisen, alle Milch- und Eierspeisen 
    und vor allem alle Fischgerichte so zerlegen könnte wie das Raub- 
    tier, dann müßte er auch eine dem Raubtier entsprechende Haut- 
    ausbildung besitzen, um den Folgen der erhöhten Harnstoff- und 
    Harnsäurebildung durch die aufgenommenen tierischen Genußmittel 
    in Form von Rheumaerkrankungen zu entgehen. Die sich nie ver- 
    ringernde Zahl von Rheuma- und Gichtkranken und die vielen Nie- 
    ren- und Blasenleiden aber beweisen uns im Gegenteil: Der Körper 
    des Menschen ist bei Verzehr von tierischen Genußmitteln den glei- 
    chen Gefahren ausgesetzt wie das Raubtier, aber er ist in der ganzen 
    Organisation seiner Haut und seiner Organe nicht für den Verzehr 
    dieser Genußmittel eingerichtet. Infolgedessen entwickeln sich in sei- 
    nem Körper all die Krankheiten und Gebrechen, die das Erbe einer 
    schlechtberatenen und unwissenden Menschheit sind. 
    
    Der Gang der Entwicklung rheumatischer Krankheiten und Be- 
    schwerden zeigt uns: Vom Tier oder vom Fisch stammende Erzeug- 
    nisse irgendwelcher Art können niemals zur Ernährung des Menschen 
    beitragen, ja, ausschließliche Fleischnahrung tötet gewissermaßen einen 
    Menschen schneller, als es vollständige Enthaltung von Nahrung tun 
    würde. Der geringe Teil dieser Genußmittel, der im Körper noch als 
    Zuckerstoffe nutzbar werden kann, ist so geringfügig, daß er fast 
    ganz vernachlässigt werden kann. Die Tatsache aber, daß sich viele 
    nach einem guten Fleischgericht so schön satt fühlen, beweist nur 
    folgendes: Sie haben ihren Magen etwas zugemutet, was ihm Be- 
    schwerden macht und mit dem er nicht fertig wird. Die verzweifelte 
    Anstrengung des Körpers trotz allem zu versuchen, mit dem Zeugs 
    im Magen fertig zu werden und es wenigstens annähernd unschädlich 
    zu machen, erzeugt das Völligkeitsgefühl und das lähmende Sattsein. 
    Dieses sucht man dann mit Anregungsmitteln in Form von Kaffee, 
    alkoholischen Getränken usw. zu überwinden. Fleisch, Fisch und vom 
    Tier stammende Erzeugnisse aber kalorienmäßig erfassen zu wollen, 
    
    
    153 
    
    
    ist nach dem geistigen Erfassen dieser Ausführungen wohl kaum 
    noch möglich. Leider aber gilt auch für den heutigen überklugen, 
    technisch so weit fortgeschrittenen Menschen das ewige Wahr wort: 
    Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie zuerst mit 
    Blindheit. 
    
    Wenn uns die Krankheiten zeugende Wirkung aller vom Tier stam- 
    menden Speisen im menschlichen Körper erst klar geworden ist, dann 
    könnte man auch auf den Gedanken kommen, auch die Eiweißstoffe 
    in den Pflanzen, die Proteine der Keimanlagen in den Samenkörnern, 
    den Nüssen usw. könnten von Schaden sein. Da muß in diesem Zu- 
    sammenhang auf den grundlegenden Unterschied zwischen den Eiweiß- 
    stoffen im Tierfleisch und vom Tier stammenden Produkten und den 
    in den Keimanlagen der Pflanzen vorhandenen hingewiesen werden. 
    Legen wir Fleisch vom Kadaver eines Tieres in Wasser, dann löst sich 
    das Fleisch und verfärbt sich. Die Lösung in warmes Wasser be- 
    günstigt die Zersetzung und Fäulnis. Legen wir dagegen ein Samen- 
    korn oder eine Nuß in Wasser und erwärmen es leicht, dann wandelt 
    sich die Keimanlage sehr bald und aus der Ansammlung von ölen, 
    Proteinen und Zuckerstoffen bildet sich in kurzer Zeit der lebens- 
    volle Keim. Aus diesem wächst die erste Wurzelbildung und das 
    Keimblättchen hervor. Mit anderen Worten ausgedrückt, heißt das: 
    Das Fleisch befindet sich im Vorgang der Auflösung und Verwesung, 
    es vergeht. Die Proteine und Eiweißstoffe im Samenkorn aber sind 
    zum Bersten gefüllt mit Lebenskräften aller Art, und treiben zum 
    Leben. Das vom Tier Stimmende leitet dementsprechend im mensch- 
    lichen Körper als Grabstätte von faulenden Leichenteilen mit allen 
    möglichen Krankheitserscheinungen frühen Tod und Verwesung ein. 
    Das Pflanzliche aber erfüllt uns mit lebendigen Spannkräften und 
    hilft uns, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Außerdem sind in den 
    Keimanlagen der Pflanzen, in ihren Samen und in den Nüssen noch 
    hochwertige Wirkstoffe, Enzyme und pflanzliche Hormone in unüber- 
    troffener Wirksamkeit vorhanden. Diese kann der menschliche Kör- 
    per ohne Schaden zu nehmen nicht entbehren, das wurde schon ein- 
    gehend gezeigt und erläutert. 
    
    Die eingehende Erläuterung der bei der Umwandlung derartiger 
    pflanzlicher Proteine zusammen mit den Keimanlagen und im Nuß- 
    fleisch vorhandenen Ölstoffen würde im Bezug auf die Ölstoffe schon 
    Gesagtes nur wiederholen. Die Verarbeitung der Eiweißstoffe in ihnen 
    aber geht ganz andere Wege als die der Eiweißstoffe im Fleisch. Wir 
    sahen, daß die ruhenden Keimanlagen unter der Einwirkung von 
    Wasser und Wärme das Lebenswunder des Pflanzenwachstums zeiti- 
    
    
    154 
    
    
    gen durch entsprechende Umwandlung und Ergänzung ihrer unvoll- 
    ständigen Teile zu den Stoffen, die zur Entwicklung von Wurzel und 
    Blattanlage notwendig sind. Ist das Folgende so schwer zu begreifen: 
    Die Umwandlung der unvollständigen pflanzlichen Proteine oder 
    Eiweißstoffe erfolgt nicht durch Aufspaltung wie beim tierischen 
    Eiweiß, sondern durch entsprechende Ergänzung, durch welche die 
    unvollständigen öl- und Fettstoffe in leicht verseifbare verwandelt 
    und die unvollständigen Eiweiße in solche Gebilde umgewandelt wer- 
    den, die im Körper als Grundlagen für Gehirn- und Nervenmasse 
    dienen können. Wie diese Verwandlung vor sich geht und wie die 
    Umwandlung der Blattgrünkörperchen im menschlichen Körper zu 
    Blutgrundlagen stattfindet, das können wir wohl ahnen, aber nicht 
    nachweisen. Bedingung für diese Umwandlungsvorgänge der Keim- 
    anlagen in den Samen der Pflanze und den Nüssen ist die Erhaltung 
    der Lebenskraft in ihnen ohne Zerstörung derselben durch Feuershitze 
    bei der Zubereitung. Gekochte, reife Erbsen und Bohnen, gekochte, 
    gebackene oder geröstete Nüsse und Samenkörner können nicht mehr 
    wie die voll lebenskräftigen und keimfähigen in Lebensgrundlagen 
    für den Menschen umgewandelt werden, sondern müssen in ähnlichen 
    Vorgängen wie bei der Verdauung des tierischen Eiweißes durch die 
    Salzsäure-Pepsinmischung im Magen gelöst und gespalten werden in 
    stickstofffreie Zuckerstoffe und in stickstoffhaltige Reststoffe, die 
    wiederum zur Überlastung des Körpers und der Nieren mit Harn- 
    säure und Harnstoff führen und dadurch Krankheiten hervorrufen. 
    
    Nun findet sich in jeder pflanzlichen Nahrung noch eine andere 
    Gruppe von Stoffen, nämlich die Fruchtsäure in den Früchten und die 
    Pflanzensäure im grünen Blatt. Ihrem Charakter nach sind sie prak- 
    tisch gleichzusetzen, sie unterscheiden sich nicht wesentlich vonein- 
    ander. Man nennt die einen Fruchtsäuren und die anderen gehören 
    zur Gruppe der Oxalsäuren. Wenn die Fruchtsäure der Früchte und 
    die Oxalsäure der Gemüse in den Magen gelangen, so werden diese 
    nicht aufgelöst, sondern durch bestimmte Lebensvorgänge wird diesen 
    Säuren noch mehr Sauerstoff zugeführt, d. h. sie werden weiter oxy- 
    diert. Sie wandeln sich dabei zu vollständigem Zucker um. Bei diesem 
    Vorgang geben sie die Mineralstoffe und erdigen Grundstoffe, die 
    jeweils an sie gebunden sind, frei. Es ist das der Grund, warum auch 
    saure Äpfel und die saure Zitrone im gesunden Magen nicht als Säure 
    wirken. Durch den Umwandlungsvorgang, der durch Hinzufügen der 
    entsprechenden Ergänzungen und Ausfällen der Mineralstoffe die 
    Pflanzensäure verändert, wird der Speisebrei im Magen alkalisch und 
    süß. Die an die Säure gebundenen freiwerdenden Mineralstoffe ge- 
    hen dann, so weit sie für das betreffende Organ in Frage kommen, 
    in die Bauchspeicheldrüse über, von wo sie dann den schon früher 
    beschriebenen Weg in den Körper nehmen. 
    
    Von diesem Vorgang jedoch machen die Kalk- und Magnesiastoffe 
    der Zellulose eine Ausnahme. Diese werden nicht zum Aufbau der 
    
    
    155 
    
    
    Hautstoffe in der Milz benötigt und dürfen deshalb auch die Bauch- 
    speicheldrüse nicht passieren. Sie gehen mit dem Speisebrei durch 
    den Zwölffingerdarm weiter in den Dünndarm und gelangen schließ- 
    lich in den Dickdarm. Erst hier werden sie vorbereitet für die Auf- 
    nahme in den Körper in der schon erwähnten Weise über die Nieren. 
    Die Reste des Speisebreis gelangen in vollkommen verflüssigter Form 
    durch das Endstück des Dünndarmes, den sog. Leerdarm, wie durch 
    einen besonders gearteten Ventilschlauch in den Dickdarm. Während 
    die Speisen vom Augenblick des Verschluckens an und durch die sog. 
    peristaltische Bewegung des Schlundes, des Magens und des Darmes 
    fortbewegt werden, setzt im Dickdarm eine andere Bewegung ein, 
    die in der Hauptsache von seinen taschenartigen Ausbuchtungen aus- 
    geführt wird. Diese Taschen füllen sich mit dem vorbereiteten Speise- 
    brei und pressen ihn aus. Dieser Vorgang hat den Zweck, den dünn- 
    flüssigen Brei von der Flüssigkeit zu befreien und ihn einzudicken. 
    Das ausgepreßte Wasser, zusammen mit den benötigten feinstverteil- 
    ten Kalk- und Magnesiaverbindungen, wird nun in das dem Dick- 
    darm angelagerte Nierenfett hineingepreßt und wird von dort in die 
    Nieren selbst geleitet. Es findet hier, wie gezeigt, ein Vorgang statt, 
    der mit den Destillationsverfahren der modernen chemischen Indu- 
    strie zu vergleichen ist. 
    
    Die Nieren nehmen diese durch das Nierenfett hindurchgepreßten 
    und dort feinstofflich vorbereiteten Säfte auf, und nun setzt ein 
    Trennungs- und Wandlungs Vorgang eigener Art ein. Wir müssen da- 
    bei noch berücksichtigen, daß der aus dem Körper zurückkehrende 
    Venensaft, der die Reste des Blutes aus den Stoffwechselvorgängen 
    mit sich führt, sich in der Bauchhöhle verzweigt. Der noch brauchbare 
    Teil der Venensäfte geht im Venenblutstamm zur Leber, der Rest 
    verzweigt sich in ein sogenanntes Wundernetz, das den nicht vom 
    Nierenfett umgebenen Teil des Dickdarmes umschließt. Die 
    durch dieses Wundernetz in den Dickdarm hineingeleiteten für den 
    weiteren Stoffwechsel unbrauchbaren Reste werden nun — wenn sie 
    einen die Organe schädigenden Charakter haben — entweder mit 
    dem Kot ausgeschieden oder sie gehen mit den entsprechenden Säf- 
    ten in die Nieren und werden dann durch den Harngang und die 
    Harnblase aus dem Körper entfernt. 
    
    Wir haben damit in großen Zügen gesehen, wie die Bestandteile 
    der Nahrung ihre Verwendung und ihren Platz im Körper finden. 
    Wir müssen noch hinzufügen, daß neben dem arteriellen roten Blut- 
    stamm ein anderer gewaltiger Stamm den ganzen Körper und alle 
    seine Gewebe durchzieht. Es ist das der Nervenstamm, der vom Ge- 
    hirn und der Hirnhaut ausgeht und den ganzen Körper und alle 
    Organe umfaßt. 
    
    Es bildet sich nun im Lebensvorgang des Gehirns aus den vor- 
    erwähnten verschiedenartigen Säften dauernd neue Gehirn- und Ner- 
    venmasse. Diese wird dann kraft ihrer eigenen, stets neu entstehen- 
    
    
    156 
    
    
    den Spannungen durch die Nervenbahnen getrieben und in die fein- 
    sten Nerven Verästelungen hindurchgedrückt, bis sie in die letzten 
    Muskelgewebezellen gelangt. In der Mukelzelle trifft die phosphor- 
    haltige Nervenmasse mit dem gleichzeitig aus dem arteriellen Blut- 
    stamm sich dort hineinzwängenden roten Blut und seinem Gehalt an 
    Blutzucker und Sauerstof f zusammen. Im Vorgang der Mischung findet 
    die Wandlung der Kräfte statt, die von der Pflanze im Sonnenlicht 
    gesammelt wurden. 
    
    Die Blutsäfte sind schwefelhaltig, die Nervensäfte dagegen phos- 
    phorhaltig. Kommen Phosphor und Schwefel zusammen, so entsteht 
    eine Flamme. (Wir alle kennen diesen Vorgang vom Anstreichen des 
    schwefelhaltigen Zündholzes an der phosphorhaltigen Reibfläche der 
    Schachtel her.) Es entzündet sich im Zusammentreffen die austretende 
    phosphorhaltige Nervenmasse am Schwefelgehalt des roten Blutes in 
    den Muskelzellen. Es entsteht wie bei den mit Luft gemischten Ben- 
    zingasen im Explosionsmotor durch die Verbrennungs Vorgänge eine 
    gewaltige Luftspannung, die das Muskelpartikelchen dehnt, dadurch 
    eine Verkürzung des Muskels hervorruft und so die Muskelbewegung 
    ermöglicht. 
    
    Die Abgase, sofern sie nicht als Milchsäuren in den Muskeln ver- 
    bleiben, sammeln sich in Form von Wasser und Kohlensäure zusam- 
    men mit den Resten der noch im Blut und in den Nerven enthaltenen 
    Stoffe als Venensaft und werden in der vorbeschriebenen Weise ent- 
    weder im Körper wieder verwertet oder durch den Dickdarm aus- 
    geschieden, während bei schwerer Arbeit das bei dem Abbau der 
    Zuckerstoffe anfallende Wasser gleich durch die Haut als Schweiß 
    aus dem Körper entfernt werden muß. Auf diese Weise entsteht die 
    Muskelkraft und die Muskelarbeit. In anderer Art entsteht durch den 
    Stoffwechselvorgang aus dem Zusammenarbeiten des Blutes und der 
    Nerven die jeweils gewünschte Tätigkeit der Organe oder der Haut 
    oder was gerade für die Erhaltung des Körpers und seiner Lebens- 
    aufgabe wichtig ist. 
    
    Die Vorgänge bei der Entstehung der Gedankenkraft im Hirn sind 
    wohl ähnlicher Art, aber verwickelter und oft von mehr stürmischem 
    Charakter. Wir müssen bedenken, daß die Blutmassen, die direkt ins 
    Gehirn geführt werden, genau so groß sind wie die, die den ganzen 
    übrigen Körper und alle seine Organe speisen sollen. Wenn auch ein 
    Teil dieses Blutes zur Bildung der Nervenmasse benötigt wird, so 
    wird doch ein ganz erheblicher Teil bei der Gedanken- und Geistes- 
    arbeit in gedankliche Energie und Strahlkräfte umgesetzt. Durch 
    diese kann unter Umständen das ganze Weltall in neue Bahnen ge- 
    lenkt werden, wenn sie in natürlicher und lebensgesetzlicher Art die 
    bisherigen Lebensgewohnheiten der Menschen zu beeinflussen und 
    zu wandeln imstande sind. 
    
    
    157 
    
    
    
    Zweiter Teil 
    
    
    Ernährungskrankheiten 
    
    
    
    Einleitung 
    
    Solange sich der Mensch von der ihm von der Natur bestimmten 
    Nahrung, bestehend aus grünen Blattgemüsen, Wildkräutern aller Art, 
    Wurzelgemüsen und Gewürzkräutern zur Schmackhaftmachung, er- 
    gänzt durch Obst und Beerenfrüchte aller Art, Nüssen, Ölfrüchten 
    und Ölsaaten, ernährt, gehen die Stoffwechselvorgänge ihren geregel- 
    ten Gang. Der Mensch merkt dann nicht, daß er überhaupt Organe 
    hat. Sein Körper und seine Gliedmaßen sind wie in der Jugend und 
    in den Kinder jahren frei beweglich und gehorchen seinem Willen, 
    ohne daß nervöse Hast und Nervenspannungen der einen oder ande- 
    ren Art eintreten. Seine geistige Regsamkeit hält Schritt mit seinem 
    körperlichen Wohlbefinden und die Gedankenentwicklung ist klar und 
    einfach, sie folgt den natürlichen Zusammenhängen. Alles Gekünstelte 
    liegt ihm fern, denn so einfach wie seine Ernährung spielt sich auch 
    sein ganzes Leben, seine Vorstellungswelt und sein Gefühlsleben ab. 
    Sein Geist wird offen und frei sein für alle die Eingebungen, die ihm 
    die Naturbetrachtung und die Notwendigkeiten seines täglichen Le- 
    bens vermitteln. 
    
    Anders aber wird es, wenn der Mensch in der einen oder anderen 
    Weise versucht, von der ihm von der Natur bestimmten Nahrung ab- 
    zuweichen oder diese irgendeinem künstlichen Verfahren zu unter- 
    ziehen. Die Abweichung von den . natürlichen Gesetzen der Lebens- 
    erhaltung erzeugt in ihm das, was wir gemeinhin Krankheit nennen. 
    
    Fühlt sich der Mensch krank, so zeigt sich eine Schwere in seinen 
    Gliedern, sein Geist will nicht mehr so arbeiten, wie es für seinen 
    Beruf und seine Arbeit nötig wäre. In seinen Organen, in seinen Ge- 
    danken, am meisten aber in seinen Verdauungsorganen zeigen sich 
    Störungen, die mit mehr oder weniger schweren Druckgefühlen oder 
    im fortgeschrittenen Zustand mit Schmerzen einhergehen. 
    
    Wir alle kennen diesen Zustand des Krankseins. Es gibt wohl heute 
    in der ganzen europäischen Menschheit nicht einen einzigen Menschen, 
    der von sich behaupten könnte, daß er vollkommen gesund sei. Zu 
    irgendeiner Zeit in seinem Leben sind Krankheitszustände in seinem 
    Körper aufgetreten und mit den Jahren stehen alle unter dem schein- 
    bar unabwendbaren Verhängnis, krank zu werden. Ja, die Mehrzahl 
    der Menschen stirbt an ungewollten Krankheiten mit Kummer und 
    Schmerzen. Der natürliche Tod jedoch sollte nach dem Erleben einer 
    vollendeten Lebenserfahrung ein Freude auslösendes Erwachen der 
    
    
    11 Sommer, Ernährung 
    
    
    161 
    
    
    Seele sein, die den inzwischen vergeistigten Körper verläßt, um zur 
    vollen Erkenntnis einzugehen. 
    
    Wenn wir die heute lebende Menschheit betrachten, so sehen wir, 
    wie schon erwähnt, daß die landesübliche Ernährung sowohl der 
    Europäer als auch der Asiaten, Afrikaner oder Amerikaner keines- 
    wegs den natürlichen Gesetzen der Lebenserhaltung entspricht. Sie 
    besteht nicht aus dem, was die Natur uns in gewachsenem Zustand 
    als Nahrung bietet, sondern wir sehen mit Grauen, daß der begehr- 
    teste Teil der Nahrung Fleischstücke sind, die aus den Körpern von 
    geschlachteten Tieren geschnitten wurden. Diese werden dann mehr 
    oder weniger sorgfältig mit Hilfe des Feuers zubereitet. Man ißt dazu 
    mit Fleisch zubereitete Suppen, gekochte Gemüse, Getreidebreie und 
    Brot. Zu den Vormittags- und Abendmahlzeiten werden Brot mit Be- 
    lag aus Eiern, Wurst oder Käse mit Tee, Kaffee oder Kunstgetränken 
    gereicht. Alles ist durch Feuershitze verändert worden, teilweise scharf 
    gewürzt, besonders das Fleisch, um so den faden Geschmack und den 
    Verwesungsgeruch zu überdecken. 
    
    Entsprechend den drei Hauptgruppen dieser Nahrung, dem Brot, 
    dem Fleisch und den gekochten Gemüsen, sehen wir, wie sich im 
    menschlichen Körper jeweils anders geartete Krankheiten entwickeln. 
    Das Geheimnis dieser Krankheitserscheinungen zu lüften, soll die 
    Aufgabe der folgenden Abschnitte sein. 
    
    
    162 
    
    
    I. 
    
    Krankheiten, 
    
    die aus der Brot- und Getreidenahrung 
    entstehen 
    
    Wir sahen im ersten Teil dieses Buches, daß die stärkehaltigen Be- 
    standteile des Getreidekornes durch das Ptyalin des Mundspeichels in 
    die einfachen Zuckerformen des Frucht- oder Traubenzuckers ver- 
    wandelt werden. Geschieht dies nicht, so gehen die Stärkestoffe der 
    Getreidekörner unverändert den Schlund hinab in den Magen. Dort 
    können sie nicht mehr verändert werden, weil es im Magen kein 
    Ptyalin gibt. Damit beginnt die lange Reihe der durch Brot und Ge- 
    treidenahrung verursachten Krankheiten. 
    
    Wir sahen bei der Beobachtung der Umwandlungsvorgänge im Ma- 
    gen, daß alle natürlichen Säuren des Obstes und der Gemüse durch 
    entsprechende Vorgänge in Zucker verwandelt werden müssen. So- 
    lange der Nahrungsbrei im Magen Säurecharakter zeigt, kann er nicht 
    durch den Pförtner hindurch. Dieser öffnet sich nur, wenn die davor 
    gelagerten Speisepartien alkalisch und süß geworden sind. Die Zuk- 
    kerstoffe sind an sich süß, passieren den Pförtner also sehr leicht und 
    gehen leicht in den Zwölffingerdarm über. Die durch Kochen oder 
    Backen in Kleister verwandelte Stärke des Getreidekornes wird kaum 
    durch den Mundspeichel verändert, besonders dann nicht, wenn zum 
    Brot und zu den Breispeisen noch Fett und andere Zutaten und Ge- 
    würze oder Zucker hinzukamen, die den Geschmack täuschen und ver- 
    wirren. Die Stärke wird. dann nicht in die einfachen Zuckerformen 
    übergeführt. Der nicht verwandelte Stärkekleister wird im Magen 
    auch nicht weiter verändert, da es im Magen kein Ptyalin gibt. Der 
    Pförtner, der den Speisebrei vom Magen in den Zwölffingerdarm 
    hindurchgeben soll, reagiert nur langsam auf diesen verkochten oder 
    verbackenen und in Wasser und Speichel gelösten Brei. Er bleibt des- 
    halb zu lange im Magen liegen. Was geschieht dort mit solchen Spei- 
    sen? Gekochte oder gebackene Getreidestärke, geweicht und auf eine 
    Temperatur von 35° gebracht, geht, wie jede Hausfrau weiß, sehr schnell 
    in Gärung über: Sie säuert. Tritt dieser Zustand bei den im Magen lie- 
    gengebliebenen Brot- und Getreidespeisen ein, dann verwandelt sich 
    der Magen in einen Gärbottich. Aus den Zuckerstoffen der Stärke 
    entwickelt sich unter Einwirkung der immer vorhandenen Spalt- und 
    Hefepilze unter den Erscheinungen der Vergärung Kohlensäure und 
    Alkohol. Die naszierende, frisch im Magen entstehende Kohlensäure 
    
    
    163 
    
    
    erzeugt ganz gefährliche Reaktionen, die schon manchem Menschen 
    zum Verhängnis geworden sind. Die den Magen auskleidende Schleim- 
    haut ist nicht darauf vorbereitet, den fressenden Angriffen der frisch 
    entstehenden Kohlensäure zu widerstehen. Die Magenschleimhaut ist 
    wohl gefeit gegen die Pepsin-Salzsäuremischung, die zur Auflösung 
    der Proteine oder eiweißhaltigen Quellstoffe dient, nicht aber gegen 
    die Angriffe der durch Vergärung entstehenden Kohlensäure. 
    
    Es zeigen sich bei Menschen, in deren Organen die entsprechenden 
    Voraussetzungen gegeben sind, Entzündungen der Magenschleimhaut. 
    Gegen diese fressende Kohlensäurewirkung und die Entzündung der 
    Magenschleimhaut setzt die Natur sich zur Wehr. Sie versucht, die 
    angegriffenen Stellen abzustoßen und dadurch wieder zur Ausheilung 
    zu bringen. Sie würde das auch fertigbringen, wenn keine weitere 
    Zufuhr von Brot- und Getreidespeisen erfolgte. Leider aber bleibt 
    der Erkrankte aus Unkenntnis bei der gewohnten Kost. So entstehen 
    aus den Entzündungen Geschwüre. Besonders gefährlich werden diese, 
    wenn sie sich am Pförtner selbst entwickeln. Dann wird dieser in 
    seiner Funktion empfindlich gestört. Der Zustand der vergärenden 
    Speisen verschlimmert sich m?t der Zeit immer mehr, nimmt chroni- 
    schen Charakter an, verhindert schließlich jede normale Verdauungs- 
    tätigkeit, und der Magen beginnt, sich unter dem Einfluß der Säure 
    krampfartig zusammenzuziehen. Es entstehen Muskelverspannungen 
    und Einengungen, und dann wird versucht, durch Operation zu helfen 
    mit nachfolgender „Schonkost“, aus leichten Speisen und Weißbrot 
    bestehend, bis die Wunde ausgeheilt ist. Es wird dann erwartet, daß 
    der Krankheitszustand behoben ist und der Magen zur Ausheilung 
    kommt. Fühlt sich der Mensch dann wieder gesund, beginnt er wie- 
    der, Brot und Getreidespeisen in gewohnter Weise zu essen, so stellt 
    sich der alte Zustand recht bald wieder ein. Den wechselnden Zustand 
    der durch Gärungserscheinungen gereizten oder entzündeten Magen- 
    schleimhaut nennt man dann einen nervösen Magen und zuckt die 
    Schultern. Entwickeln sich die Entzündungen zu Geschwüren in der 
    Magenschleimhaut und am Pförtner, so schneidet man unter Um- 
    ständen den ganzen Pförtner weg und verbindet den Magen direkt 
    mit dem Dünndarm. Dann hören die Störungserscheinungen im Ma- 
    gen durch die Säureeinwirkung der Gärung auf, weil die durch die 
    Gärung versäuerten Speisen nun nicht mehr durch den unter der 
    Säurewirkung sich zusammenziehenden Pf örtner im Magen festgehal- 
    ten werden, sondern schnell in den Dünndarm übertreten. Dadurch 
    wird der ganze Verdauungskanal in einen einzigen Gärbottich ver- 
    wandelt. Der richtige Weg aber, derartige Krankheitserscheinungen 
    zur Ausheilung zu bringen, besteht darin, Brot- und Getreidespeisen 
    vollständig zu meiden und seinen Körper durch Zuckerstoffe in Form 
    von süßen Möhren, süßem Wurzelgemüse aller Art in Verbindung mit 
    Rohgemüse und Nüssen zu versorgen. Als besonders wirksames Heil- 
    mittel zur Überwindung der Säureverätzung der Magenschleimhaut 
    
    
    164 
    
    
    gilt das Leinsaatmehl, das die Fähigkeit hat, gerade derartige Stö- 
    rungen schnell und leicht zur Ausheilung zu bringen. 
    
    Bei einer anderen Gruppe von Menschen bleiben diese fressenden 
    Ätzerscheinungen aus, weil die Magenschleimhaut gesünder und kräf- 
    tiger ist als bei den erstbeschriebenen Typen. Nach dem Verzehren 
    des altberühmten Schwarzbrotes, aus Vollkorn hergestellt, machen 
    sich die Folgen der Gärungen anders bemerkbar. Die entstehende 
    Kohlensäure treibt bei starken Schwarzbrotessern den Magen auf 
    und der frisch entstehende Alkohol beginnt zu wühlen und zu bren- 
    nen. Es entsteht ein unangenehmes Druckgefühl und gegen dieses 
    sucht der Betroffene ein Gegenmittel. Er findet es im Alkohol, der 
    aus gärender Getreidestärke oder aus vergorenem Wein gebrannt 
    wird. Der Branntwein ist ein natürliches Gegenmittel gegen die Brot- 
    gärung im Magen. Bekanntlich hört jede Gärung auf, sobald der 
    Alkoholgehalt 15 % übersteigt. Einige hochprozentige Schnäpse in 
    den Magen gegossen, bringen diesen Zustand sehr schnell hervor und 
    der Mensch fühlt sich erlöst von seinem Magendruck. Leider hat der 
    Alkohol die unangenehme Eigenschaft, den Menschen süchtig werden 
    zu lassen. Wenn er erst einmal die Erleichterung gespürt hat, die 
    ihm der Alkohol nach Brotgenuß gebracht hat, dann ist es um ihn 
    geschehen. Er wird früher oder später diesem Laster zum Opfer fal- 
    len. Trunksucht ist ursprünglich eine Folge der im Magen gärenden 
    Brot- und Getreidenahrung. 
    
    Wie ist das möglich? Die Kohlensäure, frisch entstehend, und der 
    Alkohol sind sehr bewegliche gasförmige Gebilde. Sie durchdringen 
    die Magenhaut und verbreiten sich im Körper und seinen Organen. 
    Sie steigen dann gar zu gern nach oben in den Kopf. Die Kohlen- 
    säure erzeugt hier Kopfdruck, Kopfschmerzen und migräneartige Er- 
    scheinungen. Der Alkohol aber lähmt bekanntlich die Hirn- und 
    Nerventätigkeit. So steht mancher derart Leidende oft schon als Kind, 
    ohne es zu wissen und zu ahnen, dauernd unter dem Einfluß von 
    benebelndem Alkohol. Der Alkohol im Kopf und der dadurch gleich- 
    zeitig auftretende Kopfdruck aber läßt den Menschen nach Gleich- 
    artigem suchen. Durch das Auffinden gleichartiger Stoffe bei auf- 
    tretender Gärung von Zuckerstoffen fand der Gaumen, angelockt 
    durch im Körper bereits Vorhandenes, Gefallen am Geschmack und 
    die Sucht danach setzte ein. 
    
    Nun gibt es noch Menschen, bei denen die Magenmuskulatur zu 
    schwach ist, um dem Druck der durch die Gärung entstehenden Koh- 
    lenräuremengen standzuhalten. Der Magen versucht nun zwangsweise, 
    so lange wie möglich sich gegen die Verspannungen und die Auswei- 
    tungen zu wehren. Auf die Dauer ist das jedoch nicht möglich, und es 
    entsteht die sog. Magenerweiterung mit starken Versäuerungserschei- 
    nungen und allen sich daraus entwickelnden Folgen. Das Gefährliche 
    bei diesem Zustand der Magenerweiterung oder der Magensenkung 
    liegt darin, daß die Speisen in den erweiterten Magensack sinken 
    und nicht mehr den Magenausgang erreichen können, um vom 
    
    
    165 
    
    
    Pförtner weitergegeben zu werden. Sie bleiben vielmehr im Magen 
    wie in einem Gärtopf liegen, der gärende Speisebrei geht in Fäulnis 
    über, und der Mensch bricht zusammen. Die Möglichkeit der Heilung 
    eines solchen Zustandes liegt darin, alle Brot- und Getreidespeisen 
    vollständig auszuschalten und alle säurebildende Nahrung, auch 
    saures Obst, zu meiden. Stattdessen müssen zunächst Säfte aus frisch 
    gepreßten Gemüsen und Wurzelgemüsen in kleinen Mengen gereicht 
    werden, um erst einmal die Gärungserscheinungen zu überwinden. 
    Nach und nach können dann statt des Saftes die Gemüse selber in 
    feingehacktem Zustand gegeben werden und man kann gemahlene 
    Nüsse als Zugabe daruntermischen. Auch hier ist Leinsaatmehlauszug 
    sehr gut, weil er allen Versäuerungs- und Fäulniserscheinungen ent- 
    gegenwirkt. Den Leinsaatmehlauszug stellt man wie folgt her: Die 
    gemahlene Leinsaat wird bis zu 12 Stunden im Wasser geweicht und 
    dann durch ein Haarsieb gedrückt. 
    
    Treten nun derartige Störungen nicht ein, sondern erweist sich der 
    Magen von Kindheit an als kräftig genug, um diese vielfachen An- 
    griffe überstehen zu können, so stellen sich andere Störungen ein. 
    
    Verfolgen wir den Weg der Zuckerstoffe in der Nahrung, so sehen 
    wir, daß sie mit dem Pfortaderblut in die Leber gelangen. Nun müs- 
    sen wir uns vorstellen, daß bei gesunder natürlicher Nahrung die 
    Umwandlung der Zuckerstoffe in Leberblut und Blutzucker sehr ein- 
    fach und leicht ist. Aber die durch Feuershitze veränderten Getreide- 
    stärke und Zuckerstoffe lassen sich nicht so leicht verwandeln. Von 
    den Ausstrahlungen der Darmzotten niedergeschlagen und vom 
    Pfortaderstamm aufgenommen, bilden sie im Gegenteil eine sehr 
    starke Belastung für die Leber und richten in diesem Organ Schaden 
    an. Soll ich des Längeren ausführen, welche verheerenden Wirkungen 
    in der Leber entstehen können, angefangen mit Leberschwellungen 
    und Verhärtungen? Soll ich weiter ausführen, wie die Stoffwechsel- 
    rückstände aus der Leber als Gallensäfte einen Charakter annehmen, 
    der diese unfähig macht, die Oele und Fettstoffe ordnungsgemäß im 
    Zwölffingerdarm zu verseifen. Eines nur sei erwähnt: Die unvoll- 
    kommen gewandelten Stärke- und Zuckerstoffe werden nicht alle in 
    normalen Blutzucker verwandelt. 
    
    Es entsteht ein Zuckerschleim, der nun mit dem Leberblut weiter 
    in die Lungen geht und hier zur Ausscheidung kommt, falls die Kon- 
    stitution des Betreffenden kräftig genug ist, um diesen Schleim her- 
    auszuwerfen. Andernfalls bleibt der Schleim hängen, verstopft die 
    Atmungswege, bringt Neigung zu Erkältungen, die ja nichts weiter 
    sind als der energische Versuch der Natur, sich von dem angesam- 
    melten Schleim zu befreien. Gelingt dies nicht, so erkranken schließ- 
    lich entweder die Lungen oder die Bronchien. In dem einen Fall 
    wird der Grund zu Lungenerkrankungen gelegt, im anderen entsteht 
    die Anlage zu den später chronisch werdenden asthmatischen Er- 
    scheinungen. Hört der Mensch auf, Brot- und Getreidespeisen zu 
    
    
    166 
    
    
    essen, so erhält die Lebenskraft wieder die Möglichkeit, die angegrif- 
    fenen Atmungswege gesunden zu lassen. 
    
    Aus dem unrichtig gewandelten Stärkezuckerschleim kann sich 
    kein normaler Blutzucker bilden. Was ist wohl leichter zu erklären 
    als die Entstehung der Zuckerkrankheit mit allen ihren Folgen aus 
    dieser unrichtigen Zuckergrundlage im Blut, die wir im Körper durch 
    Verzehren von Brot und Getreidespeisen schaffen? Außer Brot und 
    gekochten Getreidespeisen werden gekochte Gemüse gegessen. Diese 
    haben durch die Kochhitze ihren natürlichen Gehalt an Vitazymen 
    und Mineralstoffen verloren, sind daher nicht fähig, die Bauch- 
    speicheldrüse mit den Stoffen zu versorgen, die zur Erzeugung der 
    Pankreassäfte, vor allem des Insulins, notwendig sind. Wer sich daher 
    außer von Fleisch, Fisch, Milch und anderen vom Tier stammenden 
    Genußmitteln von Brot, Kuchen und gekochten Getreidebreien er- 
    nährt, setzt sich dauernd der Gefahr der Entstehung von unrichtig 
    gebildeten Zuckergrundlagen in seinem Körper aus. Diese können 
    nicht durch Insulin aus seiner Bauchspeicheldrüse berichtigt werden. 
    Der unrichtig gebildete Zuckerschleim aber zeugt die Erscheinungen 
    der Zuckerkrankheit, die bei Fortsetzung der landesüblichen Ernäh- 
    rung zum Kräfteverfall und zum Zusammenbruch der Gesundheit 
    führen. Mit Insulinspritzen ist erfahrungsgemäß eine wirkliche Hei- 
    lung nicht möglich. Im Gegenteil mit diesem Erzeugnis aus der Pan- 
    kreas von jungen Tieren wird wohl der Zuckerspiegel im Blut vor- 
    übergehend gesenkt, aber gleichzeitig die Nerven- und Gehirntätig- 
    keit stark gehemmt. Als Folgeerscheinungen daraus sind schon Taub- 
    werden und langsam fortschreitende Erblindung bekannt geworden. 
    
    Die Heilung der Zuckerkrankheit ist einfach genug: Wildkräuter, 
    besonders die zur Berichtigung der Gallentätigkeit so wichtigen 
    bittersüßen Kräuter wie Löwenzahn, Endivien, Schafgarbe, Spitz- 
    und Breit Wegerich, die Blüten vom Huflattich in Verbindung mit 
    Gartengemüsen aller Art und, als besonders wirksam, die jungen 
    Brennesselschüsse lassen die Zuckerkrankheit oft in überraschend 
    kurzer Zeit zur Ausheilung kommen, natürlich nur, wenn Brot und 
    Getreidespeisen gänzlich gemieden werden. 
    
    Es ist klar, daß unrichtige Zuckergrundlagen im Blut nicht fähig 
    sind, in den Muskeln die Vorgänge aufrecht zu erhalten, die zur 
    Krafterzeugung notwendig sind. Ein Zuckerkranker kann wohl mal 
    kräftig aussehen, er ist es aber nicht mehr, er fühlt sich auch immer 
    schlapp und müde. 
    
    Gelingt es nun dem Körper, über alle diese aus der Brot- und Ge- 
    treidenahrung entstehenden Störungen hinwegzukommen, so ist da- 
    mit nicht gesagt, daß er gesund bleibt. Die unrichtigen Zuckergrund- 
    lagen lassen die Stoffwechselvorgänge nur unvollkommen zur Aus- 
    wirkung kommen. Dementsprechend werden die Venensäfte nicht 
    von der richtigen Beschaffenheit sein, sie enthalten Schleim, wie wir 
    es auch in Bezug auf die Lungen feststellten. Dieser Schleim besteht 
    aus unrichtig und unvollkommen ausgebildeten Zuckerstoffen. Er 
    
    
    167 
    
    
    verstopft die Venensaftgänge und diese können die Venensäfte dann 
    nur schwer zum Herzen zurückführen. Es entstehen Stockungen, be- 
    sonders in den Beinen und daraus bilden sich im Laufe der Jahre 
    Krampfadern und Geschwüre. Ich brauche nicht zu erwähnen, daß 
    sich bei den Krampfadern die gefürchteten Embolien bilden können, 
    jene Blutpfropfe, die unter Umständen den sofortigen Tod herbei- 
    führen, wenn sie ins Herz gelangen. 
    
    Wird auch diese Gefahr überwunden, so sind wir doch immer noch 
    nicht am Ende der Erkrankungsmöglichkeiten, die aus dem Verzehren 
    von Brot- und Getreidespeisen entstehen können. Der unbrauchbare 
    Teil des Venensaftes soll, wie schon gesagt, durch das Wundernetz 
    der Venen, das den Dickdarm umschließt, in diesen hineinfiltriert 
    werden. Ist nun dieser Venensaft nicht richtig gebildet und durch 
    allerhand Stoffwechselrückstände verschmutzt, durch die er scharf 
    und bissig wird, dann können diese Störungen zu den sog. Hämorrhoi- 
    dalkrankheiten ausarten, da sich die schlechten Säfte hauptsächlich 
    im Mastdarm und After absetzen. Diese wirken sich um so heftiger 
    aus, je besser scheinbar der Magen und der Dünndarm mit den Brot- 
    und Getreidespeisen fertig geworden sind. 
    
    Alle Zuckerstoffe aus den Brot- und Getreidespeisen, die in den 
    vorhergehenden Verdauungs Vorgängen nicht richtig umgewandelt 
    wurden, gelangen schließlich in den Dickdarm. Hier verbleiben die 
    Speisereste oft 12 Stunden und länger, um eingedickt und nach der 
    restlosen Ausnutzung endlich durch den Mastdarm ausgeschieden zu 
    werden. Findet sich nun noch Stärkehaltiges im Dickdarm, so wird 
    es dort ganz bestimmt in Gärung übergehen und durch diese wieder- 
    um zersetzt in Kohlensäure und Alkohol. Hier wirkt sich die ent- 
    stehende Kohlensäure und der Alkohol als Lähmung der gesamten 
    Dickdarmtätigkeit aus und wird dann zur Ursache der so verbreite- 
    ten und immer wieder anzutreffenden Stuhlverstopfung. 
    
    Wirkt sich nun die Stuhl Verstopfung als verschlimmerndes Moment 
    auf die Erscheinungen der Hämorrhoidalerkrankungen aus, dann 
    können als weitere Komplikationen Mastdarmgeschwüre, Mastdarm- 
    vorfall oder gar Mastdarmkrebs entstehen. Die Fachwissenschaft hilft 
    sich in diesem Falle damit, daß sie den Mastdarm lahmlegt und dem 
    Menschen einen künstlichen After an der linken Hüfte gibt. Dadurch 
    aber wird die Ursache nicht behoben und ein derart verstümmelter 
    Mensch ist dann vom Tode gezeichnet. 
    
    Alle diese Krankheitserscheinungen entwickeln sich ganz langsam 
    und machen sich zunächst im Körper in keiner Weise bemerkbar. Sie 
    verursachen zunächst gar keine Schmerzen, mit Ausnahme vielleicht 
    von einem mehr oder minder leichten Druckgefühl im Magen oder 
    im Kopf. Erst wenn die Krankheit schon sehr weit vorgeschritten ist, 
    macht sie sich durch Schmerzen bemerkbar. So heimtückisch sind die 
    Krankheiten, die aus der Brot- und Getreidenahrung entstehen, daß 
    es für wirksame Gegenmaßnahmen oft bereits zu spät ist, wenn sie 
    sich endlich schmerzhaft bemerkbar machen. Deshalb ist gerade allen 
    
    
    168 
    
    
    diesen Schädigungen gegenüber Vorbeugen leichter als Heilen. Wenn 
    die Ätzerscheinungen in der Magenschleimhaut erst so weit fortge- 
    schritten sind, daß sie schmerzhafte Geschwüre bilden, ist es selbst- 
    verständlich viel schwieriger, dem Übel entgegenzutreten, als zu der 
    Zeit, da sich erst die Erscheinungen der erhöhten Säureerzeugung im 
    Magen durch saures Aufstoßen, Sodbrennen usw. bemerkbar machen. 
    Es ist viel leichter, Brot als Nahrung aufzugeben, als später von 
    Trunksucht oder Krankheiten geheilt zu werden! 
    
    Noch viel einfacher vollzieht sich die Heilung eines Zuckerkranken. 
    Die Anlage zur Zuckerkrankheit kann schon vom Mutterleib her ge- 
    geben sein, denn wir finden oft schon Kinder mit ausgesprochener 
    Zucker harnruhr. Vermeidet nun ein so veranlagter Mensch von vorn- 
    herein alle Brot- und Getreidespeisen, so wird er überhaupt gar nicht 
    erst erkranken. 
    
    Alle diese Krankheitserscheinungen sind in ihrer Entstehung zu 
    verfolgen, wenn wir uns den Unterschied klarmachen zwischen dem 
    natürlich gewachsenen Frucht- und Traubenzucker in Früchten od,er 
    dem gewachsenen Invertzucker in den Gemüsen und Wurzelgemüsen 
    und den durch Kochen oder Backhitze gehärteten und in Kleister ver- 
    wandelten Stärkezuckerstoffen des Brotes und der Getreidespeisen. 
    Aber es kommt noch eins hinzu, was bisher im Zusammenhang mit 
    dem Brot noch gar nicht berücksichtigt war. Außer der Stärke im 
    Mehlkern enthält das Getreidekorn in seinen verschiedenen Häuten 
    und Randschichten die wichtigen Mineralien und erdigen Grund- 
    stoffe, die zum kräftigen Aufbau des neuen Lebens vorgesehen sind, 
    die Proteine oder Eiweißstoffe in der Kleberschicht, der Einlage zwi- 
    schen Schale und Kern, und die Proteine und Ölstoffe in der Keim- 
    anlage mitsamt den zum Wachstum der Wurzel und des Halmes zu- 
    erst nötigen Vitazymen und Wuchsstoffen, auch Auxine genannt. Roh 
    verzehrt, können diese wichtigsten Bestandteile des Getreidekornes 
    von gutem Einfluß auf die Verdauungsarbeit sein und dürfen für den 
    Aufbau des menschlichen Körpers, seiner Organe und seines Geistes, 
    nicht fehlen, wenn schon Getreide gegessen werden soll. Jedoch ist 
    der Rohgenuß von frisch gemahlenem oder von Getreide im ganzen 
    Korn nicht empfehlenswert, wenn Anlage zu Rheumatismus vorliegt 
    oder die Magen- und Darmtätigkeit nicht besonders stark und die Er- 
    zeugung kräftigen Mundspeichels und entspr. Magen- und Darmsäfte 
    nicht sicher ist. Eingeweichtes Rohgetreide kann nur schwer vom 
    Körper verarbeitet werden, weil es im Munde nicht mehr einge- 
    speichelt werden kann. 
    
    Aber backen oder kochen wir die Erzeugnisse aus dem Getreide- 
    korn, so gehen diese Stoffe die schlimmen Veränderungen ein, die 
    wir bei der Gerinnung der Eiweißstoffe aller Art durch Hitze- 
    einwirkung kennen. Geronnenes Eiweiß, d. h. koagulierte und ihrer 
    Lebensfähigkeit beraubte Eiweißstoffe werden nur unvollkommen 
    von der Pepsin-Säuremischung im Magen gelöst und aufgespalten, 
    sie werden wohl verflüssigt, aber die Aufspaltung in ihre Amino- 
    
    
    169 
    
    
    säurenbausteine geht nur sehr unvollkommen vor sich. Das verzögert 
    natürlich die Verdauung, und die vorbeschriebene Gärung der Zucker- 
    stoffe zieht auch die Eiweißstoffe in Mitleidenschaft. Anstatt sich zu 
    lösen, können sie im Magen in Fäulnis übergehen und machen sich 
    oft als pestilenzartiger Mundgeruch schon äußerlich bemerkbar. Ein 
    Chronischwerden dieses Zustandes erzeugt dann im Laufe der Zeit 
    in Verbindung mit den sich zersetzenden Eiweißstoffen der vom 
    Tier stammenden Speisen die schlimmen Formen des Magenkrebses. 
    
    Gehen die Eiweißstoffe des Brotgetreides unvollständig gelöst in 
    den Dünndarm, so werden sie hier nicht weiter verändert, da die 
    Säfte der Bauchspeicheldrüse derart verarbeitete Eiweißstoffe nicht 
    angreifen können, und gelangen in den Dickdarm. Dort setzt sich die 
    Fäulnis rasch fort und wir sehen die Entstehung der Darmfäulnis 
    immer in Verbindung mit den eiweißhaltigen Stoffen der vom Tier 
    stammenden Speisen. Aus dieser entwickeln sich dann die schlimm- 
    sten Formen des Mastdarmkrebses. 
    
    Die Mineralstoffe des Getreidekornes sind unbestritten sehr wich- 
    tig für den Körper. Aber in der Backhitze und im Kochtopf gehen 
    sehr schwerwiegende Veränderungen mit ihnen vor. Sie verhärten 
    sich oder fallen aus ihren natürlich gewachsenen, organischen Bin- 
    dungen aus. Im Moment der in der Hitze sich auflösenden Lebens- 
    kräfte im Getreidekorn gehen sie Verbindungen mit anderen frei- 
    werdenden Stoffen ein und bilden sich um in schwer lösliche, im 
    Körper unbrauchbare Mineralstoffe von salzartigem Charakter. Um 
    nun der Hausfrau handgreiflich zu zeigen, was beim Kochen vor sich 
    geht, kann sie selbst folgenden kleinen Versuch machen: Das Quell- 
    wasser, auch das Leitungswasser unserer Städte besitzt eine innere 
    Spannung, eine lebendige Spannkraft. Diese kann sichtbar gemacht 
    werden, wenn man vorsichtig eine Nadel oder Stecknadel auf die 
    Oberfläche des Wassers legt. Die Spannkraft des Wassers hält diese 
    Nadel schwimmend. Erhitzt man das Wasser, so wird in dem Augen- 
    blick, wo die Oberfläche fast den Siedepunkt erreicht hat, die Span- 
    nung des Wassers plötzlich auf hören und die Nadel sinkt wie ein 
    Stein zu Boden. Diese lebendige Spannkraft des Wassers wirkt sich 
    im Saft der Pflanzen, im Fruchtfleisch usw. aus. Sie hält die erdigen 
    Grundstoffe in der Pflanze in der Schwebe und trägt sie hoch empor 
    in die Krone der Bäume. Erhitzt man nun die zur Nahrung aus- 
    ersehene Pflanze, so wird die Spannkraft des Wassers im Saft und im 
    Körper der Pflanze aufgehoben. Die erdigen Mineralstoffe werden 
    frei. Sie trennen sich aus ihren lebendigen spannkräftigen Bindungen 
    und sinken wie die Stecknadel im kochenden Wasser zu Boden. Es 
    bilden sich aus ihnen Kesselstein und Bodensatz. Aber nicht genug 
    damit, in dem Augenblick, in welchem die natürliche Spannkraft zer- 
    stört wird, lösen sich die Mineralstoffe aus ihrer lebenskräftigen 
    Bindung und gehen nun mit all den anderen Mineralstoffen, den 
    erdigen Grundstoffen in der Nahrung, neue Verbindungen ein. 
    Diese taugen dann nicht mehr zur Erhaltung der Lebenskraft im 
    
    
    170 
    
    
    Menschen. Diese festen, im Körper nur schwer umzuwandelnden 
    Salze vom Natrium, vom Kalium, vom Kalk und anderen sind aber 
    fein genug gelöst, um durch die Membranen der Zellwände hindurch- 
    gelassen zu werden. Sie verteilen sich im Körper ohne richtigen Ein- 
    bau in die Gewebezellen. Sie fallen ihrer Schwere entsprechend in 
    die Tiefe, sie sinken nach unten und im Laufe der Zeit bilden sich 
    aus diesen gekochten und gebackenen Mineralstoffen des Getreides 
    die Gichtablagerungen in den Füßen und Händen, an denen unsere 
    Vorfahren, die ja nur Vollkornbrot oder bestenfalls ausgesiebtes 
    Mehl kannten, so schwer und so vielfach zu leiden hatten. Die Gicht- 
    ablagerungen aus dem damals fast nur gegessenen Vollkornbrot ver- 
    zogen den Menschen die Muskeln und die Knochen unter oft unsag- 
    baren Schmerzen zusammen mit den aus anderen Ursachen stammen- 
    den rheumatischen Erscheinungen. Die Gelenke wurden steif und die 
    Menschen dadurch unfähig, ihrer Arbeit nachzugehen. Wohlgemerkt, 
    die Erscheinungen der Brotgicht und des Brotrheumas können nur 
    beim Verzehren von Brot aus dem vollen Korn auftreten. Deshalb 
    begrüßten es unsere Großeltern ganz instinktiv, als in der letzten 
    Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Patentmüllerei aufkam und mit 
    dem Fortschreiten dieser die Brotgicht langsam weniger wurde. War- 
    ten wir den Erfolg der Vollkornbrotbewegung ab, dann haben wir 
    nach einigen Jahren wieder ein Überhandnehmen der gichtischen 
    Erscheinungen, da in weiten Landstrichen und großen volkreichen 
    Ländern z. Z. fast nur Feinmehlerzeugnisse gegessen werden. 
    
    Der folgende Abschnitt ist einer Arbeit von D. Somogyi mit dem 
    Titel „Uber das Entstehen von Calcium-, Phosphor- und Vitamin-D- 
    Mangelzuständen“ in der Zeitschrift für Vitaminforschung entnommen. 
    
    „Wie aus der exakten Arbeit von McCance und Widowson hervor- 
    geht, beeinflußt das Schwarzbrot die Aufnahme von Calcium im 
    Organismus ungünstig. Diese Feststellung ist wichtig, weil sie zeigt: 
    Das Schwarzbrot weist nicht nur Vorteile gegenüber dem Weißbrot 
    auf, z. B. Reichtum an Vitaminen der B-Gruppe, sondern auch 
    schwere Nachteile. 
    
    „Der Grund der schlechteren Calciumaufnahme bei Schwarzbrot 
    anstelle des Weißbrotgenusses liegt darin, daß Schwarzbrot einen sehr 
    hohen Gehalt an Phytin (Inositphosphorsäure) aufweist. Calcium bil- 
    det zur Neutralisation dieser Art der Phosphorsäure mit dem Phytin 
    eine unlösliche, nicht auf nehmbare Verbindung. Das überraschende 
    Resultat der oben angeführten Autoren ist, daß bei Versuchspersonen 
    nicht nur weniger Calcium aufgenommen wurde, sondern daß in der 
    Mehrzahl der Fälle sogar eine negative Calciumbilanz entstand, d. h. 
    es wurde mehr Calcium ausgeschieden, als aufgenommen wurde. Das 
    erklärt sich daraus, daß selbst das mit den Verdauungssäften, z. B. 
    der Galle zur Verseifung der öl- und Fettstoffe in den Darm gelan- 
    gende Calcium nicht zurückgenommen, sondern, an das Phytin ge- 
    bunden, ausgeschieden wurde. 
    
    Wir wissen, daß der Minimalbedarf des Körpers an Calcium aus der 
    
    
    171 
    
    
    Nahrung entnommen werden muß. Bei Weißbroternährung ist der 
    Bedarf mit 500 mg pro Tag meist gedeckt, dagegen entsteht bei der- 
    selben Menge bei Schwarzbrot eine stark negative Calciumbilanz. Die 
    nachfolgende Tabelle zeigt gut die Richtigkeit der Beobachtungen: 
    
    Calciumaufnahme in mg pro Tag bei 
    
    
    8 Versuchspersonen 
    
    Weißbrot 
    
    Schwarzbrot 
    
    1 
    
    307 
    
    169 
    
    2 
    
    130 
    
    27 
    
    3 
    
    181 
    
    20 
    
    4 
    
    178 
    
    64 
    
    5 
    
    121 
    
    46 
    
    6 
    
    127 
    
    74 
    
    7 
    
    118 
    
    50 
    
    8 
    
    138 
    
    70 
    
    
    Während der Versuchsperiode wurden täglich mit der Nahrung 
    etwa 500 mg Calcium zugeführt. 
    
    Die Durchführung der Schwarzbrot- und Vollkorngetreideernäh- 
    rung wird bei nicht gleichzeitiger Zuführung von großen Mengen an 
    Kalk in der Form von Frischgemüse voraussichtlich bei 9 von 10 
    Personen einen Verlust des Körpers an Kalk verursachen.“ (Soweit 
    der Auszug aus den Forschungsergebnissen). 
    
    Wenn sich der Leser diese Erkenntnis der Forschung richtig über- 
    legt, wird er bald folgendes erkennen können: Bei der jetzt von so 
    vielen Lebensreformern eingehaltenen Ernährung mit viel Milch, 
    Schwarzbrot und Vollkorngetreide zeigen sich nach Überwindung 
    der aus dem Fleisch-, Fisch- und Eiergenuß entstehenden Krank- 
    heiten oft schwere Mangelzustände und besonders gern schmerzhafte 
    rheumatische Erscheinungen. Zu diesen möglichen Beschwerden kom- 
    men dann beim Vollkorn- oder Schwarzbrot die schon geschilderten 
    Magen- und Darmleiden, die aus der Gärung der Brot- und Getreide- 
    speisen entstehen. Das Vollkornbrot aus Roggen z. B. wird durchweg 
    mit Sauerteig verarbeitet. Die im Teig durch den Zusatz von Sauer- 
    teig einsetzende Gärung setzt sich dann gar zu leicht im Magen fort, 
    mit all den daraus sich ergebenden Folgen. 
    
    Folgen aus der chemischen Behandlung 
    von Getreide und Mehl 
    
    Bis ins vorige Jahrhundert hinein kannte man keine Feinmehle 
    oder Weißmehle, denn es war nicht möglich, die Keimanlage des Ge- 
    treidekorns vor dem Vermahlen restlos zu entfernen. Der Keim und 
    die Keimanlage wurden mitvermahlen, man konnte höchstens die 
    Schalen und Hüllen des Kornes nach dem Vermahlen aussieben und 
    erhielt dann die gesiebten Feinmehle, aus denen die Bäcker damals 
    die Feinbrote herstellten. Zu den damaligen Zeiten war das auch gut 
    möglich, die Bevölkerung lebte zum größten Teil in ländlichen Sied- 
    lungen in Dörfern, Flecken, Landstädten und nur vereinzelt gab es 
    
    
    172 
    
    
    größere Städte. Da brauchte nicht auf Vorrat gemahlen zu werden, 
    sondern der Bäcker erhielt aus der Mühle stets frisch gemahlenes 
    Mehl. Inzwischen verlagerte sich die Bevölkerung vom Dorf in die 
    Stadt. Es entwickelten sich die Riesenstädte der Industriegebiete und 
    die gewaltigen Groß- und Handelsstädte. Diese Verlagerung und Zu- 
    sammenballung der Bevölkerung machte eine gewisse Vorrats Wirt- 
    schaft in der Bereitstellung von Mehl und Getreideerzeugnissen not- 
    wendig. Das Mehl aber, mit dem Keim gemahlen, läßt sich nicht auf- 
    bewahren, denn die Proteine, die flüchtigen öle und Vitazyme in der 
    Keimanlage werden im vermahlenen Zustand unter der Einwirkung 
    des Luftsauerstoffs schnell ranzig und bitter. Man sann auf Abhilfe 
    und in Ungarn wurde das heute allgemein bekannte Schäl- und Ent- 
    spitzverfahren erfunden. Mit Hilfe dieser Patentmüllerei wurde das 
    Korn vor dem Vermahlen geschält, d. h. von seinen mineralstoff- 
    reichen Hüllen befreit und die Keimanlage abgeschlagen. Das Korn 
    wurde entspitzt. Es blieb der reine Mehlkern. Das daraus gewonnene 
    Mehl war schön weiß mit gelblicher Tönung und ergab ein schön 
    aussehendes Backwerk. Es eroberte sich schnell die Gunst der Haus- 
    frauen in der gesamten Kulturwelt, besonders in Frankreich, England 
    und Amerika. Durch dieses Patentverfahren wird das Getreidekorn 
    seiner wichtigen Mineralstoffe, seiner für die Gesunderhaltung un- 
    entbehrlichen Vitazyme, seiner Duft- und Ergänzungsstoffe, vor allem 
    aber seiner Keimanlage und damit des wichtigen Fruchtbarkeits- 
    vitazyms E beraubt. Von der Zeit an beginnen die Vitazymmangel- 
    krankheiten in den Kulturvölkern in verstärktem Maße Einzug zu 
    halten, die Volksgesundheit auf dem Umweg über den Genuß von 
    Fein- und Weißbrot zu untergraben und die Völker infolge des Man- 
    gels an Fruchtbarkeitsvitazymen im Brot zur Unfruchtbarkeit zu 
    verdammen. (Siehe Frankreich und Nord- Amerika.) 
    
    Aber um die Haltbarkeit des Brotgetreides und die gewünschte 
    blendende Weiße des daraus hergestellten Mehles und der Mehl- 
    erzeugnisse zu gewährleisten, griff die Nährmittelindustrie zu den 
    verschiedenen chemischen Hilfsmitteln, die für den lebenden Orga- 
    nismus des Menschen schwere Gifte sind. Erwähnt sei in diesem Zu- 
    sammenhang z. B. eine geringe Beimischung eines Pulvers aus Benzol- 
    peroxyd und Kaliumphosphat oder die Durchgasung des Mehles mit 
    Chlorgasen verschiedener Zusammensetzung oder einfach mit Stick- 
    stoffoxyd. Zu den Schädigungen, die aus dem Gebrauch und der Ein- 
    wirkung dieser Mittel auf das Mehl direkt entstehen, kommen noch 
    die Schädigungen, die aus der Behandlung der Lagerräume bei der 
    bekannten Blausäuredurchgasung oder Durchgasung mit Nikotin- 
    präparaten zur Bekämpfung der Mehlmotten und dergleichen Me- 
    thoden zur Erhaltung der Lagerfähigkeit des Getreides gebräuchlich 
    sind. Wohlgemerkt, die Durchgasung der Lagerräume geschieht nicht, 
    wenn sie leer sind, sondern ganz regelmäßig mit den gesamten 
    Lagerbeständen. 
    
    In der chemischen Retorte mögen sich nach den Angaben der Fach- 
    
    
    173 
    
    
    leute und der Industrie diese schweren Gifte nicht schädlich auswir- 
    ken, aber was tun sie im menschlichen Körper? Wir wissen aus den 
    Erfahrungen der Homöopathie, daß Medikamente und Gifte ihre Wir- 
    kungen noch in den unvorstellbaren Verdünnungen von der neunten 
    Potenz im Körper ausüben können. Bei diesen Verfahren aber wer- 
    den Nahrungsmittel direkt mit schweren Giften gemischt oder laufend 
    mit ihnen in Berührung gebracht. Blausäure wirkt als Gas auch in 
    feinsten Spuren noch mit merklichen Reiz- und Giftwirkungen im Kör- 
    per. Aber wer hat bisher gewagt, die Ursache der seit J^Jirzehnten 
    in immer neuen Formen auftretenden, schleichenden Krankheiten 
    mit diesen Konservierungs- und Bleichverfahren des Mehles und des 
    Getreidekornes in Verbindung zu bringen? Wer es dennoch wagte, 
    die Gesundheit des Menschen den Vorteilen der Nahrungsmittel- 
    industrie voranzustellen oder forderte, daß die Volksgesundheit allen 
    anderen Vorteilen voranzugehen hat, dem wurde vom Industrie- 
    kapital recht bald der Mund gestopft. 
    
    In diesem Zusammenhang sei auf den Aufsatz von Dr. med. Elisa- 
    beth Tornow in Heft 1 Jahrgang 1952 der Zeitschrift „Hippokrates“, 
    Zeitschrift für praktische Heilkunde, hingewiesen. In diesem umfang- 
    reichen Aufsatz wird unter dem Titel „Gesundheitsschädigungen 
    durch Mehlbehandlungsmittel“ der Nachweis einer großen Anzahl 
    von Gesundheitsschädigungen erbracht. Der folgende kurze Auszug 
    wird auf das Wichtigste hinweisen. 
    
    Die Anwendung der oben angeführten verschiedenen Mehl- 
    bleichungs- und Behandlungsmittel führt danach zu erhöhter An- 
    fälligkeit der im Bäckergewerbe Tätigen, zum Bäckerekzem und zu 
    Hautschäden. An Versuchstieren wurden Schädigungen nachgewiesen, 
    die dem typischen Bild der Mehlnährschäden bei Säuglingen ent- 
    sprechen mit Wachstumsstörungen und all den Fehlern, die durch 
    eine ausgesprochene Mangelnahrung entstehen. Es wird dann gezeigt, 
    daß durch die Mehlbleichung und Behandlung der nicht unbeträcht- 
    liche Gehalt des Mehlkernes und damit auch des Mehles an Carotin, 
    d. h. der Vorstufe zum Wachstums vitazym A, zerstört wird. Der das 
    Verhornen verhütende Wachstumsstoff A beziehungsweise die Vor- 
    stufe dazu, das Carotin, erzeugt die gelbliche Verfärbung des Mehles, 
    und dieser lebenswichtige Gehalt im Mehlkern wird durch die Mehl- 
    bleichungsverfahren zerstört. Das Mehl wird reinweiß. Aber die 
    Chemikalien selbst, durch die das Carotin zerstört wird, sind an sich 
    sehr schädliche Giftstoffe. So wurde an Versuchstieren, die zusätzlich 
    mit Erzeugnissen aus gebleichten Mehlen gefüttert wurden, Krampf- 
    zustände beobachtet, die von menschlicher Epilepsie nicht zu unter- 
    scheiden waren. Andere Versuchstiere zeigten Störungen der willkür- 
    lichen Muskelbewegungen. Bei anderen entwickelten sich schwere 
    Schäden, die zum Tode führten. Eine andere Reihe von Tieren, die 
    mit Breien aus Mehl gefüttert wurden, das mit stickstoffenthaltenden 
    Mehlbleichungsmitteln bearbeitet war, zeigte ausgeprägte Zustände 
    der Pellagra, d. h., jener Mangelkrankheiten der Haut, die nässende 
    
    
    174 
    
    
    Ekzeme der Haut und der inneren Schleimhäute bis zur Mundfäule 
    entstehen lassen. Daraus geht hervor, daß nicht nur der Wirkstoff A, 
    sondern auch die Wirkstoffe der Vitazym B-Gruppe zerstört werden. 
    Dazu kommen noch eine Reihe von Nerven- und Kreislaufstörungen, 
    die als Folge der Mehlbleichung beobachtet wurden. 
    
    Zum Schluß erwähnt dann die Verfasserin noch, daß in den euro- 
    päischen Ländern, die seit jeher am meisten Weizenerzeugnisse ver- 
    zehrten, in Frankreich, Belgien, Schweden und der Schweiz, die Mehl- 
    bleichung und „-Verbesserung“ verboten ist, nachdem diese schweren 
    Schädigungen einwandfrei festgestellt worden waren. Hoffen wir auf 
    ein Gesetzes werk, das die Verwendung von Giftstoffen in der Lebens- 
    mittelindustrie und im Handwerk grundsätzlich verbietet. Das ist in- 
    zwischen auf dem Verordnungswege erfolgt 
    
    Im Anschluß an diesen Aufsatz mit dem Nachweis, daß die Ver- 
    suchstiere an krampfartigen und lähmenden Erscheinungen erkrank- 
    ten und daran z. T. verendeten, sei die Frage erlaubt: In welchem 
    Zusammenhang steht die Mehlbleichung und „Mehl Verbesserung“ mit 
    der Zunahme des Auftretens der Kinderlähmung? 
    
    Aber auch jetzt ist die versteckte Ursache so vieler Volkskrankhei- 
    ten aus dem Brotgenuß noch nicht restlos geklärt. Ehe wir das fertige 
    Brot aus dem Laden holen können, muß es erst gebacken werden. 
    Deshalb müssen wir, ehe wir diesen Abschnitt über die Krankheits- 
    entstehung durch Brot- und Getreidenahrung zum Abschluß bringen, 
    noch einen Blick in die Backstube tun. Die Hauptarbeit des Bäckers 
    ist die Aufbereitung des Teiges, damit das Brot und der Kuchen 
    schön aufgehen und ein mehr oder minder lockeres Gebäck entsteht. 
    Um dies zu erreichen, wird der Teig entweder mit chemischen Stoffen 
    durchsetzt, die bei ihrer Erhitzung Kohlensäure freigeben, oder es 
    wird Sauerteig oder Hefe angewendet, um die Zuckerstoffe im Teig 
    in Gärung zu versetzen. Die bei der Gärung entstehende Kohlen- 
    säure und der Alkohol treiben dann den Teig auf und lockern das 
    fertige Erzeugnis. Das Prinzip ist immer das gleiche: durch die frei- 
    werdende Kohlensäure soll der Teig aufgelockert werden. 
    
    Wird Sauerteig verwendet, so wird die Brotgärung, durch die an 
    sich schon viele Magenleiden entstehen, gefördert und begün- 
    stigt. Aus dem Grunde können so viele Menschen kein sauerteigge- 
    triebenes Vollkornbrot vertragen. 
    
    Die Anwendung von Hefe ist für die Gesundheit an sich günstiger, 
    da bei richtiger Bemessung nur so viel Zuckerstoffe im Teig in 
    kohlensaure Gärung versetzt werden können, als die zugesetzte Hefe 
    bewältigen kann. Das Erzeugnis bleibt an sich süß. Auch entstehen 
    dadurch im Verhältnis zum Vollkornbrot geringere Schäden. 
    
    Bei der Kuchenherstellung verwendet der Bäcker und Konditor 
    genau wie die Hausfrau Backpulver verschiedener Art. Diese Back- 
    pulver sind chemische Erzeugnisse, die bei ihrer Erhitzung Kohlen- 
    säure entstehen lassen. Die Kohlensäure ist vorher an Mineralstoffe, 
    
    
    175 
    
    
    zur Hauptsache an Natrium oder Kalium, gebunden. Der größte Teil 
    der Backpulver besteht aus Natrium-Bikarbonat, Kalium-Bikarbo- 
    nat, Kalium-Bisulfat, Aluminium-Sulfat. Auch Ammonium-Karbo- 
    nat, bekannt als Hirschhornsalz, und ähnliche chemische Backhilfs- 
    mittel finden Anwendung. 
    
    Wird nun der Teig der Backhitze ausgesetzt, so löst sich die Koh- 
    lensäure von den mineralischen Bestandteilen. Die Kohlensäure lok- 
    kert den Teig und das zur Anwendung gekommene Natrium oder 
    Kalium oder Aluminium, was es gerade ist, bleibt in rein minera- 
    lischer Form im Gebäck zurück. Nun wissen wir, daß alle reinen 
    Mineralstoffe vom Körper nicht verarbeitet werden können, sondern 
    als Schlacken Zurückbleiben. Da nun diese mineralischen Reste der 
    Backpulver wegen ihrer feinen Zerteilung vom Körper mit aufge- 
    nommen werden, so gelangen sie unter Umständen mit den Zucker- 
    stoffen in die Blütbahn, bestimmt aber in den allgemeinen Saft- 
    strom, und werden durch den Körper hindurchgeschleppt. Hier be- 
    wirken sie an sich keine wesentlichen Störungen. Sie wirken nicht als 
    Krankheitserreger, sondern ihrer Schwere wegen sammeln sie sich 
    in den äußersten Gliedmaßen, in den Füßen und Zehen und in den 
    Händen und Fingern. Hier finden wir sie wieder als schmerzhafte 
    Gichtknoten. Die Gicht, die in früheren Jahrzehnten sehr stark un- 
    ter der Bevölkerung verbreitet war, ehe der große Fleischverbrauch 
    aufkam, ergibt sich da als eine Folge des Genusses von Kuchen und 
    Feingebäck, die mit Backpulvern gelockert wurden. 
    
    Der Verbrauch von Backhilfsmitteln zur Verschönerung des Fer- 
    tiggebäckes, zur Herstellung von Glasuren und was alles noch in 
    Frage kommt, die Verwendung von Backaromen, chemischen Süß- 
    stoffen zum Süßen des Gebäcks, ist so unendlich groß, daß man 
    heute in einer Konditorwerkstatt schon mehr an einen Drogerieladen 
    erinnert wird durch die vielen Fläschchen und Dosen, die alle diese 
    verschiedenen Stoffe beherbergen. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß 
    z. B. Backaromen und ein Teil der Farben chemische Erzeugnisse 
    sind, die zum Teil dem Kohlenteer entstammen. Alle Kohlenteer- 
    produkte wirken im Körper sehr schädigend, denn der Körper kann 
    sie in keiner Weise irgendwie verwerten. Er kann sie aber auch nicht 
    herausschaffen, da sie durch die Eigenart ihrer Herstellung in fein- 
    ster Verteilung durch die Membranen der Darm wände hindurch- 
    gehen. Alle Kohlenteerprodukte aber sind als krebserzeugend be- 
    kannt. 
    
    Wer mehr über die industrie- und gewerbsmäßige Verschandelung 
    der täglich verzehrten Backwaren und aus Getreide hergestellten 
    Erzeugnisse wissen will, der möge in dem Buche von Kurt Len- 
    zer: „Gift in der Nahrung “ nachlesen. Das Buch erschien schon 
    viele Jahre vor dem zweiten Weltkrieg und hat viel Beachtung und 
    Bekämpfung erfahren. Es ist aber in allen seinen grundlegenden 
    Aufschlüssen bisher nicht widerlegt worden. Es konnten keine Un- 
    wahrheiten nachgewiesen werden. Das Buch war schon seit Jahren 
    
    
    176 
    
    
    im Buchhandel nicht mehr erhältlich, ist jetzt aber neu aufgelegt und 
    mit vielen Ergänzungen versehen. 
    
    Es könnte noch vielerlei mehr über Brot- und Getreidekrankheiten 
    gesagt werden, z. B. alles das, was im Zusammenhang steht mit den 
    Ausführungen im nächsten Abschnitt über die Krankheiten, die aus 
    dem Fleischverzehr entstehen. 
    
    Hier sei nur noch erwähnt, daß die durch die Patentmüllerei einge- 
    führte Herstellung hochgradig ausgemahlener und gebleichter Mehle 
    die Entstehung von Krankheiten der Verdauungsorgane besonders 
    fördert. Diese Feinmehle enthalten nichts weiter als die reine Stärke 
    oder den sog. Mehlkern und nichts mehr von den für den mensch- 
    lichen Körper so notwendigen Mineralstoffen. Auch fehlen so gut 
    wie alle Vitazyme und Wirkstoffe, die sonst im Getreidekorn ent- 
    halten sind. Sie verstärken im Laufe der Zeit die Mangelkrank- 
    heiten, welche alle Krankheitserscheinungen erheblich verschlimmern. 
    
    Nun werden nicht alle Menschen in ausgesprochenem Maße für die 
    bösen Auswirkungen der Brot- und Getreidespeisen anfällig sein. 
    Die es aber sind, entwickeln ganz bestimmte Merkmale. Ein Teil der- 
    selben ist zu erkennen an der Anlage zu Fettsuchtserscheinungen, 
    an den vollen runden Körperformen und an dem vollen Gesicht mit 
    Hängekinn. Es sind dies die Anzeichen dafür, daß der Zuckerstoff- 
    wechsel nicht richtig vor sich geht und Störungen im Anzug sind. 
    
    Die andere Gruppe von Menschen, die an Gärungserscheinungen als 
    Folge des Brot- und Getreidegenusses leiden, zeigt durchweg hagere 
    Gesichtszüge mit hervortretenden Knochen und leidendem Ausdruck. 
    Bei diesen säuert und gärt alles, was sie an Brot- und Getreidespeisen 
    essen. Mit der Brotgärung aber kommen alle anderen Speisen und 
    Zutaten in Gärung und Fäulnis. Die Heilung dieses Zustandes, der oft 
    schon im Säuglingsalter mit der ersten Milchbreinahrung einsetzt, ist 
    sehr schwierig und langwierig. Die Heilmaßnahmen müssen eingelei- 
    tet werden mit strengster Vermeidung aller Brot- und Getreide- 
    speisen, auch Rohgetreide, aller säuerlichen Obstarten und aller künst- 
    lichen Süßigkeiten, bei gleichzeitiger Verabreichung von frisch ge- 
    preßten Rohsäften aus Wurzelgemüsen. Besonders wirksam sind 
    Möhrensaft, Rettichsaft und Saft aus biologisch angebauten Kartof- 
    feln. Kartoffeln, die mit frischem Stallmist und Jauche gedüngt wur- 
    den und noch Gaben von Kalisalzen und Kunstdünger obendrauf er- 
    hielten, sind zur Heilung solcher Zustände ungeeignet. Die Saftgaben 
    sind dann nach und nach zu ergänzen durch Gemüsegerichte aus 
    frischem grünem Gemüse, mit feingemahlenen Nüssen, besonders 
    Erdnußkernen, angemacht. Im Sommer können süßes Beerenobst und 
    süßes Steinobst aller Art gegessen werden, doch ist beim Genuß von 
    Äpfeln Vorsicht zu üben, da diese leicht säuern. 
    
    Ein ebenso wichtiges Heilmittel bei diesen Zuständen sind die schon 
    mehrfach erwähnten Leinsaatzubereitungen. 
    
    
    12 Sommer, Ernährung 
    
    
    177 
    
    
    II. 
    
    Krankheiten durch Genuß von Fleisch und 
    anderen vom Tier stammenden Erzeugnissen 
    
    Um diesen Krankheiten auf die Spur zu kommen, müssen wir uns 
    wiederum klar machen, welchen Weg die Speisen im Körper nehmen 
    und welchem Zweck sie dienen sollen. 
    
    Bei den Folgen der Brot- und Getreidespeisen sahen wir, wie sich 
    schmerzlos und schleichend eine Entartung der blut- und muskel- 
    bildenden Säfte einstellte, durch die eine große Anzahl schmerzloser, 
    aber zu hoffnungslosem Zusammenbruch führender Krankheiten ent- 
    steht. Durch den Genuß des Fleisches der Tiere und Fische und der 
    vom Tier stammenden Erzeugnisse wie Eier, Milch, Käse, Wurst- und 
    Fischerzeugnisse entstehen im Körper des Menschen Veränderungen 
    seiner Stoffwechselvorgänge und seiner Gewebe, die einen ganz 
    anderen Charakter zeigen und sich ganz anders auswirken als die im 
    vorigen Abschnitt behandelten Krankheitserscheinungen. 
    
    Weil der Körper des Menschen in all seinen Geweben und Organen, 
    in seinen Knochen und Muskeln, in seinem Hirn und seiner Nerven- 
    masse aus Eiweißgebilden besteht, glaubte der Mensch, er müßte ver- 
    suchen, seinem Körper solche oder ähnliche Stoffe zuzuführen. Er 
    glaubte, diese im Fleisch der Tiere und in den vom Tier stammenden 
    Erzeugnissen zu finden. Er glaubte, wie wir es ja noch heute bei 
    manchen primitiven Völkern beobachten können, daß er sich mit dem 
    Fleisch der Tiere und ihrer Erzeugnisse auch die Kraft und den 
    Lebensmut der Tiere ein verleibe. Auch der kultivierte Mensch moder- 
    ner Prägung schwört darauf, daß Fleisch und vom Tier Stammendes 
    die beste und kräftigste Nahrung sei. Auch er glaubt, sie nicht missen 
    zu können, da sie für die Erhaltung seines Lebens unerläßlich sei. 
    Selbst Ärzte und namhafte Forscher sind bis heute von dieser An- 
    sicht, von diesem Glauben nicht frei gekommen. Und doch ist die 
    Menschheit mit diesem Glauben einem ungeheuerlichen Irrtum ver- 
    fallen. 
    
    Es ist nun keineswegs so, daß die Menschen von Anbeginn diesem 
    Irrtum verfallen waren. Aus der Mythologie der Frühzeit aller Völker 
    und Völkerschaften erfahren wir von dem idealen Zustand in Ernährung 
    und Lebensart, der einst bestanden hat. Alle Mythen und Sagen der Vor- 
    zeit wissen von einem Leben in fruchtbaren Gärten und freischaffender 
    Arbeit darin zu berichten. Die Geschichte vom göttlichen Leben im 
    Garten Eden in der Bibel ist nur eine Erzählung von vielen, aber 
    vielleicht die bekannteste von allen. So hat z. B. die vorgeschichtliche 
    
    
    178 
    
    
    Forschung unserer eigenen Vorfahren in den sogenannten Küchen- 
    abfallhaufen große Mengen von Haselnußschalen festgestellt. Daraus 
    geht hervor, daß die Haselnuß ein wesentlicher Bestandteil der Nah- 
    rung unserer eigenen Vorfahren war. Das freie germanische Boden- 
    nutzungsrecht teilte zudem den Boden als Gotteseigentum nicht in 
    große Feldwirtschaften mit Monopolbesitzrecht einzelner ein, wie 
    es bei den römischen Latifundienbesitzungen der Fall war, sondern 
    teilte der einzelnen Familie nur zu, was diese zur Erhaltung des 
    Lebens benötigte. Das aber bedingte kleine Parzellen mit mehr 
    gartenmäßiger Bewirtschaftung und Erzeugung der Nahrung durch 
    Gartenbau. Welchen Anteil Rohnahrung aus dem Garten, ergänzt 
    durch Haselnüsse, in der Ernährung unserer Vorfahren hatte, das 
    wissen wir nicht. Wir wissen aber aus der Untersuchung des Magen- 
    und Darminhaltes der im National-Museum in Kopenhagen befind- 
    lichen Moorleichen und aus dem Zustand ihres Magen-Darmkanals 
    und dem Zustand der Schleimhäute desselben: Unsere nordischen 
    Vorfahren haben kein Fleisch vom Fisch und nichts vom Tier Stam- 
    mendes gegessen. Es fanden sich im Magen- und Darminhalt zur 
    Hauptsache die aufgelösten Bestandteile von wildwachsenden und 
    angebauten Kräutern, Wurzeln u. a. und von Haselkernen. Die 
    Schleimhäute zeigten auch nicht die typischen krankhaften Verände- 
    rungen, die sich stets einstellen, wenn Fleisch, Fisch oder vom Tier 
    Stammendes gegessen wird. Nach dem Zustand ihrer inneren 
    Schleimhäute zu rechnen, haben die Betreffenden in ihrem Leben 
    nur von rohen Kräutern, Wurzeln, Früchten und Nüssen gelebt und 
    niemals Fleisch verzehrt. Wir wissen ferner, daß germanische Siedler 
    während des zweiten und dritten Jahrhunderts n. Chr. in großer 
    Zahl in Oberitalien und in die von den Römern abgeholzte Poebene 
    einströmten. Diese Siedler germanischer Herkunft verwandelten die 
    Poebene zum großen Erstaunen der Römer in einen einzigen großen 
    Garten und ernährten sich daraus, soweit sie Niederlassungsrecht er- 
    hielten. Daraus geht doch unzweifelhaft hervor, daß Gartenbau auch 
    die Grundlage der Ernährung unserer daheimgebliebenen Vorfahren 
    war. Erst durch die immer inniger werdende Berührung mit den 
    Römern und anderen mittelmeerländischen Völkern änderten sich 
    die Ernährungsgewohnheiten unserer Vorfahren, bis durch die geisti- 
    gen Umwälzungen, welche der „Völkerwanderung“ folgten, auch 
    diese die vom Tier stammenden Genußmittel nicht mehr vermissen 
    wollten. 
    
    So lange die germanischen Völker ihre Nahrung zur Hauptsache 
    auf kleiner Fläche gartenmäßig erzeugten, waren sie friedliebender 
    Natur und traten geschichtlich in keiner Weise hervor. Erst mit der 
    Entstehung einer Vorliebe für den Genuß vom Fleisch der Tiere und 
    vom Tier stammender Erzeugnisse mußte sich zwangsläufig auch die 
    Art der Nahrungsgewinnung ändern. Nach der Einführung des Ge- 
    nusses von Tierfleisch mußte auch der deutsche Mensch bestrebt sein, 
    stets genügend große Mengen von Schlachttieren zur Verfügung zu 
    
    
    179 
    
    
    haben, da die Ergebnisse der Jagd doch gar zu unsicher waren, um 
    seinen Hunger zu befriedigen. Um Schlachttiere großziehen und 
    füttern zu können, braucht es großflächiger Wiesen, Weiden und Fel- 
    der, die regelmäßig zur Erzeugung von Futtermitteln für den Ge- 
    brauch während futterknapper Zeit bestellt und bearbeitet werden. 
    Auch der deutsche Mensch verwandelte deshalb seine Gärten in 
    futtertragende Weiden und da diese bald nicht mehr ausreichten, 
    holzte er die außerhalb seiner Siedlungen üppig wuchernden Wälder 
    ab und verwandelte sie in Wiesen und Felder. Dabei lernte er nach 
    dem Vorbild der Orientalen und Römer von der Frucht der Gräser, 
    die ursprünglich nur zur Ernährung des Viehs angebaut wurden, 
    Nahrung und Brot herzustellen. So ersteht mit der Wandlung seiner 
    Nahrung vor unseren Augen aus dem gartenbautreibenden Germanen 
    der Ackerbauer und Viehzüchter unserer Tage. Mit der Vergrößerung 
    des Viehbestandes zur Ernährung der anwachsenden Bevölkerung 
    wurde die Beschaffung immer größerer Mengen von Futtermitteln 
    notwendig. Das bedingte immer weitere und größer werdende Ab- 
    holzungen des Waldbestandes und da nach dem Gesetz der abneh- 
    menden Bodenfruchtbarkeit der Ertrag der baumlosen Felder immer 
    mehr zurückging, so sehen wir mit dem Erstehen und Heranwachsen 
    der Kulturvölker einen immer geringer werdenden Waldbestand. 
    
    Wehe aber dem Volk, das seinen Waldbestand lichtet und einen 
    solchen Wandel seines Bodens vornimmt, um dem Fleischgenuß huldi- 
    gen zu können. Es wird je nach den klimatischen Verhältnissen die 
    Fläche der Erde früher oder später in eine Wüste verwandelt sehen. 
    Das Land der einstigen gepriesenen Kulturvölker des Ostens und der 
    Mittelmeergebiete beweist uns diesen Vorgang nur zu deutlich. Aber 
    nicht nur die Erde wurde verwandelt, auch der Charakter der Men- 
    schen ändert sich mit ihrer Ernährung. Solange der Mensch garten- 
    mäßig nur für seine eigene Nahrung zu sorgen hat, ist er frei von 
    Bindungen an andere und ist deshalb ein wirklich freier Mann in 
    allen seinen Entschlüssen. Er wird aber als friedliebender Mensch 
    diese Freiheit niemals zum Schaden seiner Nachbarn ausnutzen, son- 
    dern im Gegenteil gerne bereit sein, diesen in seiner Freizeit zu 
    helfen, falls Hilfe notwendig sein sollte. Zur Befriedigung seiner 
    Sucht nach Fleisch aber muß er zuerst für die Ernährung der Schlacht- 
    tiere sorgen. Das bedingt im Gegensatz zur Gewinnung der Nahrung 
    aus gartenmäßigem Anbau riesige Weiden und Felder. Diese kann 
    man nicht bearbeiten, wenn man nicht weiß, daß dem Bebauer auch 
    der Ertrag sicher ist und er die viele Mühe und Arbeit nicht schließlich 
    für andere hatte, die mit der Ernte bei freier Bodennutzung durch- 
    gehen könnten. So wandelte sich mit der Umstellung der Ernährung 
    das Bodenrecht und aus dem natürlichen freien Bodennutzungsrecht 
    für alle wurde das Bodenbesitzrecht, das Bodenmonopolrecht, für 
    einzelne Besitzer von Viehherden unter Ausschluß aller übrigen von 
    der Bodennutzung. Das aber bringt eine Umschichtung der sozialen 
    Verhältnisse mit sich. Von nun an gibt es Besitzer mit monopolarti- 
    
    
    180 
    
    
    gen Rechten am Boden und solche, die aus der einst freien Boden- 
    nutzung durch das Recht des Stärkeren verdrängt wurden. Diese 
    führten im Altertum ein Hundeleben als unfreie Sklaven oder 
    schlecht bezahlte Lohnarbeiter, die aber heute als Knechte oder 
    Industriearbeiter ebenso heimatlos und besitzlos aus der Gemein- 
    schaft der Besitzenden ausgeschlossen sind. Bei anwachsender Be- 
    völkerung wird die Erzeugung von Schlachttieren auf der gleichen 
    Fläche der Erde immer schwieriger und die Völker kommen deshalb 
    gar zu leicht in die Versuchung, ihren Anteil an der Fläche der Erde 
    und deren Nutzung zu vergrößern. Das aber ist nur möglich 
    durch die Verdrängung oder Unterjochung an- 
    derer Völkerschaften, durch m^ nnermordende 
    Kriege mit allen ihren Folgeerscheinungen. 
    
    So einschneidend die Einführung des Genusses von Tierfleisch und 
    vom Tier stammender Erzeugnisse auf die soziale Schichtung und die 
    rechtliche Stellung der Menschen zueinander wirkte, so einschneidend 
    wirkt sie sich auch aus im Körper der Menschen und in ihrem Ge- 
    sundheitszustände. 
    
    Wir sahen im ersten Teil dieses Buches, wie einfach und leicht die 
    Umwandlung der pflanzlichen Nahrung im natürlich gewachsenen 
    Zustand im Körper des Menschen vor sich geht und wie sich aus 
    gartenmäßig erzeugter Nahrung ein gesunder, blühend schöner Kör- 
    per mit einem natürlichen Empfinden und einem gesunden Seelen- 
    leben , entwickeln muß. Die gewachsene, pflanzliche Nahrung, in 
    lebensvollem Zustand verzehrt, erhält nicht nur das Leben, sondern 
    kräftigt den Menschen und seine Organe, wirkt immer aufbauend 
    und erhält ihn gesund und rein. Zur Verarbeitung derartiger pflanz- 
    licher Rohnahrung brauchte es im Magen und in den Därmen nur 
    milder Lösungsmittel; denn die Wandelbarkeit derselben wird durch 
    die in der Pflanze vorgesehenen Vitazyme und Wirkstoffe unter- 
    stützt. Der ganze Verdauungs- und Wandlungs vor gang im Körper 
    wird kaum wahrgenommen, bzw. ist nur mit freudigen Lust- und 
    wachsenden Kraftgefühlen begleitet. Ein solches befriedigtes Be- 
    glücktsein nach der Nahrungsaufnahme kennt der landesüblich mit 
    gebackenem Brot, gekochten Gemüsen und vom Tier stammenden 
    Erzeugnissen sich Nährende überhaupt nicht. Der Verdauungs Vorgang 
    nach einer landesüblichen Mahlzeit ist der unnatürlichen Gewinnung 
    und Zubereitung entsprechend ein ebenso unnatürlicher und deshalb 
    ein Vorgang, auf den der natürliche Mensch von Geburt her nicht 
    eingerichtet ist. Der Mensch spürt deshalb eine jede derartige Mahl- 
    zeit auch bei landesüblich wohlzubereiteten, schmackhaften Gerichten 
    nach der vorübergehenden Gaumenbefriedigung als Belastung seiner 
    Organe oft mit Magendrücken, Sodbrennen und mit lähmend auf die 
    Arbeitslust und auf die geistige Aufnahmefähigkeit wirkenden Ge- 
    fühlen. Das ist an sich nach dem Vorhergesagten nicht verwunder- 
    lich. Zum Verständnis müssen wir uns die Vorgänge eindeutig klar 
    machen. 
    
    
    181 
    
    
    Wir sahen, der Magen des Raubtieres löst Fleischfetzen und Kno- 
    chenstückchen mühelos durch eine Salzsäure-Pepsinmischung im 
    Magen und spaltet sie in ihre Grundlagen auf. Es entstehen als 
    Lösungsergebnis aus den Eiweißbestandteilen des gerissenen Tier- 
    fleisches und den faulenden Kadaverfetzen Zuckerstoffe und Amino- 
    säuretrümmer. Die entstehenden Zuckerstoffe werden im Körper des 
    Raubtieres genau so verwertet wie die Zuckerstoffe, die das Weide- 
    tier direkt mit der pflanzlichen Nahrung in sich aufnimmt, während 
    die Aminosäurereste schnellstens durch alkalische Bestandteile im 
    gelösten Fleisch oder aus dem Vorrat im Körper des Tieres abgebun- 
    den und in Harnstoff und Harnsäure verwandelt werden müssen. 
    Diese müssen durch die Nieren zur schnellen Ausscheidung kommen, 
    damit das Raubtier nicht daran zugrunde geht. Das Weidetier nimmt 
    keine Fleischfetzen in sich auf und braucht sie deshalb auch nicht zu 
    lösen. Es fehlen im Magen der Weidetiere deshalb auch solche Säfte 
    vollständig, die Fleisch lösen könnten. Sie werden nicht gebraucht. 
    Wer sagt und beweist uns nun, daß der Mensch von seiner Erschaf- 
    fung her ursprünglich als Gemischtesser oder gar als fleischverzeh- 
    rendes Raubtier auf die Welt gekommen ist? Wer erbringt uns den 
    untrüglichen Nachweis, daß der Mensch von Anbeginn die Fähigkeit 
    hatte, in seinem Magen fleischlösende Säfte, die Pepsin-Salzsäure- 
    Mischung, in genügender Menge zu erzeugen, und deshalb von An- 
    beginn befähigt und vorbestimmt war, sich wie ein Raubtier zu er- 
    nähren? 
    
    Das Gebiß des Menschen mit der kleinen Mundhöhle und den 
    vielen breiten Mahlzähnen ohne einen ausgesprochenen Reißzahn 
    verweist ihn mit Sicherheit in die Gruppe der vom Pflanzenwuchs 
    lebenden Geschöpfe. Er hat im Gegensatz zu allen Tieren eine aus- 
    gesprochene Vorliebe für Obst und Früchte aller Art, die ein Raub- 
    tier erst nach Gewöhnung durch den Menschen anrührt und ein 
    Weidetier beiseite läßt, wenn frisches, junges Gras vorhanden ist. 
    Daraus geht hervor, daß dem Menschen von Anbeginn seiner Natur 
    nach nur solche Säfte für die Verdauung zur Verfügung standen, die 
    frisches grünes Gemüse, süßes Wurzelgemüse und Obst lösen und 
    wandeln konnten. Solange der Mensch seiner Anlage nach sich 
    von grünen Gemüsen, Wurzelgemüsen und Früchten nährte, kannte 
    er keine Krankheiten und Beschwerden, aber das genügte ihm nicht. 
    Wie er dazu kam, sich in seiner Ernährung Wahnvorstellungen hin- 
    zugeben, wie er auf den Gedanken kommen konnte, daß ihm mit 
    dem Genuß vom Fleisch der Tiere auch die Kraft dieser zufallen 
    würde, wird im dritten Teil dieses Buches gezeigt werden. Tatsache 
    aber ist, daß auch der primitive Mensch teils durch Nachahmung der 
    Gebräuche anderer, teils durch Einwirkung dämonischer Wahnvor- 
    stellungen zum Genuß von Tierfleisch und vom Tier stammender Er- 
    zeugnisse überging. 
    
    Nachdem der Mensch erst einmal Fleisch gegessen hat, das ihn 
    zwar zu Beginn reichlich stark anwidert und dem er nur schwer Ge- 
    
    
    182 
    
    
    schmack abgewinnen kann, wird sein Körper sich doch nach und 
    nach daran gewöhnen, d. h. die Lebenskraft beginnt sich auf die Ver- 
    arbeitung einzustellen. Sie kann es doch nicht zulassen, daß das 
    Fleisch im Magen und Darm einfach in faulige Zersetzung übergeht 
    und die ganzen Vorgänge lebenswidrig stört. Sie muß sich doch 
    irgendwie dagegen wehren. Bei fortgesetztem Verzehr von Fleisch 
    als Bestandteil der Speisen entwickelt der Magen des Menschen als 
    Gegenwehr die gleichen Arten von Säften, die wir im Magen des 
    Raubtieres als naturnotwendig kennen lernten. Es entwickelt sich 
    die Fleisch- und Eiweißstoffe lösende Saftart des Raubtiermagens 
    auch im Menschen, aber mit nur schwacher Wirksamkeit, gemessen 
    an der Kraft der Magensäfte des Raubtieres. Die Lösung auch des 
    härtesten Knochens durch die Pepsin-Salzsäure im Magen des Raub- 
    tieres erfolgt in weniger als einer halben Stunde. Die Auflösung von 
    Fleisch im Magen des Menschen braucht oft mehr als vier Stunden. 
    Mit der Kraft des Lösungsmittels sinkt auch entsprechend die Wirk- 
    samkeit in Bezug auf das Ergebnis. Hat aber die Entwicklung dieser 
    fleischlösenden Säfte im menschlichen Magen erst eingesetzt, dann 
    setzt sich diese munter fort, auch wenn mal kein Fleisch in der Mahl- 
    zeit vorhanden war. Diese Säfte sammeln sich dann im Magen und 
    melden ihre Anwesenheit im Hirn an. Sie verlangen nach Auswir- 
    kung und die unerbittliche Sucht nach Fleischgenuß und das Ver- 
    langen nach vom Tier Stammenden setzt ein. 
    
    Der Mensch wird nach Gewöhnung an Fleisch- 
    genuß süchtig darauf. 
    
    Will er diesen süchtigen Hang nach vom Tier stammenden Genuß- 
    mitteln überwinden, so braucht es nach der Erfahrung aller ernsten 
    Vegetarier einer gewissen Zeit der Entwöhnung. Während dieser 
    Zeit weiß der Betreffende wohl von der Schädlichkeit des Fleischge- 
    nusses, aber die sich fortsetzende Erzeugung von fleischlösenden Säf- 
    ten im Magen reizt von Zeit zu Zeit seinen Gaumen und verführt zu 
    einem Rückfall. Gewöhnlich merkt er schon gleich nach dem Genuß 
    an der Schwere seiner Gefühle, daß er einen Fehler machte, aber die 
    Sucht trieb ihn zur Übertretung seiner guten Vorsätze. Nach und 
    nach wird der Zeitraum zwischen den eigentlich süchtigen Perioden 
    immer größer und größer, bis das Verlangen überwunden ist. Damit 
    hat der Magen aufgehört, die lösenden Säfte zu erzeugen und von da 
    an ist es für den Betreffenden schon ein Ärgernis, an einem Fleischer- 
    laden vorübergehen zu müssen. Diese Tatsache des Süchtigwerdens 
    und die Schwierigkeiten der Entwöhnung zeigen uns klar, daß dem 
    Menschen von Anbeginn das Fleisch der Tiere und alles vom Tier 
    Stammende nicht als Nahrung zugedacht war; denn ein Raubtier vom 
    Fleisch entwöhnen zu wollen und es vegetarisch zu ernähren, ist so 
    gut wie unmöglich. Die Säfte und Instinkte seiner Natur lassen sich 
    nicht überwinden. Selbst Hunde können wohl mal eine Zeitlang 
    vegetarisch ernährt werden, aber sie erkranken dabei sehr leicht und 
    verlieren nie die Fähigkeit, Fleisch und Blut schon auf weite Ent- 
    
    
    183 
    
    
    fernung zu riechen. Der einsichtig gewordene Mensch aber läßt sich 
    sehr leicht entwöhnen und wird dann bewußt gegen jede Versuchung 
    ohne weiteres gefeit sein. Das widerlegt eindeutig die Behauptung, 
    der Mensch könne ohne vom Tier stammende Genußmittel nicht aus- 
    kommen. 
    
    Das Fleisch und die eiweißhaltigen Genußmittel müssen nun im 
    Körper des Menschen die gleichen Lösungsvorgänge durchmachen 
    wie im Magen des Raubtieres. Wenn sie nicht durch Verwesungs- 
    und Fäulniserscheinungen und die dabei sich entwickelnden Gifte 
    schwere Störungen im Körper des Menschen anrichten sollen, müssen 
    sie schnellstens in eiweißhaltige Aminosäurereste und eiweißfreie 
    Zuckerstoffe umgewandelt werden. Die entstehenden Zuckerstoffe 
    können, wie mehrfach gezeigt wurde, wie normal gewachsene Zuk- 
    kerstoffe in der Lebensabwicklung verbraucht werden. Die Säure- 
    reste aber müssen schnellstens abgebunden werden, um als Harn- 
    stoff oder Harnsäure durch die Nieren ausgeschieden zu werden. Da 
    finden wir den ersten krankmachenden Einfluß dieser Genußmittel. 
    Sie zerfallen in säurehaltige Reststoffe. Als solche vermehren sie die 
    säurehaltigen Reststoffe, die bei den normalen Stof f Wechselvorgängen 
    im Lebensablauf des Körpers entstehen, und bedeuten damit eine 
    Überlastung der Nieren und der Ausscheidungsorgane. Geht die Um- 
    wandlung glatt und restlos von statten, dann ist restlose Ausschei- 
    dung möglich, aber wegen der Überlastungsgefahr der Nieren nicht 
    wahrscheinlich. Zurückgebliebene Reste dieser Säuren aus den Stoff- 
    wechselvorgängen, die nicht so dringend ausgeschieden werden müs- 
    sen wie die, welche bei der Auflösung der Fleischteile im Magen ent- 
    stehen, werden deshalb gegebenenfalls in den Körpergeweben 
    eingelagert. Sie werden gespeichert, bis sich später eine Gelegen- 
    heit ergibt, sie durch die Nieren zur Ausscheidung zu bringen. Solche 
    Harnsäurelager in den Körpergeweben sind nur zu gut als tatsäch- 
    lich möglich und vorhanden bekannt. Sie stören solange nicht, wie 
    die Körperwärme groß genug ist, um sie in kolloidaler organischer 
    Lösung zu halten. Wird aber der Körper des Menschen, werden ein- 
    zelne Teile desselben durch kalten Luftzug und Kaltwasseranwen- 
    dung unterkühlt, dann kristallisiert die gespeicherte kolloidale 
    Harnsäure in den betroffenen Gliedern und erzeugt nun die ent- 
    setzlich schmerzhaften akuten Rheumaanfälle. Dienen diese dem 
    Menschen nicht als Warnung, dann kann die Ansammlung der Harn- 
    säure unangenehme Formen annehmen und es entwickeln sich aus 
    den akuten Fieberanfällen des Rheuma die chronischen Erscheinun- 
    gen, die unter Umständen mit Verkrüppelungen in den Gliedern und 
    Gelenken einhergehen. Die Häufigkeit dieser Erscheinungen erweist 
    uns die Richtigkeit dieser Darlegungen. 
    
    Der Mensch bereitet sich seine Mahlzeiten in der Kochküche vor. 
    Er kocht, backt und brät doch auch, was er an tierischen Genußmit- 
    teln zu sich nehmen will. Was geht nun bei dieser Erhitzung vor sich? 
    Erhitzen wir z. B. ein Ei, so sehen wir, daß die eigentlichen Eiweiß- 
    
    
    184 
    
    
    Stoffe oder Proteine darin schon bei 43 Grad Celsius ihr Aussehen 
    und ihre Form verändern. Bis dahin waren sie wässerig und durch- 
    sichtig, nun beginnen sie weißflockig zu werden und verhärten 
    gleichzeitig. Man sagt dann, das Eiweiß gerinnt. Diese Veränderung 
    der Eiweißstoffe durch die Erhitzung wirkt sich im Körper sehr un- 
    günstig aus. Wird z. B. ein Mensch von hohem Fieber gepackt, bei 
    dem die innere Körperwärme auf 43 Grad ansteigt, dann gerinnt die 
    Eiweißmasse im Blut und in den Säften, und der Mensch stirbt. 
    
    Wird durch die Erhitzung geronnenes, verhärtetes Eiweiß dem 
    Körper ein verleibt, dann verhindert die Verhärtung die vollständige 
    und leichte Auflösung desselben im Magen. Ein ähnlicher Vorgang 
    entsteht bei der Verkäsung der Milch. Man erwartet trotzdem, daß 
    die Erzeugnisse dieser Küchenkunst, die auch noch durch Zusatz von 
    Salz und scharfen Gewürzen den faden Geschmack der Fleischge- 
    richte zu übertönen sucht, im Magen restlos und unschädlich gelöst 
    und zum Aufbau und zur Erhaltung des Körpers, des Blutes und der 
    Nerven verwertet werden. Man erwartet also von seinem Magen 
    eine Leistung, die er unmöglich vollbringen kann. Schwere im Magen, 
    Störungen aller Art sind die Folgeerscheinungen. Mancher hilft sich 
    nun dadurch, daß er zu den Fleischspeisen Wein oder alkoholische 
    Getränke zu sich nimmt. Dann kann sich der Magen auf eigenartige 
    Weise schützen. Die schlecht gekauten Fleischbrocken werden alsdann 
    mit einer feinen wässerigen Alkohollösung durchtränkt und einge- 
    hüllt und nun kann der Magen sie ungelöst und unverdaut weiter 
    schicken. 
    
    Durch den alkoholischen Dunst erscheinen sie dem Pförtner als 
    alkalisch und er läßt sie, teilweise gelähmt durch den Alkohol, in 
    den Zwölffingerdarm passieren. Das wichtigste Schutzorgan der ge- 
    samten Verdauungswege, der Pförtner, wird also getäuscht und be- 
    trogen. Auf diese Weise gelangen sie unverändert in den Dickdarm. 
    Hier nun setzen Fäulniserscheinungen ein, von denen später noch 
    die Rede sein wird. Die Fäulnis lähmt die Dickdarmtätigkeit und 
    ruft mehr oder weniger starke Stuhlverstopfung hervor. So ist es 
    möglich, durch Weinzusatz verhältnismäßig große Mengen von 
    Fleischgerichten verzehren zu können. Aber ernährt wird der Mensch 
    davon nie und nimmer. Die Gewebe, das Gehirn und die Nerven sol- 
    cher Menschen leiden dauernd Hunger, auch bei vollen Schüsseln. 
    Der Magen kann sich wegen der dauernden Überlastung nicht ent- 
    sprechend durch Hungerzeichen bemerkbar machen. Gleichzeitig er- 
    regen die Fäulnisgase in seinem Körper dauernd sein Gehirn und 
    seine Nerven, während die alkoholischen Getränke im Gegensatz da- 
    zu lähmend wirken und so fühlt ein weintrinkender, fleischessender 
    Mensch nie, was in seinem Körper eigentlich vor sich geht, bis es 
    eines Tages zu spät ist. Die Richtigkeit dieser Ausführungen zeigt 
    uns schon das Äußere solcher Genießer. 
    
    Die Salzsäure-Pepsinmischung im Magen soll die eiweißhaltigen 
    Bestandteile der gekochten oder gebackenen Fleischspeisen lösen und 
    
    
    185 
    
    
    durch entsprechende Wandlung unschädlich oder wenigstens einen 
    Teil als Zuckerstoffe verwertbar machen. Sie könnte das vielleicht 
    gut, wenn der Mensch nicht alle seine Mahlzeiten durch Feuershitze 
    zubereiten würde. Dadurch wird Magerfleisch genießbar, fettes 
    Schweinefleisch aber aufgelockert werden. Auf jeden Fall wird durch 
    die Feuerbehandlung die restlose Auflösung im Magen verhindert 
    und nicht vollständig gelöste Eiweißtrümmer gelangen in den Dünn- 
    darm. Überlegen wir uns, was nun vor sich gehen wird. 
    
    Ehe der Mensch seiner Natur entgegen das Fleisch der Tiere ge- 
    nießen kann, muß er das Tier töten. Er nennt das „Schlachten“. Er 
    verwandelt dadurch den bis dahin lebensprühenden Körper des 
    Tieres in einen Kadaver. Dieser geht sofort nach Eintritt des Todes 
    unaufhaltsam in Verwesung über. Verwesung ist Fäulnis. Bei der 
    Fäulnis entstehen eine ganze Reihe von giftigen Zersetzungsproduk- 
    ten. Diese, in den Körper hineingebracht, werden dort trotz Kochen 
    und Erhitzen weiter faulen und verwesen, wenn sie nicht schnell 
    restlos gelöst werden. Das aber geschieht nicht immer restlos und die 
    nicht restlos gelösten Trümmer werden, wie oben gezeigt, in den 
    Dünndarm gelangen. Sie sind trotzdem aber verflüssigt und die 
    faulige Zersetzung geht munter fort. Die übelriechenden Gase zeugen 
    von ihrer Anwesenheit, die bei Fischen und Eiern oft unerträglich 
    für Dritte werden. Dabei ist zu bemerken, daß sich in den inneren 
    Organen keine schmerzempfindlichen Nerven befinden. Im Magen 
    z. B. kann man sich die Schleimhaut durch zu heiß verschlungene 
    Speisen verbrennen oder die Schleimhäute des Magens oder des 
    Darmes verätzen, ohne daß sich dabei Schmerzempfindungen zeigen. 
    Diese Schmerzlosigkeit der inneren Organe verhindert die Wahrneh- 
    mung von Störungen im Beginn der krankhaften Zustände. Nur ein 
    sich nach außen fortsetzendes Druckgefühl kann durch die Gefühls- 
    nerven der Außenhaut wahrgenommen werden. Im Innern ist es 
    nicht zu spüren. Ansammlung und Festsetzung von Fäulnisgasen im 
    Dünndarm werden deshalb äußerlich nur schwer wahrgenommen. 
    Wird auf derart entstandene Druckgefühle nicht geachtet, so kann 
    die innere Spannung dieser Gasstauungen zu stark werden. Dann 
    werden die Muskel- und Sehnenbänder der Bauchhaut an einer 
    schwachen Stelle auseinander geschoben und es entsteht urplötzlich ein 
    Darmdurchbruch an irgend einer Stelle, wo der Dünndarm direkt 
    unter der Bauchdecke liegt. Kurz nach dem Entstehen solcher Brüche 
    in der Bauchhaut lassen sich diese durch feucht-heiße Aufschläge, 
    Kompressen und entsprechende Kost wieder zur Ausheilung brin- 
    gen, aber ein Bruchband kann bestenfalls das Herausspringen des 
    Darmteiles verhindern, jedoch nie einen Bruch heilen. Schreitet das 
    Übel bei landesüblicher Ernährung fort, dann ist schon all zu oft ein 
    unbeachtet, weil schmerzlos, heraustretender Bruch in die Bauchhaut 
    eingeklemmt worden und dabei geht dann das eingeklemmte Darm- 
    stückchen in weiter um sich greifende Fäulnis über. Wenn dann nicht 
    
    
    186 
    
    
    schnellstens durch operativen Eingriff geholfen werden kann, ist eine 
    Katastrophe nicht zu verhindern. 
    
    Gehen die nicht gelösten, aber halbverflüssigten Fleischteile im 
    Speisebrei weiter, dann setzt sich auch die Fäulnis weiter fort und 
    hört auch im Dickdarm nicht auf. Hier entstehen faule Gase und 
    Fäulnissäuren, die ja alle Fäulnisvorgänge begleiten. Säuren im Darm 
    aber erzeugen dort Lähmungserscheinungen, die wir bereits bei den 
    Abhandlungen über die Schäden der Brotnahrung sahen. Verbindet 
    sich nun die Wirkung der Brotgärung im Darm mit der Fäulnis von 
    Fleischresten, dann entstehen die hartnäckigen Stuhlverstopfungen, 
    an denen schon Tausende von Menschen trotz aller Abführmittel 
    langsam und qualvoll zu gründe gegangen sind. 
    
    Besonders gefährlich wird diese Sache, wenn die Verstopfung zur 
    Bildung von Dickdarm- und Mastdarmgeschwüren führt. Diese sind 
    sehr schwer, oft gar nicht mehr zu beeinflussen, ohne eine grund- 
    legende Ernährungsumstellung zur rechten Zeit schon gar nicht. Oft 
    wird nur durch die Lahmlegung des Mastdarmes der schnelle Tod ver- 
    hindert und dem Betroffenen noch eine Frist kümmerlichen Lebens mit 
    künstlicher Entnahme des Kotes aus der Seite gegeben. Bei dieser 
    Fäulnis von Resten aus den Fleischspeisen in den Därmen bleibt es 
    nun nicht etwa. Die Reste der gesamten aufgenommenen Speisen fin- 
    den sich doch auch im Dickdarm. Sie werden dort normaler Weise bei 
    natürlicher Ernährung in eine gewisse Art von Gärung geraten, durch 
    welche die pflanzliche Zellulose in ihre Bestandteile gelöst werden 
    soll, um die darin eingelagerten Kalk- und Kittstoffe herauszulösen 
    und für den Einbau im Körper des Menschen frei zu machen. Nun 
    stellen wir uns aber vor, was unter solchen Umständen mit dem aus- 
    gelaugten Speisebrei bei 37 Grad Celsius und längerem Verbleiben 
    geschehen wird. Begreifen wir, daß die in Fäulnis befindlichen Reste 
    der Fleischspeisen den Inhalt des Darmes mit in Fäulnis und faulige 
    Gärung im Gegensatz zur natürlichen Gärung versetzen werden? Der 
    Geruch der entweichenden Gase und der Exkremente des Fleisch- 
    essers zeigt uns an, daß dieser Vorgang tatsächlich stattfindet; denn 
    ohne Fäulnis im Darm würden diese übelriechenden giftigen Gase 
    nicht entstehen. Beim Weidetier kennt man derartiges nicht, deren 
    Gase riechen nicht abstoßend. Die Gase gehen nun beileibe nicht alle 
    durch den After ab. Die meisten werden durch die Darmwände des 
    Dickdarmes hindurchgelassen, da diese gasdurchlässig sind. Ein Teil 
    wird vom Darmwasser aufgesogen, sie gehen mit diesem in die Bauch- 
    höhle. Damit gelangen sie in die Körpersäfte und wandern mit diesen 
    in alle Teile des Körpers, in alle Organe und steigen schließlich ins 
    Gehirn. Sie erzeugen dort einen unerträglichen Kopfdruck und Kopf- 
    schmerzen. Die Gase dringen in die Lungen und in alle Organe und 
    verderben schon durch ihre bloße Anwesenheit jeden normalen Lebens- 
    ablauf. Wo sich auch immer die Blähgase aus der Darmfäule ansam- 
    meln, entstehen Druckgefühle und Beklemmungen. Wird das Herz 
    durch sie beengt und drücken sie auf die Organe im Brustkorb, so 
    
    
    187 
    
    
    entstehen Herzbeklemmungen und Kurzatmigkeit. Der Druck setzt 
    sich schließlich strahlenförmig weiter fort und wird unerträglich, bis 
    eine ergiebige Stuhlentleerung oder Reinigung dem Betreffenden 
    vorübergehend Erleichterung schafft. Ganze Bücher sind allein schon 
    über diese Wirkung fauliger Darmgase im Körper geschrieben und 
    allerlei Heilbehandlungen vorgeschlagen worden, aber nur selten 
    kommt einer auf den Gedanken, die Fleischmahlzeiten aufzugeben, 
    um zu gesunden. 
    
    Wenn sich nun diese Fäulnis- und Entzündungserscheinungen nur 
    im Darm abspielen, dann wäre an sich der Fleischgenuß vielleicht noch 
    erträglich. Dann würde wenigstens der übrige Körper gesund bleiben 
    und richtig Weiterarbeiten können. Leider ist dem nicht so. Durch die 
    Verdauungssäfte sollen die Eiweißstoffe gelöst und in zwei Gruppen 
    aufgespalten werden. Das mag bei rohem Fleisch im Magen eines 
    Raubtieres auch wohl restlos geschehen, aber bei den gekochten Ge- 
    richten im Magen des Menschen ist das nicht der Fall. Zum minde- 
    sten aber werden alle fleisch- und eiweißhaltigen Stoffe durch die 
    Magensäure erweicht und soweit gelockert und verflüssigt, daß ein 
    Teil dieser unvollkommen gelösten Reste durch Osmose, d. h. Durch- 
    dringung der Zellwände, in die Körpersäfte gelangen kann. Diese 
    unvollkommen gelösten in leichter Fäulnis befindlichen Reste der 
    Fleischspeisen werden mit den Körpersäften durch den ganzen Kör- 
    per getragen. Sie finden überall im Körper die Möglichkeit, faulige 
    Entzündungsherde hervorzurufen. Es entsteht dadurch die Gefahr der 
    Bildung eitriger Geschwüre und eitriger Entzündungen an schwachen 
    oder gefährdeten Stellen im Zellgefüge. Derartige Erscheinungen sind 
    z. B. Mittelohrentzündungen bei jungen Menschenkindern. Wird statt 
    der Ohrenhöhlung die Nasenpartie oder die Stirnhöhle betroffen, 
    dann können die widerlichsten Entzündungszustände wie Stinknase 
    oder Polypenbildung entstehen, auch Stirnhöhlenvereiterungen sind 
    keine Seltenheit. 
    
    So gut wie die gelösten, in leichter Fäulnis befindlichen Reste der 
    Fleisch- und Fischspeisen sich als Mittelohrentzündungen auswirken 
    können, so gut kann es möglich sein, daß das Gehirn als solches oder 
    die Gehirnhaut angegriffen wird. Es entstehen dann bei Kindern die 
    gefürchteten Hirnhautreizungen oder Hirnhautentzündungen, die ent- 
    weder tödlich verlaufen oder aber die angegriffenen Teile der Hirn- 
    haut zerstören und dadurch mit Sicherheit die in den befallenen Be- 
    zirken verankerten geistigen Eigenschaften vernichten. Treten die Er- 
    scheinungen bei Erwachsenen auf, dann entwickeln sich gern Ge- 
    schwüre oder Gehirntumore, die fast immer tödlich verlaufen. 
    
    Eitrige Entzündungen als Folge des Fleischgenusses können wir im 
    ganzen Körper beobachten. Bekannt als besonders gefährlich sind die 
    Zwerchfell- und Brustfellentzündungen, auch als Rippenfellentzün- 
    dung bekannt. Wie verheerend aber die Lungenentzündungen wirken, 
    braucht nicht erwähnt zu werden. Dabei ist es noch nicht einmal not- 
    wendig, daß es in den Lungen zu einer wirklichen Entzündung oder 
    
    
    188 
    
    
    Vereiterung kommt. Es genügt die Reizung oder Anfälligkeit der 
    Oberflächenschleimhaut des Lungenkörpers, um die Grundlage für 
    die gefürchtete Lungentuberkulose zu legen. Die Lebenskraft ver- 
    sucht in solchen Fällen die eitrigen Entzündungen von den Lungen 
    selbst fernzuhalten und wirft die zur Fäulnis neigenden Trümmer 
    der eiweißhaltigen Speisen an die äußersten Hautschichten des Lun- 
    genkörpers und in die Gewebe, welche die Verbindung zwischen den 
    Bronchien, den Luftröhrenverästelungen und den Lungenbläschen 
    bilden. Hier wird die Schleimschicht, welche die Lungenbläschen um- 
    gibt, durch die fäulniserregenden Stoffe angegriffen und zersetzt. In 
    dieser Zersetzung wirkt sich nun um so leichter die Neigung zur 
    kohlensauren Gärung der unvollkommenen Blutzuckerstoffe aus der 
    Brotnahrung aus und es entstehen vom Schleim entblöste Stellen auf 
    der Haut des Lungenkörpers. An diesen Stellen kann sich der mit der 
    Atmung in die Lungen eingeführte Sauerstoff der Luft auswirken. 
    Er beginnt zu fressen, d. h. die Mineralstoffe in den angegriffenen 
    lebenden Geweben an sich zu reißen, zu oxydieren und dadurch das 
    Gewebe zu zersetzen. Durch diesen Vorgang werden die Wirkungen 
    der kohlensauren Gärung der erwähnten unvollkommenen Zucker- 
    stoffe und die Fäulnis der Eiweißstoffe in den Lungengeweben unter- 
    stützt. Es entstehen die schleichend fressenden 
    Zersetzungserscheinungen, welche die Nähr- 
    grundhage der Tuberkelbazillen abgeben. Als Er- 
    gebnis der gesamten Vorgänge entsteht dann die ausgewachsene 
    Lungentuberkulose mit den gefürchteten Cavernen. 
    
    Dreifach verschlungen finden wir die Ursachen dieser gefürchteten 
    Krankheit, die Jahrzehnte hindurch ein Siebentel der gesamten West- 
    europäer und Angloamerikaner dahin raffte: Fäulnisneigung unvoll- 
    kommen verdauter Eiweißtrümmer aus der Nahrung im Blut und in 
    den Säften des Körpers. Gärungsneigung unvollkommen gewandelter 
    Zuckerstoffe aus der Brot- und Getreidebreinahrung und fressende 
    Einwirkung des Sauerstoffs der eingeatmeten Luft in den angegrif- 
    fenen Stellen der Lungen. Als Ganzes betrachtet, ergibt das einen 
    prächtigen Nährboden für Tuberkelbazillen. Liegt dann noch eine 
    gewisse konstitutionelle Schwäche als Vererbung oder Anlage oder 
    als Auswirkung unrichtiger Ernährung in der Kindheit vor, dann ist 
    diese Lungenseuche kaum zu beeinflussen. Vorbeugung durch richtige, 
    natürliche Ernährung von Geburt an ist besser als alle späteren 
    Heilungsversuche und sicherer. 
    
    Es erübrigt sich, weitere Möglichkeiten der Eiweißzersetzung als 
    Folge unrichtiger Ernährung auszumalen, nur eins sei noch erwähnt: 
    Die außerordentliche Gefährdung des Nierenkörpers durch die ge- 
    zeigte Fäulnisneigung von Eiweißtrümmern aus den tierischen Genuß- 
    mitteln Fleisch, Fisch, Eiern, Käse, Wurst, Milch und dergleichen. 
    Sind im Nierenkörper selbst derartige durch Fäulnisneigung ver- 
    ursachte Entzündungsherde entstanden, so wird die Entzündung und 
    Eiterbildung sehr schwer zum Stillstand zu bringen sein, da doch 
    
    
    189 
    
    
    die scharfen fressenden Gifte, welche in den Nieren neutralisiert und 
    durch sie zur Ausscheidung gebracht werden sollen, in die Entzün- 
    dungsherde eindringen und sich bemerkbar machen werden. Im Nie- 
    renkörper ist deshalb diese Fäulnis und Eiweißzersetzung besonders 
    gefährlich. Sie ist bekannt als Bright’sche Nierenentzündung und gilt 
    als unheilbar. 
    
    Alles, was von den eiweißhaltigen Stoffen der Fleischspeisen nach 
    der Lösung durch die Pepsin-Salzsäurelösung in stickstof f-freie Zucker- 
    stoffe zerlegt wurde, kann vom Körper im Blute richtig verarbeitet 
    werden, nicht aber die stickstoffhaltigen Reste, die wir als Amino- 
    säuren erkannten. Nun aber ist der Körper des Schlachttieres durch 
    die Anfallstoffe des lebendigen Stoffwechsels mit den Harn- und 
    Oxalsäureresten gesättigt, die aus der normalen Auflösung und Zer- 
    setzung der Gewebe, der Muskeln, der Gehirn- und Nervenmasse des 
    lebenden Tieres entstehen. Im getöteten Tiere aber entstehen durch 
    die Verwesung außer den erhöhten Mengen dieser Stoffwechselgifte 
    noch aus der Verwesung und der normalen Leichenzersetzung die 
    Leichengifte. Zu der Harnsäure und der Oxalsäure aus den normalen 
    Lebensvorgängen des Schlachttieres kommt mit den Fleischspeisen 
    nun die große Menge dieser gif tigen Abbau- und Verwesungsprodukte 
    hinzu. Diese sind aber durch die Speisenzubereitung und durch die 
    Verdauungssäfte nicht so gelockert und gelöst, daß sie restlos und 
    schnell durch den Darm und die Nieren ausgeschieden werden kön- 
    nen. Sie kommen deshalb zu leicht in die Saft- und Blutbahnen des 
    lebenden Körpers. Wir können niemals erwarten, daß alle diese 
    säureartigen und teilweise sehr giftigen Leichengifte aus der Fleisch- 
    nahrung von den Ausscheidungsorganen restlos erfaßt und irgendwie 
    unschädlich ausgeschieden werden können. Ein Teil geht, besonders bei 
    Fleischbrühen und dergleichen, nach dem Eintritt in den Magen durch 
    Osmose sofort in die Säfte des Körpers über. Ein Teil wird wahr- 
    scheinlich vom Chylussaftgang mit übernommen und gelangt in die 
    Säftebahnen und in alle die Organe, die auf solche Stoffe nicht vor- 
    bereitet sind. Überlegen wir uns doch einmal, was das heißt. 
    
    Wir erkennen dabei, daß die tierischen Genußmittel nicht so un- 
    schädlich für das Leben des Menschen sind, wie man sich das vorstellt. 
    Bedenke man doch stets, daß alles, was sich aus diesen stickstoffhalti- 
    gen Genüssen nicht durch Verbindung mit Natrium in unschädlichen 
    Harnstoff wandeln kann, zumindest als freie Harnsäure und Oxal- 
    säure vielleicht aber auch in Form von Leichengiften wieder er- 
    scheint. Bei der Überlastung der Organe mit den giftigen, säure- 
    haltigen Zerfallstoffen der Genußmittel zusätzlich zu den Stoff- 
    wechselresten aus dem normalen Zerfall der lebenden Gewebe des 
    Körpers ist das immer der Fall. Der Körper wird einfach nicht fertig 
    damit. Wir finden deshalb in den Säften aller Fleisch, Fischfleisch 
    und tierische Erzeugnisse verzehrenden Menschen für den Körper 
    untragbar große Mengen von Harnstoff, Harnsäure und Oxalsäure. 
    Das Verhältnis dieser drei zueinander ist etwa folgendes: Auf drei 
    
    
    190 
    
    
    Teile sich bildenden Harnstoffes kommt ein Teil Harnsäure. Auf drei 
    Teile entstehender Harnsäure findet sich ein Teil Oxalsäure. Die 
    Ausscheidung dieser Stoffe geschieht normalerweise durch die Nieren, 
    die der zusätzlich aus den Genußmitteln stammenden aber geschieht 
    nicht restlos. Deshalb finden wir sie oft in den Säften der landes- 
    üblich sich ernährenden Menschen. 
    
    Harnsäure im arteriellen Blut, selbst im kolloidalen Zustande, ist 
    untragbar. Sie bildet die Ursache zu all den Krankheitserscheinungen, 
    die mit dem Begriff Blut- und Säfteversäuerung Zusammenhängen. 
    Die daraus sich entwickelnden Krankheitserscheinungen mögen in 
    anderen Schriften nachgelesen werden, ihre Zahl ist Legion. 
    
    In diesem Zusammenhänge sollen nur noch einige besondere Wir- 
    kungen erwähnt werden. Solange die Harnsäure sich in kolloidalem 
    Zustand befindet, ist ihre Anwesenheit wohl krankheitszeugend, aber 
    schmerzlos. Kristallisiert sie durch Unterkühlung des Körpers nach 
    Erhitzung, dann entstehen, wie schon erläutert, die Gelenk- und 
    Muskelentzündungen der rheumatischen Erscheinungen. Sie verstär- 
    ken in den äußersten Gliedmaßen die Auswirkungen der verschiede- 
    nen gichtischen Erscheinungen und können dann dem Menschen das 
    Leben bis zur Unerträglichkeit verbittern. Tritt die Kristallisierung 
    der Säure an den Nervenaustrittspunkten ein, so können die Harn- 
    säurekristalle die betreffenden Nervenpartien in schmerzhafter Weise 
    empfindlich stören. 
    
    Bemerkt sei als Beispiel Ischias in den Beinen oder Armen. Kristal- 
    lisierte Harnsäureansammlung kann sich aber auch in den Muskel- 
    partien, in den Gelenken und den Sehnen festsetzen. Dann entstehen 
    chronische Muskel- und Gelenkverspannungen der ganzen Körper- 
    gestaltung. Der Rücken krümmt sich, die Beine werden aus ihrer rich- 
    tigen Lage durch Muskel verkrampf ungen und Verhärtungen ge- 
    zogen. Es entstehen die von Schmerzen geplagten, in ihrer äußeren 
    Gestalt verzerrten Typen der Rheumatiker. Setzt sie sich an den 
    Austrittsstellen der Nervenbahnen aus der Wirbelsäule fest, so ent- 
    stehen Stockungen in den angeschlossenen Organen und Gliedern 
    mit Unterernährung derselben und die betroffenen Teile verkümmern. 
    
    Die Wirkung der Harnsäure in den Blutbahnen kann sogar offen 
    und deutlich im Zahnfleisch verfolgt werden. Das arterielle Lungen- 
    blut wird von den Hauptblutstämmen abgezweigt und in die aller- 
    feinsten Verästelungen des mikroskopisch feinen Haargefäßnetzes in 
    die einzelnen Muskelfasergewebe geleitet. Dort wechselt es im Voll- 
    zug der lebenzeugenden Wandlungen über in die feinsten Haargefäße 
    des Venensaftstammes. Diese letzten feinsten Verästelungen des 
    arteriellen Blutstammes sowohl als die des Venensaftstammes sind 
    normalerweise in ihren Endbezirken gradlinig. Ist aber Säure im 
    Blute, dann werden sie verkrampfen und nehmen eine verschnör- 
    kelte Form an, unter gleichzeitiger Verkümmerung und Verkramp- 
    fung oder Einschmelzung der Muskelfaser. Der Zustand artet im 
    Laufe der Jahre in die Erscheinungen aus, die als Zahnfleischerkran- 
    
    
    191 
    
    
    kung unter dem Namen Paraden tose bekannt sind. Die Zähne lockern 
    sich mehr und mehr und fallen schließlich schmerzlos aus. 
    
    Die verkrampfende und verzerrende Wirkung der Säuren im Blute 
    können wir am Zahnfleisch offensichtlich mit dem Mikroskop ver- 
    folgen, wenn ein bisher vegetarisch lebender Mensch plötzlich auf 
    vorwiegende Fleischkost gesetzt wird. Sie tritt aber mit genau den 
    gleichen Wirkungen in den Blut- und Venengefäßnetzen des ganzen 
    Körpers ein. Es entstehen dadurch krampfartige Zustände, die sich 
    z. B. am Herzmuskel ganz gefährlich auswirken können. Die Herz- 
    tätigkeit wird unregelmäßig verkrampft. Die Herzklappen selbst 
    schließen nicht mehr dicht. Es stellen sich Herzklappenfehler und 
    Verkrampfungen der Herztätigkeit ein, die schwere Angstzustände 
    hervorrufen. Bei Fortsetzung der Ernährung mit Fleischspeisen usw. 
    artet der Zustand aus in die Erscheinungen der Basedow’schen 
    Krankheit. Basedow, weil ein deutscher Arzt dieses Namens die 
    Krankheitserscheinungen zum ersten Male beschrieb, ohne auf den 
    Gedanken zu kommen, daß die Erkrankungen eine Auswirkung der 
    Fleischspeisen im Körper sind. Die Herz- und Gefäßverkrampfungen 
    werden hier zum Dauerzustand mit periodischen lebengefährdenden 
    Höhepunkten, die den Befallenen in einen Zustand höchster Todes- 
    angst versetzen. Diese Todesangst kommt in den Gesichtszügen mar- 
    kant zum Ausdruck und wird bei fortschreitender Erkrankung zur 
    erstarrt verzerrten Maske der Todesangst mit angstvoll hervorquel- 
    lenden Augen. Solange nun die Schilddrüsen mit ihren Nebenorganen 
    und die Mandeln noch dazu fähig sind, suchen diese durch überhöhtes 
    Arbeiten die Auswirkungen der Säurekrämpfe vom Gehirn fernzu- 
    halten. Die Überanstrengung der Drüsen zeigt sich rein äußerlich 
    durch die Schwellung derselben und ihrer Hilfsorgane am Halse. 
    Diese Schwellung der Schilddrüsen ist also nicht Ursache der Er- 
    krankung, sondern eine Folgewirkung der Überanstrengung der 
    Organe im Kampf gegen die Säure. Man hat in Verkennung dieser 
    Tatsache versucht, die Krankheit durch operative Entfernung der 
    Schilddrüse zu heilen. Der Erfolg der Wegnahme dieser Sicherheits- 
    organe gegen die Auswirkungen von Blutentartungen im Gehirn war 
    eine Überschwemmung des Gehirns mit den Giften, und daraus ent- 
    wickelten sich schwere geistige Störungen und gewisse Geisteskrank- 
    heiten. 
    
    In ähnlicher Weise verkrampfend und unerklärliche rätselhafte 
    Krankheitsbilder zeugend, wirkt die Oxalsäure trotz der nur ge- 
    ringen Menge derselben im Verhältnis zur Harnsäure. Wird sie im 
    Körper und in den Säften selbst nicht schon durch körpereigene 
    Mineralstoffe wie Kalk oder Magnesia abgebunden, vielleicht in Er- 
    mangelung dieser Alkalien in den Säften wegen des chronischen 
    Mangels derselben in der Nahrung bei landesüblicher Ernährung, 
    dann behält sie ihren fressenden Charakter, bis sie in die Nieren ge- 
    langt. Die auf dem Wege zu den Nieren im Körper entstehenden 
    Krarikheitserscheinungen sind kaum erforscht. Bisher ist kaum 
    
    
    192 
    
    
    jemand auf den Gedanken gekommen, daß hier eine Krankheits- 
    ursache liegen könnte. Krankheitsursachen sucht man seit Jahrzehn- 
    ten nur noch in Bakterien, Bazillen, Viren usw. Man bedenkt nicht, 
    daß diese Wesen doch nur Folgeerscheinungen des Zustandes der 
    krankhaften Auflösung der Gewebe durch andere Ursachen sind. 
    
    Die Auflösung der Gewebe gibt den Bazillen, 
    Mikroben, Viren usw. doch nur den geeigneten 
    Nährboden. Heilt das Gewebe aus und vermeidet 
    man durch Umstellung der Ernährung die Wieder- 
    kehr, dann verschwinden beileibe nichtdie Bazil- 
    len usw., sondern der Nährboden für diese im Kör- 
    per, und das ist das Entscheidende. 
    
    Im Gegensatz zur Harnsäure fällt uns auf, daß die Oxalsäure nicht 
    kristallisiert, sondern als freie Säure solange ihre ätzende Wirkung 
    behält, bis sie durch basische Mineralstoffe abgebunden und in Salze 
    verwandelt ist. Sie erscheint nun bekanntermaßen als freie Säure 
    auch in den Nieren. Hier muß sie nun endgültig umgewandelt und 
    gebunden werden. Sie findet hier, wie aus der Abhandlung über die 
    Nierentätigkeit hervorgeht, nur Kalkstoff vor, der aus dem Speise- 
    brei im Dickdarm herausgeholt wurde und in die Nieren gelangte, 
    um von hier seinen Weg in den Körper zu nehmen. Der Kalkstoff 
    wird in den Nieren von der freien Oxalsäure aufgesogen und bildet 
    nun mit der Oxalsäure zusammen die Kalkoxalate, die als Nieren- 
    gries, Harngries, Nierensteine, Blasensteine usw. bekannt sind. Wer- 
    den aber zur Abbindung die gleichfalls in den Nieren Vorgefundenen 
    und vom Körper so dringend benötigten Magnesiastoffe genommen, 
    dann entstehen Magnesiaoxalate. Der nur selten eintretende Entzug 
    von Magnesia zur Bildung von oxalsauren Steingebilden in den Nie- 
    ren wird sich im Körper verheerend auswirken. Was nämlich in den 
    Nieren aus dem Nierendestillat zur Abbindung der Säuren benutzt 
    wurde, das fehlt nachher im Körper. Die Kernmasse der roten und 
    weißen Blutkörperchen ist, wie schon gezeigt, Magnesium. Sein 
    früher Entzug zur Bildung von Magnesiaoxalaten in den Nieren ver- 
    hindert deshalb die organisch richtige und vollwertige Ausbildung 
    der Blutkörperchen, und es entstehen die bekannten Erkrankungen 
    aus unrichtiger oder ungenügender Blutbildung aller Art. 
    
    Um die ätzende Wirkung der freien Oxalsäure und der freien 
    Harnsäure in den Blutbahnen und in den Säften des Körpers unwirk- 
    sam zu machen, müssen sie durch Kalkstoffe im Blute und in den 
    Säften abgebunden und in unschädliche, aber auch unlösliche Kalk- 
    salze verwandelt werden. Die sich bildenden oxal- und harnsauren 
    Kalkstoffe schlagen sich an den Wänden der Blutgefäße und der 
    Saftbahnen, in den Adern und Venen nieder und bilden hauchfeine 
    Ablagerungen. Diese vermehren sich, solange der Mensch lebt und 
    nicht aufhört, Fleisch, Fisch und vom Tier stammende Erzeugnisse 
    zu verzehren. Es summiert sich im Laufe der Jahre die Wirkung, 
    denn was sich einmal an diesen unlöslichen oxal- oder harnsauren 
    
    
    13 Sommer, Ernährung 
    
    
    193 
    
    
    Salzen niedergeschlagen hat, kann durch nichts wieder gelöst wer- 
    den. Es gibt kein Gegenmittel. Mit der Zeit führt dieser Nieder- 
    schlag an den Blutgefäßwänden zu einer Verhärtung und damit zur 
    Sprödigkeit. Die Gefäßwandungen verlieren ihre Elastizität, ihren 
    Tonus, und es entsteht die sogenannte Aderverkalkung. Die Tat- 
    sache, daß es auf der ganzen Welt kaum einen einzigen, fleischver- 
    zehrenden Menschen gibt, der im Alter nicht von dieser sogenann- 
    ten Alterserscheinung der Verkalkung mit dazugehörigem hohem 
    Blutdruck befallen wird, erweist die Richtigkeit dieser Gedanken- 
    entwicklung. 
    
    Die Entstehung von Säuren im Körper des Menschen aus den ver- 
    zehrten, vom Tier stammenden Genußmitteln und deren Umwand- 
    lung in oxal- oder harnsaure Salze führt im Laufe der Jahre zu 
    schlimmsten Katastrophen. Da nun im Gehirn große Mengen von 
    Blut und Säften zur Bildung der Gehirn- und Nervenmasse ver- 
    braucht werden, so kommen auch darin diese Säuren zur Auswir- 
    kung. Die Verhärtung der Wandungen der Nervenhohlgefäße führt 
    zur Verlangsamung aller Funktionen der Muskeln und Organe, d. h. 
    zu all den Erscheinungen, die im Alter den normalen Lebensablauf 
    hemmen. Besonders gefährlich aber werden sie in den Blutgefäßen 
    der Hirnhautrinde. Wenn nämlich die Sprödigkeit der Adernwände 
    mit dem häufig anzutreffenden Mangel an Vitazym C einhergeht, 
    dann kann es zu inneren Blutungen durch Zerreißen der Blutgefäß- 
    wände im Hirn kommen. Dieser Vorgang ist bekannt als Gehirn- 
    schlag mit seinen katastrophalen Folgen. Die Tatsache, daß bei 
    Fleischessern ein Gehirnschlag im beginnenden Alter keine Selten- 
    heit ist, beweist wiederum die Richtigkeit der beschriebenen Vor- 
    gänge. Zu dieser Aderverhärtung durch Ansammlung von oxal- und 
    harnsauren Salzen im Blute müssen wir uns die Lähmung der 
    Spannkraft der Blutgefäße durch das bloße Vorhandensein von 
    Säure im Körper hinzudenken und wir verstehen dann die Entstehung 
    des gesteigerten Blutdruckes bei alten Leuten und oft auch bei Leu- 
    ten im besten Alter. Dieser wird hervorgerufen durch die gewaltige 
    Anspannung der Herzmuskeln, die notwendig wird, um den durch 
    Verhärtung und Verkrampfung gesteigerten Widerstand der Blut- 
    bahnen gegen die Blutbewegung zu überwinden. 
    
    Aus den wachsenden Keimanlagen der Pflanzen mit ihren an Vita- 
    zymen gesättigten Oelstoffen, ihren leicht wandelbaren Eiweißmole- 
    külen als Träger der Chromosomen oder Farbfädchen der Samenan- 
    lagen in der natürlich gewachsenen pflanzlichen Rohkostnahrung, 
    bildet die Lebenskraft oder besser die Seelenkraft des Menschen 
    seine individuelle Wesenheit entsprechend dem Grundsatz der Fort- 
    pflanzung. Nach diesem Gesetz hat ihn schon die bei der Zeugung zu- 
    sammenwirkende Erbmasse der beiden Elterngruppen und deren 
    Ahnen zu der ihm eigenen Art geprägt und geformt. Aus dieser Erb- 
    masse bildet der Mensch, seiner Nahrung und seiner Umwelt ent- 
    sprechend abgewandelt, sein eigenes Ich mit eigenständigen Blut- 
    
    
    194 
    
    
    körperchen, eigenem Gehirn, eigenen Nerven und eigenen Muskeln, 
    deren Bildung von der eines jeden anderen Menschen abweicht. Die 
    Abweichungen der Individualität der Menschen untereinander in 
    Bezug auf die Zusammensetzung der eigenständigen Eiweißkörper- 
    chen und Moleküle sind noch erheblich größer, wenn wir die ver- 
    schiedenen Rassen in ihren verschieden gearteten Wohngebieten 
    untersuchen und vergleichen. 
    
    Rein individuell kann die Nerven- und Gehirnmasse und alles, was 
    damit zusammenhängt, vom Körper nur dann aufgebaut werden, 
    wenn die Grundlagen aus dem lebensvollen Pflanzenwuchs genom- 
    men werden. Nur dann kann die Auswahl und der Umbau der Nah- 
    rung so vollendet durchgeführt werden, daß keine Fehlentwicklung 
    eintreten kann. Die vom toten Tier stammenden Proteine oder Ei- 
    weißmoleküle müssen den Charakter des Menschen entarten lassen, 
    genau so wie durch sie der Körper entartet und verdirbt. Wie können 
    wir erwarten, daß sich aus solchen Genußmitteln ein menschliches 
    Gehirn mit menschlichem Gefühlsleben und den Charaktereigen- 
    schaften, die dem Menschen eigen sein sollten, entwickeln kann? Wir 
    sehen zwar bei der Naturerforschung, daß es, im Verhältnis zum 
    Ganzen gesehen, eine kleine Gruppe von Vögeln und vierfüßigen 
    Tieren gibt, die sich von dem Kadaver eines getöteten Tieres ernäh- 
    ren kann. Für diese Art „Raubtiere“ besteht tatsächlich die Möglich- 
    keit, die Proteine und Eiweißstoffe der Tierleiche zu verdauen und 
    als Nahrung zu verwerten. Aber wir müssen uns vor Augen halten, 
    wie anders ein solches Tier, sowohl äußerlich als auch organisch, auf- 
    gebaut ist, und wie es das gerissene Tier verzehrt. Ein Raubtier reißt 
    die Beute mit den Zähnen und Tatzen, die seine einzigen Waffen 
    und Werkzeuge zum Töten sind. Es trinkt das Blut und frißt den 
    Kadaver mit Haut und Haaren, mit dem Darminhalt und allen Orga- 
    nen, ja, soweit es möglich ist, auch mit den Knochen. Alles, was im 
    getöteten Tier und im Kadaver vorhanden ist, wird mitverzehrt. Die 
    Magensäfte des Raubtieres sind von solcher Art, daß nicht nur fri- 
    sches Fleisch, sondern stark verwestes mit den Sehnen und Knochen 
    ohne weiteres sehr schnell aufgelöst und verdaut werden kann. 
    Würde man ein Raubtier, besonders ein heranwachsendes, ausschließ- 
    lich mit ausgeblutetem Tierfleisch aus dem Schlachterladen ernäh- 
    ren wollen, so zeigt sich, daß dieses allein nicht ausreichend ist, um ■ 
    das junge Leben zu erhalten oder gar aufzubauen. Junge, für die 
    Aufzucht bestimmte Tiere würden dabei vorzeitig eingehen; denn 
    Haut, Knochen, Haare und Eingeweide und alle inneren Organe sind 
    für die Entwicklung des Raubtieres genau so wichtig wie das Fleisch. 
    Den tierischen Genußmitteln entsprechend entwickelt das Raubtier 
    einen ganz anderen Charakter als das pflanzenfressende Tier oder 
    der natürlich lebende Mensch. Ein Raubtier, das verwesendes Fleisch 
    auf weite Entfernungen riecht, wird davon nicht angeekelt, sondern 
    angezogen, und der Geruch des Blutes ist ihm ein Genuß. Wir müssen 
    uns diese Wesensart des Raubtieres vor Augen halten, um verstehen 
    
    
    195 
    
    
    zu können, warum sich ähnliche Eigenschaften in einem Menschen 
    entwickeln müssen, der mit Vorliebe die vom Tier stammenden Ge- 
    nußmittel verzehrt. Welche Charakterwandlungen durch diese Ge- 
    nußmittel im Menschen entstehen müssen, das würde uns ein Gang 
    durch die Zucht- und Irrenhäuser beweisen können, wenn die Men- 
    schen in dieser Beziehung Lehren annehmen wollten. Es wird uns 
    aber durch diese Abhandlungen klar geworden sein, daß aus dem 
    Fleischgenuß keine gesunde Nerventätigkeit und keine gesunde 
    menschenwürdige Denkfähigkeit entstehen kann. 
    
    Die Entartung der Gehirn- und Nerventätigkeit erfaßt den ganzen 
    Menschen. Der gereizte und leicht erregte Zustand seiner Nerven 
    spiegelt sich nicht nur in seinem Wesen wider, sondern greift hin- 
    über in sein Gefühlsleben und stört hier an der Quelle seiner mensch- 
    lichen Eigenart überhaupt die Gefühlsimpulse der Fortpflanzungs- 
    organe. Nicht nur, daß die Säfte und Kräfte, durch welche die Keim- 
    zellen und die Anlagen der Lebenszeugung und -erhaltung genährt 
    und rein körperlich auf gebaut werden, in der gleichen Weise ent- 
    arten und krank werden müssen wie alles Leben und alle Organe in 
    seinem Körper, sondern hier am Quell der unerforschlichen, leben- 
    schaffenden und lebenweckenden Kräfte seiner seelischen Veran- 
    lagung zerstören die aus dem Fleischgenuß entstehenden Entartungen 
    die Harmonie mit den Leben schaffenden Kräften im Weltall. 
    
    Die aus dem Fleischgenuß stammenden und zersetzenden Gifte 
    machen doch vor den lebenschaffenden Kräften nicht halt. Sie grei- 
    fen auch diese an. Sie wirken wie überall in den Körpergeweben er- 
    regend und aufreizend. Damit haben wir die Ursache der sittlichen 
    Entartung und des sittlichen Niederganges aller Kulturvölker, deren 
    Ernährungsgrundlage Ackerbau und Viehzucht ist, erkannt. Die 
    wohl gelockerten, aber nicht völlig in ihre Aminosäuregrundlagen 
    gelösten Eiweißstoffe der tierischen Genußmittel neigen, wie schon 
    erwähnt, nach ihrem Übertritt in die Saftbahnen des Körpers, wie 
    wir bereits sahen, zur Eiterbildung und damit zur Gefahr der Ent- 
    stehung von Entzündungen in den Körpergeweben, wo immer sie 
    sich an geschwächten Stellen festsetzen können. Nun, bitte, stelle 
    man sich doch vor, daß die Erregung in den Organen durch die Säure- 
    wirkung sich unnatürlich und zur Unrechten Zeit, also außerhalb der 
    natürlichen Brunst, steigert. Es kommt als Folge davon zu erhöhter 
    Absonderung von Säften und Absonderungen in den feinen Schleim- 
    häuten der Organe und schon besteht die Gefahr der Neigung zu 
    Entzündungen. Wie nun, wenn die Erregung durch die Säure Wirkung 
    zu einer Steigerung des Trieblebens führt, d. h. sich nicht mehr als 
    normales Gefühlsleben zur Lebensweckung auswirkt, sondern als un- 
    natürliches Verlangen nach Erfüllung um jeden Preis. Diese ist dann 
    nicht mehr als Vereinigung zur Erlangung der Mutterschaft gedacht, 
    sondern nur zur Stillung ungezügelten übersteigerten Trieblebens. 
    Braucht es da noch langer Erklärungen über den Ursprung der Ge- 
    schlechtskrankheiten mit all ihren furchtbaren Auswirkungen und 
    
    
    196 
    
    
    Nachwirkungen in der menschlichen Gesellschaft? Die Tatsache der 
    immer wieder unerhört ansteigenden Verseuchung der Geschlechter 
    und damit der Lebenden und ihrer Nachkommen ist eine nicht weg- 
    zuleugnende Erscheinung bei allen Kulturvölkern besonders, wenn 
    zu Zeiten eines sogenannten gehobenen Lebensstandards oder aus 
    anderen Ursachen ein übersteigerter Fleischgenuß zum guten Ton 
    gehörte. 
    
    Wird es jetzt klar, warum gerade die Begüterten und die verant- 
    wortlich führenden Persönlichkeiten mitsamt ihren Familien, ja, 
    ganze Fürsten- und Adelsgeschlechter den Folgen der Geschlechts- 
    krankheiten zum Opfer fielen? Wird es klar, warum so oft genial 
    veranlagte Menschen, die es zu Wohlstand brachten, krankhaft ver- 
    anlagte und schwächliche Kinder zeugten, warum die Nachkommen 
    so vieler erfolgreicher Menschen spätestens mit dem dritten und 
    vierten Geschlecht entarteten oder ausstarben? Die aufreizende Wir- 
    kung der aus dem Fleischgenuß stammenden Säuren und die ständige 
    Zersetzung der aus dem Fleisch- und Eiweißgenuß stammenden 
    Leichengifte sind die Ursache all dieser Erscheinungen, deren Be- 
    schreibung und Bekämpfung nie gelingen will trotz der immer mehr 
    anschwellenden Bücherflut darüber und der immer neu erfundenen 
    Arzneimittel. 
    
    Verhütung ist auch hier leichter als Heilung. Sorgt dafür, daß 
    wenigstens eure Kinder die Gelegenheit erhalten, sich gesund und 
    einfach, den natürlichen Gesetzen der Lebenserhaltung entsprechend 
    zu ernähren, dann wird die Flut der ekelhaften, fressenden Geschwüre 
    und Krankheiten von selbst verschwinden und ein neues in fröhlicher 
    Unbefangenheit gedeihendes Geschlecht edler, gesunder, von un- 
    seligen Trieben freier Menschen wird heranwachsen und in Zukunft 
    die Erde bevölkern und sie in einen Garten Gottes verwandeln. 
    
    Die Milch und ihre Schadenswirkung 
    
    Im Anschluß an diese Darlegungen über die Auswirkung der vom 
    Tier stammenden Genußmittel müssen wir noch kurz über den Wert 
    oder Unwert der Milch als Nahrungs- und Genußmittel sprechen. 
    Der Mensch gebärt wie alle Säugetiere lebendige Junge, deren erste 
    Nahrung die Absonderung aus den Milchdrüsen der Mutter ist. Die 
    Säuglinge können in den ersten Lebenstagen und -monaten noch 
    nicht von der Nahrung leben, welche für den Erwachsenen richtig ist. 
    In der Milch der Mutter und bei den Säugetieren in der Milch des 
    Muttertieres sind neben den Nahrungsstoffen vor allem die Aufbau- 
    stoffe enthalten, aus denen sich im Körper des Säuglings ein Vorrat 
    an Knochen, Muskeln und Gehirn- und Nervenmasse bildenden Stof- 
    fen sammeln kann. Die Milch der Mutter und des Muttertieres ist 
    nicht einfach nur Nahrung. Ihr wichtigster Zweck ist, vorbereitete 
    und leicht umsetzbare Lebensgrundlagen in den Körper des heran- 
    wachsenden Menschleins oder des jungen Tieres zu schaffen, die oft 
    
    
    197 
    
    
    für das ganze Leben eine Rücklage und einen ständigen Vorrat be- 
    deuten. Auf diesen kann dann in Zeiten des Mangels der einen oder 
    anderen Art oder in Zeiten von Krankheitsnot zurückgegriffen 
    werden. 
    
    Die Milch ist flüssige Nahrung für den Säugling des jeweiligen 
    Muttertieres, die abgesaugt werden muß, um nicht an Wert zu ver- 
    lieren, im Gegensatz zur mehr oder weniger festen Nahrung des Er- 
    wachsenen. Aber es ist so gut wie unmöglich, ein Pferdefüllen z.B.vom 
    ersten Tage an mit gewöhnlicher gemolkener und der Luft ausge- 
    setzter Kuhmilch großzuziehen und umgekehrt. Die Art der Milch- 
    bildung bei diesen Tierarten ist zu verschieden von einander, als daß 
    die eine ohne weiteres durch die andere ersetzt werden könnte, vor 
    allen Dingen nicht in den ersten Tagen nach der Geburt. Trotzdem 
    versucht man immer wieder, Menschenkinder mit abgestandener, 
    tiefgekühlter und wieder mild erwärmter Kuhmilch aufzuziehen und 
    scheitert daran immer wieder. 
    
    Im Magen des Säuglings sind ganz andere Voraussetzungen gege- 
    ben als im Magen des Erwachsenen. Die Eiweißstoffe oder Albumine 
    der Milch, die Kaseine, können von den Magensäften des Erwachse- 
    nen kaum gelöst und auf gespalten werden. Das können nur die Ver- 
    dauungssäfte des Säuglingsmagens, nämlich die Labsäfte. Durch die 
    Verlabung erfolgt eine strikte Trennung der in der Milch vorhande- 
    nen Nahrungsgrundlagen. Erst die verlabten, in feinste Flocken ver- 
    wandelten Kaseine der Brustmilch können weiterzerlegt und für den 
    Säugling nutzbringend verwandelt werden unter folgender Voraus- 
    setzung: Die Brustnahrung muß, vom Munde des Säuglings abge- 
    saugt, ohne Luftzutritt und ohne Temperaturänderung in den Magen 
    des Säuglings gelangen. Nur auf diese Art genossen, ist die Brust- 
    milch im vollsten Sinne lebendige „Nahrung“ für den Säugling, die 
    seinem Körper von Nutzen ist. Die Bestandteile der Brustmilch sol- 
    len nicht wie die Eiweißstoffe im Fleisch der Tiere in Aminosäure- 
    reste und Zucker zerlegt, sondern in fertige Aufbaustoffe für den 
    Einbau in den wachsenden Körper umgewandelt werden. Das aber 
    kann nür der Säuglingsmagen durchführen. Der Säuglingsmagen ist 
    mit ganz anderen Säften ausgestattet als der Magen des Erwachse- 
    nen. Mit dem fortschreitenden Wachstum des Säuglings ändert sich 
    allmählich der Zustand des Magens und seiner Verdauungssäfte, da- 
    mit eine allmähliche Überleitung der Ernährung auf das, was die Er- 
    wachsenen essen, erfolgen kann. Mit dem allmählichen Versiegen der 
    Lababsonderung, der Zustandsänderung der Magensaftdrüsen und 
    der fortschreitenden Entwöhnung hört die Milch nach dem ersten 
    Lebensjahre auf, natürliche Nahrung für das Kind zu sein. Von da 
    an sind die Verdauungsorgane fähig, ohne weiteres die natürlich ge- 
    gebene Nahrung aus dem Pflanzenreich gut und richtig auszunutzen 
    und zu verarbeiten. Die Milch der Mutter ist nur so lange natürliche 
    Nahrung für den saugenden Säugling, wie sich noch Labflüssigkeit im 
    Magen absondert. Haben sich die Verhältnisse im Magen geändert 
    
    
    198 
    
    
    und sich dem Zustand der Erwachsenen angeglichen, dann wird sich 
    bei Einhaltung der natürlichen Ernährungsgesetze, d. h. Verabrei- 
    chung von Nahrung aus dem Pflanzenreich in Form von Obst, Ge- 
    müse, Nüssen und dergl., der Geschmack und die Aufnahmebereit- 
    schaft des Kindes von Natur aus so geändert haben, daß das Kind die 
    Mutterbrust mehr und mehr ablehnt und nach fester Nahrung ver- 
    langt. Damit hört die Milch auf, Nahrung für den heranwachsenden 
    Menschen oder für das heranwachsende Tier zu sein. 
    
    In den Magen des Erwachsenen gehört die Milch auf keinen Fall. 
    Dieser hat ja gar keine Möglichkeit, den die Verdauung vorbereiten- 
    den Vorgang der Verlabung durchzuführen. Es kann deshalb in 
    diesem Zusammenhang auch niemals die Rede davon sein, daß vom 
    Tier stammende Milch irgendeiner Art als Nahrung für den Erwach- 
    senen angesprochen werden kann. Wer sie trotzdem in seiner Ernäh- 
    rung verwendet, vergeht sich damit gegen das Gesetz der Erhaltung 
    des Lebens. Die Folgeerscheinungen bleiben nicht aus. Leider machen 
    sie sich selten sofort bemerkbar, da die ersten krankhaften Erschei- 
    nungen und Mißbildungen in der Kindheit als nicht zu vermeidende 
    Kinderkrankheiten angesprochen werden. Es sind dies Milchschorf 
    im Säuglingsalter, später Masern, Windpocken, Scharlach, Diphthe- 
    rie, echte Blattern und verwandte Krankheiten mit starker Hautaus- 
    scheidung. Auch die Furunkulose bei Kindern und Erwachsenen ge- 
    hört z. T. zu den durch Milchgenuß erzeugten Krankheitszuständen. 
    Die Überwindung dieser Krankheiten bewirkt eine Gewöhnung an 
    die schädlichen Einwirkungen im wachsenden Menschenkinde durch 
    die große Anpassungsfähigkeit des Körpers und seine Fähigkeit, sich 
    durch Erzeugung von Abwehrstoffen der offensichtlichen Schäden 
    zu erwehren. Diese schädlichen Einflüsse beginnen sich auszuwirken, 
    wenn die Ansammlung durch dauernde Zuführung zu groß wird. Wir 
    werden in den nächsten Abschnitten noch Näheres über die Schäden 
    hören, die aus der Verarbeitung der Milch und ihrer Abkömmlinge, 
    dem Rahm, der Butter und den verschiedenen Arten von Käse ent- 
    stehen. Hier sei nur noch hinzugefügt, daß die albuminhaltigen Reste 
    der Milch, also die Käsestoffe, weder im Magen noch im Dünndarm 
    vollständig gelöst und verarbeitet werden können. Sie werden gar 
    zu leicht die Ursache schwerer Darmfäulnis im Dickdarm und damit 
    die Ursache schwerer und schwerster Stuhlverstopfung und all ihrer 
    schlimmen Folgen. 
    
    Trotz der heute herrschenden Meinung muß immer wieder die 
    folgende Tatsache vermerkt werden: Die Milch ist keine lebendige 
    Nahrung, nachdem sie mit der Luft in Berührung gekommen ist. 
    Schon beim Melken kommt der für das junge saugende Tier be- 
    stimmte nährende Muttersaft ganz intensiv mit der Luft in Berüh- 
    rung. Der in der Luft als belebendes Element wirkende Sauerstoff 
    greift sofort die dem lebendigen Quell entströmende Nahrung an 
    und tötet das Leben darin. Der Tod eines lebenden Geschöpfes ist 
    stets begleitet von dem Angriff der die Verwesung bewirkenden, 
    
    
    199 
    
    
    die Zellen und ihre Säfte lösenden Bakterien und Bazillen. Geführt 
    vom Milchsäurebazillus drängen sich sofort nach der Berührung der 
    Milch mit der Luft eine Unmenge von Fäulniserregern heran und 
    durchsetzen die Milch. Das ist allen in der Milchwirtschaft Helfenden 
    bekannt, denn diese müssen wie noch gezeigt wird, einen unaufhör- 
    lichen Kampf gegen die Versäuerung und den Verderb der Milch 
    führen. Die gesunde lebende Zelle aller lebendigen Geschöpfe kann 
    sich aller dieser Angriffe erwehren. Die abgestorbene kann das nicht, 
    sondern wird dem Ansturm dieser Truppen des Verderbens erliegen. 
    Die Tatsache der fauligen und milchsauren Zersetzung der Milch so- 
    fort nach ihrer Berührung mit der Luft zeigt uns das bereits erfolgte 
    Absterben der Lebenskraft in der Milch an. Wer da glaubt, die Milch 
    sei lebendige Nahrung, täuscht sich selbst. Auf dieser irreführenden 
    Täuschung beruht die Entstehung so mancher schweren Erkrankung 
    durch den Genuß der vom Tier stammenden Milch. 
    
    Aus dieser irrigen Ansicht, die Milch als lebendige Nahrung anzu- 
    sehen, entsteht auch die große Täuschung von dem für den Men- 
    schen so zuträglichen Kalkgehalt der Milch. Gewiß, nach den Tabellen 
    über den Gehalt an Nährstoffen in den Nahrungsmitteln hat die Milch 
    einen unverhältnismäßig großen Gehalt an Kalk, besonders die Milch 
    der Kuh, da ja das Kalb große Mengen an Kalkstoffen braucht, um 
    sein wachsendes Knochengerüst aufzubauen. Dieser Kalkgehalt wirkt 
    sich entsprechend günstig im Körper des Kalbes aus, wenn die Milch 
    mit dem Maul abgesaugt wird. Aber die durch die Berührung mit 
    der Luft abgestorbene Milch reagiert ganz anders wie die im 
    lebendigen Saftstrom durch Saugen vom Euter in den Magen ge- 
    kommene. Sobald nämlich die Milch vom Milchsäurebazillus ange- 
    griffen wird oder mit der Magensäure in Berührung kommt, lösen 
    sich die phosphorhaltigen Gebilde in der Milch und ihrem Eiweißge- 
    halt in ihre Bestandteile auf. Es ist derselbe Vorgang, der auch bei 
    den eiweißhaltigen Bestandteilen des Vollkornbrotes schon beschrie- 
    ben wurde. Die freiwerdende Phosphorsäure verbindet sich nun un- 
    ter der Einwirkung des Milchsäureerregers oder irgend einem ande- 
    ren Säureeinfluß mit dem Kalkgehalt in der Milch, um sich abzu- 
    binden und bildet zusammen mit *dem Albumin in der Milch den 
    Käsestoff. Dieser setzt sich aus den folgenden Bestandteilen der 
    Milch zusammen: Phosphorsäure, Eiweiß und Kalk. Ist nicht ge- 
    nügend Kalk in der Milch vorhanden, um die Phosphorsäure abzu- 
    binden, dann greift diese die menschlichen Gewebe an und entzieht 
    diesen den benötigten Kalk zu ihrer Neutralisierung. So kann es 
    Vorkommen, daß die sehr kalkhaltige Milch dem Körper und damit 
    auch den Knochen des Milchtrinkenden noch Kalk entzieht, um die 
    übergroßen Mengen durch Säurewirkung freiwerdender Phosphor- 
    säure zu neutralisieren und für die Lebensvorgänge unschädlich zu 
    machen. 
    
    
    200 
    
    
    Der damals 80jährige bekannte Nahrungsmittelchemiker Dr. Rag- 
    ner Berg erläuterte diese Tatsache am Schluß der Vegetariertagung 
    in Stockholm im August 1953 in einem Vortrag etwa wie folgt: 
    
    „Dem großen Kalkgehalt der Milch entspricht ein unverhältnis- 
    mäßig hoher Gehalt an Phosphorsäure, die in der Milch in den ihr 
    jeweils zukommenden leicht zu lösenden Bindungen an andere Stoffe 
    zu finden sind. Wir wissen nun, daß sich an warmen Tagen z. B. durch 
    den Milchsäurebazillus die Zersetzung des durch die Berührung mit 
    der Luft zur Milchleiche gewordenen Milchsaftes sehr schnell voll- 
    zieht und die Bindungen der Phosphorsäure und der Kalkstoffe 
    sich unter der Einwirkung der entstehenden Milchsäure lösen. Sie 
    werden neue Bindungen untereinander eingehen, durch die der ganze 
    Charakter der Milch und der in ihr enthaltenen Stoffe verändert 
    wird. Unter der Einwirkung der Milchsäure, die durch den Milch- 
    säurebazillus hervorgerufen wird, verbindet sich der aus seinen bis- 
    herigen losen Bindungen herausgelöste Kalkstoff mit der gleichfalls 
    freiwerdenden Phosphorsäure und wird nun zu phosphorsaurem 
    Kalk. Dieser in der Milch neuentstandene Stoff reißt nun wiederum 
    alle Eiweißstoffe in der Milch an sich und das Resultat ist das, was 
    im Sprachgebrauch als Käse bekannt ist. Die im Käsestoff grund- 
    legend enthaltene Verbindung von Kalk und Phosphorsäure ist eine 
    so feste, daß sie von den Verdauungssäften nicht mehr angegriffen 
    werden kann. Sie ist im Magendarmkanal unlöslich. Sie wird sich 
    aber im Darm bei längerem Aufenthalt z. B. bei Stuhlverstopfung in 
    fauliger Gärung zersetzen und dann die Ursache zu schweren Darm- 
    erkrankungen werden. 
    
    „Wird nun die frische süße Milch, auch die von gesunden Kühen, 
    von einem dem Säuglingsalter entwachsenen Kinde oder gar von 
    einem Erwachsenen getrunken, dann wird die Milch sich unter dem 
    Einfluß der Magensäure in ähnlicher Weise zersetzen wie bei der 
    Einwirkung des Milchsäurebazillus an der Luft. Die in der frischen 
    süßen Milch vorhandenen Bindungen der verschiedensten Stoffe wer- 
    den gelöst und die Phosphorsäure wird dabei frei. Freie Phosphor- 
    säure aber wirkt im menschlichen Organismus wie fressendes Gift, 
    da Phosphorsäure sich abzubinden sucht. Zur Abbindung aber bedarf 
    es der basischen Grundstoffe. Die Phosphorsäure hat nun bekanntlich 
    eine besonders starke Vorliebe für Kalkstoffe, um sich abzubinden 
    und reißt nun im Magen die aus der Milch freigewordenen Kalkstoffe 
    mit Gewalt an sich. Es bildet sich unter Hinzuziehung der Eiweiß- 
    stoffe in der Milch phosphorsaures Kalkeiweiß, bekannt als unlös- 
    barer Käsestoff.“ 
    
    Der Leser wolle sich diese Tatsachen stets vor Augen halten, wenn 
    er im Begriff ist, Milch oder Milchspeisen zu genießen, weil darin sehr 
    viel Kalk enthalten sein soll und die Milch deshalb als besonders zu- 
    trägliches kräftigendes Genußmittel gepriesen wird. 
    
    
    201 
    
    
    Gekochte Milch oder solche, die bei der kunstfertigen Zubereitung 
    von Kuchen oder suppenartigen Speisen und Breien Verwendung 
    findet, ist noch viel gefährlicher in der Auswirkung. Durch den Koch- 
    prozeß werden alle Mineralstoffe in der Milch aus ihren organischen 
    Bindungen ausgefällt und in unbrauchbare mineralische Verbindun- 
    gen gebracht in ähnlicher Weise, wie auch die organisch gewachsenen 
    erdigen Grundstoffe in lebenden Pflanzen durch das Kochen zurück- 
    geführt werden in für den Körper unbrauchbare mineralische Bin- 
    dungen ähnlich denen, die im Boden vorhanden sind. Die gelösten 
    Phosphorverbindungen in der Milch gehen z. B. beim Kochen eine 
    Verbindung mit den Kalkstoffen ein und bilden unlösbare Kalk- 
    phosphate, deshalb käst gekochte Milch nicht mehr. Die Fett- und 
    Ölstoffe in der Milch werden durch das Kochen verhärtet und sehr 
    schwer lösbar, und damit schwer oder gar nicht verseifbar. Die Albu- 
    mine aber haben ihre Labfähigkeit und damit ihre Lösungsfähigkeit 
    genau so verloren wie das geronnene Eiweiß beim Fleischgenuß. Alle 
    diese Umstände wirken miteinander auf den Zustand der Organe und 
    der Lebenstätigkeit des Menschen ein und helfen, alle Krankheiten 
    zu verschlimmern und in eine Unzahl von immer wechselnden Er- 
    scheinungen zu verändern. Halten wir uns dies alles vor Augen und 
    durchdenken es richtig, dann wird es uns klar, warum so mancher 
    Kranke und Rekonvaleszent, also Erholungsbedürftige, bei der ver- 
    ordnten Schonkost mit besonderer Einschaltung von Milch oder 
    Milchabkömmlingen und Eiern sich gar nicht erholen kann und im- 
    mer weiter kränkelt und immer von neuem rückfällig wird im Gegen- 
    satz zu den Kranken, die, durch die Krankheit nachdenklich gewor- 
    den, auf die gewohnte Nahrung verzichten und sich schnellstens auf 
    Obst- und Gemüserohkost mit den nötigen, natürlich gewachsenen 
    Ergänzungen umstellen. 
    
    Zur Erhärtung des von Ragnar Berg nachgewiesenen Kalkentzuges 
    und die Bindung des Kalkes in der Milch durch die bei der Lösung 
    der Milch in den Magensäften frei werdende Phosphorsäure sei noch 
    auf einen Abschnitt aus dem Buch von Landois & Roesemann, Wien, 
    „Die Physiologie des Menschen und physiologische Chemie“, hinge- 
    wiesen. 
    
    Es wird in dem Abschnitt gezeigt, wie sich der Gehalt der Milch an 
    Eiweiß, Phosphor und Kalk sofort nach ihrem Eintritt in den Magen 
    durch die Magensäure in Käse verwandelt. Es heißt dann weiter: 
    „Nachdem das Paracaseincalzium als Käse im Magen ausgefällt ist, 
    d. h. sich von den übrigen Bestandteilen abgesondert hat, unterliegt 
    es der verdauenden Wirkung des Magensaftes. Dabei wird es gespal- 
    ten in Eiweiß, das peptomisiert wird, und in Paranuclein. Dieses ist 
    zunächst unlöslich, wird aber schließlich doch gelöst unter Bildung 
    einer phosphorhaltigen Säure, der Paranucleinsäure . . . 
    
    „Diese Paranucleinsäure muß und wird als phosphorhaltige Säure 
    neutralisiert und gebunden werden. Das geschieht wiederum durch 
    
    
    202 
    
    
    den Kalkgehalt der Milch und wenn der Kalk darin nicht ausreicht, 
    durch den Gehalt der übrigen Nahrung oder des Körpers selbst. Das 
    Casein der Frauenmilch ist ohne Rückstand in der Pepsinsäure löslich, 
    während Kuh-, Ziegen-, Büffel- und Schafmilch in steigender Menge 
    unlöslichen Pseudonuclein hinterlassen.“ 
    
    Dieser unlösliche Rückstand kann aus dem Körper nicht oder nur 
    sehr langsam entfernt werden. Er sammelt sich im Darm und seinen 
    Nebenorganen und verursacht hier die vielen bisher ungeklärten 
    Störungen, die dem Milchgenuß folgen. 
    
    
    203 
    
    
    II a. 
    
    Die schädliche Wirkung 
    
    der Fleisch-, Wurst- und Fischwaren 
    
    ■ 
    
    Die folgenden Abhandlungen wurden ergänzt durch Gedanken 
    aus Kurt Lenzner „Gift in der Nahrung“. In den vorhergegange- 
    nen Abschnitten war die Rede von der Krankheitsentstehung aus den 
    eiweißhaltigen, vom Tier stammenden Genußmitteln. Wir können 
    aber diesen Abschnitt nicht zu Ende führen, ohne auch auf Auswir- 
    kungen aufmerksam zu machen, die durch die Frischhaltungs- und 
    Fabrikationsmethoden für Wurst- und Dauerfleischwaren entstehen, 
    die der Mensch in sich aufnimmt, wenn er diese Erzeugnisse verzehrt. 
    Wir wissen, daß mit der Tötung des Tieres der Verwesungs Vorgang 
    einsetzt, ob das Tier eines natürlichen Todes gestorben ist oder ge- 
    schlachtet wurde, bleibt sich gleich. Bei der Verwesung zerfällt das 
    Fleisch in die stickstoffhaltigen Fleischbasen: Xanthin, Kreatinin und 
    Sarkin. Bei der Auflösung dieser Fleischbasen bilden sich Zersetzungs- 
    gifte und diese sind äußerst giftiger Natur. Die bekanntesten sind die 
    Leichengifte, aus denen sich Fleisch-, Wurst- und Fischvergiftungen 
    aller Art entwickeln können. Um diese verwesende, Leichengifte 
    bildende Zersetzung zu verhindern, beginnt der Kampf gegen die 
    Fäulnis im Haushalt sowohl als auch in der Fleischerei. Der Eis- 
    schrank ist noch das mildeste Mittel gegen die Zersetzung, schlimmer 
    wirken Pökeln, Räuchern und die frischhaltenden Wurstwürzen. Daß 
    beim Genuß von rohem Fleisch als Schabe- oder Hackfleisch z. B. die 
    Bandwurmgefahr und die Übertragung von Trichinen nicht zu ver- 
    meiden ist, sei nur am Rande bemerkt. Auch die ordnungsmäßige 
    Fleischbeschau bietet keine absolut sichere Gewähr gegen die Band- 
    wurmentwicklung aus den Fleischfinnen. Bei den Fischen besteht 
    keine Finnen- oder Trichinenschau. Es besteht deshalb beim Fisch- 
    verzehren die große Gefahr für die Entwicklung des sogenannten 
    Fischbandwurmes im Darm des Menschen. Aus der täglichen Erfah- 
    rung wissen wir, daß sich dem verwesenden Fleisch mit Vorliebe 
    allerhand Ungeziefer nähert, das sich vom Kadaver nähren möchte. 
    Die Fleischereien und Schlachthäuser führen deshalb einen ständigen 
    Kampf gegen das Ungeziefer, ebenfalls die Kühlhäuser. In den letzten 
    Jahren wurde die Bekämpfung des Ungeziefers durch Vergasung der 
    Aufbewahrungsräume mit Blausäure durchgeführt. Die Giftigkeit der 
    Blausäure, auch in feinsten Spuren, braucht nicht näher erörtert zu 
    werden, sie ist bekannt. Wahrscheinlich ist, daß Spuren von Blau- 
    säure im Fleisch verbleiben, wenn die Durchgasung der Räume mit 
    
    
    204 
    
    
    Inhalt vorgenommen wurde. Außerdem ist es kaum möglich, die 
    Gase aus den Räumen wieder restlos zu entfernen. Die Häufung der 
    Giftspuren im Laufe der Jahre wird sich in der einen oder anderen 
    Weise auswirken; aus der Homöopathie sind die Wirkungen sogenann- 
    ter hochpotenzierter Giftlösungen bekannt. 
    
    Bis dahin handelt es sich um Frischfleisch, im folgenden wird die 
    Wirkung der Konservierung von Dauer fleisch waren kurz gezeigt. Mit 
    der einsetzenden Verwesung verliert das Fleisch die vom Blutfarbstoff 
    stammende Röte und wird graugelb und unansehnlich. Um diese 
    Farbveränderung zu verhindern und unerwünschten Verfärbungen 
    auch bei Fleischwaren vorzubeugen, verwendet man ganz allgemein, 
    sowohl bei Hausschlachtungen als auch in den Fleischereien und 
    Wurstfabriken: Salpeter. 
    
    Salpeter ist chemisch ausgedrückt „Kaliumnitrat“, das sich durch 
    Vereinigung mit den Blutsalzen in Nitrit verwandelt. Das Kalium- 
    nitrit erzeugt dann die frischrote Fleischfarbe. Da nun bei jedem 
    Pökelverfahren und bei jeder Haltbarmachung von Fleischerzeugnis- 
    sen das Verhältnis des Salpeters, das noch in den Blutsalzen unschäd- 
    lich gelöst werden kann, niemals genau bestimmt werden wird, so 
    wird unter allen Umständen ein Rest an Salpeter, sei er noch so 
    gering, im fertigen Erzeugnis vorhanden sein. Infolgedessen wird 
    nach dem Genuß dieser Erzeugnisse durch das Salpeter die erwähnte 
    Blutzersetzung im lebenden Körper des Menschen eintreten. Die Fol- 
    gen sind schwere Störungen in der Blutbildung, deren Ursache kaum 
    ergründet werden kann, wenn der Zusammenhang mit der Verwen- 
    dung der Pökelsalze nicht bekannt ist. Es gibt kein Einpökeln ohne 
    Salpeter. Alle Räucher- und Wurstwaren werden mit Salpeter be- 
    handelt. In jeder Wurstwürze ist immer Salpeter enthalten. Da dürfte 
    man sich doch eigentlich über die Entstehung krankhafter Blutzerset- 
    zung nicht wundern. Das Pökeln an sich ist der Vorgang, der bei 
    Herstellung von Dauerfleischwaren durch Einlegen der Fleischstücke 
    in Salzlake besteht. Da nun dieser Salzlake stets Salpeter zugefügt 
    wird, und Salpeter einen bitteren Geschmack hinterlassen würde, 
    setzt man der Pökelbrühe braunen Zucker hinzu, um sowohl den 
    Verwesungsgeschmack als auch den Geschmack des Salpeters zu ver- 
    decken. Salz und Zucker sind wasserentziehend, d. h. sie ziehen das 
    Wasser aus dem Gewebe des Fleisches, um sich daran zu sättigen. Die 
    Fleischmasse schrumpft deshalb durch den Pökelvorgang ein. Mit 
    dem Fleischwasser werden aber auch alle wasserlöslichen Nährstoffe 
    aus der Pökelmasse mit herausgezogen, d. h. alle kolloidalen, lösbaren 
    Proteine, alle Mineralstoffe und Enzyme, alle noch vorhandenen lös- 
    lichen Blutsalze, es bleibt nur ein ausgelaugtes, wertloses Produkt, 
    das durch die reichliche Salzzugabe, mit Zucker gemischt, noch eben 
    schmackhaft ist. Uber den Nährwert und die krankmachende Einwir- 
    kung des Fabrikzuckers im menschlichen Körper wird in einem wei- 
    teren Absatz ausführlich berichtet werden, so daß wir uns hier mit 
    einem Hinweis auf diesen Absatz begnügen können. 
    
    
    205 
    
    
    Hier kommt es nun auf die physiologische Einwirkung des „Koch“- 
    Salzes an. Dieses Kochsalz ist chemisch ausgedrückt reines Chlor- 
    natrium, durch seine schon erwähnte auslaugende wasserentziehende 
    Eigenschaft wirkt es als lebenvernichtendes Salz. Im folgenden wird 
    die allgemeine Anwendung des Kochsalzes bei der Konservierung 
    und Zubereitung der Genußmittel und Speisen gezeigt. Durch die 
    auslaugende und geschmacklos machende Wirkung des Kochens und 
    der Feuershitze werden alle Speisen geschmacklos. Durch Beimischung 
    von etwas Salz ergibt sich trotzdem eine gewisse Würze, die den 
    natürlichen Geschmack ersetzen soll. An diesen Geschmacksersatz 
    durch Kochsalz hat sich die Kulturmenschheit im Laufe der letzten 
    Jahrtausende gewöhnt. Die organischen Schädigungen des Salzgenus- 
    ses sind in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr erkannt, und 
    diese Erkenntnis findet ihren Niederschlag in der Verordnung der 
    kochsalzfreien Diät. Es soll in diesem Zusammenhang nicht des 
    Näheren auf die schädliche Wirkung des Salzgenusses aufmerksam 
    gemacht werden. Das wird später nachgeholt und kann auch in ande- 
    ren Werken nachgelesen werden. Es seien nur die wichtigsten Schä- 
    den erwähnt. Die Bleichsucht ist oft nichts weiter als eine Auslaugung 
    der roten Blutkörperchen durch übergroße Verwendung von Kochsalz 
    im Kindesalter und in jungen Jahren. Das Blut muß in seiner Zu- 
    sammensetzung eine Reihe bestimmter Salze enthalten. Wird dieses 
    Verhältnis durch die Zufuhr von Kochsalz gestört, so entstehen Ner- 
    venschwäche, Blutandrang zum Kopf, Benommenheit im Kopf, 
    Schwindel, Ziehen und Schmerzen in den Sinnesorganen, Schwäche 
    der Arme und Beine und Herzklopfen. Es ist in früheren Zeiten 
    behauptet worden, daß Kochsalz für den Lebensbetrieb unerläßlich 
    ist, z. B. zur Erzeugung von Salzsäure im Magen. Ich möchte hier aus 
    eigener Erfahrung bemerken, obgleich ich jetzt seit über 45 Jahren 
    kein Körnchen Salz zu mir genommen habe, mit Ausnahme von ge- 
    ringen Abweichungen auf Reisen und dergleichen, war der Körper- 
    schweiß bis vor einigen Jahren leicht salzig und die Magenflüssigkeit 
    normal salzsäurehaltig, d. h. mit anderen Worten: Bei natürlicher Er- 
    nährung, bestehend aus Gemüse, Früchten, Nüssen und dergleichen, 
    erhält der Körper alle notwendigen Mineralstoffe zur Bildung nor- 
    maler Blut- und Körpersäfte in voller Lebenskraft. Daraus bildet 
    die Lebenstätigkeit selbst alle für den Körperbetrieb notwendigen 
    Säfte in natürlicher Weise. Bei natürlicher Ernährungsweise wirkt 
    deshalb der Zusatz von Kochsalz zur Nahrung sehr störend, weil diese 
    eben nicht gekocht wird und deshalb ihre natürliche Würzigkeit und 
    die natürlichen Nährstoffe behalten hat. Sind aber nach der Um- 
    stellung auf natürliche Nahrung die letzten Reste von angestauten 
    Salzlagern ausgeschieden, dann verschwindet auch der Salzgeschmack 
    des Körperschweißes, wie es jetzt bei mir selbst der Fall ist. 
    
    Außer diesen Hauptbestandteilen Salpeter, Zucker und Kochsalz ist 
    in den Pökelpräparaten und Fleischkonservierungsmitteln noch eine 
    Spur weiterer Stoffe enthalten, die der chemischen Giftküche, nämlich 
    
    
    206 
    
    
    den Kohlenteer-Produkten entstammen. Es sind das Konservierungs- 
    mittel, die gleichzeitig die Farbe haltbar machen sollen und deshalb 
    oft eine doppelt giftige Wirkung in sich bergen. 
    
    Außer der Pökelung werden viele Fleischwaren haltbar gemacht 
    durch das Räuchern. Scheinbar ist das Räuchern ein natürliches Ver- 
    fahren. Aber wenn wir uns nun vorstellen, daß fast alle Räucherwaren 
    vorher mehr oder weniger stark gepökelt oder gesalzt werden, so 
    werden wir recht schnell den Wirkungen der meist schädlichen Roh- 
    stoffe auf die Spur kommen. 
    
    Bei der unvollkommenen Verbrennung von Holz- oder Brenn- 
    material, das zur Raucherzeugung bei der Räucherung Verwendung 
    findet, entstehen Gase, die den bekannten Erzeugnissen der Teer- 
    abkömmlinge verwandt sind. Es sind zunächst phenolartige Sub- 
    stanzen wie Karbolsäure, Kresol, Kreosot und brenzliche Stoffe wie 
    Formaldehyd, Essigsäure, Ameisensäure und andere. Diese teilweise 
    sehr giftigen Stoffe durchdringen die Fleischstücke, verbinden sich 
    mit diesen und erzeugen die Haltbarkeit durch ihre Eigenschaft als 
    starke Lebensgifte, die sogar Gärungs- und Fäulniserreger töten und 
    die Ware dadurch keimfrei halten. Glaube nur ja keiner, daß die in 
    das Fleisch mit den Rauchgasen eingezogenen Stoffe sich irgendwie 
    wieder verflüchtigen oder entfernt werden könnten. Man verzehrt 
    mit solchen Genüssen auch deren Giftwirkung. 
    
    Nun wurden in der neueren Zeit Schnellräucherverfahren ent- 
    wickelt, bei denen in 36 bis 48 Stunden die gleichen Erscheinungen 
    hervorgerufen werden wie beim regelrechten langsamen Räuchern 
    im Rauch. Statt des Räucherns bedient man sich in solchen Fällen 
    des Holzessigs, einer braunen, sauren und unangenehm teerig-rauchig 
    riechenden Flüssigkeit, welche die brandigen, antiseptisch wirkenden 
    Bestandteile enthält. Eine solche Schnellräucherflüssigkeit, die in 
    Kürze das ganze Fleischstück durchdringt, besteht z. B. aus 100 Teilen 
    Kreosot, 10 Teilen Wacholderbeeröl, 100 Teilen Holzessig, verdünnt 
    mit der zehnfachen Menge Wasser, In diese Flüssigkeit wird das vor- 
    her gepökelte Fleisch eingelegt und ist dann nach 36 bis 48 Stunden 
    verkaufsbereit. Das Verfahren ist wirtschaftlich günstiger als das 
    monatelange Hängen im Rauch. Man beachte: In beiden Fällen hat 
    die desinfizierende Räuchersubstanz eine weitgehende Ähnlichkeit mit 
    den flüssigen Substanzen im Teer. In der Wissenschaft setzt sich mehr 
    und mehr die Erkenntnis durch, daß die gefürchteten Krebsleiden 
    mit dem Verzehren von Teerabkömmlingen Zusammenhängen. 
    
    Die Deutschen im besonderen sind in der Welt bekannt als die 
    Wurstesser. „Aber nur ein Gott kann Wurst essen, denn nur ein Gott 
    kann wissen, was darin ist“. Das hat schon Jean Paul gesagt. 
    
    Bei der Fabrikation von Wurst wird dem gemahlenen Fleisch eine 
    gewisse Wurst würze beigegeben, die gewöhnlich noch Färbungs- und 
    Konservierungsmittel enthält. Der Hauptbestandteil der Wurstwürze 
    ist Salz, Zucker und Salpeter. Auf 1 Pfund Dauerwurst kommen 
    etwa: 17 g Kochsalz, 6,5 g Pfeffer, 1 g Rohzucker und V 4 bis V 2 g 
    
    
    207 
    
    
    Salpeter, dazu noch etwas Borsäure, Borax, Kalisalpeter, Natrium- 
    sulfat, vielleicht mit der Würze auch noch Benzoesäure und ähnliche 
    Teerabkömmlinge. Es erübrigt sich nach dem bisher Gesagten, über 
    die Schädlichkeit dieser Wurstbeigaben etwas zu sagen. Aber es ist 
    noch zu bemerken, daß viele Wurst waren außerdem noch geräuchert 
    werden oder im Schnellräucherverfahren mit den vorbeschriebenen 
    Giften versehen wurden. Wir müssen noch bedenken, daß nicht nur 
    die Wurst haltbar gemacht werden muß, sondern auch der Darm, in 
    die sie hineingestopft wird. Trotz alledem reicht die künstliche Be- 
    handlung und Haltbarmachung der Fleisch- und Wurst waren nicht 
    aus, um die Erzeugnisse vor Schimmel, üblem Geruch, Austrocknen, 
    Madenbildung, Schmierigwerden und dergleichen zu schützen. Akute 
    Wurstvergiftungen sind beileibe keine Seltenheit, aber schlimmer ist 
    die langsam schleichende, sich immer häufende Giftwirkung der be- 
    kannten Zusätze, durch welche manche der rätselhaftesten Krank- 
    heiten ihre Aufklärung finden könnten, wenn sich die Wissenschaftler 
    mehr um diese Dinge kümmern würden. 
    
    Die Milch als Ware 
    
    Was geschieht nun in dieser Beziehung mit der Milch und welche 
    Schädigungen treten durch die zur Anwendung kommenden Frisch- 
    haltungsmethoden usw. ein? Auch im folgenden stützen sich diese 
    Ausführungen zum Teil auf die Arbeiten von Kurt Lenzner. 
    
    Wir sahen, daß die Milch der Mutter dem Säugling nur dann voll- 
    wertige und natürliche Aufbaunahrung ist, wenn sie vom Säugling 
    selbst gesaugt und ohne Berührung mit der Luft bzw. dem Luft- 
    sauerstoff und ohne Wärmeänderung in den Magen desselben gelangt. 
    Die Kuhmilch aber, die wir nach dem Melken der Kühe auf dem 
    Bauernhof als Volksnahrungsmittel für Kinder und Erwachsene im 
    Laden kaufen, ist doch etwas ganz anderes als das, was in den Eutern 
    war. Sie hat ihre Natürlichkeit auf dem Wege zum Käufer und in die 
    Speisekammer der Hausfrau bestimmt eingebüßt und alles das ver- 
    loren, durch das sie im Kälbermagen so hervorragend zum Aufbau 
    des wachsenden Rinderkörpers gedient hätte. Die Kuhmilch ist in ihrer 
    Zusammensetzung aus all den Stoffen gebildet, die für den Aufbau 
    des heranwachsenden Rindes notwendig sind. Durch Melken oder 
    künstliches Absaugen mit elektrischen Melkvorrichtungen der Kuh ab- 
    genommen, muß sie möglichst sofort gekühlt werden, damit sie nicht 
    sauer wird. Auf der Erzeugerstätte wird die Milch in Kühlanlagen 
    mit Eisbeigaben oder auf elektrischen Kühlanlagen gekühlt und 
    kommt dabei ganz ausgebreitet mit der Luft und dem Sauerstoff der 
    Luft in Berührung. Die Luft besonders, die in Ställen und Bauern- 
    höfen ist, ist stets geschwängert mit Bazillen und Bakterien in un- 
    gezählter Menge. Die durch die intime Berührung mit dem Sauerstoff 
    in der Luft, wie vorher gezeigt, zur Milchleiche gewordene Milch aber 
    ist wohl der beste natürliche Nährboden für diese Krankheitskeime, 
    
    
    208 
    
    
    den wir uns vorstellen können. Die Milch würde in jedem Kubik- 
    zentimeter Millionen von Krankheitserregern aufweisen, wenn man 
    sie in ihrem natürlichen Zustande belassen würde. Dazu kommt noch 
    die Gefahr der Krankheitskeime, die aus dem Tierkörper schon in 
    die Milch hineingelangten, als da sind: Die Erreger der Maul- und 
    Klauenseuche, Tuberkulose, Lungenseuchen verschiedener Art, Milz- 
    brand, Tollwut, Strahlenpilzkrankheit, Kuhpocken und die Erreger 
    fast aller menschlichen Infektions- und Kinderkrankheiten. Rechnen 
    wir dazu noch die Schäden, welche aus der Berührung der Milch mit 
    Kannen, die aus verzinntem Eisen oder Aluminium bestehen oder 
    emailliertem Geschirr durch Übernahme von freien Metallverbindun- 
    gen entsteh m können, dann haben wir vor uns die fast unbesiegbaren 
    Schwierigkeiten und den Kampf der Milchwirtschaft gegen alle diese 
    Einflüsse. Diese können kaum überwunden werden, sie müssen durch 
    die Mittel im Kampf gegen evtl. Schäden wie Sauer- und Schlecht- 
    werden eher noch verstärkt und verschlimmert werden. 
    
    Im Sommer wird die Milch auf dem Transport zur Meierei oder zur 
    Stadt schon säuern und gerinnen wollen. Der Milchsäurebazillus be- 
    ginnt seine Arbeit sofort nach Entnahme aus dem Euter und kann 
    nach Berührung der Milch mit der Luft im Sommer nicht ausge- 
    schaltet werden. Eingetretene Versäuerung kann aber nicht rück- 
    gängig gemacht werden. Da hilft nur Neutralisation der Säure durch 
    Zusatz von Alkalien wie etwa doppelkohlensaures Natron. Das aber 
    ist laut Gesetz eine Nahrungsmittelfälschung. Da man aber doch den 
    ganzen Milchtransport nicht fortschütten kann, so wird eben neutra- 
    lisiert. Im Sommer ist kaum ein Transport ohne Natron möglich. Was 
    aber bedeutet das für die Milch? Die Wirkstoffe Vitazym C und D, 
    die in der Milch als Schutzstoffe für den Säugling, ob Kalb oder 
    Mensch, so notwendig sind, werden schon durch die geringste Menge 
    von Alkalien zerstört, d. h., die Aufbaustoffe in der Milch können 
    wegen des Fehlens dieser vermittelnden Enzyme nicht im Körper 
    des Kindes eingebaut werden. Die Milch wird dadurch entwertet. 
    Erfolg: Barlowsche Krankheit, Milchnährschäden, Rachitis, beim Er- 
    wachsenen Vitaminosen aller Art, die aber nur selten mit der ent- 
    werteten Milch in Zusammenhang gebracht werden. 
    
    Um nun ein Sauerwerden der Milch zu verhindern und die gefürch- 
    teten Bakterien und Bazillen abzutöten, nahm man den Kampf auf, 
    ohne zu fragen, ob die Milch selbst auch dabei Schaden nähme. Man 
    hat zuerst versucht, die Milch durch eine länger dauernde Erhitzung 
    auf 60 bis 80 Grad unter Luftabschluß zu pasteurisieren und ist 
    äußerlich ganz gut dabei gefahren. Heute wird jede Handelsmilch in 
    jeder Molkerei pasteurisiert, aber da zur Hauptsache nur die Milch- 
    säurebazillen dabei vernichtet wurden, so konnten sich die anderen 
    schädlichen Kleinlebewesen, die durch den Milchsäurebazillus dar- 
    niedergehalten werden, umso mehr ausbreiten und verflüssigten 
    dabei gewisse Eiweißstoffe in der Milch. Da ging man über zum 
    
    
    14 Sommer, Ernährung 
    
    
    209 
    
    
    Sterilisieren, d. h. Erhitzung unter Luftabschluß bei hohen Hitze- 
    graden. Heute wird durchweg alle angelieferte Milch sofort sterili- 
    siert. Um die Verbraucher vor Bakterien und Krankheitskeimen zu 
    schützen, kommt kaum noch unerhitzte Milch in den Handel. Durch 
    die Sterilisierung bei Hocherhitzung werden aber nicht nur alle Bak- 
    terien und Keime getötet, sondern auch die Lebensträger, Enzyme, 
    Vitazyme und alles Lebendige werden vernichtet. 
    
    Die Mineralstoffe werden aus ihren Bindungen gerissen und in 
    unbrauchbare Salze verwandelt. Das ganze lebendige Gefüge wird 
    zertrümmert und verwandelt sich in Schlacken und Asche. Der Arzt 
    Dr. Schwenninger sagte schon 1890: Sie zerkochen die Nährkraft der 
    Milch, sie verderben das Baumaterial für die Knochen und das Wachs- 
    tum. Sie verweichlichen den Darm, der viel eher daran gewöhnt 
    werden müßte, mit den Bazillen fertig zu werden. — Schwenninger 
    wußte, daß die Bazillenfurcht schlimmer wirkt als die Bakterien und 
    die Bazillen selbst. Ein gesunder Körper mit gesundem Magen und 
    gesunden Organen wird mit jeder Menge von Krankheitserregern 
    ohne weiteres fertig, aber ein unrichtig ernährter Körper wird gar 
    zu leicht ein willkommener Nährboden für diese. 
    
    Aber die Molkereien wissen auch, daß die Milch auf dem Wege zur 
    Molkerei schon durch eine große Anzahl Hände gegangen ist und 
    verschiedene Hantierungen durchlaufen mußte, ehe sie bei ihnen 
    landet. Deshalb wird die Milch in den Molkereien erst filtriert und 
    kommt dabei mit dem Inhalt der Filter in engste Berührung, als da 
    sind: präparierte Watten, Asbest, Papiermassen und ähnliches. Die 
    Berührung mit Asbest in den Filtern z. B. wirkt gleichzeitig keim- 
    tötend und vernichtet die Wirkstoffe. 
    
    Dr. v. Behring erkannte ganz klar die Nachteile des Abkochens der 
    Milch durch Sterilisation und suchte nach Auswegen. Er verfiel auf ein 
    chemisches Konservierungsmittel, nämlich auf Formaldehyd, im Ver- 
    hältnis von 1 : 25 000. Seit der Zeit hat sich auch der Chemismus der 
    Milchwirtschaft bemächtigt. Formaldehyd, Benzoesäure, Borsäure, 
    Salizylsäure, Wasserstoffsuperoxyd kamen als Mittel gegen Bakterien 
    zum Versuch und werden teilweise noch verwendet. Es würde zu weit 
    führen, alle Nachteile der verschiedenen Bakteriengifte im einzelnen 
    nachzuweisen. 
    
    Man bedenke nur, daß alle diese bakterientötenden Gifte und 
    Chemikalien auch das menschliche Leben und die feinsinnig und 
    empfindlich arbeitenden Organe des menschlichen Körpers genau so 
    stören müssen, wie sie die Keime töten. Das Gefährlichste bei der 
    Anwendung aller Chemikalien in der Frischhaltung ist zum ersten 
    die mögliche Täuschung des Käufers über den wirklichen Zustand 
    des Genußmittels und die Reizwirkung der Gifte selbst in homöopa- 
    tisch kleinsten Verdünnungen auf den Körper. Diese muß durch 
    Dauereinwirkung bei fortgesetztem Genuß sich immer mehr steigern 
    und schließlich zu rätselhaften Krankheitserscheinungen führen, da 
    man den Ursprung ja nicht mehr erkennen kann. 
    
    
    210 
    
    
    Was hat es denn nun mit der eingedickten, kondensierten Milch auf 
    sich? Ist die besser? Überlegen wir uns den Fabrikations Vorgang. In 
    Homogenisier-Maschinen wird die Milch aus feinen Düsen gegen 
    rotierende Achatscheiben geschleudert, so daß die Fettkügelchen zer- 
    stäuben. Dann wird sie in luftdicht verschlossenen Apparaten auf 
    90 Grad erhitzt und mit 12% Zucker vermischt zur Konservierung. 
    Darauf wird sie bei 50 Grad im Vakuum eingedickt. Wird kein 
    Zucker zugesetzt, so wird sie bei 112 bis 114 Grad sterilisiert und 
    dann nach Abkühlung in Blechdosen abgefüllt. Eine amerikanische 
    Firma verwendet folgendes Verfahren: Die Milch wird erst bei 95 
    Grad kurz vorgewärmt, dann im Vakuumverfahren auf 7,8% Fett- 
    gehalt eingedickt bei Anwendung von überhitztem Dampf. Diese 
    Milch wird dann homogenisiert wie oben, gekühlt und mit Kalium- 
    phosphat oder Natriumnitrat versetzt, in Dosen gefüllt und noch mal 
    bei 116 Grad sterilisiert. Das Ergebnis beider Verfahren lasse man 
    sich in Bezug auf Nährwert und Bekömmlichkeit einmal durch den 
    Kopf gehen. 
    
    Soll man nun noch viel erzählen von den Verfahren zur Eintrock- 
    nung der Milch zu Trockenmilch und Milchpulver? Schon die Tat- 
    sache, daß diese Erzeugnisse mit Chemikalien versetzt werden müs- 
    sen, um als Dauerware gelten zu können, zeigt uns, was wir davon 
    zu halten haben, wenn wir uns die Wirkung auf die feinstoffliche 
    Materie des menschlichen Körpers vor Augen halten. Im Haushalt 
    findet die Trockenmilch wegen ihrer offenbaren Unbekömmlichkeit 
    ja auch kaum Verwendung, aber auf dem Umweg über Schokolade, 
    Backwaren, Bäckereien, Konditoreien, Nahrungsmittelgewerbe aller 
    Art kommen wir leider unbewußt und unbeabsichtigt gar zu leicht 
    damit in Berührung. 
    
    Ist es dem Leser durch diese kurzen Hinweise klar geworden, was 
    für ein Strom von neutralisierter, mit chemischen Fremdsubstanzen 
    durchsetzter, durch hohe und tiefe Temperaturen in seiner Zusam- 
    mensetzung veränderter, konservierter, belebender Wirkungen und 
    wachstumfördernder Stoffe beraubter Milch durch den Verdauungs- 
    kanal und damit in seinem Körper und seinen Organen, in seinen 
    Lymphdrüsen und in seinen Blut- und Säftebahnen fließt? Ist es ver- 
    ständlich, daß es nicht möglich ist, mit solch einem „Nahrungsmittel“ 
    gesunde Kinder großzuziehen? Der Charakter der Milch von der Kuh 
    gehört nicht zur Art des menschlichen Wesens und muß schon deshalb 
    von Schaden sein. Außerdem verhindert die handelsübliche Vorbe- 
    arbeitung der Milch die Ausnutzung der evtl, noch vorhandenen Werte 
    in ihr und macht den Menschen vorzeitig krank und lebensunfähig. 
    Sie ist in der ärztlichen Säuglingspflege inzwischen auch als das er- 
    kannt, was sie in Wirklichkeit ist: Ein Würger der Gesundheit für 
    alle Säuglinge, die nicht das Glück haben, an der Brust der Mutter 
    groß zu werden. 
    
    
    211 
    
    
    Der Käse 
    
    
    Zur Herstellung des Käses wird die Milch durch einen Zusatz von 
    Labferment in den geronnenen Zustand übergeführt. Durch diesen 
    Zusatz werden ähnlich wie im Kälbermagen die in der Milch in loser 
    Bindung vorhandenen Phosphorstoffe frei. Diese reißen sofort, wie 
    schon vorher gezeigt, den Kalkgehalt der Milch an sich, um sich zu 
    neutralisieren. Die neu entstandene Verbindung von Kalkphosphat 
    sättigt sich sofort an dem vorhandenen Eiweißgehalt, dem Albumin 
    der Milch, ab. Es entsteht aus dieser Verbindung das, was seit 
    Menschengedenken nach Einführung der Kuhmilch in die Ernährung 
    der Menschen „Käse“ genannt wird. Käselab stammt aus dem Magen 
    der Kälber. Kunstlab besteht aus Kochsalz, etwas Borsäure und Lab- 
    ferment. Borsäure ist ein starkes Gift, auch in verschwindend geringer 
    Menge. Borsäure ist wie die meisten Teerabkömmlinge ein Nerven- 
    reizgift und doch begegnen wir dieser Säure oder ihren Salzen in der 
    Konservierung der Nahrungsmittel immer wieder. Die Milch muß bei 
    der Aufbereitung zu Käse auf die Labtemperatur von 37 Grad ge- 
    bracht werden, ehe sie richtig verkäst. Nach dem Vorkäsen wird der 
    Frischkäse einige Tage in eine zwanzigprozentige Salzlake gelegt. 
    Danach verbessert man ihn dann durch die sogenannte Reife in den 
    Gär kellern. 
    
    Die Reifung wird durch die verschiedenen Reifebakterien erzielt, 
    die teilweise in Reinkulturen zugesetzt werden. Es sind: 
    
    1. Die Milchsäurebazillen, besonders Milchsäurelangstäbchen. 
    
    2. Die peptonisierenden Bakterien, die das Kasein aufspalten und 
    nach und nach immer weiter auflösen. Bald treten freie Amino- 
    säuren auf und eine Reihe stickstoffhaltiger Körper, denen wir 
    auch bei der Verwesung der Fleischbasen begegnen, es sind Kada- 
    verin, Cholin, Guadin, Putrescin und auch Indol. Es sind all die 
    Stoffe, denen wir bei der Eiweißfäulnis im Darm immer wieder 
    begegnen und die auch im Urin starker Fleischesser gefunden 
    werden. Die Käsereifung ist darum in Wirklichkeit nichts anderes 
    als ein Fäulnisvorgang. 
    
    3. Sporenbildner wie Buttersäurebakterien. 
    
    4. Hefe- und Schimmelpilze. 
    
    Die Tätigkeit der Reifebazillen und Bakterien bedingt eine vorherige 
    Entsäuerung der Käseoberfläche. Diese wird erreicht durch die ver- 
    schiedensten basischen Präparate, durch welche die Säuren gebunden 
    werden. Das mildeste dieser ist ein Zusatz von Natron, das auch dem 
    Quark beigegeben wird, damit er süßer schmeckt. Es werden aber 
    chemische Präparate genug angeboten, welche die Reifung beschleu- 
    nigen sollen. Durch die Verwendung derartiger Mittel wird die Reife- 
    zeit der verschiedenen Käsesorten bis um die Hälfte der normalen 
    Zeit verkürzt. Welchen Einfluß die Reifungspräparate auf die Organe 
    
    
    212 
    
    
    des Verbrauchers ausüben, wird leider nicht gesagt, scheint auch 
    nicht wichtig zu sein, wenn man Umsatz erzielen will. 
    
    Beim Reifungsvorgang werden die wertvollen Bestandteile in der 
    Milch wie Milchzucker, Glycerin, Eiweißstoffe, Fett und die wert- 
    vollen Enzyme, Fermente und Wirkstoffe aufgelöst und zersetzt. Da- 
    bei entstehen dann die charakteristisch riechenden Düfte des Käses 
    wie Ameisensäure, Essigsäure, Buttersäure, Proprionsäure, Valerian- 
    säure usw. Auch Alkohol und Kohlensäure entstehen. Die Kohlen- 
    säure dehnt sich dabei kräftig aus und verursacht die kirschgroßen 
    Löcher im Schweizerkäse mit der Träne darin. 
    
    Das Färben der Käse geschieht durch pflanzliche Färbmittel wie 
    Safran, Orlean, Kurkuma usw. oder durch die billigeren Anilinfarb- 
    stoffe der Fabriken. Edamer Käse kommt z. B. innen goldgelb, außen 
    rot gefärbt auf den deutschen Markt, auf den englischen aber mit 
    Rindenfarbe. 
    
    Die Weichkäse reifen unter der Tätigkeit besonderer Käsebak- 
    terien, die außer den oben genannten zur Wirkung kommen und die 
    Zersetzung und Auflösung der Käsemasse vollenden und dadurch 
    den stinkenden Weichkäse entstehen lassen, in dem sich oft Maden 
    befinden. 
    
    Wie weit sich das natürliche Empfinden für Reinheit und Natür- 
    lichkeit in der Nahrung der zivilisierten Völker in das Gegenteil ver- 
    kehrt hat, das zeigt uns die Herrichtung besonders beliebter Käse- 
    sorten. Da ist z. B. der Parmesankäse, der König der italienischen 
    Käse. Er wird in seiner Heimat zubereitet durch Einreibung mit 
    Leinölfirnis und gefärbt mit einem Gemisch von Spiritus, Kienruß 
    und Leinöl und wird dann grünlich schwarz. Der Anschnitt aber wird 
    allmählich grün, weil die Aufrahmung und Verkäsung der Milch in 
    kupfernen Gefäßen vollzogen wurde. Der Neuchateller erhält seinen 
    nußkern- und champignonartigen Geruch von weißen und blau- 
    grünen Schimmelpilzen, die nachher durch Käserotbakterien gefres- 
    sen werden. Diese überziehen den Käse mit der bekannten rötlichen 
    Haut. Den Fromage de Brie lösen die Käserotbakterien in eine röt- 
    liche Schmiere auf und geben die rötliche Farbe. Sie entwickeln bei 
    ihrer Zersetzungsarbeit Ammoniak, das dem Ganzen die Würze gibt. 
    Man hilft nach durch Besprengen mit gelöstem Ammoniumkarbonat, 
    bekannt als Hirschhornsalz. Der Roquefort erhält in seiner Heimat 
    eine grüne Marmorierung durch Beifügung von verschimmeltem 
    Brot. Der veredelnde Schimmelpilz Penicillium Roquefort zersetzt 
    den Käsestoff und das Fett und verursacht dadurch den scharfen Ge- 
    ruch und Geschmack. Das gilt als pikant! Frankreich exportierte einst 
    mehr als 4000 Tonnen jährlich. 
    
    Es ließe sich noch vieles sagen über die Einwirkungen der Mittel, 
    die bei der Haltbarmachung der fertigen Käse für den Versand und 
    die Lagerung zur Anwendung kommen, da auch hierfür viele künst- 
    liche Erzeugnisse verwendet werden. Auch von der Verpackung der 
    neueren Käsearten in Zinnfolien, Aluminiumfolien, in Pergament 
    
    
    213 
    
    
    und paraffiniertem Pergamentpapier wäre noch viel zu erwähnen. 
    Metallfolien z. B. werden aus Metallegierungen auf besonderen Wal- 
    zenstühlen fein ausgewalzt und dabei oft mit buntem Aufdruck ver- 
    u sehen. Alle freien Metalle und ihre Legierungen aber werden zu 
    äußerst giftigen Substanzen, wenn sie in das Innere des Menschen 
    gelangen. Sie zersetzen die Zellsubstanz sowohl als auch die Zellsäfte, 
    das Blut und die Nerven. Glaubt man denn nun wirklich, daß die 
    Metallfolien-, die Silberpapierumhüllungen der Käse oder anderer 
    säureerzeugender Genußmittel nicht angegriffen werden? Schon 
    Spuren davon werden äußerlich haften bleiben und sich dadurch dem 
    Genußmittel mitteilen, ganz besonders bei so aufsaugenden Stoffen 
    wie Käse. Die kleinsten Spuren aber werden im Laufe der Jahre im 
    Körper zu schweren Giften, die oft die Veranlassung zu schweren 
    und fast unheilbaren Krankheiten werden können. Man sollte deshalb 
    Nahrungsmittel nicht in Metallfolien oder andere schädigende Stoffe 
    verpacken. 
    
    
    Die Eier 
    
    Über das Ei als Nahrungsmittel ist im Zusammenhang mit den 
    Ausführungen über das Fleisch und über die vom Tier stammenden 
    Genußmittel eigentlich nur hinzuzufügen, daß wir alle Krankheits- 
    erscheinungen, die wir dem Fleischgenuß zuschreiben müssen, beim 
    Eiverzehr in verstärktem Maße wiederfinden. 
    
    Die Naturärzte und die verläßlichen Naturheilkundigen haben die 
    Mütter schon seit Jahrzehnten gewarnt, ihren Kindern Eier oder 
    Eierspeisen irgendwelcher Art vorzusetzen. Die besondere Wirkung 
    des Gehaltes der frischen Eier auf den Menschen und auf die Kinder 
    liegt in der Überhitzung der Nerven und des Gefühlslebens. Kinder, 
    die viel Eier vorgesetzt erhalten, sind nervös, leicht reizbar und ge- 
    schlechtlich frühreif. Beim Erwachsenen liegt die gleiche Gefahr vor, 
    besonders die erhöhte Gefahr ungezügelter Begierden. Das ist schon 
    der Fall bei Frischeiern, aber verschlimmert wird die Gefahr beim 
    Genuß von Konserveneiern. 
    
    Auch die Eikonserve, welche die Hausfrau durch Einlegen in Kalk 
    oder Wasserglas oder in Salizyllösung und andere chemische Stoffe 
    oder durch einen künstlichen Überzug erhält, ist doppelt gefähr- 
    lich. Alle diese zur Konservierung benutzten Stoffe dringen durch 
    die Porep der Schale in das Innere ein und teilen sich dem Inhalt 
    mit. Das Ei nimmt immer den Geschmack der verwendeten Mittel an 
    und läßt sich beim Backen von Kuchen nicht mehr so verwenden wie 
    das Frischei. Das weiß jede Hausfrau. Daß aber alle diese Konser- 
    vierungsmittel, auch das scheinbar harmlose Einlegen in Kalk, nicht 
    unschädlich ist, das weiß sie nicht. Gut, so wird es Zeit, daß sie be- 
    ginnt, sich mit diesen Lehren vertraut zu machen. Alles Wissenswerte 
    darüber findet sie in dem Buche von Kurt Lenzer „Gift in der Nah- 
    rung“. 
    
    
    214 
    
    
    Nun aber wurden in Deutschland vor dem Kriege so viele Eier ver- 
    braucht, daß es eine Unmöglichkeit war, sie alle im Lande zu erzeu- 
    gen. Hunderttausende von Tonnen Eier und Eikonserven sind auf 
    dem Weltmarkt, und die größte Menge davon kam und kommt aus 
    China. In den großen Städten Chinas wurden täglich viele Millionen 
    Eier in Eikonserven für die Ausfuhr zugerichtet und verschickt. 
    Schokolade-, Margarine- und Teigwarenindustrien, Bäckereien und 
    Konditoreien brauchten vor dem Kriege in ihren Betrieben kaum 
    Frischeier, das war zu kostspielig und zu umständlich, sie verwende- 
    ten zur Hauptsache Eikonserven aus China, die jetzt wieder einzu- 
    strömen beginnen. 
    
    Ob diese Eikonserven als Trockenei oder flüssiges Eigelb auf den 
    Markt kommen, immer sind sie mit starken Konservierungsmitteln 
    aus der chemischen Giftküche versetzt. Das flüssige Eigelb wird mit 
    Salz und Borsäure versehen und in verzinnten Blechgefäßen ver- 
    schickt, das Trockenei wird in Kisten mit starker Folieneinlage ver- 
    packt. Borsäure ist ein starkes Gewebegift und als solches in der 
    deutschen Nahrungs- und Genußmittelindustrie verboten. Bei der Ei- 
    konserve aus China wurde es nicht beanstandet, da es angeblich in 
    jeweils zu kleinen Mengen zum Genuß kommen würde, um noch 
    schädigend wirken zu können. Wenn wir aber bedenken, daß wir 
    Gefahr laufen, in Eigelbschokoladen, in Nudeln und Makkaroni, in 
    Kuchen und Konditorwaren dieser borsäurehaltigen Eikonserve zu 
    begegnen, dann wird die Sachlage schon anders. In England z. B. 
    wurden jährlich für über 10 Millionen Dollar dieser Eikonserven ein- 
    geführt und verbraucht. Auch Phenol, Natriumsulfit, Benzoesäure 
    und Salizylsäure werden zur Konservierung dieser Eikonserven in 
    überstarker Dosis verwendet, da ja in China keine Gesundheitspolizei 
    tiie Aufarbeitung überwacht. 
    
    
    Fischileisch und Fischkonserven 
    
    Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, daß Fischfleisch, als 
    Genußmittel dem menschlichen Körper einverleibt, genau die gleichen 
    Schadenswirkungen hervorrufen wird wie das Fleisch der Tiere, ja, 
    die Wirkungen sind noch schlimmer, da der Fisch als Wasser bewohner 
    bedeutend mehr Wasser in seinem Gewebe birgt als die Landtiere. 
    Das Fischfleisch ist darum einer viel größeren Gefahr der Zersetzung 
    ausgesetzt als das Fleisch der Schlachttiere. Dann enthält der Fisch- 
    körper als Aufbaustoff nicht wie der Tierkörper Schwefel, sondern 
    Phosphor. Phosphor aber ist ein besonders aufregendes Nervengift, 
    wenn es in unrichtiger Form vom Körper aufgenommen wird. Im 
    Gemüse, im lebenden Wachstums Vorgang eingebaut, dient es im Kör- 
    per zum Aufbau der Nervenmasse, des Gehirns und des Knochen- 
    leims. Als zerfallendes Kadavergift im Fischfleisch wirkt es entspre- 
    chend als Reizgift auf Nerven und Gehirn und wirkt sich störend auf 
    die Bildung der roten Blutkörperchen in den Hohlknochen der Glieder 
    
    
    215 
    
    
    aus. Das aufreizende Nervengift des Fischfleisches wirkt entsprechend 
    schlimm auf das Gefühlsleben und die Begierden ein. Wir sehen des- 
    halb in Fischerdörfern ein oft übermäßig zutage tretendes Triebleben 
    mit den entsprechenden Folgeerscheinungen. Auch finden wir in 
    Europa ausgeprägte Fälle von Lepraaussatz nur in Fischerdörfern. 
    Wenn man alles das weiß, da fragt man sich ganz erstaunt: Wenn das 
    alles wahr und erwiesen ist, wieso kommt dann die Kirche dazu, 
    ausgerechnet Fische als Fastenspeise zuzulassen? Sind die Begriffe so 
    verwirrt durch die unnatürliche Nahrungssuche, daß man gar nicht 
    mehr weiß, welche Wirkungen die einzelnen Nahrungs- und Genuß- 
    mittel im Körper hervorrufen, wenn sie den natürlichen Gesetzen der 
    Lebenserhaltung nicht mehr entsprechen? 
    
    Aber die vielen Tausende von Tonnen toter Fische, die in Europa 
    zum Verzehr kommen, werden in den Weltmeeren gefangen und 
    werden nach den Fangreisen in den Häfen angelandet. Was heißt das? 
    Ein Fisch erstickt und stirbt, so bald er aus seinem Lebenselement, 
    dem Wasser, herausgenommen wird. Ein Fischdampfer aber fährt 
    nicht am Abend aus und kommt am nächsten Morgen mit der frisch 
    gefangenen Beute wieder herein, sondern er ist Tage und Wochen 
    unterwegs. Die toten Fischkörper oder Fischleichen müssen daher 
    schon im Dampfer oder auf dem Kutter vor dem Verderben ge- 
    schützt werden. Ein Fisch geht doch wegen seiner phosphorhaltigen 
    Eiweißbestandteile erheblich schneller in Verwesung über als ein 
    Tierkadaver, deshalb kann man sich in den Fischhallen und den 
    Fischverkaufsläden trotz aller Sauberkeit und Reinhaltung, doch des 
    strengen Verwesungsgeruches nicht erwehren. Es reizt einen Menschen, 
    der sich noch eines gesunden Empfindens erfreut, zum Brechen, 
    wenn er einen Fischladen betreten muß. 
    
    Um nun den Fisch in möglichst frischem, noch genießbarem Zu- 
    stande anzubieten, werden die verschiedensten Arten der Haltbar- 
    machung oder der Konservierung angewendet. Aber nicht eine davon 
    erreicht ihren Zweck mit Sicherheit. Besonders wertvolle Fischarten 
    versucht man durch Eiseinlagen frisch zu halten. Die Kältewirkung 
    verzögert jedoch nur gewisse Vorgänge der Verwesung, der eigent- 
    liche Eiweißzerfall wird nicht aufgehalten. Der setzt sofort nach dem 
    Tode ein und kann nicht verhindert werden, beim Fisch noch weniger 
    als beim Fleisch. Um nun die Fische an Land bringen zu können und 
    einen Transport von einem Lande ins andere zu ermöglichen, werden 
    sie gesalzen, geräuchert, gebraten, mariniert, getrocknet, in Essig und 
    öl eingelegt und was dergleichen mehr ist. 
    
    Kein Lebensmittel wird so oft und mit solch unglaublichen Salz- 
    mengen versehen und behandelt wie der Fisch und besonders der 
    Hering. Marinierte Heringe und Salzheringe werden zwischen Lagen 
    von Salz in Tonnen verpackt, dabei kommt auf zwei Tonnen Gewicht 
    Hering bestimmt eine Tonne Kochsalz. Was das Salz für schädigende 
    Wirkungen im Körper und besonders in den Nieren vollbringt, dar- 
    j über hörten wir schon in den Ausführungen über Fleisch- und Wurst- 
    
    
    216 
    
    
    waren. Es wird aber noch mehr geschrieben werden müssen, um die 
    Giftwirkung des Kochsalzes im Körper ganz eindeutig klar zu 
    machen. Hier sei nur daran erinnert, daß das Kochsalz die Eigen- 
    schaft hat, das Gewebe auszulaugen, d. h., den Zellen das Wasser zu 
    entziehen und mit dem Wasser alle wasserlöslichen Bestandteile aus 
    dem Gewebe gleichzeitig herauszulösen und zu entfernen. Es bleibt 
    im marinierten Fisch doch nur noch eine völlig gehaltlose, aller 
    lebenswichtigen Stoffe beraubte Masse von eiweißartigen Quellstoffen 
    zurück, die zu nichts mehr gut und völlig geschmacklos geworden 
    sind. Aber nicht die Heringe allein werden gesalzen, praktisch werden 
    fast alle Fische, die nicht lebend verkauft werden, einer mehr oder 
    weniger scharfen Salzbehandlung unterworfen. 
    
    Nun gibt es aber im Fischladen noch eine besondere Delikatesse, 
    nämlich die Räucherwaren. Heringe, Sprotten, Aale, Makrelen, Flun- 
    dern, Lachs usw. werden nach der gehörigen Kochsalzpräparierung 
    im Räucherofen mit Holzrauch konserviert. Die antiseptischen Be- 
    standteile des Holzrauches sind, wie wir aus der Wursträucherei schon 
    wissen, Kreosot und Karbolsäure. Das sind zwei sehr schwere Zell- 
    gifte, deren Giftwirkung die Konservierung bewirkt, unter gleich- 
    zeitiger Erzeugung der goldgelben Verfärbung. 
    
    Glaubt man wirklich, diese scharfen Gifte, die durch ihre konser- 
    vierende Wirkung beweisen, daß sie in das Fischfleisch eingedrungen 
    sind, kann man ungestraft verzehren und dem hochorganisierten 
    Stoffwechsel seines Körpers ohne schädigende Wirkungen anvertrauen? 
    Gibt es da wirklich kein hygienisches Institut, keine einwandfreie 
    Forschungsstätte auf dem weiten Erdenrund, keine Gesundheits- 
    behörde, die diese lehentötenden Verfahren der verschiedenen Arten 
    der Konservierung aufdecken und die Menschen über den wahren 
    Charakter solcher „Lebensmittel“ auf klären? Kurt Lenzner, der Ver- 
    fasser von „Gift in der Nahrung“, wurde verfolgt und gehetzt, weil 
    er es wagte, die Wahrheit über die „Lebensmittelindustrie und 
    -Konservierung“ an den Tag zu bringen, denn sie könnte das Geschäft 
    verderben. 
    
    Bratheringe und andere Bratfische, die als solche auf den Markt 
    kommen, werden in Mehl gewendet und in billigem Kunstspeisefett 
    gebraten. Alle Kunstspeisefette sind gehärtete Fette, die fast immer 
    aus billigsten ölen und Fetten hergestellt werden. Auf die dabei zur 
    Anwendung kommenden chemischen Verfahren und den Wert der- 
    selben wird im nächsten Abschnitt unter den Speiseölen und -Fetten 
    noch besonders hingewiesen. Hier sei nur erwähnt, daß die Fische 
    nach dem Braten ihre Farbe verlieren würden, wenn diese nicht 
    durch chemische Mittel und Farbzusatz fixiert würden. Nach dem 
    Braten werden sie in Blechdosen gelegt und mit Essig übergossen. 
    
    Essig wird ferner zur Bereitung von Bismarckheringen, Rollmöpsen, 
    Delikateßheringen, russischen Sardinen, Anchovis, Appetitsild u. a. 
    verwendet. Zu dem Zweck werden sie nach dem Vermischen mit 
    25 bis 30 °/o Kochsalz tagelang in sechsprozentigen Essig gelegt und 
    
    
    217 
    
    
    nach dem Weich werden mit verschiedenen Zutaten, Pfefferkörnern, 
    Senfkörnern, Lorbeerblättern, sauren Gurken und dergl., in Blech- 
    büchsen verpackt und verschickt. Bei dieser Konservierung spielt der 
    Essig die Hauptrolle. 
    
    
    Was ist Essig? 
    
    Essig ist verdünnte Essigsäure. Diese entsteht bei der 
    Essiggärung alkoholischer Getränke durch die Essigbakterien. Die 
    reine Essigsäure ist wie jede andere Säure eine stechend sauer 
    riechende, ätzende Flüssigkeit. In Essigkonserven mit 2 bis 3 °/o Essig- 
    säuregehalt sind Bakterien und Krankheitserreger nicht mehr lebens- 
    fähig. Die konservierende Wirkung beruht daher auf der Tatsache, 
    daß die Essigsäure ein starkes Keimgift ist und ätzend und zerstörend 
    auf lebende Gewebezellen ein wirkt. Bei Verwechselungen von Essig 
    mit Essigessenz oder Essigsäure z. B. wird man sich die Speiseröhre 
    und den Magen derart verätzen, daß fast immer der Tod eintritt. 
    Wenn man die Säure zum Gebrauch als Speiseessig entsprechend 
    verdünnt, so hebt man damit doch die Giftigkeit nicht auf, sondern 
    schwächt sie nur ab. Die Wirkung auf die Schleimhäute des Magens 
    und des Darmes ist dann nur nicht so auffällig, wird aber bei fort- 
    gesetztem Verbrauch von konserviertem saurem Fisch, sauren Gurken 
    und dergleichen schwere Störungen durch langsame Verätzung der 
    Schleimhäute hervorrufen. 
    
    Wenn nun der zur Verwendung kommende Essig reiner Gäressig 
    wäre, dann könnte sich die Wirkung nur als langsam fortschreitende 
    Verätzung einstellen. Aber die Herstellung aus alkoholischen Ge- 
    tränken ist viel zu kostspielig und lange nicht ausreichend für die 
    industrielle Verwertung im Großbetrieb. Man ist deshalb vom Gär- 
    essig zum Destillationsessig übergegangen, dessen Ausgangsmaterial 
    „Holz“ billiger und bequemer zu beschaffen ist. Durch trockene 
    Destillation von Laubholz gewinnt man den rohen Holzessig. Dieser 
    ist eine Verbindung von Essigsäure mit Methylalkohol. Die Giftigkeit 
    des Methylalkohols ist bekannt, es genügen 8 Gramm, um einen 
    Menschen zu töten. Durch besondere Reinigungsverfahren mit Ätz- 
    kali und konzentrierter Schwefelsäure wird daraus eine Essigessenz 
    von etwa 60 bis 80 °/o Essigsäure gewonnen, die für industrielle Zwecke 
    zur Verwendung kommt, für den Verkauf an die Hausfrau aber ent- 
    sprechend verdünnt wird. 
    
    Die Herstellung aus Holzgeist ist inzwischen umgestellt worden, um 
    einen bekömmlicheren Essig herzustellen, als er aus der Verbindung 
    mit Methylalkohol gewonnen werden kann. Man nimmt heute als 
    Ausgangsmaterial wohl Holz bzw. Sägemehl, aber diese werden nicht 
    destilliert, sondern durch Hydrolisierung in Zucker verwandelt. Unter 
    Hydrolisierung versteht man die Hinzufügung von Wasser zum 
    Sägemehl auf chemischem Wege, nachdem man die Zellulose der 
    Holzabfälle durch Bearbeitung mit starken Säuren und chemischen 
    Mitteln aufgelöst und von allen Beimischungen befreit hat. Man 
    
    
    218 
    
    
    nennt diesen Zucker dann „Holzzucker“. Dieser kann wie jeder andere 
    Zucker auch in Gärung versetzt werden. Der entstehende Alkohol 
    wird dann durch Essigbakterien zu Essigessenz verarbeitet und wie 
    Gäressig aufbereitet. 
    
    Dieser Art der Herstellung haftet zwar nicht die Giftwirkung des 
    Methylalkohols an, aber glaubt man denn wirklich, daß ein derartiges 
    rein chemisches Präparat keine Gesundheitsschädigungen in sich 
    birgt? Muß die Gesundheit des Menschen und sein Verstand mit Ge- 
    walt durch solche Art der Konservierung von Genußmitteln ruiniert 
    werden? 
    
    Aber die Industrie kennt nur zu gut die Fehler und Schärfe der 
    Grundstoffe, die in der Fischkonservenherstellung zur Anwendung 
    kommen und möchte die Schärfe der Erzeugnisse abmildern. Sie 
    möchte wohl haltbare aber milde Erzeugnisse anbieten. Sie behauptet, 
    das nur unter Verwendung von künstlichem Süßstoff ermöglichen zu 
    können. Da taucht die Frage auf: Was ist Süßstoff? Diese Frage wird 
    im Zusammenhang mit dem Industrieprodukt „Zucker“ eindeutig 
    und klar beantwortet werden. 
    
    Das fertige Produkt der Marinaden und Bratheringe wird dann in 
    Blechbüchsen verpackt und in den Handel gebracht. Bedenken wir, 
    Essigsäure zusammen mit anderen chemischen Erzeugnissen wie Sali- 
    zylsäure z. B. sind, wenn auch verdünnt, in verzinnten oder lackierten 
    Blechbüchsen verpackt und kommen nun zur einstweiligen Lagerung. 
    
    Was geschieht? Die Säure hat während der Lagerung genug Zeit, 
    um sich am Zinn oder, nach Durchfressen der Lackschicht, am Dosen- 
    metall, dem Eisen, abzusättigen. Es bilden sich Zinnsalze oder Eisen- 
    salze, die sich in der Dose ihrem Inhalt, dem zu verzehrenden Ge- 
    nußmittel, mitteilen und dieses durchdringen. Gelöste, freie Zinnsalze 
    oder Eisensalze aber sind immer wie alle Schwermetallsalze schwere 
    Gifte, wenn sie dem menschlichen Körper mit der Nahrung ein ver- 
    leibt werden. Das ist eine Tatsache, die nicht näher bewiesen zu 
    werden braucht. Zinn- und andere Schwermetallsalze äußern sich in 
    Lähmungserscheinungen des Zentralnervensystems, sie erzeugen 
    Magen-, Darm- und Nierenreizungen mit den daraus sich entwickeln- 
    den Krankheitserscheinungen. Bedenken wir: In der Konserven- 
    industrie der Welterzeugung werden jährlich etwa 25 000 Tonnen an 
    Zinn verwendet. Da ist es verständlich, wenn selbst Spuren von 
    Zinnsalzen sich im Laufe der Jahre in den Organen der Verbraucher 
    zu ganz erheblichen Mengen anhäufen werden. Es ist doch fast un- 
    möglich, diese mit der Nahrung in den Körper gelangten Schwer- 
    metallsalze wieder herauszubringen. Die vergiftende und lähmende 
    Wirkung wird sich daher im Körper anhäufen und im Laufe der 
    Jahre schwere Störungen zeitigen. Man bedenke, schon einige Milli- 
    gramm können verheerende Wirkungen auslösen. 
    
    Damit kommen wir zu der letzten gebräuchlichen Art der Fisch- 
    konservierung, dem Einlegen in öl. Die dazu bestimmten Fischsorten 
    wie Sardinen, Thunfische, Krabben, Hummer, Langusten, Lachs usw., 
    
    
    219 
    
    
    werden 12 Stunden in scharfe Salzlake gelegt und nach dem Trock- 
    nen 2 bis 3 Minuten in auf 200 Grad erhitztes öl getaucht. Dann wer- 
    den sie in die Blechbüchsen geschichtet und mit siedendem öl über- 
    gossen. Die Dosen werden zugelötet und bei hoher Temperatur sterili- 
    siert. Was bleibt dann noch an lebenswichtigen Stoffen im Fisch 
    wirksam? Die Vitamine A und C, beide im Fisch reichlich vorhanden, 
    werden, besonders in der Fischleber, durch derartige Hitzebehand- 
    lung restlos zerstört, und was bleibt nach? Nun glaube man nur 
    nicht, daß diesen Erzeugnissen keine chemischen Konservierungsmit- 
    tel zugesetzt werden. Ohne die geht es nun einmal nicht. Aber man 
    sollte meinen, daß das öl wenigstens das Zinn der Dosen nicht lösen 
    würde, doch auch das stimmt nicht. Die geöffneten Dosen und ihr 
    Inhalt schmecken und riechen immer nach gelöstem Zinn und schlecht 
    gewordene, aufgetriebene oder bombierte Dosen zeigen einen sol- 
    chen Grad des Verdorbenseins, wie kaum eine andere Konserve. Das 
    zeigt an, daß trotz der Sterilisation, trotz der Zusätze die Fischzer- 
    setzung und damit die Arbeit der Bakterien im verwesenden Fisch- 
    fleisch nicht unterbrochen wurde. Bei in öl eingelegten Fischen be- 
    steht immer noch, wie bei den Räucherfischen, die große Gefahr der 
    Vergiftung durch schnell wirkendes Leichengift und die dabei tätigen 
    Bakterien. 
    
    Wenn trotzdem nicht mehr Fischvergiftungen bekannt werden, so 
    bedenke man, daß nicht jeder bei einer „kleinen Magenverstimmung 
    und Übelwerden“ gleich zum Arzt läuft. Dann werden die Ärzte sich 
    auch nicht immer gleich der Unannehmlichkeit einer Anzeige mit 
    den daraus sich ergebenden Vernehmungen und Verfahren aussetzen. 
    Zudem wird es sehr viele Fälle geben, bei denen man nicht auf den 
    Gedanken kommt, daß das Erkranken durch den Genuß der Konser- 
    ven entstanden sein könnte. Es kommen doch nur sich häufende Fälle 
    von Fleisch-, Fisch- oder Wurstvergiftungen zur Anzeige und damit 
    zur Kenntnis der Öffentlichkeit. Wieviel Krankheitsnot und Men- 
    schenelend aber entsteht durch die langsam kulminierende Wirkung 
    der täglich mit den Konserven der verschiedensten Arten in den Kör- 
    per gelangenden Spuren von Giften chemischer, metallischer oder 
    bakterieller Art, die man zu Beginn nicht spürt und bei Auftreten 
    akuter Erscheinungen in keiner Weise mit dem Genuß der Kon- 
    serven, ja, vielleicht überhaupt nicht mit der Ernährung in Verbin- 
    dung bringt. Wer kommt denn auf den Gedanken? Die Hausfrau 
    doch ganz gewiß nicht. Die ahnt gar nicht, was alles mit den Genuß- 
    mitteln vorgegangen ist, die ihr in diesen schönen Dosen angeboten 
    und aufgedrängt wurden. Es ist doch so einfach, die Konservendosen 
    zu öffnen und das. Mahl zu bereiten. Doch welch eine Tragödie sich 
    daraus entwickeln kann, sehen wir an den immer neu entstehenden 
    Krankheiten, deren Ursprung und Ursache nicht zu enträtseln ist. 
    
    
    220 
    
    
    III. 
    
    Die öl- und Fettstoffe 
    
    
    Ihre schädliche Wirkung bei künstlicher Verarbeitung 
    
    Die öl- und Fettstoffe, die ein Bestandteil aller natürlich gewach- 
    senen Nahrungsmittel sind, findet man im Blattgemüse nur in ge- 
    ringer Menge, in den Nüssen und den süßen Ölfrüchten und Öl- 
    saaten aber um so mehr. 
    
    Sie werden im Kauvorgang fein verrieben und im Mundspeichel 
    während der Kaubewegung emulsioniert. Dieser Vorgang wird im 
    Magen in vollendeter Weise fortgesetzt, bis eine feinstoffliche Ver- 
    reibung oder Emulsionierung erreicht wird. Es findet dabei keine 
    eigentliche Auflösung der öl- und Fettstoffe in ihre Grundbestand- 
    teile, den Fettkörper und die Fettsäure statt, sondern eben nur eine 
    feinstoffliche Emulsionierung. Vom Magen gelangt diese öl- und fett- 
    haltige Emulsion mit dem Speisebrei in den Zwölffingerdarm. Hier 
    kommt sie mit den Gallensäften und Teilen der Säfte aus der Pan- 
    kreas, der Bauchspeicheldrüse, in engstem Kontakt. Diese Gallen- 
    und Pankreassäfte haben laugenartigen Charakter und wir wissen 
    aus dem Vorgang der Seifenherstellung, daß sich öl- und Fettstoffe 
    bei engster Berührung mit Laugen vereinigen und zu Seifen wer- 
    den. Die öl- und Fettstoffe werden im Zustand ihrer feinstofflichen 
    Verreibung als feinste Emulsion mit den wirksamen laugenartigen 
    Säften der Galle verseift unter Mitwirkung gewisser Bauchspeichel- 
    drüsensäfte und dem Billifuscin der Galle als Katalysator. Sie gehen 
    nun als Seifenwasser in den Dünndarm über. 
    
    Dieser Vorgang muß beachtet werden. Es ist eine wichtige Voraus- 
    setzung zur Entwicklung und zum Aufbau der Körpermasse. In 
    natürlichen Ölstoffen verseifte Erdmetallbasen sind, wie wir schon 
    sahen, die Grundlage der Muskeln und Sehnen, der Knochen und der 
    Bindegewebe, die dem ganzen Körper Festigkeit und Form geben. 
    Sie bilden die Grundlage der Gehirn- und Nervenmasse, auf der das 
    ganze Geistes- und Seelenleben des Menschen beruht. Ohne dieses 
    Seifenwasser, ohne diese verseiften Erdmetallbasen im Darm ist kein 
    Wachstum und keine körperliche Entwicklung möglich. Wir würden 
    geistig verkümmern oder entarten, wenn die öl- und Fettstoffe nicht 
    aus natürlichen Quellen stammen. 
    
    Wie aber kommen die Gallensäfte in die Gallenblase? Die Gallen- 
    säfte entwickeln sich aus Absonderungen der Leber. Bei den Lebens- 
    vorgängen in dieser werden die Zuckergrundlagen aus der Nahrung 
    in die Blutzuckergrundlagen verwandelt, die im Körper Kraft und 
    
    
    221 
    
    
    Wärme erzeugen sollen. Aber der Pfortaderblutstamm, in dem sich 
    die blutbildenden Säfte aus dem Nahrungsbrei im Dünndarm 
    sammeln, enthält nicht nur diese Säfte, sondern nimmt auch gewisse 
    Rückstände aus dem Venen wundernetz in sich auf, das den Dünn- 
    darm umschließt. In diesen Venensäften im Pfortaderblut sind zur 
    Hauptsache die Rückstände und die feinen Hüllen der roten Blut- 
    körperchen enthalten, die aus den Stoffwechselvorgängen stammen. 
    Wenn die Blutkörperchen ihren Saft und ihre Kraft hergegeben 
    haben, wird ein Teil dabei zerreißen und aufgerieben. Die Hüllen 
    und Reste dieser Blutkörperchen gelangen durch das Venen wunder- 
    netz in den Pfortaderblutstamm und mit dem Pfortaderblut in die 
    Leber. Sie werden von dort weitergegeben in die Galle. Hier schei- 
    den sie sich in stickstoffhaltige Teile und stickstoffreie. Die stick- 
    stoffhaltigen Teile bilden sich um in den Gallenfarbstoff, die Billi- 
    fuscinsäure, und die stickstoffreien bilden nun die laugenartigen 
    Säfte der Galle, die vor allem Natrium, Kalium, Aluminium und Kalk 
    als Erdmetallbasen in sich bergen. Gemischt gelangen sie in den 
    Zwölffingerdarm und wirken sich nun im Speisebrei aus. Die basische 
    Lauge verseift die öl- und Fettstoffe. Es bildet sich Seifenlauge oder 
    Seifenwasser. Das Billifuscin wirkt dabei als Katalysator, ohne sich 
    bei diesem Vorgang zu verändern, und wandert dann weiter mit dem 
    Speisebrei durch den Darm. Es macht sich bemerkbar durch die 
    gelbliche Verfärbung des Kotes und des Wassers. 
    
    Nun wissen wir aus der Technik der Seifenherstellung, daß Seife, 
    die aus Kaliumlauge hergestellt wird, zu weicher Seife wird, und als 
    Schmierseife bei der Wäsche bekannt ist. Eine Seife aus Natrium- 
    lauge ist härter und fester, sie bildet die Stückseife. Eine Verseifung 
    mit Kalklaugen aber ergibt eine in Wasser unlösliche feste Masse. 
    Daraus ergibt sich die Art der Verseifung der öl- und Fettstoffe, die 
    zum Aufbau des Körpers und seiner Masse Verwendung finden sol- 
    len. Die Muskeln bauen sich auf aus kalium- und natriumhaltigen 
    Seifen unter späterem Einbau von Stickstoffverbindungen aus den 
    Lungen, d. h. die stickstoffhaltigen Protoplasma- oder Eiweißkörper 
    müssen im Körper ihrem Zweck entsprechend jeweils aus diesen 
    Seifenlaugen bei gleichzeitigem Einbau der ammoniumhaltigen 
    Fleischbasen neu gebildet werden. Sie können sich im Körper 
    niemals aus bereits fertigen Gebilden von verzehrten Tierkadavern 
    bilden, wie schon früher gezeigt wurde. Die Knochen werden ebenso 
    auf der Grundlage von kalkhaltigen Laugen aus der Verseifung von 
    natürlichen öl- und Fettstoffen gebildet. Kaliumhaltige Laugen aber 
    finden beim Aufbau der Körpermasse keine Verwendung, da sie 
    weder den quellfähigen Charakter der Natronseifen noch den festen 
    Bestand der Kalkseifen zeigen würden. Die Erdmetallbasen des Kali- 
    ums dienen auch ganz anderen Zwecken im Körper und sind aus an- 
    deren Gründen unentbehrlich. 
    
    Die Natriumstoffe bleiben im Körper als solche tätig und finden 
    vielfache Verwendung im Blute. Sie haben im Blut vorwiegend die 
    
    
    222 
    
    
    Aufgabe, die beim Stoffwechsel in den Muskeln und bei der Gehirn- 
    und Nerventätigkeit sich bildende Kohlensäure aufzufangen und in 
    loser Bindung durch das Venennetz in die Lungen zu bringen. Ein 
    anderer Teil dient dazu, die stickstoffhaltigen Reste, die im natür- 
    lichen Stoffwechsel und beim Genuß von Fleisch und den vom Tier 
    stammenden Produkten entstehen, so weit wie möglich in Harnstoff 
    umzu wandeln. Je mehr Natriumstoffe darum im Blute und in den 
    Säften sind, desto reibungsloser werden sich die Ausscheidungsvor- 
    gänge im Körper abspielen. 
    
    Kaliumhaltige Seifenbasen finden Verwendung als Gleitmittel 
    zwischen Gelenkpfanne und Gelenkkugel in allen Gelenken des Kör- 
    pers und erfüllen ferner wichtige Aufgaben bei der Bildung der Ge- 
    hirn- und Nervenmasse. 
    
    Erhitzt nun der Mensch oder kocht er die natürliche pflanzliche 
    Nahrung, so wird dadurch die Löslichkeit der öle und Fettstoffe in 
    derselben verändert, die feinstoffliche Emulsionierung der pflanz- 
    lichen öl- und Fettstoffe wird erschwert. Gleichzeitig wird der mole- 
    kulare Aufbau der Erdmetallbasen verändert; denn die zur Verseifung 
    notwendigen natrium-, kalium-, aluminium- und kalkhaltigen Stoffe 
    lösen sich aus ihrer natürlich gewachsenen Bindung und gehen mit 
    anderen als den im Pflanzensaft vorgesehenen Stoffen Verbindungen 
    ein. Diese können bei der Verseifung keine Verwendung finden, 
    da sie ihren basischen Charakter verloren haben. Sie bilden sich 
    mit den durch das Kochen freiwerdenden nichtmetallischen Säure- 
    bildnern zu festen chemisch fast unlöslichen und oft auch wasser- 
    unlöslichen Salzen um, die nicht mehr verseifen können. Der ge- 
    zeigte wunderbare und sehr schwierige organische Aufbau der Pflan- 
    zen und der nur bei Erhaltung des organischen Zustandes der pflanz- 
    lichen Nahrung vor sich gehende feinstoffliche Einbau der Erdmetall- 
    basen in leicht wandelbarer Form wird durch den Kochvorgang zer- 
    stört. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, was das heißt. Der 
    Bau des gesamten Körpers hängt ab von dem ordnungsgemäßen Ein- 
    bau der in den öl- und Fettstoffen der Pflanzen verseiften Erdmetall- 
    basen des Natriums, des Kaliums, des Kalkes und anderer. Durch 
    das Kochen ballen sich die Ölstoffe und Fette und kein noch so gutes 
    Kauen, keine noch so gut arbeitende Magenverdauung kann die ge- 
    ballten Fettstoffe so fein emulsionieren wie die im natürlichen Zu- 
    stand belassenen. Die Erdmetallbasen verändern sich so, daß sie zur 
    Verseifung nicht mehr oder nur sehr schlecht in Frage kommen. Die 
    Folge davon ist, daß der Aufbau und die Erhaltung des Körpers und 
    seiner Organe sich nicht so kräftig entwickeln können, wie es von 
    Natur aus vorgesehen ist. Es tritt deshalb eine immer zunehmende 
    Entartung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten ein und die 
    Widerstandskraft gegen krankmachende Einflüsse nimmt ab. Aus 
    dieser Tatsache der molekularen Veränderung der Bestandteile der 
    natürlichen pflanzlichen Nahrungsmittel durch Kochen oder Erhitzen 
    erklärt sich allein der immer mehr abnehmende Gesundheitszustand 
    
    
    223 
    
    
    der Kulturvölker und ihr langsamer, aber unaufhaltsamer Unter- 
    gang, wenn keine grundlegende Änderung der Ernährung durchge- 
    führt wird. Es wird doch nicht allein der Gesundheitszustand des 
    Körpers geschädigt. Viel schwerer wiegt die Schädigung des Gehirns 
    und der Nervenmasse, die aus den öl- und Fettstoffen immer wieder 
    bei der Gedankenentwicklung neu gebildet und ergänzt werden soll. 
    Der im Volk bei landesüblicher Ernährung um sich greifende Verfall 
    der geistigen Fähigkeiten und der im zunehmenden Alter sich so oft 
    zeigende Schwund des Gedächtnisses und der Sinnesorgane wird als 
    Alterserscheinung hingenommen. Wie weit dieser schon vorgeschrit- 
    ten ist, möge man ermessen an der Unfähigkeit des Volkes, eine 
    klare Entscheidung in Sachen des politischen Selbstmordes durch 
    atomare Waffen zu verlangen und durchzusetzen. 
    
    Nachdem die Menschen den Kochprozeß in der Nahrungszuberei- 
    tung einmal aufgenommen hatten und durch die Tatsache getäuscht 
    wurden, daß das Kochen manche Gemüse- und Getreidespeisen 
    scheinbar aufschließt und ihnen dadurch einen süßen Geschmack ver- 
    leiht, wie z. B. bei der Zwiebel, der noch durch Zusatz von Kunst- 
    zucker verstärkt werden kann, so kam man von dieser einmal einge- 
    bürgerten Gewohnheit nicht mehr ab. Als Folgeerscheinung dieser 
    Kochküche merkte man bald, daß die Gemüse und das Getreide 
    keinen rechten Gehalt mehr hatten, man empfand sehr bald den 
    Mangel an Kraft schon im Geschmack und suchte nach Abhilfe. In- 
    stinktiv fühlte man wohl den Mangel an öl- und Fettstoffen. So be- 
    gann man, den Speisen besonders hergerichtete Fette hinzuzufügen. 
    Um die Wirkung dieser mehr oder weniger rein gewonnenen öle und 
    Fette im Körper zu erkennen, müssen wir uns immer die Aufgabe 
    derselben im Körper vor Augen halten. Wir müssen immer wieder 
    bedenken, daß die ganzen Körpergewebe aus feinstofflich gefügten, 
    natürlich gewachsenen Erdmetallbasen, verseift mit gewachsenen 
    feinstofflich emulsionierten pflanzlichen öl- und Fettstoffen, aufge- 
    baut sind. Jede Art der Nahrungszubereitung durch Erhitzung läßt 
    darum den Körper in seiner Widerstandskraft herabsinken und ent- 
    arten. Der Mensch kocht mit seiner Nahrung auch seinen Körper zu 
    Schanden und vernichtet dadurch seine geistigen Kräfte und die 
    schöpferischen Fähigkeiten seiner Seele. 
    
    Nehmen wir ein Beispiel. Das natürlich gewachsene Getreidekorn 
    birgt in sich als den eigentlich lebenzeugenden Kern den Keimling, 
    aus dem sich die neue Pflanze entwickeln soll. In diese Keimanlage 
    sind in wunderbarer Weise Ölstoffe hinein verwoben, die beim 
    Keimungsvorgang hochwichtige Aufgaben haben. Als gespeicherte 
    Nahrung finden sich dann noch feine Fettröpfchen im Stärkekörper. 
    Der Keim mitsamt den darin enthaltenen öl- und Fettstoffen geht 
    zum Teil und in neuerer Zeit bei der Feinausmahlung des Kornes 
    ganz in die Kleie über. Dies soll ein Ranzigwerden des Brotmehles 
    verhindern. Das gewonnene Mehl wird unter Verwendung hoher 
    Hitzegrade in der Glut des Ofens gebacken. Dadurch werden die im 
    
    
    224 
    
    
    Mehlkorn noch vorhanden gewesenen Fettröpfchen chemisch so fest, 
    daß sie schwer wandelbar werden. Das entstehende Brot ist, wie wir 
    schon an anderer Stelle sahen, ein denaturiertes, im lebendigen Nah- 
    rungswert entwertetes Erzeugnis, das dem Speichelfluß keine Anre- 
    gung gibt. Um es anregender und schmackhafter zu machen, streicht 
    man einen Aufstrich von künstlich hergestellten Fetten und oft noch 
    Belag der einen oder anderen Art darauf, die oft auch fetthaltig 
    sind. Das empfindet man dann als kräftige Nahrung. Auf die Ver- 
    wirrung der Geschmackssinne durch den Brotaufstrich wurde schon 
    beim Brotgenuß aufmerksam gemacht. In diesen Abhandlungen han- 
    delt es sich um die Auswirkung der Fettstoffe, die, mehr oder weni- 
    ger künstlich zubereitet, keinen natürlichen Ausgleich schaffen 
    können. Sie wirken im Gegenteil ihrer Natur entsprechend störend 
    und gesundheitsschädigend. 
    
    Würde man z. B. das pflanzliche öl aus den ölhaltigen Saaten wie 
    Mohn, Leinsaat, Raps, Erdnußkernen usw. unter hohem Druck in ent- 
    sprechend gebauten Maschinen gewinnen und sofort verbrauchen, so 
    würde der Genuß keine großen Bedenken veranlassen, wenn man von 
    den Nachteilen der engen Metallberührung absehen will. Die Schlag- 
    mühlgetriebe unserer Ahnen waren ganz aus Holz gebaut und er- 
    zeugten ein gesundes, schmackhaftes öl, das nur in Filtriertüchern 
    gereinigt wurde. Aber die Saat wird vor der Pressung geröstet und 
    erhitzt, damit sich das öl leichter aus dem Gefüge des Saatkörpers 
    löst und eine bessere und leichtere Ausbeute erzielt werden kann. 
    Dabei wird aber nicht nur das Ölsaatkorn weicher, sondern der Zu- 
    stand des gewonnenen Öles wird kein natürlicher mehr sein. Der Ge- 
    schmack zeigt schon das vorhergegangene Rösten an. Dann gibt man 
    es den Speisen bei der Zubereitung bei, da man das flüssige öl ja 
    nicht zum Brotaufstrich verwenden kann, sondern nur als Zusatz zu 
    den Speisen. Dabei wird auch das öl genau wie die Speisen gekocht, 
    gebacken oder beim Braten stark erhitzt. Das entstehende Gemisch 
    ist im Magen nicht mehr so einfach zu lösen und feinstofflich zu 
    emulsionieren wie in dem Zustand, in dem es sich im Saatkorn be- 
    fand. Trotzdem mag es noch möglich sein, daß es genügend fein ge- 
    löst wird, um in den Gallensäften, bei kräftiger Veranlagung des be- 
    treffenden Menschen, verseift zu werden. Bei Menschen mit emp- 
    findlichen Organen und entsprechend empfindlicher Galle versagt die 
    Verseifung, ja, oft schon die Emulsionierung. Das öl kommt dann 
    unverseift in den Dünndarm, wenn es nicht gar im Magen zu lange 
    verweilt und hier bereits in faulige Zersetzung übergeht. Dabei wird 
    das öl in seine Bestandteile aufgelöst und es treten die zwei Grund- 
    bestandteile als solche in Erscheinung. Der Fettkörper und die Fett- 
    säure in ihren verschieden gearteten Formen bilden nicht mehr das 
    Gefüge, das wir öl oder Fett nennen, sondern sie treten getrennt auf 
    und die Fettsäure macht sich als Sodbrennen und unangenehmer 
    scharfer Geschmack im Halse bemerkbar und der im Darm faulende 
    Fettkörper verdirbt alle weiteren Verdauungs Vorgänge. Nun braucht 
    
    
    15 Sommer, Ernährung 
    
    
    225 
    
    
    nicht alles in den Magen gelangende öl derartige Störungen zu ver- 
    ursachen. Es genügen Ölreste und kleinste Mengen, um diese unange- 
    nehmen Verdauungsstörungen zu verursachen, die selten richtig ge- 
    deutet werden. Schlimmer ist die Wirkung der unverseiften Fett- 
    stoffe im Darm, die hier als freie Fettsäuren und als Fettkörper, fein 
    emulsioniert, schwerste Schäden anrichten können. Freie Fettsäure 
    ist ein fressendes Gift, das wie alle Säuren die Gewebe des Darmes 
    und vor allem die feinen Darmzotten angreift und, daran fressend, 
    diese verändert. Die Schleimbildung wird gestört, und auch die Ab- 
    sonderung der die Verdauung und Aufnahme bewirkenden Säfte 
    leidet darunter. Der Fettkörper geht in faulige Zersetzung über und 
    so manches rätselhafte Darmleiden würde seine Aufklärung finden, 
    wenn auf diese Beziehungen der unrichtigen Verarbeitung der künst- 
    lich hergestellten öle Bedacht genommen würde. Solche Menschen lei- 
    den dann gar zu leicht an Durchfall und sich nicht erhärtendem Darm- 
    inhalt bei der Entleerung. Oft zeigen sich dabei noch Spuren von Öl- 
    stoffen. Es sind nur wenige Menschen, bei denen sich diese Sym- 
    ptome offen nachweisen lassen, bei den meisten Menschen wird sich 
    der Organismus in seiner unglaublich großen Anpassungsfähigkeit 
    entsprechend einstellen und die Auflösung und faulige Zersetzung 
    der Reste geht ohne äußerlich merkbare Störungen vonstatten. Solche 
    Menschen haben dann gut lachen, wenn sie die anderen mit empfind- 
    lichem Magen und empfindlicher Galle leiden sehen, da diese bei den 
    gleichen Speisen schwere, oft unerträgliche Störungen zu erdulden 
    haben, die den anderen unbegreiflich scheinen. 
    
    Wenn sich nun die merkbaren Störungen nicht ergeben, so wird die 
    faulige Zersetzung des Fettkörpers und der Fettsäure im Darm sich 
    immer dann bemerkbar machen, wenn unverseifte Reste entstehen. 
    Es entwickelt sich dabei der Schmer bauch. Die Vorgänge sind etwa 
    folgende: Die verseiften Fettstoffe sollen, wie gezeigt, die Grund- 
    lagen für die Gewebemasse der Muskeln und der mehr oder weniger 
    festen Teile bilden. Alles, was nun nicht den Anforderungen ent- 
    spricht, wird bei Seite geschoben und erstmal zwischen die eigent- 
    lichen Gewebe als Fremdstoff eingelagert. Die unrichtigen Grund- 
    lagen werden dabei nicht in die Zellen eingebaut, sondern zwischen- 
    geschoben und nun mit herumgeschleppt. Es entsteht, zusammen mit 
    den als Brot oder Backwaren oder als Grützen und Mehlspeisen ge- 
    nossenen unrichtigen Zuckergrundlagen, ein im Betrieb der Muskeln 
    und der Organe unbrauchbares Zwischengewebe, das dem Menschen 
    ein fülliges, komplettes Aussehen gibt, aber in Wirklichkeit nur die 
    Anhäufung von unbrauchbaren Fettpolstern und Stoffwechselrück- 
    ständen ist. Durch Herausbildung krankhafter Veranlagung können 
    wir einen ähnlichen Vorgang beim Mastschwein in aller Deutlichkeit 
    verfolgen. Wir beobachten da, daß der sich im Fleisch einlagernde 
    Speck oder die Fettschichten in Wirklichkeit gar nicht zum organi- 
    schen Lebensbetrieb gehören, sondern nur eine krankhafte Stoff- 
    wechselstörung darstellen, durch die der Körper nicht mehr fähig 
    
    
    226 
    
    
    ist, die in den Körper gestopften unrichtigen Futterstoffe wieder los 
    zu werden. Ein großer Teil dieser unrichtig verarbeiteten Fett- und 
    Ölstoffe sammelt sich dabei mit den anderen Stoffwechselrückständen 
    im Bauch wasser an und kann nun nicht mit den im Wasser gelösten 
    Flüssigkeiten in die Nieren hineinkommen, in den Dickdarm können 
    sie nicht wieder zurück und der Zustand zeigt sich als der mehr oder 
    minder leicht aufgetriebene Bauch, der unter Umständen direkt ent- 
    stellende Formen annehmen kann. Derartige Menschen sind nun 
    nicht etwa wegen ihres scheinbar wohlgenährten Aussehens, wegen 
    ihrer angenehm aussehenden Fülligkeit besonders gesund oder wider- 
    standsfähig, im Gegenteil: Niemand wird so leicht von Krankheits- 
    zuständen der einen oder anderen Art angegriffen, als gerade solche 
    Vollschlanken, oft so rosig und gesund Aussehenden, ganz abgesehen 
    von denen, die man schon an ihrer Aufgedunsenheit als gesundheit- 
    lich gefährdet erkennen kann. Diese Vollschlanken und Korpulenten, 
    die gerne gut und fett essen, geben in ihrem Gewebe einen ganz 
    außerordentlich günstigen Nährboden für Bazillen und Bakterien 
    aller Art und sind infolgedessen in jeder Beziehung äußerst anfällig 
    für alle ansteckenden Krankheiten. Von den oft seuchenartig auf- 
    tretenden Influenza- oder Grippe-Epidemien werden gerade solche 
    Menschen in den besten Jahren gar zu gern und schnell hinwegge- 
    rafft. Wir sehen hier, was es mit solchen Leuten auf sich hat und 
    warum gerade sie jeder Seuche zum Opfer fallen. 
    
    Alle diese Krankheitserscheinungen mit all ihren verschiedenen 
    Folgen können sich schon bemerkbar machen, wenn bei der Ge- 
    winnung der öle und Speisefette nichts weiter geschah, als daß man 
    die Ölsaaten bei der Ölgewinnung der besseren Ausbeute wegen 
    röstete und sie dann bei der Speisenzubereitung noch einmal einer 
    Erhitzung unterzog. Schon die Erhitzung der Nahrungsmittel und der 
    darin enthaltenen Fettstoffe ohne gesonderten Genuß von natürlich 
    belassenen ölen oder Fetten genügt, um solche krankhaften Zustände 
    hervorzurufen. Was aber muß im Menschen vorgehen, der sich mit 
    den einfachen natürlichen ölen nicht begnügt, sondern die in den 
    tierischen Produkten vorhandenen Fettstoffe in seiner Ernährung 
    benutzt oder die natürlichen öle und Fette pflanzlicher Herkunft 
    künstlich, d. h. auf chemischem Wege verändert und z. B. aus pflanz- 
    lichen ölen feste Fette herstellt, die er sich aufs Brot streichen oder 
    wie Butter verwenden kann? 
    
    Das seit der Einführung der Viehzucht von den Menschen begehr- 
    teste Fett ist die Butter. Kann man sich in normalen Zeiten einen gut 
    bürgerlich gedeckten Tisch ohne Butter überhaupt vorstellen? Mit 
    Butter wird gebacken, gebraten, gebräunt und das Brot bestrichen. 
    Deshalb müssen wir uns einmal dieses begehrteste aller Speisefette 
    näher ansehen. Wie schon gezeigt, bestehen die Fette und öle aus 
    einer Verbindung von einem Fettkörper mit einer Fettsäure. Nehmen 
    wir an, daß der Fettkörper bei allen Speisefetten ziemlich die gleiche 
    
    
    227 
    
    
    Zusammensetzung hat, so zeigen die Fettsäuren aber große Unter- 
    schiede und diese sollen kurz berücksichtigt werden. 
    
    Die öle und Fette sind eine organisch gewachsene Vereinigung von 
    Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Es sind die gleichen Grund- 
    bestandteile, aus denen sich auch der pflanzliche Zucker aufbaut. 
    Aber im Zucker sind die einzelnen Bausteine des Zuckermoleküles 
    ineinander gefügt nach dem gleichen Gesetz wie der Kohlenstoff und 
    der Wasserstoff im Benzolring. In der chemischen Darstellung sieht 
    das Gebilde ähnlich aus wie die Zelle in der Bienenwabe, deren Form 
    auf dem chemischen Bauprinzip der Zuckerstoffe beruht. Die anein- 
    ander gefügten Bestandteile der Fette jedoch bilden eine Kette, die 
    um so länger wird, je größer die Zahl der eingefügten Baustoffe ist. 
    In der chemischen Formel sieht das Gebilde dann so aus: 
    pflanzliche öle, z. B. Oleinsäure = Cis H34 Os 
    pflanzliche Fette z. B. Palmitinsäure = Cie Hm O2 
    
    Die Buttersäure aber hat ein ganz anderes Gefüge. Dieses sieht so 
    aus: 
    
    Buttersäure = Cs H7 COs H 
    
    Dabei bedeutet C Kohlenstoff. H Wasserstoff und O Sauerstoff, 
    entsprechend dem ersten Buchstaben der lateinischen Bezeichnung 
    für diese Stoffe. Die Gegenüberstellung der langen Reihe der Koh- 
    lenstoff- und Wasserstoffmoleküle in den pflanzlichen ölen und Fet- 
    ten mit den wenigen und ganz anders gefügten Molekülen in der 
    Buttersäure zeigt uns an, daß zwischen diesen beiden Fettsäuren ein 
    in den Organen des Menschen nicht zu überwindender Unterschied 
    besteht. Nur der wachsende Organismus des Säuglings oder des Kal- 
    bes ist imstande, die der Brust mit dem Mund entnommenen, fein 
    emulsionierten Fett- bzw. Butterstoffe in der Milch so zu ergänzen 
    und umzuwandeln, daß eine verseifbare schnell einzubauende Seifen- 
    grundlage für das wachsende Menschlein entsteht. Ja, die Butter- 
    säure ist bei der in früheren Jahren üblichen Herstellung der Butter 
    aus abgerahmter Sauermilch sehr leicht in sich selbst verseifbar und 
    schmeckt dann entsprechend. Daraus müßte man nun schließen, daß 
    die Butter als leicht verseifbares Fett auch das bekömmlichste sei. 
    Aber dem ist nicht so, da ihre Zusammensetzung nicht der natür- 
    lichen Fettsäure der natürlich gewachsenen pflanzlichen Fette ent- 
    spricht, die einzig die uns von Natur zugedachten Fette darstellen. 
    Es tritt nämlich etwas anderes ein. 
    
    Die leicht zu bewerkstelligende Emulsionierung der Butter im 
    Magen läßt ein Gefüge entstehen, daß wohl leicht verseift werden 
    kann. Aber gleichzeitig wird es auch so leicht lösbar, daß es von der 
    Darmschleimhaut auch ohne Verseifung auf genommen werden kann 
    und, wenn sie im Übermaß genossen wird, d. h. mehr Butter als ver- 
    seifende Gallensäfte vorhanden sind, auch tatsächlich von der Darm- 
    schleimhaut durch Osmose aufgenommen wird. Damit besteht die 
    Gefahr, daß Butterfett und Buttersäure unverseift nicht in das Chy- 
    lussystem des Brustsaftganges gelangen, sondern in das Pfortader- 
    
    
    228 
    
    
    System. Die unrichtig verteilten Butterstoffe kommen dann in die 
    Leber und bilden die Grundlage zu einer völligen Fehlleistung dieses 
    Organes. Es bilden sich in der Leber Fettstoffe, die sich hier in 
    Cholesterin umbilden und die Leber verhärten und entarten lassen. 
    Gleichzeitig gehen Fettstoffe weiter in die Gallenblase und kommen 
    hier vorzeitig mit den Gallensäften in innige Berührung. Es tritt eine 
    Verseifung ein und die harten verseiften Fette erscheinen in der 
    Galle als die gefürchteten Gallensteine mit all den schlimmen Folge- 
    erscheinungen, denen der davon Betroffene ausgesetzt ist, wenn die 
    fürchterlichen Gallensteinkoliken eintreten. 
    
    Die Gallensteinkoliken sind nur eine Möglichkeit für die Schäden 
    und Stoffwechselstörungen, die durch die Butter ausgelöst werden 
    können. Es würde sich verlohnen, anderen nachzuforschen, um den 
    ganzen Fragen auf die Spur zu kommen. Es ist klar, daß die Folgen 
    ungleich schwerwiegender werden, wenn die Butter nicht aus der 
    unveränderten Sauermilch, sondern aus der sterilisierten Milch ge- 
    wonnen wird, nachdem diese durch die Zentrifugen gejagt wurde. 
    Wohl ist die Butter durch das vorherige Kochen süßer geworden und 
    ist nicht mehr der Gefahr der Verseifung in sich selbst ausgesetzt, 
    aber es fallen damit auch alle die Erscheinungen und Vorteile aus, 
    um derentwillen die Butter als ein bevorzugtes Fett angesprochen 
    werden könnte. Die Butter ist wegen der Bestimmung der Milch, als 
    erste Nahrung für den eben zum Leben erwachten Organismus und 
    den Körper des Kalbes zu dienen, besonders reich an allen fettlös- 
    lichen Vitazymen und Hormonen aus den Lebenssäften und Lebens- 
    kräften des Muttertieres. Ein Teil dieser wäre in der Butter noch zu 
    finden, wenn sie nicht im modernen Aufbereitungsverfahren unter 
    Luftabschluß pasteurisiert oder sterilisiert worden wäre. Die fett- 
    löslichen Vitazyme und alle Hormone sind außerordentlich empfind- 
    lich gegen Hitze. Sie werden durch Hitzeeinwirkung unwirksam. Die 
    in der Vorstellung der Menschen so hoch geschätzte Butter bzw. der 
    hohe Gehalt an natürlichen Wirkstoffen im frischen Milchfett wird 
    zerstört und die Butter wird damit zu einem entwerteten Fett 
    tierischer Herkunft, dem nun während des Zerfalls im Körper auch 
    all die Schadenswirkungen anhängen, die allen vom Tier stammen- 
    den Genußmitteln eigen sind. 
    
    Zu all den Schäden, die schon erwähnt wurden und deren Auf- 
    zählung noch erweitert werden könnte, gesellt sich dann noch eine 
    Schadensursache, die der Aufbereitung von reinen ölen und Fetten 
    immer innewohnt, wenn sie der Luft ausgesetzt sind. Sie werden 
    nämlich mit der Zeit ranzig, d. h. die Fettsäure trennt sich vom Fett- 
    körper und tritt als freie Fettsäure auf. Diese macht sich durch den 
    durchdringenden Geruch und kratzigen Geschmack und das Kratzen 
    in der Kehle bemerkbar. Freie Fettsäure aber wirkt wie jede andere 
    freie Säure im Körper durch Ätzen und Fressen an den feinen 
    Schleimhäuten des Magens und stört die lebenschaffende Arbeit der 
    Darmzotten. Wenn sie nicht sich langsam steigernde Schadenswir- 
    
    
    229 
    
    
    kungen erzeugen soll, muß sie schnellstens neutralisiert und gebun- 
    den werden. Dabei werden, wie wir jetzt wohl schon wissen, basische 
    Grundstoffe aus den anderen Speisen und aus dem Körper selbst ge- 
    bunden, die nun dem Menschen für seinen Aufbau verloren gehen 
    und Mangelkrankheiten, besonders an Natrium und Kalk erzeugen 
    und verstärken helfen. Alle diese Krankheiten zeugenden Wirkungen 
    haften schon den schlicht und einfach gewonnenen ölen und Fetten 
    pflanzlicher Herkunft und der Butter ihrer Natur nach an, wenn sie 
    aus der Ganzheit ihrer gewachsenen Zusammengehörigkeit der natür- 
    lichen Nahrung herausgerissen und gesondert genossen werden. 
    Würden sie in so geringen Mengen zur Verwendung kommen, wie 
    sie in der Summe natürlich gezogener Nahrung aus dem Garten an 
    sich vorhanden sind, dann würde die Lebenskraft und ihre Anpas- 
    sungsfähigkeit an veränderte Ernährungsbedingungen schon damit 
    fertig werden. Aber man glaubt doch in den ölen und Fetten eine 
    besonders gute, schmackhafte und bekömmliche Nahrungsquelle zu 
    haben und übertreibt den Gebrauch. Man kocht, backt und brät in 
    Fetten pflanzlicher und tierischer Herkunft, man beschmiert das Brpt 
    in immer wechselnder Form und immer verstärktem Maße. Im Über- 
    maß der Verwendung aber liegt die wirkliche Quelle schwerer und 
    schwerster Krankheitserscheinungen, wie sie oben beschrieben 
    wurden. 
    
    Heute aber, im Zeitalter der Industrialisierung, begnügt man sich 
    nicht mit den einfachen und schlichten Herstellungsverfahren unserer 
    Vorfahren, die sind nicht rentabel genug und ergeben keine wir- 
    kungsvollen Verkaufsobjekte. Die technisch industrielle Erzeugung 
    der Speiseöle und -fette geht andere Wege der Erzeugung und Kon- 
    servierung als die unserer Ahnen. Laßt uns einmal einen Blick hin- 
    eintun. 
    
    Das Olivenöl z. B. wird nach altem Verfahren bei der ersten kalten 
    Pressung der Olive als grünlich-gelbes, wohlschmeckendes, vitamin- 
    reiches öl gewonnen, das in großen unterirdischen Zisternen ge- 
    sammelt und so lange ungestört gelagert wird, bis sich die Fremd- 
    stoffe aus der Frucht, die sich beim Auspressen nicht vermeiden 
    lassen, am Boden gesammelt haben, danach wird es abgeschöpft. Das 
    ist das sogenannte Jungfernöl der guten alten Zeit. Auch die Pres- 
    sung der Ölsaaten im alten Schlagverfahren, in Holzgestellen, ergab 
    nach Filtrierung durch Tücher ein gutes, schmackhaftes, pflanzliches 
    öl von hohem Gehalt an Wirkstoffen. Auch in den hydraulischen 
    Zylinderpressen und in neuerer Zeit in den mit hohem Druck arbei- 
    tenden Schneckenpressen können noch gute öle erzeugt werden. 
    Aber was sagt man zu der Gewinnung der öle mit Hilfe chemischer 
    Lösungsmittel und Extraktionsverfahren? 
    
    Die Ölgewinnung mittels chemischer Fettlösungsmittel geht etwa 
    folgendermaßen vor sich: Die zu verarbeitenden Ölsaaten oder 
    -Kerne oder die Kopra, das nach Europa in großen Mengen einge- 
    führte getrocknete Fleisch der Kokosnüsse, werden fein zerkleinert 
    
    
    230 
    
    
    und mit fettlösenden chemischen Extraktionsmitteln versetzt. Solche 
    Fettlösungsmittel sind: Petroläther, Schwefelkohlenstoff, Benzol, 
    
    Tetrachlorkohlenstoff, Chloroform und andere. Alle sind schwere 
    Gifte. Schon einige Milligramm von Schwefelkohlenstoff in der Luft 
    führen zu schweren Bewußtseinsstörungen, es ist ein Nervengift. 
    Tetrachlorkohlenstoff ist zehnmal schwerer als Chloroform. Seine 
    Wirkung geht aufs Herz. Die Ansicht, es gäbe unschädliche Fett- 
    lösungsmittel als Ersatzstoffe für die fürchterlichen Blut- und Ner- 
    vengifte, ist irrig. Gerade die physikalisch-chemische Eigenschaft der 
    starken Lösungskraft für alle öl- und Fettstoffe schließt in sich die 
    starke Wirkung auf die Lipoide, die Fettstoffe in den Nerven, und 
    damit auf die Struktur des Nervensystems und auf alle lipoidhaltigen 
    Organe. Aber die Ausbeute ist eine restlose, während bei einer noch 
    so gut gehandhabten Pressung mit hoher Hitze und hohem Druck, 
    doch immer noch 5 Prozent und mehr Reste im Ölkuchen verbleiben. 
    
    Die chemische Fettlösung wird im Destillator von ihren chemischen 
    Lösungsmitteln mittels Abdestillation befreit und das Pflanzenöl oder 
    Pflanzenfett erscheint rein und naturhaft. Aber auch der beste Fach- 
    mann kann uns nicht den klaren, sicheren Nachweis erbringen, daß 
    auch die letzten Reste der giftigen Fettlösungsmittel entfernt wur- 
    den. Bedenken wir dabei, daß die Homöopathie mit hohen und höch- 
    sten Potenzen noch nachweisbare Wirkungen erzielt. Hier wirken 
    die Gifte fort und wenn auch die Spuren noch so gering sind. Die 
    gewonnenen öle müssen zum großen Teil vor dem Verbrauch bzw. 
    der weiteren Verarbeitung zu Genußfetten von den schleimigen, 
    harzartigen und eiweißartigen Bestandteilen gereinigt werden. Das 
    geschah in der guten alten Zeit durch einfaches Filtrieren in dichten 
    Tüchern. Die Industrie bedient sich dazu chemischer Raffinationsver- 
    fahren durch Bleichen, Entsäuern und Geruchlosmachen. Solcher Raf- 
    finationsverfahren bedürfen besonders die minderwertigen öle wie 
    z. B. das im Naturzustand giftige Baumwollsamenöl, Walfischöl und 
    Rüböle. Die bleichende, geruchlosmächende Wirkung wird erzielt durch 
    Wasserstoffsuperoxyd, Chlor, schweflige Säure, Schwefelsäure, Zink- 
    chlorid, Benzoylsuperoxyd und ähnliche Stoffe. Zum Entsäuren be- 
    nutzt man Natronlauge, Ammoniak, Kalk- und Magnesialaugen und 
    andere. Zu den wirksamsten Methoden gehört die Raffination mit 
    konzentrierter Schwefelsäure, von der man dem öle 1 Prozent hinzu- 
    mischt, um es nach genügend langer Einwirkung durch sorgfältiges 
    Waschen wieder zu entfernen. Mit den zu entfernenden Stoffen geht 
    bei diesen Verfahren überhaupt alles verloren, was man noch als 
    Nahrungs- oder Wirkstoff bezeichnen könnte. Ein solches neutrales, 
    geschmackloses öl, chemisch gewonnen und chemisch gereinigt, kann 
    man doch nicht mehr als Speiseöl bezeichnen, auch wenn es noch so 
    blank und klar in der Auslage steht. 
    
    Im Naturzustand findet sich das öl in den Pflanzen in feinsten, ja, 
    in mikroskopisch feinsten Tröpfchen in der Ganzheit des Saatkornes 
    eingelagert oder im Fleisch der Olivenfrucht verteilt. Mit der Ganz- 
    
    
    231 
    
    
    heit des Nahrungsmittels dem Körper einverleibt, wird diese fein- 
    stoffliche Verteilung schon durch den Kauakt aus den Gewebezellen 
    herausgelöst und im Mundspeichel mit der fein zermalmten Speise 
    dem Magen anvertraut. In dieser Form ist die feinstoffliche Emulsio- 
    nierung im Magen und die dann folgende Verseifung in den Gallen- 
    säften ein einfacher Vorgang. Aber was soll der Magen mit dieser 
    geballten, kaum zu emulsionierenden ölflut in seinen Organen an- 
    fangen, die außerdem noch mit den Restspuren der unglaublichsten 
    Nerven- und Blutgifte durchsetzt ist? Glaubt man wirklich, mit sol- 
    chen „Genüssen“ seinen Körper und vor allem seine Nerven und 
    seinen Geist ein ganzes Leben lang gesund und leistungsfähig er- 
    halten zu können? Was haben Schwefelkohlenstoff, Benzole, Schwe- 
    felsäure, Benzoylsuperoxyd und all das andere Zeugs mit „Nahrungs- 
    mitteln“ zu tun, die uns in voller Lebenskraft und Leistungsfähigkeit 
    erhalten sollen? 
    
    Und was erlebt die Hausfrau, ohne es zu ahnen, gerade beim Ein- 
    kauf ihrer Speiseöle. Da ist z. B. das bei seiner Gewinnung rötliche 
    bis schwarze Baumwollsamenöl. Dieses ist an sich ungenießbar und 
    bewirkt schwere gesundheitliche Störungen. Es ist im Geschmack so 
    bitter und kratzend, daß es einfach unverwertbar für die menschliche 
    Ernährung wäre, wenn es keine chemischen Verfahren gäbe, um es 
    geschmacklos, blank und glänzend zu machen. Dieses Baumwoll- 
    samenöl, das nach der chemischen Behandlung nur als pflanzliche 
    Chemikalie angesprochen werden kann, wird seiner Billigkeit wegen 
    in großen Mengen als Speiseöl angeboten und, mit anderen guten 
    Speiseölen verschnitten, als Tafelöl verkauft. Es ist bekannt, daß die 
    Mittelmeerländer um ein vielfaches mehr angebliche Olivenöle auf 
    den Markt bringen als überhaupt gewachsen sein können. Die dortige 
    Ölindustrie kauft große Mengen von Baumwollsamenrohölen, neu- 
    tralisiert und verarbeitet diese auf chemischem Wege durch Raffinie- 
    ren und Bleichen und verschneidet sie dann mit bestem Olivenöl. 
    Das hell und blank aussehende Produkt geht dann unter Phantasie- 
    namen in alle Welt. 
    
    Pflanzenöle gibt es reichlich in der Welt, sie sind verhältnismäßig 
    billig und leicht zu gewinnen, aber sie bilden keinen Ersatz für die 
    Butter aufs Brot. Man verlangte daher in der Ernährung nach mehr 
    streichfertigen Fetten, als solche auf dem Umweg über die Kuh her- 
    zustellen waren. Die Nachfrage nach billigen streichfähigen Fetten 
    befriedigen, hieße Geld verdienen. So wurde denn bald eine Methode 
    gefunden, flüssige und halbfeste pflanzliche oder tierische öle und 
    Fette in streichfähige Fette umzuwandeln. Die öle wurden 
    durch Kontaktsubstanzen gehärtet. Die dazu verwen- 
    deten Kontaktstoffe sind Schwermetall Verbindungen wie Nickeloxyd, 
    Kupferoxyd, Nickelsalze, Kobaldsalze und andere. Die feinst pulveri- 
    sierten Metallsalze werden dabei in die stark erhitzten öle unter 
    hohem Druck hineingeblasen und nachher auf chemisch-mechanischem 
    Wege wieder entfernt. Die Erfindung dieser Härtung 
    
    
    232 
    
    
    flüssiger und halbfester öle und Fette pflanz- 
    licher oder tierischer Herkunft war die Geburts- 
    stunde der heute in riesigen Fabrikbetrieben her- 
    gestellten „Margarine“. 
    
    Das Härten ist theoretisch nur ein Kontaktverfahren, bei dem die 
    Kontaktstoffe keine chemischen Bindungen mit den Ölstoffen ein- 
    gehen. Nach der Härtung muß der Schwermetallsalzstaub wieder 
    entfernt werden, da er sonst im Körper wie schweres Gift wirken 
    würde. Theoretisch ist die Entfernung wohl möglich, aber die Erfah- 
    rung lehrt, daß es doch nicht restlos der Fall ist. Auch kleinste Spuren 
    schwerer Gifte, täglich verzehrt, können im Laufe der Jahre zur 
    Grundlage von schweren chronischen Leiden werden. Jeder chemische 
    Eingriff in die Verarbeitung der Lebens- und Genußmittel ist ein 
    verderblicher Eingriff in die natürlich gewachsene Eigenart und die 
    lebendige Kraft des Ausgangsmaterials. Hier aber reiht sich immer 
    ein Kunstgriff an den anderen und das Resultat, mit den notwendigen 
    chemischen Konservierungsmitteln versehen, wird dann als bekömm- 
    liches Speisefett angeboten. 
    
    Wie wird der feinsinnig organisierte Mensch, der aus seiner Nah- 
    rung seine seelischen, geistigen und körperlichen Kräfte erhalten und 
    ständig erneuern will, mit solchen industriell „veredelten“ Genuß- 
    mitteln fertig? Wie reagiert der Organismus darauf, der doch nur auf 
    die Wandlung und Verarbeitung von natürlich gewachsener Nahrung 
    eingerichtet ist?“ 
    
    Die natürlich gewachsenen öl- und Fettstoffe in den Ölsaaten, den 
    Samenkernen, den Nüssen und den Ölfrüchten, werden zusammen 
    mit den ölspuren im grünen Gemüse und im Wurzelgemüse durch 
    die Galle und bestimmte Säfte aus der Bauchspeicheldrüse verseift 
    und gelangen als Seifenwasser in den Dünndarm. In diesem werden 
    sie durch die von den Darmzotten des Chylussaftganges ausgestrahl- 
    ten feinsten Säfte niedergeschlagen und dadurch in körpereigene 
    Säfte zum Aufbau der Knochen und Muskeln, der Gehirn- und Ner- 
    venmasse und der roten und weißen Blutkörperchen verwandelt. Nun 
    kommen die künstlich hergerichteten, aus raffinierten Preßölen, aus 
    den Auszugsölen oder aus gehärteten Fetten bestehenden Ölstoffe in 
    den Magen. Die Magensäfte versuchen auch an diesen festen, fast nicht 
    lösbaren Ölstoffen ihre emulsionierende Arbeit aufzunehmen. Neh- 
    men wir an, es gelingt, sie in ihre feinsten Teilchen aufzulösen und 
    sie in den Zwölffingerdarm hindurchzubringen. Wie werden die 
    Gallensäfte, die doch nur auf die Verseifung natürlich gewachsener 
    Ölstoffe aus der lebenden Pflanze eingerichtet sind, mit diesen Kunst- 
    stoffen fertig, die außerdem noch in viel zu großen Mengen an die 
    Gallensäfte herangetragen werden? Ein geringer Teil wird so lange 
    noch verseift, wie der Organismus noch fähig ist, kräftige Gallensäfte 
    und wirksames Billifuscin als Katalysator bei der Verseifung herzu- 
    geben. Ein Teil aber wird immer unverseift in den Dünndarm mit 
    dem Speisebrei weiter gegeben. Selbst die verseiften und als Seifen- 
    
    
    233 
    
    
    wasser in den Dünndarm gelangenden Säfte aus diesen Kunstfetten 
    werden von den körpereigenen Ausstrahlungen der Zottelgefäße gar 
    zu schnell als das entlarvt werden, was sie in Wirklichkeit sind, näm- 
    lich Kunststoffe, bar jeder natürlichen Wachstumsstoffe und natür- 
    licher Lebenskraft. Herrscht Mangel an anderen Fettstoffen oder 
    natürlichen ölen, dann ist der Organismus gezwungen, seinen Bedarf 
    an diesen Stoffen zu sättigen und sie seinen Blut- und Säftebahnen 
    einzufügen. In der Jugendkraft des Körpers versucht die Lebenskraft 
    wohl noch, die schlimmsten Störungen durch Hautausscheidungen, 
    Furunkel usw. zu beseitigen. Unreine Gesichtshaut und entstellender 
    Hautausschlag, Neigung zu Geschwüren, Exzemen usw. sind die 
    Folgen. Dann stelle man sich vor, wie aus solchen Kunststoffen ge- 
    sunde Nerven und gesunde, klardenkende Gehirnmasse entstehen 
    sollen. Sind die Menschen durch den Genuß so vieler lebensfremder, 
    trügerisch hergerichteter Gaumenkost schon so denkfaul und gedan- 
    kenlos geworden, daß sie bedenkenlos und ohne Gewissensbisse alles 
    in sich und ihren armen, gequälten und gefolterten Magen hinein- 
    stopfen, was nur angeboten wird? Aus gesunder, natürlich gewachse- 
    ner Nahrung entstehen aus den darin enthaltenen öl- und Fettstoffen 
    gesunde Nerven, gesunde, denkfähige Gehirnmasse und gesundes 
    Blut, von dem gesunde Muskeln gespeist werden. Was aber aus die- 
    sen vielen Kunststoffen wird, das sollte man einmal in den Kranken- 
    häusern, den Gefängnissen, den Zucht- und Irrenhäusern gründlich 
    untersuchen. 
    
    Was geschieht nun mit dem Teil der verzehrten Kunstspeisefette, 
    die nicht von den Gallensäften verseift wurden? Sie werden von den 
    Ausstrahlungen der Darmzotten in keiner Weise verändert oder an- 
    gegriffen, sondern gehen unverändert weiter, um schließlich im Dick- 
    darmsack, dem Blinddarm, zu landen. Es sind immerhin feinst gelöste 
    öl- und Fettstof fe. Diese kommen nun in Berührung mit den Lösungs- 
    säften aus dem Wurmfortsatz, die zur Lösung der Zellulosefaser- 
    teilchen dort eingestrahlt werden, unter gleichzeitiger Berührung mit 
    den durch diese Säfte gelösten Kalkstoffen aus der Zellulose. Was 
    wird geschehen? Unter dem Einfluß der alkalischen Lösungsmittel 
    aus dem Wurmfortsatz des Blinddarmes werden die Reste der feinst 
    gelösten, lebensfremden, raffinierten Speiseöle, der Kunstspeisefette 
    und der vom Tier stammenden Fettstoffe mit den im Dickdarmsack 
    freiwerdenden Kalk-, Magnesium- und Kaliumstoffen zu mehr oder 
    minder festen Seifen werden. Die öl- und Fettstoffe werden hier am 
    vollkommen falschen Platz verseifen und werden zu lebensgefähr- 
    lichen Fremdstoffen im Körperinnern, im Dickdarm des Menschen, 
    der solche Stoffe gedankenlos verzehrte. 
    
    Wir sahen in vorhergehenden Abhandlungen, daß Kalkseifen was- 
    serunlöslich sind. Hier entstehen am unrichtigen Platz Kalkseifen! 
    Diese sind unlösbar, und, durchsetzt mit Resten aus dem sich ein- 
    dickenden Speisebrei, verhärten sie zu harten, von den Darmwänden 
    kaum zu bewegenden Kotkügelchen. Diese setzen sich nur gar zu gern 
    
    
    234 
    
    
    in den Dickdarmtaschen fest und beginnen in ganz schlimmen Fällen 
    die Schleimhäute des Dickdarmes von innen wie mit einem festen 
    Überzug auszukleiden. Das ergibt dann den Zustand, vor dem die 
    Naturärzte und Naturheilkundigen immer wieder warnen, unter dem 
    Leitspruch: Der Tod sitzt im Darm. Solche Gebilde sind die 
    Ursache zu den gefürchteten Dickdarmgeschwüren und zum Darm- 
    krebs mit allen seinen Folgen. 
    
    Aber noch nicht genug damit. Die Gefahr kann sich auch anders 
    auswirken. Ist nämlich durch dauernde Überlastung oder Entartung 
    in anderer Weise der Schließmuskel des Wurmfortsatzes nicht mehr 
    funktionstüchtig, dann kann es passieren, daß ein solch hartes, unlös- 
    liches Kalkseifenkügelchen in den Wurmfortsatz hineinsackt und sich 
    dort festeetzt. Das wirkt dann wie ein Fremdkörper im Organismus 
    und nur! versucht die Lebenskraft, diesen unliebsamen Fremdkörper, 
    der die Saftabsonderung aus dem Drüsenorgan stört, wieder heraus- 
    zuwerfen. Das kann nur in der gleichen Weise geschehen, wie ein 
    Fremdkörper aus der Haut oder aus irgendeinem Glied wieder her- 
    ausgeschafft wird, nämlich durch Auflösung des umgebenden Haut- 
    und Muskelgewebes in Eiter und Bildung einer neuen Gewebeschicht 
    um die gefährdete Stelle herum. Ist die so entstandene Eiterbeule 
    oder das Geschwür reif, dann wirft der Organismus den Fremdkörper 
    zusammen mit dem Eiter heraus und befreit sich dadurch von der 
    Störung. Hier aber ist ein Fremdkörper tief im Innern des Körpers 
    an gefährlicher Stelle hineingelangt und im Wurmfortsatz des Blind- 
    darmes bildet sich in der notwendigen Abwehr ein Blinddarm- 
    geschwür, eine Blinddarmvereiterung. Was das heißt, braucht 
    wohl nicht mehr erläutert zu werden. 
    
    Der Beweis für die Richtigkeit dieser Gedankenführung ist leicht 
    zu erbringen. Man braucht die Kurve des Ansteigens und Uberhand- 
    nehmens von Blinddarmentzündungen und Geschwüren und die Fälle 
    von Kot Verhärtungen im Dickdarm nur in Vergleich zu setzen mit 
    der Zunahme des Verzehrens von raffinierten ölen und Kunstspeise- 
    fetten. Wann wurden die ersten Margarine-Erzeugnisse auf den 
    Markt gebracht und wann begannen die heute noch andauernden 
    Massenoperationen der Blinddarmgeschwüre? Es würde sich lohnen, 
    diese Frage gründlich zu prüfen und in ihren Folgewirkungen zu 
    untersuchen. 
    
    Vieles kann die Lebenskraft des Menschen durch Neutralisierung 
    unter Aufzehrung der eigentlich zum Aufbau des Körpers und der 
    Organe notwendigen basischen Grundstoffe aus der Nahrung oder 
    aus dem bereits im Körper vorhandenen Vorrat oder durch Einhüllen 
    der krankmachenden Stoffe in feste Hautgebilde oder durch Einbau 
    des Unbrauchbaren als Zwischenlage zwischen die einzelnen Ge- 
    webezellen unschädlich machen. Aber all diese gesunderhaltenden 
    Maßnahmen der Lebenskraft versagen im Laufe der Jahre unter der 
    immer mehr zunehmenden Last. Im Alter von 45 bis 50 Jahren er- 
    folgt oft schon der erste Zusammenbruch der Gesundheit als Zeichen, 
    
    
    235 
    
    
    daß die Lebenskraft am Ende ihrer ausgleichenden Fähigkeiten an- 
    gelangt ist und jedes Mehr an krankmachenden Stoffen in dem, was 
    man als Nahrung verzehrte, auf Kosten der Gesundheit und Lei- 
    stungsfähigkeit geht. Wie schnell das Ende dann kommen kann, das 
    zeigen uns immer wieder die eintretenden lähmend oder tödlich wir- 
    kenden Schlaganfälle oder Herzlähmungen im besten Mannesalter 
    oder das nicht mehr einzudämmende Fortwirken sogenannter chroni- 
    scher Krankheiten, die im Laufe der Jahre mit sicherem, oft qual- 
    vollem Tod enden. Spürt doch den einfachen Ursachen nach und 
    richtet eure Ernährung entsprechend ein! Erwartet aber keine Hei- 
    lung durch Verschreibung und Einnehmen von schnellwirkenden 
    Reagenzien. Glaubt man wirklich einen zusammengebrochenen Kör- 
    per mit versagender Lebenskraft dadurch wieder in Ordnung zu 
    bringen, daß man den Erfolgen der Kochküche und der chemischen 
    Behandlung der begehrtesten Nahrungs- und Genußmittel die Krö- 
    nung aufsetzt durch Medikamente aus der chemischen Giftküche oder 
    daß man lebenswichtige Organe verstümmelt oder wegschneidet? 
    
    Der Mensch ist keine chemische Retorte, sondern ein körperlich- 
    geistig-seelisches Wesen, das lebt und auf die feinsten geistig-seeli- 
    schen Einflüsse der Natur ansprechen muß, wenn er die Fähigkeiten, 
    die in ihn bei seiner Zeugung hineingelegt wurden, zur höchsten 
    Vollkommenheit entwickeln will. Die in die Pflanzen in feinster Ver- 
    teilung hineingewachsenen öl- und Fettstoffe dienen nach Aufnahme 
    im Körper des Menschen im naturbelassenen Zustand als Grundlage 
    zum Aufbau seines ganzen Körpers, nicht nur seiner Muskeln, Kno- 
    chen und Organe, sondern erst recht als Grundlage seiner Gehirn- 
    und Nervenmasse. Diese aber sind die Organe, durch welche die 
    seelischen Einflüsse im Weltall auf genommen und umgesetzt werden 
    sollen. Ist das klar? 
    
    
    236 
    
    
    IV. 
    
    Die Entstehung der 
    
    Mineralstoff-Mangelkrankheiten durch das 
    Kochen der Obst- und Gemüsenahrung 
    
    Mangel an organisch gewachsenen Mineralstoffen metallischer, d. h. 
    basischer oder alkalischer Art und nichtmetallischer, also säure- 
    bildender Art, erzeugt sehr schwere Entartungs- und Krankheits- 
    erscheinungen. Das wurde in den vorhergehenden Abhandlungen 
    deutlich genug gezeigt. Bedingung für ihre Aufnahme und Verarbei- 
    tung im gesunden Lebensprozeß von Mensch und Tier ist die fein- 
    stoffliche, organische Bindung in der lebenden Pflanze, die in dem 
    sinnvollen aber sehr zeitraubenden Wachstum entsteht, das im Ab- 
    schnitt „Was ist Nahrung“ erläutert wurde. Auf die Erhaltung dieses 
    feinstofflichen, im Sonnenlicht und durch die Einwirkung aller wirk- 
    samen kosmischen Einflüsse auf das Leben der Erde entstandenen 
    Zustandes kommt es an. Nur in diesem Zustand ist die Pflanze von 
    Natur aus als Ernährungsgrundlage für Mensch und Tier geeignet. 
    Jede Veränderung dieses Zustandes durch Kochen, Backen, Braten, 
    Sterilisieren oder Erhitzen aus anderen Gründen über die natürliche 
    Körperwärme von Mensch und Tier hinaus zerstört diesen feinstoff- 
    lichen Aufbau und die organisch gewachsene Bindung der Mineral- 
    stoffe der Erde in der gewachsenen pflanzlichen Nahrung. Ganz zu 
    schweigen von der Zerstörung der lebenswichtigen Vitazy me, Enzyme, 
    Pflanzenhormone usw., von denen in einem vorhergegangenen Ab- 
    schnitt so ausführlich berichtet wurde. Jedes gekochte oder gebackene 
    Obst- und Gemüsegericht ist darum keine natürliche Nahrung mehr 
    und kann das Leben des Menschen nicht gesund und leistungsfähig 
    bis ins hohe Alter erhalten. 
    
    Obst, frisches grünes Gemüse und Wurzelgemüse aller Art sind bei 
    natürlichem Anbau bis zu ihrer äußersten Fassungskraft gesättigt 
    mit den verschiedensten erdigen Grundstoffen, den Erdmineralien, 
    und den Wirkstoffen des Lebens, die den Einbau der Grundstoffe in 
    den lebenden Körper des Menschen ermöglichen. Die Wurzelstöcke 
    und Wurzelknollen der zwei- und mehrjährigen Wurzelgemüse sind 
    es in erhöhtem Maße, da diese die Nahrungsspeicher darstellen, aus 
    denen sich im kommenden Jahre der Blütenstock und der Same ent- 
    wickeln soll. Die erdigen Grundstoffe wurden im Pflanzenwuchs durch 
    die von den feinsten Saugwürzelchen ausgestrahlten, organischen 
    Pflanzensäuren gebunden, die vorher in der Blätterkrone durch die 
    
    
    237 
    
    
    Einwirkung des Sonnenlichtes gebildet wurden. Im Magen werden 
    die Pflanzensäuren ergänzt und zu Zuckerstoffen gewandelt, die im 
    Darm ihren Weg in den Pfortaderblutstamm finden. Dadurch werden 
    die erdigen Grundstoffe wieder frei und gewinnen nun die feinstoff- 
    lich strahlende Natur der Sonnenkräfte wieder, durch die sie einst in 
    der Pflanze gebunden wurden. Sie erhalten die Fähigkeit der fein- 
    stofflichen Strahlkraft, durch die sie befähigt werden, die feinen 
    Häute der einzelnen Zellgewebe des Körpers zu durchdringen und 
    derart den Körper von Zelle zu Zelle zu durchwandern. 
    
    Die im Pflanzenleben erworbene feinstoffliche Strahlkraft ermög- 
    licht es den erdigen Grundstoffen aller Art, durch die Magenwand in 
    die Pankreas zu wandern und von dort in die Milz zu strahlen. Dort 
    werden sie für all die Aufgaben vorbereitet, die sie im Körper zu 
    verrichten haben. Für diese Art der Aufbereitung in der Milz kom- 
    men nur solche Grundstoffe in Frage, die nicht im Verseifungsvorgang 
    im Zwölffingerdarm direkt Verwendung finden sollen. Es sind vor 
    allem die Verbindungen von Aluminium, Eisen, Natrium, Kalium 
    usw. mit den Säurebildnern wie Schwefel, Chlor, Fluor, Kieselsäure 
    und dergleichen. Ja, auch solche Stoffe wie Selen und Arsen, Gold, 
    Silber, Kupfer usw. werden im Körper dringend gebraucht, trotzdem 
    diese bekanntlich in freien chemischen Bindungen wie schwere Blut-, 
    Nerven- oder Zellgewebegifte wirken. Selen z. B. wird im Körper 
    dringend gebraucht zur Bildung der Sehfähigkeit des Auges. Selen- 
    stoffe in der Netzhaut des Auges vermitteln die Aufnahme der Licht- 
    eindrücke und bewirken deren Weiterleitung ins Gehirn. Diese Licht- 
    empfindlichkeit der Selenzelle hat der Mensch jetzt in seinen techni- 
    schen Errungenschaften ausgenutzt in der Übertragung von Licht- 
    eindrücken und Bildern im Fernsehverfahren. Alles, was die Erde an 
    Grundstoffen enthält, braucht auch der menschliche Organismus in 
    irgendeiner Art, um das Leben in allen seinen Formen aufwachsen 
    zu lassen und es zu erhalten. Aber, um sie im Körper richtig und 
    gesunderhaltend einbauen zu können und zu verwenden, müssen sie 
    alle in der feinstofflichen Form erhalten bleiben, in der sie gewachsen 
    sind. Jede Veränderung des organisch gewachsenen Zustandes bei der 
    Nahrungsmittelzubereitung zerstört diese feinstofflichen Gebilde und 
    wandelt sie oft in direkte Körpergifte um. 
    
    Nicht nur Kochen und Erhitzen, sondern auch jede andere künst- 
    liche Nahrungsmittelzubereitung, durch die der feinstoffliche Aufbau 
    zerstört oder geschädigt wird, wirkt auf die Dauer krankmachend 
    und verkürzt das Leben und die Lebensfreude. Solche Einwirkungen 
    von schädlichem Einfluß auf die erdigen Grundstoffe im Obst, Ge- 
    müse und allen anderen natürlich gewachsenen Nahrungsmitteln sind 
    Säuren, Salzen, Vergärenlassen, mit Essig mischen oder mit Essig 
    behandeln, Zusatz von chemischen Säuren auch in kleinsten Spuren 
    wie Salizylsäure, Benzoesäure und ähnlichen. Alle chemischen Kon- 
    servierungsmittel wirken deshalb konservierend, weil sie die Keim- 
    kraft der Spaltpilze und Bakterien vernichten, die Lebenskraft und 
    
    
    238 
    
    
    damit die organisch gebundenen Grundstoffe im Gemüse und Obst 
    angreifen und deren organische Bindung soweit aufheben, wie sie 
    dazu die Kraft haben. Durch alle diese Verfahren einschließlich der 
    Erhitzung über Blutwärme, werden die feinstofflichen, lebenskräfti- 
    gen Bindungen der erdigen Grundstoffe aufgehoben und zerstört. 
    Die basischen Erdmetalle gehen dabei vorzeitig grobstoffliche, chemi- 
    sche Bindungen mit den säurebildenden, nichtmetallischen Stoffen 
    ein und bilden mehr oder weniger feste Mineralsalze, die der Körper 
    nicht verwenden kann. Könnte er sie in diesem Zustand richtig und 
    gut verwerten, dann brauchte die Natur sich doch nicht erst die große 
    Mühe zu machen, in der lebenden Pflanze so wundervolle Nahrungs- 
    grundlagen für Mensch und Tier zu schaffen, dann könnte man ja 
    ganz einfach Erde essen und Lehm schlucken. Das aber geht nicht. 
    Ein sehr aufschlußreiches Beispiel für die Wirkung konzentriert un- 
    richtiger Ernährung hat uns die Mannschaft des Hilfskreuzers „Kron- 
    prinz Wilhelm“ und ihres Schwesterschiffes gegeben. 
    
    Während des ersten Weltkrieges fuhren die Mannschaften dieser 
    Hilfskreuzer als gesunde, robuste, tatenfreudige Menschen zu Kaper- 
    fahrten aus und lebten während der Fahrt ausschließlich von gekoch- 
    ten tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln in scheinbar bester 
    Form. Frischfleisch, Dosenmilch, Feinmehl und Gemüsekonserven 
    aller Art waren die Nahrung in immer neuer Abwechslung, da ja die 
    gekaperten Schiffe immer neue Lebensmittelmengen abgeben muß- 
    ten. Nach 180-tägiger Kreuzerfahrt mußten die beiden Schiffe einen 
    damals noch neutralen Hafen in den USA anlaufen, da die gesamte 
    Mannschaft, vom Kapitän bis zum letzten Matrosen, so krank und 
    schwach geworden war, daß sie durchweg keinen Dienst mehr tun 
    konnten, ja eine ganze Reihe der Männer schwebte in Lebensgefahr. 
    
    Wenn der landesüblich sich ernährende Mensch auch nicht gar so 
    schnell mit seiner Lebenskraft am Ende ist, so liegt das daran, daß 
    er neben der gekochten Nahrung doch auch noch eine Menge wirk- 
    licher Nahrung in Form von Obst und Rohgemüse zu sich nimmt, die 
    immer wieder einen Ausgleich schaffen, aber verkürzt wird die Le- 
    bensdauer in ganz ausgesprochenem Maße. Man bedenke, ein natür- 
    lich lebendes Tier erreicht ein Mindestalter von durchschnittlich 
    fünf- bis sechsfacher Dauer der Zeit, die notwendig ist, um das Kno- 
    chengerüst vollständig aufzubauen. Der Mensch müßte deshalb durch- 
    weg ein Mindestalter von fünf oder sechs mal 25 Jahren erreichen. 
    Das sind aber 125 bis 150 Jahre. Das durchschnittliche Lebensalter 
    aller lebend Geborenen liegt heute zwischen 35 und 55 Jahren, d. h. 
    der Mensch verkürzt sich durch seine naturwidrige, sinnlose Art der 
    Nahrungsaufnahme und den Verzehr von lebenzerstörenden Genuß- 
    mitteln sein Leben in unvorstellbarer Weise. Vergessen wir doch nie, 
    daß ungezählte Millionen von Menschen in Krankheiten aller Art 
    qualvolle Zustände körperlicher, geistiger und seelischer Leiden zu 
    erdulden haben, ehe ein sanfter Tod sie aus ihrem Elend erlöst. 
    
    
    239 
    
    
    Verzehrt man rohes Obst, so werden die feinstofflichen Bindungen 
    der Erdmineralien an die Obstsäuren im Magen aufgehoben, die basi- 
    schen Grundstoffe werden frei und wandeln durch neue Bindungen 
    die Säuren um in körpereigene Aufbaustoffe. Beim Kochen oder Er- 
    hitzen von Obst lösen sich die organischen Bindungen schon vorher, 
    die Basen gehen, wie erwähnt, teils unlösliche Bindungen mit erdigen 
    Säurebildnern ein und die organischen Pflanzensäuren verhärten und 
    werden schwer lösbar. Deshalb schmeckt gekochtes Obst viel strenger 
    nach Säure als rohes Obst. Dieser Säurecharakter kann auch durch 
    Zuckerzusatz nicht behoben werden, sondern setzt sich im Magen 
    immer wieder durch. Ein empfindlicher Magen spürt die Säure so- 
    lange, bis sie auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden ist, wenn 
    keine Krampfzustände eintreten. Genau das gleiche geschieht beim 
    Kochen und Erhitzen von Gemüse. Säuerliche Gemüse wie Sauer- 
    ampfer, Rhabarber u. a. erhalten durch das Kochen und Erhitzen 
    einen viel stärkeren Säuregeschmack als roh gegessen. Die Oxalsäure 
    kann dabei so fest und unlöslich werden, daß sie nachher im Körper 
    wie Gift wirkt und schwere Magenverstimmungen besonders bei 
    Personen mit schwachem Magen oder bei Kindern hervorruft. Frisch 
    gepreßter Rhabarbersaft aus jungen Pflanzen aber ist eine köstliche 
    Erfrischung an heißen Sommertagen. 
    
    Die durch das Kochen und Backen und chemische oder künstliche 
    Behandlungsarten der Obst- und Gemüsegerichte hervorgerufenen 
    neuen Bindungen der Mineralstoffe können von verheerender Wir- 
    kung sein. Die feinstoffliche Strahlkraft wird aufgehoben und die 
    Milz versagt wegen Mangels an geeignetem Material oder kann 
    nur noch unvollkommen arbeiten. Das macht sich dann in der Haut- 
    bildung, in der Art des Zahnschmelzes, in der Beschaffenheit der 
    Haare, der Fingernägel und so weiter bemerkbar. Die Haut verliert 
    ihre frische Zartheit und wird schlaff, welk und runzelig. Der Zahn- 
    schmelz wird mit der Zeit rissig und verliert seine Widerstandskraft 
    gegen zerstörende Einflüsse. Zahnerkrankungen sind nicht gerade eine 
    Seltenheit. Die Haare verlieren ihre geschmeidige Spannkraft und 
    ihren Glanz, sie werden spröde und brüchig und ergrauen leicht. Es 
    bilden sich Schuppen und Schwären, die das Haar ausgehen lassen. 
    Aber nicht nur die äußere Haut und ihre ausgleichende Tätigkeit im 
    Haushalt des Körpers leidet, auch die inneren Hautgebilde in all 
    ihren verschiedenen Formen werden schwer geschädigt. Beachten wir 
    wohl, nicht nur die Mineralstoffe werden verändert, auch die Vita- 
    zyme, Fermente, Pflanzenhormone usw. verlieren ihren Charakter 
    oder werden zerstört. Durch diesen doppelten Ausfall ergeben sich 
    erschreckende Schäden im Körper. 
    
    Die inneren Schleimhäute und die feinen Häutchen der Zellgewebe 
    verlieren ihre Spannung und der Zellinhalt seine Festigkeit und 
    Straffheit. Er beginnt zu quellen und kann das Wasser aus dem Stoff- 
    wechsel nicht mehr loswerden. Das führt zu Schwellungen der Ge- 
    webe und Erschlaffung der Muskeln und Glieder. Der Stoffwechsel 
    
    
    240 
    
    
    erlahmt und die Blutzusammensetzung verändert sich als Folge da- 
    von. Das gebackene Brot und die gekochten Getreidespeisen, die vom 
    Tier stammenden Genußmittel, die unnatürlichen Fett- und Ölstoffe 
    und der Mineralstoffmangel der Gemüse- und Obstnahrung in ge- 
    kochtem Zustand ergeben in ihrer Gesamtheit gehäufte Krankheits- 
    ursachen und Krankheitsbilder. Für den Kenner der Ernährungs- 
    vorgänge und deren Auswirkung im Körper des Menschen gehört 
    nicht viel Phantasie dazu, um die landesübliche Ernährung der Men- 
    schen in allen Zonen und Erdteilen, unter allen Rassen und Völkern 
    als den wirklichen Grund und die Ursache allen Elends und aller 
    Krankheiten zu erkennen. 
    
    Betrachten wir in dieser Beziehung einmal den Lungenkörper und 
    seine lebenswichtige Aufgabe. Wie alle inneren und äußeren Häute 
    verlieren auch die feinen Schleimhautgebilde, die nicht nur die Lunge 
    als solche, sondern auch jedes einzelne Lungenbläschen umschließen, 
    ihre Festigkeit und ihre innere Spannkraft durch Mineralstoffmangel 
    in der Nahrung. Sie verlieren damit die Fähigkeit, ihre Aufgabe 
    richtig zu erfüllen. Mit der Unfähigkeit, sich richtig zu entwickeln, 
    verlieren die Schleimhautbildungen im Lungenkörper auch die Fähig- 
    keit der gesunden Schleimbildung. Der die Schleimhäute überziehende 
    feine, aber zähfeste Schleim schützt das lockere Lungengewebe vor 
    Angriffen des Luftsauerstoffes, der sich in den Lungen bei der Bildung 
    des pulsierenden Blutes auswirken soll. Wird die Schleimschicht 
    locker oder rissig, so verliert sie ihre schützende Wirkung gegen die 
    Angriffe des Luftsauerstoffs auf die Schleimhäute der Lungen- 
    bläschen. Wird nun aus irgend einem Grunde Hustenreiz ausgelöst, 
    so löst sich krankhaft gebildeter Schleim von der Schleimhaut und 
    das krankhaft lockere Lungenhautgewebe wird vielleicht nur kurz 
    vom Sauerstoff angegriffen. Es entsteht eine Schadensstelle. Hier hat 
    dann der Luftsauerstoff Gelegenheit, das Lungengewebe selbst an- 
    zugreifen und die darin eingelagerten Mineralstoffe zu veraschen, 
    d. h. mit ihnen Verbindungen einzugehen, durch die sie aus dem 
    Gewebe der Lungenhaut herausgerissen werden. Die Lebenskraft 
    des Körpers sucht sich gegen solche Schäden dadurch zu wehren, daß 
    sie den befallenen Stellen der Gewebe größere Blutmengen zukom- 
    men läßt, um den Schaden auszugleichen und zu reparieren. Es treten 
    die Schutztruppen und inneren Helfer in Tätigkeit, die wir als weiße 
    Blutkörperchen kennen. Aber auch diese werden bei unrichtiger Er- 
    nährung nicht so kräftig und stark sein wie im gesunden Körper. 
    Auch sie werden hier den Angriffen des Luftsauerstoffs ausgesetzt. 
    Eine Haut- oder Fleischwunde kann durch die Angriffe des Luftsauer- 
    stoffs in faulige Zersetzung übergehen, wenn die Ernährung eine 
    unnatürliche ist. Ähnliche Vorgänge können auch im Lungengewebe 
    eintreten, wenn durch die Einwirkung des Luftsauerstoffes auf eine 
    Schadensstelle im Lungengewebe der Nährboden geschaffen wird, 
    der dem gefürchteten Tuberkelbazillus Lebensmöglichkeit im Lungen- 
    gewebe gibt. Eins kommt zum anderen und ehe man sich der Tat- 
    
    
    16 Sommer, Ernährung 
    
    
    241 
    
    
    Sache richtig bewußt wird, ist Kavernenbildung eingetreten, und 
    dann steht der Mensch der Erkrankung fast hilflos gegenüber. 
    
    Vorbeugen ist hier wie überall besser und leichter als Heilen. Sorgt 
    für richtige Hautbildung und gute Schleimentwicklung in den inne- 
    ren Schleimhäuten des Lungenkörpers durch lebenskräftige, mineral- 
    stoffreiche Ernährung auf der Grundlage von natürlich angebautem 
    Obst und Frischgemüse in rohem Zustand von Jugend auf. Dann 
    wird der Lungenkörper sich immer und unter allen Bedingungen als 
    kräftig und widerstandsfähig genug erweisen, um allen Angriffen 
    von Bazillen und Bakterien spotten zu können. 
    
    Mangelt es in der Körperhaut an den notwendigen Mineralstoffen, 
    so kann sie bald ihre ausscheidende und lebenerhaltende Wirkung 
    im Stof f Wechsel nicht mehr ausüben. Wird sie zudem überlastet durch 
    sogenannte „kräftige“, d. h. eiweiß- und fettreiche Kost, dann 
    sammeln sich in ihr die Stoffe aus der Nahrung, die wir kennen 
    lernten als solche, die Geschwüre und Entzündungen begünstigen. Die 
    Haut wird unrein. Versagt die Haut wegen dieser Überlastung und 
    Mißbildung, dann muß ihre Aufgabe, so gut es geht und so lange wie 
    möglich, von den Lungen und den Nieren mit übernommen werden. 
    Aber auch diese können wegen der Mißbildung an allen Stellen und 
    Organen der Überlastung auf die Dauer nicht standhalten. Es kommt 
    dann zum allgemeinen Zusammenbruch. Das Schlimmste aber tritt 
    ein, wenn die Milz die Mineralstoffe, die zur Bildung der roten Blut- 
    körperchen notwendig sind, nicht in der richtigen, feinstofflich 
    organisch gebundenen Form erhält. 
    
    Wenn das feinstofflich gebundene Eisen im Gemüse oder im Obst 
    durch das Kochen ausgefallen ist oder sich so gewandelt hat, daß es 
    nicht mehr richtig verarbeitet werden kann, dann wird in dem 
    Augenblick, wo der Vorrat des Körpers aus dem Mutterleibe und der 
    Mutterbrust verbraucht ist, die Blutbildung einen Mangel an Eisen 
    zeigen. Das Eisen ist der Träger des lebensnotwendigen Sauerstoffes 
    im Blute, durch den die Stoffwechselvorgänge überhaupt erst ermög- 
    licht werden. Fehlt es an Eisen im Blute, so können wir uns bald die 
    ungeheuerliche Mißwirtschaft vorstellen, die dann eintreten wird. Es 
    tritt zu den Erscheinungen der Hauterschlaffung eine Mißbildung 
    des Blutes, die uns als Weißblütigkeit, als Leukämie oder Anämie, 
    bekannt ist. Die Milz sucht dann den Mangel mit Gewalt zu ersetzen 
    und wird über beansprucht. Sie entartet dabei und zeigt das anrdurch 
    starke Schwellung und Vergrößerung bis zum achtfachen der nor- 
    malen Größe. Ein derart Erkrankter ist dann vom Tode gezeichnet, 
    wenn er seine Ernährung nicht rechtzeitig umstellt. 
    
    Die perniziöse Anämie erweist sich in ihrem Endstadium als ein 
    hoffnungs aser Zusammenbruch aller Organe des Körpers. Die Milz 
    bezwingt die Überschwemmung mit entwerteten Mineralstoffen und 
    Stoffwechselgiften nicht mehr. Die Haut kann das Sonnenlicht nicht 
    mehr ertragen. Die Nieren werden überanstrengt und lösen sich auf. 
    Der Magen und der Darm können die Verdauungssäfte nicht mehr 
    
    
    242 
    
    
    in der Form abscheiden, die zur notdürftigen Verdauung der gekoch- 
    ten Nahrung notwendig ist. Die Lungentätigkeit wird erschwert, weil 
    die Haut nicht mehr mitarbeitet und die Körperorganisation gerät 
    vollständig durcheinander und zerfällt. Am Anfang dieser ganzen 
    Katastrophe steht der Mineralstoffmangel im jugendlichen Alter 
    durch die totgekochte landesübliche Ernährung, wenn der bei der Ge- 
    burt mitgebrachte und aus der Mutterbrust stammende Vorrat er- 
    schöpft ist. 
    
    In meiner Kindheit war es noch allgemeiner Brauch der Mütter 
    und Hausfrauen, das Gemüse und die Kartoffeln nach dem Kochen 
    vom Kochwasser zu befreien. Das Kochwasser wurde fortgeschüttet, 
    mit Ausnahme von solchen Suppen, in denen Tierfleisch mitgekocht 
    war. Die vom Tier stammenden Produkte aller Art, Fleisch, Speck, 
    Wurst, Milch, Butter, Käse usw., wurden bevorzugt, da ja das An- 
    steigen der Verdienstmöglichkeiten auch dem Arbeiter und dem 
    kleinen Manne eine „bessere“ Lebenshaltung als vor Zeiten ermög- 
    lichte. Zu allem Unglück wurden die ersten Nahrungsmittelchemiker 
    Voit, Rubner und andere, bei ihren ersten chemischen Untersuchun- 
    gen der Körpergewebe zu einem Trugschluß verleitet. Dieser bestand 
    darin, daß sie den Körper ganz richtig als eine stickstoffhaltige Pro- 
    toplasmabildung erkannten und nun folgerten, daß sich dieses Pro- 
    toplasma am besten entwickeln würde, wenn man recht viel tierisches 
    Protoplasma, also Eiweißgrundlagen, verzehrte. Sie kannten den 
    mühsamen Umweg der Natur nicht, der notwendig ist, um aus rein 
    pflanzlichem Material körpereigenes Gewebe zu erbauen. Sie schlos- 
    sen nur, der Körper scheidet durch die Nieren so und soviel Harn- 
    stoff und Harnsäure aus. Zur Bildung dieser Mengen aus zerfallen- 
    dem Eiweiß des Körperplasmas sind so und so große Mengen von 
    Eiweißstoffen nötig. Sie forderten als Ergebnis ihrer Betrachtung, 
    daß man entsprechend mindestens 120 g Eiweiß am Tage zu sich 
    nehmen müßte. Dadurch wurde die Überbewertung des Fleisches der 
    Tiere in scheinbar wissenschaftlicher Weise unterbaut und alle 
    pflanzliche Nahrung wie Obst und Gemüse unterbewertet. Alles aber 
    wurde zudem noch totgekocht und das Trinkwasser nicht mehr aus 
    hölzernen Pumpen gefördert, sondern in eisernen und bleiernen 
    Rohrleitungen in die Häuser geleitet. Ist es da ein Wunder, wenn mit 
    der wirtschaftlichen Blütezeit des deutschen Volkes eine fast epide- 
    mische Ausbreitung der gefürchteten Lungentuberkulose und der 
    Leukämie oder Weißblütigkeit mit allen ihren verheerenden Folge- 
    erscheinungen einsetzte? Wer den Inhalt dieses Buches mit wachem 
    Verstände gelesen hat, wird sich nach den Ursachen dieser Erschei- 
    nungen nicht mehr lange umzusehen brauchen. 
    
    Aber noch eine Erscheinung müssen wir als Mineralstoffmangel- 
    Krankheit insbesondere erwähnen, nämlich die sogenannte Basedow’- 
    sche Krankheit, so genannt nach dem thüringischen Arzt Basedow, 
    der sie zuerst beschrieb, und die Erscheinung der Kropfbildung. 
    Wenn es sich hierbei erwiesenermaßen um einen Mangel an Jod in 
    
    
    243 
    
    
    der Schilddrüse handelt, durch den diese Drüsen und ihre Neben- 
    organe ihre Arbeitsfähigkeit verlieren, so müssen wir bedenken, daß 
    bei natürlicher Ernährung ein Jodmangel im Körper überhaupt un- 
    denkbar ist. Jeder Ackerboden auf der ganzen Erde enthält durch- 
    weg genügend Jod, um im Pflanzen wuchs den Bedarf des Menschen 
    zu decken, da dieser im ganzen Leben nur einige Milligramm be- 
    trägt. Jeder auf Marschboden gewachsene Kohlkopf enthält genug 
    Jod, um den ganzen Bedarf des Menschen mehrfach decken zu 
    können. Aber wer ißt denn schon einen Kohlkopf roh, ohne Zube- 
    reitung durch Kochen, Dämpfen oder Säuren? Gerade die Jod Verbin- 
    dungen in den Pflanzen sind nicht nur hitzeempfindlich, sondern zer- 
    fallen ebenso leicht durch Gärung oder Säureeinwirkung. Alle Kohl- 
    sorten wurden bisher fast nur gekocht oder als Sauerkraut gegessen. 
    Damit ging der ganze Jodgehalt für die Erhaltung des Menschen 
    verloren. Wegen Mangel an Jod konnten dann die Schilddrüsen und 
    ihre Nebenorgane ihre Aufgabe der Hilfsstellung beim Aufbau der 
    Protoplasmastoffe des Gehirns und der Nerven nicht erfüllen. Dar- 
    aus entwickelt sich folgender Zustand: 
    
    Der Fleischesser, der da glaubt, sich dreimal am Tage Fleisch oder 
    vom Tier Stammendes einverleiben zu müssen, setzt sich der Gefahr 
    der Versäuerung seiner Gewebe durch übermäßige Bildung von 
    Harnsäure und Oxalsäure im Stoffwechsel aus. Diese Versäuerung 
    erzeugt im Körper krampfartige Zustände. Es kommt gar zu leicht 
    bei entspr. Veranlagung zu Krampferscheinungen im arteriellen Blut- 
    strom. Daraus entwickeln sich dann Herzkrampf und Klappenfehler 
    und diese erzeugen in periodischen Anfällen Angstzustände schlimm- 
    ster Art. Die sonst korrigierend eingreifenden Säfte aus der Schild- 
    drüse versagen, da die Schilddrüse wegen Jodmangels nicht richtig 
    arbeiten kann. Sie versucht trotzdem ihr Bestes, überanstrengt sich 
    und beginnt Schwellungen zu zeigen, weil sie nun die Aufgabe über- 
    nimmt, die störenden Einflüsse und ihre Erreger in sich zu sammeln 
    und dadurch unschädlich zu machen. Da aber die Neuentstehung 
    immer größerer erregender Stoffwechselrückstände bei der landes- 
    üblichen Ernährung nicht aufhört, so verschlimmern sich die Angst- 
    zustände von Anfall zu Anfall, bis schließlich die Augen in der Todes- 
    angst hervorquellen und die Gesichtszüge die Zeichen der ausgestan- 
    denen Todesangst sichtbar werden lassen. Ein nicht mehr zu über- 
    windender Herzkrampf wird schließlich zur Todesursache. 
    
    Eine Heilung ist nur möglich durch eine klar durchgeführte Er- 
    nährungsumstellung unter besonderer Berücksichtigung von Frisch- 
    obst und Frischgemüse aller Art. Sehr hilfreich ist dabei die Verwen- 
    dung von Irländisch Moos „Caraghen Moos“. Das ist eine Meeresalge 
    mit besonders großem Jodgehalt, die an der Küste von Irland und 
    Japan gefischt wird. 
    
    Aus diesem ganzen Zusammenhang ersehen wir, daß der Mangel 
    an Mineralstoffen niemals allein die Ursache der unzähligen Krank- 
    heitserscheinungen ist, sondern sich erst in Verbindung mit den 
    
    
    244 
    
    
    krankmachenden Einflüssen der Brot- und gekochten Getreidenah- 
    rung und der vom Tier stammenden Genußmittel aller Art in so ver- 
    heerender Weise aus wirkt. Wird die Menschheit sich aber entschließen, 
    zu einer Ernährung von nur pflanzlicher Frischnahrung überzugehen 
    und die pflanzliche Nahrung ohne wesentliche Veränderung durch 
    Kochen, Backen oder künstliche Zubereitung zu genießen, dann wer- 
    den der reiche Mineralstoffgehalt der Pflanzen, ihr Gehalt an Vita- 
    zymen und Wirkstoffen aller Art, ihre pflanzlichen Hormone und Fer- 
    mente und ihr reicher Gehalt an lebenskräftigen Zuckerstoffen und 
    Nahrungsgrundlagen die Menschheit gesunden lassen. 
    
    Wir wären damit am Ende unserer Abhandlungen über diese Zu- 
    sammenhänge und die Bekömmlichkeit der frischen Obst- und Ge- 
    müsenahrung wäre einwandfrei erwiesen, wenn sich inzwischen die 
    Lebensmittelindustrie nicht der Massenerzeugung von konservierten 
    Lebens- und Genußmitteln aus Obst und Gemüse angenommen hätte. 
    
    Schon der Anbau des Obstes in den großen Obstplantagen gibt zu 
    schweren Bedenken Anlaß. Aus der Gewohnheit der Ackerbewirt- 
    schaftung werden bei der Obsterzeugung die gleichen Grundsätze an- 
    gewendet wie beim Feldbau des Getreides. Man pflügt und bearbei- 
    tet den Boden zur intensiven Bodenlockerung undBodendurchlüftung. 
    Gleichzeitig wird der Boden intensiv in landesüblicher Weise gedüngt 
    und diese Düngung oft noch durch frische Jauche und Fäkalien ver- 
    stärkt, um sichere Erträge zu erzielen. Man bedenkt dabei nicht, daß 
    der Baum seine eigentliche Nahrung nicht durch die tiefgehenden 
    wassersuchenden Wurzeln erhält, die gleichzeitig die Sicherung in der 
    Erde zu übernehmen haben, sondern durch die feinen Haarwürzelchen 
    an der Oberfläche, die nur bis etwa 25 bis 35 cm Tiefe reichen. Der 
    Baum lebt und sucht seine erdige Nahrung genau wie das Getreide 
    nur in den oberen Erdschichten, soweit die Bodengare reicht. Das 
    schnellwachsende Getreide schlägt jedes Jahr neue Wurzeln. Der 
    Baum braucht für die Ausbildung des Faserwurzelnetzes längere 
    Zeiträume, und dieses Faserwurzelnetz unter der Oberfläche darf 
    nicht gestört werden. Es müßte sonst jedes Jahr auf Kosten des Er- 
    trages und der Lebensdauer des Baumes neu gebildet werden. Des- 
    halb ist es auch nicht möglich, unter Obstbäumen und im Umkreis 
    der Faser wurzel noch Unterkulturen anbauen zu wollen, die ein Lok- 
    kern des Bodens erfordern. Das stört den Baum und zehrt an seiner 
    Lebenskraft. Jede Bodenbearbeitung im Obstgarten, jede Lockerung 
    des Bodens hat Ertragsminderung und Verkürzung der Lebensdauer 
    und krankhafte Zustände zur Folge. Um nun trotz der immer wie- 
    derholten Zerstörung der Faserwurzeln den Baum zu erhöhter Wur- 
    zelbildung anzuregen, wird zusammen mit der Bodenbearbeitung ge- 
    düngt und zwar nach heutigen Grundsätzen vorwiegend mit Stick- 
    stoff, Phosphor und Düngesalzen. Frische Jauche, Fäkalien, Stickstoff 
    und Phosphor sind ein wunderbarer Nährboden für die Entwicklung 
    von Ungeziefer aller Art. Alle Insekten bestehen und entstehen doch 
    zur Hauptsache aus phosphorhaltigem Ammonium, d. h. Stickstoff 
    
    
    245 
    
    
    und Phosphor. Durch die angegebene Düngung züchtet man gerade- 
    zu die Insektenbrut heran und macht außerdem den Baum anfällig 
    für Geschwür- und Krebsbildungen. Bodenbearbeitung, Stickstoff 
    und Phosphor begünstigen Krankheiten und Schädlinge, ja, züchten 
    diese direkt. Wenn dann das Heer der Schädlinge den Ertrag zu 
    fressen und zu vernichten droht, wenn die Geister, die man unbe- 
    wußt rief, nicht mehr zu bändigen sind, dann sucht man Abhilfe und 
    siehe: Die gleiche Industrie, die die schönen treibenden Düngesalze 
    anbot, bietet sich jetzt an, den Schaden zu kurieren. Aber wie? 
    
    Die Industrie liefert unter immer neuen Anpreisungen Schädlings- 
    bekämpfungsmittel. Alle diese Mittel sollen die Insekten vom Leben 
    zum Tode führen und sie vernichten. Kupfervitriol, Kupferkalkbrühe, 
    Blausäurezubereitungen, Arsen- und Bleiverbindungen, in neuerer 
    Zeit Kohlenteerabkömmlinge aller Art, werden in Abwechselung 
    nicht einmal, sondern 5 bis 7 Mal im Laufe des Jahres über die Obst- 
    bäume im Winter, vor und nach der Blüte, ja, gegen die Obstmaden 
    noch einmal, wenn das Obst oft schon ansehnliche Größe erreicht hat, 
    über die Blätterkrone verspritzt. Am schlimmsten haust man mit den 
    Spritzmitteln in den Weingärten und Weinanbaugebieten, da diese 
    Ja auch entsprechend mehr mit Fäkalien usw. gedüngt wurden. Die 
    Spritzmittel werden nur in ganz geringen Verdünnungen gegeben, 
    heißt es, etwa 1 kg gelöstes Konzentrat auf 100 kg Spritzflüssigkeit. 
    Aber die Gift Wirkung ist sehr erheblich. Jedes Insekt, das damit 
    in Berührung kommt oder auch nur ein Stäubchen davon frißt, 
    stirbt daran. Frißt dann ein Vogel diese von Gift getöteten Insekten, 
    dann stirbt auch er. Aber dem Menschen schadet es absolut nichts, 
    wenn er einen Apfel ißt, der mindestens zweimal während seines 
    Wachstums mit einer feinen Gif thaut überzogen wurde. So behauptet 
    man wenigstens. Glaubt man denn wirklich, daß das Gift nur auf 
    der Haut des Apfels bleibt? Weiß man denn wirklich nicht, daß 
    Giftspuren von Arsen, Kupfer, Blei und Kohlenteerpräparaten auch 
    in das Innere des Fruchtfleisches dringen. Weiß man oder ahnt man 
    wirklich nicht, daß diese Gif tspuren, einmal an den Apfel angespritzt, 
    diesen durchdringen und im Apfel stecken bleiben genau so, wie sie, 
    einmal in den menschlichen Körper hineingebracht, kaum wieder 
    daraus zu entfernen sind und im Laufe der Zeit ihre Giftwirkung 
    summieren? Man spritzt doch auch nur zu solchen Zeiten, wenn mög- 
    lichst kein Regen fällt, damit das Gift nicht gleich wieder abge- 
    waschen wird, sondern gut haften bleibt und seine Wirkung tun 
    kann. Ja, die amerikanischen Züchter sind darauf erpicht, die 
    Früchte selbst zu bespritzen, damit sie haltbar werden und bei Un- 
    tersuchungen vor 1933 wurden in deutschen hygienischen Instituten 
    von 15 derart behandelten Äpfeln 13 mit bedenklichem Gehalt an 
    Arsen- und Bleiverbindungen festgestellt. Da nützt auch das Schälen 
    nichts. Aber es sind ja nur geringe Mengen und nach dem Genuß 
    werden ja nicht gleich tödliche Vergiftungen festgestellt und gemel- 
    det. Wer aber denkt daran, nach Genuß solchen Obstes Magen ver- 
    
    
    246 
    
    
    Stimmungen, Aufstoßen, Brechreiz, Darmschmerzen, Blähungen mit 
    Durchfall mit dem Verspeisen des Obstes in Verbindung zu bringen? 
    Wie oft aber treten solche Erscheinungen ein, und man sucht dann 
    vergeblich nach den Ursachen. Wer aber kommt auf den Gedanken, 
    solche vorübergehenden Verstimmungen mit irgend einer gesund- 
    heitspolizeilich noch eben zugelassenen Lebensmittelverfälschung 
    und -Vergiftung zum Zwecke der Haltbarmachung und Verschöne- 
    rung des Obstes in Zusammenhang zu bringen? 
    
    Früchte kommen oft von Kalifornien, Südafrika usw. nach Europa 
    zum Versand. Wer könnte da das Risiko des Verderbens auf dem 
    wochenlangen Wege übernehmen? Das Risiko sucht man auszuschal- 
    ten durch Präparieren der Früchte. Die amerikanischen Äpfel, 
    Birnen usw. werden mit einer feinen Paraffinschicht überzogen, oft 
    arsenhaltig, wenn auch nur in Spuren; deshalb das schöne Aussehen, 
    wie frisch gepflückt. Weintrauben taucht man vor dem Versand in 
    flüssiges Wachs, dieselben Weintrauben, die man am Stock mit 
    Schwefelpulver bestreut, mit Bordelaiser Brühe oder Kupfervitriol- 
    Kalkbrühe bespritzt und deren Boden man mit Petroleum und 
    Schwefelkohlenstoff gegen die Reblaus behandelt hatte. Die chemi- 
    sche Behandlung erzeugt eine harte Schale und unangenehmen, oft 
    beißenden Geschmack. Man konserviert durch Eintauchen in eine 
    Mischung von Wachs, Harz, Gelatine und Schwefel, in neuerer Zeit 
    durch Eintauchen in eine Lösung aus Salz und Mischungen aus Ben- 
    zoesäure, Ameisensäure und schweflige Säure. Man legt weiche 
    Früchte in eine Formalinlösung. Dadurch erhalten sich Früchte wie 
    Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche tage- und wochenlang wie frisch ge- 
    pflückt. Wenn nicht gleich Schäden eintreten, so müssen die Gift- 
    spuren, die oft in bedenklichen Mengen vorhanden sein können, doch 
    immer durch die Nieren ausgeschieden werden. Das ist nicht nur 
    eine Mehrbelastung der Nieren, sondern die feinstofflichen Haar- 
    röhrchen der mikroskopisch feinen Destillierschlangen derselben 
    verziehen sich unter dem Einfluß der Gifte und werden undurch- 
    lässig. Der Schaden ist kaum wieder zu reparieren. Freie anorgani- 
    sche Säuren in den Nieren führen zu gesteigerter Quellung der Ge- 
    webe und machen dadurch die Nieren untüchtig. Verstehen wir jetzt 
    vielleicht die Ursache der vielen, vielen Nierenleiden nach dem Ge- 
    nuß von Obst und Früchten aller Art, besonders des ausländischen? 
    Im Jahre 1927 und 1928 betrug der Wert der eingeführten Früchte 
    nach dem Statistischen Amt über 400 Millionen RM. Was sind da für 
    unglaubliche Mengen an Konservierungsgiften aller Art mit herein- 
    gekommen und was für Spritzmittel müssen schon vor dem Versand 
    drin und dran gesteckt haben? Alles aber wurde begierig vom deut- 
    schen Volke aufgenommen und verzehrt. 
    
    Da nicht alle Obstsorten haltbare Früchte liefern, so sorgt die 
    Hausfrau im Herbst für Trockenobst aller Art zur späteren Ver- 
    wertung, so war es wenigstens früher einmal. Was die Hausfrau sich 
    dann an Äpfeln und Birnen in Scheiben oder Schnitzeln trocknete, 
    
    
    247 
    
    
    das sah schrumpelig und unansehnlich aus, es hatte eine braune, 
    dunkle Farbe und war erst nach langem Weichen zu gebrauchen. Die 
    Zwetschgen waren hart und klein. Doch half sich die Hausfrau zum 
    Kompott als Nachspeise mit derart getrockneten Früchten. In neuerer 
    Zeit hat sich die Lebensmittelindustrie der verschiedenen obsterzeu- 
    genden Länder der Sache angenommen, und es gibt heute die ver- 
    schiedensten Arten getrockneten Obstes aller Art in Mengen zu kau- 
    fen. Aber wie kommt es wohl, daß die Ringäpfel so hell und weiß 
    aussehen und schmiegsam und weich sind, ganz anders als Selbst- 
    Getrocknetes? Die Pflaumen sind glänzend schwarz und weich, ja 
    saftig, und die Aprikosen und Pfirsiche machen gar keinen schlech- 
    ten Eindruck. Forscht man nach, so finden sich folgende Behand- 
    lungsweisen: 
    
    Die Ringäpfel werden entweder auf Zinkdrahtnetzen getrocknet 
    oder mit Zinkpuder bestrichen. Es entwickelt sich dann das gesund- 
    heitlich so äußerst bedenkliche Zinkeiweiß. Dieses giftige Metalloxyd 
    gibt den Ringäpfeln die schöne weiße Farbe und konserviert gleich- 
    zeitig. Wie lange wird sich die Hausfrau und der Importeur vom 
    Schein trügen lassen? Das Trocknen in der Sonne ist inzwischen 
    immer mehr verdrängt worden durch die großen Dampftrocknungs- 
    apparaturen, in denen bei mäßiger Hitzeeinwirkung unter gleich- 
    zeitiger Wasser dampf an Wendung die Früchte nicht so sehr geschädigt 
    werden wie bei scharfer Hitze. Leider gehen bei diesem Verfahren 
    nicht nur das überschüssige Wasser, sondern auch aromatische Stoffe 
    fort, der Zucker beginnt sich zu verwandeln und die Vitazyme wer- 
    den zerstört. Der gesunde Gehalt der Früchte ist zum Teil verloren 
    gegangen. 
    
    Backpflaumen, richtiger Zwetschgen, werden vor dem Trocknen in 
    eine Lauge getaucht, damit die Haut rissig wird un$ dadurch das 
    Trocknen schneller vor sich geht. Nach dem Trocknen werden die 
    Früchte dann in geschlossenen Apparaturen gedämpft. Dadurch wer- 
    den sie weicher und saftiger und erhalten die schwarz glänzende 
    Haut. 
    
    Zur Erzielung größerer Haltbarkeit und einer gefälligeren Be- 
    schaffenheit werden die Früchte in neuerer Zeit fast ständig mit 
    schwef eliger Säure behandelt. Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, Prünellen, 
    Pflaumen, Zwetschgen, Walnüsse, Rosinen, vor allem aber die 
    schönen weißen Ringäpfel werden ausgiebig geschwefelt. Die Früchte 
    werden in Räumen untergebracht, wo Schwefel verbrannt wird. Da- 
    bei entsteht schweflige Säure. Diese ungesättigte schweflige Säure 
    entzieht allen Früchten den erreichbaren Farbstoff und verwandelt 
    die dunkle, unansehnliche Farbe in eine hellere Tönung. 
    
    Diese Schwefelung des Trockenobstes dient einem doppelten 
    Zweck. Es ist eine Notmaßnahme gegen Maden und Käferfraß. Alle 
    Insekten sind Geschöpfe aus Phosphor und Ammonium. Schon 
    kleinere Mengen von schwefligen Säuregasen vernichten alle Insek- 
    ten, ihre Larven und ihre Brut, da Phosphorverbindhngen durch die 
    
    
    248 
    
    
    unvollständigen Schwefelverbindungen in der schwefligen Säure sehr 
    leicht zerstört werden. Nun bleibt von der schwefligen Säure nur ein 
    geringer Teil am Obst haften und diese Spuren der Säure gehen 
    Verbindungen mit dem Zuckergehalt der Früchte ein. Es bleibt keine 
    freie, fressende Säure zurück. Nun sind seit der Entdeckung und 
    Entwicklung von Schwefelverbindungen in der Art der Sulfonamide 
    diese als sehr heilkräftig im Lebensbetrieb des Körpers festgestellt, 
    was nicht bestritten werden kann. Auch ist bekannt, daß Schwefel- 
    salben und Schwefelbäder z. B. im Kampf gegen Hautkrankheiten 
    wie Sporiasis und gegen Hautunreinigkeiten und Befall durch Schma- 
    rotzer wie Krätzmilben sehr wirksam sind. Warum also das große 
    Geschrei, das in letzter Zeit gegen die Schwefelung des Trocken- 
    obstes als so sehr schädlich erhoben wird. Etwas muß zur Bekämp- 
    fung von Insektenfraß getan werden, sonst würde eine einwandfreie 
    Lagerung nicht möglich sein. Wäre die Schwefelung durch Hinein- 
    bringen des Trockenobstes in Räume, in denen Schwefel abgebrannt 
    wird, das Schlimmste bei der Herrichtung von Rosinen und Trocken- 
    obst aller Art, dann wäre der Schaden nicht schlimm. Aber es wird 
    im Versuch, das Aussehen des Trockenobstes zu schönen, noch manch 
    anderer Trick benutzt. Aber die Hersteller von Trockenobst haben 
    auch von den Bestrebungen der Gesundheitsbehörden und den 
    Reformbestrebungen in den Verbrauchergebieten gehört und behan- 
    deln das anzubietende Trockenobst nicht mehr gar so ausgiebig und 
    gesundheitsschädigend mit schwefliger Säure, wie es in vergangenen 
    Jahren der Fall war. 
    
    Da ist z. B. vor und während des ersten Weltkrieges die künstliche 
    Trocknung im „Dehydrator“, zu deutsch dem „Wasserentzieher“, ent- 
    wickelt worden. Diese Apparatur ist gebaut wie eine niedrige, lang- 
    gestreckte Scheune aus Wellblech. Die zu trocknenden Früchte wer- 
    den, in entsprechende Schalen und Behälter gelagert, auf dem laufen- 
    den Band durch den Schuppen in etwa 10 bis 15 Stunden, je nach der 
    Art der Frucht, langsam hindurchbewegt. Am Ende des Ganges wer- 
    den sie automatisch gedreht und gehen durch den anderen Teil des 
    Doppelganges in weiteren 10 bis 15 Stunden an das Eingangstor zu- 
    rück. Durch diesen Tunnel wird ein warmer Luftstrom von etwa 
    60 Grad hindurchgeblasen, der in gewissem, abgestimmten Ver- 
    hältnis feucht gehalten wird. Dieser feuchtwarme Luftstrom entzieht 
    der Frucht das Wasser besser und gleichzeitig schonender als die bis 
    dahin nur angewandte Sonnentrocknung. Bei der Sonnentrocknung 
    sind die Erzeuger zu sehr an die klimatischen Verhältnisse gebunden, 
    die in Kalifornien sehr wechselvoll sind, während in Griechenland, 
    der Türkei und dem Orient die Sonnentrocknung noch heute ge- 
    bräuchlich ist. Die Sonnentrocknung ist in einer Weise vorzuziehen, 
    aber sie ist doch wieder sehr unsauber und zieht das Ungeziefer an, 
    neben dem Staub u. a., was im Freien nicht zu vermeiden ist. Das 
    fertige Trockenobst muß deshab vor der Verpackung noch gereinigt 
    und im Aussehen verbessert werden. Im Orient und in Griechenland 
    
    
    249 
    
    
    geschieht das nach der leichten Schwefelung zur Ungeziefervertrei- 
    bung und -Bekämpfung durch Reinigen und nachfolgendes ölen. Das 
    ist der Grund, warum griechische und türkische Rosinen immer etwas 
    ölig sind. Die kalifornischen können, wenn der Erzeuger darauf 
    achtet, bei so mäßiger Wärme im Dehydrator getrocknet werden, daß 
    nur wenig Schaden angerichtet wird. Derart getrocknete kalifornische 
    Früchte sind frei von Ungeziefer und sauber. Sie sind auch nicht 
    hart geworden, sondern behalten bei richtiger Handhabung der Appa- 
    ratur eine gewisse Weichheit und in gewisser Weise auch noch 
    einen Teil des natürlichen Geschmackes der frischen Frucht. Maß- 
    geblich beteiligt an der Entwicklung dieser Trocknung im Dehydra- 
    tor war und ist Otto Carque, Inhaber der Firma „Carque Pure Food 
    Company, Inc., Los Angeles, Cal.“ Er beschreibt die ganze Methode 
    sehr eingehend in seinem Buch „Rational Diet“, Rationelle Ernäh- 
    rung. Wenn die ganze Methode der Trocknung in dieser neuartigen 
    Weise richtig durchgeführt wird, dann brauchen die Früchte nicht 
    geschwefelt zu werden. Allerdings muß dann die Verpackung so er- 
    folgen, daß während der Lagerung und der Verschiffung kein Unge- 
    ziefer Zugang zu den Früchten erhält. Das aber ist nicht immer 
    leicht. Es wird erreicht durch Verpacken in Pappkartons, die nachher 
    gut verleimt werden. 
    
    Die Walnüsse werden im Orient und auf dem Balkan nach dem 
    Herunterfallen von den Bäumen nur getrocknet und kommen dann 
    „natural“ zum Versand. Der ursprüngliche süße Geschmack der Nuß 
    wird dadurch erhalten, aber die Nuß hält sich kaum von einem Jahr 
    zum anderen. Die französischen Walnüsse werden nach der Ernte 
    vorgetrocknet, in einem Wasserstrahl gereinigt und dann in Räume 
    hineingehängt, in denen Schwefelfäden verbrannt werden. Die ent- 
    stehende schweflige Säure bleicht dann die Schale, ohne daß der Kern 
    bei heilen Nüssen davon betroffen wird. Die dünne Haut um das 
    Fleisch der Nußkerne ist bei französischen Nüssen etwas bitterer als 
    bei den orientalischen Nüssen. Bei offenen Walnüssen wird der Kern 
    angegriffen, bei geschlossenen nicht. Bei guten Nüssen besteht daher 
    trotz der Schwefelung keine Gefahr der Vergiftung durch schweflige 
    Säuredämpfe. 
    
    Wenn man sicher wäre, daß das Trockenobst außer der Trocknung 
    und den vorbeschriebenen Verfahren nicht noch mit chemischen Mit- 
    teln zur Konservierung und zur Verschönerung behandelt wäre, dann 
    wäre nichts dagegen einzuwenden. Vor jeder künstlichen Behand- 
    lung mit chemischen Mitteln muß man sich hüten, wenn man auf ge- 
    sundheitlichen Wert bedacht ist. Besonders gefährlich für den Ver- 
    braucher aber ist die Überarbeitung und Wiederauffrischung von 
    durch zu lange Lagerung oder aus sonstigen Gründen schlecht ge- 
    wordenem Trockenobst. Derart behandelte Ware wird oft weit unter 
    dem normalen Preis angeboten und unbesehen gekauft. Wenn man 
    auch nicht gleich daran stirbt, so besteht doch die Gefahr, daß durch 
    tägliche Häufung auch geringster Mengen chemischer Gifte schwere 
    
    
    250 
    
    
    und oft unerklärliche Gesundheitsstörungen entstehen können. Der 
    Gebrauch von Kunstfarben ist besonders gefährlich, da alle Farb- 
    stoffe und alle Chemikalien aus Teerabkömmlingen heute als krebs- 
    zeugend erkannt und gefürchtet sind. 
    
    Obstkonserven 
    
    Aber das Obst wird nicht nur zur Konservierung getrocknet, son- 
    dern in noch größeren Massen als Konserven in Dosen in den Handel 
    gebracht. 350 000 Tonnen inländisches, über die doppelte Menge an 
    ausländischem Obst aus den USA, Mexiko, Kanada, Brasilien, Argen- 
    tinien, Chile, Südafrika, Georgien, Griechenland, Türkei und den 
    Balkanländern wurden vor dem Kriege jährlich in Deutschland zu 
    Obstkonserven oder Marmeladen verarbeitet. Was sind nun Obst- 
    konserven? Alle Vorarbeiten zur Konservierung geschehen rein 
    maschinell, sogar das Enthäuten der Pflaumen. Zu diesem Zweck 
    werden die zu schälenden Früchte zunächst in eine heiße Natronlauge 
    gelegt und oberflächlich wieder getrocknet und dann einige Minuten, 
    je nach Art der Früchte, in eine kochende bis 10°/oige Natronlauge 
    getaucht. Nachher kann man dann die Haut oder die Schale durch 
    fließendes Wasser ab waschen. Die oft zähe Haut der Früchte wird 
    durch die Lauge gelöst, wird aber die Lauge, die doch auch die 
    menschliche Haut und vor allem die feinen Schleimhäute der inneren 
    Organe angreifen wird, durch das Waschen restlos wieder entfernt? 
    Glaubt man wirklich, daß diese Behandlung tatsächlich unschädlich 
    ist? 
    
    Die Früchte werden dann in Kupfer-Blanchierkesseln vorgekocht, 
    also blanchiert. Dabei verlieren sie die Farbe und müssen des besse- 
    ren Aussehens wegen wieder aufgefärbt werden. Grüne Früchte wer- 
    den durch Zusatz von Kupfersulfat gegrünt und alle anderen durch 
    entsprechende Teerfarbstoffe „leicht gefärbt* 4 . Die Farbstoffe wirken 
    zwar nicht sofort tödlich, aber man bedenke doch die gehäufte Wir- 
    kung im Laufe der Jahre auf die Nierentätigkeit. Nach dieser Vor- 
    behandlung werden die Früchte in Dosen gefüllt und mit einer 
    Zuckerlösung bedeckt oder vorher noch in einer starken Zuckerlösung 
    gekocht und dann eingelegt. 
    
    Was der Zucker ist, werden wir noch erfahren. Hier interessiert 
    uns nur noch, was nun geschieht. Die Dosen werden verschlossen 
    und nun in Autoklaven bei 100 bis 104 Grad Hitze bis IV2 Stunden 
    sterilisiert. Nach allem, was über die Einwirkung der Siedehitze auf 
    die Nahrungsmittel in diesem Buche schon gesagt wurde, erübrigt es 
    sich, noch des näheren darauf einzugehen. Was noch an Nahrungs- 
    werten vorhanden sein könnte, das wird bestimmt vernichtet sein, 
    aber das genügt trotz allem noch nicht zur Haltbarmachung auf un- 
    bestimmte Zeit. Eine Keimfreimachung wird wohl auf diese Weise 
    erzielt, nicht aber die Zerstörung der Pilzkeime, der Sporen und die 
    Möglichkeit der Neuentstehung derselben in den Konserven. Um 
    diese zu verhüten und sicher zu gehen, bedient sich die Industrie 
    
    
    251 
    
    
    und die Hausfrau gleicherweise der Salizylsäure als Konservierungs- 
    mittel. Salizylsäure wird durch Einwirkung von Kohlensäure aus 
    Karbolsäure und Ätznatron gewonnen. Sie erweist sich als schweres 
    Reizgift für Schleimhäute, Blutgefäße, Nieren und alle Organe. Auch 
    kleinste Mengen, immer wieder in den Körper gebracht, können 
    schlimme Wirkungen hervorrufen und doch scheint man ohne Salizyl- 
    säure heute nicht mehr leben zu können. Was ist das Ergebnis? 
    
    Bekannte Erscheinungen sind: Entzündungen der Haut und vor 
    allem der Schleimhäute des Mundes und der Kiefer und daraus ent- 
    stehende Erweichung der Zähne, im Magen Reizwirkung bis zu 
    Schleimhautgeschwüren, Reizung der Nieren zu starkem Harndrang. 
    Salizyl ist ein starkes Nierengift, das zu Nierenblutungen Veranlas- 
    sung gibt. Es entsteht Reizung aller Schleimhäute bis zu Blutungen. 
    Anormale Blutungen der weiblichen Geschlechtsorgane finden oft nur 
    in der Verwendung von Salizyl als Konservierungs- oder Heilmittel 
    ihre Erklärung. Das Herz beginnt stark unregelmäßig zu arbeiten. 
    Aile Lungenkrankheiten werden durch Salizyl verschlimmert. Die 
    Sinnesorgane erleiden eine Schwächung, bekannt ist das Ohrensausen 
    als Folge. Am folgenschwersten aber wirkt sie sich auf das Nerven- 
    system aus. Fast alle nervösen Störungen bis zu Tobsuchtsanfällen 
    können Folgen des Salizyls sein. Seine schädlichen Nebenwirkungen 
    sind so mannigfaltig wie wohl bei wenigen anderen chemischen Prä- 
    paraten, und trotzdem dieser allgemeine Verbrauch im Haushalt und 
    in der Industrie. Es wirkt halt langsam schleichend und schmerzlos, 
    bis es zu spät ist. 
    
    Da die desinfizierende Kraft der Salizylsäure oft nicht ausreicht, die 
    Obstkonserven von allen pilzlichen und bakteriellen Sporen zu be- 
    freien und die Entstehung neuer zu verhindern, so vereinigt man 
    diese Säure mit anderen konservierenden Mitteln, z. B. mit benzoe- 
    saurem Natrium, das schon in Mengen von 1 Gramm auf ein Liter 
    gut wirksam sein soll. Benzoesäure enthaltende Mittel für Obst- 
    konservierung sind: Benzoazyt, Benzoitol und Benzotron-Einmach- 
    tabletten. Auch Mikrobin (chlorbenzoesäures Natrium) wird häufig 
    an Stelle von benzoesaurem Natrium genommen. Mischungen aus 
    Benzoesäure, Ameisensäure und schwefliger Säure sollen auch sehr 
    wirksam sein. Ameisensäure wird auch allein, aber in größerer Menge 
    gebraucht, um die gleiche keimtötende Wirkung hervorzubringen. 
    
    Die charakteristische Giftwirkung der freien Säuren besteht in 
    ihrer Fähigkeit der Quellung von allem Protoplasma oder kolloiden 
    Eiweißkörpern. Das ist ja auch der Zweck der freien Salzsäurelösung 
    im Magen bei der Verdauung der stickstoffhaltigen Eiweißstoffe des 
    Fleisches usw. Ihre Wirkung zeigt die Ameisensäure offensichtlich 
    beim Insektenstich durch das Aufquellen der betroffenen Hautstellen. 
    In den Konserven zerstört sie durch diese Wirkung die Lebensfähig- 
    keit des Keimplasmas. Sie zerstört aber gleichzeitig alle Plasma- 
    stoffe im Obst und den zu konservierenden Sachen. Freie Säuren im 
    Magen, die nicht an den pepsinhaltigen Magensaft gebunden sind, 
    
    
    252 
    
    
    wirken sich aber ganz anders aus als die Magensalzsäure. Freie Säu- 
    ren werden in ihrer fressenden Wirkung nur gehemmt, wenn sie 
    durch basische Erdmineralien wie Kalk, Kalium, Natrium u. a. in 
    neutrale Salze umgewandelt werden. Finden sich in der präparierten 
    Konserve keine solchen, so greifen sie die Magen- und Darmschleim- 
    häute an, um sich an dem Mineralstoffgehalt dieser zu neutralisieren. 
    Dabei werden die Magen- Darmschleimhäute angegriffen und ver- 
    ätzt. Die Folgen möge sich der Leser selbst ausdenken. 
    
    Aber auch diese Zusätze an freien Säuren genügen nicht immer, 
    um Bombagen und damit Verluste für die Fabrik und den Vertrieb 
    zu verhindern und so greift der Fabrikant zu noch stärkeren Mitteln. 
    Es ist schon Natriumfluorid und Kryolith, ein ausgesprochen giftiges 
    Aluminiumsalz, in den Konserven gefunden worden. Wenn der Zu- 
    satz auch nur sehr gering ist, so genügen in der Homöopathie erwie- 
    senermaßen schon hohe Verdünnungen, um ausgesprochene Wirkun- 
    gen auszulösen. Hier aber sind die Zusätze noch immer in Gramm 
    auszudrücken, also nicht zu unterschätzen. Das Gesetz aber gibt dem 
    Hersteller die Möglichkeit, diese schweren Gifte zur Konservierung 
    zu verwenden, wenn der Zusatz klar und deutlich auf dem Etikett 
    vermerkt, d. h. „deklariert“ wurde. Ameisensäure und Benzoesäure 
    dürfen auch ohne Deklaration zugesetzt werden. Welche Hausfrau 
    hat wirklich schon einmal eine derartige Deklaration auf dem Etikett 
    der Dosen beachtet? Wenn sie diese wirklich zur Kenntnis genommen 
    hätte, was soll sie sich darunter vorstellen und was kann sie daraus 
    schließen? Hat sie denn genügend chemische Erfahrung, um zu wissen, 
    oder auch nur zu ahnen, daß das verzeichnete Mittel auf der Dekla- 
    ration die Anwesenheit eines schweren Giftes in der Konserve be- 
    deutet? Woher soll sie denn wissen, daß Salizylsäure, benzoesaures 
    Natrium, Mikrobin, Albenal, Ameisensäure und Natriumfluorid 
    schädliche, ja, ausgesprochen giftige Beimengungen sind, die als 
    Keimgift wirken und deshalb das Schlechtwerden verhindern? Oder 
    weiß der Krämer und der kaufmännische Angestellte, daß er seiner 
    Kundschaft mit Giften versetzte Konserven anbietet und verkauft? 
    Was sich hinter der Deklaration verbirgt, ist doch Fabrikgeheimnis. 
    
    Marmelade 
    
    Einen billigen Brotaufstrich liefert die Marmelade, die dem Käufer 
    in Gläsern, Blechdosen und Blecheimern angeboten wird. Der deut- 
    sche Soldat beider Weltkriege kennt sie zur Genüge. Was ist Mar- 
    melade? 
    
    Die vorsorgende Hausfrau und Mutter sucht für ihre Familie einen 
    billigen Brotaufstrich zu beschaffen. Sie stellt sich zu dem Zweck 
    stundenlang an den heißen Herd und verkocht die gewaschenen und 
    verlesenen Beerenfrüchte des Sommers, bis sie breiweich sind und 
    die Kerne sich vom Fruchtfleisch getrennt haben. Dann schüttet sie 
    gewichtsmäßig die gleiche Menge oder etwas weniger weißen Zucker 
    hinzu und kocht noch einmal, bis die ganze zuckersüße Masse gelier- 
    
    
    253 
    
    
    fähig geworden ist. Dann füllt sie in Gläser ab und bindet mit Papier 
    zu. Die erstarrte verzuckerte Fruchtmasse ist die beliebte Frucht- 
    marmelade, die in früheren Zeiten im Haushalt selbst hergestellt 
    wurde. 
    
    Machen wir uns klar, welch einem Selbstbetrug die Familie zum 
    Opfer fällt, wenn sie glaubt, darin einen idealen Brotaufstrich zu 
    besitzen. Was heißt Brotaufstrich? Wir sahen bei der Entstehung der 
    Brot- und Getreidekrankheiten, wie unrichtig es ist, seinen Gaumen 
    durch derart verzuckertes Zeug zu betrügen, die Saftabsonderung des 
    Mundes und des Magens zu verwirren und dann zu glauben, daß der 
    Mensch mit solch einem verwirrenden Speisegemisch eine aufbauende 
    Nahrung erhalte. Zu den Schäden, die dem Brotgenuß folgen wer- 
    den, tritt nun noch der Schaden, den das durch Kochen wertlos ge- 
    machte Obst und der Zucker im Körper anstiften. Aber die Hausfrau 
    hütet sich doch, bei der Herstellung dieser Marmeladen, noch offen- 
    sichtliche Gifte zur Haltbarmachung zu verwenden, da eine richtig 
    hergestellte Marmelade bei richtiger Aufbewahrung sehr lange halt- 
    bar ist. 
    
    Was aber hat die Industrie daraus gemacht? Eine sauber und ge- 
    wissenhaft hergestellte Marmelade müßte nach den gleichen Regeln 
    hergestellt werden, wie sie oben beschrieben wurden. Aber eine solche 
    Herstellung würde viel zu kostspielig werden, um ein Konsumartikel 
    für die Masse zu sein. Wie wird deshalb der billige Brotaufstrich, 
    Marmelade genannt, hergestellt? 
    
    Marmelade braucht erst dann als Kunstmarmelade bezeichnet zu 
    werden, wenn sie mit mehr als 25 °/o Obstrückständen aus anderen 
    Fabrikationszweigen der Obstverwertung hergestellt ist oder an 
    Stärkesirup oder anderen Ersatzbestandteilen mehr als 50 °/o enthält. 
    Was diese Prozentsätze nicht erreicht, gilt als gute Fruchtmarmelade 
    und die Hausfrau ahnt bestimmt nicht, was sich dahinter verbirgt. 
    Obstrückstände aller Art, Kerngehäuse und Kerne, Preßrückstände 
    aus der Obstsaftbereitung, Himbeerkerne und Johannesbeertreber 
    und was noch, Südfruchtschalen, nicht mehr ganz Einwandfreies, 
    alles geht in die Marmelade. Die eigentliche Grundsubstanz sind die 
    verschiedenen Fruchtpulpen, d. h. konserviertes Fruchtfleisch in 
    Eimern, das alle die konservierenden und zerstörenden Vorgänge 
    schon hinter sich gebracht hat, von denen oben bei den Fruchtkonser- 
    ven die Rede war. Da der deutsche Marmeladenfabrikant nicht auf 
    gleichmäßige Ernten rechnen kann und überhaupt in Deutschland 
    bisher nicht genügend angebaut wurde, ist er notgedrungen auf die 
    ausländischen Pulpen angewiesen und da diese im Aussehen, Ge- 
    schmack und Gelierkraft so gut wie alles eingebüßt haben, so muß 
    das alles künstlich ersetzt werden. Den Geschmack verleihen Wein- 
    säure und Essenzen, das Gelieren wird erzielt durch Zusatz von Ge- 
    liermitteln aller Art. Die „giftfreie, unschädliche“ Farbe aber liefert 
    die Teerfarbenfabrik. 
    
    Die Hauptmasse der Marmelade besteht aus Zucker, der zum Teil 
    
    
    254 
    
    
    durch Stärkesirup ersetzt werden kann. Über Zucker werden wir noch 
    zu reden haben. Wie Stärkesirup entsteht, erfahren wir im folgenden: 
    Grundsubstanz ist in Deutschland die Kartoffelstärke, in Amerika 
    die Maisstärke. Die Stärkemilch kocht man in verdünnter Schwefel- 
    oder Salzsäure. Nach Neutralisation mit kohlensaurem Kalk, Filtra- 
    tion in Kohlenfiltern, nach Konzentration und Konservierung ent- 
    steht als Endprodukt der zähklebrige Stärkesirup, der, mit einigen 
    Geschmackstoffen, Essenzen und Farben versetzt, allein schon als 
    Marmelade gelten kann. Würde man die Hydrolyse weiter führen, 
    so würde aus dem Stärkesyrup der Stärkezucker entstehen. Dieser 
    wird tatsächlich hergestellt und als „Traubenzucker“ nicht nur in den 
    Handel gebracht, sondern als Arzneimittel verwendet und verschrie- 
    ben. Die menschliche Natur muß über ungeheuerliche Regenerations- 
    kräfte und Fähigkeiten verfügen, wenn sie selbst bei schwächlichen 
    Konstitutionen fähig ist, solche Stoffe noch verhältnismäßig gefahrlos 
    über sich ergehen zu lassen. 
    
    Das Einkochen der Fruchtmasse erfolgt dann bei 100 bis 120 Grad 
    in Kochapparaten aus Kupfer. Die Konservierung wird unterstützt 
    durch Salizylsäure, Benzoesäure, benzoesaures Natron und Frisch- 
    erhaltungsmittel mit Fantasienamen, die aus diesen Stoffen herge- 
    stellt wurden. 
    
    Ein solches Obstfabrikat hat doch mit dem ursprünglichen Obst, 
    mit dessen Namen und Aroma es versehen ist, nichts mehr zu tun. 
    Es enthält außer dem Zucker oder dem Zuckerersatz doch höchstens 
    nur ein Viertel seiner Masse an Fruchtrückständen und ein Viertel 
    an Fruchtpulpen. 
    
    
    Fruchtsäfte 
    
    In meiner Kindheit kaufte die Mutter in großen Mengen zur Som- 
    merzeit Beerenobst und Steinobst aller Art und machte daraus Säfte, 
    die im Winter zu Suppen und Getränken verbraucht wurden und der 
    Stolz der Hausfrau waren. 
    
    Wozu werden diese mit soviel Mühe und Arbeit am heißen Herd 
    hergestellten Fruchtsäfte aus Beerenobst und weichen Früchten be- 
    nutzt? Überlegen wir uns das richtig. Da wird aus Getreideerzeugnis- 
    sen eine Grütze gekocht, die als Vorspeise dienen soll, oder ein Mehl- 
    pudding oder Auflauf für den Nachtisch. Um nun den trostlosen Ge- 
    schmack dieser Gerichte dem Gaumen angenehmer zu machen, ver- 
    sucht die Hausfrau der Familie oder den Gästen durch die Zugabe 
    der Obstsäfte einen Fruchtgeschmack vorzutäuschen. Der verkochte 
    Fruchtsaft in Verbindung mit Zucker hilft, den Gaumen zu betrügen, 
    und das Essen wird verzehrt, mag der Magen sehen, wie er mit dem 
    Getreidebrei zurecht kommt. Erinnern wir uns bitte daran, daß alle 
    gekochten oder gebackenen Getreidegerichte an sich schon nicht vom 
    Mundspeichel durchweicht werden können und deshalb fast unver- 
    daulich sind. Durch den Zusatz der gesüßten und verkochten Frucht- 
    säfte wird nun die Verwirrung der Nerven, durch welche der 
    
    
    255 
    
    
    Speichelfuß und die Magensäfte zur Arbeit angeregt werden, noch 
    größer. Die daraus entstehenden möglichen Folgen sind in vorher- 
    gehenden Abschnitten klar genug erläutert. Wenn schon derartige 
    Folgewirkungen durch den Verzehr der mit eigenen Fruchtsäften zur 
    Geschmackstäuschung angerichteten Speisen eintreten, dann überlege 
    man sich doch einmal sehr gründlich, was von den gewerbsmäßig 
    hergestellten Fruchtsäften zu erwarten ist. Die gewissenhaft arbei- 
    tenden Hersteller von Fruchtdicksäften und Süßmostereien arbeiten 
    ziemlich nach den gleichen Grundgedanken wie die Hausfrau, nur die 
    Konservierung muß durch Sterilisation und die Verwendung der 
    schon oft erwähnten chemischen Zusätze intensiver durchgeführt 
    werden, um Lagerfähigkeit zu erreichen und Verluste zu vermeiden. 
    
    Betrachten wir aber die Herstellung der Fruchtsäfte von der Seite 
    der billigen Massenfabrikation her, dann sieht die Sache anders aus. 
    Wären alle Fruchtsäfte, die alkoholfreien und die alkoholischen, der 
    Wein und die Liköre und alles, was dem Namen nach aus Früchten, 
    Weintrauben oder Beerenobst hergestellt sein soll, wirklich aus 
    Früchten und Trauben, dann müßte die ganze Erde ein blühender 
    Obstgarten sein und die Ernte würde wohl immer noch nicht aus- 
    reichen, die angebotene Menge herstellen zu können. Daraus erhellt 
    wohl zur Genüge die Tatsache, daß die Industrie gelernt hat, eine 
    große Abwechselung von Fruchtsaftersatz und daraus hergestellten 
    Getränken usw. herzustellen. Bei diesen muß die Kunst ersetzen, was 
    die Natur nicht in genügender Menge hervorbringen kann. Bei der 
    heutigen Vielseitigkeit der Industrie fällt es auch nicht schwer, ein 
    Produkt billig herzustellen, das vom Naturprodukt kaum zu unter- 
    scheiden ist. Die ahnungslose Hausfrau ist dazu jedenfalls nicht im- 
    stande. Die Fabrikationsvorgänge verlaufen ziemlich nach den gleichen 
    Prinzipien, wie schon oft erläutert, und auch die chemischen Konser- 
    vierungsmittel sind die gleichen: Benzoesäure, Ameisensäure, Salizyl- 
    säure, schweflige Säure usw., künstliche Farbstoffe, Aromastoffe, 
    Farben und Stärkesirup bilden den Strauß der Grundstoffe, aus 
    denen das ganze aufgebaut oder ergänzt worden ist. Da bleibt noch 
    übrig, ein Wort über den in Gaststätten angebotenen Zitronensaft zu 
    bringen. Zitronensaft hält sich trotz beigefügter Konservierungsmittel 
    sehr schlecht und wird deshalb sehr oft ganz aus Kunststoffen herge- 
    stellt: Künstliche Zitronensäure, Zitronenöl, Sacharin, Essenzen, Teer- 
    farben, Ameisensäure und Konservierungsmittel sind die Zutaten. 
    Ein solches Produkt wird dann dem auf seine Gesundheit bedachten 
    Reformer oder Alkoholgegner vorgesetzt und wahrhaftig auch ge- 
    trunken. 
    
    Inzwischen ist aber eine große Industrie von Erfrischungsgetränken 
    aufgebaut worden. Diese Erfrischungsgetränke werden gern von Kin- 
    dern und reformerisch eingestellten Leuten getrunken. Es sind die 
    künstlichen Limonaden und Fruchtsäfte. Ursprünglich sind Limo- 
    naden (Limon = Zitrone) Mischungen von Fruchtsäften, Zucker und 
    Wasser. Da es sehr schwierig ist, solche Mischungen auf Lager zu legen 
    
    
    256 
    
    
    und frisch zu erhalten, so kommen heute fast nur Kunstlimonaden 
    und Brauselimonaden in den Handel. Eine Vorschrift zur Bereitung 
    von künstlichem Fruchtsirup sieht etwa so aus: 
    
    Süßstofflösung: Man löse 100 Gramm Dulcin in 30 1 stark- 
    kochendem Wasser und gebe die Abkochung nach Zusatz von 50 Gramm 
    Süßstoff, Sacharin, in 65 kg kaltes Wasser. Bei längerer Aufbewah- 
    rung muß der Haltbarmachung wegen 60 Gramm benzoesaures 
    Natron auf 100 1 Flüssigkeit hinzugetan werden. 
    
    Säurelösung: Weinstein- oder Zitronensäure löst man in 
    einem gut emaillierten Gefäße in der gleichen Menge kochenden 
    Wassers und filtriert die Lösung. 
    
    Farbe: 50 Gramm der gewünschten Farbe werden in einem 
    Liter siedend heißem Wasser unter Umrühren aufgelöst. Soll die 
    Farbe längere Zeit halten, so muß mit benzoesaurem Natron konser- 
    viert werden. Das benzoesaure Natron ist in kochendem Wasser zu 
    lösen. 
    
    Zu diesen Grundstoffen treten dann Wasser, Schaummittel und 
    Konservierungsstoffe. Zum Aromatisieren nimmt man künstlich her- 
    gestellte Ester: ameisensaure Buttersäure oder essigsaure Äthyl- und 
    Amylester, die einen obstartig aromatischen Geruch und Geschmack 
    besitzen. Auch salpetrigsaurer Athylester gibt einen der angegebenen 
    Frucht eigentümlichen Würzduft. Konzentrierte Fruchtaromate aller 
    Art werden heute laufend fabriziert und verkauft, auch an die Haus- 
    frau. Zusätze von künstlichen Schaummitteln ergänzen die Täuschung. 
    Diese Schaummittel sind die Saponine aus Quillajarinde, Seifenwur- 
    zel oder Roßkastanie. Diese Saponine sind natürliche Ester von 
    Zuckerarten mit aromatischen Stoffen. Sie wirken ähnlich giftig wie 
    die Alkaloide der Genußgifte auf Mensch und Tier, von denen noch 
    die Rede sein wird. Die genannten Saponine sind Blutgifte und be- 
    wirken die Auflösung der roten Blutkörperchen. 
    
    Das Süßstoffgesetz vom 14. Juli 1926 verbietet, daß Lebens- und 
    Arzneimitteln bei ihrer gewerbsmäßigen Herstellung Süßstoff zuge- 
    setzt wird und daß solche Genußmittel angeboten und in den Handel 
    gebracht werden dürfen. Von diesen Bestimmungen sind folgende 
    Ausnahmen gestattet: „Benzoesäuresulfinid und Dulcin dürfen ver- 
    wendet werden zur gewerbsmäßigen Herstellung von Limonaden 
    und Kunstlimonaden, alkoholfreien Kalt- und Heißgetränken sowie 
    Grundstoffen hierzu, ferner zur Herstellung von Essig, Mostrich, 
    obergärigem Bier, Eßoblaten, Kautabak und Kaugummi.“ 
    
    Das, was wir soeben in seine giftigen Grundstoffe zerlegten, ist ein 
    Genußmittel, das öffentlich angeboten und an heißen Tagen viel ge- 
    trunken wird. Ironie des Schicksals: Kranke und Schwache, die keinen 
    Alkohol vertragen können und Lebensreformer und Alkoholgegner, 
    die da glauben, auf ihre Gesundheit achten zu müssen und bemüht 
    sind, alles Schädliche fernzuhalten, trinken mit der Limonade unbe- 
    kömmliche Gift- und künstliche Duft- und Farbstoffe. Sie können es 
    
    
    17 Sommer, Ernährung 
    
    
    257 
    
    
    nicht wissen, daß solche Erzeugnisse in die Gruppe der alkoholfreien 
    Erfrischungsgetränke eingereiht sind und verkauft werden dürfen. 
    
    Gemüseanbau 
    
    Über den Wert des Rohgemüses in jeder Art ist in diesem Buche 
    schon soviel gesagt worden, daß es keines weiteren Hinweises mehr 
    bedarf, und doch muß immer wiederholt darauf hingewiesen werden. 
    Das biologisch richtig angebaute Gemüse, das grüne sowohl als auch 
    das Wurzelgemüse ist die wertvollste und durch nichts zu ersetzende 
    Nahrung für Mensch und Tier. Die grünen Kräuter und das Wurzel- 
    gemüse sind gesättigt mit allen erdigen Grundstoffen, den Erdmine- 
    ralien aller Art, den Vitazymen und pflanzlichen Hormonen, den 
    Enzymen und Anregungsstoffen aller Art, ohne die das Leben des 
    Menschen einfach verkümmern würde und ein gesundes, kräftiges 
    und ausdauerndes Schaffen überhaupt unmöglich wäre. Es ist die 
    Quelle reinster und bester Gesundheit und höchster Lebensfreude 
    und Schaffenskraft, wenn der Mensch es so genießen würde, wie es 
    Gott geschaffen hat, ungekocht und unbehandelt. Es wächst und ge- 
    deiht auf dem Erdboden in großen Massen und immer wechselnden 
    Arten. Alle Menschen und alles Getier auf Erden könnten sich daran 
    satt essen, wenn der Mensch die Gesetze seiner Lebenserhaltung 
    nicht auf den Kopf gestellt hätte und darauf bestände, sich vom 
    Fleisch der Tiere und von Erzeugnissen des tierischen Lebens zu er- 
    nähren. Mit dem Übergang zum Verzehr der vom Tier stammenden 
    Genußmittel ging eine mehr oder minder ausgeprägte Geringschät- 
    zung der pflanzlichen Nahrungsmittel, besonders der Gemüse und 
    Wurzelgemüse, Hand in Hand. Es sank von dem hohen Ansehen der 
    natürlichen Nahrung für Mensch und Tier herab zu einer bloßen Er- 
    gänzung der begehrten vom Tier stammenden Genußmittel. Die Ge- 
    ringschätzung des Nahrungs wertes der Gemüsenahrung wurde er- 
    gänzt durch eine unnatürliche, lebenzerstörende Zubereitungsart der- 
    selben. Man kochte die Gemüse breiweich, zerstörte dadurch den 
    feinstofflichen, biologisch richtigen, lebenskräftigen und lebenerhal- 
    tenden Aufbau der Pflanzenfaser selbst und vernichtete alles Leben 
    und alle aufbauenden und lebenerhaltenden Stoffe darin. Man aß 
    und ißt dann eine ausgelaugte, zerkochte, chemisch veränderte und 
    geschmacklose Masse von Zellulose, die man durch Salzen und Wür- 
    zen und Hinzufügen von Fleisch oder Speck überhaupt erst wieder 
    in eine genießbare Speise zu verwandeln sucht. Man entwertet durch 
    die Zubereitung das edelste Nahrungsmittel, das auf Erden wächst 
    und wundert sich dann, wenn das Menschengeschlecht langsam ver- 
    kümmert und entartet und in Krankheit und Elend zu versinken 
    droht. 
    
    Aber man begnügte sich nicht mit dem Erfolg dieser folgenschweren 
    Änderung der Ernährungsgrundsätze. Man brachte es zuwege, durch 
    die Einführung des Monopols am Boden, des Bodenbesitzrechtes, einen 
    Teil der Menschen gewaltsam davon abzuhalten, sich im eigenen 
    
    
    258 
    
    
    Garten das für ihn unersetzliche Gemüse anzubauen, und schuf eine 
    vom Boden losgelöste, entwurzelte städtische Bevölkerung. Diese 
    mußte trotzdem ernährt werden, und so entstand im Lauf der Jahre 
    eine bodenständige ländliche Bevölkerung, die zum Verkauf be- 
    stimmte Nahrungsmittel anbaute und erzeugte, und eine bodenbesitz- 
    lose städtische Bevölkerung, die sich die notwendige Nahrung von 
    den Bodenbesitzenden kaufen mußte. Die Nahrungs- und Genußmit- 
    tel wurden dadurch Handelsartikel, die nicht mehr ihres gesundheit- 
    lichen Wertes wegen angebaut wurden, sondern des zu erzielenden 
    Gewinnes wegen. Dieser war um so größer, je schwerer und massiger 
    das Erzeugnis wurde. Das verführte die Menschen dazu, von dem 
    natürlichen Gesetz der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit abzugehen 
    und darauf bedacht zu sein, möglichst gewichtige, schwerwiegende 
    Massen zu erzielen, die ja nicht nach dem Gesundheitswert und der 
    Bekömmlichkeit, sondern nur nach Gewicht bezahlt wurden. So ent- 
    standen zur Erlangung erhöhter Profite oder erhöhter Rentabilität 
    durch Massenanbau die modernen Düngemethoden, die von der 
    Düngemittelindustrie ins Leben gerufen und durch deren Forschungs- 
    institute immer weiter vorangetrieben wurden. 
    
    Die natürliche Bodenfruchtbarkeit des Waldes erhält sich selbst 
    dauernd aufrecht und ergänzt sich selbst durch die Bodenfeuchtigkeit 
    und die feuchtwarme Beschaffenheit der faulenden Laubdecke. Durch 
    die dichte Blätterkrone überschattet, entwickelt sich im Waldboden 
    ein reges Leben im Humus. Dieses zersetzt nicht nur die fallenden 
    Blätter, sondern auch die obersten Erdschichten, so daß sich aus der 
    Erde immer von neuem eine mineralstoffreiche Bodengare bildet. 
    Holzt man den Wald ab, so entsteht eine schattenlose Steppe, in der 
    sich das Bodenleben und die Bodengare nicht entwickeln und er- 
    halten können. Damit hört der natürliche Ersatz der durch den Pflan- 
    zenwuchs verbrauchten und abgeernteten Mineralstoffe auf und die 
    Fruchtbarkeit läßt von Jahr zu Jahr nach. Dieses Gesetz der ab- 
    nehmenden Bodenfruchtbarkeit des Ackerbodens nach Abholzung des 
    Waldes suchte der moderne Mensch durch die Düngung, d. h. durch 
    Zufuhr neuer wasserlöslicher Nährstoffe für den Boden zu über- 
    winden und brachte die bei der Tierhaltung abfallenden Exkremente 
    mitsamt der Jauche auf den Acker. Dadurch wurde zwar nicht die 
    sengende Kraft der Sonne auf die Stoppeln oder die gemähte Wiese 
    aufgehoben, aber es wurde den Pflanzen die Möglichkeit gegeben, 
    wasserlösliche „Nährsalze“ aufzunehmen. Gleichzeitig wirkte der 
    Harnstoff und die Harnsäure im Boden wie eine Peitsche. Der Stick- 
    stoff kann zwar die benötigten Mineralstoffe im Boden nicht lösen 
    und den Mangel an erdigen Grundstoffen nicht ersetzen, aber er hat 
    die Fähigkeit, als basische Ammoniumverbindung wie ein basisches 
    Mineral zu wirken und wird nun von der Pflanze als Ersatz für die 
    fehlenden Mineralstoffe in das Zellgewebe eingelagert. Dadurch er- 
    hält die Pflanze ein kräftiges, dickes Aussehen und massiges Gewicht, 
    aber der wirkliche Gehalt fehlt und das geerntete Korn, die geernte- 
    
    
    259 
    
    
    ten Gemüse erweisen sich als nicht so haltbar und widerstandsfähig 
    wie die nach dem Roden zuerst angebauten Getreide- oder Gemüse- 
    pflanzen. 
    
    Als dann von den Chemikern die Entdeckung gemacht wurde, daß 
    das menschliche und tierische Gewebe des Körpers aus Eiweißstoffen 
    auf gebaut war, begann, wie schon gezeigt, die scheinbar wissenschaft- 
    lich unterbaute Überschätzung der Eiweißstoffe als Ernährungs- 
    grundlage für den Menschen. Man übertrug diesen Glauben an den 
    Wert der stickstoffhaltigen Eiweißstoffe auch auf die Ernährung der 
    Pflanzen. Man brachte dementsprechend stickstoffhaltige Düngemittel 
    aufs Land, die zu Anfang aus Südamerika als Chilesalpeter und 
    Guano eingeführt wurden. Beide Mineralien sind Gebilde aus der 
    Vorzeit. Der Guano in seinen verschiedenen Arten und aus seinen 
    verschiedenen Fundgebieten ist wohl von Vogelmist überzogen, seine 
    Grundbestandteile aber sind besondere Ablagerungen aus dem Welt- 
    meer, die bei der Bildung der Gebirgszüge an die Oberfläche kamen. 
    Der Versuch glückte scheinbar. Die Erträge des Ackerbaues steigerten 
    sich durch die Anwendung der stickstoffhaltigen Düngesalze aus 
    Übersee zusammen mit der Entdeckung, daß die kalihaltigen Ab- 
    raumsalze bei der Steinsalzgewinnung die dem Boden durch Raub- 
    bau entzogenen Kalisalze ersetzen konnten. Auf diesen beiden Grund- 
    lagen baute sich die Verwendung der chemischen Düngemittel auf, 
    bis der erste Weltkrieg die Einfuhr von überseeischen Düngesalzen 
    unmöglich machte. Da mußte die inzwischen industriell ausgewertete 
    Entdeckung der Stickstoffgewinnung aus der Luft ersetzen, was die 
    Schiffe nicht mehr bringen konnten. Es begann die großindustrielle 
    Herstellung rein chemischer Erzeugnisse, der sogenannten Handels- 
    dünger. Von da an schien es möglich zu sein, die Fruchtbarkeit der 
    Äcker beliebig zu steigern. Aber der Schein trügt. Es gab wohl viel 
    Gewicht, denn die Pflanzen wurden träge und bauten die basischen 
    Ammoniumverbindungen der Salpetersalze oder der chemisch er- 
    zeugten Ammoniumsalze in ihr Gefüge ein anstelle der ohne die 
    Humusdecke nicht mehr zu lösenden erdigen Grundstoffe. Die Salze 
    der Erdmineralien, die man den ammonium- oder stickstoffhaltigen, 
    chemisch erzeugten Düngemitteln beifügte, kann die Pflanze nicht 
    gebrauchen. Die Erden bilden sich nicht aus Salzen der Erdmine- 
    ralien, sondern aus Mineralstof faschen. Die Gesteine, aus deren Ver- 
    witterung die Erden entstanden sind, bildeten sich in der Vorzeit aus 
    dem kristallisierten Glasfluß von wasserunlöslichen Mineralstoff- 
    aschen, nicht aber aus wasserlöslichen Salzen. Salze zerstören das 
    Leben im Ackerboden und ein von Meeresfluten überspültes Stück 
    Land braucht lange Jahre, ehe es wieder als Ackerland Verwendung 
    finden kann. Die in der einstigen Sonnenglut des Erdkörpers ver- 
    aschten Mineralstoffe der Erdrinde erstarrten bei ihrer Abkühlung 
    im Glasfluß. Die Kristallisation dieser im Glasfluß erstarrten Aschen 
    türmte dia entstehenden Gesteinsmassen zu Bergen und Gebirgs- 
    zügen. Aus der Verwitterung der Gesteine und deren Zerfall bildeten 
    
    
    260 
    
    
    sich die Erden, aus denen das Leben hervorbrach und in der Form 
    der grünen Pflanzen zuerst sichtbare Gestalt annahm. Aus wasser- 
    unlöslichen Erden und Gesteinen baut sich das Leben auf und wasser- 
    unlösliche Erden, Lehme, Sande und Gesteine erhalten es in ewiger 
    Gesundheit. Die wasserlöslichen ammoniumhaltigen Düngesalze und 
    die tief aus dem Schoße der Erde geholten Kalisalze fördern das 
    Bodenleben nicht, sie verbessern die Bodengare nicht, sondern stören 
    sie oft sehr empfindlich und ein Übermaß bewirkt das Gegenteil des 
    gewünschten Erfolges. Es läßt den Boden offensichtlich erkranken, 
    und mit dem Boden leiden auch die Pflanzen. Kranke Böden, stark 
    versäuerte und unfruchtbar gewordene Böden treten mehr und mehr 
    in Erscheinung; denn die wasserlöslichen stickstoffhaltigen Dünge- 
    salze verderben alles, was die Natur bisher so mühsam aufgebaut 
    hatte. Die schlimme Wirkung zeigt sich im Boden nicht von heute auf 
    morgen, aber im Laufe der Jahre summiert sich die krankmachende 
    Wirkung auch mäßiger Mengen von rein chemisch erzeugten 
    Düngesalzen, bis das Maß voll ist. Dann wird auch eine kräftige und 
    ausgeklügelte Dunggabe unwirksam bleiben und die Bodenfrucht- 
    barkeit trotz der sich immer wieder durchsetzenden Erneuerungs- 
    kraft des Bodenlebens restlos vernichtet sein. Die Versteppung, auch 
    des deutschen Bodens, schreitet munter fort. Wie lange noch und der 
    deutsche Boden wird bei Fortführung der heutigen Düngewirtschaft 
    und der Abholzung bald die Menge der Bevölkerung nicht mehr tra- 
    gen können und so verarmen wie der Boden der Mittelmeergebiete. 
    Noch ist es Zeit zur Umkehr, noch ist es möglich, bei natürlicher Er- 
    nährung der Menschen, ohne den Umweg über das Vieh und ohne 
    künstliche Düngesalze, die Fruchtbarkeit der in Gärten zu wandeln- 
    den Felder so gesunden zu lassen, daß die Erde genug hervor- 
    bringen wird, um alle satt machen zu können. Liebig und Haensel 
    erkannten die wirklichen Zusammenhänge und lehrten den Ersatz 
    der dem Acker entzogenen Mineralstoffe durch Gesteinsmehle. Man 
    vergleiche auch Julius Haensel „Brot aus Steinen“. 
    
    Schon merkt die Wissenschaft vom Ackerbau, daß es mit den 12 
    oder 14 Grundstoffen, die man bisher als notwendig für das Wachs- 
    tum der Pflanzen bezeichnete, nicht getan ist. Es fehlen die sogenann- 
    ten Spurenelemente, die in den Düngesalzen nicht enthalten sind und 
    im Ackerboden bei der neuen Düngungsart und der versteppenden 
    Humusdecke auch auf natürliche Weise, selbst wenn sie im Boden 
    vorhanden sind, nicht mehr gelöst werden können. Schon merkt die 
    Wissenschaft, daß es trotz guten Aussehens der Pflanzen doch am 
    wesentlichen fehlt. Abnahme der Fortpflanzungsfähigkeit, minder- 
    wertige Nachkommen bei den Tieren, die mit aus Düngesalzen er- 
    zeugten Futtermitteln ernährt wurden, die immer zunehmenden 
    Seuchen der Rinder und Schweine sind Anzeichen gestörter Nähr- 
    kraft der Erzeugnisse des Ackerbodens in der Viehzucht. Sehen wir 
    nicht die gleichen Erscheinungen im Leben der Kulturvölker? Fran- 
    zösische Forscher vertreten die Ansicht, daß die Steigerung der 
    
    
    261 
    
    
    Krebsanfälligkeit in Frankreich mit den Kalisalzen der Düngemittel 
    in Zusammenhang zu bringen ist. Bei schnell wachsenden Krebsge- 
    schwüren zeigt sich ein erhöhter Kaligehalt im Blute. Denken wir 
    uns diese Art der künstlichen Düngung jahrelang fortgesetzt, so wer- 
    den sich diese und andere Erscheinungen in erhöhtem Maße zeigen. 
    Sollte es nicht so sein, daß auf den kranken Böden auch kranke Men- 
    schen wachsen? 
    
    Im letzten Abschnitt dieses Buches wird gezeigt, wie die richtige 
    Ersetzung der sich durch die Ernten aufbrauchenden Mineralstoffe im 
    Boden durchgeführt werden muß, um wieder eine natürliche Boden- 
    fruchtbarkeit in die Wege zu leiten und auf dem so behandelten Gar- 
    tenboden gesundes und wirklich bekömmliches Gemüse zu ziehen. 
    Hier sei noch auf die Düngung der Erwerbsgärtner mit frischer 
    Abort jauche und nicht ver kompostiertem Mist und Jauche hinge- 
    wiesen. Nach den Anweisungen der Gartenbaubücher gibt es eine 
    Reihe von Gemüsearten, die gut auf Jauchegüsse ansprechen. Es sind 
    dies zur Hauptsache Blumenkohl, Kohlrabi, Spinat, Lattich (fälschlich 
    Salat genannt), Rosenkohl und alle anderen Kohlarten und Tomaten, 
    Gurken und dergleichen. Merkt denn die Hausfrau nicht schon beim 
    Zubereiten und Kochen dieser Gemüse den widerlich scharfen Dung- 
    geruch, der schon aus dem Topf steigt und das ganze Haus verpestet? 
    Spinat, auf solche Weise gezogen, ist als Frischgemüse, roh zube- 
    reitet, ungenießbar und für Kranke und Gesunde, denen er beson- 
    ders empfohlen wird, unbekömmlich. Noch schlimmer wird die Sache, 
    wenn man aus solchem Spinat Preßsaft für Säuglinge herstellen will. 
    Die Säuglinge bekommen davon Magendrücken und Verdauungs- 
    störungen. Was soll man aber erst sagen, daß mancher Gärtner sein 
    Lattichbeet am frühen Morgen erst mit einem Jaucheguß aus dem 
    eigenen Abort versieht und einige Stunden später den Kunden davon 
    frische Köpfe schneidet? Wissen die Leute nicht, daß derart gedüng- 
    tes und gejauchtes Gemüse ganz allein schon verantwortlich ist für 
    die ungeheuerliche Verwurmung der Gedärme so vieler Menschen? 
    Es wurde schon bei der Obstbaumdüngung gesagt, daß die stickstoff- 
    reiche Phosphordüngung Ungeziefer züchtet. Mit gejauchtem Gemüse 
    züchtet man die Wurmplage im Menschen aus den gleichen Gründen. 
    
    Unter den heute üblichen Anbaubedingungen ist ein gesundes, be- 
    kömmliches Gemüse kaum zu erhalten. Das aufgeschwemmte Dung- 
    gemüse ist an sich schon entwertet und deshalb gesundheitlich nicht 
    einwandfrei. Es ermangelt der natürlichen erdigen Grundstoffe, die 
    im schnell wachsenden und schwammig erscheinenden Gemüse durch 
    basische Ammoniumsalze ersetzt wurden. Diese aber bilden eine Ge- 
    fahr für die Gesundheit von Mensch und Tier. 
    
    Fügen wir diesem Gefahrenherd noch die Entwertung der Ge- 
    müsenahrung durch die Kochhitze und die landesüblichen Zuberei- 
    tungsarten selbst der Frischgemüse mit raffinierten und geschönten 
    „Speiseölen“ und Essig hinzu, dann hört die letzte gesundende Wir- 
    kung dieser naturnotwendigen Grundlagen der Ernährung für 
    
    
    262 
    
    
    Mensch und Tier auf. Es beginnt mit einer solchen Nahrungsgrund- 
    lage die Tragik menschlicher Leiden und fortgesetzten Krankheits- 
    elends. 
    
    
    Gemüsekonserven 
    
    Aber die schnell welkenden Gemüse des Sommers und die Garten- 
    früchte der einjährigen Fruchtstauden sollen für den Winter haltbar 
    gemacht werden, denn der Mensch will doch auch im Winter leben. 
    Da die vielgeplagte Hausfrau in der Stadt oft gar nicht die Möglich- 
    keit hat, sich selbst das Gemüse anzubauen oder es für den Winter 
    zu konservieren, so hat sich die Lebensmittelindustrie auch dieser 
    Nahrungsgrundlage bemächtigt und Dauergemüse und Konserven 
    aller Art daraus hergestellt. Feilgehalten werden besonders: Trok- 
    kengemüse, Essig- und Sauergemüse und Dosengemüse. Wie werden 
    diese hergestellt? 
    
    Das Trockengemüse wird nach mechanischer Vorbehandlung 5 bis 
    7 Minuten kurz aber kräftig abgebrüht und das Brühwasser zur Ver- 
    hinderung von scharfem Geschmack, aus den Düngemitteln stammend, 
    fortgegossen. Die Farbe sucht man zu erhalten durch Zusatz von 
    Kupfervitriol, und zum Schönen benutzt man schwefligsaure Salze 
    und Schwefeldioxyd. Gleichzeitig werden keimtötende chemische 
    Konservierungsmittel beigegeben, und dann folgt der eigentliche 
    Trocknungsvorgang in Trockenapparaten bei ca. 90 Grad Hitze. Was 
    nachbleibt ist eine entwertete, chemisch behandelte Zellulosemasse 
    von zweifelhaftem Wert und Geschmack. 
    
    Das Sauergemüse, wie z. B. Gurken, wird durchweg in einer 
    70 Grad heißen Salzlake vorbehandelt, die einen Zusatz von Wein- 
    steinsäure oder künstlicher Zitronensäure enthält und dem künst- 
    liche Konservierungsmittel zugesetzt sind. Spargel, Blumenkohl, Erb- 
    sen, Oliven, Perlzwiebeln usw. werden in der gleichen Weise vorbe- 
    handelt, aber entsprechend gefärbt oder mit Kupfervitriol gegrünt. 
    
    Nach dieser Vorbehandlung werden die Gemüse in eine siedende 
    vierprozentige Essiglösung gelegt, der Kochsalz, Weinsteinsäure und 
    Zitronensäure beigefügt ist. Gewürzt ist das Ganze mit Paprika, 
    Pfeffer und Ingwer und gegrünt mit Kupfer. In England benutzt 
    man zur Herstellung der sauren Mixed Pickles fast nur Holzessig, um 
    die Alkoholsteuer der durch alkoholische Gärung hergestellten Er- 
    zeugnisse zu sparen. Die Spuren des stark antiseptisch wirkenden 
    Kreosots im Holzessig machen diese Art besonders haltbar, sie sind 
    deswegen ja auch so berühmt. Das Gemisch wird alsdann in Dosen 
    gefüllt und 10 Minuten sterilisiert. Zur Konservierung werden die 
    schon bekannten Säuremischungen verwendet. 
    
    Das Sauerkraut ist im Heim ein Erzeugnis der natürlichen milch- 
    sauren Gärung der Zuckerstoffe im Kohlgemüse und als solches viel- 
    leicht noch ganz annehmbar. Was aber macht die Industrie daraus? 
    Zur schnelleren Säuerung wird eine hochgradige Salzlake mit chemi- 
    schen Gärmitteln dem vorbehandelten Kraut zugesetzt, in der die 
    
    
    263 
    
    
    Konservierungsmittel Benzoesäure, Ameisensäure oder schweflige 
    Säure nicht fehlen, um das Schimmeln zu verhindern. Dem fertigen 
    Produkt setzt man dann noch einmal Konservierungsmittel zu, um 
    spätere buttersaure Gärung zu verhindern, die das Produkt ver- 
    derben würde. 
    
    Man läßt solche Zubereitungen mit Reiz- und Giftstoffen mit der 
    Selbstbeschwichtigung gewähren, daß sie ja in nur geringer Menge 
    zur Anwendung kommen und deshalb keinen großen Schaden an- 
    richten können. Irrt euch nicht: Die Natur läßt sich nicht spotten! Sie 
    straft ohne Ansehen der Person und ohne Gnade und Barmherzigkeit 
    und schlägt die Menschen durch Krankheit und frühen Tod. 
    
    Am schlimmsten von allen Zubereitungsarten aber sieht es mit der 
    gewerbsmäßigen Herstellung von Dosengemüsen aus. Eigentlich 
    könnte ich mit diesem Satz schließen und auf die vorhergehenden 
    Abhandlungen über die Erzeugung von Konserven aller Art mit 
    chemischen Giften und Schönungsmitteln hinweisen. Aber jede Haus- 
    frau fühlt sich doch verantwortlich für die Gesunderhaltung ihrer 
    Familie und der geliebten Kinderschar, und deshalb muß sie wissen, 
    was sie ihrer Familie in Wirklichkeit vorsetzt, wenn sie sich durch 
    Kauf von Dosengemüse die Arbeit erleichtert und oft in den Städten 
    gar nicht anders kann, als diese Art Gemüsekonserven zu benutzen. 
    
    Die zu konservierenden Gemüse werden nach der mechanischen 
    Vorarbeit in Salzwasser vorgekocht und das Kochwasser fortgeschüt- 
    tet, um sie packfähig zu machen und strenge Geschmackstoffe auszu- 
    merzen. Durch diesen Vorgang verlieren die Gemüse nachgewiesener- 
    maßen bis zu 30 Prozent ihrer Zuckerstoffe und bis zu 80 und 90 Pro- 
    zent ihrer erdigen Grundstoffe aller Art, besonders jedoch ihre 
    Leichtmetalle, die so lebenswichtig sind. Schon diese Vorstufe ver- 
    nichtet damit die besten und wertvollsten Stoffe im Gemüse, die 
    allein schon genügt, um unsere Abneigung gegen solche Zubereitungs- 
    arten zu veranlassen. Aber beim Kochen lösen sich die Blattgrün- 
    körperchen, das Chlorophyll, auf. Dadurch werden die Gemüse grau 
    und unansehnlich. Um das zu verhindern, wird das Gemüse gegrünt. 
    Das geschieht teils schon durch Kochen in kupfernen Kesseln. Die ge- 
    ringen Mengen des freiwerdenden Kupfers hindern die Zersetzung 
    des Blattgrüns durch Bildung von durch nichts zu zerstörendem 
    Kupferchlorophyll. Dieses wirkt wie ein starkes Blutgift und ist als 
    solches bekannt. Um aber ganz sicher zu gehen, werden oft noch 
    Kupfermünzen mitgekocht oder Kupfersalze zugesetzt. Kupfern ist 
    laut Reichsgesetz vom 5. Juli 1887 verboten, aber die Konservenindu- 
    strie hat mit dem Hinweis auf die Konkurrenz des Auslandes auf die 
    Notwendigkeit der Erhaltung der grünen Farbe hingewiesen und ist 
    damit durchgedrungen. Frankreich z. B. verwendet regelmäßig Kup- 
    fersalze. Diese aber rufen schon bei einem Gehalt von 50 Milligramm 
    auf den Liter Übelkeit und Brechreiz hervor. Was aber geschieht, 
    wenn gekupferter Spinat z. B. schwächlichen und erholungsbedürf- 
    tigen Personen wegen des gerühmten Eisengehalts angeboten wird, 
    
    
    264 
    
    
    das entzieht sich bisher der Nachprüfung. Freie Kupfersalze und 
    deren Lösungen in den Nahrungsmitteln aber wirken immer leben- 
    zerstörend. 
    
    Aber nicht alle Gemüse sollen grün aussehen, ein Teil muß ge- 
    bleicht werden, wie z. B. Sellerieknollen, Kohlrabi, Spargel und 
    Schwarzwurzeln. Diese werden gebleicht durch Zusatz oder Entwick- 
    lung von schwefligen Säuren im Kochwasser oder durch Zusatz von 
    Alaun. Dies ist ein Doppelsalz von schwefelsaurem Kalium und 
    schwefelsaurem Aluminium. Schwarzwurzeln werden gebleicht mit 
    künstlicher Zitronensäure oder Essigsäure. Spargel, Blumenkohl und 
    so weiter mit schwefliger Säure. Auch durch Vorbehandlung mit 
    Äthylengas, einem ungesättigten, giftigen Kohlenwasserstoffgas, wer- 
    den die Gemüse gebleicht. 
    
    . Zum Färben benutzt man chemische Farbstoffe aller Art, die von 
    Iden chemischen Fabriken in reicher Auswahl angeboten werden und 
    Idurchweg Teerfarbstoffe zur Grundlage haben. 
    
    Nach all diesen Vorbehandlungen werden die Gemüse in die ver- 
    zinnten Weißblechdosen gefüllt, zugefalzt und zugelötet und dann 
    bei 110 bis 117 Grad in Autoklaven sterilisiert. Die Kochzeiten dauern 
    von 15 Minuten bis 30 und 60 Minuten. Man nimmt an, daß diese 
    enorm hohen Temperaturen eine intensive Keimfreimachung bewir- 
    ken, aber vorsichtshalber werden den Konserven noch die schon oft 
    erwähnten chemischen Konservierungsmittel zugesetzt. Diese Sterili- 
    sation bei so großen Hitzegraden zerstört im Gemüse restlos, wa? 
    darin an Nährstoffen noch hätte vorhanden sein können. Die Zellu- 
    lose wird restlos zertrümmert und der Gehalt gründlich zerstört, so 
    gründlich, daß kaum noch ein Geschmack an die ursprünglich benutz- 
    ten Gemüse erinnert. Aber nun setzt die Tragödie ein. Zinn ist in den 
    sauren Säften der Gemüse verhältnismäßig schwer löslich, aber reines 
    Zinn ist spröde. Um es geschmeidig zu machen, wird es mit einem 
    geringen BleiSusatz versehen. Erlaubt ist ein Bleizusatz von 1 Pro- 
    zent. Dieser Bleizusatz löst sich nun gar zu leicht im Saft der Ge- 
    müse und es entstehen Bleisalze. Diese aber sind auch in kleinsten 
    Mengen furchtbare Gifte. Sie zersetzen die Protoplasmabildner, d. h., 
    die Eiweißstoffe im Organismus. Wenn auch keine sofort ins Auge 
    fallende Giftwirkung der bekannten Bleisymptome auftritt, so müs- 
    sen wir immer bedenken, daß sich die Wirkung im Laufe der Jahre 
    im Körper häuft, denn gerade die Schwermetallsalze sind kaum wieder 
    aus dem Körper zu entfernen. Die Natur kann sich nur durch Ein- 
    lagerung in die Gewebe vor Schaden schützen. Das kann sie aber 
    nicht für immer, das ganze Leben hindurch. Ist die Grenze erreicht, 
    dann folgt der Zusammenbruch der bis dahin oft eisernen Gesund- 
    heit. Bleivergiftungen durch Nahrungsmittel können auf verschie- 
    dene Weise entstehen. Hingewiesen sei nur auf Bleivergiftung durch 
    Trinkwasser, das durch Bleiröhren floß und darin länger verblieb. 
    Deshalb Trinkwasser immer erst nach längerem Ablaufenlassen der 
    
    
    265 
    
    
    Leitung entnehmen, wenn Bleirohre zur Verwendung kamen. Blei* 
    Vergiftungen können ferner durch Lebensmittel entstehen, die in 
    schlecht verzinnten Dosen oder Gefäßen auf bewahrt wurden. Ver- 
    meidet Konserven oder Nahrungsmittel, die mit Blei in Berührung 
    gekommen sind! Weitere Verfälschung der Nahrungsmittel ist z. B. 
    möglich durch Zusatz von Mennige zu gemahlenem Paprika oder 
    durch bleihaltiges Mehl, das unvorsichtigerweise auf mit Blei ausge- 
    gossenen Mühlsteinen gemahlen wurde. 
    
    Sind die Konserven mit schwefligsauren Salzen versetzt, so kann 
    sich bei längerer Lagerung schweflige Säure freimachen und diese 
    bildet dann mit dem Blei der Verzinnung Schwefelblei. Auch kann 
    sich daraus Schwefelwasserstoff bilden, der an sich schon ein schweres 
    Blutgift ist. 
    
    Damit haben wir eine Übersicht über das erhalten, was der Haus- 
    frau im Dosengemüse mit verkauft wird. Die Hausfrau und Mutter 
    aber weiß nicht, ja, sie ahnt oft nicht einmal, was sie alles mit den 
    vermeintlichen Nahrungs- und Lebensmitteln eingekauft hat und 
    dem sie nun im Haushalt durch Kochen, Erwärmen, Würzen und 
    Aufbereiten noch neue Schäden hinzufügt. 
    
    Um das alles noch einmal klar zu machen, sei eine Zusammenfas- 
    sung erlaubt. Alles, was die Menschen als landesübliche Nahrung zu 
    sich nehmen, ist, mit wenigen Ausnahmen, gekocht, gebacken oder 
    gebraten, d. h., einer Hitze von durchweg 100 Grad Celsius oder dar- 
    über, ausgesetzt worden: Diese Erhitzung zieht aber immer und un- 
    ter allen Umständen den Wärmetod auch der gesunden pflanzlichen 
    Nahrung nach sich. Bei Temperaturen über 42 Grad Celsius treten 
    auffallende Veränderungen im Protoplasma ein: Es zieht sich zu- 
    sammen, zerfällt aus dem Zusammenhalt der gewachsenen Bindung 
    und bildet eine krümelige, weiche Masse. Das bedeutet Tod durch 
    Wärme. Die Lebenskraft der Pflanze ist zerstört und ihre Masse zer- 
    fällt und löst sich auf in ihre Grundbestandteile, die nun aus ihren 
    organischen Bindungen befreit werden und jetzt fähig sind, neue 
    anorganische Verbindungen einzugehen, die im Körper des Menschen 
    keine Verwendung finden können. Die Stärkekörner und die Zellu- 
    lose werden zerrissen, die eiweißartigen Stoffe gerinnen, die freige- 
    wordenen mineralischen Bestandteile gehen anorganische, teilweise 
    unlösliche Bindungen miteinander ein und fallen aus dem Gefüge 
    aus. Sie treten oft ins Kochwasser über. Die ätherischen Duftstoffe 
    lösen sich auf und verflüchtigen sich. Die Vitazyme und Enzyme wie 
    Diastase, Pepsin, Emulsin, Myrosin, Papayin und andere Stoffe, die 
    zur Anregung des Pflanzenwuchses und als solche auch im mensch- 
    lichen und tierischen Organismus wirken sollen, erlöschen in ihrer 
    Kraft und fallen aus. Die Vernichtung des Pflanzenlebens durch die 
    Erhitzung ist vollständig. Die einzelne pflanzliche Zelle, das Zellge- 
    füge, ist aber im Prinzip mit den Zellen und den Zellinhaltsstoffen 
    des tierischen und menschlichen Körpers identisch. Die grundlegen- 
    den Eigenschaften und ihre Wirkungen im Zellgefüge sind in der 
    
    
    266 
    
    
    Pflanze und im Tier die gleichen und nur deshalb kann die Pflanze 
    als aufbauende und lebenerhaltende Nahrung für Mensch und Tier 
    Verwendung finden. Werden alle Inhaltsstoffe des pflanzlichen Zell- 
    gefüges zerstört und ihre Eigenschaften und ihre Wirksamkeit ver- 
    nichtet, ehe wir das Ganze als Nahrung in uns aufnehmen, wie kön- 
    nen wir dann noch erwarten, daß solche Speise uns leistungsfähig 
    und gesund erhält? Müssen wir nicht mit solchen Lebensgrundlagen 
    durch Mangel am Wichtigsten zum Leben langsam erkranken und zu- 
    grunde gehen, wenn die Nahrungsmittel zudem noch mit chemischen 
    Konservierungsgiften durchsetzt sind? 
    
    
    267 
    
    
    V. 
    
    Süßmittel, Kochsalz, Gewürze 
    und Genußmittelgifte 
    
    Fabrikzucker 
    
    In allen Küchen auf dem weiten Erdenrund, in allen Lebensmittel- 
    industrien, überall, wo Gerichte und Speisen für den Gaumen des 
    Menschen schmackhaft gemacht werden sollen, verarbeitet der 
    Mensch heute ein konzentriertes Genußmittel: den Fabrikzuk- 
    k e r. Ohne diesen könnte eine Hausfrau oder eine Lebens- und Ge- 
    nußmittelfabrik kaum noch auskommen. Wo vor Jahrhunderten hin 
    und wieder ein wenig Honig zum Süßen an die Speisen getan wurde, 
    da verwendet man heute Unmengen von Zucker. Er ist ein so ge- 
    bräuchlicher Betrüger unserer Zunge in unseren täglichen Speisezu- 
    bereitungen geworden, besonders gern von Kindern genommen, ohne 
    den eine Ernährung kaum noch denkbar ist. 
    
    Die Grundlage zur Gewinnung von Zucker ist in Europa die Zuk- 
    kerrübe und in den Tropen und tropischen Gebieten das Zuckerrohr. 
    Das Erzeugnis daraus ist in beiden Fällen sogenannter Invertzucker, 
    d. h. ein zweiwertiger Zucker, der aus je einem Kern von einwer- 
    tigem Traubenzucker und einem Kern Fruchtzucker besteht, die eng 
    aneinander gekoppelt sind. Zu Beginn der Zuckersiederei wurden die 
    Zuckerrüben oder das Zuckerrohr gekocht und ausgequetscht und der 
    dünne Saft solange gekocht, bis der Sirup teilweise kristallisierte. 
    Die Zuckerkristalle wurden dann vom Sirup geschieden. Diese Art 
    der Gewinnung läßt aber keine rechte Ausbeute zu und man lernte 
    im Laufe der Jahre die raffinierte Technik der Kristallzuckerge- 
    winnung, wie sie heute üblich ist. 
    
    Die Zuckerrüben werden nach der mechanischen Vorbereitung zer- 
    schnitzelt und dann in einer Lauge gekocht. Die Lauge löst und zer- 
    frißt die Zellulose und gibt den gesamten Zuckergehalt frei. Um 
    diese Zuckerlauge zu reinigen, setzt man der kochenden Masse Kalk 
    zu. Der Kalk schlägt die Lauge nieder, fällt aber gleichzeitig alle 
    Vitamine und Mineralstoffe aus dem Saft heraus. In die mit Ätzkalk 
    vermischte Flüssigkeit wird Kohlensäure geleitet, um den Kalk ab- 
    zuscheiden, Um den Zuckersaft von der faserigen Lauge und dem 
    Kalk zu befreien, wird er in Filtrierpressen gepumpt und der dünne 
    Saft mit Kalziumsulfit behandelt, um den Saft zu bleichen. Der so 
    durch die schweflige Säure gebleichte Zuckersaft wird dann zu Dick- 
    saft eingedampft und anschließend im Vakuum bis zur Kristallisation 
    
    
    268 
    
    
    gekocht. Durch Ausschleudern in einer Zentrifuge wird der Roh- 
    zucker vom Sirup getrennt. 
    
    Um den im Sirup verbliebenen Zuckerrest herauszuholen, der nur 
    minderwertigen Zucker abgibt, wird der Sirup mehrere Male durch 
    Blankkochen, Abkühlen, Kristallisieren und Zentrifugieren behan- 
    delt, bis schließlich eine Melasse zurückbleibt, die zur Spiritusbe- 
    reitung und als Viehfutter dient. Der so gewonnene Rohzucker wird 
    dann in der eigentlichen Raffinerie in den gewohnten Verbrauchs- 
    zucker umgewandelt. Dazu wird er einer nochmaligen Reinigung mit 
    Kalkkohlensäure, Bleichung durch schweflige Säure, Filtrierung 
    durch Knochenkohle unterzogen und wieder „auf Korn“ gekocht. Der 
    Zucker minderen Grades behält dabei einen gelben Schein. Um die- 
    sen zu verdecken, setzt man der Maische in der Zentrifuge Ultra- 
    marinblau hinzu. Es ist dies ein Farbstoff, der aus Tonerde, Kiesel- 
    erde, Schwefel und Natrium gewonnen wird. Er wandelt sich im 
    Magen zu Gift um, da sich der Schwefel darin unter dem Einfluß der 
    Magensalzsäure herauslöst und Schwefelwasserstoff entstehen läßt, 
    der immer und unter allen Umständen wie Gift wirkt. In neuerer 
    Zeit nimmt man statt dessen auch Indanthrenblau, das aus dem 
    Anthrazen des Kohlenteeres gewonnen wird und wie alle Kohlen- 
    teererzeugnisse schon an sich giftig ist. 
    
    Das Endprodukt dieses alle natürlichen Lebenskräfte vernichtenden 
    Fabrikationsvorganges ist dann der Kristallzucker, der Staubzucker, 
    der Würfelzucker, der Hutzucker, der Kandiszucker usw. Man sieht 
    diesem glänzend weißen kristallinischen Gefüge seine Herkunft aus 
    der Zuckerrübe wirklich nicht mehr an. Er hat ja auch mit einem 
    pflanzlichen Nahrungsmittel rein gar nichts mehr zu tun, da er ja ein 
    rein chemisches Erzeugnis, das Produkt eines umfangreichen chemi- 
    schen Prozeses aus der Zuckerrübe ist. Was ihm an Reststoffen und 
    giftigen Farben aber noch anhaften kann, das erzählt sein Aussehen 
    nicht, denn siehe, der Schein trügt. Es ist kein Nahrungsmittel mehr 
    und kann im Körper auch nicht mehr wie ein pflanzliches Nahrungs- 
    mittel verwertet werden, sondern wirkt wie ein in Wasser lösliches, 
    chemisches Produkt. 
    
    Der gesundheitliche Wert des Fabrikzuckers ist von Anfang an viel 
    umstritten worden. Man rühmt ihm seine leichte Aufnahmefähigkeit 
    nach und verweist darauf, daß doch die Zuckerstoffe in den Pflanzen 
    überhaupt die Grundlage der Ernährung für Tier und Mensch sind. 
    Was ist richtig? 
    
    Prof. Dr. A. Katase von der medizinischen Akademie zu Osaka, 
    Japan, hat im Jahre 1931 eine kurz gefaßte Broschüre über die Er- 
    gebnisse langjähriger Nahrungsmitteluntersuchungen von ihm selbst, 
    seinen Assistenten und Hörern veröffentlicht, die von den deutschen 
    Wissenschaftlern wohl zur Kenntnis genommen, aber nicht ausge- 
    wertet, sondern übergangen worden sind. Hier sind kurz gefaßt die 
    Ergebnisse: 
    
    Prof. Dr. Katase und seine Assistenten verwendeten bei ihren 
    
    
    269 
    
    
    langjährigen Versuchen nur den weniger behandelten raffinierten 
    Rohrzucker und keinen Rübenzucker. Als Versuchstiere kamen vor 
    allem Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben und Hunde in Frage. 
    Zur Hauptsache also pflanzenfressende Tiere, da Hunde hauptsäch- 
    lich zur Erprobung der eiweißhaltigen Nahrung hinzugezogen wurden. 
    
    Bei Zufütterung von 2 bis 4 Gramm Zucker je kg Körpergewicht 
    täglich entwickelten sich bei jungen wachsenden Tieren bemerkens- 
    werte Veränderungen am Knochensystem: Erweichung der Knochen- 
    substanz, die mit dem Messer schneidbar wurde, Neigung zu Kno- 
    chenbrüchen, Verbiegungen und Umknickungen der Röhrenknochen, 
    Entwicklung von Knochenwucherungen. Dazu kamen noch mikrosko- 
    pisch wahrnehmbare Veränderungen wie: Verschmälerung der Ge- 
    lenkfugen, starke Verkürzung, ja, zuweilen Verschwinden der Knor- 
    pelpfeiler, Erweiterung und Ineinanderfließen der Haverschen Röh- 
    ren im Gefüge der Knochen, Verdickung der Knochenhaut und 
    Wucherungen der Knochen wand, Blutüberfüllung und gallertartige, 
    zuweilen faserige Umbildung des Knochenmarkes. Außerdem ließ 
    sich feststellen, daß die Gliederknochen der erkrankten Tiere länger 
    waren als die der normal gefütterten Kontrolliere. 
    
    Sollte dies nicht ein Fingerzeig sein über die Ursache unserer heute 
    so lang in die Höhe schießenden Jugend ohne ein ausgeglichenes Brei- 
    tenwachstum. Die Röhrenknochen wachsen offensichtlich mehr in die 
    Länge als der normalen Entwicklung des Körpers entspricht. Bei den 
    Mädchen werden die Beckenknochen zudem länger und höher als 
    dem Breitenwachstum entspricht. Sollte diese Erscheinung nicht auch 
    mit dem übermäßigen Zucker genuß unserer Kinder und Jugend- 
    lichen Zusammenhängen? Hören wir weiter was Dr. Katase darüber 
    zu sagen hat. 
    
    Die Ursachen der Erkrankungen konnten in einer durch die Zuk- 
    kerzufütterung entstandenen Blut- und Säfteversäuerung nachge- 
    wiesen werden, da die Injektion von verdünnter Salzsäure die glei- 
    chen Erscheinungen auslöste. 
    
    Die gleichen Knochen Veränderungen wurden durch Verfütterung 
    von einwertigem Zucker wie Traubenzucker und Fruchtzucker er- 
    zeugt, d. h. die ein- und zweiwertigen Zuckerarten im Invertzucker 
    der fabrikmäßigen Herstellung sind die Ursachen, während die 
    Stärkezuckerarten im Getreide und in Kartoffeln diese krankhaften 
    Erscheinungen nicht hervorriefen. Diese werden nicht so leicht vom 
    Körper aufgenommen wie der freie chemisch reine Zucker. Alle noch 
    in der Ganzheit der pflanzlichen Bindung befindlichen Zuckerstoffe 
    löst der Verdauungsorganismus nach und nach auf und überführt 
    nur soviel davon in die Leber, wie diese aufnehmen kann. Die freien 
    ein- und zweiwertigen Zuckerarten aber sind wasserlöslich und 
    durchdringen in dieser Form die Zellgewebswände durch Osmose, 
    d. h. Zellhautdurchdringung und gehen in die Blut- und Säftebahnen 
    direkt über. Freien Zucker, der in der Leber nicht in körpereigenen 
    Blutzucker umgewandelt wurde, kann der Körper nicht ertragen. Er 
    
    
    270 
    
    
    wird in den Blut- und Säftebahnen gelöst und zerfällt in seine Be- 
    standteile. Dabei bildet sich freie Kohlensäure und diese wirkt in den 
    Körpersäften und in den Blutbahnen wie jede andere Säure. Sie ist 
    die Ursache der Blutacidosis, der Blutübersäuerung, die sich am 
    Kalkgehalt des Blutes und der Säfte absättigt und dadurch unschäd- 
    lich wird, aber gleichzeitig die Kalkgebilde im Blut und in den Kno- 
    chen zerreißt und dadurch die krankhaften Erscheinungen im wach- 
    senden Organismus hervorruft. Bei vollständig ausgewachsenen 
    Tieren traten diese Erscheinungen nicht auf. Dafür zeigten sich an- 
    dere Auswirkungen der Blut- und Säfteübersäuerung. Mit den Kno- 
    chenerkrankungen Hand in Hand ging eine Überfunktion und eine 
    Überent Wicklung der Nebenschilddrüsenkörperchen als Folge des 
    übermäßigen und anormalen Kalkstoffwechsels. 
    
    Die Knochenveränderungen zeigen sich bei weiteren Untersuchun- 
    gen am ganzen Knochensystem. Die Brustform artet aus zu ausge- 
    sprochener Hühnerbrustform. Zunahme der Höhe des Beckens und 
    Abnahme der Breite desselben konnte immer wieder festgestellt 
    werden, ferner abgeplatteter Beckendurchgang mit Verkürzung des 
    geraden Durchmessers, d. h., auf den Menschen übertragen, Erschwe- 
    rung der Gebärfähigkeit der Frauen und Mütter. Sekundäre Kno- 
    chenveränderungen wurden nachgewiesen, die sich in verschieden 
    veränderten unsymmetrischen Beckenformen und verengtem Becken 
    zeigen. Die abnormen Beckenformen ließen sich bei jungen wachsen- 
    den Tieren experimental durch die Zufütterung von Rohrzucker er- 
    zeugen. Prof. Katase kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu 
    dem Ergebnis, daß die immer häufiger auftretenden Entartungen und 
    Verengungen in der Ausgestaltung des Beckens nicht eine Folge ver- 
    erbter Konstitution, sondern ein durch unrichtige Ernährung erwor- 
    bener Zustand sind. 
    
    Aber die Ausfalls- und Entartungserscheinungen bleiben nicht etwa 
    auf die erwähnten Zustandsveränderungen im Knochenbau be- 
    schränkt. Mit dem Knochensystem in Zusammenhang steht die Ent- 
    wicklung der Kiefer und der Zähne. Hier aber treten die Fehlent- 
    wicklungen offen zu Tage. Es können aber auch mikroskopisch und 
    röntgenologisch wahrnehmbare Veränderungen festgestellt werden. 
    Die infolge der unrichtigen Ernährung durch ein Zuviel an Kunst- 
    zucker hervorgerufenen Veränderungen in der Kiefern -und Zahn- 
    entwicklung sind kurz folgende: 
    
    Schwund und Entartung der Zahnbildung, ungenügende Entwick- 
    lung, Hohlraumbildung und kariöse Veränderungen im Schmelz, un- 
    genügende Entwicklung und Verkalkung, d. h. Brüchig werden des 
    Zahnbeins. 
    
    Hält die Blutübersäuerung an, so stellen sich fortschreitender 
    Knochenschwund im Kiefer und oft faserige Entartung ein, d. h. die 
    gleichen Erscheinungen wie am gesamten Knochenbau. Die beschrie- 
    benen Veränderungen in der Kieferknochen- und Zahnbildung geben 
    
    
    271 
    
    
    dann die Grundlage zu den schmerzhaften Wurzelhautentzündungen 
    und Vereiterungen. 
    
    Die krankhaften Veränderungen sind nun keineswegs auf die Ent- 
    wicklung der Knochen beschränkt. Die Fehlentwicklung und schwäch- 
    liche Entwicklung der Muskulatur macht sich im Wachsenden Organis- 
    mus der Tiere ebenso störend bemerkbar. 
    
    Die Blutübersäuerung hemmt und verzögert die Entwicklung der 
    quergestreiften und der glatten Muskeln und beeinflußt die Entwick- 
    lung des Herzens in auffallender Weise. Das Herz der jungen wach- 
    senden Tiere blieb kleiner als das der Kontrolliere und oft kam es zur 
    Entwicklung eines ausgesprochenen Kleinherzens oder gar eines 
    Tropfenherzens. Gleichzeitig verwandelte sich die wachsende Gebär- 
    mutter durch die Wachstumshemmung als Folge der Blutübersäuerung 
    zu einem ausgesprochen infantilen Organ, d. h., es blieb auf kind- 
    licher Entwicklungsstufe stehen und wuchs sich auch späterhin nicht 
    mehr voll aus. Diese Fehlentwicklungen können beim Menschen ge- 
    nau so gut durch Übersäuerung des Körpers bei Verwendung von 
    Fabrikzucker in Erscheinung treten. Sie sind, wie Prof. Katase gezeigt 
    und im Tierexperiment unter Beweis gestellt hat, nicht angeboren, 
    sondern durch unrichtige Ernährung erworben. Beim Erwachsenen 
    bewirkt die Blutübersäuerung durch zusätzlichen Genuß von Kunst- 
    zucker eine Hemmung der Entwicklung der Gebärmutter in der 
    Schwangerschaft und schwächt ihre Funktion. Die Wehen fallen als 
    Folge davon zu schwach aus. 
    
    Nun zeigt es sich beim Vergleich mit verschiedenen Ernährungs- 
    versuchen, daß die Blut Versäuerung und die Versäuerung der Säfte 
    nicht nur durch Fabrikzucker erzeugt werden kann, sondern die 
    gleichen Erscheinungen entwickeln sich durch vom Tier stammende 
    eiweißhaltige Genußmittel, die, wie schon gezeigt wurde, sehr schwere 
    Blutversäuerung hervorrufen können. Man vergleiche die Entstehung 
    der Blutübersäuerung in den entsprechenden Abschnitten. Prof. 
    Katase aber erzeugte sie noch auf eine andere Art, nämlich durch die 
    zusätzliche Verfütterung von künstlich behandelten Speiseölen zum 
    normalen Futter. Auch hier trat eine ausgesprochene Blutübersäue- 
    rung mit den gleichen Folgen für die Knochen, die Muskeln und die 
    Organe ein. 
    
    Daraus ergibt sich die Möglichkeit, durch raffinierte oder chemisch 
    extrahierte Speiseöle und Fette krankhafte Folgeerscheinungen im 
    Wachstum des kindlichen Körpers hervorzurufen. Die Ursache der 
    Entartung durch die raffinierten, präparierten und verschnittenen 
    Speiseöle müssen wir dabei in der Tatsache suchen, daß ein freies, 
    chemisch fast reines Speiseöl oder Speisefett sich nur schwer, wenn 
    überhaupt, in die zur Verseifung im Zwölffingerdarm notwendige 
    Form der feinstofflichen Emulsion bringen läßt, in der das öl sich im 
    Pflanzenwuchs vorfindet. Die Zerstörung der Ganzheit des Nahrungs- 
    mittels und die chemische Behandlung, die Raffination und Umwand- 
    lung des Ölgehaltes bewirkt in diesem Fall die Unmöglichkeit einer 
    
    
    272 
    
    
    ordnungsmäßigen Verseifung, ermöglicht aber gleichzeitig wie beim 
    Zucker einen Übertritt in die Saftbahnen des Körpers durch osmoti- 
    sche Zelldurchdringung. Ist dieser Fall eingetreten, dann zerfällt das 
    öl in den Blut- und Säftebahnen in seine Bestandteile und es kommt 
    nicht nur zur Bildung freier Fettsäuren, sondern auch zur Bildung 
    von Kohlensäure wie beim Kunstzucker. Daneben läuft dann noch 
    die Möglichkeit der osmotischen Durchdringung des Körpers und sei- 
    ner Organe durch die freiwerdende Ölsäure. Die dadurch entstehende 
    versäuernde Wirkung verschlimmert dann alle übrigen Zustände. 
    Freie Ölsäure ist ein großer Kalkräuber. Das ist auch der Grund, 
    warum man in Speiseölfabriken keinen Zement- oder Betonfußboden 
    brauchen kann. Die Ölsäure entzieht dem Zement den Kalk und der 
    Beton oder der Fußboden wird dadurch erweicht. Es ist die gleiche 
    Erscheinung wie die Knochenerweichung durch Blutübersäuerung, 
    ganz einerlei durch welche Genuß- und Nahrungsmittel sie ent- 
    standen ist. 
    
    Bei diesen Gedankenentwicklungen und Untersuchungen fällt be- 
    sonders auf, daß es der wachsende kindliche Körper ist, der so emp- 
    findlich gestört, gehemmt und schwächlich entwickelt wird und zu 
    allerhand Entartungserscheinungen neigt, die, einmal eingetreten, 
    kaum wieder auszumerzen oder zu heilen sind. Nun aber hat sich bei 
    den Kulturvölkern die Sitte verbreitet, gerade den Kindern die Nah- 
    rung mit Zucker schmackhaft zu machen und sie außerdem noch durch 
    besondere Zuckerverarbeitungen und Aufbereitungen wie Bonbons, 
    süße Leckerlis, Speiseeis, Konditorwaren usw. zu überfüttern. Welche 
    Mutter gönnt denn ihren Kindern nicht gerne einmal eine Zucker- 
    stange oder gibt ihnen keine süßen Fruchtmuse und Marmeladen? 
    Dann verzehren Kinder und Erwachsene liebend gern die mit dem 
    Pulver der Kakaobohne vermischten Zuckeraufbereitungen, die als 
    Schokolade und Pralinen mit Füllungen aus Zuckerzubereitungen 
    oder alkoholischen Inhalts verarbeitet sind. Es ist eine solch unglaub- 
    liche Überfütterung mit Zuckerzeug und Zuckeraufbereitungen ein- 
    gerissen, daß man wohl nicht fehl geht, den Verbrauch der Kultur- 
    völker an Kunstzucker auf mindestens 55 bis 60 kg je Kopf und 
    Jahr der gesamten Bevölkerung zu schätzen. Bedenkt man dabei noch, 
    daß Erwachsene mit zunehmendem Alter gewöhnlich weniger Zucker 
    zu sich nehmen und die Kinder entsprechend mehr, so zeigt sich, daß 
    man gerade den Kindern, die am empfindlichsten auf Zucker an- 
    sprechen und die schlimmsten lebenslangen Schäden davontragen 
    können, am meisten Zucker zu essen und zu naschen gibt. Die Kinder 
    werden auf Zucker direkt süchtig, und weder Eltern noch Erzieher 
    haben bisher Einhalt geboten. 
    
    Da fragt man unwillkürlich, ja, wieviel Zucker kann ein Kind oder 
    ein Erwachsener noch ohne ausgesprochene Schadenswirkung zu sich 
    nehmen? Auch darüber hat uns Prof. Katase in sehr sorgfältigen 
    Versuchen Aufklärung gebracht. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, 
    daß ein wachsender kindlicher Organismus 0,25 bis 0,3 Gramm Kunst- 
    
    
    18 Sommer, Ernährung 
    
    
    273 
    
    
    Zucker je Tag und je Kilogramm Körpergewicht ohne sichtbaren 
    Schaden verarbeiten kann. Jedes darüber aber, besonders über 0,5 
    Gramm, erzeugt die oben beschriebenen Entartungserscheinungen 
    und krankhaften Veränderungen. Ein Säugling von 3 bis 4 kg Ge- 
    wicht dürfte deshalb je Tag nur höchstens 1 Gramm Zuckerzusatz 
    erhalten, d. h. praktisch jeder Zuckerzusatz zur Nahrung ist gefähr- 
    lich. Ein Kind von 20 kg Gewicht kann entsprechend etwa 6 Gramm 
    je Tag verarbeiten und ein Erwachsener bis zu 20 Gramm je Tag. 
    Jedes Mehr erzeugt die krankhaften Zustände der Blutübersäuerung. 
    Bei einem Verbrauch von 50 kg je Kopf und Jahr kommt aber auf 
    jeden Menschen, Kind oder Greis, in normalen Zeiten etwa 140 bis 
    150 Gramm je Tag. Dazu kommt noch der Schaden durch die bei der 
    Zubereitung durch Kochen usw. entzogenen und zerstörten erdigen 
    Grundstoffe in der gewachsenen Nahrung und die Zerstörung aller 
    ausgleichenden Wirkstoffe und pflanzlichen und tierischen Hormone 
    und Enzyme durch die Feuershitze. Eine im übrigen gesunde und 
    einwandfreie Ernährung, bestehend aus Früchten, Gemüsen, Wurzel- 
    gemüsen und Nüssen in rohem, lebenskräftigem Zustand könnte 
    praktisch jeden Schaden dadurch ausgleichen, daß der hohe natür- 
    liche Mineralstoffgehalt derart natürlicher Nahrung den Schaden 
    durch Versäuerung gar nicht erst auf kommen ließe, sondern die 
    Säure in der Entstehung gleich abbinden und neutralisieren würde. 
    Aber zu der an sich schon krankmachenden Wirkung der landes- 
    üblichen Ernährung mit dem Kochtopf und der Bratpfanne tritt nun 
    noch der erhöhte Genuß von Kunstzucker im kindlichen Alter, und da 
    wundern sich Eltern und Erzieher und die mit der Gesundheitspflege 
    Betrauten, die es besser wissen müßten, über die vielen Fehlentwick- 
    lungen im kindlichen Organismus, über die schwächliche Ausbildung 
    der Muskeln und Knochen, über die übergroße Gefahr der Knochen- 
    brüche, selbst im kindlichen Alter, über die schreckliche Zunahme der 
    Zahnerkrankungen und der Zahnkaries und über die Neigung zu 
    allen möglichen Krankheiten im kindlichen Alter. 
    
    Bei Erwachsenen zeigt sich die Auswirkung des zusätzlichen Zucker- 
    genusses nicht so gefahrvoll und offensichtlich, aber doch ganz aus- 
    geprägt. Die Übersäuerung des Blutes und der Säfte tritt in der glei- 
    chen Art auf, aber der Bedarf an Kalk und mineralischen Grund- 
    stoffen ist nicht mehr so erheblich wie im wachsenden Körper des 
    Kindes, und so wird den Knochen nur soviel Kalk entzogen, wie zur 
    Neutralisation der Säure unbedingt erforderlich ist. Die aus der Ab- 
    bindung der Säuren gebildeten Kalksalze werden dann nicht ausge- 
    schieden, sondern verbleiben in den Blut- und Nervenbahnen und an 
    all den Stellen, wo sie sich gebildet haben. Sie lagern sich dort an 
    den Gefäßwandungen und in den Zellgewebswänden ab und lang- 
    sam, ganz langsam, aber unaufhaltsam bildet sich eine hauchdünne 
    Schicht von Kalksalzen. Diese verstärkt sich nun im Laufe der Jahre 
    und wird immer fester und spröder, und, ehe man es sich versieht, 
    ist die Adern Verkalkung und die Verkalkung der Nerven und des 
    
    
    274 
    
    
    Gehirns eine vollendete Erscheinung, die man geneigt ist, als nicht zu 
    vermeidende Alterserscheinung zu betrachten. Jetzt sehen wir plötz- 
    lich, daß sie nicht eine Erscheinung des natürlichen Alterns ist, son- 
    dern eine einfache Folge der Unnatur in der Ernährung der Men- 
    schen. Diese wird solange auftreten, wie die heute landesübliche 
    Ernährung mit der Zuckerschwelgerei währen wird. Erst ein Um- 
    schwung in den Ernährungsgewohnheiten der Menschen wird auch 
    darin Wandel schaffen. 
    
    Kunsthonig 
    
    Bei der Fabrikation von Kunsthonig wird der Unnatur und der 
    Geschmacksverirrung der Menschen noch mehr Vorschub geleistet als 
    beim Kunstzucker. Die Grundlage dieses Kunsthonigs ist wie be- 
    kannt der chemisch reine Fabrikzucker. Dieser wird mit einer ver- 
    dünnten Säure zusammen verkocht. Es entsteht dadurch eine innige 
    Verbindung, eine sogenannte Veresterung des Zuckers mit der Säure. 
    Durch diese wird der Kristallzucker in eine weiche streichfähige 
    Masse von der Konsistenz des Honigs verwandelt und als Kunsthonig 
    zum Brotbelag angeboten. 
    
    Alles das, was über den Zucker gesagt wurde, gilt uneingeschränkt 
    ja in erhöhtem Maße auch für den Kunsthonig. Die Gefahr der Ent- 
    wicklung giftiger und zerstörender Säure Wirkungen im Körper aber 
    wird verstärkt durch die Einwirkung der Säure beim Kochen des 
    Kunstzuckers, da ja von dieser zur Veresterung des Zuckers ge- 
    brauchten Säure Rückstände bleiben. Diese werden bei der Fabrika- 
    tion des Kunstzuckers nicht etwa wirkungslos, sondern verstärken 
    die Wirkung eher, da sie ja als freie Säuren in den Körper gelangen 
    oder im Körper und in den Geweben der Organe frei werden und 
    nun ihr Zerstörungswerk entfalten. 
    
    Gibt es auf dem weiten Erdenrund wirklich keine Behörde, kein 
    Hygienisches Institut, kein Gesundheitsamt, in welchem die Erhal- 
    tung und Pflege der Gesundheit der Menschen unter allen Umständen 
    und allen privatwirtschaftlichen Verdienstmöglichkeiten zum Trotz 
    oberstes Gesetz ist? 
    
    Süßstoff 
    
    Der unwidersprochen giftige Charakter der in rein chemischen Ver- 
    fahren aus den Bestandteilen der Teerabkömmlinge hergestellten 
    Süßstoffe, sei es Dulcin, Sacharin oder ähnliches, ist so bekannt, daß 
    es sich erübrigt, darüber viele Worte zu verlieren. Unbegreiflich ist 
    es nur, daß so schwer Stoffwechselkranken wie Diabetikern oder 
    Zuckerkranken das Süßen ihrer Speisen mit Süßstoff dieser Art nicht 
    nur gestattet, sondern geradezu angeraten wird. Es ist ferner unbe- 
    greiflich, daß die Gesundheitsbehörden es überhaupt zulassen, daß 
    chemischer Süßstoff bei der Herstellung von billigen alkoholfreien 
    Getränken verwendet wird, und es immer noch deutsche Länder gibt, 
    in denen es erlaubt ist, Dulcin, Sacharin u. a. zum Süßen von „Speise- 
    eis“ zu verwenden. Es war schlimm genug, daß in der Zeit der Not, 
    
    
    275 
    
    
    während und nach dem Kriege, die Bevölkerung mit diesem Süß- 
    stoff geradezu überschwemmt und dadurch der Grund zu allerlei 
    rätselhaften Krankheiten gelegt wurde. Der Krieg ist zu Ende, die 
    Not überwunden und doch wird dieses Gift noch immer hergestellt 
    und in der Industrie und im Heim immer noch zum Süßen von Nah- 
    rungsmitteln und Getränken verwendet. Wo ist die Gesundheits- 
    behörde, die im Interesse der Volksgesundheit hier energisch durch- 
    greift? Wo ist der Volksvertreter, der hier Abhilfe schaffen kann 
    und will? 
    
    
    Kochsalz 
    
    Durch den Erhitzungsvorgang beim Kochen, Backen, Braten usw. 
    lösen sich, wie mehrfach gezeigt, die erdigen Grundstoffe, die Erd- 
    mineralien, aus dem organisch gewachsenen Gefüge der pflanzlichen 
    Nahrung heraus und gehen untereinander anorganische Verbindungen 
    ein. Die an die pflanzlichen Säuren gebundenen Mineralstoffe und die 
    aromatischen Verbindungen in den Früchten und Pflanzen zusammen 
    mit den an natürlichen Zucker gebundenen Würzstoffen ergeben den 
    Geschmack und die Eigenart der pflanzlichen Nahrung. Wir finden 
    diese besonders ausgeprägt im Obst und in den Früchten aller Art, 
    in den heimischen Gewürzkräutern und in den gebräuchlichen Küchen- 
    kräutern. In der Kochhitze gehen jedoch alle aromatischen Duft- und 
    Würzstoffe verloren. Die Nase spürt im Küchendunst ihr Vorhanden- 
    sein in der Luft als Zeichen dafür, daß sie der Nahrung verloren ge- 
    gangen sind. Die kräftig anregenden organischen Mineralstoffverbin- 
    dungen fallen aus und verlieren ihre Kraft. Die Säuren verlieren 
    ihren säuerlich angenehmen Geschmack, sie werden streng sauer 
    schmecken. Das ganze gekochte Speisegemisch aber wird fade und 
    schal für den Gaumen und die Zunge. Der Mensch findet keine An- 
    regung mehr in den gekochten Gemüsezubereitungen. Um diesen 
    Ausfall zu ersetzen, ist die Kochkunst der Kulturvölker auf den Ein- 
    fall gekommen, die verloren gegangene natürliche Würze und die 
    kräftige Anregung der Mineralstoffverbindungen in den Pflanzen 
    durch das anorganische Mineral „Kochsalz“, eine Verbindung aus 
    Chlor und Natrium, zu ersetzen. So fügt denn jede Hausfrau und jeder 
    Koch allen Gerichten ohne Ausnahme Kochsalz hinzu. Es ist einer 
    Hausfrau und einem Koch überhaupt nicht vorstellbar, ohne Salz eine 
    Speise schmackhaft machen zu können. Nun ist aber, wie gesagt, das 
    Kochsalz ein anorganisches Erdsalz, das entweder als Steinsalz aus 
    der Erde bergmännisch gefördert oder als Meersalz und Salinensalz 
    aus wässerigen Lösungen gewonnen wird. Auf jeden Fall fehlt die- 
    sem Salz jede feinstoffliche organische Bindung, und es ist deshalb 
    im Körper völlig unbrauchbar. Es kann nirgends in die Gewebe der 
    Zellen des Körpers eingebaut werden, noch kann es im Blut oder in 
    den Säften irgendeine wesentliche Funktion ausüben. Der Körper 
    mit seinen Organen kann es als grobstoffliches Gefüge auch nicht in 
    seine Bestandteile zerlegen und dann im Körper zum Einbau in das 
    
    
    276 
    
    
    Gewebe verwenden. Es muß so wieder aus dem Körper heraus, wie 
    es hineingekommen ist, chemisch und stofflich unverändert. 
    
    Nun ist das Kochsalz eine grobstoffliche, chemische Verbindung 
    von zwei Stoffen, die wie Gift wirken, wenn sie dem menschlichen 
    Körper in chemisch reiner Form einverleibt würden. Wir alle wissen, 
    daß Chlor jedes Gewebe verätzt und auf löst und alle Ölstoffe und 
    Fette zerfrißt. Es macht deshalb die Wäsche so schön blendend weiß 
    zum Schaden des Gewebes. Natrium, in anorganischer Form genom- 
    men, ist wie jedes freie Metall ein organisches Gift, das nur dann 
    zum Aufbau körpereigener Stoffe Verwendung finden kann und 
    seinen Zweck im Blute z. B. nur dann erfüllt, wenn es vorher in die 
    zur Nahrung bestimmten Pflanzen feinstofflich, organisch gebunden 
    hineingewachsen war. Das anorganische Salz „Chlor-Natrium“ ist 
    wie alle Salze chemisch nur schwer löslich, aber um so leichter was- 
    serlöslich. Es entwickelt, den Speisen beigegeben, einen scharfen Ge- 
    schmacksreiz, es ätzt und verbrennt gewissermaßen die Geschmacks- 
    wärzchen auf der Zunge. Sobald sich nun ein Mensch erst an den 
    Geschmack des Kochsalzes als Würze zu seinen gekochten Speisen 
    gewöhnt hat, d. h., daß seine Geschmacksorgane und die Nerven darin 
    durch die Schärfe des Salzes abgestumpft und verdorben wurden, 
    dann empfindet er nachher nur als würzig, was noch stärker anregt 
    als das Salz. Ein Mensch, der den Salzzusatz als Würze der Speisen 
    übertreibt, wird einem ungesalzenen Genußmittel und einer unge- 
    salzenen Speise überhaupt keinen Geschmack mehr abgewinnen 
    können. Das Obst erscheint ihm fade, er ißt es kaum mehr, und 
    wenn er schon einmal eine Tomate verzehren will, wird er sie be- 
    stimmt salzen. Die verpökelte Zunge wird unfähig, die natürliche 
    Würze der Früchte und Kräuter wahrzunehmen. Wegen seiner 
    Schärfe aber erfüllt das Salz einen anderen Zweck ganz wunderbar. 
    Es übertönt den Verwesungsgeschmack und die Fadheit der Fleisch- 
    speisen und der vom geschlachteten Tier stammenden Genußmittel. 
    Da nun die Zunge durch das Salz einen unrichtigen, viel zu starken 
    Reiz empfängt, so werden die Absonderungsdrüsen der Verdauungs- 
    säfte und des Mundspeichels übermäßig angeregt, um die Schärfe zu 
    mildern und wenn möglich, ungefährlich zu machen und jede fres- 
    sende und beizende Wirkung auf die feinen Schleimhäute des Darm- 
    kanals und der Körpergewebe zu verhindern. Aber bei lebenslangem 
    Gebrauch und Gewöhnung an Kochsalz von Kindheit an werden die 
    Schäden auf die Dauer nicht zu unterdrücken sein, auch wenn die 
    natürliche Lebenskraft immer wieder neue Wege findet, das Salz un- 
    schädlich zu machen. Zuerst staut der Körper es in ungefährliche 
    Lager ab, oft in den Knochen, oft in fettartigen Gebilden, es ent- 
    stehen im Körper Salzlager. Wenn das nicht mehr geht, versucht der 
    Körper, es herauszuschwemmen. Dazu gibt der Körper Gewebewasser 
    frei, das vom Salz wie bei jeder Pökelung begierig aufgesogen und 
    gebunden wird. Aber zur Entfernung dieser Salzlösung müßte eine er- 
    höhte Nierentätigkeit einsetzen, die nun außer mit den Restsäuren 
    
    
    277 
    
    
    aus den Fleischspeisen auch noch mit der Entfernung der Salz- 
    aufschwemmungen fertig werden muß. Versagen die Nieren und ihr 
    Zubringerorgan, die weiße fettartige Masse, welche die Verbindung 
    des Bauchwassers und des Inhaltes des Darmes mit den Nieren her- 
    stellt, so zeigen sich gar zu leicht Wasserschwellungen im Körper, 
    sogenannte „Wasserödeme“. 
    
    Diese entstehen nicht etwa, weil das Herz zu schwach ist und des- 
    halb das in die Beine gesackte Wasser nicht mehr nach oben ziehen 
    kann. Das Herz hat mit Wasserödemen wenig zu tun. Es regelt 
    die Blutbewegung, nicht aber den allgemeinen osmotischen Säfte- 
    strom im Körper. Dieser von Zelle zu Zelle die Zellwandungen durch- 
    dringende Säftestrom bringt in die einzelne Zelle Benötigtes und 
    nimmt unbrauchbar Gewordenes mit, um es in die Bauchhöhle zu 
    tragen. Hier wird das Unbrauchbare mit dem überschüssigen Wasser 
    und neutralisierten Säuren aus dem Stoffwechsel durch die Saugkraft 
    der fetthaltigen Masse, in der die Nieren und der Dickdarm einge- 
    lagert ist, eingesaugt und für die Überführung in die Nieren vor- 
    bereitet. Nun hat das Salz, wie erwähnt, die Eigenschaft, das Wasser 
    zu binden und in den Geweben festzuhalten. Staut sich nun derart 
    durch Salz gebundenes Wasser in dieser wassersaugenden und das 
    Wasser feinstofflich aufbereitenden Masse, dann verhindert das Salz 
    die Aufsaugung weiteren Wassers durch dieses bei den Tieren „Flo- 
    men“ genannte Organ. Es kann dann weitere Wassermassen aus dem 
    Körper nicht mehr aufsaugen. Diese bleiben im Körpergewebe sitzen 
    und sacken nach unten. Sie sammeln sich zuerst in den Beinen. Gleich- 
    zeitig kann der Dickdarm seine Aufgabe der Eindickung des Darm- 
    inhaltes durch Überführung des Wassers in die Flomen und von dort 
    in die Nieren nicht mehr erfüllen. Die Nieren erhalten dann nicht 
    mehr das nötige Wasser. Sie scheiden nur noch wenig ab, der Harn 
    wird trüb und dick, die Nieren erkranken und es zeigen sich die be- 
    kannten Stoffwechselstörungen der an Wassersucht Leidenden. 
    
    Salzgenuß und Salzschwelgerei ist die Ursache dieser Gesundheits- 
    störungen. Da nun die Kochkunst ohne Salz nicht auskommen kann, 
    weil die gekochten Speisen die natürlich gewachsenen Mineralstoffe 
    des Bodens in den Gemüsen durch die Kochhitze ausfallen oder wäh- 
    rend des Kochens für den Körper unbrauchbare Verbindungen ein- 
    gehen, so können die Gewebesäfte nicht mit der lebendigen Spann- 
    kraft durch den Körper fließen, wie es bei natürlicher Rohnahrung 
    der Fall ist. Der Mensch wird mineralstoffarm und damit kraftlos. 
    Das überträgt sich auch auf das Herz und die bluterzeugenden und 
    blutbewegenden Organe. Auch der Herzmuskel wird dann kraftlos. 
    Wenn dann noch die Wasserstauungen im Dickdarm von unten auf 
    das Herz drücken und den Muskel an der Arbeit hindern, dann könnte 
    man wirklich versucht sein, die wassersüchtigen Erscheinungen mit 
    einem Versagen des Herzens in Verbindung zu bringen. In Wirklich- 
    keit aber ist die Salzschwemme der Kochkost die Ursache. Die Hei- 
    
    
    278 
    
    
    lung erfolgt selbsttätig durch den lebendigen Mineralstoffgehalt der 
    Gemüse- und Obstrohkost. 
    
    Wird den Organen des Körpers, etwa der Leber oder der Bauch- 
    speicheldrüse, zur Überwindung der Salzschwemme Wasser entzogen, 
    so kommt es zu Schrumpfungen lebenswichtiger Organe und diese 
    werden zur weiteren Arbeit untüchtig. Wird trotz allem immer 
    mehr Salz gegessen, dann muß schließlich die Haut die ganze Last 
    der Ausscheidung übernehmen und dann kommt es zu allerhand 
    Störungen in der Haut, die schließlich zu Salzfluß an den Beinen und 
    zu Hautschäden aller Art führen. Die Haut verliert ihre lebendige 
    Struktur, wird lederartig oder schwemmt auf, je nachdem, ob sie mit 
    der erhöhten Ausscheidung fertig wird oder nicht. Sprödigkeit der 
    Haut, Rissigwerden und erhöhte Anfälligkeit zu Entzündungserschei- 
    nungen mit Verlust der Spannkraft enden schließlich, wie schon er- 
    wähnt, im Salzfluß. 
    
    Besonders gefährlich wird die Wirkung des Salzes im Körper bei 
    Lungenleiden aller Art, da es die feinen Lungengewebe und die Lun- 
    genschleimhaut angreift und sie zur Abwehr gegen schädigende Ein- 
    flüsse untüchtig macht. Sehr oft ist das eine der maßgeblichen Ur- 
    sachen der ersten Lungenentzündung. Auf dieser Erfahrung beruht 
    die Verordnung der salzfreien Diät bei Lungenleiden nach Gerson, 
    Sauerbruch, Hermannsdorfer und anderen. 
    
    Die schwersten Nachwirkungen können sich jedoch in den Organen 
    der Frau einstellen. Auch diese werden gezwungen, wie alle anderen 
    schleimhautüberzogenen Gebilde im Körper, das überschüssige Salz 
    aus dem Körper fortzuschaffen. Salizylsäure und wässerige Salz- 
    lösungen zusammen mit Schwächung durch Kunstzucker können den 
    normalen Blutfluß so ungünstig beeinflussen, daß die Gefahr des Ver- 
    blutens zu ungewöhnlichen Maßnahmen zwingt. Man beachte noch, 
    übermäßiger Salzzusatz verschont auch die Nerven nicht und greift 
    das Gehirn genau so an wie jedes andere Organ im Körper. Die 
    erregende Wirkung und die Folgen der Wasseraufschwemmung der 
    Nervenzellen führen zu Nervenschwäche und zu Blutandrang im 
    Kopf. Daraus entwickeln sich Benommenheit und Schmerzen im Kopf, 
    Schwindel beim Gehen, Schmerzen in den Augen und in den Ohren, 
    Schwere der Arme und Beine, Herzklopfen usw. 
    
    Wir dürfen unter keinen Umständen auf den Gedanken verfallen, 
    daß das Salz vielleicht fähig wäre, sich in Magensalzsäure umzubilden 
    oder daß das Natrium im Salz sich günstig auf die Blutkraft aus- 
    wirken könnte. Wenn es möglich wäre, das anorganische Chlor natrium 
    im Körper aufzuspalten in Natrium und Chlor, dann würde die Ge- 
    fahr der Verätzung und der Bildung von scharfen Säuren im Körper 
    gar nicht auszudenken sein. Deshalb hat der Körper nicht die Fähig- 
    keit erhalten, anorganische Salze aufzulösen und in seinen Organen 
    zu verwerten. Alle erdigen Grundstoffe, alle Erdmineralien müssen 
    im gesunden lebenskräftigen Pflanzenwuchs feinstofflich organisch 
    
    
    279 
    
    
    gebunden und in das Zellgewebe der Pflanze richtig eingebaut sein, 
    wenn sie zum Aufbau körpereigener Gewebe im Menschen Verwen- 
    dung finden sollen. 
    
    Pfeffergewürze 
    
    Der Mensch hat durch den Salzzusatz seine Geschmacksorgane ver- 
    ätzt und abgestumpft. Es bedarf daher umso stärkerer Anregungen, 
    um die Speisen würzig erscheinen zu lassen. Diesen Zweck erfüllen 
    die scharfen bekannten Gewürze: Pfeffer, spanischer Pfeffer, Paprika, 
    Piment oder Nelkenpfeffer, Muskatnuß und Senf. Sie alle verdecken 
    in idealer Weise den Verwesungsgeschmack und die Fadheit aller 
    Fleischspeisen. Ja, die Ergänzung des Kochsalzes durch pfefferige 
    Würzstoffe ist bestens geeignet, auch die unmöglichsten Zutaten in 
    fast ungenießbarer Verfassung noch als eßbares Gericht herzurichten. 
    Beim scharfen Geschmack der Pfeffergewürze bedenkt der Mensch 
    nicht, daß es sich hierbei um eine glatte Verätzung und Verbrennung 
    mit gleichzeitiger Täuschung der Geschmacksorgane handelt. Man 
    bringe nur Lösungen von Pfeffer oder Senf auf die bloße Haut, da 
    ergibt sich schnell eine Rötung der Haut mit Brennen und Juckreiz. 
    Der Körper sucht die Ätzung durch schnelle reichliche Blutzufuhr zu 
    überwinden. Die Blutüberfüllung der betroffenen Gewebe erzeugt 
    die Rötung. Pfeffer- und Senföle werden zum Blasenziehen durch 
    Pflaster, also zur künstlichen Erzeugung von Hautentzündungen ver- 
    wendet. Das zeigt uns den Weg zum Verständnis der Schädigungen 
    durch Pfeffer und Senf. 
    
    Die Schärfe dieser Würzstoffe erregt die Nerven und diese suchen 
    durch überhöhten Blutzufluß und Abscheidung von wässerigen Säften 
    den Schaden zu überwinden. 
    
    Alle säfteabscheidenden Drüsen im Magen und in den Verdauungs- 
    organen arbeiten sofort fieberhaft, um die ätzende Wirkung zu über- 
    winden und schädigende Auswirkungen zu verhindern. Die feinen 
    Schleimhäute im Zwölffingerdarm und im Dünndarm würden sonst 
    Schaden nehmen und sie zur Nahrungsaufnahme und Verarbeitung 
    untüchtig machen. Die mikroskopisch feinen Darmzotten dürfen unter 
    keinen Umständen angegriffen werden und so bildet der ganze Ver- 
    dauungsorganismus sofort eine Übermenschliches leistende Arbeits- 
    gemeinschaft, um jeden Schaden durch das brennende, ätzende Zeug 
    zu verhindern. Dadurch aber werden sie gehindert, ihrer wirklichen 
    Aufgabe gerecht zu werden und die Umwandlung der Nahrung in 
    brauchbare Aufbaustoffe für den Körper vorzubereiten. Scharfe Ge- 
    würze, dauernd genommen, zerstören im Laufe der Jahre auch den 
    gesündesten Magen und machen ihn untüchtig für seine Arbeit. Die 
    Folgen sind Magenentzündungen und Reizungsherde in der Magen- 
    schleimhaut mit allen daraus sich entwickelnden Folgen. 
    
    Aber das ist wahrlich nicht alles. Chemisch betrachtet gehören alle 
    pfefferigen, scharfen Gewürze in die Gruppe der Alkaloide. Das sind 
    stickstoffhaltige Kohlenstoffverbindungen von ausgesprochen basi- 
    
    
    280 
    
    
    schem Charakter. Sie alle sind nervenlähmende, das Gehirn auf lösende 
    Gifte. Die bekanntesten in dieser Gruppe der Genußgifte sind Nikotin 
    im Tabak, Morphin in den Opiaten, Chinin, durch dessen lähmende 
    Eigenschaften man das Malariafieber zu bekämpfen hoffte, das Atro- 
    pin der Tollkirsche, das Strychnin in den Brechnüssen, das Piperin in 
    den verschiedenen Pfeffersorten und das Sinapin im Senfsamen. 
    Würde es möglich sein, Pfeffer in größeren Mengen zu verzehren, so 
    würden die Giftwirkungen in ihrer ganzen Kraft sofort wahrzuneh- 
    men sein. Aber man glaubt, durch den täglichen Genuß geringer Men- 
    gen als Zusatz zu Wurst- und Fleischwaren, zu Käse und zum Fisch- 
    salat, zu Mayonäsen, ja, auch zu Kohlgerichten und Gemüsezuberei- 
    tungen seinen Nerven und seinem Gehirn keinen Schaden zufügen zu 
    können, sondern im Gegenteil, seine Verdauung zu heben und zu ver- 
    bessern, weil die erhöhte Absonderung der Speichel- und Magensaft- 
    drüsen diesen Zustand vortäuscht. 
    
    Kaffee, Tee, Kakao 
    
    Da rasselt am Morgen der Wecker. Die Pflicht ruft zur Unter- 
    brechung des Schlafes, aber man fühlt sich doch noch nicht so richtig. 
    Ein Schälchen heißen Kaffee und eine Semmel dazu: Wie dies das 
    Herz anregt und alle Müdigkeit vergessen läßt? Oder man hat ein 
    gutes Mahl eingenommen und fühlt sich so richtig satt und wegen 
    der viel zu reichlichen Arbeit der Verdauungsorgane unlustig und ge- 
    reizt. Wie schnell ist das überwunden durch eine Tasse Mokka oder 
    heißen Bohnenkaffee mit dem so anregenden Herzgift darin? Wie 
    angenehm ist so ein kleiner Kaffeerausch! Wie plaudert es sich da so 
    angeregt, wie glänzen die Augen, wie röten sich die Wangen! Aber 
    wie verheerend ist die Wirkung im Körper! Das Coffein im Kaffee 
    ist wiederum ein schweres Gift und zwar ein Blutgift wie das in 
    Leichengift sich wandelnde Xanthin im Tierfleisch, das dem Kultur- 
    menschen zur Speise dient. Coffein, der wirksame Stoff im Kaffee, 
    ist eine Purinbase ähnlich der Harnsäurebildner im Tierfleisch. Bei 
    deren Auflösung bildet sich neben anderen Blut- und Nervengiften 
    Harnsäure. Die Lebenskraft sucht sich gegen diese heißen erregenden 
    Gifte zu wehren und beginnt deshalb fieberhaft zu arbeiten. Die 
    Stoffwechselvorgänge und damit die Arbeit des Blutes wird erhöht, 
    das beschleunigt das Herz. Die damit zusammenhängende Erregung 
    der Nerven täuscht auch dem ermüdeten Menschen neue Spannkraft 
    vor, so daß er sich gar zu gern über seinen wahren Kräftezustand 
    täuschen läßt und über das Maß seiner Kräfte hinausgeht. Bei selte- 
    nem Kaffeegenuß dauert die Arbeit der erhöhten Abwehrkraft des 
    Körpers bis in die Nacht hinein und hält den Menschen wach. Welcher 
    Unverstand nannte diesen Zustand „Anregung“? 
    
    Die Erschlaffung folgt der Aufregung und wehe dem Menschen, der 
    dann versucht, diese durch weiteren Kaffeegenuß zu überwinden. Er 
    wird dadurch süchtig auf die krankhafte Erregung. Es summieren 
    sich die täglichen kleinen Schäden und bringen auch die kräftigste 
    
    
    281 
    
    
    und gesündeste Konstitution und das gesündeste Herz zur Strecke, 
    wenn nicht vorher schon durch Nervenüberreizung eine geistige Ver- 
    kümmerung oder gar Geisteskrankheit einsetzt. 
    
    Außer dem Coffein findet sich im Kaffee noch das Alkaloid „Trigo- ■ 
    nellin“, dies ist ein Abkömmling eines kohlensauren Pyridinkörpers 
    und für den Körper ein starkes Gift. Die Wirkung dieses Giftes ist 
    bisher noch kaum untersucht. Man hat es scheinbar wegen des vor- 
    herrschenden Coffeins ganz übersehen. 
    
    Das eigentliche Aroma des Kaffees ist das Kaffeeöl. Bei seiner Zer- 
    setzung bilden sich pyridinartige Basen, die ebenfalls giftig wirken. 
    Durch das Rösten der Kaffeebohnen bilden sich die aromatischen 
    Röstgifte Ammoniak, Pyridin, Essigsäure, Valeriansäure, Furfurol, 
    Phenol und andere. Alle miteinander sind Blut- und Nervengifte. Sie 
    alle erregen die Abwehrkräfte und verstärken die „anregende“ Wir- 
    kung. Bei Süchtig werden verstärken die Gifte die Wirkung der Harn- 
    säure und der Blutversäuerung durch Fleischspeisen und vom Tier 
    stammende Genußmittel. Die Leiden, die dieser Harnsäureschwemme 
    folgen, sind bereits mehrfach bekannt gemacht. 
    
    Aber auch die Aufbereitung des Kaffees und das Rösten geht nicht 
    ohne bedenkliche Kunstgriffe vor sich. Um in der Farbe unansehn- 
    liche Sorten zu „schönen“, setzt man, je nach Bedarf, gelbe oder 
    grüne Farbe zu, die alle miteinander der chemischen Giftküche ent- 
    stammen. Bleifarben sind dabei ebenso beliebt wie Teerfarbstoffe. 
    Um aber nach dem Rösten das Verdunsten des Aromas zu verhüten 
    und eine Lagerung zu ermöglichen, überzieht man die Bohnen wäh- 
    rend des Röstens mit zuckerhaltigen Stoffen, die eine tiefbraune 
    Farbe ergeben oder mit Gummi, Glyzerin, Harzen, Schellack u. a. 
    Da aber die Überzüge teuer sind, nimmt man zum Kollophonium, 
    einem Rückstand aus der Terpentingewinnung, und ähnlichen Lösun- 
    gen und Mischungen seine Zuflucht. Das Glasieren ist ein allgemein 
    üblicher Gebrauch. Alles das aber schlürft der Kaffeetrinker in sich 
    hinein. 
    
    Der Kaffee ist für die meisten zivilisierten Menschen ein begehr- 
    tes Genußmittel, das ist nicht zu leugnen, aber für Kinder, Lebens- 
    reformer und Herzschwäche ist er gar zu leicht zu stark. Da hilft 
    coffeinfreier Kaffee. Da Coffein in der Arzneimittelherstellung ein 
    viel begehrter Stoff ist, so wird er in chemischen Fabriken aus der 
    Kaffeebohne chemisch extrahiert und rein dargestellt. Die Extrahie- 
    rung geschieht in der bekannten Weise der chemischen Ölgewinnung. 
    Die Bohnen werden nach Aufquellen im Wasserdampf mit Äther, 
    Azeton, Benzol, Tetrachlorkohlenstoff oder ähnlichen Mitteln behan- 
    delt. Diese entziehen der Bohne mit dem öl das Coffein bis auf ge- 
    ringe Spuren. Das freie Coffein wird dann durch Abdestillieren, Rei- 
    nigen und Filtrieren gewonnen. Uber 98 Prozent des Ausgangs- 
    materials verbleiben als wertloser Rückstand. Das aber wäre un- 
    rentabel. So wurde der Rückstand auf neu hergerichtet und als cof- 
    
    
    282 
    
    
    feinfreier Kaffee in den Handel gebracht. Wo aber bleiben die 
    Lösungsmittel, die alle miteinander wegen ihrer fettlösenden Eigen- 
    schaften, auch in Spuren, noch schwere Nervengifte sind? Welche 
    Garantie hat der Verbraucher, daß auch wirklich alle Lösungsmittel 
    und Chemikalien verschwunden sind? 
    
    Außer dem Kaffee wird als Ergänzung der Mahlzeiten der „Tee“ 
    getrunken. Dieser wird außer von den zivilisierten weißen Menschen 
    auch von den Asiaten, den Chinesen, Japanern usw. viel verwendet. 
    Der wirksame Stoff im Tee ist gleichfalls Coffein. Was man als Teein 
    bezeichnet, ist vollkommen identisch mit Coffein, auch die Wirkung 
    auf den Körper, das Herz und die Blutbewegung ist die gleiche. Der 
    Unterschied besteht nur in der schwächeren Lösung im Teegetränk 
    und in dem Fehlen der Röstgifte. Auch der schwächste Kaffeeaufguß 
    ist im Giftgehalt mindestens doppelt so stark wie ein guter Teeauf- 
    guß. Deshalb die nachhaltigere Wirkung des Kaffees und der darin 
    enthaltenen Röstgifte. 
    
    Kakao wird aus den Samenkernen des prachtvollen, aus dem tropi- 
    schen Amerika stammenden Kakaobaumes gewonnen. Linne gab 
    ihm den Namen: Theobroama = Götterspeise. Von diesem Linneschen 
    Namen hat der wirksame Stoff im Kakao seinen Namen „Theobro- 
    min“. Dieses Theobromin ist dem Coffein ähnlich, aber nicht identisch. 
    Neben diesem an sich giftigen Alkaloid enthält der Kakao dann noch 
    eine Spur von Coffein. Beide zusammen ergeben die Anregungen, die 
    aber deshalb nicht so energisch sind wie beim Coffein, weil das 
    Theobromin so schwer löslich ist. Trotzdem kann der Genuß von 
    100 Gramm und mehr Reinkakao zu Schweißausbruch, Pulsverlang- 
    samung, Zittern und anderem führen. Die eigenartige Wirkung des 
    mit Zucker gemischten Kakaopulvers liegt darin, daß es den Zucker- 
    stoffwechsel in den Geweben hemmt, das führt dann zur Pulsver- 
    langsamung. Dadurch werden die Gewebe auf geschwemmt und es 
    wird der Anschein erweckt, als ob man gekräftigt und auch besser 
    ernährt wäre. In Wirklichkeit hat sich bei ausgedehnten Ernährungs- 
    versuchen erwiesen, daß die scheinbare Stärkung auf einer Täuschung 
    beruht. Durch die Zurückhaltung des Zuckerstoffwechsels und die da- 
    durch bedingte Aufschwemmung neigen die Gewebe zur Fäulnis. Den 
    Beweis dafür hat uns ein englischer Arzt in Indien erbracht, der drei 
    zum Tode verurteilten Verbrechern die Freiheit versprach, wenn sie 
    folgende Versuche überstehen würden: 
    
    Der Erste sollte nur mit Kakao in verschiedenen Zubereitungen 
    ernährt werden. Er starb nach 80 Tagen, nachdem seine Glieder nach 
    und nach brandig geworden und abgefault waren. 
    
    Der Zweite bekam nur Kaffee. Er lebte etwas über 7 Monate. Sein 
    Körper machte zum Schluß einen fast verbrannten Eindruck. Bei der 
    Leichenöffnung zeigte sich, daß die Innenwände der Adern tatsäch- 
    lich verbrannt waren. 
    
    Der Dritte, der nur mit Tee ernährt wurde, starb am Hungertode 
    nach Ablauf von 2 Jahren. 
    
    
    283 
    
    
    Die südamerikanischen Kakaobohnen müssen eine Selbstgärung 
    durchmachen. Der Zucker, der sich im äußeren Fruchtmus der gan- 
    zen Kakaofrucht befindet, wird dabei in Alkohol vergoren. Nachher 
    setzt dann eine Essiggärung ein. Die Essigsäure beginnt dann auf den 
    Kern der Bohne einzuwirken. Durch diese Gärung wird die Lebens- 
    und Keimkraft des Samens vernichtet und die Kernmasse beginnt in 
    Fäulnis überzugehen und zu verrotten. Hier unterbricht man den 
    Prozeß der Vorbereitung und die Bohne wird gewaschen und ge- 
    trocknet. In den Verbraucher ländern werden die Bohnen dann bei 
    etwa 130 bis 140 Grad geröstet und gemahlen. Die Kakaomasse wird 
    entölt durch die bekannte chemische Extrahierung und Destillierung 
    mit nachfolgender Reinigung der Masse. Um eine bessere Verteilung 
    bei der Zubereitung als Getränk zu ermöglichen, wird das entölte 
    Kakaopulver mit Soda, Pottasche, Magnesiumkarbonat, Hirschhorn- 
    salz oder ähnlichen Stoffen behandelt. Das fertige Produkt ist dann 
    „löslicher Kakao“. Diese Masse des in den schon beschriebenen 
    chemischen Verfahren entölten und mit Alkalien behandelten Kakao- 
    pulvers ist die Grundlage für die beliebten Getränke. Mit 50 Prozent 
    Zucker und mehr vermischt, mit „Kakaobutter“ und Gewürzen ver- 
    setzt, bildet es die Grundlage der Schokoladenerzeugnisse. 
    
    Kakaobutter werden die Fett- und Ölstoffe genannt, die bei der 
    Aufbereitung der Kakaobohnen zum entölten Kakaopulver auf che- 
    mischem Wege mit den bereits bekannten fettlösenden Chemikalien 
    der Kakaomasse entzogen wurden. Sie erhärten nach der bekannten 
    chemischen Reinigung und Raffinierung zu einer halbfesten Masse. 
    Diese Kakaobutter mag eine brauchbare Grundlage für Salben und 
    Hautpflegemittel sein, sie taugt aber wegen ihrer rein chemischen 
    Gewinnung und Verarbeitung genau so wenig als Zusatz zu Genuß- 
    und Nahrungsmitteln wie die aufbereitete Kakaomasse. 
    
    Coffein und Theobromin sind gif tige Alkaloide und stehen in naher 
    chemischer Verwandtschaft zu Chinin, Atropin, Ergotin, Nikotin, 
    Morphin und anderen. Alle diese verlieren in saurer Lösung einen 
    Teil ihrer Giftwirkung, werden also im Körper des versäuerten 
    Fleischessers bedingt vertragen. Daraus bildete sich der Trugschluß, 
    daß Mate-Tee, hergestellt aus den Blättern einer brasilianischen Ilex- 
    art, ein Harnsäurefeind sei und der Versäuerung durch Fleisch- 
    speisen entgegenwirke. Inzwischen haben brasilianische Ärzte festge- 
    stellt, daß das Coffein im Mate-Tee sich in nichts von dem im Kaffee 
    oder Ceylon-Tee unterscheidet. Das Ilexblatt hat einen größeren Ge- 
    halt an Coffein als das Blatt des Teestrauches und wirkt deshalb, 
    dauernd getrunken, fast so schlimm wie Kaffee, besonders bei der 
    bekannten einseitigen Ernährung der ärmeren Brasilianer und 
    Argentinier. In alkalischer Lösung zerfallen diese Gifte in schnell be- 
    wegliche Einzelteilchen. Es tritt eine Intensivierung ihrer Wirksam- 
    keit ein. Das zu beachten ist wichtig für Vegetarier und Rohköstler. 
    Das Blut und die Säfte des erfahrenen Rohköstlers sind stark alka- 
    lisch und frei von Säuren und deshalb entwickeln diese Gifte bei 
    
    
    284 
    
    
    ihnen eine stärkere Giftwirkung als bei landesüblich sich Ernähren- 
    den. 
    
    
    Wein, Bier, Schnaps und Liköre 
    
    Mit dem vorhergehenden Abschnitt sollte diese Abhandlung über 
    die Einwirkung der Ernährung auf unsere Gesundheit und die Ent- 
    stehung von Krankheitszuständen abgeschlossen sein, aber die ange- 
    gebenen Getränke als Ergänzung der landesüblichen Ernährung sind 
    so umfassend im Gebrauch, daß sich wenigstens ein Hinweis nicht 
    umgehen läßt. 
    
    Getreide ist die weltweite Grundlage der Ernährung der Menschen 
    aller Erdteile und aller Völkerschaften. Aber man ißt das Getreide, 
    den Samen der Gräser, nicht in dem Zustand, in welchem es gewach- 
    sen ist, sondern man kocht, backt oder röstet es. Die Küchentechnik 
    von der einfachen Brotzubereitung der Primitiven bis zur hochent- 
    wickelten Müllerei- und Bäckereiindustrie bedient sich des Feuers in 
    der einen oder anderen Form. Wir sahen schon, welche Folgen für 
    den Gesundheitszustand der Menschen daraus entstehen können und 
    entstanden sind. Hier interessiert uns die Herstellung und der Ge- 
    nuß des Getreides als Ursache des Alkoholmißbrauches nicht nur in 
    den europäischen Völkerschaften, sondern in allen Ländern und allen 
    Völkern auf dem weiten Erdenrund. Die Asiaten bevorzugen Reis 
    als Getreidenahrung, sie brennen sich Schnaps aus Reis. Die Euro- 
    päer bevorzugen das sogenannte Brotgetreide und brennen sich 
    Schnaps und Bier daraus. Die romanischen Völker bevorzugen zu 
    ihrem weißen Brot und den raffiniert zubereiteten Fleischspeisen als 
    Getränk den vergorenen Saft aus der Weintraube, aus der lieblich- 
    sten und besten Frucht, die dem Menschen von der Natur geboten 
    wurde, und brennen sich daraus Weinbrand. Wie hängt das mitein- 
    ander zusammen, warum die Verkettung der verschiedenen Alkoho- 
    lika mit dem Brotgenuß und der Zubereitung von Getreidespeisen. 
    Und warum wird Wein zu den raffiniertesten Fleischspeisen und 
    Fischgerichten getrunken? 
    
    Brot aller Art wird hergestellt aus dem Teig, den man vorher 
    durch Zusatz von Sauerteig oder Hefe in Gärung versetzte. Die 
    Gärung ist eine chemische Auflösung, ein Zerfallsvorgang, bei dem 
    sich Zucker in Alkohol und Kohlensäure auflöst. Die bei der Gärung 
    in der Ofenwärme entstehende Kohlensäure treibt bei richtiger 
    Handhabung den Teig auf und macht das Brot schön locker. Der 
    Alkohol wird bei der Hitze mit ausgetrieben. Die Gärung wird durch 
    den Backprozeß nicht beendet, sie wird wohl unterbrochen, aber das 
    Brot im Magen und die Getreidespeisen sind wegen des Wasserge- 
    haltes oder wegen der verschiedenen Aufstriche und Zutaten nicht 
    richtig mit Mundspeichel durchtränkt, und die Getreidestärke ist 
    durch die Erhitzung sowieso schon in Kleister verwandelt. So liegt 
    denn der nur unvollständig gewandelte Stärkekleister viel zu lange 
    im Magen, da er ja im Magen nicht weiter verarbeitet werden kann, 
    
    
    und die unterbrochene Gärung setzt wieder ein. Dabei entstehen im 
    Magen Kohlensäure und Alkohol. Frisch entstehendes Kohlensäure- 
    gas hat wie alle Säuren fressende Wirkung und der frisch entstan- 
    dene Alkohol brennt und ätzt, denn er reißt das Gewebswasser an 
    sich. Die auf treibende Wirkung der Kohlensäure erzeugt im Magen 
    Gasdruck und der Alkohol verlangt nach Aufschwemmung durch 
    irgendeine Flüssigkeit. Das nennt man dann Brotdurst, aber dem 
    entstehenden Alkohol im Magen ist mit Wasser nicht geholfen. Was- 
    ser hebt die Gärung nicht auf. Die erstickt erst in sich selbst, sobald 
    die Lösung 15 Prozent Alkohol enthält. Das Trinken von hochpro- 
    zentigen Alkoholikas bringt deshalb die Erscheinungen der Gärung 
    im Magen schnell zum abklingen. So zwang die im Magen gar zu 
    leicht einsetzende Gärung der genossenen Brot- und Getreidespeisen 
    den Menschen zu dem ihm gemäßen Getränk. 
    
    Zusätzlich genossener Alkohol im Schnaps mit der dazugehörigen 
    Flüssigkeit im Bier stumpft die Brotgärung im Magen ab und erlöst 
    den Menschen vom Gasdruck. Das drückend unangenehme Gefühl 
    verschwindet und man empfindet das alkoholhaltige Getränk als Er- 
    lösung. So schlichen sich Schnaps und Bier ein in die Ernährungsge- 
    wohnheiten des deutschen Menschen. 
    
    Der Wein ist eine Erfindung der Raffinesse der morgenländischen 
    und mittelmeerländischen Küche. In den Kreisen der freien Bürger 
    dieser Völker (die Sklaven nahmen daran sowieso nicht teil), wurde 
    die Aufbereitung der Fleischspeisen auf die Spitze getrieben und Ge- 
    müse und grobe Kost vernachlässigt. Das aber bedeutete eine gewal- 
    tige Überlastung der Verdauungsorgane. Daraus entstanden Verdau- 
    ungsstörungen aller Art und die Traube des Weinstocks war die be- 
    vorzugte aller Fruchtarten. Aber wie leicht gärte der abgepreßte 
    Saft! Wie schnell machte man die Entdeckung, daß gegorener Wein, 
    als Zugabe zu Fleischspeisen getrunken, Unbehaglichkeit im Magen 
    und Verdauungsstörungen oft gar nicht erst entstehen ließ. So wur- 
    den die Speisen ergänzt durch den vergorenen Saft der Traube. Er 
    wurde mit der Überwindung der Sklaverei nach dem Zusammen- 
    bruch des römischen Reiches das Volksgetränk der übriggebliebenen 
    Bewohner, aus denen die romanischen Völkerschaften hervorgingen. 
    
    Ähnliche Vorgänge müssen wir für die Erfindung der verschiede- 
    nen Rauschgetränke unter den Völkern der Erde verantwortlich 
    machen. Erst kam die Einführung der Feuersglut bei der Zubereitung 
    der Nahrung. Die damit einhergehenden Magenstörungen sucht man 
    durch die alkoholischen Getränke zu überwinden. Man ahnte nicht, 
    was sich daraus entwickelte. Man ahnte nicht, daß ein Teufelskreis, 
    einmal begonnen, solange wirkt, bis die dem Irrtum verfallenen Völ- 
    ker daran zugrunde gegangen sind. Statistisch nachweisbar und allen 
    Arbeitern in der Volksfürsorge bekannt sind die Entartungen der 
    nur gar zu leicht in Süchtigkeit ausartenden Folgen des Alkoholge- 
    nusses, seien es nun Wein, Bier, Schnaps oder die modernen Liköre. 
    Gewiß, der Staat zieht gewaltige Einnahmen aus der Getränke- und 
    
    
    286 
    
    
    Alkoholsteuer. Aber was kostet die Unterhaltung der Irren- und 
    Zuchthäuser, die zu einem recht erheblichen Prozentsatz von Opfern 
    der Trunksucht und von Nachkommen Trunksüchtiger bevölkert wer- 
    den? Der Vorkriegsverbrauch an alkoholischen Getränken, umgerech- 
    net in Eigenheime, würde es ermöglicht haben, jährlich 250 000 Fa- 
    milien ein anständiges Eigenheim zu errichten. Doch der Worte sind 
    genug gewechselt, Bücher und Bibliotheken wurden schon geschrie- 
    ben über den Schaden, den der Gebrauch von alkoholischen Geträn- 
    ken im menschlichen Körper, an seiner Gesundheit, an seiner seeli- 
    schen und geistigen Leistungsfähigkeit angerichtet hat. Wer hätte 
    noch nicht gehört vom Alkohol als Ursache so vieler Krebsleiden im 
    Halse, Magen und im Darm? Wer wüßte nichts vom Schrumpfmagen, 
    Schrumpfnieren und Verkümmerung der Leber als Folge des Alko- 
    holgenusses? Alkohol oder Weingeist, chemisch Äthyl- Alkohol, ist 
    fettlösend bzw. ein Fettlöser und daher ein lähmendes Nervengift, 
    durch das die Nerven und das Gehirn erst gelähmt und dann zerstört 
    werden. Alle anderen Schäden kommen erst in zweiter Linie; denn 
    diese sind zur Hauptsache nur Ätzschäden und solche, die durch die 
    Wasserentziehung aus den Geweben entstehen und sich erst nach 
    übersteigertem Genuß zeigen. Die Nerven- und Gehirnschäden aber 
    machen sich schon beim ersten leisen Rausch bemerkbar und schrei- 
    ten je nach dem Gesundheitszustand des Menschen stetig aber sicher 
    bis zur Zerstörung seiner geistigen und seelischen Kräfte fort, beson- 
    ders, wenn der Betroffene erst süchtig wurde. 
    
    Über die Weinpanscherei und die verschiedensten Arten von Ver- 
    fälschungen der Weine und Weinbrandliköre und über die Zusätze 
    bei der Herstellung und Schönung der Weine und Liköre soll hier 
    nicht gesprochen werden. Nur soviel sei gesagt, wenn alle Weine und 
    Weinbrände, die in der Welt getrunken werden, Erzeugnisse aus 
    Weintrauben wären, die gesamte Anbaufläche Europas würde nicht 
    ausreichen, sie alle herzustellen. Auf dem weiten Erdenrund ver- 
    wandelt der Mensch die schmackhafte Frucht des Weinstocks und bei 
    natürlichem Anbau die gesundeste in ein schweres Nerven- und Ge- 
    hirngift, um seinen Süchten und Genüssen frönen zu können. 
    
    Wie aber kann man den Schaden abstellen? Das ist die Frage, die 
    uns hier angeht und vordringlich ist. Aus der küchentechnischen Zu- 
    bereitung der landesüblichen Ernährung aller Völker mit dem Koch- 
    topf, der Bratpfanne und dem Backofen und den ersten gesundheit- 
    lichen Schäden aus einer derartigen Kochküche entwickelte sich die 
    Herstellung der alkoholischen Getränke aller Art. Brot und Schnaps, 
    Fleisch und Wein gehören zusammen, das ist wohl bekannt, aber bis- 
    her nicht bedacht. Stellt man aber die Ernährung auf natürliche 
    Grundlagen um und ißt die natürliche Nahrung so, wie die Natur sie 
    für den Menschen vorgesehen hat, dann verschwindet das Verlangen 
    nach diesen Rauschgetränken ohne besondere Anstrengung. Der Ge- 
    schmack entwickelt sich in anderen Bahnen und die Verdauungsarbeit 
    
    
    287 
    
    
    vollzieht sich reibungslos und ohne Störungen. Solange aber der 
    Bayer seine dicken Knödel, seine Salzstangen und seinen Salzrettich 
    ißt, wird er auch Bier trinken müssen. 
    
    Tabak 
    
    Alle Völker auf dem weiten Erdenrund bereiten sich ausnahmslos 
    ihre für ihre Erhaltung und Kräftigung bestimmte Nahrung mit Hilfe 
    des Feuers in der einen oder anderen Weise durch Braten, Backen, 
    Kochen, Schmoren oder Brennen zu. Und würden wir in die abge- 
    legensten Gegenden des australischen Kontinents oder des dunklen 
    Afrikas nach einem Menschen suchen gehen, der sich noch aus Natur- 
    instinkt heraus nur von nicht erhitzter Nahrung zu erhalten bestrebt 
    ist, wir würden enttäuscht heimkehren müssen, es gibt so einen Men- 
    schen nicht. Alle Völker der Erde benutzen das Feuer als Hilfsmittel 
    bei der Zubereitung ihrer Nahrung. Deshalb fühlen sich auch alle 
    Menschen nach der Einnahme ihrer Mahlzeiten nicht erfrischt und 
    gestärkt und in gehobener Stimmung, sondern nach der Einnahme 
    der gekochten Mahlzeit werden die Menschen von Unlustgefühlen, 
    Druck im Magen, leichten Fieberzuständen und, bei entsprechender 
    Veranlagung, d. h. bei Neigung zu Magenversäuerungen, von Er- 
    regungszuständen gequält. Diese versuchten die Menschen seit jeher 
    auf irgendeine Art zu bekämpfen oder zu unterdrücken. Kaffee, Tee, 
    Bier, Wein, Schnaps und Liköre lernten wir in diesem Sinne bereits 
    in ihrer eigenartigen Wirkung mit den nachfolgenden bekannten 
    Krankheiten und Zerstörungen in den Organen kennen. Aber seit 
    der Entdeckung Amerikas durch Columbus übernahmen die Europäer 
    und nach ihnen die Bewohner aller Erdteile ein anderes Laster, um 
    der Unlust nach dem Essen Herr zu werden: den „Tabak“. 
    
    Ein paar tiefe Züge aus dem Glimmstengel nach der Mahlzeit, so 
    heißt es, beruhigen so schön, sie unterdrücken die Unlustgefühle und 
    bringen die Nerven wieder ins Gleichgewicht und — was dem Tabak 
    nicht noch alles nachgerühmt wird. 
    
    Wodurch wird diese Wirkung erzeugt? 
    
    Wer in jungen oder späteren Jahren zum ersten Male versucht, sich 
    des Tabaks zu bedienen, wird aus dem revoltierenden Ausbruch der 
    Abwehrkraft der gesunden Organe seines Körpers ohne weiteres er- 
    kennen müssen, daß der Tabak wie ein schweres Gift auf seinen Kör- 
    per wirkt und wie sich der Körper mit allen Mitteln des Giftes wieder 
    zu entledigen sucht. Der Tabak ist tatsächlich ein Gift, denn in ihm 
    findet sich das Alkaloid „Nicotin“, so genannt nach dem Franzosen 
    Nicot, der die Giftwirkung dieses Alkaloids im Tabak zum ersten 
    Male beschrieb. Tatsächlich gehört das Alkaloid Nicotin zu den ge- 
    fährlichsten und tödlichsten Giftstoffen, die in der Pflanzenwelt über- 
    haupt gefunden werden. Da diese Tatsache sich inzwischen allgemein 
    herumgesprochen hat, so ist es eigentlich nicht notwendig, darüber 
    noch große Worte zu verlieren. Unbegreiflich ist es nur, daß Men- 
    
    
    288 
    
    
    sehen, die da vorgeben, bei gutem Verstand zu sein und dem An- 
    schein nach auch über einen gesunden Menschenverstand verfügen, 
    sich so hemmungslos und sorglos dem Genuß dieses Giftes hingeben. 
    Die große Gefahr des Tabakgiftes für den Menschen liegt nun darin, 
    daß der Mensch nach der Gewöhnung an dieses Gift jahre- und jahr- 
    zehntelang ganz beschwerdefrei zu sein scheint und sich in seinem 
    Wohlbefinden durch den Genuß gar noch gehoben fühlen kann, ehe 
    es zu katastrophalen Auswirkungen des Giftes im Körper kommt. 
    Zeigen sich dann nach Jahren ausgesprochene Giftwirkungen, so will 
    es der Mensch noch nicht einmal wahr haben, daß die Erscheinungen 
    mit seinem Genuß am Glimmstengel oder der Tabakpfeife Zusam- 
    menhängen. 
    
    Die schweren Schädigungen des Tabakgiftes zeigen sich nicht so 
    sehr in den Lungen als vielmehr in den Nerven. Nicotin ist ein Gift- 
    stoff, der auf das sogenannte vegetative Nervensystem wirkt und 
    über dieses die Schäden über den ganzen Körper verteilt. Hier sei be- 
    merkt, daß man als vegetatives Nervensystem jenes Geflecht von 
    Nervensträngen bezeichnet, das nicht durch das Hirn unserem Wil- 
    len unterstellt ist und unser Gefühl und unsere Sinne beeinflußt, son- 
    dern es ist jenes Nervensystem gemeint, das die instinktive Tätigkeit 
    des Körpers über das sogenannte Sonnengeflecht regelt. Diese Nerven 
    regeln zuerst die Verdauung, d. h. die Tätigkeit des Magens, des 
    Darmes, der Nieren, des Herzens, der Lungen und zum Schluß die 
    Blut- und Säftebewegung im Körper. Alle diese Organe und die sie 
    regelnden Nerven können sich nicht durch Schmerzempfindung be- 
    merkbar machen. Sie können deshalb in den Anfangsstadien der 
    Krankheitserscheinungen keine Warnung an das Gehirn geben. So 
    geht denn der Mensch, der sich einmal in den Maschen der Tabak- 
    seuche gefangen hat, ahnungslos mit den zunehmenden Zerstörungen 
    und den Giftwirkungen, die immer vorhanden sind und früher oder 
    später offenbar werden, seinem schmerzvollen Untergang entgegen. 
    Wenn sich die Schäden erst durch Schmerzen bemerkbar machen, ist 
    der krankhafte Entartungszustand der angegriffenen Organe bereits 
    soweit fortgeschritten, daß an eine wirkliche Heilung kaum mehr ge- 
    dacht werden kann. 
    
    Wenn auch die schwersten Schädigungen am vegetativen Nerven- 
    system feststellbar sind, so werden doch die übrigen Nerven des Ge- 
    fühls und der Sinnesorgane, das Großhirn und mehr noch das Klein- 
    hirn genau so angegriffen und langsam aber sicher zerstört. Doch 
    machen wir uns ganz kurz ein Bild von den Zerstörungen, die der 
    Tabakgenuß im Körper unbemerkt von dem Befallenen anrichten 
    kann und bei gegebener Veranlagung in den jeweils betroffenen Par- 
    tien auch anrichtet. Wir müssen uns dabei stets folgendes klar 
    machen: Nicht jeder Mensch wird auf die gleiche Weise von den 
    gleichen Schäden ergriffen, sondern die Giftwirkungen werden sich 
    jeweils in den schwächsten Organen zuerst auswirken und deshalb 
    treten nur selten ganz gleichartige Krankheitserscheinungen zu Tage. 
    
    
    19 Sommer, Ernährung 
    
    
    289 
    
    
    Beim ersten Versuch, sich das Rauchen anzugewöhnen, kommt es 
    außer zum Kratzen auf der Zunge und im Hals vor allem zu ruck- 
    artig sich wiederholendem, starkem Brechreiz mit ebensolchem 
    Durchfall, d. h., der Körper sucht sich krampfhaft und gewaltsam des 
    Gifteinbruches zu erwehren. Glücklich ist der Mensch, der sich diese 
    Warnung zu Herzen nimmt und seine Finger von dem Giftkraut läßt. 
    Nach Erholung von dem ersten Angriff gewöhnt sich der Magen 
    scheinbar an die Gifteinwirkung, da er ja nicht mehr so deutlich mit 
    Brechreiz und so weiter anspricht. Doch nun setzt bei Leuten mit 
    empfindlichem Magen die Wirkung auf den Magen erst recht ein. Es 
    kann zu schweren organischen Störungen mit akuter Magenentzün- 
    dung kommen, die in schweren Magengeschwüren und in Geschwüren 
    am Zwölffingerdarm und am Pförtner enden. Entzündungen der 
    Schleimhäute mit Neigung zu bösartigen Krebsgeschwüren sind keine 
    Seltenheit. 
    
    Als Nervengift wirkt sich das Nicotin durch Lähmung der Nerven 
    mit all ihren Folgen aus. Diese Nervenlähmung aber ist es, die von 
    den meisten Rauchern nach dem Essen z. B. gesucht und die so be- 
    ruhigend nach einem guten Mahle empfunden wird. Auch wenn die 
    Nerven aus anderen Gründen erregt und überspannt sind, wie gut 
    tut da ein Zug aus der Zigarre oder der Zigarette. Die beruhigende 
    Wirkung ist eine Folge der Nervenlähmung und führt mit der Zeit 
    zu schweren Bewußtseinsstörungen, zu Störungen der Sinnestätigkeit 
    aller Art, zu Eiterungen der Sinnesorgane, Sehstörungen, Ohreneite- 
    rungen und dergl., das wird nicht bedacht. Der Gehörsinn wird leider 
    zu oft betroffen, und manche fortschreitende Taubheit ist im Ur- 
    sprung auf das Tabakgift zurückzuführen. Auch die Atmungsorgane 
    können dabei sehr in Mitleidenschaft gezogen werden, hartnäckige 
    Rachen- und Kehlkopfentzündungen sind keine Seltenheit und der 
    Raucherkrebs an Zunge, Kehlkopf usw. ist bestimmt nicht ganz un- 
    bekannt. 
    
    Wenn, wie es auch gar nicht selten vorkommt, die Organe konsti- 
    tutionsgemäß und der guten Erbanlage nach so gesund sind, daß 
    offensichtliche Störungen nicht beobachtet werden können, dann 
    kommt es häufig zu direkten Schäden in der Zentrale der vegeta- 
    tiven Nerven, dem Sonnengeflecht. Dadurch entstehen dann schwere 
    Herzschäden, wie z. B. Verhärtung der Kranzarterien des Herzens 
    mit den daraus sich ergebenden Zuständen schwerer Herzstörungen 
    und Herzlähmungen. Es bildet sich daraus oft der Zustand der An- 
    gina pectoris, d. h. der gefürchteten Herzkrankheit, die kaum noch zu 
    beheben ist, und der jetzt so oft auftretende Herzinfarkt. 
    
    Aber damit nicht genug, kann man wohl sagen, daß die Wirkung 
    des Tabakgiftes keinen Teil und kein Organ des Körpers verschonen 
    wird. Von der Störung des Magens bis zu der Bauchspeicheldrüse ist 
    es doch wahrlich nicht weit. 
    
    
    290 
    
    
    Bekannt sind ferner die erhöhten Reflexwirkungen der Nerven bei 
    starken Rauchern, starkes Zittern der Glieder mit langsam zuneh- 
    mender Verschlimmerung, erhöhte Erregung des Herzens mit Herz- 
    jagen, abwechselnd mit Herzbeklemmungen. Dazu können dann noch 
    schlimme Einwirkungen auf die Schilddrüse kommen, die Erschei- 
    nungen ähnlich der Basedowschen Erkrankung hervorrufen können. 
    
    Aber die schwersten Schädigungen können in den Geschlechtsorga- 
    nen angerichtet werden. Ein junges Mädchen wird durch die Einwir- 
    kung des Tabakgiftes viel zu früh altern und sehr leicht unfrucht- 
    bar werden, während beim Mann Impotenz sehr oft die Folge sein 
    kann. Das zu erwartende Kind von tabakrauchenden jungen Eltern 
    aber wird schon vorgeburtlich schwer angeschlagen sein. In den 
    Säuglingsjahren wird es um so schwerer in der Entwicklung ge- 
    hemmt, je mehr sich die stillende Mutter dem Rauchlaster hingibt 
    und das Kind in der vom Tabakrauch erfüllten Luft zu atmen ge- 
    zwungen ist. Eine rauchende junge Mutter wird kaum stillen können, 
    wenn sie dazu trotzdem noch fähig ist, dann wird sie durch die 
    Brustnahrung die nervenlähmende Wirkung auf das Kind übertragen, 
    das dadurch in der Entwicklung nur langsam vorankommen wird, 
    wenn es nicht gar schweren Schaden an Hirn und Nerven nimmt. 
    
    Nicht nur die Verdauungsorgane und das Herz, sondern auch die 
    Nieren und das Blut, die Muskeln und die Hautorgane können und 
    werden von den Schäden erfaßt. Doch es würde zu weit führen, hier 
    die ganze Liste der möglichen Schädigungen anzuführen. Wer es be- 
    greifen kann, dem sei nur noch kurz gesagt, daß alle Ernährungs- 
    schäden, die in diesen Abschnitten behandelt wurden, durch die Ein- 
    wirkung des Tabakgiftes nicht aufgehoben, sondern auf jeden Fall 
    verschlimmert werden. Sie können erst zur wirklichen Ausheilung 
    kommen, wenn mit einer Ernährungsumstellung zur Überwindung 
    der Krankheitserscheinungen auch die Seuche des Tabakrauchens 
    und andersgearteten Tabakgenusses überwunden wird. Aber den 
    Versuch, der Seuche Einhalt zu gebieten, macht das Gift selbst un- 
    möglich. Der Tabak lähmt nicht nur die Nerven und schwächt damit 
    die Entschlußkraft des Menschen, sondern er betäubt mit den Nerven 
    auch das Gewissen und ruft zu der bekannten Rücksichtslosigkeit 
    des Rauchers auf seine Umgebung auch eine Schwächung seiner Wil- 
    lenskraft hervor. Der Tabak lähmt so den Willen zur Überwindung 
    des Lasters. Ist aber das Laster zur Sucht geworden, dann ist kaum 
    noch Hilfe zu bringen, da dann außer der Überwindung der inzwi- 
    schen eingetretenen Schäden noch besondere Entziehungskuren not- 
    wendig werden, denen sich der Süchtige nur ungern oder gar nicht 
    unterziehen will und kann. 
    
    Wenn wir uns dieses erschütternde Bild von den Auswirkungen 
    des Tabakgiftes auf den menschlichen Körper so recht eindringlich 
    vor Augen halten, dann wird es unverständlich, wie ein gesunder 
    junger Mann bei vollem Verstände sich diesem unlogischen und sinn- 
    losen Laster hingeben kann, das in seinen zerstörenden Auswirkun- 
    
    
    291 
    
    
    gen unübersehbaren Schaden in seinem Körper anrichtet, im Laufe 
    der Jahre die klare Verstandeskraft zerstört, den Raucher rücksichts- 
    los gegen alles werden läßt, was ihm in seiner Sucht hinderlich ist, 
    und ihn letzten Endes auf einen Leidensweg führt, der ihn mit Angst 
    und Schrecken vor dem Alter erfüllen wird. Das schleichend schmerz- 
    lose Gift geht seinen Weg der Zerstörung der Organe des Menschen 
    und seines Verstandes so unbeachtet, weil es im ersten Augenblick 
    die Druck- und Erregungszustände nach dem Essen so schön behebt 
    und beruhigt. Diese scheinbare Beruhigung ist auf eine Nervenläh- 
    mung zurückzuführen. Das aber wird selten erkannt und wenn, dann 
    nicht im vollen Umfang verstanden und beherzigt. 
    
    Diese Einführung in die Schäden des Tabakgenusses kann nicht 
    abgeschlossen werden, ohne wenigstens kurz noch auf die Folgen des 
    Zigarettenrauchens mit Inhalieren hinzuweisen. Solange der Tabak- 
    rauch nicht direkt durch Einatmen und Ziehen in die Lunge in den 
    Lungenkörper gelangt, wird eine Schädigung der Lungen selbst nur 
    durch die allgemeinen Nervenschäden hervorgerufen. Wird aber der 
    Rauch in den Lungenkörper selbst eingesogen, dann wirkt sich das 
    Gift hier in besonders schwerer Weise aus. Trotz der großen Wider- 
    standskraft der Lungen gegen Schadenswirkungen irgendwelcher 
    Art wird das Tabakgift sich zusammen mit den anderen Giftwir- 
    kungen im Tabakrauch zu allen anderen möglichen Schäden ganz be- 
    sonders als krebserzeugend auswirken. Die Entstehung der Lungen- 
    schäden geht ganz unmerklich und schmerzlos vor sich. Auch die Ent- 
    stehung und das Heranwachsen solcher Krebsgeschwüre in den Lun- 
    gen ist vorher kaum wahrzunehmen, bis es oft schon zu spät ist. 
    Nach den Berechnungen von Dr. Linckit werden in den nächsten 
    10 Jahren in Deutschland einige hunderttausend Menschen an dieser 
    schwersten aller Krebsleiden sterben müssen. Soweit ist diese Seuche 
    schon eingerissen und bei den Betroffenen kaum noch zum Stillstand 
    oder zur Ausheilung zu bringen. 
    
    Inzwischen geht die Tabak- und Zigarettenreklame mit ihren reiße- 
    rischen Anpreisungen weiter und keine Gesundheitsbehörde, kein 
    Abgeordnetenhaus schreitet ein, um der tödlichen Gefahr zu wehren. 
    Die Finanzminister so mancher Völker aber brauchen die Tabak- und 
    Zigarettensteuer, um ihren Etat zum Ausgleich zu bringen auf Kosten 
    der Volksgesundheit. 
    
    Damit beschließen wir diesen Abschnitt über die Entstehung der 
    Krankheiten und ihre Überwindung durch eine gesunde natürliche 
    Ernährung. 
    
    
    292 
    
    
    Dritter Teil 
    
    
    Das Urgesetz der natürlichen 
    Ernährung 
    
    mit ausführlichen Speisezubereitungen 
    
    
    
    Einleitung 
    
    In den vorhergegangenen Ausführungen wurde gezeigt, in welcher 
    verheerenden Weise sich die landesübliche Ernährung im Körper aus- 
    wirken kann und wird, wenn es nicht gelingt, einen grundlegenden 
    Umschwung in unserer Vor stellungs weit im Bezug auf unsere Ernäh- 
    rung und die Erzeugung unserer Nahrung herbeizuführen. Wir sahen 
    und haben hoffentlich begriffen: Die Ernährung von den Erzeugnissen 
    der weltweiten Viehzucht und des Ackerbaues als Grundlage der 
    Nahrungserzeugung, d. h. die Ernährung von Fleisch, Eiern, Milch 
    und deren sogenannten Veredelungsprodukten zusammen mit Brot 
    und Getreidezubereitungen und den durch Massenanbau für die Koch- 
    küche erzeugten Grobgemüsen ist alles andere als natürlich. Eine 
    solche Ernährung wird und muß die Gesundheit und die Widerstands- 
    kraft des Menschen untergraben und vorzeitig vernichten, wenn diese 
    Art der Ernährung noch durch bedenkenlos verzehrte Genußmittel 
    aller Art ergänzt wird. Wir erkannten die Umwandlung der Getreide- 
    körner in gebackenes Brot und gekochte Getreidespeisen der einen 
    oder anderen Art als die Ursache so vieler Stoffwechselstörungen, 
    daß es besser ist, Brot und Getreidespeisen ganz zu meiden, als sich 
    dauernd der Gefahr des Zusammenbruchs seiner Gesundheit auszu- 
    setzen. Wir sahen, welchem furchtbaren Selbstbetrug der Mensch zum 
    Opfer fiel, als er sich geistig darauf einstellte, sich vom Fleisch der 
    Tiere, von Erzeugnissen daraus und von den Produkten des lebenden 
    Tieres ernähren und kräftigen zu wollen. Noch verderblicher aber 
    zeigten sich die Folgen der Genußsucht als Folge der unnatürlichen 
    Ernährungsart vom Acker im Verbrauch von solchen „Lebensmitteln“, 
    die nicht als wirkliche Nahrung betrachtet werden können, sondern 
    eben nur dem Genuß dienen, um die störenden Folgen im Körper des 
    Menschen nicht so fühlbar oder die Nahrung schmackhafter zu machen, 
    wie es beim Verzehr von Zucker, Kaffee, Tee, vielen Gewürzen, 
    Alkohol und Tabak der Fall ist. 
    
    Wenn wir uns diese Zusammenhänge überlegen und durch den 
    Kopf gehen lassen, dann müssen wir uns fragen, was sollen und kön- 
    nen wir essen und trinken, ohne unserem Körper und seinen Organen 
    zu schaden. Wir wissen es schon, es wurde im ersten Teil des Buches 
    eingehend gezeigt, wie sich der Mensch aus dem Garten von Kräu- 
    tern, Früchten und Wurzeln gesund und lebenskräftig ernähren kann 
    und muß, wenn er bis ins hohe Alter schaffensfreudig, lebensmutig 
    und in froher Gemütsstimmung verbleiben will, ohne den Tod als ein 
    qualvolles Ende dieses Erdendaseins vor Augen zu haben. Trotzdem 
    fragen wir: Was sollen wir essen, um den natürlichen Gesetzen der 
    Lebenserhaltung gerecht zu werden? 
    
    
    295 
    
    
    Es sind im vorigen Jahrhundert und besonders in der neuesten Zeit 
    eine ganze Reihe von Versuchen und Überlegungen unternommen 
    worden, unsere Volksernährung zu ändern und zu reformieren. Die 
    Vertreter dieser verschiedenen Richtungen der Ernährungsreform 
    versuchten, die schlimmsten Torheiten in den Ernährungsgewohnhei- 
    ten der Menschen aufzuzeigen und Wege zu besseren Ernährungs- 
    formen und -gewohnheiten zu weisen. Da ist z. B. die große Bewegung 
    der ethischen Vegetarier, die aus ethisch-sittlichen Gründen den 
    Fleischgenuß des vorausgegangenen Tiermordes wegen ablehnen, aber 
    die sonstigen Küchengewohnheiten mit dem Verbrauch der vom 
    lebenden Tier stammenden Erzeugnisse der Viehzucht und des Acker- 
    baues aufrecht erhalten. Da war die weiter vorstoßende Bewegung 
    der Reformer unter Führung von Dr. Densmore, die, sich auf das 
    Wort Genesis 1, 28 gründend, das Verzehren von den Früchten der 
    Bäume, Sträucher und Kräuter als das Ideal einer von Gott angewie- 
    senen Ernährung verkündete und durchzuführen suchte. Nach der 
    Jahrhundertwende und vor allem nach dem ersten Weltkrieg kamen 
    dazu die Ernährungslehren von Adolf Just, von Ehret, dem neuzeit- 
    lichen Verkünder der Fastenheilkunde, die von Dr. Bircher-Benner, 
    Are Waerland und anderen. Alle diese kamen bis auf die wenigen 
    Verkünder der reinen Fruchtnahrung vom Kochtopf nicht los. Wem 
    aber sollen wir uns anvertrauen in dieser für uns alle so hochwich- 
    tigen Frage: Wie ernähre ich mich gesund und natürlich? Haben der 
    Verfasser dieses Buches und sein Vorgänger, Dr. Drews, Chicago, 
    allein das Recht, ihre Ernährungslehre als die allein gültige und 
    seligmachende zu verkünden? Das sei fern: denn unser Wissen ist 
    Stückwerk und unser Forschen und Erkennen geht immer nur so 
    weit, wie unser Begriffsvermögen reicht. 
    
    So müssen wir uns eine Regel und Richtschnur suchen, die nicht 
    von Menschen unserer Tage erfunden oder erdacht wurde, sondern 
    eine, die von Anbeginn der Geschichte der Menschheit schon schrift- 
    lich niedergelegt und festgehalten worden ist. Dieses feststehende 
    Gesetz, das vor dem Beginn des Niederganges der Menschheit durch 
    ihre Ernährungstorheiten bestanden hat, ist in der ältesten uns über- 
    lieferten Geschichte der Menschen, nämlich in der Bibel, im ersten 
    Kapitel der Genesis enthalten. Es würde in diesem Zusammenhang 
    zu weit führen, das dort niedergelegte Gesetz der Entwicklung des 
    Lebens eingehend zu erläutern. Zum Verständnis sei nur gesagt, daß 
    die Kapitel 1, 2, 3, 4, 5 und 6 der Genesis das älteste, schriftlich 
    niedergelegte und uns überlieferte Kulturgut aus der Vorzeit mensch- 
    licher Geschichte überhaupt ist. Der Inhalt dieser Urgeschichte der 
    Menschheit ist in ähnlicher Darstellung auf Tontafeln in Babylon 
    gefunden worden. Da nun erwiesenermaßen der biblische Text dieser 
    Aufzeichnungen eine Überarbeitung von mindestens 4 verschiedenen 
    Quellen ist und diese auch in den Aufzeichnungen der Tontafeln 
    nachzuweisen sind, so ergibt sich die Tatsache, daß die Aufzeichnun- 
    gen aus noch älteren gemeinsamen Quellen stammen und überarbeitet 
    
    
    296 
    
    
    wurden. Es handelt sich in diesen Schriften nicht um die Geschichte 
    der Erschaffung der Erde als solche, sondern um die Geschichte der 
    Entstehung des Lebens und der Lebenserscheinungen auf der Erde 
    und im Wasser. 
    
    Die Voraussetzung für die Entstehung des Lebens ist die Strahl- 
    kraft des Lichtes, d. h. das kosmische Wirken von Kräften im Weltall, 
    die, von Kraftmittelpunkten ausstrahlend, sich in ihrem Wirken 
    bemerkbar machen. Diese Kraftstrahlung kann vom später entstan- 
    denen Menschen zum Teil wie z. B. die Lichtwirkung der Sonne durch 
    das Auge wahrgenommen werden. Zu Beginn der Entstehung des 
    Lebens aber war die Fläche der Erde mit einem dichten Wolken- 
    schleier von Wasserdämpfen umgeben, die sich der noch heißen er- 
    starrenden Erdhaut wegen noch nicht zu Wasser verdichten konnten. 
    Lichtstrahlen, wie wir sie heute durch unser Auge wahrnehmen kön- 
    nen, konnten durch diese Wolkenschicht nicht hindurch. Es war da- 
    mals noch dunkel auf der Erde. Aber im urgewaltigen Geschehen 
    wirkten sich die Kräfte des Erdballs im freien Spiel mit den Kraft- 
    wirkungen im planetarischen Sonnensystem und den kosmischen 
    Kräften des Weltalls miteinander aus, um sich in ihrer endlichen 
    Vereinigung als gebundene Kräfte im Stofflichen und damit als die 
    feste Materie der Erdhaut zu finden. Diese im Stofflichen gebundenen 
    Kräfte der Erde (vielleicht das, was wir heute „Atomkräfte“ nennen) 
    fanden sich in einem Zustand, der aus dem feinstofflich atomischen 
    über den gasförmig feurigen und den feuerflüssigen zu den im Glas- 
    fluß erstarrenden Aschen der elementaren Bestandteile der Materie 
    führte. In diesem Glasfluß der erstarrenden Aschen, die sich aus der 
    feinstofflich atomischen Verbindung bzw. Verbrennung der verschie- 
    densten Grundstoffe miteinander zu neuen nicht mehr lösbaren 
    Formen umbildeten, entstand die sich allmählich aus glutvollem Ge- 
    schehen abkühlende Erdhaut. Die in ihr gebundenen Kräfte des 
    Weltalls wirkten sich als die Lebenskraft der Erde aus. Die erste 
    Äußerung dieser ist die Kristallisation der in der Abkühlung zu Glas- 
    fluß erstarrten Masse, als deren Endergebnis wir heute die Felsen in 
    den Gesteinsmassen der Gebirgszüge erkennen. In der Kristallisation 
    der einst glasartig zusammengeschmolzenen Masse der vielfältigen 
    mineralischen Verbindungen der Erdhaut wirkte sich die Kraft des 
    Lebendigen aus und türmte die Gesteinsbildungen zu gewaltigen 
    Gebirgszügen. Diese erhoben sich als fest werdendes Land über die 
    sich inzwischen mehr und mehr als Wasser niederschlagenden Was- 
    serdämpfe des Wolkenschleiers, die sich im Wasser der Weltmeere 
    sammelten. 
    
    So erhob sich aus der wasserbedeckten Fläche der Erde durch die 
    lebendige Kraft der Kristallisation als Urform des Lebens überhaupt 
    das sichtbare Land. Nun erst konnten sich die lebendigen Kräfte des 
    Weltalls im Stofflichen auswirken. Wir sehen auf dem Lande und im 
    Wasser die ersten Anfänge der lebenschaffenden Kräfte in der Wir- 
    kung des grünen Blattes, durch welche die Lufthülle der Erde von 
    
    
    297 
    
    
    der Masse der Kohlensäure gereinigt werden mußte, die als giftig 
    wirkende, gasförmige „Asche“ aus den einstigen feurigen Umwäl- 
    zungen der Kräfte im Stoff die Weiterentwicklung der Lebenserschei- 
    nungen auf der Erde verhindert hätte. So entstand unter dem dichten 
    Wolkenschleier auf der Fläche der Erde ein mächtiges urgewaltiges 
    Pflanzenleben, durch dessen Wirkung unter dem Einfluß der kosmi- 
    schen Strahlkräfte das grüne Blatt die Kohlensäure aus der Atmo- 
    sphäre herauszog und sie in der bekannten Weise in Zuckerstoffe 
    aller Art wie Zucker, Stärke und Zellulose verwandelte. Die ver- 
    kohlten Reste dieses unvorstellbar riesigen Pflanzenlebens finden 
    wir in den mächtigen Stein- und Braunkohlenlagem unter den oberen 
    Erdschichten und oft auch noch auf der Oberfläche liegend. Die ver- 
    flüssigten Reste pflanzlichen Lebens in den Weltmeeren vergangener 
    Frühzeiten im Weltgeschehen aber sind die riesigen Erdöllager unter 
    den sogenannten Salzkuppeln. Die Erde reinigte durch die Bindung 
    der Kohlensäure im Pflanzenwuchs ihre eigene Atmosphäre und schuf 
    dadurch die Möglichkeit der weiteren Entwicklung immer neuer 
    Lebensformen. 
    
    Inzwischen verdichtete sich der Wolkenschleier mehr und mehr zu 
    den Wassern der Ozeane und der Meere. Das Wasser drang tiefer 
    hinein in die lösenden Gesteine und sickerte hindurch in tiefere Erd- 
    schichten. Mit dem Versickern des Wassers in die tieferen Erdschich- 
    ten wurden immer tiefer liegende Massen der Erdhaut in die Be- 
    wegung der Kristallisation hineingerissen und immer neue Felsen- 
    und Gebirgszüge brachen aus den unteren Erdschichten nach oben 
    durch, türmten sich auf und verwandelten von Zeit zu Zeit das Antlitz 
    der Erde. Diese Wandlungen vernichteten in gewaltigen Katastrophen 
    das bisher Geschaffene, um die Möglichkeiten zu Neuschöpfungen des 
    Lebens zu bieten. Diese katastrophalen Ereignisse werden im Ur- 
    text der Genesis als „Nacht“ bezeichnet. Mit der fortschreitenden 
    Bindung der Erdkräfte in der Kristallisation der Masse der Erdhaut 
    zu Erden und Gesteinen in den Gebirgszügen und Erhebungen auf 
    der Fläche der Erde über den Meeren wurden die Wolkenschleier 
    immer geringer und eines Tages zerriß der Schleier. Die Sonne, das 
    funkelnde Tagesgestirn, brach durch, und ihre Lichtkräfte begannen 
    sich auf das Leben der Erde in den Pflanzen aller Art auszuwirken, 
    um immer vielseitigere Arten und Formen des Lebens und der Lebens- 
    erscheinungen erstehen zu lassen. War durch die Bewegug der Erde 
    die Sonne unter dem Horizont verschwunden, dann brachen der Mond 
    und die Sterne durch die Wolken und bewirkten ihrerseits eine noch 
    größere Vielgestaltigkeit der Lebenserscheinungen. 
    
    Die aus der Tiefe kommenden Erdkräfte und die aus der Höhe 
    strahlenden kosmischen Lichtkräfte der Sonne und der Gestirne be- 
    wirkten die Aufgliederung alles Lebendigen in seine zweigeschlecht- 
    lichen Formen und zauberten die Blütenpracht des pflanzlichen 
    Lebens hervor. 
    
    Zweigeschlechtlich, männlich und weiblich, schied sich das Leben, 
    
    
    298 
    
    
    das doch nur in der Einheit beider fortbestehen und sich fortzeugen 
    konnte. Aber wie sollte diese Zweigeschlechtlichkeit Zusammenwir- 
    ken, wenn die entsprechend ausgestalteten Formen in der Blüte nicht 
    Zusammenkommen konnten. Hier nun schuf sich die Pflanzenwelt 
    selbst die Hilfe, die es zur Lebenserhaltung brauchte, in der Welt 
    der Insekten. In der grünen Pflanze wirkt das Leben durch die Aus- 
    nutzung der Rotlichtstrahlung der Sonne in der in den vorher- 
    gehenden Abhandlungen gezeigten Weise. Die Farbenpracht der 
    sonnenbestrahlten Blüten aber ließ die blauen und gelben Kraft- 
    wirkungen im Licht der Sonne zur Wirkung kommen. Durch diese 
    wurden die Zuckerstoffe in der Pflanze unter der Mithilfe von Phos- 
    phor und vielen anderen Erdmineralien umgewandelt in die quell- 
    fähigen Stoffe der Proteine oder Eiweißstoffe durch den Einbau von 
    Luftstickstoff in die Zuckergebilde, aus denen die Pflanze und ihre 
    Blüte besteht. Chemisch betrachtet, besteht nun der Insektenkörper 
    zur Hauptsache aus Zuckerstoffen mit eingebautem Stickstoff und 
    Phosphor, d. h., das Insekt ist ein phosphorhaltiges Eiweißgebilde. 
    Das aber ist, wie gezeigt, auch das Wesentliche im Saft und in der 
    Kraft der Blüte und in dem aus dieser sich entwickelnden Keimling 
    des Samens der Pflanze. Ist es da so schwer, die Möglichkeit zu be- 
    greifen, daß unter der Einwirkung der blauen und gelben Licht- 
    wirkung im Kraftfeld der Sonne die Insektenwelt in all ihren For- 
    men mitsamt den Kriechtieren und Würmern aus dem Saft der blü- 
    henden Pflanze in Urzeugung entstand und ihr emsiges Leben als 
    Helfer der Pflanzen begann? Verschiedene Insekten, Würmer, Kriech- 
    tiere und die mikroskopisch feinen Urtierchen wie Amöben, Räder- 
    tierchen usw. im Wassertropfen und im kleinsten Erdteilchen wurden 
    zusammen mit den Bodenbakterien die Hilfstruppen der Pflanze in 
    der Umwandlung der Erde und der in der Erde verrottenden Pflan- 
    zenteile zu brauchbaren Grundlagen des pflanzlichen Lebens. In der 
    Luft aber vermittelt ein anderer Teil der Insektenwelt das Aufein- 
    anderwirken der weiblichen und männlichen Kräfte in der Pflanze 
    zum Zweck der Arterhaltung. Die Erhaltung der Art in der Blüte 
    ist den fliegenden Insekten überlassen. Diese wiederum gestalteten 
    den Formenreichtum und die Farbenpracht der Blüten und der 
    Pflanzenarten durch die Art ihrer Blütenbefliegung und die Ausge- 
    staltung ihrer eigenen Formen. Die Blüte der Pflanze richtete sich 
    nach der Art und der Ausbildung des Insektes und das Insekt wie- 
    derum vermehrte die neu entstandenen Formen durch das Weiter- 
    tragen des Blütenstaubes auf andere Blüten derselben Art. Verände- 
    rungen in der Ausgestaltung des Insektes erforderten einen entspre- 
    chenden Umbau der Form der Pflanzenblüte und umgekehrt. Dabei 
    entwickelten die Insekten schon früh die Sinneswahrnehmungen der 
    Formen, der Farben und des Duftes. In der Erde halfen die nimmer 
    rastenden Insekten die notwendige Bodengare zur Lösung der Erden 
    und Gesteine zu schaffen und in der Luft vermittelten sie den Aus- 
    tausch der Geschlechtsfunktion in der Blüte zum Zweck der Befruch- 
    
    
    299 
    
    
    tung. So wurden die Insekten die treuesten Helfer der Pflanzenwelt 
    und wurden von der Pflanze genährt und erhalten. Der moderne 
    Mensch aber redet von Schädlingsbekämpf ung und wundert sich dann 
    über die fortschreitende Sterilität der Pflanzenwelt und das Aus- 
    sterben ganzer Pflanzenarten, durch welche die Fläche der Erde zur 
    Wüste werden wird, wenn sich nicht bald eine bessere Erkenntnis un- 
    ter den Menschen durchsetzt. 
    
    Aber eine neue Katastrophe brach über die Erde herein, ausgelöst 
    vielleicht durch weitere Kristallisationsbildungen in den tieferen 
    Erdschichten. Diese rissen das Pflanzenleben mit sich in die Tiefe 
    oder trugen es hoch empor, die Insektenwelt aber hielt sich am 
    Leben, und als das pflanzliche Leben sich von neuem zeigte, da 
    machte sich in schier unersättlichen Schwärmen die Insektenwelt 
    über die Pflanzen her, um sich davon zu nähren. Das wäre der Un- 
    tergang des Lebens gewesen; wenn der beseelende Geist des Weltalls 
    nicht durch eine neue Form des Lebendigen dem Treiben der Insek- 
    ten Einhalt geboten und den Pflanzen geholfen hätte, sich vor der 
    übermäßigen Insektenplage zu retten. Es war die Erschaffung der 
    vornehmlich insektenvertilgenden Welt der Fische, Amphibien und 
    Lurche und der fliegenden Vögel. Diese nährten sich außer vom 
    grünen Blatt oft zur Hauptsache von der überschüssig sich vermeh- 
    renden Insektenwelt im Pflanzenleben der Erde und der Meere. So 
    wurde das Gleichgewicht zwischen Pflanzen und Insekten in Bezug 
    auf ihre gegenseitige Hilfsstellung wieder her gestellt und die Welt 
    des Lebendigen um eine Unzahl neuer Formen und neuer Gestal- 
    tungskräfte vertieft und erweitert. 
    
    Die durch die schöpferische Kraft des Lebendigen im Weltall ent- 
    standenen neuen Lebensformen, die Fische, Amphibien, Lurche und 
    die fliegenden Vögel, waren nicht mehr an einen festen Ort gebunden 
    wie die Pflanzen, sondern dieses neugeschaffene Leben bewegte sich 
    frei über die Fläche der Erde nach Art der Insekten. Es mußte er- 
    halten werden durch ein in den lebenden Körper des Geschöpfes 
    hineingebautes Wurzelsystem, das in den Nahrungsbrei des Verzehr- 
    ten hineintaucht und sich in ähnlicher Weise betätigt, wie es in den 
    vorhergehenden Abschnitten beim Menschen gezeigt wurde. Das 
    Prinzip von Wurzel, Stamm und Krone wurde aufrecht erhalten und 
    die Fortzeugung und Erhaltung der Art wurde getätigt nach dem 
    Muster des Pflanzenwuchses durch die Entwicklung eines Samen- 
    kornes im Körper der Mutter, das nach Befruchtung und Ausreifung 
    als das Ei bezeichnet wird. Dieses wird entweder vom Vogel ausge- 
    brütet oder wie bei den Fischen, Lurchen und Amphibien der Son- 
    nenwärme zur Weiterentwicklung anvertraut. Damit war eine voll- 
    ständig neue Wesenheit ins Leben gerufen worden. Dieses Neuge- 
    schaffene lebte und nährte sich direkt durch die Pflanzen oder auf 
    dem Umwege über das auf Gedeih und Verderb mit der Pflanze ver- 
    bundene Insekt, ohne die ursprüngliche Grundlage alles Lebendigen 
    zu verlassen, mit der Lunge als der Krone im Luftmeere, dem Blut- 
    
    
    300 
    
    
    adernetz als dem verbindenden Stamm und mit dem Magen- und 
    Darmkanal als der Wurzelanlage des Geschöpfes im Nahrungsbrei. 
    Das eierlegende Tier war entstanden, in dem das Lebensbild des 
    Baumes und des Insektes vertieft und weiter ausgebildet worden war. 
    
    Aber das Leben entwickelte sich weiter, und als die Zeit reif war 
    und neue Kräfte die Erde bewegten, brach das bisher Bestehende 
    auf, um in umwälzenden Neuformungen die Verhältnisse zu schaf- 
    fen, aus denen wieder neue Lebensformen erstehen konnten. Die 
    Erdhaut stand in vollem Pflanzenschmuck, emsiges Leben im Meer, 
    im Ufersumpf und in der Luft regte und betätigte sich, aber die 
    Fläche der Erde war bis dahin noch unbewohnt und unbelebt von 
    Geschöpfen, die das trockene Land bevölkerten. Wieder erlebte die 
    Erde das Entstehen einer neuen Lebensart. Der planende Geist der 
    wirkenden Schöpferkräfte im Leben der Erde und des Weltalls ließ 
    die vierfüßige Tierwelt in all ihren verschiedenen Arten und Formen 
    erstehen, die sich auf der Fläche der Erde bewegen und sich in freu- 
    diger Erregtheit ihrer Lebenskraft ganz instinktiv bewußt werden. 
    Dipse jetzt erstandene Welt der vierfüßigen Tiere war im Prinzip 
    nach den gleichen Gesetzen der Ernährung und der organischen 
    Lebensabwicklung auf gebaut wie das bereits Vorhandene. Und 
    doch war dies eine Neuschöpfung, die grundlegend auf ganz 
    anderen Gesichtspunkten als alles bisher Bestehende aufgebaut 
    war. Es ist die Erhaltung der Art durch das Austragen des Nach- 
    wuchses bis zur lebendigen Geburt im Körper des Muttertieres 
    selbst. Während das Jungtier beim eierlegenden Insekt und beim 
    eierlegenden Tier sofort nach dem Ausbruch aus der Eischale selb- 
    ständig fressen konnte, wenn es auch bei einzelnen Vogelarten ge- 
    füttert werden mußte, so wurde das junge Tier der neuen Art von 
    der Mutter solange genährt, bis die Organe der Verdauung usw. zur 
    Verarbeitung der Eigennahrung des Tieres herangereift waren. Das 
    Junge wurde durch die Absonderung einer besonderen, Milch ge- 
    nannten Flüssigkeit gesäugt. Die Gebärorgane der Säugetiere und 
    das Euter, die milcherzeugende Nahrungsquelle für das säugende 
    Jungtier, sind das grundlegend Neue im Plan der Schöpfung, das 
    sich nicht aus einer bereits bestehenden Reihe ableiten läßt, sondern 
    von Grund auf neu erdacht und entwickelt werden mußte, ehe es 
    ins Leben gerufen werden konnte. 
    
    Von nun an wurden die vom grünen Pflanzenwuchs überzogene 
    Haut der Erde und die Meere von einer vielgestaltigen Welt des 
    Lebendigen belebt. Alle diese Lebensformen der frei sich bewegen- 
    den Tierwelt lebten aus dem Unterbewußtsein der Schöpferkraft, die 
    allem Lebendigen innewohnt, ohne sich der Art dieser Kräfte be- 
    wußt zu werden. Sie lebten in der Freude am Leben ihren naturge- 
    schaffenen Instinkten nachgehend, um ihre leiblichen Bedürfnisse 
    durch Nahrungsaufnahme zu befriedigen. Wenn sich aber diese Tier- 
    welt ihres Urtriebes, der Fortzeugung der Art, der allem Lebendigen 
    zur Erhaltung des Lebens innewohnt, bewußt wird, dann kommt die 
    
    
    301 
    
    
    alles Lebendige beherrschende Kraft der Urzeugung in ihnen zum 
    Durchbruch. Diese kennen wir als die Brunst der Tiere, die wie eine 
    wirkliche Urkraft das ganze Verhalten des freilebenden Tieres ver- 
    ändert und zur herrlichsten Entfaltung des Lebens in ihnen führt. 
    
    In dieser vielgestalteten Welt des Lebendigen aber gab es kein 
    Wesen, das nun auch begreifen und sich bewußt werden konnte, was 
    auf der Erde vorgeht, und in sich auch die schöpferischen Kräfte ent- 
    falten könnte, durch die das ganze Weltall entstanden und erdacht 
    war. Das schöpferisch denkende Prinzip, die seelischen Kräfte, durch 
    deren Wirken alles sichtbare Leben und alles Bestehende sich formte, 
    aber nennen wir in unserer menschlichen Ausdrucksweise „Gott“. 
    Diese Begriffsbezeichnung ist zwar wie eine alte Münze schon sehr 
    abgegriffen und bei manchen Menschen zur bedeutungslosen Plattheit 
    geworden, aber soweit reicht die Sprachschöpfung noch nicht, um 
    einen neuen allumfassenden Begriff neu prägen und zur Anerken- 
    nung bringen zu können. Es kann sich jeder, unbeeinflußt durch 
    Andersdenkende, in diesen Begriff „Gott“ hineindenken, was seinem 
    Verstände gerecht wird. Das ändert nichts an der Tatsache, daß alles 
    Lebendige eben durch das entstanden und geschaffen wurde, für das 
    die Menschheit den Begriff „Gott“ (Deus) prägte. Dieses Göttliche, 
    dieses Zusammenwirken aller lebenschaffenden Kräfte im Weltall 
    war sich bewußt geworden, daß es nichts gab, fähig, sich selbst, das 
    Göttliche in sich und damit Gott selbst zu begreifen und sich der in 
    seinem Innern wirkenden Kräfte bewußt zu werden. Ein Wesen also, 
    das nicht mehr nur den Naturinstinkten der Ernährung und Fort- 
    pflanzung lebte, sondern fähig war, den Dingen auf den Grund zu 
    gehen und der Natur ihre Geheimnisse abzulauschen, um sich um so 
    inniger aller Wunder des Lebendigen bewußt zu werden und dieses 
    Bewußtwerden in freudiger Lebensbejahung zu empfinden und zum 
    Ausdruck zu bringen. 
    
    „Und Elohim*) sprach: Laßt uns Menschen machen, ein Bild, 
    das uns gleich sei, die da gebieten **) (herrschen) über die Fische 
    im Meere und über die Vögel unter dem Himmel und über das 
    Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf 
    Erden kreucht.“ 
    
    Wenn wir Menschen der Erde und dem Leben darauf gebieten wol- 
    len wie Gott, im Ebenbilde Gottes, dann müssen wir, dem göttlichen 
    
    *) Im ersten Abschnitt der Genesis wird als Aus druck für „Gott“, für das 
    Göttliche, der Ausdruck „Elohim“- gebraucht. Elohim als Ausdruck und Be- 
    zeichnung für Gott läßt sich nicht ohne weiteres durch ein einzelnes Wort 
    ins Deutsche übertragen. Elohim bedeutet etwa „Die Fülle der Götter“. 
    In diesem Begriff „Die Fülle der Götter“ müssen wir uns folgerichtig die 
    Vielfältigkeit der lebendigen, schöpferischen Kräfte im Weltall vorstellen. 
    Der Text müßte also richtig heißen „Die Füllte der Götter“ sprach. Dann 
    folgt richtig: Laßt „uns“ Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei. 
    
    **) Luther übersetzt den hier stehenden Begriff aus dem Hebräischen ins 
    Deutsche mit „herrschen“. Herrschen hat aber nur Sinn in dem Gedanken 
    
    
    302 
    
    
    Vorbild und Entschluß entsprechend, helfend und fördernd in das 
    Leben der Erde eingreifen, in dem Bewußtsein unseres göttlichen Ur- 
    sprungs und der in uns gelegten göttlichen Kraft des überlegenden 
    Verstandes. Das ist die eigentlich selbstverständliche Weisung, die 
    uns, „den Menschen“, bei unserer Erschaffung mit auf den Weg ge- 
    geben wurde. 
    
    „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Got- 
    tes schuf er ihn. Er schuf sie, einen Mann und ein Weib.“ 
    
    Im Bilde Gottes erschaffen, fähig, die grund- 
    legenden Gesetze der Schöpferkräfte in sich 
    selbst zu begreifen, und, schöpferisch wirkend, 
    die Formen des Lebens nach dem Bilde Gottes zu 
    vertiefen und zu veredeln: Das ist der Mensch: Als 
    solcher sollte er im Sinne Gottes gebieten (Luther übersetzt leider 
    „herrschen“) über alles Getier und über das Leben der Erde. Im 
    Sinne Gottes heißt das aber, das Leben erhalten, mehren und ver- 
    edeln. Was aber machte der Mensch im Laufe der Jahre und Jahr- 
    tausende aus dieser fruchtbaren, lebensträchtigen Erde? Wo immer 
    wir die Spuren längst vergangener Völkerschaften verfolgen können, 
    finden wir ersterbendes, dem Untergang geweihtes Leben. Die einst 
    üppig wuchernde und alles Lebendige auf Erden nährende Pflanzen- 
    welt erstarb unter der „Herrschaft“ der Menschen, und die Land- 
    schaften wurden und werden auch heute noch unter der leitenden 
    Hand raffgieriger Unternehmer durch Raubbau am Boden und den 
    Schätzen der Erde zur Wüste, auf der weder der Mensch noch irgend- 
    ein lebendiges Wesen ein vernünftiges Auskommen findet. 
    
    Wie kam eine so vollständige Umkehrung seiner ursprünglichen 
    Aufgabe im Geiste des Menschen zustande? Die Antwort darauf ist 
    einfach die: Weil der Mensch das Gesetz der Lebenserhaltung, das 
    Gesetz der Ernährung seines Körpers nicht verstand oder verstehen 
    wollte, und weil er dadurch das Unheil selbst hervorrief, unter dem 
    die ganze Menschheit und mit dem Menschen alles Lebendige auf 
    Erden seufzt. Er schuf sich selbst durch seine unsinnige Ernährung 
    die Hölle auf Erden. Was aber ist denn dieses Gesetz der Ernährung, 
    dieses Gesetz des Lebens? 
    
    an die Ausübung von Willkür etwa im Sinne der römiiscben Cäsaren oder 
    des Gottesgnadentums im Sinne Ludwig des Vierzehnten. Dias aber ist hier 
    nicht gemeint. Es wird das hier im Hebräischen stehende Wort auch in 
    keiner anderen Sprache mit „herrschen“ übersetzt, sondern immer nur im 
    Sinne von „gebieten“. Es wurde deshalb wohl das luthersche Textwort 
    „herrschen“ in der Klammer übernommen, aber im Text der Ausdruck 
    mit „gebieten“, als dem wirklichen Sinn des Wortes, ersetzt. Ich meine, es ist 
    doch ein Unterschied zwischen „Gebieten“ im Sinne der Förderung der 
    Volks Wohlfahrt und Lebensmehrung oder „Herrschen“ im Sinne der ange- 
    maßten Selbstherrlichkeit eines Tyrannen. In diesem Sinne ist eben die 
    luthersche Übersetzung „herrschen“ ersetzt durch „gebieten“. 
    
    
    303 
    
    
    I. 
    
    Das Urgesetz der Ernährung 
    
    Anschließend an die kurz angedeutete Geschichte von der Erschaf- 
    fung des Menschen und die Darlegung seiner Aufgabe in der Ent- 
    wicklung und Erhaltung des Lebens auf Erden folgt in Genesis 1, 
    Vers 28 und 29, das Gesetz der Ernährung in folgenden Worten*): 
    
    „Und Elohim sprach: Siehe ich habe euch gegeben alles 
    Krautgewächs (wörtlich Hartstengelgewächs), das Samen aus- 
    streut über das Angesicht der ganzen Erde, und alle Bäume, 
    an welchen samentragende Baumfrucht ist, das sei euch zur 
    Speise.“ 
    
    „Aber allem Getier der Erde, aller Vogelschaft des Himmels 
    und allem, was über die Erde dahinkriecht und eine Lebens- 
    seele in sich hat, sei alles Zart-Grüne zum Futter! Und so 
    wurde es Tatsache.“ 
    
    Was denn nun? Alles Getier der Erde soll vom Zart-Grünen leben, 
    der Mensch aber von hartem Stengelgewächs und den Früchten der 
    Bäume? Harte Stengel als Nahrung für den Menschen, das kann doch 
    wohl nicht gut angehen, das kann doch im Ernst nicht gemeint sein. 
    Das ging denn doch über den Verstand der landesüblich sich ernäh- 
    renden Bibelgelehrten, Pastoren und Rabbiner. Weil sie das nicht 
    begriffen, und vielleicht aus ihren bisherigen Lebensgewohnheiten 
    nicht begreifen konnten, so fälschten sie den Text und übersetzten 
    so, wie es heute in allen Bibelübersetzungen zu lesen ist. 
    
    „Siehe, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich be- 
    samt auf der ganzen Erde, und allerlei fruchtbare Bäume, die 
    sich besamen, zu eurer Speise.“ 
    
    Aus diesem Text schloß nun eine Richtung bibeltreuer Reformer, 
    die sich von der landesüblichen Ernährung aus ethisch-sittlichen 
    Gründen abkehrten und eine unblutige Ernährung bevorzugten, daß 
    die Speise des Menschen nach den Worten Gottes die Früchte der 
    Kräuter und Bäume sein müßten. Sie richteten sich entsprechend ein 
    und trachteten danach, sich als der von Gott für den Menschen vor- 
    gesehenen Nahrung nur von reiner Fruchtkost zu speisen. Daß der 
    Mensch aber ohne Wurzelgemüse und vor allem, ohne das grüne 
    Krautgemüse nicht gesund und kräftig werden kann, das wurde in 
    den vorhergehenden Abhandlungen zur Genüge erläutert. Warum 
    
    *) Die obige Übersetzung des Bibeltextes wurde mir von Herrn Dr. Skriver, 
    Pastor in Frofnisdorf in Holst., angefertigt ,Sde entspricht wortwörtlich dem 
    hebräischen Text. 
    
    
    304 
    
    
    denn wurde ausgerechnet dieser verwirrende Ausdruck „alles Hart- 
    stengelgewächs“ als Nahrungsgrundlage für den Menschen vorge- 
    sehen, wenn sich der Mensch aus natürlichem Widerwillen weigern 
    wird, harte Stengel als Gemüsenahrung zu verzehren. 
    
    Der Schlüssel zum Verständnis liegt in den Worten der Nahrungs- 
    bestimmung für das Tier: „Alles Zart-Grüne zum Futter.“ Auch für 
    den Menschen gilt dieses Wort, denn er ist auch ein Geschöpf mit 
    einer lebendigen Seele, das sich vom Zart-Grünen nähren soll. Der 
    Ausdruck „Hartstengelgewächs“ ist mit Absicht gewählt, um eine 
    ganz bestimmte Art von Gewächsen zu bezeichnen, deren Zart- 
    Grünes ganz besonders für den Menschen als Nahrung vorgesehen 
    war, nämlich: Alles grüne Gemüse und alles Wurzel- 
    gemüse, die als Samenträger einen harten, ver- 
    holzenden Stengel in die Höhe treiben, auf der 
    Spitze dieses Stengels die Blüte und den Samen 
    entwickeln und durch die Bewegung dieser Sten- 
    gel die Saat ausstreuen über die ganze Erde. 
    
    Um praktisch zu zeigen, was gemeint ist, gehen wir in den Garten 
    und sehen uns die dort angebauten Gemüsepflanzen einmal an. Da ist 
    der Lattichkopf eben fest geschlossen, aber noch zartgrün. Er lädt 
    den Menschen zum Essen ein. Lassen wir ihn aber stehen, dann treibt 
    nach einigen Tagen vielleicht schon aus der Mitte des Lattichkopfes 
    ein harter Stengel hoch und wächst höher und höher, bis sich oben 
    die Blüte entwickelt. Von nun an werden die Blätter hart und mit 
    der Reife der Samen vergehen die Blätter und der nackte Stengel 
    wird sich schnell verhärten. Da haben wir so ein Hartstengelgewächs, 
    dessen zartgrüne Blattrosette am Boden dem Menschen zur Speise 
    bestimmt ist. Schauen wir uns weiter um, so kommen wir zu einem 
    Möhrenbeet. Da sehen wir langsam in der Erde eine saftige Wurzel 
    heranwachsen, die in ihrem Saft einen hohen, leicht aufzunehmen- 
    den Zuckergehalt hat, der uns direkt zum Essen anregt. Aber lassen 
    wir die Wurzel an Ort und Stelle stehen oder pflanzen die im Herbst 
    herausgenommene leckere Wurzel wieder in die Erde, dann treibt 
    diese Wurzel im nächsten Jahre unter Aufzehrung ihres saftigen 
    Fleisches einen harten verholzenden Samenstengel, auf dessen Spitze 
    sich eine Blütendolde mit später heranreifendem Samen entwickelt. 
    Sehen wir uns weiter im Garten um, so entdecken wir bald eine 
    lange Reihe hochaufgeschossener Mohnstengel mit dicken samen- 
    bergenden Köpfen. Die Mohnpflanze treibt aus einem üppigen Kranz 
    von Blättern am Boden einen langen Stengel hoch empor, der sich 
    verzweigend aus leuchtender Blütenpracht viele Kapseln entwickelt 
    und trägt, die eine Menge Samenkörnchen in sich bergen. Der Mohn 
    und alle anderen Arten Ölsaat bildender Pflanzen gehören mit hin- 
    ein in die Artbezeichnung der Hartstengelgewächse, von denen hier 
    die Rede ist. Damit haben wir die drei Arten von Hartstengelgewäch- 
    sen erkannt, die für den Menschen als Nahrung bestimmt sind, und 
    von Anbeginn von ihm im Garten angebaut wurden: Zum ersten alle 
    
    
    20 Sommer, Ernährung 
    
    
    305 
    
    
    grünen Gemüse wie die Latticharten, der Rapunzel, der Spinat, die 
    Endivie in all ihren Abarten, alle Kohlarten u. a., zum andern alle 
    Wurzelgemüse wie Möhren, rote Beete, Steckrüben, Kohlrüben, 
    Schwarzwurzeln und wie sie alle heißen mögen, und zum dritten alle 
    Ölsaaten wie der Mohn, die Leinsaat, die Sonnenblumensaat, der 
    Buchweizen, die Rapssaat, die Rettichsaat, die Erdnüsse u. a. Sie alle 
    treiben zur Saatentwicklung einen harten, verholzenden Samen- 
    stengel in die Höhe und das Kraut wird dann teilweise ungenießbar 
    für den Menschen. Nur das Zartgrüne beim grünen Gemüse, beim 
    Wurzelgemüse die junge, saftige Wurzel und die Saat bei den ölhal- 
    tigen Samenpflanzen ist als Nahrung für den Menschen bestimmt. 
    Der Ausdruck „Hartstengelgewächs“ ist als genaue Artbezeichnung 
    seiner Nahrung gewählt, um einen ganz bestimmten Kreis von Ge- 
    müsepflanzen zu benennen, die der Mensch im Garten anbauen kann, 
    wenn er sie sich nicht in Wald und Feld zusammensuchen will. Wir 
    wollen uns diese genaue Artbestimmung für die Gemüsenahrung des 
    Menschen merken, denn der heutige Mensch hat sich als Grundlage 
    seiner pflanzlichen Zukost eine andere, nicht im Garten, sondern auf 
    dem Acker oder auf dem Felde wachsende und angebaute Art von 
    Pflanzen gewählt, die nicht für ihn bestimmt sind, nämlich die hoch- 
    gezüchteten Gräser und ihre Saat, das Getreide. 
    
    Das Getreide treibt keinen harten, verholzenden Stengel als Saat- 
    träger in die Höhe, sondern einen hohlen Halm. Es ist eine Halm- 
    frucht und wird auf dem Acker angebaut. Wer davon in landes- 
    üblicher Weise als gebackenes Brot oder als gekochte Getreidezube- 
    reitung ißt, der wird von Krankheiten nicht verschont werden und 
    früh wieder zur Erde werden, davon er genommen ist. Das aus der 
    Halmfrucht der Getreidearten gebackene Brot und alle anderen mit 
    Hilfe des Feuers daraus hergerichteten Speisen sind keine von Gott 
    oder der Natur für den Menschen vorgesehene Nahrung, sondern 
    eine Notnahrung, die er sich als Folge der Ernährung durch das 
    Fleisch der Tiere, die sich von halmtreibenden Gräsern nähren, er- 
    dacht hat. 
    
    Anschließend an das obige Gesetz der Ernährung für Mensch und 
    Tier betrachtete Gott das bisher entstandene Leben und erklärte es 
    mit den Worten „und siehe, es war sehr gut“ als makellos und sehr 
    gut. „Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.“ Am Ende 
    dieses letzten schöpferischen Geschehens brach wieder eine Kata- 
    strophe über das Leben auf Erden herein. Es war die sechste, die das 
    Werk zunichte zu machen drohte. War es wieder, um Platz zu machen 
    für neues Leben und neue Lebensformen, wie es bisher immer der 
    Fall gewesen war? O nein, dieses Mal nicht, denn als der neue Tag 
    anbrach und das Leben sich wieder zu erholen begann, um die Erde 
    von neuem zu füllen, da heißt es: 
    
    „Und also vollendete Elohim am siebenten Tage seine 
    Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen 
    seinen Werken, die er machte. Und Elohim segnete den 
    
    
    306 
    
    
    siebenten Tag und heiligte ihn darum, daß er an demselben 
    ruhte von allen seinen Werken.“ 
    
    Uber diesen siebenten Tag der Ruhe ist viel Uneinigkeit unter den 
    Menschen entstanden, ja, die Feier dieses Tages ist zum Ausgangs- 
    punkt fanatischer Religionsstreitigkeiten geworden. Was ist denn 
    nun richtig: Der Freitag, der Sonnabend oder der Sonntag? Nun 
    keiner von allen, sondern der Tag der festen Mondphasen. Die sieben 
    Abschnitte der Lebensentstehung und Erschaffung alles Lebendigen 
    stehen unter den Zeichen der sieben den Ahnen bekannten Planeten, 
    die mit uns um die Sonne kreisen. Der erste ist der Saturn, der 
    Scheider zwischen Licht und Dunkel, denn was hinter ihm noch an 
    Planeten entdeckt wurde, ist mit bloßem Auge nicht mehr wahrzu- 
    nehmen. Sie sind dunkel. Der zweite ist der Jupiter, unter dessen 
    Krafteinwirkung der einst feuerflüssige Glasfluß der Erdhaut zu er- 
    starren begann, um, kristallisiert, Gebirgsmassive, in weichem Zu- 
    stand aber Erden und Lehme zu bilden! Die Erdhaut nahm langsam 
    den Zustand ihrer heutigen Formen an, d. h., festwerdendes Land 
    und zu Meeren sich sammelnde Wasser traten in Erscheinung. Der 
    dritte ist der Mars, unter dessen Einfluß das grünende Leben begann, 
    die Massen der Kohlensäure in der Luft in die feste, ewig wech- 
    selnde Gestalt des pflanzlichen Lebens zu bringen. 
    
    Der vierte ist die Erde selbst, die aber, als von uns in der Gestalt 
    eines Planeten nicht wahrnehmbar, von der Sonne vertreten wird. 
    Durch den Einfluß der Sonne und ihrer strahlenden Lichtwirkung 
    wurde das vielgestaltige Blütenwunder der Pflanzenwelt mit ihrer in 
    immer neuen Formen entstehenden wechselseitigen Insektenwelt 
    und damit gleichzeitig die Samenentwicklung aus dem Zwei- 
    geschlechtlichen ermöglicht. Der fünfte ist die Venus, unter deren ge- 
    staltendem Machtbereich die eierlegende Welt der Vögel, der Amphi- 
    bien und Lurche und der Fische entstand. Es entstand unter ihrem 
    Zepter die Tierwelt, die entweder in der Luft und auf dem Wasser 
    wie die Vögel oder im Wasser und auf dem Lande leben konnten 
    wie die Lurche und die Amphibien und die im Wasser lebenden 
    Fische. 
    
    Der sechste aber war der Merkur. In seiner Regentschaft erstand 
    die Welt der vierfüßigen Säugetiere, und unter seinem Einfluß wurde 
    der Mensch erschaffen, im Bilde und in der Kraft der empfindenden 
    und schöpferischen Seele der Götter selbst. Der siebente aber ist un- 
    ser nächster Begleiter, der Mond. Er wirkt auch heute belebend oder 
    schwächend auf alle Lebensformen auf Erden durch seinen Einfluß 
    auf das Wasser und durch die Wirkung seiner Strahlung. Diesen vom 
    Mond auf das Leben auf Erden ausgeübten Einfluß kannten die Men- 
    schen in grauer Vorzeit und richteten ihre Zeitrechnung danach. Sie 
    beobachteten den Mond in seinem Lauf um die Erde und fanden die 
    Mondzeiten als die besonders wirkungsvollen Abschnitte auf das 
    Leben der Erde und teilten die Zeit ein in Wochen und Monate. Die 
    Tage des Neuen Mondes und des Vollmondes wurden ihre Festtage 
    
    
    307 
    
    
    und an den Tagen des ersten und dritten Viertels ruhten sie ent- 
    sprechend den Worten der Götter von ihrer Arbeit. So ergaben sich 
    innerhalb einer Umlaufzeit des Mondes von rund 28 bis 29 Tagen je 
    4 Abschnitte von je 7 Tagen mit den geheiligten Tagen des Neumon- 
    des und des Vollmondes. Auf diese wurden früher besonders heilige 
    Feste oder besonders feierliche Begebenheiten verlegt, während an 
    den Tagen des ersten und des letzten Viertels die Arbeit nur zu 
    ruhen hatte. Wenn wir diese Zusammenhänge begriffen haben, dann 
    hört der Streit um die Feiertage auf; denn sie wurden ursprünglich 
    bestimmt durch die Tage der Mondzeiten. Alle orientalischen Völker- 
    schaften einschließlich der Juden haben sich noch zur Zeit Christi 
    nach diesem Gesetz des Mondes in der Zeitrechnung gerichtet. 
    
    Unsere germanischen Vorfahren feierten ihre hohen Feste an den 
    Tagen der Wende- und Durchgangszeiten der Sonne, für das tägliche 
    Leben aber galt auch bei ihnen die Einteilung in Wochen und Monate 
    nach den Gezeiten des Mondes. 
    
    Der Sündenfall 
    
    Nach dieser Abschweifung in den Religionsstreit unserer Tage 
    wollen wir fortfahren mit unserer Erläuterung des Gesetzes der Er- 
    nährung und dessen Auswirkungen. Das erste Kapitel der Genesis 
    ist abgeschlossen. Es beginnt ein neuer Abschnitt. Dieser Abschnitt 
    ist einer anderen mythologisch anmutenden Erzählung aus Urzeiten 
    entnommen worden; denn die Art der Erzählung, ihr Stil und die 
    Bezeichnung der Gottheit in ihr ist eine andere. Die mythische Er- 
    zählung vom Sündenfall beginnt mit den Worten: 
    
    „Also ist Himmel und Erde geworden, da sie geschaffen 
    sind zu derZeit, da ,Gott der Herr* Erde und Himmel machte.“ 
    
    Es wird dann erzählt, wie das grünende Leben entstand, nachdem 
    der Regen die Erde befeuchtet hatte und wie „Gott der Herr“ das 
    alles aufwachsen ließ. 
    
    Dann aber wird es ernst und es beginnt ein neues Gesetz mit den 
    Worten: 
    
    „Und Gott der Herr pflanzte einen Garten (Wonnegarten, 
    Paradiesgarten) im guten Lande (Eden) und setzte den Men- 
    schen hinein, den er gemacht hatte.“ 
    
    Die älteste uns von Menschenhand überlieferte Geschichte der 
    Menschheit erklärt damit klipp und klar, daß Gott der Herr den 
    Menschen in einen „Garten“ setzte, den der Mensch dann weiter be- 
    wahren und bebauen sollte. In diesem Garten ließ Gott der Herr aus 
    seiner Schöpferkraft drei Arten von Geschöpfen aufwachsen oder 
    entstehen. Wir lernten diese drei Arten der lebendigen Geschöpfe 
    Gottes bereits kennen. 
    
    Das erste dieser Geschöpfe, dieser aufwachsenden Wesenheit, ist die 
    Pflanze, der Baum mit Wurzel, Stamm und Krone: „Lustig anzusehen 
    und gut davon zu essen.“ Es ist das grüne Gewächs aller Art, die zur 
    Grundlage der Ernährung für Mensch und Tier bestimmt war. 
    
    
    308 
    
    
    Das zweite dieser Wesenheiten im Garten Gottes ist der „Baum, der 
    Erkenntnis des Guten und Bösen (hat).“ Die Auslegung, welche die 
    Bibelgelehrten und Rabbiner bisher diesem Satz gegeben haben, 
    stimmt nicht. Es steht hier nichts davon, daß es ein Baum ist, an dem 
    Gott erkennen will, ob der Mensch gut oder böse ist, sondern es steht 
    hier wörtlich nur „der Baum, der Erkenntnis des Guten und Bösen.“ 
    Setzen wir das Satzzeichen hinzu und ergänzen durch das Wörtchen 
    „hat“, so ergibt sich die Bedeutung ganz von selbst. Ein Baum, ein 
    lebendiges Geschöpf Gottes, eine Wesenheit, die Erkenntnis des Guten 
    und Bösen hat. Was ist das? 
    
    Wir sahen die Geschöpfe Gottes zum Leben erwachen und sich in 
    ihren vielgestalteten Arten entfalten zu immer neuen Wundern des 
    Lebendigen: Zuerst den Baum, das lebendige Gewächs, das mit dem 
    grünen Gras als einzelliges Keimblatt aus der Erde hervorbrach und 
    mit der nächsten schöpferischen Phase im Licht der Sonne die bunte 
    vielfältige Blütenpracht mit der dazugehörigen Insektenwelt hervor- 
    zauberte. Es entstanden als Zweites in der Luft, im Wasser und auf 
    der feuchten noch teils sumpfigen Erde die kalt- und wechselblütigen 
    Tiere des Wassers und der Sumpfgelände und die Geschöpfe der Luft, 
    d. h. die Vögel, die Amphibien und Lurche und die Fische. In der 
    nächsten Phase wurden nach Schaffung der notwendigen Umweltbe- 
    dingungen die vierfüßigen Tiere des Landes als Säugetiere ins Leben 
    gerufen. 
    
    Vollendet aber wurde die Schöpfung zum dritten in der schöpfe- 
    rischen Seelenkraft des Menschen, die im Bilde Gottes zu wirken den 
    Auftrag hatte, die Gesetze des Lebens zu erkennen, sie zu erforschen 
    und anzuwenden, und dadurch die Welt des Lebendigen zu mehren. 
    Damit haben wir vor uns die drei Bäume, von denen oben die Rede ist. 
    
    Wir wollen uns dabei vor Augen halten, daß dieser ganze Bericht 
    nicht mehr im Original vorhanden ist, sondern nur noch in den 
    Bruchstücken, die uns in der Genesis als erstes Kapitel der jüdischen 
    Überlieferung vorliegt und in ähnlicher Ausdrucksform in den baby- 
    lonischen Schriften gefunden wurde. Wie nun, wenn diese Berichte 
    ursprünglich nicht in den aufgefundenen und überlieferten Sprachen 
    geschrieben worden sind, sondern in einer, wenn man so sagen darf, 
    vorgeschichtlichen Ursprache abgefaßt waren und von den nachfol- 
    genden Völkern aus dieser übernommen und übersetzt wurden. Wie 
    nun, wenn hier an der Stelle, wo der Bericht von „Baum“ redet, ein 
    Wort gestanden hat, das als ein übergeordneter Begriff das Geschaf- 
    fene oder die lebendigen Geschöpfe in einem Sammelnamen aus- 
    drücken soll, der die drei Arten des Lebendigen einschließt? Als sol- 
    chen wurde von den späteren Übersetzern der Begriff aus der Be- 
    schreibung des Baumes, „als lustig anzusehen und gut davon zu 
    essen“ als „Baum“ erkannt. Da nun wahrscheinlich der ursprüngliche 
    Ausdruck seinem eigentlichen Sinne nach wegen der wahrscheinlich 
    inzwischen eingetretenen Entartung und Verwirrung der Sprachbe- 
    griffe nicht voll übersetzt werden konnte, so begnügte man sich mit 
    
    
    309 
    
    
    dem Wort „Baum“ für den in seinem eigentlichen Sinn nicht voll zu 
    übersetzenden Begriff für die drei großen Arten der lebendigen Ge- 
    schöpfe Gottes, die wir heute als die Welt der Pflanzen, der Tiere 
    und der Menschen bezeichnen. Man verdunkelte dadurch den ur- 
    sprünglichen Sinn. Die Juden und auch die Bewohner des alten 
    Babylon ernährten sich landesüblich von Ackerbau und Viehzucht. 
    Für sie war die Ernährung von Fleisch und Brot für den Menschen 
    eine so selbstverständliche Angelegenheit, daß sie gar nicht auf den 
    Gedanken kommen konnten, beim zweiten „Baum“ unter dem ur- 
    sprünglichen übergelagerten Begriff, der als Baum übersetzt wurde, 
    die Art der Geschöpfe zu verstehen und zu erkennen, die aus ihren 
    Naturtrieben heraus lebten und deshalb aus innerem, gefühlsmäßi- 
    gem Instinkt wissen, „was ihnen zum Guten und Bösen dient“. Das 
    Tier besitzt als ausgesprochene Mitgift des Schöpfers die gefühls- 
    mäßige Erkenntnis des Guten und Bösen. Oder gibt es einen Men- 
    schen, der leugnen wollte, daß das Tier instinktive Erkenntnis des 
    Guten und Bösen hat? Das Dritte aber, „Der Baum des Lebens“, das 
    ist die schöpferische Seelenkraft im Menschen selbst, die ihn befähi- 
    gen sollte, das Leben auf Erden im Sinne Gottes nach Seinem Bilde 
    zu mehren und zu erhalten, nicht aber es zu zerstören und die Erde 
    in eine Wüste zu verwandeln. 
    
    Damit haben wir die drei Bäume in ihrer Sinndeutung und in 
    ihrem wirklichen Wesen erkannt, so daß uns die weitere Deutung 
    der Geschichte vom Sündenfall keine ernstlichen Schwierigkeiten 
    mehr bereiten wird. ■ 
    
    Doch folgen wir dem Gang der Ereignisse ein wenig weiter. Es 
    wird in mythischer Art angedeutet, wo der Garten Eden, der Garten 
    im guten Land liegt. Deuten wir es richtig, so ist er überall dort, wo 
    die Menschen in engster Lebensgemeinschaft mit der Welt der Pflan- 
    zen und der Tiere leben, und sich das Leben unter ihrer Führung 
    mehrt und erhält. Aber die Geschichte des Sündenfalls beginnt nach 
    diesen Worten den Auftrag Gottes zu wiederholen in den Worten: 
    
    „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in 
    den Garten Eden, daß er ihn bebaute und bewahrte.“ 
    
    Damit haben wir den einzigen und wirklich göttlichen Beruf des 
    Menschen entdeckt, nämlich den des Gärtners, der sich sein Gemüse 
    und seine Früchte selbst anbaut. In seiner Mußezeit kann er dann 
    noch all das besorgen, was ihm lebenswert und weiterentwicklungs- 
    fähig zu sein scheint. Mit der Berufung zum Gärtner gab Gott der 
    Herr den Menschen ein weiteres Gebot mit auf den Weg in den 
    Worten: 
    
    „Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du 
    sollst essen von allerlei Bäumen (von allerlei Gewächs) im 
    Garten, aber von dem Baum, (von der Wesenheit), der Er- 
    kenntnis des Guten und Bösen (hat), sollst du nicht essen; 
    denn welchen Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.“ 
    Der Baum, das lebendige Geschöpf Gottes, mit der Erkenntnis des 
    
    
    310 
    
    
    Guten und Bösen begabt, ist das Tier und welches Tages der Mensch 
    vom Tier ißt, wird er des Todes sterben. Wer dieses Buch bisher mit 
    Verstand gelesen hat, wird ohne weiteres begreifen, wie schwer es 
    die Menschen zu büßen haben, wenn sie vom Tier essen. Es braucht 
    kaum noch ein Wort darüber verloren zu werden. Doch sei noch hin- 
    zugefügt, daß nicht nur der Mensch eines schmerzlichen leiblichen 
    Todes sterben muß, sondern daß auch die Landschaft sterben und zur 
    Wüste werden wird, auf der der Mensch auf dem Umweg über den 
    Acker das Schlachttier und das Milchvieh züchtet, um sich davon zu 
    nähren. 
    
    Wie kam der Mensch dazu, dieses einfache und natürliche Gebot 
    der Ernährung aus dem Garten, den er selbst zu seinem eigenen 
    Nutzen bebauen und bewahren soll, und das Verbot, vom Tier zu 
    essen, so flagrant und konsequent zu verachten und so furchtbar ge- 
    gen seine Natur bestimmung zu leben, daß es schwierig ist, den heute 
    lebenden Geschlechtern und Völkern die Zusammenhänge überhaupt 
    noch klar zu machen. Die mythische Erzählung vom Sündenfall be- 
    dient sich des Symbols der Schlange, um die Verführung der Eva, der 
    Mutter alles Lebendigen, verständlich zu machen. Was die Schlange 
    dabei zu suchen hat und wie dieses Symbol in diese Geschichte hin- 
    eingekommen ist, wissen wir nicht. Tatsache ist jedenfalls, daß die 
    Wissenschaft, die da versucht, den vom Fleischessen erkrankten Men- 
    schen zu heilen, den Zauberstab, das Sinnbild des Baumstammes, mit 
    der sich daran emporwindenden Schlange zum Symbol ihres Berufes 
    erkoren hat. Was sagt uns das in diesem Zusammenhang? 
    
    Was können wir mit unseren Gedanken durch Zurück Versetzung in 
    die Urzeiten als die wirklichen Gründe der Verführung aufspüren? 
    Wir wollen versuchen, wenigstens die Gedanken anzudeuten, die zum 
    Ziele führen werden. Da ist zunächst die umwälzende Katastrophe 
    im Leben der Erde, die sich zwischen dem vergangenen sechsten Zeit- 
    alter in der Entwicklungsgeschichte des Lebens der Erde und dem 
    siebenten Abschnitt, in dem wir jetzt leben, zugetragen hat. In die- 
    ser Katastrophe wurde ein sechstes Mal, wenigstens einem Teil des 
    Lebens und vor allem der Tierwelt, ein Ende bereitet und viele vor- 
    zeitliche Geschöpfe wurden ausgerottet. Die Wissenschaft vermutet, 
    daß zwischen diesen beiden Abschnitten im Weltgeschehen eine große 
    Eiszeit alles Leben erschwerte. Den unwiderleglichen Beweis dafür 
    ist sie uns bisher schuldig geblieben. Alles, was die Wissenschaft an 
    Merkmalen den verschiedenen aufeinanderfolgenden Eiszeiten zu- 
    schiebt, kann bei Anwendung natürlicher Verstandeskraft von einer 
    Vereisung nicht herrühren, sondern kann nur hervorgerufen werden 
    durch eine rasende Wasserflut. Diese, die Erde bis zu einer Höhe von 
    mindestens 800 Metern bedeckend, brauste, aus dem Innern Asiens 
    dort hervorbrechend, wo heute die Hochebene von Tibet sich er- 
    streckt, in rasender Geschwindigkeit von Osten her über die Länder 
    Europas und ersäufte fast alles tierische und menschliche Leben. Wir 
    wissen aus bestimmten Merkmalen, daß die Länderfläche zwischen 
    
    
    311 
    
    
    Afrika und Australien in vorgeschichtlichen Zeiten versank. In die- 
    ser Katastrophenzeit des Versinkens der Erdhaut unter den Wasser- 
    spiegel der Weltmeere entstand der Indische Ozean, das Weltmeer 
    zwischen Asien, Afrika und Australien. Eine so gewaltige, das Ge- 
    sicht der Erde umgestaltende Kräfteverschiebung muß in irgendeiner 
    Weise nach dem Gesetz der Erhaltung der Kräfte ausgeglichen wer- 
    den. Das Gleichgewicht wurde wieder hergestellt durch die Erhebung 
    der Erdhaut nördlich des Himalayagebirges aus dem Weltmeer. Das 
    umwälzende Geschehen der Versenkung des Erdteils zwischen Afrika 
    und Australien löste durch den Gegendruck die Erhebung der heu- 
    tigen innerasiatischen Hochebene mit Tibet als Scheitelgebiet aus dem 
    Weltmeere aus. Die Wassermassen, die vor diesem Naturereignis dem 
    heutigen innerasiatischen Gebieten übergelagert waren, wurden ver- 
    drängt und zum Ablaufen nach allen Seiten gezwungen. Nach Süden 
    konnten sie nicht, da die gewaltigen Höhenzüge Asiens dies verhin- 
    derten. So rauschten denn die ungeheuren, unvorstellbaren Wasser- 
    massen eines Ozeans über Sibirien, Rußland und Europa in die da- 
    mals neu entstehende Senke des Atlantischen Ozeans, und erzeugten 
    unvorstellbare Flutwellen, die alles tierische und menschliche Leben 
    auf Erden vernichteten, soweit es sich nicht in höhere Gebirgslagen 
    retten konnte. 
    
    Bei der Erwähnung des Atlantischen Ozeans drängt sich uns die 
    Frage auf: Hat dieser von Anbeginn der Weltentstehung bestanden 
    oder ist es nicht vielmehr so, daß gleichzeitig auch auf diesem Teil 
    des Erdballs einschneidende Veränderungen stattfanden? Wenn mit 
    der Versenkung des Erdteiles Lemurien die bis dahin noch zusam- 
    menhängende Länderfläche von Afrika und Südamerika gleichzeitig 
    auseinanderriß und sich die gewaltige Erdsenke auftat, die das heu- 
    tige Becken des südlichen Atlantischen Ozeans geworden ist und 
    Afrika von Südamerika trennt, während gleichzeitig der tiefe Ein- 
    schnitt vom Nordmeer bis an die Nordküste des vormaligen Afrika- 
    Südamerikas sich zum nördlichen Teil des Atlantischen Ozeans ver- 
    breitert hätte, dann wäre die Entstehung des Atlantischen Ozeans er- 
    klärt und die ineinanderzuschiebende Form der Küsten dieser beiden 
    Erdteile dazu. Gleichzeitig damit aber wäre die ungeheure Gewalt 
    der rasenden Wasser massen verständlich, die sich von der sich aus 
    dem Meere erhebenden heutigen Hochebene Innerasiens her über 
    Sibirien, Rußland und Europa ergossen und in ihrer Gewalt alle 
    niedrigen Höhenzüge rund schliffen, das Land und die Erde um die 
    Sandsteingebirge der sächsischen Schweiz z. B. hinwegschwemmten 
    und die steil aufragenden Sandsteinfelsen nackt und bloß stehen 
    ließen. Durch die neuentstandenen Ozeane zwischen Australien und 
    Afrika und zwischen Afrika, Europa und Amerika wurden die durch 
    die neu aus dem Meere auftauchenden Ländermassen Innerasiens ab- 
    gedrängten Wassermassen mehr als auf genommen, denn die Rand- 
    marken am Ufergestein der Westküste Südamerikas zeigen, daß sich 
    
    
    312 
    
    
    zu irgend einer Zeit der Meeresspiegel der Weltmeere beträchtlich 
    gesenkt hat. 
    
    Die Hochebene von Innerasien hob sich aus dem Wasser empor, 
    das darüberliegende Wasser abdrängend. Das erzeugte die brausen- 
    den, rasenden Wasserfluten, welche die Vertreter der Eiszeit eben im 
    Widerspruch zur Bibel nicht wahrhaben möchten. Das Auftauchen 
    der heutigen Hochebene von Innerasien aus einstigen Weltmeeren bei 
    gleichzeitigem Versinken vorsintflutlicher Länderflächen auf, dem 
    Gebiet des heutigen Indischen Ozeans zusammen mit der Bildung der 
    Senke, die den Atlantischen Ozean entstehen ließ, ist die Ursache ge- 
    wesen, um unvorstellbar große mit rasender Geschwindigkeit von 
    Osten nach Westen daherbrausende Flutwellen in Europa zu erzeu- 
    gen. Diese wirkten sich zwischen dem sechsten und siebenten Zeit- 
    alter des Erdgeschehens als tödliche Katastrophe für das Leben auf 
    Erden aus. Daß die rasenden Fluten von Osten nach Westen über 
    Rußland und Europa hinweggegangen sind und alles mit sich rissen, 
    was sich in den Weg stellte, beweisen uns die roten Granitfelsen am 
    linken Ufer des Genfer Sees nicht weit von Genf. Es gibt in Europa 
    kein Felsengebirge, daß derart gemaserten rötlichen Granit aufzeigt. 
    Nur im Grenzgebirge des Uralhöhenzuges ist derartiger Granit zu 
    finden. Das Material des Montblanc-Massivs besteht aus Protozyn, 
    einem eisenhaltigen Magnesiasilikat. 
    
    Die von Osten daherbrausende Flut hat diese riesigen Granitblöcke 
    vor sich her getrudelt und sie dort liegen lassen, wo sie heute stehen. 
    Die riesigen Flutwellen brachen sich an den Felsengebirgen Skan- 
    dinaviens, brachen in ungeheuren Strudeln die Felsgesteine auf der 
    Insel Bornholm und trugen die Stücke, gemischt mit roten Granit- 
    blöcken aus dem Ural, über die Ostsee an die Küste Schleswig-Hol- 
    steins und verstreuten sie als Findlinge über das Land. Alles, was 
    die Wissenschaft zur Begründung der Eiszeit und ihrer Folgen an- 
    führt, ist kein überzeugender Beweis. Gletscher tragen keine Stein- 
    blöcke über die Länder hinweg und schleifen diese rund. Das können 
    nur die mit rasender Geschwindigkeit daherstürmenden Wassermas- 
    sen gewaltiger Flutwellen. Diese reißen lose Steine, Geröll und Fels- 
    blöcke mit sich und schleifen sie im Trudeln über die Erde rund. Wie 
    soll ein meterweis über die Erde dahinkriechender Gletscher selbst 
    bei seinem Auftauen Strudel erzeugen und dabei Knochen von Tie- 
    ren und Menschen aus Sibirien und Europa Zusammentragen? Aber 
    den Katastrophen von mindestens drei aufeinanderfolgenden Flut- 
    wellen fiel das Leben der Erde teilweise zum Opfer. Als die Flut, die 
    nach den Randmarken bis zu 800 Meter reichte, sich verlaufen hatte, 
    da kamen die wenigen Menschen und Tiere, die sich in die Gebirge 
    hatten retten können, wieder herunter ins Tiefland *). 
    
    *) Bis 800 m Höhe wurden Hügel und Berge vom Wasser rund geschlif- 
    fen, was darüber sich erhebt, ist noch heute zerklüfteter zackiger Fels mit 
    lockerem Geröll und losen riesigen Felsbrocken. Warum sammelten sich 
    
    
    313 
    
    
    Von den Karpathen stiegen die Slawischen Völkerschaften herab 
    zu Ta]j Aus den skandinavischen Gebirgen kehrten die Reste der Be- 
    völkerung herab als die Nordischen Menschen und von den Alpen 
    wurde Mitteleuropa bevölkert durch die Alpinen Rassen. Außerdem 
    können wir noch hier und da Reste der Urbevölkerung mit geson- 
    derter Sprache feststellen, so z. B. am Fuße des Brockens in entlege- 
    nen Dörfern die Harzer Urbevölkerung oder am Fuße besonders 
    hoher Mittelgebirge Reste mit besonders eigenartigen Dialekten, die 
    in die übrigen Dialekte nicht mehr hineinpassen wollen, wie z. B. die 
    sogenannten „Raupe“ in Tübingen und Umgebung oder die ver- 
    sprengten Volksteile in Frankreich, die im Wesen und in der Sprache 
    sich von der übrigen Bevölkerung typisch unterscheiden. Auch in den 
    an die Pyrenäen angrenzenden Teilen Spaniens und in Schottland 
    können wir dieselben Feststellungen machen. 
    
    Durch die Ereignisse dieser großen Flut kam ein großer Schrecken 
    und eine große Furcht über die überlebenden Menschen. Mit Ent- 
    setzen nur gedachten sie dieser Ereignisse und die Erinnerung dar- 
    an wird noch heute von vielen Völkern der Erde auf den gleichen Tag 
    gefeiert. Es ist Allerseelen und Allerheiligen am 1. und 2. November 
    jeden Jahres * *). 
    
    Aus der Furcht und der Angst der Seele vor diesem großen unab- 
    änderlichen Geschehen, dem die Natur in der Entwicklungsgeschichte 
    der Erde ausgesetzt und die dem Menschen im Ursprung unbegreif- 
    lich war, entstand das Opfer und, als das Gebet der Seele um Ver- 
    schonung vor einem ähnlichen Geschick, das Meßopfer. Auch der 
    große Fastentag der Juden mit dem großen Versöhnungstag in ihren 
    Neujahrsfeiern hängt mit diesem großen Sterben zusammen. 
    
    Eingedenk des großen Sterbens und der Schwachheit der Menschen 
    dem Naturgeschehen gegenüber, kam das Gebet. Es entstand daraus 
    die Zeremonie des Opfers. In diesem wurde die Gottheit, die Welt- 
    seele, die alles Geschehen auf Erden bestimmt und leitet, um Ver- 
    söhnung angefleht und ein Tier, in Mexiko junge Menschen, hingege- 
    ben als Symbol des Sterbens, zur Erlösung und Bewahrung des 
    Lebens der Menschen und aller Kreatur. Der Ehrwürdigste, der Pa- 
    triarch, aus dem sich später die Kaste der Priester entwickelte, tötete 
    das Opfertier unter Anrufung des Namens Gottes als Sühne für die 
    gnädige Verschonung während des großen Sterbens. Die Wandlung 
    des getöteten Tieres und seines Fleisches durch das beschwörende 
    
    die Endmoränen immer nur an der Ostseite der Berge und Steilküsten? 
    Doch nur deshalb, weil die FLut mit ihrem Geröll und Schlamm von Osten 
    kam. Bei Vergletscherung geht das Eis um die Bergkegel und Wider- 
    stände herum, aber nimmt sie nicht mit und reißt sie nicht los. 
    
    *) Ein ähnliches Gedenkfest der Toten halten die Ägypter bis auf den 
    heutigen Tag am gleichen Datum und auch in Indien läßt sich dieser Toten- 
    tag feststellen. Auch die Azteken in Mexiko und die Inkas kannten diesen 
    Tag, allerdings zu einem anderen Zeitpunkt. Nur die evangelische Kirche 
    hat sich aus Unkenntnis über den Ursprung darüber hinweg gesetzt. 
    
    
    314 
    
    
    Gebet des Patriarchen, des späteren Priesters, in eine Versöhnung 
    heischende Gabe zur Wandlung des Geistes der zürnenden Götter des 
    Lebens in der noch unvergessenen Katastrophe ist der Ursprung aller 
    Opferzeremonien und aller Gebete. Aus diesem Opfergebet der ver- 
    ängstigten Menschenseele nach der überlebten Flut entwickelten sich 
    im Laufe der Jahre, als die Erinnerung an die Flut zu erblassen be- 
    gann, die gewissen Opferzeremonien, die wir bis weit in vorchrist- 
    liche Zeiten hinein verfolgen können. Unter anderem wurden dem 
    Opfertier gewisse Teile herausgeschnitten, die der Priester oder der 
    Patriarch, als Stellvertreter der Gottheit gewissermaßen, verzehrte, 
    um anzudeuten, daß die Gottheit das Opfer angenommen und in sich 
    aufgenommen habe. Die gläubigen Menschen verfolgten die Opfer- 
    zeremonie, die auch auf andere Gelegenheiten ausgedehnt und auch 
    zur Fürbitte bei anderen Gelegenheiten aus rein menschlichen An- 
    lässen wurde, mit großer Aufmerksamkeit. Das beobachtet auch die 
    Eva, das ewig aufmerksame und ewig neugierige Weibliche. Sie be- 
    wegte bald einen eigenartigen Gedanken in ihrem Herzen: Gott hat 
    uns geboten und gesagt, du sollst nicht essen von dem Wesen, das 
    Erkenntnis des Guten und Bösen hat, vom Tier. Hier aber ißt der 
    Priester vom Tier. Ist nicht der Priester, der Patriarch, gescheiter 
    und weiser als wir? Er ißt von dem Tier, von dem gesagt ist, du 
    sollst nicht davon essen, sonst wirst du des Todes sterben. Er stirbt 
    aber nicht, sondern ist gescheiter als wir und weiß doch bestimmt, 
    was gut und böse ist. Da kamen dem Weibe die ersten Zweifel, ob 
    das Gebot Gottes auch zu Recht besteht, welche die Genesis in die 
    Worte kleidet: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von 
    allerlei Bäumen im Garten? Das Gewissen der Eva antwortete ganz 
    richtig: 
    
    „Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten, aber 
    von dem Baum, dem Geschöpf mitten im Garten hat Gott ge- 
    sagt: Esset nicht davon, rühret es auch nicht an, daß ihr nicht 
    daran sterbet.“ 
    
    Die Verführung im neugierigen Herzen des Weibes aber sprach im 
    Hinblick auf den Fleisch verzehrenden Opferpriester: 
    
    „Ihr werdet mitnichten des Todes sterben, sondern Gott 
    weiß, daß welches Tages ihr davon esset, so werden eure 
    Augen aufgetan und ihr werdet sein wie die Götter (die Prie- 
    ster) und wissen, was gut und böse ist.“ 
    
    „Und das Weib schaute an (in ihrem Herzen), daß das Ge- 
    schöpf (der Baum, der Erkenntnis des Guten und Bösen hat) 
    lieblich anzusehen und (vielleicht) gut davon zu essen wäre, 
    und daß es ein lustiges Geschöpf sei, weil es klug machte. Sie 
    nahm von der „Frucht“ (wie der Priester von dem Fleisch des 
    Opfertieres) und aß und gab ihrem Manne auch davon und 
    er aß.“ 
    
    Das ist der Wortlaut der Beschreibong des Sündenfalls. „Sie aß und 
    gab ihrem Manne auch davon und er aß.“ Da hilft kein Deuteln und 
    
    
    315 
    
    
    kein Wortverdrehen: Im Essen von etwas, was der Mensch nicht essen 
    durfte und das für ihn nicht zum Essen bestimmt war, liegt der Sün- 
    denfall begründet. Alles andere sind die nafrumotwendigen Folgen 
    dieses Abfalls des Menschen vom Gesetz der Erhaltung des Lebens 
    im Essen, in seiner Speise. Betrachten wir die Folgen dieser Über- 
    tretung des Ernährungsgesetzes, so sehen wir genau das eintreten, 
    was in diesem Buch unter dem Kapitel „Ernährungskrankheiten“ 
    eingehend erläutert wurde. 
    
    Der Fluch über die Menschen 
    
    Vor dem Sündenfall heißt es: „Sie waren beide nackt, der Mensch 
    und sein Weib, und sie schämten sich nicht.“ Nach dem Sündenfall, 
    nach dem Essen vom Fleisch der Tiere, wurden die natürlichen Triebe 
    durch die entstandene Nervenreizung aus der erregenden Nachwir- 
    kung und dem Säurereiz in den Säften des Körpers erregt und sie 
    vergeilten. Das merkten die beiden und sie schämten sich ihrer Geil- 
    heit. Sie verdeckten ihre Scham durch einen Lendenschurz. Das und 
    nur das ist der Ursprung der Kleider. Erst die Verzärtelung der 
    Haut durch die sonne- und luftabschließende Kleidung machte sie 
    später als Kälteschutz scheinbar unentbehrlich. 
    
    Der schaurige Fluch über das Weib ist, vom naturgesetzlichen 
    Standpunkt aus betrachtet, doch nur die natürliche Folge des Fleisch- 
    essens und des mit dem Fleischessen aufkommenden Brotgenusses, 
    von dem noch die Rede sein wird. Das Fleisch versäuert die Säfte, das 
    zehrt am Kalkgehalt der Knochen und der Gewebe, um die Säure 
    abzusättigen. Das Knochengerüst und damit auch das Becken wird als 
    Folge davon mißgestaltet und entwickelt sich nicht richtig. Es kommt 
    zu schweren Geburten und zu schweren Störungen in der Schwan- 
    gerschaft, die so schlimm werden, daß heute sehr oft der Kaiser- 
    schnitt die letzte Rettung ist. Das aber drückt der Fluch aus in den 
    Worten: „Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger 
    bist, du sollst mit Schmerzen Kinder gebären und dein Verlangen 
    soll nach deinem Manne sein.“ So hat sich das natürliche Glücksemp- 
    finden bei der Geburt und der Zeugung eines neuen Menschenkindes 
    verwandelt in ein Geschehen, dem die junge Mutter nur mit Furcht 
    und Bangen entgegensieht. Oft aber ist die körperliche Entwicklung 
    durch die Mißernährung derart entartet, daß sie überhaupt nicht ge- 
    bären kann oder unfruchtbar bleibt oder aus Angst um ihr Leben 
    weitere Geburten zu unterbinden sucht. Was aber durch den Fleisch- 
    genuß und seine zerstörenden und vereiternden Folgen gerade in den 
    Gebärorganen der Frau entstehen kann, das könnten uns die Proto- 
    kolle der Frauenkliniken in erschreckender Weise offenbaren. Trotz- 
    dem aber wird das Ewig- Weibliche verzehrt von dem Verlangen nach 
    dem Manne, nicht als Folge des natürlichen Verlangens nach der Er- 
    füllung der Mutterschaft im Kindersegen, sondern als sinnliche Be- 
    gierde eines durch die Säurewirkung erhitzten Sinnentaumels einer 
    erregten Leidenschaft des Trieblebens. Dieses sucht in erster Linie 
    
    
    316 
    
    
    die Begegnung mit dem Manne. Erst der oft unerwünschte Kinder- 
    segen öffnet dem Weibe die Augen und dann beginnt die Tragödie 
    so mancher Ehe. Die Niederhaltung und Ausnutzung der Frau als 
    etwas minderwertiges, erniedrigendes im Orient in den früheren Mit- 
    telmeerländern und noch heute bei vielen Völkern des Orients und 
    Asiens ist nur zu gut bekannt. 
    
    Genau so folgerichtig wie das Verhängnis über die Frau als Folge 
    des Fleischgenusses wirkt sich auch der Fluch über den Mann aus. 
    Überlegen wir noch einmal ganz kurz die gesundheitlichen und die 
    wirtschaftspolitischen Folgen, die nicht zu vermeiden sind, wenn der 
    Mensch von Fleisch und Brot, erzeugt durch Ackerbau und Vieh- 
    zucht, leben will. Im ordnungsmäßig angebauten Garten finden sich 
    Bäume, Sträucher und Kräuter aller Art, von denen der Mensch sich 
    nähren kann, verschönt vielleicht durch einen Blumenflor, der auch 
    das Auge erfreut. Die nicht für Gartenbau zu nutzende Fläche der 
    Erde an Berghängen oder in sandigen Gebieten wird dann von Wald 
    bedeckt sein, da ja auf eine besondere Viehweide zur Ernährung der 
    Schlachttiere keine Rücksicht genommen zu werden braucht. Wenn 
    aber der Mensch die Erzeugnisse der Früchte und Gemüse des Gar- 
    tenbaues als Nahrungsquelle verschmäht, weil das grüne Kraut und 
    die Frucht der Bäume ihm nicht kräftig genug erscheinen und er sich 
    mehr Kraft und Weisheit aus dem Verzehren von Tierfleisch und 
    von tierischen Erzeugnissen verspricht, dann wird er kraft seiner 
    Überlegung bald versuchen, die ihn fliehenden Tiere des Waldes und 
    der Ebene nicht mehr zu erjagen, sondern sie durch seine Betreuung 
    und Vorsorge großzuziehen, um sie ständig zur Hand zu haben, wenn 
    er sie schlachten und verspeisen möchte. Um das zu erreichen, ging 
    der Mensch, der „Adam“, nicht als Einzelperson, sondern als Symbol 
    der Gesamtbevölkerung gedacht, dazu über, das von ihm begehrte 
    Fleisch dadurch zu erlangen, daß er sich das Schlachtvieh untertänig 
    machte und es ständig ernährte, bis es zur Nutznießung verbraucht 
    oder zur Arbeit herangezogen werden konnte. Um Schlachtvieh zu 
    ernähren, bedarf es genügender Futtermengen. Die kann der Wald 
    nicht liefern, sondern nur das Gras des Feldes und die auf dem Feld 
    angebaute Feldfrucht der Gräser- und Getreidearten und der ertrag- 
    reichen Rüben. So verwandelte der Mensch den Garten und den Wald 
    in Viehweiden und Ackerland. Der Gärtner verwandelte sich in einen 
    Ackerbauer und Viehzüchter. Der Acker mag ursprünglich nur ge- 
    dacht sein als Erzeugungsstätte für kräftiges Viehfutter in den Zei- 
    ten, wo die Natur das notwendige Futter versagte. Aber da der Gar- 
    ten und der Wald gerodet worden waren, um Platz zu schaffen für 
    die Viehweide und den Acker, so mußte sich der Mensch nach einer 
    Nahrungsergänzung zum Fleisch umsehen. Rohe Kräuter und Früchte 
    schmeckten und mundeten nicht zum Fleisch, aber unter den Grä- 
    sern entdeckte der fleischlüsterne Mensch bald Arten, die besonders 
    reiche Körnerentwicklung zeigten und großkörnige Ähren hervor- 
    brachten. Diese schienen ihm willkommene Ergänzung zum Fleisch 
    
    
    317 
    
    
    zu sein, da sie ja auch dem Vieh gut mundeten und den Ertrag an 
    Fleisch und Milch steigerten. So versuchte er, das Getreide, die Kör- 
    nerfrucht der Gräser, für seine Ernährung zu nutzen, da sie beim 
    Vieh so gut anschlug. 
    
    Aber inzwischen war dem Menschen, d. h. der Volksgemeinschaft, 
    die hier als „Adam“ bezeichnet wird, durch seine vorsorgende Über- 
    legung die Entdeckung und Anwendung des Feuers gelungen. Will- 
    kürlich Feuer zu entzünden und nicht mehr auf die gelegentliche Glut 
    durch Blitzschlag oder dergleichen angewiesen zu sein, war wohl die 
    entscheidende Erfindung, die das Wirken und die Lebensgestaltung 
    der Menschheit gründlich veränderte. Es ermöglichte dem Menschen 
    die Zubereitung des Fleisches der Tiere als schmackhaftes Gericht. Es 
    half ihm in der Herstellung geeigneter Werkzeuge für seine tägliche 
    Hantierung, aber der ständige Gebrauch des Feuers in der Zuberei- 
    tung seiner Speisen wurde für ihn und seine Gesundheit doch das 
    Ausschlaggebende. Das Getreidekorn, vor allem das noch heute bei 
    vielen Völkern als Volksnahrung dienende Hirsekorn, war roh kaum 
    zu genießen, da es hart war und tüchtig gekaut werden mußte. Aber 
    unterzog man es einer Feuerbehandlung, erhitzte man das Getreide 
    und setzte vorher Wasser hinzu, dann schmeckte es süß und schien 
    auch bekömmlicher zu sein. So bereitete sich der Mensch aus der Kör- 
    nerfrucht der Getreidearten mit Hilfe des Feuers weiche Breispeisen 
    und Grützen (schwedisch Kruska) oder buck sie zu Brot. Die Folgen 
    des Verzehrens dieser Brot- und Getreidenahrung haben wir bereits 
    kennen gelernt. Für den Menschen, der anfing, in seiner Gier nach 
    Fleisch, sich die Frucht der Gräser durch Feuerbehandlung genießbar 
    zu machen, war es ein großer Gewinn. 
    
    Er wurde dadurch unabhängig vom Garten und konnte sich wie 
    das Vieh, das er für sich zum Schlachten oder zur Milchgewinnung groß 
    zog, von der Frucht des Ackers mit ernähren. Auch das Fleisch wurde 
    durch die Feuerbehandlung schmackhafter und verlor den faden Ver- 
    wesungsgeschmack durch Rösten und Würzen. Damit haben wir die 
    Wandlung des Menschen und die Wandlung ganzer Völker vom Gärt- 
    ner zum Ackerbauer und Viehzüchter vor uns. 
    
    Die Frucht des Ackers war und ist in der Antike und in unseren 
    Tagen für den Menschen außer dem Fleisch der Schlachttiere und den 
    Produkten vom lebenden Tiere „das Getreide“, die Grundlage zur 
    Herstellung von Brot, Kuchen, Grützen und Getreidespeisen. Brot und 
    Getreidezubereitungen als Speise für den Menschen sind heute so in 
    den Gedanken der Menschen verankert, daß eine Mahlzeit, ein Tages- 
    lauf ohne Brot kaum noch vorstellbar ist. Wie aber verträgt sich diese 
    Art pflanzlicher Speise mit dem Urgesetz der Ernährung? Wir ver- 
    nahmen und verstanden ganz richtig, daß für den Menschen die noch 
    zart-grünen, wohlschmeckenden Blattgemüse, die saftigen Wurzelge- 
    müse und die Ölsaaten zur Nahrung bestimmt sind, die einen harten, 
    verholzenden Samenträger, einen harten Stengel aus einer grünen 
    Blattrosette am Boden in die Höhe treiben. Das Getreide aber ist kein 
    
    
    318 
    
    
    Blattgemüse mit einer Blattrosette am Boden, sondern es ist aus hoch- 
    gezüchteten Grasarten entwickelt, denen kein verholzender, harter 
    Samenstengel eigen ist, sondern aus einem hochstrebenden Blätter- 
    schaft aufragend, trägt ein hohler Halm die Ähre oder die Rispe mit 
    den Körnern. Die auf dem hohlen Halm der Gräser wachsende Kör- 
    nerfrucht des Getreides ist von Anbeginn nicht als Nahrung für den 
    Menschen bestimmt. Die Organe der Nahrungsverarbeitung des Men- 
    schen sind nicht auf die Verdauung der Getreidekörner und daraus 
    hergestellter Speisen eingerichtet. Nur die körnerfressenden Vögel 
    können hartes, reifes Korn zwischen den geriffelten harten Reib- 
    flächen ihres Vormagens in natürlicher Weise so verarbeiten, daß es 
    ihnen zuträglich ist. In die Organe des Menschen gehört es nicht hin- 
    ein. Das Getreide und die daraus mit Hilfe des Feuers bereiteten Spei- 
    sen wie Brot, Kuchen und Getreidegerichte sind, wie im zweiten Teil 
    dieses Buches gezeigt wurde, die Ursache so vieler Magen- und Darm- 
    leiden und so vieler Stoffwechselstörungen im Körper des Menschen, 
    daß es besser ist, alle Getreidenahrung zu meiden. 
    
    Brot und Fleisch, die Frucht des Ackers, werden dem Menschen zum 
    Fluch durch die nachfolgenden Krankheiten, die Gebrechen und den 
    frühen Tod, die dem intelligenten Leser klar genug aufgezeigt wur- 
    den, wenn sich sein Geist für diese Gedanken aufgeschlossen erweist. 
    
    Was aber waren die wirtschaftlichen Folgen: 
    
    Rodet der Mensch seinen Garten, um Weiden und Ackerland zu er- 
    halten, rodet er den Wald, dann verschwindet die grüne Pflanzendecke 
    von der Fläche der Erde und die erste Folge nach dem Verschwinden 
    der Bäume und Sträucher ist das Absinken des Grundwassers. Der 
    Wasserhaushalt der Erde wird gestört. Die Sonne sendet ihre sengen- 
    den Strahlen ungehindert und nicht mehr durch die Laubdecke der 
    Bäume abgeschirmt auf den abgeernteten Acker. Sie verbrennt die 
    durch das Weiden des Viehs kurz gefressene Grasnarbe. Sie verwan- 
    delt das fruchtbare Wald- und Gartengelände oft im Laufe einiger 
    Jahre in eine wasserlose Steppe. Den sichtbaren Erfolg dieser Kultur, 
    die sich auf Ackerbau und Viehzucht gründet, kennen wir zur Genüge. 
    Ihr klugen Menschen, schaut euch nur die Erde an, auf der vor Zeiten 
    einst volkreiche Staatengebilde und Weltreiche in hoher Scheinkultur 
    lebten, deren Ernährungsgrundlage Ackerbau und Viehzucht war! 
    Was seht ihr da? Einen unfruchtbaren sandigen Wüstengürtel von der 
    Westküste Afrikas über die Sahara und die Küstengebiete Afrikas, 
    die einstige Kornkammer Roms, und die Länder des M^ittelmeeres 
    über den nahen Orient, die Türkei, das Zweistromland, Turkestan, 
    Afghanistan, Tibet, China, über die Mongolei bis an den Großen Ozean, 
    den Pazifischen, eine einzige große Wüste, in der die blühenden 
    Scheinkulturen vergangener Zeiten in Schutt und Trümmer unter 
    dem Sande der Wüste begraben liegen. Schaut euch nur um in den 
    Ländern der heutigen Kulturvölker! In der augenblicklichen Korn- 
    kammer der Welt, den Vereinigten Staaten Nordamerikas und Kana- 
    das, sind große, einst fruchtbare Ackergebiete schon jetzt zur Wüs^e 
    
    319 
    
    
    geworden und täglich gehen Zehntausende von Hektaren in unfrucht- 
    bare Steppe über, weil die fruchtbare, aber immer wieder umge- 
    pflügte Erde schutzlos den austrocknenden Strahlen der Sonne und 
    den Sandstürmen ausgesetzt ist und jetzt davonzufliegen droht. In 
    Deutschland versteppen von Jahr zu Jahr immer größere Länder- 
    flächen, und das Grundwasser sinkt ständig und unaufhaltsam, weil 
    der Wald immer mehr verschwindet, um Platz zu machen für mehr 
    Ackerland. Schon hat man begriffen, was vor sich geht, und sucht 
    durch Aufforstung der Verwüstung Einhalt zu gebieten. 
    
    Der nach der Rodung ständig geringer werdende Ertrag des Ackers 
    machte den Menschen schon immer schwere Sorgen. Er konnte doch 
    nicht immer weiter roden, da er doch sonst auf Nachbarn stoßen 
    würde, die wie er das Land rodeten, um Nahrung auf dem Umweg 
    über Ackerbau und Viehzucht zu erhalten. So suchte der Mensch Mit- 
    tel und Wege, dem Gesetz der abnehmenden Fruchtbarkeit des Ackers 
    zu begegnen und die Fruchtbarkeit und den Ertrag der Wirtschaft zu 
    heben. Er sah die üppig wuchernden Stellen auf der Weide dort, wo 
    der Dung des Viehs sich ausgebreitet hatte. Das war ihm eine Er- 
    leuchtung: Dünger, aus dem Stall und von der Weide auf den Acker 
    gebracht, mußte den Ertrag steigern. So begann die Düngewirtschaft. 
    Aber das Gesetz der abnehmenden Fruchtbarkeit des Ackers läßt sich 
    auch durch noch so große Düngergaben auf die Dauer nicht auf halten, 
    das beweist uns die Erfahrung des täglichen Lebens immer wieder. 
    Die Gefahr des Verhungerns der Menschen, die darauf bestehen, von 
    der Frucht des Ackers, von Brot, Fleisch und Milch leben zu wollen, 
    ist nicht erst heute riesengroß. Die großen Völkerschaften der Antike 
    sind dem Hunger erlegen. Dazu gesellt sich die fortschreitende, kaum 
    noch zu bekämpfende Krankheitsnot der gesamten Menschheit, wo 
    immer der Kochtopf und die Bratpfanne das bevorzugte Küchengerät 
    sind. Das Schlimmste aber ist, daß aus dem Kampf mit der versiegen- 
    den Fruchtbarkeit des Ackers der Kampf um die Existenz, der Kampf 
    mit dem Nachbarn entbrannte. Aus diesem wuchs die soziale und be- 
    rufliche Differenzierung, durch die wiederum das soziale Elend der 
    Massen zu Gunsten einzelner hervorgerufen wurde. Die Völker aber, 
    die auf ihrer immer unfruchtbarer werdenden Erde nicht mehr vor- 
    wärts zu kommen glaubten und nicht mehr genügend Existenzmög- 
    lichkeiten sahen, schielten auf das Gebiet benachbarter Völker und 
    überzogen diese zwecks Ausnutzung ihres Landes mit Krieg. Die Fak- 
    kel des Krieges lohte auf im Kampf um den Besitz des Bodens und 
    damit auch um die Macht über die Menschen, die sich vom Acker 
    nährten. Die siegreich vordringenden Waffen der Gewalt aber kann- 
    ten keine Gnade mit der einheimischen Bevölkerung. Die Besiegten 
    wurden zu Sklaven, zum redenden Inventar des Hofes erniedrigt und 
    ihr Land im Interesse der Sieger ausgenutzt. Der Mensch hörte auf, 
    dem Bilde Gottes entsprechend, seine schöpferischen Seelenkräfte im 
    Sinne der Erhaltung des Lebens zu gebrauchen. Seine Seelenkräfte 
    entarteten und er begann, auf Gewaltanwendung und Krieg zu 
    
    
    320 
    
    
    sinnen, um seinen Hunger trotz der ständig abnehmenden Fruchtbar- 
    keit seiner versteppten Äcker zu befriedigen. Diese ganze Entwick- 
    lung, die hier nur kurz angedeutet werden kann, erkennen wir klar 
    und deutlich wieder in dem Fluch über Adam: 
    
    „Weil du gegessen hast, von dem, davon ich dir gebot, du 
    sollst nicht davon essen: Verflucht sei der Acker um deinet- 
    willen, mit Kummer (Krankheiten und Sorgen) sollst du dich 
    darauf ernähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er 
    dir tragen und du sollst das Kraut des Feldes essen *). 
    
    „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, 
    bis daß du wieder zur Erde werdest, davon du genommen bist.“ 
    
    Durch die Ernährung von Fleisch und Brot wird der Mensch im 
    Kampf um die Stillung seines Hungers vom Göttlich-Seelischen hin- 
    abgezogen zum Irdisch- Weltlichen. Aus einem von gekochtem, ge- 
    bratenem und geröstetem Tierleichenfraß verkrampften Hirn, in 
    einem von Brot und von gekochten oder gebackenen Getreidespeisen 
    verkleisterten Körper und deshalb schwer arbeitenden Organen kann 
    der Mensch das wahrhaft Göttliche in sich nicht mehr erkennen. Er 
    wird nicht mehr auf schauen zu Gott, dem Vater des Lichtes und des 
    Lebens, sondern wird nach irdisch-leiblichen Dingen trachten und ist 
    oft froh, wenn er mit schwerer Mühe, mit Kummer und Sorge sein 
    täglich Brot findet. Kummer und Krankheit anstatt der erwarteten 
    Kraft und Nahrung in Fülle, Mord und Krieg und Tod anstatt schöpfe- 
    risch-geistigen Strebens im Bilde Gottes, das ist das Schicksal des 
    Menschen geworden, der die Gesetze der natürlichen Erhaltung des 
    Lebens verleugnet und sich selbst und seine Organe vergewaltigt. Die 
    Erde aber, die einst ein blühender Garten Gottes war, verwandelten 
    die Menschen in Ackerland und Viehweiden und entwickelten auf die- 
    ser Grundlage eine blühende Scheinkultur, die nur solange währte, wie 
    der versteppende Acker es erlaubte. Mit der zunehmenden Ver- 
    wüstung aber verfielen auch die Scheinkulturen in den großen Städ- 
    ten der Antike. 
    
    Ist es wirklich unmöglich, intelligente Menschen, die doch vorgeben, 
    einen gut entwickelten Verstand zu haben und geistvoll zu sein, von 
    dem Unrecht gegen sich selbst und gegen die Natur zu überzeugen, in 
    das sie sich durch ihre Ernährung von Fleisch und Brot gesetzt haben? 
    
    Das Gesetz der Flamme des kreisenden Schwertes, 
    der „circulus vitiosus“ oder Teufelskreis 
    
    Abgewichen vom natürlichen Gesetz der Lebenserhaltung, schlit- 
    terte der Mensch zur Erfüllung seiner neuerstandenen Begierden nach 
    Fleisch und Brot in den kreisenden Strudel einer Entwicklung hinein, 
    
    *) Die Frucht des Ackers ist das Getreide. In alten Zeiten aßen die Für- 
    sten und die wenigen reichen Leute Fleisch in Hülle und Fülle, die Masse 
    des Volkes, die Soldaten, die Armen und die Sklaven aber lebten vom 
    Kraut, von der Frucht des Feldes, d. h. von Brot und Grützen, aus Ge- 
    treide hergestellt. 
    
    
    21 Sommer, Ernährung 
    
    
    321 
    
    
    die sich etwa wie folgt ausdrücken läßt: Hat der Mensch im ersten 
    Versuch die erregende Wirkung des gerösteten, gebratenen oder rohen 
    Fleisches vom Tier in seinen Nerven und in der Erregung seines Ge- 
    hirns als im Augenblick ihn täuschende Anregung empfunden, dann 
    verfällt er gar zu leicht der Sucht nach mehr Fleischgenuß, weil ja die 
    der ersten Erregung naturnotwendig folgende Erschlaffung und Er- 
    müdung eine weitere Anregung oder, richtiger, Erregung erfordert. 
    Der Versuch, die der ersten Erregung folgende Erschlaffung durch 
    mehr erregende Mittel zu überwinden, ist bekanntlich die Ursache des 
    Süchtigwerdens auf dem Weg des Zusammenbruchs der Gesundheit. 
    Je mehr der Mensch aber nach Fleisch als einem erregenden und 
    scheinbar anregenden Leckerbissen verlangte, desto mehr Tiere muß- 
    ten geopfert werden. Woher die Tiere nehmen, die man zu diesem 
    Opfer für den Genuß der Erhaltung der erregend-anregenden Wir- 
    kung benötigte? Die freilebenden Tiere des Waldes und der Steppe, 
    die sich bis dahin ohne Angst und Scheu in voller Zutraulichkeit dem 
    Menschen näherten, merkten bald am Blutgeruch ihrer gemordeten 
    Genossen und dem dem fleischverzehrenden Menschen anhaftenden 
    Geruch, daß man es nicht mehr gut mit ihnen meinte, sondern sie zu 
    töten suchte. Sie mieden und flohen den Menschen. So mußte der 
    Mensch Jagd auf die Tiere machen, die er zu seinem Speiseopfer nötig 
    zu haben glaubte, um wieder das Gefühl der erregenden Kraft und 
    die geistige Erregung seiner sinnlichen Triebe von neuem zu spüren. 
    Er begann, die für das sich steigernde Verlangen nach erhöhtem Ge- 
    nuß benötigten Tiere durch Einfangen und gute Pflege an sich zu ge- 
    wöhnen und zu seinen Hausgenossen zu machen, bis sie ihm schlacht- 
    reif und des Opferns wert schienen. Die in seine Pflege genommenen 
    Tiere aber mußte er füttern und, um Futter zu beschaffen, rodete er 
    den Garten, der ihm bisher die natürliche Nahrung gegeben hatte. Er 
    verwandelte den Garten in eine Weide für das Vieh, auf der das Vieh 
    grasen konnte und von der er das für den Winter benötigte Heu und 
    die Futtervorräte gewann. Bald reichte der gerodete Garten nicht 
    mehr für die Ernährung des Viehs, und er begann die seine Wohn- 
    stätten umgebenden Waldungen zu roden, nicht, um das Holz zu ge- 
    winnen, das wurde oft nur angezündet und in Asche verwandelt, son- 
    dern um Viehweiden und Ackerland zu erhalten. Je mehr Wald er 
    rodete, desto mehr versteppte das Land und der Acker wurde immer 
    unfruchtbarer, je mehr das Gr und wasser wegen der fehlenden wasser- 
    ziehenden Wurzeln und der fehlenden regenziehenden Laubdecke der 
    Bäume absackte. Inzwischen vergrößerte sich die Zahl der Bevölke- 
    rung, der Bedarf nach Opfertieren zum Zweck des Fleischgenusses 
    stieg und die Rodung ging immer weiter. Es begann mit der Abirrung 
    des Menschen von seiner natürlichen Nahrung der Kreislauf des Ver- 
    derbens, der in der Verwüstung der Fruchtbarkeit des Bodens und 
    dem Ersterben der blühenden, grünenden Pflanzendecke überall dort 
    geendet hat, wo die Entwicklung mit der Entstehung der unfrucht- 
    baren Wüste zum Abschluß kam. 
    
    
    322 
    
    
    Abgeirrt vom rechten Wege und dem Sinnestaumel des erregenden 
    Gaumengenusses hingegeben, sah der Mensch im Kreislauf des Ver- 
    derbens, in den er hineingeraten war, daß die zur Verfügung stehende 
    Erde die wachsende Bevölkerung nicht mehr nähren konnte, weil 
    gleichzeitig mit der zunehmenden Viehhaltung und der immer schwie- 
    riger werdenden Futterbeschaffung auf der immer größer werdenden 
    Ackerfläche die Fruchtbarkeit abnahm. So begab sich ein Teil der 
    jüngeren Generation auf die Wanderschaft, um zu versuchen, in an- 
    deren Gegenden mehr Weiden für das Vieh zu finden. Erreichten sie 
    gutes Land, das für die Niederlassung geeignet erschien, so setzten sie 
    sich fest und begannen wie ihre Väter, das Land zu roden und in 
    Viehweiden und Äcker zu verwandeln. Waren schon Bewohner in 
    dem Neuland vorhanden, so wurden diese, wenn sie sich dem Willen 
    der Zuwanderer unterwarfen, zu seßhaften Arbeitern für die Ein- 
    dringlinge gemacht oder, wenn sie sich widersetzten, mit der Waffe 
    in der Hand überwältigt und, wenn es notwendig wurde, gar ausge- 
    rottet. Die erobernden Eindringlinge brachten dann ihre kulturellen 
    Ansichten und die Gebräuche ihrer Väter mit in das neue Land und 
    entwickelten aus der Mischung des Geistesgutes der Urbewohner und 
    des mitgebrachten die jeweiligen Kulturen, die doch nur auf Acker- 
    bau und Viehzucht als der Grundlage der Ernährung aufgebaut und 
    zur Entfaltung gebracht werden konnten. So entstanden überall auf 
    der Fläche der Erde, wo der Gedanke der Ernährung durch Opferung 
    und Schlachtung von Tieren Fuß faßte, die „Kulturvölker“. 
    Diese trugen aus der Abirrung ihrer Gedanken vom Natürlichen den 
    Kreislauf des Verderbens in immer weitere Kreise, bis der ganze Erd- 
    kreis, wo immer Menschen sich niederließen, in diesen Strudel des 
    Verderbens hineingerissen war, den wir in unserem Dünkel „Kultur“ 
    nannten. 
    
    Die Menschen aber vermehrten sich, die Fläche der Erde blieb die 
    gleiche und der Bedarf an Viehfutter für die Schlachttiere wuchs. Wer 
    aber einmal auf einem Bodenstück ansässig war und es bebaute, um 
    sich und seine Angehörigen durch das großgezogene Vieh und den Er- 
    trag des Ackers zu nähren, der gab es nicht wieder her außer, er 
    wurde durch Gewaltanwendung dazu gezwungen. Wer hatte, hielt 
    fest. Der Nachgeborene hatte das Nachsehen. So wurde der Acker- 
    bauer der Herr und Besitzer über das Land, das er bebaute und das 
    er für die Ernährung seiner Familie und seiner Schlachttiere be- 
    nötigte. Wer keinen Acker besaß, mußte sehen, wie er zu Nahrung 
    kam und die übrigen Bedürfnisse seiner Lebenshaltung befriedigen 
    konnte. Er mußte wohl oder übel zum Herrn des Ackers gehen, der 
    das Fleisch und das Brot erzeugte, und dort um Nahrung betteln. Der 
    aber hatte viel Arbeit mit der Bebauung seines Ackers und ging dazu 
    über, nur dem Landlosen vom Uberschuß seiner Nahrung zu geben, 
    der ihm bei der Arbeit half oder die Ackerarbeit für ihn zu verrich- 
    ten versprach. So entstand der Landbesitzer und sein Knecht. Im 
    Laufe der Jahre spürte der Landherr die Macht über den Landlosen, 
    
    
    323 
    
    
    die ihm der Besitz gab. Es entwickelten sich unter den Menschen die 
    sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede, die mit der Ernährung 
    und der Nahrungserzeugung Zusammenhängen und aus denen sich im 
    Laufe der Jahre die furchtbaren Zustände der seelischen und körper- 
    lichen Sklaverei und der Unterdrückung der Besitzlosen durch die 
    Eigentümer als die Herren des Landes entwickelten. Diese Unter- 
    schiede zwischen Herr und Knecht oder Besitzer und Landlosen wur- 
    den in der Kulturgeschichte der Völker von einschneidender Bedeu- 
    tung, weil durch die Ausnutzung der versklavten und entwürdigten 
    Menschen die großen Scheinblüten der Kultur zustande kamen, deren 
    Prachtbauten wir z. B. noch heute unter dem Wüstensande bewundern. 
    
    Wahrlich, der Kreislauf des Verderbens treibt wunderliche Blüten. 
    Um der Prunksucht und Ruhmgier einzelner zu dienen, wurde die 
    Freiheit und die Würde der Masse der Menschen zertreten, das Volk 
    in blutige Kriege mit Brand und Morden hineingehetzt. Dieser 
    Kampf um den Boden oder um die Erzeugnisse der Sklavenarbeit im 
    Austausch für Nahrung führte zur Vernichtung ganzer Völker und 
    Städte, ja, er bewirkte letzten Endes den Untergang einst großer Völ- 
    ker. Wo ist da die Wahrheit, wo der Irrsinn? Ist der Mensch noch ein 
    Ebenbild Gottes, dazu bestimmt, das Leben auf Erden zu mehren und 
    zu erhalten, der nur noch darauf sinnt, genügend Schlachttiere auf- 
    zutreiben und Brot anzubauen, um die nach der Vernichtung des Gar- 
    tens entwurzelten Menschen zu nähren und sich an der Nahrung be- 
    reichern zu können, auch wenn es über Leichen geht und Kriege und 
    Kriegsgeschrei die Folge sein werden? Die Nutznießer solcher Den- 
    kungsart und die Führer in solch siegreichen Kriegen aber werden als 
    die großen Helden und die Mächtigen unter den Menschen geehrt und 
    verherrlicht, wie es in allen bisher geschriebenen Geschichtsaufzeich- 
    nungen der Völker nachzulesen ist. Der Irrsinn, aus dem Tieropfer 
    zum Zweck der täglichen Ernährung des Menschen entstanden, kennt 
    keine Grenzen mehr. Riesige Anstrengungen werden auch heute und 
    jetzt erst recht gemacht, um die Völker in immer gewaltigerem 
    Kriegsgeschehen aufeinander zu hetzen und die Freiheit der mensch- 
    lichen Entscheidung so gut wie ganz unmöglich zu machen. Oder gibt 
    es noch einen Menschen, der da behaupten könnte, daß er selbst sein 
    eigenes Geschick bestimmen könnte, wenn die Politiker zum Kriege 
    rufen? Wer ist denn der Politiker? Wo bleibt der freie Mensch? Be- 
    greift denn kein Mensch mehr, in welch einem fürchterlichen Strudel 
    des Verderbens die Menschheit hineingeraten ist, an dessen Anfang 
    die Schlachtung des Opfertieres zum Zweck der Ernährung stand? Ist 
    die Menschheit so blind geworden, daß keiner mehr hindurchsehen 
    kann durch die Nebelschleier der Verirrung des Geistes, der in seiner 
    Sucht nach Fleisch alle Gesetze der Vernunft und des naturgesetz- 
    lichen Geschehens beiseite schiebt? Irrend und vom natürlichen Weg 
    der Nahrungsgewinnung abgewichen, wandert der Geist der Men- 
    schen vom einst auf steigenden Weg zur Vollendung in immer steiler 
    werdenden Spiralen des Entsetzens dem Untergang entgegen. Auch 
    
    
    324 
    
    
    hier erfüllt sich ein Naturgesetz: Ein im Nebel oder in der Dunkelheit 
    vom Wege Abgewichener, ein Verirrter, wird, wie das seinen Natur- 
    instinkten folgende verirrte Tier sich immer im Kreise bewegend, auf 
    den Ausgangspunkt der Verirrung zurückkommen. In dieser kreisen- 
    den Bewegung wird er oft völlig erschöpft zusammenbrechen, um 
    dann vielleicht den Irrtum zu erkennen. Dann aber ist es oft zu spät. 
    Die Katastrophe der Vernichtung ist unabwendbar, solange nicht eine 
    innere Erleuchtung oder ein Geistesblitz von außen den Kreislauf des 
    Verderbens unterbricht. Verirrt im Nebel oder in der Nacht in unbe- 
    kanntem Gelände, wird der Irrende oft noch genarrt von Irrlichtern, 
    von hüpfenden Flammen im Sumpf des Verderbens. Geht er solchen 
    Irrlichtern nach, so wird er nur um so tiefer in die Irre geführt und 
    wird sich um so weiter vom rechten Wege entfernen, je hoffnungsloser 
    seine Lage wird. Erst wenn ein neuer Morgen graut, die Dunkelheit 
    weicht und die Nebelschleier zerreißen, wird sein Blick wieder frei 
    werden für eine bessere Erkenntnis, für ein Zurückfinden auf den 
    richtigen Weg, der zur Freiheit führt und in der Freiheit zur Auf- 
    wärtsentwicklung des Geistes im Sinne der Erhaltung und Vervoll- 
    kommnung des Lebens. 
    
    Nicht nur im Kreislauf des Verderbens, der, mit dem blutigen 
    Opfertod des Schlachttieres beginnend, in der Gewalttat der Massen- 
    tötung unschuldiger Menschen im Kriegsgeschehen endend, zum Un- 
    tergang ganzer Völker, ja, des Lebens auf Erden selber führt, zeigt 
    sich der irrende Geist des Menschen, der da glaubt, ohne das Fleisch 
    der Tiere oder die Erzeugnisse vom lebenden Tier in seiner Ernäh- 
    rung nicht auskommen zu können. Alle anderen Belange des Men- 
    schen in körperlicher oder geistig-seelischer Beziehung, sind den Fol- 
    gen dieses Irrtums verfallen. Aus dem Irrtum in die kreisende Bewe- 
    gung gezwungen, wird sich der Mensch in immer größere Irrtümer 
    verstricken, bis er mit Entsetzen den Irrtum erkennt und, sich in sein 
    Schicksal, in sein scheinbares Kismet, fügend, seinem Untergang hilf- 
    los entgegensieht. 
    
    Solange sich der Mensch seiner Natur und den Worten seines Schöpfers 
    folgend aus dem Garten durch seiner Hände Arbeit nährte, war sein 
    Körper gesund und sein Geist lebensfroh und leistungsfähig. Nachdem 
    er auf dem Umweg über das Opfer glaubte, seinen Körper stählen und 
    sein Wissen durch den Genuß von Tierleichenfleisch vertiefen und erwei- 
    tern zu können und das Fleisch, ergänzt durch die Körperfrucht der 
    Gräser durch Brot- und Getreidespeisen, als seine wichtigste Nahrung 
    zu betrachten anfing, wurde er krank. Wir wissen heute, daß die Lei- 
    den der Menschen sich aus seiner Ernährung entwickeln. Die Organe 
    können eine Nahrung nicht in körperliche Lebenskraft umsetzen, für 
    die sie nicht gebaut sind. Werden sie aber zu einer solchen Leistung 
    gezwungen, dann werden sie nicht nur überlastet, sondern die Stoff- 
    wechselvorgänge werden sich unrichtig abspielen und Rückstände hin- 
    terlassen, die nicht wieder aus dem Körper herauszuschaffen sind. Die 
    daraus sich ergebenden Zustände im Befinden der Menschen nannte 
    
    
    325 
    
    
    man Krankheit. Wer aiber dem Fleisdugenaiiß verfallen umd erst süchtig 
    geworden ist, wird doch niemals auf den Gedanken kommen, das ver- 
    zehrte Fleisch und das Brot, das er mit soviel Mühe und Liebe zube- 
    reitet hatte, als die Ursache seiner Krankheiten anzuerkennen. Diese 
    Zustandsveränderung, die ihn oft unfähig machte, seine Tagesarbeit 
    zu verrichten, schien ihm rätselhaft. Er suchte nach Abhilfe, ohne sich 
    die Mühe zu machen, die Ursache zu erforschen. Er wandte sich an den 
    Priester, den Vertreter der Gotteskraft auf Erden, der im Namen 
    Gottes das Opfer vollzog und im Gebet zur Wandlung der Opfergabe 
    die Kraft der Götter auf die verzagende Menschheit herabflehte. Die- 
    sem Priester klagten die Menschen ihren Leidenszustand. Aber auch 
    der Priester aß vom Fleisch der Tiere und war darum dem gleichen 
    Wahn verfallen. Wie konnte er helfen, was sollte er tun? Er konnte 
    auch nicht helfen, aber er gab vor, helfen zu wollen. Aber wie kann 
    ein Blinder einen Blinden führen wollen? Sie fallen doch beide in die 
    Grube, die sich, von ihnen ungesehen, vor ihnen auftut. 
    
    Der Priester und der ihm sein Leid klagende Erkrankte aßen beide 
    von dem, davon Gott gesagt hatte: „Du sollst nicht davon essen, denn 
    welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.“ Beiden war 
    das Gehirn verkrampft durch die versäuernden und krankmachenden 
    Wirkungen der natur gesetzlich unrichtigen Speisen und ihr Verstand 
    vernebelt durch die Sucht nach mehr Genüssen vom Tier, von denen 
    sie sich mehr Kraft, Schönheit und Gesundheit versprachen als von 
    der verachteten Nahrung aus dem Garten. Keiner dachte daran, die 
    wirkliche Ursache der krankhaften Vorgänge im Körper zu erfor- 
    schen, sondern sie beide erhofften auf irgend eine überirdische Weise 
    eine Wandlung des Zustandes zu erwirken. Was tun? Aus der Wand- 
    lung des Tieres als Opfergabe zur Besänftigung des Geistes, aus dessen 
    Tun sich einst die Katastrophe der alles Leben hinwegspülenden Flu- 
    ten entwickelte, wurde das Gebet um Errettung und Bewahrung vor 
    kommendem Unheil. Hatten das Opfer und die Fürbitte und das Er- 
    flehen des Segens nicht gewirkt? Es gab kein großes Sterben durch 
    Naturkatastrophen mehr, nur die Furcht vor dem Sterben wurde 
    durch das Opfer und die Fürbitte aufrecht erhalten. Ohne die Furcht, 
    ohne die Angst vor kommendem Unheil, brauchte man doch nicht zu 
    opfern. So wurde die Angst vor dem Tode die Ursache zur Aufrecht- 
    erhaltung des Opfers und der Fürbitte auch heute noch. Aus dem 
    Opfer und seiner Wandlung erhoffte man überirdischen Nutzen und 
    übertrug diesen Glauben der unheil wendenden Wirkung des Opfers 
    auf den Genuß des Fleisches der Opfertiere. Da nun seit der Einfüh- 
    rung des Opfers keine schicksalswendenden Katastrophen auf Erden 
    mehr eingetreten waren (im naturgesetzlichen Geschehen auf Erden 
    konnten nach dem Ausgleich der inneren Kräfte, durch die eine Ände- 
    rung der Gestalt der Erdoberfläche eingetreten war, lebenvernichtende 
    Naturkatastrophen von weltweitem Ausmaß nicht mehr auf treten), so 
    sprach man in Unkenntnis der wirklichen Zusammenhänge dem Prie- 
    ster übernatürliche Kräfte zu und vertraute sich ihm in seiner Krank- 
    
    
    326 
    
    
    heitsnot an. Der Priester, die wirkliche Ursache der krankhaften Er- 
    scheinungen nicht ahnend, verließ sich auf die ihm zugetrauten über- 
    sinnlichen Kräfte und, wie beim Opfer die Hände erhebend, beschwor 
    er den Geist der Krankheit, von seinem Opfer zu lassen. Da geschah 
    das Wunder: Der Kranke genaß nach gegebener Zeit und wurde wie- 
    der kräftig und scheinbar auch wieder gesund. War der Priester mit 
    seiner Beschwörung erfolgreich gewesen? O nein, aber im natürlichen 
    Verlauf der krankhaften Krisen im Leben des brot- und fleischver- 
    zehrenden Menschen wird ein krankhafter Zustand mit Fieber und 
    furchterregenden Zuständen durch die Arbeit der Ausscheidungs- 
    organe bei Nahrungsenthaltung von selbst wieder ausheilen. Die an- 
    gesammelten Stoffwechselrückstände, durch welche die Fieberkrise 
    ausgelöst wurde, werden im Körper von den gleichen Mikroorganis- 
    men aufgelöst, die im Erdboden die Bodengare durch Auflösung aller 
    Stoffwechselrückstände des abgestorbenen oder vorjährigen Pflanzen- 
    lebens und Umwandlung dieser in gute und fruchtbare Erde hervor- 
    rufen. Diese Mikroorganismen lösen im Körper des Erkrankten die 
    angesammelten Stoffwechselrückstände unter den Erscheinungen des 
    Fiebers und helfen so der Lebenskraft, den Körper von Schlacken 
    und Stoffwechselrückständen zu befreien und wieder zu gesunden. Im 
    natürlichen Verlauf dauert ein solcher Auflösungs- und Ausschei- 
    dungsvorgang je nach der Art der Störung 7 bis 9 Tage. Das aber war 
    weder dem Priester noch dem Hilfesuchenden bekannt. Da der Kranke 
    nun gesund geworden war, so wurde das dem Priester und seiner Be- 
    schwörung zugute gehalten. Damit war der beschwörende Medizin- 
    mann gezeugt, der in übersinnlicher Weise durch seine scheinbare 
    Wunderkraft die Krankheit besiegte. Die Furcht vor weiterer Krank- 
    heit und vor dem Sterben verschaffte der Zauberformel des Priesters 
    großes Ansehen. Aber nicht alle Krankheiten ließen sich durch Be- 
    schwörung und Zauberspruch bannen. Wenn nämlich die Stoffwech- 
    selrückstände sich eingenistet haben und nicht mehr ausgeschieden 
    werden können, dann versagt die Hilfe durch übersinnlichen Zauber- 
    spruch und die Krankheit schreitet trotz aller Beschwörung munter 
    fort, bis die Lebenskraft versagt und der Betroffene oft eines qual- 
    vollen Todes stirbt. 
    
    Das erkannte der Priester recht bald und sann auf Abhilfe. Er ge- 
    dachte der Kräuter des Gartens, der einst die Ernährungsgrundlage 
    der Menschen war, und des Gesundheitszustandes, dessen sich die aus 
    dem Garten sich Nährenden erfreuten. Er hielt Umschau unter den 
    Kräutern des Gartens und des Waldes, ob sie nicht Hilfe bringen 
    könnten. Die Säfte so manchen Krautes und so mancher Wurzel sind 
    wohl imstande, der Lebenskraft neuen Reiz zu geben und durch Zu- 
    führung gerade fehlender Stoffe im Körper der Lebenskraft doch 
    noch die Fähigkeit zu geben, die Krankheit zu überwinden. Der Prie- 
    ster aber hütete sich, die Heilkraft der Säfte aus den Kräutern preiszu- 
    geben, sondern versuchte im Gegenteil, sie zu einem wundertätigenden 
    Geheimnis zur Stärkung seiner Macht über die Menschen, die sich ihm 
    
    
    327 
    
    
    anvertrauten, werden zu lassen. So schien es, als ob es dem Priester 
    durch Beschwörung und Wundermittel gelänge, die Folgen der Ver- 
    führung durch die Schlange oder der sich hinter diesem Symbol ver- 
    bergenden Abkehr vom Gebot der Erfüllung des Urgesetzes der Er- 
    nährung und damit von Gott, dem Geist der lebenschaffenden und er- 
    haltenden Kraft im Weltall zu bannen, die sich nach dem Sündenfall 
    im Leben der Menschen verheerend auswirkten. 
    
    So erhob der Priester das Symbol der Schlange um den Zauberstab 
    (als Symbol des Stammes eines Fruchtbaumes) zum Zeichen seiner 
    Macht über Krankheit und Tod, ohne die Ursache der Krankheit zu 
    erforschen. Dieses Symbol ist geblieben. Auch der Versuch, die Krank- 
    heitserscheinungen, die Symptome der krankhaften Zustände zu be- 
    seitigen, ohne die Ursachen zu erforschen, ist geblieben. Geblieben ist 
    auch der Glaube an die Wunderkraft des Medizinmannes, durch des- 
    sen Rezept, durch dessen operative Eingriffe, durch dessen Spritzen 
    und Injektionen die Krankheitserscheinungen behoben werden sollen. 
    Auch der Mediziner schwört wie der Priesterarzt vorzeiten, auf die 
    Kräftigung des Menschen und seines Geistes durch das Verzehren von 
    Tierleichenfleisch, von Wurst und Fischmarinaden, von Milch, Käse 
    und was noch. Auch er ißt, wie sein Vorgänger, Brot und Butter, 
    Grützen und gekochte Gemüsesuppen. Auch er kennt nur eine Er- 
    nährung des Menschen mit dem Kochtopf und der Bratpfanne und die 
    Kost der modernen Krankenhäuser ist alles andere, nur nicht natur- 
    gemäß, nur nicht aufgebaut auf Grund des Gesetzes der Erhaltung 
    alles Lebendigen durch das lebendige Gewächs des Gartens. Einmal 
    in den Kreislauf des Verderbens hineingeraten, war auch der Priester 
    und der aus ihm hervorgehende Arzt dem Gesetz der um den Aus- 
    gangspunkt kreisenden und dabei immer mehr ins Verderben hinein- 
    geratenen Kreatur auf Gedeih und Verderb ausgesetzt, trotz aller 
    Künste und Neuerungen auf dem Gebiet der Krankheitsdiagnostik, 
    d. h. der Erforschung der Krankheitssymptome. 
    
    Durch all die Jahrtausende der Geschichte der Kulturvölker hin- 
    durch folgte man dem Zauber des priesterlichen Medizinmannes, der 
    sich im Laufe der Jahrhunderte mit der wachsenden Zahl der Kran- 
    ken und den zunehmenden Komplikationen der Symptome zum selb- 
    ständigen Beruf des Arztes umbildete. 
    
    Der Priester gab vor, durch das Mysterium der Wandlung des ge- 
    töteten Opfertieres durch das Gebet das Verhängnis des großen 
    Sterbens abzuwehren und durch die Bitte um Versöhnung den Tier- 
    mord in dieser heiligen Handlung umzuwandeln in eine geweihte 
    Gabe zur Ehre und Versöhnung Gottes in einem Gnadenakt. Zur Be- 
    stätigung der vollzogenen Versöhnung durch die Annahme des Opfers 
    durch die Götter verzehrte er dann in symbolischer Handlung als Ver- 
    treter der Göttlichkeit unter den Menschen gewisse Stücke vom toten 
    Opfertier in der Annahme, durch diese symbolische Handlung zu be- 
    weisen, daß Gott selbst das Opfer in sich aufgenommen habe. Diese 
    heilige Handlung wurde dem Menschen zum Verhängnis. Aus ihr er- 
    
    
    328 
    
    
    wuchs, wie schon gezeigt, die Versuchung der Menschheit, durch Ver- 
    zehren vom Fleisch des Opfertieres der Gotteskräfte teilhaftig zu 
    werden. Aus der Angst vor dem großen Sterben durch die tobenden 
    Wasserfluten, aus der Angst vor dem Tode, von dem einst nur wenige 
    verschont wurden, wurde das Opfer im Gebet geboren. Aus dem Wahn 
    der Opferung und dem in heiliger Handlung vollzogenen Genuß vom 
    Fleisch des getöteten Opfertieres entstand der Glaube an die kraft- 
    gebende Wirkung des Fleischgenusses und damit die Abkehr vom 
    Urgesetz der Ernährung. Aus der Abkehr vom Urgesetz entstand die 
    Sucht nach mehr des scheinbar kräftigenden Genusses, den man im 
    Glauben an die Kraft des in der Opfergabe liegenden Segens in sich 
    aufnahm. Der Glaube an die kraftgebende Wirkung des Fleisches vom 
    getöteten Opfertier ist der Menschheit zum Verhängnis geworden. In 
    diesem Glauben irrte der Mensch und kam aus der Bahn der Ent- 
    wicklung zur Vollkommenheit in den Strudel des Naturgesetzes von 
    der Kreisbewegung des Verirrten. Heute wissen wir, die wir der 
    Sache auf den Grund gegangen sind, daß das Verzehren von Tier- 
    leichenfleisch und das Verzehren von Erzeugnissen des lebenden 
    Tieres in den Organen und in den Säften des Körpers wie zerstören- 
    des Gift tödlich wirkende Stoffwechselstörungen verursacht, und daß 
    die Rückstände derartiger Speisen langsam aber sicher katastrophale 
    Veränderungen im Zustand der Organe und Säfte des Körpers her- 
    vorrufen. 
    
    Diese Veränderungen, diese Störungen aber kann sich der fleisch- 
    essende Mensch nicht erklären. Was weiß er von den Zusammenhän- 
    gen zwischen der Nahrung und dem Aufbau und der Erhaltung der 
    Organe und der Lebenskraft des Körpers und des Gehirns? Wie konn- 
    ten die Menschen auf den Gedanken kommen, daß gerade diese in 
    heiliger Handlung vollzogene Aufnahme vom Fleisch des Opfertieres 
    die krankhaften Zustände hervorriefe, da sie doch glaubten, einen 
    weihevollen Akt im Angesichte der Götter ins Leben übertragen zu 
    haben und dadurch der Kraft und der Einsicht der Götter teilhaftig ge- 
    worden zu sein? Man beachte in diesem Zusammenhang: Vor dem 
    Opfertode Jesu des Nasiräers waren die heidnischen Tempel und auch 
    der Tempel zu Jerusalem die Schlachthöfe zur Gewinnung der Fleisch- 
    speisen, nachdem durch Gebet und Beschwörung die Wandlung der 
    Tierleiche in gottwohlgefällige Opferspeise vollzogen war. Es war 
    das einst heidnische Meßopfer. So suchte man die Ursache der 
    Schmerzen und krankhaften Veränderungen nicht im Genuß des 
    Fleisches und der Produkte vom Tier, sondern schob sie anderen Um- 
    ständen zu. Da aber nicht nur der rein körperliche Organismus er- 
    krankte, sondern genau so gut auch das Gehirn und mit dem Gehirn 
    auch der Geist von den Störungen ergriffen wurde, so wurde der 
    Mensch unfähig, klar und einfach Ursache und Wirkung zu begreifen 
    und dementsprechend zu handeln. Der Irrtum des Glaubens wurde 
    nicht erkannt, weil der Urheber dieses Glaubens, der Priester, selbst 
    vom Taumel des Fleischgenusses ergriffen, auch unter den gleichen 
    
    
    329 
    
    
    Folge Wirkungen zu leiden hatte. So suchte man die Ursache in der 
    Einwirkung böser Geister auf den Menschen und hoffte, durch die 
    Beschwörung des Priesters die störenden Geister zu überwinden und 
    auszutreiben. Mit Zaubersprüchlein und Gebet begann der Kreislauf 
    des Verderbens in dem Versuch, die aus dem Fleisch- und Brotgenuß 
    entstandenen Krankheitserscheinungen zu überwinden. Die Beschwö- 
    rung wurde ergänzt durch die Hilfsmittel der Kräuter und der dar- 
    aus hergestellten Drogen, die den Umschwung in den Säften einleiten 
    und die Schmerzen vertreiben sollten. Die kreisende Bewegung der in 
    die Irre gegangenen Gedanken zog immer weitere Kreise. Man kam 
    in immer tiefere Verstrickungen des Geistes, man begann im Sumpf 
    der Meinungen und Anschauungen zu versinken. Glaubte man dann, 
    einen neuen Weg aus dem Krankheitselend gefunden zu haben, und 
    glaubte, in irgendeiner Erleuchtung, die scheinbare äußere Ursache 
    der Erkrankung festgestellt zu haben, so änderte man das Verfahren 
    der Heilungsversuche, verwarf aber nicht den Glauben an die schein- 
    bar kräftigende Fleischnahrung und an den Genuß der scheinbar 
    nährenden Milch und der so kräftigenden Eier. Mit dem Fortschreiten 
    der technischen Entwicklung und der chemischen Forschung kam man 
    dann, im Kreislauf des Verderbens, zu immer schlimmeren Trug- 
    schlüssen. Man sah z. B. die scheinbare Wunderwirkung der umstim- 
    menden Schwermetallverreibung aus Quecksilber und versuchte da- 
    mit z. B. eine Heilung der syphilitischen Erkrankungen einzuleiten. 
    Die Symptome der Syphilis verschwanden wohl, aber als die Nach- 
    wirkung des Quecksilbers kam, da sprach man nicht von Quecksilber- 
    vergiftung, sondern vom dritten Grad der Syphilis. Man untersuchte 
    nach der Erfindung des Mikroskopes die Krankheitsherde und ent- 
    deckte im erkrankten Zellgewebe die Wirkung der Mikroben und 
    Bazillen. Man sah die scheinbare Auflösung der Säfte und der Kör- 
    pergewebe durch die Bakterien und Bazillen und folgerte, daß diese 
    die Krankheiten verursachten. Der Glaube an die kraftgebende Wir- 
    kung des Fleischgenusses verdrehte den Forschern den Verstand. Sie 
    verwechselten Ursache und Wirkung. Wenn nämlich die angesammel- 
    ten Stoffwechselrückstände aus der naturwidrigen Speise aufgelöst 
    und ausgeschieden werden sollen, dann braucht die Natur genau die 
    gleichen Hilfstruppen wie sie im Humus bei der Lösung der Stoff- 
    wechselrückstände und der Abfallstoffe aus dem Pflanzenwuchs be- 
    nötigt werden, nämlich, die Bakterien und Bazillen. Läßt man diese 
    Hilfstruppen in ihrer Arbeit in aller Ruhe und Ordnung gewähren 
    und hört auf mit der Zufuhr neuer krankmachender Speisen in den 
    Körper, dann werden die Bazillen und Mikroben die angesammelten 
    Schlacken auflösen und der Körper wird sie ausscheiden können. Das 
    dauert dann etwa 7 bis 9 Tage. Ist alles Körperfremde heraus, dann 
    ist die Arbeit der Bazillen und Mikroben getan, dann verschwinden 
    sie mit der Heilung und Kräftigung ganz von selbst und lassen den 
    Menschen in einem besseren Zustand zurück, als er vorher war. Da 
    nun alle Menschen eines Volkes sich ziemlich gleichartig ernähren, so 
    
    
    330 
    
    
    müssen ziemlich die gleichen Krankheitserscheinungen auftreten, die 
    nur durch die verschiedenartige Veranlagung und die Konstitution 
    der Menschen verändert werden. Das aber erkannten die Forscher in 
    ihrem Glauben an die kraftgebende Wirkung der Fleischspeisen nicht 
    und begannen, die Mikroben und Bazillen zu bekämpfen. Man er- 
    fand den Impfgreuel. Man suchte neue Heilmittel zur Abtötung der 
    Bazillen im Körper und erbaute riesige Heilmittelfabriken mit dem 
    Erfolg, daß die Krankheitserscheinungen immer verwickelter und 
    komplizierter wurden, je mehr man die Fabrik in Anspruch nahm 
    und je mehr man die Betonung auf ausreichenden Fleischgenuß una 
    auf den Genuß vom Tier stammender Erzeugnisse legte. 
    
    Aber man ging in dem Wahn der Heilkunde noch weiter. Aus der 
    Wundheilkunde des Kriegsgeschehens übernahm man die Methode 
    des Wegschneidens halbzerstörter oder erkrankter äußerer Glied- 
    maßen auf die erkrankten inneren Organe. Man begann den Versuch, 
    den Menschen dadurch zur Gesundung zu führen, daß man lebens- 
    wichtige Organe wegoperierte, weil man der in den Organen sich 
    bildenden Eiterherde nicht anders Herr werden konnte. Man über- 
    legte nicht die Herkunft dieser inneren Geschwüre aus der unrich- 
    tigen Nahrung, die zudem noch in modernen Lebensmittelfabriken 
    hergestellt und geschönt worden war, sondern versuchte, den Krank- 
    heitsherd mit dem Messer zu entfernen. 
    
    Ein Irrtum reihte sich an den andern, und im Kreislauf des Ver- 
    derbens ist es so weit gekommen, daß es heute kaum noch einen ge- 
    sunden Menschen gibt und der im Glauben an die Wunderkraft seiner 
    Medikamente, Spritzen und Operationen arbeitende Arzt kaum noch 
    den natürlichen Gesundheitszustand des Menschen kennt, sondern 
    nur Krankheitsfälle sieht und Krankheitserscheinungen diagnostiziert. 
    
    Hand in Hand mit dem Kriegswahn im wirtschaftlichen und gesell- 
    schaftlichen Bereich der doch zum Zusammenleben bestimmten Men- 
    schen geht der Wahn, Kranke heilen zu können, ohne mit dem Glau- 
    ben an die kraft- und geisteszeugende Wirkung des Fleisches der 
    Tiere brechen zu wollen. Hier wie dort der Kreislauf des Verderbens, 
    der zum Untergang der Menschen führt, hier zur Katastrophe der 
    Krankheitsnot, dort zum Ende mit Schrecken im Krieg und in der 
    Verwüstung des Lebens der Erde. 
    
    Man glaubte, bei der Opferung tierischen Lebens eine symbolische 
    oder gar wirkliche Wandlung der Wesenheit des zu opfernden Tieres 
    durch Gebet und Fürbitte zu vollziehen und dem Priester durch das 
    Verzehren des in so heiliger Wandlung geweihten Opfertieres höhere, 
    ja, göttliche Kräfte und Erkenntnisse zuzuteilen. So kam es zum 
    ersten Schritt auf dem Wege in den Irrtum und in das Verderben. Die 
    Geschichte des Sündenfalls im Paradiese deutet an, wie die Sehnsucht 
    und Neugier der Frauen des Volkes das Verlangen wachrief, das 
    ganze Volk am Wissen und an den erhofften wunderwirkenden Kräf- 
    ten teilhaftig werden zu lassen, die bis dahin nur dem vom Opfertier 
    speisenden Priester ihrem Glauben nach zu teil wurden. Die ganze 
    
    
    331 
    
    
    Volksgemeinschaft wurde dadurch zum Genuß, zum Verspeisen des 
    im Wunderglauben durch Gebet und Fürbitte gewandelten Tieropfers 
    verführt, in der Genesis sinnbildlich dargestellt als der Baum (das 
    Geschöpf), das Erkenntnis des Guten und Bösen hat. In heiligem 
    Schauer glaubte man erlebt zu haben, wie dem Priester tiefer schür- 
    fende Erkenntnisse und wunder wirkende Kräfte durch das Verspei- 
    sen von durch Gebet geweihter Teile des geopferten Tieres zuström- 
    ten. Von den Priestern in solchem Glauben bestärkt, verfiel man in 
    der Sehnsucht nach höheren Erkenntnissen ganz allgemein dem Glau- 
    ben und dem Wahn, durch das Verzehren vom Fleisch des Opfertieres 
    nach voraufgegangenem Gebet und Fürbitte jener neuen Erkennt- 
    nisse und höherer geistiger und körperlicher Kräfte teilhaftig zu 
    werden. 
    
    Dieser Wahn ist der Ursprung des Fleischverzehrens und des Ver- 
    zehrens vom lebenden Tiere stammender Erzeugnisse, mit symbolischer 
    Opferbandlung und Tischgebet aus vorchristlicher Zeit übernommen. 
    
    Das Schlachten war dementsprechend bis zum Opfertode Jesu am 
    Kreuz eine heilige Handlung, die bei den Juden noch heute nur vom 
    Tempeldiener, dem Leviten, unter Einhaltung des Ritus ausgeführt 
    werden darf. Soll ich des längeren ausführen und begründen, wie sich 
    dieser Wahn von der kraftgebenden Wirkung des Opfertieres wie ein 
    Vorhang, wie ein vernebelnder Schleier vor die geistige Schau, vor 
    das Begriffsvermögen der Menschen legte und ihre Sinne verwirrte? 
    
    Durch diesen Schleier der irrenden Anschauungen wurde der Geist 
    der Menschen verdunkelt. Ihr durch den Fleischgenuß krank und irre 
    gewordener Verstand konnte die immer schlimmer werdenden Trug- 
    schlüsse und ihre Folgen wie ein im Nebel Verirrter nicht mehr durch- 
    schauen. 
    
    In ihrem Wahn, in ihrem Irrtum erkannten sie die Göttlichkeit des 
    Lebendigen in sich selbst und in der Natur nicht mehr. Sie suchten 
    das Göttliche durch die Vermittlung des Priesters als ein außerhalb 
    Seiendes, Überirdisches, das man sich durch Opfer und Gebet geneigt 
    machen mußte. Der Patriarch, der Ehrwürdigste, der aus der Kata- 
    strophe der Flut geretteten, aber verängstigten Überlebenden, wurde 
    zum gläubig verehrten Priester. Dieser schob sich in der Erkenntnis 
    seiner Überlegenheit durch den Glauben an ihn zwischen Gott und 
    den Menschen. Der Versuch, die scheinbar im Leben der Erde wirken- 
    den Geister gnädig und gütig zu stimmen und die Angst vor dem gro- 
    ßen Sterben zu bannen durch das Opfer und seine angebliche Wand- 
    lung durch Gebet und Beschwörung, gab dem Priester eine unerhörte 
    Macht über die Menschen und ihr Tun und Lassen im Verhältnis zum 
    Göttlichen oder zum Nächsten. Es entstand die grenzenlose Verwirrung 
    der Geister hinsichtlich ihrer Beziehung zum Göttlichen in ihrer Reli- 
    gion. Beginnend mit der Wandlung im Opfer zur Versöhnung der 
    scheinbar bösen Geister nach der Flut, wurde mit dem Verzehren des 
    Opfertieres der Zwiespalt und die Vielfältigkeit der Ansichten in das 
    Geistesleben der Menschen getragen, die sich in nicht endenwollenden 
    
    
    332 
    
    
    Kulturkämpfen und Religionskriegen bis aufs Messer bekämpften 
    und in nicht endenden Religionsstreitigkeiten gegenseitig verfluchten 
    und das Verderben von Gott herabflehten. Der Kreislauf des Ver- 
    derbens arbeitet auch hier ununterbrochen weiter zur Vernichtung 
    alles Lebendigen. Segnend hebt der Priester die Hände, um dem aus- 
    ziehenden Kriegsvolk im Kampf gegen den Feind die Waffen zu seg- 
    nen. Sehen denn die Menschen den Irrsinn ihres Tuns gar nicht mehr? 
    
    Das Leben selbst, die Urkraft des Lebendigen im Stofflichen ist das 
    Göttliche in uns und im Leben der Natur. Leben schaffen und ver- 
    mehren, das Leben zur Vollkommenheit im Göttlichen zu vollenden, 
    das ist die Aufgabe des Menschen und seiner Führer im Geistig-Sitt- 
    lichen. Wie oft aber sehen wir den Priester den Segen Gottes erflehen 
    zu dem Vorhaben, Menschenleben und die Werke menschlicher Hände 
    zu vernichten, um Besitz und Land zu rauben und sich die „Feinde“ 
    untertan zu machen. Die Umkehrung vom göttlichen Prinzip in allem 
    Lebendigen ist damit in dem Willen zur Vernichtung eben dieses 
    Lebendigen aus dem Göttlichen vollendet. Das aber ist die Verspot- 
    tung des Göttlichen durch den Menschen und seine geistige Führer- 
    schicht, die Priester, Mediziner, Juristen und anderen Akademiker. 
    
    Warum wundert sich der nach der Predigt seinen Braten mit Be- 
    hagen verzehrende Priester fast aller Bekenntnisse über den Unglau- 
    ben der Menschen, wenn er selbst das Göttliche im Lebendigen ver- 
    höhnt und verspottet durch sein Gebet um den Erfolg der Waffen im 
    Kampf gegen die Feinde? 
    
    Anhand von Beispielen und Erörterungen könnte der Kreislauf des 
    Verderbens unter den Menschen und Völkern in all ihren Belangen 
    weiter gesponnen und ausgeführt werden, wie die Abkehr vom gött- 
    lichen Gebot der Ernährung den Menschen zwang, immer gerade das 
    zu tun, was zur Vernichtung des eigenen Lebens führen muß. Die Er- 
    örterung würde zu weit führen, und wer durch den Genuß des Tier- 
    fleisches als die ihn scheinbar stärkende und erhaltende Speise mit 
    Blindheit geschlagen ist, dem wird auch die beste Gedankenentwick- 
    lung solange nicht überzeugen können, wie er auf Fleischgenuß 
    schwört. Wer nicht aus dem inneren Gefühl seiner geistig-seelischen 
    Führung durch eigene Überlegung zur Besinnung und zum Nach- 
    denken kommt, dem wird nie das Licht aufgehen, durch das der 
    Kreislauf des Verderbens in ihm selbst gebrochen werden kann. Seine 
    Augen sind verhängt, daß er mit sehenden Augen nicht sehen kann, 
    und seine Ohren sind verstopft, daß er mit hörenden Ohren nicht 
    hören kann. Das aber geschieht nach dem Naturgesetz des Irrenden, 
    der immer im Kreise sich bewegend, auf seinen Ausgangspunkt zu- 
    rückgeführt wird. Es ist vorgezeichnet in den Worten der Schrift *): 
    
    „Damit nun der Mensch nicht greife nach der Frucht vom 
    
    *) Die wortgetreue Übersetzung dieses Bibeltextes wurde der „Jewish 
    Enzyklopädie“ entnommen und von Dr. Skriver, Piastor zu Pronstorf, be- 
    stätigt. 
    
    
    333 
    
    
    Baume des Lebens, so trieb Gott den Adam aus und ließ nie- 
    der (wie einen Vorhang, wie einen dichten Nebel), vorne vor 
    dem Wonnegarten die Cherubin und zwar mit der Flamme 
    des kreisenden Schwertes, zu bewahren den Weg 
    zum Baum des Lebens.“ 
    
    Der Baum des Lebens ist das Göttliche im Menschen. Es ist das ihn 
    über das Tier erhebende Prinzip des freien Gedankens, das den Men- 
    schen befähigt, den Sinn der Natur und des Lebens zu erfassen und 
    zu begreifen. Es ist der Gedanke, den „Elohim“, das Göttliche im 
    Lebendigen, ausdrückt in den Worten: „Laßt uns Menschen machen, 
    ein Bild, das uns gleich sei.“ Dieses Bild des Vollkommenen, des Gött- 
    lichen, im Menschen selbst trägt den Menschen durch alle Fährnisse 
    und nicht eher wird der Mensch in die Vollkommenheit des Göttlichen 
    eingehen können, ehe er nicht das Bild des Göttlichen in sich selbst 
    zur Vollendung in seinem Leben gebracht hat. Das Maß des Menschen 
    ist die Erkenntnis seines eigenen Gewissens über den Fortschritt zur 
    Erreichung des Bildes vom Göttlichen in ihm selbst. Wie aber kann 
    er überhaupt zu dieser inneren Erkenntnis, zu dieser inneren Schau 
    kommen, wenn er das in ihm ruhende Gesetz des Göttlichen nicht er- 
    kennt, wenn er anstatt auftragsgemäß das Leben auf Erden zu meh- 
    ren, in seiner Sucht nach dem Genuß des Tierfleisches und in den da- 
    mit zusammenhängenden Handlungen gegen das Leben und die Ge- 
    setze der Erhaltung des Lebens die Erde zur Wüste macht und den 
    Garten Gottes in eine Wüstenei verwandelt, in der die nackte Erde in 
    den Strahlen der lebenspendenden Sonne verbrennt und verdorrt? 
    
    Solange der Mensch das Urgesetz der Schöpfung von der Erhaltung 
    des Lebens durch die ihm vorbestimmte Nahrung des lebendigen 
    Pflanzenlebens nicht einhält, wird die Abirrung seines Geistes vom 
    Bilde des lebendigen Gottes in ihm immer schlimmere Formen anneh- 
    men, sein Hang zum Töten, um Tierfleisch zum Verzehr zu erhalten, 
    wird nicht halt machen vor dem Bilde des Göttlichen im Menschen, 
    sondern ihn über den Brudermord zur Selbstzerfleischung, zur Selbst- 
    vernichtung treiben in Krieg und Kriegsgeschrei, wie wir es jetzt alle 
    miterlebt haben und wie es als ein drohendes Schreckgespenst im 
    Atombombenkrieg das Leben auf Erden zu vernichten droht. 
    
    Aus der freien Entwicklung des menschlichen Geistes zur Vollkom- 
    menheit der Erfüllung des göttlichen Bildes in ihm durch seine Sucht 
    nach blutiger Opferspeise abgedrängt, geriet der Mensch wie ein im 
    Nebel Verirrter in den Strudel „der Flamme des kreisenden Schwer- 
    tes“ und verfiel damit rettungslos dem Schicksal der Vernichtung. 
    Nach menschlichem Ermessen wird er rettungslos seinen Untergang 
    entgegensehen müssen, solange er den Weg zum Göttlichen in ihm 
    selbst nicht wieder finden wird. Wie ein Verirrter, ein in dunkler 
    Nacht vom Weg Abgeirrter, von Irrlichtern immer tiefer in die Irre 
    geführter Mensch immer tiefer in sein Verderben rennt und gnaden- 
    los seinen Untergang erschöpft und doch voller Trotz gegen sein 
    Schicksal in stummer Verzweiflung erwartet, so scheint sich das Ge- 
    
    
    334 
    
    
    schick der Menschen zu erfüllen. Im Stolz auf ihre herrlichen Erfin- 
    dungen und technischen Wunder der Vernichtung mit Flugzeugen und 
    Atombomben erfassen sie gar nicht die Tragödie des Unterganges, die 
    sie mit eben diesen Erfindungen sich selbst bereiten. Ihre göttliche 
    Bestimmung der Erfüllung und Vermehrung des Lebens auf Erden 
    verkehrte sich in das Bestreben der Selbstvernichtung und durch Ver- 
    wandlung der Erde in eine unfruchtbare Wüstenei stellen sie die 
    Möglichkeit der Erhaltung ihres eigenen Lebens in Frage. Was nützten 
    den Babyloniern die wunderbaren technischen Anlagen der Hängen- 
    den Gärten und die Weltherrschaft, wenn sich die Erde um sie herum 
    langsam aber sicher in eine Wüstenei verwandelte, in der kein Mensch 
    mehr leben konnte und in der alle diese von Sklavenhänden geschaf- 
    fenen Wunder vom Sand der Wüstenstürme begraben wurden? Was 
    nützten den Pharaonen in Memphis ihre technischen Höchstleistungen, 
    ihre durch Sklavenhand errichteten Bauwunder und den Kaisern in 
    Rom ihre Macht über die Menschen und ihre Sklaven, wenn das 
    Leben der Erde, auf der sie wohnten, sich nicht mehrte, sondern 
    durch ihr Treiben und ihre sozialen Gesetze des Eigentums am Boden 
    sich langsam aber sicher in Wüsteneien verwandelte, auf denen kein 
    Mensch mehr leben konnte? 
    
    Wahrlich, in die Irre gegangen ist der Mensch, seit er es wagte, das 
    Leben seiner niederen Brüder, der Tiere, anzutasten und sich mit Blut 
    zu beflecken, um sich vom Fleisch der Opfertiere und den Erzeug- 
    nissen vom lebenden Tier nähren zu wollen. Irrend schlägt ihm die 
    Flamme des kreisenden Schwertes, bis er seinem Irrtum erliegt oder 
    ihn erkennen lernt. Kommt der einzelne und mit ihm das ganze Volk 
    zur Erkenntnis der Wahrheit, dann wird ihm die lebendige Kraft der 
    Nahrung aus der Welt des Pflanzenreiches von neuem die Kraft 
    geben, durch die Arbeit seiner eigenen Hände im Garten zur Erzeu- 
    gung seiner eigenen Nahrung das Bild des Göttlichen in sich zu er- 
    kennen, und ihn wieder befähigen, dem Bilde Gottes in seiner Brust 
    nachzustreben und es zur göttlichen Vollkommenheit zu bringen. 
    
    Wie furchtbar sich im Laufe der Geschichte der Menschheit und der 
    Völker das Gesetz des Irrtums, das Gesetz der Flamme des kreisen- 
    den Schwertes, des „circulus vitiosus“ oder des Teufelskreises, ausge- 
    wirkt hat und sich noch ständig in seiner Wirkung verschlimmert und 
    wie eine herabstürzende Lawine des Verderbens die Menschheit dem 
    Abgrund der Vernichtung entgegentreibt, das wird der Inhalt eines 
    weiteren Buches sein mit dem Titel: 
    
    „Das Urgesetz der Kulturvölker“ 
    
    Es ist aufgebaut auf der Erzählung von Kain und Abel, dem Bru- 
    dermord und den Stammvätern aus dem Geschlecht des Seth, endend 
    im Turmbau zu Babel und der darauf folgenden Wandlung der Stätte 
    des geschichtlichen Geschehens in eine leblose Wüstenei. 
    
    Jetzt aber müssen wir im Anschluß an diese Gedankenentwicklung 
    erfahren, wie die naturgesetzliche Ernährung der Menschen aussieht 
    und wie sie zubereitet und erzeugt werden muß. 
    
    
    335 
    
    
    I 
    
    
    II. 
    
    Unsere Nahrung aus dem Garten 
    
    Wer zum ersten Mal von einer Ernährung hört, die nur aus rohen 
    Gemüsen und Früchten aller Art bestehen soll, wird sich zunächst gar 
    nicht klar darüber sein, welch große Abwechslung und Reichhaltigkeit 
    in dieser neuartigen Kostform zu erreichen ist. Die Einwendung, die 
    Pflanzenfrischkost müßte doch sehr eintönig sein, ist hinfällig, wie aus 
    den folgenden Absätzen ersichtlich ist. Die Natur deckt uns den Tisch 
    wahrlich in großer Reichhaltigkeit und Abwechslung. 
    
    Das Frühjahr beginnt mit dem schon frühzeitig nach dem ersten 
    Tauwetter einsetzenden Wachstum der Wildgemüse und wildwach- 
    senden Kräuter. Diese finden dann durch frühzeitige Anzucht der ver- 
    schiedenen Blattgemüse, die teilweise schon, wie z. B. Spinat und 
    Rapunzel, im Herbst ausgesät werden können, eine gute Ergänzung. 
    Wenn das Gartengemüse reichlich wächst, erhöhen Tomaten, Gurken, 
    Melonen und andere Gemüsefrüchte den Geschmack und die Aus- 
    wahl, um im Herbst durch das Wurzelgemüse aller Art zusammen 
    mit den winterfesten Kohlgemüsen abgelöst zu werden. Frisches 
    grünes Blattgemüse bietet uns der Garten auch im Winter als Grün- 
    kohl und Rosenkohl und bis zum ersten harten Frost als Winter- 
    endivie. Alles das kann mit Nüssen und Erdnußkernen zusammen zu 
    schmackhaften Gerichten zusammengestellt werden, ohne daß es 
    außer Waschen und Säubern besonderer Bearbeitung bedarf, wenn 
    gute Zähne die Zerkleinerung besorgen können. 
    
    Wildkräuter und Frühjahrsgemüse 
    
    Im Frühjahr, wenn Schnee und Eis gewichen sind, treiben schon 
    verschiedene Wildkräuter aus den Wurzeln im Boden durch, die es 
    nicht erwarten können, so schnell wie möglich ans Sonnenlicht zu 
    kommen und schon sehr zeitig im Frühjahr ihre Blättchen sprießen 
    lassen. Diese lebensstarken Kräuter sind folgende: 
    
    Der Löwenzahn: 
    
    Er ist ein bittersüßes Wildkraut, das keiner Anzucht bedarf, sondern 
    auf Äckern und Wiesen, an Wegrändern, in stillen Gartenwinkeln und 
    überall dort gedeiht, wo man es in Ruhe wachsen läßt. Er ist eins der 
    gesundheitlich wirkungsvollsten Kräuter, die wir haben, da seine 
    Säfte eine besondere Kraft in sich bergen, die bei manchem Kranken 
    die Leber- und Gallentätigkeit in Ordnung hält. Allen Gallen- und 
    Leberleidenden und solchen, die an Brot- und Getreidekrankheiten 
    leiden, kann nicht dringend genug angeraten werden, in den ersten 
    
    
    336 
    
    
    Frühjahrsmonaten diese jungen Kräuter reichlich zu essen. Bis zur 
    Blütezeit im Mai ist er schmackhaft und zart. Aber besonders zart 
    sind die aus dem Blätterkranz herauswachsenden Blütenknospen, 
    also das Herz der Pflanze. Die Wurzel des Löwenzahns berichtigt 
    Störungen im Dickdarm und kräftigt die Hämorrhoidaldrüsen, kurz, 
    die ganze Pflanze in allen ihren Teilen ist heilkräftig und sollte in 
    keinem Frühjahrsgericht fehlen. 
    
    Die Brennessel. 
    
    Diese ist wegen ihres besonders hohen Mineralgehaltes zu schätzen. 
    Sie reinigt Blut und Säfte. Auch sie kommt sehr zeitig im Frühjahr 
    und die ersten Brennesselschüsse sind ein zartes, kräftig schmecken- 
    des Gemüse. Es wird von der Brennessel gesagt — und das mit Recht: 
    Wenn sie sich nicht durch ihre Brennhaare gegen die Annäherung der 
    Tiere und das Gefressenwerden schützen würde, so wäre sie schon 
    längst ausgerottet! Der Bauer und Geflügelzüchter schätzt die Brenn- 
    nessel bei der Aufzucht von Gänsen, Truthühnern usw. Sie auch als 
    menschliche Nahrung mit Vorteil zu verwenden, darauf ist er noch 
    nicht gekommen und so weiß er nicht, welch ein hervorragendes Mit- 
    tel sie gegen Rheumatismus, gegen die Neigung zu Krebskrankheiten 
    und gegen vieles andere ist. Um die Brennhärchen der Brennessel- 
    blätter wirkungslos zu machen, hackt man sie und mischt mit an- 
    derem Wildgemüse. 
    
    Aber nicht nur die j ungen Brennesseln und Brennesselspitzen geben 
    ein gutes kräftiges Gemüse. Die Blütenstände und Samenrispen sind 
    süß und wirkungsvoller als die Blätter. Die Brennesselwurzel als Tee 
    überbrüht regt die Nierentätigkeit an und treibt Wasseransammlun- 
    gen aus den Gliedern. Sie wirkt gut bei Harnverhaltung und damit 
    zusammenhängenden Beschwerden. 
    
    Hirtentäschelkraut. 
    
    Dieses im zeitigen Frühjahr oft schon vor dem Löwenzahn durch- 
    treibende Unkraut ist süß und wohlschmeckend. Der zarte Blätter- 
    kranz am Boden sollte schon vor dem Erscheinen des harten Blüten- 
    stengels gepflückt werden. Das Hirtentäschelkraut treibt eine lange 
    dünne Pfahlwurzel tief in den Boden und ist deshalb sehr mineral- 
    stoffreich und von herzhaft süßem Geschmack. Mit Löwenzahn zu- 
    sammen mildert es die leichte Bitterkeit des ersteren und gibt dem 
    Gericht eine süße Würze. 
    
    Die Vogelmiere. 
    
    Auch diese zeigt sich an geschützten Stellen schon sehr frühzeitig. 
    Sie ist im Gegensatz zum Löwenzahn ein süßes Kraut. Sie wird auch 
    Mairich oder Hühnerschwarm genannt und ist eine schmackhafte Zu- 
    gabe zum bittersüßen Löwenzahn. 
    
    Die Schafgarbe. 
    
    Diese kommt etwas später. Sie hat blutreinigende Wirkung und 
    regt die innere Organtätigkeit ganz besonders an. Sie ist von heil- 
    kräftigem Einfluß auf Galle und Bauchspeicheldrüse und dadurch 
    auch auf die Milz. Ihr besonderer Wert aber liegt in ihrer heilwirken- 
    
    
    22 Sommer, Ernährung 
    
    
    337 
    
    
    den Kraft auf die Nierentätigkeit. Sie ist nicht harntreibend, sondern 
    wirkt heilend und kräftigend bei schwacher Nieren- und Blasentätig- 
    keit. Leider kann man sie nicht in großen Mengen verzehren, da sie 
    im Geschmack zu scharf ist. Aber schon geringe Mengen wirken sich 
    wohltuend im Körper aus. 
    
    Wasser- oder Brunnenkresse. 
    
    Im murmelnden Bächlein und am Rande desselben, oft auch in 
    leeren Wassergräben und an feuchten Stellen gedeiht die Wasser- 
    oder Brunnenkresse. Sie wird in der Gegend um Erfurt und in Thü- 
    ringen auch angebaut. Außer der Zwiebel und dem Knoblauch ist es 
    die Landpflanze mit dem größten Jodgehalt. Sie wirkt regelnd auf die 
    Blutbildung und die Blutbewegung und ist deshalb nicht nur eine er- 
    frischende und anregende Gemüseergänzung sondern auch heilkräftig 
    bei schlechter Blutbildung und bei Fieberzuständen. 
    
    Der Breitwegerich. 
    
    Auch er ist in der Kräuterheilkunde geschätzt wegen seiner blut- 
    reinigenden Wirkung und auch als Wundheilmittel und zur Über- 
    windung von Hautleiden. Die frischen jungen Blätter werden zer- 
    quetscht und auf die Wunde oder die kranken Hautstellen gelegt. Der 
    Spitzwegerich hat die gleichen Eigenschaften, nur ist er im Geschmack 
    etwas kräftiger. 
    
    Der Gundermann. 
    
    Dieses heilkräftige Kraut wächst überall dort sehr üppig, wo es ihm 
    zusagende Lebensbedingungen findet. Man sollte nicht versäumen, 
    davon zu sammeln, er ist ganz besonders gut gegen Mineralstoff- 
    mangel im Blut. Man kann den Gundermann trocknen und dann Tee- 
    aufgüsse daraus bereiten oder ihn auch in Pulverform den Gemüse- 
    gerichten im Winter zusetzen. 
    
    Der Sauerampfer. 
    
    Er ist ein bekanntes Gartengemüse, aber auch der wilde groß- 
    blättrige Sauerampfer kann gegessen werden. Er ist ebenfalls sehr 
    mineralstoff haltig. Seine pikante Säure gibt jedem Gemüsegericht 
    einen erfrischenden Geschmack. 
    
    Der Huflattich. 
    
    Er zeigt die Eigenart, daß die Blüten vor den Blättern aus der Erde 
    kommen. Dort, wo er wächst und wo später die Blätter so üppig 
    wuchern, kommen im zeitigen Frühjahr die nackten Blütenstengel 
    aus der Erde und entfalten ihre gelben Blüten, die später, ähnlich wie 
    beim Löwenzahn, zur Pusteblume auswachsen. Die Samenträger sind 
    bei beiden Pflanzen mit Flughaaren ausgerüstet, damit sie sich vom 
    Wind tragen lassen können. Ebenso wie die Blüten des Löwenzahns 
    haben die Huflattichblüten einen besonders heilkräftigen Einfluß auf 
    die Leber- und Gallentätigkeit und wirken auch gut auf die Milz und 
    die Bauchspeicheldrüse. Sie beleben die Peristaltik und die Tätigkeit 
    des Dickdarms. Man sollte die Blüten trotz ihrer leichten Bitterkeit 
    eifrig sammeln. Die später sich zeigenden Blätter in Form von Pferde- 
    hufen mit leicht behaarter Unterseite sind für die Frischkost nicht ge- 
    
    
    338 
    
    
    eignet. Aber bei gewissen Nervenkrankheiten sollen die getrockneten 
    Blätter, als Matratzeninhalt benutzt, von heilsamem Einfluß sein. 
    Auch als Nackenkompresse bei nervösen Störungen sind sie gut. 
    
    Das Löffelkraut auch Scharbockskraut genannt. 
    
    Es ist von altersher bekannt als eins der wirksamsten Kräuter ge- 
    gen Skorbut. Es ist würzig süß im Geschmack, und sehr heilkräftig 
    bei allen Haut- und Nervenleiden. Gemischt mit anderen Gemüse- 
    arten verleiht es dem Gericht eine besondere Würze. Man kann die 
    ganze Pflanze mit den Blüten verwenden. Wo das Scharbockskraut 
    Wurzel gefaßt hat, beginnt es zu wuchern und bedeckt dann ganze 
    Flächen. Es ist kenntlich an den nierenförmigen Blättern und der 
    strahlend gelben Blüte. Es ist ein ganz niedriges Kräutchen, sollte 
    aber in keinem Wildgemüsegericht fehlen. 
    
    Das Ackerveilchen. 
    
    Es wird auch wildes Stiefmütterchen genannt. Es ist ein blutreini- 
    gendes Kraut mit leicht abführender Wirkung, das besonders gern zu 
    Frühjahrskräuterkuren verwendet wird. Es ist ein Bestandteil aller 
    Blutreinigungstees, man verwendet es jedoch wirkungsvoller als 
    Frischpflanze. Dem Löwenzahn beigegeben, mildert es dessen Ge- 
    schmack in vorteilhafter Weise. Man darf aber nicht zuviel davon 
    nehmen, weil es dann im Geschmack leicht widersteht. Auch das 
    Gartenstiefmütterchen kann in gleicher Weise verwendet werden. Die 
    Blumen geben eine ansprechende Verzierung der Gerichte. 
    
    Die Schlüsselblume. 
    
    Die goldgelbe Schlüsselblume sollte uns nicht nur eine freudige 
    Augenweide im zeitigen Frühjahr sein, sondern wir sollten nicht ver- 
    säumen, sie auch in unseren Frühjahrsgemüsen eifrig zu verwenden. 
    Sie ist heilkräftig bei Blutstockungen aller Art und wird besonders 
    zur Heilung bei Schlaganfällen wirksam. Daraus geht hervor, daß 
    ihre besondere Wirkung in der Kräftigung und Anregung der Ge- 
    hirn- und Nerventätigkeit liegt. 
    
    Die Wegwarte. 
    
    Sie ist ein ganz eigenartiges Kraut. Wenn es den Blütenstengel 
    noch nicht entwickelt hat, nennt man sie Zichorie und benutzt die ge- 
    röstete Wurzel als Kaffee-Ersatz. Der Blätterkranz, der sich zeitig im 
    Frühjahr wie der Löwenzahn zeigt, hat ähnliche Eigenschaften wie 
    dieser und ist auch ähnlich im Geschmack. Er kann an seiner Stelle 
    Verwendung finden. Ein besonderer Genuß im Winter sind die ge- 
    triebenen Zichorienschüsse. Man gräbt die Wurzel lm Herbst aus und 
    steckt sie im Keller in einen Sandhaufen, so daß sie etwa 10 bis 
    20 cm mit Sand bedeckt ist. Dann treibt die Wurzel die Blätter durch 
    diese Sanddecke in geschlossener, spargelähnlicher Form und liefert 
    uns das geschätzte Wintergemüse. Im Sommer erfreut sie uns dann 
    mit ihren blauen Blüten auf hohen, harten, vielverzweigten Samen- 
    stengeln. Auch diese können zur Verzierung von Gemüsegerichten 
    Verwendung finden. Die Wegwarte ist das wild wachsende Kraut, 
    von der die Endivien abstammen. 
    
    
    339 
    
    
    Der Sauerklee. 
    
    An Waldrändern wuchert er schon sehr zeitig im Frühjahr. Blätter 
    und Blüten können als Zusatz zu Wildkräutergerichten Verwendung 
    finden anjelle von Sauerampfer. 
    
    Das Benediktenkraut. 
    
    Auch dieses schon früh durch treibende Kraut, eine Abart der Distel, 
    ergibt im Frühjahr eine wohlschmeckende Gemüsebeigabe. Der eben 
    aus der Erde herauskommende Blattschößling ist wohlschmeckend 
    und süß. Da nun die Distel sehr tief wurzelt — sie ist eigentlich ein 
    Gewächs, das seine Nahrung aus dem sogen, toten Boden zieht — so 
    ist sie ganz besonders mineralstoffreich, und darin liegt ihre Heil- 
    wirkung. Sie ist als Heilkraut' von altersher geschätzt, wie ihr Name 
    ja auch besagt: Benediktenkraut. 
    
    Das Johanniskraut. 
    
    Die jungen Blätter vom Johanniskraut, sowohl wie die vom Tau- 
    sendgüldenkraut, sind eine schmackhafte Zugabe zum Gemüse. Das 
    ganze Kraut mit seinen Blüten gilt von jeher als ein heilwirkendes 
    Teekraut. Die Blüten mit Olivenöl in heller Flasche bedeckt und 3 bis 
    6 Wochen in die Sonne gestellt, sind als Johanniskrautöl ein geschätz- 
    tes Einreibungsmittel bei Glieder- und Muskelschmerzen. 
    
    Andere Kräuter. 
    
    Es können dann noch sehr viele wildwachsende Kräuter und Blu- 
    men zweckmäßige Verwendung finden. Da ist das an Waldrändern 
    üppig wuchernde Dreiblatt, auch Giersch genannt. Die ersten Blätter 
    geben, mit Brennesseln und Löwenzahn gemischt, wohlschmeckende 
    Zutaten. Die Wiesenblumen wie Wiesenschaumkraut, Vergißmein- 
    nicht, Gänseblümchen, Maßliebchen, Waldmeister und weiße Taub- 
    nessel können den Kräutergerichten beigegeben werden. Sie alle und 
    noch viele mehr, haben bestimmte Eigenschaften und Wirkungen im 
    menschlichen Körper, die in Kräuterbüchern nachgelesen werden 
    können. Von all diesen Kräutern können sowohl die Blätter als auch 
    die Blüten Verwendung finden. Die Blätter mischt man hinein, mit 
    den Blüten verziert man das fertige Gericht. 
    
    Besonders aufmerksam gemacht sei noch auf die würzigen Blüten 
    des Quendelkrautes, als deutscher Majoran in den Samenkatalogen 
    geführt, und auf die üppig wuchernde Beifußstaude. Vom Beifuß 
    nehme man nur die unscheinbare Blüte und die reifende und auch die 
    ausgereifte Saat. Zum Schluß sei noch die Wermutstaude erwähnt. 
    Wermut heilt Schwermut, es heilt aber auch Magenverstimmungen 
    sehr schnell. Man nehme gegebenenfalls einige frische oder getrock- 
    nete Blätter oder 6 bis 8 Blüten- oder Samenköpfchen und verschlucke 
    diese ohne zu kauen. Man wird erstaunt sein über die oft schnelle 
    Umstimmung des Magens. 
    
    
    Gartengemüse — 
    
    Im Gartenbau unserer Heimat sind eine Reihe von Kräutern hei- 
    misch geworden, die teils als wildwachsende Pflanzen bekannt waren 
    
    
    340 
    
    
    und durch besondere Zuchtauswahl verbessert wurden oder die, in 
    anderen Ländern beheimatet, bei uns in Kulturen angebaut werden. 
    Es sind dies: 
    
    Rapunzel oder Nüßchenkraut. 
    
    Dieses frühe Gartengemüse hat einen nußartigen Geschmack und 
    gedeiht leicht; es wächst üppig, wenn es im Herbst ausgesät wurde 
    und den Winter überstanden hat. Es überlebt den härtesten Frost. 
    Wenn man es im Frühjahr aussät, besteht die Gefahr, daß es zu 
    schnell in Saat schießt und dann hart wird. 
    
    Der Spinat. 
    
    Diesen kann man im Herbst oder im zeitigen Frühjahr aussäen. Als 
    Frischkostgemüse ist er sehr geschätzt wegen seines Mineralstoffreich- 
    tums. Bei landesüblichem Anbau mit den gebräuchlichen Düngemitteln 
    wird sein Geschmack aufdringlich und anstößig. Der kräftig anregende 
    und würzige Gehalt des Spinates kann nur dann wirksam werden, 
    wenn sorgsam auf biologischen Anbau geachtet wird. 
    
    Das Senfkraut. 
    
    Eins der schnellwachsenden Gartengemüse ist das Senfkraut, das, 
    zeitig im Frühjahr angesät, eine wohlschmeckende Würze zu allen Ge- 
    müsegerichten abgibt. Zum Anbau wird es ganz dicht in Reihen gesät, 
    damit die Blätter sich direkt drängen. Man beginnt zu schneiden, 
    wenn sie etwa 5 cm hoch sind. Senfkraut, mit gemahlenen Erdnüssen 
    angemacht, ist ein würziges und appetitanregendes Vorgericht. 
    
    Die Latticharten. 
    
    Man unterscheidet Schnitt-, Pflück- und Kopflattich. Der Schnitt- 
    lattich ist am schnellsten nach der Aussaat zu verwenden. Der Pflück- 
    lattich folgt bald, während der Kopflattich eine längere Wachstums- 
    zeit braucht. Jede Art hat ihre Vorzüge, mengenmäßig wächst der 
    Kopflattich am üppigsten, bedarf aber auch größerer Pflege. Bei rich- 
    tigem Anbau mit Hilfe von Kompost und Steinmehl sind gerade die 
    Latticharten besonders eifrige Sammler von erdigen Grundstoffen 
    wie Eisen, Magnesium-, Kalk-, Kali-, Natrium- und Aluminium- 
    silikaten. Aber auch die sogenannten Spurenelemente wie Gold, Sil- 
    ber, Kupfer und die selteneren Erden werden gern von ihnen aufge- 
    nommen. Auf der anderen Seite gehören gerade die Latticharten zu 
    den sogenannten Fressern unter den Pflanzen. Wenn man ihnen Ge- 
    legenheit gibt, sich an besonderen Dunggaben zu mästen, so gibt sich 
    die Pflanze nicht mehr die Mühe, die verschiedenen Mineralstoffe aus 
    dem Boden zu sammeln, sondern sie wächst üppig und schnell von 
    dem Dung und den gereichten Stickstoffgaben und erreicht dann 
    schnell Größe und Gewicht. Das aber ist ja gerade das, was dem 
    Marktgärtner Nutzen bringt. Wir aber wollen aus gesundheitlichen 
    Gründen dafür sorgen, daß dem Lattich alle nur möglichen Mineral- 
    stoffe zur Verfügung stehen. Er schmeckt dann auch würziger und 
    süßer und knackt dann ordentlich, wenn er frisch gepflückt gegessen 
    wird. 
    
    
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    Die Gartenkresse. 
    
    Die Gartenkresse wird breitwürfig in nur kleinen Beeten ausgesät, 
    aber man sollte alle 14 Tage ein neues Beet ansäen, damit man laufend 
    schneiden kann. Die Kresse wächst sehr schnell, wenn man sie feucht 
    hält. Sie ist ein sehr schmackhaftes Würzgemüse. 
    
    Der Gartensauerampfer. 
    
    Dieser ist ein ausdauerndes Gewächs, das bei etwas Pflege Jahr für 
    Jahr gute Ernten gibt. Aber man muß, um dauernd Blattgemüse da- 
    von schneiden zu können, die aufschießenden Samenstengel sofort ab- 
    schneiden. Es ist gut, alle 3 bis 4 Jahre eine neue Aussaat vorzu- 
    nehmen. 
    
    Das Schwarzwurzelkraut. 
    
    Beim Anbau der Schwarzwurzel kann man im frühen Frühjahr die 
    jungen Blätter als Gemüse benutzen, wenn man die Wurzel den Win- 
    ter über stehen läßt. 
    
    Der Rhabarber. 
    
    Vom Rhabarber benutzt man nur den Saft der Stengel, die Blätter 
    sind ungenießbar, nur die Blüten kann man noch verwenden. Sie 
    haben einen angenehmen süßsäuerlichen Geschmack. Man gewinnt 
    den Saft der Rhabarberstengel durch Auspressen mit der Saftpresse. 
    Man kann auch kleinere Mengen in etwa 10 cm lange Stücke schnei- 
    den, sie reiben und dann durch ein Safttuch geben. 
    
    Der Spargel. 
    
    Der deutsche Gemüsebauer macht sich die große Arbeit, seine Spar- 
    gelbeete zu häufeln, um schneeweiße Spargelschößlinge stechen zu 
    können. Dieser weiße Spargel darf kein Sonnenlicht sehen und hat 
    infolgedessen auch nicht den richtigen Saft und keine Kraft. Er hat 
    zwar einen großen Gehalt an Kieselerden, die aber erst durch das 
    Sonnenlicht wirksam werden. Der Franzose und der Amerikaner ken- 
    nen solchen Spargel nicht. Sie schneiden den Spargel erst, wenn er ca. 
    20 cm aus der Erde heraus ist und vermeiden es, weiße Teile mitzu- 
    schneiden. Der grüne Spargel ist zarter, saftiger und braucht nicht 
    erst geschält zu werden. Er schmeckt als Rohgemüse angenehm und 
    ist würziger als der gebleichte. 
    
    Sommer- und Herbstgemüse 
    
    Die bis dahin erwähnten Gartengemüse haben die Eigenschaft, daß 
    sie mit der hochsteigenden Sonne gar zu gern in Saat gehen und dann 
    teilweise ihre Zartheit und ihren angenehmen Geschmack verlieren. 
    Es ist jedoch ein Irrtum anzunehmen, daß der in Blüte geschossene 
    Lattichkopf z. B. nicht mehr schmackhaft wäre. So lange wie die Blüte 
    selbst noch nicht durchgetrieben hat, gibt auch der dicke saftige 
    Lattichstengel mit dem Blätterkranz am Boden ein gutes, schmack- 
    haftes Gemüse, ja der saftige Stengel schmeckt eigentlich noch herz- 
    hafter als das Blatt. Man braucht also nicht ängstlich zu sein, wenn 
    der Lattich anfängt, den Samenstengel durchzutr eiben. Wenn sich 
    jedoch die Blüte voll entwickelt hat, verlieren die Blätter ihre Zartheit 
    
    
    342 
    
    
    und der Stengel wird bald holzig. Für die Sommermonate baut man 
    deshalb eine andere Art von Gemüsepflanzen an, um laufend grünes 
    Gemüse zur Verfügung zu haben. 
    
    Endivien. 
    
    Die Endivienarten sind eine gartenmäßig angebaute Verwandte der 
    wildwachsenden Wegwarte und sind ihr gleichzustellen. Sie sind 
    wohlschmeckender als die Wegwarte. Man sollte sie nicht eigentlich 
    als Wintergemüse betrachten, da auch die Winterendivien am besten 
    und üppigsten gedeihen, wenn sie zeitig im Frühjahr ausgesät und im 
    Mai oder Juni verpflanzt werden. Man braucht sie nicht umzupflan- 
    zen, wenn man sie weit genug aussät und die zu dicht stehenden 
    Pflanzen frühzeitig entfernt, um sie zu verbrauchen. Wenn die Endi- 
    vien groß genug geworden sind, kann man die Blätter zusammen- 
    binden, dann bleichen die inneren Blätter etwas und werden zarter. 
    Die Endivien werden in drei Arten angebaut als fiederblättrige Endi- 
    vie, als breitblättrige Art, auch Escariol genannt, und als Sommer- 
    endivie. Die Sommerendivie kann schon ganz früh ausgesät und aus 
    dem Anzuchtbeet frühzeitig ausgepflanzt werden. Später ausgesäte 
    und im August ausgepflanzte Endivien können in milden Wintern oft 
    bis Weihnachten als Gemüse dienen. 
    
    Mangold. 
    
    Er gehört zur Familie der Rüben und entwickelt deshalb auch bei 
    unrichtigem Anbau den herben Geschmack derselben. Bei richtigem 
    Anbau mit Kompost und Steinmehl wird der Stengel süß und wohl- 
    schmeckend. Das Blatt ist nicht so gut zu verwerten. Die Pflanzen ge- 
    deihen am üppigsten, wenn sie 20 bis 25 cm weit auseinander gepflanzt 
    werden oder man dünnt die Pflanzen später entsprechend aus. Sie 
    brauchen einen guten Kulturboden, wenn sie sich richtig entwickeln 
    sollen. 
    
    Eiskraut oder Portulak. 
    
    Es ist dies eine etwas säuerliche Knöterichart, die bei einmaliger 
    Aussaat üppig gedeiht. Wenn man einzelne Pflanzen zur Saat stehen 
    läßt, verbreitet er sich dauernd weiter. Er gibt ein wohlschmeckendes, 
    leicht säuerliches Gemüse. 
    
    Chinesischer Kohl. 
    
    Er ähnelt unseren Sommerendivien, doch ist er im Blatt üppiger 
    entwickelt. Er ist kein eigentlicher Kohl, sondern eher ein Mittelding 
    zwischen Sommerendivien und Mangold. Der Geschmack ist etwas 
    herb, aber zusammen mit anderem Gemüse gibt er ausgiebige Mahl- 
    zeiten. 
    
    Weißkohl. 
    
    Die wohl den größten Ertrag bringenden Gartengemüse sind die 
    verschiedenen Kohlarten. An erster Stelle steht der Weißkohl, der bei 
    entsprechendem Anbau schon früh ausgepflanzt werden kann, und sich 
    dann zeitig zu großen Köpfen entwickelt. Er darf weder Jauche noch 
    Kunstdünger bekommen, sondern er muß eine gute Bodengare mit 
    
    
    343 
    
    
    reichem Humusgehalt und Steinmehl oder Aschebeigaben finden, um 
    sich mineralstoffreich zu entwickeln und dadurch einen süßen, wür- 
    zigen Geschmack zu bekommen. Derart angebauter Kohl ist eine gute 
    Gemüsegrundlage für alle Herbst- und Wintergerichte. 
    
    Wirsingkohl. 
    
    Dieser ist eine gekräuselte Abart von kräftigem Geschmack. Er 
    wurde zuerst in Savoyen gezüchtet und heißt deshalb auch Savoyerkohl. 
    
    Rotkohl 
    
    wächst langsamer, ist aber für den Herbst und Winter bei richti- 
    gem Anbau ein wohlschmeckendes Gemüse, das mit Äpfeln, Nüssen 
    und Mohrrüben zusammen kräftige, wohlschmeckende Gerichte gibt. 
    Rotkohl hat den Vorteil, sehr sauber zu sein, da die Blätter eng auf- 
    einander liegen. 
    
    Blumenkohl. 
    
    Er ist eine besondere Züchtung aus dem Kohlgemüse und sehr emp- 
    findlich. Es wird nur selten einem Liebhaber gelingen, seinen Blumen- 
    kohl zu richtigen und geschlossenen Köpfen entwickeln zu sehen. 
    Gerade der Blumenkohl ist ein Fresser schlimmster Art, der sich regel- 
    recht mästen läßt. Er nimmt alles, was der Bauer ihm an Treibmitteln, 
    an Jauche oder an Abfallstoffen tierischer Art bietet. Derartig ange- 
    bauter Kohl stinkt aus dem Topf und verursacht bei Rohgenuß 
    Magenstörungen. Will man ihn aber gut und schmackhaft so anbauen, 
    daß er für die Frischkost zu verwerten ist, dann braucht er eine gute 
    Bodengare mit einer Beigabe von reichlich Steinmehl oder Holzasche 
    und gutem Kompost. Dabei wird er auch ohne „Mastfutter“ feste, 
    auch sehr große Köpfe entwickeln. Die Blumenkohlpflanze neigt 
    außerdem viel mehr zu den „Kinderkrankheiten“, die beim Aufbau 
    von Kohl überstanden werden müssen. Er wird z. B. sehr gern von 
    der Kohlfliege befallen. Es bilden sich dann an der Wurzel kleine 
    Knöllchen. In diesen mästet sich die Made bis zur Verpuppung im 
    Boden. Wenn man an den jungen Kohlpflanzen diese Verdickungen 
    an den Wurzeln beobachtet, so braucht man sie nicht auszureißen, 
    sondern nimmt ein Messer und schneidet die knollenartige Auftrei- 
    bung fort. Die Narbe trocknet aus und die Pflanze wächst ruhig weiter, 
    weil die Kohlfliegenlarve in der Verdickung beim Ausschneiden stirbt. 
    
    Gegen die Kohlfliegenmade hilft es, wenn man um den Wurzelhals 
    etwas Ruß oder Holzasche streut, die ebensogut und weniger gefähr- 
    lich ist als die chemischen Stäubemittel. 
    
    Rosenkohl und Blätterkohl oder Grünkohl. 
    
    Ersterer zeichnet sich dadurch aus, daß er in den Blattwinkeln kleine 
    Köpfchen bildet, die im Herbst zu wachsen beginne 11 und aus denen 
    dann im nächsten Frühjahr der Blütenstengel herauswächst. Die 
    Köpfchen sowie die Blattkrone können im Herbst und Winter als 
    Grüngemüse benutzt werden. Wenn ausdauernde Rosenkohlsorten 
    angepflanzt wurden, so halten sich diese bei nicht zu starkem Frost 
    im Freien und geben dann im Januar und Februar ein gutes Winter- 
    gemüse, wenn sonst so gut wie gar nichts anderes zu haben ist. 
    
    
    344 
    
    
    Das Gleiche gilt vom Blätterkohl, auch Grünkohl genannt. Dieser 
    sollte nicht im Herbst gegessen werden, sondern durch Anpflanzung 
    von winterfesten Sorten für die eigentlichen Wintermonate aufge- 
    spart werden. Am besten schmecken die jungen Sprossen vom Blätter- 
    kohl, die mit dem beginnenden Frühjahr aus den Blattwinkeln des 
    schon abgeernteten Kohlstrunkes hervorkommen. Diese neuen Schüsse 
    sind süßer und wohlschmeckender als die vorjährigen Blätter, aber 
    man darf sie nicht zur Blüte kommen lassen, denn dann werden die 
    Schößlinge hart und herb. 
    
    Lindenblätter. 
    
    Im Mai treiben die Linden neu aus. Über den Lindenblütentee 
    brauchen wir nichts weiter zu sagen, er ist zur Genüge bekannt. Aber 
    auch die Blätter des Lindenbaumes kann man essen. Sie schmecken 
    angenehm süß, werden beim Kauen etwas schleimig und sind sehr 
    sättigend. Junge Lindenblätter mit gemahlenen Nußkernen zusammen 
    gegessen, sind ein sehr sättigendes Gericht, das man dann als Vor- 
    speise genießen sollte, wenn man sehr ausgehungert ist. Es gibt sehr 
    schnell ein Sättigungsgefühl, doch nach kurzer Zeit stellt sich neuer 
    Appetit ein. 
    
    Wurzel- und Knollengemüse 
    Möhren und Karotten. 
    
    An erster Stelle sind die Möhren und Karotten zu nennen. Im Ge- 
    halt und in der Wirkung gibt es wohl keinen Unterschied zwischen 
    den verschiedenen Sorten. Die Möhre bildet lange, tiefgehende Wur- 
    zeln, die Karotte ist mehr knollenähnlich geformt. Sie bilden eine 
    gute Zuckergrundlage für unseren gesamten Körperhaushalt. Dabei 
    sind sie verhältnismäßig leicht anzubauen. Es sind zweijährige Pflan- 
    zen, die erst im zweiten Jahr Blüte und Samen entwickeln. Um für 
    diese Samenentwicklung die Kraft zu haben, sammelt die Möhren- 
    pflanze in ihrer Wurzel alle die Stoffe an, die dazu notwendig sind. 
    Die saftreiche, süße Möhre wird noch wohlschmeckender, wenn sie in 
    richtiger Weise ohne künstliche Düngemittel, nur mit gut durchgear- 
    beitetem Kompost und Steinmehl gedüngt, wachsen konnte. Sie ge- 
    deiht nicht in frischem Mist und Jauchegüsse können ihr Gedeihen in 
    Frage stellen. Außerdem wird sie bei Düngung mit frischem Mist sehr 
    leicht wurmig. 
    
    Für die Überwinterung packt man sie entweder in Mieten oder legt 
    sie im Keller trocken auf den Boden. Noch besser ist es, wenn der 
    Keller einen gestampften Lehmfußboden hat, dann halten sich die 
    Möhren frischer. Es ist überhaupt für alle Wurzel- und Knollengemüse 
    gut, sie in Kellern mit gestampftem Lehmboden aufzubewahren. 
    
    Alle Möhren und Karotten haben einen gewissen Erdgeschmack in 
    der äußeren Haut, deshalb sollte man sie leicht schaben. Abbürsten 
    allein genügt, wenn sie frisch geerntet sind. Man kann die Möhren 
    in der verschiedensten Art verwenden. Wer gute Zähne hat, braucht 
    keine besondere Zubereitung. Man kann auch Saft aus ihnen pressen. 
    
    
    345 
    
    
    Das schluckweise Trinken von Möhrensaft ist besonders wertvoll für 
    körperlich abgearbeitete, heruntergekommene Menschen, die schnell- 
    aufbauende und nährende Stoffe benötigen. Man reibt die Möhre auf 
    einer rostfreien Reibe oder einer Glasreibe fein, tut sie in ein Saft- 
    tuch und preßt mit der Hand aus. Man kann sie auch in dicke Scheiben 
    schneiden und sie mit gemahlenen Nußkernen bestreichen, das 
    schmeckt sehr lecker. Die Möhre ist für den Frischköstler die Haupt- 
    nahrung für den Winter. Es ist notwendig, davon größere Mengen 
    anzubauen. Mit den neueren elektrischen Saftschleudern der Mix- 
    geräte läßt sich schnell und bequem Saft erzeugen. Bei der Aussaat 
    steckt man auf etwa 30 cm eine Steckzwiebel oder Schalotte in die 
    Reihen. Das schützt beide Pflanzenarten gegen Madenbefall. 
    Steckrüben. 
    
    Ein weiteres süßes Wurzelgemüse ist die Steckrübe, die bei früh- 
    zeitigem Pflanzen große Erträge abwerfen kann. Sie gedeiht in jeder 
    Bodenart, läßt sich aber weniger gut mit anderen Gemüsearten zu- 
    sammenstellen. Allein für sich, in Scheiben geschnitten und mit gerie- 
    benen Nüssen oder Nußbutter bestrichen, schmeckt sie gut. (Siehe 
    Abschnitt: „Nußbutter und Belag“.) 
    
    Pastinaken. 
    
    Der Vorteil dieses Wurzelgemüses liegt darin, daß es unter allen 
    Umständen frosthart ist. Man braucht es daher zum Winter nicht aus 
    der Erde zu nehmen. Wenn im Frühjahr dann die ersten Blattspitzen 
    austreiben, schmeckt die Pastinake eigentlich am besten. Sie will mit 
    anderen Gemüsearten und Nüssen gemischt sein, um wirklichen 
    Wohlgeschmack zu erzielen. 
    
    Schwarzwurzel und Weiß- oder Haferwurzel. 
    
    Diese drei Wurzelarten gehören zur gleichen Familie. Sie haben 
    eine ganz andere Blattentwicklung als die Möhren und blühen schon 
    im ersten Jahr. Bei richtigem Anbau werden sie schon in einem Som- 
    mer verhältnismäßig dick, geben dann aber nicht so reiche Erträge 
    wie die Möhren. Der Geschmack ist angenehm süß. Sie wurzeln sehr 
    tief und haben deshalb einen sehr hohen Gehalt an Mineralstoffen. 
    Sie haben eine gute gesundheitliche Wirkung und sollten deshalb in 
    keinem Garten fehlen. 
    
    Bei der Verwendung der Schwarzwurzel und der Haferwurzel in 
    der Frischkost brauchen diese nicht geschabt zu werden, denn die 
    schwarze Haut hat keinen unangenehmen Geschmack. Es genügt, sie 
    mit einer harten Bürste gut zu reinigen. Der Kranz lanzettartiger 
    Blätter der neu austreibenden Schwarzwurzel im Frühjahr kann als 
    Blattgemüse in Mischung mit anderen Gemüsen Verwendung finden. 
    Die rote Rübe (Rote Beete). 
    
    Man achte darauf, daß man süße, wohlschmeckende Sorten anbaut. 
    Sie wird im Anzuchtbeet vorgezogen und dann verpflanzt, sie wird 
    dann üppiger gedeihen. Man macht sie mit Zitronen- oder Rhabarber- 
    saft an und gibt dann junge H/^' ^nfrüchte, vor geweichte Kümmel- 
    
    
    346 
    
    
    körner und geriebene Nüsse dazu. Man kann sie gerieben auch gut 
    mit andern Gemüsen mischen. Ihre durchdringende rote Farbe gibt 
    den damit gemischten Gemüsegerichten eine sehr dekorative Wirkung 
    und es lassen sich auf diese Weise sehr ansprechende bunte Gemüse- 
    platten zusammenstellen. 
    
    Die Sellerieknollen. 
    
    Der Sellerie ist eins der würzigsten Gemüse. Er schmeckt besonders 
    gut in der Zusammenstellung mit Weiß- oder Rotkohl. Auch zusam- 
    men mit geriebenen Äpfeln gibt er ein pikantes erfrischendes Gericht. 
    Er ist etwas schwierig anzubauen, weil die Pflänzchen eine sehr lange 
    Entwicklungszeit brauchen, ehe sie verpflanzt werden können. Er 
    braucht einen lockeren, sehr humusreichen Boden, der mit Pflanzen- 
    nährstoffen gesättigt ist. Im Herbst vorher muß der Boden reichlich 
    mit Steinmehl, gemischt mit etwas Kochsalz, versehen sein, um eine 
    würzige und süße Knolle zu erhalten. Die kleineren Sellerieknollen 
    pflanzt man im Keller sorgfältig ein und hält sie etwas feucht, man 
    kann dann den ganzen Winter über das Kraut als Beigabe zu den 
    Wintergemüsen schneiden. 
    
    Es gibt dann noch eine besondere Sellerieart, nämlich den Stengel- 
    sellerie. Er entwickelt ähnlich wie Mangold starke Stengel, die saftig 
    und wohlschmeckend sind und mit Vorteil anderen Gemüsearten als 
    Gewürz beigemischt werden können. Die reife Selleriesaat ist eine 
    würzige Beigabe zu allen Wintergerichten. 
    
    Rettich und Radieschen. 
    
    Durch Anbau verschiedener Rettichsorten kann man das ganze Jahr 
    über davon haben. Man suche unter den Retticharten die milderen 
    Sorten aus, weil sie sonst für die Frischkost zu scharf sind. Um ihnen 
    die Schärfe zu nehmen, reibe man sie und verzehre sie mit geriebenen 
    oder gemahlenen Erdnußkernen. Das schmeckt herzhaft und doch süß. 
    
    Das Radieschen schineckt uns besonders gut, entweder so gegessen, 
    wie es ist oder gehobelt als Beigabe und hübsche Verzierung zum 
    grünen Gemüse. Zu seiner Erzeugung in heißen Sommern muß man 
    das Beet in besonderer Weise vorbereiten: Das tief gelockerte Beet 
    wird sehr stark angegossen, auf ein kleines Beet von 1 bis 2 Quadrat- 
    metern ruhig zwei große Gießkannen Wasser. Wenn das Beet am 
    nächsten Tage abgetrocknet ist, wird es gut aufgelockert und fein ge- 
    harkt. Dann gibt man die Saat in flachen Rillen mit etwa 3 bis 5 cm 
    Abstand in die Erde und gießt bei Trockenheit regelmäßig. 
    
    Teltower Rübchen, weiße Rübchen und Mairüben. 
    
    Alle sind Geschwister der Steckrübe und ergeben schmackhafte Ge- 
    richte, sowohl für sich als auch gemischt mit anderen Gemüsen, wenn 
    sie mit Erdnußkernen zusammen gegessen werden. 
    
    Der Kohlrabi. 
    
    Dies ist eine Kohlart, die eine Stengelverdickung hervorbringt, und 
    diese ist wegen ihres süßen, würzigen Geschmacks sehr beliebt. Der 
    Kohlrabi findet eine sehr vielfältige Verwendung in der Frischkost. 
    Man kann ihn gerieben anderen C üsen zusetzen, auch schmeckt er 
    
    
    347 
    
    
    besonders gut in Scheiben geschnitten und mit selbstbereiteter Nuß- 
    butter bestrichen. In obstarmer Zeit kann er den Apfel ersetzen und 
    bei entsprechender Zubereitung kann man sogar einen apfelähnlichen 
    Geschmack erzeugen. Vorbedingung hierfür ist, daß der Kohlrabi 
    nach den Grundsätzen dieses Buches angebaut wurde, er wird dann 
    keinen unangenehmen Kohlgeschmack haben, sondern eher nußartig 
    schmecken. Auch die zarten Blätter können mit verwendet werden. 
    Die Batate oder Süßkartoffel. 
    
    Diese sind in Deutschland wenig bekannt. Doch in Amerika, beson- 
    ders in den südamerikanischen Ländern, wird sie in großen Massen 
    angebaut. Sie erinnert im Geschmack in keiner Weise an die Kartof- 
    fel, sondern schmeckt süß. Sie ist, wie alle Knollengemüse, reich an 
    den erdigen Mineralstoffen. 
    
    Die Kartoffel. 
    
    Die Kartoffel ist bisher für den westlichen Kulturkreis das Stapel- 
    nahrungsmittel gewesen, mit dessen Hilfe sich viele Millionen Familien 
    den Magen füllen. Über den gesundheitlichen Wert der Kartoffel im 
    gekochten Zustand läßt sich streiten. Als Rohgemüse ist sie nicht 
    schmackhaft genug, um für die Allgemeinheit von anziehender Wir- 
    kung auf den Gaumen zu sein, trotzdem ist sie für den angehenden 
    Frischköstler ein Hilfsmittel zur Überwindung von Magenbeschwer- 
    den. Bei Magenversäuerung und Magengärung wirkt der rohe Kar- 
    toffelsaft der Magengärung entgegen und bringt dadurch Entzün- 
    dungserscheinungen und Geschwüre in den Magenwänden und im 
    Pförtner zur Ausheilung. Wer stark an Magenversäuerung leidet, tut 
    daher gut, beim Übergang zur Frischkost die rohe Kartoffel und den 
    rohen Saft der Kartoffel nicht zu vernachlässigen, sondern in seinen 
    Speiseplan als heilkräftiges Mittel aufzunehmen. Als Beweis für obige 
    Ausführungen sei darauf hingewiesen, daß Kinder oft mit Heißhunger 
    rohe Kartoffeln verzehren, wenn sie ihrem instinktmäßigen Gefühl 
    nachgehen können. Sie fühlen anscheinend ganz richtig, daß die rohe 
    Kartoffel Magenverstimmungen zum Abklingen bringt und dadurch 
    Erleichterung und Wohlbefinden erzeugt. 
    
    Die Yamswurzel. 
    
    Diese Knollengemüse gehören zu den ertragreichsten, die wir uns 
    denken können. In China werden sie in großen Mengen angebaut, sie 
    sind dort ein Volksnahrungsmittel. Ob sie in Deutschland gedeihen, 
    kann ich nicht sagen, da ich selbst noch keinen Versuch gemacht habe. 
    
    Die Erdbirne oder Topinambur. 
    
    Sie ist ein sonnenblumenartiges Gewächs mit starker Knollenent- 
    wicklung. Diese werden am dicksten im Frühjahr, wenn die Knollen 
    anfangen, wieder neu auszuschlagen; sie schmeckt dann auch am 
    besten. Sie ist absolut winterhart und erträgt auch den härtesten 
    Frost. Der Anbau ist aber nur dort zu empfehlen, wo es nichts aus- 
    macht, wenn sie stark wuchert. Denn es ist schwer, sie von dem 
    Platz, wo sie einmal wachsen, wieder fortzubringen. Auch aus dem 
    kleinsten Wurzelknoten wächst eine neue Pflanze hervor. 
    
    
    348 
    
    
    Die richtig angebaute Topinamburknolle ist saftig und steht in 
    gewisser Beziehung zu Augenleiden. Man sagt ihr nach, sie heile 
    schwache Augen. Die jungen ersten Sprossen und die ersten grünen 
    Blätter geben eine schmackhafte Gemüsemahlzeit. Die Topinambur- 
    knolle verursacht sehr leicht starke Blähsucht und wird deshalb von 
    vielen Menschen nicht gut vertragen. 
    
    Dahlienknollen. 
    
    Einige sind gut zur Frischkost zu verwenden als Abwechselung 
    zwischen den Wurzelgemüsen. Am besten munden die gelbblühenden 
    Sorten. 
    
    Zuckerwurzeln. a 
    
    Sie sind in Asien beheimatet und entwickeln knollenartige Wurzel- 
    verdickungen mit süßem, weißem Fleisch. Sie sind sehr haltbar und 
    geben ein vorzügliches Wintergemüse. Ihr Anbau sollte in Deutsch- 
    land viel mehr betrieben werden. 
    
    Die Golddistel. 
    
    Sie ist eine Züchtung Japans. Sie ist frostbeständig und kann bei 
    entsprechendem Anbau ein gutes Wintergemüse abgeben. 
    
    Zum Schluß sei noch auf die Zuckerrübe hingewiesen. Bei früh- 
    zeitiger Aussaat und frühem Verpflanzen bringt sie auf leichten aber 
    gutgedüngten Böden gute Erträge. Bei richtigem Anbau schmeckt sie 
    als Beigabe zum Wintergemüse angenehm. In frischem Mist gewach- 
    sen, verrät ihr Geschmack die Verwandtschaft mit der Runkelrübe. 
    
    Küchen- und Gewürzkräuter 
    
    Um den Gemüse- und Obstgerichten eine besondere Geschmacks- 
    note zu geben, benutzt man seit altersher besondere Würzkräuter. 
    Auch der Frischköstler mag sie nicht entbehren. Im Gegenteil, durch 
    ihre jeweilige Beigabe werden die Gerichte erst die würzige Ge- 
    schmacksrichtung erhalten, die den Familientisch jeweils auszeichnet. 
    Petersilie. 
    
    Das bekannteste Würzkraut ist die Petersilie; leider ist sie, in gro- 
    ßen Mengen genossen, nicht sehr bekömmlich. Sie wirkt dann leicht 
    nervenerregend. Man verwende sie darum immer nur als kleine 
    Krautbeigabe. Die Wurzel ist besser zu verwenden und ist eine ange- 
    nehm würzige Bereicherung des winterlichen Tisches. 
    
    Liebstöckel. 
    
    Es ist eins der würzigen aber durchdringend schmeckenden Ge- 
    würzkräuter. Die Stengel und Blätter haben einen scharfen sellerie- 
    ähnlichen Geschmack. Es ist bekannt als ausschlaggebender Bestand- 
    teil der Maggi-Suppenwürze. Die Säfte des Liebstöckels haben einen 
    heilsamen Einfluß auf die weiblichen Organe, sie kräftigen außerdem 
    die Nerven und heilen Katarrhe. Der Liebstock gedeiht sehr leicht 
    und ist eine Dauerstaude, die, einmal angepflanzt, keiner besonderen 
    Pflege bedarf. 
    
    Fenchel. 
    
    Er ist eine würzig süße Pflanze. Man kann sowohl die Wurzel, als 
    
    
    349 
    
    
    auch die Blätter und Stengel verwenden, doch wird auch die Fenchel- 
    saat als würzige Beigabe, besonders zu Obstgerichten, geschätzt. 
    
    Estragon. 
    
    Dieses Kraut hat einen angenehmen Geruch. Die frühen Schößlinge, 
    tief mit einem Wurzelstück geschnitten, geben früh eine prächtige 
    Würze. Der in Deutschland aus Samen gezogene Estragon hat nicht 
    die Würze und Kraft wie der französische, der nur durch Wurzel- 
    teilung vermehrt wird. 
    
    Majoran. 
    
    In seiner südfranzösischen Heimat ist der Majoran ein Dauerge- 
    wächs, das in jedem Jahr von neuem aus der Wurzel kommt. Es kann 
    aber keinen Frost vertragen, schon ein leichter Reif vernichtet die 
    Pflanze. Deshalb muß es bei uns Jahr für Jahr neu ausgesät werden. 
    Man kann es sowohl direkt ins Beet als auch ins Anzuchtbeet aus- 
    säen und dann auspflanzen. Eine deutsche, winterharte Abart des 
    Majorans ist der Quendel, der auch oft wildwachsend angetroffen 
    wird. Er entwickelt nicht das feine Aroma des Majorans, doch ist be- 
    sonders die Blütendolde würzig und schmackhaft. 
    
    Basilikum. 
    
    Es gibt davon zwei Arten; eine breitblättrige, üppig wuchernde und 
    eine zartblättrige, feine, die im Geschmack durch ihre feine Würze 
    besser anspricht. Basilikum, auch Königskraut genannt, gibt frisch 
    oder getrocknet den Gerichten einen würzig süßen Geschmack. 
    
    Thymian. 
    
    Der Thymian ist ein zweijähriges Gewürzkraut, das sich selbst wei- 
    ter aussät und sich dadurch von Jahr zu Jahr üppiger entwickelt. Es 
    darf im Herbst nicht stark zurückgeschnitten werden, da es sonst bei 
    starkem Frost Schaden nehmen könnte. Eine leichte Laubbedeckung 
    oder einige Tannenzweige geben genügend Schutz. 
    
    Bohnenkraut, auch Kölle genannt. 
    
    Ein leicht gedeihendes, ziemlich scharfes Gewürzkraut, das üppig 
    wächst und immer neu ausgesät werden kann. 
    
    Pfefferkraut. 
    
    Dieses mehrjährige Staudengewächs ist von leicht pfefferartiger 
    Würze, das zu frischem Bohnengemüse als Ersatz der Kölle Verwen- 
    dung finden kann. Als Beigabe zum Gemüse ist es von anregender 
    Wirkung. 
    
    Die Minzenarten. 
    
    Sie alle können sowohl als Tee als auch als erfrischende Beigabe zu 
    allen Gemüse- und auch zu einigen Obstgerichten gegeben werden. 
    Am bekanntesten ist die Pfefferminze. 
    
    Melisse. 
    
    Sie wird auch Zitronenmelisse genannt und ist ein beliebtes Ge- 
    würzkraut. Es entwickelt prächtige, wohlriechende Stauden, die aller- 
    dings nur bedingt winterhart sind. Sie müssen im Herbst durch eine 
    Laubbedeckung oder Tannenzweige geschützt werden. 
    
    
    350 
    
    
    Ysop. 
    
    Er wächst als Dauerstaude, die sich von Jahr zu Jahr vergrößert 
    und vermehrt. Sie ist schon zeitig im Frühjahr zur Stelle, um als 
    würzige Gemüsebeigabe Verwendung zu finden. 
    
    Salbei. 
    
    Der Gartensalbei ist eine Abart des Wiesensalbeis. Beide geben den 
    Gemüsegerichten einen herzhaften Geschmack und sind gute Tee- 
    kräuter. Heiß aufgebrüht und mit Honig gesüßt, ist das Kraut von 
    heilender Wirkung bei Katarrh der Mund-, Rachen- und Nasen- 
    schleimhäute. 
    
    Raute. a 
    
    Die Raute, auch Weinraute genannt, ist ein Bitterkraut, das nur 
    sparsam verwendet werden kann. 
    
    Wermut. 
    
    In ganz kleinen Beigaben kann man die Blätter zu Gemüsegerich- 
    ten geben. Man beachte dabei das Sprichwort: „Wermut heilt Schwer- 
    mut!“ Er ist ein bekanntes Mittel gegen Magenstörungen, wenn ein 
    paar Blättchen vom frischen oder getrockneten Kraut, ungekaut, ge- 
    schluckt werden. 
    
    Pfefferstaude. 
    
    Wer scharfe Gewürze liebt, versuche in seinem Garten im Früh- 
    beetkasten oder in geschützter Lage Pfefferschoten anzubauen. Es 
    gibt darunter süße und auch sehr scharfe Sorten. Die grüne, noch 
    unreife Schote wird nach Entfernung der Samenkörner gegessen. Die 
    Schalen der reifen Schoten können besonders in der Kochküche Ver- 
    wendung finden. 
    
    Paprika. 
    
    Er kann ähnlich wie Pfefferschoten Verwendung finden. Er wirkt 
    fettlösend. Wer zuviel Nüsse oder Mandeln aß und deswegen Ver- 
    dauungsstörungen hat, kann diese beheben durch eine Beigabe von 
    jungen Paprikaschoten zu süßem Wurzelgemüse. 
    
    Waldmeister. 
    
    Er gedeiht an feuchten, schattigen Plätzen. Als junges Kraut ist 
    er hin und wieder eine willkommene würzige Beigabe. 
    
    Kerbel. 
    
    Sein Geschmack ist nicht immer beliebt. Aber weil er so sehr früh- 
    zeitig und schnell wächst, wird er doch immer wieder gern angebaut. 
    
    Dill. 
    
    Das Kraut und die Saat paßt besonders gut zu Gurken und Toma- 
    ten. Dill wächst sehr leicht und sollte in keinem Garten fehlen. Das 
    junge Kraut ist eine würzige Beigabe zu allen Gemüsegerichten. Die 
    Saat kann im Winter Verwendung finden. 
    
    Bibernelle, Pimpinelle. 
    
    Es ist ein Staudengewächs, das einmal ausgesät und dann in Reihen 
    gepflanzt, zeitig im Frühjahr die ersten grünen Blättchen bringt. Es 
    hat einen besonders charakteristischen Geschmack und wird als eines 
    der ersten grünen Kräuter sehr geschätzt. 
    
    
    351 
    
    
    Kresse. 
    
    Das scharfe Kraut der Kresse ist eine schon sehr frühzeitig in jeder 
    warmen Lage des Gartens oder sonst unter Glas oder im Blumentopf 
    hervorzuzauberndes Gewürzkräutchen, das eine schmackhafte Ab- 
    wechslung im Frühjahr bringen kann. Etwas später wie die Garten- 
    kresse zeigt sich an fließenden Gewässern oft im üppigen Wachstum 
    die Wasserkresse in ihren verschiedenen Abarten. Diese wirkt sehr 
    heilkräftig und anregend im Körper. 
    
    Boretsch. 
    
    Er wächst sehr leicht, und wenn man ihn zur Blüte kommen läßt, 
    vermehrt er sich auch von selbst. Die Blätter haben einen etwas säuer- 
    lichen Gurkengeschmack. Wenn das Kraut alt ist, verliert es seine 
    Würzigkeit, man lasse deshalb die Pflanzen nicht erst groß werden, 
    sondern säe lieber neu an. 
    
    Beinwell oder Beinwurz. 
    
    Diese im Wachstum dem Boretsch verwandte Staude wächst gern 
    auf Schutthalden, sie kann aber auch sehr leicht angebaut werden. Es 
    ist zwar keine schmackhafte Gewürz- oder Gemüsepflanze, aber sehr 
    heilsam bei Gelenkverstauchungen, Gelenkentzündungen, Knochen- 
    verletzungen, zur Nachbehandlung von Knochenbrüchen und schlecht 
    und schwer heilenden Wunden. Man reibt die frische Wurzel und 
    macht damit Auflagen und Packungen auf die betroffenen Stellen. 
    Lavendel. 
    
    Man kann sowohl die Blüte als auch die jungen Blätter verwenden, 
    sie geben dem Gericht einen besonderen Wohlgeruch und einen aro- 
    matischen Geschmack. 
    
    Gewürzsamen. 
    
    Hierher gehören: Anis, Kümmel, Fenchel, Senf, Koriander, Radies- 
    chensaat, Petersiliensaat, Selleriesaat u. a. Alle diese Samen lassen 
    sich leicht im Garten anbauen. Teilweise kann auch wie beim Fenchel 
    die Wurzel und das Kraut als erwünschte Würze den Speisen hinzu- 
    gegeben werden. Wer in seinem Garten Platz hat, sollte die kleinen 
    Sellerieknollen stehen lassen, um im nächsten Jahr die Saat zu 
    ernten. 
    
    Dillsaat ist zwar kein Gewürz im eigentlichen Sinne, aber die Saat 
    gibt einen wohlschmeckenden Tee, der gleichzeitig die Eigenschaft 
    hat, erregte Nerven zu beruhigen oder nach Aufregung den Schlaf 
    herbeizuführen. 
    
    Meerrettich zählt ebenfalls zu den Gewürzpflanzen. Er ist eine sehr 
    brauchbare Pflanze von außerordentlich anregender Wirkung auf die 
    Verdauungstätigkeit und auf die Nieren. Er fördert die Harnabsonde- 
    rung und die Herausschaffung von Wasseransammlungen im Körper. 
    Er reinigt den Körper und hilft dadurch, vieles zur schnelleren Aus- 
    heilung zu bringen. Er wirkt der Furunkulose entgegen und man 
    sollte nicht versäumen, ihn hin und wieder seinen Gemüsegerichten 
    zuzusetzen. Der Anbau ist verhältnismäßig einfach: Man legt die 
    dünnen Seiten wurzeln und Wurzelausläufer schräg in die Erde und 
    
    
    352 
    
    
    zwar in guten, nahrhaften Boden. Dann schlägt dieser Ausläufer neue 
    Seitenwurzeln und mit dem grünen Blatt wächst und gedeiht dann 
    auch die Stamm wurzel. Wenn der Meerrettich nicht getrieben wird, 
    schmeckt er milder. 
    
    
    Zwiebelgewächse 
    
    Das bekannteste und würzigste Kraut unserer Gärten sind die 
    Zwiebelgewächse, die sowohl als Knolle als auch als grünes Kraut 
    Verwendung finden können. Wir unterscheiden dementsprechend 
    Schnittlauch, Winterheckezwiebel oder Zwiebelkraut und Lauchge- 
    müse oder Porree. Von den Knollenzwiebeln sind die Schalotten wohl 
    die bekanntesten. Die deutschen Speisezwiebeln unterscheiden sich 
    nach der Art ihrer Farbe und Form der Knolle. Die Mittelmeerländer 
    liefern uns dann noch die großen, süßen Speisezwiebeln. Ein großer 
    Teil der während der Wintermonate in Deutschland zur Verwendung 
    kommenden Zwiebeln stammt aus Ägypten oder Ungarn. Auch der 
    Knoblauch wird viel im Nildelta angebaut. 
    
    Schnittlauch wird ausgesät und im nächsten Frühjahr werden die 
    einzelnen Knöllchen in Reihen auf gutem Humusboden im Halbschat- 
    ten in etwa 10 cm Abständen ausgepflanzt. Im Lauf der Jahre werden 
    sich diese Reihen durch Zwiebelvermehrung in der Erde immer mehr 
    verdichten und bei entsprechenden Kompost- und Steinmehlgaben 
    immer üppiger gedeihen. Schnittlauch liebt leichten Boden. 
    
    Porree oder Lauch wird im Anzuchtbeet vorgezogen und nachher in 
    mindestens 20 cm Abstand verpflanzt. Er liebt etwas schweren humo- 
    sen Boden; gedeiht aber auch auf anmoorigem Boden. 
    
    Die Säzwiebel, wie die Zittauer Arten, kommen in unserer Heimat 
    nur zur Reife, wo eine zusammenhängende fünfmonatige warme Som- 
    merzeit zur Verfügung steht. Wo das nicht der Fall ist, säe man die 
    Zwiebel etwas später aus. Es gibt dann nur ganz kleine Zwiebelchen, 
    die im nächsten Frühjahr zeitig ausgepflanzt werden. Sollten Blüten- 
    köpfe durchtreiben, so werden diese ausgeknipst. Es entwickelt sich 
    dann eine große schöne Zwiebel. 
    
    Die Schalotten werden frühzeitig gesteckt, doch wähle man zum 
    Auspflanzen nicht zu kleine Zwiebelchen und sorge für guten nahr- 
    haften Boden. Alle Zwiebelarten gedeihen am besten auf solchem 
    Boden, auf dem im Vorjahr Möhren gestanden haben oder in Reihen 
    mit Möhren zusammen im gleichen Beet. " 
    
    Die Winterheckezwiebel wird im Anzuchtbeet ausgesät und nachher 
    auf etwa 20 cm Entfernung auf gutem, humusreichem Boden ausge- 
    pflanzt, wo sie dauernd stehen bleiben kann. Man kann von ihr das 
    ganze Jahr über das Kraut ernten, wenn man Blütenbildung verhin- 
    dert. Sie treibt im Frühjahr schon sehr zeitig neues Kraut. Wenn man 
    etwas mit Laub oder Heu bedeckt, kann man von ihr schon sehr zeitig 
    Zwiebelkraut ernten. 
    
    Alle Zwiebelarten sind gesundheitlich sehr zuträglich. Sie helfen 
    und lindern bei allen Vergiftungserscheinungen und Magenstörungen. 
    
    
    23 Sommer, Ernährung 
    
    
    353 
    
    
    Sie verhindern und heilen alle Geschwulstbildungen. Man muß sie in 
    solchen Fällen als äußerliche Auflage oder Packung benutzen und auch 
    zur blutreinigenden Wirkung mit ein paar Erdnußkernen zusammen 
    essen. 
    
    Die Zwiebel macht alle Speisen herzhafter und schmackhafter. Be- 
    sonders das Kraut der Winterheckezwiebel, auch ewiger Lauch ge- 
    nannt, verleiht allen Gemüsegerichten mehr Wohlgeschmack und 
    macht sie auch heilkräftiger. Man sollte jedoch die Zwiebel immer 
    erst kurz vor dem Aufträgen dem Gericht beigeben, damit ihre äthe- 
    rischen öle nicht schon verflogen sind, ehe die Speisen gegessen wer- 
    den. Nur die ganz frische, saftige Zwiebel ist gesundheitlich wertvoll 
    und würzig. Bei Auflagen auf Insektenstiche, Schlangenbisse und 
    ähnlichem von geriebenen oder geschnittenen Zwiebeln, sollte man 
    alle viertel Stunde eine neue auflegen. Ein Zwiebelgewächs eigener 
    Art ist der Knoblauch. Er bildet die besonders geartete Knoblauch- 
    knolle, von denen man seiner Mahlzeit hin und wieder 1 bis 2 Zehen 
    zusetzen kann. Die besondere Heilkraft des Knoblauchs ist in der An- 
    regung des Dickdarms und der Reinigung des gesamten Darmkanals 
    begründet. Leider hat er die unangenehme Eigenschaft, nach dem 
    Essen unliebsam zu duften. Man hat zwar auf chemischem Wege ver- 
    sucht, diese unerwünschte Eigenschaft zu mildern, hat aber durch die- 
    sen künstlichen Eingriff auch gleichzeitig seine Wirksamkeit herab- 
    gesetzt. Jeder Gartenfreund sollte etwas Knoblauch in seinem Garten 
    anbauen; er braucht einen guten, nahrhaften Boden in sonniger Lage. 
    
    Gemüsefrüchte 
    
    Die bekanntesten Gemüsefrüchte gedeihen auch in Deutschland gut. 
    Zu diesen gehören: Tomaten, Gurken, Melonen, Kürbis, Eierfrucht. Es 
    gibt darin eine große Sortenauswahl in Bezug auf die Zeit der Ernte, 
    Größe und Schmackhaftigkeit der Frucht usw. Die Anzucht ist bei 
    Gurken z. B. sehr leicht, sie können sowohl im Frühbeet vorgezogen 
    als auch im Beet direkt ausgelegt werden. 
    
    Tomaten müssen vorgezogen werden, da sie eine lange Entwick- 
    lungszeit brauchen. Melonen sind für das norddeutsche Klima nicht 
    immer geeignet, wetterharte Sorten gibt es darin vorläufig noch nicht. 
    
    Der Kürbis ist ein üppig wucherndes Gewächs. Man gebe den nicht- 
    rankenden Sorten den Vorzug, sie sind schmackhafter und nehmen 
    auch nicht so viel Platz weg. 
    
    Hülsenfrüchte 
    
    Zu ihnen gehören die Erbsen und Bohnen in ihrer zahlreichen Sor- 
    tenauswahl. Junge Erbsen sind eine willkommene Beigabe zu allen 
    Gemüsen, auch allein oder in Abwechslung mit Kirschen gegessen, 
    schmecken sie gut. Reife Erbsen kommen mit Ausnahme einiger 
    grüner Markerbsen für den Frischköstler nicht in Betracht. Die jun- 
    gen Erbsen kann man sich für den Winter trocknen. 
    
    Die jungen Schnitt- und Brechbohnen sind auch als Frischkost zu 
    
    
    354 
    
    
    verwenden, doch nur die süßen, wohlschmeckenden Sorten. Reife 
    Bohnen, mit Ausnahme der Dicken Bohne, dürfen in der Frischkost 
    nicht verwertet werden, es könnte zu Magen- und Darmkrämpfen 
    führen. 
    
    
    Baumfrüchte und Beerenobst 
    
    Der Apfel. Die begehrteste Frucht des Deutschen und Mitteleuro- 
    päers ist der Apfel. Er ist sowohl als reine Obstkost als auch als Bei- 
    gabe zu Gemüsen eine herrliche, herzhafte Frucht. Der Frischköstler 
    sollte die edlen Sorten bevorzugen und nicht das sogenannte Wirt- 
    schaftsobst. Es gibt sehr haltbare Sorten, die bei richtiger Lagerung 
    den ganzen Winter überstehen und noch weit ins Frühjahr und in den 
    Sommer hinein haltbar sind. 
    
    Birnen. Die süßeste deutsche Fruchtart ist wohl die wohlschmek- 
    kende Birne. Auch hier ist sorgfältigste Sortenauswahl notwendig, 
    denn die Kochbirnen sind für den Frischköstler nicht geeignet. Man 
    beachte jedoch, daß so manches Wirtschaftsobst so manche Kochbirne 
    bei guter Winterlagerung bis zum Frühjahr zu einem schmackhaften 
    Genuß ausreifen kann. 
    
    Steinobst. Zu diesem gehören Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche und 
    Aprikosen. Durch entsprechende Sortenauswahl kann die Ernte je- 
    weils über viele Monate hingezogen werden. Die Kirsche ist davon 
    das saftigste und angenehmste Sommerobst während der heißen 
    Zeit. Sie erfrischt und stillt den Durst. Leider ist es so schwer, die 
    Vögel von den Kirschbäumen fernzuhalten. 
    
    Frage: Wer weiß ein einfaches und wirklich brauchbares Mittel, die 
    Vögel fortzuhalten? 
    
    Die Pfirsichfrucht ist sehr erfrischend im Spätsommer und Herbst 
    und wird in Deutschland viel zu wenig angebaut, man ißt sich nie leid 
    daran. Mit dem Märchen von der Übertragung und Verbreitung eines 
    die Kartoffel krankmachenden Virus durch die Pfirsichlaus sollte 
    man doch aus besserer Einsicht aufhören. Die Pfirsichlaus und der ge- 
    fürchtete Virus findet sich nämlich auch in Gegenden und Höhen- 
    lagen, in denen im weiten Umkreis nie ein Pfirsichbaum gesehen 
    wurde, weil die klimatischen Verhältnisse den Anbau von Pfirsich- 
    bäumen ausschließen. 
    
    Aprikosen gedeihen in Norddeutschland nur sehr schwer und 
    eignen sich nur für wärmere Landstriche und warme Lagen. 
    
    Unter den Kirschen sind besonders die reifen Sauer- und Wein- 
    kirschen und die Schattenmorellen (chateau moraille) wertvoll. Sie 
    haben eine besondere Wirkung auf die Nieren, reinigen sie und regen 
    sie gleichzeitig an. Sie helfen dadurch schwere Nierenstörungen oder 
    Stockungen zu beheben. Bei allen Nierenleiden sind gerade reife Süß- 
    kirschen und reife Sauerkirschen sehr heilkräftig. Eingemachte Kir- 
    schen haben nicht den Wert wie frisch gepflückte reife. 
    
    Die Weintraube. Würde die Weintraube in Deutschland nicht durch 
    die sogenannte Ungezieferbekämpfung, d. h. Spritz- und Bestäu- 
    
    
    355 
    
    
    bungsgifte verschandelt, so würde man im ganzen Reich so viel Wein- 
    trauben anbauen können wie für den allgemeinen Bedarf zum Frisch- 
    verzehr nötig sind. Sie ist eine der gesündesten und wohlschmeckend- 
    sten Fruchtarten auf Gottes weiter Erde. Die getrockneten Trauben 
    sind bekannt als Rosinen, Sultaninen usw. Bei entsprechender Auswahl 
    der Weintraubenarten würde es möglich sein, die Trauben in geeig- 
    neten Trockenapparaten auch in Deutschland zu trocknen und daraus 
    statt der weinigen Rauschgetränke süße Rosinen und Sultaninen im 
    eigenen Lande zu erzeugen. Für den Rohgenuß eignen sich nur solche 
    Trauben, die biologisch richtig ohne Fäkalien, Jauchegüsse und trei- 
    bende Handelsdünger angebaut wurden und kräftig genug sind, um 
    dem Ungeziefer zu trotzen. Die Spritz- und Stäubemittel zur Ungezie- 
    ferbekämpfung sind ohne Ausnahme auch für den Menschen giftig. 
    
    Die schwarze Johannisbeere. Eine der heilkräftigsten Beerenfrüchte, 
    die unser deutscher Garten hervorbringt, ist die schwarze Johannis- 
    beere. Sie wird seit einigen Jahrzehnten wegen ihres hohen Vitazym- 
    gehaltes besonders geschätzt. Sie ist reich an solchen Wirkstoffen, die 
    den Lungen und Milzleiden entgegen wirken. Die schwarze Johannis- 
    beere, während der Sommermonate mit Leinsaatmehl reichlich ge- 
    gessen, speichert eine wirkungsvolle Menge an kräftigenden pflanz- 
    lichen Wirkstoffen im Körper und in seinen Organen. 
    
    Die rote Johannisbeere ist eine der am üppigsten tragenden Beeren- 
    sträucher. Leider erntet man sie im allgemeinen viel zu früh, man 
    sollte die Beeren nicht vor Ende Juli, Anfang August pflücken. Je 
    länger man sie am Strauch läßt, desto süßer werden sie. Mit der fort- 
    schreitenden Reife wandeilt sich ihre anfangs scharfe Säure, durch 
    welche die Schleimhäute des Mundes und des Magens angegriffen 
    werden, in bekömmlichen Fruchtzucker um. In der vollen Reife ent- 
    wickelt sie ihre Schmackhaftigkeit und Bekömmlichkeit besonders zu- 
    sammen mit Leinsaatmehl. Auch zur Saftbereitung verwende man nur 
    vollausgereifte Beeren. Zerquetschte Johannisbeeren zusammen mit 
    jungen geriebenen Möhren und gemahlenen Nüssen sind eine köst- 
    liche Speise. 
    
    Die weiße Johannisbeere ist am frühesten reif. Sie ist bedeutend 
    süßer als die rote, ist aber nicht so würzig. Wenn die Wurzeltriebe 
    kurz gehalten werden, wird man von den älteren Zweigen volle Ern- 
    ten haben, doch müssen alle Johannisbeer büsche immer wieder ver- 
    jüngt werden. 
    
    Die Brombeere birgt in ihrem Saft große Heilkräfte, wirkt blut- 
    reinigend und ist sehr sättigend, man sollte sie in jeder Form roh ge- 
    nießen. Sie wurzelt sehr tief und holt infolgedessen aus den tiefen 
    Erdschichten Mineralstoffe heraus, die die mehr flach wurzelnden 
    Beerensträucher nicht erreichen können. Die Blätter der Brombeere 
    ergeben einen sehr schmackhaften Tee, der heilwirkend bei Blasen- 
    krampf und Verhärtung der Gebärorgane wirkt. 
    
    Die Himbeere ist eine der süßesten und aromatischsten Früchte, 
    
    
    356 
    
    
    doch verdirbt sie leicht. Man sollte nicht mehr Himbeeren anpflanzen, 
    als man zur Zeit der Reife ernten und essen kann. Zerquetschte Him- 
    beeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren zusammen mit geriebenen 
    jungen Möhren und Leinsaatmehl munden köstlich und erfrischen an 
    heißen Tagen. 
    
    Die Stachelbeere ist bei entsprechender Pflege ein üppig wuchern- 
    der Strauch. Man lasse daher von den neuen Wurzelschößlingen nur 
    die kräftigen stehen und ziehe etwa 3 bis 4 kräftige Zweige spalier- 
    artig hoch. Dadurch erhält man eine hoch wachsende Anlage, die das 
    Pflücken der Stachelbeere sehr erleichtert. Die Stachelbeere ist wie die 
    Birne eine fleischbildende Frucht.. Sie regt außerdem den Milchfluß 
    der stillenden Mutter an und vermehrt diesen. Sie kräftigt Blut- und 
    Muskelbildung und ist aus diesem Grunde eine der wertvollsten 
    Früchte, die wir haben. 
    
    Die Erdbeere ist die Frucht eines mehrjährigen Krautes. Sie ist 
    keine Frucht im eigentlichen Sinne, da die Samenkerne nicht vom 
    Fruchtfleisch eingeschlossen werden, sondern es ist ein aufge- 
    schwemmter Blütenboden, dem die reifen Kerne aufsitzen. Die Erd- 
    beere ist eine der saftreichsten Früchte, die wir haben. Man darf sie 
    nicht zu reif werden lassen, sie zerfällt sonst zu leicht. 
    
    Die Heidelbeere ist eine Wildfrucht, die nicht gut als Gartenpflanze 
    angebaut werden kann; denn sie verdirbt den Gartenboden. Sie hat 
    ein ähnliches Prinzip in sich wie das Heidekraut, beide verhindern 
    jedes andere Boden Wachstum. Sogar die Obstbäume nehmen Schaden 
    in ihrer Wachstumsfreudigkeit, wenn man Heidelbeeren darunter 
    pflanzt. Man lasse sie deshalb an ihrem wilden Standort, nämlich im 
    lichten Wald und an den Waldrändern. Unter Kiefern gedeiht sie am 
    besten. Die Heidelbeere, auch Blaubeere genannt, heilt im Sommer 
    Durchfallserscheinungen und Darmstörungen, besonders, wenn sie mit 
    Leinsaatmehl gemischt wird. 
    
    Die Preiselbeere. Die herbstliche Frucht der Preiselbeere ist heil- 
    kräftig und würzig zugleich. Ihr Mineralstoffreichtum ist anregend 
    und kräftigend für Blut und Nerven, besonders, wenn sie mit Lein- 
    saatmehlzubereitungen gegessen wird. Sie gedeiht besonders gut in 
    den nordischen Ländern und wird im Herbst in großen Mengen von 
    dort eingeführt. Die Preiselbeere kann leicht getrocknet werden und 
    eignet sich dann sehr gut für die Winter auf be Währung. Man kann sie 
    auch zu einem Drittel mit Honig verstampfen, auch dann ist sie sehr 
    heilkräftig. 
    
    Die Maulbeere. Trotzdem in Deutschland die Maulbeere sehr gut 
    gedeiht, sieht man sie verhältnismäßig wenig. Die Frucht ist brauch- 
    bar zur Saftbereitung. Sie gibt einen würzig herben Saft, der sehr 
    durststillend ist, zum Essen ist sie wegen der harten Kerne nicht gut 
    geeignet. Die Frucht ähnelt einer Brombeere und wird in wärmeren 
    Gegenden und bei guter Pflege auch vollfleischig. 
    
    Die Schlehe ist ebenfalls eine Wildfrucht, die im Herbst nach den 
    ersten Nachtfrösten geerntet wird. Man übergießt sie mehrmals mit 
    
    
    357 
    
    
    kochendem Wasser, um den Saft herauszuziehen. Man bereitet so ein 
    angenehmes Wintergetränk. 
    
    Die Mispel ist eine japanische Fruchtart und gedeiht auch bei uns 
    sehr gut. In den USA sieht man sie in hohen, baumartigen Büschen. 
    Die Mispel schmeckt am besten, wenn sie etwas Frost bekommen hat 
    und weich wird. Es ist eine sehr wohlschmeckende und gesunde Frucht, 
    die viel mehr Verbreitung finden sollte. 
    
    Die Quitte ist auch für den Frischköstler eine sehr brauchbare 
    Frucht, da sie Obstgerichten als Beigabe einen sehr pikannten Ge- 
    schmack verleiht und auch allein oder gerieben und mit Leinsaatmehl 
    oder Erdnüssen zusammen würzig schmeckt. Man trage Sorge, daß die 
    Baumschule eine Sorte liefert, die nicht gar zu steinig ist und nicht 
    zuviel Kerne hat. 
    
    Die Hagebutte ist seit Jahrzehnten infolge der Vitaminerforschung 
    noch mehr in den Vordergrund gerückt. Es ist die Fruchtschale der 
    wilden Rosenblüte, die man ißt. Ihr Gehalt an Vitazym C oder As- 
    corbinsäure ist bekannt. 
    
    Südfrüchte 
    
    In den Mittelmeergebieten, in den Tropen und den subtropischen 
    Ländern gedeihen eine Reihe von Früchten, die bei uns eingeführt 
    werden und besonders im Winter eine willkommene Ergänzung zu 
    unseren heimischen Obstarten bilden. Es sind hauptsächlich die Zitrus- 
    früchte wie Zitronen, Apfelsinen, Mandarinen und Pampelmusen, 
    ferner die Ananas. Diese ist die Frucht einer Kakteenart mit langen 
    fleischigen, schilfartigen Blättern. 
    
    Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Dattelpalmen, welche die süßen 
    Datteln liefern und die Bananenstaude, an denen die frischen und ge- 
    trockneten Bananen wachsen. Die Feige ist eine Frucht der Miitt eimeer- 
    gebiete, von denen manche Arten auch in Norddeutschland in wärme- 
    ren Lagen bei etwas Frostschutz gedeihen und reife Früchte bringen. 
    
    Zu den Südfrüchten gehört auch die Karobbe oder Lokustfrucht. 
    Es ist dies die Frucht eines südländischen Strauches, die in langen 
    Schoten harte Samenkerne enthält. Die fleischigen Schoten sind sehr 
    mineralstoffreich und enthalten sehr viel organischen Zucker, der sich 
    mitunter in kristalinischer Form findet. Diese Lokustfrucht ist die 
    Frucht, von der sich Johannes der Täufer nährte. Im Urtext heißt die 
    Karobbe „Lokust“ und das ist der gleiche Name wie für die Heu- 
    schrecke. So wurde denn die Lokustfrucht in den deutschen Bibel- 
    übersetzungen mit Heuschrecke übersetzt. Der Volksmund aber hat 
    für die Karobbe bis heute den Namen „Johannesbrot“ festgehalten. 
    Wenn die Erzeugerländer sich mit der Ernte dieser dort sehr billigen 
    Frucht mehr Mühe geben und nur saubere, ausgewählte Ware zum 
    Versand bringen würden, so würde es mehr Freude machen, sie den 
    Freunden anzubieten. 
    
    Das Schalenobst: Die Nüsse 
    
    Haselnüsse. Deutschland hat bis vor etwa zwei Jahrtausenden den 
    
    
    358 
    
    
    größten Haselnußbestand von allen europäischen Ländern gehabt. Es 
    ist bekannt, daß zur Stapelnahrung unserer Vorfahren im Winter die 
    Haselnuß gehörte. Auch die Moorforschung bestätigt dies. Früher 
    pflanzte man sie als Hecken oder Knicks zwischen den einzelnen Fel- 
    dern und Feldwegen an. Bei der Flurbereinigung und der Zusammen- 
    legung der zu einem Hof gehörenden Äcker und Wiesen waren sie 
    vielfach ein Hindernis und man rodete sie vielfach, um die zusam- 
    mengelegten Äcker besser bearbeiten zu können. Damit ist dann aber 
    der Windschutz fortgefallen und die betreffenden Landschaften sind 
    heute der Gefahr der Staubstürme ausgesetzt. Die Haselnußstauden 
    werden durch Eichhörnchen schlimm beräubert. In Gegenden, wo die 
    Eichhörnchen hausen, wird man weder Haselnüsse und noch weniger 
    Walnüsse ernten können. Man scheue sich nicht, die Eichhörnchen 
    zeitig zu vernichten. Sie sind nicht nur arge Nußräuber, sondern ver- 
    treiben Singvögel. Sie fressen deren Eier und schonen auch die junge 
    Brut nicht. Man bedenke, daß das Eichhörnchen eine Baumratte ist 
    und wie alle Rattenarten kurz gehalten werden sollte. 
    
    Die Haselnuß ist eine der schmackhaftesten Nüsse; gartenmäßig 
    wird sie am besten angebaut, wenn man neue Wurzelschößlinge regel- 
    mäßig entfernt und nur einen oder zwei Triebe zur vollen Entwick- 
    lung kommen läßt, die dann eine baumartige Krone bauen. Zur Auf- 
    bewahrung sollte man sie nur antrocknen und dann kühl und luftig 
    aufbewahren, sie hält sich dann bis zur nächsten Ernte. Heute ist es 
    leider so, daß der Bedarf an Haselnüssen durch die Mittelmeerländer 
    und die Türkei gedeckt werden muß. Dort gibt es auch keine Eich- 
    hörnchen. 
    
    Die Walnuß gedeiht in allen Gegenden Deutschlands, es kommt nur 
    auf die richtige Sortenauswahl an. Nur nördlich der Eider reift sie 
    nicht mehr. In letzter Zeit haben die Gartenbauverbände dafür ge- 
    sorgt, daß durch eine richtige Sortenauswahl nur beste tragfähige 
    Arten zur Anpflanzung kommen. In einigen Jahrzehnten könnte es 
    möglich sein, den ganzen Bedarf im eigenen Lande anzubauen. Ein 
    ausgewachsener Walnußbaum gibt regelmäßig bis zu zwei Zentnern 
    ausgereifter Walnüsse. Es gibt Sorten mit sehr bitterer Haut über 
    dem eigentlichen Kern und solche mit süßer, denen man beim Anbau 
    den Vorzug geben sollte. Geschmacklich und in gesundheitlicher Be- 
    ziehung ist die Walnuß wohl die beste Nußart, die die Erde uns bietet. 
    Die Form ihres Kerns zeigt die Windungen des menschlichen Gehirns 
    an und es ist Tatsache, daß die Walnuß die Gehirntätigkeit ungemein 
    anregt und kräftigt. 
    
    Die Pekanuß ist eine Walnußart von mehr länglicher Form mit ganz 
    weicher Schale. Sie gedeiht leider nur in südlicheren Gegenden. Man 
    sieht sie viel in Kalifornien, Colorado und am Mississippi, ebenso in 
    Florida. Sie ist noch wohlschmeckender als unsere heimische Walnuß, 
    doch, wie gesagt, sie braucht ein wärmeres Klima, als es unsere Hei- 
    mat bietet. 
    
    Die Paranuß ist im Amazonasgebiet beheimatet. Ihre Haupternte 
    
    
    359 
    
    
    liegt im Staate Parana. Sie bildet Kernballen, die von einer harten 
    Schale umschlossen sind, zur Zeit der Reife platzen und die eigent- 
    lichen Nüsse zur Erde fallen lassen. Die Raranuß muß nach der Ernte 
    erst einige Zeit lagern, ehe sie ihren bekannten Wohlgeschmack ent- 
    wickelt. 
    
    Die Mandel ist ein Kind der Mittelmeergebiete und aller südlichen 
    Gegenden. In Deutschland gedeiht sie bis hinauf in die Rheinpfalz und 
    bis nach Österreich hinein. Da bei entsprechender Zuchtauswahl der 
    Ertrag ein sehr reichlicher ist, sollte man erstreben, sie in größerem 
    Umfange auch in deutschen Gebieten anzupflanzen, um den eigenen 
    Bedarf möglichst zu decken. 
    
    Die Pinien- oder Pignoliennuß. Die Pinie ist ein Nadelbaum und 
    heißt zu deutsch „Schirmkiefer“. Der Pinienkern ist also eine Kiefern- 
    nuß. Daher rührt auch der eigenartige Geschmack, der leicht an Ter- 
    pentin erinnert. Wie auch bei der deutschen Kiefer findet sich der 
    Kern in dem Zapfen. Die den eigentlichen Kern umgebende Schale 
    wird maschinell gesprengt und der Kern nachher gewaschen und ge- 
    trocknet. 
    
    Die Marone oder Eßkastanie. Dort, wo sie wächst und reift, ist sie 
    eine brauchbare Nußart für die Frischkost. Doch sollte sie nicht zu 
    früh gegessen werden, sondern man lasse sie erst etwas ablagern. Sie 
    wird dadurch süßer und wohlschmeckender. Sie kann als würzige Er- 
    gänzung der Obst- und Gemüsegerichte Verwendung finden. Sie ge- 
    deiht schon in Süddeutschland, doch ist sie in größeren Mengen auf 
    dem Balkan und an den Südhängen der Alpen zu finden. 
    
    Die Kokosnuß gedeiht in den Tropen und zwar immer nur im Ange- 
    sicht des Meeres. Weiter als 50 km landeinwärts kann sie nicht mehr 
    angebaut werden. Wo sie gedeiht, gibt sie üppige Erträge und könnte 
    eine der billigsten Nußarten sein. 
    
    Die geriebene Kokosnuß schmeckt zusammen mit verschiedenen 
    deutschen Gemüsearten und Kräutern sehr angenehm, so z. B. mit 
    Spinat, Lattich, Rapunzel, auch mit jungen Erbsen und Möhren ver- 
    trägt sie sich gut. Die Kokosraspel wird nach der Herstellung scharf 
    nachgetrocknet. 
    
    Die Erdnuß ist eine sehr ertragreiche Hülsenfruchtart. Ihr Anbau 
    kann überall dort vorgenommen werden, wo mit einer Sommerzeit 
    von mindestens fünf Monaten gerechnet werden kann. Sie wird in 
    Reihen von 1 m Abstand und von 25 cm Abstand in den Reihen zu 
    zweien oder dreien in einem Loch angebaut und sollte überall, wo es 
    klimatisch möglich ist, im Garten des Frischköstlers zu finden sein. 
    
    Die Bucheckern sind eine Frucht der deutschen Wälder. Sie sind von 
    süßem angenehmem Wohlgeschmack, aber dürfen nur in kleinen Men- 
    gen als Zugabe genommen werden. Wenn die Ernte nicht so mühsam 
    wäre, würde sie bestimmt eine willkommene Ergänzung der übrigen 
    Nußarten sein, deren der Frischköstler so reichlich bedarf. 
    
    Die süße Eichel ist auf Korsika beheimatet. In Deutschland vorge- 
    nommene Anbauversuche in Thüringen und Sachsen haben sehr gün- 
    
    
    360 
    
    
    stige Ergebnisse gehabt. Es wäre wünschenswert, überall dort, wo 
    Eichen angepflanzt werden sollen, diese Eiche mit den süßen Eichel- 
    kernen zu wählen. Selbst, wenn ein großer Teil von den Eichhörnchen 
    gefressen würde, bliebe noch genug für uns Menschen übrig, denn 
    ausgewachsene Eichen tragen reichlich. 
    
    Ölfrüchte und Ölsaaten 
    
    Die Ergänzung zu den Nüssen mit ihrem reichen Gehalt an auf- 
    bauenden Nahrungs werten, an Proteinen oder Quellstoffen, auch 
    Eiweißstoffe genannt, und an den in den Keimanlagen zu findenden 
    besonders wichtigen Enzymen und Wirkstoffen und den damit einher- 
    gehenden Ölstoffen und deren anregender Wirkung für den Aufbau 
    der Gehirn- und Nervenkraft, sind die Ölfrüchte und Ölsaaten. Diese 
    gehören durchweg mit Ausnahme der Olive, die eine Baumfrucht ist, 
    den Hartstengelgewächsen an und bilden deshalb eine gute Ergänzung 
    unserer Gemüse- und Obstgerichte. 
    
    Die Olive. 
    
    Die Frucht des Olivenbaumes ist als frische Frucht zu herb und bis- 
    sig, aber der Saft des Fruchtfleisches enthält wenig Wasser aber große 
    Mengen an Ölstoffen, die frisch gepreßt mit dem öl aus den Kernen 
    zu Olivenöl verarbeitet werden. Das beste Olivenöl wird erzeugt, 
    wenn die frische, reife, unbeschädigte Frucht sofort zerstampft und 
    der Saft ausgepreßt wird. Nach bewährtem, alteingeführtem Verfah- 
    ren der Mittelmeerländer wird der Saft in großen Behältern unter- 
    irdisch auf gefangen und dort sich selbst überlassen. Wasser und öl 
    trennen sich dann, mitabgepreßte Fruchtfleischteile sinken zu Boden 
    und das klare, reine öl kann nach entsprechender Lagerung abge- 
    schöpft werden. Gutes, fruchtig schmeckendes Olivenöl entwickelt 
    während dieser Lagerung einen kleinen Prozentsatz an freier Fett- 
    säure. Dieser schwankt je nach der Länge der Lagerung zwischen 
    0,7 und 0,9 °/o. 
    
    Da nun dieser kleine Gehalt an freier Fettsäure leicht anstößig 
    wirkt und bei schon älterem öl einen leicht kratzenden Geschmack 
    hinterläßt, so wird in den modernen Gewinnungsverfahren das öl 
    raffiniert und dadurch gleichzeitig geschmacklos, geruchlos und auch 
    farblos gemacht. Es wird dann zu etwa 20% mit frischem, vollwerti- 
    gem Olivenöl verschnitten. Bei der Analyse der raffinierten öle wird 
    dann gewöhnlich nur ein Gehalt an freier Fettsäure von 0,20 % fest- 
    gestellt und das öl als blankes, helles öl angeboten. Man beachte 
    jedoch, daß ein naturreines Olivenöl gerne bis zu 0,8 °/o freier Fett- 
    säure enthalten darf. 
    
    Ölpalmen. 
    
    In der Margarineherstellung werden große Mengen an Palmkern- 
    ölen und an Kokosnußölen verbraucht. Ob diese öle, so wie sie heute 
    eingeführt werden, nicht auch in frischem, unverarbeitetem Zustand 
    als Speiseöle verwendet werden können, sollte versucht werden. Die 
    Verwendung in der Kunstspeisefettherstellung ist aus den im zweiten 
    
    
    361 
    
    
    Teil des Buches geschilderten Umständen gesundheitlich nicht zuträg- 
    lich und deshalb abzulehnen. Aber es ist ja auch gar nicht notwendig, 
    auf diese fremdländischen Erzeugnisse zurückzugreifen, da es ge- 
    nügend Ölsaaten gibt, die in der Heimat angebaut und frisch gepreßt 
    von großem gesundheitlichem Wert sind. 
    
    Die Mohnsaat. 
    
    Am besten ist es, die Mohnsaat als ganze Saat zu verzehren. Zu 
    dem Zweck quetscht man sich vor der Mahlzeit die gewünschte Menge 
    jeweils frisch auf einer Mohnmühle oder auf der Nußmühle und gibt 
    die Mohnsaat in dieser Form zu den Gemüse- oder Obstgerichten. Die 
    frisch gequetschte Mohnsaat kann Nüsse zum Teil ersetzen. Bei der 
    Verwendung als ganze Saat wird auch der hohe Gehalt an Keimöl 
    und den daran gebundenen Vitazymen und Wirkstoffen aller Art in u 
    seiner Frische und Ganzheit erhalten und kommt auch richtig zur 
    Auswirkung. Auch der Fruchtbarkeitswirkstoff „E“ bleibt bei der 
    Verwendung in frisch gequetschtem Zustand voll erhalten und kommt 
    auch voll zur Wirkung. Bei der Verwendung von Mohn zu Speise- 
    zwecken braucht man keine Angst zu haben vor einem eventuell 
    schädlichen Gehalt an Opiaten. Opium und das daraus hergestellte 
    Morphium wird nur aus den grünen Teilen der Mohnpflanze, vor 
    allem aus der grünen Mohnkapsel, gewonnen. In der reifen Saat ist 
    kaum noch Opium vorhanden. 
    
    Das frisch gepreßte, unraffinierte Mohnöl ist eines der zuträglich- 
    sten und schmackhaftesten Speiseöle. Es kann zu allen Gemüse- und 
    Obstgerichten hinzugegeben werden und wird die Zuträglichkeit der 
    Speisen erhöhen. Das frische Mohnöl ist sehr leicht verseifbar und 
    heilt deshalb Gallen- und Leberstörungen. Bei solchen Leiden aber 
    wirkt frisch gequetschter Mohn eigentlich noch besser, weil in dem öl 
    durch die Pressung ein Teil der empfindlichsten Wirkstoffe verloren 
    geht, besonders, wenn es bei längerer Lagerung dem Sauerstoff der 
    Luft ausgesetzt war. 
    
    Die Leinsaat. 
    
    Auch hier ist es noch nicht entschieden, was besser ist: Die Leinsaat, 
    auf einer Handmühle frisch gemahlen, zu verwenden oder sie zu öl 
    zu verarbeiten und dann als Zusatz zu den Gerichten zu nehmen. 
    Schon der Nachteil, daß nämlich frisch gepreßtes Leinöl aus unge- 
    rösteter Saat nicht sehr lange haltbar ist, sondern schon recht bald 
    bitter wird, sollte uns veranlassen, die Leinsaat frisch gemahlen zu 
    verwenden. Wohl werden durch frisch gepreßtes Leinöl so manche 
    Verdauungsstörungen geheilt werden, aber der volle Wert der ganzen 
    Leinsaat auch bei Verdauungsstörungen kann nicht oft genug heryor- 
    gehoben werden. Der Bauer weiß z. B. sehr genau, daß sein Vieh bei 
    Verdauungsstörungen, bei Hautleiden, bei Störungen in der Haar- 
    bildung und des Felles durch Mitverfütterung von Leinsaat recht bald 
    wieder gesunden wird und ein glattes, sauberes Fell erhält. Er selbst 
    aber plagt sich mit Hautstörungen, Furunkeln (Schweinsbeulen) u. a. 
    herum, ohne auf den Gedanken zu kommen, daß ihm selbst auch die 
    
    
    362 
    
    
    Leinsaat helfen könnte. Über die Verwendung der frisch gemahlenen 
    Leinsaat wird im nächsten Abschnitt noch die Rede sein. Hier sei nur 
    noch erwähnt: In Deutschland wird die Leinsaat zur Hauptsache wegen 
    der Flachsgewinnung angebaut. Der Erfolg sind kleinkörnige Sorten 
    mit oft kratzendem Geschmack. Es gibt aber auch großkörnige Sorten 
    von süßem, nußähnlichen Geschmack ohne Bitterkeit und Kratzen. 
    Warum nimmt man nicht solche Sorten zum Anbau von Speiseleinsaat, 
    die nebenbei dann auch noch guten Faserertrag liefern werden. 
    Rapssaat. 
    
    Das ganze Korn der Rapssaat läßt sich zu Speisezwecken nicht ver- 
    wenden. Nicht nur, daß es zu streng und scharf schmeckt, es gibt Ver- 
    anlassung zu gewissen Darmstörungen. Aber frisch gepreßtes und 
    mechanisch gut gereinigtes und filtriertes Rapsöl kann zu allen fri- 
    schen Gemüsegerichten mit Vorteil Verwendung finden, besonders 
    wohlschmeckend wird es im Sommer in Verbindung mit Gurken und 
    Tomaten und anderen Gemüsefrüchten empfunden werden. 
    
    Die Sesamsaat. 
    
    Sesam wird seit altersher in Afrika, in Indien, auf Ceylon und den 
    malayischen Inseln angebaut und dort, geröstet, als ganze Saat und 
    auch als Ölzusatz zu den Speisen verwendet. Das daraus gepreßte öl 
    ist gut verwertbar, aber roh von aufdringlichem Geschmack. Das öl 
    aus gerösteter Saat ist milder. Rohe Sesamsaat ist ungenießbar. 
    Senfsaat, Rettichsaat, Rübsen und Unkrautsaaten. 
    
    Aus allen diesen Saaten lassen sich öle pressen, die teilweise wohl- 
    schmeckend und bekömmlich sind. Senföl z. B. hat keinen beißenden 
    Geschmack wie die Senfsaat. Auch die meisten Ackerunkräuter kön- 
    nen zur Herstellung von recht annehmbaren Speiseölen Verwendung 
    finden, ohne daß sie raffiniert oder chemisch behandelt zu werden 
    brauchen. Während der Kriegsjahre haben die Bauern z. B. gelernt, 
    beim Dreschen die Unkrautsaaten nicht fortzuwerfen, sondern auszu- 
    sieben und zu öl pressen zu lassen und haben sich dadurch mancher- 
    orts über die Fettknappheit gut hinweghelfen können. Man beachte 
    jedoch, daß die blanken Speiseöle aus solchen Saaten wohl billig sind, 
    aber erst durch Raffinieren und chemische Behandlung so blank und 
    geschmacklos wurden. Ihr gesundheitlicher Wert ist dadurch natürlich 
    nicht besser geworden. 
    
    Sonnenblumensaat. 
    
    In Ungarn, in der Ukraine und im Kaukasus sowie in der Türkei 
    werden große Mengen Sonnenblumenkerne angebaut und zu Speiseöl 
    verarbeitet. Rohgepreßtes Sonnenblumenöl aus enthülsten Sonnen- 
    blumenkernen ist von gutem Geschmack und sehr bekömmlich. Aber 
    um die Hülsen leicht und schnell zu entfernen, werden die Kerne 
    stark erhitzt. Dann springt die Schale von selbst herunter und das öl 
    läßt sich leichter pressen. Leider ist derart gewonnenes öl kein Rohöl 
    mehr und hat den wichtigsten Gehalt an Wirkstoffen und Enzymen 
    verloren. Wie aber will der Frischköstler beim importierten Sonnen- 
    
    
    363 
    
    
    blumenöl feststellen, wie es gewonnen wurde und ob es gesundheit- 
    lich noch vollwertig ist? 
    
    Baumwollsamenöl. 
    
    Die Baumwollsaat muß aus den Baumwollfäden entfernt werden, 
    ehe die Fäden verarbeitet werden können. Die anfallenden Samen- 
    kerne sind daher wertlos. Sie können zu öl verarbeitet werden, das 
    zu technischen Zwecken anstandslos verarbeitet werden kann. Als 
    Speiseöl aber ist es gesundheitlich nicht zuträglich, sondern giftig. 
    Trotzdem wird es wegen seiner Billigkeit auf chemischem Wege so 
    präpariert, daß es seine Giftigkeit verliert und geschmack- und ge- 
    ruchlos wird. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus betrachtet ist es 
    in dem Zustand wertlos und von Schaden. Es wird aber zur Her- 
    stellung von Speiseölen mit anderen wertvollen ölen z. B. Olivenöl 
    verschnitten und gelangt so auf Umwegen in den Magen der Europäer 
    oft unter verführerischen Namen. 
    
    Getreide 
    
    Nach dem vernichtenden Urteil im Fluch über den Acker und das 
    darauf erzeugte Brotgetreide scheint es verfehlt zu sein, in diesen 
    Abhandlungen das Getreide in einem besonderen Absatz zu erwähnen. 
    Aber es ist doch notwendig, da immer wieder Zeiten eintreten wer- 
    den, wie der Krieg und die darauffolgenden Hungersnöte, die den 
    Menschen zwingen, wieder auf das Getreide zurückzugreifen. Auch 
    wird nicht jeder Lohnarbeiter in der Lage sein, für sich und seine 
    Familie die teuren Nüsse und Nußkerne aller Art einschließlich der 
    Erdnußkerne für die Ernährung anzuschaffen. Auch wird es Gebiete 
    mit ärmlicher Bevölkerung geben, wo man sich sehr sparsam ein- 
    richten muß und dort kann man immer wieder auf die billige Ge- 
    treidenahrung zurückgreifen oder sich diese selbst im Garten garten- 
    mäßig mit Hacken und Lockern anbauen. Der Ertrag wird bei garten- 
    mäßigen Anbaumethoden erstaunlich hoch. 
    
    Enthülster Buchweizen ist eine ausgezeichnete Abwechselung auf 
    dem Speisezettel der Frischkost-Getreidenahrung. Er hat stark wärme- 
    zeugende Eigenschaften und ist daher gut zur Winterspeise geeignet. 
    Er ist kein Getreide, sondern das Samenkorn eines Knöterichgewäch- 
    ses und bei richtigem Anbau von nußartigem Geschmack. Kinder 
    werden ihn bald lieben lernen. Buchweizen kann im Heim enthülst 
    werden, wenn man beim Mahlen die Scheiben soweit auseinander- 
    setzt, daß nur die Hülle gebrochen wird. Die Hüllen werden dann 
    ausgesiebt oder herausgeblasen. 
    
    
    364 
    
    
    365 
    
    
    Durchschnitt der Analysen der Nahrungsmittel 
    
    
    Hundertsatz des Gehalts an 
    
    
    Hundertsatz des Gehalts an den einzelnen Mineralstoffen 
    
    
    Gruppe 
    
    der Nahrungsmittel 
    
    Was- 
    
    ser 
    
    Zucker 
    
    und 
    
    Stärke 
    
    Oie 
    
    Fette 
    
    Ei- 
    
    weiß 
    
    Mineral- 
    
    stoffe 
    
    Eisen 
    
    Kal- 
    
    zium 
    
    Metalle 
    
    Na- 
    
    trium 
    
    Kali- 
    
    um 
    
    Mag- 
    
    nesium 
    
    Phos- 
    
    phor 
    
    Niditn 
    
    Schwe- 
    
    fel 
    
    letalle 
    
    Si- 
    
    lizium 
    
    Chlor 
    
    Grünes Gemüse 
    
    89,2 
    
    6,7 
    
    0,4 
    
    2,0 
    
    1,7 
    
    2,2 
    
    14,6 
    
    14,4 
    
    27,6 
    
    4,9 
    
    13,4 
    
    10,5 
    
    4,6 
    
    7,8 
    
    getrocknet 
    
    7,3 
    
    57,7 
    
    3,0 
    
    17,3 
    
    14,6 
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    Wurzelgemüse 
    
    77,4 
    
    18,7 
    
    0,3 
    
    1,6 
    
    2,0 
    
    1,7 
    
    7,8 
    
    15,3 
    
    42,1 
    
    4,3 
    
    13,5 
    
    6,6 
    
    2,8 
    
    5,9 
    
    getrocknet 
    
    10,2 
    
    74,2 
    
    1,0 
    
    6,5 
    
    8,1 
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    Kräuter-Früchte 
    
    88,2 
    
    9,2 
    
    0,5 
    
    1,4 
    
    0,7 
    
    3,3 
    
    9,2 
    
    14,4 
    
    35,1 
    
    3,4 
    
    15,3 
    
    6,3 
    
    8,2 
    
    4,5 
    
    getrocknet 
    
    14,8 
    
    65,9 
    
    3,7 
    
    10,6 
    
    5,0 
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    Baum-Früchte 
    
    80,0 
    
    17,6 
    
    0,7 
    
    0,9 
    
    0,8 
    
    2,2 
    
    10,4 
    
    11,1 
    
    46,5 
    
    5,4 
    
    14,0 
    
    5,2 
    
    4,2 
    
    1,0 
    
    getrocknet 
    
    17,6 
    
    72,5 
    
    2,9 
    
    3,9 
    
    3,1 
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    Reife Oliven 
    
    47,4 
    
    7,4 
    
    38,9 
    
    3,4 
    
    2,9 
    
    0,9 
    
    7,4 
    
    7,5 
    
    80,7 
    
    0,2 
    
    1,0 
    
    1,1 
    
    0,6 
    
    0,2 
    
    getrocknet 
    
    4,3 
    
    13,5 
    
    70,7 
    
    6,3 
    
    5,3 
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    Edelkastanien 
    
    40,3 
    
    47,1 
    
    4,5 
    
    6,3 
    
    1,8 
    
    0,2 
    
    3,9 
    
    7,2 
    
    57,1 
    
    7,5 
    
    18,3 
    
    3,8 
    
    1,5 
    
    0,5 
    
    Erbsen, Linsen und 
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    11,3 
    
    59,2 
    
    1,6 
    
    24,8 
    
    3,5 
    
    1,1 
    
    5,2 
    
    5,2 
    
    41,7 
    
    5,8 
    
    35,6 
    
    2,4 
    
    0,9 
    
    0,7 
    
    Nüsse • 
    
    4,3 
    
    13,6 
    
    69,1 
    
    19,2 
    
    2,5 
    
    1,2 
    
    9,6 
    
    5,0 
    
    31,0 
    
    13,7 
    
    34,5 
    
    2,5 
    
    1,2 
    
    2,1 
    
    
    11,9 
    
    70,7 
    
    3,1 
    
    11,7 
    
    2,6 
    
    1,4 
    
    3,9 
    
    2,4 
    
    28,4 
    
    11,5 
    
    40,1 
    
    1,3 
    
    10,3 
    
    1,5 
    
    
    Nachdem wir in diesem Abschnitt die wichtigsten für den Frisch- 
    köstler in Frage kommenden natürlichen Nahrungsmittel kennen ge- 
    lernt haben, sollen diese Ausführungen ergänzt werden durch einige 
    wenige Tabellen. Diese geben dem Leser eine Vorstellung vom Gehalt 
    der Nahrung, die er ißt, wenn sie in frischem gewachsenem Zustand, 
    ungekocht blieb und nicht durch künstliche Zubereitung verdorben 
    wurde. 
    
    Der wichtigste Bestandteil unserer Nahrung, wenn wir von den im 
    ersten Teil des Buches behandelten Vitazymen absehen, sind die 
    Mineralstoffe oder erdigen Grundstoffe in der Nahrung. Es sind dies, 
    wie im ersten Teil dieses Buches ausgeführt wurde, die Bestandteile 
    des Bodens, welche die Wuchskraft der Pflanze aus dem Boden her- 
    ausholt und als lebendigen organischen Bestandteil in ihren Körper 
    einbaut. Von diesen Mineralstoffen hat jeder seine eigene Aufgabe in 
    der Lebensabwicklung zu erfüllen. Ihr Fehlen bedeutet völligen Zusam- 
    menbruch des körperlichen Gesundheitszustandes und damit auch der 
    geistigen Kräfte. Die Wichtigkeit ihrer Aufgaben wurde im ersten 
    Teil des Buches schon ausführlich erläutert, darum genügt es in diesem 
    Zusammenhang nur den Gehalt der einzelnen Nahrungsmittel nach- 
    zuweisen. 
    
    Die wichtigsten Mineralstoffe, die auch in meßbaren Mengen im 
    Körper zu finden sind und deshalb auch reichlich in der Nahrung vor- 
    handen sein müssen sind: Eisen als Eisenoxyd, Kalk, von der Pflanze 
    aus dem Boden herausgeholt als Kalkoxyd, Natrium, Kalium und 
    Magnesium bzw. deren Oxyde. Der Gehalt an diesen erdigen Grund- 
    stoffen ist am leichtesten in den unverbrennbaren Aschen der betref- 
    fenden Pflanzen feststellbar. Es wird deshalb im folgenden der Ge- 
    halt an Hundertteilen des betreffenden Metalloxydes in den Aschen 
    der Pflanzen angegeben. 
    
    Eisen, zur Bildung des Hämoglobins und der roten Blutkörperchen 
    unersetzlich, findet sich in Prozenten des Aschengehaltes in folgenden 
    Pflanzen in brauchbarster Form: 
    
    
    Erdbeere 
    
    5,80 
    
    Spinat, Rapunzel u. a. 
    
    3,50 
    
    Lattich, Endivien usw. 
    
    5,20 
    
    Pflaumen und Steinobst 
    
    3,20 
    
    Brennessel und andere 
    
    
    Kohlrabi 
    
    3,00 
    
    Wildkräuter 
    
    4,70 
    
    Radieschen und Rettich 
    
    2,80 
    
    Stachelbeere, schwarze 
    
    
    Zwiebel und Lauch 
    
    2,30 
    
    Johannesbeere u. a. 
    
    4,50 
    
    Linsen und Erbsen 
    
    2,00 
    
    
    Kalk als Kalkoxyd in seinen verschiedenen Arten ist unentbehrlich 
    für den Aufbau der Zellgefüge und vor allem für den Aufbau und die 
    Erhaltung der Knochen. Er findet sich im Aschengehalt folgender 
    Pflanzen etwa in folgenden Hundertteilen: 
    
    
    Brennessel 
    Apfelsinen und 
    Citrusfrüchte 
    Zwiebel 
    
    Lauch, Porree usw. 
    
    
    28,2 Erdbeeren, Brombeeren usw. 14,0 
    
    Kohl verschiedener Art 12,5 
    
    24,5 Stachelbeeren, 
    
    22,8 Johannesbeeren u. a. 12,2 
    
    21,0 Spinat, Rapunzel u. a. 12,0 
    
    
    366 
    
    
    Löwenzahn u. Wildkräuter 
    
    20,0 
    
    Kohlrabi 
    
    11,0 
    
    Radieschen und Rettich 
    
    15,0 
    
    Weintrauben 
    
    10,7 
    
    Lattich, Endivien usw. 
    
    14,7 
    
    Pflaumen und Steinobst 
    
    10,0 
    
    
    Natrium hat vor allem die Aufgabe, den Anfall an Kohlensäure im 
    Lebensbetrieb des Körpers aufzusaugen und im Venensaft den Lungen 
    zur Ausscheidung zuzuführen. Es dient gewissermaßen als Neutralisa- 
    tionsfaktor im Blute. In Verbindung mit Kalium dient es ferner zum 
    Aufbau der Muskelgewebe und der Gehirn- und Nervenmasse. Alle 
    Verbindungen des Natriums aber werden sehr leicht zerstört durch 
    Erhitzung beim Kochen, Backen und durch Säuern und Gären. Den 
    Hundertsatz in den Aschen folgender Pflanzen bringt die Tabelle: 
    
    
    Spinat, Rapunzel u. a. 
    
    35,3 
    
    Radieschen, Rettich 
    
    21,0 
    
    Erdbeere, Brombeere u. a. 
    
    28,5 
    
    Linsen und Erbsen 
    
    13,5 
    
    Apfel 
    
    26,0 
    
    Löwenzahn u. Wildkräuter 
    
    10,5 
    
    Möhren, Schwarzwurzel u. a. 
    
    21,2 
    
    Gurken 
    
    10,0 
    
    
    Kalium in Verbindung mit Natrium ist der wichtigste Bestandteil 
    des Körpers im Aufbau der Muskeln, der Weichteile der Organe, der 
    Gehirn- und Nervenmasse und vor allem zum Aufbau der Zellwände 
    im ganzen Körper. Fast alle pflanzlichen Nahrungsmittel enthalten 
    genügend Kalium und Natrium, um den Bedarf des Körpers zu 
    decken. Nur bei besonderen Krankheitszuständen wie Skorbut, Rachi- 
    tis, Muskelerschlaffung und ähnlichen wähle man solche Zutaten, die 
    einen hohen Gehalt an diesen Nährstoffen haben. Aber auch hier ist 
    zu beachten, daß gerade die Kaliumverbindungen keine Erhitzung 
    vertragen. Der Hundertsatz im Aschengehalt der Pflanzen ist folgender: 
    
    
    Kartoffel 
    
    60,0 
    
    Kohlrabi 
    
    47,0 
    
    Pflaumen und Steinobst 
    
    60,0 
    
    Kohlarten 
    
    44,5 
    
    Weintrauben 
    
    56,2 
    
    Erbsen und Linsen 
    
    43,0 
    
    Möhren 
    
    55,0 
    
    Löwenzahn, Wildkräuter 
    
    38,3 
    
    Pastinaken 
    
    54,5 
    
    Lattich, Endivien u. a. 
    
    30,0 
    
    
    Magnesium ist notwendig, um die Widerstandskraft des Körpers 
    gegen äußere Einflüsse zu kräftigen und zu erhalten. Es findet sich in 
    Verbindung mit den bereits erwähnten Erdmetallen und mit Kiesel- 
    säure oder Silizium in allen Hautgebilden des Körpers besonders aber 
    in der Oberhaut, dem Schmelz der Zähne, den Haaren, der Knorpel- 
    masse in den Gelenken und hilft die Spannkraft der Muskeln und 
    Gewebe d. h. den Tonus des Körpers zu kräftigen. Es geht durch 
    Kochen und Erhitzen mit anderen Mineralstoffen aber gar zu leicht 
    feste anorganische und für den Körper und die Verdauungsorgane 
    nicht lösliche Verbindungen ein und ist in der Beziehung ebenso 
    empfindlich wie Natrium und Kalium. Zum Aufbau der Zellenhaut 
    für die Lungengewebe ist es unentbehrlich. Der Hundertsatz des 
    Aschengehaltes an Magnesium ist aus der Tabelle ersichtlich: 
    
    
    Mandel 
    
    17,5 
    
    Kokosnuß 
    
    9,5 
    
    Walnuß 
    
    13,0 
    
    Apfelsine und 
    
    
    Andere Nüsse 
    
    12,5 
    
    Citrusfrüchte 
    
    8,0 
    
    Buchweizen 
    
    12,0 
    
    Löwenzahn, Wildkräuter 
    
    8,0 
    
    
    367 
    
    
    Außer diesen Erdmetallen finden sich normalerweise noch alle 
    anderen Metallbasen im Boden und werden alle miteinander im Auf- 
    bau der lebenden Pflanzen notwendig sein, denn ihr Fehlen erzeugt 
    Ausfallerscheinungen im Wachstum und Krankheitserscheinungen im 
    Körper von Mensch und Tier. Sie sind aber alle im Boden nur in 
    Spuren zu finden und bei der jahrhundertelangen Ausnutzung und 
    Auslaugung durch unrichtige Düngung oft nicht mehr in genügender 
    Menge im Boden vorhanden. Zu diesen notwendigen Spurenelementen 
    gehören vor allem Kupfer und Mangan, um nur zwei zu erwähnen. 
    Wo sie im Boden fehlen, sollte man versuchen, sie schnellstens dem 
    Boden und damit auch dem Wachstum der Pflanzen zuzuführen. Man 
    kann dies am einfachsten durch Bestreuen des Gartenbodens mit fein 
    gemahlenen Steinmehlen aus Kupfererzen bzw. durch Bestreuen in 
    sehr kleinen Mengen mit pulverisierten übermangansaurem Kalium. 
    Alle anderen Metallbasen finden sich in den verschiedensten Erzen 
    und Gesteinen. Man kann sie alle seinem Boden durch Bestreuen mit 
    Steinmehlen verschiedener Art zuführen. 
    
    Außer diesen Erdmetallbasen gibt es noch die andere große Gruppe 
    der Nichtmetalle oder Säurebildner. Diese bilden mit den Metallbasen 
    zusammen die Erden, Lehme, Sande und Gesteine, aus denen sich die 
    Erdhaut zusammensetzt. Diese nichtmetallischen Bestandteile des 
    Bodens sind Schwefel, Phosphor, Kieselsäure oder Silizium, Fluor, 
    Bor, um die wichtigsten zu nennen. Sie finden sich in genügender 
    Menge in allen Bodenarten, da sich die gewöhnlichen Erden und Kie- 
    selsteine aus den Verbindungen derselben mit den Erdmetallbasen 
    z. B. aus fluor- und kieselsaurem Natrium, Kalium oder Aluminium 
    zusammensetzen. Schwefelsäure oder phosphorhaltige Erdmetallver- 
    bindungen sind überall zu finden, besonders häufig jedoch in beson- 
    ders Schwefel- oder phosphorhaltigen Erzen und Sanden. Diese wer- 
    den dann als besonders wertvolle Düngegaben als Steinmehle 
    z. B. auf den Gartenboden ausgestreut. Da nun gerade Fluor in 
    jedem humosen Boden zu finden ist und aus solchem von jeder 
    Pflanze gern aufgenommen wird, so ist es erstaunlich immer wieder 
    zu hören, daß dem Trinkwasser besondere Fluorgaben beigegeben 
    werden müssen, um z. B. dem Zahnschmelz Festigkeit und Wider- 
    standsfähigkeit zu geben. Es wird wohl richtiger so sein, wie schon 
    oft angedeutet, daß die Erhitzung und das Kochen fast aller Nahrung 
    bei der Zubereitung die organische Bindung des Fluors wie sie in der 
    lebenden Pflanze zu finden ist, zerstört und diese organische Verbin- 
    dung wieder in eine anorganische Erde oder in ein unlösliches Salz 
    mit einer gleichfalls im Kochen frei gewordenen Erdmetallbase ver- 
    wandelt, dadurch geht alles dem Körper verloren. Ein künstlicher 
    Ersatz im Trinkwasser für das durch Kochen Zerstörte ist kaum 
    möglich, da die zuzusetzenden Fluorverbindungen doch nur als unlös- 
    liche anorganische Verbindungen gegeben werden können. Was in 
    unseren Böden gelegentlich fehlt ist der Gehalt an Borsäure. Die- 
    
    
    368 
    
    
    sen kann man ersetzen durch eine sehr kleine Gabe von gemahlenem 
    Borax im Garten. 
    
    Trockenanalyse der Nahrungsmittel 
    
    Die nun folgende Tabelle ist sorgfältig aus den besten vorhandenen 
    analytischen Tabellen errechnet. Die sonst üblichen Tabellen werden 
    einschließlich des Wassergehaltes der Nahrungsmittel errechnet. 
    Trotzdem Wasser eines der hauptsächlichsten Bestandteile der Nah- 
    rung ist, so findet es sich in den verschiedenen Nahrungsmitteln in so 
    verschiedenartigen Mengen, daß es unmöglich ist, bei Einbezug und 
    Berechnung des Wassergehaltes in den Tabellen auf einen Blick den 
    endgültigen und vergleichsweisen Nährwert der Nahrung zu erkennen. 
    Alle Nahrung wird im Blut in achtzig bis fünfundachtzig Hundert- 
    teilen Wasser getragen. Die Natur hat die wertvollsten gesundheit- 
    förderlichen Nahrungsmittel, die saftreichen Früchte und Gemüse, 
    mit 75 bis 95 Hundertteilen Wasser versehen. Alle trockenen Nah- 
    rungsmittel müssen im Vorgang der Verdauung gut und gleichmäßig 
    verwässert sein, ehe sie im Darm verwertet werden können. Auf 
    Grund dieses Hinweises wird der Leser erkennen, warum die 
    Tabellen umgerechnet wurden, trotzdem es keine natürliche Nahrung 
    gibt, in deren Saft nicht Wasser enthalten ist. Die Reihe der Mineral- 
    stoffe zeigt, welche Nahrungsmittel reicher an Entgiftern und auf- 
    bauenden Grundstoffen sind. Schließlich offenbart uns die Tabelle die 
    Tatsache, daß die wasserreichsten Nahrungsmittel nach Abzug des 
    Wassers gewöhnlich reicher an den lebensnotwendigen nährenden 
    Grundstoffen sind, als die mehr trockenen und konzentrierten. 
    
    
    24 Sommer, Ernährung 
    
    
    369 
    
    
    Trockenanalyse des Gehaltes der Nahrungsmittel 
    in Hundertteilen nach Abrechnung des Wassergehaltes 
    
    
    
    Zucker 
    
    öle 
    
    Proteine 
    
    Mineral- 
    
    stoffe 
    
    
    Stärke 
    
    Fettstoffe 
    
    Eiweiß 
    
    Aschen 
    
    Spinat 
    
    42,0 
    
    4,5 
    
    28,0 
    
    25,5 
    
    Sellerie (Kraut) 
    
    59,0 
    
    2,3 
    
    20,5 
    
    18,2 
    
    Mangold 
    
    56,0 
    
    5,9 
    
    20,5 
    
    17,6 
    
    Lattich 
    
    54,0 
    
    5,0 
    
    23,5 
    
    17,5 
    
    Löwenzahn 
    
    62,5 
    
    4,8 
    
    19,6 
    
    13,1 
    
    Kohl 
    
    64,0 
    
    3,6 
    
    20,2 
    
    12,2 
    
    Wegerich 
    
    71,8 
    
    2,2 
    
    14,3 
    
    11,7 
    
    Sauerampfer 
    
    52,4 
    
    6,1 
    
    31,0 
    
    10,5 
    
    Grüner Spargel 
    
    60,0 
    
    3,5 
    
    27,0 
    
    9,5 
    
    Möhren 
    
    73,8 
    
    1,5 
    
    17,7 
    
    7,0 
    
    Sellerie (Wurzeln) 
    
    80,2 
    
    2,8 
    
    10,0 
    
    7,0 
    
    Radieschen 
    
    69,0 
    
    1,5 
    
    17,5 
    
    12,0 
    
    Rote Beete 
    
    77,0 
    
    1,0 
    
    13,0 
    
    9,0 
    
    Kohlrabi 
    
    56,7 
    
    1,5 
    
    33,7 
    
    8,1 
    
    Zwiebeln 
    
    77,9 
    
    3,4 
    
    13,0 
    
    5,7 
    
    Gurken 
    
    61,5 
    
    13,0 
    
    15,2 
    
    10,3 
    
    Tomaten 
    
    68,4 
    
    7,0 
    
    15,8 
    
    8,8 
    
    Junge Bohnen 
    
    69,0 
    
    3,0 
    
    21,0 
    
    7,0 
    
    Junge Erbsen 
    
    66,5 
    
    2,0 
    
    27,5 
    
    4,0 
    
    Zuckererbsen 
    
    69,2 
    
    1,6 
    
    23,3 
    
    5,9 
    
    Kartoffeln 
    
    83,9 
    
    0,5 
    
    11,0 
    
    4,6 
    
    Erdbeeren 
    
    75,8 
    
    6,5 
    
    11,2 
    
    6,5 
    
    Frische Pflaumen 
    
    91,2 
    
    0,6 
    
    4,4 
    
    3,8 
    
    Kirschen 
    
    91,5 
    
    0,6 
    
    4,5 
    
    3,4 
    
    Äpfel 
    
    91,2 
    
    3,1 
    
    2,4 
    
    3,3 
    
    Birnen 
    
    91,5 
    
    2,3 
    
    3,6 
    
    2,6 
    
    Apfelsinen 
    
    87,9 
    
    1,5 
    
    6,4 
    
    4,2 
    
    Rosinen 
    
    89,0 
    
    4,0 
    
    3,0 
    
    4,0 
    
    Datteln 
    
    92,1 
    
    3,3 
    
    2,5 
    
    2,1 
    
    Bananen 
    
    88,5 
    
    2,5 
    
    5,3 
    
    3,7 
    
    Haselnüsse 
    
    13,5 
    
    68,0 
    
    16,0 
    
    2,5 
    
    Walnüsse 
    
    66,2 
    
    18,8 
    
    13,0 
    
    2,0 
    
    Paranüsse 
    
    7,0 
    
    70,0 
    
    19,0 
    
    4,0 
    
    Erdnüsse 
    
    27,7 
    
    42,6 
    
    27,7 
    
    2,0 
    
    Hafer 
    
    76,0 
    
    6,8 
    
    15,0 
    
    3,2 
    
    Weizen 
    
    81,2 
    
    2,3 
    
    14,5 
    
    2,0 
    
    
    370 
    
    
    III. 
    
    
    Speisenzubereitung 
    
    Der Abschnitt „Speisenzubereitung“ wurde dem Buch Dr. Drews, 
    Chicago, t „Unfired Food and Trophotherapy“ entnommen bzw. nach 
    den Vorlagen dieses Buches ausgearbeitet und den deutschen Ver- 
    hältnissen angepaßt. Die einzelnen Anweisungen haben sich in vielen 
    Haushalten seit der ersten Herausgabe dieser Schriften immer wieder 
    bewährt. Sie haben schon vielen Familien den Weg zu einer gesunden, 
    abwechselungsreichen Kostform gezeigt. Diese hat sich erfahrungs- 
    gemäß bei wenigstens teilweiser Eigenerzeugung der Gemüse und der 
    Früchte als eine sehr billige Ernährung erwiesen bei gleichzeitiger 
    Überwindung von Krankheitszuständen aller Art. Sie erhält den 
    Menschen, der sie durchführt, in vollkommener Gesundheit und Lei- 
    stungsfähigkeit in körperlicher und geistig-seelischer Beziehung, wenn 
    nicht versucht wird, sie nur zusätzlich zur gewohnten Ernährung mit 
    heranzuziehen. Wer gleichzeitig landesüblich gekocht zubereitete 
    Speisen mit Milch, Eier, Brot, Käse usw. und Pflanzenfrischkost in 
    seinem Bauch zu verarbeiten sucht, wird nie erfahren, wie wohl- 
    tuend sich „die natürliche Ernährung“ im Körper auswirkt. 
    
    Um zu einer schmackhaften und nahrhaften Speisenzubereitung zu 
    gelangen, ist es am besten, die Kinder zu beobachten. Wir können 
    dann sehen, wie den Kleinen rohe Wurzeln, süße Steckrüben und 
    dergleichen, allein gegessen, stets gut munden, wie sie frische Früchte 
    jeder Art gern essen, besonders, wenn sie reif und süß sind, doch 
    werden mitunter auch noch nicht ganz reife vorgezogen. Nüsse und 
    alles Nußähnliche wird mit Vorliebe gegessen, wenn es zusammen 
    mit Früchten gekaut wird. Eine Verbindung von Früchten mit Ge- 
    müse jedoch wird im allgemeinen von Kindern ganz instinktiv abge- 
    lehnt. Getreide wird von den Kindern gern gegessen, wenn es ent- 
    weder noch weich in der Ähre sitzt oder durch Einweichen zum Kauen 
    gut vorbereitet ist: Selbstbereitete Getreideflocken in frischem Zu- 
    stande, d. h. ungeröstet, werden in Verbindung mit frischem Obst von 
    allen Kindern gern genommen. — Aus diesen kurzen Hinweisen kann 
    eine instinktiv richtige Zusammenstellung der Speisen und Gerichte 
    erfolgen. Man probiere einmal folgende einfachen Zusammen- 
    stellungen: 
    
    Kopflattich mit geriebener Kokosnuß; 
    
    Kernlose Rosinen und Walnußkeme oder Haselnußkerne oder 
    
    Mandeln; 
    
    Äpfelschnitten mit Walnußkernen; 
    
    
    371 
    
    
    ein oder zwei Erdnußkerne zusammen gekaut mit Radieschen 
    oder Rettich; 
    
    Selleriestückchen mit Erdnußkernen, mit süßen Mandeln gemischt; 
    Tomatenscheiben mit Nußkernen, bestrichen mit ein wenig Honig; 
    Haferflocken mit frisch gemahlener Mohnsaat und dazu Äpfel 
    oder anderes frisches Obst; 
    
    Kohlblätter irgendeiner Art mit gemahlenen Nußkernen, auch 
    Erdnußkernen, und geriebenen Sellerieknollen. 
    
    Dem Anfänger scheinen die angegebenen geringen Gewichtsmengen 
    von etwa 60 bis 150 Gramm als vollständiges Gericht etwas wenig zu 
    sein. Diese geringen Mengen sind zwar nicht genügend, um einem 
    Anfänger mit ausgeweitetem Magen und Gedärmen zur Sättigung zu 
    dienen. Der ganze Körper des Menschen und alle Gewebe sind ge- 
    wöhnlich derart ausgehungert, daß größere Mengen als angegeben 
    gebraucht werden, um die ersten Übergangserscheinungen leichter 
    und schneller zu überwinden und den Körper kräftig und leistungs- 
    fähig zu erhalten. 
    
    Beim Übergang zur Frisch- oder Rohkost esse man ruhig so gut und 
    reichlich, wie es notwendig erscheint, um ein wirkliches Sättigungs- 
    gefühl zu erhalten. Aus eigener Erfahrung weiß der Verfasser, daß in 
    den ersten 4 bis 6 Wochen oft Mengen von Nahrungsmitteln verzehrt 
    werden können, ohne daß sich Verdauungsstörungen oder Schwierig- 
    keiten im Verdauungskanal einstellen. Nach einigen Wochen wird 
    sich dann das Verlangen nach Nahrung verringern und ein natürliches 
    Nahrungsbedürfnis eintreten, besonders, wenn man gute Zähne hat 
    und seine Nahrung mit den Zähnen selbst zerkleinern und gründlich 
    kauen kann. 
    
    Im Anschluß daran sei gleich darauf hingewiesen, daß man sich bei 
    der Ernährungsumstellung nicht auf einzelne Nahrungsmittel zu be- 
    schränken braucht, sondern von vornherein die große Reichhaltigkeit 
    an Nahrungsmitteln, die uns die Natur in jeder Jahreszeit bietet, 
    auch voll und ganz ausnutzen kann; denn Abwechslung ist die Würze 
    der Speise auch in der Frischkost. 
    
    Gewichtsmengen 
    
    Alle Anweisungen in diesem Buch sind so zusammengestellt, daß 
    die richtigen Gewichtsmengen einen Teller voll der verschiedenen 
    Speisen ergeben, die zur Sättigung genügen, wenn sie in einer Mahl- 
    zeit, aus zwei oder drei Gängen bestehend, gereicht werden. Bei der 
    Zubereitung sind daher die Gewichtsmengen mit der Anzahl der 
    Essenden zu vervielfachen. Soll aber nur ein Gericht zu einer Mahl- 
    zeit gereicht werden oder nur durch ein wenig Kraftspeise oder Obst 
    ergänzt werden, so gebe man entsprechend mehr. 
    
    Gerätschaften zur Speisezubereitung 
    
    Der Pflanzenfrischköstler richtet seine Speisen in der Wohnküche 
    an und braucht dazu die folgenden Geräte und Apparate: 
    
    
    372 
    
    
    1. ein Hackbrett, etwa 30 X 50 Zentimeter groß, 
    
    2. ein Hackmesser aus rostfreiem Stahl mit einer etwa 20 Zentimeter 
    langen Klinge zum Zerschneiden und Hacken der Gemüse, 
    
    3. eine Reibe, anlauffrei verchromt oder aus rostfreiem Stahl, zum 
    Zerkleinern von Gemüsewurzeln wie Möhren, Radieschen, Ret- 
    tich, Sellerie, Petersilienwurzel, Pastinaken, Kohlrabi, Kartoffeln, 
    Gurken, Kürbis, harten Äpfeln, harten Birnen usw., 
    
    4 . eine Drews-Sommer Nußmühle zum Zerquetschen oder Durch- 
    drehen von Nüssen, Erdnüssen, Mandeln, Pinienkernen, Mohn 
    u. a. sowie zum Durchdrehen und besseren Mischen der verschie- 
    denen Zutaten bei der Herstellung der Nußfruchtschnitten, 
    
    5. eine Mohnmühle, zum Mahlen von Mohn und feinen Gewürz- und 
    Gemüsesamen, 
    
    6. ein Wiegemesser aus rostfreiem Stahl, wenn das Gebiß als Kau- 
    werkzeug schon gelitten hat oder eine Prothese als Zahnersatz 
    dient, 
    
    7. Eine Apfelreibe aus Glas, besonders, wenn Kleinkinder großge- 
    zogen werden sollen, 
    
    8. eine Zitronenpresse aus Glas oder Porzellan, 
    
    9. eine Schale zum Waschen der Gemüse und Wurzeln, 
    
    10. eine etwa 30 Zentimeter große Mischschüssel zum Anmachen der 
    Gerichte, 
    
    11. eine Tisch- oder Handmühle mit Mahlscheiben zum Mahlen von 
    Leinsaat, um das benötigte Ganzkorngrobmehl und die gemahlene 
    Leinsaat stets frisch zu haben, 
    
    12. eine Fruchtpresse aus Holz, wenn man Fruchtsaft trinken oder 
    Gemüsesäfte herstellen will, 
    
    13. statt einer Fruchtpresse kann man mit Vorteil die jetzt im Handel 
    befindlichen Saftschleudern nach Art der Mixgeräte verwenden, 
    
    14. Eßbestecke und Tischgeschirr aus Holz oder rost- und anlauf- 
    freiem Stahl. 
    
    Einfache Gerichte 
    
    Das Hauptgewicht der Ernährung sollte besonders in der Über- 
    gangszeit auf den reichlichen Genuß von Blatt- und Wurzelgemüse 
    aller Art gelegt werden. Es ist doch so, daß bei der landesüblichen 
    Kochkost die erdigen Grundstoffe, die Mineralstoffe in der Nahrung, 
    d. h. das, was man seit Lahmanns Zeiten als Nährsalze bezeichnet, in 
    allen gekochten Gerichten entweder fehlt oder nur unvollkommen 
    enthalten ist. Der Körper und seine Organe haben deshalb Schwierig- 
    keiten und Mühe, den notwendigen Mineralstoffgehalt zum Aufbau 
    der Knochen, der Muskeln, der Haut und der inneren Organe zu er- 
    halten. Auch die Blut- und Nervenbildung leidet unter dem Mineral- 
    stoffmangel ganz gewaltig, doch der schwerste Mangel entsteht da- 
    durch, daß die Neutralisation der bei den Stoffwechselvorgängen und 
    bei der Verdauungsarbeit entstehenden Säuren wegen des Fehlens 
    der erdigen Grundstoffe und Erdmetallbasen in der landesüblichen 
    
    
    373 
    
    
    Ernährung nicht durchgeführt werden kann. Die nicht neutralisierten 
    Säuren verderben dann den Körper und die inneren Organe und 
    seine Säfte derartig, daß alle möglichen Schwierigkeiten in der Auf- 
    rechterhaltung der Körperfunktionen die Folge sind. Um diesem 
    Mangel an erdigen Grundstoffen und Erdmineralien abzuhelfen, 
    sollte das Hauptgewicht der Ernährung, wie schon oft erwähnt, auf 
    frisches grünes Blattgemüse und Wurzelgemüse aller Art gelegt 
    werden. Da aber viele Hausfrauen beim Übergang zur natürlichen Er- 
    nährung recht hilflos sind und nicht wissen, wie sie die frischen Ge- 
    müse in ungekochtem Zustande zubereiten müssen, damit schmack- 
    hafte und sättigende Gerichte entstehen, so sollen hier in aller Kürze 
    die verschiedenen Zubereitungsarbeiten erklärt und erläutert werden. 
    
    Vorbereitung des Blatt- und Wurzelgemüses 
    
    Zur Einführung in die natürliche Ernährung ist es notwendig, dem 
    Neuling einige Anweisungen über die Reinigung und Zubereitung 
    der Blatt- und Wurzelgemüse zu geben. Alle Wurzeln, welche keinen 
    wahrnehmbaren, anstößigen Beigeschmack in der Haut haben wie die 
    Sellerieknollen, die Retticharten, die Pastinaken, die Schwarzwurzel, 
    die Petersilienwurzel usw., brauchen nur mit einer Bürste gereinigt, 
    gewaschen und getrocknet zu werden, um für die Speisen Verwen- 
    dung zu finden. Möhren und Karotten werden, frisch gezogen, nur 
    gewaschen und gebürstet, solche aus dem Winterlager sind leicht zu 
    schaben. Junge Süßkartoffeln werden nur gebürstet und gewaschen, 
    alte geschabt. Die Kartoffel sollte dünn geschält oder geschabt wer- 
    den; denn direkt unter der Schale sitzt der Solaningehalt, welchen die 
    Geschmacks- und Geruchsnerven nicht vertragen und der bei Fein- 
    nervigen Kopfschmerzen erzeugt. Steckrüben und Kohlrabi, die eine 
    harte Holzfaserhaut haben, sollten geschält werden. 
    
    Die inneren, geschützten Blätter des Kohlkopfes braucht man nicht 
    zu waschen. Junge Lindenblätter sind immer rein, außer, sie werden 
    von sehr niedrigen Büschen gepflückt. Lattich- und Blattgemüse, 
    welche mit Sand und Erde verunreinigt sind, müssen mehrere Male 
    gewaschen werden, damit kein Sandkorn haften bleibt. Die zarten 
    Stengel des jungen Pflück- und Kopflattichs sollte man nicht fort- 
    werfen, aber wenn sich am Blattansatz Sand und Erde befindet, so 
    sollten sie auseinander gepflückt werden. Es gibt nichts Unangeneh- 
    meres in einem Gericht als ein hartes Sandkorn zwischen den Zähnen. 
    
    Blattgemüse, welche gehackt und mit Nüssen zusammen Verwen- 
    dung finden sollen, sollten frei von Waschwasser sein; denn dieses 
    gibt den Gerichten einen faden Geschmack nach Spülwasser. Die beste 
    Art, Blattgemüse zu trocknen, ist folgende: Man lege die nassen Blät- 
    ter Blatt für Blatt auf ein Handtuch, welches für diesen Zweck ge- 
    halten wird, rolle es von einem Ende zum anderen auf und wringe es 
    leicht, damit das Tuch das Wasser auf saugen kann. 
    
    Gurken brauchen nur gewaschen zu werden. Ist die Haut zu hart, 
    
    
    374 
    
    
    dann schäle man ganz dünn. Tomaten braucht man nicht zu ent- 
    häuten. 
    
    Diese Angaben genügen für allgemeine Zwecke, besondere Anwei- 
    sungen werden in den einzelnen Zubereitungsarten gegeben. 
    
    Ersatz für Gewürze 
    
    In diesen Anweisungen sind nur bekömmliche und nahrhafte Ge- 
    würzkräuter zum Würzen der Speisen angegeben. Die folgenden 
    Kräuter sind am bekanntesten und werden am meisten verwendet. 
    Grüne Sellerieblätter, Liebstöckel (Blätter und Blüten), Petersilie, 
    Dill, Schnittlauch, Zwiebelkraut, Porree, Kerbel, Minze, Zitronen- 
    melisse, Kölle (Bohnenkraut), ausdauerndes Pfefferkraut, Boretsch 
    oder Gurkenkraut, Thymian, Majoran, Estragon, Basilikum, Pimpi- 
    nelle, Fenchel, Anis, Rosmarin, Salbei u. a. Sollte es Vorkommen, daß 
    irgend eines derselben für die angegebenen Gerichte nicht zur Hand 
    oder der Jahreszeit wegen nicht zu beschaffen ist, so steht es dem 
    Kostbereiter frei, einen entsprechenden Ersatz zu wählen. Wenn der 
    Grundgedanke der natürlichen Ernährung einmal verstanden worden 
    ist, wird man manche Verbesserungen und Abwechselungen erzielen 
    können, welche dem Geschmack des einzelnen besser gefallen. Alle 
    im folgenden angegebenen Anweisungen sind nur als Muster aufzu- 
    fassen, nach denen der Neuling sich richten kann. 
    
    Speiseöle 
    
    Gutes, kalt gepreßtes Mohn- oder Olivenöl ist gut und schmack- 
    haft. Wenn dieses aber nicht zur Hand oder zu teuer sein sollte, so 
    kann es durch unraffiniertes Sonnenblumensamenöl, frisches Leinöl 
    aus ungerösteter Saat, Rüböl oder andere gute Pflanzensamenöle er- 
    setzt werden, wie z. B. durch das schmackhafte kaltgewonnene milde 
    Senfsamenöl. Dabei ist jedoch zu bedenken, daß alle öle, welche bei 
    der Herstellung einer hohen Temperatur ausgesetzt werden, um sie 
    leichter aus der Saat herauspressen zu können, gesundheitlich minder- 
    wertig und schwer zu verdauen sind. Im Kaltpreßverfahren aus unge- 
    rösteter Saat hergestellte Speiseöle sind die einzig bekömmlichen. Der 
    Grund dafür ist im Abschnitt „Ernährungskrankheiten“ erläutert 
    worden. 
    
    Man lehne Auszugsöle, die durch chemische Lösungsmittel gewon- 
    nen wurden, unter allen Umständen ab. 
    
    Nußkerne aller Art, Mandeln, Erdnußkeme, Kokosnuß und andere 
    brauchen bei guten Gebißverhältnissen nur dann zerkleinert zu wer- 
    den, wenn der einzelne Nußkern, wie die Paranuß, zu groß ist. Sind 
    die Zähne nicht gut oder will man eine bessere Vermischung der 
    Nüsse mit den anderen Zutaten der Gerichte erzielen, dann vermahle 
    man die Nußkeme auf der Nußmühle System Drews-Sommer. Weiche 
    Nüsse wie z. B. Walnußkerne oder Pekannußkeme auch Paranüsse 
    schneidet oder hackt man auf dem Hackbrett in kleine Stücken oder 
    
    
    375 
    
    
    reibt sie auf einer rostfreien Reibe. Beim Mahlen auf der Nußmühle 
    
    quetscht man sonst zuviel öl heraus. 
    
    Einfache Gemüsegerichte 
    
    Lattich und Nüsse. 
    
    125 g gewaschene Lattichblätter oder Köpfchen werden mit 
    30 g Haselnußkernen, Erdnußkernen oder anderen Nußkernen auf- 
    getragen. Mische die Säfte des Lattichs mit denen der Nüsse 
    beim Kauen gut im Speichel. Auch frisch geriebene Kokosnuß 
    oder Kokosraspel schmeckt gut mit Lattichblättern. Statt des 
    Lattichs kann auch Spinat genommen werden. 
    
    Blattgemüse und Nüsse. 
    
    150 g krause Kresseblätter, gewaschen und in einem Tuch getrocknet, 
    junge Löwenzahnblätter, Endivien, frischer zarter Kohl, Ober- 
    kohlrabi, geschält, oder zarte Blumenkohlköpfe werden zu- 
    sammen mit 
    
    30 g Erdnüssen oder Pinienkernen, Walnüssen oder Paranüssen auf- 
    getragen. Kaue eine oder mehrere Nüsse mit jedem Bissen Ge- 
    müse und überrasche dich selbst durch die wunderbare Ge- 
    schmacksverbindung der Säfte während des Kauens. 
    
    Einfaches Blumengericht. 
    
    60 g Löwenzahnblumen, gemischt mit Gänseblümchen, Stockrosen- 
    blumen, Kapuzinerkresseblumen oder anderen eßbaren Blumen 
    trage mit 
    
    30 g gemischten Nußkernen auf. 
    
    Radieschen und Nüsse. 
    
    100 g Radieschen auf Lattichblättem bedecke mit 
    50 g gemahlenen Erdnußkernen. 
    
    Wenn der Nußsaft sich mit dem Saft des Radieschens oder Ret- 
    tichs im Mundspeichel verbindet, wird auch der schärfste Rettich 
    nicht mehr beißen, sondern angenehm munden. 
    
    Wurzeln und Nüsse. 
    
    100 bis 150 g Möhren, Pastinaken oder Steckrüben, gewürzt durch ein 
    paar Kartoffelscheiben, aufgetragen mit 
    30 g Erdnußkernen oder anderen Nußkernen, ergeben ein schmack- 
    haftes Gericht, wenn sich die Säfte der Wurzeln und Nüsse im 
    Speichel verbinden. 
    
    Derartige Speisen aus Wurzelgemüsen werden den ganzen Ver- 
    dauungskanal stärken und auffrischen und alle Magengärung 
    und Darmfäule herausfegen, wenn alle gekochten und gebacke- 
    nen stärkehaltigen Nahrungsmittel vermieden werden. Die un- 
    gekochten Wurzeln können nicht gären, sondern die Gärungs- 
    säuren im Magen-Darmkanal werden durch den Gehalt der 
    Nußkerne und der Wurzelgemüse neutralisiert und dabei ver- 
    braucht. Durch solche Gerichte wird ein versäuerter Magen 
    „süß“. 
    
    
    376 
    
    
    Zwiebeln und Nüsse. 
    
    50 g junge, grüne Zwiebeln mit gutem Kraut trage zusammen mit 
    
    30 g Erdnußkernen, gemischt mit Pinienkernen oder anderen Nuß- 
    kernen auf. Das Zusammenkauen der Nüsse mit den Zwiebeln 
    erzeugt eine angenehme Geschmacksverbindung und ein an- 
    stößiger Mundgeruch wird nicht entstehen. 
    
    Junge Erbsen und Nüsse. 
    
    50 g junge Erbsen mische man mit 
    
    30 g gehackten Walnüssen oder anderen Nußkernen, nur nicht mit 
    der Erdnuß. 
    
    Gemischte Gerichte für Frühjahr und Sommer 
    Spargelgemüse. 
    
    30 g grüne Spargelspitzen, geschnibbelt, 
    
    30 g Spinatblätter oder Rapunzel, zerschnitten oder kreuzweis ge- 
    hackt, 
    
    30 g Erdnußkerne oder Pinienkerne, gemahlen, oder Walnüsse oder 
    andere Nüsse, zerkleinert, mische alles zusammen und rühre 
    
    15 g öl hinein. Wer süße Speisen liebt, kann 15 g Honig hinzugeben. 
    Statt der angegebenen Zutaten kann man anderes, was gerade 
    an wild wachsenden oder Gartengemüsen vorhanden ist, genau 
    so gut verwenden. Noch schmackhafter wird das Gericht durch 
    Zugabe von Äpfeln, grob gerieben oder gestückelt. 
    
    Gemüsebrei mit Nußkernen in Rhabarbersaft. 
    
    50 g wildwachsendes Blattgemüse, eigener Wahl, gemischt mit Spi- 
    nat oder Rapunzel, fein geschnitten, Brennesselspitzen nicht ver- 
    gessen, 
    
    30 g Erdnußkeme oder andere Nußkerne, auf der Nußmühle ge- 
    mahlen, 
    
    50 bis 100 g Rhabarbersaft. Mische alles und rühre zu Brei. Trage 
    mit einigen Spinatblättern geschmückt auf und iß mit anlauf- 
    freiem Löffel. Wenn es verändert werden soll, können 
    
    15 g Honig oder öl hinzugetan werden. 
    
    Rhabarbersaft. 
    
    Um Rhabarbersaft herzustellen, schneide man die Rhabarberstengel 
    in etwa 10 cm lange Stücke, reibe diese auf rostfreier Reibe bis etwa 
    zur Hälfte, drehe das Stück um und reibe den Rest. Hat man genug 
    gerieben, so gebe man alles mit den Fasern in einen Saftbeutel aus 
    grobem Filtrierleinen und drücke den Saft mit der Hand aus. Metal- 
    lene Saftpressen sind zur Herstellung von Rhabarbersaft ungeeignet, 
    da die Säure das Metall angreifen würde. 
    
    Grünes Spargelgericht. 
    
    50 g zarte grüne Spargelspitzen, fein geschnitten, 
    
    25 g Schnittlauch oder Zwiebelkraut und Gartensauerampfer, fein 
    gehackt, 
    
    30 g Erdnußkeme oder Pinienkeme, gemahlen, oder Walnüsse, Man- 
    
    
    377 
    
    
    dein oder andere Nußkerne, gemahlen oder zerrieben, mische 
    und rühre 
    
    15 g öl hinein; wenn gewünscht, süße mit etwas Honig. Anstelle von 
    Sauerampfer kann auch Rhabarbersaft genommen werden. 
    Löwenzahngericht. 
    
    90 g Löwenzahnblätter (und Herzen), fein geschnitten und kreuz- 
    weis gehackt, mische mit 
    
    50 g Kokosnuß, gerieben, oder 30 g Erdnußkernen oder Pinien- 
    kernen, gemahlen, oder anderen zerkleinerten Nußkemen. 
    Wenn Baumnüsse verwendet werden, so lasse dich durch den 
    Wohlgeschmack von 
    
    15 g öl und einen Apfel als Beigabe überraschen. 
    
    Gemischtes Löwenzahngericht. 
    
    50 g Spinat aus überwinterten Pflanzen, geschnitten und kreuz- 
    weise gehackt, oder Rapunzel geschnitten, 
    
    50 g Löwenzahnblätter, wie vorher, 
    
    30 g Gartensauerampfer, gehackt, 
    
    30 g Radieschen, gewürfelt, und 
    
    50 g Nußkerne nach Wahl, gehackt oder gemahlen. 
    
    Tue alles zusammen und mische ein wenig Honig oder öl hin- 
    ein. Schmücke mit Löwenzahnblumen und trage auf. 
    Kraftnährgericht. 
    
    Mische mehrere oder so viele, wie von den folgenden Kräutern 
    zu erhalten sind: 
    
    
    Sauerampferblätter, 
    Löwenzahnblätter und -blüten, 
    saurer Knöterich, 
    junge Geißblattschüsse, 
    junge Lindenblätter, 
    Hirtentäschelkrautblätter, 
    Kresse, Blumen und Blätter, 
    Brunnenkresse, 
    
    Schafgarbe, Blätter und Blüten, 
    Brennesselblätter und -spitzen, 
    
    
    Oxalis oder Sauerklee, 
    Pimpinelle, 
    
    Stiefmütterchen, Blätter 
    Blüten, 
    
    Blätter vom Senfkraut, 
    Wegerich, 
    
    Spinat, 
    
    Petersilie, 
    
    Sellerieblätter, 
    eßbare Kräuterwurzeln, 
    
    
    und 
    
    
    Rapunzel. 
    
    Mische davon der zu erzielenden Würzigkeit entsprechend 
    100 bis 150 g nach Auswahl, gehackt, mit 
    
    30 bis 50 g Nußkernen, gemahlen, oder Kokosnuß, gerieben, oder 
    100 g irgendeiner der später angewiesenen Nußkremtunken. 
    
    
    Gemischtes Gemüse. 
    
    100 g Blattgemüse nach Wahl, geschnitten und kreuzweis gehackt, 
    
    30 g Schnittlauch oder Zwiebelkraut, fein gehackt, 
    
    15 g krause Gartenkresse, fein geschnitten, 
    
    50 g Nußkeme, gemahlen. Mische gut und rühre die Nüsse in das 
    Gemüse, dann gieße darüber 
    
    75 g Rhabarbersaft und trage auf, oder quetsche und rühre das Ge- 
    
    
    378 
    
    
    misch, bis es breiig wird. Statt des Rhabarbersaftes kann auch 
    frischer Apfelsaft oder der Saft einer Zitrone genommen werden, 
    
    Radieschen- oder Rettichpudding. 
    
    100 g Radieschen oder Rettich, gerieben, 
    
    25 g Gewürzkräuter, fein gehackt, 
    
    V 2 Teelöffel Kümmelsamen, gemahlen, 
    
    30 bis 50 g Pinienkerne gemischt mit Erdnußkernen, gemahlen, 
    Mische und rühre zusammen bis breiig. 
    
    Honigvorspeise. 
    
    100 g Lattichblätter, fein geschnitten, 
    
    20 g Honig, in etwas Wasser gelöst. Mische gut und trage auf. 
    
    Lindenblattgericht. 
    
    30 g junge Lindenblätter, fein geschnitten und gehackt, und 
    20 g Erdnußkerne oder andere Nußkerne, gemahlen. Dieses Gericht, 
    am Schluß der Mahlzeit gereicht, wirkt sehr sättigend. 
    
    Scharfes Blattgemüse. 
    
    100 g Lattichblätter, fein geschnitten, 
    
    60 g Blätter vom Senfkraut, gehackt, 
    
    30 g Zwiebelkraut, gehackt, 
    
    75 g Rhabarbersaft oder 100 g Apfelsaft oder feingeriebene Äpfel, 
    
    30 g Honig und 
    
    30 g öl. Mische alles zusammen und trage mit anlauffreiem Löffel 
    auf. Gehackte oder gemahlene Nußkerne dazu gegessen, wer- 
    den die Schärfe des Gerichtes mildern. 
    
    Schafgarbe oder Wildgemüse in Nußkrem. 
    
    30 g junge Schafgarbenblätter, so fein wie möglich geschnitten, 
    
    30 g Erdnußkerne, gemahlen, 
    
    60 g Wildgemüse, fein gehackt. Schlage alles zu Brei und mische 
    15 g öl hinein. Wenn gewünscht, süße mit ein wenig Honig. 
    
    Schafgarbe oder Wildgemüse mit Nüssen. 
    
    50 g junge Schafgarbenblätter, fein geschnitten, 
    
    30 g Erdnußkerne, gemahlen. Mische und trage auf Lattichblättern 
    auf. Dieses Gericht erweist den Wert der Erdnuß in Verbindung 
    mit herben oder scharfen Kräutern. Zu diesen Gerichten kann 
    man auch andere wildwachsende Kräuter wie z. B. Senfkraut- 
    blätter, Spitzwegerich, Scharbockskraut u. a. nehmen und da- 
    durch entsprechende Heilwirkung erzielen. 
    
    „Vogelnest“. 
    
    110 g Lattich- oder Endivienblätter oder Kohl, gehackt, und 
    50 g wildwachsende Kräüter und Gewürzkräuter, fein gehackt, 
    mische mit 
    
    50 g Kokosnuß, gerieben, oder Erdnußkerne, Mandeln oder Pinien- 
    kerne, gemahlen. Forme aus diesem Gemisch ein Vogelnest in 
    einer Schale und fülle es mit Radieschen oder kleinen Karotten. 
    
    Rettich- und Bohnengemüse. 
    
    50 g Rettich oder Kohlrabi oder Möhren, zerstückelt, 
    
    50 g junge grüne Bohnen oder Wachsbohnen, geschnibbelt, und 
    
    
    379 
    
    
    50 g Erdnußkerne oder Pinienkerne oder Mandeln, gemahlen, oder 
    Kokosnuß, gerieben. Mische und trage auf. 
    
    Junge Erbsen in Nußkrem. 
    
    100 g Erbsen, ganz. Dazu gib 
    30 g Gewürzkräuter, fein gehackt, 
    
    60 g Nußkerne, gemahlen (mit Ausnahme der Erdnuß), und 
    50 g Rhabarbersaft oder 
    
    75 g Apfelsaft. Rühre die Kräuter und Nußkerne mit dem Saft zu 
    Brei und trage mit anlauffreiem Löffel auf. 
    
    Wenn die verschiedenen Nußkerne oder Nüsse aus dem einen oder 
    anderen Grunde nicht zu beschaffen sind, so kann man Nüsse wie folgt 
    ersetzen: Weizen oder anderes Getreide wird über Nacht nach gutem 
    Waschen in Wasser geweicht. Am Morgen wird das weiche Korn auf 
    einem Handtuch leicht getrocknet und mit der Drews-Sommermühle 
    zu einem flockenartigen Mehl vermahlen. Derart vorbereitetes Ge- 
    treide ist leicht verdaulich. Es wird kräftiger, wenn man es mit frisch- 
    gemahlenem Mohn oder Leinsaatmehl mischt. Doch mische man die 
    Getreidezubereitung nicht in das Gemüse, sondern esse sie nebenher. 
    
    Gemüsegerichte für den Sommer und Herbst 
    
    Es ist selbstverständlich, daß alle Gerichte, welche für das Frühjahr 
    gelten, auch den ganzen Sommer hindurch zubereitet werden können, 
    soweit die Zutaten erhältlich, zart und frisch sind. Die folgenden 
    Sommer- und Herbstgerichte sind aus einer großen Zahl herausge- 
    wählt unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Verhältnisse. 
    Sie können nach Geschmack und erhältlichen Zutaten nach Belieben 
    geändert werden. 
    
    Gemischte Gemüse. 
    
    50 g Lattichblätter oder Endivien gemischt mit Kresse- oder Zicho- 
    rienblättern oder Brennesselspitzen, 
    
    50 g Gurken oder Sommerkürbis, fein in Scheiben geschnitten oder 
    gewürfelt, 
    
    50 g Tomaten gestückelt, 
    
    20 g Petersilie, Selleriekraut oder andere Gewürzkräuter wie Basili- 
    kum, Majoran, Estragon, Zitronenmelisse, gewiegt, 
    
    50 g Erdnußkerne oder Nußkerne, gemahlen oder gehackt, 
    
    15 g öl. Mische gut und trage auf. 
    
    Grünes Gemüse mit frischen Bananen. 
    
    50 g Lattichblätter und Endivien, Spinat, Löwenzahn oder Zichorien, 
    fein geschnitten und kreuzweis gehackt, mische mit 
    30 g Erdnußkernen oder anderen Nüssen, gemahlen oder zerkleinert, 
    60 g Bananen, zerquetscht und zu Brei geschlagen. Schmücke mit 
    30 g Bananenscheiben oder Tomatenstückchen und trage auf. 
    Rettichgericht. 
    
    50 g Rettich oder Radieschen, zerstückelt oder gewürfelt, 
    
    25 g Kohl und Sauerampfer, gehackt, und 
    
    
    380 
    
    
    30 g Erdnußkeme, gemahlen. Mische und trage auf Lattich- oder 
    Kohlblättern garniert auf. 
    
    Einfaches Bohnengericht. 
    
    100 g süße Wachsbohnen oder zarte grüne Bohnen, geschnibbelt, 
    mische mit 
    
    20 g Zwiebel- und Gewürzkräuter, gehackt, 
    
    30 g Erdnußkerne, gemahlen, oder Walnüsse, gehackt, und gebe 
    15 g öl hinein. Wenn Honig hinzugegeben wird, darf das Gericht 
    nicht lange stehen. 
    
    Mangold-Gericht. 
    
    75 g Mangoldstengel, fein geschnitten, 
    
    25 g Gewürzkräuter und Zwiebeln, gewiegt, 
    
    30 g Erdnußkerne, gehackt oder grob gemahlen. Mische gut und 
    trage mit 
    
    15 g öl auf. Zur Abwechslung bringe das Gericht das nächste Mal 
    mit etwas Honig gesüßt oder mit Tomaten versehen. 
    
    Gericht aus jungen Erbsen Nr. 1. 
    
    100 g ganze, junge Erbsen oder junge große Bohnen, gehackt, 
    
    30 g Baumnüsse nach Wahl, fein gehackt, 
    
    20 g Zwiebeln und Gewürzkräuter, gewiegt, 
    
    75 g Apfelsaft. Mische und rühre zu Brei, dann füge 
    
    15 g öl und etwas Honig hinzu, mische wieder und trage auf. 
    
    Gericht aus jungen Erbsen Nr. 2. 
    
    100 g junge Erbsen, 
    
    40 g Sauerampferblätter und Gewürzkräuter, gehackt, und 
    
    30 g Honig. Mische alles und füge 
    
    15 g öl hinzu, mische wieder und trage auf. 
    
    Bestrichene Gemüsescheiben. 
    
    100 bis 150 g Oberkohlrabi oder Möhren, Steckrüben, Pastinaken, 
    Kürbis, Zierkürbis, Süßkartoffeln oder Kartoffel, schneide in 
    Scheiben und bestreiche sie mit Nußbutter oder Nußbelag, wie 
    solche später angewiesen werden, Preiseibeer- oder Gewürz- 
    kräuterbutter schmeckt gut zu allen Gemüsescheiben. 
    Geriebenes Möhrengericht. 
    
    100 g Möhren, gerieben, 
    
    65 g Kokosnuß, gerieben, oder Walnußkerne, gehackt, gut gemischt, 
    ergibt ein mundendes und bekömmliches Gericht. 
    Wildkräutergemüse. 
    
    100 bis 150 g Wald- und Feldkräuter, gehackt, mische ihrer Würzig- 
    keit entsprechend mit 
    
    30 bis 50 g Nußkemen, gehackt oder gemahlen, mache mit öl oder 
    Honig an und füge Tomatenscheiben hinzu. 
    
    Gericht aus Kapuzinerkresseblumen. 
    
    15 g Kresseblumen, fein gehackt, 
    
    15 g Kresseblätter, fein gehackt, und 
    
    30 g Pinienkeme oder Erdnußkeme, gemahlen, oder Kokosraspel. 
    
    
    381 
    
    
    50 g Tomaten darüber. 
    
    Mische leicht und schneide. 
    
    Tomatengericht. 
    
    100 g Tomaten, zerstückelt, 
    
    100 g Radieschen oder Rettich, Oberkohlrabi, Möhren oder anderes 
    Wurzel- oder Knollengemüse, grob gerieben, 
    
    50 g Petersilie und Gewürzkräuter, gewiegt, und 
    
    50 g Erdnußkerne, gemahlen. Mische leicht und trage auf. 
    
    Tomaten- und Gurkengericht. 
    
    100 g Gurkenscheiben, 
    
    100 g Tomaten, gescheibt, und 
    30 g Zwiebeln mische mit 
    
    50 g Nußkernen oder Mandeln, gemahlen. Gib eine Lage der ge- 
    mahlenen Nußkeme zwischen die aufeinanderzulegenden Schei- 
    ben der Tomaten und Gurken. Verteile die Scheiben auf Lat- 
    tich- oder Endivienblätter und schmücke mit Petersilienkraut. 
    
    Gefüllte Tomaten. 
    
    180 bis 240 g Tomaten schneide in Hälften und nimm das Mittelfleisch 
    heraus. Dann nimm die Zwischenwände und den Saft mit 
    Kernen und mische diese mit 
    30 g Erdnußkernen oder Pinienkernen, gemahlen, und 
    15 g Sellerie- oder Petersilienkraut, Zwiebeln oder anderen Ge- 
    würzkräutern, fein gehackt. Fülle damit die beiden Hälften, 
    bedecke mit dem umgedrehten Mittelfleisch und trage auf. 
    
    Sauerkohlgericht Nr. 1. 
    
    100 g frische, zarte Kohlblätter, gehackt, 
    
    V 2 Teelöffel Kümmelsamen, 
    
    65 g Rhabarbersaft und 
    
    20 g Honig. Mische den Rhabarbersaft gut in das Gericht und trage 
    mit anlauffreiem Löffel auf. 
    
    Sauerkohlgericht Nr. 2. 
    
    100 g frischen Kohl, geschnitten, 
    
    30 g Zwiebel, geschnitten, hacke zusammen, füge 
    75 g Kokosraspel oder frischgeriebene Kokosnuß, 
    
    1 Teelöffel Kümmelsamen und 
    
    100 g Apfelsaft oder fein geriebener Äpfel hinzu. Mische alles gut 
    und lasse mindestens 15 Minuten ziehen. 
    
    Dann mische wieder und, wenn gewünscht, süße mit Honig. 
    
    Kartoffelkremgericht. 
    
    60 g Kartoffeln, dünn geschält, geschnitten und gehackt, 
    
    40 g Erdnußkerne oder solche gemischt mit Mandeln, Pinienkernen 
    oder anderen Nüssen, gemahlen, 
    
    10 g Gewürzkräuter, fein gehackt, und 30 g Zwiebeln, geschnitten, 
    und 
    
    60 g Rhabarbersaft oder sauren Apfelsaft, auch Zitronensaft kann 
    genommen werden. Mische und rühre, bis die Nüsse breiig 
    werden. 
    
    
    382 
    
    
    15 g öl können nach Geschmack hinzugefügt werden. 
    
    Dieses Gericht hilft bei Magenbeschwerden. 
    
    Gemischtes Gemüse. 
    
    50 g junge Bohnen oder Erbsen, 
    
    50 g junge Kartoffeln, dünn geschält und gestückelt, 
    
    50 g Möhren oder junge Rübchen, gewürfelt, 
    
    50 g Zwiebeln und Selleriekraut oder andere Gewürzkräuter. Hacke 
    alles und mische mit 
    
    50 g Erdnußkernen, gemahlen, gemischt mit Mandeln oder anderen 
    Nußkemen. Das Gericht wird kräftiger mit 
    15 g Olivenöl. 
    
    Erbsen und Tomaten. 
    
    50 g frische, junge Erbsen und 
    
    50 g süße Nußkerne werden gehackt, 
    
    30 g Petersilie, Gewürzkräuter und Zwiebeln, gewiegt, und 
    125 g Tomaten, zerstückelt, hinzugetan. Mische leicht und trage auf. 
    
    Zur Abwechslung kann das nächste Mal 
    20 g öl hinzugetan werden oder man kann mit Honig süßen. 
    Blumenkohlgericht. 
    
    50 g Blumenkohl, geschnitten, 
    
    50 g Möhren, gerieben, 
    
    25 g Selleriekraut oder Petersilie, Kresse oder Kapuzinerkresseblät- 
    ter, breitblättriger Sauerampfer und Zwiebeln, fein gehackt, und 
    50 g Erdnußkerne, gemahleln, oder gemischte Nußkerne, zerkleinert. 
    Mische und gebe 
    
    15 g öl hinein und süße, wenn notwendig, mit Honig. Man kann das 
    Gericht mit Blumenkohlstückchen, Tomatenscheiben und Peter- 
    silienkraut schmücken. 
    
    Blutreinigungsspeise. 
    
    50 g junge süße Zuckerrüben oder Rote Beete, 
    
    50 g zarter Kohl oder geschälter Kohlrabi und 
    50 g junge Möhren und etwas Sellerie- oder Rapontikawurzel wer- 
    den gerieben und gemischt mit 
    30 g Zwiebeln, 
    
    100 g Rhabarbersaft oder Apfelsaft oder 150 g geriebene Äpfel, 
    
    60 g Erdnußkeme, gemischt mit Pinienkernen, gemahlen, oder an- 
    deren Nußkernen oder Mandeln, gemahlen. Zum Schluß füge 
    nach Geschmack Honig oder öl hinzu. 
    
    Tomatenspeise. 
    
    100 g Tomaten, zerstückelt, 
    
    25 g Möhren, gerieben, 
    
    25 g Nußkerne, gemahlen, oder Walnußkerne, gehackt, 
    
    25 g Zwiebeln mit etwas Petersilie, fein gehackt, und 
    50 g junge Erbsen. Mische alles gut. 
    
    Endiviengemüse. 
    
    50 g Endivien, gemischt mit breitblättrigem Löwenzahn, gehackt, 
    
    
    383 
    
    
    25 g Sellerieblätter, breitblättriger Sauerampfer, Petersilie, Brun- 
    nen- oder Wasserkresse, fein geschnitten, und reichlich Zwiebeln, 
    30 g Erdnußkerne oder Mandeln, gemahlen. Mische leicht und 
    schmücke mit Kresseblumen. Dieses Gemüse wird mit 
    15 g öl gehaltvoller. 
    
    Endivien mit Kohl und Gurken. 
    
    50 g Endivien, gehackt, 
    
    50 g Kohl, grob geraspelt, 
    
    50 g Tomaten und 
    
    50 g Erdnußkerne oder Mandeln, gemahlen. Mische und schneide 
    darüber 
    
    100 g Gurken und füge etwas öl hinzu. 
    
    Mische wieder und trage auf. 
    
    Bohnen und Kürbis. 
    
    50 g junge Bohnen, gehackt, 
    
    50 g Melonenkürbis oder anderer Kürbis, gehackt oder gewürfelt, 
    
    25 g Zwiebeln mit Petersilie und Gewürzkräutern, fein gehackt, und 
    50 g Haselnußkerne oder andere Nußkerne nach Wahl, gemahlen. 
    Mische mit ein wenig öl. 
    
    Zwiebelgemüse. 
    
    50 g Zwiebeln, fein geschnitten, 
    
    60 g reife Tomaten, zerstückeltl, 
    
    50 g Sauerampfer, gehackt, und 
    
    50 g Erdnußkerne, Pinienkerne oder Mandeln, gemahlen. Mische und 
    rühre breiig, dann füge 
    
    15 g öl hinzu. Dieses Gericht wirkt ähnlich wie Rettichgemüse, er- 
    frischend und anregend auf den Magen. 
    
    Nußkremgemüse. 
    
    40 g junge Kartoffeln, geschält und gescheibt, 
    
    60 g Kohl, geschnitten, und 
    
    25 g Zwiebeln, geschnitten. Tue alles zusammen auf das Hackbrett 
    und hacke fein, dann füge 
    
    50 g Erdnußkerne, Pinienkeme oder andere Nüsse, gemahlen, 
    
    1 Teelöffel Kümmelsamen und 
    
    100 g Tomaten hinzu. Mische oder rühre zu Brei. Irgend zwei oder 
    drei verschiedenartige Gemüsesorten können zur Herstellung 
    dieses Puddings gebraucht werden. Man beachte: Rohe Kar- 
    toffeln heilen Magenstörungen. 
    
    Wurzelgemüse. 
    
    50 g Möhren oder Pastinaken und Petersilienwurzeln, gerieben, 
    
    30 g Erdnußkerne, gemahlen, 
    
    50 g Endivien. Statt der Endivien können Schwarzwurzelblätter mit 
    Petersilienkraut oder Löwenzahn mit Kresse, fein gehackt, ge- 
    nommen werden. Mische alles und träufle 
    25 g öl darüber, mische wieder, schmücke und trage auf. 
    
    Erlösendes Gemüse Nr. 1 bei Magenbescb werden. 
    
    100 g Kartoffeln, grob gerieben, 
    
    
    384 
    
    
    50 g breitblättriger Sauerampfer, gehackt, 
    
    50 g Erdnußkerne, gemahlen. Mische die Kartoffeln gut mit den 
    Nüssen. 
    
    Erlösendes Gemüse Nr. 2. 
    
    100 g Kartoffeln, grob gerieben, 
    
    50 g Sellerie- oder Petersilien- oder Kohlblätter, fein gehackt, mit 
    Zwiebeln, etwas Tomaten, geschnitten, und Möhren, gerieben, 
    75 g Mandeln, Hasel- oder Erdnußkerne, gemahlen. Rühre die Nüsse 
    gut in die Kartoffeln. 
    
    Diese beiden Gerichte ohne öl werden Magenbeschwerden und 
    Verdauungsstörungen beseitigen und alle Magen- und Darm- 
    leiden dauernd heilen, wenn gekochte oder gebackene Getreide- 
    zubereitungen nicht mehr gegessen werden. 
    
    Gemüsegerichte für den Winter 
    
    Wenn das grüne Gemüse knapper wird und die Gemüsefrüchte des 
    Sommers nicht mehr so reichlich zu haben sind, dann muß das Wurzel- 
    gemüse und das winterharte Kohlgemüse das ersetzen, was nicht mehr 
    zu haben ist. Weißkohl, Wirsingkohl, grüner Blätterkohl und vor 
    allem der süße Rosenkohl und Endivien und Spinat, solange noch zu 
    haben, sind schmackhafte Zutaten zu allen Gemüsegerichten im Win- 
    ter und der winterharte Porree muß das Zwiebelkraut des Sommers 
    ersetzen. 
    
    Muster zu einem Gemüsegericht im Winter. 
    
    50 g Möhren oder Pastinaken, Steckrüben, rote Beete oder anderes, 
    gerieben, 
    
    75 g Weißkohl oder anderer Kopfkohl, Blätterkohl oder Rosenkohl- 
    köpfchen, gehackt oder fein zerkleinert, 
    
    25 g Sellerie oder Petersilienkraut und Zwiebeln oder Porree, fein 
    gehackt, oder Sellerie- oder Petersilienwurzel, gerieben, 
    
    50 g Erdnußkerne, Mandeln oder Nußkeme nach Wahl, gemahlen, 
    oder Kokosnuß, gerieben, werden mit einem Eßlöffel öl ge- 
    mischt und 
    
    10 g Kümmelsamen hinzugegeben. Kümmelsamen schmeckt gut zu 
    allen Gerichten mit Kohl irgend einer Art als Zutat. 
    Pastinakengericht. 
    
    75 g Pastinaken und 25 g Möhren, gerieben, 
    
    50 g Weißkohl oder anderer Kohl nach Wahl, geschnitten, 
    
    15 g Zwiebeln, fein gehackt, oder Selleriewurzel, gerieben, 
    
    50 g Erdnußkeme oder Nußkerne nach Wahl, gemahlen, oder zer- 
    kleinerte Walnußkerne, 
    
    15 g öl und etwas Kümmel. Mische alles gut und trage auf. 
    Kürbisgericht. 
    
    25 g Möhren, gerieben, oder rote Beete, gerieben, 
    
    50 g harter Kürbis, gerieben, und etwas geriebene rohe Kartoffel, 
    
    15 g Rettich oder Meerrettich, gerieben, 
    
    
    25 Sommer, Ernährung 
    
    
    385 
    
    
    25 g Zwiebel oder Porree, fein geschnitten, 
    
    50 g Stengelsellerie, fein geschnitten, oder Selleriewurzel, gerieben, 
    50 g Erdnußkeme, gemischt mit Haselkernen, Mandeln oder Pinien- 
    kernen, gemahlen. Mache mit öl an und mische gut. Gib Wal- 
    nußkeme als Zuspeise. 
    
    Kartoffelgemüse. 
    
    50 g geschälte Kartoffeln, grob gerieben, 
    
    50 g Möhren, gerieben, 
    
    50 g Weißkohl, fein geschnitten, 1 Teelöffel Kümmelsamen, 
    
    50 g Erdnußkerne oder Nußkeme nach Wahl, gemahlen, 
    
    Mische mit öl und Honig nach Geschmack. Ein solches Gericht, 
    aber ohne öl oder Honig, hilft Magenbeschwerden zu über- 
    winden. 
    
    Rotkohl und Äpfel. 
    
    100 g Rotkohl, fein geschnitten, 
    
    50 g säuerliche Äpfel, grob gerieben, 
    
    15 g Zwiebeln, fein geschnitten, 
    
    25 g Nußkerne nach Wahl. Honig und öl nach Geschmack. 
    
    Mische alles gut und trage auf. 
    
    Gemüsepudding. 
    
    50 g Möhren oder anderes Wurzelgemüse, gerieben, 
    
    10 g Sellerieknollen, gerieben, 
    
    10 g Meerrettich oder 25 g Winter rettich, gerieben, 
    
    30 g Erdnußkeme oder andere Nußkeme nach Wahl, gemahlen, 
    
    15 g öl. Mische und gib etwas Honig nach Geschmack hinzu. 
    
    Dann rühre kräftig durcheinander, bis alles breiweich ist. 
    
    Hülsenfruchtgerichte 
    
    Reife grüne; Erbsen und Linsen können im Winter gut verwendet 
    werden, wenn die jungen frischen Hülsenfrüchte nicht mehr zu haben 
    sind. Die folgenden Anweisungen dienen als Vorlagen für die Ver- 
    wendung. Reife Busch- oder Stangenbohnen dürfen 
    unter keinen Umständen für die folgenden Ge- 
    richte zur Verwendung kommen. 
    
    Erbsen und Kohl. 
    
    50 g reife grüne Erbsen, in Wasser weichen, auf einem Tuch trocknen 
    und mit der Nußmühle mahlen, 
    
    75 g Weißkohl oder anderen Kohl nach Wahl, fein geschnitten, 
    
    25 g Zwiebeln und Gewürzkraut, wenn vorhanden, fein geschnitten, 
    30 g Nußkerne nach Wahl, grob gemahlen, mische mit öl und Honig 
    nach Geschmack. 
    
    Linsen. 
    
    Diese werden nach dem gleichen Schema hergerichtet. 
    
    Saure Hülsenfrüchte. 
    
    100 g grüne Erbsen oder Linsen werden in 50 bis 
    
    100 g Zitronensaft geweicht. Vor der weiteren Zubereitung werden 
    
    
    386 
    
    
    die geweichten Linsen oder Erbsen abgetrocknet und wie folgt 
    verwendet. 
    
    Saure Linsen-Uberraschung. 
    
    50 g saure Linsen trage mit 
    
    25 g Honig angemacht auf. Das Gericht ist sehr anregend und er- 
    frischend. 
    
    Saure Hülsenfrüchte und Nüsse. 
    
    50 g saure Linsen oder grüne Erbsen oder Markerbsen, in gleicher 
    Weise gesäuert, 
    
    50 g Walnüsse, gehackt, oder andere Nußkeme, gemahlen, 
    
    25 g Honig. Mische gut und trage auf. 
    
    Saure Hülsenfrüchte mit Trockenobst. 
    
    50 g saure Linsen oder Erbsen, ■ 
    
    30 g Nußkerne nach Wahl, gemahlen, 
    
    50 g Rosinen oder Datteln, Feigen oder anderes Trockenobst, ge- 
    schnitten. Mische gut miteinander und trage auf. 
    
    Man beachte noch einmal: Reife Busch- oder Stangenbohnen können 
    in der Pflanzenfrischkost keine Verwendung finden. Sie erzeugen, roh 
    gegessen, schwere Magen- und Darmbeschwerden. Man kann sie nur 
    gekocht und abgebrüht verwenden. 
    
    Früchte und Fruchtgerichte 
    
    Die Früchte sind von der Natur für den Menschen bestimmte Nah- 
    rung, die man nicht erst zuzubereiten braucht. In der Sonne gereift, 
    sind sie gewandelte Sonnen- und Lichtkräfte. Sie können weder in 
    ihrem Geschmack noch in ihrer Bekömmlichkeit durch irgendwelche 
    künstlichen Mittel oder durch Kochen oder Backen „verbessert oder 
    veredelt“ werden. Man gewöhne sich daher an, alle Früchte, Baum- 
    früchte jeder Art und Beerenfrüchte aller Art stets so zu essen, wie 
    sie uns von der Natur dargeboten werden. Ganz besonders angenehm 
    schmecken die meisten Früchte, wenn man sie mit ein paar Nüssen 
    zusammen kaut oder saure Früchte mit gemahlener Leinsaat mischt. 
    
    Die saftigen Beerenfrüchte im Sommer sollte man sich nicht durch 
    Einkochen, Sterilisieren usw. verderben, sondern genieße sie am 
    besten frisch vom Garten weg. Sie sind, voll ausgereift, am leichtesten 
    verdaulich und für den Aufbau und die Erneuerung des Körpers und 
    seiner Organe am dienlichsten. 
    
    Da aber die Hausfrauen es lieben, auch die Früchte in verschiedenen 
    Zusammenstellungen auf den Tisch zu bringen, so seien hier einige 
    Vorlagen von bewährten Fruchtgerichten angegeben. 
    
    Muster zu einem Fruchtgericht. 
    
    Man nehme zwei oder drei der angegebenen Beeren- oder Baum- 
    fruchtarten. 
    
    100 bis 180 g Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, 
    Heidelbeeren (Bickbeeren), Brombeeren oder Äpfel, Birnen, 
    Pflaumen, Zwetschen, Pfirsiche, Apfelsinen, Bananen, Pampel- 
    
    
    387 
    
    
    musen oder andere Früchte, der Jahreszeit entsprechend, zer- 
    kleinere großstückige Früchte und mische mit 
    30 g Nußkemen nach Wahl, gemahlen, Walnußkerne nur leicht zer- 
    kleinert, und trage auf. Wenn die Mischung zu herb oder zu 
    sauer ist, dann gebe man etwas öl oder Honig nach Geschmack 
    hinzu. Oliven- und Mohnöl sind zum Obst sehr bekömmlich. 
    Besonders gesund und bei Magenleiden sehr zuträglich ist ein 
    Zusatz frischgemahlener Leinsaat. 
    
    Bananenerfrischung. 
    
    150 g zerquetschte Bananen mische mit 
    30 g Nußkemen, gemahlen oder zerkleinert, träufle 
    15 g Zitronensaft darüber und trage auf. 
    
    In ähnlicher Weise können alle weichen süßen Früchte und süßes 
    Beerenobst hergerichtet werden. 
    
    Apfel- oder Bimenscheiben. 
    
    150 g Äpfel oder Birnen werden in Scheiben geschnitten und mit 
    75 g Zitronenbelag oder ebensolcher Butter bestrichen .(Herstellung 
    siehe Abschnitt Nußbutter und Nußbelag). 
    
    Kirschen- und Pflaumenbrei. 
    
    Zerquetsche zu Brei 
    
    150 g reife Kirschen oder Pflaumen, entsteint, und gib 
    30 g Nußkerne nach Wahl, gemahlen oder zerkleinert hinzu und 
    trage auf. 
    
    Pfirsichgericht. 
    
    100 g Pfirsiche, vom Stein befreit, 
    
    50 g süße Herbstäpfel oder Birnen, zerkleinere alles und mische 
    30 g Nußkerne nach Wahl darunter. Pinienkerne oder fein gehackte 
    Walnüsse munden gut in dieser Speise. 
    
    Gemischte Früchte. 
    
    100 g Äpfel, Birnen oder Bananen, zerkleinert, 
    
    100 g Weintrauben oder Beerenfrüchte, der Jahreszeit entsprechend, 
    50 g Nußkeme nach Wahl, gemahlen oder zerkleinert. Mische alles 
    und trage auf. Im Herbst füge man dieser Speise 
    25 g Preiselbeeren hinzu, doch quetsche man diese vorher. Auch 
    Apfelsinen schmecken gut in dieser Mischung. 
    
    Man beachte: 
    
    Alle Speisenzusammenstellungen, in denen frische saure Früchte 
    irgendeiner Art enthalten sind, dürfen von Leuten mit empfindlichem 
    Magen und bei Magen- und Darmleiden nicht mit grünem Gemüse 
    oder grünen Gewürzkräutern zusammen gegessen werden. Die da- 
    durch in den Verdauungsorganen ausgelösten Kräftespannungen wür- 
    den gegeneinander wirken und Blähungen und Unwohlsein hervor- 
    rufen. Die süßen Wurzelgemüse dagegen können mit allen Kemobst- 
    arten, besonders mit Äpfeln und süßem Trockenobst wie Rosinen, 
    Datteln, Feigen u. a. zusammen gegessen werden. Mit Leinsaat kann 
    man alle Früchte und alles Beerenobst zusammen essen. Besonders 
    
    
    388 
    
    
    Beerenobst ergibt mit Leinsaatmehl zusammen schmackhafte und be- 
    kömmliche Speisen. 
    
    
    Leinsaatmehl-Zubereitungen 
    
    Die Leinsaat ist wohl eine der heilkräftigsten Ölsaaten, die zu den 
    Stengelgewächsen zählt und in allen Gegenden gedeiht. Leinsaat heilt 
    Magen- und Darmleiden aller Art. Sie saugt alle Säurebildungen bei 
    Gärungserscheinungen im Magen-Darmkanal in sich auf und neutrali- 
    siert sie durch ihren hohen Gehalt an erdigen Grundstoffen aller Art. 
    Die zähe Haut oder Schale des Leinsaatkornes ist besonders wertvoll, 
    da gerade in dieser der Mineralstoffreichtum zu finden ist. Die Lein- 
    saat heilt nicht nur Magenleiden, sondern auch Hautleiden aller Art, 
    sofern diese auf innere organische Störungen oder auf Mangel an be- 
    nötigten Vitazymen beruhen. Der Keimling und die Nährstoffe um 
    den Keim bewirken dieses Wunder, das den Bauern und Viehzüchtern 
    bei der Behandlung von Hautleiden beim Vieh schon lange bekannt 
    ist. In der Leinsaat ist in ausgesprochenem Maße alles das enthalten, 
    was der Mensch zur Heilung und Gesundung braucht. Man wähle zu 
    Nahrungszwecken nur solche Leinsaatsorten, die kein kratziges Emp- 
    finden beim Schlucken erzeugen und kein Brennen im Magen ver- 
    ursachen. Leinsaat, die ausschließlich für die Herstellung von Firnis 
    und Anstreichölen angebaut wurde, ist für Speisezwecke gewöhnlich 
    nicht zu verwenden. 
    
    Da die Leinsaat eine harte, zähe Schale hat, so kann sie nur von 
    jungen Leuten mit guten Zähnen im ganzen Korn gekaut und ver- 
    arbeitet werden. Im allgemeinen ist es besser, sie zu mahlen und 
    dann herzurichten. Zum Mahlen der Leinsaat bediene man sich einer 
    Getreidehandmühle, die mit solchen Hartgußmahlscheiben versehen 
    ist, daß man damit sowohl Getreide als auch Leinsaat gut und schnell 
    vermahlen kann. Ist die Leinsaat noch erntefrisch, dann muß sie in 
    der Sonne oder bei mäßiger Wärme getrocknet werden, da sie sonst 
    beim Mahlen verschmiert und die Mahlgänge verstopft. 
    
    Leinsaatmehl und Beerenobst. 
    
    150 g frisches Beerenobst nach Wahl und Jahreszeit quetsche man in 
    50 g Leinsaatmehl, süße, wenn notwendig, mit etwas Honig und trage 
    auf. Heidelbeeren und Preiselbeeren sind wegen ihrer Urwüch- 
    sigkeit als Wildbeeren besonders schmackhaft und heilkräftig. 
    Heidelbeeren und Leinsaatmehl heilen alle Magen- und Darm- 
    leiden, sowohl Magengärungen aller Art als auch Durchfall im 
    Sommer oder Stuhlverstopfung aus irgendeinem Grunde. 
    Steinobst und Leinsaatmehl. 
    
    Genau so heilkräftig wie das Beerenobst mit Leinsaatmehl, frisch 
    hergestellt, sind alle Steinobstarten wie Kirschen, besonders Sauer- 
    kirschen, Pflaumen aller Art, Zwetschen, Pfirsiche, Mirabellen, Apri- 
    kosen u. a. Auch Bananen und Ananas ergeben schmackhafte und 
    würzige Gerichte. 
    
    
    389 
    
    
    Trockenobst und Leinsaatmehl. 
    
    Auch Trockenobst jeder Art, nicht nur Datteln, Feigen oder Rosinen, 
    sondern auch Trockenpflaumen, getrocknete Pfirsiche, getrocknete 
    Aprikosen, getrocknete Birnen, getrocknete Heidelbeeren u. a., können 
    mit Leinsaatmehl zu schmackhaften Gerichten, besonders für die 
    Frühstücksmahlzeit verwendet werden. 
    
    50 g Leinsaatmehl und 
    50 g Trockenobst nach Wahl weiche in 
    100 g Wasser ein und lasse über Nacht stehen. Am Morgen ist dann 
    die Frühstücksspeise fertig. Sie braucht nur noch auf ca. 30° C 
    erwärmt zu werden, wenn die Jahreszeit es verlangt. Diese Zu- 
    bereitung ist auch sehr bekömmlich am Schluß einer Mahlzeit. 
    
    Winterfruchtgerichte 
    
    Nach dem gründlichen Waschen nimm eine genügende Menge ge- 
    trocknete Früchte wie Rosinen, Datteln, Feigen, getrocknete Pflaumen, 
    Aprikosen, Pfirsiche, Birnen usw. und verwende sie zu den folgenden 
    Zubereitungen. Man vermeide jedoch die gebleichten weißen Apfel- 
    ringe. 
    
    100 g getrocknete Früchte nach Wahl werden zerstückelt und in 
    150 g Wasser oder weniger, solange geweicht, bis sie ganz weich sind. 
    Dann gebe man 
    
    60 g Nußkerne nach Wahl, gemahlen, hinzu und mische gut. 
    
    Zum Schluß streue man etwas geriebene Kokosnuß oder Kokos- 
    raspel darüber. Ist die Speise zu süß, dann träufle man noch 
    Zitronensaft darüber. 
    
    Apfelspeise. 
    
    100 g Äpfel, zerstückelt, mische mit zerkleinerten Apfelsinen und 
    50 g Rosinen oder Datteln, zerkleinert, und 
    50 g Nußkernen nach Wahl, gemahlen oder zerkleinert. 
    
    Früchte und Walnußkeme. 
    
    Nach dem Waschen und Trocknen von 
    100 g Rosinen oder anderen weichen getrockneten Früchten, zerklei- 
    nert, gib 
    
    50 g Walnußkerne, zerkleinert, hinzu und mische gut miteinander. 
    Reiche dazu Äpfel oder anderes frisches Obst. 
    
    Will man zu diesem Gericht andere Nußkerne oder Mandeln 
    verwenden, dann gebe man das Trockenobst zusammen mit den 
    Nußkernen oder Mandeln in eine Hackschale oder auf das Hack- 
    brett und hacke alles bis zu der gewünschten Feinheit. 
    
    Getreidezubereitungen 
    
    Die Getreidezubereitungen dürfen unter keinen Umständen gekocht, 
    gebacken oder sonstwie bei der Zubereitung über Blutwärme erhitzt 
    werden. Jede Getreidezubereitung, die mit Wasser verrührt oder ver- 
    knetet und dann gekocht, gebacken oder erhitzt wird, erzeugt früher 
    
    
    390 
    
    
    oder später entweder Magen- und Darmleiden durch Vergärung und 
    Zersetzung im Darm oder schwere Stoffwechselstörungen in den Säf- 
    ten des Körpers und seiner Organe. Roh genossen, kann das Getreide 
    notfalls die Nüsse ersetzen, gekocht oder gebacken ist es die Ursache 
    so vieler Störungen und Stoffwechselleiden, daß es besser ist, das Ge- 
    treide ganz zu meiden, wenn Anlage zu solchen Krankheitserscheinun- 
    gen vorhanden ist. 
    
    Einfache Getreidespeise. 
    
    Da das Getreidekorn in ausgereiftem Zustand so hart ist, daß es 
    schon ganz besonders guter Zähne bedarf, um damit fertig zu werden, 
    so weiche man das zu verwendende Korn über Nacht in Wasser ein, 
    trockne in einem Tuch oder trockne an der Sonne und benutze es 
    dann als Zutat. Man kann dazu alle Getreidearten wie Weizen, Rog- 
    gen, Nackthafer oder enthülsten Hafer, enthülste Gerste, Buchweizen, 
    Mais oder anderes verwenden. 
    
    1Ü0 g eingeweichtes und wieder getrocknetes Getreide ohne weitere 
    Zutaten oder gemischt mit 
    
    15 g öl oder Honig sind ein gutes Gericht wenn es mit frischen oder 
    getrockneten Früchten zusammen gegessen wird. 
    
    Man gebe dieses Gericht den Kindern, wenn sie zwischen den 
    Mahlzeiten Hunger haben. Es gibt den Zähnen gute Arbeit, wirkt an- 
    regend auf die Speichelbildung und regt die Verdauung an. Es ist 
    gleichzeitig sättigend. 
    
    Gekeimtes Getreide. 
    
    Ältere Leute sind durch die lange Gewöhnung an Gekochtes und 
    Gebackenes in ihrem Speichelfluß so geschädigt, daß die Umwandlung 
    der Getreidestärke in Frucht- und Traubenzucker im Speichel nicht 
    mehr vollständig möglich ist. Da nun die nicht gewandelte Getreide- 
    stärke im Magen nicht mehr verändert wird, so kann man die notwen- 
    dige Wandlung dadurch herbeiführen, daß man das Getreidekorn 
    zum Keimen bringt. Man erreicht die Keimung, wenn man das ge- 
    wünschte Getreidekorn, Weizen oder anderes, über Nacht einweicht 
    und am nächsten Morgen das sauer gewordene Weich wasser fortgießt. 
    Dann gibt man nur soviel Wasser darauf, daß das Getreide nur eben 
    feucht gehalten wird. Das Wasser soll über Nacht vom Getreide auf- 
    gesogen sein. Dann läßt man das Getreide bis zur Verwendung fast 
    trocken stehen, bis sich der weiße Getreidekeimling zeigt. Jetzt ist 
    das Korn zum Genuß fertig und kann allein oder mit frischen oder 
    eingeweichten getrockneten Früchten gegessen werden. 
    
    Einfache Getreideflocken. 
    
    Man weiche guten Weizen, Roggen, enthülste Gerste, Hafer oder 
    anderes Getreide solange ein, bis es ganz weich ist. Doch wasche man 
    das Getreide vorher gut in mehrmalig gewechseltem Wasser und 
    trockne wieder auf einem Tuch oder durch Ausbreiten in der Sonne, 
    ehe man es einweicht. Das so vorgeweichte Getreide gib dann durch 
    die nicht zu eng eingestellte Nußmühle (Drews-Sommer). Man erhält 
    eine leicht zusammenhängende Masse von zerquetschtem Korn, das 
    
    
    391 
    
    
    gut schmeckt, leicht verdaulich ist und mit frischen oder getrockneten 
    Früchten gern gegessen wird. 
    
    Das eingeweichte Korn kann man auch naß durch die Nußmühle 
    geben. Man trocknet den entstehenden Teig dann an der Sonne oder 
    im Winter auf der Abseite des Ofens. Man kann auch flache Fladen 
    oder Plätzchen daraus machen und diese trocknen. 
    
    Man beachte: Von der Getreidestärke wird immer nur soviel in 
    Blutzucker gewandelt oder in das Körpergewebe eingebaut, wie im 
    Mundspeichel bereits in Zucker verwandelt wurde. 
    
    Getreide-Kraft-Nahrung 
    
    Getreidekraftnahrung kann man sich dadurch herstellen, daß man 
    frisch hergestellte Getreideflocken wie oben oder gemahlenes vor- 
    gekeimtes Getreide mit der gleichen Gewichtsmenge oder etwas weni- 
    ger gemahlenen Nußkernen oder geraspelter Kokosnuß vermengt. 
    Derartige Getreidenußmischungen sind schmackhaft und regen den 
    Speichelfluß in eigenartiger Weise an. Es fällt einem niemals schwer, 
    derartige Getreidenußmischungen auch ohne weitere Zutaten leicht 
    und schnell einzuspeicheln und zu verspeisen, auch dann, wenn man 
    nicht gewohnt ist, solch trockenes Zeug zu verzehren. Man kann, 
    wenn es sein muß, zu dieser Speise auch käufliche Flocken nehmen, 
    wenn diese aus dem ganzen Korn hergestellt wurden. 
    
    Solches Getreidekraftmehl kann man sich auch herstellen, wenn 
    man die gemahlenen Nüsse zum Teil durch frisch gemahlene Leinsaat 
    ersetzt. Solche Getreide-Leinsaatmischung, mit Rosinen oder Frisch- 
    obst zusammen gegessen, ist sehr bekömmlich und kann Nüsse als 
    Zuspeise zum Obst und zu Beerenfrüchten zum Teil ersetzen. 
    
    Will man derartiges Kraftnährmehl zu frischen grünen Gemüse- 
    gerichten verwenden, dann muß man 100 g Getreidegrobmehl oder 
    Flocken mit etwa 50 g frisch gequetschten Mohn (auf der Nußmühle 
    bei Feineinstellung gequetscht), mischen. Getreide und grünes Gemüse 
    zusammengegessen erzeugen im Magen-Darmkanal Kräftespannun- 
    gen, die leicht zu Blähungen und Störungen führen. Wenn man aber 
    dem Getreidegrobmehl oder den Flocken Mohn hinzugibt, dann wirkt 
    der Mohn ausgleichend und besänftigend. Getreidenährmehl mit 
    Mohn schmeckt nicht nur zu Gemüsegerichten, sondern auch zu 
    Früchten aller Art. 
    
    Diese oben beschriebenen Kraftnährmehle werden in den weiteren 
    Ausführungen abgekürzt als KNM bezeichnet. 
    
    KNM mit Früchten. 
    
    100 g KNM nach eigener Wahl, 
    
    150 g Kernobst, zerkleinert, oder Steinobst, entsteint und halbiert, 
    werden gemischt und ein Teil des Obstes als Verzierung oben- 
    auf verteilt. Ein Zusatz von öl oder Honig verändert den Ge- 
    schmack. 
    
    KNM mit Beerenobst. 
    
    100 g KNM nach eigener Wahl, 
    
    
    392 
    
    
    150 g Beerenobst, der Jahreszeit entsprechend, werden gemischt und 
    mit einem Teil der Beeren verziert. 
    
    KNM mit Tomaten. 
    
    100 g KNM nach eigener Wahl werden mit zerkleinerten Tomaten 
    gemischt und mit Tomatenscheiben und Petersilienblättern ver- 
    ziert. 
    
    KNM mit getrockneten Früchten. 
    
    Die gewünschten getrockneten Früchte, Rosinen, Datteln, Feigen 
    oder Trockenobst werden zerkleinert und in wenig Wasser vor- 
    geweicht. Dann gebe man zu 
    
    100 g KNM nach eigener Wahl 
    
    100 g getrocknete Früchte und bedecke mit Rosinen. In der gleichen 
    Weise kann man auch getrocknetes Beerenobst verwenden. 
    
    Quittenpudding. 
    
    100 g KNM nach eigener Wahl 
    
    100 g Quitten, gerieben, werden gut miteinander gemischt. Die Quitte 
    verleiht dem Gericht eine besondere Würze. 
    
    Nährkraftspeise. 
    
    100 g KNM nach eigener Wahl mische mit 
    
    100 g Radieschen, Möhren, Kohlrabi, hartem Kürbis oder Kartoffeln. 
    Reibe das Wurzelgemüse auf der groben Seite der Reibe. Wür- 
    ziger als obige Speise wird das Gericht, wenn man statt des 
    süßen Wurzelgemüses würziges gibt wie Petersilien wurzel, Sel- 
    lerieknollen, gemischt mit Steckrüben, roten Beeten und anderem. 
    
    Haferkraftspeise. 
    
    50 g Mandeln oder Walnußkerne, gehackt, 
    
    50 g getrocknete Früchte nach eigener Wahl werden vorher leicht in 
    wenig Wasser geweicht und zerkleinert und mit den Nußkernen 
    gemischt. Dazu gibt man 
    
    50 g enthülsten ganzen Hafer oder Nackthafer und trägt auf. Zu die- 
    sem Gericht kann man an Stelle des Hafers auch ganzen ent- 
    hülsten Buchweizen nehmen. Alle anderen Getreidearten sind 
    zu hart. Dieses Gericht ist besonders geeignet für heranwach- 
    sende Kinder. Es enthält alle auf bauenden Nährstoffe und ist 
    reich an den notwendigen Wachstumsstoffen und Vitazymen. 
    Für alte Leute mache man dieses Gericht mit auf der Nuß- 
    mühle hergestellten Hafer- und Getreideflocken statt der Hafer- 
    kerne. 
    
    Erbsenmehlspeise. 
    
    50 g reife grüne Erbsen oder Markerbsen werden auf der Getreide- 
    mühle fein gemahlen, 
    
    50 g getrocknete Früchte eigener Wahl, leicht vorgeweicht, und 
    
    50 g KNM eigener Wahl werden ineinander gemischt und aufge- 
    tragen. 
    
    KNM mit grünem Gemüse. 
    
    Wenn keine Nüsse zu haben sind, dann kann man den Zusatz von 
    
    Nüssen oder gemahlenen Nußkemen zu einem Frischgemüsegericht 
    
    
    393 
    
    
    ersetzen durch Getreidegrobmehl, das zu einem Drittel der Menge mit 
    frisch gequetschtem Mohn gemischt wurde. Die sonst beim Zusammen- 
    essen von frischem grünem Gemüse mit Getreidezubereitungen auf- 
    tretenden Kräftespannungen mit Blähungen und Unbehagen im 
    Bauch werden vermieden oder ausgeglichen durch die beruhigenden 
    Eigenschaften der Mohnsaat, die gleichzeitig etwas stopfend auf den 
    Darm wirkt. Der Mohnzusatz erspart gleichzeitig den Ölzusatz zum 
    Gemüse. 
    
    150 g irgend einer Zubereitung aus frischem grünem Gemüse, wie in 
    den vorhergehenden Abhandlungen beschrieben, werden mit 
    50 g Getreidegrobmehl eigener Wahl und 
    25 g frischgequetschter Mohnsaat aufgetragen. 
    
    Man darf bei diesem Gericht das Getreide nicht mit dem Ge- 
    müse mischen, sondern nehme abwechselnd einen Bissen Ge- 
    müse und dann einen Löffel Schrotmehlgemisch in den Mund, 
    damit jedes für sich gut eingespeichelt wird. Für Menschen mit 
    krankem oder versäuertem Magen oder mit Darmstörungen 
    eignen sich derartige Gerichte nicht. 
    
    Fruchtbrot und Kuchen 
    
    Wenn es notwendig sein sollte, Getreide oder Nußfruchtgerichte in 
    der Art des gewohnten Brotes aufzutischen, geeignet zum Inscheiben- 
    schneiden oder als Plätzchen, dann werden sich die folgenden An- 
    weisungen als zweckdienlich erweisen. 
    
    Falls die hergestellten Speisen zu süß sind und daher auf die Dauer 
    nicht munden sollten, so kann man dem abhelfen durch Einweichen 
    der getrockneten Früchte mit Zusatz von Zitronensaft zum Weich- 
    wasser oder durch Verwendung von etwa einem Viertel der benötig- 
    ten Menge in Form von Aprikosen oder Pfirsichen. Auch ein Zusatz 
    von abgeriebener Zitronen- oder Apfelsinenschale schmeckt sehr 
    würzig. 
    
    Frucht-Brot. 
    
    500 g Weizen, enthülste Gerste oder anderes Getreide nach eigener 
    Wahl werden, wie gezeigt, nach Einweichen und wieder Trock- 
    nen auf der Nußmühle zu Flocken hergerichtet, 
    
    500 g Datteln oder Feigen mit einem Teil Aprikosen werden in einem 
    Teil der Flocken zerkleinert und dann mit dem Rest gemischt. 
    Die Mischung gebe man zweimal durch die Nußmühle. Dann 
    forme man das Ganze in Brotform oder presse in kleine 
    Kuchenformen. 
    
    Frucht-Kuchen. 
    
    500 g Weizen oder Getreide eigener Wahl wie oben, 
    
    500 g getrocknete Früchte, wie oben behandelt, werden zweimal 
    durch die Nußmühle gegeben. In den Teig gibt man dann 
    125 g dunkle Rosinen oder zerkleinerte getrocknete Pflaumen und 
    verknete gut. Dann presse man das Ganze in eine Kuchenform, 
    
    
    394 
    
    
    die mit Papier ausgelegt wurde, lasse trocknen und schneide in 
    Scheiben. 
    
    Fr uch t-N uß-Kuchen. 
    
    400 g Weizen oder anderes Getreide eigener Wahl, wie oben als 
    Flocken verarbeitet, 
    
    600 g Datteln oder Trockenobst eigener Wahl, 
    
    125 g Mandeln oder Nußkerne eigener Wahl werden zusammen ge- 
    mischt und zweimal durch die Nußmühle gegeben. In den Teig 
    knete man 
    
    125 g Rosinen oder getrocknete Pflaumen, zerkleinert, forme zu Brot 
    oder presse in Kuchenform, lasse erhärten und schneide später 
    in Scheiben. 
    
    Nuß-Kuchen. 
    
    250 g Nußkerne eigener Wahl gemischt mit 
    
    350 g Trockenobst eigener Wahl werden zusammen durch die Nuß- 
    mühle gegeben. Dann knete und mache kleine Plätzchen daraus 
    oder schneide den zu Laiben geformten Teig nach Erhärten in 
    Scheiben. 
    
    Wenn man erst den Wert dieser Zubereitungen als Dauemahrung 
    oder als Reiseverpflegung erkannt hat, wird man bald sehr findig 
    werden in der schmackhaften Zusammenstellung solcher Brot- oder 
    Kuchenschnitten. Man kann diese in Form von Kuchen- oder Brot- 
    scheiben gereichte Nahrung auch den Kindern zur Schule mitgeben. 
    Bestreicht man diese Scheiben mit Nußbutter oder Nußbelag (siehe 
    späteren Abschnitt) und gibt Frischobst als Zuspeise, so erhalten die 
    Schulkinder nicht nur gut mundende, sondern auch sehr gesunde 
    Zwischenkost, die sie nicht vor den Kameraden zu verstecken brauchen. 
    
    Torten 
    
    Wer aus besonderen Anlässen seinen Gästen oder der Familie etwas 
    Besonderes vorsetzen will, dem kann mit den folgenden Anweisungen 
    geholfen werden. 
    
    Eine Torte besteht aus dem Tortenboden und der Füllung. Dem- 
    entsprechend wird in den folgenden Anweisungen erst die Herstellung 
    der Tortenböden gezeigt. 
    
    Honig-Kruste. 
    
    250 g Getreide als Flocken verarbeitet, mische und knete mit 
    75 g Honig, etwas erwärmt, wenn er zu fest sein sollte, und drehe 
    die Mischung durch die Nußmühle. Dann breite den Teig auf 
    einer Unterlage, etwa einem flachen Teller oder einer flachen 
    Schale aus und lasse erhärten. 
    
    Getrocknete Frucht-Kruste. 
    
    Bereite einen Teig nach eigener Wahl aus den Zutaten wie in vori- 
    gem Abschnitt unter Frucht-Nuß-Kuchen angegeben wurde und breite 
    den Teig wie oben auf einer flachen Schale aus. Rosinen, Nüsse und 
    Getreideflocken sind immer zur Hand und können darum jederzeit 
    
    
    395 
    
    
    nach Durchdrehen durch die Nußmühle zu einem geeigneten Torten- 
    boden verwendet werden. 
    
    Streusel, 
    
    Als verzierende schmackhafte Tortenstreusel sind geriebene frische 
    Kokosnuß sehr geeignet. Man kann aber auch fertige Kokosraspel 
    dazu nehmen. 
    
    Tortenfüllungen. 
    
    Die Füllungen der Torten werden in die Tortenböden eingefüllt 
    und dann aufgetragen, nachdem man die Torten vorher in 4 oder 8 
    Teile geschnitten hat. 
    
    Apfelkremtorte. 
    
    Tortenboden nach eigener Wahl. Breite diese auf einer flachen 
    Schale oder einem flachen Teller aus und bereite folgende 
    Füllung: 
    
    200 g Äpfel, gerieben, 
    
    120 g Pinienkerne oder Nußkerne nach Wahl, gemahlen. Rühre beides 
    kräftig ineinander und gib dann 
    
    180 g Äpfel, in kleine Würfel geschnitten, hinzu und mische leicht 
    unter. Die fertige Torte verziere dann mit einigen Apf elscheibep. 
    oder Beerenobst nach Jahreszeit. Im Winter kann man auch 
    einige Rosinen mit in die Füllung geben. 
    
    Torte mit Beerenfruchtfüllung. 
    
    Tortenboden nach Wahl und vorhandenen Zutaten. 
    
    200 g Erdbeeren und Heidel- oder Blaubeeren werden zerquetscht, 
    120 g Nußkerne nach Wahl, vielleicht wählt man gleiche Teile Man- 
    deln und Erdnußkerne, gemahlen. Rühre beides ineinander, gib 
    100 g ganze Heidelbeeren in die Masse und fülle in den Tortenboden. 
    Schmücke die Torte mit 
    
    100 g ganzen Erdbeeren und streue etwas geriebene Kokosnuß oder 
    Kokosraspel darüber. 
    
    In ähnlicher Weise kann man sich Torten aus allen Beerenfrüchten, 
    am besten in Mischung mit zwei verschiedenfarbigen, herstellen. Es 
    wird stets eine freudige Überraschung für Gäste sein, etwas derart 
    Leckeres probieren zu dürfen, und es gerät immer gut. 
    
    Auch entsteinte Pflaumen und Kirschen lassen sich gut zu solchen 
    Torten verarbeiten. 
    
    Im Winter stellt man solche Torten aus Mischungen von verschiede- 
    nen Früchten her. Geriebene und gescheibte Äpfel, gemischt mit zer- 
    stückelten Apfelsinen oder Äpfel mit süßen Birnen und ein paar 
    Preiselbeeren, schmecken sehr würzig. 
    
    Will man getrocknete Früchte zu solchen Torten verwenden, dann 
    weiche man die gewählten getrockneten Früchte in wenig Wasser ein, 
    bis sie weich sind. Schneide und zerdrücke sie mit einer Gabel zu 
    Brei und gib zu der Mischung gemahlene Nußkerne nach Wahl. Mit 
    den Nußkernen kann man auch frisch gequetschten Mohn in die 
    Füllung hineinarbeiten. Das gibt dann Mohnkuchen. Zu den Torten- 
    füllungen kann man auch jeweils einige Stückchen frischer Ananas 
    
    
    396 
    
    
    I 
    
    hinzugeben, wenn solche zu haben sind, das gibt einen würzig-säuer- 
    lichen Geschmack. 
    
    Möhren-Torte. 
    
    Sehr wohlschmeckende und bekömmliche Torten und Kuchen lassen 
    sich auch aus frischen geriebenen Möhren, gemischt mit würzigen 
    Wurzeln wie Sellerieknollen, Petersilienwurzel, roten Beeten u. a., 
    herrichten. 
    
    Tortenboden nach Wahl und vorhandenen Zutaten. Dann mische 
    200 g Möhren, fein gerieben, mit 
    
    100 g Sellerieknollen, gerieben, ein wenig «Zwiebeln oder Gewürz- 
    kräutern, 
    
    100 g Haselnußkerne, gemischt mit Pinienkernen oder Mandeln, fein 
    gemahlen, rühre alles gut ineinander und gib, wenn nötig, noch 
    50 g Honig hinzu. Bestreue mit Kokosraspel oder frisch geriebener 
    Kokosnuß. 
    
    In ähnlicher Weise kann man alles Knollengemüse wie Kohlrabi, 
    Steckrüben u. a. in wohlschmeckender Mischung verwenden. Im Som- 
    mer gebe man zu solchen Gemüsetorten noch Tomaten hinzu und hat 
    dann sehr bekömmliche und sättigende Überraschungen für besondere 
    Anlässe. 
    
    Tomatentorte. 
    
    Tortenboden nach eigener Wahl. Dann mische 
    100 g Nußkerne, gemischt mit Pinienkernen oder Mandeln, oder bes- 
    ser nur Mandeln oder Mandeln mit Pinienkemen, fein gemah- 
    len, mit 
    
    200 g Tomaten, gehäutet und zerstückelt, und rühre gut ineinander. 
    Dazu gib 
    
    100 g Gurken, geschält und entkernt, in kleine Würfel geschnitten. 
    Fülle in den Tortenboden und verziere mit Tomatenscheiben 
    und Petersilienkraut. 
    
    In ähnlicher Weise lassen sich Kürbis, mit Tomaten gemischt, oder 
    Melonen verwenden. Zu den Melonen gebe man weniger Tomaten 
    und außer den gemahlenen Nußkernen noch ein paar gehackte Wal- 
    nußkerne. 
    
    Gesundes Naschwerk für große und kleine Kinder W R 
    
    Die im folgenden beschriebenen Zubereitungen von Nasch werk und 
    Süßigkeiten sollten in Vegetarier- und Rohköstlerkreisen bald so be- 
    liebt werden, wie es heute Zuckerwerk, Pralinen, Schokolade und 
    dergleichen im allgemeinen sind. Diese Zubereitungen schmecken 
    nicht nur gut, sondern sind auch bekömmlich und sättigend. 
    Nußschnitten. 
    
    125 g Pinienkerne oder Erdnußkerne, gemischt mit Pinienkernen 
    oder Nußkernen nach Wahl, werden zerkleinert. 
    
    125 g Datteln oder Feigen, gemischt mit ein paar getrockneten Apri- 
    kosen oder getrockneten Pfirsichen, werden klein geschnitten, 
    mit den zerkleinerten Nußkernen gemischt und zweimal durch 
    
    
    397 
    
    
    die Nußmühle gegeben. Den fertigen Teig rollt man zu etwa 
    IV2 cm Dicke aus und schneidet in kleine Würfel oder Recht- 
    ecke und läßt trocken werden. Dann kann man sie einzeln in 
    fettdichtes Papier einhüllen und zum Verbrauch auf bewahren. 
    
    Außer Datteln und Feigen kann man zu diesem Naschwerk auch 
    alle anderen getrockneten Früchte verwenden. Am besten ist es, man 
    mischt verschiedene Sorten miteinander und kann dadurch sehr ab- 
    wechselungsreiche Zusammenstellungen erzielen. Fügt man einige 
    beliebte Gewürze wie Anis, Koriander, Vanille u. a. hinzu, so wird 
    auch dadurch ein besonderer individueller Geschmack erreicht. 
    
    Man kann aus solchem Teig von Nußkernen und getrockneten 
    Früchten kleine Plätzchen formen und diese trocknen lassen. Diese 
    lassen sich ziemlich lange aufbewahren, so daß man sie notfalls 
    immer anbieten kann. Sie sind auf jeden Fall gesünder als süßes 
    Backwerk, aus Fabrikzuckermischungen hergestellt, die wohl ver- 
    führerisch schmecken können, aber leider zu argen Kalkräubern und 
    Gesundheitsstörungen im Körper der Kinder und Erwachsenen wer- 
    den. 
    
    Getreide-Nuß-Naschwerk. 
    
    100 g feines Schrotmehl aus eingeweichtem oder gekeimtem Weizen, 
    süßem Mais, enthülster Gerste oder Hafer hergestelltl, wird mit 
    100 g Nußkemen eigener Wahl zerkleinert, gemischt und mit 
    200 g getrockneten Früchten wie Datteln, Feigen, Aprikosen, Pfir- 
    sichen, Birnen, entsteinten Pflaumen einzeln oder in Mischung 
    nach Zerkleinerung zweimal durch die Nußmühle gegeben. 
    
    Die fertige teigartige Masse rolle man in IV2 cm Dicke aus und 
    schneide in kleine Rechtecke oder schräg. Wenn sie nachgetrock- 
    net wurden, kann man dieses Naschwerk aufbewahren. Man 
    kann daher größere Mengen davon machen. 
    
    Zu solchem Naschwerk kann man zur Abwechselung auch Gewürze 
    wie Anis, Ingwer, Vanille, Fenchelsamen u. a. hinzufügen. 
    
    Man kann zu all diesem Naschwerk auch frischgequetschten Mohn 
    hinzufügen und kann dadurch Mohnkuchen und Mohnplätzchen usw. 
    herstellen. Es kann jedem Geschmack Rechnung getragen werden. 
    
    Ergänzende Zubereitungen 
    
    Tunken für Gemüse- und Obstgerichte 
    
    Die folgenden Anweisungen dienen zur Herstellung von Tunken 
    zum Anmachen von Gemüse- und Obstgerichten in all den Fällen, wo 
    eine besonders saftige oder gehaltvolle Speise gewünscht wird. Sie 
    sind so zusammengestellt, daß sie die Verdauungstätigkeit anregen. 
    Tunken, aus Zitronen- oder Apfelsinensaft oder Fruchtsaft herge- 
    stellt, dienen zum Anmachen der Fruchtgerichte und Gerichte aus 
    Wurzelgemüsen. Zum Anmachen von grünen Gemüsegerichten nehme 
    man den Saft von Rhabarberstengeln oder Tomaten oder säuerliche 
    
    
    398 
    
    
    Äpfel, die man entweder zu Saft verarbeitet oder nur fein zerkleinert 
    oder grob gerieben zu den Gerichten gibt. 
    
    Zitronen-Nuß-Tunke. 
    
    15 g Pinienkerne oder Erdnußkeme oder Nußkerne eigener Wahl, 
    fein gemahlen, 
    
    15 g Olivenöl oder kaltgepreßtes Speiseöl, aus ungerösteten Ölsaaten 
    gewonnen, 
    
    30 g Zitronensaft, werden gut miteinander verrührt und dem Obst- 
    gericht beigegeben. 
    
    Honig-Krem-Tunke. 
    
    25 g Erdnußkerne, fein gemahlen, mische und schlage zusammen mit 
    30 g Zitronensaft oder Saft aus sauren Äpfeln und lasse 15 Minuten 
    ziehen, 
    
    15 g Honig werden dann hinzugefügt und das Ganze zu Krem ge- 
    schlagen. 
    
    In ähnlicher Weise kann man zur Herstellung von Tunken auch 
    Apfelsinensaft oder den Saft aus zerquetschten Tomaten verwenden. 
    Tomatensaft schmeckt am besten zu Gemüsegerichten aller Art. 
    
    Wenn dem Gericht schon gemahlene Nußkerne hinzugefügt waren, 
    dann kann man die Tunkenmischung auch ohne Nußkerne hersteilen, 
    doch dann sollte stets Olivenöl oder gutes Speiseöl aus Ölsaaten oder 
    Nußöl hinzugefügt werden. 
    
    Bananentunke. 
    
    Das Fleisch von ein oder zwei frischen Bananen wird mit einer 
    Gabel zu Brei flüssig geschlagen. In dieser Form gegeben, veredelt die 
    frische Banane den Geschmack der Gerichte. 
    
    In ähnlicher Weise kann man auch fein geriebene Äpfel oder 
    Kokosnußmilch verwenden. 
    
    Dattelhonig. 
    
    30 g Dateln werden zerstückelt und in 
    
    60 g Wasser eingeweicht, bis sie ganz zergangen sind. Dann quetsche 
    und verrühre mit einer Gabel, bis ein dickflüssiger Syrup ent- 
    steht. Derartiger Dattelhonig kann sowohl zu Obst- als auch 
    zu Gemüsegerichten gereicht werden. Er ist schmackhaft wie 
    Bienenhonig, aber bedeutend billiger. 
    
    Feigen lassen sich in ähnlicher Weise verwenden. Doch muß man 
    die Feigen vor dem Einweichen zerkleinern und dann bei Feineinstel- 
    lung durch die Nußmühle geben. Dann werden die Kerne mit zer- 
    quetscht und die besonderen Vitazyme im Samenkorn kommen zur 
    vollen Auswirkung im Körper. 
    
    Rhabarbertunke. 
    
    Zur Herstellung von Rhabarbersaft schneide man die Rhabarber- 
    stengel in etwa 10 cm lange Stücke, reibe diese auf einer möglichst 
    rost- und anlauffreien Reibe und quetsche das Geriebene durch ein 
    kleines Saftbeutelchen. 
    
    50 g Erdnußkeme, gemischt mit etwas Pinienkemen, werden fein 
    gemahlen, und 
    
    
    399 
    
    
    60 g Rhabarbersaft hinzugegeben. 
    
    Die Mischung lasse eine Weile ziehen und gib 
    
    30 g öl hinzu. In diese Mischung gib 
    
    10 g fein gehackte oder gewiegte Gewürzkräuter wie Kölle, Majoran, 
    Thymian, Basilikum, Estragon, Zitronenmelisse u. a. nach Wahl 
    und 
    
    15 g Petersilien- oder Sellerie- oder Liebstockblätter, fein gewiegt, 
    hinzu und rühre alles kräftig durcheinander. 
    
    Wer scharfe Gewürze liebt, der kann auch etwas geriebenen 
    Meerrettich hinzufügen. 
    
    Diese Tunke ist besonders für Gemüsegerichte im Frühjahr sehr 
    geeignet. Sie verfeinert den Geschmack der oft herben wildwachsen- 
    den Gemüsekräuter. Man kann den Geschmack dieser sogenannten 
    grünen Tunke vielfach ändern. 
    
    Tomatentunke. 
    
    60 g Tomatenfleisch werden mit 
    
    15 g Pinienkernen oder Erdnußkernen, fein gemahlen, und 
    
    10 g Gewürzkräutern nach Wahl, fein gewiegt, zu Brei verrührt und 
    
    10 g Olivenöl oder anderes gutes Speiseöl hinzugegeben. 
    
    Auch diese Tunke wird bald beliebt werden, da sie den Ge- 
    schmack aller Gemüsegerichte veredelt. Gurken, geschält und 
    fein gerieben, können ebenso zu einer Tunke als Gemüsebei- 
    gabe Verwendung finden. 
    
    Es ist dies nur eine Auswahl aus einer großen Anzahl von Möglich- 
    keiten zur Herstellung schmackhafter und würziger Beigaben zu Ge- 
    müse- oder Obstgerichten. Wir müssen es der Findigkeit der Hausfrau 
    überlassen, ihren Möglichkeiten und ihrem Geschmack entsprechend 
    die Zusammensetzung der Gerichte abzuwandeln, um immer neue 
    Anregungen und Überraschungen auf den Tisch bringen zu können. 
    
    Nußbutter und Nußbelag 
    
    Die im folgenden gegebenen Anweisungen, aus einer großen Reihe 
    ausgewählt, sollen einige Winke für die Herstellung von Aufstrich 
    oder Belag für Obst- und Wurzelgemüsescheiben oder für KNM-Brot- 
    oder Kuchenscheiben geben. Diese werden dadurch noch würziger 
    und schmackhafter, als sie es an sich schon sind. 
    
    Fruchtbutter. 
    
    60 g Zitronensaft oder Saft aus säuerlichen Äpfeln oder aus Quitten 
    wird mit 
    
    60 g Erdnußkernen, gemischt mit Pinienkernen oder Nußkemen 
    nach Wahl, gemahlen, gut verrührt, 
    
    30 g Rosinen oder Datteln, zerkleinert, können hinzugegeben werden. 
    
    Selleriewurzelbutter. 
    
    60 g Erdnußkerne, gemahlen, werden mit 
    
    60 g Petersilienwurzeln oder Selleriewurzeln, fein gerieben, gut ver- 
    rührt. Die Mischung lasse man eine kleine Weile ziehen und 
    
    
    400 
    
    
    gib dann 
    
    60 g Rhabarbersaft oder Saft aus herb-sauren Äpfeln hinzu. 
    
    Schlage alles gut ineinander. 
    
    Diese Butter ist besonders für Gemüsescheiben gut geeignet. 
    
    Preiselbeerbutter. 
    
    120 g zerquetschte Preiselbeeren werden mit 
    
    60 g gemahlenen Erdnußkernen gut verrührt. Man lasse eine Stunde 
    ziehen. Um Kraft und Zeit zu sparen, kann man diese Mischung 
    auch durch die Nußmühle geben. Diese Art von Butter schmeckt 
    sehr würzig und kann im Herbst sowohl zu Obst als auch zu 
    Gemüsescheiben Verwendung finden. Auch zu KNM-Brot und 
    -Kuchen mundet sie sehr gut. 
    
    Zitronen-Nuß-Butter. 
    
    60 g Zitronensaft werden mit 
    
    60 g Erdnußkernen, gemahlen, gut verrieben, dann gebe man 
    1 Teelöffel Senfsamen, gemahlen, und 1 Teelöffel ganzen Kümmel- 
    samen hinzu und lasse eine halbe Stunde ziehen. Dann gib 
    60 g Olivenöl oder ein anderes gutes Speiseöl hinzu und rühre kräftig. 
    
    Gewürzkräuterbutter. 
    
    60 g Rhabarbersaft oder Saft aus herbsauren Äpfeln werden mit 
    60 g Erdnußkernen, gemahlen, gut verrührt. Dazu gib 
    20 g geriebenen Rettich oder scharfe Radieschen und 
    30 bis 50 g gemischte feingewiegte Gewürzkräuter nach eigener Wahl. 
    Rühre alles gut ineinander und lasse ziehen. Je schmackhafter 
    die Gewürzkräuter sind, desto anregender wird diese Butter, 
    die sowohl zu Gemüse- als auch zu Obstscheiben Verwendung 
    finden kann. Man kann die Art ändern, wenn statt der gemisch- 
    ten Gewürzkräuter fein geschnittene Zwiebeln oder Zwiebel- 
    kraut verwendet werden. Doch empfiehlt es sich, der Mischung 
    dann noch etwas öl hinzuzufügen. 
    
    Einfacher Zitronen-Belag. 
    
    Der Ausdruck Belag soll andeuten, daß die Anweisungen keine 
    halbfesten Streichmittel ergeben, die zum Bestreichen wie Butter 
    Verwendung finden können, sondern daß eine ziemlich feste Masse 
    entsteht, die als Belag auf die vorbeschriebenen Brot- und Kuchen- 
    scheiben oder auf Gemüse- und Obstscheiben aufgelegt werden kön- 
    nen. Wenn auf eine Scheibe Fruchtbrot eine Scheibe einer der folgen- 
    den Belagarten und darauf eine Scheibe Obst oder Gemüse gelegt 
    wird, dann hat man richtige Schnitten oder Stullen, die man mit auf 
    den Arbeitsplatz nehmen oder als Wandernahrung gut gebrauchen 
    kann. Sie sind von würzigem Geschmack und sehr sättigend. 
    
    60 g Zitronensaft oder Saft aus herben Äpfeln, 
    
    120 g Erdnußkerne, fein gemahlen, oder Mandeln, 
    
    60 g Pinienkerne, fein gemahlen, 
    
    Diese Zutaten werden gut miteinander verrieben und ineinan- 
    der geknetet. Der Belag ist süß, kann aber durch Zusatz von 
    gemahlenem Senf- und Kümmelsamen würziger gemacht wer- 
    
    
    26 Sommer, Ernährung 
    
    
    401 
    
    
    den. Nimmt man nur Erdnußkerne oder Mandeln als Zusatz, so 
    wird der Belag zu hart. Nimmt man aber als Zusatz Walnuß- 
    kerne oder Haselnußkerne, so wird er ebenso geschmeidig wie 
    mit Pinienkernen. 
    
    Meerrettich-Belag. 
    
    60 g Erdnußkerne, fein gemahlen, 
    
    60 g Meerrettich, fein gerieben, werden ineinandergerührt und ge- 
    knetet. Wer scharfe Sachen liebt, wird diesen Belag als sehr 
    würzig empfinden. 
    
    Wer mehr für mildere Genüsse ist, der nehme statt des Meer- 
    rettichs etwa 100 g fein geriebene Sellerie- oder Petersilien- 
    wurzeln. Das schmeckt süßer. 
    
    Rhabarber-Quark. 
    
    60 g Rhabarbersaft, 
    
    60 g Pinienkerne, fein gemahlen, oder Walnußkerne, fein gehackt, 
    
    100 g Erdnußkerne, fein gemahlen, 
    
    1 Teelöffel Senfsamen, gemahlen, 
    
    1 Teelöffel Kümmelsamen, werden gut ineinander gerührt und mit 
    dem Kartoffelstampfer verrieben. Der Belag ist würzig und süß. 
    
    Preiselbeerbelag. 
    
    Verreibe in einer flachen Schale mit dem Kartoffelstampfer 
    
    180 g Preiselbeeren, zerquetscht, 
    
    120 g Erdnußkerne oder Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, und 
    füge dann 
    
    120 g Petersilienwurzeln und/oder Selleriewurzeln, fein gerieben, hin- 
    zu und verknete. Soll der Belag schärfer schmecken, dann nimm 
    zu den geriebenen Wurzeln soviel Meerrettich, fein gerieben, 
    wie gewünscht wird. Dieser Belag kann durch Beigabe von 
    Petersilienblättern oder Liebstöckelblättern noch würziger ge- 
    macht werden. 
    
    Würziger Belag. 
    
    60 g Rhabarbersaft, 
    
    120 g Erdnußkerne, fein gemahlen, knete gut ineinander und lasse 15 
    Minuten oder länger ziehen, dann füge 
    
    60 g gemischter Gewürzkräuter wie Majoran, Basilikum, Liebstöckel, 
    Estragon, Fenchel, Dill u. a., fein gewiegt, hinzu und verreibe 
    mit dem Kartoffelstampfer. 
    
    Vorspeisen 
    
    Vorspeise mit Apfel- oder Rhabarbersaft. 
    
    175 g Saft aus säuerlichen Äpfeln oder Rhabarbersaft, 
    
    15 g Weizen- oder Haferflocken, 
    
    15 g Erdnußkerne oder Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, werden 
    gut gemischt und 15 Minuten zum Ziehen hingestellt. Kurz vorm 
    Aufträgen schlage und rühre noch 
    
    15 g Honig und 15 g öl oder nur 30 g öl hinein. Zur Herstellung 
    
    
    402 
    
    
    verwende nur Löffel aus rostfreiem Stahl oder aus Holz. Alle 
    anderen Löffel verderben den Geschmack und die Bekömmlich- 
    keit durch die aus der Verbindung der Metalle mit den Säuren 
    des Saftes entstehenden Oxyde und Metallsalze. 
    
    Statt des Rhabarbersaftes kann man im Herbst auch Gurken- 
    saft oder zerquetschte Tomaten verwenden. 
    
    Gemischte Speise. 
    
    200 g Gurkensaft oder weiche gehäutete Tomaten, 
    
    30 g Erdnußkerne oder Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, 
    
    60 g Gurken, geschält und gerieben, wenn Tomaten zur Verwendung 
    kommen, oder 
    
    60 g Tomaten, zerquetscht, wenn Gurkensaft gewählt wurde, 
    
    30 g Gewürzkräuter nach Wahl, fein gewiegt, 
    
    15 g öl oder Honig werden gut ineinander gerührt und mit anlauf- 
    freiem Löffel aufgetischt. 
    
    Wenn man hat, kann man die Speise durch Kokosnußmilch 
    ergänzen. Das ergibt eine sehr süße Speise. 
    
    Haferflocken-Fruchtspeise. 
    
    200 g Weintraubensaft oder Saft aus Birnen und Äpfeln, 
    
    30 g Hafer- oder Weizenflocken, 
    
    15 g Olivenöl werden gut ineinander gerührt und verschlagen und 
    mit anlauffreiem Löffel aufgetischt. 
    
    Zu dieser Speise können auch alle Beerenobstsorten und Kir- 
    schen, Pflaumen, überhaupt alle weichen Früchte verwendet 
    werden. 
    
    Preiselbeerspeise. 
    
    30 g Preiselbeeren, zerquetscht, 
    
    30 g rote Beete, fein gerieben, oder Möhren, fein gerieben, 
    
    30 g Erdnußkerne oder Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, 
    
    150 g Gurken, fein gerieben, oder Tomaten, zerquetscht, 
    
    15 g Honig und/oder öl werden gut miteinander verschlagen. 
    
    Im Herbst und Winter kann man die Tomaten und Gurken 
    durch geriebene Äpfel ersetzen. 
    
    Erdbeerspeise. 
    
    150 g Erdbeeren oder Himbeeren, zerquetscht, 
    
    30 g Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, werden gut miteinander 
    verrührt. Eine derartige Speise kann man aus allen Arten von 
    Beerenobst und weichem Steinobst herstellen. 
    
    Wintervorspeisen. 
    
    Wenn im Winter keine weichen Früchte, außer vielleicht Äpfel und 
    Birnen, mehr vorhanden sind, kann man ähnliche Vorspeisen auch mit 
    getrockneten Früchten aller Art herstellen. Das gewählte Trockenobst 
    wird dann in genügend Wasser eingeweicht und nach dem Weichen 
    mit der Gabel oder dem Kartoffelstampfer zerquetscht. Alsdann wer- 
    den sie wie Beerenobst verwendet. Feigen gebe man vorher durch die 
    Nußmühle, damit die Kerne mitverdaut werden. 
    
    
    403 
    
    
    Nachtisch-Speisen 
    
    Die im folgenden angewiesenen Speisen sollen als Nachtisch am 
    Ende eines Mahles aufgetragen werden. Sie sind wie alle anderen hier 
    niedergeschriebenen Anweisungen aus einer großen Reihe von Mög- 
    lichkeiten ausgewählt, sie sollen gewissermaßen als Muster dienen. 
    
    Bananenschlag. 
    
    60 g Frische Bananen, zerquetscht, 
    
    60 g Erdbeeren oder Beerenobst nach Wahl und Vorhandensein, leicht 
    gequetscht oder zerkleinert, werden miteinander gemischt und 
    aufgetragen. Statt des Beerenobstes kann man auch zerkleinerte 
    Tomaten oder zerkleinerte Apfelsinen, Birnen usw. verwenden. 
    Beerenspeise. 
    
    60 g Beerenobst nach Wahl und Vorhandensein wird zerquetscht und 
    mit 
    
    15 g Nußkernen nach Wahl, fein gemahlen, gemischt. Dazu gebe man 
    
    30 g ganze Beeren unter die Mischung oder bedecke damit. Nimmt 
    man zu dieser Speise Preiselbeeren, dann gebe man noch Honig 
    hinein. 
    
    Gemischte Fruchtspeise. 
    
    60 g zerstückelte Pflaumen oder Kirschen oder anderes Steinobst, 
    
    20 g Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, und 
    
    15 g Honig werden gut ineinander gerührt und auf getragen. 
    
    Diese Speise kann der Jahreszeit entsprechend gewechselt wer- 
    den. Auch kam* man dazu Apfelstücke mit zerkleinerten Zitrus- 
    früchten wie Apfelsinen oder Pampelmusen verwenden. 
    
    Speise aus getrockneten Früchten. 
    
    60 g Wasser, lauwarm, weiche darin 
    
    30 g getrocknete Pflaumen über Nacht oder 8 Stunden lang ein, dann 
    zerquetsche sie mit dem Kartoffelstampfer und gib 
    
    20 g Nußkeme nach Wahl, fein gemahlen, dazu und rühre 
    
    15 g Honig hinein, wenn die Speise ganz süß sein soll. 
    
    Statt der Pflaumen kann man jede andere Art von getrockneten 
    Früchten nehmen, doch darf bei Verwendung von Datteln oder 
    Feigen kein Honig gegeben werden. 
    
    Leinsaatspeise. 
    
    Bei den Vor- und Nachtischspeisen kann man die zu verwendenden 
    Nußkerne mit gutem Erfolg durch das bekömmliche eingeweichte 
    Leinsaatmehl ersetzen. Bei weichem Beerenobst quetsche man das 
    uneingeweichte Leinsaatmehl statt der Nüsse hinein. Bei Verwen- 
    dung von getrockneten Früchten kann man das Leinsaatmehl gleich 
    mit in das Weichwasser geben, doch muß dann die Menge des Wassers 
    etwas vergrößert werden. 
    
    Getränke 
    
    Als Getränke können alle frisch hergestellten Säfte aus frischem 
    Beeren-, Stein- oder Kernobst gereicht werden. Auch Apfelsinensaft 
    und verdünnter Zitronensaft sind als bekömmliche Getränke geschätzt. 
    
    
    404 
    
    
    Man vermeide nach Möglichkeit auf Flaschen gezogene Fruchtsäftp, 
    da man nicht wissen kann, wie sie sterilisiert, konserviert und haltbar 
    gemacht wurden. Alle zum Verkauf angebotenen Säfte müssen lager- 
    fähig gemacht und gegen Verderb gefeit sein. Wer sich vor gesund- 
    heitlichem Schaden schützen will, trinkt besser reines Wasser. 
    
    Wem es kalt nicht mundet, der versuche es blutwarm mit etwas 
    Honig gesüßt. Will man Kräutergetränke hersteilen, so wiege man die 
    Kräuter fein und rühre sie dann in das Wasser. Sollte das gewiegte 
    Kraut stören, so presse man die Flüssigkeit durch einen Saftbeutel 
    aus oder gebe durch ein Haarsieb. Man kann sich die Sache erleichtern, 
    wenn man die fein geschnittenen Kräuter mit Stengeln und Blatt- 
    stielen durch die Nußmühle gibt, dann mit etwas Wasser einweicht 
    und nach etwa einer Stunde durch ein Tuch abpreßt. 
    Brennesselsaftgetränk. 
    
    Eine Handvoll Brennesselkraut mit Stengeln und Blattstielen wird 
    geschnitten und durch die Nußmühle gegeben. Auf den Kräuterbrei 
    gibt man etwas Wasser, etwa soviel, daß der Brei eben bedeckt ist 
    und läßt eine Stunde oder zwei ziehen. Dann preßt man durch ein 
    Safttuch mit der Hand aus und gibt Honig nach Geschmack hinzu. 
    Man wird durch den Wohlgeschmack dieses Getränkes überrascht 
    sein. Je weniger Wasser man nimmt, desto süßer schmeckt es, aber 
    ganz ohne Wasser widersteht der Saft leicht. 
    
    Nährgetränk. 
    
    120 g Saft aus Rhabarber oder aus säuerlichen Äpfeln. 
    
    60 g Möhrensaft oder Saft aus Kräutern nach Wahl. 
    
    30 g Honig werden gut ineinander gerührt und dann in etwa 
    300 g Wasser langsam verschlagen. Dieses Getränk ist ein Labsal für 
    Genesende und Leute mit schwacher Magensäure. 
    Nußbuttergetränk. 
    
    60 g Erdnußkerne, Pinienkerne oder Nußkerne nach Wahl, fein ge- 
    mahlen, und 
    
    30 g Wasser werden butterweich gerührt. In die Mischung gebe lang- 
    sam unter stetem Rühren 
    
    300 g Wasser, Schlage die Flüssigkeit kräftig und gebe noch 
    30 g Honig hinzu. Das Getränk muß vorm Trinken noch gut gerührt 
    werden, damit das Nußmus sich nicht setzen kann. 
    Leinsamengetränke. 
    
    60 g gemahlene Leinsaat werden in 
    300 g Wasser etwa 8 Stunden geweicht. Dann gebe man 
    30 g Zitronensaft und 
    
    60 g Nußkerne nach Wahl, fein gemahlen, hinzu und rühre gut in- 
    einander. Das Getränk ist sehr gehaltvoll und bekömmlich. 
    Diese Leinsamengetränke kann man schnell herstellen, wenn 
    man heißes Wasser zum Anrühren nimmt. 
    Leinsamen-Fruchtgetränke. 
    
    60 g gemahlene Leinsaat werden mit 
    
    
    405 
    
    
    60 g getrockneten Früchten nach Wahl, zerkleinert, etwa 8 Stunden 
    in 
    
    300 g Wasser geweicht. 
    
    Dieses Getränk ist leicht herzustellen und mundet immer. Wenn 
    die getrockneten Früchte nicht gleichzeitig mit der Leinsaat 
    weich werden, wie es bei Pfirsichen und Aprikosen oft der Fall 
    sein wird, dann weiche man die getrockneten Früchte schon vor- 
    her ein und zerquetsche sie gut, bevor man sie zu der weichen- 
    den Leinsaat gibt. 
    
    Noch einfacher ist die Herstellung, wenn man der geweichten 
    Leinsaat einen Löffel Honig hinzufügt. Will man die Leinsaat- 
    zubereitung nicht als Getränk, sondern als Brei reichen, dann 
    nimmt man entsprechend weniger Wasser zum Einweichen und 
    behandelt im übrigen wie angegeben. 
    
    Damit sei es der als Beispiele und Muster gedächten Anweisungen 
    für die Zubereitung der Nahrungsmittel genug. 
    
    Nach den Anweisungen über die Zubereitungsart der einzelnen 
    Gerichte möchte so manche Hausfrau und Mutter noch gerne wissen, 
    wie sie die Speisenfolge einzurichten hat, um auch die mögliche große 
    Abwechselung der Tages- und Jahreszeiten richtig auszunutzen. Wenn 
    sie diese grundlegend neue Ernährungsweise in ihrem Heim einführen 
    will, so wird sie fragen, was sie wohl an den einzelnen Tagen und zu 
    den einzelnen Mahlzeiten auftischen kann. Um nun auch dem An- 
    fänger zu helfen, sollen drei Wochenspeisepläne gezeigt werden. Dar- 
    aus kann dann die Hausfrau nach eigener Wahl und den vorhandenen 
    Zutaten selbst für große Abwechselung in der Ernährung der Familie 
    sorgen. 
    
    Ehe man sich aber nach den folgenden Angaben richten kann, lese 
    man sehr genau die einzelnen Abschnitte der Speisenzubereitungen 
    durch und mache sich eine Liste mit den Seitenzahlen der einzelnen 
    Gerichte. Dann wird es nur wenig Zeit kosten, um die folgenden Zu- 
    sammenstellungen nach den Namen im Buch zu finden, um sich danach 
    richten zu können. 
    
    Wochenspeiseplan für Frühjahr und Frühsommer 
    Montag. 
    
    Morgens: Sauerampfererfrischung aus frischem Sauerampfer mit Ro- 
    sinen oder Korinthen gemischt und mit einer süßen Tunke 
    angemacht. Wenn zu sauer mit Honig süßen. 
    
    Mittags: Löwenzahngericht mit Knospen und jungen Blüten. Die 
    
    jungen Blüten möglichst am frühen Morgen pflücken, dann 
    sind sie zart und süß. Als Zugabe geriebene Möhren, etwas 
    Sauerampfer oder Äpfel. 
    
    Nachtisch: Dattel mit Nüssen und Getränk nach Wahl. 
    Abends: Rosinenkuchen mit Äpfeln oder frischem Beerenobst. 
    
    Kräutertee oder Fruchtmus aus eingeweichtem Trockenobst. 
    
    
    406 
    
    
    jd 
    
    
    Dienstag. 
    
    Morgens: Leinsaatmehlbrei mit eingeweichten Datteln oder Trocken- 
    obst nach Wahl und Zusatz von Zitronensaft. 
    
    Mittags: Kraftnährgericht aus Gartengemüsen oder Wildkräutern 
    
    wie mehrfach beschrieben. 
    
    Nachtisch: Radies mit Nußkernen und Kräutergetränk mit 
    Honig. 
    
    Abends: Fruchtschale aus getrockneten Früchten. Vorher in Wasser 
    
    weichen. Gewürzsamen oder Gewürzkräuter nicht vergessen. 
    Wenn in reichlich Wasser eingeweicht, kann man den Saft 
    aus dem Trockenobst als Getränk verwenden. Gemahlene 
    Nußkerne als Zuspeise. 
    
    Mittwoch. 
    
    Morgens: Spinat mit Nußkrem. Das Gericht wird würziger, wenn 
    man Wildkräuter und Blüten davon wie die blut- und 
    nervenreinigenden Schlüsselblumen oder Löwenzahnblumen 
    dazu gibt. Schweren Stuhlgang löst Stiefmütterchenkraut 
    und Blumen. 
    
    Mittags: Grünes Spargelgemüse wie im Vorhergehenden beschrieben. 
    
    Nachtisch: Schnittlattich mit Schnittlauch und Walnuß- 
    kernen. Kräutertee. 
    
    Abends: Gemischtes Gemüsegericht mit jungen Lindenblättem. Wal- 
    
    nußkerne hackt man mit dem Gemüse zusammen. 
    Nachtisch: Getrocknete Früchte und Nußkerne nach Wahl. 
    
    Donnerstag. 
    
    Morgens: Wenn die Jahreszeit soweit vorgerückt ist, wird ein Gericht 
    aons frischem Beerenobst, mit Leinsaatmehl angemacht, eine 
    gute und sättigende Morgenspeise sein. 
    
    Mittags: Saure Linsenüberraschung nachdien gegebenen Anweisungen. 
    
    Nachtischspeise oder Frischobst nach Wahl mit Nüssen. 
    Abends: Vogelnest nach der Anweisung in den Gemüsezubereitungen 
    
    mit Radieschen und eßbaren Blumen. 
    
    Nachtisch: Frisches Beerenobst nach Wahl oder Trockenobst 
    mit Kräutertee. 
    
    Freitag. 
    
    Morgens: Meerrettichspeise. Wer an Hautunreinigkeiten, Furunkulose 
    u. a. leidet, der versuche folgendes: 1 Eßlöffel geriebener 
    Meerrettich wird mit 1 Eßlöffel Olivenöl oder gutem Speiseöl 
    versehen und mit gemahlenen Erdnußkernen verrieben. 
    Anschließend eins der vorbeschriebenen Frühstückgerichte 
    oder Leinsaatbrei mit frischen oder getrockneten Früchten. 
    Mittags: Junge Erbsen in Nußkrem, angemacht mit jungen Zwiebeln 
    
    und Gartengemüse. Auch zu dicht stehendes junges Erbsen- 
    kraut kann zu einem solchen Gericht gut Verwendung 
    finden. 
    
    Nachtisch nach eigener Wahl. 
    
    
    407 
    
    
    Abends: 
    
    
    Rhabarberstengel in Honig. Rhaberberstengel werden am 
    Vormittag in feine Scheiben geschnitten, mit Gewürzen 
    oder geriebenen Radieschen versehen und in Honig ver- 
    rührt. Dazu reicht man eine Schale mit Leinsaatbrei oder 
    eine Schale mit trockenem Leinsaatmehl, gemahlenen Nüs- 
    sen und Korinthen. Nachtisch nach eigener Wahl. 
    
    Sonnabend. 
    
    Morgens: Gemüse mit jungem Zwiebelkraut und jungen Erbsen, ge- 
    mahlenen Nußkernen nach Wahl oder Kokosraspel. Etwas 
    Rhabarbersaft macht das Gericht erfrischender. 
    
    Mittags: Gemüsegericht nach eigener Wahl und vorhandenen Zutaten 
    
    oder Beerenobstgericht mit Leinsaatmehl und gemahlenen 
    Nußkernen. 
    
    Trockenobst mit Walnußkernen. 
    
    Abends: Fruchtschale aus frischem Beerenobst wie vor. 
    
    Nachtisch und Getränk nach eigener Wahl. 
    
    Sonntag. 
    
    Morgens: Bananenschlag oder frisches Beerenobst, mit g)emaihlenen 
    Nußkernen oder Leinsaatmehl amgemacht. 
    
    Mittags: Für den Sonntagsausflug bereite man eine Fruchtnußpaste 
    
    oder mit Zusatz von Getreidezubereitungen einen Frucht- 
    nußkuchen vor, schneide den in Scheiben oder rolle zu 
    kleinen Kügelchen. Dazu reicht man Frischobst nach Wahl. 
    
    Abends: Tomaten- und Gurkengemüse mit Nußkernen angemacht 
    
    oder mit einer der vorbeschriebenen Tunken. 
    
    Wochenspeiseplan für Sommer und Herbst 
    
    Auch die folgenden Anweisungen können in den vorhergehenden 
    
    Ausführungen des Buches nachgelese 11 werden. 
    
    Man beachte immer: Vor den Hauptgerichten mittags und abends 
    
    sollte immer eine Vorspeise als Suppe oder als weicher Brei oder ein 
    
    Apfel oder anderes Obst der Jahreszeit entsprechend zur Anregung 
    
    gereicht werden. 
    
    Montag. 
    
    Morgens: Leinsaatmehlzubereitung mit Äpfeln oder Pflaumen oder 
    Beerenobst. 
    
    Mittags: Bestrichene oder belegte Gemüsescheiben nach den vorher- 
    
    gegangenen Anweisungen zubereitet. 
    
    Gurkenkremspeise. Trockenobst und Nußkerne. 
    
    Abends: Fruchtgericht, aus frischem Früchten oder edngewedchtem 
    
    Trockenobst zube reitet. 
    
    Dienstag. 
    
    Morgens: Heiltrank. Leinsaatmehl wird am Abend vorher mit Brenn- 
    nesselpulver oder fein gewiegtem Brennesselkraut einge- 
    
    
    408 
    
    
    weicht. Dazu gibt man kleingeschnittenes Trockenobst oder 
    Korinthen o. a. nach Wahl. 
    
    Mittags: Weißkohl mit Sellerie, geriebenen Möhren und Zwiebeln, 
    
    mit Nüssen und Tomaten angemacht. 
    
    Frühäpfel mit Fruchtnußkuchen. 
    
    Abends: Tomaten- und Gurkengericht, mit Zwiebeln und Kräutern 
    
    angemacht. Dazu gibt man gemahlene Mandeln mit Zusatz 
    von Pinienkernen. 
    
    Nachtisch nach eigener Wahl. 
    
    Mittwoch. 
    
    Morgens: Gemischte Fruchtspeise. 
    
    Leinsaatmehlgetränk mit Honig oder süßem Trockenobst. 
    Mittags: Gemischte Gemüseplatte mit Kräutern und Blumen ver- 
    
    ziert. Dazu reiche man eine Schale mit gemahlenen Nuß- 
    kernen, Mandeln usw. 
    
    Gefüllte Gurken. Dazu nimmt man am besten kleine dicke 
    Gurken. Diese werden quer zur Länge halbiert und aus- 
    gehöhlt. Den Saft mischt man mit Kräutern und gemahlenen 
    Nußkernen oder Mandeln und füllt ihn wieder in die Gur- 
    ken. Der Inhalt wird dann mit einer halben Tomate ver- 
    schlossen. Das Gericht wird mit Kräutern geschmückt und 
    auf Lattichblättern aufgetragen. 
    
    Abends: Gemüsegericht aus Lattich und Endivien mit Kräutern, 
    
    Zwiebeln und Tomaten. 
    
    Datteln oder süßes Trockenobst nach Wahl mit Nußkernen 
    und Zitronensaftgetränk mit Honig. 
    
    Donnerstag. 
    
    Morgens: Preisei- oder Brombeerspeise. Das Beerenobst wird zer- 
    quetscht und mit Leinsaatmehl oder gemahlenen Nußkernen 
    oder Mandeln gemischt. 
    
    Mittags: Rotkraut mit Äpfeln und gemahlenen Nüssen. Gewürz- 
    
    kräuter und geriebene Möhren verändern das Gericht nach 
    Wunsch. Auch geriebene Sellerieknollen können dazu ge- 
    geben werden. 
    
    Gurken und Tomatengericht mit Nußkernen. 
    
    Abends: Gefüllte Tomaten. Gemischte Obstplatte mit Nüssen. 
    
    Freitag. 
    
    Morgens: Pflaumenspeise mit Leinsaatmehlbrei. 
    
    Mittags: Spinat und Möhrengericht mit ApfeLscheiben. 
    
    Obst und Nüsse. 
    
    Abends: Endivien und Möhren, angemacht nach den vorhergege- 
    
    benen Anweisungen. 
    
    Obst und getrocknete Früchte mit Nüssen. 
    
    Sonnabend. 
    
    Morgens: Kartoffelkremspeise. Dieses Gericht ist besonders für Ma- 
    gen- und Darmkranke geeignet. Mischt man zarte Radies- 
    
    
    409 
    
    
    chen oder milden Rettich, gerieben, hinein und gibt Erdnuß- 
    kerne zu dem Gericht, dann ist es ein wohlschmeckendes 
    Essen. 
    
    Leinsaatmehlspeise mit Frischobst. 
    
    Mittags: Blumenkohlgericht mit Möhren und Tomaten. Gemahlene 
    
    Nußkerne, Gewürzkräuter und Zwiebeln nicht vergessen 
    und mit Blumenkohlstückchen, Tomatenscheiben und Lat- 
    tich- oder Endivienblättern verzieren. 
    
    Nachtisch nach eigener Wahl. 
    
    Abends: Blutreinigungsspeise. Rote Beete, Weißkohl oder Kohlrabi, 
    
    junge Möhren, Selleriewurzel und anderes frisches Wurzel- 
    oder Knollengemüse wird gerieben und gemischt. Dazu gibt 
    man reichlich Apfelsaft oder fein geschnittene Äpfel und 
    Kräuter. Gemahlene Erdnußkerne, mit anderen Nüssen ge- 
    mischt, werden hinzugegeben und das Gericht mit Honig 
    und öl abgeschmeckt. 
    
    Frisches Beerenobst oder Früchte mit Nußkernen. 
    Kräutertee. 
    
    Sonntag. 
    
    Morgens: Gemischte Fruchtspeise. Wenn man zu diesem Gericht 
    frische Weintrauben verwenden will, so wasche man diese 
    tüchtig in heißem Wasser. Dazu gibt man eine Nußkrem 
    mit Apfelsaft verrührt. Leinsaatmehlgetränk. 
    
    Mittags: Gemischte Ohstplatte mit Nußkernen. Das entlastet die 
    
    Hausfrau für den Sonntag. 
    
    Abendis: Tomaten- und Gurkenspeise. 
    
    Obst mit Nußfruchtkuchen. Heißes Honigwasser mit Zitro- 
    nensaft. 
    
    Wochenspeiseplan für die Wintermonate 
    
    Bei diesen Zusammenstellungen ist zu beachten, daß es keineswegs 
    nötig ist, alle Speisen kalt zu essen. Man kann sich alle Gerichte auf 
    richtige Eßwärme vorwärmen und auch die Getränke so heiß werden 
    lassen, daß man sie noch gut trinken kann. Im Winter ist eine warme 
    Suppe vor den Hauptmahlzeiten immer angebracht und wird gern 
    genommen werden. Die Speisen dürfen dabei nicht ins Kochen 
    kommen. 
    
    Montag. 
    
    Morgens: Leinsaatschrotbrei. Dieser kann schon am Abend vorher 
    vorbereitet werden und braucht dann nur angewärmt zu 
    werden. Wer es morgens erst zubereiten will, der nehme 
    zum Anrühren des Breies heißes Wasser. 
    Zwischenfrühstück, falls notwendig, Gemüsescheiben mit 
    Belag. 
    
    Mittags: Rosen- oder Blätterkohl mit Möhren und Sellerieknollen, 
    Man beachte: die Strünken vom Blätter- oder Grünkohl 
    werfe man nicht weg, sondern gebe sie fein geschnitten 
    
    
    410 
    
    
    oder gerieben mit in das Gericht. Die Strünken des Blätter- 
    kohles sind süßer als die Blätter und mineralstoffreicher. 
    Man spare bei diesem Gericht nicht mit den Nüssen und 
    schmecke gut mit öl oder Honig ab. Kümmelsaat schmeckt 
    immer gut zu Kohlgerichten. 
    
    Nachtisch: Äpfel mit Nußkernen und Trockenobst. 
    
    Abends: Gemüsegericht wie zu Mittag. 
    
    Frische oder getrocknete Früchte mit Nüssen. 
    
    Dienstag. 
    
    Morgens: Leinsaatzubereitung mit Trockenbanianen und Aprikosen. 
    
    Zwischenfrühstück: Trockenobst nach Wahl zusammen mit 
    Nußkernen oder Mandeln durch die Nußmühle geben und 
    mit Frischobst verzehren. Solche Zubereitungen eignen sich 
    gut als Wander Verpflegung und Schulfrühstück für die 
    Kinder. 
    
    Mittags: Rotkraut oder Weißkohl mit Äpfeln, Möhren (und Nüssen. 
    
    Nachtisch: Gemüsescheiben mit Belag. Man trage die Ge- 
    müsescheiben auf Rotkrautblättern mit Petersilie und To- 
    matenscheiben verziert auf. 
    
    Abends: Belegte Gemüsescheiben ailis Vorgericht. 
    
    Frische oder getrocknete Früchte mit Nußkernen. Trocken- 
    obst kann man auch in wenig Wasser vor weichen. 
    Mittwoch. 
    
    Morgens : Fruchtmus mit Äpfeln. Frisches oder eingewedchtes Trocken- 
    obst werden gerieben oder gequetscht und mit Leinsaat- 
    schrot oder gemahlenen Nüssen verrührt. Man kann das 
    Fruchtmus mit Nüssen anmachen und dann auf dicke Apfel- 
    scheiben auflegen. 
    
    Mittags: Schwarzwurzelgericht mit PeteTTsilienwurzeln umd Weißkohl, 
    
    angemacht mit Nüssen und Gewürzen. 
    
    Nachtisch: frisches oder getr. Obst mit Nüssen. 
    
    Abends: Gemüse Vorgericht wie am Mittag; Gemischtes Frischobst 
    
    mit zerkleinerten Walnüssen oder geriebenen Paranüssen. 
    Je besser man kaut, desto würziger schmeckt es. 
    Donnerstag. 
    
    Morgens: Fruchterfrischung mit LeinsaJatmeihi> unter Zusatz von etwas 
    gemahlenem Mohn oder fein gemahlenen Pinienkernen. Das 
    ganze Gericht gut in Wasser verrühren. Dazu Äpfel als Zu- 
    speise. 
    
    Zwischenfrühstück: Kraftnußmehl mit Frischobst. Lein- 
    saatmehl mit gemahlenen Nußkernen gemischt ist dazu 
    sehr sättigend. 
    
    Mittags: Saures Hülsenfruchtgericht. Man wiälhle eins der im Text 
    
    angegebenen Gerichte. 
    
    Nachtisch: Obst mit Nüssen. 
    
    
    411 
    
    
    Abends: Vorgericht wie zu Mittag. 
    
    Obst mit frischen Südfrüchten oder Trockenobst nach Wahl 
    mit Nüssen und Nußkernen. 
    
    Als Getränk sei besonders ein Tee aus Lindenblüten und 
    Salbeiblättern empfohlen. Ein solcher Tee lindert entzündete 
    Schleimhäute und heilt Hustenreiz. Wenn man dazu noch 
    etwas Süßholzpulver trocken auf der Zunge zergehen läßt, 
    so wirkt das gut bei Erkältung der Halsschleimhäute und 
    heilt Hustenreiz sehr schnell. 
    
    Freitag. 
    
    Morgens: Äpfel mit Nußgetränk. 
    
    Gemüsepudding als Zwischen frühstück. 
    
    Mittags: Wurzeln und Endivien oder Grünkohl. 
    
    Obst- und Gemüsescheiben mit Selleriewurzelbelag. 
    Abends: Vorgericht wie zu Mittag. 
    
    Rapunzel aoch Feldsalat genannt mit Äpfel und Nüssen. 
    Kräutergetränk. 
    
    Sonnabend. 
    
    Morgens: Salbeitee mit Honig. Im Winter ist dieser Tee immer gut 
    gegen entzündete Schleimhäute. 
    
    Gemischte Fruchtspeise mit Leinsaatmehl wie unter Lein- 
    saatzubereitungen angegeben. 
    
    Mittags: Pastinaken und Weißkohl. Pastinaken ergänzt durch Möh- 
    
    ren ergeben immer schmackhafte und würzige Gerichte zu- 
    sammen mit Zwiebeln und Gewürzen. Man vergesse die 
    Nüsse nicht zu diesen Gerichten. 
    
    Abends: Gemüse wie zu Mittag. 
    
    Apfelkremtorte. 
    
    Sonntag. 
    
    Morgens: Leinsaatzubereitung nach eigener Wahl. 
    
    Zwischenfrühstück: Fasten. Sonntagsfasten oder nur Frisch- 
    obst essen, gibt dem Magen eine notwendige Erholung. 
    Abends: Je einfacher das Abendgericht, desto mehr wird die Haus- 
    frau und Mutter am Sonntag entlastet. 
    
    Zu diesen Anweisungen müssen noch einige Erläuterungen gegeben 
    werden. Nüsse und Nußkerne gehen gut mit allen Gemüsen und allen 
    Obstgerichten. Man fürchte nicht, daß man dabei zu große Mengen 
    Eiweiß genießen möchte, die den Körper belasten könnten. Der Eiweiß- 
    gehalt der Nüsse ist nicht so groß, wie man allgemein annimmt. Man 
    studiere nur die vergleichende Tabelle der Trockenanalyse der Nah- 
    rungsmittel und beachte diese Tabelle und die Zusammensetzung der 
    Nüsse sehr sorgfältig, um die Unterschiede in den Nüssen festzustellen. 
    
    Alle Gerichte können in den Speisezubereitungen nachgelesen wer- 
    den und ist zu hoffen, daß den Hausfrauen und Müttern durch diese 
    Wochenspeisepläne eine wirkliche Hilfe gegeben sein wird. Es sind 
    
    
    412 
    
    
    dies alles Anleitungen, die jederzeit verändert und erweitert werden 
    können je nach den vorhandenen Zutaten und dem Geschmack der 
    Essenden. 
    
    Man beachte noch, trockene Getreidezubereitungen sollten weder 
    roh noch gekocht oder gebacken mit frischen grünen Kräutern in 
    einer Mahlzeit gereicht werden. Das ist besonders zu beachten, wenn 
    sich unter den Tischgästen Leute mit schwachem oder empfindlichem 
    Magen oder gar Magenkranke befinden, die unter Magen- und Darm- 
    störungen zu leiden haben. Alle anderen pflanzlichen Nahrungsmittel 
    können ohne Bedenken in entsprechenden Zubereitungen oder auch 
    unzubereitet zusammen gereicht werden. 
    
    Man vergesse zum Schluß nicht, daß der Mensch seine Zähne zum 
    Kauen bekommen hat und daß man deshalb die einzelnen Zutaten zu 
    den Gerichten möglichst nicht mehr zerkleinere als unbedingt not- 
    wendig ist. Kinder sollte man, je früher desto besser, an den natür- 
    lichen Geschmack der gereichten Nahrung gewöhnen. Breiweiche, mit 
    Honig gesüßte Speisen verführen zur Kaufaulheit und verhindern da- 
    durch die gute Durchspeichelung der Nahrung. 
    
    Auch die neueren Zerkleinerungsmaschinen, in denen elektrisch be- 
    triebene Messerkreuze mit rasender Geschwindigkeit Obst und Ge- 
    müse zerkleinern, sind nicht für den Frischköstler geschaffen. Die 
    rasend schnelle Umdrehung des Messerkreuzes zerkleinert nicht nur 
    das Gemüse und das Obst, sondern zerschlägt es so gründlich, daß 
    auch das Zellgefüge zerrissen wird. Dadurch kommt der Inhalt der 
    Zellkerne mit der Luft und mit dem Sauerstoff der Luft in innige 
    Berührung. Der Sauerstoff der Luft am Unrechten Platz aber zerstört 
    den Gehalt an Geschmacks- und Duftstoffen so gründlich, daß mit der 
    Ganzheit der Zellgefüge auch ihr Inhalt an dem Unwägbaren, Fein- 
    stofflichen verloren geht, das das eigentlich Lebendige im Stofflichen 
    ausmacht, dessen Zerstörung aber auch die besten Zutaten wertlos 
    werden läßt. 
    
    
    Der Nahrungswert der Nüsse 
    
    Um die Frage zu klären, ob man nicht zu viel Eiweißstoffe ißt, wenn 
    man zu allen Gerichten sowohl zu Gemüsezubereitungen als auch zum 
    Obst mehrmals am Tage Nußkerne nimmt, besonders, da doch immer 
    wieder vor einem zu reichlichen Genuß von Eiweißstoffen gewarnt 
    und erwähnt wird, den Eiweißbedarf eher zu niedrig als zu hoch ein- 
    zuschätzen. 
    
    Nun ist die Zusammensetzung der verschiedenen Nüsse und Nuß- 
    kerne wirklich nicht gleichartig. Auch läßt sich für den Gehalt keine 
    Norm aufstellen. Es ist vielmehr notwendig, sich einmal genau mit 
    der Zusammensetzung der Nüsse zu beschäftigen und deren Gehalt 
    miteinander zu vergleichen. Das ist am besten möglich durch die fol- 
    gende kleine Tabelle. 
    
    
    413 
    
    
    
    
    
    
    Zuckerstoffe 
    
    Aschen 
    
    
    
    Proteine 
    
    
    Kohle- 
    
    Mineral- 
    
    
    Wasser 
    
    Eiweiß 
    
    öl, Stoffe 
    
    hydrate 
    
    stoffe 
    
    Haselnußkeme 
    
    3,7 
    
    15,6 
    
    65,0 
    
    13,0 
    
    2,5 
    
    Walnüsse 
    
    2,5 
    
    18,0 
    
    64,0 
    
    13,0 
    
    2,0 
    
    Mandeln 
    
    4,8 
    
    21,0 
    
    64,0 
    
    13,0 
    
    2,0 
    
    Paranüsse 
    
    5,0 
    
    17,0 
    
    67,0 
    
    7,0 
    
    4,0 
    
    Kokosnuß 
    
    15,0 
    
    5,7 
    
    49,6 
    
    28,0 
    
    1,7 
    
    Pinienkerne 
    
    3,5 
    
    14,5 
    
    62,0 
    
    17,0 
    
    3,0 
    
    Erdnußkerne 
    
    9,0 
    
    25,5 
    
    38,0 
    
    25,0 
    
    2,0 
    
    
    Die angeführten Werte der einzelnen Bestandteile in Hundertteilen 
    des Gesamtgewichtes sind Durchschnittszahlen, die sich geringfügig je 
    nach Standort und Bodenverhältnissen verändern können. 
    
    
    Wir ersehen aus dieser kleinen Übersicht sowohl den großen Fett- 
    gehalt der Nüsse als auch den bedeutend niedrigeren Eiweißgehalt im 
    Verhältnis zum Fettgehalt. Der größte Bestandteil der Nüsse sind die 
    Ölstoffe und die Zuckerstoffe oder Kohlehydrate. Die Eiweißbestand- 
    teile machen durchweg weniger als ein Fünftel aus. Man muß daher 
    schon sehr große Mengen an Nüssen verzehren, ehe ein Überschuß an 
    Eiweißstoffen in der Ernährung entsteht. 
    
    Die Nuß ist für den Frischköstler nicht nur deshalb von so großem 
    Vorteil für den Aufbau des Körpers, weil seine Eiweißbestandteile so ^ 
    groß sind und deshalb den Körper mit genügend Eiweißstoffen ver- 
    sehen. Vorläufig ist es noch keineswegs sicher, ob die Eiweißstoffe, die 
    beim Abbau im Magen nach den Untersuchungen der Fachwissenschaft 
    in Aminosäuren zerfallen und sich deshalb zum Teil als Säurebildner 
    erweisen, ob sich aus diesen das Körpereiweiß des Menschen aufbauen 
    kann. Es wird angenommen, es könnte so sein, aber wirkliche Gewiß- 
    heit darüber können wir Menschen uns nicht beschaffen, da wir immer 
    noch nicht wissen, wie sich die Eiweißstoffe im Körper wirklich bilden 
    und wo sie sich bilden. Auch ist es noch keineswegs sicher, ob das ge- 
    samte Nußeiweiß in Aminosäuren zerfällt oder sich im Magen und 
    Zwölffingerdarm nur verwandelt in ähnlicher Weise vielleicht wie die 
    Ölstoffe und dann in Verbindung mit Säften aus der Bauchspeichel- 
    drüse wichtige Bausteine für die Gehirn- und Nervenmasse ergeben. 
    
    Auf jeden Fall sind die öl- und Fettstoffe in den Nüssen ebenso wich- 
    tige Bestandteile in der Nuß wie die Eiweißstoffe. Die öl- und Fett- 
    stoffe sind in den Nußkernen in feinster Verteilung eingebaut. Beim 
    intensiven Kauen und Einspeicheln, das noch durch feine Verreibung 
    mit Hilfe der Nußmühle unterstützt werden kann, besonders, wenn 
    die Zähne schlecht sind, werden die Ölbestandteile in feinster Weise 
    im Speichel emulsioniert. In dieser Form werden sie dann im Magen 
    durch die Magensäfte noch weiter vorbereitet und sind dann bestens 
    zur Verseifung in den Gallensäften und in den Säften der Bauch- 
    speicheldrüse geeignet. Aus diesen verseiften öl- und Fettstoffen der 
    Nüsse aller Art baut sich dann nach Umwandlung in den Lungen nicht 
    
    
    414 
    
    
    nur die Nerven- und Gehirnmasse auf, sondern auch die gesamte 
    Muskelmasse mitsamt den Knochen. Die öl- und Fettstoffe in den 
    Nüssen, im Gemüse und in ähnlicher Weise in den Ölsaaten verwan- 
    deln sich in den Verdauungsorganen durch Verseifung mit den Gal- 
    lensäften und den Säften der Bauchspeicheldrüse um in die wichtig- 
    sten Baustoffe des Körpers. Sie sind deshalb unentbehrlich für den 
    Menschen. Da diese Tatsache nicht nur am eigenen Körper, sondern 
    bei Gesunden und Kranken immer wieder nachgeprüft werden kann, 
    deshalb ist immer wieder die Wichtigkeit des Nußzusatzes zu allen 
    Gemüse- und Obstgerichten betont worden. Aber eine Verseifung der 
    Ölstoffe im menschlichen und tierischen Körper kann in vollkommener 
    Weise nur eintreten, wenn die Nüsse und überhaupt alle Nahrungs- 
    mittel in rohem Zustande verzehrt werden. Wer geröstete oder in 
    Kuchen gebackene hocherhitzte Nüsse oder Mandeln oder noch 
    schlimmer geröstete Erdnußkerne verzehrt, der wird dieses Segens, 
    der in den Nüssen liegt, nicht teilhaftig werden. Erhitzte oder ge- 
    röstete öl- und Fettstoffe sind im Körper nicht mehr verseifbar und 
    bilden nun eine Belastung für den Darm und die Organe des Men- 
    schen. Da aber mit dem Erhitzen der Nüsse in solchen Fällen auch die 
    Eiweißstoffe erhitzt werden, so wird der Schaden doppelt groß, denn 
    erhitzte Eiweißstoffe sind aus ihrer natürlichen Bindung herausge- 
    fallen und ihrer Lebenskraft beraubt. Sie können im Körper nicht 
    mehr verwertet werden, sondern verwandeln sich nun tatsächlich in 
    Säuren, die schnellstens durch Mineralstoffe in der Nahrung abge- 
    bunden werden müssen, wenn sie nicht den Anlaß zu krankhaften Er- 
    scheinungen geben sollen. Die zur Abbindung der entstehenden 
    Säuren benötigten Mineralstoffe aber gehen dem Körper verloren. 
    
    Außer diesen beiden auf bauenden Bestandteilen in der Nuß, den 
    Ölstoffen und dem Eiweiß, können wir dann noch den verhältnis- 
    mäßig großen Bestandteil an Mineralstoffen feststellen. Dieser dient 
    in Verbindung mit den Ölstoffen zum Aufbau des Körpers und zur 
    Abbindung von sich im Körper als Stoffwechselschlacken bildenden 
    Abbausäuren. Zum Schluß muß noch auf den großen Gehalt an wert- 
    vollen Zuckerstoffen eigener Art hingewiesen werden. Die Zucker- 
    stoffe in der Nuß sind etwas ganz besonderes in ihrer Eigenart. Es 
    sind keine eigentlichen Zuckerstoffe wie im Saft der Gemüse, der 
    Möhren und der Wurzelgemüse z. B. auch keine solchen, die man mit 
    den Faserstoffen des Gemüses vergleichen könnte, sondern sie finden 
    sich in engster Verbindung mit den Eiweißstoffen und bilden mit 
    diesen zusammen den Träger der öl- und Fettstoffe, die wir als das 
    Wichtigste in der Nuß erkannten. 
    
    Als Ganzes betrachtet ist diie Niuiß iiru ihren' verschiedenen Arten das 
    
    Nahrungsmittel, das uns die Natur zum Aufbau und zur Gesund- 
    erhaltung unseres Körpers gespendet hat. 
    
    Das beachte, wenn dir, lieber Leser, daran liegt, gesund und kraft- 
    voll deinen Lebensweg zu vollenden. 
    
    
    415 
    
    
    IVa. 
    
    Ernährung bei krankhaften Zuständen 
    
    Im zweiten Teil dieses Buches sahen wir, wie der Mensch durch die 
    landesübliche Ernährung seine Gesundheit auf die vielfältigste Weise 
    schädigt und untergräbt. Eine von Gesundheit getragene Fröhlichkeit 
    sollte das Ziel unseres Lebens sein, aber wo finden wir diese? 
    
    Gibt es in der heute lebenden Menschheit überhaupt noch einen 
    Menschen, der, gesund ernährt, von fröhlicher Schaffenskraft erfüllt, 
    krankhafte Zustände in seinem Körperhaushalt nicht kennt? Ist nun 
    das Arbeiten der Organe im menschlichen Körper durch die landes- 
    übliche unsinnige Ernährung in Unordnung geraten, so werden seine 
    Organe nicht mehr richtig arbeiten können, und es tritt das ein, was 
    wir allgemein als Krankheitszustand ansprechen. Im allgemeinen ist 
    der Gesundungswillen und die innere Lebenskraft des Körpers groß 
    genug, um auftretende geringe Schwierigkeiten zu überwinden, wenn 
    dem Körper Ruhe, frische Luft und möglichst wenig oder gar keine 
    Nahrung angeboten wird. Durch gelegentliches Fasten schaffen dann 
    die Organe den angesammelten Unrat und die Stoffwechselrückstände 
    aus dem Körper und lassen ihn dadurch gesunden. Wenn aber bei der 
    heutigen Unwissenheit der Menschen in Emährungsf ragen ein ord- 
    nungsmäßiges Arbeiten der Organe des Körpers nicht mehr möglich 
    ist, dann tritt das ein, was wir als Krankheitserscheinungen akuter 
    oder chronischer Art bezeichnen. Viele dieser Krankheiten wurden in 
    ihrem Ursprung bereits aufgezeigt. Sie werden im allgemeinen durch 
    Umstellung der Ernährung von selbst verschwinden. Aber es gibt 
    doch Krankheitszustände, mit denen der Mensch unserer Tage nicht 
    mehr fertig werden kann, d. h. durch die Mißerfolge der bisherigen 
    Krankenbehandlung unter Beibehaltung der landesüblichen Ernäh- 
    rung sind die Menschen so im Bann gehalten, daß sie von unheilbaren 
    Krankheitszuständen sprechen und bei Auftreten solcher Erschei- 
    nungen in Furcht und Schrecken versetzt werden. Aber auch solche 
    Krankheitserscheinungen werden durch eine entsprechende Ernäh- 
    rungsumstellung zum Verschwinden kommen, in jungen Jahren oft 
    in verblüffend kurzer Zeit, im vorgeschrittenen chronischen Zustand 
    braucht es allerdings Jahre, wenn eine Heilung überhaupt noch mög- 
    lich ist. Wie bei solchen schweren Krankheitszuständen vorgegangen 
    werden kann, das soll im nachfolgenden gezeigt werden. 
    
    Lungenleiden 
    
    Zum Verständnis müssen wir uns die Ursache der Lungenleiden 
    nach den in den vorhergegangenen Abschnitten gezeigten Entwick- 
    
    
    416 
    
    
    lungen noch einmal vor Augen halten. Wir müssen uns überlegen, daß 
    Mineralstoffmangel und unrichtige Schleimhautbildung trotz größerer 
    Beanspruchung der inneren Hautbildungen durch Hustenreiz, ausge- 
    löst durch den sich in der Lunge und den Bronchien absetzenden 
    Schleim aus den Brot- und Getreidespeisen, zusammen mit dem 
    Schleim der gekochten und vom Tier stammenden Genußmittel, un- 
    richtige Vorgänge auslöst. Es wird uns dann verständlich, warum der 
    Lungenschleim, der als Schutz gegen den Angriff des ätzenden Sauer- 
    stoffs der Luft auf den Lungenkörper gedacht ist, sich wegen seiner 
    kraftlosen Ausbildung unter dem Einfluß der Luft krankhaft ver- 
    ändert. Damit wird er zum geeigneten Nährboden für Bazillen und 
    Bakterien. Entsteht dann durch Hustenreiz eine Schadenstelle im 
    Schleimhautüberzug, dann wird es dem Sauerstoff möglich, den 
    eigentlichen Lungenkörper anzugreifen. Das führt zu vermehrter 
    Säftezufuhr, um den Schaden auszubessern. Sind die Säfte des Kör- 
    pers durch Fleisch und Brot mit Zutaten verdorben und entartet, 
    dann werden diese in den entarteten Gewebezellen durch die Arbeit 
    der Bakterien aufgelöst und beginnen, sich zu zersetzen. Das gibt 
    einen guten Nährboden für die Vermehrung der Bakterien und Ba- 
    zillen. Die Schadenstelle vergrößert sich und Kavernenbildung setzt 
    ein. Zur Ausheilung braucht der angegriffene Lungenkörper eine 
    pflanzliche Nahrung, die reich an erdigen Mineralstoffen und arm an 
    Schleimbildnern ist. Daneben muß sie reich an solchen Vitazymen und 
    Wirkstoffen sein, die der Hautbildung in jeder Weise dienlich sind. 
    Außerdem sind noch die besonderen Vitazyme nötig, die der Aus- 
    heilung der Gewebe dienen. 
    
    Die Grundlage der Ernährung bei Lungenleiden muß Rohgemüse 
    mit Bevorzugung der süßen Wurzelgemüse wie Möhren, Zuckerrüben, 
    rote Beete, Schwarzwurzeln, Rettich usw. sein. Diese Ernährung wird 
    ergänzt durch Beerenobst wie schwarze Johannisbeeren, Brombeeren 
    und Heidelbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren usw., alles mit Nuß- 
    kernen aller Art angeanacht. Besonders heil wirkend ist die Walnuß. 
    Vom Tier stammende Nahrungsmittel sowie gebackenes Brot und ge- 
    kochte Getreidespeisen müssen streng vermieden werden. Alles das 
    wird ersetzt durch Leinsaatmehl, gequetschten Mohn und Nüsse aller 
    Art. Solange sich das Lungenleiden noch im Anfangsstadium der 
    Krankheit befindet, sind die Verdauungsorgane im allgemeinen sehr 
    widerstandsfähig und verhältnismäßig gesund. Der Hauptwert der 
    kräftigenden Nüsse und der Ölsaaten für Lungenleidende liegt in 
    ihrem Ölgehalt. Besonders das Mohnöl ist bekannt als aufbauend und 
    heilkräftig für die Hautbildung und die Gesunderhaltung der Haut. 
    Der unvergleichlich wirksame Ölgehalt im frisch gequetschten Mohn 
    oder im frischen Leinmehl erhöht den natürlichen Widerstand der 
    Schleimhäute gegen den Angriff des Luftsauerstoffs und kräftigt 
    außerdem die Blut- und Nervenbildung wegen der leichten Versei- 
    fung der darin enthaltenen Ölstoffe im Darm. Das Beerenobst wird 
    am besten gemischt mit Leinsaatmehl und etwas gequetschtem Mohn 
    
    
    27 Sommer, Ernährung 
    
    
    417 
    
    
    mit Walnußkernen als Zuspeise. Diese drei sind reich an Mineral- 
    stoffen aller Art in Verbindung mit auf bauenden Proteinen oder Ei- 
    weißbildnern, welche die Drüsentätigkeit aller inneren Organe an- 
    regen und alle Störungen in der Nierentätigkeit beseitigen. 
    
    Wenn dann die Möglichkeit besteht, bei jedem Wetter in frischer 
    Luft zu sein und sich seine Nahrung möglichst selbst anzubauen oder 
    zumindest selbst herzurichten und zuzubereiten, dann werden Lun- 
    genleiden zur Ausheilung kommen und überwunden werden. 
    
    Es sei noch darauf hingewiesen, daß die Heilkraft der Zitrone nicht 
    außer acht zu lassen ist. Sie besitzt nicht nur die Heilkräfte des Vita- 
    zyms C, sondern enthält auch Mineralstoffe und andere Kräfte, die 
    dann am wirksamsten werden, wenn die Frucht ganz gegessen wird, 
    d. h. man schält die reife Zitrone wie eine Apfelsine, teilt sie in 
    Schnitten und ißt sie. So gegessen, wird sie nur halb so sauer emp- 
    funden wie Zitronensaft. Man kann den Zitronensaft auch in Lein- 
    saatmehl geben oder macht Sauerlinsen mit Walnußkernen als Ergän- 
    zung der frischen Gemüsegerichte und Kräuterzubereitungen. 
    
    Anämie 
    
    Diese gefürchtete Krankheit der heranwachsenden Jugend ist die 
    Folge der Ernährung der Kinder nach der Entwöhnung mit fast nur 
    gekochten oder gebackenen Speisen. Wenn fast ausschließlich Gekoch- 
    tes als Nahrung gegessen wird, dann ist Mineralstoffmangel, Mangel 
    an den Grundlagen für den Aufbau gesunder Proteine oder Eiweiß- 
    stoffe in natürlicher Form, vor allem aber Mangel an leicht verseif- 
    baren, natürlich gewachsenen öl- und Fettstoffen die Ursache der 
    krankhaften Entwicklung der Säfte und Organe des Menschen. Tritt 
    dazu noch ein Mangel an Sonnenschein und Bewegung in frischer Luft 
    und Bevorzugung von im Körper sauer zerfallenden Süßigkeiten aus 
    Kunstzucker und dergleichen, dann überrascht der Zustand der Er- 
    krankten den Wissenden keineswegs. Die Heilung auch in fortge- 
    schrittenen Fällen von perniziöser Anämie liegt einzig und allein in 
    der Ernährungsumstellung mit Bevorzugung aller mineralstoffrei- 
    chen Nahrungsmittel, d. h. aller grünen Gemüse, Wildkräuter aller 
    Art, Wurzel- und Knollengemüse, Beerenobst und Früchten. Diese, 
    angemacht mit Nüssen, Leinsaatmehl, gequetschtem Mohn und der- 
    gleichen mehr, bewirken ganz von selbst die Heilung. 
    
    Die besten Erfolge werden erzielt, wenn das kranke Menschenkind 
    mit der Ernährung auch die bisherige Lebensweise ändern kann und 
    dazu übergeht, im eigenen Garten das zur Ernährung Notwendige 
    selbst anzubauen. Die Arbeit in Verbindung mit dem Erdboden, der 
    Aufenthalt in Sonne und frischer Luft, bringt allein schon einen Wan- 
    del im Befinden hervor, der sich sehr bald in einer besseren Arbeit 
    der Verdauungsorgane, der Nieren und der Lungen bemerkbar macht. 
    
    Für solche Kranke ist es genau so wichtig wie für Lungenleidende, 
    den Gemüsen, die sie für den eigenen Bedarf ziehen wollen, keinen 
    
    
    418 
    
    
    Stallmist und keine frische Jauche zuzusetzen, sondern nur abgelager- 
    ter Kompost, Pflanzenasche einschließlich Brikettasche und Steinmehl 
    verschiedener Art darf Verwendung finden. Damit auf jede Weise 
    den Pflanzen Gelegenheit gegeben wird, einen mannigfaltigen Mine- 
    ralstoffgehalt anzusammeln, müssen wir Steinmehle verwenden, die 
    aus verschiedenen Gesteinsarten gemischt wurden und in denen auch 
    vulkanische Erden aus zerbröckelter Lavamasse nicht fehlen. Gerade 
    in diesen sind Spurenelemente enthalten, die im gewöhnlichen Acker- 
    boden kaum mehr zu finden sind, die aber die Wirkung der Nahrung 
    auf den kranken Organismus ganz wesentlich steigern. Wir dürfen nie 
    vergessen, daß es nicht einfach darauf ankommt, sich auf pflanzliche 
    Nahrung umzustellen, sondern daß diese Nahrung auch nach den 
    natürlichen Lebensgesetzen der Pflanzen angebaut wurde. Es geht 
    nicht an, durch Zugabe von Stallmist, Jauche oder stickstoffhaltigen 
    Düngemitteln und Kalisalzen der chemischen Industrie die Pflanzen 
    zu verführen, statt in mühsamer Aufbauarbeit die Mineralstoffe des 
    Bodens zu lösen und einzubauen, stickstoffhaltige Ammoniumverbin- 
    dungen aufzunehmen, die, chemisch den mineralischen Basen gleich- 
    wertig, den Platz der natürlichen Mineralstoffe des Bodens vertreten 
    können. Eine Pflanze, die statt der natürlichen Mineralstoffe solche 
    basischen Ammonium- oder Stickstoffverbindungen in sich aufgenom- 
    men hat, zeigt wohl ein üppiges dickes Wachstum, aber sie neigt zur 
    Fäulnis, zerfällt sehr leicht und hat keinen Nährwert, sie schädigt 
    deshalb oft mehr als sie nützt. Die Ammonium- oder Stickstoffver- 
    bindungen, welche die Stelle der Mineralstoffe im Aufbau der Pflan- 
    zen vertreten, lösen sich in den Verdauungs Vorgängen auf und es 
    entstehen übelriechende Blähungen. Diese zeigen an, daß von einer 
    normalen Verarbeitung der gebotenen Nahrung nicht die Rede sein 
    kann. Unrichtig mit Jauche und Kunstdünger gezogene Nahrungs- 
    mittel können unter Umständen, anstatt zu heilen, den Krankheitszu- 
    stand verschlimmern. Es ist nicht so, wie es uns die moderne Dünge- 
    mittellehre der chemischen Industrie weismachen möchte, daß die 
    Pflanze den normalen und gesunden Gehalt an Mineralstoffen in sich 
    entwickelt und ansammelt, wenn sie unrichtig gedüngt wurde, trotz- 
    dem sie ein üppigeres Wachstum zeigt und auch größere Erträge lie- 
    fert. Was nutzt eine größere Menge, wenn sie keine normalen und im 
    gesunden Wachstum eingebauten Mineralstoffe enthält und damit 
    nachteilig für die Ernährung ist! Diese Tatsache muß sich der heilung- 
    suchende Mensch stets vor Augen halten, um zu wissen, daß er nur 
    dann vollen Erfolg mit seiner natürlichen Ernährung hat, wenn er 
    gesunde, mineralstoffreiche Pflanzen verzehrt. 
    
    Epilepsie 
    
    Auch bei Epilepsie müssen eine ganze Reihe von Entartungserschei- 
    nungen vor liegen, die zusammen mit unvollkommener Lungentätigkeit 
    die Krankheit erzeugen können. Grundlegend scheint hier die unrich- 
    
    
    419 
    
    
    ti ge Verarbeitung der Brot- und Getreidespeisen zu sein, da gewisse 
    Störungen in der Lunge und in der Leber Zusammentreffen müssen, 
    um die schlagartigen inneren Erstickungsanfälle hervorzurufen. Wer- 
    den Beruf und Nahrung gewechselt, wird Gartenarbeit verrichtet, 
    dann nehmen die Anfälle sowohl an Heftigkeit wie an Häufigkeit ab 
    und verschwinden in 1 bis 2 Jahren vollständig. Sie kehren aber wie- 
    der, sobald zusätzlich zur Rohkost Brot- und Getreidespeisen gegessen 
    werden. Zu bemerken ist noch, daß sehr oft die Häufigkeit und die 
    Stärke der Anfälle zusammenfällt mit dem Wechsel in den Wetter- 
    verhältnissen. In den Frühjahrsmonaten, wenn die Sonnenkraft steigt, 
    tritt die Epilepsie schlimmer auf, während des Sommers und des 
    Herbstes weniger ausgeprägt, doch lebt sie in den Übergangszeiten 
    wieder auf. 
    
    Fettsucht und Zuckerkrankheit 
    
    Wie schon im Absatz „Brot- und Getreidekrankheiten“ gezeigt 
    wurde, handelt es sich hier um die Folgen des Essens von Brot und 
    gekochten Getreidespeisen. Die Erscheinungen werden verstärkt durch 
    die schädigenden Einwirkungen der Fleischnahrung. Deshalb ist es 
    ein grundlegender Fehler, den Zuckerkranken zu raten, statt des ver- 
    botenen Brotes um so mehr Fleisch und Fett zu essen. 
    
    Die Heilung liegt in der Umstimmung der Organe und vor allem in 
    der Anreicherung des Blutes und der Säfte mit Mineralstoffen. Nur 
    wenn die Nahrung einen hohen Mineralstoffgehalt hat, kann die 
    Bauchspeicheldrüse das zur Regelung des Zuckerspiegels notwendige 
    Insulin erzeugen. Und nur, wenn der Gehalt an basischen Grund- 
    stoffen in der Nahrung den Anforderungen des Körpers genügt, kann 
    die Lebertätigkeit in Ordnung kommen und die Gallenabsonderung 
    einen geregelten Verlauf nehmen. 
    
    Die Heilung aller Erscheinungen der Fettsucht und der Zucker- 
    krankheit ist nur möglich mit Hilfe der grünen Gemüse unter Bevor- 
    zugung der bitteren Wildkräuter wie Löwenzahn, Wegerich, Schaf- 
    garbe, Gundermann, der Blüten vom Huflattich und schließlich Vogel- 
    miere, Brennessel u. a. Sie alle sind von sehr heilkräftigem Einfluß 
    gerade bei dieser Krankheit, die so ganz besondere Beziehungen zum 
    Zuckerstoff Wechsel hat. Vom Löwenzahn wird die ganze Pflanze, 
    Blätter, Blüten und Wurzel, verwendet. Dabei können alle Wurzel- 
    und Knollengemüse reichlich mit verwertet werden einschließlich der 
    süßen Möhren, der roten Rüben und der rohen Zuckerrüben. Wir 
    müssen uns immer vor Augen halten, daß die Zuckerkrankheit nur 
    durch die gekochte und gebackene Stärke in den Brot- und Getreide- 
    speisen hervorgerufen wurde. Die natürlichen Zuckerstoffe der Wur- 
    zelgemüse und aller Früchte sind von heilsamem Einfluß und ver- 
    schlimmern niemals das Grundleiden. 
    
    Im Frühjahr können diese Kranken zum Anmachen der Gemüse 
    mit Vorteil den rohen Saft von frischen jungen Rhabarberstengeln 
    verwenden, der von gutem Geschmack ist und vor allem immer an- 
    
    
    420 
    
    
    regend auf die Verdauungstätigkeit wirkt. Besonders zu bevorzugen 
    sind auch bei diesen Kranken die schwarzen Johannisbeeren, die 
    Heidelbeeren, die Brombeeren und die Stachelbeeren, doch vergesse 
    man auch die Erdbeeren und Himbeeren nicht. 
    
    Zum Schluß noch ein kurzes Beispiel: Dem Verfasser wurden zwei 
    Brüder bekannt, die beide die ausgesprochenen Symptome ziemlich 
    fortgeschrittener Zuckerkrankheit zeigten. An schlimmen Tagen er- 
    reichte der Zucker im Harn den gefährlichen Satz von 7 bis 8%>. 
    Beiden wurde der Zusammenhang der Entstehungsursachen mit den 
    Ernährungsgewohnheiten erklärt und entsprechende Verhaltungsmaß- 
    regeln gegeben. Der eine konnte sich von seinem Braten und den 
    gewohnten Gerichten nicht trennen. Er starb ungefähr zwei Jahre 
    später trotz Insulin usw. Der andere hielt sich streng an die hier nie- 
    dergelegten Vorschriften und gesundete zusehends. 
    
    Nierenleiden 
    
    Eine der gefährlichsten Krankheiten ist die Nierenschwindsucht, 
    auch Bright’sche Nierenerkrankung genannt, nach dem Arzt, der diese 
    Krankheit zum ersten Male eingehend beschrieben hat. Bei dieser 
    Krankheit handelt es sich um eine Zersetzung und Auflösung der Nie- 
    ren. Die Eiweißstoffe im Harn sind die Abgänge von Geschwürbildun- 
    gen oder Auflösungserscheinungen des Nierenkörpers selbst. Da nun 
    die Nieren, wie gezeigt, hochwichtige Aufgaben im Körper des Men- 
    schen, z. B. den Ersatz der Kalkstoffe, zu erfüllen haben, so ist es 
    klar, daß bei einem solchen langsam und schmerzlos fortschreitenden 
    Verfall dieser Organe der allgemeine Zusammenbruch nicht lange auf 
    sich warten läßt. 
    
    Wir sahen im ersten Teil dieses Buches, daß die Hauptaufgabe der 
    Nieren die Herausziehung des Kalk- und Magnesiagehaltes aus den 
    Säften und den Pflanzenfaserstoffen der Nahrung und Vorbereitung 
    der Kalkstoffe für den Einbau in die Knochen, Muskeln und Organe 
    des Körpers ist. Dabei geht die Herausschaffung der Stoffwechsel- 
    rückstände aus den abgebauten Proteinen und Eiweißstoffen der 
    Muskeln, der Gehirn- und Nervenmasse usw. mit dem Harn und sei- 
    nen Bestandteilen nebenher. Werden aber die mikroskopisch feinen 
    Haarröhrchen-Gebilde der Nieren gezwungen, außer den im gesunden 
    Lebensbetrieb anfallenden Stoffwechselrückständen auch noch die 
    Zerfall- und Auflösungsreste mitsamt den Leichengiften aus den ver- 
    zehrten vom Tier stammenden Genußmitteln zusätzlich auszuschei- 
    den, dann wird die eintretende Überlastung so groß werden, daß der 
    Nierenkörper die zusätzliche Arbeit nicht mehr leisten kann und im- 
    mer in Gefahr ist zusammenzubrechen. Kommt dazu noch die zwangs- 
    läufige Ausscheidung des Kochsalzgehaltes der gekochten Gemüse- 
    und Fleischgerichte und der Salzzugaben in fast allen Speisen, die der 
    Mensch landesüblich ißt, und die erzwungene Ausschwemmung der 
    Mengen an alkoholhaltigen Getränken, dann ist das Maß zum Über- 
    laufen voll. 
    
    
    421 
    
    
    Vergegenwärtigen wir uns dann noch den Mangel an auf bauenden 
    Mineralstoffen in der gekochten Nahrung im allgemeinen und darum 
    die Unmöglichkeit, das zerfallende Nierengewebe schnell zu ersetzen, 
    so ist die Ursache des Zusammenbruchs unschwer zu erkennen. Sind 
    die Nieren an sich schwach und führt die Nahrung wegen des hohen 
    Gehaltes an Eiweißstoffen aus dem Fleisch-, Eier- und Fischverzehr 
    zur Bildung von Entzündungsherden und Geschwüren, so sind die 
    Nieren dieser Gefahr genau so gut ausgesetzt wie jedes andere Organ 
    des Körpers. Tritt dazu noch eine mangelhafte Hauttätigkeit, durch 
    die wiederum die Nieren zusätzlich belastet werden, so kann man sich 
    denken, daß ein einmal einsetzender Nierenzerfall mit Entzündungs- 
    erscheinungen darin nur schwer wieder zum Stillstand zu bringen ist. 
    Wird aber bei den ersten Anzeichen versucht, die Ernährung umzu- 
    stellen, werden vor allen Dingen alle vom Tier stammenden Genuß- 
    mittel einschließlich der Milch und der Milchprodukte, der Eier und 
    der aus Fischen zubereiteten Speisen vollständig gemieden, so kann 
    ein Wandel in den Stoffwechselvorgängen erreicht werden, besonders, 
    wenn man durch geeignete Maßnahmen die Hauttätigkeit anregt und 
    dadurch die Nieren entlastet. Die Hauttätigkeit wiederum muß durch 
    eine ausgiebige Lungentätigkeit entlastet werden. Nur so wird es 
    möglich sein, der Krankheit Halt zu gebieten, und bei entsprechender 
    Auswahl und Verwendung von biologisch angebauter Gemüse- und 
    Obstnahrung kann die Katastrophe vermieden werden. 
    
    Eine zusätzliche Wärmezufuhr in Gestalt von heißen Kompressen, 
    Wickeln und Sitzbädern wird die Nieren und das Nierenbecken so- 
    wohl wie die Harnleiter und die Blase kräftigen und dadurch viel zur 
    Heilung beitragen. 
    
    
    Krebsleiden 
    
    Es handelt sich bei diesem Leiden um krankhafte Wucherungen, die 
    durch unrichtige Umwandlung der Fleischbasen während der Stoff- 
    wechselvorgänge ihren Nährboden finden. Wenn die Fleischbasen, die 
    Xanthine, Sarkine, Kreatine, die Purinstoffe und deren Verwandte 
    usw. aus den gebotenen Fleischspeisen, den erregenden Getränken, 
    Kaffee u. a., nach der Umwandlung der Proteine in Aminosäuren 
    zerlegt werden, so können diese nicht wie die Proteine der Nüsse und 
    der pflanzlichen Samenkerne von neuem zu arteigenen Proteinen oder 
    Eiweißgrundlagen des menschlichen Körpers umgewandelt werden. 
    Es entstehen Fehlbildungen, die eine zusätzliche Belastung der Aus- 
    scheidungsorgane bilden und bei deren Versagen zu Mißbildungen der 
    eiweißhaltigen Körpersäfte führen. 
    
    Aber um ein Fremdgewächs im Körper mit Eigenleben heranwach- 
    sen zu lassen, sind immer und unter allen Umständen Kalium und 
    Kaliumverbindungen notwendig. Auch die Pflanze braucht zu ihrem 
    Aufbau große Mengen organisch gebundenen Kaliums. Kaliumverbin- 
    dungen sind ein Hauptbestandteil der Erdrinde. Fast alle Erden und 
    Gesteine enthalten Kaliumsilikate. Diese müssen in der im ersten Teil 
    
    
    422 
    
    
    dieses Buches eingehend geschilderten umständlichen Weise aus den 
    Erden gelöst, von den Wurzeln übernommen und aus dem Pflanzen- 
    saft richtig in den Pflanzenkörper und die Pflanzenfaser eingebaut 
    werden. Nun hat man in den achtziger Jahren entdeckt, daß die kali- 
    haltigen wasserlöslichen Abraumsalze als Kopfdünger scheinbar gute 
    ertragreiche Ernten, besonders beim Kartoffel- und Kohlanbau er- 
    geben. Seit der Zeit werden die Äcker und Gärten mit wasserlös- 
    lichen Kalisalzen gedüngt und der Ertrag ist seit der Zeit erheblich 
    gestiegen. Aber hat man auch bedacht, was mit solchen Kalisalzen im 
    Leben der Pflanze geschieht? Die lebensgesetzlich aus den Erden und 
    Gesteinen gelösten Mineralstoffe einschließlich ihres Kaligehaltes 
    werden aus dem Saft der Pflanze in die Faserstoffe derselben als 
    fester Bestandteil eingebaut. Die wasserlöslichen Kalisalze können 
    aber in die Lebens- und Wachstums Vorgänge genau so wenig ein- 
    gebaut werden wie der Natriumgehalt des Kochsalzes in den mensch- 
    lichen Körper, seine Säfte und seine Organe. Die sich im Regenwasser 
    lösenden Kalisalze werden mit dem Wasser von der Pflanze auf ge- 
    nommen und finden sich im Saft der Pflanze. Sie werden bei über- 
    mäßigem Vorhandensein als Einlagerungen zwischen die Gewebe ge- 
    schoben. Das ist besonders bei Kartoffeln gut zu beobachten, wenn 
    sie innerlich in Schwarzfäule übergehen. Mit der Speise gelangen nun 
    diese wasserlöslichen Kalisalze in den menschlichen Körper. Sie ge- 
    langen durch die Darmwände in die Säfte des Körpers. Hier sind sie 
    genau so nutzlos wie im Saft und im Körper der verzehrten Pflanzen. 
    In der chemischen Retorte erweist sich Kali immer als Kali. Die fein- 
    sinnig arbeitenden Organe und vegetativen Nerven des inneren 
    Stoffwechsels, die unserem Willen entzogen sind, wissen um die Un- 
    terschiede und lassen solche Kalisalze unberücksichtigt. Sie werden 
    aber in die Säfte des Körpers aufgenommen und vereinigen sich mit 
    den eiweißhaltigen Säften aus den vom Tier stammenden Genußmit- 
    teln. Treten dazu noch die aus allen gekochten stärke- und zucker- 
    haltigen Speisen sich bildenden unrichtigen nicht einbaufähigen 
    Zuckergrundlagen in den Säften hinzu, so haben wir alles, was zur 
    Entstehung von eitrigen Geschwüren notwendig ist. Haben sich in 
    den alternden, wenig widerstandsfähigen Organen genug solcher 
    krankhafter Einlagerungen gebildet, ohne daß der Mensch noch die 
    Kraft aufbringt, durch eine Fieberkrise den Zustand zu berichtigen 
    oder ein mit Fieber einhergehendes Geschwür zu treiben, dann hat 
    das Krebsgeschwür einen Nährboden gefunden und beginnt in eigen- 
    ständigem Wachstum zu wuchern wie der Schwamm im faulenden 
    Holz. 
    
    Eine zusätzliche, wahrscheinlich aber nur auslösende Ursache der in 
    den letzten Jahrzehnten immer mehr zunehmenden verhängnisvollen 
    Krebsgeschwüre mit tödlichem Ausgang sind die mit dem Aufblühen 
    der chemischen Industrie immer mehr in Gebrauch kommenden künst- 
    lichen Zusätze bei der Konservierung der Stapelnahrung in Dosen 
    und Behältern und den Zusätzen von Aromen und Hilfsmitteln des 
    
    
    423 
    
    
    Lebensmittelgewerbes. Mit der Entdeckung der vielfältigen Möglich- 
    keiten zur Herstellung von Aromen, Geschmacksstoffen, der künst- 
    lichen Frischhaltungsstoffe und der anderen Kunstprodukte aus den 
    Kohlenteerabkömmlingen, nimmt auch die Anfälligkeit für Krebs- 
    leiden unter den Kulturmenschen immer mehr zu. Dadurch wird eben 
    immer wieder bestätigt, daß Steinkohlenteer, der Grundstoff so vieler 
    Erzeugnisse der chemischen Industrie, in den menschlichen Körper 
    mit den Nahrungsmitteln wenn auch nur in kaum merkbaren Spuren 
    eingeführt, wie jede gröbere Berührung mit Teer oder Teerprodukten 
    krebserzeugend wirkt. Die vom Tier stammenden Genußmittel, die 
    mit Kalisalzen getriebenen Gemüsepflanzen, Kartoffeln, Rüben, Kohl 
    usw. und die gekochten und gebackenen Getreidespeisen im Körper 
    der Menschen ergeben dann den Nährboden für das durch die Teer- 
    produkte ausgelöste Krebsgeschwür. Wollen wir den Ausbruch eines 
    solchen oft unheilbaren Zustandes wirksam verhindern, so bleibt dem 
    Menschen nichts anderes übrig, als sowohl die Fleischspeisen mit 
    allem vom Tier Stammenden zu bannen, alle gekochten oder gebacke- 
    nen Getreidespeisen und Gemüsegerichte zu meiden und vor allem 
    alle Kunstprodukte als Zusatz zu den Lebensmitteln zu verbieten. 
    Krebsanfälligkeit ist nur ein Produkt der absurden Ernährung der 
    Menschen aus ihrer Hexenküche mit dem Kochtopf und der Brat- 
    pfanne, mit Konservierungs- und Färbemitteln und mit allen mög- 
    lichen und oft unmöglichen Zutaten aus dem Tierreich, ohne die es 
    dem Glauben der modernen Menschen nach nun mal nicht gehen 
    kann und nicht gehen würde. So lange aber dieser Glaube an die 
    kräftigende Wirkung der dem Tierreich entnommenen Speisen den 
    Menschen gepackt hält und er an die Ertragssteigerung durch künst- 
    liche Düngemittel und Kalisalze glaubt, wird er nie die Krebsgefahr 
    bannen können. 
    
    Magenentzündung, Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm 
    
    Wenn wir alle die Krankheitserscheinungen betrachten wollen, die 
    der Arzt als „Gastritis, Duodenitis, Ulcus ventriculi et duodeni“ usw. 
    kennt, so müssen wir uns in den Anfang dieser Krankheitsbilder hin- 
    einversetzen, um den Weg zur Heilung zu finden. Diese Erscheinungen 
    sind niemals ein Zustand, der den Betroffenen plötzlich überfällt und 
    ihn wie von ungefähr in Schrecken versetzt. Sie entwickeln sich viel- 
    mehr in frühester Kindheit, oft schon im Säuglingsalter, und ver- 
    schlimmern sich mit den Jahren immer mehr, bis schließlich eine Hei- 
    lung ohne das Messer aussichtslos erscheint. Wenn der Säugling die 
    Breinahrung mit dem Milchzusatz im Brechdurchfall von sich gibt, 
    das Kind ganz sauer aus dem Halse riecht und die Stuhlabgänge säuer- 
    lich stinken, dann ist die Grundlage für dieses Leiden gelegt. Aus 
    diesen Erscheinungen erkennen wir, daß im Magen des Säuglings die 
    gefürchtete Gärung der Milch- und Getreidebreie eingesetzt hat. Ist 
    dies eingetreten, dann bleibt selbst dann, wenn der Magen scheinbar 
    
    
    424 
    
    
    ganz entleert ist, doch ein wenig zurück. Dieser Rückstand wirkt dann 
    im Magen wie Sauerteig bei der Brotzubereitung und versetzt jede 
    nachfolgende Speise wieder in Gärung. Beim Kinde macht sich dieser 
    Dauerzustand bemerkbar durch öfteres saures Aufstoßen, durch Sod- 
    brennen im Halse, durch übergroße Empfindlichkeit gegen allerlei 
    Speisen, säuerliches Schwarzbrot z. B. wird nicht oder schlecht ver- 
    tragen. Es kommt des öfteren zu Magenentzündungen, die dann mit 
    sogenannter Schonkost überwunden werden. Das geht mit langsamen 
    Verschlimmerungen mit zunehmendem Alter immer weiter, bis sich 
    offensichtlich der Zustand der Magenversäuerung eingestellt hat. Aus 
    diesem entwickeln sich dann fortschreitend Magenentzündung, Magen- 
    geschwüre und schließlich Magenkrebs. 
    
    Wenn sich erst eine regelrechte Magenentzündung mit Magen- 
    geschwüren eingestellt hat, ist der Zustand des Menschen ein sehr 
    ernster. Wer es darum mit der Gesundheit seiner Kinder gut meint, 
    der sorge vom Säuglingsalter an für die Einhaltung der natürlichen 
    Gesetze der Lebenserhaltung. Er wird dadurch seinen Kindern das 
    Beste geben, was Eltern ihren Kindern mit auf den Lebensweg geben 
    können, nämlich eine gute Gesundheit. 
    
    Welche Wege aber müssen beschritten werden, um einmal eingeris- 
    sene Zustände zur Ausheilung zu bringen? Der Weg ist nicht einfach; 
    denn auch nach einer radikalen Ernährungsumstellung«bleibt der 
    Säurerest, der Sauerteig, im Magen zurück. Auch die beste Frischkost 
    kann von dieser Versäuerung erfaßt und dadurch unwirksam werden. 
    
    Es ist deshalb ein mühsamer und beschwerlicher Weg, um von diesen 
    Krankheitserscheinungen wieder frei zu werden, aber er lohnt sich 
    für den Betroffenen. 
    
    Grundbedingung zur Ausheilung solcher Zustände ist die vollstän- 
    dige Vermeidung jeglicher Getreidezubereitungen in der Nahrung, 
    nicht nur Brot und gekochte Mehlspeisen oder Grützen, nein, auch 
    Rohgetreide in irgendeiner Form ist zu meiden. Alles Getreide neigt 
    immer wieder dazu, von den im Magen schlummernden sauren Rück- H 
    ständen erfaßt und in Gärung versetzt zu werden. Tritt der Fall ein, 
    dann sind Rückfälle nicht ausgeschlossen und werden sich diese auch 
    bei noch so sorgfältiger Auswahl der Speisen nicht immer vermeiden 
    lassen. 
    
    Die Grundlage der Ernährung für solche kranken Menschen ist das 
    Wurzelgemüse, das roh nur schwer in Gärung übergeht und daher nur 
    schwer versäuern kann. Möhren und Möhrensaft, Kartoffeln und 
    Saft aus rohen Kartoffeln (ohne Kalidüngung) zusammen gegessen 
    mit Leinsaatmehl oder gequetschtem Mohn werden tagelang die ein- 
    zige Nahrung sein müssen, wenn man nicht vorzieht, mit einer 5 bis 
    6tägigen Fastenkur zu beginnen und dann erst mit der Wurzelnah- 
    rung nach obiger Anweisung anzufangen. An Früchten sind zuerst 
    frische oder getrocknete Heidelbeeren mit Leinsaatmehl oder ge- 
    quetschtem Mohn zu geben, dann reife schwarze Johannisbeeren und 
    dann erst alle süßen Beerenfrüchte. Süßes reifes Steinobst wie Kir- 
    
    
    425 
    
    
    sehen, Pflaumen, Zwetschen, Pfirsich u. a. wirken der Versäuerung 
    entgegen. Auch feste Winterbirnen sind sehr heilsam, die weichen 
    Herbstbirnen aber sind mit Vorsicht zu genießen. Äpfel, die sonst den 
    Menschen so gut bekommen, sind nur mit Vorsicht zu nehmen. Nur 
    Vollreife, süße Äpfel sind bekömmlich. Jede Spur von unreifer Apfel- 
    säure aber kann zu schweren, allerdings vorübergehenden Störungen 
    führen, da die Apfelsäure eine Verschärfung des Säurezustandes be- 
    wirken kann und zu Lähmungserscheinungen im Verdauungsvorgang, 
    im Dünndarm und im Dickdarm führt und dadurch recht unange- 
    nehme Erscheinungen zeitigt. Nüsse und Nußkerne können schon bald 
    in den Ernährungsplan eingeschaltet werden. Immer aber muß der 
    Erkrankte selbst fühlen und beobachten, was er gut vertragen kann 
    und was er noch fortlassen muß. An getrockneten Früchten sind gute 
    türkische Feigen bekömmlich und heilsamer als jede andere Art von 
    Trockenobst. 
    
    Nun sollte man meinen, daß der an chronischer Versäuerung von 
    Kindheit an Leidende die saure Zitrone niemals vertragen könnte, 
    aber siehe da, gerade diese können, wenn sie einigermaßen reif ge- 
    nug gepflückt wurden, zur Heilung dienen. Sie müssen dann nicht als 
    Saft mit Wasser verdünnt genommen werden, sondern man schäle die 
    Zitrone wie Apfelsinen und verzehre sie mit dem Fleisch. Alle Zitrus- 
    früchte, Apfelsinen, Pampelmusen, Zitronen u. a. sind gerade für 
    solche Krankheitszustände sehr heilkräftig und sollten eifrig geges- 
    sen werden, aber immer nehme man die ganze Frucht und nicht nur 
    den Saft. 
    
    Sind erst die Anfangsschwierigkeiten überwunden, dann heilt der 
    entzündete und mit Geschwüren behaftete oder verkrampfte Magen 
    recht bald aus und man braucht dann nur darauf zu achten, daß Brot 
    und gekochte und gebackene Getreidezubereitungen aller Art streng 
    vermieden werden, um mit der Zeit ein schmerzfreier, lebensfroher 
    Mensch zu werden. 
    
    
    Zahnzerstörer 
    
    Die Alaune, Soda und Salze, welche in den Backpulvern gebraucht 
    werden, die quecksilber- und eisenhaltigen Arzneien und alle Speisen, 
    die im Magen in Gärung übergehen, besonders aber alles Zucker- 
    haltige wie Schokoladen, Zuckerwaren, Speiseeis aller Art, Zucker- 
    zusatz zu den Speisen usw., sind schädlich für die Gesundheit der 
    Zähne; denn die sich aus ihnen entwickelnden Säuren und chemischen 
    Verbindungen greifen den Kalkgehalt der Zähne von innen her an, 
    um sich zu neutralisieren. Alle entwerteten und raffinierten Lebens- 
    mittel mangeln der Grundstoffe, aus denen sich kräftige und gesunde 
    Zähne entwickeln können. Die Zähne werden indirekt auch durch 
    dauernden Genuß weichgekochter Speisen geschädigt; denn die Zähne 
    erhalten ohne ihre natürliche Betätigung mangels einer anregenden 
    Blutzufuhr nicht mehr die notwendigen Nährstoffe. 
    
    
    426 
    
    
    Schlußbetrachtung 
    
    Über jede Krankheit besondere Ausführungen zu bringen, erübrigt 
    sich, da ja aus der ganzen Darstellung hervorgeht, welches die wirk- 
    lichen und gemeinsamen Ursachen aller Krankheiten sind. Nun darf 
    man sich aber nicht täuschen lassen durch die Auslösung der verschie- 
    denen Krankheitserscheinungen, die irrtümlicherweise als Krank- 
    heitsursachen angesehen werden. Eine Auskühlung des Körpers kann 
    an sich niemals einen Schnupfen hervorrufen oder gar eine Lungen- 
    entzündung oder eine Grippe erzeugen, wenn sich nicht im Körper 
    selbst schon lange vorher Ansammlungen von Stoffwechselrückständen 
    gebildet hätten, die durch diese Unterkühlung in Bewegung kommen. 
    Die Krankheit bricht dann aus, weil die Lebenskraft zur Abwendung 
    der Gefahr, die durch Auskühlung entstehen kann, eine Anregung er- 
    hält, die sie nun befähigt, die Abwehrkräfte des Körpers in Bewegung 
    zu setzen. Diese Abwehrkräfte treiben dann summarisch alle ange- 
    sammelten Stoffwechselrückstände in der einen oder anderen Form 
    zum Körper hinaus. Würde man solchen durch Unterkühlung hervor- 
    gerufenen Fieberkrankheiten freien Lauf lassen, so würden sie den 
    Körper stets in einem besseren Gesundheitszustand zurücklassen als 
    er vor der Krankheit bestand. Solche Erscheinungen sind mit einem 
    Großreinemachen im Körperhaushalt zu vergleichen. Man braucht 
    dem Befallenen nur Ruhe zu geben und die Ausscheidungskräfte 
    durch Fasten, heiße Bäder, Massagen und viel Frucht- und Gemüse- 
    säfte zu unterstützen, um schnelle Heilung zu erzielen. Ist der Körper 
    rein von Stoffwechselrückständen und sind seine Organe wieder in- 
    takt, dann kann auch eine stärkere Unterkühlung dem Körper nicht 
    schaden und keine Krankheitserscheinungen auslösen. Ist aber der 
    Körper z. B. überladen mit kolloidaler Harnsäure, d. h. in den Säften 
    gelöster schwebender Harnsäure, die auf den Augenblick ihrer Aus- 
    scheidung aus dem Körper wartet, aber wegen Überlastung der 
    Nieren nicht herauskommen kann, dann kann es geschehen, daß diese 
    Harnsäure plötzlich unter der Einwirkung einer Unterkühlung durch 
    kalte Zugluft vom kolloidalen in den kristallinischen Zustand über- 
    geht. Der Betroffene bekommt dann sehr starke Schmerzen durch das 
    entstehende Muskelrheuma. 
    
    Es könnte ja in diesem Abschnitt über Krankheitszustände und ihre 
    Heilung noch manches gesagt werden, aber es würde den Rahmen 
    dieses Buches sprengen, wollte ich aus einer Einführung in die Ge- 
    setze der Ernährung einen ausführlichen Ratgeber in allen nur mög- 
    lichen Krankheitserscheinungen machen. Wer sich in die Gedanken- 
    führung dieses Buches eingelebt hat, wird schon wissen, wie er sich 
    gegebenenfalls in Bezug auf seine Ernährung zu verhalten hat. 
    
    
    427 
    
    
    IVb. 
    
    Natürliche Heilmaßnahmen 
    
    
    Wir haben gesehen, daß die Ursache aller Krankheitserscheinungen 
    in den unrichtigen Stoffwechselvorgängen zu suchen ist, die durch 
    die landesübliche unrichtige Ernährung hervorgerufen werden. Zur 
    Überwindung von Krankheitsvorgängen im Körper ist es deshalb 
    notwendig, die Ursache fortzunehmen und die Ernährung im Sinne 
    der natürlichen Gesetze der Lebenserhaltung zu berichtigen. Um aber 
    schneller die oft schon in langwieriges Siechtum ausgearteten Krank- 
    heitszustände zu überwinden, können wir den Körper und seine 
    Lebenskraft auf verschiedene Weise wirksam unterstützen. Die natür- 
    lichen Heilmaßnahmen sind Fasten, Wasseranwendungen und Bäder 
    aller Art, Massagen, Chiropraktik, Licht, Luft und Sonnenschein und 
    gesunder Schlaf. 
    
    Fasten 
    
    Wir alle wissen, daß ein verrußtes Ofenrohr das Feuer im Ofen nur 
    schwer in klarer Flamme brennen läßt, der Ofen blakt und qualmt; 
    und wenn die Kanalisationsröhren einer Stadt verunreinigt sind, 
    dann kann das die Ursache einer Verpestung werden. In dem einen 
    Fall hemmen die angesammelten Verbrennungsrückstände im Ofen- 
    rohr die wärmende Kraft des Feuers, im andern aber führen der Un- 
    rat und der Schmutz aus den natürlichen Abwässern der Stadt zu 
    Stauungen, die das Leben der Stadt verpesten. 
    
    Wenn nun im Körper des Menschen die Blutgefäße und die saft- 
    führenden Venen von Stoffwechselrückständen verschlackt sind, wenn 
    sich also Unrat und Reste aus unrichtigen Stoffwechselvorgängen an- 
    gesammelt haben, dann können diese die Lebensvorgänge in ihrem 
    Ablauf sehr schwer stören und schädigen. 
    
    Wir können nun nicht mit Gewalt in die feinen saftführenden Ge- 
    fäße eindringen oder durch Gewaltmaßnahmen diese Verschlackung 
    aus dem Körper herausbringen, sondern müssen versuchen, die Stoff- 
    wechselvorgänge zu berichtigen, d. h. die Saftbahnen und die Blutge- 
    fäße zu entlasten, damit sie wieder frei arbeiten können. 
    
    Diese Kur besteht ganz einfach darin, daß man sich aller festen 
    Nahrung enthält und nur von Wasser, von mit Wasser verdünnten 
    Frucht- und Gemüsesäften und leichten Teeaufgüssen lebt. Der Flüs- 
    sigkeitsbedarf des Körpers muß bei Fastenkuren oder Nahrungsent- 
    haltung unter allen Umständen gedeckt werden. Er muß bei solchen 
    Kuren sogar einen Überschuß auf weisen, um die Verflüssigung und 
    Ausscheidung der Stoffwechselrückstände zu erleichtern. 
    
    
    428 
    
    
    Mit dem Aufhören der Zufuhr fester Nahrung, nehmen wir den 
    Verdauungsorganen die Arbeit ab. Dadurch entlasten wir zuerst die 
    Leber. Sie wird nun nicht mehr gezwungen, neu hinzukommende, oft 
    krankmachende Zuckerstoffe aus der Nahrung verarbeiten zu müssen. 
    Sie braucht deshalb das in ihr aufgespeicherte Material auf. Haben 
    sich in ihr krankhafte Rückstände angesammelt, wie es bei Leber- 
    schwellungen, Gallenleiden und dergleichen der Fall ist, so werden 
    diese zuerst in Nahrungsstoffe umgewandellt und aufgezehrt. 
    
    Dann erst wird das in den Creweben und zwischen den Muskelfasern 
    eingelagerte Fett angegriffen, das oft nur deshalb eingelagert war, 
    weil bei der landesüblichen Überfütterung die unrichtig zubereiteten 
    Zucker- und Stärkestoffe in den Speisen nicht richtig in Blutzucker 
    verwandelt werden konnten. Die Lebenskraft des Körpers macht 
    diese unverarbeiteten Stoffe dann dadurch unschädlich, daß sie sie in 
    Fettstoffe umbildet. Als solche werden sie dann zwischen den Ge- 
    webezellen eingelagert und bilden dann die Grundlage der Fettsucht. 
    
    Sind auch derart im Körper eingelagerte Fettstoffe verarbeitet und 
    hat der Mensch dabei ein gutes Teil seines Gewichtes verloren, dann 
    beginnt der Körper alle festsitzenden Stoffwechselschlacken in der 
    Muskelmasse, in den inneren Organen, in den Gelenken usw. aufzu- 
    lösen und entweder für den Lebensbetrieb zu verwenden oder sie zu 
    neutralisieren und auszuscheiden. In ähnlicher Weise erfolgt ein Ab- 
    bau gespeicherter, krankhaft entarteter Eiweißstoffe, ja bei diesen ist 
    der Erfolg noch sichtbarer. Sie werden in ihrem Gefüge gesprengt und 
    in Zuckerstoffe und Säuren zerlegt und die noch brauchbaren Stoffe 
    aufgezehrt. Die Säuren werden ausgeschieden. Diese Arbeit der Auf- 
    zehrung und Ausscheidung von Stoffwechselrückständen im Körper 
    durch Fasten, durch bewußte Nahrungsenthaltung, werden die Kör- 
    perfunktionen erleichtern, wenn man durch Zufuhr von mineralstoff- 
    reichen Gemüse- und Fruchtsäften hilft, die sich bildenden Säuren 
    und giftigen Schlacken zu neutralisieren und auszuscheiden. Der 
    menschliche Körper kann ohne Gesundheitsschädigungen irgend- 
    welcher Art bis zu 25 Tagen ohne feste Nahrung auskommen, dann 
    erst wird sich bei einem sonst gesunden Menschen der sogenannte 
    imperative Hunger einstellen. Dieser Gewebehunger zeigt sich da- 
    durch an, daß ein Würgen im Halse entsteht, ähnlich wie beim Ver- 
    dursten. Dies ist das Signal des Körpers, daß jetzt alles Überschüssige 
    im Körper abgebaut ist und bei weiterem Fasten die Grundgewebe 
    angegriffen würden. Nur wer sich noch kräftig genug fühlt, darüber 
    hinweg zu gehen oder eine besondere geistige Reinigung und Klar- 
    heit erlangen will, der kann das Fasten dann noch etwa 8 bis 10 Tage 
    fortsetzen. Dann aber muß unter allen Umständen eine allmählich 
    sich steigernde Nahrungsaufnahme erfolgen, da sonst schwerer Scha- 
    den entstehen könnte. 
    
    Für den einfachen gesundheitlichen Zweck der Reinigung der Blut- 
    bahnen und der verschiedenen Gefäßsysteme sowie der Körperge- 
    webe genügt jedoch durchweg eine 15 bis 20 tägige Fastenkur. Wer 
    
    
    429 
    
    
    sich das nicht zutraut, der kommt mit 2 bis 3 kurzen Fastenzeiten von 
    je 8 Tagen auch zum Ziel. Für solche reinigenden Fasten braucht es 
    keiner besonderen Beratung oder Überlegung. Die Natur weiß sich 
    ganz allein zu helfen und der Mensch, der sich einer solchen Fasten- 
    kur unterzieht, erlebt während dieser Zeit des Wunderbaren in 
    seinem Körper genug. 
    
    Am ersten und zweiten Tag des Fastens wird das landesüblich als 
    Hunger bezeichnete Wühlen und Brennen des Magens unangenehm 
    zu spüren sein. Beim Schlafengehen wühlen die Nerven und es will 
    kein richtiger, erquickender Schlaf zustande kommen. Hat man diese 
    Beschwerden der ersten zwei Tage hinter sich, so folgt am dritten 
    Tage bestimmt eine wunderbare Ruhe im Körper, auch die Nerven 
    beruhigen sich und ein guter Schlaf stellt sich ein, wenn vielleicht 
    auch nicht so ausgiebig und ausdauernd, wie man es gewohnt ist. Man 
    soll nicht glauben, daß man bei Nahrungsenthaltung nun sehr bald 
    mut- und kraftlos werden würde. Das wunderbarste Erlebnis eines 
    Fastenden ist es immer, wenn nach dem dritten oder vierten Fasten- 
    tage die Unternehmungslust des Fastenden zunimmt und er zuneh- 
    mend eine wunderbare Leichtigkeit im Körper verspürt. Dieser wird 
    nach und nach von den Stoffwechselrückständen befreit, er braucht 
    neue Nahrung nicht zu verarbeiten und zu verdauen. Langsam stellt 
    er sich um und beginnt nun, alle schlechten Stoffe und Säfte im Kör- 
    per abzubauen. Der Mensch wird immer freier. Seine Gedanken 
    gieren nicht mehr nach Essen. Das Gehirn kann leichter und schärfer 
    denken. Er wird nicht mehr von Säuren und Genußgiften aufge- 
    peitscht und unnötig erregt. Reine und bessere Gedanken stellen sich 
    ein und erzeugen im Fastenden ein Hochgefühl, das er bisher nicht 
    kannte. Es ist schon öfter vorgekommen, daß Fastende, die matt und 
    krank begannen, nach der ersten Woche größere Spaziergänge, ja so- 
    gar größere Wanderungen unternahmen, an die sie vorher nicht hät- 
    ten denken können. 
    
    Der eigentliche Erfolg in gesundheitlicher Beziehung stellt sich erst 
    nach Beendigung des Fastens und dem nun folgenden Neuaufbau bei 
    natürlicher Ernährung ein. Wer eine Fastenkur unternehmen will, 
    kann nun selbstverständlich nicht von heute auf morgen das Essen 
    einstellen. Es ist notwendig, einen Übergang zu schaffen. Man beginnt 
    daher mit einem zwei- oder dreitägigen Obstfasten, d. h. man nimmt 
    nur Früchte zu sich und unterstützt dadurch und durch Einläufe und 
    reichliches Trinken von warmen Teeaufgüssen die Darmreinigung. 
    Gute Darmentleerung vor Beginn der eigentlichen Fasten ist unter 
    allen Umständen wichtig, da zu Beginn des Fastens die vorhande- 
    nen Kotmassen verkrusten und sich an den Darmwänden festsetzen 
    könnten. Diese würden dann die vermehrte Ausscheidung der Stoff- 
    wechselrückstände aus dem Körper während der Fastenzeit hindern. 
    Dadurch würden Kotgase entstehen, die in die Gewebe übertreten 
    und den Körper verpesten könnten. Deshalb kann man erst nach etwa 
    drei Vorbereitungstagen mit dem eigentlichen Vollfasten beginnen. 
    
    
    430 
    
    
    Während der nun folgenden Fastentage trinke man nur verdünnte 
    Gemüse- und Fruchtsäfte sowie Aufgüsse von Kräutern. Fehlen Säfte 
    aus Frischobst, so werden verdünnte Säfte aus Feigen und Saft aus 
    Möhren sich gut bewähren. Auch Saft aus Brennesseln ist sehr wirk- 
    sam. 
    
    Hat Fettsucht und Leberleiden Vorgelegen, so sind Säfte aus Löwen- 
    zahn und anderen Bitterkräutern einzufügen, um der Bauchspeichel- 
    drüse die Grundstoffe zur Bildung von Insulin zu geben und eine Be- 
    richtigung der Gallentätigkeit herbeizuführen. 
    
    Soll die Fastenkur beendet werden, so darf man nicht gleich am 
    ersten Tage mit einer großen Mahlzeit beginnen, sondern man ißt zu- 
    sätzlich zu den üblichen Säften morgens einen Apfel und abends 
    weiches grünes Gemüse, geriebene Möhren und Obst. Am folgenden 
    Tage beginnt man mit frischem Beerenobst oder was sonst an süßem, 
    reifem Obst vorhanden ist. Zu Mittag folgt dann eine einfache Ge- 
    müsemahlzeit mit wenig Nüssen oder Ölzusatz zubereitet. Am Abend 
    kann man dann schon wagen, eine etwas umfangreichere Mahlzeit 
    einzunehmen. So steigere man die Nahrungsmenge von Tag zu Tag 
    zu normalen Portionen. 
    
    Nach einer solchen Fastenkur sollte man nicht so unvernünftig sein, 
    in die landesübliche Nahrung zurückzufallen, weil man nach dem 
    Fasten nun einen übermäßigen Hunger zu verspüren glaubt. Wer 
    während dieser Tage standhält, der hat gewonnenes Spiel. Nach kur- 
    zer Zeit wird er es unbegreiflich finden, daß er vor seiner Fastenkur 
    Fleisch vom Tier, Brot und gekochte Getreidenahrung zu sich nehmen 
    konnte. 
    
    Wer aber nach einer hohen, geistigen Auffassung vom Leben und 
    dessen Bedeutung und einer Vertiefung seines Gefühlslebens trachtet, 
    der kann außer einer alljährlichen kürzeren oder längeren Fastenkur 
    das verlängerte Fasten von 40 Tagen durchführen, das uns von Pro- 
    pheten und Heiligen, vor allem aber von Jesus überliefert wurde. Das 
    geistige Erlebnis, daß einem solchen Fasten in einem reinen Körper 
    folgt, wird unter der Voraussetzung, daß vorher und nachher Pflan- 
    zenfrischkost die tägliche Nahrung war, eine Offenbarung besonderer 
    Art werden und die geistigen Kräfte und Fähigkeiten in ungeahnter 
    Weise stärken. Wir wissen von allen Religionsstiftern, daß sie Fasten- 
    künstler waren. Am Beginn ihres geistigen Wirkens und Schaffens 
    stand oft eine längere Fastenzeit. 
    
    Wasserheilkunde 
    
    Eines der wichtigsten Hilfsmittel, den Körper bei der Ausscheidung 
    krankhafter Stoffwechselrückstände zu unterstützen, ist die Anregung 
    seiner Lebenskraft und der Ausscheidungstätigkeit seiner Organe 
    durch entsprechende Wasseran Wendungen. Diese Anregung geschieht 
    durch die Haut. Waschungen und Bäder, Güsse und Wickel aller Art 
    werden die Hauttätigkeit anregen, diese Anregung geht auf die in ihr 
    
    
    431 
    
    
    endigenden Nerven über und kommt somit den entsprechenden 
    Organen zugute. 
    
    Über Wasserheilkuren ist schon so viel geschrieben und darin so- 
    viel Vorbildliches geleistet worden, daß in diesem Zusammenhang 
    nicht ausführlich darüber berichtet zu werden braucht. Eins nur sei 
    erwähnt: Der Entdecker der heilsamen Wasseranwendungen auf einen 
    kranken Körper Vinzenz Prießnitz arbeitete zur Hauptsache mit 
    kaltem oder höchstens luftwarmem Wasser. Bei allen Menschen, die 
    dem Zuckertyp entsprechen, d. h. solchen, die zur Fettsucht und Voll- 
    blütigkeit neigen, ist die Kaltwasserkur von guter Wirkung. Aber 
    beim Säuretyp, dessen Nerven durch Versäuerung des Körpers an 
    sich schon überreizt und verkrampft sind und deshalb besonders un- 
    günstig auf Kaltwasser reagieren, kann die Schockwirkung, die das 
    kalte Wasser auf die Haut ausübt, von schlimmem Einfluß sein. Die 
    fehlende Körperwärme und die oft mangelnde Blut- und Säftebe- 
    wegung infolge der durch Säurekrampf entstandenen Verengung der 
    Gefäße kann eine Erwärmung des verkrampften Körpers und seiner 
    Organe nicht bringen. Anstelle einer günstigen Wirkung auf die 
    Stoffwechselvorgänge wird eine oft sogar ganz erhebliche Beeinträch- 
    tigung des Heilvorganges stattfinden. Alle diese Menschen sollten aus- 
    schließlich mit warmem, ja, mit heißem Wasser behandelt werden. Bis 
    auf 36 und 38 Grad Celsius erhitztes Wasser ist in solchen Fällen das 
    einzig richtige. Das heiße oder mindestens körperwarme Wasser ist 
    von anregender Wirkung. Es steigert die Körpertemperatur und hilft 
    dadurch mit, die Verengung und Behinderungen im Säftestrom zu 
    beseitigen. Die Wärme dehnt die Blutgefäße, dehnt die krampfhaft 
    verengten Nervenbahnen und erleichtert dadurch die Stoffwechsel- 
    vorgänge. Kaltwasseranwendungen in allen Ehren und da, wo sie an- 
    gebracht sind, aber mit blutwarmem oder heißem Wasser läßt sich oft 
    mehr erreichen, wie die Erfolge der Überwärmungsbäder beweisen. 
    
    Was weiter über Wasserbehandlung, Bäder und dergleichen zu 
    sagen ist, wurde vom Verfasser auf gezeichnet in der Schrift ,Das Bad 
    der Blutwäsche*. In diesem finden sich außerdem einige neue An- 
    wendungsformen von warmem und heißem Wasser. Es sind dies das 
    blutwarme Dauervollbad, die heiße Dauerbrause — das eigentliche 
    Bad der Blutwäsche — und das ansteigende Fieberbad, die soge- 
    nannte Schlenzkur. 
    
    
    Massage 
    
    Ein anderer Weg, dem Körper zu helfen, unrichtige Stoffwechsel- 
    schlacken auszuscheiden, ist die Massage in ihren vielfachen Formen 
    und Anwendungsarten. Die Muskelmassage des ganzen Körpers und 
    die Bauchmassage zur Anregung und Berichtigung der Darmtätigkeit 
    nach Dr. Xaver Mayr im besonderen, bringt das Blut und die Säfte 
    des Körpers in Bewegung und wirkt dadurch reinigend und heilend. 
    Nach einem warmen Bade und nachfolgender Körpermassage fühlen 
    wir uns befreit und erfrischt. Das hat wohl schon jeder einmal an sich 
    
    
    432 
    
    
    erfahren, der sich einer guten Massage unterzogen hat. Aber die wirk- 
    liche Kunst der Massage liegt darin, die Nerventätigkeit anzuregen 
    durch Beeinflussung der sogenannten Nervenpunkte, d. h. der Nerven- 
    knotenpunkte und Nervenaustrittsstellen, die der massierenden Hand 
    zugänglich sind. Dazu allerdings gehört eine genaue Kenntnis des 
    Körpers und insbesondere der Nervenbahnen. Die Lehre von der 
    Nervenmassage fußt darauf, daß anregende Wechselwirkungen zwi- 
    schen Blutbahnen, Nerven und Venengefäßen im Körper bestehen. 
    Durch Behandlung der Nervenpunkte entsteht in den Organen, die 
    von den betreffenden Nerven gespeist werden, eine Anregung zu er- 
    höhter Tätigkeit. Es ist auf diese Art möglich, eine direkte Beeinflus- 
    sung eines erkrankten Organs zu erzielen. Die Nervenmassage der 
    Haut verlangt ein gründliches Studium und ist eine vorzügliche Er- 
    gänzung der möglichen Heilmaßnahmen. 
    
    Chiropraktik und Osteopathie 
    
    In den Vereinigten Staaten ist eine Methode erdacht und erprobt 
    worden, die als Chiropraktik bekannt geworden ist. Diese Heil- 
    methode arbeitet auf Grund der Erkenntnis, daß die Nerven des 
    Körpers und seiner Organe jeweils paarweise aus den Zwischen- 
    räumen zwischen den einzelnen Wirbeln des Rückgrates austreten 
    und von dort zu den entsprechenden Organen geleitet werden. Wenn 
    nun durch irgendeinen Umstand ein Wirbel aus seiner normalen Lage 
    herausgeraten ist oder Verzerrungen von Muskeln durch Säurekrampf 
    eine Lageveränderung eines oder mehrerer Wirbel verursacht haben, 
    so kann es Vorkommen, daß die Nerven an ihren Austrittsstellen ver- 
    klemmt werden oder verlagert sind. Hier nun will die Chiropraktik 
    helfend eingreifen durch Berichtigung der Lage der einzelnen Wirbel- 
    knochen zueinander und Befreiung der Nerven aus einer Verklem- 
    mung und Verkrampfung. Die Berechtigung zur Ausübung der Chiro- 
    praktik und der in ähnlicher Weise arbeitenden Osteopathie erfordert 
    in den Vereiniguten Staaten ein mindestens vierjähriges Hochschul- 
    studium (Collegestudy). Es ist nicht etwa so, daß sich jeder Heil- 
    kundige auch als Chiropraktiker betätigen könnte, sondern nach ab- 
    solviertem Studium muß er eine Eignungsprüfung ablegen, deren Be- 
    stehen bescheinigt wird. Dieser Berechtigungsschein steht der Appro- 
    bationsurkunde des Arztes gleich. Die Chiropraktik hat bei vielen 
    Krankheitserscheinungen, die jeder anderen Behandlungsweise spot- 
    teten, große Heilerfolge gehabt. Das bekannteste Beispiel ist der Fall 
    eines früheren Prinzen von Spanien. Er war ein sehr aufgewecktes 
    Kind, konnte aber nicht sprechen. Man versuchte alles, aber es war 
    unmöglich, ihn zum Sprechen zu bringen. Die Ärzte konnten die Ur- 
    sache nicht feststellen und ihre ganze Kunst war vergeblich. Ein 
    Chiropraktiker erbot sich, den Jungen zu untersuchen und zu behan- 
    deln. Der Prinz war zu der Zeit 14 Jahre alt, ohne sprechen gelernt 
    zu haben. Der Chiropraktiker stellte fest, daß die Halswirbel ver- 
    lagert waren. Nach entsprechender chiropraktischer Behandlung 
    
    
    28 Sommer, Ernährung 
    
    
    433 
    
    
    lernte der Prinz schnell sprechen. Es stellte sich heraus, daß die Zun- 
    gennerven in ihren Austrittsstellen aus den Wirbeln verklemmt 
    waren. Die Ursache dieser Verbildung ließ sich in einem Unfall der 
    königlichen Mutter zur Zeit ihrer Schwangerschaft feststellen. 
    
    Licht und Luft 
    
    Der Körper des Menschen und seine Haut sind von Natur aus dar- 
    auf eingerichtet, dem Licht der Sonne und der Luft ausgesetzt zu 
    werden, ohne Beschränkung oder Umhüllung. Durch die Kleidung hat 
    sich der Mensch des Einflusses von Licht, Luft, Sonnenschein und 
    Regen entwöhnt. Der Grund dafür ist nicht, daß wir eine Bedeckung 
    der Haut nötig gehabt hätten. Die normale lebenstüchtige Haut des 
    Menschen ist von einer solchen Beschaffenheit, daß sie bei entspre- 
    chender Gewöhnung von Kindheit an sich ohne weiteres den gerade 
    herrschenden Witterungs Verhältnissen anpaßt. Je nach Wärme- oder 
    Kälteeinflüssen dehnt sie sich und weitet die Poren der Haut aus oder 
    sie zieht sich zusammen und verhindert damit den Wärmeentzug 
    durch Verdunstung. Dadurch kann weder eine Überhitzung noch eine 
    Erkältung oder Unterkühlung des Körpers stattfinden. Die Gesichts- 
    haut des Europäers hat bis heute diese Fähigkeit noch nicht verloren, 
    denn diese wird sowohl den warmen Sonnenstrahlen als auch im kalten 
    Winter dem Schnee und dem Regen ungeschützt ausgesetzt. Das Ver- 
    halten unserer Gesichtshaut beweist uns, daß die Haut wohl fähig ist, 
    sich allen klimatischen Verhältnissen anzupassen, ohne daß der 
    Mensch Schaden litte. Außer der Dehnung und Zusammenziehung hat 
    die Haut noch eine Möglichkeit, sich an besonders gefährdeten Stellen 
    gegen Abkühlung zu schützen. Es wird an solchen Körperteilen ein 
    entsprechend dichterer Haarwuchs einsetzen, der ein noch besserer 
    Schutz gegen die Unbill des Wetters als auch gegen starke Hitzeein- 
    wirkung ist, ohne daß der Mensch deshalb einen tierischen Haarpelz 
    bekäme. Die Haut des Menschen wird bei Gewöhnung an den unbe- 
    kleideten Körper außerdem die Fettschicht im Zwischengewebe der 
    Haut in der kalten Jahreszeit verstärken und dadurch den Körper 
    gegen Kälte schützen. Auch wird die Lederhaut sich entsprechend 
    kräftiger entwickeln und widerstandsfähiger werden, während die 
    Kleidung die Haut nur verzärtelt und verweichlicht. Zum Verständnis 
    der Wichtigkeit der Haut als regelndes Organ sei nochmals darauf 
    hingewiesen, daß das embryonale Keimblatt, aus dem sich die Haut 
    entwickelt, gleichzeitig auch die Sinnesorgane in sich birgt. Die durch 
    die Nerven- und Gehirntätigkeit bewirkte Sinnestätigkeit ist über- 
    haupt erst durch die Haut und die aus ihr hervorgehenden Organe 
    möglich. 
    
    Die Haut selbst regelt die Stoffwechselvorgänge in hervorragender 
    Weise. Bei schwerer Arbeit scheidet sie das überschüssige Wasser aus 
    und kühlt durch die Verdunstung desselben den Körper ab. Sie ver- 
    hindert auf diese Weise eine innere Überhitzung. Bei Kälteeinwirkung 
    zieht sie sich zusammen und verhindert dadurch eine unnötige 
    
    
    434 
    
    
    Wärmeabgabe. Durch die Haut werden außerdem eine Unmenge 
    Stoffwechselrückstände in Gasform ausgeschieden, die in keiner an- 
    deren Form und durch keine anderen Ausscheidungsorgane aus dem 
    Körper herausgebracht werden können. 
    
    Deshalb muß vor allen Dingen für eine gesunde und richtige Haut- 
    tätigkeit gesorgt werden, damit sich keine Stoffwechselrückstände im 
    Körper ansammeln können. Luftbäder bewirken eine Anpassung der 
    Haut an jede Art klimatischer Einwirkungen auf den Körper und die 
    unter der Haut liegenden Nerven und gewöhnen die Haut an die Ein- 
    wirkung der Luft zu allen Tages- und Jahreszeiten von Kindheit an. 
    
    Rikli, der Vater des Luft- und Sonnenbades, hat die Wichtigkeit 
    einer gesunden Hauttätigkeit erkannt. Er wußte, daß die Haut das 
    Organ ist, durch das der Körper Luft und Licht aufnimmt und daß das 
    nur geschehen kann bei unbekleidetem Körper. Er konnte die große 
    Heilwirkung des Licht- und Luftbades wohl feststellen, aber nicht er- 
    klären. Heute wissen wir, daß es das Sonnenlicht ist, welches die Um- 
    wandlung gewisser, in der Haut eingelagerter Fettstoffe in das Vita- 
    zym D vollbringt. Das Vitazym D ist der Wirkstoff, der den Einbau 
    der Kalkstoffe in die Gewebe des Körpers und seiner Organe ermög- 
    licht und bewerkstelligt. Belichtung durch die Sonne fördert deshalb 
    das Wachstum der Knochen und die Gesunderhaltung der Nerven. 
    Darum ist, wie gezeigt, die Einwirkung des Sonnenlichts auf die un- 
    bekleidete Haut eine Naturnotwendigkeit, um ein gesundes, normales 
    Wachstum in jungen Jahren und einen gesunden vollkräftigen Ersatz 
    der Knochen und Gewebe im Alter zu ermöglichen. Die Erforschung 
    der Vitazyme und Wirkstoffe hat den Beweis für die Richtigkeit der 
    Rikli’schen Erfahrungen erbracht. 
    
    Das Einfachste wäre nun, unsere Arbeit in Luft und Sonne in unbe- 
    kleidetem Zustande zu verrichten; denn einen Schutz gibt uns die 
    Kleidung nicht, eher verzärtelt und verweichlicht sie die Haut und 
    macht dadurch die Haut und den Körper für die krankhaften Erschei- 
    nungen um so anfälliger. Sie sperrt das Sonnenlicht von der Haut ab 
    und verhindert dadurch die Bildung des Vitamins D. Die Kleidung ist 
    eines der gräßlichsten Marterinstrumente für die Haut, die sich der 
    Mensch zum Schaden seiner eigenen Gesundheit geschaffen hat. Und 
    warum schuf er sie? Stand am Anfang der Erfindung das Bedürfnis 
    nach einem Schutz gegen Licht, Luft und Sonne? Nein. Es stand am 
    Anfang die Verdeckung der Scham. Die Kleidung wurde erfunden, 
    um unsere Geilheit zu verdecken, die dem Genuß des Tierfleisches 
    folgte. Sorgen wir dafür, daß unser Denken von der Geilheit befreit 
    wird und es wird kein Hindernis mehr geben, unseren Körper, so wie 
    ihn Gott geschaffen hat, der Luft, dem Licht und der Sonne auszu- 
    setzen! Solange wir diesen Idealzustand nicht erreicht haben, sollten 
    wir wenigstens versuchen, jede Gelegenheit wahrzunehmen, um 
    unsern Körper in Licht, Luft und Sonne zu stählen und dadurch dem 
    Körper die Gelegenheit zu geben, die Stoffwechselrückstände heraus- 
    zuschaffen. Der einfachste Weg dazu ist, die Gartenarbeit im unbe- 
    
    
    435 
    
    
    kleideten Zustand vorzunehmen. Durch das Bücken und Wenden und 
    Drehen bei der Arbeit wird der Körper allseitig bestrahlt und jede 
    einseitige Wirkung, wie z. B. beim Stilliegen, vermieden. Der Wert 
    des Licht- und Luftbades für die Krankenbehandlung wird mehr und 
    mehr erkannt und besonders in Kinderheilstätten zur Anwendung 
    gebracht. Es ist nur zu begrüßen, daß man heute wenigstens den Kin- 
    dern das Nacktbaden nicht mehr als anstößig verbietet. 
    
    Gesunder Schlaf 
    
    Wenn wir uns über den Schlaf unterhalten wollen, so müssen wir 
    uns zunächst klarmachen, warum der Schlaf für jedes lebende Wesen 
    notwendig ist. Versäumt man aus dem einen oder anderen Grunde, 
    eine Nacht zu schlafen, so kann man sich künstlich wach erhalten, 
    z. B. durch Trinken von herzerregenden Giften wie Kaffee oder ande- 
    ren noch stärkeren, wenn man nicht geistig oder körperlich so ange- 
    spannt ist, daß einem diese Erregung wenigstens zeitweilig über das 
    starke Schlafbedürfnis hinweghilft. Aber dann wird das Schlafbedürf- 
    nis so zwingend, daß man in jeder Stellung einfach einschläft. Nach 
    einem ruhigen und gesunden Schlaf erwacht der Mensch erfrischt und 
    gestärkt, bereit zu neuer Arbeit. 
    
    Es wurde im vorhergehenden gezeigt, daß bei der Arbeit der 
    Muskeln durch das Zusammenwirken der in die feinsten Muskelfaser- 
    verästelungen austretenden Nervenmasse mit den darin enthaltenen 
    Blutsäften Stoff Wechsel Vorgänge entstehen, die mit einer Verbren- 
    nung der Nervenmasse und der Zuckerstoffe im Sauerstoff des Blutes 
    zu vergleichen sind. Die Rückstände dieser Vorgänge werden als Koh- 
    lensäure und Wasser zusammen mit anfallenden Säureresten und un- 
    verbrennbaren Mineralstoffen vom Venenblutstamm auf genommen 
    und entweder wieder verarbeitet oder durch die Haut, die Lungen 
    oder den Darm ausgeschieden. Dieser letzte Stöffwechselvorgang des 
    in vielfachen Stufen verarbeiteten Nerven- und Blutmaterials wird 
    eingeleitet durch die Einwirkung des Phosphors in den Nerven auf 
    den Schwefelgehalt des Blutes. Diese beiden Stoffe werden, unschäd- 
    lich gebunden durch Mineralstoffe im Blut und in den Nerven, mit 
    dem Venensaft in die Lungen zurückgeführt und hier zweckentspre- 
    chend neu verarbeitet. 
    
    Es bleiben gewisse Rückstände der Nervenmasse, die in den Muskeln 
    zur Kraftentwicklung nötig waren und die nicht restlos in Stoffwech- 
    selreste gewandelt wurden. In der Nervenmasse findet sich Stickstoff, 
    der unverbrennbar ist, da er sich nicht mit dem Sauerstoff verbindet. 
    Dieser wandelt sich während der Stoffwechselvorgänge in Harnstoff 
    oder wird als Harnsäure gebunden und dann durch die Nieren aus- 
    geschieden. Danach bleibt von der Nervenmasse noch ein Rest nicht 
    vollständig gewandelter, weil unvollkommener zuckerhaltiger Stoffe 
    zurück. Diese lernten wir als Milchsäure in der Muskelmasse kennen. 
    Je ausgiebiger wir arbeiten und je länger die Anspannung dauert, 
    desto größer wird die Ansammlung von Milchsäure als Rest nicht aus- 
    
    
    436 
    
    
    genutzter Nerven- und Blutmasse. Diese Milchsäure in den Muskeln 
    löst die Ermüdungserscheinungen aus. Auch im Gehirn bildet sich 
    beim Denkvorgang diese Milchsäureansammlung. Ist sie so stark ge- 
    worden, daß sie die Tätigkeit des Gehirns lähmt, dann werden wir 
    richtig müde und beginnen zu schlafen, ob wir wollen oder nicht. 
    
    Es braucht deshalb nicht immer nur Muskelarbeit zu sein, die Mü- 
    digkeit hervorruft. Auch in den Lebensvorgängen zur Erhaltung der 
    Körperwärme und des Lebens überhaupt spielen sich dieselben Vor- 
    gänge ab, nur nicht in gleichem Ausmaß. Die Erscheinungen in jedem 
    Lebewesen sind die gleichen und deshalb muß bei allen Lebewesen 
    das tätige Wachsein immer wieder durch den Schlaf abgelöst werden. 
    Im Schlaf werden die Ansammlungen der Milchsäure aus der nicht 
    vollständig abgebauten Nervenmasse gewissermaßen in einem umge- 
    kehrten Verfahren in Muskelzucker verwandelt. Im Schlaf werden 
    durch diese Wandlung die einzelnen Gewebezellen der Muskelmasse 
    und der Organe des Gehirns von der angesammelten Milchsäure be- 
    freit. Diese wird bei diesem Vorgang in Muskelzucker zurück verwan- 
    delt und die Muskelfaser gleichzeitig neu aufgeladen mit den Stoffen, 
    die die Lebensvorgänge aufrecht erhalten. 
    
    Die Notwendigkeit des Schlafes kennen wir alle. Natürlicherweise 
    würde der Mensch mit der niedergehenden Sonne und mit eintreten- 
    der Dunkelheit nach des Tages Arbeit sich zur Ruhe legen und sich 
    bald eines gesunden, erquickenden Schlafes erfreuen, um dann am 
    frühen Morgen frisch und gestärkt wieder zu erwachen. 
    
    Mit der Kulturnahrung aber hat der Mensch sich eine unnötige 
    Wust von Arbeit auf geladen, um die Kunstnahrung in der landes- 
    üblichen Weise zu erzeugen, zuzubereiten und eßfertig zu machen. Da 
    er verlernt hat, sich seine Nahrung im eigenen Garten selbst zu 
    ziehen, muß er ihm oft gar nicht zusagende Arbeit leisten als Arbeiter, 
    beim Bauern, in der Industrie, im Bergwerk, im Büro, im Handwerk 
    usw., die ihn verbraucht und seinen Körper ermüdet, ohne einen 
    Ausgleich zu schaffen durch die Freude an der Natur, an den Lebens- 
    vorgängen in der Pflanze im Garten und der dazugehörigen Tierwelt. 
    
    Die natürliche Bef riedigung der Lebensfreude ist ihm in weitgehen- 
    dem Maße unter den heute herrschenden Erwerbsverhältnissen ge- 
    nommen und deshalb sucht er einen anderen Ausgleich. Besonders der 
    Stadtmensch ist in dieser Beziehung sehr übel dran. Es ist ihm oft 
    schwer, überhaupt in Berührung mit der lebendigen Natur zu kom- 
    men, und so sucht er auf andere Weise sein leeres Gefühlsleben auf- 
    zufüllen. Notgedrungen benutzt er dazu die späten Abendstunden und 
    die Zeit bis Mitternacht. Die künstlichen Lichtquellen aller Art helfen 
    ihm, die Nacht zum Tage zu machen. Alkohol und Kaffee putschen 
    seine Sinne so auf, daß er vergißt, welchen Schaden er seiner Gesund- 
    heit durch diesen Talmi-Lebensgenuß zufügt. Die Auswirkung dieser 
    Störung seines natürlichen Lebensablaufes zeigt sich nur allzubald. 
    Der Körper kann in den Stunden nach Mitternacht die beabsichtigte 
    Reinigung von Stoffwechselrückständen nicht mehr restlos bewältigen, 
    
    
    437 
    
    
    der Mensch erhebt sich müde und zerschlagen von seinem Lager und 
    muß am nächsten Morgen wieder mal zur Kaffeetasse greifen, um 
    nur einigermaßen einen freien Kopf zu bekommen. Auf diese Weise 
    zieht eine Unnatur die andere nach sich, und gerade in dieser Be- 
    ziehung könnte man sagen: „Das ist der Fluch der bösen Tat, daß sie 
    fortzeugend Böses muß gebären.“ 
    
    Beachten wir die Lebensgesetze und den rhythmischen Ablauf aller 
    Vorgänge in unserem Körper, so sehen wir, daß während der Arbeit 
    im Sonnenlicht die im Körper umgewandelten und angesammelten 
    Nahrungswerte in einem stufen weisen Abbau begriffen sind bis zur 
    restlosen Umwandlung in Säuren verschiedener Art wie Kohlensäure, 
    Harnstoff, Harnsäure, Oxalsäure usw. Wir können infolgedessen von 
    einem sich während des Tages steigernden Säurestrom sprechen. Mit 
    der sinkenden Sonne ist diese Säureansammlung am stärksten und 
    deshalb sollte der Mensch mit Sonnenuntergang seine Schlafstätte 
    auf suchen. Während des Schlafes beginnt der Körper auszuscheiden. 
    Die Säure soll entfernt werden, während die Lebensvorgänge zur Er- 
    zeugung von Muskelkraft und Wärme nicht mehr notwendig sind. 
    Deshalb verlangsamt sich die Atmung während des Schlafes, und die 
    in der Nahrung enthaltenen basischen Werte der Mineralstoffe, der 
    erdigen Grundstoffe, können nun zusammen mit den neu erzeugten 
    Zuckerstoffen und den Nervengrundlagen ihre Arbeit beginnen, den 
    Körper gewissermaßen wieder aufzuladen, nachdem im ersten tiefen 
    Schlaf die Säuren entfernt und die angesammelte Milchsäure wieder 
    in Zuckerstoffe umgewandelt worden sind. Mit andern Worten: Vom 
    Sonnenuntergang bis zum fröhlichen Erwachen am frühen Morgen, 
    herrscht im Körper die Arbeit der basischen Grundstoffe vor, so daß 
    wir von einem Basenstrom sprechen können. 
    
    Der Vorgang ist ein dem Pflanzen wuchs entgegengesetzter. Wir 
    sahen, daß die Pflanze unter der Einwirkung des Sonnenlichtes die 
    Kohlensäure, die der Mensch während des Schlafes aus seinem Körper 
    entfernt, in sich aufnimmt, um den Kohlenstoff in der Kohlensäure 
    in der verschiedensten Art für die Lebensvorgänge und den Aufbau 
    der Nahrung für den Menschen und das Tier zu verwenden. Wollen 
    wir dem natürlichen Lebensrhythmus folgen, so müssen wir unsere 
    Schlaf zeit dem natürlichen Rhythmus der inneren Wechselwirkung 
    anpassen und nach Einbruch der Dunkelheit schlafen gehen, um am 
    frühen Morgen neu gestärkt aufstehen zu können. Es ist besser, in 
    den Morgenstunden zu arbeiten, auch unter Benutzung künstlichen 
    Lichtes, als in den Abendstunden den Tag ins Endlose verlängern und 
    das Schlafbedürfnis künstlich zurückhalten zu wollen. Wer die natür- 
    liche Schlafzeit einhält, wird ruhiger und gleichmäßiger in seinem 
    Wesen und Tun und Nervenerregungen, Überreizung derselben oder 
    gar Nervenkrankheiten kaum kennen lernen. Dabei ist noch eine 
    charakteristische Tatsache zu beachten, daß nämlich der Mensch, der 
    frühzeitig schlafen geht und sich auch entsprechend natürlich ernährt, 
    während der Morgenstunden, ja, oft bis Mittag keiner neuen Nahrung 
    
    
    438 
    
    
    bedarf. Der Körper hat ja während der Schlafzeit vor Mitternacht alle 
    Nahrungs werte in sich auf gespeichert, die zur Abwicklung seiner 
    Lebensvorgänge notwendig sind. Für einen natürlich lebenden Men- 
    schen ist deshalb das Morgenfasten eine einfache Folge seiner natür- 
    lichen Lebensweise, er wird vor Mittag kaum Hungergefühl kennen. In 
    Beziehung auf eine gesunde Schlaf zeit ist die Vorverlegung der nor- 
    malen Uhrzeit um eine Stunde ein vielleicht ganz unbeabsichtigtes 
    Hilfsmittel gewesen, für die Menschheit eine volle Stunde Schlaf vor 
    Mitternacht zu gewinnen. Was weiter über den Naturschlaf zu sagen 
    ist, findet sich in dem Buch von Th. Stöckmann „Die natürliche 
    Schlafzeit“. 
    
    
    439 
    
    
    V. 
    
    Der natürliche Anbau unserer Nahrung 
    
    Zum Abschluß muß noch auf die Grundgesetze eingegangen werden, 
    die beim Anbau der Nahrung für den Menschen eingehalten werden 
    müssen. Wenn wir uns gesund ernähren und das Urgesetz der natür- 
    lichen Ernährung voll zur Geltung bringen wollen, dann müssen wir 
    wenigstens die Grundgedanken zur Nahrungserzeugung kennen ler- 
    nen. Wir sahen, daß auf dem Acker als Nahrungsgrundlage des Men- 
    schen der Fluch Gottes liegt: „Verflucht sei der Acker um deinet- 
    willen, mit Kummer sollst du dich davon nähren“, das gilt noch heute 
    wie vor Zeiten, als die Menschheit begann, die Frucht der Bäume und 
    die Kräuter und Wurzeln des Gartens zu verachten, um die vom Tier 
    stammenden Genußmittel als die für sie wichtigste Speise zu be- 
    trachten. 
    
    Ursprünglich war die Erde nach dem Erscheinen des trockenen 
    Landes aus der Fläche der angesammelten Gewässer durch dichte 
    grüne Bewachsung vor Austrocknung geschützt. Aus den ursprüng- 
    lichen Gräsern und Farnen entwickelte sich nach dem Durchbruch 
    der Sonne durch die Wolkenschleier das uns bekannte Wachstum der 
    blühenden und fruchttragenden Bäume, Sträucher und Kräuter. Die 
    Erde war bis in die geschichtlichen Zeiten des Menschengeschlechtes 
    hinein von einem dichten grünen Blätterwald bedeckt, so daß die 
    Fläche der Erde selbst nirgends von den Strahlen der Sonne getroffen 
    werden konnte. In diesen Wald, in den Garten Gottes, wurden die 
    Menschen hineingesetzt, den sie nun bebauen und betreuen sollten. 
    Einen Garten bebauen und betreuen ist eine ganz andere Sache als die 
    Verwüstung der Fruchtbarkeit der Erde durch Abholzung des Baum- 
    bestandes mit Rodung der Fläche, um daraus Viehweiden, Getreide- 
    und Rübenfelder zu machen und Fleisch zum Verzehr für die Men- 
    schen erzeugen und Brot backen zu können. Es wurde immer wieder 
    gezeigt, daß der baumlose Acker das Grundwasser nicht halten kann, 
    sondern dieses bald in so weite Tiefen absinken läßt, daß es auch von 
    den tiefsten wasser suchenden Wurzeln der Getreide- und Rübenpflan- 
    zen nicht mehr erreicht werden kann. Ist der Fall eingetreten, dann 
    versteppt der Acker. Es bildet sich bestenfalls eine dichte Grasnarbe. 
    Wird diese aufgebrochen, um die Steppe als Acker zu nutzen, so ver- 
    wandelt sich im Laufe der Jahre die Erde in sandigen Staub. Die 
    Lebewesen im Ackerboden sterben wegen Mangel an Feuchtigkeit ab, 
    der Boden trocknet aus, und wenn sich dann durch die Unausgeglichen- 
    heit des Klimas nach Abholzung des Baumbestandes Wetter katastr o- 
    phen einstellen, fliegt die einst so fruchtbare Humusschicht der Ober- 
    
    
    440 
    
    
    fläche in die Luft und wird vom Wind fortgetragen. Das Land wird 
    zur Wüste und weder Mensch noch Tier können sich darauf ernähren. 
    Das ist das Schicksal des Bodens und auch das Schicksal der Men- 
    schen, die darauf leben wollen und müssen, wenn gegen das Natur- 
    gesetz der Ernährung verstoßen und darauf bestanden wird, sich auf 
    dem Umweg über das Tier ernähren zu wollen. 
    
    Der Mensch als der Pfleger des Bodens und der Hüter der Frucht- 
    barkeit der Erde, muß dem Boden im Laufe der Jahre mehr Nahrung 
    entnehmen können, als er am Beginn seiner Pflege hergeben konnte. 
    Die Ackerbaukultur mit Weide und Getreideanbau zur Erzeugung 
    von Fleisch und Brot läßt den Boden versteppen und veröden, wäh- 
    rend sich durch die dem Menschen zugewiesene Gartenkultur die 
    Fruchtbarkeit der Erde erhöht, wenn richtig vorgegangen wird. Es 
    wurde schon zu Beginn dieses Buches unter dem Abschnitt „Was ist 
    Nahrung“ gezeigt, wie die Kleinlebe weit im Ackerboden, die vielen 
    mikroskopisch feinen Lebewesen, im Zusammenwirken mit den dem 
    Auge sichtbaren Würmern, Kerbtieren und dem allen bekannten Ge- 
    tier im Boden zusätzlich zu den Bazillen und Bakterien des frucht- 
    baren Bodens die Bodengare erzeugen, welche die Voraussetzung für 
    die Fruchtbarkeit des Gartenbodens überhaupt ist. Diese Frucht- 
    barkeit des Gartenbodens wird uns sinnbildlich veranschaulicht, 
    wenn wir einen Mischwald betreten, in dem das natürliche Un- 
    terholz mitsamt den vielfach gearteten Kräutern, Farnen und Boden- 
    gewächsen erhalten blieb. Dieser Waldboden wird Jahr für Jahr 
    durch das fallende Laub der Bäume, durch das absterbende Wachstum 
    der Kräuter, Gräser und Farne stets neu gedüngt. Die Bodenfeuchtig- 
    keit hält sich auch bei größter Sommerhitze durch die Beschattung, 
    durch das Laubdach der Baumkronen, und so entwickelt sich im 
    Boden ein vielfältiges Leben. Durch dieses wird das zerfallende Laub, 
    werden die abgestorbenen und zu Boden gefallenen Äste und alles, 
    was tot am Boden liegen bleibt, in einen Zustand bester Bodengare 
    versetzt und die Fruchtbarkeit dauernd erhalten. In diesem Zustand 
    der Bodengare des Waldbodens werden nicht nur die Reste des pflanz- 
    lichen und tierischen Lebens aufgelöst, wieder vererdet und damit zu 
    bester Pflanzennahrung, sondern auch die bisher noch ungelösten oder 
    in Verwitterung befindlichen Erden und Gesteine des Bodens werden 
    angegriffen, durch die Stoffwechselsäuren des Bodenlebens aus ihren 
    bisherigen Verbindungen herausgerissen und durch die Tätigkeit der 
    Kleinlebewelt und der Bodenbakterien in den Zustand versetzt, der 
    die Voraussetzung für die Aufnahme durch die Pflanzenwelt ist. Da- 
    durch wird die Masse der Mineralstoffe des Bodens, die von den 
    Pflanzenwurzeln als mineralstoffreiche Nahrung aufgenommen wer- 
    den kann, ständig vermehrt. Das aber ist gleichbedeutend mit ständig 
    wachsender Fruchtbarkeit und Ertragfähigkeit des Bodens. 
    
    Diese Urform der Bodengare in der Humusschicht des Bodens müs- 
    sen wir in unseren Gärten herzustellen suchen, wenn sich die Frucht- 
    
    
    441 
    
    
    barkeit des Gartenbodens nicht nur dauernd erhalten, sondern sich 
    im Laufe der Jahre ständig verbessern und vermehren soll. Wo immer 
    es möglich ist, sollten wir unseren Kulturpflanzen daher eine schüt- 
    zende Decke aus pflanzlichen Abfällen aller Art geben. Wenn wir 
    Tomaten pflanzen, so müssen wir den Wurzeln der Tomaten aus 
    Laub, Heu oder irgend einem anderen pflanzlichen Material eine 
    Decke geben, die nicht nur die Feuchtigkeit halten wird, sondern 
    unter der sich, wie jeder Gärtner weiß, eine richtige Bodengare ent- 
    wickelt, die den Boden nicht nur lockert, sondern auch die Bestand- 
    teile des Bodens in Nahrung für die Pflanze umwandelt. Ebenso kann 
    man Gurken, Melonen und ähnliche Kulturpflanzen mit einer Boden- 
    decke versehen, auch zwischen den Reihen der Erbsen und Bohnen 
    läßt sich auf diese Weise eine gute Bodengare erzielen. Diese wird 
    nicht nur den Boden an sich locker halten, sondern auch die Möglich- 
    keit schaffen, daß sich die in der Erde vorhandenen Reststoffe frühe- 
    ren Pflanzenlebens auflösen können. 
    
    Wenn nun auf einem geschlossenen Gartenstück Tomaten, Gurken 
    und ähnliche Gemüsepflanzen angebaut werden sollen, dann kann 
    man den Boden u. a. dadurch darauf vorbereiten, daß man nach der 
    Ernte im Vorjahr Winterwicke oder ganz früh im Frühjahr Seradeila 
    oder andere schnell wachsenden Gründungpflanzen ganz dicht ansät, 
    so daß sich während des Winters bzw. im Laufe des Frühjahrs ein 
    dichtes Blattwerk dieser besonderen Arten von Gründungpflanzen 
    entwickelt. Vor dem Pflanzen wird die inzwischen entstandene grüne 
    Decke abgemäht. Sie muß aber an Ort und Stelle liegen bleiben, um 
    gleich als Bodendecke benutzt zu werden. Die abgemähten Pflanzen 
    schlagen aus den Wurzeln von neuem aus und geben eine dichte 
    Bodendecke, durch welche die Fruchtbarkeit der Tomaten und der 
    übrigen Pflanzen angeregt wird. Man kann in einem solchen Boden 
    dann auch zwischen den Tomaten noch rote Beete, Kohlpflanzen und 
    dergleichen hineinbauen, die erst geerntet werden, nachdem der 
    Hauptertrag der Vorfrucht geerntet wurde. Der gepflanzte Kohl und die 
    Rübenarten werden von der Seradella und der Winterwicke nicht er- 
    stickt, sondern sie leben gewissermaßen von den Wurzelrückständen 
    und der unter der dichten Pflanzendecke sich entwickelnden Boden- 
    gare umso kräftiger, je nährstoffreicher der Boden durch die ent- 
    stehende Bodengare wird. 
    
    Damit kommen wir zu der Frage, wie nähren wir den Boden, ohne 
    die Pflanzen zu schädigen, ohne die die Bodengare erzeugende Lebe- 
    welt im Ackerboden zu vernichten oder in ihrer Lebensfähigkeit zu 
    schädigen. Es wurde in den vorhergehenden Abhandlungen immer 
    wieder gezeigt, daß das Pflanzenleben auf. der Fläche unseres Planeten 
    aus Erden und verwitterten Gesteinen hervorwuchs. Es wurde ge- 
    zeigt, daß die Erden und Gesteine aus den Auflösungsrückständen der 
    im Glasfluß erstarrten und später kristallisierten Verbindungen der 
    verschiedensten Mineralstoffe bestehen, aus denen sich die Erdhaut 
    zusammensetzt, nachdem der einst feuerflüssige Zustand unseres Pla- 
    
    
    442 
    
    
    neten überwunden war. Im waldbewachsenen Hügelgelände bildet 
    sich auf der Oberfläche durch das Zusammenwirken der faulenden 
    Laubdecke und der sich durch Regen und atmosphärische Einwirkun- 
    gen zersetzenden Gesteine die fruchtbare Humusschicht, die den Wald 
    nährt und das Niederschlag wasser festhält und in sich aufsaugt. Kom- 
    men nun Gewitterregen, die stark genug sind, um Oberflächenteile 
    der Berghänge ins Tal zu tragen, so lagern sich diese zu Tal getrage- 
    nen erdigen Bestandteile des Bodens und der vererdeten Pflanzen- 
    rückstände in den Tälern ab. Aus diesen zu Tal getragenen Ober- 
    flächenschichten der bewaldeten Gebirgszüge bildet sich die frucht- 
    bare Humusschicht der Flußniederungen und des flachen Landes. Die 
    in vergangenen Jahrhunderten durch die Überflutung der Flußniede- 
    rungen entstandenen Bodenablagerungen ergaben dann besonders 
    fruchtbares Gartengelände, das besonders gut zur Ansiedlung der 
    Menschen geeignet war. Solche Flußniederungen mit sich ständig er- 
    neuernder Fruchtbarkeit waren ursprünglich die Siedlungsgebiete der 
    Menschen, in denen sich ihre ersten Kulturen entwickelten. Bekannt 
    ist die Frühsiedlung im Flußtal des Zweistromlandes Mesopotamien, 
    wo Euphrat und Tigris mit ihren Ablagerungen aus den Ararat- 
    gebirgen und den nordöstlich von ihnen gelegenen Gebirgszügen 
    durch die Frühjahrsüberflutungen die Fruchtbarkeit von Jahr zu Jahr 
    erneuerten und vermehrten. Die Ablagerungen der von den Fluten 
    mitgerissenen fruchtbaren Erden der Gebirgsabhänge sind die Grund- 
    lage der großen Fruchtbarkeit aller Flußtäler, besonders berühmt 
    sind das Nildelta, die Flußgebiete Indiens und auch die Niederungen 
    der in Europa dem Meer zustrebenden Flußläufe. 
    
    Diese feinste Auflösung der in Schlamm verwitterten Gesteine, zu- 
    sammen mit den vererdeten Pflanzenresten, kennen wir als die frucht- 
    bare Schwarzerde in den besonders fruchtbaren Gegenden Europas. 
    Sie bilden aber auch die Lehm- und Mergelschichten unter dem Sand- 
    und Kiesgeröll der Geest- und Heideländereien und der Hochmoore 
    unserer Heimat. In diesen Ablagerungen, in diesen feinst vermahle- 
    nen Erden und Lehmen ist alles das enthalten, was die Pflanze zu 
    ihrem Aufbau benötigt und was auf dem Umweg über die Pflanze 
    den Muskeln, Knochen und organischen Gebilden unseres Körpers 
    mitsamt der Haut und den Sinnesorganen den Halt und die Kraft 
    gibt, um ordnungsmäßig arbeiten und das Leben im Körper aufrecht- 
    erhalten zu können. 
    
    Flußniederungen waren die; Geburtsstätten der Menschheit. Sie wer- 
    den in der Vorgeschichte der Entstehung des Lebens als das gute 
    Land bezeichnet, das dem Menschen zur Bebauung und zur Betreu- 
    ung angewiesen wurde. Die Ursache der Fruchtbarkeit dieser Nie- 
    derungen sind die Waldbestände der Berghänge in den Gebirgsgegen- 
    den, welche die Quellen der Flüsse bergen. Holzt der Mensch diese 
    bewaldeten Abhänge ab und rodet sie, um Holz und Weide zu gewinnen, 
    ohne sie durch Wiederbepflanzung von Obstbäumen und fruchtbrin- 
    genden Sträuchern in Kultur zu halten, dann kann ein Sturzregen 
    
    
    443 
    
    
    die durch den vorhergehenden Waldbestand gebildete Humuserde, 
    ohne Widerstand zu finden, zu Tal waschen. Es bleibt dann der nackte 
    Fels zurück. So entstanden durch Abholzung im Laufe vergangener 
    Jahrhunderte durch die Kulturvölker der Römer, der Griechen, der 
    Orientalen aller Art, der Ägypter, Libyer und Marokkaner die ver- 
    karsteten Gebirgszüge der Mittelmeerländer, die das Land zur Wüste 
    werden ließen, auf denen keine echte Kultur mehr erblühen kann. 
    
    Wir ersehen daraus die Wichtigkeit des Satzes: „Gott pflanzte einen 
    Garten im guten Land und setzte den Menschen hinein, ihn zu be- 
    bauen und zu betreuen.“ An die Berghänge aber durfte der Mensch 
    nicht rühren und ihren Baumbestand ohne Neupflanzung nicht schla- 
    gen, da sonst der Wasserhaushalt, das Blut der Erde, gestört und da- 
    durch die Fruchtbarkeit der Erde vernichtet wird. Es ist aber unsere 
    Pflicht und der uns von Anbeginn zugedachte Beruf, den Garten zu 
    bebauen und unsere Nahrung aus dem Garten durch die Arbeit un- 
    serer Hände selbst zu erzeugen. Niemand aber kann dir 
    diese Arbeit im Garten zur Erzeugung der eigenen 
    Nahrung abnehmen, wenn du im Ebenbilde Gottes 
    ein Mensch sein und bleiben willst. Gekaufte so- 
    genannte Lebensmittel können wohl den Bauch 
    füllen, abernichts zur Erhaltung und Erneuerung 
    der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Drei- 
    einigkeit von Körper, Geist und Seele beitragen. 
    
    Um nun dem Boden die durch die jährliche Ernte entzogenen 
    Mineralstoffe aller Art unter Aufrechterhaltung der Bodengare und 
    unter gleichzeitiger Verbesserung der Voraussetzungen für das Leben 
    im Gartenboden zurückzugeben, müssen wir auf die abgeernteten 
    Beete feinst gemahlene Gesteine und Erden aller Art einstreuen. Ge- 
    steinsmehle, die aus verschiedenen Gesteinen, Erden und Erzen ge- 
    mischt wie vorm Krieg das Luziansteinmehl oder aus Gesteinsrück- 
    ständen solcher Steinbrüche, die besonders wertvolle Bestandteile 
    enthalten wie Steinmehle aus Kupfererzen, aus Dolomit, Porphyr, 
    aus Gips- und Kalkgesteinen, aus Lavaschlacken und so weiter sind 
    unerläßlich zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Aber der Ersatz 
    der Bodenmineralien durch Steinmehle ständig wechselnder Her- 
    kunft allein genügt nicht, da das Steinmehl auf verstepptem Acker 
    z. B. unter den sengenden Strahlen der Sonne nicht verwittert und 
    aufgelöst werden kann, wenn die Bodengare und die diese be- 
    dingende Kleinlebewelt im Boden fehlt oder sich wegen andauern- 
    der Trockenheit nicht entwickeln kann. Es muß deshalb nicht nur die 
    Humusbildung unterstützt, sondern die Bodenfeuchtigkeit erhalten 
    bzw. der Grundwasserstand hochgezogen werden. Zu diesem Zweck 
    muß der Garten in kleinere Felder oder Abschnitte aufgeteilt wer- 
    den, die durch mit Beerensträuchern und einzelnen schwachwüchsigen 
    Obstbäumen bepflanzte Rabatten begrenzt werden. Diese Grenz- 
    streifen sollten eine ständig zu erneuernde gute Bodendecke erhalten. 
    Zwischen diesen Rabatten sind 10 bis 15 m breite Beetanlagen mit 
    
    
    444 
    
    
    Gemüsen aller Art anzulegen. Die Rabatten sollten in Nord-Südrich- 
    tung verlaufen, da sonst während der Winter- und Frühjahrsmonate 
    eine völlige Verschattung eines Teiles der Beetanlage eintreten 
    würde. 
    
    Als brauchbares Material zur Herstellung der Bodendecke können 
    alle pflanzlichen Abfallstoffe wie Laub, Heu, Stroh usw. genommen 
    werden. Doch beachte man dabei: Alle Gräser und alle Pflanzen, die 
    auf Windbestäubung angewiesen sind, bilden einen schwer zersetz- 
    baren Humus, alle von Insekten beflogenen und zur Bestäubung auf 
    Insekten angewiesenen Pflanzen zersetzen sich leicht und bilden einen 
    guten, brauchbaren Humus. Den Unterschied zwischen einem harten 
    Riedgras und dem weichen Blatt einer Erbse oder eines Schmetter- 
    lingsblütlers oder der zwischen einem harten, herben Blatt der wind- 
    bestäubten Buche und einem süßen weichen Blatt der auf Insekten 
    angewiesenen Linde besteht in mehr oder minder ausgesprochener 
    Weise durch die ganze Pflanzenwelt. Die windbestäubten Pflanzen 
    verarbeiten und brauchen zu ihrem Aufbau viel Kieselsäure und 
    Kieselerden und haben daher hartes kiesel- und gerbsäurehaltiges 
    Blattwerk. Pflanzen, die auf Insektenbestäubung angewiesen sind, 
    entwickeln in ihrem Aufbau einen größeren Gehalt an Eiweißkörpern 
    und sind daher fleischiger und weicher im Blatt. Sehr ausgeprägt 
    findet sich der Eiweißgehalt in den sogenannten Schmetterlingsblüt- 
    lern. Diese werden deshalb ja auch als Dungpflanzen direkt angebaut 
    und eingegraben, um den Humusgehalt des Bodens zu verbessern. 
    Um diesen Vorteil auszunutzen, kann man deshalb mit gutem Erfolg 
    auf die Rabatten der Beerensträucher im Garten Seradella, Luzerne, 
    Lupinen oder wenn man will, niedrige Erbsen oder Bohnen anpflan- 
    zen und das dichte Laub nach Abernten oder nach Abmähen liegen 
    lassen. Die Gründungpflanzen schlagen dann ja mehrmals neue Triebe 
    und vergrößern so selbsttätig die Bodendecke. Seradella friert aus, 
    aber Klee, Luzerne, Wicken und ähnliches ist mehrjährig und bildet 
    eine sich dauernd verstärkende Bodendecke, unter der sich das Boden- 
    leben prächtig entwickeln und vermehren kann. 
    
    Dieses Bodenleben verbreitet sich dann von den Rabatten aus über 
    die dazwischenliegenden Beetanlagen und erneuert sich durch die 
    dauernde Bodendecke der Rabatten ständig in ausgiebigem Maße. 
    Da man unter Obstbäumen keine Zwischen- oder Unterkultur treiben 
    kann, ohne den Wurzeln der Obstbäume durch das ständige Graben, 
    Hacken und Lockern zu schaden und doch keinen rechten Ertrag zu 
    erzielen, so ist es besser, den Obstbaumbeständen durch Unterkultur 
    von Gründungpflanzen wie Wicken oder Luzerne eine dauernd sich 
    erneuernde Bodendecke zu geben, unter der sich ein fruchtbares 
    Bodenleben entwickelt. Durch dieses wird eine sich ständig steigernde 
    Fruchtbarkeit mit sich ständig steigernden Erträgen erzeugt, wenn 
    die auch den Obstbäumen in ständigem Wechsel zu gebenden Ge- 
    steinsmehle nicht fehlen. 
    
    Auch auf sandigem Heideboden läßt sich beste Gartenkultur be- 
    
    
    445 
    
    
    treiben, wenn nach der Rodung der Heidefläche Gründungpflanzen 
    angesät werden, die zu Anfang ein oder zwei Jahre nacheinander 
    untergearbeitet werden, um dann erst in zweijährigem Wechsel mit 
    Kulturpflanzen angebaut zu werden. Eine ständige Steigerung der 
    Fruchtbarkeit läßt sich auf sandigem Heideboden erreichen, wenn 
    man zwischen den Rabatten der Beerensträucher die Gemüsebeet- 
    anlagen so einrichtet, daß man immer einem Beet oder einigen Reihen 
    von Gemüsepflanzen ein Beet oder einige Reihen von Gründung- 
    pflanzen folgen läßt und so in ständigem Wechsel einige Reihen Ge- 
    müse und einige Reihen Gründung anbaut. Die Gemüsereihen werden 
    nach dem Abernten nicht gleich neu gegraben, sondern nur tief gelok- 
    kert und dann neu bestellt, um das Bodenleben nicht wesentlich zu 
    stören. Die Gründungpflanzen werden oberflächlich untergegraben 
    oder in den Boden eingearbeitet. Je flacher sie in den Boden kommen, 
    desto schneller werden sie in Humus verwandelt. Bei sehr tiefem Ein- 
    graben könnte leicht statt einer Verwandlung in Humus eine Vertor- 
    fung eintreten, die nicht erwünscht ist. Auf diese Weise läßt sich 
    leichter Boden in gute fruchtbare Gartenerde verwandeln. Das aber ist 
    nicht möglich, wenn man versucht, auf solch leichtem Boden Weide- 
    wirtschaft und Ackerkultur mit der landesüblichen Düngewirtschaft 
    zu betreiben. 
    
    Um dem Gesetz der abnehmenden Fruchtbarkeit des Ackerbodens 
    entgegenzuwirken ist die Düngemittelwirtschaft auf die stickstoff- 
    haltigen Gesteinsbildungen südamerikanischer Gebirgsgegenden ge- 
    stoßen, die als Chilesalpeter und Guano *) dem Ackerboden hinzu- 
    gefügt, dem Boden eine ungeahnt große Scheinfruchtbarkeit ver- 
    liehen. Wenn nämlich der Ackerboden durch die jährlichen Ernten 
    ausgelaugt wird unter gleichzeitigem Entzug der Bodenmineralien 
    durch die abgeernteten Pflanzenprodukte, so wird nach dem Gesetz 
    der abnehmenden Fruchtbarkeit des Ackers die Ernte im Laufe der 
    Jahre immer kleiner ausf allen. Bringt man nun diese salpeterhaltigen 
    Ablagerungen und die ammoniumhaltigen Guanosorten aufs Land, so 
    verwandeln sich diese Düngemitel in ihre ammoniumhaltigen Bestand- 
    teile. Dieses Ammonium aber hat weder einen sauren noch salzigen 
    Charakter, sondern ist ein basenartiges Gebilde, das bei seiner Auf- 
    
    *) Guano als Vogelmist zu erklären, scheint mir eine Fehldeutung zu sein. 
    Es sind viel wahrscheinlicher ammoniumhaltige Ablagerungen aus dem Ur- 
    meer, die bei der Bildung der südamerikanischen Hochgebirge vorzeitig aus 
    dem Wasser gehoben wurden und auf dem Lande oder auf den Felsen ver- 
    härteten. Guano in seinen verschiedenen Abarten enthält immer die Fleisch- 
    basen Xanthin, Kreatin, Sarkin und den Farbstoff Murecid. Es muß daher, 
    aufgeschwemmt im Meerwasser, die Substanz gewesen sein, aus der der 
    walzenförmige Tierkörper der Meerestiere und der im Sumpf gelände leben- 
    den Urtiere vorzeiten entstanden ist. Guanin stand am Beginn alles tieri- 
    schen Lebens und kann niemals als das Endprodukt tierischen Stoffwechsels 
    angesprochen werden. 
    
    
    446 
    
    
    lösung in Säure zerfällt. Solange wie die Salpeter- oder stickstoffhal- 
    tigen Düngemittel basischen Charakter haben, d. h. die chemische 
    Wirksamkeit der zu Aschen verbrannten und in Gesteine und 
    Erden verwandelten Erdmineralien aufweisen, können sie im Pflan- 
    zenwuchs die Stelle der wirklichen Erdmineralien wie Kalk, Kalium, 
    Natrium, Aluminium und deren Verbindungen mit Säurebildnem 
    einnehmen und im Aufbau der Pflanze wie wirkliche Mineralstoffe 
    verwendet werden. Da nun die Entnahme dieser stickstoffhaltigen 
    basischen Bestandteile aus den ammoniumhaltigen Düngesalzen 
    leichter von sich geht als die Auflösung und der Anbau wirk- 
    licher erdiger Mineralstoffe, so wird die Kulturpflanze das basisch 
    wirkende Ammonium der Düngesalze in sich aufnehmen und ein- 
    bauen. Die Pflanze wird dadurch dicker im Stroh und im Körner- 
    ertrag schwerer werden. Das wurde der Landwirtschaft vorgeführt 
    und gezeigt, und so entstand langsam aber sicher die Düngewirtschaft 
    auf dem Umweg über die aus Ubersee eingeführten stickstoffhaltigen 
    Düngemittel. Diese haben nicht den Aschencharakter der Erden und 
    Gesteine, sondern werden als wasserlösliche Salze in den Handel 
    gebracht, nachdem es gelungen war, den Stickstoff aus der Luft her- 
    auszuziehen und beliebig zu verwerten. Wasserlösliche Salze aber 
    sind von ungünstigem Einfluß auf das Leben der Insekten und Klein- 
    lebewelt, der Bazillen und Bakterien im Boden. Sie vernichten einen 
    Teil derselben und geben anderen Arten um so größere Lebensmög- 
    lichkeiten. Düngesalze verändern dadurch den naturgewachsenen Be- 
    stand der Kleinlebewelt im Ackerboden und vernichten durch die 
    wasseranziehende und wasserbindende Kraft der Salze die natürliche 
    Fruchtbarkeit des Bodens langsam aber sicher, trotz der scheinbar 
    höheren Erträge. Der Stickstoff- oder Ammoniumgehalt der Dünge- 
    mittel wird nämlich an Stelle wirklicher Erdmineralien des Bodens in 
    das Zellgefüge der Pflanze eingebaut und teilweise zwischen die Ge- 
    webe eingeschoben. Das vergrößert den Umfang und das Gewicht der 
    Pflanze und erhöht bei Futterpflanzen den sogenannten Eiweißgehalt. 
    Die angestrebte Erhöhung des Eiweißgehaltes der Pflanzen beruht 
    auf dem gleichen Trugschluß, der die Menschen verführte, das Fleisch 
    der Tiere als ihm zuträgliche Speise zu betrachten. Die Überschätzung 
    des Eiweißgehaltes der vom Tier stammenden Genußmittel verführte 
    die landwirtschaftliche Forschung der Düngemittelerzeuger zu der 
    Überschätzung des Stickstoffgehaltes ihrer sogenannten Handelsdün- 
    ger, die das Gewicht der Erträge und ihren Eiweißgehalt steigerten. 
    
    Als dann die Entdeckung gemacht wurde, daß Phosphor die Wuchs- 
    und vor allem die Blühfreudigkeit erhöhte, weil ja Phosphor die Ner- 
    ven- und Gehirnkraft steigert und die Geschlechtskraft erregt, so 
    nutzte man die Verbindung von Ammonium und Phosphor als Trieb- 
    mittel in den Düngemitteln. Ammoniumphosphat aber ist der Grund- 
    bestandteil des Körpers der gesamten Insektenwelt. Bekanntlich ist 
    der treibende Bestandteil des Stalldungs der Stickstoff- bzw. Ammo- 
    
    
    447 
    
    
    niumgehalt der Jauche zusammen mit dem Phosphorgehalt der Fäka- 
    lien. Aus Jauche, Stalldung, frischen menschlichen Fäkalien und am- 
    moniumphosphathaltigen Düngemitteln bildet sich der den Pflanzen- 
    wuchs treibende Saft, der in der Wärme der lichtdurchfluteten Früh- 
    jahrs- und Sommertage den aus Ammoniumphosphat bestehenden 
    Insekten, Läusen und Würmern aller Art den Tisch in idealer Weise 
    deckt. So züchtet man mit Jauche, Stalldung, Fäkalien und stickstoff- 
    haltigen Handelsdüngern der chemischen Industrie die Insektenplage. 
    Der Mensch, der von derart gedüngten Pflanzen lebt, wird durch sie 
    in seinem Innern der Wurmplage nicht Herr werden. Wie oben er- 
    wähnt, verändern die Düngesalze die Arten der Insektenwelt und 
    lassen solche entstehen und wuchern, deren Bestimmung es ist, die 
    Säure Verbindungen des Stickstoffs und der Säurebildner wie Phosphor * 
    zu zerstören, um im Boden und in der Pflanze die basische Wirkung 
    der leichten Erdmetalle und ihre auf bauenden Kräfte zur Wirkung zu 
    bringen. Jauche, frische, nicht verkompostierte, menschliche und tieri- ■ 
    sehe Fäkalien und alle ammoniumphosphat- oder stickstoffhaltigen 
    Düngesalze müssen darum im Garten, in den Weinbergen und auf 
    dem Acker eine unübersehbare Menge von saugenden und fressenden 
    Insekten aller Art erzeugen. Diese haben die Aufgabe, unrichtig ge- 
    bildete Säfte im Pflanzen- und Bodenleben zu vernichten, unschädlich 
    zu machen und den natürlichen Zustand des gesunden Gleichgewichts 
    der basischen und sauren Kräfte im Boden wieder herzustellen. Das 
    würde der Pflanze dann die Möglichkeit geben, aus dem Zustand der 
    durch ein gesundes Bodenleben erzeugten Bodengare einen ausgegli- 
    chenen Mineralstoffgehalt im Pflanzenkörper und im Lebenskeim der 
    Saaten und Früchte heranwachsen zu lassen. Die landesübliche Dün- 
    gemittelwirtschaft aber züchtet und mästet aus oben gezeigten Grün- 
    den eine Ungezieferplage, die den Bestand der Kulturpflanzen zu 
    vernichten droht, deren Ertrag man mit den künstlichen Triebmitteln 
    gerade zu steigern suchte. 
    
    Um nun den künstlich erzeugten Insektenfraß einzudämmen und 
    der Ungezieferplage Herr zu werden, erfand die gleiche Industrie, 
    welche die stickstoffhaltigen Düngemittel erzeugte, die Schädlings- 
    bekämpfungsmittel. Diese sind alle miteinander lebensfeindliche 
    Stoffe. Entweder wirken sie durch ihren Gehalt an tödlich wirkenden 
    Giften wie Kupfervitriol, Blei, Arsen und deren Verbindungen oder 
    es sind sogenannte Berührungsgifte, durch die der Ammonium- 
    phosphatgehalt des Insektenkörpers gelöst und dadurch das Leben 
    des Insektes vernichtet wird. Alles, was Ammoniumphosphat, den 
    wichtigsten Bestandteil der Nerven, auflöst, ist ein Nervengift. Wer 
    daher haftengebliebene Berührungsgifte der D.D.T.-Gruppe mit seiner 
    Nahrung verzehrt, setzt sich der Gefahr von Nervenstörungen im 
    Magen- und Darmkanal und in seinem Körper aus *). Die Fraß- und 
    
    *) Erst nachdem der Satz über die Schädlichkeit der D.D.T.-Mittel nieder- 
    geschrieben war, kommt ein Bericht aus Amerika über eine bei Mensch und 
    
    
    448 
    
    
    Berührungsgifte, die auf die Kulturpflanzen zer- oder verstäubt 
    wurden, werden vom Regen und Tau in den Boden gebracht. 
    Sie wirken hier genau so tödlich auf das Insektenleben, auf die Klein- 
    lebewelt im Ackerboden ein, wie sie die Ungezieferplage über der 
    Erde vernichten helfen. Die Schädlingsbekämpfung vernichtet gar zu 
    leicht mit dem Ungeziefer auch die Bodengare, d. h. die Voraussetzung 
    für ein höheres Pflanzenleben überhaupt. 
    
    Farne, Gräser und alle windbestäubten Pflanzen wachsen und meh- 
    ren sich auch ohne Insekten und Bodengare, aber sie bilden einen 
    schwer löslichen Humus, weil der hohe Kieselgehalt sie hart und 
    schwer lösbar macht. Alle buntblühenden Kräuter, Pflanzen und 
    Bäume aber, deren Lebenserhaltung und Fortbestand auf die Be- 
    fruchtung durch Insektenbefliegung angewiesen ist, werden bei radi- 
    kaler Schädlingsbekämpfung durch Abtötung der Wildinsekten in 
    ihrem Bestand gefährdet und nach und nach aussterben. Die blühen- 
    den auf Insektenbestäubung angewiesenen Pflanzen aber hinterlassen 
    der Insektenwelt im Boden erwünschte Nahrung und erhöhen durch 
    ihr weiches lockeres Blattwerk mit reichlichem Gehalt an Eiweiß- 
    körperchen den Humusgehalt und damit die Bodengare. Sie erhöhen 
    die Fruchtbarkeit des Landes auf natürliche Weise. Durch die Un- 
    möglichkeit ihrer Vermehrung und Fortzeugung wegen der Vernich- 
    tung der Wildinsekten bei intensiver Schädlingsbekämpfung vernich- 
    ten wir uns selbst die Fruchtbarkeit des Bodens durch Zerstörung der 
    Bodengare und bringen den prächtigen Blütenflor der Erde zum Aus- 
    sterben. Dieser Erfolg der modernen Schädlingsbekämpfung, die als 
    Folge unnatürlicher Anbau- und Düngemethoden notwendig wurde, 
    ist in vielen Gebieten der USA zum Schrecken der Landwirtschaft 
    bereits eingetreten und man sucht durch die Honigbiene zu ersetzen, 
    was man an der Natur sündigte. Aber die Honigbiene ist kein voll- 
    wertiger Ersatz der Wildinsekten, da sie besonders die so sehr not- 
    wendigen und bei jedem Wetter tätigen Hummelarten nicht ersetzen 
    kann. 
    
    Da nun dem stickstoffgedüngten Gartengemüse der würzige, durch 
    natürliche Bodenmineralien entstehende basische Gehalt an Nähr- 
    stoffen fehlt, so zeigt das so gedüngte und gezogene Gemüse einen 
    
    Tier fast seuchenartig auftretende rätselhafte Erkrankung der Nerven und 
    des Magendarmkanals. Da die Ärzte vor einer ganz neuartigen Erscheinung 
    standen, die sie nicht erklären konnten, wurde die Krankheit mit einem noch 
    unbekannten Virus in Zusammenhang gebracht und kurz Virus-X-Krank- 
    heit genannt. Erst 1949 brachte Morton S. Biskind, M.D., die Krankheit mit 
    dem Insektenvertilgungsmittel D.D.T. in Verbindung, das bekanntlich in 
    Amerika in sehr viel stärkerer Dosierung zur Anwendung kam als in 
    Deutschland. Seit derZeit ist man imstande, Virus-X-Patienteh durch Fern- 
    halten von der Berührung mit dem Giftstoff und durch strengste Vermeidung 
    des Verzehrens von Obst und Gemüse oder Getreideerzeugnissen, die mit 
    dem Gift behandelt wurden, von den Krankheitserscheinungen zu befreien. 
    
    
    29 Sommer, Ernährung 
    
    
    449 
    
    
    faden, würzlosen Geschmack. Ja, die stickstoffhaltigen Bestandteile 
    dieser üppig aufgeschwemmten Getreideerzeugnisse, Früchte und 
    Gemüseprodukte lösen sich oft im Darm des Menschen auf und sind 
    die Ursache von starken Blähungen und Störungen im Magendarm- 
    kanal. Das in naturgemäßer Weise gewachsene Gemüse aber, gedüngt 
    durch Steinmehl aller Art im Wechsel mit die Bodengare bewahren- 
    den Pflanzenrückständen aus angebauten Gründunggewächsen, läßt 
    Gemüsepflanzen entstehen, die als Gemüsenahrung nicht nur länger 
    haltbar, sondern auch von würzig kräftigem Geschmack sind. Alle 
    Gemüse und Früchte, die auf gesundem, garem Boden wachsen, des- 
    sen Mineralstoffgehalt durch Gesteinsmehle ergänzt wurde, sind 
    außerordentlich zuckerhaltig und deshalb süß. Ihr würziger Ge- 
    schmack aber entsteht durch den Mineralstoffgehalt der Gesteins- 
    mehle, der durch die Kleinlebewelt im Ackerboden bei richtiger Bo- 
    dengare von den Gewächsen aufgenommen wurde. 
    
    Der Einbau der Mineralstoffe in den Pflanzenkörper ist wohl das 
    Wichtigste, was beim Anbau unserer Obst-, Nuß- und Gemüsenahrung 
    zu beachten ist. Es wurde in dieser Beziehung mehrfach im Laufe der 
    Abhandlungen darauf hingewiesen, daß nur solche erdigen Grund- 
    stoffe, nur solche Erdmineralien wirklich naturgemäß und lebenswahr 
    in den lebendigen Körper der Pflanzen eingebaut werden können, die 
    durch Verwitterung gelöst, durch die Lebens Vorgänge im Boden unter 
    Mitwirkung der hochempfindlichen Kleintierlebewelt und der Boden- 
    bakterien aus den Erden, Lehmen und den verwitterten Gesteinen 
    zur Wandlung in lebendige Aufbaustoffe vorbereitet wurden. Alle 
    diese Erden und Gesteine als Grundstofflieferanten sind an sich was- 
    serunlöslich und bedürfen deshalb der vorsorgenden Arbeit im Bo- 
    den, ehe sie dem Leben der Pflanze nutzbar gemacht werden. Man 
    bedenke immer: Aus wasserunlöslichen Erden und 
    
    Gesteinen baut sich das Stückchen Weltseele, das 
    wir Pflanzenkeim nennen, seinen Körper auf und 
    wird sich durch wasserunlösliche Erden und Ge- 
    steine lebenskräftig und gesund zu kräftigen 
    Pflanzen, Bäumen und Sträuchern entwickeln. 
    
    Von atomischen Kräften im gewaltig züngelnden Flammenmeer 
    durcheinander gewirbelt entstanden einst die Verbindungen der Ur- 
    stoffe in der Geburtsstunde der Erde. Diese Verbindungen der Ur- 
    stoffe, diese Aschen aus dem Flammenmeer erstarrten entweder in 
    glasigem Fluß nach Art von Schlacken oder bildeten staubfeines Pul- 
    ver auf der erstarrenden Oberfläche. Die zusammengelaufenen glasi- 
    gen Schlacken kristallisierten bei der Abkühlung und treten heute als 
    die gewaltigen Gesteins- und Felsbildungen der Gebirge in Erschei- 
    nung. Die staubfeinen Aschen und leicht verwitternden Lavamassen 
    aus dem Urgeschehen aber wurden im Niederschlagswasser der ein- 
    stigen Wolkenschleier zu fruchtbaren Erden und Lehmen. 
    
    Die wasserlöslichen Mineralstoffe aber, die wir als Salzbildungen 
    
    
    450 
    
    
    kennen, finden wir heute tief unter der Oberfläche unter mächtigen 
    Gesteins- und Erdschichten begraben. Sie gelangten dorthin durch die 
    verschiedenen umwälzenden Katastrophenzeiten während der Ent- 
    wicklung des Lebens auf Erden. Diese wasserlöslichen Salze binden 
    das Wasser, das im Pflanzenwuchs frei verfügbar sein muß, wenn sich 
    die Pflanze gesund und kräftig aufbauen soll. So wie z. B. Kochsalz 
    im Körper des Menschen als Zusatz zu den verzehrten Speisen nur 
    von Schaden sein kann, weil es das Gewebewasser bindet und diese 
    Bindung von den Lebensvorgängen im Körper nicht gelöst werden 
    kann und deshalb störend und krankheitenzeugend wirken muß, so 
    werden alle Salze im lebendigen Pflanzenwuchs die Lebensvorgänge 
    in der Pflanze behindern und es zunichte machen, wenn das erträg- 
    liche Maß überschritten ist. Der moderne Mensch aber entdeckte im 
    Kampf gegen das Gesetz der abnehmenden Fruchtbarkeit des Ackers 
    im gerodeten Land bei Verwendung von Kalisalzen als Zugabe zu 
    den gebräuchlichen Düngemitteln eine Steigerung der Ernteerträge 
    und gibt nun wasserlösliche Kalisalze und künstlich erzeugte Salz- 
    verbindungen aller Art, um die Ernteerträge zu mehren und das Volk 
    zu nähren. 
    
    Kalium bzw. Pottasche ist das wichtigste Aufbaumaterial der Pflan- 
    zenfaser neben Kalk und anderen Erdmineralien. Kalk- und Kalium- 
    silikate sind der Kitt, der eine wasserunlösliche Verleimung der 
    Zuckerstoffe zur Pflanzenfaser und zum Holz hervorbringt. Wasser- 
    lösliche und wasserbildende Salze sind für diese Zwecke unbrauchbar. 
    Trotzdem bringt der Anbauer von Futter und Nahrung für Mensch 
    und Tier unter dem Namen von Handelsdüngern große Mengen von 
    Kalisalzen und künstlich erzeugten Ammoniumsalzen in den verschie- 
    densten Mischungen aufs Land. Die Salze werden wohl mit dem Wur- 
    zelsaft von der Pflanze aufgenommen, aber wie sie im Pflanzenkörper 
    verwendet und ob sie ordnungsgemäß und in natürlicher Weise richtig 
    eingebaut werden, darauf ist wohl bisher kaum geachtet worden. Man 
    weiß ja auch bis heute noch nicht, wie man sich die Verwertung des 
    Kochsalzes und seinen vermeintlichen Einbau in den menschlichen 
    Körper zu denken hat Soviel ist jedenfalls sicher, das hochentwickelte 
    und sehr empfindliche, feinstofflich sich abspielende Leben im Acker- 
    boden wird durch die Salzgaben empfindlich gestört und im Laufe der 
    Jahre schon durch die Bindung des Wassers vernichtet. Das Leben im 
    Boden wird im natürlichen Verlauf des Naturgeschehens durch völlig 
    neutrales Regenwasser getränkt. Der Regen aber wird bei Salzgaben 
    begierig von den Salzen angesaugt und gebunden. Die entstehenden 
    Kalisalze und Ammoniumlaugen werden das Leben im Boden genau 
    so wenig nähren und tränken können, wie es möglich ist, den Durst 
    des Menschen mit Salz wasser zu stillen. Wenn das klar geworden ist, 
    dann sei die Frage erlaubt: Wie denkt sich die Wissenschaft vom 
    Ackerbau den Einbau der Kalisalze und all der anderen künstlichen 
    wasserlöslichen Salzverbindungen in den Düngegaben? Wie soll die 
    
    
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    Pflanze diese lebensfremden und lebenvernichtenden Stoffe in ihrem 
    lebendigen Körper verwenden? 
    
    Wäre ein normaler Einbau dieser Salze im gesunden Pflanzen- 
    körper möglich, wie soll man sich die Entstehung der Schwarzfäule 
    von innen her bei Kartoffeln z. B. erklären, die mit Kali bedacht 
    wurden. Die Schwarzfäule sucht man dadurch zu verhindern, daß man 
    die Futterkartoffeln nach der Ernte mehr und mehr einzusäuern be- 
    ginnt. Doch noch eins ist zu bedenken. Es ist heute bekannt, daß 
    Krebsgeschwüre im menschlichen Körper einen überschüssigen Kali- 
    gehalt in den Säften zur Voraussetzung haben. Steht nicht die hohe 
    Anfälligkeit für Krebsgeschwüre im Menschen mit den von den Pflan- 
    zen aufgenommenen und im Saft der Pflanze befindlichen wasser- 
    löslichen Kalisalzen im Zusammenhang? Man überlege doch einmal, 
    wann die Kopfdüngung mit Kalisalzen in Schwung kam und seit 
    wann die gesteigerte Anfälligkeit für tödliche Krebsgeschwüre in Er- 
    scheinung trat. 
    
    Kalisalze und Düngesalze aller Art zusammen mit Stalldung 
    und stickstoffhaltigen Kunstdüngern sind heute aus der Erzeugung 
    der Nahrung für Mensch und Tier nicht mehr fortzudenken und der 
    Tod hält seine Ernte und bedient sich dabei der Seuchen und der 
    Krebsgeschwüre. Frau Dr. Nolfi in Dänemark hat diese Zusammen- 
    hänge aus eigener Erfahrung erkannt und heilt ihre krebserkrankten 
    Patienten nur durch Einhaltung ausschließlicher Rohkost, die nur aus 
    solchen Gemüsen und aus solchem Obst zubereitet wird, die in an- 
    geschlossenen Land- und Gartenkulturen naturgemäß angebaut 
    werden. 
    
    Und du, lieber Leser, hast du dir noch niemals Gedanken darüber 
    gemacht, wie die Nahrung erzeugt wurde, die du täglich verzehrst? 
    Ich habe versucht, dir zu zeigen, wie deine Nahrung aussehen muß, 
    wenn du dir einen gesunden Körper aufbauen willst. Bedenke dabei 
    stets: Körper, Geist und Seele sind eine untrennbare Einheit. Aus der 
    Seelenkraft des Schöpfers, in dessen Bild du geschaffen wurdest, muß 
    sich unsichtbar und unwägbar aus den von atomischen Kräften ge- 
    speisten Pflanzen im Licht der Sonne dein Körper aufbauen, um in 
    deinem Geiste das Begriffsvermögen heranwachsen zu lassen, das dich 
    befähigt, das Schöpfungsgeschehen im Weltall und die sie leitenden 
    göttlichen Kräfte zu erschauen. Willst du dieser geistig-seelischen 
    Forderung deines Schöpfers in aller Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit 
    eine Stätte in deinem Geiste schaffen, dann erbaue dir die Möglichkeit 
    dazu in einem gesunden Körper. Dieser muß durch gesunde, natur- 
    gemäße Nahrung im Sinne des „Urgesetzes der Ernährung“ gespeist 
    werden. Eine solche wirklich gesunde Nahrung wird dir kaum jemand 
    bieten, der für Geld arbeitet und auf schwerwiegende Erzeugnisse 
    zum Verkauf angewiesen ist. Solche wirklich gesunde Nahrung mußt 
    du dir selbst mit eigener Hand anbauen und dein eigener Gärtner 
    werden. Aus der Arbeit am Boden wird dir dann die Seelenkraft er- 
    
    
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    wachsen, die deinen Willen beflügeln wird in dem Bemühen, aus dem 
    Jammertal dieser Erde wieder den Paradiesgarten nach den Gesetzen 
    Gottes zu schaffen und ihn wieder zu bebauen in Erfüllung deiner 
    ursprünglichen Berufung nach dem Gesetz der Schöpfung. Diese Er- 
    füllung deiner natürlichen Berufung wird dich wieder hineinführen 
    in die Gemeinschaft der göttlichen Seelenkräfte, aus der die Welt 
    einst geschaffen wurde. 
    
    Dann erst werden Krankheitsnot, Elend und Verlassenheit von dir 
    weichen und der Friede Gottes wird in dein Herz einziehen. 
    
    
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    Literaturnachweis 
    
    
    Dr. George Drews: Unfired Food and Trophotherapie. 
    
    Adolf Just: (Kehrt zur Natur zurück. 
    
    Louis Kühne: Die neue Heil Wissenschaft. 
    
    Ferd. Jezek: Organische Welt, und Menschenauffassung. 
    
    Kurt Lenzner: Gift in der Nahrung. 
    
    Arnold Ehret: Kranke Menschen. Derselbe: Fastenlehre. 
    
    Julius Hensel: Das Leben. Derselbe: Brot aus Steinen. 
    
    Alfred McCann: Kultursiechtum und Säuretod. 
    
    Richard Ungewitter: Diätetische Ketzereien. 
    
    Dr. med. Bircher-Benner: Früchtespeisen und Rohgemüse. 
    
    Derselbe: Ernährungskrankheiten. 
    
    Derselbe: Ungeahnte Wirkungen richtiger und falscher Ernährung. 
    
    Prof. Dr. Kollath: Grundlagen, Methoden und Ziele der Hygiene. 
    
    Dr. med. Xaver Mayr: Wann ist unser Verdauungsapparat in Ordnung? 
    Dr. med. Nolfi, Humblebak: Meine Erfahrungen mit Rohkost. 
    
    Dr. med. Fritz Kahn: Das Leben des Menschen (5 Bd.). 
    
    R. Francee: Das Leben im Ackerboden und andere Schriften. 
    
    Dr. med. Densmore: Die Nahrung des Paradieses. 
    
    Heliand: „Das Evangelium des vollkommenen Lebens.“ 
    
    The Jewish Enzyklopedia. 
    
    D. Davidson and H. Aldersmith: The Great Pyramid, its Devine Message. 
    Hippokrates: Zeitschrift für praktische Heilkunde. 
    
    Alle bisher erschienenen Jahrgänge. 
    
    Dr. F. Grandei: Vortrag über die Bedeutung der hochungesättigten 
    Fettsäuren. 
    
    Prof. Dr. E. Leppik: Pflanzenschutz — Bienenschutz — Insektenschutz. 
    
    
    In meinem Archiv in Hamburg hatte sich eine große Bibliothek mit 
    ziemlich vollständiger Auswahl von Büchern, Schriften und Zeitschriften 
    über alle Fragen der Ernährung, Vitaminerforschung, Erforschung der 
    Hormone und aller Nebenfächer, die irgendwie mit Ernährungsfragen zu- 
    sammenhingen, angesammelt. Diese umfangreiche Bibliothek wurde durch 
    Kriegseinwirkung in der Nacht vom 27. zum 28. Juli 1943 vernichtet. Eine 
    vollständige Erneuerung und Ersatz der verlorenen Schriften ist mir noch 
    nicht möglich gewesen. Auch ist die vollständige Liste dieser Bücher ver- 
    loren gegangen. Ich kann daher nur ein unvollständiges Verzeichnis der 
    bei der Abfassung benutzten Bücher, Schriften und Zeitschriften bringen. 
    Die genauen Titel sind mir fast sämtlich entfallen, doch erinnere ich 
    mich noch einiger Namen der Verfasser. Ich erwähne nur die Schriften 
    von Dr. Balzli, Dr. Ragnar Berg, Dr. Berg-Vogel, die Schriften über die 
    Erforschung der Vitamine von Dr. C. Funk und anderen, und die Schrif- 
    ten von Rikli, des Begründers der Licht- und Luftbäder. 
    
    
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    Zur Weiterentwicklung der Gedanken dieses Buches werden die 
    
    „Walter Sommer Hausnachrichten“ 
    
    herausgegeben. Sie erscheinen in zwangloser Folge alle vier bis 
    sechs Wochen. Der Verlag nimmt gern Erfahrungen mit der in 
    diesem Buch erläuterten Ernährungsart entgegen. Auf entspre- 
    chende Briefe oder Schriftsätze von allgemeinem Interesse wird 
    in den Hausnachrichten Bezug genommen. 
    
    Sie werden auf Anforderung kostenlos verschickt, doch ist ein 
    freiwilliger Unkostenbeitrag zur Deckung der Porto-, Papier- und 
    Druckkosten erwünscht. 
    
    Den Hausnachrichten ist ein Verzeichnis für den Versand von 
    Nüssen, Rosinen, Trockenfrüchten, Speiseöl, Honig, Nußmühlen 
    usw. beigefügt. 
    
    
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