Evangelium des
vollkommenen Lebens
by Aintjos Klatu
Der Feuerfùrst - Die Essener - Die Innere Reinigung & Die Rohkost-reinigungsmittel auf dem Weg zum Living on Light Bewustsein
Der Feuerfùrst - Die Essener - Die Innere Reinigung & Die Rohkost-reinigungsmittel auf dem Weg zum Living on Light Bewustsein
15. März 2013 um 19:16
Die Gegessenen Gedanken die Krankmachen
“Der Schlüssel zur Gesundheit liegt im Darm” by “Are Waerland”
https://www.facebook.com/notes/aintjos-klatu/der-feuerf%C3%B9rst-die-essener-die-innere-reinigung-die-rohkost-reinigungsmittel-auf/568257899864884/
Im grunde ganz einfach, aber nur dann einfach, wenn Ihr Euch
trennt von allen Nährstofftheorien und Mangelerscheinungsphantasien des
Kochkostmangeldenkens das mit hinein übernommen wird in der
Rohkost-reinigungslebensweise, die Ihr niemals hinterfragt habt. Nicht
Nährstoffe, sondern, Reinigugswert, oder einfach eine Suchtanwendung.
Wer
keine Zeit hat zu studieren, der hat auch keine Zeit zu Fragen (oder
gar, zu kritisieren - ohne zu Studieren) , denn die Zeit wo abgefragt
wird.. jeden Buchstaben des Alphasbetes rauf und herunter, kann man
direkt studieren.. so brauch niemand mehr zu lamentieren .
Die allermeisten wissen nicht was sie tun...
... Weil sie nicht vom Verstand geführt werden sondern vom Gefühl das
im Darmgehirn sitzt, und dieser ist korrumpiert.. einer Fernsteuerung
unterworfen, die Invasion vom Trojanischen Pferd-das Essen , daß die
Fremdregierung in den Körper bringt.. sowenn die Menschen Hunger heilen,
beseitigen sie auch die Fremdregierung aus ihrem Darmgehirn. ...https://www.facebook.com/aintj.../posts/10213496599787564...
Ihr
ernàhrt Euch NIEMALS vom Essen, alles klaar ? Alle Krankheiten, egal
wie sie genannt werden sind die Folge vom Essen, und dessen weitere
Folgen von Toxemie.
Und, aber, um heraus zu kommen brauchen wir wiederum das Essen, klingt
paradoxisch, ja, iswahr.. aber leset weiter, so wird das ganze doch
etwas heiter, weil es in Wirklichkeit eusserst drammatisch ist, egal wie
man das Verblùmt- ver.steckt, in welchen Kombinationen oder Rezepte wie
sie auch immer sein mògen, dàhren Vermògen ist immer zu vertuschen und
abzulenken, ... wie soll der Mensch jemals da herauskommen aus all
diesem "Verschrànken" .
Die Rohkost Anwendung ist ein „Reinigungsweg.“, und diese kann man nur in Schritte gehen.
Alle "Rohkostrichtungen", sind keine verschiedene "Richtungen",
sondern, Irrtümer der Kochkostauslegungs Lebensweise , die Rohkost ist
ein Rohkostreinigungsanvendungs-weg-Lebensweise, um sich stufenweise von
der Kochkost herauszureinigen, und keine Rohkost-Ernährungsrichtungen.
Die
veg. Rohkost in Reinigigungsstufen angewendet, nicht in
Ernährungsrichtungen, reinigt und befreit vom Falschen Körper (daher
auch der Gewichtsverlusst) .. so heiltman sich vom Hunger, das vom Essen
selbst von kleinan zwangs installiert wurde, bis ins Erwachsenenleben,
von Jugend an hatman sich hungrig gegessen, nicht wissend das man seinen
Hunger tàglich gepflegt hat, im Glauben sich mit Nàhrstoffen zu
befùllen, ja sie nàhren den Körper, den falschen Kòrper befùllen diese
und ersticken den aerobischen Kòrper , also befreie Dich VON der
Ernährung, und gehe in die Belehrung, die Entleerung, d.h. Reinigung,
keine Nährstoffe essen, sondern Nährstoffe enleeren, denn es sind die
Nährstoffe die befüllen, verstopfen - be-erdigen.
Keine Lebensmittel, sondern Reinigungsmittel
Keine Nàhrstoffe, sondern Reinigungswert
Kein Stoffwechsel, sondern Stoffe-herausreinigen
Von der Kochkost ùber den Rohkostreinigungsweg ins living on light Bewustsein & das Trockenfasten
Trockenfasten
ist nicht etwas woran man stirbt, mit trockenfasten reinigtman tiefere
schichten im kòrper, tiefer sitzender verkalkungen u.v.a.m.
Trockenfasten
ist dann mòglich ohne probleme ohne leid ohne zu sterben, wenn, wenn
man lange Zeit sich mit Rohkostanwendungen gereinigt hat, mit viel
Bewegung Freude Darmreinigung Safte trinken.. Sàfte mit Wasser verdùnnt
nicht nach Ernàhrungsregeln der Kochkostirrtùmer von Nàhrstoffen, denn
damit befùlltman sich mit zu viel Materie, dann wird das Trockenfasten
schwer, kann man sogar sterben, dann heisst es .. oh der ist
verhungert,.. oh der ist verdurstet, wer noch tief sich befindet im
ernàhrungsirrtum, der kann das garnicht nachvollziehen, der steckt noch
voll im Hungerleid, verursacht vom essen selbst , von den Nàhrstoffen,
so kann z.b. ein Kochender Mensch nie und nimmer trockenfasten, der geht
zugrunde ... der ist viel zu verschlackt-verschutzt mit all den
Kochkostablagerungen Medikamenten Putzmittel Parfùms ..
Schnickscknacktrallala und sonstiges Schwermetalle etc etc etc ... so
entstehen so viele Missverstàndnisse zwischen vollkochenden und
Nàhrstoffglaubige Rohkòstler und "living on light"-Rohkòstler.. das voll
die babilonische sprachverwirrung im Darmgehirn
So.. die Rohkosternàhrung ernàht nix, das ist nur ein Wortdefinition,
aber keine biologische Funktion das ES ernàhrt, die Kochkost sowieso nur
den falschen Kòrpermantelpolstergiftspeicherkissen befùllt .. der
Rohkostreinigungsweg, ist nichts anderes als eine Lebensweise mit
rohkòstlichen Reinigungsmitteln u.a. Anwendungen, die gewàhren Zugang zu
mehr Prana, durch die Reinigungsanwendungen die man macht, durch die
Lebensweise die gefùhrt wird und helfen den Hunger zu heilen das mit
Kochkost begann, und dann mit dem durcheinander der Rohkosternàhrung
weitergefùhrt wird .
Leset
die Dateien so kònnt ihr euch besser be-freien... auch der
Rohkostreinigungsweg ist genussvoll, denn er ist im grunde ja auch
àhnlich der Rohkost die als Ernàhrung gedacht wird aber nicht ist.. im
grunde sind die Reinigungsanwendungen im allgemeinen gleich, nur das man
bei der Rohkosternàhrung stehen bleibt, ohne sich bewusst zu sein, das
wir auch nicht von Rohkost leben, denn diese ist auch nicht immer froh,
je nach Stufe kann sie befreiend sein aber auch belastend .
... also, unterscheidet...
die
Rohkost dient als Reinigungsmedizin, aber nicht alles was roh ist macht
froh... so erfahre weiter wie es funktioniert.. siehe Link Hinweise... https://www.facebook.com/notes/aintjos-klatu/die-verbindung-zwischen-dem-rohkostreinigungsweg-das-bigu-ern%C3%A4hrung-aus-dem-kosm/442339339123408/
Auszug aus einem
aramäischen Urtext
Die
Gesundheitslehren einer altslawischen und einer
aramäischen Evangelien-Handschrift
in der Bibliothek
des Vatikans.
Die aramäischen und altslawischen Texte, verglichen und herausgegeben von Edmond Szekely und Purcell Weaver, 1937
ins Deutsche
übersetzt und herausgegeben von WERNER ZIMMERMANN
DREI EICHEN
VERLAG
Aus dem deutschen
Vorwort
Zu Weihnachten 1939 brachte uns eine Südafrikanerin »Das
Evangelium des
Friedens von Jesus Christus aufgezeichnet durch
den Jünger
Johannes«.
Der Herausgeber
Edmund Szekely, ein
ungarischer Arzt
und Professor aus Siebenbürgen, macht im
nachstehenden
englischen Vorwort Angaben, die uns äußerst
wichtig waren.
Der Inhalt des alten Textfundes begeisterte uns
durch seine hohe
einfache Schönheit und Bedeutung. Wir nahmen
sofort die
Verbindung mit dem Verlage auf, sicherten uns das
Übersetzungs- und
Verlagsrecht für die deutsche Sprache und
vernahmen nähere
Einzelheiten, soweit der Verleger sie kannte.
Szekely fand vor
Jahren in der Königlichen Bibliothek der
Habsburger in
Wien den altslawischen Text und schrieb ihn ab.
Später hatte er
Gelegenheit, in der Bibliothek des Vatikans in Rom
festzustellen,
der altslawische Text sei eine wörtliche Übersetzung
einer dort
aufbewahrten Handschrift in aramäischer Sprache. Als
Arzt betrachtete
er die Ausführungen über die leibliche Gesundung
des Menschen als
die Wahrheit, deren die heutige Zeit am
dringendsten
bedürfe. Daher gab er zuerst nur diese Abschnitte in
englischer
Sprache heraus, rund ein Achtel des ganzen Evangeliums.
Wir versuchten
nun zweierlei. Erstens hätten wir vorgezogen,
den gesamten Text
zu veröffentlichen. Die Gesundheitslehren,
die bei vielen
guten Bürgern und Geistlichen auf scharfen
Widerspruch
stoßen müssen, hätten sich dann unaufdringlicher
den hohen
geistigen Wahrheiten eingeordnet und wären leichter
aufzunehmen
gewesen. Leider war Szekely in Amerika nur
schwer erreichbar,
und unterdessen hat der Krieg viele Verbindungswege
zerstört.
Zweitens wollten
wir genau nachprüfen, wo sich die beiden
Urkunden heute
befänden und ob sie wirklich in ihrem Inhalte
übereinstimmten
und richtig übersetzt seien. Szekely hatte bei
einem späteren
Besuch der Habsburger Bibliothek in Wien
erfahren, der
altslawische Text sei unterdessen in Besitz der
Bibliothek des
Vatikans übergegangen. Wir fragten daher dort um
Auskunft und
erhielten auch eine kurze Antwort wie folgt:
Biblioteca
Apostolica Vaticana
156/P. 28. 2.
1940
Unsere Bibliothek
besitzt mehrere Evangelien-Handschriften
sowohl in
syrischer wie altslawischer Sprache. Können Sie uns
nicht genauere
Daten, beziehungsweise die Quellen Ihrer Nachrichten
angeben?
Mit Achtung
Anselmo M. Albareda, m. b. Präfekt
Wir schickten die
genaueren Angaben, legten mehrfach Antwortscheine
bei, erhielten
jedoch nie mehr eine Antwort. Unter
syrischen dürften
aramäische Texte zu verstehen sein. Jesu
Muttersprache war
aramäisch, nicht hebräisch. Aramäisch ist
eine syrische
Sprache. Galiläa grenzt an Syrien.
Wir leben in
einer Zeit gewaltigen Umbruchs, da dürfen wir
suchenden
Menschen und Völkern nicht aus kleinlicher Furcht
vor Kritik
hilfreiche Wahrheiten vorenthalten. Wer fähig und reif
ist, spürt eine
Wahrheit auch ohne apostolischen Segen und
Stempel, und wer
sie nicht fühlt, der wird sie nie erjagen, wenn
auch alle
Professoren der Welt würdevoll zu Gevatter stünden.
So lassen wir
denn dies Bruchstück hinausgehen; denn viele sind
heute für seine
großen schlichten Wahrheiten bereit geworden.
Diese lehren die
Ordnungsgesetze der Natur, wie sie uns von
Bircher-Benner, (
und Are Waerland u.v.a.m.) von lebensnahen Heilweisen vertraut geworden
sind. Und siehe,
das grundstürzend Neue, das heute durchbricht,
es ist das
Uralte, das wir vor lauter Lärm und Hast vergessen hatten.
Heliand — so
nannten die alten Sachsen des 9. Jahrhunderts den
Heiland, den
großen Heiler, der das Heil brachte. So soll er auch
hier nun wieder
heißen. Und später einmal, so hoffen wir, werden
wir doch den
gesamten Wortlaut dieses aramäischen Urevangeliums,
das Jesu
Lieblingsjünger Johannes zugeschrieben wird und
das noch hinter
den Mauern des Vatikans aufbewahrt liegt, vor
allem Volke ins
helle Licht zu stellen vermögen.
Ringgenberg
(Brienzersee), Herbst 1940 W.Z.
Englisches
Vorwort
Vor nahezu zweitausend Jahren lehrte der Menschensohn den
Weg, die Wahrheit
und das Leben. Den Kranken brachte er
Gesundheit, den
Unwissenden Weisheit, den Leidenden Glück.
Jesu Worte gingen
zum Teil verloren und wurden erst von
späteren
Geschlechtern gesammelt. Sie wurden mißverstanden,
irrtümlich
kommentiert, hunderte Male abgeschrieben und hunderte
Male umgewandelt,
und dennoch überlebten sie fast zwei
Jahrtausende.
Die Worte, wie
das Neue Testament sie heute enthält, sind
schrecklich
verstümmelt und entstellt worden, und doch haben sie
die halbe
Menschheit und die ganze abendländische Kultur
erobert. Diese
Tatsache beweist die ewige Lebenskraft der Worte
des Meisters,
ihren höchsten und unvergleichlichen Wert.
Aus diesem Grunde
haben wir uns entschlossen, die reinen
ursprünglichen
Worte Jesu zu veröffentlichen, übersetzt unmittelbar
aus der aramäischen
Sprache, wie Jesus und sein geliebter
Jünger Johannes
sie gesprochen haben. Johannes war der einzige
Jünger Jesu, der
mit vollkommener Genauigkeit aufgezeichnet
hatte, was sein
Meister persönlich lehrte.
Es ist eine
schwere Verantwortung, zu verkünden, das heute
geltende Neue
Testament, auf dessen Text sich sämtliche christlichen
Kirchen stützen,
sei entstellt und gefälscht; doch es gibt
keine höhere
Religion als die Wahrheit.
Der Inhalt dieses
Buches bietet nur ein Bruchstück — etwa ein
Achtel — der
vollständigen Manuskripte , die in Aramäisch in der
Bibliothek des
Vatikans und in Altslawisch in der Königlichen
Bibliothek der
Habsburger aufbewahrt werden. Die Rettung
beider Fassungen
verdanken wir den Nestorianischen Priestern,
die sich vor dem
Druck der vordringenden Horden Dschingis
Khans aus dem
Osten nach dem Westen flüchteten und alle ihre
alten heiligen
Schriften und Ikone (Bilder) mit sich brachten.
Die alten
aramäischen Texte stammen aus dem ersten Jahrhundert
der christlichen
Zeitrechnung, während die altslawische Fassung
deren wörtliche
Übersetzung darstellt. Wie die Texte aus Palä
stina ins Innere
Asiens und in die Hände der Nestorianischen
Priester
gelangten, konnte die Altertumsforschung bis heute noch
nicht genauer
nachweisen.
Wir arbeiten zur
Zeit an einer Ausgabe des vollständigen Textes,
die alle nötigen
Hinweise auf Quellen und Erklärungen geschichtlicher
und exegetischer
Art enthalten wird*. Das Bruchstück, das
wir hier
vorausgehend veröffentlichen, berichtet über Jesu Krankenheilungen.
In diesen
Bereichen der Gesundung bedarf die
leidende
Menschheit heute am dringendsten der Hilfe.
Wir haben diesem
Text nichts hinzufügen, er spricht für sich
selber. Wer die
folgenden Seiten eindringlich durcharbeitet, wird
die ewige
Lebenskraft und gewaltige Beweisstärke dieser Grundwahrheiten
fühlen.
»Und die Wahrheit
wird für sich selber zeugen.«
London, 1937
Edmond Szekely
*) 1956 — Am 27.
Mai 1949 besuchte ich Szekely in seinem Sanatorium in Tecate. Ein ausführlicher
Bericht darüber
mit Bild von ihm findet sich im Reisebuch »Zu freien Ufern«. Mein Eindruck von
der
Glaubwürdigkeit
dieses Naturarztes war gut. Wieder stellte er in Aussicht, die weitere
Übersetzung
seiner Abschrift
des aramäischen Textes erneut aufzugreifen und mir ein Doppel des Manuskriptes
zu
schicken, trotz
großer beruflicher Überlastung. Leider ist dies auch bis heute nicht geschehen.
Mehr kann
ich in der Sache
nicht tun. Das gilt auch 1975. W.Z.
Das Evangelium
des Friedens
Die Engel der
Mutter
Und viele Kranke
und Verstümmelte kamen zu Jesus und fragten
ihn. »Wenn du
alles weißt, so sage uns, warum haben wir unter
diesen
schmerzhaften Plagen zu leiden? Warum sind wir nicht wie
andere Menschen?
Meister, heile uns, auf daß auch wir stark zu
sein vermögen und
nicht länger unser Elend erdulden müssen. Wir
wissen, daß du in
dir die Kraft hast, alle Krankheiten zu heilen.
Befreie uns von
Satan und von all seinen großen Peinigungen.
Meister, erbarme
dich unser!«
Und Jesus
antwortete: »Selig seid ihr, daß ihr nach Wahrheit
hungert; denn ich
werde auch sättigen mit dem Brote der
Weisheit. Selig
seid ihr, daß ihr anklopfet; denn ich werde euch
das Tor des
Lebens öffnen. Selig seid ihr, daß ihr euch von Satans
Macht befreien
wollt; denn ich werde euch ins Reich der Engel
unserer Mutter
führen, in das die Satansmächte nicht einzudringen
vermögen.«
Und sie fragten
ihn voll Verwunderung: »Wo ist unsere Mutter,
und welches sind
ihre Engel? Und wo ist ihr Reich?« »Eure Mutter
ist in euch, und
ihr seid in ihr. Sie gebar euch; sie schenkte euch
das Leben. Sie
gab euch euren Leib, und zu ihr wird er eines Tages
wieder
zurückkehren. Selig seid ihr, wenn ihr sie und ihr Reich
erkennen lernt,
wenn ihr eurer Mutter Engel empfangt und ihre
Gesetze erfüllt.
Wahrlich, ich sage euch, wer diese Dinge tut, wird
niemals krank
werden. Denn die Macht unserer Mutter steht über
allem. Und sie
zerstört Satan und sein Reich und regiert über alle
eure Leiber und
über alles, was da lebt.
Das Blut, das in
uns rinnt, ist geboren aus dem Blute unserer
Erdenmutter. Ihr
Blut fällt aus den Wolken, springt aus dem
Schöße der Erde,
singt in den Bächen der Berge, strömt weit in den
Flüssen der
Ebenen, schläft in den Seen, tobt gewaltig in den
Stürmen der
Meere.
Die Luft, die wir
atmen, kommt aus dem Atem unserer Erden
mutter. Ihr Atem
ist das Blau in den Höhen der Himmel; er
rauscht um die
Gipfel der Berge, raunt in den Blättern des Waldes,
wogt über die
Kornfelder, schlummert in tiefen Tälern, sengt heiß
in der Wüste.
Die Härte unserer
Knochen ist geboren aus den Knochen unserer
Erdenmutter, aus
Felsen und Steinen. Nackt stehen sie gegen den
Himmel auf den
Gipfeln der Berge; wie Riesen schlafen sie an den
Bergeshängen; wie
Götzenbilder sind sie in die Wüste gesetzt und
ruhen verborgen
in den Tiefen der Erde.
Die Zartheit
unseres Fleisches ist geboren aus dem Fleische unserer
Erdenmutter. Ihr
Fleisch wächst gelb und rot in den Früchten der
Bäume und ernährt
uns aus den Furchen der Felder.
Unsere Eingeweide
sind geboren aus den Eingeweiden unserer
Erdenmutter und
liegen verborgen vor unseren Augen, wie die
unsichtbaren
Tiefen der Erde.
Das Licht unserer
Augen, das Gehör unserer Ohren, beide sind
geboren aus den
Farben und Klängen unserer Erdenmutter, die
uns überall
umhegen, wie die Wellen des Meeres einen Fisch, wie
die wirbelnde
Luft einen Vogel.
Wahrlich, ich
sage euch, der Mensch ist das Kind der Erdenmutter,
und von ihr bekam
er seinen gesamten Leib, gleich wie der
Leib des
Kindleins aus dem Leibe seiner Mutter geboren wird.
Wahrlich, ich
sage euch, ihr seid eins mit der Erdenmutter; sie ist
in euch, und ihr
seid in ihr. Aus ihr seid ihr geboren, in ihr lebt
ihr, und zu ihr
werdet ihr wieder zurückkehren. Haltet daher ihre
Gesetze; denn
niemand kann lange leben, noch glücklich werden,
es sei denn, er
ehre seine Mutter und befolge ihre Gebote. Denn ihr
Atem ist euer
Atem, ihr Blut euer Blut, ihr Knochenbau euer
Knochenbau, ihr
Fleisch euer Fleisch, ihr Eingeweide euer Eingeweide,
ihre Augen und
ihre Ohren sind eure Augen und eure
Ohren.
Wahrlich ich sage
euch, solltet ihr auch nur eines all dieser Gesetze
nicht halten,
solltet ihr auch nur einem von all diesen Gliedern
eures Leibes ein
Leid zufügen, so bleibt ihr euren qualvollen
Krankheiten
ausgeliefert, und da wird Heulen und Zähneklappern
sein. Ich sage
euch, so ihr den Gesetzen eurer Mutter nicht
folgt, könnt ihr
in keiner Art dem Tode entrinnen. Doch wer sich
an die Gesetze
seiner Mutter schmiegt, an den schmiegt sich auch
seine Mutter. Sie wird alle seine Leiden heilen, und er wird
nie mehr krank werden. Sie gibt ihm ein langes Leben und schützt ihn vor allen Qualen, vor Feuer, vor Wasser, vor
dem Biß der
Giftschlange. Denn eure Mutter gebar euch, und sie erhält
das Leben in euch. Sie hat euch euren
Leib gegeben, und sie kann ihn wieder
heilen. Selig ist, wer seine Mutter liebt und ruhig an ihrem
Busen liegt. Denn eure Mutter liebt euch, selbst dann noch,
wenn
ihr euch von ihr
abgewendet habt. Um wieviel mehr wird sie euch
lieben, wenn ihr
euch ihr wieder zuwendet! Wahrlich, ich sage
euch, sehr groß
ist ihre Liebe, größer als die höchsten Berge, tiefer
als die tiefsten
Meere. Und wer seine Mutter liebt, der wird sie nie
verlassen. Wie
eine Henne ihre Kücklein beschützt, wie die Löwin
ihre Jungen, wie
die Mutter ihr neugeborenes Kindlein, so
beschützt die
Erdenmutter das Menschenkind vor allen Gefahren
und Übeln. Denn
wahrlich, ich sage euch, unzählige Übel und
Gefahren lauern
auf die Menschenkinder. Beelzebub, der Fürst
aller Teufel, die
Quelle allen Übels, lauert im Leben aller
Menschenkinder.
Er ist der Tod, der Herr aller Plagen, und in
gefälligem Kleide
versucht und verlockt er die Menschenkinder.
Reichtümer
verspricht er, und Macht und herrliche Paläste, und
Kleider aus Gold
und Silber, und Mengen von Gesinde. Er
verspricht Ruhm und
Herrlichkeit, Hurerei und Sinnenlust,
Schwelgerei und
Völlerei, liederliches Leben und Faulheit und
müßige Tage. Und
jeden verlockt er da, wo sein Herz am
leichtesten
nachgibt. Und an dem Tage, da die Menschenkinder
bereits Sklaven
all dieser Nichtigkeiten und Greuel geworden
sind, entreißt
er, als Zahlung für seine Leistungen, den Menschenkindern
alles, was die
Erdenmutter ihnen in solchem Überfluß
gegeben hat. Er
nimmt ihnen den Atem, ihr Blut, ihre Knochen,
ihr Fleisch, ihre
Eingeweide, ihre Augen und ihre Ohren. Und der
Atem des
Menschenkindes wird kurz und stickig, schmerzhaft
und voller
Gestank, wie der Atem unreiner Tiere. Und sein Blut
wird dick und
stinkig, wie das Wasser der Sümpfe; es gerinnt zu
Klumpen und wird
schwarz wie die Nacht des Todes. Und seine
Knochen werden
hart und knorrig, sie schmelzen im Innern weg
und brechen
entzwei, wie ein Stein sich von einem Felsen löst. Und
sein Fleisch wird
fett und wässerig, es fault und modert, mit
Schorf und
Furunkeln, die ein Greuel sind. Und seine Eingeweide
füllen sich mit
abscheulichem Schmutz, mit schlammigen Strömen
der Fäulnis, und
Heere von scheußlichen Würmern haben
dort ihre
Wohnung. Und seine Augen werden matt, bis finstere
Nacht sie eingehüllt,
und seine Ohren werden stumm, wie das
Schweigen des
Grabes. Und zuletzt wird das irrende Menschenkind
auch sein Leben
verlieren. Denn es hielt die Gesetze seiner
Mutter nicht und
reihte Sünde an Sünde. Daher werden ihm nun
alle Gaben der
Erdenmutter genommen: Atem, Blut, Knochen,
Fleisch,
Eingeweide, Augen und Ohren, und nach allem andern
das Leben selber,
mit dem die Erdenmutter seinen Leib gekrönt
hatte.
Doch wenn das
irrende Menschenkind seine Sünden bereut und
sich von ihnen
befreit und wieder zu seiner Erdenmutter zurückkehrt;
und wenn es
seiner Erdenmutter Gesetze erfüllt und sich
Satans Kräften
entwindet, seinen Versuchungen widersteht, dann
empfängt die
Erdenmutter ihr verirrtes Kind von neuem mit Liebe
und sendet ihm
ihre Engel, damit sie ihm dienen. Wahrlich, ich
sage euch, wenn
das Menschenkind dem Satan, der in ihm wohnt,
widersteht und
seinen Willen nicht mehr befolgt, in gleicher
Stunde finden
sich die Engel der Mutter dort ein, um dem
Menschenkinde mit
all ihrer Macht zu dienen und es aus Satans
Gewalt zu
befreien.
Denn niemand kann
zwei Herren dienen. Entweder dient er
Beelzebub und
seinen Teufeln, oder er dient unserer Erdenmutter
und ihren Engeln.
Entweder dient er dem Tode, oder er dient dem
Leben. Wahrlich,
ich sage euch, selig ist, wer die Gesetze des
Lebens erfüllt
und nicht auf den Pfaden des Todes wandelt. Denn
in ihm werden die
Kräfte des Lebens mächtig wachsen, und er
wird den Leiden
des Todes entgehen.«
Und alle, die um
ihn versammelt waren, lauschten seinen Worten
mit Verwunderung;
denn sein Wort war voller Kraft, und er lehrte
ganz anders als
die Priester und Schriftgelehrten.
Und obschon die
Sonne untergegangen war, kehrten sie nicht zu
ihren Häusern
zurück. Sie saßen rund um Jesus und fragten ihn:
»Meister, welches
sind die Gesetze des Lebens? Weile länger bei
uns und lehre
uns. Wir möchten deinen Worten lauschen, damit
wir geheilt und
rechtschaffen werden.«
Und Jesus setzte
sich in ihre Mitte und sagte: »Wahrlich, ich sage
euch, keiner kann
glücklich werden, es sei denn, er erfülle das
Gesetz.«
Und die andern
antworteten: »Wir alle erfüllen die Gesetze
Moses, unseres
Gesetzgebers, wie sie in unseren heiligen Schriften
geschrieben
stehen.«
Und Jesus
antwortete: »Sucht das Gesetz nicht in euren heiligen
Schriften; denn
das Leben ist das Gesetz, die Schrift jedoch ist tot.
Wahrlich, ich
sage euch, Moses empfing seine Gesetze von Gott
nicht
schriftlich, sondern durch das lebende Wort. Das Gesetz ist
lebendiges Wort
des lebendigen Gottes an lebendige Propheten
für lebendige
Menschen. In allem, was da lebt, steht das Gesetz
geschrieben. Ihr
findet es im Gras, im Baum, im Fluß, in den
Bergen, in den
Vögeln des Himmels, in den Fischen des Meeres;
doch vor allem
sucht es in euch selber. Denn wahrlich, ich sage
euch, alles, was
lebt, ist näher bei Gott als die Schrift, die ohne
Leben ist. Gott
schuf das Leben und alles, was da lebt, damit sie
durch das ewig
lebendige Wort dem Menschen die Gesetze der
wahrhaften
Gottheit lehren. Gott schrieb die Gesetze nicht in die
Seiten der
Bücher, sondern in euer Herz und in euren Geist. Sie
sind in eurem
Atem, eurem Blut, euren Knochen, in eurem
Fleisch, euren
Eingeweiden, euren Augen, euren Ohren, und in
jedem winzigen
Teilchen eures Leibes. Sie sind allgegenwärtig in
der Luft, im
Wasser, in der Erde, in den Pflanzen, in den
Sonnenstrahlen,
in den Tiefen und in den Höhen. Sie alle reden zu
euch, damit ihr
das Wort und den Willen der lebendigen Gottheit
verstehet. Doch
ihr schließt eure Augen, damit ihr nicht sehet,
und ihr schließt
eure Ohren, damit ihr nicht höret. Wahrlich, ich
sage euch, die
heilige Schrift ist Menschenwerk; doch das Leben
und alle seine
Heerscharen sind das Werk unseres Gottes. Warum
hört ihr nicht
auf die Worte Gottes, die in seinen Werken
geschrieben
stehen? Und warum studiert ihr die toten Schriften,
die das Werk von
Menschenhänden sind?«
»Wie können wir
Gottes Gesetze lesen, wenn nicht in den heiligen
Schriften? Wo
stehen sie geschrieben? Lies sie uns vor von dort,
wo du sie siehst;
denn wir kennen nichts anderes als die Schriften,
die wir von
unsern Vätern geerbt haben. Sage uns die Gesetze,
von denen du
sprichst, damit wir sie hören und sie uns heilen und
rechtfertigen
mögen.« Jesus sagte: »Ihr verstehet die Worte des
Lebens nicht,
weil ihr im Tode wandelt. Das Dunkel trübt eure
Augen, und eure
Ohren sind mit Taubheit geschlagen. Denn ich
sage euch, es
nützt euch nichts, wenn ihr eifrig über toten
Schriften brütet,
während ihr durch eure Taten den verneint, der
euch diese
Schriften gegeben hat. Wahrlich, ich sage euch, Gott
und seine Gesetze
sind nicht in euren Taten. Sie sind nicht in
Schlemmerei und
Völlerei, noch in liederlichem Leben oder
lüsternem Tun,
noch in der Gier nach Reichtum oder im Haßen
eurer Feinde.
Alle diese Dinge sind ferne vom wahren Gott und
von seinen
Engeln. Sie kommen aus dem Reich der Finsternis und
vom Herrn aller
Übel. Und alle diese Dinge tragt ihr in euch selber,
und das Wort und
die Kraft Gottes können nicht in euch eintreten,
weil alle eure
Übel und Greuel in eurem Leibe und in eurem Geiste
wohnen. Wollt
ihr, daß das Wort und die Kraft des lebenden
Gottes in euch
strömen mögen, so beschmutzt und schändet
weder euren Leib
noch euren Geist; denn der Leib ist der Tempel
des Geistes, und
der Geist ist der Tempel Gottes. Läutert dem
Tempel, damit der
Herr des Tempels darin wohnen und einen
Ort innehaben
mag, der seiner wert ist. Zieht euch von allen
Versuchungen des
Leibes und eures Geistes, die von Satan
kommen, unter den
Schatten von Gottes freiem Himmel
zurück.
Erneuert euch und
fastet. Denn wahrlich, sage ich euch, Satan und
seine Seuchen
können nur durch Fasten und Gebet vertrieben
werden. Geht für
euch und fastet allein, und zeigt niemandem,
daß ihr fastet.
Der lebende Gott wird es sehen, und groß wird euer
Lohn sein. Und
fastet, bis Beelzebub und alle seine Teufel von
euch weichen und
alle die Engel unserer Erdenmutter kommen
und euch dienen.
Denn wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht
fastet, werdet
ihr euch nie aus der Gewalt Satans und aller Kräfte,
die von ihm
kommen, befreien können. Fastet und betet inbrünstig
und sucht die
Kraft des lebenden Gottes zu eurer Heilung.
Meidet alle
Menschen, während ihr fastet, und suchet die Engel
unserer
Erdenmutter; denn wer sucht, der wird finden.
Sucht die frische
Luft des Waldes und der Felder, und dort im
Freien werdet ihr
den Luftengel finden. Zieht eure Schuhe und
Kleider aus und
gestattet dem Luftengel, euren ganzen Leib zu
umarmen. Atmet in
langen, tiefen Zügen, damit der Luftengel in
euch strömen
kann. Wahrlich, ich sage euch, der Luftengel wird
aus eurem Leibe
alle Unsauberkeiten, die ihn außen und innen
beschmutzen,
austreiben. Und so wird alles Übelriechende und
Unreine aus euch
fahren, wie der Rauch des Feuers sich aufwärts
ringelt und sich
ins Luftmeer verliert. Denn wahrlich, ich sage
euch, heilig ist
der Luftengel, der alles Unreine läutert und allen
Gestank in süßen
Duft wandelt. Niemand kommt vor das
Angesicht Gottes,
dem der Luftengel nicht den Weg freigibt.
Wahrlich, alle
müssen durch Luft und Wahrheit wiedergeboren
werden; denn euer
Leib atmet die Luft der Erdenmutter, und euer
Geist atmet die
Wahrheit des Himmelvaters.
Nach dem
Luftengel sucht den Wasserengel. Zieht eure Schuhe
und Kleider aus
und gestattet dem Wasserengel, euren ganzen
Leib zu umarmen.
Werft euch ganz in seine umfassenden Arme,
und so oft ihr
durch euren Atem die Luft bewegt, bewegt ihr mit
eurem Leibe auch
das Wasser. Wahrlich, ich sage euch, der
Wasserengel wird
aus eurem Leibe alle Unsauberkeiten, die ihn
außen und innen
beschmutzen, austreiben. Und alles Unreine und
Stinkende wird
aus euch fließen, wie der Schmutz aus Kleidern,
die in Wasser
gewaschen werden, sich im strömenden Fluße
verliert. Wahrlich,
ich sage euch, heilig ist der Wasserengel, der
alles Unreine
läutert und allen Gestank in süßen Duft wandelt.
Niemand kommt vor
das Angesicht Gottes, dem der Wasserengel
nicht den Weg
freigibt. Wahrlich, alle müssen durch Wasser und
Wahrheit wiedergeboren
werden; denn euer Leib badet in den
Flüßen des ewigen
Lebens. Denn ihr empfangt euer Blut von eurer
Erdenmutter und
euren Geist von eurem Himmel vater.
Denket nicht, es
genüge, wenn der Wasserengel euch nur von
außen umarme.
Wahrlich sage ich euch, eure innere Unsauberkeit
ist viel größer
als die äußere. Und wer sich außen reinigt, innen
jedoch
verschmutzt bleibt, ist wie ein Grab, außen hübsch
übertüncht, doch
innen voller Schmutz und Greuel. Wahrlich, ich
sage euch, laßt
den Wasserengel euch auch innerlich taufen, damit
er euch von euren
Sünden der Vergangenheit befreien kann und
damit auch im
Innern der Leib so rein werde wie der Gischt des
Baches, der im
Sonnenlicht spielt.
Sucht daher eine
große kriechende Kürbispflanze, mit einem
Stengel von
Manneslänge. Höhlt das Mark heraus und füllt die
Röhre mit Wasser
eines sonnengewärmten Flußes. Hängt den
Stengel über den
Ast eines Baumes und kniet auf den Boden vor
dem Wasserengel
nieder, führt das Ende des Kürbisstengels in
euren Leib ein,
damit das Wasser ganz in euren Leib einzuströmen
vermag. Bleibt
nun knieend vor dem Wasserengel liegen und betet
zu dem lebenden
Gott, er möge euch alle begangenen Sünden
vergeben, und den
Wasserengel bittet, er möge euren Leib von
jeder
Unsauberkeit und Krankheit befreien. Darauf laßt das
Wasser aus eurem
Leibe wieder auslaufen, damit es allen Schmutz
und Gestank
Satans wegtrage. Und ihr werdet alle Greuel und
Unsauberkeiten,
die den Tempel eures Leibes beschmutzt haben,
mit euren Augen
sehen und mit eurer Nase riechen, ebenso alle
Sünden, die in
eurem Leibe wohnen und die euch mit allerart
Schmerzen
peinigen. Wahrlich sage ich euch, diese innere Wassertaufe
räumt den Leib
von allem Unrat aus. Wiederholt diese
Taufe jeden Tag,
solange ihr fastet, bis zu dem Tage, da das eurem
Leib wieder
enfließende Wasser so rein ist wie der Gischt des
Baches. Nun
steigt in den strömenden Fluß und dankt dort in den
Armen des
Wasserengels dem lebendigen Gott, der euch von
euren Sünden erlöst
hat. Diese heilige Taufe durch den Wasserengel
bedeutet:
Wiedergeburt zu neuem Leben. Denn von nun an
werden eure Augen
sehen und eure Ohren hören. Nach solcher
Taufe sündigt
nicht mehr, damit die Engel der Luft und des
Wassers ewig in
euch wohnen und euch dienen mögen.
Bleiben danach
immer noch Spuren eurer vergangenen Sünden
und
Unsauberkeiten in euch, so sucht den Sonnenengel. Zieht
eure Schuhe und
Kleider aus und gestattet dem Sonnenengel,
euren ganzen Leib
zu umarmen. Nun atmet in langen tiefen
Zügen, damit der
Sonnenengel in euch strömen kann. Er wird aus
eurem Leibe alle
übelriechenden und unsauberen Dinge, die ihn
außen und innen
beschmutzen, hinaustreiben. Sie werden sich
von euch heben,
wie das Dunkel der Nacht vor dem Glänze der
aufsteigenden
Sonne entweicht. Denn ich sage euch wahrlich,
heilig ist der
Sonnenengel, der alles Unreine läutert und allen
Gestank in süßen
Duft wandelt. Niemand kommt vor das
Angesicht Gottes,
dem der Sonnenengel nicht den Weg freigibt.
Wahrlich, alle
müssen durch Sonne und Wahrheit wiedergeboren
werden; denn euer
Leib sonnt sich im Sonnenlicht der Erdenmutter
und euer Geist
sonnt sich im Sonnenlicht des Himmelvaters.
Die Engel der
Luft, des Wassers und der Sonne sind Geschwister.
Sie wurden dem
Menschenkinde beigegeben, damit sie ihm
dienten und damit
es immer von einem zum andern gehe.
Ebenso heilig ist
ihre Umarmung. Sie sind untrennbare Kinder der
Erdenmutter; so
trenne auch du nicht, was Erde und Himmel
vereint haben.
Laßt diese drei geschwisterlichen Engel euch jeden
Tag umfassen und
während eures ganzen Fastens bei euch
weilen.
Denn wahrlich
sage ich euch, die Macht der Teufel, alle Sünden
und
Unsauberkeiten werden schleunigst den Leib, der von diesen
drei Engeln
umarmt wird, verlassen. Wie Diebe aus einem
verlassenen Hause
flüchten, wenn der Herr des Hauses zurückkehrt,
einer durch die
Türe, einer durchs Fenster und ein dritter
durchs Dach,
jeder, wo er sich gerade befindet und es möglich
machen kann, so
werden aus dem Tempel eures Leibes alle bösen
Teufel, alle
vergangenen Sünden, alle Unsauberkeiten und Krankheiten
ausreißen. Treten
die Engel der Erdenmutter in euren Leib
ein, so daß die
Herren des Tempels ihn ganz wieder zu eigen
haben, dann wird
aller Gestank durch euren Atem und durch eure
Haut eiligst sich
davon machen, fauliges Wasser durch euren
Mund und eure
Haut, durch eure hintern und eure vordem Teile.
Und alle diese
Dinge werdet ihr mit euren Augen sehen und mit
eurer Nase
riechen und mit euren Händen greifen. Und sind
einmal alle
Sünden und aller Schmutz von eurem Leibe weggegangen,
so wird euer Blut
so rein werden wie das Blut unserer
Erdenmutter und
wie der Gischt des Baches, der im Sonnenlichte
spielt. Und euer
Atem wird so rein werden wie der Atem
duftender Blumen;
euer Fleisch so rein wie das Fleisch von
Früchten, die
über den Blättern der Bäume sich röten; das Licht
eurer Augen so
hell und klar wie der Glanz der Sonne im
Himmelblau. Und
nun werden alle Engel der Erdenmutter euch
dienen. Und euer
Atem, euer Blut, euer Fleisch werden eins sein
mit dem Atem, dem
Blut und Fleisch der Erdenmutter, damit euer
Geist auch eins
werden mag mit dem Geiste eures Himmelvaters.
Denn wahrlich,
niemand kann zum Himmelvater finden, es sei
denn durch die
Erdenmutter. Gleich wie kein neugeborenes Kind
die Lehren seines
Vaters verstehen kann, ehe seine Mutter es
gesäugt, gebadet,
gepflegt und auf erzogen hat. Ist das Kind noch
klein, so gehört
es zur Mutter und hat ihr zu gehorchen. Wird das
Kind erwachsen,
so nimmt sein Vater den Sohn mit sich aufs Feld
zur Arbeit, und
er kommt nur zu Essenszeiten zurück zu seiner
Mutter. Und nun
belehrt der Vater den Sohn, damit er in seinen
beruflichen
Arbeiten tüchtig werde. Und sieht der Vater, daß sein
Sohn seine Lehre
versteht und aufnimmt und seine Arbeit
meistert, so
überläßt er ihm alle seine Güter, damit sie dem
geliebten Sohne
gehören und er das Werk seines Vaters fortsetzen
möge. Wahrlich,
ich sage euch, selig ist das Kind, das den Rat
seiner Mutter
aufnimmt und befolgt. Und hundertmal seliger ist
das Kind, das
auch den Rat seines Vaters befolgt; denn es wurde
euch gesagt:
»Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß du
lange lebest auf
dieser Erde.« Ich aber sage euch, ihr Menschenkinder:
Ehret eure
Erdenmutter und haltet alle ihre Gesetze, auf
daß ihr lange
lebet auf dieser Erde, und ehret euren Himmelvater,
auf daß ihr das
ewige Leben in den Himmeln erlanget. Denn der
Himmelvater ist
hundertmal größer als alle Väter durch Samen
und Blut, und
größer ist die Erdenmutter als alle leiblichen
Mütter. Und der
Himmelvater und die Erdenmutter lieben das
Menschenkind
inniger, als sein Vater durch Samen und Blut und
seine leibliche
Mutter es können. Und die Worte und Gesetze
eures
Himmelvaters und eurer Erdenmutter sind weiser als alle die
Worte und der
Wille aller Väter durch Samen und Blut und aller
leiblichen
Mütter. Hochwertiger auch ist das Erbgut eures
Himmelvaters und
eurer Erdenmutter, das ewige Reich des
irdischen und
himmlischen Lebens, als alles, was eure Väter durch
Samen und Blut
und eure leiblichen Mütter euch vererben
können.
Und eure wahren
Geschwister sind alle jene, die den Willen eures
Himmelvaters und
eurer Erdenmutter tun, nicht aber eure
Blutsgeschwister
an sich. Wahrlich, ich sage euch, eure wahren
Geschwister in
Erfüllung des Willens des Himmelvaters und der
Erdenmutter
werden euch tausendmal mehr lieben als eure
Blutsgeschwister.
Denn seit den Tagen von Kain und Abel, da
Blutsbrüder den
Willen Gottes übertraten, gibt es keine wahre
Bruderschaft nur
durch das Blut, und Geschwister behandeln sich
wie fremde. Daher
sage ich euch, liebet eure wahren Geschwister
im Willen Gottes tausendmal
mehr als eure Blutsgeschwister.
Denn euer
Himmelvater ist Liebe.
Denn eure
Erdenmutter ist Liebe.
Denn der
Menschensohn ist Liebe.
Durch Liebe
werden Himmelvater, Erdenmutter und Menschensohn
(Menschenkind)
eins. Denn der Geist des Menschenkindes
wurde aus dem
Geiste des Himmelvaters geschaffen und sein Leib
aus dem Leibe der
Erdenmutter. Werdet daher vollkommen, wie
der Geist eures
Himmelvaters und der Leib eurer Erdenmutter
vollkommen sind.
Und liebet euren Himmelvater, wie er euren
Geist liebt. Und
liebet eure Erdenmutter, wie sie euren Leib liebt.
Und liebet eure
wahren Geschwister, wie euer Himmelvater und
eure Erdenmutter
sie lieben. Und dann wird euer Himmelvater
euch seinen
heiligen Geist geben, und eure Erdenmutter wird euch
ihren heiligen
Leib geben. Und dann werden die Menschenkinder
sich lieben wie
wahre Geschwister, und die Liebe, die sie von
ihrem Himmelvater
und ihrer Erdenmutter bekommen, den
andern
weitergeben, und jeder wird zum Tröster der andern
werden. Und dann
werden alle Übel und Sorgen von der Erde
verschwinden, und
es wird lauter Liebe und Lust auf der Erde sein.
Und dann wird die
Erde sein wie die Himmel, und das Reich
Gottes wird
kommen. Und dann wird der Menschensohn in all
seiner Pracht
kommen und das Erbe des Reiches Gottes antreten.
Und dann werden
die Menschenkinder ihr göttliches Erbe, das
Reich Gottes
teilen. Denn die Menschenkinder leben im Himmelvater
und in der
Erdenmutter, und diese leben in ihnen. Und mit
dem Reiche Gottes
werden alle Zeiten enden. Denn die Liebe des
Himmelvaters gibt
im Reiche Gottes allem Leben die Ewigkeit.
Denn Liebe ist
ewig. Liebe ist stärker als der Tod.
Spräche ich mit
Menschen- und mit Engelzungen und hätte der
Liebe nicht, so
wäre ich ein tönend Erz und eine klingende Schelle.
Sagte ich euch
auch, was kommen werde und wüßte ich alle
Geheimnisse und
hätte alle Weisheit, wäre mein Glaube stärker
als der Sturm,
der Berge versetzt, hätte aber der Liebe nicht, so
wäre ich nichts.
Und schenkte ich alle meine Güter den Armen,
um sie zu nähren,
gäbe ich all mein Feuer, das ich von meinem
Vater empfangen
habe, und hätte der Liebe nicht, so hätte ich
keinerlei Gewinn.
Liebe ist langmütig, Liebe ist gütig. Liebe kennt
keinen Neid,
wirkt keine Übel, ist allem Stolze fremd; sie ist nicht
heftig und nicht
eigensüchtig; dem Zorn anderer läßt sie seine Zeit
und bildet sich
nichts Böses ein; sie freut sich keines Unrechtes,
wohl aber der
Gerechtigkeit. Liebe verteidigt alles, Liebe glaubt
alles, Liebe
hofft alles, Liebe erträgt alles; nie erschöpft sie sich;
Zungen aber
werden verstummen, und Wissen wird dahinschwinden.
Denn wir haben
Wahrheit in Teilchen und Irrtum in
Teilchen; doch
wenn die Fülle der Vollendung gekommen sein
wird, wird alles,
das da geteilt ist, ausgelöscht werden. Ist der
Mensch noch Kind,
spricht er wie ein Kind, versteht wie ein Kind,
denkt wie ein
Kind; doch wird er erwachsen, so setzt er alles
Kindische
beiseite. Heute sehen wir nur durch Gläser und dunkle
Worte. Wir
erkennen nur Teilchen. Doch werden wir dereinst vor
dem Angesichte
Gottes sein, so werden wir unser Teilwissen
aufgeben, da Er
uns lehren wird. Für heute aber verbleiben diese
drei: Glaube,
Hoffnung und Liebe, doch die Liebe ist die größte
unter ihnen.
Und heute rede
ich zu euch in der lebendigen Sprache des
lebendigen
Gottes, durch den heiligen Geist unseres Himmelvaters.
Noch ist keiner
unter euch, der all das, wovon ich zu euch
spreche, ganz
verstehen kann. Wer euch die alten Schriften
auslegt, der
spricht zu euch in einer toten Sprache toter Menschen,
durch seinen
kranken und sterblichen Leib. Ihn können daher alle
Menschen
verstehen; denn sie alle sind krank und sind des Todes.
Keiner sieht das
Licht des Lebens. Blinde führen Blinde auf den
finstern Pfaden
der Sünden, Krankheiten und Leiden, und zuletzt
fallen sie alle
in die Grube des Todes.
Der Vater hat
mich zu euch gesandt, damit ich das Licht des
Lebens vor euch
scheinen lasse. Das Licht erhellt sich und die
Finsternis, doch
die Finsternis kennt nur sich selber und weiß
nichts vom
Lichte. Noch vieles habe ich euch zu sagen; doch noch
könntet ihr es
nicht ertragen. Denn eure Augen sind die Finsternis
gewöhnt und das
volle Licht des Himmelvaters würde euch blind
machen. Daher
könnt ihr noch nicht verstehen, was ich euch vom
Himmelvater, der
mich gesandt hat, sage. Befolgt daher zuerst
nur die Gesetze
eurer Erdenmutter, die ich euch dargelegt habe.
Und wenn ihre
Engel eure Leiber gereinigt und erneut und eure
Augen gestärkt
haben, so werdet ihr das Licht unseres Himmelvaters
ertragen können.
Könnt ihr einst ohne Zwinkern offen in
den Glanz der
Mittagsonne blicken, dann werdet ihr auch das
blendende Licht
unseres Himmelvaters zu schauen vermögen, das
tausendmal heller
ist als der Glanz von tausend Sonnen. Doch wie
solltet ihr das
blendende Licht unseres Himmelvaters zu schauen
vermögen, wenn
ihr nicht einmal den Flammenschein der Sonne
ertragt? Glaubt
mir, die Sonne ist wie das Flämmchen einer Kerze,
wenn wir sie mit
der Wahrheitssonne des Himmelvaters vergleiche
n. Wahret euch
daher Glaube und Hoffnung und Liebe. Ich
sage euch
wahrlich, ihr werdet nach keinem Lohne verlangen.
Glaubt ihr meine
Worte, so glaubt ihr an den, der mich gesandt
hat, der Herr ist
über allem und bei dem alle Dinge möglich sind.
Denn was für
Menschen unmöglich sein mag, Gott ist alles
möglich. Glaubt
ihr an die Engel der Erdenmutter und erfüllt ihre
Gesetze, so wird
euer Glaube euch stützen, und ihr werdet nie
erkranken. Hofft
auch auf die Liebe unseres Himmelvaters; denn
wer ihm vertraut,
wird nie enttäuscht werden, noch wird er je den
Tod sehen.
Liebet einander,
denn Gott ist Liebe, und dann werden seine Engel
wissen, daß ihr
in seinen Pfaden wandelt. Und alle Engel werden
vor euer
Angesicht treten und euch dienen. Und Satan mit all
seinen Sünden,
Krankheiten und Unsauberkeiten wird aus eurem
Leibe entweichen.
Gehet hin, meidet eure Sünden; tut Buße; tauft
euch selber,
damit ihr neu geboren werdet und nicht mehr
sündigt.«
Jesus erhob sich.
Doch alle andern blieben sitzen; denn jeder
fühlte die Kraft
seiner Worte. Und nun erschien der volle Mond
zwischen
aufbrechenden Wolken und hüllte Jesus in seinen Glanz
Und Funken
sprühten von seinem Haare auf, und er stand unter
ihnen im
Mondlicht, als ob er in der Luft schwebte. Und niemand
bewegte sich, und
keine Stimme wurde laut. Und keiner wußte;
wie lange dies
dauerte, denn die Zeit stand still.
Dann streckte
Jesus seine Hände aus nach ihnen und sagte: »Friede
sei mit euch.«
Und so ging er von dannen, wie wenn ein
Windhauch über
das Grün der Bäume glitte. Und lange noch saß
die Schar der
Menschen stille, und dann erst erwachten sie im
Schweigen, einer
nach dem andern, wie aus einem langen
Traume. Doch
keiner wollte gehen, als ob die Worte dessen, der
von ihnen
gegangen, immer noch in ihren Ohren klängen. Und sie
saßen, als ob sie
einer wunderbaren Musik lauschten.
Doch zuletzt
sagte einer, als käme eine leichte Furcht über ihn:
»Wie gut ist es,
hier zu weilen!« Ein anderer: »Möchte diese Nacht
doch ewig
dauern!« Und andere: »Wäre er doch immer bei uns!«
— »Er ist in
Wahrheit Gottes Bote, denn er pflanzte Hoffnung in
unsere Herzen.«
Und niemand wollte heimgehen, wie einer sagte:
»Ich gehe nicht
heim, dort ist alles dunkel und ohne Freude.
Warum sollten wir
heimgehen, wo uns doch niemand lieb
hat?«
So sprachen sie;
denn fast alle waren Arme, Lahme, Blinde,
Verstümmelte,
Bettler, Heimatlose, verachtet in ihrem Elend, nur
hier und da
einige Tage aus Mitleid in Häusern geduldet. Selbst
solche, die Heim
und Familie hatten, sagten: »Auch wir wollen bei
euch bleiben.«
Denn jeder
fühlte, daß die Worte dessen, der von ihnen gegangen,
die kleine Schar
mit unsichtbaren Fäden verband. Und alle fühlten
sich wie
neugeboren. Sie sahen vor sich eine leuchtende Welt,
auch dann noch,
als der Mond sich hinter Wolken verbarg. Und in
aller Herzen
blühten wunderbare Blumen von wunderbarer
Schönheit, die
Blumen der Freude.
Und als die
ersten hellen Sonnenstrahlen über den Rand der Erde
daherleuchteten,
da fühlten alle, es sei die Sonne des kommenden
Reiches Gottes.
Und mit freudigen Gesichtern gingen sie hin, um
Gottes Engel zu
begegnen.
Der verlorene
Sohn
Und viele Unreine
und Kranke folgten Jesu Worten und zogen an
die Ufer der
murmelnden Flüsse. Sie zogen ihre Schuhe und
Kleider aus, sie
fasteten, und sie boten ihre Leiber den Engeln der
Luft, des Wassers
und der Sonne dar. Und die Engel der
Erdenmutter
umarmten sie und erfüllten ihre Leiber innen und
außen. Und alle
sahen alle Übel, Sünden und Unsauberkeiten
eiligst aus ihnen
flüchten.
Und der Atem von
einigen wurde so stinkend wie der Wind, der
aus Eingeweiden
entweicht, und andere warfen Speichel aus und
erbrachen. Alle
diese Unsauberkeiten flossen aus Mund oder
Nase,sogar aus
Augen und Ohren. Und manche stießen über die
ganze Haut einen
widerlichen, abscheulichen Schweiß aus. Und
an manchen
Gliedern brachen große Beulen und Furunkel aus und
entleerten
stinkenden Schmutz, und der Harn floß in Strömen;
und bei andern
trocknete der Harn ein und wurde so dick wie
Bienenhonig;
wieder bei andern wurde er fast rot oder schwarz,
und fast so hart
wie der Sand der Flüsse. Und manche gaben
Winde von sich,
die stanken wie der Atem der Teufel. Und ihr
Gestank wurde so
groß, daß niemand ihn ertragen konnte.
Und wenn sie sich
selber tauften, wenn der Wasserengel in ihre
Leiber eintrat
und alle Greuel und Unsauberkeiten vergangener
Sunden
ausströmten, so brauste es wie ein stürzender Bergbach
von der Fülle
harter und weicher Kotreste. Und der Grund, auf
den diese Wasser
stürzten, wurde verseucht, und der Gestank
wurde so groß,
daß niemand dort bleiben konnte. Und die Teufel
verließen die
Eingeweide in Form unzähliger Würmer, die sich im
Schlamme des
innern Schmutzes krümmten. Und sie wanden sich
in ohnmächtiger
Wut, da der Wasserengel sie aus den Leibern der
Menschenkinder
getrieben hatte. Und nun stießen die Kräfte des
Sonnenengels auf
sie hernieder, und bald lief unter dem zermalmenden
Tritt des
Todesengels das letzte Todeszucken durch sie.
Und alle
erzitterten vor Schrecken, wenn sie alle diese Satansgreuel
erblickten, von
denen die Engel sie erlöst hatten. Und sie
dankten Gott, der
ihnen seine Engel zu ihrer Befreiung gesandt
hatte.
Und da waren auch
einige, die von großen Schmerzen gequält
wurden, die nicht
von ihnen weichen wollten, und da sie nicht
wußten, was sie
tun sollten, entschlossen sie sich, jemanden zu
Jesus zu senden;
denn sie wünschten sehr, er möchte bei ihnen
sein.
Und als zwei sich
auf den Weg machten, sahen sie Jesus selber zum
Flußufer kommen.
Und ihre Herzen erfüllten sich mit Hoffnung
und Freude, als
sie seinen Gruß hörten: »Friede sei mit euch.« Und
so viele Fragen
wollten sie ihm stellen; doch in ihrer Verwunderung
konnten sie nicht
beginnen, nichts fiel ihnen ein. Da sagte
Jesus zu ihnen:
»Ich komme, weil ihr mich nötig habt.« Und einer
rief: »Meister,
wir brauchen dich wirklich, komm und erlöse uns
aus unseren
Qualen.«
Und Jesus sprach
zu ihnen in Gleichnissen: »Ihr seid wie der
verlorene Sohn,
der viele Jahre aß und trank und seine Tage mit
Freunden in
liederlichem Leben verpraßte. Jede Woche häufte er
neue Schulden,
ohne daß sein Vater es wußte, und alles verjubelte
er in wenig
Tagen. Und willig liehen ihm die Geldverleiher, weil
sein Vater sehr
große Güter besaß und immer geduldig die
Schulden seines
Sohnes bezahlte. Und vergeblich ermahnte er mit
guten Worten
seinen Sohn; denn dieser hörte nicht auf seinen
Vater, der ihn
umsonst flehentlich bat, doch sein ausschweifendes
Leben endlich
aufzugeben und auf den Feldern die Aufsicht über
ihre Arbeiter zu
führen. Und immer wieder versicherte der Sohn
ihm, er werde
alles tun, wenn der Vater nur noch dies letztemal
seine Schulden
bezahle; doch am nächsten Tage setzte er sein
Lasterleben
bedenkenlos fort. Das führte er mehr als sieben Jahre
so weiter. Doch
zuletzt verlor sein Vater die Geduld und zahlte
den
Geldverleihern die Schulden seines Sohnes nicht mehr.
»Zahle ich immer
weiter«, sagte er, »so werden die Sünden meines
Sohnes zu keinem
Ende kommen.« Nun ergriffen die Geldverleiher
in ihrer Wut den
Sohn und machten ihn zum Sklaven, damit er
durch tägliche
Fron nach und nach alles geborgte Geld zurückbezahlte.
Und nun hörten
das reichliche Essen und Trinken und
die täglichen
Schlemmereien auf. Vom Morgen bis tief in die
Nacht wässerte er
im Schweiße seines Angesichtes die Felder, und
alle seine
Glieder schmerzten von der ungewohnten Arbeit. Und
er lebte von
trockenem Brot und hatte nichts als Tränen, um es zu
benetzen. Und
nachdem er drei Tage vor Hitze und Übermüdung
gelitten hatte,
sagte er zu seinem Herrn: »Ich kann nicht mehr
arbeiten, denn
alle meine Glieder schmerzen. Wie lange willst du
mich derart
quälen?« — »Bis zu dem Tage, da du mir durch deiner
Hände Arbeit alle
deine Schulden bezahlt hast, und hast du sieben
Jahre hinter dir,
so wirst du frei werden.« Und der verzweifelte
Sohn antwortete
weinend: »Doch ich kann es nicht einmal sieben
Tage ertragen.
Erbarme dich meiner, denn alle meine Glieder
brennen und
schmerzen.« und der böswillige Gläubiger rief:
»Treibe deine
Arbeit voran! Konntest du sieben Jahre deine Tage
und Nächte
liederlich verleben, so mußt du nun auch sieben Jahre
arbeiten. Ich
werde dir nicht vergeben, es sei denn, du habest alle
deine Schulden
bis zur letzten Drachme zurückbezahlt.« Und der
Sohn mit seinen
schmerzgemarterten Gliedern, wankte verzwei
felt in die
Felder zurück an seine Arbeit. Vor Müdigkeit und
Schmerzen konnte
er kaum mehr auf seinen Füßen stehen, als der
siebente Tag kam
— der Sabbat, da niemand auf den Feldern
arbeitete. Da
raffte der Sohn den Rest seiner Kräfte zusammen
und schwankte zum
Hause seines Vaters. Dort warf er sich seinem
Vater zu Füßen
und sagte: »Vater, glaube mir nun zum letztenmal
und vergib mir
alles, was ich dir angetan habe. Ich schwör dir, ich
werde nie mehr
liederlich leben und in allen Dingen dein
folgsamer Sohn
sein. Befreie mich aus den Händen meiner
Peiniger. Vater,
sieh mich und meine siechen Glieder an und
verschließe mir
dein Herz nicht. « Da kamen Tränen in die Augen
des Vaters, und
er nahm seinen Sohn in die Arme und sagte: »Laßt
uns fröhlich
sein; denn heute ist mir eine große Freude geschenkt
worden. Ich habe
meinen geliebten Sohn, der verloren war,
wieder gefunden.«
Und er kleidete ihn in auserlesene Gewänder,
und festlich
feierten sie den ganzen Tag. Und am nächsten Morgen
gab der Vater
seinem Sohn einen Beutel mit Silber, damit er seinen
Gläubigern alle
Schulden zurückbezahlen könne. Und als sein
Sohn zurückkam,
sagte er zu ihm: »Mein Sohn, siehst du nun, wie
leicht es ist,
durch ein liederlich Leben Schulden für sieben Jahre
sich aufzubürden,
wie schwer aber, sie durch sieben Jahre
Zwangsarbeit
wieder abzutragen?« — »Vater, es ist wirklich
schwer, für sie
zu zahlen, und sei es auch nur sieben Tage.« Und
sein Vater
ermahnte ihn: »Für diesmal sei dir noch erlaubt, deine
Schulden statt in
sieben Jahren in sieben Tagen zurückzuzahlen,
und der Rest sei
dir erlassen. Doch gib acht, daß du in Zukunft
keine neuen
Schulden mehr machst. Denn wahrlich sage ich dir,
daß niemand
anders als dein Vater dir deine Schulden vergibt,
weil du sein Sohn
bist. Denn bei allen andern hättest du sieben
Jahre schwer zu
arbeiten, wie es in unsern Gesetzen geschrieben
steht.«
»Mein Vater, von
nun an werde ich dein liebender und folgsamer
Sohn sein, und
ich werde keine neuen Schulden mehr machen;
denn ich weiß
nun, wie schwer es ist, sie zurückzuzahlen.«
Und er ging auf
seines Vaters Felder und überwachte jeden Tag die
Arbeit der
Knechte seines Vaters. Und nie bürdete er ihnen
schwere Lasten
auf; denn er erinnerte sich seiner eigenen Fronarbeit.
Und die Jahre
vergingen, und seines Vaters Güter gediehen
immer besser
unter seinen Händen; denn der Segen seines Vaters
ruhte auf seinem
Werke. Und nach und nach gab er seinem Vater
zehnfältig alles
zurück, was er in den sieben Jahren verschwendet
hatte. Und als
sein Vater sah, daß sein Sohn so wohl mit seinen
Dienern und all
seinem Besitze umzugehen gelernt hatte, sagte er
zu ihm: »Mein
Sohn, ich sehe, daß meine Güter in guten Händen
sind. Nun
übergebe ich dir all mein Vieh, mein Haus, meine
Ländereien und
meine Schätze. Laß all dies dein Erbe sein, und
fahre fort, es zu
mehren, damit es dir zur Freude werde.« Und da
sein Sohn von
seinem Vater dies Erbe empfangen hatte, schenkte
er all seinen
Schuldnern, die ihn nicht bezahlen konnten, ihre
Schulden; denn er
hatte nicht vergessen, daß auch seine Schuld
ihm geschenkt
worden war, als er sie nicht bezahlen konnte. Und
Gott segnete ihn
durch ein langes Leben, durch viele Kinder und
Reichtümer, weil
er zu all seinen Dienstboten und zu all seinem
Vieh gütig war.«
Nun wandte sich
Jesus zu den kranken Leuten und sagte: »Ich rede
zu euch in
Gleichnissen, damit ihr Gottes Wort besser verstehet.
Die sieben Jahre
reichlichen Essens und Trinkens und liederlichen
Lebens sind die
Sünden, die hinter euch liegen. Der böswillige
Gläubiger ist
Satan. Die Schulden sind Krankheiten. Die Zwangs
arbeit sind die
Schmerzen. Der verlorene Sohn, das seid ihr selber.
Die Rückzahlung
der Schulden besteht im Austreiben der Teufel
und Krankheiten,
in der Heilung eures Leibes. Der Beutel mit
Silber, den der
Vater dem Sohne reicht, ist die befreiende Kraft der
Engel. Der Vater
ist Gott. Die Diener des Vaters sind die Engel.
Die Felder des
Vaters sind die Welt, die in das Himmelreich
umgewandelt wird,
wenn die Menschenkinder in ihr zusammen
mit den Engeln
des Himmelvaters arbeiten. Denn ich sage euch, es
ist besser, der
Sohn gehorche seinem Vater und überwache seines
Vaters Diener auf
den Feldern, statt daß er der Schuldner des
böswilligen
Gläubigers werde, und in Leibeigenschaft sich abmühen
und schwitzen
muß, um alle seine Schulden zurückzuzahlen.
Ebenso ist
besser, wenn die Menschenkinder die Gesetze ihres
Himmelvaters
befolgen und mit seinen Engeln in seinem Reiche
arbeiten, statt
daß sie Schuldner des Satans werden, des Herrn des
Todes, aller
Sünden und Krankheiten, und daß sie Schmerzen
leiden und
schwitzen, bis sie alle ihr Sünden beglichen haben. Ich
sage euch
wahrlich, groß und zahlreich sind eure Sünden. Viele
Jahre habt ihr
Satans Verlockungen nachgegeben. Ihr habt
geschlemmt,
gezecht, gehurt, und eure Schulden aus der Vergangenheit
haben sich
vervielfacht. Und nun müßt ihr sie zurückzahlen,
und zu bezahlen
ist hart und schwer. Seid daher nicht schon
nach dem dritten
Tage ungeduldig, wie der verlorene Sohn,
sondern wartet
geduldig den siebenten Tag ab, der durch Gott
geheiligt ist,
und dann geht mit demütigem und folgsamem
Herzen vor das
Antlitz eures Himmelvaters, damit er euch all eure
Sünden und all
eure Schulden erlassen möge. Ich sage euch
wahrlich, euer
Himmelvater liebt euch ohne Ende; denn auch er
erlaubt euch, in
sieben Tagen die Schulden von sieben Jahren
zurückzuzahlen.
Wer die Sünden und Krankheiten von sieben
Jahren schuldet,
doch ehrlich und beharrlich bis zum siebenten
Tage zurückzahlt,
dem wird unser Himmelvater die Schulden der
ganzen sieben
Jahre erlassen.«
»Und wenn wir
sieben mal sieben Jahre gesündigt haben?« fragte
ein Kranker, der
schrecklich litt.
»Selbst in diesem
Falle vergibt euch der Himmelvater all eure
Schulden in
sieben und sieben Tagen.« —
»Selig sind alle,
die bis zum Ende durchhalten; denn Satans Teufel
zeichnen alle
eure üblen Taten in einem Buche auf, im Buche eures
Leibes, und eures
Geistes. Ich sage euch wahrlich, es gibt nicht
eine sündige Tat,
die nicht aufgezeichnet wäre, selbst vom
Beginne der Welt
an, vor unserm Himmelvater. Denn den
Gesetzen, die
Könige gemacht haben, mögt ihr entschlüpfen,
doch niemals den
Gesetzen eures Gottes. Und kommt ihr vor
Gottes Angesicht,
so werden die Teufel des Satans gegen euch
zeugen durch eure
Taten, und Gott sieht eure Sünden im Buche
eures Leibes und
eures Geistes aufgezeichnet und wird traurig bis
ins Herz hinein.
Doch wenn ihr eure Sünden bereut und durch
Fasten und Beten
die Engel Gottes sucht, dann löschen Gottes
Engel jeden Tag,
den ihr mit Fasten und Beten fortfahrt, ein Jahr
eurer üblen Taten
aus dem Buche eures Leibes und eures Geistes.
Und ist dereinst
die letzte Seite ausgelöscht und von all euren
Sünden gereinigt,
so steht ihr vor Gottes Angesicht, und Gott
freut sich tief
in sein Herz hinein und vergibt euch alle eure
Sünden. Er
befreit euch aus den Krallen Satans und vom Leiden;
er nimmt euch in
sein Haus und gebietet all seinen Dienern, all
seinen Engeln,
euch zu dienen; er gibt euch ein langes Leben, und
Krankheiten
werdet ihr nicht sehen. Und wenn ihr von da an statt
zu sündigen eure
Tage mit guten Taten verbringt, so werden die
Engel Gottes alle
eure guten Taten in das Buch eures Leibes und
eures Geistes
aufzeichnen. Ich sage euch wahrlich, keine gute Tat
bleibt vor Gott
unaufgezeichnet, selbst vom Beginne der Welt an.
Bei euren Königen
und Herrschern mögt ihr vergeblich auf euren
Lohn warten; doch
niemals werden eure guten Taten den
Gotteslohn zu
vermissen haben.
Kommt ihr vor
Gottes Angesicht, so werden seine Engel mit
euren guten Taten
für euch zeugen. Gott sieht eure guten Taten
in euren Leibern
und in eurem Geiste aufgezeichnet, und das
erfreut sein
Herz. Er segnet euren Leib und euren Geist und alle
eure guten Taten
und gibt euch als Erbe sein irdisches und
himmlisches
Reich, damit ihr ewig in ihm leben könnt. Selig ist,
wer ins Reich
Gottes eintritt; denn nie wird er den Tod
sehen.«
Und eine große
Stille folgte diesen Worten. Und die Entmutigten
schöpften neue
Kraft aus seinen Worten und setzten ihr Fasten
und Beten fort.
Und der zuerst gesprochen hatte, sagte zu ihm:
»Ich will bis zum
siebenten Tage durchhalten.« Und auch der
zweite sagte zu
ihm: »Auch ich will bis zum sieben mal siebenten
Tage durchhalten«
Jesus antwortete
ihnen: »Selig sind alle, die bis zum Ende
durchhalten; denn
sie werden das Erdreich besitzen.«
Und da waren
viele Kranke unter ihnen, die von schmerzhaften
Leiden gemartert
wurden und die Jesus kaum vor die Füße zu
kriechen
vermochten. Denn sie konnten nicht mehr aufrecht
gehen. Sie
sagten: »Meister, uns quälen drückende Schmerzen;
sage uns, was wir
tun sollen.« Und sie zeigten Jesus ihre Füße,
deren Knochen
verkrümmt und knotig waren und sagten: »Weder
der Engel der
Luft, noch der des Wassers, noch der der Sonne
haben unsere
Schmerzen gestillt, obgleich wir uns getauft haben
und fasten und
beten und deine Worte in allem befolgen.«
»Ich sage euch wahrlich,
eure Knochen werden heilen. Seid nicht
entmutigt,
sondern bettet euch zur Heilung eng an den Erdengel.
Denn eure Knochen
werden dorthin zurückkehren, wo sie
genommen wurden.«
Und er deutete
mit seiner Hand auf eine Stelle, wo das fließende
Wasser und die
heiße Sonne am Ufer den Lehm der Erde
aufgeweicht
hatten. »Senkt eure Füße in diesen Schlamm, damit
die Umarmung des
Erdengels allen Schmutz und alle Krankheit
aus euren Knochen
ziehen kann. Und ihr werdet sehen, wie Satan
und eure Schmerzen
der Umarmung des Erdengels entfliehen
werden. Und die
Knoten eurer Knochen werden dahinschwinden,
und diese werden
sich strecken, und alle eure Schmerzen werden
von euch gehen.«
Und die Kranken folgten seinen Worten; denn
sie wußten, daß
sie geheilt werden würden.
Und da waren auch
andere Kranke, die große Schmerzen litten,
obgleich sie
weiterfasteten. Und ihre Kräfte waren verbraucht,
und große Hitze
marterte sie. Und als sie sich erheben wollten, um
zu Jesus zu
gehen, da wurden sie schwindlig, als ob ein Windstoß
sie schüttelte,
und so oft sie aufzustehen versuchten, fielen sie
zurück auf die
Erde. Nun trat Jesus zu ihnen und sagte: »Ihr leidet;
denn Satan und
seine Krankheiten martern euren Leib. Doch
fürchtet euch
nicht, ihre Macht über euch wird bald enden. Denn
Satan ist wie ein
böser Nachbar, der in seines abwesenden
Nachbars Haus
eindrang, um ihm alle Güter wegzunehmen und in
sein eigen Haus
zu schaffen. Doch jemand meldete dem Beraubten,
sein Feind tobe
in seinem Hause, und er lief zurück zu seinem
Heim. Und da der
böse Nachbar, der alles zusammengerafft hatte,
was ihm gefiel,
den Herrn des Hauses von ferne zurückeilen sah,
da wurde er sehr
wütend, weil er nicht alles wegschleppen konnte
und begann nun,
alles zu zerstampfen und zu zerstören, damit der
Nachbar auch das
nicht mehr gebrauchen könne, was er ihm
zurücklassen
müsse. Doch unverzüglich drang der Hausherr ein,
und ehe der böse
Nachbar sein Vorhaben ausführen konnte,
ergriff er ihn
und warf ihn aus dem Hause. Ich sage euch wahrlich,
genau so drang
Satan in eure Leiber ein, die Gottes Wohnstätten
sind. Und alles
reißt er an sich, was er zu stehlen wünschte: euren
Atem, euer Blut,
eure Knochen, euer Fleisch, eure Eingeweide,
eure Augen und
eure Ohren. Doch durch euer Fasten und Beten
habt ihr den
Herrn eures Leibes und seine Engel zurückgerufen.
Und nun sieht
Satan, daß der wahre Herr eures Leibes zurückkehrt
und daß seine
Macht nun ein Ende nimmt. Nun sammelt er
noch einmal seine
Kräfte, um euren Leib zu zerstören, ehe der
Herr da ist.
Daher quält Satan euch so schrecklich, weil er sein
Ende kommen
fühlt. Doch laßt eure Herzen nicht erzittern; denn
bald werden
Gottes Engel erscheinen, um ihre Wohnungen wieder
zu beziehen und
sie wieder zu Tempeln Gottes zu machen. Und sie
werden Satan
ergreifen und ihn samt all seinen Krankheiten und
all seinem
Schmutz aus eurem Leibe werfen. Und selig werdet ihr
sein; denn der
Lohn für eure Standhaftigkeit wird euch zukommen,
und ihr werdet
nie mehr krank werden.«
Und da war einer
unter den Kranken, der von Satan mehr als alle
andern gemartert
wurde. Und sein Leib war ausgedörrt wie ein
Skelett und seine
Haut gelb wie ein fallend Blatt, Er war bereits so
schwach, daß er
nicht einmal mehr kriechen konnte und rief Jesus
von ferne zu:
»Meister erbarme dich meiner; denn nie noch seit
Beginn der Welt
litt ein Mensch so wie ich. Ich weiß, daß du
wahrlich von Gott
gesandt bist, und ich weiß, daß du Satan
unverzüglich aus
meinem Leibe treiben kannst, wenn du es willst.
Die Engel Gottes
gehorchen doch dem Boten Gottes! Komm,
Meister, und
treibe Satan aus mir; denn er wütet in mir und quält
mich furchtbar.«
Und Jesus
antwortete: »Satan martert dich so sehr, weil du bereits
so viele Tage
gefastet hast und du ihm keinen Tribut mehr
bezahlst. Du
fütterst ihn nicht mehr mit all den Greueln, mit
denen du bisher
den Tempel deines Geistes beschmutzt hast. Du
quälst Satan
durch Hunger, und in seinem Zorn martert er nun
auch dich.
Fürchte dich nicht; denn ich sage dir, Satan wird
zerstört werden,
ehe noch dein Leib zerstört sein wird; denn
während du
fastest und betest, beschützen Gottes Engel deinen
Leib, damit
Satans Macht ihn nicht zerstören kann. Und Satans
Wut ist machtlos
gegen die Engel Gottes.«
Nun kamen alle zu
Jesus und flehten ihn mit lauten Rufen an:
»Meister, erbarme
dich seiner; denn er leidet mehr als wir andern
alle, und wenn du
Satan jetzt nicht gleich aus ihm treibst, so
fürchten wir,
unser Kamerad werde den Morgen nicht mehr
erleben. «
Und Jesus sagte:
»Groß ist euer Glaube. So sei denn euer Glaube
gerechtfertigt,
und bald werdet ihr, von Angesicht zu Angesicht,
Satans schreckliche
Gestalt und die Macht des Menschensohnes
sehen. Ich werde
nun durch die Kraft des unschuldigen Lammes
Gottes, seines
schwächsten Geschöpfes, den mächtigen Satan aus
dir treiben. Denn
Gottes heiliger Geist gibt dem Schwächsten
mehr Macht als
dem Stärksten.«
Und Jesus molk
ein Mutterschaf, das im Grase weidete. Und er
schüttete die
Milch in den Sand, der von Sonne heiß war, und
sagte: »Sehet,
die Kraft des Wasserengels ist schon in der Milch.
Und nun wird auch
die Kraft des Sonnenengels in sie eintre
ten.«
Und da wurde die
Milch heiß durch die Kraft der Sonne. »Und
nun werden sich
die Engel des Wassers mit dem Luftengel
verbinden.« Und
siehe, der Dampf der heißen Milch begann
sachte in die
Luft aufzusteigen.
»Komm nun und
atme durch deinen Mund die Kraft der Engel des
Wassers, der
Sonne und der Luft ein in deinen Leib, damit sie den
Satan austreiben
können!«
Und der kranke,
von Satan gepeinigte Mann atmete in tiefen
Zügen den
aufsteigenden weißlichen Dampf ein.
»Gleich wird der
Satan deinen Leib verlassen! Denn seit drei
Tagen hungert er
und findet in dir keine Nahrung mehr. Er wird
nun deinen Leib
verlassen, um seinen Hunger mit der heißen
dampfenden Milch,
die er gerne mag, zu stillen. Er wird ihren Duft
riechen und dem
Hunger, der ihn schon drei Tage quält, nicht
widerstehen
können. Doch der Menschensohn wird seinen Leib
zerstören, damit
er niemanden mehr zu Quälen vermag.«
Nun wurde der
Leib des Kranken vom Fieber geschüttelt, und er
reckte sich, als
wollte er sich erbrechen, konnte es aber nicht. Und
er rang nach
Luft; doch sein Atem erlöschte. Und er sank in Jesu
Schoß in
Ohnmacht.
»Nun verläßt
Satan seinen Leib, schaut ihn an!« und Jesus deutete
auf den offenen
Mund des Kranken.
Und nun sahen
alle mit Staunen und Schrecken Satan in Gestalt
eines greulichen
Wurmes aus dem Munde kommen, geradewegs
auf die dampfende
Milch zu. Und Jesus ergriff zwei scharfe Steine
und zerquetschte
Satans Kopf und zog das ganze Ungeheuer aus
dem Leibe des
Kranken, und es war fast so lang wie ein Mensch.
Als der gräßliche
Wurm die Kehle des Kranken verlassen hatte,
kam sogleich
dessen Atem zurück, und alle seine Schmerzen
waren vorbei. Und
die andern starrten mit Schrecken auf Satans
greulichen Leib.
»Siehe, welch Ungetier hast du nun jahrelang in
deinem Leibe
getragen und gefüttert! Nun habe ich es ausgetrieben
und getötet,
damit es dich nie mehr quälen könne. Danke Gott
und seinen
Engeln, daß sie dich erlöst haben, und sündige fortan
nicht mehr, damit
Satan nicht wieder in dir einkehren kann. Lasse
deinen Leib von
nun an einen Tempel sein, der deinem Gotte
geweiht ist.«
Und alle staunten
ob seinen Worten und ob seiner Macht. Und sie
sagten: »Meister,
du bist wahrlich Gottes Bote und kennst alle
Geheimnisse.«
»und ihr«,
antwortete Jesus, »seid nun wahre Kinder Gottes,
damit ihr an
seiner Macht und seinem Wissen aller Geheimnisse
auch teilhaben
könnt. Denn Weisheit und Kraft können nur aus
Gottes Liebe
kommen. Liebet daher euren Himmelvater und eure
Erdenmutter aus
ganzem Herzen und mit ganzem Gemüt. Und
dient ihnen, auf
daß ihre Engel euch dienen mögen. Weiht alle
eure Taten Gott.
Und gebt Satan kein Futter mehr; denn der Tod
ist der Sünde
Lohn. Bei Gott aber ruht die Vergeltung des Guten,
seine Liebe, die
Weisheit und Macht des ewigen Lebens ist.«
Und sie alle
knieten nieder, um Gott für seine Liebe zu
danken.
Und Jesus ging
von ihnen, mit den Worten: »Ich werde wiederkommen,
zu allen, die bis
zum siebenten Tage mit Fasten und
Beten ausharren.
Friede sei mit euch.«
Und der kranke
Mann, dem Jesus den Teufel ausgetrieben hatte,
erhob sich; denn
die Lebenskraft war in ihn zurückgekehrt. Er
atmete tief, und
seine Augen wurden klar; denn jeglicher Schmerz
hatte ihn verlassen.
Und er warf sich nieder auf die Erde, da Jesus
gestanden, und
küßte seine Fußspuren und weinte.
Du sollst nicht
töten!
Und am Ufer eines
Flusses fasteten und beteten viele Kranke
zusammen mit
Gottes Engeln sieben Tage und sieben Nächte. Und
Groß war ihr
Lohn, da sie Jesu Wort folgten. Und mit dem
siebenten Tage
gingen alle Schmerzen von ihnen. Und als die
Sonne über den
Rand der Erde aufstieg, sahen sie Jesus von den
Bergen her zu
ihnen kommen, den Glanz der aufgehenden Sonne
um sein Haupt.
»Friede sei mit euch!« Und sie sagten kein Wort,
warfen sich nur
vor ihm nieder und berührten den Saum seines
Gewandes als
Zeichen ihrer Heilung.
»Dankt nicht mir,
dankt eurer Erdenmutter, die euch ihre
heilenden Engel
gesandt hat. Gehet nun hin und sündigt fortan
nicht mehr, damit
ihr nie mehr krank werdet. Und laßt die
heilenden Engel
eure Behüter sein.«
Doch sie
antworteten: »Wohin, Meister, sollen wir denn gehen?
Sind doch die
Worte ewigen Lebens bei dir. Sage uns, welches sind
die Sünden, die
wir meiden müssen, damit wir nie mehr krank
werden?«
Jesus antwortete:
»So sei es, wie euer Glaube es will.« Und er
setzte sich
mitten unter sie und belehrte sie:
»Zu denen vor
alter Zeit wurde gesagt: »Ehre deinen Himmelvater
und deine
Erdenmutter und halte ihre Gebote, damit du lange
lebest auf dieser
Erde.« Und das nächste Gebot lautete: »Du sollst
nicht töten.«
Gibt doch Gott allen das Leben, und was Gott
gegeben, soll der
Mensch nicht wegnehmen. Denn ich sage euch
wahrlich, alles,
was auf Erden lebt, kommt von der einen Mutter.
Wer daher tötet,
tötet seinen Bruder. Und die Erdenmutter wird
sich von ihm
abwenden und wird ihm ihre belebenden Brüste
entziehen. Und
ihre Engel werden ihn meiden, und Satan wird in
seinem Leibe
Wohnung beziehen. Und das Fleisch der erschlagenen
Tiere wird in
seinem Leibe zu seinem eigenen Grabe werden.
Denn wahrlich
sage ich euch, wer tötet, tötet sich selber, und wer
das Fleisch
gemordeter Tiere ißt, ißt vom Leibe des Todes. Denn
in seinem Blute
wird jeder Tropfen ihres Blutes zu Gift; in seinem
Atem beginnt ihr
Atem zu stinken; in seinem Fleisch ihr Fleisch zu
schwären; in
seinen Knochen ihre Knochen kreidig zu werden; in
seinen
Eingeweiden ihre Eingeweide zu faulen; in seinen Augen
ihre Augen sich
abzublättern; aus seinen Ohren fließen ihre
Ohren wie weiches
Wachs. Und ihr Tod wird zu seinem Tode.
Denn nur im
Dienste eures Himmelvaters werden eure Schulden
von sieben Jahren
euch in sieben Tagen vergeben. Satan aber
erläßt euch
nichts, ihm müßt ihr alles bezahlen. »Aug um Aug,
Zahn um Zahn,
Hand um Hand, Fuß um Fuß, Feuer um Feuer,
Wunde um Wunde«;
Leben um Leben, Tod um Tod. Denn der
Sünde Lohn ist
der Tod. Tötet nicht, noch eßt das Fleisch eurer
unschuldigen
Beute, damit ihr nicht Sklaven Satans werdet. Denn
dies bedeutet den
Pfad des Leidens, und er führt zum Tode. Tut
vielmehr den
Willen Gottes, damit seine Engel euch auf dem Weg
des Lebens dienen
mögen. Gehorchet daher den Worten Gottes:
»Siehe, ich habe
euch jedes Gras auf Erden gegeben, das da Samen
trägt und jeden
Baum, dessen Frucht Samen birgt; sie sollen euch
zur Nahrung
dienen. Und jedem Tier auf Erden und jedem Vogel
in den Lüften und
allem, was da auf Erden kriecht, allem, in dem
der Atem des
Lebens ist, gebe ich jedes grüne Kraut zur Nahrung.
Auch die Milch
aller Wesen, die auf Erden leben und sich
bewegen, soll
euch Nahrung sein; wie ihnen das grüne Kraut, so
gebe ich euch
ihre Milch. Doch Fleisch und das Blut, das ihm
Leben gibt, sollt
ihr nicht essen. Und sicherlich, euer pulsendes
Blut werde ich
fordern, euer Blut, in dem eure Seele ist; alle
erschlagenen
Tiere und die Seelen aller erschlagenen Menschen
werde ich
fordern. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein strenger
und eifriger Gott
und heimsuche die Sünden der Väter an den
Kindern bis ins
dritte und vierte Geschlecht derer, die mich
hassen; und ich
übe Barmherzigkeit an Tausenden, die mich
lieben und die
meine Gebote halten. Liebe den Herrn, deinen
Gott, aus ganzem
Herzen, aus ganzer Seele und aus allen Kräften:
das ist das erste
und höchste Gebot.« Und das zweite ist ihm
gleich: »Liebe
deinen Nächsten als dich selbst.« Größere Gebote
gibt es keine.«
Und nach diesen
Worten blieben alle stumm; nur einer rief: »Was
soll ich denn
tun, Meister, wenn ich im Walde ein wildes Tier
meinen Bruder
zerreißen sehe? Soll ich meinen Bruder umkommen
lassen oder das
wilde Tier töten? Werde ich dann nicht das
Gesetz
übertreten?«
Und Jesus
antwortete: »Zu denen vor alter Zeit wurde gesagt:
»Alle Tiere, die
sich auf Erden bewegen, alle Fische des Meeres
und alle Vögel
der Luft sind eurer Macht übergeben.« Ich sage
euch wahrlich,
von allen Geschöpfen, die auf Erden leben, hat
Gott nur den
Menschen nach seinem Bilde geschaffen. Daher sind
die Tiere für den
Menschen da, nicht aber der Mensch für die
Tiere. Daher
übertrittst du das Gesetz nicht, wenn du das wilde
Tier tötest, um
deines Bruders Leben zu retten. Denn ich sage euch
wahrlich, der
Mensch ist mehr als das Tier. Wer jedoch ein Tier
ohne triftigen
Grund tötet, auch wenn es ihn nicht angreift, aus
Mordlust, oder
wegen seines Fleisches, oder wegen seines Felles,
oder selbst wegen
seiner Zähne, der begeht eine böse Tat; denn er
ist selbst zu
einem wilden Tier geworden. Daher wird sein Ende
auch das eines
wilden Tieres sein.« Nun sagten andere »Moses,
der größte in
Israel, erlaubte unseren Vorvätern, das Fleisch reiner
Tiere zu essen,
und verbot nur das Fleisch unreiner Tiere. Warum
verbietest du uns
denn das Fleisch aller Tiere? Welches dieser
Gesetze kommt von
Gott: Mose Gesetz oder dein Gesetz?«
Und Jesus
antwortete: »Gott gab durch Moses euren Vorvätern
zehn Gebote.
»Diese Gebote sind hart«, sagten unsere Vorväter
und konnten sie
nicht halten. Als Moses das sah, hatte er Mitleid
mit seinem Volke
und wollte es nicht umkommen lassen. Und so
gab er ihnen zehn
mal zehn Gebote, weniger harte, damit sie diese
zu befolgen
vermöchten. Ich sage euch wahrlich, wären eure
Vorväter fähig
gewesen, Gottes zehn Gebote zu halten, so hätte
Moses niemals zu
seinen zehn mal zehn Geboten Zuflucht nehmen
müssen. Denn
wessen Füße stark sind wie der Berg Zion, der
bedarf keiner
Krücken; wacklige Beine dagegen kommen mit
Krücken weiter
als ohne sie. Und Moses sagte zum Herrn: »Mein
Herz ist betrübt;
denn mein Volk wird verloren sein. Sie sind ohne
Erkenntnis und
können deine Gebote nicht verstehen. Sie sind wie
kleine Kinder,
die ihres Vaters Worte noch nicht fassen können.
Gestatte, Herr,
daß ich ihnen andere Gebote gebe, damit sie nicht
umkommen.
Vermögen sie nicht, mit dir zu sein, Herr, so laß sie
doch auch nicht
gegen dich sein, damit sie durchhalten können,
und ist dereinst
die Zeit gekommen, daß sie für deine Worte reif
geworden sind, so
enthülle ihnen deine Gesetze.« Daher zerbrach
Moses die beiden
Steintafeln, auf denen die zehn Gebote geschrieben
standen, und er
gab ihnen an deren Stelle zehn mal zehn, Und
aus diesen zehn
mal zehn haben die Schriftgelehrten und Pharisäer
hundert mal zehn
Gebote gemacht. Und sie haben unerträgliche
Lasten auf eure
Schultern gebürdet, und sie selber tragen sie nicht.
Denn je näher bei
Gott die Gebote sind, desto weniger brauchen
wir; und je
ferner von Gott die Gebote sind, desto mehr brauchen
wir. Daher sind
die Gebote der Pharisäer und Schriftgelehrten
ohne Zahl; der
Menschensohn hat sieben Gesetze, die Engel haben
drei, Gott hat
eines. Daher lehre ich euch nur die Gesetze, die ihr
verstehen könnt,
damit ihr Menschen werdet und die sieben
Gebote des
Menschensohnes zu befolgen vermögt. Dann werden
auch die Engel
euch eure Gesetze enthüllen, damit Gottes heiliger
Geist über euch
komme und euch zu seinem einen Gesetz
führe.«
Und alle staunten
ob seiner Weisheit und fragten ihn: »Meister,
fahre fort und
lehre uns alle Gebote, die wir aufnehmen können.
«
Und Jesus sprach
weiter: »Gott gebot euren Vorvätern: >Du sollst
nicht töten. <
Doch ihre Herzen waren hart, und sie töteten. Da
wünschte Moses,
daß sie zumindest keine Menschen töten sollten,
und er erlaubte
ihnen, Tiere zu töten. Doch da wurden die Herzen
eurer Vorväter
noch härter, und sie töteten Menschen ebenso wie
Tiere. Ich aber
sage euch: Tötet weder Menschen noch Tiere, ja
nicht einmal die
Nahrung, die ihr in euren Mund führt. Denn eßt
ihr lebende
Nahrung, so wird sie euch beleben; doch tötet ihr eure
Nahrung, so wird
die tote Nahrung auch euch töten. Denn Leben
kommt nur vom
Leben, und vom Tod kommt immer nur Tod.
Denn alles, was
eure Nahrung tötet, tötet auch eure Leiber. Und
alles, was eure
Leiber tötet, tötet auch eure Seelen. Und eure
Leiber werden,
was eure Nahrung ist, gleich wie euer Geist wird,
was eure Gedanken
sind. Eßt daher nichts, was durch Feuer, Frost
oder Wasser
zerstört wurde. Denn erhitzte, erstarrte und faule
Nährstoffe werden
auch euren Leib erhitzen und zu Erstarrung
und Fäulnis
bringen. Seid nicht wie der dumme Bauer, der
gekochte,
gefrorene und gefaulte Saat in seine Äcker säte. Und als
der Herbst kam,
da trugen seine Felder nichts. Und groß war seine
Not. Seid
vielmehr wie jener Bauer, der lebendige Saat in seinen
Acker säte und
dessen Acker lebendige Weizenähren trug,
hundertfach in
der Zahl der gesäten Körner. Denn ich sage euch
wahrlich, lebet
nur durch das Feuer des Lebens und bereitet eure
Nahrung nicht mit
dem Feuer des Todes, das eure Nahrung, euren
Leib und auch
eure Seele tötet.«
»Meister, wo ist
das Feuer des Lebens?« fragten einige.
»In euch, in
eurem Blute und in euren Leibern.«
»Und das Feuer
des Todes?» fragten andere.
»Es ist das
Feuer, das außerhalb eures Leibes brennt und das
heißer ist als
euer Blut. Mit diesem Todesfeuer kocht ihr eure
Nahrung in euren
Heimen und auf euren Feldern. Ich sage euch
wahrlich, es ist
das gleiche Feuer, das eure Nahrung und eure
Leiber zerstört,
gleich wie das Feuer der Bosheit eure Gedanken
wie auch euren
Geist verwüstet. Denn euer Leib ist, was ihr eßt,
und euer Geist
ist, was ihr denkt. Eßt daher nichts, das durch ein
stärkeres Feuer
als das Feuer des Lebens getötet wurde. Bereitet
und eßt daher
alle Früchte der Bäume und alle Krauter des Feldes
und alle Milch
von Tieren, soweit sie sich zur Ernährung eignen.
Denn sie alle
werden durch das Feuer des Lebens genährt und
gereift; alle
sind Gaben der Engel unserer Erdenmutter. Eßt
dagegen nichts,
dem erst das Feuer des Todes Geschmack verleiht;
denn solches ist
von Satan.«
»Wie sollen wir
denn unser täglich Brot ohne Feuer bereiten?«
fragten einige in
großem Erstaunen.
»Laßt die Engel
Gottes euer Brot bereiten. Befeuchtet euren
Weizen, damit der
Wasserengel in ihn trete. Dann setzt ihn der
Luft aus, damit
auch der Luftengel ihn umarme. Und laßt ihn vom
Morgen bis zum
Abend in der Sonne stehen, damit der Sonnenengel
in ihn
herabsteige. Und der Segen der drei Engel wird bald
den Lebenskeim in
eurem Weizen zum Sprießen bringen. Zerquetscht
nun eure Körner
und macht dünne Waffeln (Obladen),
wie eure Vorväter
getan, als sie aus Ägypten, dem Hause der
Knechtschaft,
auszogen. Legt bei Sonnenaufgang diese Obladen
wieder in die
Sonne, und wenn sie am höchsten steht, so wendet
die Teigscheiben,
damit auch die untere Seite vom Sonnenengel
umarmt werden
kann. Bei Sonnenuntergang ist euer Brot gebakken.
Denn die Engel
des Wassers, der Luft und der Sonne haben
den Weizen auf
dem Felde genährt und gereift, und ebenso müssen
auch sie euer
Brot bereiten. Und die gleiche Sonne, die mit dem
Lebensfeuer den
Weizen wachsen und reifen machte, muß auch
euer Brot mit dem
gleichen Feuer backen. Denn das Feuer der
Sonne gibt dem
Weizen, dem Brot und dem Leib das Leben, Doch
das Feuer des
Todes tötet den Weizen, das Brot und den Leib. Und
die lebendigen
Engel des lebendigen Gottes dienen nur lebendigen
Menschen. Denn
Gott ist der Gott der Lebenden und nicht der
Gott der Toten.
So esset immer
vom Tische Gottes: die Früchte der Bäume, die
Körner und
Krauter der Felder, die Milch der Tiere und den Honig
der Biene. Denn
alles, was darüber hinausgeht, ist von Satan, und
es führt über
Sünden und Krankheiten zum Tode. Die Nahrung
dagegen, die ihr
von der reichen Tafel Gottes eßt, gibt eurem
Leibe Kraft und
Jugend, und Krankheit wird euch fern bleiben.
Denn die Tafel
Gottes speiste den alten Methusalem, und ich sage
euch wahrlich,
lebt ihr so, wie er lebte, so wird der Gott der
Lebenden auch
euch, wie ihm, ein langes Erdenleben schenken.
Denn wahrlich,
ich sage euch, der Gott der Lebenden ist reicher
als die Reichen
dieser Erde, und seine übervolle Tafel ist reicher als
die reichsten
Festgelage aller Reichen dieser Welt. Eßt daher all
euer Leben lang
am Tische unserer Erdmutter, und nie werdet ihr
Not zu leiden
haben. Und eßt ihr an ihrem Tische, so eßt alle
Dinge so, wie sie
sich auf dem Tische der Erdmutter vorfinden.
Kochet sie nicht,
noch mischt sie miteinander, damit eure
Eingeweide nicht
dampfende Sümpfe werden. Denn ich sage euch
wahrlich, dies
ist in den Augen des Herrn ein Greuel.
Und seid nicht
wie der gierige Knecht, der am Tische seines Herrn
immer auch das
aufaß, was den anderen gehörte. Alles verschlang
er in seiner
Unersättlichkeit durcheinander. Als der Herr das sah,
wurde er böse und
jagte ihn vom Tische. Als nun alle ihr Mahl
beendet hatten,
mischte er alles, was auf der Tafel übrig geblieben
war, zusammen,
rief den gierigen Knecht zu sich und sagte:
»Nimm und iß nun
alles mit den Schweinen; denn dort ist dein
Platz und nicht
an meinem Tische.«
Gebt daher acht
und beschmutzt den Tempel eures Leibes nicht
mit Greueln aller
Art. Seid mit zwei oder drei Speisen, die ihr auf
dem Tische eurer
Erdmutter immer finden werdet, zufrieden. Und
laßt euch nicht
gelüsten, alles zu verschlingen, was ihr rund um
euch sehen könnt.
Denn ich sage euch wahrlich, mischt ihr in
eurem Leibe
vielerlei Speisen, so geht der Frieden eures Leibes
verloren, und ein
endloser Krieg beginnt in euch zu wüten. Und
der Leib wird
zerstört, gleich wie Heime und Reiche sich
zerstören, sobald
sie sich entzweien. Denn euer Gott ist der Gott
des Friedens, und
nie hilft er bei Entzweiungen. Weckt daher nie
den Zorn Gottes
gegen euch, damit er euch nie von seinem Tische
jage und ihr
gezwungen seid, an Satans Tisch zu gehen, wo das
Feuer der Sünden,
der Krankheiten und des Todes euren Leib
verderben wird.
Und wenn ihr eßt,
so füllt euch nie ganz. Flieht Satans Versuchungen
und lauscht der
Stimme von Gottes Engeln. Denn Satan
und seine Macht
verlocken euch, immer mehr zu essen. Lebet
daher im Geiste
und widerstehet den Begierden des Leibes. Und
immer erfreut
euer Fasten die Engel Gottes. So gebt acht, wie viel
ihr eßt, bis ihr
ganz satt seid, und dann eßt immer ein Drittel
weniger.
Das Gewicht eurer
täglichen Nahrung sei nicht weniger als ein
Mina1, soll
jedoch nicht über zwei Mina gehen. Dann werden euch
die Engel Gottes
immer dienen, und ihr werdet nie in die
Knechtschaft des
Satans und seiner Krankheiten fallen. Stört das
Werk der Engel in
eurem Leibe nicht durch häufiges Essen. Denn
ich sage euch
wahrlich, wer mehr als zweimal täglich ißt, dient
Satans Werk. Und
die Engel Gottes verlassen seinen Leib, und
bald wird Satan
von ihm Besitz ergreifen. Eßt nur, wenn die
Sonne am höchsten
steht und dann wieder, wenn sie untergegangen
ist. Und nie
werdet ihr krank werden; denn solches Tun ist
Gott
wohlgefällig. Eßt nur, wenn die Tafel Gottes vor euch
bereitet ist, und
eßt nur, was ihr auf ihr findet. Denn ich sage euch
wahrlich, Gott
weiß, was euer Leib braucht und wann er es
braucht.
Von Beginn des
Monat Jiar an eßt Gerste, vom Monat Sivan an
eßt Weizen, die
Frucht des vollkommensten aller samentragenden
Gräser. Und laßt
euer täglich Brot aus Weizen bestehen, damit der
Herr sich eures
Leibes annimmt. Von Tammuz an eßt die saure
Weintraube, damit
euer Leib abnehme und Satan aus ihm
entweiche. Im
Monat Elul sammelt die Trauben und trinkt ihren
Saft. Sammelt im
Monat Marcheshvan die süße Weintrauben
gesüßt und
getrocknet durch den Sonnenengel, damit sie euren
Leib wieder
zunehmen mache; denn die Engel des Herrn wohnen
in ihm. Eßt in
den Monaten Ab und Shebat saftige Feigen, und
was übrig bleibt,
laßt den Sonnenengel für euch haltbar machen.
Eßt sie mit dem
Kern der Mandeln in all den Monaten, da die
Bäume keine
Früchte tragen. Im Monat Theber eßt die Krauter,
die nach der
Regenzeit kommen, damit euer Blut von all euren
Sünden
reingewaschen werde. Und im gleichen Monat beginnt
auch die Milch
eurer Tiere zu trinken; denn der Herr gab die
Krauter und
Gräser der Felder allen milchgebenden Tieren, damit
ihre Milch den
Menschen nähre. Denn ich sage euch wahrlich,
selig sind jene,
die nur am Tische Gottes essen und alle Greuel
Satans meiden.
Eßt keine unreinen Speisen, die aus fernen
Ländern kommen,
sondern eßt die Früchte eurer Bäume. Denn
1) l Mina (Mine)
-1/60 Talent « rund l Pfund (1/2kg).
euer Gott weiß
wohl, was ihr braucht und von wo und wann. Und
er gibt allen
Völkern aller Reiche als Nahrung, was für sie am
besten ist. Eßt
nicht wie die Wilden, die in Hast sich vollstopfen
und ihren Leib
mit Greueln aller Art beschmutzen.
Denn die Kraft
der Engel Gottes tritt mit der lebendigen Nahrung,
die euch der Herr
von seinem königlichen Tische reicht, in euch.
Und wenn ihr eßt,
so habt über euch den Luftengel und unter euch
den Wasserengel.
Atmet während des ganzen Mahles lang und
tief, damit der
Luftengel es segnen möge. Und kauet die Speise gut
mit euren Zähnen,
damit sie zu Wasser werde und der Wasserengel
sie in eurem
Leibe in Blut verwandeln kann. Und eßt
langsam, als wäre
es ein Gebet zu Gott. Denn ich sage euch
wahrlich, wer in
dieser Art an Gottes Tafel ißt, in den tritt Gottes
Kraft ein. Satan
dagegen wandelt den Leib in einen dampfenden
Sumpf, den die
Engel der Luft und des Wassers meiden. Und diese
Menschen duldet
der Herr nicht mehr an seinem Tische. Denn die
Tafel des Herrn
ist ein Altar, und wer dort ißt, befindet sich in
einem Tempel.
Denn ich sage euch wahrlich, in einen Tempel wird
der Leib der
Menschenkinder verwandelt und ihr Inneres in einen
Altar, wenn sie
Gottes Gebote halten. Setzt daher nichts auf den
Altar des Herrn,
wenn euer Geist sich ärgert oder plagt, noch
denkt im Tempel
Gottes an jemanden im Zorn. Und betretet das
Heiligtum des
Herrn nur, wenn ihr in euch den Ruf der Engel fühlt;
denn alles, was
ihr in Sorge oder in Zorn, oder ohne Verlangen
eßt, wird in
eurem Leib zu Gift. Denn Satans Atem beschmutzt all
dies. Legt eure
Gaben freudig auf den Altar eures Leibes und weist
alle bösen
Gedanken von euch, wenn ihr die Kraft Gottes von
seinem Tische in
euch aufnehmt. Und nie setzt euch zum Essen,
wenn nicht der
Hungerengel euch ruft.
Freuet euch daher
immer mit Gottes Engeln an ihrer königlichen
Tafel; denn dies
ist dem Herrn wohlgefällig. Und euer Leben auf
dieser Erde wird
lange währen; denn der edelste aller Diener
Gottes wird euch
alle Tage dienen: der Engel der Freude.
Und vergeßt
nicht, daß jeder siebente Tag heilig und gottgeweiht
ist. An sechs
Tagen nährt euren Leib mit den Gaben der
Erdmutter; doch
am siebenten Tage weiht euren Leib eurem
Himmelvater. Und
am siebenten Tage eßt keine irdische Speise,
sondern lebt
allein von den Worten Gottes. Verbringt den ganzen
Tag mit den
Engeln des Herrn im Reiche des Himmelvaters. Und
am siebenten Tage
laßt die Engel Gottes in eurem Leibe das
Himmelreich
bauen, wie ihr sechs Tage im Reiche der Erdmutter
arbeitet. Und
laßt keine Nahrung am siebenten Tage das Werk der
Engel in eurem
Leibe stören. Und Gott wird euch auf Erden ein
langes Leben
geben, damit ihr im Himmelreich das ewige Leben
erlanget. Denn
ich sage euch wahrlich, seht ihr auf Erden keine
Krankheiten mehr,
so werdet ihr auf ewig im Reiche der Himmel
leben.
Und Gott wird
euch jeden Morgen den Sonnenengel senden, um
euch aus dem
Schlafe zu wecken. Gehorchet daher dem Zeichen
eures
Himmelvaters und bleibt nicht müssig liegen, denn schon
warten im Freien
die Engel der Luft und des Wassers auf euch. Und
arbeitet den
ganzen Tag zusammen mit den Engeln der Erdmutter,
damit ihr sie und
ihre Werke immer besser kennenlernt. Doch
wenn die Sonne
untergegangen ist und euch euer Himmelvater
seinen
köstlichsten Engel schickt, den Schlaf, dann legt euch hin
und verweilt die
ganze Nacht bei ihm. Und dann wird euer
Himmelvater euch
seine unbekannten Engel schicken, damit sie
die Hebe lange
Nacht bei euch verbringen. Und sie werden euch
vieles aus dem
Reiche Gottes lehren, gleich wie die Engel der
Erdmutter euch
ins irdische Reich einführen. Denn ich sage euch
wahrlich, so ihr
die Gebote des Himmelvaters haltet, werdet ihr
jede Nacht Gäste
in seinem Reiche sein. Wenn ihr am Morgen
erwacht, so werdet
ihr in euch die Kraft der unbekannten Engel
spüren. Und euer
Himmelvater wird sie euch jede Nacht senden,
damit sie euren
Geist aufbauen, gleich wie jeden Tag die
Erdmutter euch
ihre Engel schickt, damit sie euren Leib aufbauen.
Denn ich sage euch
wahrlich, hält euch tagsüber die Erdmutter in
ihren Armen, und
küßt euch in der Nacht der Atem des
Himmelvaters,
dann werden die Menschenkinder Gotteskinder
werden.
Wehret Tag und
Nacht Satans Versuchung ab. Wachet nicht in
der Nacht, noch
schlaft am Tage, da sonst die Engel Gottes euch
verlassen.
Laßt euch nicht
berücken von Satans Getränken und Räucherei
en, die euch
nachts wachen und tags schlafen machen. Denn ich
sage euch
wahrlich, Satans Trünke und Rauche sind Greuel in den
Augen eures
Gottes.
Treibt nicht
Hurerei, weder bei Nacht noch bei Tage; denn wer
hurt, ist wie ein
Baum, aus dessen Stamm der Lebenssaft ausrinnt.
Und dieser Baum
wird vor seiner Zeit verdorren, und nie wird er
Frucht tragen.
Laßt daher das Huren, damit nicht Satan euren
Leib austrockne
und der Herr euren Samen unfruchtbar
mache.
Meidet alles, was
zu heiß und zu kalt ist. Denn es ist der Wille
eurer Erdmutter,
daß weder Hitze noch Kälte euren Leib schädigen
sollen. Und wenn
ihr die Gebote der Erdmutter haltet, und
euer Leib wird zu
heiß, dann wird sie euch den Engel der Kühle
senden, damit er
euch kühle. Und wird der Leib zu kalt, so wird
der Engel der
Hitze ihn wieder wärmen.
Folgt dem
Beispiel all der Engel des Himmelvaters und der
Erdmutter, die
Tag und Nacht, ohne Unterbruch, an den Reichen
der Himmel und
der Erde arbeiten. Empfanget daher auch in euch
selber den
stärksten der Engel Gottes, den Tatengel, und arbeitet
mit ihm zusammen
am Reiche Gottes. Folgt dem Beispiel des
fließenden
Wassers, des wehenden Windes, der auf- und untergehenden
Sonne, der
wachsenden Pflanzen und Bäume, der
laufenden und
fröhlich hüpfenden Tiere, des schwindenden und
wachsenden
Mondes, der Sterne, wie sie kommen und gehen: alle
bewegen sich und
erfüllen ihr Tage- und Nachtwerk. Denn alles,
was lebt, bewegt
sich, und nur das Tote ruht. Und Gott ist der
Gott des Lebens
und Satan der des Todes. Dienet daher dem
lebendigen Gott,
damit die ewige Bewegung des Lebens euch
erhalte und damit
ihr der ewigen Ruhe des Todes nicht verfallet.
Schaffet daher
ohne Unterlaß am Reiche Gottes, damit ihr nicht in
Satans Reich
verstoßen werdet. Denn im lebendigen Reiche
Gottes strömt
ewige Freude; doch dumpfe Sorge verfinstert
Satans
Todesreich. Seid daher wahre Kinder eurer Erdmutter und
eures
Himmelvaters, damit ihr nicht als Sklaven Satan verfallet.
Und eure
Erdmutter und euer Himmelvater werden euch ihre
Engel senden, euch
zu belehren, euch zu lieben und euch zu
dienen. Und ihre
Engel werden die Gesetze Gottes in euren Kopf
schreiben, in
euer Herz, in eure Hände, damit ihr sie kennt, fühlt
und erfüllt.
Und betet jeden
Tag zu eurem Himmelvater und zu eurer
Erdmutter, damit
eure Seele so vollkommen werde wie eures
Himmelvaters
heiliger Geist und euer Leib so vollkommen wie der
Leib eurer
Erdmutter. Denn wenn ihr die Gebote versteht, fühlt
und erfüllt, dann
wird alles, was ihr von eurem Himmelvater und
von eurer
Erdmutter erbittet, euch gegeben. Denn die Weisheit,
Liebe und Kraft
Gottes stehen über allem.
Betet daher zu
eurem Himmelvater: »Unser Vater, der du bist im
Himmel, geheiligt
sei dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille
geschehe auf
Erden wie im Himmel. Gib uns heute unser täglich
Brot. Und vergib
uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben
unsern
Schuldnern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern
erlöse uns von
dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die
Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.«
Und ebenso betet
zu eurer Erdmutter: »Unsere Mutter, die du bist
auf Erden,
geheiligt sei dein Name. Dein Reich komme, und dein
Wille geschehe in
uns, wie in dir. Da du jeden Tag deine Engel
aussendest, so
sende sie auch zu uns. Vergib uns unsere Sünden,
wie wir alle
unsere Sünden gegen dich sühnen. Und führe uns
nicht in
Krankheit, sondern erlöse uns von allem Übel. Denn dein
ist die Erde, der
Leib und die Gesundheit. Amen.«
Und alle beteten
zusammen mit Jesus zum Himmelvater und zur
Erdenmutter.
Und danach sprach
Jesus zu ihnen: »Sind eure Leiber durch die
Engel der
Erdmutter wiedergeboren, so kann euch euer Geist
durch die Engel
des Himmelvaters wieder geboren werden.
Werdet daher
wahre Kinder eures Vaters und eurer Mutter und
wahre Geschwister
der Menschenkinder. Bis jetzt lagt ihr im
Streite mit eurem
Vater, mit eurer Mutter und mit euren
Geschwistern. Und
ihr habt Satan gedient. Lebt nun von heute an
in Frieden mit
eurem Himmelvater, mit eurer Erdenmutter und
mit euren
Geschwistern, den Menschenkindern. Und kämpfet nur
gegen Satan,
damit er euch nicht euren Frieden raube. Ich gebe
eurem Leib den
Frieden eurer Erdmutter und eurem Geist den
Frieden eures
Himmelvaters. Und laßt den Frieden beider auch
unter den
Menschenkindern regieren.
Kommet her zu mir
alle, die ihr müde seid und die ihr Hader und
Pein erleidet!
Denn mein Friede wird euch stärken und trösten.
Denn mein Friede
ist überströmend voller Freude. Daher begrüße
ich euch stets
mit den Worten: »Friede sei mit euch!« Begrüßet
auch ihr daher
einander in dieser Art, damit auf euren Leib der
Frieden der
Erdmutter, auf eurem Geist der Frieden des Himmelvaters
sich senken
mögen. Und dann werdet ihr auch unter euch
Frieden finden;
denn das Reich Gottes ist in euch. Kehret nun
zurück zu euren
Brüdern, mit denen ihr bisher im Streite gelebt
habt, und bringt
auch ihnen euren Frieden. Denn selig sind, die
um Frieden
ringen; denn sie werden den Frieden Gottes finden.
Gehet hin und
sündiget fortan nicht mehr. Und gebt jedem euren
Frieden, gleich
wie ich euch meinen Frieden gegeben habe. Denn
mein Friede ist
von Gott. Friede sei mit euch!«
Und er ging von
ihnen.
Und sein Friede
senkte sich auf sie; und in ihre Herzen der
Liebesengel, in
ihrem Haupte die Weisheit des Gesetzes, und in
ihre Hände die
Kraft der Wiedergeburt; so zogen sie hin zu den
Menschenkindern,
um allen, die in Finsternis sich stritten, das
Licht des
Friedens zu bringen. Und sie gingen auseinander mit dem
Worte:
»Friede sei mit
euch!«
Das Evangelium
des vollkommenen Lebens
»Im Namen des
Allerheiligsten, Amen. Hier beginnt das Evangelium
des vollkommenen
Lebens von Jesu-Maria, dem Christus,
dem Nachkommen
Davids durch Joseph und Maria dem Fleische
nach, und Sohne
Gottes durch göttliche Liebe und Weisheit dem
Geiste nach.
Vorwort
Durch alle Zeiten
ist der ewige Gedanke, und der Gedanke ist das
Wort, und das
Wort ist die Tat, und diese drei sind eins im ewigen
Gesetz, und das
Gesetz ist bei Gott, und das Gesetz ist Gott. Alle
Dinge sind
geschaffen durch das Gesetz, und ohne es ist nichts
geschaffen, was
vorhanden ist. Im Worte sind Leben und Stoff,
das Feuer und das
Licht. Liebe und Weisheit sind eins zur Erlösung
aller. Und das
Licht scheinet in der Finsternis, und die Finsternis
verbirgt es
nicht. Das Wort ist das eine lebenspendende Feuer, und
durch sein
Leuchten wird es zum Feuer und Licht in jeder Seele, die
in die Welt
tritt. Ich bin in der Welt, und die Welt ist in mir, und
die Welt weiß es
nicht. Ich komme zu meinem eigenen Hause, und
meine Freunde
nehmen mich nicht auf. Doch alle, die aufnehmen
und gehorchen,
denen ist Macht gegeben, Kinder Gottes zu
werden und ebenso
denen, die an den heiligen Namen glauben, die
nicht aus dem
Willen des Fleisches und Blutes, sondern aus Gott
geboren sind. Und
das Wort ist Fleisch geworden und wohnet
unter uns, und
wir sahen dessen Heiligkeit voller Gnade. Sehet die
Güte und die
Wahrheit und die Schönheit Gottes!«
Vorbemerkung
Der englische
Priester Rev. G. J. Ouseley wurde 1835 geboren und
starb 1906. Im
Jahre 1881 übersetzte er diesen Text und berichtete
im Vorwort der
ersten Ausgabe (1902): »Das vorliegende Ur-
Evangelium wird
aufbewahrt in einem der buddhistischen Klöster
in Tibet, wo es
seinerzeit von jemandem aus der Gemeinschaft der
Essener versteckt
worden ist, um es vor den Händen der Fälscher
in Sicherheit zu
bringen. Es ist jetzt zum erstenmal aus dem
Aramäischen
übersetzt.«
Die
geschichtliche Richtigkeit dieser Behauptung ist schwer
nachzuprüfen. E.
Francis Udny schreibt im Vorwort zu einer
zweiten Ausgabe
(1923) zur Frage geschichtlicher Beweise: »Ungläubige
und verdorbene
Zeiten verlangen nach Zeichen handgreiflicher
Beweise. Es
werden keine solchen Zeichen gegeben;
denn wenn selbst
die wirklichen Schreiber der aramäischen
Urschrift von den
Toten auferständen und ihre Urheberschaft
bezeugten, so
würden ungläubige Kritiker immer noch weitere
Zeichen fordern
und in ihrer Verstocktheit verharren. Die
Wahrheit ist das
Zeichen, und das reine Herz wird es erkennen.
«
Das ist eine
grundlegend wichtige Einsicht. Auf geistigen Gebieten
kann vom
einzelnen Menschen nur das als Wahrheit betrachtet
werden, was in
seinem besten Innersten als solche empfunden,
erlebt wird.
Wirklicher Beweis liegt innen, nicht außen. Wer seine
Überzeugungen
aufzubauen versucht auf Behauptungen, die von
außen, durch Wort
und Schrift zu ihm kommen, der kann die ihm
zugehörige
Wahrheit nicht finden. Alles von außen Kommende
darf nur Anregung
sein zu einem eigenen Erspüren und Durchdenken
und Erleben, aus
dem die eigene Erkenntnis aufleuchtet.
Für den Menschen,
der Wachheit und Reife will, kann es nur
innere Autorität
geben, niemals äußere. Es ist somit nicht
wesentlich, ob
dies Evangelium wirklich im Urtext noch in Tibet
liegt und ob es
genau die Worte wiedergibt, die Jesus zugeschrieben
werden. Eine
Wahrheit ist nicht deswegen richtig, weil sie
nachweisbar von
Christus oder Buddha oder Laotse oder einem
anerkannten
Wissenschaftler ausgesprochen wurde. Wer am
Buchstaben klebt,
wird nie das Wesen erfassen.
Wie ist »das Wort
Gottes« der Bibel denn zustande gekommen?
Die überlieferten
Aufzeichnungen der Reden Jesu und der zugehörigen
geschichtlichen
Geschehnisse wurden erst Jahrzehnte
nach seinem Tode
vorgenommen. Lücken im Gedächtnis, Mißverständisse
in der
Auffassung, später auch noch Fehler in der
Übersetzung: all
diese menschliche Mangelhaftigkeit kann mitgewirkt
haben an dem
Ergebnis, wie es heute z. B. in der
Luther-Bibel
vorliegt. Wie verhängnisvoll wirkt sich dann jeder
Buchstabenglaube
aus! Er drängt sich als Fremdkörper in die Seele
des Menschen,
trägt Zwiespalt hinein, verschüttet den Quell
eigenen
Empfindens, eigener Kraft und damit der Gotteskraft, die
in jedem Wesen
leben und wirken möchte. Die Rückverbindung
(religio) wird
zerschnitten, das ICH und der Vater sind nicht mehr
eins, der Mensch
hat seine geistige Heimat, seine Gottverbundenheit
verloren, ist aus
Midgard, aus Tao verstoßen.
Wir kennen den
verhängnisvollen Streit, den Luther und Zwingli
und ihre
Glaubensbewegungen trennte. Luther hatte in der
Geschichte des
Abendmahls übersetzt:
»Und er nahm das
Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und
sprach: Das ist
mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu
meinem
Gedächtnis.« Lukas 22/19.
Zwingli legte die
Stelle aus: das bedeutet meinen Leib. Doch
Luther, mit dem
Zeigefinger auf dem Wörtlein, beharrte auf dem
»ist«, und die
beiden großen Männer fanden nicht mehr zueinander.
Mit den heute
allgemein anerkannten vier Evangelien ist aber
noch ein weiteres
geschehen. Mit dem Konzil zu Nicea 325 n. Chr.
wurde die
christliche Lehre zur Staatsreligion gemacht. Dieses
Konzil führender
christlicher Persönlichkeiten wählte aus den
vielen
überlieferten Evangelien und Bruchstücken die vier aus, die
Matthäus, Markus,
Lukas und Johannes zugeschrieben wurden
und bezeichnete
sie als die echten, die kanonischen, während die
ändern als
zweifelhaft, als apokryph abgelehnt wurden. Nicht nur
wurde diese
Auswahl von Menschen besorgt, von kirchlichen
Menschen, sondern
Prof. Nestle sagt in seiner »Einführung in die
Textkritik des
griechischen Testaments«, daß damals gewisse
Gelehrte durch
die kirchlichen Behörden als Korrektoren ernannt
und tatsächlich
bevollmächtigt waren, den Text der Schrift zu
korrigieren im
Sinne dessen, was als strenggläubig richtig betrachtet
wurde. Diese
Korrekturen nun konnten leicht in manchen
Fällen zu
verhängnisvoller Fälschung werden.
Das vorliegende
aramäische Evangelium (die griechischen Texte
waren teils
Übersetzungen aus dem Aramäischen) läßt nun
deutlich
erkennen, welche Lebensgebiete im besonderen solcher
Korrektur und
Verstümmelung ausgesetzt gewesen sein mochten.
Zwei seien
erwähnt:
1. die
»Korrektoren« strichen mit peinlicher Sorgfalt alle Stellen
heraus, die sie
nicht befolgen und nicht befolgt haben wollten,
nämlich jene
gegen das Fleischessen und Alkoholtrinken, und
ebenso alles, was
als Beweis gegen das Fleischessen hätte dienen
können, so die
Berichte über Jesu Tierliebe und seine Auflehnung
gegen die
Mißhandlung der Tiere. Wer Italien und andere
Mittelmeerländer
und die Stellung des dortigen Durchschnittsmenschen
zum Tier kennt,
wie herzlos sie Singvögel morden und
verspeisen und
das Tier mehr nur als seelenloses Ausbeutungsobjekt
betrachten und
mißbrauchen, kann verstehen, daß wohlgepflegte
Kirchenfürsten
die Lebensweise als »unwesentlich«, als
»materiell« abtun
wollten, um nicht auf liebgewordene Genüsse
und Gewohnheiten
verzichten zu müssen. Erfordert es doch viel
weniger
Anstrengung, von Liebe zu reden, als Liebe auch im
Alltag allen
Geschöpfen wirklich zu geben.
2. Ebenso wurde
die Lehre von der Wesenseinheit alles Lebendigen
unterdrückt, die
doch im ganzen Osten anerkannt wird, auch
die Lehre von der
Wiedergeburt, die besagt, daß beim Tode die
Seele erhalten
bleibe, gleich wie eine Möwe beim wiederholten
Eintauchen in den
Ozean (der Materie), so die Seele bei Geburten
in erdhaften
Leibern. Über Beweggründe zur Unterdrückung
dieser
Auffassungen folgen noch einige Ausführungen bei den
entsprechenden
Textstellen.
Damit wollen wir
den neuen Evangelisten zu uns sprechen lassen.
Seine Worte seien
uns nicht unfehlbare Autorität.
Vielmehr wollen
wir uns innerlich aufschließen und dort uns
freuen, wo wir
empfinden: Das ist schön! Das ist richtig! Das paßt
zum Bild des
Erlösten l Das ist Weisheit und Güte! Laß es nun auch
in mir lebendig
werden!
Beginnen wir mit
einigen Ergänzungen zu dem Bericht über Jesu
Entwicklungsgang.
Schweigt sich doch die Bibel über alles, was
zwischen Jesu
zwölftem und dreißigstem Lebensjahr geschehen
ist, völlig aus.
Kindheit und
Jugend Jesu
Kapitel 2, Vers 6
und 7 (= 2/6, 7) spricht der Engel zu Maria:
»6) Der Heilige
Geist wird über Joseph kommen, deinen Vertrauten,
und die Kraft des
Höchsten wird dich überschatten, o Maria;
darum wird auch
das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes
Sohn genannt, und
sein Name auf Erden soll sein Jesus Maria;
denn er soll die
Menschen von ihren Sünden erlösen, wenn immer
sie Reue zeigen
und dem Gesetze Gehorsam leisten.
7) Deshalb sollst
du auch kein Fleisch essen noch starke Getränke
trinken; denn das
Kind wird Gott geweiht sein vom Schöße seiner
Mutter an, und
weder Fleisch noch starke Getränke soll es zu sich
nehmen, noch soll
jemals eine Schere sein Haupt berühren.«
»6/1) und seine
Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das
Osterfest
(Passah), und sie feierten das Fest nach der Art ihrer
Vorfahren, die
alles Blutvergießen von Tieren vermieden und sich
des Fleisches und
starker Getränke enthielten. Und da er zwölf
Jahre alt war,
gingen sie hinauf nach Jerusalem nach Gewohnheit
des Festes.«
Das Erlebnis im
Tempel ist ähnlich geschildert wie in der Bibel.
»6) Und er ging
mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war
ihnen gehorsam.
Und er machte Räder und Joche und auch Tische
mit großer
Geschicklichkeit. Und Jesus nahm zu an Größe und
auch an Gnade bei
Gott und den Menschen.«
Ein gesunder, schaffensfroher
Junge, kein Grübler und Stubenhocker!
»7) Und eines
Tages kam der Knabe Jesus an einen Ort, wo Fallen
gestellt waren,
um Vögel zu fangen, und es standen mehrere
Knaben dabei. Und
Jesus sprach zu ihnen: »Wer hat diese
Schlingen hierher
gelegt für die unschuldigen Geschöpfe Gottes?
Siehe, in einer
Schlinge sollten auch sie gefangen werden wie diese
da!« Und er
erblickte zwölf Sperlinge, die waren wie tot.
8) Und er bewegte
seine Hände über ihnen und sprach zu ihnen:
»Flieget hinweg,
und solange ihr lebet, gedenket mein!« Und sie
erhoben sich und
flogen hinweg mit lautem Geschrei. Und die
Juden, da sie
dieses sahen, waren sehr erstaunt und erzählten es
den Priestern.«
Dieser Bericht
befindet sich auch in einem der apokryphischen
(zweifelhaften)
Evangelien, doch in unwahrscheinlicher Leseart.
Dort soll das
Jesuskind Sperlinge aus Lehm geknetet und zum
Fliegen gebracht
haben. Warum solche Schaustellung ungewöhnlicher
Kräfte? Um eigene
Eitelkeit oder um die Neugier der
Zuschauer zu
befriedigen? — Die Erzählung hier dagegen erweckt
den Eindruck der
Wahrheit und Schönheit. Jesus befreit Vögel, die
in Schlingen
gefangen waren, und als sie zuerst vor Schreck oder
Betäubung nicht
fortfliegen konnten, flößte er ihnen Kraft und
Mut ein und sie
flogen davon. Wahrheit und Fälschung sind hier
leicht zu
unterscheiden.
»9) Und andere
Wunder tat das Kind, und man sah, wie Blumen
unter seinen
Füßen emporsprossen, dort, wo bisher unfruchtbarer
Boden gewesen
war. Und seine Gefährten standen in Verwunderung
vor ihm.»
Jeder Mensch
strahlt eine Kraft aus, die seinem Wesen gemäß
wirkt. Es gibt
Menschen, die haben eine »glückliche Hand« zu
säen. Die Blumen
und Pflanzen gedeihen unter ihren Händen
besser als bei
ändern Menschen. So beruhigt auch die Gegenwart
oder die
Berührung des einen Menschen einen Kranken und kann
die Genesung sehr
fördern. Wir haben uns nur vorzustellen, daß
bei einem
innerlich und äußerlich reinen und gesunden, furchtlosen
und gütigen
Menschen alle diese Kräfte, die überall gefunden
und entfaltet
werden können, in sehr gesteigertem Maße in
Wirksamkeit sind
und daher, im Vergleich zu den Kräften der
Alltagsmenschen,
wie Wunder wirken.
»10) Als Jesus
achtzehn Jahre alt war, ward er mit Mirjam
verheiratet,
einer Jungfrau aus dem Stamme Juda, und er lebte mit
ihr sieben Jahre
lang, bis sie starb; denn Gott nahm sie zu sich,
damit er, Jesus,
zu den höheren Dingen frei werde, die er zu
vollbringen
hätte, und um zu leiden für alle Söhne und Töchter
der Menschen.«
Von der Kindheit
wächst der Mensch durch Stufen hinauf zur
Reife. Er kann im
wesentlichen keine Entwicklungen überspringen.
So gehört auch
die Geschlechtsliebe, wie sie Geist, Seele und
Leib ganz zu
umfassen und in hoher Glut zu einen vermag,
notwendig zum
Wachstum, wenn Vollendung das Ziel ist.
Freilich, auch
die hohe Zeit der Liebe, der Ehe ist in gewissem
Sinne Stufe, und
auch hier folgt auf die Blüte die Frucht, Doch
können wir nur
durch Bejahung und Erfüllung zu freiem Weiterschreiten
kommen, nicht
aber durch Verneinung, Verachtung und
Unterdrückung.
Daher ist eine Ehelosigkeit, die schon von Kind
an einem Menschen
für sein ganzes Leben aufgezwungen wird,
etwas Sinnwidriges.
Sie bringt in der Regel häßliche Lüsternheit,
Verlogenheit und
verkrümmt Körper, Seele und Geist. Vollendung
bleibt ihr
verschlossen.
Wer Kindheit,
Jugend und Reife in Glut und Schönheit erfüllt,
kann jedoch in
weitere Stufen wachsen, kann »frei werden zu den
höheren Dingen«,
kann seine Kraft immer mehr den umfassenden
sozialen Aufgaben
widmen. Er wird zärtliche Liebe nicht verneinen,
wird sie jedoch
nicht mehr so sehr als höchstes Glück über
alles andere
stellen. Je inniger er eine Stufe gelebt, desto freier wird
er über sie
hinaufsteigen.
Es kann auch
sein, daß einzelne Stufen, wie die sexuelle, schon in
früheren Leben
ihre Erfüllung gefunden haben. Doch immer gilt
dies:
Heiligkeit,
Vollendung ergibt sich aus dem Ja, nicht aus dem Nein.
Es kommt nicht
darauf an, etwas nicht zu tun (und dabei heimlich
daran gekettet zu
bleiben), sondern alles in Wahrheit und
Schönheit zu tun
und sich dadurch freizumachen für neues
Erleben und neues
Tun. Nicht ob ich etwas tue, sondern wie ich es
tue, das
entscheidet.
Die Kirche hat
geschlechtliches Geschehen an sich in den Schmutz
gezogen. Ihre
Vertreter betrachten mehr das äußerliche und
weniger das
innerliche Geschehen, und Reinheit bedeutet für sie
mehr ein (meist
verkrampftes) Nicht-Tun als ein Richtig-Tun.
Daher mußte
alles, was auf Jesu Liebesleben hätte weisen können,
unterdrückt,
»korrigiert« werden.
»11) Und Jesus,
da er das Studium des Gesetzes vollendet hatte,
ging wieder nach
Ägypten, auf daß er die Weisheit der Ägypter
erlerne, ebenso
wie es Moses getan hatte. Und er ging in die
Wüste, allwo er
betete und fastete, und er erhielt die Kraft des
göttlichen
Namens, durch welche er viele Wunder wirkte.
Er lebte aus seinem
Innersten, aus Gottverbundenheit, nicht aus
Gier oder
Eitelkeit. Diese Erfüllung der großen inneren Gesetze
brachte, im
Gegensatz zu den Anstrengungen gottentfremdeter
Leute, Erfolge,
die den ändern wunderbar erschienen.
»12) Und durch
sieben Jahre hindurch redete er mit Gott von
Angesicht zu
Angesicht, und er erlernte die Sprache der Tiere und
der Vögel und die
Heilkräfte der Bäume, Kräuter und Blumen und
die verborgenen
Kräfte der Edelsteine und lernte auch die
Bewegungen der
Sonne und des Mondes und der Sterne und die
Macht der
Schriftzeichen, die Mysterien des Kreises und des
Winkelmaßes und
die Verwandlung der Dinge und Formen, der
Zahlen und
Zeichen. Von dort kehrte er zurück nach Nazareth,
allwo er seine
Eltern besuchte, und er lehrte dortselbst und in
Jerusalem als ein
anerkannter Rabbi, sogar im Tempel, und es
hinderte ihn
niemand daran.
13) Und nach
einiger Zeit ging er nach Assyrien und Indien und
nach Persien und
in das Land der Chaldäer. Und er besuchte ihre
Tempel und sprach
mit den Priestern und den Weisen viele Jahre
hindurch, und er
tat viele wunderbare Werke und heilte die
Kranken, während
er durch die Länder zog.
14) Und die Tiere
des Feldes empfanden Ehrfurcht vor ihm, und
die Vögel hatten
keine Furcht vor ihm: denn er erschreckte sie
nicht, ja, sogar
die wilden Tiere der Wüste fühlten die Macht
Gottes in ihm und
dienten im freiwillig.
15) Denn der
Geist der gottähnlichen Menschlichkeit erfüllte ihn
und erfüllte so
alle Dinge rings um ihn und brachte sie in Einklang
mit ihm . . .
18) Und an einem
Tage ging er einen Bergpfad nahe der Wüste
entlang, und da
begegnete ihm ein Löwe, den eine Menge
Menschen mit
Steinen und Wurfspießen verfolgten, um ihn zu
töten.
19) Aber Jesus
verwehrte ihnen mit den Worten: »Warum verfolgt
ihr die Geschöpfe
Gottes, die edler sind als ihr? Durch die
Grausamkeit der
Menschen vieler Geschlechter wurden die Tiere
zu Feinden des
Menschen gemacht, des Menschen, der doch ihr
Freund sein
sollte.
20) So wie die
Macht Gottes sich in ihnen zeigt, so auch seine lange
Duldung und sein
Mitleiden. Höret auf, dieses Geschöpf zu
verfolgen, das
euch kein Leid zufügen will. Seht ihr denn nicht,
wie es vor euch
flieht und von eurer Wut erschreckt ist?«
21) Und der Löwe
kam herbei und legte sich Jesum zu Füßen und
bezeugte ihm
seine Zuneigung. Und das Volk war voller Staunen
und sprach:
»Sehet, dieser Mensch liebet alle Geschöpfe, und er
hat die Macht
sogar über die Tiere der Wüste, und sie gehorchen
ihm.«
Auch solche
Ergebnisse sind »natürlich«. Drei Berichte mögen das
veranschaulichen.
Christian Wagner
(tau-138)
Dieser Tierfreund
und Bauerndichter, geboren 1835, lebte in
Warmbronn im
Schwarzwald. Magnus Schwantje berichtet über
eigene Erlebnisse
mit Wagner im Reform-Nachrichten-Blatt
Zürich im
September 1935:
»In vielen
Legenden wird erzählt, daß die Güte heiliger Menschen
auch von den
Tieren erkannt wurde, daß diese alle Furcht vor
ihnen verloren,
mit ihnen in Freundschaft lebten und bei ihnen
Schutz und Hilfe
suchten. Tatsächlich besitzen viele Tiere die
rätselhafte
Fähigkeit, auf den ersten Blick zu erkennen, ob ein
Mensch sie liebt
oder nicht. Ich selber habe, als ich mit Christian
Wagner durch das
Dorf ging, gesehen, wie alle Haustiere in der
Nähe eilig und
viele mit lebhaften Äußerungen der Freude auf ihn
zuliefen, so daß
er bald von vielen Dutzenden von Tieren,
vielleicht von
etwa hundert, umringt war, trotzdem er sie nicht
durch Rufe und
Gebärden an sich lockte und ihnen keine Nahrung
gab. Einige
Hühner flogen auf seine Schultern. Besonders erstaunlich
ist es, daß die
Tiere auch vor fremden Menschen in seiner
Gesellschaft
keine Furcht zeigten. Ich habe, während Christian
Wagner neben mir
stand, viele Hühner und Enten, die ihm nicht
gehörten, auf den
Arm genommen, und kein einziges dieser Tiere
machte die
geringste Abwehrbewegung. Die Hennen ängstigten
sich nicht, wenn
ich die Küken in die Hand nahm. Die Angehörigen
Christian Wagners
sagten mir, daß, wenn ihr Vater nicht in
der Nähe sei,
diese Tiere der Nachbarn ebenso furchtsam seien,
wie die meisten
Angehörigen ihrer Gattung.
Einmal, als ich
in der Stube des Meisters saß, hörte ich, wie ans
Fenster geklopft
wurde. Ein Huhn stand auf der Fensterbank und
verlangte durch
das Klopfen Einlaß. Eine Tochter des Dichters
öffnete das
Fenster, und das Huhn flog dem Dichter auf die
Schulter und
stieß mit dem Kopf gegen dessen Wange, wie es
Katzen zu tun
pflegen. Nachdem er es gestreichelt und ihm einige
freundliche Worte
gesagt hatte, setzte sich das Huhn auf die Lehne
des Stuhls, auf
dem Christian Wagner saß, blieb dort etwa eine
Viertelstunde
lang sitzen, ging dann zum Fenster und gab durch
Töne zu erkennen,
daß es wieder hinausfliegen wolle. Mir war
zumute, als ob
ich in ein Märchenland versetzt wäre, und als der
sonderbare Gast
uns verlassen hatte, äußerte ich meine lebhafte
Verwunderung über
das Gesehene. Der Dichter, der auch so
aussah, als ob er
soeben aus dem tiefsten Märchenwalde in die
wirkliche Welt
getreten wäre, sagte lachend:
»Ja, das Huhn ist
meine Freundin und hat mir Guten Tag sagen
wollen.«
Seine Tochter
erzählte mir dann, daß sehr oft, wenn ihr Vater
nicht aus dem
Hause gehe, einige Tiere der Nachbarn Einlaß
begehrten, um ihm
Guten Tag zu sagen. Das Huhn, das uns
soeben besucht
habe, komme fast täglich zu einer bestimmten
Stunde zu ihnen.
Nahrung erhielten diese Gäste nicht; sie kamen
nur aus Zuneigung
zu dem gütigen Menschen in seine Wohnung. «
Das letzte
Paradies
Unter diesem
Namen lief in der Schweiz ein Afrika-Film, und einer
der Leiter der
Forschungsreise gab dazu persönliche Erläuterungen.
Von Süden her
durchquerten die Forscher Afrika erst nach
Norden und dann
nach Westen zur Küste, mit Kraftwagen und
drangen dabei in
Gebiete vor, wo das Wild vom Menschen noch
nicht gestört
oder gejagt worden war. Sie lagerten lange Zeit am
gleichen Orte, um
das Wild an die neuen Gäste zu gewöhnen und
konnten Löwen und
riesige Elefantenherden aus sehr naher
Entfernung
filmen. Das Erstaunlichste nun war, daß die Forscher,
als
leidenschaftliche Jäger, die ganze Reise durchführten, ohne
Schußwaffen
mitzunehmen. So fühlten sie sich viel geschützter,
da es sie vor
unbedachten Angriffen auf Tiere bewahrte, Großwild
in unberührter
Natur werde dem Menschen nur gefährlich,
wenn er es reize,
bedrohe oder gar verwunde. So urteilten alte
erfahrene Jäger,
Eigene
Erfahrungen
Meine Wanderungen
durch Amerika und Asien, durch Urwald
und Dschungel,
durch Gebirge und gefährliche Gegenden führte
ich immer allein
und ohne übliche Bewaffnung durch, und nie bin
ich von größeren
Tieren oder von Menschen angegriffen oder gar
verletzt worden.
Furchtlosigkeit, Vorsicht und Güte bieten den
sichersten
Schutz. Bissige Hunde tun mir nichts. Strecke ich ihnen
die Hand
entgegen, so schnuppern sie daran und wedeln mit dem
Schwanz.
Anschließend
seien nun einige Stellen erwähnt, die sinnfällige
Übersetzungsfehler
(oder beabsichtigte Korrekturen) richtigstellen
und das Gebiet
der Ernährung behandeln.
»7/4) Johannes
hatte ein Kleid aus Kamelhaaren und einen Gürtel
ebensolcher Art
um die Lenden, und seine Nahrung waren die
Früchte des
Erbsenbaumes und wilder Honig.«
Im englischen
Original steht »locust-tree« . Unter »locust« steht im
Wörterbuch: 1.
Heuschrecke, 2. unechte Akazie. — Wenn man
sich vorstellt,
wie dieser gütige Johannes die trockenen Heuschreckenbeine
und -flügel auf
seinen Zähnen zermalmt, daß es
kracht, und wie
er mit dem Honig nachhilft, damit es besser
rutscht! Und doch
bleibt er in der Luther-Bibel unverändert der
Heuschreckenvertilger.
Darf doch das »Wort Gottes« nicht
verändert werden!
Dabei heißen die süßen trockenen Früchte des
Baumes, die wie
Erbsenschoten aussehen, Johannisbrot.
Tierliebe und
Vegetarismus
»14/6) Und als
Jesus mit einigen Jüngern dahinging, begegnete er
einem Mann, der
Hunde abrichtete, um andere Tiere zu jagen!
Und er sprach zu
dem Manne: »Warum tust du dieses?« Und der
Mann antwortete:
»Weil ich davon lebe. Was für einen Nutzen
haben diese Tiere
denn? Sie sind schwach, meine Hunde aber sind
stark.« Und Jesus
sprach zu ihm: »Du kennst nicht Weisheit noch
Liebe, siehe,
jedes Geschöpf, von Gott erschaffen, hat seinen Sinn
und Zweck. Und
wer kann sagen, was Gutes in ihm ist und zu
welchem Nutzen
für dich und andere Menschen?
7) Siehe die
Felder, wie sie wachsen und gedeihen, und die Bäume,
wie sie Früchte
tragen, und die Kräuter! Was willst du noch mehr
als das, was dir
die ehrliche Arbeit deiner Hände gibt? Wehe den
Starken, die ihre
Stärke mißbrauchen! Wehe den Klugen, die die
Geschöpfe Gottes
verwunden! Wehe den Jägern! Denn sie sollen
selbst gejagt
werden.«
8) Und der Mann
wunderte sich sehr und ließ davon ab, die Hunde
zur Jagd
abzurichten und lehrte sie, Leben zu retten und nicht, es
zu verderben. Und
er nahm die Lehre Jesu an und wurde sein
Schüler.«
Da fällt uns auf
einmal auf: Warum holt sich Jesus seine ersten
Jünger unter den
Fischern und lehrt sie »Menschen fischen«? Holt
er sie nicht
damit von einer Tätigkeit weg, die er nicht gutheißen
kann?
Wie steht es aber
mit der Speisung der Fünftausend durch Brot
und Fische?
»29/6) Er aber
sprach zu ihnen: »Wieviele Brote habt ihr? Gehet
hin und sehet.«
Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie:
»Sechs Brote und
sieben Trauben Weinbeeren.« Und er gebot
ihnen, daß sie
sich alle lagerten zu je fünfzig auf das Gras. Und sie
setzten sich nach
Schichten zu je hundert und zu je fünfzig.
7) Und er nahm
die sechs Brote und die sieben Trauben
Weinbeeren und
sah auf gen Himmel und dankte, segnete und
brach die Brote
und ebenso die Trauben und gab sie den Jüngern,
und sie teilten
alles unter das Volk aus.
8) Und sie aßen
alle und wurden satt. Und sie hüben auf zwölf
Körbe voll der
Brocken, die übrigblieben. Und die da von dem
Brote und den
Früchten gegessen hatten, waren fünftausend
Männer, Frauen
und Kinder, und er lehrete sie viele Dinge.«
Kann man sich
eine Verteilung getrockneter Weinbeeren nicht viel
besser vorstellen
als eine Zerstückelung von Fischen, und paßt sie
nicht viel besser
zur Grundhaltung der Lehren Jesu? Wie aber
konnten diese
Fische in den Text gebracht werden? Darüber
berichtet Rudolf
Müller in seinem Reform-Nachrichten-Blatt,
Zürich vom Juni
1935 in einem aufschlußreichen Aufsatz über
»Vegetarismus und
Urchristentum«:
»Am meisten
Verwirrung stiftete das griechische Wort »opsom«,
das Zuspeise
bedeutet, in späteren Zeiten jedoch mit »Fleisch«
oder »Fisch«
übersetzt wurde. (Vergleiche Bunsen in seinem
Bibelwerk.)
Derselbe Irrtum kommt auch bei Sokrates vor, wo
»Zuspeise« auch
als »Fleisch« übersetzt wurde, während zuverlässige
Quellen angeben,
daß Sokrates rein vegetabil lebte, daß
die
Fleischenthaltung geradezu ein Bestandteil seiner Lehre
war.«
Die Zuspeise
bestand im Landesinnern meist aus Trockenfrüchten
und nur am Meer
oder an Seen bisweilen aus Fischen. Weiter wird
über
geschichtliche Belege berichtet: »Von Christus heißt es im
Evangelium, er
sei »Essäer« gewesen. Wie lebten nun diese Leute?
Flavius Josephus,
ein Zeitgenosse Christi, der von den Römern als
Geschichtsschreiber
angestellt war, schreibt darüber in seiner
»Geschichte des
jüdischen Kriegs« :
»Die Essener
lebten auf diese Weise wie die Pythagoräer unter den
Griechen. Herodot
hielt sie hoch in Ehren und schätzte sie höher
als sterbliche
Menschen. Sie bringen keine Opfer; denn ihr
reines Leben
bedarf solcher Sühnung nicht. Das Speisezimmer
betreten sie wie
einen Tempel und essen nichts, was Leben
hatte . . .«
Die Essäer hatten
den Grundsatz der Fleischenthaltung, was
durchaus nichts
Ungewöhnliches ist; hatten ihn doch die Buddhisten
auch seit
Jahrhunderten, und Judäa war übersät mit buddhistischen
Missionen. Auch
frühere jüdische Sekten hatten dieses
Gebot, so zum
Beispiel die »Nasiräer«. Simson war einer von
ihnen, und viele
Sprachgelehrte sind der Ansicht, daß auch das
Wort »der
Nazarener« eine Abwandlung des Wortes Nasiräer
war1). Von Daniel
erinnert man sich, daß er sich weigerte, Fleisch
zu essen.
1) In der
Luther-Bibel steht in verstümmelter Form ein Hinweis darauf. (Matth. 2/23 . .
.: Er soll
Nazarenus heißen.
— Zur Erläuterung wird verwiesen auf (5. Moses, 33/16) . . .die Gnade. . .komme
. . . auf den
Scheitel des Nasir unter seinen Brüdern.
Warum auch übten
die Apostel wie die Urchristen, ja sogar die
Mönchsorden das
Gesetz der absoluten Fleischenthaltung, wenn
das nicht eine
Forderung ihres Meisters gewesen wäre? Zeugen
dafür sind die
Schriften der sogenannten »Kirchenväter«, der
Führer des jungen
Christentums, die 200 bis 300 Jahre nach
Christus lebten.
In ihren Schriften findet man folgende bemerkenswerte
Stellen:
In den »Homilien«
des Clemens von Alexandrien (150 bis 220 n.
Chr.), b. XII, 6,
beschreibt Petrus seine Lebensweise wie folgt:
»Ich lebe von
Brot und Oliven, denen ich nur selten ein Gemüse
zufüge.«
Clemens
versichert an anderer Stelle (Paedagogus II., 1), daß der
Apostel Matthäus
von Pflanzenspeise lebte und kein Fleisch
berührte. Von St.
Johannes schreibt der Kirchen-Historiker
Hegesippus
(Eusebius, Kirchengeschichte II, 1, 3), daß er niemals
Fleischkost
genossen habe. Sankt Augustinus (ad Faust XXII, 3)
erzählt:
»Jakobus, der
Bruder des Herrn, lebte von Sämereien und
Pflanzen und
berührte weder Fleisch noch Wein.«
Die ersten
Christen enthielten sich durchwegs jeder Fleischnahrung,
wie wir dies in
einem Briefe von Plinius an den Kaiser
Trajan bestätigt
finden. Außerdem verteidigten sie sich, als sie
von den Heiden
beschuldigt wurden, bei ihren Opfermahlen
Menschenblut zu
vergießen, mehrmal mit den Worten:
»Ihr, die ihr
wisset, daß wir das Tierblut verabscheuen, wie könnt
ihr glauben, wir
seien nach Menschenblut begierig?«
Der heilige
Basilius der Große, Erzbischof von Cäsarea, Patriarch
der
orientalischen Mönche, geboren 329:
»Der Leib, der
mit Fleischspeisen beschwert wird, wird von
Krankheiten
heimgesucht, während eine mäßige Lebensweise ihn
gesund macht und
dem Übel die Wurzel abschneidet. Die Dünste
der
Fleischspeisen verdunkeln das Licht des Geistes. Mit welcher
Art von
Fleischspeisen der Magen auch gefüllt werde, immer
werden unreine
Bewegungen erzeugt, die Seele wird gleichsam
unter der Last
der Speise erstickt, verliert die Herrschaft und die
Fähigkeit zu
denken.«
St. Johannes
Chrysostomus, 344 in Antiochien geboren, wurde
wegen seiner
Gelehrsamkeit Augustinus der Griechen genannt
und wegen seiner
Beredsamkeit Chrysostomus, der Goldmundige.
Seine Werke
umfassen 242 Episteln und 700 Abhandlungen. Er beschreibt
das Leben, das er
und seine Mönche führten, wie folgt:
»Keine Ströme von
Blut fließen hier, kein Fleisch wird geschlachtet
und zerhackt,
leckere Kost und schwerer Kopf sind diesen
Mönchen
unbekannt. Man riecht hier nicht den schrecklichen
Dunst des
Fleischmahles und die unangenehmen Gerüche der
Küche und hört
kein Getöse und keinen wüsten Lärm. Es wird nur
Brot genossen, das
mit eigener Arbeit gewonnen wurde, und
Wasser, das eine
reine Quelle darbietet. Wird ausnahmsweise ein
üppiges Mahl
gewünscht, so besteht es aus Früchten und wird mit
größerem Genuß
verzehrt als königliche Mahlzeiten.
Ihr aber folgt
dem Wege der Wölfe und den Gewohnheiten der
Tiger, aber jene
hat die Natur auf Fleischnahrung angewiesen,
während uns Gott
mit vernünftiger Rede und Gerechtigkeitssinn
ausstattete. Und
trotzdem sind wir schlimmer als die wilden Tiere
geworden!«
Aus den
Überlieferungen geht hervor, daß auch die Heiligen
Augustinus,
Antonius und Franziskus sich rein vegetabil ernährten
und ihren Orden
entsprechende Regeln gaben. Später, als die
Orden reich und
mächtig wurden, nahm man diese Vorschriften
nicht mehr so
genau, und bald setzte auch der Zerfall der Klöster
ein.
Ist wirklich der
Lebensweise, der praktischen Verwirklichung
grundlegender
Auffassungen über Liebe und Güte auch im Alltag,
so große
Bedeutung zuzumessen? Da findet sich in unserem
Evangelium eine
sehr aufschlußreiche Stelle, deren Einleitung wir
ebenfalls auf uns
wirken lassen wollen:
»21/1 . . . Und
da kamen sie an einen Berg, dessen Wege sehr steil
waren, und fanden
einen Mann mit einem Lasttier.
2) Das Pferd war
zu Boden gestürzt, denn die Last war ihm zu
schwer, und der
Mann schlug es, daß das Blut von dem Körper des
Tieres rann. Und
Jesus trat zu dem Manne und sprach: »Du Sohn
des Greuels,
warum schlägst du dein Tier? Siehst du denn nicht,
daß es für seine
Last viel zu schwach ist, und weißt du nicht, daß
es Schmerz
leidet?«
3) Der Mann
antwortete: »Was hast du damit zu schaffen? Ich
kann mein Pferd
schlagen, so viel es mir gefällt; denn es gehört
mir, und ich
kaufte es für eine schöne Summe Geldes. Frage nur
die andern, sie
kennen mich und wissen es.«
4) Und einer von
den Jüngern sagte: »Ja, Herr, es ist so, wie er sagt.
Wir waren dabei,
als er das Pferd kaufte.« Da erwiderte Jesus:
»Seht ihr denn
nicht, wie es blutet, und höret ihr nicht, wie es
stöhnt und
jammert?« Sie aber antworteten: »Nein, Herr, wir
hören nicht, daß
es stöhnt und jammert!«
5) Da wurde Jesus
traurig und sprach: »Wehe euch, ihr Hartherzigen,
die ihr nicht
höret, wie es um Mitleid klagt und schreit zu
seinem
himmlischen Schöpfer, und dreimal wehe dem, gegen den
es schreit und
stöhnt in seiner Qual!«
6) Und er schritt
weiter und berührte das Pferd, und das Tier
erhob sich, und
seine Wunden waren geheilt. Aber zu dem Manne
sprach er: »Gehe
nun deinen Weg und schlage es künftighin nicht
mehr, so auch du
Mitleid zu finden hoffest.«
7) Und da er das
Volk herankommen sah, sprach Jesus zu seinen
Jüngern: »Der
Kranken wegen bin ich krank, der Hungrigen
wegen leide ich
Hunger, der Durstigen wegen leide ich Durst.«
8) Und er sagte
auch: »Ich bin gekommen, die Opfer und die
Blutfeste
abzuschaffen, und wenn ihr nicht aufhören werdet,
Fleisch und Blut
der Tiere zu opfern und zu verzehren, so wird der
Zorn Gottes nicht
aufhören, über euch zu kommen, ebenso wie er
über eure
Vorfahren in der Wüste gekommen ist, die dem
Fleischgenusse
frönten und erfüllet wurden von Fäulnis und von
Seuchen geplagt.
9) Und ich sage
euch, wenn ihr auch versammelt seid in meinem
Schöße und haltet
meine Gebote nicht, so will ich euch verstoßen.
Denn wenn ihr
nicht die kleinen Mysterien halten wollt, wie soll
ich euch dann die
größeren geben?«
Wer religiös
empfindet, soll tief über dieses Wort nachdenken und
versuchen, seinen
Sinn in sich lebendig werden zu lassen. »Die
kleinen Mysterien
halten« bedeutet: die Lebensgesetze des Alltags,
der inneren und
äußeren Sauberkeit, der natürlichen,
menschenwürdigen
Ernährung halten. Daraus erblühen Gesundheit
und Frohsinn,
Kraft und Mut und Bedürfnislosigkeit. Sind
Leib, Seele und
Geist rein und frisch, so werden sie auch
empfänglich für
höheres Erleben und Wissen. Einsichten wachen
auf, die einem
Menschen mit verschmutzten Sinnen und verschlacktem
Leib ewig
verschlossen bleiben werden.
Was heißt das:
»Haltet ihr meine Gebote nicht, so will ich euch
verstoßen?« Die
Gebote (besser: Darlegungen) des erkennenden
Menschen
veranschaulichen einfach Lebensgesetze, die in der
Schöpfung und in
uns allen sich auswirken. Wer diese Gesetze
nicht erfüllt,
sei es aus Unkenntnis oder aus Ablehnung, der kann
damit doch dem
Gesetz von Ursache und Wirkung nicht entgehen.
Er erntet an sich
was er sät oder was er zu säen unterläßt. Das
»Verstoßen« liegt
nicht in der Willkür Jesu, sondern in der Sache
an sich, und wir
haben die Ausdrucksform, die auf einfache
Menschen
Rücksicht nimmt, sinngemäß zu übertragen.
Sündenvergebung
»15/4) Und siehe,
etliche Männer brachten einen Menschen auf
einem Bette, der
war gichtbrüchig, und sie suchten, wie sie ihn
hineinbrächten
und vor ihn legten. Und da sie wegen der großen
Volksmenge keinen
Ort fanden, wo sie ihn hinbrächten, stiegen
sie auf das Haus
und ließen ihn durch das Dach hernieder und mit
dem Bette mitten
unter sie vor Jesum. Und da er ihren Glauben
sah, sprach er zu
ihnen: »Mensch, deine Sünden sind dir
vergeben.«
5) Und die
Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an, nachzudenken
und sprachen:
»Wer ist er, der solche Gotteslästerungen
redet? Wer kann
Sünden vergeben denn Gott allein?« Da aber
Jesus ihre
Gedanken bemerkte, antwortete er und sprach zu
ihnen: »Was
denket ihr in euren Herzen? Kann selbst Gott jemals
Sünden vergeben,
wenn ihr sie nicht bereuet? Wer sprach: Ich
vergebe dir deine
Sünden? Sagte ich nicht vielmehr: deine Sünden
sind dir
vergeben?
6) Welches ist
leichter zu sagen: deine Sünden sind dir vergeben —
oder zu sagen:
stehe auf und wandle? Auf daß ihr aber wisset, daß
des Menschen Sohn
Macht hat, auf Erden zu urteilen und Sünden
zu vergeben«, —
sprach er zu dem Gichtbrüchigen: »Ich sage dir,
stehe auf, nimm
dein Bett und geh' heim.«
7) Und alsbald
stand er auf vor ihren Augen und hub das Bett auf,
darauf er gelegen
hatte, und ging heim und pries Gott.«
Sünde =
Übertretung der Lebensgesetze = Krankheit. Erfüllung
der inneren
Gesetze = Einordnung in den inneren Frieden =
Sündlosigkeit =
Gesundheit. Daher gibt es nur eine Sühne für
begangene Sünden:
»Sündige fortan nicht mehr!« Wer in Tat und
Wahrheit die
Erfüllung seiner Gesetze beginnt, der wird gesund,
sei es allmählich
oder plötzlich. Unser Leib aber soll der wahre
Tempel Gottes
sein!
49/3) Der wahre
Tempel ist der Leib des Menschen, in welchem
Gott wohnet durch
den Geist, und wenn dieser Tempel zerstört
wird, wird Gott
in drei Tagen einen noch schöneren Tempel
errichten,
welchen das Auge des natürlichen Menschen nicht
erschauen kann.
4) Wisset ihr
denn nicht, daß ihr die Tempel des heiligen Geistes
seid, und daß,
wer einen dieser Tempel zerstört, selbst zerstört
wird?
7) Und es stehet
weiter geschrieben: vom Aufgang der Sonne bis
zu ihrem
Untergang soll mein Name groß sein unter den Völkern,
und Weihrauch mit
einer reinen Opfergabe soll mir dargebracht
werden. Doch ihr
habt eine Mördergrube daraus gemacht mit
euren Blutopfern
und den süßen Weihrauch nur verwendet, um
den Geruch des
Blutes zu verdecken. Ich bin gekommen, um das
Gesetz zu
erfüllen, nicht, um es aufzulösen.
8) Wisset ihr
nicht, was geschrieben steht? Gehorsam ist besser als
Opfer, und zu
hören besser als das Fett der Widder. Ich, der Herr,
bin eurer
Brandopfer müde und eurer nutzlosen Opfergaben;
denn eure Hände
sind voll Blutes.
9) Und stehet
nicht geschrieben: Was ist das wahre Opfer?
Waschet euch und
reinigt euch und entfernet das Böse vor meinen
Augen! Höret auf,
das Üble zu tun und lernet das Gute tun! Übet
Gerechtigkeit an
den Vaterlosen und den Witwen und allen, die
unterdrückt
werden. Und auf diese Weise werdet ihr das Gesetz
erfüllen.«
Aus der »Heilung
des Gichtbrüchigen« ist ersichtlich, wie der
weitaus
überwiegende Teil des »Evangeliums des vollkommenen
Lebens« ziemlich
genau übereinstimmt mit den Überlieferungen,
wie die Bibel sie
enthält. Oft finden sich nur kurze Ergänzungen,
die jedoch sehr
wesentlich den tieferen Sinn aufleuchten lassen.
Wir greifen hier
vorwiegend nur heraus, was uns in der Bibel
sinnstörend zu
fehlen scheint oder was unrichtig wiedergegeben
oder übersetzt
sein dürfte.
Das Ostermahl
Von Christen, die
sich ihren Braten nicht gern entgehen lassen
möchten, wird mit
Vorliebe darauf verwiesen, Jesus könne
unmöglich ein
Vegetarier gewesen sein, da er doch das »Osterlamm
« gegessen habe.
Nun, davon steht nichts in den Evangelien
der Bibel.
Matthäus, Markus und Lukas (bei Johannes steht nichts
über das
Abendmahl) erwähnen einheitlich das »Osterlamm« in
einer Form, die
unmißverständlich als «Opfermahl« zu verstehen
ist. So spricht man
auch bei uns bisweilen vom «Sonntagsbraten«
und meint damit
das »Sonntagsmahl«. Wenn die drei Evangelisten
dann berichten,
was Jesus mit seinen Jüngern gegessen habe,
steht kein Wort
mehr von einem Lamm, das geschlachtet und
verspeist worden
wäre, sondern nur noch von Brot und Wein.
Zur Weinfrage ist
zu sagen, daß unser Evangelium streng
unterscheidet
zwischen Wein (als süßem, eingedickten und
verdünnten
Traubensaft) und »starkem«, also alkohohlhaltigem
vergorenen
Getränk. Sagen doch auch wir noch öfter zu den
Trauben einfach
»Wein«. Aus dem Wesen Jesu ist selbstverständlich,
daß er vergorene
Getränke so wenig getrunken, als er Tiere
geschlachtet und
Fleisch gegessen hat. Hören wir nun die
Darstellung
unseres aramäischen Evangelisten:
»75/1) Und am
Abend kam er in das Haus, wo die Zwölf und ihre
Genossen
versammelt waren: Petrus und Jakobus, Thomas und
Johannes, Simon
und Matthäus, Andreas und Nathanael, Jakob
und Thaddäus und
Judas und Philipp und ihre Gefährten. (Und da
war auch Judas
Ischarioth, der von den Leuten zu den Zwölfen
gezählt wurde,
bis zu der Zeit, da offenbar wurde, wer er sei.)
2) Und sie waren
alle in Kleider von reinem weißen Linnen
gekleidet; den
Linnen ist die Gerechtigkeit der Heiligen. Und jeder
trug die Farbe
seines Stammes. Der Meister aber war gekleidet in
sein reines
weißes Kleid ohne Saum oder Flicken.
3) Und es
entstand ein Streit unter ihnen darüber, wer von ihnen
als der Größte
angesehen werden sollte. Darum sprach er zu
ihnen: »Der ist
der größte von euch, der am besten dienet.«
4) Und Jesus
sprach: »Mich verlangte, dieses Osterfest mit euch zu
feiern, bevor ich
leide und um das Andenken meines Opfers für
den Dienst und
die Erlösung aller euch zu geben. Denn siehe, die
Stunde kommt, da
des Menschen Sohn in die Hände der Sünder
geliefert werden
wird. «
5) Und einer der
Zwölf sprach zu ihm: »Herr, bin ich es?« Und er
antwortete: »Dem
ich den Bissen geben werde, der ist es.«
6) Und Judas
Ischarioth sprach zu ihm: »Siehe, das ungesäuerte
Brot, den
gemischten Wein, das Oel und die Krauter, doch wo ist
das Lamm, das
Moses befohlen hat?« (Denn Judas hatte das
Lamm gekauft;
doch Jesus hatte verboten, daß es geschlachtet
werde.)
7) Und Johannes
sprach im Geiste: »Sehet das Lamm Gottes, den
guten Hirten, der
sein Leben für seine Schafe hingibt!« Und Judas
ward betroffen
bei diesen Worten; denn er wußte daß er ihn
verraten werde.
Aber Judas sprach abermals: »Stehet nicht
geschrieben im
Gesetz, daß ein Lamm geschlachtet werden müsse
für das Osterfest
innerhalb der Tore?«
8) Und Jesus
antwortete: »Wenn ich auf das Kreuz gehoben
werde, dann wird
das Lamm wahrlich geschlachtet sein. Wehe
aber dem
Menschen, durch den es in die Hände der Schlächter
geliefert wird!
Es wäre ihm besser, daß er nie geboren wäre.
9) Wahrlich, ich
sage euch, darum bin ich in die Welt gekommen,
daß ich alle
Blutopfer und das Essen von Fleisch der Tiere und
Vögel abschaffe.
10) Am Anfang gab
Gott allen die Früchte der Bäume und die
Saaten und die
Kräuter zur Nahrung; doch die sich mehr liebten
denn Gott oder
ihre Genossen, verdarben ihre Sitten und schufen
Krankheiten ihren
Körpern und füllten die Erde mit Lüsten und
Gewalttätigkeit.
11) Nicht durch
das Vergießen von unschuldigem Blut, sondern
durch ein frommes
Leben werdet ihr den Frieden Gottes finden.
Ihr nennet mich
Christus, und ihr sprechet wahr; denn ich bin der
Weg, die Wahrheit
und das Leben.
12) Gehet den
Weg, und ihr werdet Gott finden. Suchet die
Wahrheit und die
Wahrheit wird euch frei machen. Lebet im
Leben und ihr
werdet den Tod nicht sehen. Alle Dinge leben in
Gott und der
Geist Gottes erfüllet alle Dinge.
13) Haltet die
Gebote. Liebe Gott mit ganzem Herzen und deinen
Nächsten als dich
selbst. Darauf beruht das ganze Gesetz und die
Propheten. Und
die Summe des Gesetzes ist dieses: Tuet niemandem,
was ihr nicht
wollt, daß man euch tue. Tuet das, was ihr
wollt, daß euch
die andern tun sollen.
14) Gesegnet
seien, die dieses Gebot erfüllen; denn Gott ist in allen
Geschöpfen
offenbar. Alle Geschöpfe leben in Gott, und Gott ist
ihnen verborgen.«
15) Und Jesus
tauchte den Bissen ein, gab ihn Judas Ischarioth und
sprach: »Was du
tun willst, das tue bald!« Dieser aber, nachdem
er den Bissen
empfangen hatte, trat sogleich hinaus in die
Nacht.«
Gott als Speise
und Trank aller
»32/1) Und es
geschah, da er beim Abendmahle saß mit seinen
Jüngern, daß
einer von ihnen also zu ihm sprach: »Meister,
warum sagtest du,
daß du uns dein Fleisch wollest zu essen geben
und dein Blut zu
trinken? Denn es ist eine harte Rede für
viele.«
2) Und Jesus
antwortete: »Die Worte, die ich zu euch gesprochen
habe, sind Geist
und Leben. Den Unwissenden und Fleischgierigen
klingen sie nach
Blutvergießen und Tod; aber gesegnet sind, die
verstehen.
3) Sehet das
Getreide, wie es wächst und reift und geschnitten und
gemahlen und im
Feuer gebacken wird zu Brot. Aus diesem Brot
ist mein Leib
gemacht, welchen ihr sehet. Und sehet die Weintrauben,
welche an den
Stöcken wachsen zur Reife, gepflückt
werden und in die
Weinpresse kommen und die Frucht der Rebe
schenken! Aus
dieser Frucht des Weinstocks und aus Wasser ist
mein Blut
gemacht.
l) Denn von den
Früchten der Bäume und der Saat der Pflanzen
allein genieße
ich, und diese werden verwandelt vom Geiste in
mein Fleisch und
in mein Blut. Von diesem und ähnlichem allein
sollt ihr essen,
die ihr an mich glaubet und meine Jünger seid; denn
von diesen, im
Geiste, kommen den Menschen Leben und
Gesundheit und
Heilung.
5) Wahrlich soll
meine Gegenwart mit euch sein im Wesen und im
Leben Gottes, in
diesem Leib geoffenbart und in diesem Blut, und
von diesen sollt
ihr alle, die ihr an mich glaubet, trinken.
6) Denn überall
werde ich auferstehen zum Leben der Welt, wie es
geschrieben
stehet in den Propheten. Vom Aufgang der Sonne bis
zu ihrem
Untergang soll überall in meinem Namen eine reine
Opfergabe mit
Weihrauch geopfert werden.
7) Wie im
Körperlichen, so auch im Geistigen. Meine Lehre und
mein Leben sollen
Speise und Trank sein für euch, das Brot des
Lebens und der
Wein der Erlösung.
8) Ebenso wie das
Getreide und die Weintrauben gewandelt
werden in Fleisch
und Blut, also müssen auch eure irdischen
Gedanken in
geistige verwandelt werden. Suchet die Verwandlung
des Körperlichen
in das Geistige!«
»Sehet das Lamm
Gottes, den guten Hirten!« — wie ist es mit dem
Opferlamm bei
Jesus?
Sinnvoll und
hilfreich ist ein Opfer nur dann, wenn jemand aus
freiem Entschluß
sich selber einer erkannten Wahrheit zum Opfer
bringt, wenn er
sich so sehr für deren Verwirklichung einsetzt,
daß ihm die
Wahrheit mehr bedeutet als sein eigen Leben. Was
haben die
Menschen, die Heimat und Gott verloren haben, die
über den
Äußerlichkeiten die Innerlichkeit vergessen haben,
daraus gemacht?
Sie haben das Wesen verraten und klammern
sich um so fester
an den Schein, an den Namen und Buchstaben.
Statt sich und
eigene Schwächen und Eitelkeiten im Dienste
schöpferischen
Lebens zu opfern - schlachten, verzehren, »opfern
« sie ein
unschuldiges Lämmlein! Und Christus soll Gleiches
getan haben?
Überdenket es doch, ihr Christen! Seht, was ihr aus
eurem Meister
habt machen lassen!
Gleichnisse,
Bergpredigt
Diese Perlen der
Evangelien sind ohne wesentliche Veränderungen
erhalten
geblieben. Doch wird auch hier manches klarer,
leuchtender.
Hören wir diese kleine Berichtigung:
»43/5) Es ist
leichter, daß ein Kamel durch das Tor des Nadelöhrs
gehe, denn daß
ein Reicher in das Reich Gottes gelange.«
Städte des
Orients haben zum Teil noch heute große Stadttore, die
bei Sonnenuntergang
geschlossen werden. Wünscht ein verspäteter
Wanderer noch
Einlaß, so wird ihm dieser durch eine kleine
Nebenpforte
gewährt, und diese heißt, im Vergleich zum großen
Tor, heute noch
in arabischer Sprache »das Nadelöhr«.
Und siehe: da
kann auch ein Kamel durchgehen! Aber nur, wenn
es keinerlei
Lasten mehr trägt und gutwillig und vernünftig den
Kopf senkt und
die Knie beugt!
Also: nicht
Besitz an sich verdammt einen Menschen, sondern die
Art der
Verwendung eines Besitzes, besonders wenn er durch
eigene Leistung
erarbeitet ist, entscheidet, ob er dem Träger zum
Fluche oder zum
Segen wird. — Wieder wird, durch ein Wörtlein,
Unsinn zu Sinn.
Auch das Wort vom
Frieden und Schwert, das zwar auch in der
Bibel, wenn
geistig aufgefaßt, tiefen Sinn verkündet, liest sich hier
anders:
»17/14) Wahrlich,
ich bin gekommen, den Frieden zu senden auf
die Erde; doch
siehe, wenn ich spreche, folgt mir ein Schwert. Ich
bin gekommen, zu
vereinigen; doch siehe, ein Sohn mag wider
seinen Vater sein
und eine Tochter wider ihre Mutter und eine
Schwiegertochter
wider ihre Schwiegermutter. Und eines Menschen
Feinde mögen
seine eigenen Hausgenossen sein. Denn die
Ungerechten
können nicht mit den Gerechten zusammen sein.
15) Und wer nicht
sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolget,
der ist meiner
nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's
verlieren; und
wer sein Leben verlieret um meinetwillen, der
wird's finden.«
Um meinet willen
= um der Wahrheit willen.
»43/14) Höret
mich also, nicht allein unreine Sachen, welche in
den Körper
eingehen, verunreinigen den Menschen, sondern auch
die üblen und
unreinen Gedanken, welche sie aus ihren Herzen
ausgießen,
verunreinigen den innern Menschen und ebenso die
andern. Darum
beherrschet eure Gedanken und reinigt eure
Herzen und lasset
eure Nahrung rein sein.
47/5) Und ich
habe euch gesagt, ihr sollt nicht ehebrechen. Aber
ich sage euch,
wenn ein Mann und Weib sich in Ehe verbinden mit
kranken Körpern
und kranke Nachkommen zeugen, so sind sie
schuldig, wenn
sie auch nicht ihres Nächsten Weib genommen
haben . . .
6) Und ich sage
euch abermals: Jeder, der den Leib irgend eines
Geschöpfes zur
Nahrung, zum Vergnügen oder zum Gewinn zu
besitzen sucht,
verunreinigt sich hierdurch.«
Wiederverkörperung
»34/7) Und Jesus
kam in ein Dorf und sah dort eine kleine Katze,
die herrenlos
war, und sie litt unter Hunger und schrie. Und er
nahm sie in seine
Arme und hüllte sie in sein Gewand und ließ sie
an seiner Brust
ruhen.
8) Und als er
weiter in das Dorf hineingekommen war, gab er der
Katze Nahrung und
Trank. Und sie aß und trank und zeigte ihm
Dankbarkeit. Und
er gab sie einer seiner Jüngerinnen, welche eine
Witwe war mit
Namen Lorenza, und sie nahm sie in Pflege.
9) Und einige aus
dem Volke sprachen: »Dieser Mann sorget für
alle Tiere. Sind
sie seine Brüder und Schwestern, daß er sie so
liebet?« Und er
sprach zu ihnen: »Wahrlich, diese sind eure
Mitbrüder aus dem
großen Haushalte Gottes, eure Brüder und
Schwestern, die
den selben Atem des Lebens vom Ewigen
haben.
10) Und wer immer
für die Kleinsten von ihnen sorget und gibt
ihnen Speise und
Trank, als sie nötig haben, der tuet dieses mir,
und wer es
duldet, daß sie Hunger leiden, und sie nicht schützt,
wenn sie
mißhandelt werden, erleidet dieses Übel, als ob er es mir
zugefügt hätte.
Denn ebenso wie ihr in diesem Leben getan habt,
so wird es euch
im kommenden Leben getan werden.«
Der letzte Satz
drückt, wie nebenbei, die selbstverständliche
Überzeugung des
Ostens aus. — Tiernarren mögen beachten, daß
wir Tieren nur
geben sollen, was »sie nötig haben«! Das schließt
alle
Verhätschelung, Verzärtelung und dadurch gegenseitige
Versklavung aus.
»41/10) Und es
war ein Mann, der von Geburt an blind war. Und
er leugnete, daß
es solche Dinge gebe wie die Sonne, den Mond
und die Sterne,
oder daß es Farben gäbe. Und sie versuchten
vergeblich, in zu
überzeugen, daß andere Menschen diese Dinge
sähen. Und sie
brachten ihn zu Jesus, und er salbte seine Augen
und machte ihn
sehend.
11) Und er freute
sich mit Staunen und Furcht und beteuerte, daß
er zuvor blind
gewesen sei. Und nun sprach er: »Ich sehe alles, ich
weiß alles, ich
bin ein Gott.«
12) Und Jesus
sprach abermals zu ihm: »Wie kannst du alles
wissen? Du kannst
nicht sehen durch die Wände deines Hauses,
noch lesen die
Gedanken deiner Mitmenschen, noch verstehen die
Sprache der Vögel
oder der wilden Tiere. Du kannst nicht einmal
die Ereignisse
deines früheren Lebens, deine Empfängnis oder
deine Geburt in
dein Gedächtnis zurückrufen.
13) Erinnere dich
mit Demut, wie viel dir unbekannt ist, ja,
unsichtbar. Und
wenn du also tuest, dann wirst du klarer sehen.«
59/10) Aber der
Knecht, der seines Herrn Willen weiß und hat
sich nicht
bereitet, auch nicht nach seinem Willen getan, der wird
viel Streiche
leiden müssen. Der es aber nicht weiß, hat aber
getan, was der
Streiche wert ist, wird wenig Streiche leiden. Denn
welchem viel
gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und
welchem wenig
gegeben ist, von dem wird man wenig fordern.
11) Darum werden
die, welche die Gottheit kennen und den Weg
des Lebens und
die Geheimnisse des Lebens und dennoch in Sünde
gefallen sind,
mit schwereren Strafen bestraft werden, denn jene,
welche den Weg
des Lebens nicht gekannt haben.
12) Diese werden
zurückkehren, wenn der Kreis vollendet ist, und
ihnen wird Zeit
gegeben werden zu lernen, auf daß sie eingehen
können in das
Reich des Lichtes.«
Schwerer bestraft
werden = zur Wirkung, die eine Übertretung
eines
Lebensgesetzes verursacht, kommt bei dem, der klar weiß,
verschlimmernd
noch die Qual des Gewissens.
»37/1) Jesus saß
in der Vorhalle des Tempels, und viele waren
gekommen, um
seine Lehre zu hören. Und einer fragte ihn: »Herr,
was lehrest du
vom Leben?«
2) Und er sagte
zu ihm: »Selig sind, die viele Erfahrungen
durchmachen; denn
sie werden durch Leiden vollkommen werden.
Sie werden sein
wie die Engel Gottes im Himmel, und sie
werden nimmer
sterben, noch werden sie wiedergeboren werden;
denn Tod und
Geburt haben keine Herrschaft mehr über sie.
3) Die da
gelitten und überwunden haben, werden zu Pfeilern
gemacht werden im
Tempel meines Gottes, und sie werden ihn nie
wieder verlassen.
Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht
wiedergeboren
werdet durch Wasser und Feuer, so werdet ihr das
Himmelreich nicht
sehen.«
94/1) Es gibt
keinen Tod für die, welche an das kommende Leben
glauben. Was ihr
für den Tod haltet, ist das Tor zum Leben, und
das Grab ist die
Auferstehung für die, welche glauben und
gehorchen.
Trauert nicht noch weinet um die, die euch verlassen
haben, sondern
freuet euch lieber über ihren Eintritt ins Leben.
2) So wie alle
Geschöpfe aus dem Unsichtbaren hervorgehen in
diese Welt, so
kehren sie zurück zu dem Unsichtbaren, und so
werden sie
wiederkommen, bis sie gereinigt sein werden . . .
3) Es gibt eine
Auferstehung aus dem Körper und eine Auferstehung
in den Körper. Es
gibt ein Aufsteigen des Lebens aus dem
Fleische und ein
Herabsteigen in das Leben des Fleisches.
4) Der Körper,
den ihr in das Grab leget oder der durch das Feuer
verzehrt wird,
ist nicht der Körper, der sein wird; denn die
kommen, werden
andere Körper erhalten, wenn auch ihre
eigenen, und was
sie in einem Leben gesäet haben, das werden sie
ernten in einem
anderen. Selig sind, die Unrecht leiden in diesem
Leben; denn sie
werden größere Freude erleben in dem kommenden
Leben. Selig
sind, die Rechtschaffenheit geübt haben in
diesem Leben;
denn sie werden die Krone des Lebens empfangen.
«
Kirche und
Priestertum können nur leben, wenn sie sich zwischen
den Menschen und
Gott hineinschieben können, wenn sie allein es
in der Hand
haben, der armen Seele mit klapperndem Schlüssel
den Himmel auf
zuschließen. Alles Mittler- und Vermittlertum
zerreißt die
Gottverbundenheit, stößt den einzelnen aus Midgard
in Utgard
(tau-140) und läßt ihn dadurch willenlose Beute
machthungriger
Menschen und Organisationen werden.
Die Lehre der Wiedergeburt wirkt solcher Versklavung entgegen.
Jeder hat sein
Schicksal selber verschuldet und erntet die Früchte
eigener Taten.
Nicht Vater und Mutter, nicht Vererbung und
Erziehung kann er
verantwortlich machen und sich dadurch der
Verantwortung
entziehen. Er hat durch seine Wesensart, vor und
bei der Zeugung
Vater und Mutter und Umwelt gewählt, und sie
bringen ihm die
Widerstände, um an ihnen zu wachsen, was er für
seine Entwicklung
nötig hat.
Doch nicht nur nach rückwärts, auch nach vorwärts werden
Freiheit und
Eigenheit und Würde des einzelnen Menschen
hergestellt. Er
kann dazu beitragen, seine Lebensgesetze erkennen
zu lernen und
sich ihnen einzuordnen, also fortan »nicht mehr zu
sündigen«, je
mehr er die Gotteskraft in seinem Innersten zu
finden und zu
leben vermag. Der Weg zu Gott als wirkende Kraft
führt immer
tiefer ins ureigene Wesen hinein; denn »das ICH und
der Vater sind
eins«.
Was soll da
besoldetes Mittlertum? Was hat es mit der Gotteskraft
zu tun? Hier
dürften die tieferen Gründe liegen, warum die
Gnostiker und die
Lehren vom einheitlichen Seelengrund und der
Möglichkeiten,
eigenen Sich-höher-arbeitens, unterdrückt wurden
und ausgerottet
werden sollten. Der Freie ist kein williger
Sklave. Sollte er
ins Joch gespannt werden können, mußte seine
Eigenheit erst
gebrochen, mußte seine Freiheit erst geraubt, seine
Gott
Verbundenheit zerrissen werden. Das ist auch mit großem
Erfolg getan
worden. Wir erleben die grauenhaften Auswirkungen.
Über das Alter
Jesu findet sich:
»95/9) Und es war
Mittsommer, da Jesus gen Himmel aufstieg,
und er hatte noch
nicht sein fünfzigstes Jahr erreicht; denn es war
notwendig, daß
sieben mal sieben Jahre sollten erfüllet sein in
seinem Leben.«
Vater und Mutter
unser
Das ICH und der
Vater wollen und sollen eins sein. Unsere
innerste
Wesenheit ist Gotteskraft. In ihr sollen wir geborgen sein,
und aus ihr
sollen wir wirken.
Doch wir haben
unseren Eigenwillen gebraucht, um uns der
Gotteskraft
gegenüberzustellen. Da ist sie uns fremd geworden.
Wir haben sie aus
unserem Herzen verstoßen und sie weit hinter
die Sterne
vertrieben. Und dort haben wir, die wir nun heimatlos
und entwurzelt
sind, sie eingekleidet, sie nach unserem Bilde
vermenschlicht,
verpersönlicht. Die alten Zeiten des Mutterrechts,
der
Erdverbundenheit der Frau und Mutter, empfanden
die göttlichen
Kräfte mehr als mütterlich. Als der Umbruch kam
und der Mann
durch vaterrechtliche Staatsgewalt die mütterlichsoziale
Volksgemeinschaft
zerstörte und die Herrschaft an sich
riß, da stellte
er auch männliche Gottheiten auf die Bühne. Gott ist
Mann geworden,
und die fraulich-mütterliche Gottheit, die
Gotteskraft,
liegt in Ketten. Selbst da, wo versucht wird, die
Gottheit in ihren
drei wesentlichsten Teilen zu erfassen, haben wir
drei
Männlichkeiten ohne jede Fraulichkeit: Vater, Sohn und
Heiligen Geist.
Wie sollte die Welt ohne mütterlich-gebärende
Kraft, nur mit
väterlich-zeugendem Willen gesund und harmonisch
sein können?
Maria, die milde, die göttliche Frau gehört in
die Schöpfung,
wenn schon wir uns vermenschlichende Vorstellungen
machen wollen.
»19/3) Unser
Vater-Mutter, das du über uns bist und in uns,
geheiliget sei
dein Name in zweifacher Dreieinigkeit. Dein Reich
komme zu uns in
Weisheit, Liebe und Eintracht. Dein Wille
geschehe wie -im
Himmel so auf Erden. Gib uns täglich dein
heiliges Brot und
die Frucht des lebendigen Weinstocks. Und wie
du uns vergibst
unsere Schulden, so mögen auch wir vergeben
allen, die gegen
uns schuldig werden. Gieße deine Güte aus auf
uns, damit wir
desgleichen tun. In der Stunde der Versuchung
erlöse uns von
dem Übel.
4) Denn dein ist
das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit: von
Ewigkeit zu
Ewigkeit. Jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.«
Die zwölf Gebote
»46/7) Und Jesus
sprach zu seinen Jüngern: »Siehe, ich gebe euch
ein neues Gesetz,
welches aber nicht neu ist, sondern alt. Ebenso
wie Moses die
Zehn Gebote über das Fleisch gab, also will ich euch
die Zwölf Gebote
für das Königreich Israel nach dem Heiligen
Geiste geben.
8) Wer ist das
Israel Gottes? Alle jene jeglichen Volkes und
Stammes, welche
Gerechtigkeit üben, Liebe und Barmherzigkeit
und meine Gebote
befolgen, diese sind das wahre Israel Gottes.«
Und sich erhebend
sprach Jesus:
9) »Höre, o
Israel, Jova, dein Gott ist eins; meiner Seher und
Propheten sind
viele. In mir leben und bewegen sich alle und
haben ihr Leben.
10) Ihr sollt
nicht das Leben irgendeinem Geschöpfe aus Vergnügen
nehmen noch es
quälen.
11) Ihr sollt
nicht das Gut eines andern stehlen, noch Länder und
Reichtümer
sammeln für euch selbst über eure Bedürfnisse und
euren Gebrauch.
12) Ihr sollt
nicht das Fleisch essen noch das Blut eines getöteten
Geschöpfes
trinken, noch etwas, welches Schaden eurer Gesundheit
oder euren Sinnen
bringt.
13) Ihr sollt
keine unreinen Ehen schließen, wo nicht Liebe und
Gesundheit
herrschen, noch euch selbst verderben oder irgendein
Geschöpf, das von
dem Heiligen als rein geschaffen worden ist.
14) Ihr sollt
kein falsches Zeugnis geben gegen euren Nächsten,
noch mit Willen
jemand täuschen durch eine Lüge, um ihm zu
schaden.
15) Ihr sollt
niemandem tun, was ihr nicht wollt, daß man euch
tue.
16) Ihr sollt
anbeten das eine Ewige, das Vater und Mutter ist im
Himmel, von dem
alle Dinge kommen, und ehren seinen heiligen
Namen.
17) Ihr sollt
euren Vater und eure Mutter, welche für euch sorgen,
ehren, ebenso
alle Lehrer der Gerechtigkeit.
18) Ihr sollt die
Schwachen und Unterdrückten und alle, welche
Unrecht leiden,
lieben und beschützen.
19) Ihr sollt mit
euren Händen die Dinge erarbeiten, welche gut
und schicklich sind.
So sollt ihr essen die Früchte der Erde, auf daß
ihr ein langes
Leben habet.
20) Ihr sollt
euch reinigen alle Tage und am siebenten Tage
ausruhen von
eurer Arbeit, den Sabbat und die Feste eures Gottes
heiligen.
21) Ihr sollt den
anderen tun, was ihr wollt, daß man euch tue.«
Gott und die
Fische
»57/7) Da kamen
etliche, die ungläubig waren, zu Jesus und
sprachen: »Du
hast uns gesagt, daß unser Leben von Gott sei, aber
wir haben Gott
niemals gesehen, noch kennen wir einen Gott.
Kannst du uns ihn
zeigen, den du Vater-Mutter nennst und den
einzigen Gott?
Wir wissen nicht, ob es einen Gott gibt.«
8) Jesus
antwortete ihnen und sprach: »Hört dieses Gleichnis von
den Fischen. Die
Fische eines Flusses sprachen miteinander und
sagten: Man
behauptet, daß unser Leben vom Wasser komme,
aber wir haben
nie Wasser gesehen, wir wissen nicht, was es ist.
Da sprachen
etliche von ihnen, welche klüger waren als die
andern: Wir haben
gehört, daß im Meere ein kluger und gelehrter
Fisch lebt, der
alle Dinge kennt. Lasset uns zu ihm gehen und ihn
bitten, daß er
uns das Wasser zeige.
9) So machten
sich einige von ihnen auf, um den großen und
weisen Fisch zu
suchen, und sie kamen endlich in die See, wo der
Fisch lebte, und
sie fragten ihn.
10) Und als er
sie gehört hatte, sprach er zu ihnen: Oh, ihr
dummen Fische!
Klug seid ihr, die Wenigen, die suchen. Im
Wasser lebt ihr
und bewegt ihr euch und habt ihr euer Dasein; aus
dem Wasser seid
ihr gekommen, zum Wasser kehret ihr wieder
zurück. Ihr lebet
im Wasser, aber ihr wißt es nicht. — Ebenso lebt
ihr in Gott, und
doch bittet ihr mich: Zeige uns Gott! Gott ist in
allen Dingen, und
alle Dinge sind in Gott«
Ich und Wir
Keiner sei gleich
dem andern
doch gleich sei
jeder dem Höchsten.
Wie das zu
machen?
Es sei jeder
vollendet in sich.
(Bhagavad Gita
und Schiller.)
Ich und wir! —
Diese beiden Begriffe umfassen das ganze Leben.
Mensch und
Familie, Mensch und Volk, Mensch und Natur,
Mensch und Gott —
immer lautet die Frage: Ich und Gemeinschaft.
Und immer ist es
die große Schicksalsfrage des Lebens.
Ich und wir! —
Sind es polare Gegensätze, die neu aufgelöst
werden können?
Gibt es hier nur ein Entweder — Oder? Heißt es:
Ich oder wir? Ist
soziale Gemeinschaft, ist sinnvolle Ordnung
praktisch nur
möglich durch Verzicht auf Persönlichkeit? Oder
bedingen sich die
Gesundheit eines Ich und eines Wir gegenseitig?
Ist nicht gesunde
Selbstenfaltung der eigenen innersten Kräfte
Voraussetzung
gesunder Gemeinschaft?
Klarheit ist hier
dringend notwendig. Doch nun gibt es ein großes
Verstehen, das
sich nicht in Worte fassen läßt. Oft erschweren
viele Worte das
Verstehen. Man hört Musik, man sieht ein Bild,
eine Landschaft,
man begegnet einem Menschen — und ein
Leuchten kommt in
die Augen, ein Lächeln über die Lippen — und
wenn wir darüber
reden wollten, so bliebe nicht mehr viel übrig.
Jeder Künstler
hat schon schmerzlich erlebt, wie weit eine äußere
Gestaltung meist
hinter der ursprünglichen inneren Empfindung
zurückbleibt. So
ist es auch mit den großen Wahrheiten. Da läßt
sich nur in
Bildern, in Gleichnissen sprechen. Jesus war ein
Meister darin.
»Wer Ohren hat zu hören, der höre!«
Was für ein umfassend
wunderbares Leben ruht in den Runen, in
alten Symbolen,
in Hieroglyphen und chinesischen Schriftzeichen,
in geometrischen
Figuren! Denken wir nur an Kreis und
Kreuz im Dreieck!
Der Kreis ist der
Ausdruck der unendlich in sich geschlossenen
Ganzheit und
Ruhe. Kreis, Kugel: All, Gott. Als Zahl: eins.
Das Kreuz nagelt
zwei Gegenkräfte aneinander: Ja und Nein.
Kreuz: Mensch.
Als Zahl: zwei.
Aller guten Dinge
sind drei. Die Drei macht den Gegensatz des Ja
und tut des Nein
fruchtbar in der übergeordneten Synthese des
trotzdem. Das
Dreieck der Drei-Einigkeit.
Das magische
Quadrat nun wirft ein wunderbares Licht auf die
Frage »Ich und
wir«, sobald uns ein Schlüssel seinen Sinn zu
öffnen vermag.
Diesen Schlüssel bietet uns das »Evangelium des
vollkommenen
Lebens«.
In dieser
Niederschrift finden sich auch eigenartige Stellen, die nur
aus dem Wissen um
die Zahlenmystik des magischen Quadrates
verstanden werden
können. Zugleich erhellen sie einige Stellen in
der Luther-Bibel,
deren Sinn bisher nicht erfaßt werden konnte.
Dabei ist
unwesentlich, ob diese Ausführungen »geschichtlich«
richtig sind. Die
Tatsache des magischen Quadrates kann jeder
leicht
nachprüfen, und der innere Sinn besteht unabhängig von
Darlegungen, wie
sie nachstehend mitgeteilt werden. Doch freuen
wir uns der
klaren Beleuchtung, die sich uns hier bietet.
Das magische
Quadrat der Elf
Die Zahlen 1 —
121 werden in 11x11 = 121 Felder nach einer
bestimmten Regel
eingeordnet. Im Mittelpunkt steht 61, die Zahl
mitten zwischen 1
und 121.
Das Quadrat hat
11 waagrechte und 11 senkrechte Reihen von je
11 Zahlen. Zählen
wir die Ziffern dieser 22 Reihen zusammen, so
finden wir 22mal
die gleiche Summe: 671. Das ist
11 x 61 = 671.
Das Zauberquadrat
ergibt aber noch ein drittesmal 11 solcher
Gesamtsummen von
je 671 und zwar wie folgt:
Die 11 Zahlen der
beiden Diagonalen ergeben auch je 671. Die
letzten 9mal 671
ergeben sich durch etwas verwickeitere Zählkunst.
Die vier
Eckzahlen des ganzen Quadrates ergeben zusammen
244, ebenso die
vier Eckzahlen des nächst inneren Quadrates
(die auf den
Diagonalen liegen) und so fort bis zum innersten und
letzten Quadrat,
das unmittelbar um das mittelste Feld mit der
Zahl 61 liegt.
Das ergibt 5mal die Zahl 244. Die 7 Zahlen in jedem
der beiden
Balken, die das mittlere Kreuz darstellen, ergeben
56 117 46 107 36
97 26 87 16 77 6
7 57 118 47 108
37 98 27 88 17 67
68 8 58 119 48
109 38 99 28 78 18
19 69 9 59 120 49
110 39 89 29 79
80 20 70 10 60
121 50 100 40 90 30
31 81 21 71 11 61
111 51 101 41 91
92 32 82 22 72 1
62 112 52 102 42
43 93 33 83 12 73
2 63 113 53 103
104 44 94 23 84
13 74 3 64 114 54
55 105 34 95 24
85 14 75 4 65 115
116 45 106 35 96
25 86 15 76 5 66
zusammen je 427,
und 427 + 244 = 671. Das sind 5 weitere
Summen von 671.
Die letzten 4
Summen ergeben sich im Mittelkreuz. Die 7 Zahlen
eines jeden
Querbalkens ergeben, wie bereits bemerkt, 427, und
die vier
mittleren Zahlen eines jeden Balkens (2 auf jeder Seite der
Zahl 61) ergeben
244, also gleich wie die 4 Endzahlen (2 an jedem
Ende) jedes
Kreuzarms. So ergeben sich durch Addition der
Zahlen in jedem
Kreuzbalken mit den 4 Zentralzahlen oder den 4
Endzahlen
nochmals 4 Gesamtzahlen von 671.
Es ist also auf
nicht weniger als 33 verschiedene Arten möglich, 11
von den 121
Zahlen zusammenzuzählen mit dem steten Ergebnis
von 671, der
Zahl, die gleich 11 mal 61 ist.
Der Hinweis im
Evangelium
Hören wir nun,
was unser aramäisches Evangelium unter sinngemäßem
Hinweis auf das
magische Quadrat der Elf zu melden
weiß.
»68/17) Und Jesus
sammelte alle seine Jünger um sich an einer
Stätte. Und er
sprach zu ihnen: »Könnt ihr Vollkommenheit
geben dem, was
unvollkommen ist? Könnt ihr Ordnung machen
aus Unordnung?«
Und sie antworteten: »Nein, Herr.«
18) Und er
stellte sie auf, jeden nach seiner Ziffer in ein Viereck, an
jeder Seite einen
weniger als Zwölf, und er tat so, da er wußte, wer
ihn verraten
würde (und den die Menschen als einen von ihnen
ansehen würden,
nicht aber sie).
19) Den ersten
von der siebenten Reihe von oben in der Mitte, und
den letzten in
der siebenten Reihe von unten, und ihn, der weder
der erste noch
der letzte war, machte er zum Mittelpunkte, und die
übrigen stellte
er auf nach einer göttlichen Ordnung, und jeder
fand seinen
Platz, so daß die oberen ebenso wie die unteren und
die unteren
ebenso wie die oberen standen und die linke Seite
gleich war der
rechten und die rechte Seite gleich war der linken
nach der Summe
ihrer Zahlen.
20) Und er
sprach: »Sehet ihr, wie ihr stehet? Ich sage euch, in
ebensolcher Weise
ist die Ordnung im Reiche Gottes, und das
Eine, das alle
regieret, ist in eurer Mitte, und es ist der
Mittelpunkt, und
mit ihm sind die hundertzwanzig, die Auserwählten
von Israel, und
nach ihm kommen die hundertvierundvierzigtausend,
die Auserwählten
der Heiden, welche ihre Brüder
sind.«
Hier ist die
äußere Form sehr klar beschrieben. Das innere Wesen
geht aus einer
anderen Stelle deutlicher hervor.
»54/17) Und
Jesus, da er an einen Ort kam, wo sieben Palmbäume
wuchsen,
versammelte seine Jünger um sich und gab jedem eine
Zahl und einen
Namen, welche nur der kannte, der sie empfing.
Und er sprach zu
ihnen: »Stehet wie Pfeiler in dem Hause Gottes
und führet aus
die Befehle gemäß den Ziffern, die ihr erhalten
habt.«
18) Und sie
standen rings um ihn, und sie bildeten ein Viereck und
zählten die
Ziffern, aber sie konnten es nicht. Und sie sprachen:
»Herr, wir können
es nicht.« Und Jesus sprach: »Lasset den,
welcher der
größte unter euch ist, gleich sein dem geringsten, und
das Zeichen des
ersten gleich dem Zeichen des letzten1).«
19) Und so taten
sie, und in jeglicher Weise ward Gleichheit, und
doch trug jeder
eine andere Zahl, und die eine Seite war wie die
andere, und die
obere war wie die untere, und die innere war wie
1) die und die
121 gleich nah bei der 61, die 1 darunter, die 121 darüber.
die äußere. Und
also ist das Haus des weisen Baumeisters.
Viereckig ist es
und vollkommen. Der Räume sind viele, aber es ist
nur ein Haus.
20) Betrachtet
wieder den Leib des Menschen, welcher ein Tempel
des Geistes ist.
Denn der Leib ist eins mit dem Kopfe, und es ist ein
Körper. Und er
hat viele Glieder, doch alle sind zusammen ein
Körper, und der
Geist beherrscht und regiert alles. Also ist es im
Reiche Gottes.
21) Und der Kopf
spricht nicht zum Busen, ich brauche dich nicht,
noch die rechte
Hand zu der linken, ich brauche dich nicht, noch
der linke Fuß zum
rechten, ich brauche dich nicht; weder die
Augen zu den
Ohren sprechen, wir brauchen euch nicht, noch der
Mund zu der Nase,
ich brauche dich nicht. Denn Gott hat jegliches
Ding dorthin
gesetzt, wo es am besten tauget.
22) Wenn der Kopf
das ganze wäre, wo wäre die Brust? Wenn die
Eingeweide das
wichtigste wären, wo wären die Füße? Ja, diese
Glieder, welche
etliche für weniger ehrenwert halten, hat Gott mit
der meisten Ehre
versehen.
23) Und jenen
Teilen, welche etliche für ungut halten, denen ist
um so mehr Gutes
gegeben worden, auf daß sie füreinander
sorgten. So
leiden alle Glieder, auch wenn nur eines von ihnen
leidet, und wenn
eines dieser Glieder geehrt wird, so erfreuen sich
dessen alle
anderen Glieder.
24) Nun seid ihr
mein Körper, und jedes von euch ist ein
besonderes Glied
von mir, und jedem von euch gebe ich seinen
geeigneten Platz,
einen Kopf über allen und ein Herz als
Mittelpunkt von
allen, auf daß nirgendwo eine Lücke sei, auf daß
ebenso wie eure
Körper, eure Seelen und euer Geist, auch ihr
preiset das
All-Vater-Mutter durch den heiligen Geist, der da
wirket in allen
und durch alle.«
52/8) Und als
seine Jünger mit ihm an einem einsamen Orte
waren, fragte ihn
einer über das Reich Gottes, und Jesus sprach zu
ihnen:
»9) So wie oben,
so auch unten. So wie es innen ist, so auch außen.
Wie zur Rechten,
so auch zur Linken. Wie es vorne ist, so ist es
hinten. So mit
dem Großen, wie mit dem Kleinen. So mit dem
Manne, so mit dem
Weibe. Wenn ihr diese Dinge sehet, dann
werdet ihr das
Reich Gottes sehen.
10) Denn in mir
ist weder Mann noch Weib, aber beide sind eins in
dem einen
Vollkommenen. Das Weib ist nicht ohne den Mann,
noch ist der Mann
ohne das Weib.
11) Weisheit ist
nicht ohne Liebe, noch ist Liebe ohne Weisheit.
Der Kopf ist
nicht ohne das Herz, noch ist das Herz ohne den
Kopf, in
Christus, der alle Dinge versöhnt. Denn Gott schuf alle
Dinge nach Zahl,
Gewicht und Maß, eines mit dem andern
übereinstimmend.
12) Diese Dinge
sind für jene, welche sie begreifen, zu glauben.
Wenn sie sie
nicht verstehen, dann sind sie nicht für sie. Denn
glauben heißt
verstehen, und nicht-glauben heißt nicht-verstehen.
«
Die Zahl der 120
Jünger und die geheimnisvolle Namengebung
finden wir
übrigens auch in der Luther-Bibel angedeutet,
»Apostelgeschichte
1/15. Und in den Tagen trat Petrus unter die
Jünger und sprach
(es war aber eine Schar zuhauf bei hundertzwanzig
Namen).«
»II. Chronik
5/12. . . . und bei ihnen hundertzwanzig Priester,
die mit Drommeten
bliesen.«
»Offenbarung
2/17. . . . Wer überwindet, dem will ich zu essen
geben von dem
verborgenen Manna und will ihm geben einen
weißen Stein und
auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben,
welchen niemand
kennt, denn der ihn empfängt.«
Die Auslegung
Was ist es nun,
was Jesus uns durch das Sinnbild des magischen
Quadrates
eindrücklich klarzumachen sucht?
Vorerst sei
bemerkt, daß es sich weder bei den 120 noch bei den
144000 im
wesentlichen um eine Beschränkung in der Zahl nach
oben handelt. Aus
allen ungeraden Zahlen sollen sich bei
sinnentsprechender
Anordnung der Reihenfolge der Zahlen magische
Quadrate bilden
lassen, also auch von unendlich großen
Zahlen. In
unendlich großen Quadraten hätten daher alle Men
sehen, alle
Tiere, alle Pflanzen, alle Wesen, die ganze Schöpfung
in all ihren
einzelnen Teilen Platz.
Sinngemäß
bedeutet der Zustand des Reiches Gottes die vollkommene
Ordnung und
Erfüllung einer Gemeinschaft und all ihrer
Teile.
Diese große
Ordnung ist nur möglich und ergibt sich von selber,
wenn jedes
zugehörige Einzelwesen nichts anderes lebt als seinen
Namen, seine
Zahl, seine innere Bestimmung. Unordnung dagegen,
wie wir sie heute
auf allen Gebieten des Lebens feststellen
müssen, stellt
sich ebenso zwangsläufig ein, wenn einzelne in
anderen als den
ihnen zugehörigen Feldern stehen oder wenn sie
andere Aufgaben
zu erfüllen versuchen als die ihnen innerlich
entsprechenden.
Da werden, oft in
bester Absicht, große Fehler begangen.
Geringschätzig
wird bisweilen von solchen gesprochen, die »nur
tun, was sie
innerlich befriedigt«. Wir hätten »unsere Pflicht« zu
erfüllen, und sie
verlange oft das Gegenteil von dem, was uns im
Augenblick passen
würde. Wer immer nur den leichtesten Weg
des geringsten
Widerstandes, seines flüchtigen Vergnügens gehen
wolle, der
betrüge sich selber um sein Bestes.
Gewiß, der schaffende
Mensch braucht einen weiten Spannungsbogen,
und in Erstrebung
hoher Ziele geht er unverdrossen
manchen
beschwerlichen Weg. Vielen Menschen fehlt heute diese
Zähigkeit und
Durchsetzungskraft, und es soll keinerlei Arbeitsund
Verantwortungsscheu,
keinem leichtsinnigen Sich-treibenlassen,
das Wort geredet
werden. Doch wer aus falschem
»Pflichtgefühl«
immer wieder seine innersten Herzensregungen
abdämpft, wer aus
schwächlicher Rücksicht einen faulen Frieden
aufrecht zu
erhalten sucht, wer aus innerer Trägheit oder
Müdigkeit sich
vor Wandlungen sträubt, der schadet nicht nur
sich, sondern
auch den anderen. Wenn andere uns und unser
Selbstbestimmungsrecht
nicht achten, so müssen sie durch unseren
ruhigen,
sachlich-freundlichen Widerstand zur Besinnung
gebracht werden,
und das geht meist nur unter Schmerzen. Oft
müssen sie sich
erst die Stirn blutig rennen und durch Verzweiflung
gehen, ehe sie
Bequemlichkeit und Trotz zu überwinden
vermögen.
Es müßte hier
sehr vieles beigefügt werden, und auch dann ließen
sich nicht alle
Mißverständnisse vermeiden. Auf einiges sei noch
hingewiesen:
Niemand soll aus
Verpflichtungen, die er eingegangen ist, davonlaufen,
auch dann nicht,
wenn er unüberlegt sich verpflichtet hat.
Er soll auf jeden
Fall ehrliche, saubere Lösungen zu erreichen
suchen, und erst,
wenn er trotz Güte und Langmut den Unverstand
und die
Bösartigkeit der anderen nicht zu überwinden
vermag, so wird
Notwehr zu Pflicht. Dabei wird er nach
Möglichkeit wieder
versuchen, dem andern, auch wenn er ihn
abwehrt, nicht zu
schaden, sondern ihm zu nützen.
Manchmal
erfordert unser Weg, daß wir Verhältnisse, die uns
und andern lieb
und vertraut und bequem geworden sind,
wandeln oder
auflösen. Auch da sollen wir in aller Güte zuerst
Hinsicht in die
Notwendigkeit zu wecken und eine gütliche
Verständigung zu
erreichen suchen. Wehtun dürfen wir erst,
wenn wir keinen
anderen Weg mehr sehen, und wenn es uns selber
auch weh tut.
Nichts soll in Aufregung oder gar in Gereiztheit
oder Gehässigkeit
geschehen. Dies gilt auch, wenn wir eine
Wahrheit zu sagen
haben, die weh tut. Gandhi erklärt:
»Vor allem die
Wahrheit (Satya)! Doch es gibt keine Wahrheit
ohne Güte
(Ahimsa)«.
Wer haßt, kann
die Wahrheit, die Wirklichkeit der großen
Zusammenhänge und
Ursachen nicht sehen, er ist geblendet. Er
kommt aus der
Qual der Zweiheit nicht zur neuen Einheit: der
Dreiheit.
Als ich mich in
der Ernährung umstellte, fürchtete meine Mutter
um meine
Gesundheit. Sie schüttelte den Kopf und meinte:
»Du bist sonst
schon so mager, und jetzt willst du nicht einmal
mehr richtig
essen!«
Ich verstand
diese Sorge und Güte und beruhigte sie:
»Es ist doch nur
ein Versuch! Wir beobachten beide einige Zeit,
und wenn mir das
neue Essen nicht bekommt, so kehre ich wieder
um. Abgemacht?«
Nun, der
»Versuch« dauert schon mehr als dreißig Jahre, und seit
langem macht
meine Mutter, macht unser ganzer Familienkreis im
wesentlichen mit.
Eine so wunderbare Macht ist die Wahrheit,
wenn sie wirklich
verstehend umfaßt, wenn sie gütig ist und wenn
sie Geduld hat.
»Jesus gab jedem
eine Zahl und einen Namen, welche nur der
kannte, der sie
empfing.«
Jesus oder
Christus ist hier der unwesentliche Name für das
Wesentliche: die
Gotteskraft, die über uns und in uns ist. Diese
Kraft hat jedem
Wesen der Schöpfung seine Zahl gegeben, und
jedes Geschöpf
kann nur seine eigene Zahl erkennen und wissen
und leben. So
auch jedes Kind.
Meine Zahl und
Aufgabe kann nur ich selber erkennen: das gilt im
Grunde für jedes
Lebewesen. Der Weg zum innern Wissen, zu
Gott führt hinein
ins eigenste, nicht hinaus. Praktisch entscheidend
für unser
Erkennen und Handeln ist die lebendige Gotteskraft
in uns, nicht ein
in unsere Vorstellungen und Wünsche
eingekleideter
Gott über uns.
Diese Einsicht
lehnt schärfstens jede Autorität von außen und jede
erklügelte
Organisation der Lebendigkeit des Geistes ab. Wer dem
Ganzen richtig
dienen will, der muß in seiner besonderen
Wesenheit leben,
der muß fremden Einfluß, der muß Vergewaltigung
jeder Art nach
Kräften abwehren. Das gilt für jeden
einzelnen wie für
jedes Volk und jede Rasse. Bevormundung und
Mittlertum im
üblichen Sinne sind Irrwege für das Diesseits wie
für das Jenseits.
Das heißt nun
nicht, daß wir uns Anregungen, die von außen
kommen, die aus
alten Schriften oder durch Menschen uns
geboten werden,
verschließen sollen. Leben ist nur gesund, wenn
es in Beziehung
steht zu allem, was lebt. Oft kann ein Wort, ein
Buch, eine
Begegnung uns die Augen öffnen, kann Wahrheiten in
uns wecken und
zum Klingen bringen, die sonst noch lange hätten
schlummern
müssen. Wir brauchen die Verbindung mit der
ganzen Weite und
Tiefe des Lebens aller Zeiten und aller
Himmelsstriche.
Wichtig aber ist,
daß alles von außen in uns Kommende nur
Anregung zu
eigenem Erfühlen und Durchdenken und Handeln
sein darf. Für
jedes Einzelne ist nur wesentlich, was in seinem
Innersten
Bejahung findet. Die Entscheidung liegt bei ihm selber.
Nicht weil es in
der Edda, in der Bibel, in der Gita steht, ist etwas
für mich wahr,
sondern weil mein Innerstes, das Göttliche in mir,
es als wahr
erkennt.
Hier ist auf eine
Gefahr zu verweisen. Mancher sagt, sein Innerstes
spreche zu ihm,
und dabei ist es nur übersteigerte Triebhaftigkeit
(leiblich) oder
Besessenheit (geistig), aus fehlerhafter Erziehung
oder übler
Beeinflussung erwachsen, die ihre Bedürfnisse befriedigt
haben wollen.
Dort hat der ehrliche Wille durch viele
mühselige
Erfahrungen erst die Klarheit zu finden.
Doch diese
Klarheit und innere Gewissheit kann nur errungen
werden, wenn der
Suchende sich von allen Gängelbändern immer
mehr löst und
unerschrocken den Weg eigener Verantwortung
beschreitet. In
Freiheit zu leben, lernt sich nicht im Zuchthaus und
nicht in
kirchlicher Enge. Der Weg der Freiheit ist nicht nur
unvergleichlich
schön, sondern auch schmal und steil, und hier
gilt das Wort
Schillers:
»Und setzet ihr
nicht das Leben ein,
nie wird euch das
Leben gewonnen sein.«
Wer fremden
Eingriff ablehnt und abwehrt, der hüte sich ebenso,
nun selber in
andere Leben einzugreifen. Er achte die gottverbundene
Selbstbestimmung
jedes Wesens, wie er die seine verteidigt.
Soll endlich
Ordnung werden, so hat diese Auffassung alle
Lebensgebiete zu
durchdringen, besonders auch das der Erziehung.
Das bedeutet
weder unbeherrschte Willkür noch Verzicht
auf Führung.
Gegenseitige Achtung und Liebe bringen freudige
Einordnung und
Zusammenarbeit, die viel stärker binden und
beeinflussen als
Zwang, als äußeres Gebot und Verbot.
Auch da, in der
Frage freier Erziehung, bestehen eine Menge
tragischer
Mißverständnisse und Unzulänglichkeiten. Freie Erziehung
vermeidet jede
Verwöhnung genau so gut wie falsche
Strenge. Die
Freiheit des Kindes findet ihre Grenze an der Freiheit
derer, die es
umgeben. Sie alle sollen in lebendiger Beziehung
zueinander
stehen, und jedes hat sich, möglichst mit Mitteln der
Wahrheit und Güte,
für sein Lebensrecht, für seinen eigenen Weg,
zu wehren. Das
Kind hat früh zu erleben, daß Liebe und Leistung
auf
Gegenseitigkeit beruhen, daß, wer etwas empfangen möchte,
erst etwas zu
geben hat. Eine Gemeinschaft duldet weder
Tyrannen noch
Schmarotzer, und in solcher herbgesunden Luft
wachsen Kinder zu
verantwortlichen schaffenden Menschen
heran.
Sind die Eltern
und Erzieher wahr und fest und höflich und
dankbar, so
ordnet sich im allgemeinen auch das Kind willig und
froh solcher
Lebensart ein. Wir haben ihm dann nicht zu befehlen
und zu verbieten,
sondern wir wecken seine Einsicht, damit es
freiwillig
mitmacht. Spannungen aber, die sich immer wieder
ergeben mögen,
werden im Geiste der Wahrheit und Sachlichkeit
fruchtbar gemacht
und dadurch überwunden.
Das Reich Gottes
bedeutet die Ordnung der inneren Gesetzmäßigkeit
schöpferischen
Lebens, der idealen A-kratie1). Sehr viele
Wege führen nach
Rom. Doch nur ein Weg führt ans Ziel der
Einheit mit Natur
und Gott, des innern Friedens und der Kraft des
Vollbringens: der
eigene Weg.
Dabei ist nicht
wesentlich, in was für Familien- und Berufsverhältnissen
wir stecken.
Schwierigkeiten, Spannungen, Hindernisse
sind
Wachstumsmöglichkeiten. Es kommt nicht so darauf an,
was wir tun,
sondern wie wir uns einstellen und wie wir aus jeder
Lage das Beste
machen können.
Jede Arbeit, auch
die unerfreulichste, kann man richtig tun, und
zu jedem Problem
und zu jedem Menschen kann man sich sachlich
stellen. An
solcher Richtigkeit und Sachlichkeit aber kann man
sich innerlich
freuen. Wer derart bejahend handelt, der weckt
auch bejahende,
fördernde Kräfte um sich, und diese öffnen ihm
Schritt um
Schritt auch neue Wege äußeren Gelingens. Von
unserer inneren
Kraft aber hat alles auszugehen.
»Trachtet am
ersten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit,
dann wird euch
alles andere von selber zufallen.«
Das »Reich
Gottes« ist eine Frage der inneren Haltung. Christus =
die lebendige
Gotteskraft in jedem Wesen der göttlichen Ordnung.
Christus =
Mittelpunkt = 61. Erfüllt jedes einzelne Wesen
seine besondere
Aufgabe, so sind immer 11 zusammen — 671, das
heißt, jedes ist
671:11 = 61 - Christus = Gotteskraft. Dabei
') A-kratie und
An-archie bedeuten Nicht-Herrschaft im Sinne von Nicht-Gewaltherrschaft.
Gemeinschaft
steht im
Gegensatz zu Gewalt und Zwang. Sozial-politisch weist die praktischen Wege zu
Gemeinschaft und
Frieden die Frei Wirtschaft im Sinne Silvio Gesells.
stehen der erste
(1) und der letzte (121), der kleinste (1) und der
größte (121)
augenfällig gleich nah beim Mittelpunkt (61), der
erste darunter
und der letzte darüber. Die Ersten werden die
Letzten sein, die
Letzten die Ersten.
Wer ist am
meisten wert in der vollkommenen Ordnung? Jedes
Wesen ist genau
gleich viel wert, wenn es sein eigenstes Wesen
erfüllt. Niemand
kann sinnvoll etwas Besseres tun, als sein
Innerstes (die
Gotteskraft in sich) leben. Stand, Beruf und
Geschlecht, Farbe
und Rasse spielen hierbei keinerlei Rolle. Ist das
kleine Tännchen
im Wald weniger vollkommen als der ausgewachsene
Baum, den ein
Sturm schon bald fällen kann? Ein Kind
weniger wunderbar
als ein Greis, der sich schon dem Tode neigt?
Ein Naturvolk
weniger gottverbunden als ein Kulturvolk mit all
seinen
Zerfallserscheinungen?
Es ist daher
müssig, auf äußerliche Sonderheiten hinzuweisen und
gestützt darauf
hochmütige Werturteile zu fällen. Entscheidend ist
nicht, ob wir
Mann oder Frau, schwarz oder weiß, Bauer oder
Staatsmann sind,
sondern ob wir unser eigenes Bestes, die
gottverbundene
Kraft in uns leben.
Nur
Selbsterfüllung, nicht aber Selbstverleugnung kann uns und
kann einer
Gemeinschaft dienen1).
Selbsterfüllung
in diesem Sinne ist unsere große Pflicht und
zugleich birgt
sie allein die umfassende Lebensbefriedigung. Es
kann daher nicht
heißen: Freude oder Pflichterfüllung? Weil es
keine größere
Freude geben kann als wahre Pflichterfüllung. Alles
andere ist
Selbstbetrug.
»Ich schlief und
träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und
sah, das Leben
war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht war
Freude!«
Rabindranath Tagore. Licht wird das Leben, sinnvoll ist
das Schicksal,
heiter ist die große Ordnung. Für jedes einzelne
Wesen lautet der
Weg dazu:
»75/13) , . . Tut
niemandem, was ihr nicht wollt, daß man
euch tue. Tut
das, was ihr wollt, daß euch die ändern tun
sollen.«
') Das ICH, unser
wahres göttliches Wesen, ist zu erfüllen, nicht das gewordene »ich« kleinlicher
Selbstsucht.
Siehe Werner Zimmermann, »ICH BIN« (Drei Eichen Verlag)
Was ist Wahrheit?
»90/1) Und
wiederum waren die Zwölf versammelt im Schatten
der Palmen, und
einer von ihnen, Thomas, sprach zu den andern:
»Was ist
Wahrheit? Denn dieselben Dinge erscheinen den verschiedenen
Gemütern und
sogar dem gleichen Gemüte zu verschiedenen
Zeiten
verschieden. Was ist also Wahrheit?«
2) Und wie sie so
sprachen, erschien Jesus mitten unter ihnen und
sprach: »Die eine
und die ewige Wahrheit ist in Gott allein, denn
niemand weiß, was
Gott allein weiß, der das All ist im All. Den
Menschen kann die
Wahrheit enthüllt werden nach ihrer Fähigkeit,
zu verstehen und
zu erfassen.
3) Die eine
Wahrheit hat viele Seiten, und einer sieht nur eine
Seite, der andere
eine andere, und etliche sehen mehr denn eine, so
wie es ihnen
gegeben ist.
4) Sehet diesen
Kristall: So wie das eine Licht offenbar ist in zwölf
Flächen, ja in
viermal zwölf, und jede Fläche einen Strahl von dem
Lichte
zurückwirft und man eine Fläche und ein anderer eine
andere anschaut,
so ist es doch der eine Kristall und das eine Licht,
das in allem
scheinet.
5) Und siehe,
wenn einer auf einen Berg steigt und er einen Gipfel
erreicht hat, so
spricht er: Dieses ist die Spitze des Berges, laßt sie
uns ersteigen,
und wenn sie diese Höhe erreicht haben, siehe, sie
sehen eine andere
darüber hinaus, bis sie zu der Höhe kommen,
von der keine
andere mehr zu sehen ist, wenn sie diese erreichen
können.
6) Also ist es
auch mit der Wahrheit. Ich bin die Wahrheit, der
Weg und das
Leben, und ich habe euch die Wahrheit gegeben, die
ich von oben
empfangen habe. Und was gesehen und empfangen
wird von dem
einen, wird nicht gesehen und empfangen werden
von dem andern.
Was wahr erscheinet etlichen, erscheinet nicht
wahr den andern.
Die im Tale unten sind, sehen nicht das, was die
sehen, so auf dem
Berge stehen.
7) Doch allen ist
es die Wahrheit, wie sie der einzelne Verstand
sieht, und
solange, bis eine höhere Wahrheit offenbar wird, und
der Seele, die
mehr Licht empfangen kann, wird mehr Licht
gegeben werden.
Darum verdammet nicht die andern, auf daß ihr
nicht verdammet
werdet.
8) So ihr das
heilige Gesetz der Liebe halten werdet, das ich euch
gegeben habe, so
soll die Wahrheit mehr und mehr euch enthüllt
werden, und der
Geist der Wahrheit, der von oben kommt, wird
euch führen, und
sei es auch auf vielen Irrfahrten, in die ganze
Wahrheit, so wie
die feurige Wolke die Kinder Israels durch die
Wüste geleitete.
9) Seid treu dem
Lichte, das ihr habet, bis euch ein höheres Licht
gegeben wird.
Suchet mehr Licht, und ihr werdet im Überflusse
leben. Rastet
nicht, bis ihr gefunden haben werdet.
10) Gott gibt
euch alle Wahrheit, gleich einer Leiter mit vielen
Sprossen, zur
Befreiung und Vervollkommnung der Seele, und die
Wahrheit von
heute werdet ihr verlassen für die höhere Wahrheit
von morgen. Mühet
euch um die Vollkommenheit.
11) Die das
heilige Gesetz halten, das ich gegeben habe, werden
ihre Seelen
retten, wie verschieden sie auch die Wahrheit sehen
mögen, die ich
ihnen gegeben habe.
12) Viele werden
zu mir sprechen: Herr, Herr, wir waren eifrig in
deiner Wahrheit.
Ich aber werde zu ihnen sprechen: Nein, nur
damit andere sie
sehen, wie ihr sie sehet, und keine andere
Wahrheit sonst.
Der Glaube ohne Barmherzigkeit ist tot. Liebe ist
die Erfüllung des
Gesetzes.
13) Wie soll der
Glaube, den sie empfangen haben, Nutzen
bringen denen,
die ihn in Ungerechtigkeit ausüben? Die, welche
Liebe haben,
haben alle Dinge, und ohne Liebe gibt es nichts, das
Wert hätte.
Lasset alle halten, was sie als Wahrheit erkennen in
der Liebe,
wissend, daß dort, wo keine Liebe ist, die Wahrheit ein
toter Buchstabe
ist ohne Wert.
14) Es bleiben
Güte, Wahrheit und Schönheit, doch die größte
von diesen ist
die Güte. Wenn etliche Brüder gehaßt und ihre
Herzen verhärtet
haben gegen die Geschöpfe von Gottes Hand,
wie können diese,
deren Augen blind und deren Herzen verhärtet
sind, für Gottes
Schöpfung die Wahrheit sehen zu ihrem Heile?
15) So wie ich
die Wahrheit empfangen habe, so habe ich sie euch
gegeben. Lasset
sie von jedem empfangen werden nach seinem
Licht und seiner
Fähigkeit, sie zu verstehen, und verfolget nicht,
die sie nach
einer ändern Auslegung empfangen.
16) Denn die
Wahrheit ist die Macht Gottes, und sie wird am Ende
herrschen über
alle Irrtümer. Doch das heilige Gesetz, das ich
gegeben habe, ist
gleich für alle und gerecht und gut. Lasset es alle
befolgen zur
Erlösung ihrer Seelen!«
Das Bildnis Jesu
Das echte Bildnis
Jesu1) ist eine Wiedergabe des Porträts, das im
Auftrag von
Tiberius Cäsar in einen Smaragd gemeißelt worden
war. Diesen
Smaragd gab der Kaiser der Türken später aus dem
Staatsschatz von
Konstantinopel dem Papst Innozenz VIII. als
Lösegeld für
seinen Bruder, der von den Christen gefangengenommen
war.
Die folgenden
Ausführungen sind einem Manuskript entnommen,
das sich heute im
Besitz von Lord Kelly in dessen Bücherei
befindet und das
eine Abschrift darstellt eines Originalbriefes von
Publius Lentullus
in Rom. Die römischen Stadthalter pflegten den
Brauch, dem Senat
Berichte zu schicken über wesentliche
Geschehnisse in
dem Gebiet, das ihnen unterstellt war, und in den
Tagen von
Tiberius Cäsar schrieb Publius Lentullus, Statthalter
von Judäa, an den
Senat betreffs Jesus:
»Es ist vor
kurzem ein Mann mit großer Tugend aufgetreten
namens Jesu
Christ, der noch unter uns lebt und von den Heiden
als Prophet der
Wahrheit anerkannt wird, während seine Jünger
ihn den Sohn
Gottes heißen. Er erweckt die Toten und heilt
Krankheiten aller
Art. Er ist ein Mann von ziemlich hoher Gestalt,
anmutig, mit
ehrfurcht-gebietendem Gesicht, so daß, wer ihn
anblickt, Liebe
und Furcht zugleich empfindet. Sein Haar hat die
Farbe der
Kastanie, ist voll gereift, fließt flach über seine Ohren,
fällt dann jedoch
in mehr morgenländischer Art in Locken und
umwallt seine
Schultern. Er trägt das Haar mitten auf dem Haupte
gescheitelt nach
der Art der Nazariter2). Seine Stirn ist glatt und
1) Siehe
Titelbildl
2) »Nazariter«
dürfte dem Ausdruck »Nasiräer« entsprechen. Die Nasiräer waren eine vegetarisch
lebende religiöse
Gemeinschaft.
sehr fein gebaut.
Sein Gesicht ist ohne Fleck oder Falte und
verschönt durch
ein liebliches Rot. Seine Nase und sein Mund sind
so geformt, daß
nichts ausgesetzt werden kann. Sein Bart ist
dicht, von
gleicher Farbe wie das Haupthaar, nicht sehr lang,
doch gegabelt.
Sein Blick ist unschuldig und gereift, seine Augen
grau, klar und
lebhaft. Im Verurteilen der Heuchelei ist er
schrecklich, in
Ermahnungen höflich und voll guter Worte, im
Gespräch
freundlich und heiter und doch auch voll würdigen
Ernstes. Niemand
kann sich erinnern, ihn jemals lachen gesehen
zu haben; doch
viele sahen ihn weinen. Sein Körper ist in allen
Teilen von
wundervollem Ebenmaß. Seine Hände und Arme
bieten einen
entzückenden Anblick. Beim Sprechen ist er sehr
ruhig, bescheiden
und weise. Er ist ein Mann, der durch seine
ungewöhnliche
Schönheit alle anderen Menschen übertrifft.«
Graue Augen
Zu der Bemerkung,
Jesu habe graue Augen gehabt, sei erwähnt:
Hans Much
schreibt in seinem Roman »Meister Ekkehart«, Verlag
Carl Reissner,
Dresden, 1927, auf Seite 13-14:
»Hütet euch vor
dem Blau, zwiespältig ist seine Art. Wotan als
Ase trägt es
genau wie der Fenriwolf. Hütet euch vor dem blauen
Arier, er ist
nicht eingeweiht! Er ist Wotan und Fenriwolf
zugleich. Über
dem Asen Wotan steht der Reetsucher. Der Sucher
nach der Rose.
Und über beide
steigt der Graue, der Ur, das Ur, das reiner Geist
wird und
Allvater. Allvater spiegelt sich im Bann des grauen
Auges mit ferner
Deutung, in dem Grau, von Schlangengold
durchädert. Den
dunklen Kräften ist schwarz das Sinnbild. Die
eitle Erdentrauer
ist feilchenfarben. Widerspruch! Wir suchen
Farbe, schreibt
der Magister, und doch — im Auge, im Werkgerät
der Seele, aus
dem man auf die Seele rät, sind nur die wenigen und
die durchmischten
Farben. Hütet euch vor dem Täuschungsblau.
Das Schwarze
richtet sich von selbst. Das Graue, nicht zu
Beschreibende,
das kühle Bannende, ist nicht nur Bild des Sinnes,
es ist auch
bildgewordener Sinn.
Ihr Augen und
ihre Sterne! Sternaugen — Augensterne«
Die Zahl in
Mystik und Glauben1)
Der Schweizer
Gelehrte Endres ist besonders durch seine Rundfunkvorträge
bekannt geworden.
Ein fleißig gesammeltes Wissen
wird in
volkstümlicher Form dargeboten. Es ist Geistesgut im
Sinne der
Wissenschaft, kritisch gesichtet. Für schwärmerische
Romantik ist
darin nicht viel Raum. Doch mystischer Sinn geht
auf im inneren
Erlebnis und nicht in äußerer Phantastik, und da
bietet das Buch
eine Fülle wichtiger Bausteine aus den Kulturbereichen
der meisten
Völker und Zeiten, die jeder Leser in sich zu
einem Bilde
ordnen wird, wie es seiner Einsicht und Reife, seinem
Wesen entspricht.
Wenige sind es, die innerlich daraus Dome zu
bauen vermögen.
Wer es nicht fühlt, der kann es nicht erjagen.
Einigen aber
läuten herrliche Glocken und klingen
göttliche Sphären,
wenn sie nur einige Abschnitt-Überschriften
lesen:
Die göttliche
Eins — die Zwei des Gegensatzes — die heilige Drei
— die Vier des
Materiellen — fünf, die heilige Zahl der Ischtar
(Venus) — der
Sechs-Stern, das Zeichen des Makrokosmos — die
gute und die böse
Sieben — die glückliche Acht — Neun, die
potenzierte
heilige Drei — die Zahlen Zehn und Elf — die
Tierkreiszahl
Zwölf.
»Die Mystik
enthüllt tiefste Wahrheit, wundervollste Gedanken,
wenn sie in dem
Gebiete bleibt, das ihr zugehört. Sie ist ein Mittel
zum Erleben
dessen, was nicht erkannt werden kann. Und wenn
das Erleben als
höchste Stufe des Erkennens angenommen wird,
so ist die Mystik
Mittel einer solchen höchsten überintellektuellen
Erkenntnis. Eine
Menschheit allerdings, die im Materialismus
versunken ist und
das All gar nicht mehr anders betrachten kann
als mit den
Mitteln der Ratio, man möchte sagen, deren Erlebensorgane
abgestorben oder
zum mindesten abgestumpft sind, eine
solche Menschheit
kommt zum falschen Schluß, daß Erlebenserfahrung
gegenüber
Intellektserfahrung etwas Minderwertiges sei.
Dem ist aber
nicht so. Erlebenserfahrung liegt auf einer anderen
Ebene, und sie
ist der Wahrheit wesentlich näher, wenngleich
1) Franz Carl
Endres, Die Zahl in Mystik und Glauben der Kulturvölker. Verlag Rascher,
Zürich,
1935.
auch sie, wie
alles beim Menschen, subjektiven Täuschungen
unterworfen ist«
»Die antike
Esoterik hielt Eins für keine Zahl. Die Zahlenreihe
begann nach ihr
mit Zwei. Eins ist reinstes Symbol des Ureinen,
des
Nicht-Polar-Orientierten, des Göttlichen also. Diese Ansicht
ist psychologisch
sehr einleuchtend . . , Darum sagen Upanischaden
der Inder in
tiefster Weisheit über die Qualitäten Gottes nur:
»nein, nein,
nein«. Dieses Nein ist unübertrefflich. Es ist die
berechtigte
Antwort auf jede menschliche Frage nach der Wesenheit
Gottes«
»1 + 1 = 2. —
Diese Gleichung ist esoterisch, mystisch und
magisch eine
Gotteslästerung. Denn es gibt nur eine Eins, den
Allmächtigen«.
»Die Zwei ist
Zweifel, Zwist, Zwietracht, Zwiespalt. Zwitter« S.
37 (Rückert). Die
ursprüngliche Eins des Tao zerfällt in China zu
Yang und Yin, in
Persien zu Ormazd und Ahriman, zu ja und
nein, zu Gott und
Teufel, zur Polarität.
»Da eins das
ruhende des Absoluten darstellt, zwei aber das
unruhige zum
Ausgleich drängende Polare, so bedarf es jener
Zahl, die die
Durchsetzung des Polaren mit göttlichem Geist
symbolisiert und
damit die Wirkung der Gottheit in der Welt.
Diese bedeutsame
Zahl ist die drei« (S. 43), Ja — nein — trotzdem.
Fesselnd ist, was
Endres über das Fünfeck der Venus zu berichten
weiß. Er stützt
sich dabei auf das Buch von Dr. Martin Knapp,
Pentagramma
veneris (Basel 1934).
»Dr. Knapp las in
einem astronomischen Werke von Kepler, wie
dieser große
Astronom durch die Dreiecke, welche die oberen
Planeten Saturn
und Jupiter mit ihren Konjunktionen am Himmel
innehalten, zu
den Grundgedanken seines Mysteriums gekommen
sei. Und Dr.
Knapp versuchte nun die gleiche Operation bei der
Venus. Warum er
das tat, ist ihm selbst unbekannt. Er wählte also
die oberen
Konjunktionen der Venus in den letzten Jahren und
trug sie in einen
Jahreskreis oder eine Ekliptik ein, nach den Orten
im Tierkreis. Es
ergaben sich folgende Daten: 9. 2. 1922 — 10, <J,
1923 - 24. 4.
1925 - 21. 11. 1926 - und 1. 7. 1928.
Die Verbindung
der Daten auf dem Jahreskreis lieferte das
schönste
Pentagramm, das reguläre Fünfeck, die heilige symbo
lische Figur der Ischtar und aller jener Göttinnen, die entweder
lische Figur der Ischtar und aller jener Göttinnen, die entweder
direkt Göttinnen
des Sternes Venus sind oder Wesensbestandteile
vom Ischtarkult
erhalten haben« (S. 80).
Nun rechnet
Endres vor, daß bei genauester Berechnung das
Ischtar-Pentagramm
nicht ganz geschlossen ist, und Knapp weist
auf die
entsprechende Stelle in Goethes Faust I, wo das nicht ganz
geschlossene
Pentagramm dem Mephisto erlaubt, in das Studierzimmer
zu gelangen.
»Goethe wußte sehr viel von alter Symbolik,
und es ist daher
sachlich durchaus möglich, daß Goethe mit
diesem nicht ganz
geschlossenen Pentagramm tatsächlich das dem
synodischen
Umlauf der Venus Entsprechende hat bezeichnen
wollen« (S.
81-82).
Das Fünfeck führt
zur Zahl 72. Denn 360 = 5 X 72. Nun rückt
aber auch der
Frühlingspunkt der Sonne, der in rund 25 920 Jahren
zu je 360 Tagen
einmal den Tierkreis durchläuft, in je 72 Jahren
um einen Grad
weiter. So taucht denn auch die Zahl 72 immer
wieder auf. — Als
letzte Zahl nennt Endres 532, die Zahl des
großen
Osterzyklus, und er schließt sein vorzügliches Werk in
mutiger Bejahung:
»Der Mensch, der
dem Guten nachstrebt, der die Stimme des
Gewissens, die
Stimme Gottes in seiner Seele hört, ist ein viel
größerer Zauberer
als alle Magier und Kabbalisten der Welt
zusammengerechnet.
Denn ein solcher Mensch vermag es, den
dunklen Pfad des
Lebens, der durch Unsicherheit und Unkenntnis
fernem Ziele
zustrebt, ohne Straucheln zu gehen, erhobenen
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