ein Auszug aus Rudolf Steiner (Nachlass) AnthroWiki Dateien ... Quelle hier --->
by Aintjos Klatu: der Mensch lebt nicht vom Essen, siehe meine Ausfùhrungen der Letzten 10 Jahre (davor zwar schon lànger, aber diese dùrften reichen , der Letzten 10 Jahre on FB seit 2009, und verlinktes ausserhalb) .https://www.facebook.com/notes/aintjos-klatu/ehret-shelton-rikli-living-on-light-fastenlehre-freiwillige-pflichtlekt%C3%B9re/586782454679095/
Ernährung
Über die Ernährung hat Steiner in verschiedenen Zusammenhängen sehr ausführlich gesprochen, um den Einfluss der verschiedenen Nahrungsmittel auf Gesundheit und Krankheit, aber auch auf die okkulte Entwicklung bewusst zu machen. Später einmal wird sich der Mensch viel bewusster ernähren, als das heute der Fall ist:
"Der Mensch der Zukunft wird auf einer höheren, spirituellen Stufe
etwas haben, was das Tier auf einer niedrigen Stufe hat, wenn es über eine Weide
geht und die Pflanzen, die ihm gerade taugen, abpflückt und die anderen stehen
läßt. Ein unbewußter Instinkt, das heißt in Wirklichkeit höhere Geister, lenken das
Tier. In bewußter Weise wird der Mensch der Zukunft sich den Pflanzen nähern, die
ihm taugen; nicht wie heute, wo er nachdenkt, was die beste Substanz für seinen
Leib gibt, sondern einen lebendigen Bezug wird er haben zu jeder einzelnen Pflanze,
denn er wird wissen, daß, was die Pflanzen eingesogen haben, auch als solches in ihn
übergeht. Das Essen wird nicht eine niedrige Beschäftigung für ihn sein, sondern etwas,
was mit Seele und Geist vollbracht wird, weil er wissen wird, daß alles, was er
verzehrt, die äußere Gestalt für ein Seelisches ist. Das Gebet sollte nichts anderes
sein als eine Dokumentierung dafür, daß beim Essen ein Geistiges in den Menschen
einfließt." (Lit.: GA 105, S. 58)
Inhaltsverzeichnis
- 1 Übersicht
- 2 Die geistigen Hintergründe der Ernährung
- 3 Milch, Fleischnahrung, Vegetarismus, künftige mineralische Ernährung
- 4 Der Einfluss der Ernährung auf die Seelentätigkeit
- 5 Die Wirkung der Ernährung auf die vier Temperamente
- 6 Ernährung und okkulte Entwicklung
- 7 Ernährung und Erziehung
- 8 Siehe auch
- 9 Literatur
- 10 Weblinks
- 11 Einzelanchweise
Übersicht
Milch, die ursprünglichste Form der Ernährung, ist eine mondenhafte Nahrung und verweist zurück auf die Zeit, als die Erde (Planet) noch mit dem Mond vereinigt war. Damals, als der Mensch noch nicht die feste Erde betreten hatte, sog er die milchartige Nahrung aus der Umgebung heraus. Die milchartigen Substanzen waren wie ein allgemeines Blut der ganzen Erde, in dem die Mondenkräfte wirkten. Als dann aber in der lemurischen Zeit der Mond heraustrat, konnten die Mondkräfte nur noch konzentriert werden auf besondere Organe in den Lebewesen. Ausschließliche Milchnahrung dient gewissen orientalischen Heilern zur Erlangung von Heilkräften.Allmählich, nachdem der Mensch die feste Erde betreten hatte, trat an die Stelle der bloßen Milchnahrung eine Art von Pflanzennahrung, und zwar von den oberen Teilen der Pflanze. Was an der Pflanze oberhalb der Erde wächst, verhält sich ebenso zur Sonne wie die Milch zum Monde, ist also Sonnennahrung. Das war die zweite Art der menschlichen Ernährung. Der Widerstreit dieser beiden Ernährungsformen und der damit verbundenen Seelenverfassung bildet den Hintergrund der Geschichte von Kain und Abel.
In der atlantischen Zeit nahm man von den Pflanzen nun auch das zu sich, was nicht an der Sonne gereift war, also die unterirdischen Pflanzenteile, die Wurzeln. Und sogar rein Mineralisches setzten die Atlantier nun der Nahrung zu, das tote Salz. Das führte zu einer deutlichen Verfestigung des Menschenwesens und zu einer stärkeren Bindung an die Erdenwelt.
Noch stärker wurde die Fesselung an die irdische Welt, als die atlantischen Jäger dazu übergingen, sich von getöteten Tieren zu ernähren. Die Fleischnahrung kam auf und in den kultischen Gebräuchen wurden nun blutige Tieropfer dargebracht.
Erst in der nachatlantischen Zeit kam der Weingenuss auf, wie er etwa im Dionysoskult gepflegt wurde. Wein schneidet den Menschen vom Geistigen ab und es wurde so der Weg zum Materialismus vorbereitet, der als notwendige Stufe in der Menschheitsentwicklung durchlaufen werden musste. Mit diesen notwendigen Entwicklungsbedingungen rechnete auch der Christus, als er auf der Hochzeit zu Kana Wasser zu Wein verwandelte.
- siehe auch -> Alkohol
Die geistigen Hintergründe der Ernährung
"Nach wissenschaftlichem Standpunkt ist die Ernährung eine
Energie-Zufuhr. Die Geheimwissenschaft sagt aber: In der ganzen Natur
manifestiert sich die Dreiheit. Jedes Ding besteht aus Form, Leben und
Bewußtsein. Alles in der Natur ist belebt und durchgeistigt. Wir
entnehmen nun unsere Nahrung dem Tier- und dem Pflanzenreich. Das Tier
hat seinen physischen, ätherischen und astralischen Leib auf der
physischen Welt; das Gruppen-Ich der Tiere ist auf dem Astralplan. Wenn
das Tier tot ist, dann ist die Wirkung der tierischen Natur noch nicht
aufgehoben; denn das Prinzip wirkt nach dem Tode des Tieres weiter.
Ebenso ist es bei der Pflanze. Die Pflanze hat ihren physischen und
ihren ätherischen Leib auf der physischen Welt; ihren Astralleib in der
Astralwelt; das Ich der Pflanze ist im Devachan. Das Prinzip, das in der
Pflanze wirkt, wird auch nach der Zubereitung der Pflanze noch wirksam
sein. Denn die Nahrungswirkung erstreckt sich nicht bloß auf den
physischen und Lebensleib, sondern auch auf die andern Wesensteile des
Menschen." (Lit.: GA 266b, S. 557)
"Man denkt ja so leicht: dasjenige, was in der menschlichen Umgebung
lebt, was dem mineralischen, dem pflanzlichen, dem tierischen Reiche
angehört und dann von dem Menschen aufgenommen wird, das setze
gewissermaßen seine Vorgänge, seine äußerlich stofflichen Vorgänge, die
der Physiker, der Chemiker und so weiter untersuchen, im Menschen selber
fort. Davon kann aber gar nicht die Rede sein, sondern man muß sich
klar sein, daß innerhalb der menschlichen Hautvorgänge alles anders ist
als außerhalb derselben, daß innerhalb dieser Hautvorgänge eine ganz
andere Welt vorliegt als außerhalb. Solange man sich dessen nicht gewahr
ist, wird man immer wieder und wiederum darüber nachdenken, wie das
oder jenes, das man in der Retorte oder sonst irgendwie untersucht, sich
im menschlichen Organismus fortsetzt, und man wird den menschlichen
Organismus selber nur wie eine kompliziertere Anordnung von
Retortenvorgängen ansehen.
... alles, was in den menschlichen Organismus eindringt an Mineralischem, muß so weit metamorphosiert, umgewandelt werden, daß es wenigstens durch eine gewisse Zeit hindurch reine Wärme ist, und zwar eins mit der Wärme, die der Mensch als seine eigene Wärme über die Wärme seiner Umgebung hinaus entwickelt. Ob wir ein Salz, ob wir irgend etwas anderes Mineralisches in unserem Organismus aufnehmen, es muß die wärmeätherische Form irgendwie annehmen, und zwar annehmen, bevor es verwendet wird im menschlichen Organismus selber zu seinem Aufbau, zu seiner Gestaltung.
Wenn wir also irgendein Mineral außerhalb des menschlichen Organismus haben und uns vorstellen, dieses Mineral wandere da einfach hinein und bilde irgendeine Partie seiner Knochen, seiner Zähne und so weiter, so ist das der reine Unsinn; sondern was da in der menschlichen Gestaltung wiedererscheint, muß zunächst in die völlig flüchtig wärmeätherische Form übergegangen sein und dann zurückverwandelt werden in dasjenige, als das es dann in lebendiger Gestaltung im menschlichen Organismus auftritt.
Aber damit ist noch etwas ganz anderes verbunden; damit ist verbunden, daß zum Beispiel etwas, was feste Form hat, was sich schon im Munde in Wässeriges verwandelt, dann weiter verwandelt wird bis zum Wärmeäther hin, daß das allmählich im Menschen, indem es zunächst in die wäßrige Form übergeht, an Schwere verliert, daß es erdenfremder wird; und bis es hinaufkommt in die wärmeätherische Form, ist es völlig bereit, das Geistige, das von oben kommt, das aus den Weltenweiten kommt, in sich aufzunehmen.
Also wenn Sie sich vorstellen wollen, wie ein Mineralisches im Menschen verwendet wird, so müssen Sie sich folgendes sagen (es wird gezeichnet): Da ist das Mineralische; dieses Mineralische geht in den Menschen ein. Im Menschen wird es durch das Flüssige und so weiter bis zum Wärmeäther verwandelt; da ist es Wärmeäther. Dieser Wärmeäther hat die größte Neigung, dasjenige, was aus den Weltenweiten an Kräften hereinstrahlt und hereinströmt, in sich aufzunehmen. Er nimmt also die Kräfte des Weltenalls auf. Diese Kräfte des Weltenalls bilden sich nun als die Geistkräfte, die hier die wärmeätherisierte Erdenmaterie durchgeistigen. Und von da aus dringt dann mit Hilfe der wärmeätherisierten Erdensubstanz dasjenige erst in den Körper, was der Körper nun braucht zu seiner Gestaltung.
Also denken Sie sich, wenn wir im alten Sinne Wärme als Feuer bezeichnen, so können wir sagen: Was mineralisch vom Menschen aufgenommen wird, das wird im Menschen hinaufgetragen bis zur feurigen Natur. Die feurige Natur ist geneigt, die Einflüsse der höheren Hierarchien in sich aufzunehmen, und dieses Feuer erst strömt dann wiederum in alle menschlichen Innenregionen aus und bildet, indem es sich neuerdings verhärtet, dasjenige, was im Menschen die substantielle Grundlage der einzelnen Organe ist. Nichts, was der Mensch in sich aufnimmt, bleibt so, wie es ist; nichts bleibt irdisch. Alles verwandelt sich, namentlich aus dem mineralischen Reiche, so weit, daß es das Geistig-Kosmische in sich aufnehmen kann und mit Hilfe des Geistig-Kosmischen es erst wiederum zurückverhärtet zum Irdischen.
Nehmen Sie also aus einem Knochen irgendein Stück phosphorsauren Kalk, so ist dieser nicht etwa der phosphorsaure Kalk, den Sie draußen in der Natur finden oder den Sie im Laboratorium meinetwillen herstellen, sondern es ist der phosphorsaure Kalk, welcher entstanden ist aus dem, was äußerlich aufgenommen worden ist mit Hilfe der Kräfte, die dann, während das äußerlich Aufgenommene in den wärmeätherischen Zustand übergegangen war, eingedrungen sind und erst in die Menschenbildung eingegriffen haben.
Sehen Sie, daher braucht der Mensch im Laufe seines Lebens die verschiedensten Substanzen, um, je nachdem er nach seinem Lebensalter organisiert ist, das Leblose umwandeln zu können in Wärmeätherisches. Das Kind könnte überhaupt noch nicht Lebloses in Wärmeätherisches umwandeln; es hat noch nicht Kraft genug in seinem Organismus. Es muß die noch der menschlichen Organisation selbst so nahestehende Milch aufnehmen, um diese nun bis zum Wärmeätherischen zu bringen und seine Kräfte dazu verwenden zu können, das wirklich ausgebreitete Plastizieren, das notwendig ist während des kindlichen Alters in bezug auf die Körpergestaltung, ausführen zu können. Man sieht erst hinein in die menschliche Natur, wenn man weiß, daß alles, was von außen aufgenommen wird, gründlich umgearbeitet werden muß. Nehmen Sie daher einen äußeren Stoff und wollen Sie ihn auf seinen Wert für das Menschenleben prüfen, so können Sie das zunächst mit der gewöhnlichen Chemie gar nicht tun, weil Sie wissen müssen, wieviel Kraft der menschliche Organismus aufwenden muß, um einen äußerlich mineralischen Stoff bis zu der Flüchtigkeit des Wärmeäthers zu bringen. Kann er das nicht, dann lagert sich dieser äußere mineralische Stoff in ihm ab, wird schwerer Erdenstoff, bevor er in Wärme übergegangen ist, und durchsetzt, als dem menschlichen Organismus fremd gebliebener unorganischer Stoff, die menschlichen Gewebe.
Ein solches kann zum Beispiel eintreten, wenn der Mensch nicht imstande ist, dasjenige, was mineralisiert - es ist ja ursprünglich organisch -, aber mineralisiert als Zucker in ihm auftritt, bis zu der Flüchtigkeit des Wärmeätherischen zu bringen. Dann setzt es sich vor jenem Zustande ab im Organismus, zu dem es kommen muß, wenn der ganze Organismus beteiligt sein soll an alldem, was da in ihm ist, und es entsteht die so schlimme Zuckerruhr, Diabetes mellitus. Man muß also bei jedem Stoff ins Auge fassen, inwiefern der menschliche Organismus imstande sein kann, das Unlebendige, das entweder der Stoff schon bildet, wenn wir zum Beispiel Kochsalz essen, oder das es wird, wie beim Zucker, bis zur Wärmematerie hinzubringen, wo dann der Organismus, der auf der Erde eingewurzelt ist, seinen Anschluß findet an den geistigen Kosmos.
Jede solche Ablagerung im Menschen, die dann unverarbeitet bleibt wie diejenige, die bei Diabetes eintritt, bedeutet, daß der Mensch in sich nicht für die in ihm vorhandenen Stoffe den Anschluß an das Geistige des Kosmos findet. Das ist nur, ich möchte sagen, eine Einzelanwendung des allgemeinen Satzes, daß dasjenige, was äußerlich an den Menschen herantritt, im Inneren vom Menschen ganz durchgearbeitet werden muß. Man muß, wenn man für die Gesundheit eines Menschen sorgen will, vor allem dafür sorgen, daß nichts in den Menschen hineinkommt, was so bleibt, wie es ist, was nicht bis in das geringste Atom hinein vom menschlichen Organismus umgearbeitet werden kann. Das bezieht sich nicht nur auf Stoffe, das bezieht sich zum Beispiel auch auf Kräfte.
Die äußere Wärme, die Wärme, die wir fühlen, wenn wir die Dinge angreifen, die äußere Wärme, die die Luft hat, sie muß, wenn sie vom menschlichen Organismus aufgenommen wird, umgewandelt werden so, daß tatsächlich die Wärme selbst im Menschen, wenn ich mich so ausdrücken darf, auf einem anderen Niveau liegt als außerhalb. Wenn ich das Wärmeniveau, das die äußere Wärme hat, mit diesem bezeichne (es wird gezeichnet), so muß sie, wenn sie von uns aufgenommen wird, innerlich etwas umgewandelt werden, so daß überall in das, worinnen wir nicht sind, in der äußeren Wärme, der Organismus eingreift. Auch in jedes kleinste Wärmequantum muß der Organismus eingreifen.
Nun denken Sie sich, ich gehe durch die Kälte, und weil die Kälte zu groß ist, oder weil die Kälte in bewegter Luft oder im Luftzug flackert, bin ich nicht imstande, so schnell, wie es notwendig wäre, die Welten wärme in meine eigene Wärme zu verwandeln. Dabei komme ich in die Gefahr, von der Weltenwärme erwärmt zu werden wie ein Stück Holz oder gar wie ein Stein, die von außen erwärmt werden. Das darf nicht sein. Ich darf nicht der Gefahr ausgesetzt werden, die äußere Wärme bloß wie einen Gegenstand in mich überfließen zu lassen. Ich muß in jedem Augenblicke in der Lage sein, von den Stellen meiner Haut an sofort die Wärme zu ergreifen und zu meiner eigenen zu machen. Bin ich das nicht imstande, so tritt die Erkältung ein. Das ist der innere Vorgang der Erkältung. Die Erkältung ist eine Vergiftung durch äußere Wärme, die nicht vom Organismus in Besitz genommen worden ist.
Sie sehen, alles das, was draußen in der Welt ist, ist Gift für den Menschen, richtiges Gift, und wird erst dadurch etwas für den Menschen Brauchbares, daß der Mensch Besitz von ihm ergreift durch seine eigenen Kräfte. Denn nur vom Menschen gehen die Kräfte dann in menschlicher Weise hinauf zu den höheren Hierarchien; während sie draußen bei den elementarischen Naturwesen, bei den Elementargeistern bleiben. Beim Menschen muß diese wunderbare Umwandelung geschehen, daß die Elementargeister in der menschlichen Organisation ihre Arbeit den höheren Hierarchien übergeben können. Das kann für das Mineralische nur der Fall sein, wenn das Mineralische ganz und gar in Wärmeätherisches umgewandelt wird.
Sehen wir uns die Pflanzenwelt an. Diese Pflanzenwelt hat in der Tat etwas für den Menschen in mannigfaltiger Weise Bezauberndes, wenn er beginnt, mit dem Auge des Geistes die Pflanzendecke der Erde zu betrachten. Wir gehen hinaus auf die Wiese oder irgendwohin in den Wald. Wir graben uns meinetwillen eine Pflanze mit der Wurzel aus. Schauen wir das, was wir da ausgegraben haben, mit dem Auge des Geistes an, so haben wir eigentlich eine wunderbare zauberische Zusammenstellung. Die Wurzel erweist sich als etwas, von dem man eigentlich sagen kann: es ist ganz und gar aufgegangen in dem Irdischen. Ach, eine Pflanzenwurzel, je brutaler sie sich vor uns hinstellt, ist eigentlich etwas so furchtbar Irdisches. Denn es erinnert einen eine Pflanzenwurzel, besonders, sagen wir eine Rübenwurzel, eigentlich immer an einen satten Bankier. Ja, es ist so; es ist die Pflanzenwurzel so ungeheuer behäbig, so zufrieden mit sich. Sie hat die Salze der Erde in sich aufgenommen und fühlt sich so wohlig in diesem Gefühl, die Erde in sich aufgesogen zu haben. Es gibt eigentlich unter allem Irdischen nichts Zufriedeneres als solch eine Rübenwurzel, sie ist der Repräsentant des Wurzelhaften.
Schauen wir dagegen die Blüte an. Wir können eigentlich nicht anders, wenn wir ihr gegenüberstehen mit dem Auge des Geistes, als sie zu empfinden wie unsere eigene Seele, wenn diese die zartesten Wünsche hegt. Sehen Sie sich nur einmal so eine richtige Frühlingsblüte an; sie ist ja im Grunde genommen ein Wunschhauch; sie ist die Verkörperung einer Sehnsucht. Und es gießt sich eigentlich, wenn wir dazu zarten Seelensinn genug haben, über die Blütenwelt, die uns umgibt, etwas Wunderbares aus.
Wir sehen im Frühling das Veilchen oder meinetwillen den Märzbecher oder das Maiglöcklein oder manches gelbblühende Pflänzchen, und wir werden ergriffen davon, so wie wenn uns alle diese frühlingsblühenden Pflanzen sagen wollten: Ach, Mensch, wie rein und unschuldig kannst du eigentlich deine Wünsche nach dem Geistigen hin richten. - Die geistige Wunschnatur, ich möchte sagen, die in Frömmigkeit getauchte Wunschnatur sprießt und sproßt aus jeder Frühlingsblüte. Wenn dann die späteren Blüten kommen - nehmen wir gleich das Extrem, nehmen wir die Herbstzeitlose -, ja, kann man denn mit Seelensinn die Herbstzeitlose anschauen, ohne ein leises Schamgefühl zu haben? Mahnt sie uns denn nicht daran, daß unsere Wünsche unrein werden können, daß unsere Wünsche durchzogen werden können von den mannigfaltigsten Unlauterkeiten? Man möchte sagen, die Herbstzeitlosen sprechen von allen Seiten so zu uns, als wenn sie uns fortwährend zuraunen wollten: Schaue auf deine Wunschwelt hin, o Mensch, wie leicht du ein Sünder werden kannst.
Und so ist eigentlich die Pflanzenwelt der äußere Naturspiegel des menschlichen Gewissens. Man kann sich nichts Poetischeres denken, als diese im Inneren wie aus einem Punkt herauskommende Gewissensstimme verteilt zu denken auf die mannigfaltigsten Pflanzenblütenfor-men, die uns die Jahreszeiten hindurch so zur Seele reden, in der mannigfaltigsten Weise zur Seele reden. Die Pflanzenwelt ist der ausgebreitete Spiegel des Gewissens, wenn wir nur die Pflanzenwelt in der richtigen Weise anzusehen wissen. Wenn wir dies ins Auge fassen, dann wird es uns besonders wichtig werden, auf die Pflanzenblüte hinzuschauen, zu vergleichen, wie die Blüte eigentlich die Sehnsucht ist nach den Lichtweiten des Weltenalls, wie die Blüte förmlich hinaufwächst, um die Wünsche der Erde den Lichtweiten des Weltenalls entgegenzuströmen, und wie auf der anderen Seite die behäbige Wurzel die Pflanze erdengefesselt macht; wie die Wurzel es ist, welche fortdauernd der Pflanze abringt ihr Himmelswünschen und es in Erdenbehaglichkeit umgestalten will.
Wir lernen begreifen, warum das so ist, wenn wir in der Evolutionsgeschichte der Erde darauf kommen, daß dasjenige, was in der Wurzel der Pflanze vorliegt, immer veranlagt worden ist in der Zeit, als der Mond noch bei der Erde war. In der Zeit, als der Mond noch bei der Erde war, wirkten die im Monde verankerten Kräfte innerhalb des Erdenkörpers so stark, daß sie die Pflanzen fast nur zur Wurzel werden ließen. Als der Mond noch bei der Erde war und die Erde noch eine ganz andere Substanz hatte, da breitete sich mächtig nach dem Unteren hin das Wurzelhafte aus. Und man kann dies so darstellen, daß man sagt, nach unten hin breitete sich das Pflanzen-Wurzelhafte mächtig aus, und nach oben guckten die Pflanzen nur heraus in das Weltenall (Tafel VII links, blau). Ich möchte sagen, wie feine Härchen trieben die Pflanzen ihre Triebe nach dem Weltenall hinaus. So daß man das Gefühl hat: während der Mond noch bei der Erde ist, fesselt dieser Mond, fesseln diese Mondenkräfte, die im Erdenkörper selber enthalten sind, das Pflanzliche an das Irdische. Und dasjenige, was dazumal sich in das Pflanzliche hineinversetzt hat, das bleibt dann in der Anlage im Wurzelhaften weiter.
... alles, was in den menschlichen Organismus eindringt an Mineralischem, muß so weit metamorphosiert, umgewandelt werden, daß es wenigstens durch eine gewisse Zeit hindurch reine Wärme ist, und zwar eins mit der Wärme, die der Mensch als seine eigene Wärme über die Wärme seiner Umgebung hinaus entwickelt. Ob wir ein Salz, ob wir irgend etwas anderes Mineralisches in unserem Organismus aufnehmen, es muß die wärmeätherische Form irgendwie annehmen, und zwar annehmen, bevor es verwendet wird im menschlichen Organismus selber zu seinem Aufbau, zu seiner Gestaltung.
Wenn wir also irgendein Mineral außerhalb des menschlichen Organismus haben und uns vorstellen, dieses Mineral wandere da einfach hinein und bilde irgendeine Partie seiner Knochen, seiner Zähne und so weiter, so ist das der reine Unsinn; sondern was da in der menschlichen Gestaltung wiedererscheint, muß zunächst in die völlig flüchtig wärmeätherische Form übergegangen sein und dann zurückverwandelt werden in dasjenige, als das es dann in lebendiger Gestaltung im menschlichen Organismus auftritt.
Aber damit ist noch etwas ganz anderes verbunden; damit ist verbunden, daß zum Beispiel etwas, was feste Form hat, was sich schon im Munde in Wässeriges verwandelt, dann weiter verwandelt wird bis zum Wärmeäther hin, daß das allmählich im Menschen, indem es zunächst in die wäßrige Form übergeht, an Schwere verliert, daß es erdenfremder wird; und bis es hinaufkommt in die wärmeätherische Form, ist es völlig bereit, das Geistige, das von oben kommt, das aus den Weltenweiten kommt, in sich aufzunehmen.
Also wenn Sie sich vorstellen wollen, wie ein Mineralisches im Menschen verwendet wird, so müssen Sie sich folgendes sagen (es wird gezeichnet): Da ist das Mineralische; dieses Mineralische geht in den Menschen ein. Im Menschen wird es durch das Flüssige und so weiter bis zum Wärmeäther verwandelt; da ist es Wärmeäther. Dieser Wärmeäther hat die größte Neigung, dasjenige, was aus den Weltenweiten an Kräften hereinstrahlt und hereinströmt, in sich aufzunehmen. Er nimmt also die Kräfte des Weltenalls auf. Diese Kräfte des Weltenalls bilden sich nun als die Geistkräfte, die hier die wärmeätherisierte Erdenmaterie durchgeistigen. Und von da aus dringt dann mit Hilfe der wärmeätherisierten Erdensubstanz dasjenige erst in den Körper, was der Körper nun braucht zu seiner Gestaltung.
Also denken Sie sich, wenn wir im alten Sinne Wärme als Feuer bezeichnen, so können wir sagen: Was mineralisch vom Menschen aufgenommen wird, das wird im Menschen hinaufgetragen bis zur feurigen Natur. Die feurige Natur ist geneigt, die Einflüsse der höheren Hierarchien in sich aufzunehmen, und dieses Feuer erst strömt dann wiederum in alle menschlichen Innenregionen aus und bildet, indem es sich neuerdings verhärtet, dasjenige, was im Menschen die substantielle Grundlage der einzelnen Organe ist. Nichts, was der Mensch in sich aufnimmt, bleibt so, wie es ist; nichts bleibt irdisch. Alles verwandelt sich, namentlich aus dem mineralischen Reiche, so weit, daß es das Geistig-Kosmische in sich aufnehmen kann und mit Hilfe des Geistig-Kosmischen es erst wiederum zurückverhärtet zum Irdischen.
Nehmen Sie also aus einem Knochen irgendein Stück phosphorsauren Kalk, so ist dieser nicht etwa der phosphorsaure Kalk, den Sie draußen in der Natur finden oder den Sie im Laboratorium meinetwillen herstellen, sondern es ist der phosphorsaure Kalk, welcher entstanden ist aus dem, was äußerlich aufgenommen worden ist mit Hilfe der Kräfte, die dann, während das äußerlich Aufgenommene in den wärmeätherischen Zustand übergegangen war, eingedrungen sind und erst in die Menschenbildung eingegriffen haben.
Sehen Sie, daher braucht der Mensch im Laufe seines Lebens die verschiedensten Substanzen, um, je nachdem er nach seinem Lebensalter organisiert ist, das Leblose umwandeln zu können in Wärmeätherisches. Das Kind könnte überhaupt noch nicht Lebloses in Wärmeätherisches umwandeln; es hat noch nicht Kraft genug in seinem Organismus. Es muß die noch der menschlichen Organisation selbst so nahestehende Milch aufnehmen, um diese nun bis zum Wärmeätherischen zu bringen und seine Kräfte dazu verwenden zu können, das wirklich ausgebreitete Plastizieren, das notwendig ist während des kindlichen Alters in bezug auf die Körpergestaltung, ausführen zu können. Man sieht erst hinein in die menschliche Natur, wenn man weiß, daß alles, was von außen aufgenommen wird, gründlich umgearbeitet werden muß. Nehmen Sie daher einen äußeren Stoff und wollen Sie ihn auf seinen Wert für das Menschenleben prüfen, so können Sie das zunächst mit der gewöhnlichen Chemie gar nicht tun, weil Sie wissen müssen, wieviel Kraft der menschliche Organismus aufwenden muß, um einen äußerlich mineralischen Stoff bis zu der Flüchtigkeit des Wärmeäthers zu bringen. Kann er das nicht, dann lagert sich dieser äußere mineralische Stoff in ihm ab, wird schwerer Erdenstoff, bevor er in Wärme übergegangen ist, und durchsetzt, als dem menschlichen Organismus fremd gebliebener unorganischer Stoff, die menschlichen Gewebe.
Ein solches kann zum Beispiel eintreten, wenn der Mensch nicht imstande ist, dasjenige, was mineralisiert - es ist ja ursprünglich organisch -, aber mineralisiert als Zucker in ihm auftritt, bis zu der Flüchtigkeit des Wärmeätherischen zu bringen. Dann setzt es sich vor jenem Zustande ab im Organismus, zu dem es kommen muß, wenn der ganze Organismus beteiligt sein soll an alldem, was da in ihm ist, und es entsteht die so schlimme Zuckerruhr, Diabetes mellitus. Man muß also bei jedem Stoff ins Auge fassen, inwiefern der menschliche Organismus imstande sein kann, das Unlebendige, das entweder der Stoff schon bildet, wenn wir zum Beispiel Kochsalz essen, oder das es wird, wie beim Zucker, bis zur Wärmematerie hinzubringen, wo dann der Organismus, der auf der Erde eingewurzelt ist, seinen Anschluß findet an den geistigen Kosmos.
Jede solche Ablagerung im Menschen, die dann unverarbeitet bleibt wie diejenige, die bei Diabetes eintritt, bedeutet, daß der Mensch in sich nicht für die in ihm vorhandenen Stoffe den Anschluß an das Geistige des Kosmos findet. Das ist nur, ich möchte sagen, eine Einzelanwendung des allgemeinen Satzes, daß dasjenige, was äußerlich an den Menschen herantritt, im Inneren vom Menschen ganz durchgearbeitet werden muß. Man muß, wenn man für die Gesundheit eines Menschen sorgen will, vor allem dafür sorgen, daß nichts in den Menschen hineinkommt, was so bleibt, wie es ist, was nicht bis in das geringste Atom hinein vom menschlichen Organismus umgearbeitet werden kann. Das bezieht sich nicht nur auf Stoffe, das bezieht sich zum Beispiel auch auf Kräfte.
Die äußere Wärme, die Wärme, die wir fühlen, wenn wir die Dinge angreifen, die äußere Wärme, die die Luft hat, sie muß, wenn sie vom menschlichen Organismus aufgenommen wird, umgewandelt werden so, daß tatsächlich die Wärme selbst im Menschen, wenn ich mich so ausdrücken darf, auf einem anderen Niveau liegt als außerhalb. Wenn ich das Wärmeniveau, das die äußere Wärme hat, mit diesem bezeichne (es wird gezeichnet), so muß sie, wenn sie von uns aufgenommen wird, innerlich etwas umgewandelt werden, so daß überall in das, worinnen wir nicht sind, in der äußeren Wärme, der Organismus eingreift. Auch in jedes kleinste Wärmequantum muß der Organismus eingreifen.
Nun denken Sie sich, ich gehe durch die Kälte, und weil die Kälte zu groß ist, oder weil die Kälte in bewegter Luft oder im Luftzug flackert, bin ich nicht imstande, so schnell, wie es notwendig wäre, die Welten wärme in meine eigene Wärme zu verwandeln. Dabei komme ich in die Gefahr, von der Weltenwärme erwärmt zu werden wie ein Stück Holz oder gar wie ein Stein, die von außen erwärmt werden. Das darf nicht sein. Ich darf nicht der Gefahr ausgesetzt werden, die äußere Wärme bloß wie einen Gegenstand in mich überfließen zu lassen. Ich muß in jedem Augenblicke in der Lage sein, von den Stellen meiner Haut an sofort die Wärme zu ergreifen und zu meiner eigenen zu machen. Bin ich das nicht imstande, so tritt die Erkältung ein. Das ist der innere Vorgang der Erkältung. Die Erkältung ist eine Vergiftung durch äußere Wärme, die nicht vom Organismus in Besitz genommen worden ist.
Sie sehen, alles das, was draußen in der Welt ist, ist Gift für den Menschen, richtiges Gift, und wird erst dadurch etwas für den Menschen Brauchbares, daß der Mensch Besitz von ihm ergreift durch seine eigenen Kräfte. Denn nur vom Menschen gehen die Kräfte dann in menschlicher Weise hinauf zu den höheren Hierarchien; während sie draußen bei den elementarischen Naturwesen, bei den Elementargeistern bleiben. Beim Menschen muß diese wunderbare Umwandelung geschehen, daß die Elementargeister in der menschlichen Organisation ihre Arbeit den höheren Hierarchien übergeben können. Das kann für das Mineralische nur der Fall sein, wenn das Mineralische ganz und gar in Wärmeätherisches umgewandelt wird.
Sehen wir uns die Pflanzenwelt an. Diese Pflanzenwelt hat in der Tat etwas für den Menschen in mannigfaltiger Weise Bezauberndes, wenn er beginnt, mit dem Auge des Geistes die Pflanzendecke der Erde zu betrachten. Wir gehen hinaus auf die Wiese oder irgendwohin in den Wald. Wir graben uns meinetwillen eine Pflanze mit der Wurzel aus. Schauen wir das, was wir da ausgegraben haben, mit dem Auge des Geistes an, so haben wir eigentlich eine wunderbare zauberische Zusammenstellung. Die Wurzel erweist sich als etwas, von dem man eigentlich sagen kann: es ist ganz und gar aufgegangen in dem Irdischen. Ach, eine Pflanzenwurzel, je brutaler sie sich vor uns hinstellt, ist eigentlich etwas so furchtbar Irdisches. Denn es erinnert einen eine Pflanzenwurzel, besonders, sagen wir eine Rübenwurzel, eigentlich immer an einen satten Bankier. Ja, es ist so; es ist die Pflanzenwurzel so ungeheuer behäbig, so zufrieden mit sich. Sie hat die Salze der Erde in sich aufgenommen und fühlt sich so wohlig in diesem Gefühl, die Erde in sich aufgesogen zu haben. Es gibt eigentlich unter allem Irdischen nichts Zufriedeneres als solch eine Rübenwurzel, sie ist der Repräsentant des Wurzelhaften.
Schauen wir dagegen die Blüte an. Wir können eigentlich nicht anders, wenn wir ihr gegenüberstehen mit dem Auge des Geistes, als sie zu empfinden wie unsere eigene Seele, wenn diese die zartesten Wünsche hegt. Sehen Sie sich nur einmal so eine richtige Frühlingsblüte an; sie ist ja im Grunde genommen ein Wunschhauch; sie ist die Verkörperung einer Sehnsucht. Und es gießt sich eigentlich, wenn wir dazu zarten Seelensinn genug haben, über die Blütenwelt, die uns umgibt, etwas Wunderbares aus.
Wir sehen im Frühling das Veilchen oder meinetwillen den Märzbecher oder das Maiglöcklein oder manches gelbblühende Pflänzchen, und wir werden ergriffen davon, so wie wenn uns alle diese frühlingsblühenden Pflanzen sagen wollten: Ach, Mensch, wie rein und unschuldig kannst du eigentlich deine Wünsche nach dem Geistigen hin richten. - Die geistige Wunschnatur, ich möchte sagen, die in Frömmigkeit getauchte Wunschnatur sprießt und sproßt aus jeder Frühlingsblüte. Wenn dann die späteren Blüten kommen - nehmen wir gleich das Extrem, nehmen wir die Herbstzeitlose -, ja, kann man denn mit Seelensinn die Herbstzeitlose anschauen, ohne ein leises Schamgefühl zu haben? Mahnt sie uns denn nicht daran, daß unsere Wünsche unrein werden können, daß unsere Wünsche durchzogen werden können von den mannigfaltigsten Unlauterkeiten? Man möchte sagen, die Herbstzeitlosen sprechen von allen Seiten so zu uns, als wenn sie uns fortwährend zuraunen wollten: Schaue auf deine Wunschwelt hin, o Mensch, wie leicht du ein Sünder werden kannst.
Und so ist eigentlich die Pflanzenwelt der äußere Naturspiegel des menschlichen Gewissens. Man kann sich nichts Poetischeres denken, als diese im Inneren wie aus einem Punkt herauskommende Gewissensstimme verteilt zu denken auf die mannigfaltigsten Pflanzenblütenfor-men, die uns die Jahreszeiten hindurch so zur Seele reden, in der mannigfaltigsten Weise zur Seele reden. Die Pflanzenwelt ist der ausgebreitete Spiegel des Gewissens, wenn wir nur die Pflanzenwelt in der richtigen Weise anzusehen wissen. Wenn wir dies ins Auge fassen, dann wird es uns besonders wichtig werden, auf die Pflanzenblüte hinzuschauen, zu vergleichen, wie die Blüte eigentlich die Sehnsucht ist nach den Lichtweiten des Weltenalls, wie die Blüte förmlich hinaufwächst, um die Wünsche der Erde den Lichtweiten des Weltenalls entgegenzuströmen, und wie auf der anderen Seite die behäbige Wurzel die Pflanze erdengefesselt macht; wie die Wurzel es ist, welche fortdauernd der Pflanze abringt ihr Himmelswünschen und es in Erdenbehaglichkeit umgestalten will.
Wir lernen begreifen, warum das so ist, wenn wir in der Evolutionsgeschichte der Erde darauf kommen, daß dasjenige, was in der Wurzel der Pflanze vorliegt, immer veranlagt worden ist in der Zeit, als der Mond noch bei der Erde war. In der Zeit, als der Mond noch bei der Erde war, wirkten die im Monde verankerten Kräfte innerhalb des Erdenkörpers so stark, daß sie die Pflanzen fast nur zur Wurzel werden ließen. Als der Mond noch bei der Erde war und die Erde noch eine ganz andere Substanz hatte, da breitete sich mächtig nach dem Unteren hin das Wurzelhafte aus. Und man kann dies so darstellen, daß man sagt, nach unten hin breitete sich das Pflanzen-Wurzelhafte mächtig aus, und nach oben guckten die Pflanzen nur heraus in das Weltenall (Tafel VII links, blau). Ich möchte sagen, wie feine Härchen trieben die Pflanzen ihre Triebe nach dem Weltenall hinaus. So daß man das Gefühl hat: während der Mond noch bei der Erde ist, fesselt dieser Mond, fesseln diese Mondenkräfte, die im Erdenkörper selber enthalten sind, das Pflanzliche an das Irdische. Und dasjenige, was dazumal sich in das Pflanzliche hineinversetzt hat, das bleibt dann in der Anlage im Wurzelhaften weiter.
Aber wir müssen dabei doch ins Auge fassen, wie alles, was irdisch ist, in dem Geiste urständet. Während der alten Saturnzeit - nehmen Sie nur die Beschreibung, die ich in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» gegeben habe - war die Erde völlig geistig, lebte nur im wärmeätherischen Elemente, war ganz geistig. Aus dem Geistigen heraus hat sich ja erst das Irdische gebildet.
Nun schauen wir uns die Pflanze an. Sie trägt in ihrer Gestalt die lebendige Erinnerung an die Evolution mit sich. Sie trägt in ihrem Wurzelhaften mit sich das Erdigwerden, das Physisch-Stofflichwerden. Schauen wir die Pflanzenwurzel an, so finden wir des weiteren, daß sie uns sagt, sie ist nur möglich geworden dadurch, daß sich aus dem Geistigen heraus das Irdisch-Stoffliche entwickelt hat. Kaum ist aber die Erde entlastet vom Mondenhaften, da strebt die Pflanze wiederum zurück zu den Lichtweiten.
Wenn man nun das Pflanzliche als Nahrung genießt, dann gibt man der Pflanze Gelegenheit, das, was sie außen in der Natur schon begonnen hat, richtig fortzusetzen, zurückzustreben nicht nur zu den Lichtweiten des Kosmos, sondern zu den Geistweiten des Kosmos. Daher kommt es, daß wir das Pflanzliche, wie ich gestern gesagt habe, bis zum Luftartigen, bis zum Gasigen treiben müssen, damit das Pflanzliche seiner Sehnsucht nach den Lichtes-Geistesweiten folgen kann.
Ich gehe hinaus auf die Wiese. Ich schaue es der Blumenblüte, der Pflanzenblüte ab, wie sie nach dem Lichte strebt. Der Mensch genießt die Pflanze. Er hat in sich eine ganz andere Welt als draußen in der Umgebung. Er kann das, was die Pflanze draußen als Sehnsucht in der Blüte ausdrückt, in sich zur Erfüllung bringen. Wir sehen die in der Natur ausgebreitete Sehnsuchtswelt der Pflanzen. Wir genießen die Pflanzen. Wir treiben diese Sehnsucht der geistigen Welt in uns entgegen. Wir müssen dazu die Pflanzen ins Luftreich erheben, damit sie im leichteren Luftreiche die Möglichkeit haben, dem Geistigen entgegenzustreben.
Da macht die Pflanze einen sonderbaren Prozeß durch. Da geschieht, wenn der Mensch das Pflanzliche genießt, das Folgende: Wenn wir hier schematisch das Wurzelhafte haben (Tafel VII, Mitte rechts), dann dasjenige, was durch das Blatt zur Blüte strebt, dann haben wir bei diesem Luftartigwerden des Pflanzlichen innerlich ein völliges Umstülpen des Pflanzenwesens zu durchleben. Die Wurzel, die eben dadurch, daß sie in der Erde lebt, erdengefesselt ist, sie strebt hinauf; sie strebt am mächtigsten hinauf nach dem Geistigen und läßt das Blütenstreben hinter sich zurück. Es ist tatsächlich so, wie wenn Sie das Pflanzliche sich vorstellen würden in dieser Weise nach unten entfaltet, und Sie das Untere hier innen durchstecken könnten, so daß das Obere unten und das Untere oben wird [umgekehrtes Taschentuch]. Die Pflanze stülpt sich vollständig um. In sich selber gestaltet sie sich so, daß das Untere oben und das Obere unten ist. Was schon bis zur Blüte gediehen ist, das hat sozusagen im materiellen Streben das Licht genossen, hat die Materie bis zum Licht hinaufgebracht. Dadurch muß es zur Strafe das erleiden, daß es jetzt auch unten bleiben muß. Die Wurzel ist der Sklave des Irdischen gewesen; aber, das sehen Sie schon aus Goethes Pflanzenmetamorphosenlehre, sie trägt zugleich die gesamte Pflanzennatur in sich. Sie strebt nach aufwärts.
Ja, wenn der Mensch einmal ein hartnäckiger Sünder ist, dann will er es auch bleiben. Die Wurzel der Pflanze, die, solange sie erdengefesselt ist, auf einen den Eindruck eines satten Bankiers macht, wird sofort, wenn der Mensch sie ißt, umgewandelt und strebt nach oben, während dasjenige, was die Materie ins Licht gebracht hat, die Blüte, unten bleiben muß. So daß wir an dem, was in der Pflanze wurzelhaft ist, etwas haben, was, wenn es genossen wird, eigentlich durch seine eigene Wesenheit nach dem Kopfe des Menschen hinstrebt, während dasjenige, was gegen die Blüte zu liegt, in den unteren Regionen bleibt; das kommt im Gesamtstoffwechsel nicht bis zur Kopfbildung hinauf.
Und so haben wir das merkwürdige, wunderbare Schauspiel, daß, wenn der Mensch das Pflanzliche genießt - er braucht natürlich nicht die ganze Pflanze zu genießen, denn jedes einzelne Stück der Pflanze enthält die ganze Pflanze; wie gesagt, sehen Sie sich da Goethes Metamorphosenlehre an -, wenn der Mensch die Pflanze genießt, verwandelt sie sich in ihm in Luft, in eine Luft, die von oben nach unten pflanzlich weiterschreitet, die von oben nach unten gewissermaßen blüht.
In Zeiten, in denen man solche Dinge durch das alte instinktive Hellsehen gewußt hat, hat man die Pflanzen nach ihrer äußeren Beschaffenheit darauf angesehen, ob sie so sind, daß sie für den Kopf des Menschen etwas sein können, ob sie stark schon in der Wurzel angezeigt haben, daß sie Sehnsucht haben nach dem Geistigen. Dann wird dasjenige, was wir von ihnen genießen, sich den Kopf des Menschen gewissermaßen bei der vollen Verdauung aufsuchen und bis in den Kopf dringen, um da hinaufzustreben nach dem geistigen Kosmos und mit dem die nötige Verbindung eingehen.
Bei Pflanzen, bei denen schon ein starkes Durchdrungensein mit Astralischem, wie zum Beispiel bei den Hülsenfrüchten, da ist, da wird selbst die Frucht in den unteren Regionen bleiben, nicht hinauf wollen bis zum Kopfe, dadurch aber den Schlaf dumpf und damit den Kopf, wenn der Mensch erwacht, dumpf machen. Die Pythagoreer wollten reine Denker bleiben, nicht die Verdauung zu Hilfe nehmen bei der Kopffunktion; daher haben sie die Bohnen verboten.
In dieser Weise kann man aus dem, was da ist in der Natur, die Beziehung zum Menschlichen und zu dem, was im Menschen geschieht, ahnen. Man weiß eigentlich, wenn man geistige Initiationswissenschaft hat, gar nicht, wie die materialistische Wissenschaft zurechtkommt bei der menschlichen Verdauung - gewiß, bei der Kuhverdauung ist es anders, davon werden wir auch noch sprechen - damit, daß sie meint, das Pflanzliche wird einfach aufgenommen. Es wird nicht aufgenommen bloß, es wird total vergeistigt. Es wird in sich selber so gestaltet, daß das Unterste sich zum Obersten und das Oberste sich zum Untersten kehrt. Man kann sich keine größere Umbildung denken. Und der Mensch wird sofort krank, wenn er auch nur das kleinste Quantum einer Pflanze genießt, bei der nicht das Unterste zuoberst und das Oberste zuunterst gekehrt wird. Daraus aber ersehen Sie, daß der Mensch nichts in sich trägt, was nicht der Geist macht, denn dasjenige, was der Mensch stofflich aufnimmt, dem muß er erst eine Form geben, so daß der Geist seinen Einfluß darauf haben kann.
Wenn wir ans Tierische herangehen, dann müssen wir uns klar sein, daß das Tierische selbst zunächst die Verdauung hat, daß das Tierische aufnimmt zunächst das Pflanzliche. Sehen wir auf die Pflanzenfresser. Das Tierische nimmt das Pflanzliche in sich auf. Das ist wiederum ein sehr komplizierter Vorgang, denn indem das Tier das Pflanzliche in sich aufnimmt, kann ja das Tier keine menschliche Gestalt dem Pflanzlichen entgegensetzen. Daher kann sich im Tiere das Pflanzliche nicht von unten nach oben und von oben nach unten kehren. Das Tier hat seine Wirbelsäule parallel der Erdoberfläche. Dadurch wird dasjenige, was da geschehen will beim Verdauen, im Tiere ganz in Unordnung gebracht. (Tafel VII, rechts.) Da will das Untere nach oben, und es will das Obere nach unten, und die Sache staut sich, staut sich in sich selber, so daß die tierische Verdauung etwas wesentlich anderes ist als die menschliche Verdauung. Bei der tierischen Verdauung staut sich dasjenige, was in der Pflanze lebt. Die Folge davon ist, daß beim Tier dem Pflanzenwesen das Versprechen gegeben wird: du darfst deiner Sehnsucht nach den Weltenweiten genügen - aber es wird ihm das Versprechen nicht gehalten. Die Pflanze wird wiederum zurück zur Erde geworfen.
Dadurch aber, daß im tierischen Organismus die Pflanze zurück zur Erde geworfen wird, dringen sofort in die Pflanze, statt daß wie beim Menschen, wenn die Umkehr stattfindet, von oben die Weltengeister mit ihren Kräften eindringen, beim Tier gewisse Elementargeister ein. Und diese Elementargeister, die sind Angstgeister, Angstträger. So daß für die geistige Anschauung dieses Merkwürdige zu verfolgen ist: Das Tier selbst genießt die Nahrung, genießt sie in innerer Behaglichkeit; und während der Strom der Nahrung nach der einen Seite geht, geht ein Angststrom von Angst-Elementargeistern nach der anderen Seite. Fortwährend strömt in der Richtung der Verdauung durch den Verdauungskanal des Tieres das Wohlbehagen der Nahrungsaufnahme, und entgegengesetzt der Verdauung strömt eine furchtbare Strömung von Angst-Elementargeistigem. Das ist auch dasjenige, was die Tiere zurücklassen, wenn sie sterben. Indem die Tiere, die also nicht denjenigen Ordnungen angehören, die ich in anderer Weise schon beschrieben habe, aber auch solche, die zum Beispiel den vierfüßigen Säugetieren angehören, indem diese Tiere sterben, stirbt immer, man könnte eigentlich sagen, lebt auf in ihrem Sterben ein Wesen, das ganz aus Ängstlichkeit zusammengesetzt ist. Mit dem Tier stirbt Angst, das heißt, lebt Angst auf. Bei Raubtieren ist es so, daß sie schon diese Angst mitgenießen. Das Raubtier, das seine Beute zerreißt, genießt mit Wohlbehagen das Fleisch. Und diesem Wohlgefallen am Fleischgenusse strömt entgegen die Angst, die Furcht, die das pflanzenfressende Tier erst beim Tode von sich gibt, die das Raubtier bereits ausströmt während seines Lebens. Daher sind solche Tiere, wie Löwen, Tiger, in ihrem astralischen Leibe von Angst durchsetzt, die sie zunächst nicht spüren während ihres Lebens, die aber nach ihrem Tode diese Tiere, weil es eben entgegengesetzt dem Wohlbehagen geht, zurücktreiben; so daß die fleischfressenden Tiere sogar noch ein Nachleben haben in ihrer Gruppenseele, ein Nachleben, das ein viel furchtbareres Kamaloka darstellt, könnte man sagen, als es die Menschen jemals durchleben können, einfach dadurch, daß die Raubtiere diese Natur haben, die sie schon einmal haben.
Natürlich müssen Sie sich bei solchen Dingen vorstellen, daß das ja in einem anderen Bewußtsein erlebt wird. Also wenn Sie gleich wiederum materialistisch werden und nun anfangen zu denken, was das Raubtier erleben muß, indem Sie sich an seine Stelle versetzen, und jetzt sich denken: Wie muß solch ein Kamaloka für mich sein? - und dann anfangen, das Raubtier danach zu beurteilen, wie für Sie solch ein Kamaloka sein könnte, dann sind Sie natürlich materialistisch, eigentlich animalistisch; dann versetzen Sie sich in die tierische Natur. Natürlich, man muß diese Dinge verstehen, wenn man die Welt verstehen will, aber man darf nicht sozusagen in diese Dinge sich hineinversetzen, wie sich der Materialist für die ganze Welt in die leblose Materie hineinversetzt.
Hier beginnt ein Kapitel, über das ich ja nicht anders als seelisch spreche, denn Anthroposophie soll niemals agitatorisch auftreten, nicht für das eine und nicht für das andere eintreten, sondern nur eben die Wahrheit hinstellen. Was der Mensch dann für seine Lebensart für Konsequenzen zieht, das ist seine Sache, denn Anthroposophie gibt keine Vorschriften, sondern spricht die Wahrheiten aus. Daher werde ich niemals für die Fanatiker selber nun gewissermaßen Gebote aufstellen, die da folgen aus dem, was ein Tier gestaltet aus der Pflanzennahrung. Ich werde also von diesem Gesichtspunkte aus nicht in gebothafter Weise über Vegetarismus, Fleischessen und dergleichen sprechen, denn diese Dinge müssen schon durchaus in die Sphäre des eigenen Erwägens gelegt werden und haben eigentlich nur einen Wert, wenn sie in die Sphäre des eigenen Erlebens gelegt werden. Ich erwähne das, damit eben nicht die Meinung entsteht, Anthroposophie bedeute, für diese oder jene Ernährungsweise und dergleichen einzutreten, während sie in der Tat nur jede Art von Ernährungsweise begreiflich macht.
Dasjenige aber, was ich eben zeigen wollte, war, daß wir das Mineralische bis zum Wärmeätherischen treiben müssen, damit es das Geistige aufnehmen kann; dann wird vom Mineralischen aus, nach Aufnahme des Geistigen, der Mensch aufgebaut. Wenn der Mensch noch ganz jung ist, sagte ich, so hat er noch nicht die Kraft, das ganz Mineralische zum Wärmeätherischen zu treiben. Es wird ihm vorgearbeitet, indem er die Milch in sich aufzunehmen hat, in der schon eine Verwandlung geschehen ist, wodurch dann dasjenige, was in Wärmeätherisches verwandelt werden muß, leichter verwandelt werden kann, so daß beim Kinde die genossene Milch mit ihren Kräften sich rasch nach dem Haupte ergießt und vom Haupte aus die formbildenden Impulse entwickeln kann, wie sie beim Kinde notwendig sind. Denn die ganze Organisation des Kindes geht vom Haupte aus.
Wenn der Mensch sich diese formbildenden Kräfte in einem späteren Alter erhalten will, so tut er nicht gut, das durch den Milchgenuß zu befördern; denn dasjenige, was beim Kinde nach dem Haupte geht und durch die bis zum Zahnwechsel vorhandenen Kräfte des Hauptes in der Lage ist, gestaltend auszustrahlen in den ganzen Körper, das ist beim späteren, beim älteren Menschen nicht mehr vorhanden. Da muß dann der ganze übrige Organismus die gestaltenden Kräfte ausstrahlen. Und diese gestaltenden Kräfte für den übrigen Organismus, die können ganz besonders dadurch in ihrer Impulsivität gefördert werden, daß man irgend etwas nimmt, was anders wirkt als der Kopf.
Sehen Sie, der Kopf ist ringsherum geschlossen. In diesem Kopfe sind die kindlichen Impulse für die Gestaltung des Körpers. Im übrigen Körper, da haben wir Knochen innen, die gestaltenden Kräfte sind außen. (Tafel VII, links, gelb/weiß.) Da muß dasjenige, was die gestaltenden Kräfte sind, von außen angeregt werden. Wenn wir in den Menschen Milch hineinbringen, so werden diese gestaltenden Kräfte im Kopf angeregt, solange wir Kind sind. Wenn wir nicht mehr Kind sind, sind sie nicht mehr da. Was sollen wir denn da eigentlich dann tun, damit wir diese gestaltenden Kräfte mehr von außen anregen können?
Da wäre offenbar gut, wenn man in der Lage wäre, das, was da der Kopf tut, indem er von der Schädeldecke eingeschlossen ist, was er da ganz im Inneren drinnen tut, wenn man das in der äußeren Form haben könnte; wenn irgendwo von außen das gemacht würde, was der Kopf da im Inneren tut. Die Kräfte, die da drinnen sind, die sind für den Milchgenuß gut; wenn da die Milch in ihrer ätherischen Verwandlung drinnen ist, dann gibt sie eine gute Grundlage ab für diese Entwickelung der Kopfkräfte. Wir müßten zum Beispiel so etwas haben wie die Milch, was aber nicht im Inneren des Menschen fabriziert wird, sondern von außen fabriziert wird.
Da gibt es in der Natur etwas, was ein Kopf ist ohne die Schädeldecke, wo also von außen dieselben Kräfte wirken, die im Kopfe drinnen wirken, wo sie die Milch brauchen, sogar die Milch wieder erzeugen; denn das Kind muß die Milch erst in den wärmeätherischen Zustand überführen und sie dann wieder erzeugen. - Nun, ein Kopf, der nach allen Seiten offen ist, ist der Bienenstock. (Tafel VII, Mitte links.) Dasjenige, was die Bienen treiben, ist eigentlich dasselbe, nur in der äußeren Welt - wir geben ihnen höchstens als Unterstützung den Bienenkorb -, was der Kopf im Inneren treibt; nur ist es da nicht abgeschlossen, sondern von außen bewirkt. Wir haben dann im Bienenstock drinnen unter dem schon äußeren geistigen Einfluß dasselbe, was wir hier im Kopf unter dem geistigen Einfluß haben. Wir haben da den Honig drinnen im Bienenstock, und wenn wir den Honig nehmen und genießen ihn als älterer Mensch, dann gibt er uns für das, was jetzt mehr von außen die gestaltenden Kräfte geben muß, dieselbe Macht und Gewalt, die uns die Milch für den Kopf während des kindlichen Alters gibt.
Während wir also Kinder sind, fördern wir vom Kopfe aus die plastischen Kräfte durch den Milchgenuß; brauchen wir im späteren Alter noch plastizierende Kräfte, dann müssen wir Honig essen, und wir brauchen ihn nicht in furchtbaren Quantitäten zu essen, weil es nur darauf ankommt, die Kräfte zu haben von ihm.
Also man sieht der äußeren Natur ab, wie man dem menschlichen Leben Förderungsimpulse zuführen muß, wenn man diese äußere Natur völlig versteht. Und wenn man ein Land ausdenken wollte, wo es schöne Kinder und schöne alte Leute gibt, was müßte das für ein Land sein? Das müßte ein Land sein, wo «Milch und Honig fließt»! Sie sehen also, ein altes instinktives Schauen hat gar nicht mit Unrecht gesagt von solchen Ländern, nach denen man sich sehnte: das sind solche, «wo Milch und Honig fließt»." (Lit.: GA 230, S. 180ff)
Milch, Fleischnahrung, Vegetarismus, künftige mineralische Ernährung
"Die sogenannten Ernährungsgesetze in den verschiedenen Kulturen
scheinen zunächst sehr willkürlich zu sein. Sie sind es aber nicht, sie
sind aus Wissen und Weisheit heraus geboren. Wir müssen aber streng
Rücksicht darauf nehmen, daß unsere gegenwärtige Menschheit gar nicht
imstande ist, solche Dinge befolgen zu können, wie wir sie heute
besprechen wollen. Sie werden aber später gewisse Grundlagen abgeben für
bestimmte Gesetze des sozialen Lebens. Also niemand darf glauben, daß
man gleich Adept wird dadurch, daß man übergeht zum Vegetarismus und so
weiter.
Es gibt eine gewisse Pflege der Heilkunde bei orientalischen Völkerschaften, die so betrieben wird, daß die betreffenden Ärzte vor allen Dingen auf die Ernährung ihres eigenen physischen Körpers das größte Gewicht legen. Da wo das alte spirituelle Leben noch besteht, gibt es Menschen, die in der alten Weise Heiler geworden sind dadurch, daß sie sich ausschließlich von Milch nähren. Sie sind sich klar darüber, daß, weil sie alles andere ausschließen, sie in sich dann physisch heilende Kräfte gewinnen, besonders zur Heilung von sogenannten Geisteskrankheiten.[1] Sie haben ihre besonderen Verrichtungen. Sie wissen ganz genau, wenn sie bloß Milch genießen, daß sie dann bestimmte Kräfte entwickeln.
Wir wollen uns klarmachen, auf welcher Intuition das beruht. Diese tiefe Intuition können wir in folgender Weise verstehen. Wir wissen von einem bestimmten Hergang in der menschlichen Entwickelung. In der Mitte der lemurischen Zeit spaltete sich das ursprünglich Menschliche in ein aufsteigendes Menschliches und ein Tierisches. Damit war verknüpft, daß die Kräfte, die die Erde hatte, als sie noch mit dem Monde vereint war, sich auch gespalten und ein Teil derselben mit dem Monde sich von der Erde getrennt haben.
Denken wir uns die Zeit, in der die Erde noch mit dem Monde vereint war. Da stand der Mensch auf einer ganz anderen Entwickelungsstufe. Er hatte damals schon das warme Blut, war aber noch nicht in zwei Geschlechter gespalten. Mit der Abtrennung des Mondes hat man die Spaltung in zwei Geschlechter zu beobachten, so daß, wenn Sie heute nach dem Monde hinaufblicken, Sie sagen können: Daß du herausgegangen bist aus der Erde, hat bewirkt, daß sich die menschliche Produktionskraft in zwei Teile gespalten hat. - Es gab auch eine Zeit auf der Erde, in der die Menschheit unmittelbar verknüpft war mit dem Tierischen, eingesenkt in das Tierische und sich auch von dem Tierischen ernährte. Diese Art der Ernährung wird schwer verstanden werden von dem, der nicht hellseherische Kräfte hat. Eine Vorstellung davon können wir uns aber bilden, wenn wir die regelmäßige Ernährungsweise der Säugetiere betrachten, die durch ihre eigene Milch ihre Jungen ernähren. Mit der Spaltung der Produktionskraft trat auch diese Art der Ernährung auf. Früher konnten die Menschen den Nahrungsstoff aus der unmittelbaren Umgebung aufnehmen, so wie heute die Lunge die Luft aufnimmt. Der Mensch war damals durch Saugfäden verbunden mit der ganzen ihn umgebenden Natur, so ähnlich wie heute der menschliche Embryo im Leibe der Mutter ernährt wird. Das war die alte Ernährungsform auf der Erde. Ein Rest davon ist das heutige Säugen der Säugetiere, und die Milch ist wie die Nahrung, die der Mensch in der vorlemurischen Zeit genoß, sie ist die alte Götternahrung, die erste Form der Nahrung auf der Erde. Damals war eben die Natur der Erde so, daß diese Nahrung überall herausgesogen werden konnte. So ist die Milch ein Produkt aus der ersten menschlichen Ernährungsform. Als der Mensch im Physischen noch näher dem Göttlichen war, da sog er die Milch aus der Umgebung heraus. Die Okkultisten wissen, wie die Menschen zusammenhängen mit der Natur.
Der Milchgenuß ist eine uralte umgewandelte Ernährungsform. Die erste Nahrung war für den Menschen immer die Milch. In dem Ausspruch: Die Milch der frommen Denkungsart - ist diese mit Absicht so genannt.
Wir fragen, was hat das ursprünglich bewirkt, daß die Milch so, wie das damals war, aus der Umgebung herausgesogen wurde? Die Mondkräfte in der Erde haben das möglich gemacht; sie waren wie ein allgemeines Blut der ganzen Erde. Aber als der Mond heraustrat, konnten die Mondkräfte nur noch konzentriert werden auf besondere Organe in den Lebewesen.
Der Okkultist nennt die Milch: die Mondnahrung. Mondsöhne sind diejenigen, die sich von Milch nähren. Der Mond hat die Milch gereift. Es hat sich bewahrheitet, daß die orientalischen Heiler, die nur von Milch leben, die Urkräfte wieder aufnehmen, die auf der Erde waren, als die Milch noch in Strömen auf der Erde floß. Sie sagten sich: Das sind die Kräfte, die den Menschen ins Dasein riefen. Diese hervorbringenden Kräfte müssen auch gesundheits-bringend sein, also eignen wir uns die Macht an, Gesundheit zu fördern, wenn wir nur Milch genießen und alles andere ausschließen.
Versetzen wir uns in die vorlemurische Zeit. Da herrschte also der Zustand, daß die Milch äußerlich aus der Umgebung gesogen wurde. Dann kam ein Zustand, da die Milch allgemeine Menschennahrung wurde, und dann der Zustand, da die Muttermilch genossen wurde. Vor der Zeit, in der die Milch allgemein aus der Natur gesogen wurde, da gab es eine Zeit, in der die Sonne noch mit der Erde verbunden war. Da bestand eine Sonnennahrung. Ebenso wie die Milch vom Monde zurückgeblieben ist, sind auch Produkte zurückgeblieben, die von der Sonne gereift sind. Alles was von der Sonne durchscheint wird, Blüten und Früchte der Pflanzen, gehören zur Sonne. Sie waren früher dem Mittelpunkt der mit der Sonne verbundenen Erde zugeneigt. Sie steckten in der Sonne mit den Blüten. Als sich die Erde von der Sonne trennte, blieben die Pflanzen bei ihrem alten Charakter: sie wendeten ihre Blüten nun wieder der Sonne zu. Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze. Was an der Pflanze oberhalb der Erde wächst, verhält sich ebenso zur Sonne wie die Milch zum Monde, ist also Sonnennahrung. Es trat an die Stelle der bloßen Milchnahrung allmählich eine Art von Pflanzennahrung, und zwar von den oberen Teilen der Pflanze. Das war die zweite Art der menschlichen Ernährung.
So standen sich, als die lemurische Zeit zu Ende ging, zwei Geschlechter gegenüber: Ein Geschlecht, die eigentlichen Mondsöhne, welche Tiere züchteten und sich nährten von dem, was die Tiere gaben, von der Milch der Tiere; und ein zweites Geschlecht, das sich von Pflanzen nährte, von dem, was der Boden hergab.
Diese Tatsache wurde dargestellt in der Geschichte von Kain und Abel. Abel ist ein Hirte, Kain ein Ackerbauer; Abel [repräsentiert] das Mond- und Kain das Sonnengeschlecht. Diese Allegorie ist etwas ganz Großartiges. Die Geheimlehre deutet das in etwas versteckter Weise an. Jenes göttliche Wesen, welches den Menschen die Möglichkeit gegeben hat, ein Mondenwesen zu sein, sich aus der umgewandelten Mondnahrung zu ernähren, nannte das jüdische Volk Jehova. Er war die nährende Naturkraft: die fließt dem Abel zu, er nimmt sie aus seinen Herden. Und es war ein Abfall von Jehova, als man zu der Sonnennahrung überging. Darum mochte Jehova das Opfer des Kain nicht, weil es das Opfer einer Sonnennahrung war.
Wenn wir zurückgehen in die ältesten Zeiten, so haben wir überhaupt keine andere Nahrung als die Milch, diejenige Nahrung, die der Mensch von den lebendigen Tieren gewinnt. Das ist die ursprüngliche Nahrung wie noch jetzt in den ersten Wochen, und der morgenländische Heiler bezieht den Spruch: «Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein, könnt ihr nicht in die Himmelreiche kommen», auf diese Ernährungsweise. Alle diese Dinge haben ihre Bedeutung.
Nun kommen wir von der lemurischen Zeit zu der atlantischen Zeit, zu den Völkern, die auf dem Gebiete des heutigen Atlantischen Ozeans wohnten. Bei den Atlantiern kommt etwas auf, was es früher nicht gab: Sie beginnen sich zuerst zu ernähren von dem, was nicht dem Leben entnommen ist, sie ernähren sich von dem Toten. Sie nehmen das in sich auf, was das Leben aufgegeben hat. Das ist ein ganz wichtiger Übergang in der Menschheitsentwickelung. Dadurch, daß die Menschen sich nun von dem Toten ernährten, wurde es möglich, daß zum Egoismus der Übergang gewonnen wurde. Dieses Sich-Ernähren von dem Toten bedeutet den richtigen Zusammenhang mit der Ichsucht. Selbständig wird der Mensch dadurch, daß er das Tote aufnimmt. Der Mensch nimmt nun das Tote in seinen verschiedenen Formen auf: Zunächst in den entstehenden Jägervölkern, die die Tiere töten. Ferner kommen Völker auf, die nicht bloß das an der Sonne Gereifte, sondern das unter der Erde Gereifte zu sich nehmen. Das ist ein ebenso Totes wie das tote Tier. Alles was in des Tieres niederster Natur lebt, was mit Blut getränkt ist, hat sich abgewendet von der Mondkraft. Die Mondkraft ist noch in der Milch, die mit dem Lebensprozeß zusammenhängt. Der Mensch nimmt die absterbenden Teile auf, wenn er das Tote genießt. Ebenso tot ist alles, was von der Pflanze unter der Erde wächst, was nicht durchwärmt und durchglüht ist von dem Lebensprinzip der Sonne. Es entspricht also die Wurzel demjenigen, was bei dem Tiere der mit Blut durchtränkte Körper ist.
Später kam dazu noch eine Nahrung, die es vorher gar nicht gegeben hat. Der Mensch setzte das bloß Mineralische seiner Speise zu, das was er der Erde entnahm, Salz und so weiter. So ging der Mensch in seiner Ernährung durch die drei Reiche. Dies ist ungefähr der Weg, den die atlantische Entwickelung hinsichtlich der Ernährung durchgemacht hat: Als erstes entstanden Jägervölker, als zweites Ackerbauer, das Kainsgeschlecht, und als drittes entwickelte sich die Bergmannskunst, die zutage fördert, was unter der Erde ist.
Alle diese Dinge stellen das Abgewendete von der eigentlichen Lebens- oder Produktionskraft dar. Was tot ist im Tier, ist vom Leben abgewendet. Was im Boden ist von der Pflanze, das ist auch vom Leben abgewendet. Alles Salz ist das Tote des Mineralreiches, das was als Rückstand verbleibt.
Nun kommen wir zu der fünften Menschenrasse. Es besteht fort der Milchtrinker neben dem Fruchtesser; die anderen Dinge kommen dazu als etwas Neues. Was in der fünften Wurzelrasse vorzugsweise zutage tritt, das ist das, was mineralisch zunächst gewonnen wird, das heißt durch einen chemischen Prozeß. In der Genesis wird dies angedeutet. Was ist das, was durch den chemischen Prozeß gewonnen wird ? Man steigt auf in der Entwickelung, man wendet die Chemie auf die Pflanzen, auf die Frucht an. Daraus entsteht der Wein. Den hat es in der Atlantis nicht gegeben. Daher wird in der Bibel gesagt, daß Noah, der Urvater der neuen nachsintflutlichen Rasse, zunächst berauscht wird durch den Wein. Durch einen mineralisch-chemischen Prozeß wird etwas hergestellt aus dem Pflanzenreich. Der Wein spielt dann in der ganzen fünften Wurzelrasse eine bestimmte Rolle. Alle Initiierten vom Anfang der fünften Wurzelrasse haben ihre Traditionen noch herübergenommen aus der Zeit der atlantischen Rasse, als es noch keinen Wein gab: Die indischen, persischen und ägyptischen Initiierten brauchten keinen Wein. Was bei den heiligen Handlungen eine Rolle spielte, war lediglich Wasser.
Mit der fünften Wurzelrasse kam also der Wein herauf, bei dem die mineralische Behandlung der Pflanze mitwirken muß. Die drei ersten Unterrassen waren Wiederholungen von Früherem. Die vierte Unterrasse entwickelte zuerst das Neue, was mit der fünften Wurzelrasse heraufgekommen war. Sie nahm eine gewisse Heiligkeit für den Wein in Anspruch. Daher treten Kulthandlungen auf, bei denen der Wein eine Rolle spielt (Dionysoskultur). Es entsteht sogar ein Weingott (-> Alkohol).
Nach und nach hat sich das in der Menschheit vorbereitet. Zunächst tritt die Weinkultur bei den Persern auf. Da ist der Wein aber noch etwas ganz Weltliches. Erst nach und nach findet er auch Eingang im Kultischen, im Dionysoskult. Die vierte Unterrasse ist diejenige, die zuerst das Christentum hervorbringt und auch diejenige, die siebenhundert Jahre vorher ihre Mission ankündigt durch die Dionysosspiele. Sie nehmen zunächst den Wein auf in den Kultus. Diese Tatsache hat in wunderbarer Weise derjenige Evangelist dargestellt, der am meisten vom Christentum gewußt hat: Johannes. Er bespricht gleich anfangs die Verwandlung des Wassers in Wein, denn das Christentum ist zunächst für die vierte Unterrasse der fünften Wurzelrasse gekommen. Eine Lehre brauchte man, welche heiligt, was auf den physischen Plan herauskommen muß. Der Wein schneidet den Menschen von allem Spirituellen ab. Wer Wein genießt, kann nicht zum Spirituellen kommen. Er kann nichts wissen von Atma, Buddhi, Manas, von dem was bleibt, was sich wiederverkörpert. Das mußte sein. Der ganze Gang der Menschheitsentwickelung ist ein absteigender und ein aufsteigender. Der Mensch mußte einmal bis zum tiefsten Punkt herabsteigen. Und damit er ganz auf den physischen Plan herunterkommt, darum tritt der Dionysoskult ein. Der menschliche Körper mußte präpariert werden zum Materialismus durch die Dionysoskultur, deshalb mußte eine Religion auftreten, die das Wasser in Wein verwandelt. Früher herrschte strenges Weinverbot für die Priester; sie konnten Atma, Buddhi, Manas erfahren. Es mußte nun eine Religion geben, die ganz herunterführte auf den physischen Plan, sonst wären die Menschen nicht ganz heruntergestiegen. Diese Religion, die sie da herunterführte, mußte eine äußere Offenbarung haben, eine solche Offenbarung, daß abgesehen wird von Atma, Buddhi und Manas, von der Reinkarnation, und nur den Hinweis auf das Allgemeine hat. Das nächste ist, daß der Wein wieder in Wasser verwandelt wird.
Wenn nicht früher das Wasser in Wein verwandelt worden wäre, so hätte der Mensch nicht alles aufgenommen, was unten im irdischen Tale ist. Im Beginne des Johannes-Evangeliums findet man nun [in der Schilderung der Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kana] dargestellt, wie Christus gerechnet hat mit demjenigen, was da war. Er rechnete aber auch mit der Zukunft dadurch, daß er seinerseits das Abendmahl einsetzt. Dieses Abendmahl ist das größte Symbol Desjenigen, der seine Kulturströmung mit dieser vierten Unterrasse begonnen hat. Wenn er also der richtige «Menschensohn» war, der am tiefsten heruntergestiegen ist, um am kraftvollsten wieder hinaufzuheben, dann mußte er sich halten an das, was da war und den Menschen zeigen, wie der physische Inhalt der Rasse mit seiner eigentlichen Sendung zusammenhängt. Sollte die Menschheit wieder aufwärtsgehen, so mußte sie ein Symbol haben, welches wiederum vom Toten zum Lebendigen hinführt: Brot und Wein. Brot ist im okkulten Sinne dasjenige, was entsteht, wenn man die Pflanze erst getötet hat. Wein entsteht wiederum dadurch, daß man die Pflanze tötet, sie mineralisch behandelt. Wenn man das Pflanzliche bäckt, tut man dasselbe, wie wenn man das Tier tötet. Wenn wir dem Pflanzenreich Wein entnehmen, tun wir in gewissem Sinne dasselbe, wie wenn wir dem Tiere Blut abzapfen. Brot und Wein liegen da als Symbol der vierten Unterrasse. Was sich in Zukunft entwickeln soll, ist ein weiterer Aufstieg von der Pflanzen- zur mineralischen Nahrung. Brot und Wein müssen wieder geopfert, aufgegeben werden. Insofern also Christus in der vierten Unterrasse erscheint, weist er hin auf Brot und Wein: «Dies ist mein Leib - dies ist mein Blut.» Damit wollte er einen Übergang schaffen von der Tiernahrung zur Pflanzennahrung, den Übergang zu etwas Höherem.
Es gab damals zwei Menschenklassen: Erstens die, die sich von Fleisch und Blut nährten; das sind die vorchristlichen Menschen, mit denen Christus gar nicht gerechnet hat. Zweitens diejenigen, die nur Pflanzen töten, der Pflanze das Blut abzapfen: die Wein trinken und Brot essen. Mit diesen rechnet er noch; sie sind die Vorboten derjenigen Menschheit, die in der Zukunft sein wird.
Die Bedeutung des Abendmahles ist die, von der Ernährung vom toten Tiere überzugehen zu der Ernährung von der toten Pflanze. Wenn unsere fünfte Unterrasse zu Ende gegangen sein wird, in der sechsten Unterrasse, da wird man das Abendmahl verstehen. Da wird kein Tierisches mehr genossen werden. Bis dahin wird es möglich sein, daß auch die dritte Form der Ernährung eintreten wird, die rein mineralische. Der Mensch kann sich dann selbst die Nahrung schaffen. Er nimmt jetzt das auf, was die Götter für ihn geschaffen haben. Später steigt er auf und wird selbst im chemischen Laboratorium das zubereiten, was er an Nahrungsstoffen braucht.
So sehen Sie, daß alles aus tiefen Intuitionen heraus entsteht. Wenn wir bei den alten Orientalen allerlei Vorschriften finden darüber, was gegessen werden soll, so sind das eigentlich keine Gebote, sondern Erzählungen: Du sollst nicht verlangen, daß Stoffe anders wirken als sie wirken.
Dasjenige, was Christus nachher abtötet, was wirklich geopfert wird, nachdem er das Abendmahl genommen, das ist der physische Leib. Dieser stirbt. Der wird bei dem ganzen Menschengeschlecht sterben. Gegen die Mitte der sechsten Wurzelrasse[2], im letzten Drittel, wird es keinen physischen Leib mehr geben. Da wird der ganze Mensch wieder ätherisch sein. Er geht in die feinere Stofflichkeit über. Dies wird aber nicht eintreten, wenn der Mensch es nicht selbst herbeiführt. Dazu muß er erst übergehen zu der Nahrung, die er im Laboratorium selbst zubereitet. So daß der Mensch in demselben Maße, in dem er seine Nahrung nicht mehr der Natur entnimmt, sondern der eigenen Weisheit, dem Gotte im Inneren, er auch der eigenen Vergottung entgegeneilt.
Wenn der Mensch anfangen wird, sich selbst zu ernähren, wird auch der Grund gelegt zu etwas Höherem, nämlich dazu, daß er sich selbst fortpflanzen kann. Er schafft allmählich ein Leben für sich aus der mineralischen Welt." (Lit.: GA 093a, S. 240ff)
Es gibt eine gewisse Pflege der Heilkunde bei orientalischen Völkerschaften, die so betrieben wird, daß die betreffenden Ärzte vor allen Dingen auf die Ernährung ihres eigenen physischen Körpers das größte Gewicht legen. Da wo das alte spirituelle Leben noch besteht, gibt es Menschen, die in der alten Weise Heiler geworden sind dadurch, daß sie sich ausschließlich von Milch nähren. Sie sind sich klar darüber, daß, weil sie alles andere ausschließen, sie in sich dann physisch heilende Kräfte gewinnen, besonders zur Heilung von sogenannten Geisteskrankheiten.[1] Sie haben ihre besonderen Verrichtungen. Sie wissen ganz genau, wenn sie bloß Milch genießen, daß sie dann bestimmte Kräfte entwickeln.
Wir wollen uns klarmachen, auf welcher Intuition das beruht. Diese tiefe Intuition können wir in folgender Weise verstehen. Wir wissen von einem bestimmten Hergang in der menschlichen Entwickelung. In der Mitte der lemurischen Zeit spaltete sich das ursprünglich Menschliche in ein aufsteigendes Menschliches und ein Tierisches. Damit war verknüpft, daß die Kräfte, die die Erde hatte, als sie noch mit dem Monde vereint war, sich auch gespalten und ein Teil derselben mit dem Monde sich von der Erde getrennt haben.
Denken wir uns die Zeit, in der die Erde noch mit dem Monde vereint war. Da stand der Mensch auf einer ganz anderen Entwickelungsstufe. Er hatte damals schon das warme Blut, war aber noch nicht in zwei Geschlechter gespalten. Mit der Abtrennung des Mondes hat man die Spaltung in zwei Geschlechter zu beobachten, so daß, wenn Sie heute nach dem Monde hinaufblicken, Sie sagen können: Daß du herausgegangen bist aus der Erde, hat bewirkt, daß sich die menschliche Produktionskraft in zwei Teile gespalten hat. - Es gab auch eine Zeit auf der Erde, in der die Menschheit unmittelbar verknüpft war mit dem Tierischen, eingesenkt in das Tierische und sich auch von dem Tierischen ernährte. Diese Art der Ernährung wird schwer verstanden werden von dem, der nicht hellseherische Kräfte hat. Eine Vorstellung davon können wir uns aber bilden, wenn wir die regelmäßige Ernährungsweise der Säugetiere betrachten, die durch ihre eigene Milch ihre Jungen ernähren. Mit der Spaltung der Produktionskraft trat auch diese Art der Ernährung auf. Früher konnten die Menschen den Nahrungsstoff aus der unmittelbaren Umgebung aufnehmen, so wie heute die Lunge die Luft aufnimmt. Der Mensch war damals durch Saugfäden verbunden mit der ganzen ihn umgebenden Natur, so ähnlich wie heute der menschliche Embryo im Leibe der Mutter ernährt wird. Das war die alte Ernährungsform auf der Erde. Ein Rest davon ist das heutige Säugen der Säugetiere, und die Milch ist wie die Nahrung, die der Mensch in der vorlemurischen Zeit genoß, sie ist die alte Götternahrung, die erste Form der Nahrung auf der Erde. Damals war eben die Natur der Erde so, daß diese Nahrung überall herausgesogen werden konnte. So ist die Milch ein Produkt aus der ersten menschlichen Ernährungsform. Als der Mensch im Physischen noch näher dem Göttlichen war, da sog er die Milch aus der Umgebung heraus. Die Okkultisten wissen, wie die Menschen zusammenhängen mit der Natur.
Der Milchgenuß ist eine uralte umgewandelte Ernährungsform. Die erste Nahrung war für den Menschen immer die Milch. In dem Ausspruch: Die Milch der frommen Denkungsart - ist diese mit Absicht so genannt.
Wir fragen, was hat das ursprünglich bewirkt, daß die Milch so, wie das damals war, aus der Umgebung herausgesogen wurde? Die Mondkräfte in der Erde haben das möglich gemacht; sie waren wie ein allgemeines Blut der ganzen Erde. Aber als der Mond heraustrat, konnten die Mondkräfte nur noch konzentriert werden auf besondere Organe in den Lebewesen.
Der Okkultist nennt die Milch: die Mondnahrung. Mondsöhne sind diejenigen, die sich von Milch nähren. Der Mond hat die Milch gereift. Es hat sich bewahrheitet, daß die orientalischen Heiler, die nur von Milch leben, die Urkräfte wieder aufnehmen, die auf der Erde waren, als die Milch noch in Strömen auf der Erde floß. Sie sagten sich: Das sind die Kräfte, die den Menschen ins Dasein riefen. Diese hervorbringenden Kräfte müssen auch gesundheits-bringend sein, also eignen wir uns die Macht an, Gesundheit zu fördern, wenn wir nur Milch genießen und alles andere ausschließen.
Versetzen wir uns in die vorlemurische Zeit. Da herrschte also der Zustand, daß die Milch äußerlich aus der Umgebung gesogen wurde. Dann kam ein Zustand, da die Milch allgemeine Menschennahrung wurde, und dann der Zustand, da die Muttermilch genossen wurde. Vor der Zeit, in der die Milch allgemein aus der Natur gesogen wurde, da gab es eine Zeit, in der die Sonne noch mit der Erde verbunden war. Da bestand eine Sonnennahrung. Ebenso wie die Milch vom Monde zurückgeblieben ist, sind auch Produkte zurückgeblieben, die von der Sonne gereift sind. Alles was von der Sonne durchscheint wird, Blüten und Früchte der Pflanzen, gehören zur Sonne. Sie waren früher dem Mittelpunkt der mit der Sonne verbundenen Erde zugeneigt. Sie steckten in der Sonne mit den Blüten. Als sich die Erde von der Sonne trennte, blieben die Pflanzen bei ihrem alten Charakter: sie wendeten ihre Blüten nun wieder der Sonne zu. Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze. Was an der Pflanze oberhalb der Erde wächst, verhält sich ebenso zur Sonne wie die Milch zum Monde, ist also Sonnennahrung. Es trat an die Stelle der bloßen Milchnahrung allmählich eine Art von Pflanzennahrung, und zwar von den oberen Teilen der Pflanze. Das war die zweite Art der menschlichen Ernährung.
So standen sich, als die lemurische Zeit zu Ende ging, zwei Geschlechter gegenüber: Ein Geschlecht, die eigentlichen Mondsöhne, welche Tiere züchteten und sich nährten von dem, was die Tiere gaben, von der Milch der Tiere; und ein zweites Geschlecht, das sich von Pflanzen nährte, von dem, was der Boden hergab.
Diese Tatsache wurde dargestellt in der Geschichte von Kain und Abel. Abel ist ein Hirte, Kain ein Ackerbauer; Abel [repräsentiert] das Mond- und Kain das Sonnengeschlecht. Diese Allegorie ist etwas ganz Großartiges. Die Geheimlehre deutet das in etwas versteckter Weise an. Jenes göttliche Wesen, welches den Menschen die Möglichkeit gegeben hat, ein Mondenwesen zu sein, sich aus der umgewandelten Mondnahrung zu ernähren, nannte das jüdische Volk Jehova. Er war die nährende Naturkraft: die fließt dem Abel zu, er nimmt sie aus seinen Herden. Und es war ein Abfall von Jehova, als man zu der Sonnennahrung überging. Darum mochte Jehova das Opfer des Kain nicht, weil es das Opfer einer Sonnennahrung war.
Wenn wir zurückgehen in die ältesten Zeiten, so haben wir überhaupt keine andere Nahrung als die Milch, diejenige Nahrung, die der Mensch von den lebendigen Tieren gewinnt. Das ist die ursprüngliche Nahrung wie noch jetzt in den ersten Wochen, und der morgenländische Heiler bezieht den Spruch: «Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein, könnt ihr nicht in die Himmelreiche kommen», auf diese Ernährungsweise. Alle diese Dinge haben ihre Bedeutung.
Nun kommen wir von der lemurischen Zeit zu der atlantischen Zeit, zu den Völkern, die auf dem Gebiete des heutigen Atlantischen Ozeans wohnten. Bei den Atlantiern kommt etwas auf, was es früher nicht gab: Sie beginnen sich zuerst zu ernähren von dem, was nicht dem Leben entnommen ist, sie ernähren sich von dem Toten. Sie nehmen das in sich auf, was das Leben aufgegeben hat. Das ist ein ganz wichtiger Übergang in der Menschheitsentwickelung. Dadurch, daß die Menschen sich nun von dem Toten ernährten, wurde es möglich, daß zum Egoismus der Übergang gewonnen wurde. Dieses Sich-Ernähren von dem Toten bedeutet den richtigen Zusammenhang mit der Ichsucht. Selbständig wird der Mensch dadurch, daß er das Tote aufnimmt. Der Mensch nimmt nun das Tote in seinen verschiedenen Formen auf: Zunächst in den entstehenden Jägervölkern, die die Tiere töten. Ferner kommen Völker auf, die nicht bloß das an der Sonne Gereifte, sondern das unter der Erde Gereifte zu sich nehmen. Das ist ein ebenso Totes wie das tote Tier. Alles was in des Tieres niederster Natur lebt, was mit Blut getränkt ist, hat sich abgewendet von der Mondkraft. Die Mondkraft ist noch in der Milch, die mit dem Lebensprozeß zusammenhängt. Der Mensch nimmt die absterbenden Teile auf, wenn er das Tote genießt. Ebenso tot ist alles, was von der Pflanze unter der Erde wächst, was nicht durchwärmt und durchglüht ist von dem Lebensprinzip der Sonne. Es entspricht also die Wurzel demjenigen, was bei dem Tiere der mit Blut durchtränkte Körper ist.
Später kam dazu noch eine Nahrung, die es vorher gar nicht gegeben hat. Der Mensch setzte das bloß Mineralische seiner Speise zu, das was er der Erde entnahm, Salz und so weiter. So ging der Mensch in seiner Ernährung durch die drei Reiche. Dies ist ungefähr der Weg, den die atlantische Entwickelung hinsichtlich der Ernährung durchgemacht hat: Als erstes entstanden Jägervölker, als zweites Ackerbauer, das Kainsgeschlecht, und als drittes entwickelte sich die Bergmannskunst, die zutage fördert, was unter der Erde ist.
Alle diese Dinge stellen das Abgewendete von der eigentlichen Lebens- oder Produktionskraft dar. Was tot ist im Tier, ist vom Leben abgewendet. Was im Boden ist von der Pflanze, das ist auch vom Leben abgewendet. Alles Salz ist das Tote des Mineralreiches, das was als Rückstand verbleibt.
Nun kommen wir zu der fünften Menschenrasse. Es besteht fort der Milchtrinker neben dem Fruchtesser; die anderen Dinge kommen dazu als etwas Neues. Was in der fünften Wurzelrasse vorzugsweise zutage tritt, das ist das, was mineralisch zunächst gewonnen wird, das heißt durch einen chemischen Prozeß. In der Genesis wird dies angedeutet. Was ist das, was durch den chemischen Prozeß gewonnen wird ? Man steigt auf in der Entwickelung, man wendet die Chemie auf die Pflanzen, auf die Frucht an. Daraus entsteht der Wein. Den hat es in der Atlantis nicht gegeben. Daher wird in der Bibel gesagt, daß Noah, der Urvater der neuen nachsintflutlichen Rasse, zunächst berauscht wird durch den Wein. Durch einen mineralisch-chemischen Prozeß wird etwas hergestellt aus dem Pflanzenreich. Der Wein spielt dann in der ganzen fünften Wurzelrasse eine bestimmte Rolle. Alle Initiierten vom Anfang der fünften Wurzelrasse haben ihre Traditionen noch herübergenommen aus der Zeit der atlantischen Rasse, als es noch keinen Wein gab: Die indischen, persischen und ägyptischen Initiierten brauchten keinen Wein. Was bei den heiligen Handlungen eine Rolle spielte, war lediglich Wasser.
Mit der fünften Wurzelrasse kam also der Wein herauf, bei dem die mineralische Behandlung der Pflanze mitwirken muß. Die drei ersten Unterrassen waren Wiederholungen von Früherem. Die vierte Unterrasse entwickelte zuerst das Neue, was mit der fünften Wurzelrasse heraufgekommen war. Sie nahm eine gewisse Heiligkeit für den Wein in Anspruch. Daher treten Kulthandlungen auf, bei denen der Wein eine Rolle spielt (Dionysoskultur). Es entsteht sogar ein Weingott (-> Alkohol).
Nach und nach hat sich das in der Menschheit vorbereitet. Zunächst tritt die Weinkultur bei den Persern auf. Da ist der Wein aber noch etwas ganz Weltliches. Erst nach und nach findet er auch Eingang im Kultischen, im Dionysoskult. Die vierte Unterrasse ist diejenige, die zuerst das Christentum hervorbringt und auch diejenige, die siebenhundert Jahre vorher ihre Mission ankündigt durch die Dionysosspiele. Sie nehmen zunächst den Wein auf in den Kultus. Diese Tatsache hat in wunderbarer Weise derjenige Evangelist dargestellt, der am meisten vom Christentum gewußt hat: Johannes. Er bespricht gleich anfangs die Verwandlung des Wassers in Wein, denn das Christentum ist zunächst für die vierte Unterrasse der fünften Wurzelrasse gekommen. Eine Lehre brauchte man, welche heiligt, was auf den physischen Plan herauskommen muß. Der Wein schneidet den Menschen von allem Spirituellen ab. Wer Wein genießt, kann nicht zum Spirituellen kommen. Er kann nichts wissen von Atma, Buddhi, Manas, von dem was bleibt, was sich wiederverkörpert. Das mußte sein. Der ganze Gang der Menschheitsentwickelung ist ein absteigender und ein aufsteigender. Der Mensch mußte einmal bis zum tiefsten Punkt herabsteigen. Und damit er ganz auf den physischen Plan herunterkommt, darum tritt der Dionysoskult ein. Der menschliche Körper mußte präpariert werden zum Materialismus durch die Dionysoskultur, deshalb mußte eine Religion auftreten, die das Wasser in Wein verwandelt. Früher herrschte strenges Weinverbot für die Priester; sie konnten Atma, Buddhi, Manas erfahren. Es mußte nun eine Religion geben, die ganz herunterführte auf den physischen Plan, sonst wären die Menschen nicht ganz heruntergestiegen. Diese Religion, die sie da herunterführte, mußte eine äußere Offenbarung haben, eine solche Offenbarung, daß abgesehen wird von Atma, Buddhi und Manas, von der Reinkarnation, und nur den Hinweis auf das Allgemeine hat. Das nächste ist, daß der Wein wieder in Wasser verwandelt wird.
Wenn nicht früher das Wasser in Wein verwandelt worden wäre, so hätte der Mensch nicht alles aufgenommen, was unten im irdischen Tale ist. Im Beginne des Johannes-Evangeliums findet man nun [in der Schilderung der Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kana] dargestellt, wie Christus gerechnet hat mit demjenigen, was da war. Er rechnete aber auch mit der Zukunft dadurch, daß er seinerseits das Abendmahl einsetzt. Dieses Abendmahl ist das größte Symbol Desjenigen, der seine Kulturströmung mit dieser vierten Unterrasse begonnen hat. Wenn er also der richtige «Menschensohn» war, der am tiefsten heruntergestiegen ist, um am kraftvollsten wieder hinaufzuheben, dann mußte er sich halten an das, was da war und den Menschen zeigen, wie der physische Inhalt der Rasse mit seiner eigentlichen Sendung zusammenhängt. Sollte die Menschheit wieder aufwärtsgehen, so mußte sie ein Symbol haben, welches wiederum vom Toten zum Lebendigen hinführt: Brot und Wein. Brot ist im okkulten Sinne dasjenige, was entsteht, wenn man die Pflanze erst getötet hat. Wein entsteht wiederum dadurch, daß man die Pflanze tötet, sie mineralisch behandelt. Wenn man das Pflanzliche bäckt, tut man dasselbe, wie wenn man das Tier tötet. Wenn wir dem Pflanzenreich Wein entnehmen, tun wir in gewissem Sinne dasselbe, wie wenn wir dem Tiere Blut abzapfen. Brot und Wein liegen da als Symbol der vierten Unterrasse. Was sich in Zukunft entwickeln soll, ist ein weiterer Aufstieg von der Pflanzen- zur mineralischen Nahrung. Brot und Wein müssen wieder geopfert, aufgegeben werden. Insofern also Christus in der vierten Unterrasse erscheint, weist er hin auf Brot und Wein: «Dies ist mein Leib - dies ist mein Blut.» Damit wollte er einen Übergang schaffen von der Tiernahrung zur Pflanzennahrung, den Übergang zu etwas Höherem.
Es gab damals zwei Menschenklassen: Erstens die, die sich von Fleisch und Blut nährten; das sind die vorchristlichen Menschen, mit denen Christus gar nicht gerechnet hat. Zweitens diejenigen, die nur Pflanzen töten, der Pflanze das Blut abzapfen: die Wein trinken und Brot essen. Mit diesen rechnet er noch; sie sind die Vorboten derjenigen Menschheit, die in der Zukunft sein wird.
Die Bedeutung des Abendmahles ist die, von der Ernährung vom toten Tiere überzugehen zu der Ernährung von der toten Pflanze. Wenn unsere fünfte Unterrasse zu Ende gegangen sein wird, in der sechsten Unterrasse, da wird man das Abendmahl verstehen. Da wird kein Tierisches mehr genossen werden. Bis dahin wird es möglich sein, daß auch die dritte Form der Ernährung eintreten wird, die rein mineralische. Der Mensch kann sich dann selbst die Nahrung schaffen. Er nimmt jetzt das auf, was die Götter für ihn geschaffen haben. Später steigt er auf und wird selbst im chemischen Laboratorium das zubereiten, was er an Nahrungsstoffen braucht.
So sehen Sie, daß alles aus tiefen Intuitionen heraus entsteht. Wenn wir bei den alten Orientalen allerlei Vorschriften finden darüber, was gegessen werden soll, so sind das eigentlich keine Gebote, sondern Erzählungen: Du sollst nicht verlangen, daß Stoffe anders wirken als sie wirken.
Dasjenige, was Christus nachher abtötet, was wirklich geopfert wird, nachdem er das Abendmahl genommen, das ist der physische Leib. Dieser stirbt. Der wird bei dem ganzen Menschengeschlecht sterben. Gegen die Mitte der sechsten Wurzelrasse[2], im letzten Drittel, wird es keinen physischen Leib mehr geben. Da wird der ganze Mensch wieder ätherisch sein. Er geht in die feinere Stofflichkeit über. Dies wird aber nicht eintreten, wenn der Mensch es nicht selbst herbeiführt. Dazu muß er erst übergehen zu der Nahrung, die er im Laboratorium selbst zubereitet. So daß der Mensch in demselben Maße, in dem er seine Nahrung nicht mehr der Natur entnimmt, sondern der eigenen Weisheit, dem Gotte im Inneren, er auch der eigenen Vergottung entgegeneilt.
Wenn der Mensch anfangen wird, sich selbst zu ernähren, wird auch der Grund gelegt zu etwas Höherem, nämlich dazu, daß er sich selbst fortpflanzen kann. Er schafft allmählich ein Leben für sich aus der mineralischen Welt." (Lit.: GA 093a, S. 240ff)
Vegetarismus
Die vegetarische Ernährung ist dem Menschen in der Regel nur zuträglich, wenn er zugleich eine entsprechende geistige Entwicklung anstrebt:
"Die vegetarische Nahrung, die nur aus physischen und ätherischen
Bestandteilen besteht, unterstützt das Schaffen von großen,
umfassenden Bildern und gibt daher eine größere Einsicht, die
die Sachen besser überschauen läßt, ohne zuviel Erwägen und
Abwägen. Es wird auch durch sie die reine Sonnensubstanz in
uns verarbeitet. Die größere Anstrengung, welche erforderlich ist,
um die pflanzliche Nahrung zu verdauen, erschöpft nicht die
Kräfte, sondern ruft im Gegenteil gerade geistige Kräfte auf, so
wie es ja immer so ist: je mehr man sich für eine gute Sache
abrackert, desto mehr Kräfte bekommt man.
Die vegetarische Ernährung ist ausgezeichnet für Ärzte und Juristen, die dadurch viel eher ihre Patienten beziehungsweise die Geschäfte ihrer Klienten durchschauen werden, aber sie ist nicht das Richtige für Bankiers, Industrielle, Techniker, Handelsleute, kurz für all dasjenige, was mit einer Arbeit des Berechnens im Zusammenhang steht. Man verliert dadurch nämlich die physische Kombinationsfähigkeit. Deshalb sollte der Vegetarismus niemals so allgemein angepriesen werden, wie das oft in der Welt geschieht. Auch ist es möglich, daß man einen solchen Körper durch Vererbung bekommen hat, der den Vegetarismus überhaupt nicht ertragen kann. Dann sollte man eben nicht nach den höheren Übungen streben wollen." (Lit.: GA 266a, S. 416)
Die vegetarische Ernährung ist ausgezeichnet für Ärzte und Juristen, die dadurch viel eher ihre Patienten beziehungsweise die Geschäfte ihrer Klienten durchschauen werden, aber sie ist nicht das Richtige für Bankiers, Industrielle, Techniker, Handelsleute, kurz für all dasjenige, was mit einer Arbeit des Berechnens im Zusammenhang steht. Man verliert dadurch nämlich die physische Kombinationsfähigkeit. Deshalb sollte der Vegetarismus niemals so allgemein angepriesen werden, wie das oft in der Welt geschieht. Auch ist es möglich, daß man einen solchen Körper durch Vererbung bekommen hat, der den Vegetarismus überhaupt nicht ertragen kann. Dann sollte man eben nicht nach den höheren Übungen streben wollen." (Lit.: GA 266a, S. 416)
"Hand in Hand mit der Naturheilmethode geht gewöhnlich der
Vegetarismus. Man ist davon überzeugt, daß in der tierischen Nahrung
etwas enthalten sei, was nicht gesundheitsfördernd wirkt, man glaubt,
daß es für den Menschen zuträglicher wäre, reine Pflanzenkost zu
genießen, und man geht sogar so weit, daß man Milch und die daraus
bereiteten Käse und dergleichen nicht zur Ernährung geeignet hält. Von
überall her nimmt man die pflanzlichen Erzeugnisse, um so recht
Abwechslung und einen vollen Ersatz für die Fleischnahrung zu bekommen.
Diese Lebensweise ist sehr bekömmlich, aber ob jeder das auf lange Zeit
durchführen kann, das ist eine andere Frage. Denn vegetarisches Leben
ohne geistiges Streben führt zur Krankheit. Man sagt, daß der
Vegetarismus in Griechenland Jahrhunderte vor Christus bekannt gewesen
sei und daß der große Weise des Altertums, Pythagoras, der Stifter des
Vegetarismus sei. Da muß man sich doch fragen: Wer war denn Pythagoras,
und warum lebte er denn vegetarisch? Und damit kommen wir in das Gebiet
der Geheimschulen, der Mysterien.
Zu allen Zeiten und zerstreut über alle Weltteile hat es von jeher Geheimschulen gegeben, deren Mitglieder sich befleißigten, durch strenge Selbstzucht, durch fleißiges Studium, durch Meditation, in das verborgene Sein der Welt zu gelangen, hinter den Schleier des Vergänglichen zu schauen. In Griechenland war es besonders Pythagoras, einer der größten Eingeweihten, der in diesem Sinne wirkte. Er hatte Schüler um sich versammelt, die er durch vorausgegangene strenge Proben in die Mysterien einführte. Zugleich damit aber wurden auch strenge Diätvorschriften erlassen. Berauschende Getränke waren ganz verpönt. Ebenso war der Genuß besonders von Fleisch und Bohnengemüse streng untersagt. Auch in späteren Zeiten wurden in allen Geheimschulen für die Lebensweise der Schüler Vorschriften gegeben. Denn der Schüler soll lernen, die Nahrung nach den Grundsätzen der geistigen Erkenntnis zu wählen. Er muß wissen, daß in dem, was er als Nahrung zu sich nimmt, die Kraft gewisser Wesenheiten liegt. Und wenn der Mensch zum Herrscher seines Organismus werden will, so muß er seine Nahrung bewußt wählen." (Lit.: GA 266a, S. 555)
Zu allen Zeiten und zerstreut über alle Weltteile hat es von jeher Geheimschulen gegeben, deren Mitglieder sich befleißigten, durch strenge Selbstzucht, durch fleißiges Studium, durch Meditation, in das verborgene Sein der Welt zu gelangen, hinter den Schleier des Vergänglichen zu schauen. In Griechenland war es besonders Pythagoras, einer der größten Eingeweihten, der in diesem Sinne wirkte. Er hatte Schüler um sich versammelt, die er durch vorausgegangene strenge Proben in die Mysterien einführte. Zugleich damit aber wurden auch strenge Diätvorschriften erlassen. Berauschende Getränke waren ganz verpönt. Ebenso war der Genuß besonders von Fleisch und Bohnengemüse streng untersagt. Auch in späteren Zeiten wurden in allen Geheimschulen für die Lebensweise der Schüler Vorschriften gegeben. Denn der Schüler soll lernen, die Nahrung nach den Grundsätzen der geistigen Erkenntnis zu wählen. Er muß wissen, daß in dem, was er als Nahrung zu sich nimmt, die Kraft gewisser Wesenheiten liegt. Und wenn der Mensch zum Herrscher seines Organismus werden will, so muß er seine Nahrung bewußt wählen." (Lit.: GA 266a, S. 555)
"Nehmen Sie einen
Menschen, der sich vor kurzem dem Vegetarismus zugewandt hat.
Dann verläuft bei diesem neuen Vegetarier die Tätigkeit im Unteren
in einer ganz bestimmten Weise. Gewisse Kräfte wandeln sich von
materiellen in geistige um. Werden sie aber nicht verwendet, so wirken
sie nachteilig und können sogar die Gehirntätigkeit beeinträch-
tigen. Wer sich nicht anders beschäftigt als etwa ein Bankier oder
ein gewöhnlicher Stubengelehrter, kann sich dabei sehr schädigen,
falls er nicht spirituelle Vorstellungen aufnimmt durch jene Kräfte,
die durch seine vegetarische Lebensweise aufgespart werden. So muß
der Vegetarier auch zugleich zu einem spirituellen Leben übergehen,
sonst soll er lieber Fleischesser bleiben, sein Gedächtnis könnte
Störungen erleiden, gewisse Gehirnpartien könnten geschädigt werden
und so weiter. Es genügt nicht, sich von Früchten zu ernähren, damit
einem die höchsten Gebiete des geistigen Lebens erschlossen
werden." (Lit.: GA 96, S. 175)
Der Einfluss der Ernährung auf die Seelentätigkeit
Generell sollte man nur mäßig essen. Fasten, wenn es nicht in asketischer Einseitigkeit übertrieben wird, ist zu empfehlen.Eiweißreiche Nahrung verstärkt die sexuellen Triebe und macht sie schwer beherrschbar. Zucker fördert die Selbständigkeit aber auch den Egoismus. Gewürze, besonders Pfeffer und Salz, sollten bei Neigung zu Zorn vermieden werden. Liegt eine Neigung zu Bequemlichkeit und Faulheit vor, sollte nur wenig stickstoffreiche Nahrung, dafür aber reichlich Obst und Gemüse genossen werden. Bei Neigung zu Neid, Missgunst und Hinterlist sollte man Gurken, Kürbisse und andere Rankengewächse meiden. Bei Gefühlsschwärmerei sind insbesondere Melonen zu meiden. Reichlicher Apfelverzehr „steigert bei gewissen Menschen die Herrschsucht und führt oft zu Rohheit und Bestialität. Kirschen und Erdbeeren sind ihres hohen Eisengehaltes wegen nicht jedem bekömmlich. Zuträglicher sind schon Bananen, Datteln und Feigen.“ Haselnüsse stärken das Denken. „Alle anderen Nussarten sind weniger wertvoll, Erdnüsse sind überhaupt zu meiden.“
"Wenn ein Mensch große Selbständigkeit besitzt und sehr zum Egoismus
neigt, der sollte wenig konzentrierten Zucker genießen; denn Zucker
fördert die Selbständigkeit. Ist dagegen jemand ohne inneren und äußeren
Halt und glaubt immer, der Anlehnung und Stütze bedürfen zu müssen, so
sollte er reichlich Zucker genießen, um selbständiger zu werden. Wird
jemand [sehr] vom Zorn beherrscht, dann sollte er nicht viel Gewürze in
den Speisen genießen, ganz besonders Salz und Pfeffer meiden. Wenn
jemand sehr zur Bequemlichkeit und Trägheit veranlagt ist, der meide
besonders stickstoffhaltige Nahrung (sie verunreinigt den Ätherkörper),
er wähle vielmehr Gemüse und Obst als Nahrung.
Will sich jemand an das schwierige Problem wagen: an die Beherrschung der Geschlechtsleidenschaft, derjenigen Leidenschaft, die in niederer Art ausgeübt, den Menschen unter das Tier herabwürdigt, umgewandelt aber ihn seiner Göttlichkeit am nächsten bringt, der sollte so wenig als möglich eiweißreiche Nahrung genießen. Bei zu reichlichem Genusse von Eiweiß-Stoffen wird das Überhandnehmen der Fortpflanzungsstoffe hervorgerufen, und damit wird die Beherrschung der Geschlechtsleidenschaft sehr erschwert. Für jemand, der sehr zu Neid, Mißgunst und Hinterlist neigt, sind Gurken und Kürbisse und all die Rankengewächse nicht zuträglich. Auch beim Früchtegenuß muß man etwas vorsichtig sein. Menschen, die sehr zur Gefühlsschwärmerei neigen, sollten keine Melonen genießen. Der süße, berauschende Duft dieser Frucht verdunkelt jedes klare Verstandesbewußtsein. Auch sehr reichlicher Apfelgenuß ist nicht für jeden so vorteilhaft. Bei gewissen Menschen steigert er die Herrschsucht und führt oft zu Rohheit und Brutalität. Kirschen und Erdbeeren sind ihres hohen Eisengehaltes wegen nicht jedem bekömmlich. Zuträglicher sind schon Bananen, Datteln und Feigen.
Auch bei Nüssen kann man eine bestimmte Auswahl treffen. Will sich jemand einer denkerischen Schulung unterziehen, dann braucht er vor allen Dingen einen gutgebauten, gesunden Gehirnapparat. Selten aber liefern die Eltern in der heutigen Zeit ihren Kindern solch gut gebautes Gehirn, dann bedarf es der Nachhilfsmittel, um seinen Gehirnapparat zu stärken. Und da ist es vor allen Dingen die Haselnuß, die die Substanz liefert zum Aufbau des Gehirnes. Alle andern Nußarten sind weniger wertvoll, Erdnüsse sind überhaupt zu meiden.
Was nun die Fette anbelangt, so sollten wir der aus der Milch bereiteten Butter den Vorzug geben; auch Haselnußbutter wäre noch anzuraten.
Nun kämen wir zu den Genußmitteln: Kaffee und Tee. Kaffeegenuß unterstützt das logische Denken; aber von Kaffeegenuß allein werden wir noch keine logisch denkenden Menschen, denn da gehört noch mehr dazu. Und bei Menschen, bei denen nicht das denkerische Prinzip vorherrscht, wie das häufig bei Frauen geschieht, da führt der zu reichliche Kaffeegenuß zu Hysterie.
Teegenuß erzeugt gute Einfälle. Man kann aber seine guten Einfälle auch durch besondere Übungen erhalten.
Während der Zeit des geistigen Strebens ist es ganz besonders wichtig, daß der Mensch recht mäßig lebt. «Mäßigkeit läutert die Gefühle, erweckt die Fähigkeit, erheitert das Gemüt und stärkt das Gedächtnis, die Seele wird durch dieselbe fast ihrer irdischen Last enthoben und genießt dadurch eine höhere Freiheit», sagt schon ein alter Weiser.
Würde der Mensch viel und oft essen, er könnte keinen fruchtbringenden Gedanken erzeugen. Denn, nimmt die Verdauung sehr viel Kraft in Anspruch, dann bleiben keine Kräfte übrig für die Denkfähigkeit. Gerade Menschen, welche die Welt mit den Produkten ihres Geistes erfüllten, haben bei sehr spärlicher Kost gelebt. Schiller, Shakespeare und viele unserer Dichter, denen wir heute herrliche Werke verdanken, haben sich durch schwere Entbehrungen hindurchgearbeitet. Der Geist ist niemals so klar als nach langem Fasten. Auch in der Geschichte religiöser Orden und in den Lebensbeschreibungen der Heiligen findet man zahlreiche Beispiele von den Wirkungen enthaltsamen Lebens. Die größten Heiligen lebten nur von Früchten, Brot und Wasser, und kein wunderwirkender Heiliger wäre bekannt, der bei einem opulenten Mahle göttliche Kräfte in Wirksamkeit setzte. Auch all die großen Weisen des Altertums waren berühmt durch ihre Mäßigkeit." (Lit.: GA 266a, S. 558ff)
Will sich jemand an das schwierige Problem wagen: an die Beherrschung der Geschlechtsleidenschaft, derjenigen Leidenschaft, die in niederer Art ausgeübt, den Menschen unter das Tier herabwürdigt, umgewandelt aber ihn seiner Göttlichkeit am nächsten bringt, der sollte so wenig als möglich eiweißreiche Nahrung genießen. Bei zu reichlichem Genusse von Eiweiß-Stoffen wird das Überhandnehmen der Fortpflanzungsstoffe hervorgerufen, und damit wird die Beherrschung der Geschlechtsleidenschaft sehr erschwert. Für jemand, der sehr zu Neid, Mißgunst und Hinterlist neigt, sind Gurken und Kürbisse und all die Rankengewächse nicht zuträglich. Auch beim Früchtegenuß muß man etwas vorsichtig sein. Menschen, die sehr zur Gefühlsschwärmerei neigen, sollten keine Melonen genießen. Der süße, berauschende Duft dieser Frucht verdunkelt jedes klare Verstandesbewußtsein. Auch sehr reichlicher Apfelgenuß ist nicht für jeden so vorteilhaft. Bei gewissen Menschen steigert er die Herrschsucht und führt oft zu Rohheit und Brutalität. Kirschen und Erdbeeren sind ihres hohen Eisengehaltes wegen nicht jedem bekömmlich. Zuträglicher sind schon Bananen, Datteln und Feigen.
Auch bei Nüssen kann man eine bestimmte Auswahl treffen. Will sich jemand einer denkerischen Schulung unterziehen, dann braucht er vor allen Dingen einen gutgebauten, gesunden Gehirnapparat. Selten aber liefern die Eltern in der heutigen Zeit ihren Kindern solch gut gebautes Gehirn, dann bedarf es der Nachhilfsmittel, um seinen Gehirnapparat zu stärken. Und da ist es vor allen Dingen die Haselnuß, die die Substanz liefert zum Aufbau des Gehirnes. Alle andern Nußarten sind weniger wertvoll, Erdnüsse sind überhaupt zu meiden.
Was nun die Fette anbelangt, so sollten wir der aus der Milch bereiteten Butter den Vorzug geben; auch Haselnußbutter wäre noch anzuraten.
Nun kämen wir zu den Genußmitteln: Kaffee und Tee. Kaffeegenuß unterstützt das logische Denken; aber von Kaffeegenuß allein werden wir noch keine logisch denkenden Menschen, denn da gehört noch mehr dazu. Und bei Menschen, bei denen nicht das denkerische Prinzip vorherrscht, wie das häufig bei Frauen geschieht, da führt der zu reichliche Kaffeegenuß zu Hysterie.
Teegenuß erzeugt gute Einfälle. Man kann aber seine guten Einfälle auch durch besondere Übungen erhalten.
Während der Zeit des geistigen Strebens ist es ganz besonders wichtig, daß der Mensch recht mäßig lebt. «Mäßigkeit läutert die Gefühle, erweckt die Fähigkeit, erheitert das Gemüt und stärkt das Gedächtnis, die Seele wird durch dieselbe fast ihrer irdischen Last enthoben und genießt dadurch eine höhere Freiheit», sagt schon ein alter Weiser.
Würde der Mensch viel und oft essen, er könnte keinen fruchtbringenden Gedanken erzeugen. Denn, nimmt die Verdauung sehr viel Kraft in Anspruch, dann bleiben keine Kräfte übrig für die Denkfähigkeit. Gerade Menschen, welche die Welt mit den Produkten ihres Geistes erfüllten, haben bei sehr spärlicher Kost gelebt. Schiller, Shakespeare und viele unserer Dichter, denen wir heute herrliche Werke verdanken, haben sich durch schwere Entbehrungen hindurchgearbeitet. Der Geist ist niemals so klar als nach langem Fasten. Auch in der Geschichte religiöser Orden und in den Lebensbeschreibungen der Heiligen findet man zahlreiche Beispiele von den Wirkungen enthaltsamen Lebens. Die größten Heiligen lebten nur von Früchten, Brot und Wasser, und kein wunderwirkender Heiliger wäre bekannt, der bei einem opulenten Mahle göttliche Kräfte in Wirksamkeit setzte. Auch all die großen Weisen des Altertums waren berühmt durch ihre Mäßigkeit." (Lit.: GA 266a, S. 558ff)
Die Wirkung der Ernährung auf die vier Temperamente
Die Temperamente haben ihren Sitz im Ätherleib und hängen damit zusammen, wie dieser zu sich selbst bzw. zu den anderen Wesensglieder steht. Die Temperamente werden besonders stark durch die Art der pflanzlichen Nahrungsmittel beeinflusst. Melancholiker sollten möglichst sonnengereifte Nahrung, Früchte, zu sich nehmen. Phlegmatiker vermeiden besser Nahrung von unterirdischen Pflanzenteilen. Sanguinikern empfiehlt Rudolf Steiner Wurzelgemüse. Choleriker sollten keine stark gewürzten Speisen zu sich nehmen.
"Man unterscheidet vier Haupt-Temperamente: Das cholerische,
sanguinische, phlegmatische und melancholische Temperament. Dieselben
sind bei den einzelnen Menschen in der mannigfaltigsten Weise gemischt,
so, daß man nur davon sprechen kann, daß dieses oder jenes bei einem
Menschen vorherrscht. Wenn nun der Mensch an sich arbeitet, dann bringt
er Harmonie, Ordnung, Gleichmäßigkeit in diese Temperamente. Wohl werden
bei der Bearbeitung der Temperamente geistige Übungen die Hauptsache
sein, doch wird es auch hier nicht unwesentlich sein, wie der Mensch
sich ernährt.
Wenn bei einem Menschen das physische Prinzip vorherrscht, so wird dies oft eine Art Hindernis in der Entwicklung. Der Mensch muß aber Herr seines physischen Leibes sein, wenn er ihn gebrauchen will. Ist der Mensch nicht fähig, sein Instrument vollständig zu gebrauchen, so daß die anderen Prinzipien eine Hemmung erfahren, entsteht Disharmonie zwischen dem physischen Leib und den andern Gliedern. Wenn nun der Melancholiker an sich arbeitet, dann soll er nur Nahrung genießen, die ganz nahe der Sonne wächst, Nahrung, die weit weg von der Erde gedeiht, die an der vollen Sonnenkraft gereift ist; und das wäre Obstnahrung. So wie durch geistige Übungen die geistige Sonne einen Menschen durchglüht und durchleuchtet, so sollte im Physischen durch die Sonnenkräfte, die in der Obstnahrung enthalten sind, das Verfestigende und Erstarrende im Melancholiker durchsetzt und durchwebt werden.
Beim Phlegmatiker, wo der Ätherleib vorherrschend ist, der die einzelnen Funktionen im Gleichgewicht hält, wo das in sich gestützte Innenleben das innere Behagen erzeugt und der Mensch in diesem inneren Behagen vorzugsweise lebt, so daß er sich so recht wohl fühlt, wenn in seinem Organismus alles in Ordnung ist, und er gar nicht geneigt ist, sein inneres Interesse nach außen zu richten oder gar ein starkes Wollen zu entwickeln - solch ein Mensch sollte Nahrung zu sich nehmen, die nicht unter der Erde wächst, ganz besonders nicht die Nahrungsmittel, deren Gedeihen oft zwei Jahre in Anspruch nimmt, bis sie an die Erdoberfläche kommen; zum Beispiel Schwarzwurzeln sollte ein Phlegmatiker nicht genießen. Das Samenkorn dieser Pflanze braucht so lange, bis es sich den äußeren Kräften erschließt, und auch beim Phlegmatiker muß manches durchgearbeitet sein, bis er tätigen Anteil nimmt an der Außenwelt. Das Prinzip dieser Pflanzen würde nur seine innere Behaglichkeit noch vermehren.
Beim Sanguiniker, wo das Vorherrschen des Astralleibes da ist, wo der Mensch Interesse hat für einen Gegenstand, ihn aber bald wieder fallen läßt, wo das Schnell-Entflammtsein und das rasche Ubergehen zu einem andern Gegenstand sich zeigt, sollten sogar Wurzelgemüse als Nahrung gewählt werden. Man könnte beinahe sagen: Ein Sanguiniker muß sogar durch die Nahrung an das Physische gefesselt werden, sonst könnte ihn seine Leichtbeweglichkeit zu weit führen.
Wenn das Ich das Vorherrschende ist, wenn das Ich mit seinen Kräften besonders wirkt und die anderen Glieder der menschlichen Natur beherrscht, dann entsteht das cholerische Temperament. Der Choleriker muß vor allen Dingen vor erhitzenden und erregenden Speisen sich hüten; alle reizenden, stark gewürzten sind für ihn von größtem Schaden.
Man sollte wohl annehmen, daß bei einer Höherentwicklung das Temperament keine große Rolle mehr spielt und daß auch die Ernährung keinen Einfluß mehr hat. Auf der Meisterschaftsstufe ist das wohl der Fall, denn der Meister bedarf keiner festen Nahrung; ebenso wird ihn auch das Temperament nicht mehr beeinflussen oder beherrschen. Aber er wird die Temperamente benützen zur Wirksamkeit in der physischen Welt. Das cholerische Temperament nimmt er zur Ausübung seiner magischen Handlungen, die Ereignisse und Begebenheiten der physischen Welt läßt er vorüberziehen wie ein Sanguiniker; im Lebensgenuß wird er sich verhalten wie ein Phlegmatiker; und über seinen geistigen Erkenntnissen und Erlebnissen wird er brüten wie ein Melancholiker." (Lit.: GA 266a, S. 560ff)
Wenn bei einem Menschen das physische Prinzip vorherrscht, so wird dies oft eine Art Hindernis in der Entwicklung. Der Mensch muß aber Herr seines physischen Leibes sein, wenn er ihn gebrauchen will. Ist der Mensch nicht fähig, sein Instrument vollständig zu gebrauchen, so daß die anderen Prinzipien eine Hemmung erfahren, entsteht Disharmonie zwischen dem physischen Leib und den andern Gliedern. Wenn nun der Melancholiker an sich arbeitet, dann soll er nur Nahrung genießen, die ganz nahe der Sonne wächst, Nahrung, die weit weg von der Erde gedeiht, die an der vollen Sonnenkraft gereift ist; und das wäre Obstnahrung. So wie durch geistige Übungen die geistige Sonne einen Menschen durchglüht und durchleuchtet, so sollte im Physischen durch die Sonnenkräfte, die in der Obstnahrung enthalten sind, das Verfestigende und Erstarrende im Melancholiker durchsetzt und durchwebt werden.
Beim Phlegmatiker, wo der Ätherleib vorherrschend ist, der die einzelnen Funktionen im Gleichgewicht hält, wo das in sich gestützte Innenleben das innere Behagen erzeugt und der Mensch in diesem inneren Behagen vorzugsweise lebt, so daß er sich so recht wohl fühlt, wenn in seinem Organismus alles in Ordnung ist, und er gar nicht geneigt ist, sein inneres Interesse nach außen zu richten oder gar ein starkes Wollen zu entwickeln - solch ein Mensch sollte Nahrung zu sich nehmen, die nicht unter der Erde wächst, ganz besonders nicht die Nahrungsmittel, deren Gedeihen oft zwei Jahre in Anspruch nimmt, bis sie an die Erdoberfläche kommen; zum Beispiel Schwarzwurzeln sollte ein Phlegmatiker nicht genießen. Das Samenkorn dieser Pflanze braucht so lange, bis es sich den äußeren Kräften erschließt, und auch beim Phlegmatiker muß manches durchgearbeitet sein, bis er tätigen Anteil nimmt an der Außenwelt. Das Prinzip dieser Pflanzen würde nur seine innere Behaglichkeit noch vermehren.
Beim Sanguiniker, wo das Vorherrschen des Astralleibes da ist, wo der Mensch Interesse hat für einen Gegenstand, ihn aber bald wieder fallen läßt, wo das Schnell-Entflammtsein und das rasche Ubergehen zu einem andern Gegenstand sich zeigt, sollten sogar Wurzelgemüse als Nahrung gewählt werden. Man könnte beinahe sagen: Ein Sanguiniker muß sogar durch die Nahrung an das Physische gefesselt werden, sonst könnte ihn seine Leichtbeweglichkeit zu weit führen.
Wenn das Ich das Vorherrschende ist, wenn das Ich mit seinen Kräften besonders wirkt und die anderen Glieder der menschlichen Natur beherrscht, dann entsteht das cholerische Temperament. Der Choleriker muß vor allen Dingen vor erhitzenden und erregenden Speisen sich hüten; alle reizenden, stark gewürzten sind für ihn von größtem Schaden.
Man sollte wohl annehmen, daß bei einer Höherentwicklung das Temperament keine große Rolle mehr spielt und daß auch die Ernährung keinen Einfluß mehr hat. Auf der Meisterschaftsstufe ist das wohl der Fall, denn der Meister bedarf keiner festen Nahrung; ebenso wird ihn auch das Temperament nicht mehr beeinflussen oder beherrschen. Aber er wird die Temperamente benützen zur Wirksamkeit in der physischen Welt. Das cholerische Temperament nimmt er zur Ausübung seiner magischen Handlungen, die Ereignisse und Begebenheiten der physischen Welt läßt er vorüberziehen wie ein Sanguiniker; im Lebensgenuß wird er sich verhalten wie ein Phlegmatiker; und über seinen geistigen Erkenntnissen und Erlebnissen wird er brüten wie ein Melancholiker." (Lit.: GA 266a, S. 560ff)
Ernährung und okkulte Entwicklung
Günstig für die geistige Entwicklung sind Milch, die mit den Lebensprozessen des Tieres zusammenhängt, sonnengereifte Früchte und oberirdische Pflanzenteile. Ungünstig sind Fleisch, durch die Astralität der getöteten Tiere, und Fische, die das Weltenkama in sich tragen. Ebenfalls ungünstig sind die unterirdischen Pflanzenteile, aber auch Linsen und Bohnen und andere Hülsenfrüchte, die durch ihren hohen Stickstoffgehalt den Astralleib verunreinigen, Pilze und Salze.
"Vor allen Dingen ist es wichtig, Alkohol in jeder Form zu meiden,
sogar die mit Alkohol gefüllten Süßigkeiten sind von sehr schädlicher
Wirkung. Alkohol und geistige Übungen führen auf die schlimmsten Pfade.
Von wissenschaftlichem Standpunkt aus ist ja schon der schlimme Einfluß
des Alkohols auf die Gehirnfunktion nachgewiesen; wievielmehr sollte ein
Mensch, der sein ganzes Streben auf das Geistige richtet, sich eines
Genusses enthalten, der das Erkennen des Geistigen vollständig
ausschließt. Der Genuß von Fleisch und Fisch ist nicht ratsam. Im
Fleisch genießt der Mensch die ganze Tierleidenschaft mit, und im Fisch
genießt er das ganze Weltenkama mit. Pilze sind ungemein schädlich: sie
enthalten hemmende Mondenkraft, und alles, was auf dem Mond entstanden
ist, bedeutet Erstarrung. Ebenso sind Hülsenfrüchte nicht sehr ratsam
wegen zu großen Stickstoffgehaltes. Stickstoff verunreinigt den
Ätherkörper." (Lit.: GA 266a, S. 558)
"Fördernd ist dagegen das, was über der Erde wächst: Blüten, Blätter
und Früchte. Dabei sind allerdings auch einige Ausnahmen, nämlich alles,
was in der Hülse wächst, was also durch eine Hülse umgeben, vom
Sonnenlicht getrennt ist und der Verhärtung zustrebt, das ist der
okkulten Entwicklung hinderlich. Gerade diese Substanzen der
Hülsenfrüchte erzeugen im Menschen, der sich vergeistigen will, schlimme
Folgen. Es wird durch diese Substanzen sein Traumleben unrein; und so
kann man oft beobachten, daß infolge der vegetarischen Lebensweise
allerdings die höheren Kräfte sich entwickeln, aber daß die Menschen,
weil sie das, was unter der Erde wächst, genießen, in bezug auf höhere
Erkenntnis beschränkt bleiben und daß durch den Genuß von Hülsenfrüchten
ihr Traumleben ein wirres und wüstes wird. Und doch soll das Schauen in
höheren Welten gerade mit dem Schauen im Träume beginnen. Es ist daher
anzustreben, daß bei diesem Schauen nur reine, schöne Bilder im Menschen
aufsteigen." (Lit.: GA 266a, S. 154f.)
"Nicht nur für den eigentlichen Esoteriker, sondern für jeden, der
anthroposophische Gedanken in seine Seelenkräfte aufnehmen will, wird
wichtig sein, einiges zu erfahren über die Veränderungen, die die ganze
menschliche Wesenheit dadurch erfährt, daß entweder der Mensch solche
Übungen ausführt, wie sie in meiner Schrift «Wie erlangt man
Erkenntnisse der höheren Welten?» mitgeteilt sind, oder wie sie kurz
zusammengestellt sind in dem zweiten Teile meiner «Geheimwissenschaft»,
oder auch daß der Mensch einfach, aber mit Herz und Gemüt
anthroposophische Gedanken zu seinen eigenen macht. Anthroposophie,
esoterisch getrieben oder exoterisch, aber ernst getrieben, bewirkt
einfach gewisse Veränderungen in der Gesamtorganisation des Menschen.
Man wird - das darf kühnlich behauptet werden — ein anderer Mensch durch
Anthroposophie, man verwandelt sein ganzes Menschheitsgefüge...
Besonders schwierig ist es ja, über die Veränderungen des physischen Menschenleibes zu sprechen, aus dem einfachen Grunde, weil diese Veränderungen des physischen Menschenleibes im Anfang des anthroposophischen oder esoterischen Lebens zwar wichtige, bedeutungsvolle sind, aber in einer gewissen Weise auch oft undeutlich, geringfügig zu nennen sind. Wichtige, bedeutungsvolle Veränderungen gehen mit dem physischen Leib vor sich, aber sie sind doch äußerlich, für irgendein äußeres Wissen nicht bemerkbar. Sie können auch nicht bemerkbar sein aus dem einfachen Grunde, weil das Physische dasjenige ist, was der Mensch von innen heraus am allerwenigsten in seiner Gewalt hat, und weil sogleich Gefahren kommen würden, wenn esoterische Übungen oder anthroposophischer Betrieb so eingerichtet würden, daß der physische Leib Veränderungen erfährt, die über das Maß dessen hinausgehen, was der Mensch voll zu beherrschen in der Lage ist. Innerhalb gewisser Grenzen halten sich die Veränderungen des physischen Leibes; aber es ist doch wichtig, daß der Mensch etwas davon erfährt, daß er sie sich klarmachen kann.
Soll man zunächst mit einem zusammenfassenden Worte die Veränderungen bezeichnen, die der physische Menschenleib erfährt durch die angedeuteten Bedingungen, so muß man sagen: Dieser physische Menschenleib wird in sich zunächst beweglicher und innerlich lebendiger. Beweglicher, was heißt das? Nun, im normalen Menschenleben haben wir den physischen Menschenleib so vor uns, daß seine einzelnen Organe miteinander in Kommunikation stehen, daß seine einzelnen Organe in gewisser Weise miteinander verbunden sind. Die Wirkungen der einzelnen Organe gehen ineinander über. Dadurch, daß der Mensch Esoterik oder Anthroposophie ernsthaft auf sich wirken läßt, werden die einzelnen Organe selbständiger, unabhängiger voneinander. Alle einzelnen Organe werden voneinander unabhängiger. In einer gewissen Weise wird das Gesamtleben des physischen Leibes herabgedämpft und das Eigenleben der Organe verstärkt. Wenn auch der Grad der Herabdämpfung des Gesamtlebens und der Verstärkung des Eigenlebens der Organe ein ungeheuer geringer ist, so muß man doch sagen: Durch den Einfluß von Esoterik und Anthroposophie überhaupt wird das Herz, das Gehirn, das Rückenmark, werden alle Organe selbständiger und lebendiger und unabhängiger voneinander, innerlich beweglicher. Wenn ich gelehrt sprechen wollte, müßte ich sagen: Es gehen die Organe aus einem stabilen Gleichgewichtszustand in einen mehr labilen Gleichgewichtszustand über. Diese Tatsache ist aus dem Grunde gut zu wissen, weil der Mensch sehr leicht geneigt ist, wenn er etwas wahrnimmt von diesem anderen Gleichgewichtszustand seiner Organe, es dem Umstand zuzuschreiben, daß er unpäßlich oder krank geworden ist. Er ist nicht gewohnt, so zu empfinden die Beweglichkeit, die Unabhängigkeit der Organe. Man verspürt, empfindet Organe nur dann, wenn sie anders funktionieren, als der normale Zustand ist. Nun empfindet man, wenn auch zunächst in einer sehr gelinden Weise, das Unabhängigwerden der Organe voneinander; man kann das für ein Unpäßlichwerden, für ein Erkranken halten...
Eine Grundveränderung aber in dem physischen Menschenleib ist dieses, daß man überhaupt beginnt — was recht bedenkliche Gestalten annehmen kann —, seinen physischen Leib stärker zu fühlen als vorher; er wird gewissermaßen empfindlicher für das Seelendasein, er wird schwerer erträglich. Es ist außerordentlich schwierig, sich das ganz klar zu machen, wenn dies auseinandergesetzt werden soll; allein stellen Sie sich vor ein Glas, in dem Wasser ist und in dem wäre aufgelöst Salz, so daß das eine trübe Flüssigkeit gäbe. Nehmen Sie an — für den normalen Zustand des Menschen — seinen Ätherleib, Astralleib und sein Selbst wie die Flüssigkeit, und der physische Leib sei darin aufgelöst wie das Salz. Jetzt lassen wir die Flüssigkeit hier im Glase etwas abkühlen. Da wird das Salz sich langsam herausverhärten, wird schwerer dadurch, daß es selbständiger wird. So verhärtet sich heraus aus dem gesamten Gefüge der vier Glieder der menschlichen Wesenheit der physische Leib; er schrumpft ein, wenn auch in geringfügigem Maße. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Er schrumpft in einer gewissen Weise ein. Nur müssen Sie sich das nicht stark vorstellen, so daß man nicht zu fürchten hat, daß der Mensch durch anthroposo-phische Entwicklung die allerstärksten Runzeln bekommt. Dieses Einschrumpfen ist ein In-sich-Dichterwerden. Dadurch aber zeigt er sich eigentlich erst als etwas, woran man schwerer zu tragen hat als vorher. Man empfindet ihn unbeweglicher als vorher. Dazu kommt, daß die anderen Glieder nun leichter beweglich sind. So empfindet man das, was man vorher eigentlich, wenn es ganz gesund war, gar nicht empfunden hat an sich, wozu man ganz behaglich Ich gesagt hat, das empfindet man nachher als etwas, was man wie schwerer geworden an sich trägt, was man anfängt zu verspüren in seiner Gänze. Und insbesondere fängt man an, in seinem Leibe alle diejenigen Einschlüsse zu verspüren, welche sozusagen innerhalb dieses physischen Leibes ein gewisses, von vornherein selbständiges Dasein führen. Und hier kommen wir auf eine Frage, die eigentlich nur in diesem Zusammenhang zum vollen Verständnis gebracht werden kann — aber selbstverständlich wird damit keine Agitation getrieben, sondern nur die Wahrheit hingestellt —, wir kommen auf die Frage der Fleischkost.
Da müssen wir uns einmal, weil wir es hier mit dem physischen Leib zu tun haben, einlassen auf die Beschreibung des Wesens der Fleisch- und auch der Pflanzennahrung, der Nahrung überhaupt. Das alles soll eine Episode bilden bei der Besprechung der Einflüsse anthroposophischen Lebens auf die Hüllen des Menschen, was so charakterisiert werden kann, daß es genannt wird die Ergänzung, die Regeneration dieses physischen Leibes von außen herein durch das, was er an äußerer Substanz aufnimmt. Man versteht das Verhältnis des Menschen zu seinen Nahrungsmitteln dann recht, wenn man das Verhältnis des Menschen zu den übrigen Naturreichen, zunächst zum Pflanzenreich ins Auge faßt. Das Pflanzenreich, als ein Reich des Lebens, führt die anorganischen Stoffe, die leblosen Stoffe bis zu einer gewissen Organisation herauf. Daß die lebendige Pflanze werde, das setzt voraus, daß die leblosen Stoffe in einer gewissen Weise — wie eben in einem lebendigen Laboratorium — verarbeitet werden bis zu einer gewissen Stufe der Organisation herauf. So daß wir in der Pflanze ein Lebewesen vor uns haben, welches die leblosen Naturprodukte bis zu einer gewissen Stufe der Organisation bringt. Der Mensch ist nun so organisiert als physischer Organismus, daß er in der Lage ist, den Organisationsprozeß da aufzunehmen, bis wohin die Pflanze ihn gebracht hat, und dann ihn von dem Punkte an weiterzuführen, so daß der höhere Menschenorganismus entsteht, wenn der Mensch das, was die Pflanze bis zu einem gewissen Grade organisiert hat, weiterorganisiert. Es verhalten sich die Dinge ganz genau so, daß dann eigentlich eine vollständige Kontinuation da ist, wenn der Mensch einen Apfel oder ein Baumblatt abpflückt und ißt. Das ist die vollständigste Kontinuation. Würden alle Dinge so vorliegen, daß immer das Allernatürlichste könnte getan werden, so würde man sagen können: Das Natürlichste wäre, daß der Mensch einfach den Organisationsprozeß da fortsetzt, wo ihn die Pflanze stehengelassen hat, das heißt die Pflanzenorgane so nimmt, wie sie sich draußen darbieten, und von da aus in sich selber weiterorganisiert. Das würde eine gerade Linie der Organisation geben, die nirgends irgendwie durchbrochen wäre: von der leblosen Substanz bis zur Pflanze, bis zu einem gewissen Punkt der Organisation, und von diesem Punkt bis zum menschlichen Organismus hindurch.
Nehmen wir nun gleich das Gröbste: der Mensch genießt das Tier. Im Tier haben wir ein Lebewesen vor uns, welches den Organisationsprozeß auch schon weiterführt als die Pflanze, bis zu einqm gewissen Punkte über die Pflanzenorganisation hinausführt. So daß wir von dem Tiere sagen können, es setzt den Organisationsprozeß der Pflanze fort. Nehmen wir nun an, der Mensch ißt das Tier. Da tritt in einer gewissen Weise das Folgende ein: der Mensch hat jetzt nicht nötig, das an inneren Kräften anzuwenden, was er hätte anwenden müssen bei der Pflanze. Hätte er da angefangen, die Nahrungsmittel organisieren zu müssen, wo die Pflanze aufgehört hat, dann hätte er eine gewisse Summe von Kräften anwenden müssen. Die bleibt nun ungenützt, wenn er das Tier ißt; denn das Tier hat die Organisation der Pflanze schon bis zu einem gewissen höheren Punkte heraufgeführt; erst da braucht der Mensch jetzt anzufangen. Wir können also sagen: Der Mensch setzt nicht die Organisation da fort, wo er sie fortsetzen könnte, sondern er läßt Kräfte, die in ihm sind, ungenützt und setzt später die Organisation fort; er läßt sich von dem Tiere einen Teil der Arbeit abnehmen, den er leisten müßte, wenn er die Pflanze genießen würde. Nun besteht das Wohlsein eines Organismus nicht darin, daß er möglichst wenig leistet, sondern darin, daß er alle seine Kräfte wirklich in Tätigkeit bringt. Wenn der Mensch tierische Nahrung zu sich nimmt, so macht er mit denjenigen Kräften, welche organische Tätigkeiten entwickeln würden, wenn er nur Pflanzen äße, etwas ähnliches, wie wenn er auf seinen linken Arm verzichten würde, ihn anbinden würde, so daß er nicht benützt werden kann. So bindet der Mensch, wenn er Tiere ißt, innere Kräfte an, die er sonst aufrufen würde, wenn er nur Pflanzen äße. Er verurteilt also eine gewisse Summe von Kräften in sich zur Untätigkeit. Alles, was so zur Untätigkeit im menschlichen Organismus verurteilt wird, bewirkt zugleich, daß die betreffenden Organisationen, welche sonst tätig wären, brachgelegt werden, gelähmt, verhärtet werden. So daß der Mensch einen Teil seines Organismus tötet oder wenigstens lahmt, wenn er das Tier genießt. Diesen Teil seines Organismus, den der Mensch so in sich verhärtet, den trägt er dann mit durch das Leben wie einen Fremdkörper. Diesen Fremdkörper fühlt er im normalen Leben nicht. Wenn aber der Organismus so innerlich beweglich wird und seine Organsysteme voneinander unabhängiger werden, so wie es im anthroposophischen Leben geschieht, dann beginnt der physische Leib, der ohnedies schon, wie wir charakterisiert haben, sich unbehaglich fühlt, sich noch unbehaglicher zu fühlen, weil er ja jetzt einen Fremdkörper in sich hat.
Wie gesagt, es soll nicht agitiert, sondern nur die Wahrheit an sich hingestellt werden. Und wir werden andere Wirkungen der tierischen Nahrung noch kennenlernen; wir werden diesmal genötigt sein, dieses Kapitel ausführlich zu besprechen. Daher also kommt es, daß Fortschritt an innerem anthroposophischem Leben allmählich eine Art von Ekel erzeugt an tierischer Nahrung. Nicht als ob man dem Anthroposophen die tierische Nahrung verbieten müßte; sondern das gesund fortschreitende Instinktleben wehrt sich nach und nach gegen die tierische Nahrung und mag sie auch nicht mehr; und das ist auch viel besser, als wenn der Mensch aus irgendeinem abstrakten Grundsatz heraus Vegetarier wird. Das beste ist, wenn die Anthroposophie den Menschen dazu bringt, eine Art Ekel und Abscheu vor der Fleischnahrung zu haben, und es hat nicht viel Wert in bezug auf das, was man seine höhere Entwicklung nennen kann, wenn der Mensch auf andere Weise sich die Fleischnahrung abgewöhnt. So daß man sagen kann: Die tierische Nahrung bewirkt in dem Menschen etwas, was für den physischen Leib des Menschen eine Last wird, und diese Last wird empfunden. Das ist der okkulte Tatbestand von einer Seite.
Von einer anderen Seite werden wir ihn noch charakterisieren. Ich möchte als anderes Beispiel noch den Alkohol erwähnen. Auch das Verhältnis des Menschen zum Alkohol ist einer Veränderung unterworfen, wenn der Mensch sich innerlich lebendig, ernst mit Anthroposophie durchdringt. Der Alkohol nämlich ist ja etwas noch ganz Besonderes sozusagen in den Reichen der Natur. Er erweist sich nicht nur als eine Last-Erzeugung im menschlichen Organismus, sondern er erweist sich direkt als oppositionelle Gewalt im menschlichen Organismus erzeugend. Denn wenn wir die Pflanze betrachten, so bringt sie es in ihrer Organisation bis zu einem gewissen Punkt - mit Ausnahme der Weinrebe, die es über diesen Punkt hinausbringt. Was die übrigen Pflanzen sich einzig und allein aufsparen für den jungen Keim, alle die Triebkraft, die sonst nur für den jungen Keim aufgespart wird und nicht in das übrige der Pflanze sich ergießt, das ergießt sich bei der Weintraube auch in einer gewissen Weise in das Fruchtfleisch; so daß durch die sogenannte Gärung, durch die Verwandlung dessen, was sich da in die Weintraube hineinergießt, was in der Traube selbst zur höchsten Spannung gebracht worden ist, etwas erzeugt wird, was in der Tat innerhalb der Pflanze eine Gewalt hat, welche nur verglichen werden kann okkultistisch mit der Gewalt, die das Ich des Menschen über das Blut hat. Was also bei der Weinerzeugung entsteht, was bei der Alkoholerzeugung sich immer bildet, ist, daß in einem anderen Naturreich dasjenige erzeugt wird, was der Mensch erzeugen muß, wenn er von seinem Ich aus auf das Blut wirkt.
Wir wissen ja, daß eine innige Beziehung besteht zwischen dem Ich und dem Blut. Sie kann schon äußerlich charakterisiert werden dadurch, daß wenn im Ich Scham empfunden wird, die Schamröte dem Menschen ins Gesicht steigt, wenn in dem Ich Furcht, Angst empfunden wird, der Mensch erblaßt. Diese Wirkung von dem Ich auf das Blut, die aber auch sonst vorhanden ist, die ist okkultistisch ganz ähnlich derjenigen Wirkung, welche entsteht, wenn der Pflanzenprozeß zurückgebildet wird, so daß das, was in dem Fruchtfleisch der Weintraube ist oder was überhaupt aus dem Pflanzlichen kommt, zum Alkohol umgebildet wird. Das Ich muß, wie gesagt, normal einen ganz ähnlichen Prozeß im Blut erzeugen — okkultistisch gesprochen, nicht chemisch —, wie erzeugt wird durch das gleichsam Rückgängigmachen des Organisationsprozesses, durch das bloße Chemischmachen des Organisationsprozesses, wenn Alkohol erzeugt wird. Die Folge davon ist, daß wir durch den Alkohol etwas in unseren Organismus einführen, was von der anderen Seite her so wirkt, wie das Ich auf das Blut wirkt. Das heißt, wir haben ein Gegen-Ich in dem Alkohol in uns aufgenommen, ein Ich, das direkt ein Kämpfer ist gegen die Taten unseres geistigen Ich. Von der anderen Seite her wird auf das Blut gerade so gewirkt durch den Alkohol, wie von dem Ich auf das Blut gewirkt wird. So daß wir also einen inneren Krieg entfesseln und im Grunde alles das, was von dem Ich ausgeht, zur Machtlosigkeit verdammen, wenn wir ihm einen Gegenkämpfer entgegenstellen im Alkohol. Dies ist der okkulte Tatbestand. Derjenige, welcher keinen Alkohol trinkt, sichert sich die freie Möglichkeit, von seinem Ich aus auf das Blut zu wirken; derjenige, der Alkohol trinkt, der macht es gerade so wie jemand, der eine Wand einreißen will und nach der einen Seite schlägt, gleichzeitig aber auf der anderen Seite Leute aufstellt, die ihm entgegenschlagen. Ganz genau so wird durch den Genuß des Alkohols eliminiert die Tätigkeit des Ich auf das Blut.
Daher empfindet derjenige, welcher Anthroposophie zu seinem Lebenselement macht, die Arbeit des Alkohols im Blute als direkten Kampf gegen sein Ich, und es ist daher nur natürlich, daß eine wirkliche geistige Entwicklung nur leicht vor sich gehen kann, wenn man ihr nicht diese Widerlage schafft. Wir sehen gerade aus diesem Beispiel, wie das, was ja sonst auch vorhanden ist, durch das veränderte Gleichgewicht, welches eintritt im physischen Leib, für den Esoteriker oder Anthroposophen wahrnehmbar wird." (Lit.: GA 145, S. 11ff)
Besonders schwierig ist es ja, über die Veränderungen des physischen Menschenleibes zu sprechen, aus dem einfachen Grunde, weil diese Veränderungen des physischen Menschenleibes im Anfang des anthroposophischen oder esoterischen Lebens zwar wichtige, bedeutungsvolle sind, aber in einer gewissen Weise auch oft undeutlich, geringfügig zu nennen sind. Wichtige, bedeutungsvolle Veränderungen gehen mit dem physischen Leib vor sich, aber sie sind doch äußerlich, für irgendein äußeres Wissen nicht bemerkbar. Sie können auch nicht bemerkbar sein aus dem einfachen Grunde, weil das Physische dasjenige ist, was der Mensch von innen heraus am allerwenigsten in seiner Gewalt hat, und weil sogleich Gefahren kommen würden, wenn esoterische Übungen oder anthroposophischer Betrieb so eingerichtet würden, daß der physische Leib Veränderungen erfährt, die über das Maß dessen hinausgehen, was der Mensch voll zu beherrschen in der Lage ist. Innerhalb gewisser Grenzen halten sich die Veränderungen des physischen Leibes; aber es ist doch wichtig, daß der Mensch etwas davon erfährt, daß er sie sich klarmachen kann.
Soll man zunächst mit einem zusammenfassenden Worte die Veränderungen bezeichnen, die der physische Menschenleib erfährt durch die angedeuteten Bedingungen, so muß man sagen: Dieser physische Menschenleib wird in sich zunächst beweglicher und innerlich lebendiger. Beweglicher, was heißt das? Nun, im normalen Menschenleben haben wir den physischen Menschenleib so vor uns, daß seine einzelnen Organe miteinander in Kommunikation stehen, daß seine einzelnen Organe in gewisser Weise miteinander verbunden sind. Die Wirkungen der einzelnen Organe gehen ineinander über. Dadurch, daß der Mensch Esoterik oder Anthroposophie ernsthaft auf sich wirken läßt, werden die einzelnen Organe selbständiger, unabhängiger voneinander. Alle einzelnen Organe werden voneinander unabhängiger. In einer gewissen Weise wird das Gesamtleben des physischen Leibes herabgedämpft und das Eigenleben der Organe verstärkt. Wenn auch der Grad der Herabdämpfung des Gesamtlebens und der Verstärkung des Eigenlebens der Organe ein ungeheuer geringer ist, so muß man doch sagen: Durch den Einfluß von Esoterik und Anthroposophie überhaupt wird das Herz, das Gehirn, das Rückenmark, werden alle Organe selbständiger und lebendiger und unabhängiger voneinander, innerlich beweglicher. Wenn ich gelehrt sprechen wollte, müßte ich sagen: Es gehen die Organe aus einem stabilen Gleichgewichtszustand in einen mehr labilen Gleichgewichtszustand über. Diese Tatsache ist aus dem Grunde gut zu wissen, weil der Mensch sehr leicht geneigt ist, wenn er etwas wahrnimmt von diesem anderen Gleichgewichtszustand seiner Organe, es dem Umstand zuzuschreiben, daß er unpäßlich oder krank geworden ist. Er ist nicht gewohnt, so zu empfinden die Beweglichkeit, die Unabhängigkeit der Organe. Man verspürt, empfindet Organe nur dann, wenn sie anders funktionieren, als der normale Zustand ist. Nun empfindet man, wenn auch zunächst in einer sehr gelinden Weise, das Unabhängigwerden der Organe voneinander; man kann das für ein Unpäßlichwerden, für ein Erkranken halten...
Eine Grundveränderung aber in dem physischen Menschenleib ist dieses, daß man überhaupt beginnt — was recht bedenkliche Gestalten annehmen kann —, seinen physischen Leib stärker zu fühlen als vorher; er wird gewissermaßen empfindlicher für das Seelendasein, er wird schwerer erträglich. Es ist außerordentlich schwierig, sich das ganz klar zu machen, wenn dies auseinandergesetzt werden soll; allein stellen Sie sich vor ein Glas, in dem Wasser ist und in dem wäre aufgelöst Salz, so daß das eine trübe Flüssigkeit gäbe. Nehmen Sie an — für den normalen Zustand des Menschen — seinen Ätherleib, Astralleib und sein Selbst wie die Flüssigkeit, und der physische Leib sei darin aufgelöst wie das Salz. Jetzt lassen wir die Flüssigkeit hier im Glase etwas abkühlen. Da wird das Salz sich langsam herausverhärten, wird schwerer dadurch, daß es selbständiger wird. So verhärtet sich heraus aus dem gesamten Gefüge der vier Glieder der menschlichen Wesenheit der physische Leib; er schrumpft ein, wenn auch in geringfügigem Maße. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Er schrumpft in einer gewissen Weise ein. Nur müssen Sie sich das nicht stark vorstellen, so daß man nicht zu fürchten hat, daß der Mensch durch anthroposo-phische Entwicklung die allerstärksten Runzeln bekommt. Dieses Einschrumpfen ist ein In-sich-Dichterwerden. Dadurch aber zeigt er sich eigentlich erst als etwas, woran man schwerer zu tragen hat als vorher. Man empfindet ihn unbeweglicher als vorher. Dazu kommt, daß die anderen Glieder nun leichter beweglich sind. So empfindet man das, was man vorher eigentlich, wenn es ganz gesund war, gar nicht empfunden hat an sich, wozu man ganz behaglich Ich gesagt hat, das empfindet man nachher als etwas, was man wie schwerer geworden an sich trägt, was man anfängt zu verspüren in seiner Gänze. Und insbesondere fängt man an, in seinem Leibe alle diejenigen Einschlüsse zu verspüren, welche sozusagen innerhalb dieses physischen Leibes ein gewisses, von vornherein selbständiges Dasein führen. Und hier kommen wir auf eine Frage, die eigentlich nur in diesem Zusammenhang zum vollen Verständnis gebracht werden kann — aber selbstverständlich wird damit keine Agitation getrieben, sondern nur die Wahrheit hingestellt —, wir kommen auf die Frage der Fleischkost.
Da müssen wir uns einmal, weil wir es hier mit dem physischen Leib zu tun haben, einlassen auf die Beschreibung des Wesens der Fleisch- und auch der Pflanzennahrung, der Nahrung überhaupt. Das alles soll eine Episode bilden bei der Besprechung der Einflüsse anthroposophischen Lebens auf die Hüllen des Menschen, was so charakterisiert werden kann, daß es genannt wird die Ergänzung, die Regeneration dieses physischen Leibes von außen herein durch das, was er an äußerer Substanz aufnimmt. Man versteht das Verhältnis des Menschen zu seinen Nahrungsmitteln dann recht, wenn man das Verhältnis des Menschen zu den übrigen Naturreichen, zunächst zum Pflanzenreich ins Auge faßt. Das Pflanzenreich, als ein Reich des Lebens, führt die anorganischen Stoffe, die leblosen Stoffe bis zu einer gewissen Organisation herauf. Daß die lebendige Pflanze werde, das setzt voraus, daß die leblosen Stoffe in einer gewissen Weise — wie eben in einem lebendigen Laboratorium — verarbeitet werden bis zu einer gewissen Stufe der Organisation herauf. So daß wir in der Pflanze ein Lebewesen vor uns haben, welches die leblosen Naturprodukte bis zu einer gewissen Stufe der Organisation bringt. Der Mensch ist nun so organisiert als physischer Organismus, daß er in der Lage ist, den Organisationsprozeß da aufzunehmen, bis wohin die Pflanze ihn gebracht hat, und dann ihn von dem Punkte an weiterzuführen, so daß der höhere Menschenorganismus entsteht, wenn der Mensch das, was die Pflanze bis zu einem gewissen Grade organisiert hat, weiterorganisiert. Es verhalten sich die Dinge ganz genau so, daß dann eigentlich eine vollständige Kontinuation da ist, wenn der Mensch einen Apfel oder ein Baumblatt abpflückt und ißt. Das ist die vollständigste Kontinuation. Würden alle Dinge so vorliegen, daß immer das Allernatürlichste könnte getan werden, so würde man sagen können: Das Natürlichste wäre, daß der Mensch einfach den Organisationsprozeß da fortsetzt, wo ihn die Pflanze stehengelassen hat, das heißt die Pflanzenorgane so nimmt, wie sie sich draußen darbieten, und von da aus in sich selber weiterorganisiert. Das würde eine gerade Linie der Organisation geben, die nirgends irgendwie durchbrochen wäre: von der leblosen Substanz bis zur Pflanze, bis zu einem gewissen Punkt der Organisation, und von diesem Punkt bis zum menschlichen Organismus hindurch.
Nehmen wir nun gleich das Gröbste: der Mensch genießt das Tier. Im Tier haben wir ein Lebewesen vor uns, welches den Organisationsprozeß auch schon weiterführt als die Pflanze, bis zu einqm gewissen Punkte über die Pflanzenorganisation hinausführt. So daß wir von dem Tiere sagen können, es setzt den Organisationsprozeß der Pflanze fort. Nehmen wir nun an, der Mensch ißt das Tier. Da tritt in einer gewissen Weise das Folgende ein: der Mensch hat jetzt nicht nötig, das an inneren Kräften anzuwenden, was er hätte anwenden müssen bei der Pflanze. Hätte er da angefangen, die Nahrungsmittel organisieren zu müssen, wo die Pflanze aufgehört hat, dann hätte er eine gewisse Summe von Kräften anwenden müssen. Die bleibt nun ungenützt, wenn er das Tier ißt; denn das Tier hat die Organisation der Pflanze schon bis zu einem gewissen höheren Punkte heraufgeführt; erst da braucht der Mensch jetzt anzufangen. Wir können also sagen: Der Mensch setzt nicht die Organisation da fort, wo er sie fortsetzen könnte, sondern er läßt Kräfte, die in ihm sind, ungenützt und setzt später die Organisation fort; er läßt sich von dem Tiere einen Teil der Arbeit abnehmen, den er leisten müßte, wenn er die Pflanze genießen würde. Nun besteht das Wohlsein eines Organismus nicht darin, daß er möglichst wenig leistet, sondern darin, daß er alle seine Kräfte wirklich in Tätigkeit bringt. Wenn der Mensch tierische Nahrung zu sich nimmt, so macht er mit denjenigen Kräften, welche organische Tätigkeiten entwickeln würden, wenn er nur Pflanzen äße, etwas ähnliches, wie wenn er auf seinen linken Arm verzichten würde, ihn anbinden würde, so daß er nicht benützt werden kann. So bindet der Mensch, wenn er Tiere ißt, innere Kräfte an, die er sonst aufrufen würde, wenn er nur Pflanzen äße. Er verurteilt also eine gewisse Summe von Kräften in sich zur Untätigkeit. Alles, was so zur Untätigkeit im menschlichen Organismus verurteilt wird, bewirkt zugleich, daß die betreffenden Organisationen, welche sonst tätig wären, brachgelegt werden, gelähmt, verhärtet werden. So daß der Mensch einen Teil seines Organismus tötet oder wenigstens lahmt, wenn er das Tier genießt. Diesen Teil seines Organismus, den der Mensch so in sich verhärtet, den trägt er dann mit durch das Leben wie einen Fremdkörper. Diesen Fremdkörper fühlt er im normalen Leben nicht. Wenn aber der Organismus so innerlich beweglich wird und seine Organsysteme voneinander unabhängiger werden, so wie es im anthroposophischen Leben geschieht, dann beginnt der physische Leib, der ohnedies schon, wie wir charakterisiert haben, sich unbehaglich fühlt, sich noch unbehaglicher zu fühlen, weil er ja jetzt einen Fremdkörper in sich hat.
Wie gesagt, es soll nicht agitiert, sondern nur die Wahrheit an sich hingestellt werden. Und wir werden andere Wirkungen der tierischen Nahrung noch kennenlernen; wir werden diesmal genötigt sein, dieses Kapitel ausführlich zu besprechen. Daher also kommt es, daß Fortschritt an innerem anthroposophischem Leben allmählich eine Art von Ekel erzeugt an tierischer Nahrung. Nicht als ob man dem Anthroposophen die tierische Nahrung verbieten müßte; sondern das gesund fortschreitende Instinktleben wehrt sich nach und nach gegen die tierische Nahrung und mag sie auch nicht mehr; und das ist auch viel besser, als wenn der Mensch aus irgendeinem abstrakten Grundsatz heraus Vegetarier wird. Das beste ist, wenn die Anthroposophie den Menschen dazu bringt, eine Art Ekel und Abscheu vor der Fleischnahrung zu haben, und es hat nicht viel Wert in bezug auf das, was man seine höhere Entwicklung nennen kann, wenn der Mensch auf andere Weise sich die Fleischnahrung abgewöhnt. So daß man sagen kann: Die tierische Nahrung bewirkt in dem Menschen etwas, was für den physischen Leib des Menschen eine Last wird, und diese Last wird empfunden. Das ist der okkulte Tatbestand von einer Seite.
Von einer anderen Seite werden wir ihn noch charakterisieren. Ich möchte als anderes Beispiel noch den Alkohol erwähnen. Auch das Verhältnis des Menschen zum Alkohol ist einer Veränderung unterworfen, wenn der Mensch sich innerlich lebendig, ernst mit Anthroposophie durchdringt. Der Alkohol nämlich ist ja etwas noch ganz Besonderes sozusagen in den Reichen der Natur. Er erweist sich nicht nur als eine Last-Erzeugung im menschlichen Organismus, sondern er erweist sich direkt als oppositionelle Gewalt im menschlichen Organismus erzeugend. Denn wenn wir die Pflanze betrachten, so bringt sie es in ihrer Organisation bis zu einem gewissen Punkt - mit Ausnahme der Weinrebe, die es über diesen Punkt hinausbringt. Was die übrigen Pflanzen sich einzig und allein aufsparen für den jungen Keim, alle die Triebkraft, die sonst nur für den jungen Keim aufgespart wird und nicht in das übrige der Pflanze sich ergießt, das ergießt sich bei der Weintraube auch in einer gewissen Weise in das Fruchtfleisch; so daß durch die sogenannte Gärung, durch die Verwandlung dessen, was sich da in die Weintraube hineinergießt, was in der Traube selbst zur höchsten Spannung gebracht worden ist, etwas erzeugt wird, was in der Tat innerhalb der Pflanze eine Gewalt hat, welche nur verglichen werden kann okkultistisch mit der Gewalt, die das Ich des Menschen über das Blut hat. Was also bei der Weinerzeugung entsteht, was bei der Alkoholerzeugung sich immer bildet, ist, daß in einem anderen Naturreich dasjenige erzeugt wird, was der Mensch erzeugen muß, wenn er von seinem Ich aus auf das Blut wirkt.
Wir wissen ja, daß eine innige Beziehung besteht zwischen dem Ich und dem Blut. Sie kann schon äußerlich charakterisiert werden dadurch, daß wenn im Ich Scham empfunden wird, die Schamröte dem Menschen ins Gesicht steigt, wenn in dem Ich Furcht, Angst empfunden wird, der Mensch erblaßt. Diese Wirkung von dem Ich auf das Blut, die aber auch sonst vorhanden ist, die ist okkultistisch ganz ähnlich derjenigen Wirkung, welche entsteht, wenn der Pflanzenprozeß zurückgebildet wird, so daß das, was in dem Fruchtfleisch der Weintraube ist oder was überhaupt aus dem Pflanzlichen kommt, zum Alkohol umgebildet wird. Das Ich muß, wie gesagt, normal einen ganz ähnlichen Prozeß im Blut erzeugen — okkultistisch gesprochen, nicht chemisch —, wie erzeugt wird durch das gleichsam Rückgängigmachen des Organisationsprozesses, durch das bloße Chemischmachen des Organisationsprozesses, wenn Alkohol erzeugt wird. Die Folge davon ist, daß wir durch den Alkohol etwas in unseren Organismus einführen, was von der anderen Seite her so wirkt, wie das Ich auf das Blut wirkt. Das heißt, wir haben ein Gegen-Ich in dem Alkohol in uns aufgenommen, ein Ich, das direkt ein Kämpfer ist gegen die Taten unseres geistigen Ich. Von der anderen Seite her wird auf das Blut gerade so gewirkt durch den Alkohol, wie von dem Ich auf das Blut gewirkt wird. So daß wir also einen inneren Krieg entfesseln und im Grunde alles das, was von dem Ich ausgeht, zur Machtlosigkeit verdammen, wenn wir ihm einen Gegenkämpfer entgegenstellen im Alkohol. Dies ist der okkulte Tatbestand. Derjenige, welcher keinen Alkohol trinkt, sichert sich die freie Möglichkeit, von seinem Ich aus auf das Blut zu wirken; derjenige, der Alkohol trinkt, der macht es gerade so wie jemand, der eine Wand einreißen will und nach der einen Seite schlägt, gleichzeitig aber auf der anderen Seite Leute aufstellt, die ihm entgegenschlagen. Ganz genau so wird durch den Genuß des Alkohols eliminiert die Tätigkeit des Ich auf das Blut.
Daher empfindet derjenige, welcher Anthroposophie zu seinem Lebenselement macht, die Arbeit des Alkohols im Blute als direkten Kampf gegen sein Ich, und es ist daher nur natürlich, daß eine wirkliche geistige Entwicklung nur leicht vor sich gehen kann, wenn man ihr nicht diese Widerlage schafft. Wir sehen gerade aus diesem Beispiel, wie das, was ja sonst auch vorhanden ist, durch das veränderte Gleichgewicht, welches eintritt im physischen Leib, für den Esoteriker oder Anthroposophen wahrnehmbar wird." (Lit.: GA 145, S. 11ff)
"Sie werden gesehen haben ..., daß unter den charakterisierten
Einflüssen der physische Leib des Menschen gewissermaßen lebendiger, in
sich beweglicher wird; daß er daher in einer gewissen Weise auch
unbehaglicher werden kann. Man erlebt ihn in einer gewissen Weise mehr
mit, als man ihn bei dem äußeren, exoterischen, sogenannten normalen
Leben des Menschen miterlebt. Wir werden auch noch bei den anderen
Hüllen von dem Unterschied der vegetabilischen von der tierischen Nahrung
zu sprechen haben; aber für die Gestaltung und Organisation des
physischen Leibes ist denn doch der Unterschied zwischen vegetabilischer
und tierischer Nahrung ein außerordentlich großer. Immer muß natürlich
betont werden, daß es nicht unsere Aufgabe sein kann, für die eine oder
andere Ernährungsweise Propaganda zu machen, sondern nur das zu sagen,
was richtig, was wahr ist auf diesem Gebiete; und die Tatsachen, die in
Betracht kommen, sie werden durch die Entwicklung der Seele
Erfahrungstatsache.
Eine Erfahrungstatsache wird vor allen Dingen diejenige, daß unsere physische Hülle an der tierischen Ernährung mehr zu tragen, mehr gleichsam mitzuschleppen hat als an der vegetabilischen Ernährung. Wir haben ja gestern betont, daß der physische Leib gleichsam schrumpft, sich herauslöst aus den höheren geistigen Gliedern durch die Entwicklung.
Wenn ihm nun tierische Nahrung zugeführt wird, so zeigt sich diese tierische Nahrung, wie gestern charakterisiert worden ist, auch noch dadurch, daß sie erlebt wird wie etwas, was sich als ein starker Fremdstoff in den menschlichen Organismus eingliedert, was man fühlen lernt, wenn ein radikaler Ausdruck gebraucht werden darf, wie einen Pfahl, den man sich ins Fleisch hineingefügt hat.
In dieser Beziehung erlebt man bei einer esoterischen Entwicklung sozusagen die Erdenschwere der tierischen Nahrung mehr, als man sie sonst erlebt, und man erlebt vor allen Dingen die Tatsache, daß die tierische Nahrung das instinktive Willensleben anfeuert. Das Willensleben, das mehr unbewußt verläuft, das mehr in Affekten und Leidenschaften verläuft, das feuert die tierische Nahrung an. Es ist daher eine durchaus richtige äußere Beobachtung, wenn gesagt wird, daß kriegerische Völkerschaften mehr der tierischen Nahrung zuneigen als friedfertige Völkerschaften. Das aber braucht durchaus nicht etwa zu dem Glauben zu verleiten, als ob die vegetabilische Nahrung allen Mut und alle Tatkraft aus dem Menschen heraustreiben müsse. Wir werden ja sehen, wie das, was der Mensch in einer gewissen Weise durch Entziehung der tierischen Nahrung an Instinkten, an aggressiven Leidenschaften und Affekten verliert — es wird sich ja das alles erst besprechen lassen bei der Darstellung des astralischen Leibes —, daß alles das ersetzt wird von innen heraus von dem Seelischen. Aber alle diese Dinge hängen zusammen mit der ganzen Stellung des Menschen und unserer übrigen Naturreiche zum Kosmos, und man erlangt nach und nach, wenn man das auch noch nicht durch höheres Hellsehen erreicht, eine Art Beweis, eine Art Bestätigung dessen, was der Okkultist konstatiert über Zusammenhänge des menschlichen Lebens mit dem Kosmos. Man erlangt eine Art Beweis dafür, wenn man durch dieses Miterleben der beweglicher, lebendiger gewordenen Vorgänge des physischen Leibes gewissermaßen am eigenen Leibe die Natur und Eigentümlichkeit der als Nahrungsmittel verwendeten Substanzen der Erde kennenlernt.
Sehen Sie, es ist zum Beispiel interessant, zu vergleichen dreierlei Arten von Nahrungsmitteln in bezug auf ihre kosmische Bedeutung: das ist die Milch und alles, was mit ihr zusammenhängt, das ist die Pflanzenwelt und alles, was mit ihr zusammenhängt, nämlich aus ihr bereitet wird, und das ist die tierische Nahrung. Milch, Pflanzen, Tier als Nahrungsmittel, man kann sie in einer gewissen Weise vergleichen lernen, wenn man empfänglicher gemacht worden ist durch die esoterische Entwicklung für das, was man an diesen Nahrungsmitteln erlebt; und dann wird man auch leichter überschauen lernen die Bestätigungen, die sich durch eine vernünftige Betrachtung der Außenwelt ergeben. Wenn Sie okkultistisch die Welt durchforschen würden, würden Sie das, was Milchsubstanz ist, auf der Erde, aber auf keinem anderen Planeten unseres Sonnensystems finden. Was produziert wird innerhalb der Lebewesen in ähnlicher Weise auf anderen Planeten unseres Sonnensystems, würde sich Ihnen als etwas ganz anderes, als die irdische Milch ist, darstellen. Die Milch ist etwas spezifisch Irdisches. Und wenn man das generalisieren wollte, was Milch ist, so müßte man sagen: Die Lebewesen eines jeden Planetensystems haben ihre eigene Milch.
Wenn man das Pflanzensystem unserer Erde untersucht und es okkultistisch vergleicht mit den Pflanzensystemen anderer Planeten, mit dem, was damit verglichen werden kann, so muß man sagen: Zwar sind die Formen verschieden der Pflanzenwesenheit auf der Erde und der Pflanzenwesenheit auf anderen Planeten unseres Sonnensystems, aber das innere Wesen der Pflanze auf der Erde ist doch nicht bloß ein irdisches, sondern ein zum Sonnensystem gehöriges; das heißt, die Pflanzenwesenheit unserer Erde ist verwandt mit der Pflanzenwesenheit der anderen Planeten unseres Sonnensystems, so daß wir in den Pflanzen gleichsam hereinragen haben etwas, was sich finden ließe auch auf anderen Planeten unseres Systems. Was die Tierwelt betrifft, so folgt es ja schon aus dem, was über die Milch gesagt worden und außerdem sonst okkultistisch sehr leicht zu konstatieren ist, daß sie radikal verschieden ist als irdische Tierwelt von all dem, was Ähnliches auf anderen Planeten gefunden werden könnte. Wenn man nun das Erlebnis sozusagen der Milchnahrung nimmt, so zeigt sich die Milchnahrung vor dem Blick, vor dem Erlebnis des Okkultisten so, daß sie für den Menschenleib — wir wollen bei dem Menschen bleiben — dasjenige bedeutet, was ihn sozusagen an die Erde, an unseren Planeten fesselt, was ihn zusammenbringt mit dem Menschengeschlecht auf der Erde als zu einer gemeinsamen Gattung mit diesem Menschengeschlecht gehörig. Daß die Menschen ein Ganzes ausmachen auch in bezug auf das physische Hüllensystem, das wird mit befördert dadurch, daß Lebendiges Nahrung für Lebendiges im tierischen Sinn bereitet. Und man kann sagen: Alles das, was durch die Milchnahrung dem menschlichen Organismus zugeführt wird, das bereitet ihn dazu, ein menschliches Erdengeschöpf zu sein, bringt ihn zusammen mit den Verhältnissen der Erde, aber es fesselt ihn nicht eigentlich an die Erde. Es macht ihn zum Erdenbürger und hindert ihn nicht, ein Bürger des ganzen Sonnensystems zu sein.
Anders ist es bei der Fleischnahrung. Die Fleischnahrung, die entnommen ist dem Reich, das spezifisch irdisch ist, und die entnommen ist nicht so wie die Milch dem unmittelbaren Lebensprozeß des menschlichen oder tierischen Lebewesens, sondern die entnommen ist demjenigen Teil der tierischen Substanz, die schon zubereitet ist für das Tier, diese Fleischnahrung fesselt den Menschen speziell an die Erde, macht ihn zum Erdengeschöpf so, daß man sagen muß: So viel der Mensch seinen eigenen Organismus durchdringt mit den Wirkungen der Fleischnahrung, so viel entzieht er sich an Kräften, um überhaupt von der Erde loszukommen. Er verbindet sich durch die Fleischnahrung im eminentesten Sinn mit dem Erdenplaneten. Während ihn die Milchnahrung fähig macht, sozusagen der Erde anzugehören wie einem Durchgangsorte seiner Entwicklung, verurteilt den Menschen die Fleischnahrung dazu, wenn er nicht durch anderes erhoben wird, den Erdenaufenthalt wie zu einem dauernden zu gestalten, zu einem solchen, an den er sich völlig anpaßt. Und der Entschluß, Milchnahrung zu sich zu nehmen, bedeutet gleichsam: Ich will mich auf der Erde aufhalten, auf der Erde meine Mission erfüllen können, aber nicht ausschließlich für die Erde da sein. Der Wille zur Fleischnahrung bedeutet: Mir sagt das Erdendasein so zu, daß ich auf alle Himmel verzichte und am liebsten ganz und gar aufgehen würde in den Verhältnissen des Erdendaseins.
Die Pflanzennahrung ist eine solche, daß sie in dem Organismus jene Kräfte rege macht, welche den Menschen in eine Art kosmische Verbindung bringen mit dem ganzen planetarischen System. Das, was der Mensch zu vollbringen hat, wenn er die Pflanzennahrung in seinem eigenen Organismus weiterverarbeitet, das regt Kräfte an, die im ganzen Sonnensystem enthalten sind, so daß der Mensch in seiner physischen Hülle ein Anteilnehmer an den Kräften des ganzen Sonnensystems wird, also sich ihnen nicht fremd macht, sich aus ihnen nicht herausreißt. Das ist etwas, was in gewisser Beziehung wirklich nach und nach die Seele, die sich anthroposophisch oder esoterisch entwickelt, an sich erleben kann, daß sie in gewisser Beziehung mit der Pflanzennahrung etwas nicht Erdenschweres, sondern etwas der Sonne, das heißt dem Zentralkörper des ganzen Planetensystems Eigenes in sich aufnimmt. Die Leichtigkeit des Organismus, die er erhält durch die Pflanzennahrung, die hebt über die Erdenschwere hinweg, die macht eine gewisse innere — man möchte sagen — nach und nach wie zur Geschmacksempfindung sich ausbildende Erlebnisfähigkeit im menschlichen Organismus möglich: daß es ihm ist, diesem Organismus, wie wenn er mit den Pflanzen in der Tat in einer gewissen Weise das Sonnenlicht, das in den Pflanzen ja so viel Arbeit leistet, wirklich mitgenießen würde.
Aus dem, was gesagt worden ist, können Sie entnehmen, daß es gerade bei der okkultistischen, bei der esoterischen Entwicklung eine ungeheure Bedeutung hat, nicht sich sozusagen an die Erde zu fesseln, mit aller Erdenschwere sich auszustatten durch den Fleischgenuß, wenn er entbehrt werden kann nach den individuellen und Vererbungsverhältnissen; die eigentliche Entscheidung kann ja immer nur nach den persönlichen Verhältnissen des einzelnen Menschen ausfallen. Eine wirkliche Erleichterung also der ganzen Entwicklung des Menschenlebens wird es bedeuten, wenn der Mensch sich von dem Fleischgenuß enthalten kann. Dagegen beginnen schon gewisse Bedenklichkeiten, wenn der Mensch fanatischer Vegetarier in dem Sinn sein wollte, daß er alle Milch und alle Milchprodukte meiden wollte. Gerade bei der Entwicklung der Seele nach dem Geistigen hin kann das gewisse Gefahren einschließen, und zwar aus dem Grunde, weil der Mensch sehr leicht dadurch, daß er allen Milchgenuß und allen Genuß dessen, was damit zusammenhängt, meidet, leicht zu einem gewissen bloßen Lieben des von der Erde Wegstrebenden kommt und die Fäden leicht verliert, die ihn mit dem verbinden, was auf der Erde an Menschlichem getrieben wird.
Es ist daher wohl zu beachten, daß es in einem gewissen Sinn gut ist, wenn gerade der anthroposophisch Strebende sich nicht zum fanatischen spirituellen Schwärmer dadurch macht, daß er sich die Schwierigkeit in der physischen Hülle schafft, die schon diese physische Hülle wegbringen will von aller Verwandtschaft mit dem Irdisch-Menschlichen. Damit wir nicht gar zu sehr seelische Entwicklung anstrebende Sonderlinge werden, damit wir nicht entfremdet werden menschlichem Fühlen, menschlichem Treiben auf der Erde, ist es gut, wenn wir uns als Wanderer auf der Erde in einer gewissen Weise beschweren lassen durch den Milchgenuß und durch den Genuß von Milchprodukten. Und es kann sogar eine ganz systematische Trainierung sein für einen Menschen, nicht nur immer sozusagen in den spirituellen Welten zu leben und dadurch erdenfremd zu werden, sondern daneben Aufgaben auf der Erde zu erfüllen, es kann eine systematische Trainierung sein, nicht bloßer Vegetarier zu sein, sondern Milch und Milchprodukte daneben zu genießen. Dadurch wird er seinen Organismus, seine physische Hülle erdenverwandt, menschheitsverwandt machen, aber nicht so an die Erde fesseln, mit Erdensein beschweren, wie das der Fall ist durch den Fleischgenuß. Es ist also in jeder Weise interessant, zu sehen, wie diese Dinge mit kosmischen Geheimnissen zusammenhängen und wie man durch die Kenntnis dieser kosmischen Geheimnisse die eigentliche Wirkung der Nahrungsstoffe im menschlichen Organismus verfolgen kann. Sie müssen ja durchaus als Menschen, die sich interessieren für okkulte Wahrheiten, meine lieben Freunde, immer mehr und mehr sich durchdringen davon, daß dasjenige, was auf unserer Erde auftritt — und zu unserem Erdensein gehört ja zunächst auch unser physischer Leib —, nicht etwa bloß von irdischen Kräften und Verhältnissen abhängig ist, sondern auch abhängig ist von den Kräften und Verhältnissen außerirdischer Wesenhaftigkeit, kosmischer Wesenhaftigkeit.
Das ist aber in ganz verschiedener Weise der Fall. So zum Beispiel müssen wir, wenn wir tierisches Eiweiß ins Augen fassen, wie es, sagen wir, im Hühnerei vorhanden ist, uns klar sein darüber, daß solches tierisches Eiweiß nicht etwa bloß das ist, was der Chemiker in seiner Analyse findet, sondern daß es in seinem Aufbau ein Ergebnis kosmischer Kräfte ist, und zwar wirken auf dieses Eiweiß die kosmischen Kräfte im wesentlichen nur, nachdem sie zuerst gewirkt haben auf die Erde selber und höchstens noch auf den die Erde begleitenden Mond. Es ist also der kosmische Einfluß auf das tierische Eiweiß ein indirekter. Nicht direkt wirken die Kräfte des Kosmos auf das Eiweiß, sondern indirekt; sie wirken zuerst auf die Erde und die Erde wirkt wiederum mit ihren Kräften, die sie aus dem Kosmos empfängt, zurück auf die Zusammensetzung des tierischen Eiweißes. Höchstens ist der Mond daran beteiligt, aber nur so, daß er zuerst die Kräfte von dem Kosmos empfängt und dann erst mit diesen Kräften, die er von sich ausstrahlt, zurückwirkt auf das tierische Eiweiß. In der kleinsten Zelle des Tierischen, also auch im Eiweiß, kann derjenige, der mit okkultem Blick die Dinge zu durchschauen in der Lage ist, sehen, wie etwa nicht bloß die auf der Erde vorhandenen physikalischen und chemischen Kräfte vorhanden sind, sondern wie die kleinste Zelle, sagen wir des Hühnereis, aufgebaut ist aus den Kräften, die die Erde erst bekommt aus dem Kosmos.
Indirekt hängt also das, was wir Eiweiß nennen, mit dem Kosmos zusammen, aber es würde diese tierische Eiweißsubstanz so, wie sie auf der Erde ist, niemals entstehen, wenn die Erde nicht da wäre. Direkt aus dem Kosmos könnte sie nicht entstehen; sie ist durchaus ein Produkt desjenigen, was die Erde erst aus dem Kosmos empfangen muß.
Anders zum Beispiel ist es wiederum mit dem, was wir als Fettsubstanz kennen, was wir als irdische Fettsubstanz der Lebewesen kennen, die ja auch einen Teil der Nahrung bildet, namentlich bei denjenigen Menschen, welche tierische Nahrung genießen. Es sei also die Rede von diesen tierischen Fetten. Dasjenige, was wir Fettsubstanz nennen, gleichgültig ob es der Mensch von außen genießt oder in seinem eigenen Organismus selber bildet, ist nach ganz anderen kosmischen Gesetzen aufgebaut als die Eiweißsubstanz. Während an dieser beteiligt sind jene kosmischen Kräfte, welche ausgehen von Wesenheiten der Hierarchien der Form, sind beteiligt an dem Aufbau der Fettsubstanz vorzugsweise jene Wesenheiten, die wir nennen die Geister der Bewegung. Sehen Sie, es ist wichtig, solche Dinge zu erwähnen, weil man dadurch erst den Begriff bekommt, wie kompliziert eigentlich so etwas ist, was sich die äußere Wissenschaft so unendlich einfach vorstellt. Kein Lebewesen könnte auf der einen Seite mit Eiweißsubstanz, auf der anderen mit Fettsubstanz durchdrungen sein, wenn nicht zusammenwirkten aus dem Kosmos herein — wenn auch indirekt — der Geist der Form und der Geist der Bewegung. Also wir können die geistigen Wirkungen, die wir kennen als ausgehend von den Wesen der verschiedenen Hierarchien, verfolgen bis in die Substanz herein, die unsere physische Hülle zusammensetzt. Daher wird beim Erleben, das dann eintritt, wenn die Seele eine anthroposophische Entwicklung durchgemacht hat, auch dieses Erleben in sich differenzierter, in sich beweglicher, das man hat gegenüber dem, was man als Eiweiß in sich trägt, und dem, was man als Fett in sich trägt in der physischen Hülle. Es ist das ein zweifaches Empfinden. Was bei dem im äußeren normalen Dasein lebenden Menschen in ein einziges Empfinden zusammenrinnt, das empfindet man durcheinander: das, was im Organismus die Fette machen und was die Eiweißsubstanzen machen. Indem der ganze physische Organismus beweglicher wird, lernt die sich entwickelnde Seele unterscheiden zweierlei Empfindungen am eigenen Leib. Eine Empfindung, welche gleichsam uns innerlich so durchdringt, daß wir fühlen: das setzt uns zusammen, gibt uns die Statur, - da empfinden wir die Eiweißsubstanzen in uns. Wenn wir empfinden: das macht uns gleichgültig gegen unsere innere Abgeschlossenheit, das hebt uns gleichsam hinaus über unsere Form, das macht uns gegenüber unserem inneren menschlichen Fühlen phlegmatischer, wenn sich also zu der eigenen Empfindung etwas Phlegma zusetzt gegenüber dieser eigenen Empfindung — diese Empfindungen differenzieren sich sehr stark bei einer anthroposophischen Entwicklung —, so rührt diese letzte Empfindung her von dem Erleben der Fettsubstanz in der physischen Hülle. Es wird also das innere Erleben auch in bezug auf die physische Hülle komplizierter.
Das wird ja insbesondere stark dann wahrgenommen, wenn es sich handelt um -das Erleben der Stärkesubstanz oder der Zuckersubstanz. Zucker ist besonders charakteristisch. Zucker differenziert sich ja zunächst im Geschmacksurteil sehr stark von anderen Substanzen. Diese Differenzierung kann man im gewöhnlichen Leben sehr gut bemerken, nicht nur an den Kindern, sondern auch manchmal an älteren Leuten an der Vorliebe, die da für Zuckersubstanz vorhanden ist; aber es geht gewöhnlich die Differenzierung nicht weiter als eben bis zu dem Geschmack. Wenn die Seele eine Entwicklung durchmacht, dann erlebt sie alles das, was sie an Zuckersubstanz aufnimmt oder in sich hat wie etwas, was ihr innerliche Festigkeit gibt, was sie innerlich stützt, was sie gewissermaßen mit einer Art natürlicher Egoität durchzieht. Und in dieser Beziehung darf sogar dem Zucker in einer gewissen Beziehung eine Art Lobrede gehalten werden. Gerade derjenige, der eine Seelenentwicklung durchmacht, kann oftmals bemerken, daß er es sogar oft nötig hat, etwas Zucker aufzunehmen, weil ja die seelische Entwicklung dahin gehen muß, immer selbstloser und selbstloser zu werden. Die Seele wird von selber selbstloser durch eine ordentliche anthroposophische Entwicklung. Damit nun der Mensch, der ja vermöge seiner physischen Hülle schon einmal eine Erdenmission hat, nicht sozusagen den Zusammenhang seines Ich-Organismus mit der Erde verliere, ist es geradezu gut, ein Gegengewicht im Physischen zu schaffen, wo ja die Egoität nicht eine so große Bedeutung hat wie im Moralischen. Durch den Zuckergenuß wird — man möchte sagen — eine Art unschuldiger Egoität geschaffen, die ein Gegengewicht bilden kann gegen die notwendige Selbstlosigkeit auf moralisch-geistigem Gebiete. Es würde sonst doch zu leicht die Versuchung da sein, daß der Mensch nicht nur selbstlos würde, sondern daß er auch träumerisch würde, phantastisch würde, den Zusammenhang verlieren würde mit einer gesunden Beurteilungsfähigkeit der irdischen Verhältnisse. Dazu trägt ein gewisser Zusatz von Zucker zu der Nahrung bei, einem die Möglichkeit zu geben, trotz allen Hinaufsteigens in die geistigen Welten mit beiden Beinen auf der Erde stehenzubleiben, eine gewisse gesunde Erdenansicht sich mit heranzukultivieren.
Sie sehen, die Dinge sind kompliziert; aber es wird alles kompliziert, wenn man in die wirklichen Geheimnisse des Lebens eindringen will. So fühlt zuweilen gerade der, welcher anthroposophisch in seiner Seele weiterkommt, daß ihm, damit er nicht einer falschen Selbstlosigkeit, nämlich einem Verlieren seiner Persönlichkeit ausgesetzt ist, ein Zuckergenuß zuweilen nottut. Und er erlebt dann den Zuckergenuß so, daß er sagt: Nun, so füge ich mir etwas bei, was mir, ohne daß ich mich moralisch herabstimme, wie unwillkürlich, wie in einem höheren Instinkte eine gewisse Festigkeit, eine gewisse Egoität gibt. Im ganzen kann man sagen, daß der Zuckergenuß physisch den Persönlichkeitscharakter des Menschen erhöht. Man kann das so stark behaupten, daß man wird sagen können, daß die Menschen — selbstverständlich darf das alles nur in gesunden Grenzen gehalten werden —, daß die Menschen, welche in einer gewissen Weise dem Zuckergenuß huldigen, es leichter haben, schon in ihrem physischen Leib ihren Persönlichkeitscharakter auszuprägen, als diejenigen, die es nicht tun. Diese Dinge können sogar zum Verständnis dessen führen, was man auch äußerlich beobachten kann. In Ländern, wo nach der Statistik wenig Zucker genossen wird, sind die Menschen weniger mit Persönlichkeitscharakter ausgestattet als in Ländern, wo mehr Zucker genossen wird. Gehen Sie in die Länder, wo die Menschen mehr persönlich auftreten, wo jeder sozusagen sich in sich fühlt, und dann von da in Länder, wo die Menschen, man möchte sagen, mehr den allgemeinen Volkstypus haben, unpersönlicher sind schon in der äußeren physischen Natur, so werden Sie finden, daß in ersteren Ländern viel und in den letzteren wenig Zucker konsumiert wird.
Wenn wir von diesem Erleben sozusagen der Nahrungssubstanzen noch mehr in die Augen springende Begriffe haben wollen, so können wir es an den sogenannten Genußmitteln haben. Diese Genußmittel, die werden ja besonders lebhaft schon erlebt auch im äußeren Leben — Kaffee, Tee in einem erhöhten Maße; aber das, was schon der normale Mensch erlebt an Kaffee und Tee, das erlebt derjenige, der eine anthroposophische Entwicklung durchmacht, in einem viel höheren Maße. Wie gesagt, das alles ist weder ein agitatives Für oder Gegen den Kaffee, sondern eine Darstellung der Dinge, wie sie sind, und ich bitte, das auch nur in diesem Sinne hinzunehmen. Der Kaffee wirkt ja schon im ganz normalen menschlichen Leben erregend auf die menschliche Natur, ebenso der Tee; nur daß diese Erregungen, die ausgeübt werden durch Kaffee und Tee auf den Organismus, von der Seele, die eine anthroposophische Entwicklung durchmacht, lebendiger empfunden werden. Vom Kaffee kann zum Beispiel gesagt werden, daß er so auf den menschlichen Organismus wirkt, daß dieser menschliche Organismus dadurch in einer gewissen Weise seinen Ätherleib von dem physischen Leib heraushebt, aber so, daß der physische Leib gefühlt wird wie eine solide Grundlage des Ätherleibes. Das ist die spezifische Wirkung des Kaffees. Also, es wird etwas differenziert physischer Leib und Ätherleib beim Kaffeegenuß, aber so, daß der physische Leib namentlich in seinen Formeigenschaften gerade unter dem Einfluß des Kaffees wie hineinstrahlend in den Ätherleib gefühlt wird, wie eine Art solider Grundlage für das, was dann durch den Ätherleib erlebt wird. Das soll wahrhaftig nicht eine Agitation für den Kaffeegenuß sein; denn das bewegt sich ja alles auf physischer Grundlage, und der Mensch würde sich zu einem ganz unselbständigen Wesen machen, wenn er sich herrichten wollte durch den Genuß dieser Nahrungs- oder Genußmittel; es soll nur der Einfluß dieser Nahrungs- und Genußmittel charakterisiert werden. Aber weil namentlich das logische, das folgerichtige Denken sehr abhängt von der Struktur, von der Form des physischen Leibes, so wird durch die eigentümliche Wirkung des Kaffees, der gleichsam schärfer herausschattiert die physische Struktur des physischen Leibes, physisch die logische Folgerichtigkeit befördert, — es wird durch den Kaffeegenuß der Mensch sozusagen auf physischem "Wege in seiner logischen Folgerichtigkeit gefördert, in einem folgerichtig den Tatsachen sich anschließenden Denken. Und man kann sagen, wenn es auch gesundheitliche Bedenken haben mag, viel Kaffee zu trinken, daß es gerade für Menschen, welche in höhere Regionen des geistigen Lebens hinaufsteigen wollen, gar nicht so uneben ist, daß es ganz gut sein kann, die logische Folgerichtigkeit aus der Anregung durch den Kaffee zuweilen zu ziehen. Man möchte sagen, es erschiene einem ganz natürlich, daß der, der berufsmäßig zum Beispiel zu schreiben hat und nicht recht die logische Folge von einem Satz zum anderen findet und so alles aus der Feder herauskauen möchte, daß der sich anregt durch den Kaffeegenuß. Das scheint demjenigen ganz begreiflich, der diese Dinge bis zu ihrer okkulten geheimnisvollen Grundlage zu beobachten versteht. Wenn schon solcher Genuß, da wir einmal Erdenbürger sind, zuweilen notwendig ist nach den persönlichen individuellen Verhältnissen, so muß eben betont werden, daß der Kaffeegenuß bei allen seinen Schäden viel dazu beitragen kann, die Solidität zu heben. Nicht als ob er anempfohlen werden sollte als Mittel zur Solidität, aber es muß gesagt werden, daß er es vermag, die Solidität zu heben, und daß man zum Beispiel bei demjenigen, der sich anthroposophisch entwickelt, wenn er die Neigung hat, etwas ins Unrichtige zu schweifen mit seinen Gedanken, daß man es da nicht gerade übel zu vermerken braucht, wenn er sich etwas solider macht durch Kaffee.
Anders stehen die Dinge beim Tee. Der Tee bringt eine ähnliche Wirkung hervor, eine Art Differenzierung physischer Natur und ätherischer Natur. Aber es wird in einer gewissen Weise ausgeschaltet die Struktur des physischen Leibes. Der Ätherleib tritt mehr in seine fluktuierenden Rechte. Daher werden die Gedanken durch den Teegenuß auseinanderflatternd gemacht, werden in einer gewissen Weise weniger dazu geeignet gemacht, sich an die Tatsachen anzuschließen. Es wird zwar die Phantasie, manchmal nicht in sehr sympathischem Sinn, durch den Teegenuß angeregt, nicht aber die Anpassung an die Wahrheit und die Anpassung an die Solidität der Verhältnisse. Daher kann man sagen, daß es begreiflich ist, wenn in Gesellschaften, wo viel darauf ankommt, daß man Gedankenblitze losläßt, daß man sprühende Geistigkeit entwickelt, wenn da die Anregung gerne gegeben wird durch Tee; und es ist auch auf der anderen Seite begreiflich, daß, wenn der Teegenuß überhand nimmt, er in einer gewissen Weise eine Gleichgültigkeit erzeugt gegen die Anforderungen, die in den Menschen durch die gesunde Struktur seines physischen Erdenleibes kommen können. So daß träumerische Phantastik und ein gewisses unbekümmertes nonchalantes Wesen, ein Wesen, das gerne hinwegsieht über die Anforderungen des äußeren soliden Lebens, leicht gefördert werden durch den Teegenuß. Und bei einer Seele, die sich in anthroposophischem Sinn entwickelt, sieht man es nicht so gerne, wenn sie Tee genießt, weil Teegenuß leichter zur Scharlatanerie führt als der Kaffeegenuß. Letzterer macht solider, ersterer scharlatanhafter, wenn auch das Wort für diese Dinge viel zu scharf gebraucht wird. Dies alles sind Dinge, die sich — wie gesagt — erleben lassen durch die Beweglichkeit, in die die physische Hülle kommt, wenn der Mensch eine anthroposophische Entwicklung durchmacht.
Ich möchte nur hinzufügen, daß — Sie können ja darüber weiter nachmeditieren oder versuchen, solche Dinge wirklich zu erleben —, daß wenn der Kaffeegenuß etwas wie Solidität befördert in der physischen Hülle, der Teegenuß mehr die Scharlatanerie begünstigt, so zum Beispiel die Schokolade am meisten fördert die Philistrosität. Schokolade ist als das eigentliche Philistergetränk zu verspüren im unmittelbaren Erlebnis, wenn die physische Hülle in sich beweglicher wird. Die Schokolade kann daher gut empfohlen werden gerade bei Philisterfestlichkeiten, und man kann es dann — verzeihen Sie diese Einlage —, man kann es ganz gut begreifen, daß man bei Familienfesten, bei Geburtsfesten, Namensfesten, namentlich in gewissen Kreisen, zu gewissen Festlichkeiten eben Schokolade trinkt. Dann, wenn wir diese Dinge, die also Genußmittel sind, ins Auge fassen, tritt uns das noch in einer bedeutungsvolleren Weise entgegen, weil da dasjenige, was sonst gegenüber den Nahrungsmitteln erlebt wird, schon seine Strahlen hereinwirft in das gewöhnliche sogenannte äußere normale Leben, aber nicht nur so, daß man sozusagen das Substantielle nur bemerkt, aus dem der Körper zusammengefügt ist und sich immer wieder erneuert, sondern daß man auch bemerkt, wie schon gestern erwähnt worden ist, das innerliche Auseinanderfallen, das Sichsondern der Organe. Das ist wichtig, das ist bedeutungsvoll.
Und da muß insbesondere hervorgehoben werden, daß für eine okkulte Betrachtung begreiflich wird das Erlebnis in bezug auf die physische Hülle mit dem physischen Herzen. Das physische Herz des Menschen ist ja für den Okkultisten ein außerordentlich interessantes, ein außerordentlich bedeutungsvolles Organ; denn dieses physische Menschenherz kann nur verstanden werden, wenn man das ganze gegenseitige Verhältnis, auch das geistige Verhältnis, in dem die Sonne zur Erde steht, ins Auge faßt. Schon als die alte Sonne nach der Saturnzeit eine Art planetarischer Vorgänger der Erde war, schon da begann sozusagen sich vorzubereiten jenes Verhältnis, das heute da ist zwischen diesen beiden Himmelskörpern, zwischen der Sonne und der Erde. Und zwar muß das Verhältnis zwischen Sonne und Erde so ins Auge gefaßt werden, daß man dabei die Erde, wie sie heute ist, ganz und gar so auffaßt, wie sie gleichsam zuerst selber sich von den Sonnenwirkungen nährt, wie sie diese Sonnenwirkungen in sich aufnimmt und verarbeitet. Was die Erde in ihrer festen Grundsubstanz an Sonnenkräften in sich aufnimmt, was sie in ihrer Luft- und Wasserhülle, in den wechselnden Wärmeverhältnissen aufnimmt, was sie in dem die Erde umflutenden Licht aufnimmt, was sie selbst aufnimmt in demjenigen, was nun nicht mehr physisch irgendwie wahrnehmbar ist als Anteil der Erde an der Sphärenharmonie, was die Erde aufnimmt an Lebenskräften, die sie direkt von der Sonne empfängt, alles das steht in Verbindung mit den inneren Kräften, die auf das menschliche Herz vom Blutkreislauf aus wirken. Im Grunde genommen wirken alle diese Kräfte auf den Blutkreislauf und von diesem auf das Herz. Alles, was äußere Theorie in dieser Beziehung ist, ist grundfalsch. Diese äußere Theorie macht heute das Herz zu einer Pumpe, welche das Blut durch den Körper pumpt, so daß man im Herzen zu sehen hätte das Organ, das den Blutkreislauf reguliert. Das Umgekehrte ist wahr. Der Blutkreislauf ist das, was das Ursprüngliche ist, und das Herz gibt in seinen Bewegungen einen Widerklang dessen, was in der Blutzirkulation vor sich geht. Das Blut treibt das Herz, nicht umgekehrt das Herz das Blut. Aber dieser ganze Organismus, der da beschrieben ist und der sich in der Herztätigkeit konzentriert, der ist nichts anderes als das menschliche mikrokosmische Spiegelbild jener makrokosmischen Wirkungen, die die Erde erst von der Sonne empfängt. Was die Erde von der Sonne hat, spiegelt sich wider in dem, was das Blut mit dem Herzen zu tun hat.
Anders steht das zum Beispiel mit dem Gehirn. Einzelne von den Gehirnentsprechungen sind schon gestern erwähnt worden. Das Gehirn des Menschen hat unmittelbar sehr wenig zu tun mit dem, was Sonnenwirkungen auf der Erde sind. Unmittelbar, sage ich. Mittelbar als Wahrnehmungsorgan sehr wohl, indem es zum Beispiel das äußere Licht, die Farben wahrnimmt; aber das ist eben Wahrnehmung. Aber unmittelbar in seinem Bau, in seiner inneren Beweglichkeit, in seinem ganzen Innenleben hat das Gehirn wenig, kaum irgend etwas mit den Sonnenwirkungen auf die Erde zu tun; es hat zu tun viel mehr mit all dem, was auf unsere Erde einstrahlt von dem, was außerhalb unseres Sonnensystems ist; dieses Gehirn hat zu tun mit den kosmischen Verhältnissen des ganzen Sternenhimmels, aber nicht mit den engeren Verhältnissen unseres Sonnensystems. In einer engeren Beziehung steht allerdings das, was wir als Gehirnsubstanz zu bezeichnen haben, mit dem Mond, aber nur insoweit der Mond nicht von der Sonne abhängig ist, insofern er seine Unabhängigkeit von der Sonne bewahrt hat. So daß also das, was in unserem Gehirn vorgeht, Wirkungen entspricht, die außerhalb derjenigen Kräfte liegen, die in unserem Herzen ihr menschliches mikrokosmisches Abbild imden. Sonne lebt im menschlichen Herzen; was außerhalb der Sonne im Kosmos vorhanden ist, lebt im menschlichen Gehirn.
So ist der Mensch in bezug auf beide Organe ein Mikrokosmos, indem er mit seinem Herzen der auf die Erde ausgeübten Sonnenwirkung hingegeben ist und diese gleichsam widerspiegelt, mit seinem Gehirn aber inneres Leben hat, das unmittelbar mit dem außer der Sonne sich befindenden Kosmos zusammenhängt. Das ist ein außerordentlich interessanter und bedeutungsvoller Zusammenhang. Das Gehirn hängt mit dem, was die Sonne auf der Erde bewirkt, nur durch die äußere Wahrnehmung zusammen. Die wird aber gerade in der anthroposophischen Entwicklung überwunden. Die anthroposophische Entwicklung überwindet die äußere Sinneswelt. Daher wird das Gehirn zu einem Innenleben entfesselt, das so kosmisch ist, daß selbst die Sonne etwas viel zu Spezielles ist, als daß sich da drinnen etwas von Sonnenwirkung abspielen würde. Wenn der Mensch in der Meditation hingegeben ist irgendwelchen Imaginationen, so spielen sich in seinem Gehirn Prozesse ab, die gar nichts zu tun haben mit dem Sonnensystem, sondern die Prozessen außerhalb unseres Sonnensystems entsprechen. Daher besteht in der Tat ein gewisses Verhältnis zwischen dem Herzen und dem Hirn wie zwischen der Sonne und dem Sternenhimmel, und in einer gewissen Beziehung zeigt sich dieses im Erleben der anthroposophisch sich entwickelnden Seele dadurch, daß, indem diese Seele innerlich ernst und abgezogen hingegeben ist rein anthroposophischen Gedanken, das Herz wirklich etwas wie eine Art von Gegenpol bildet, in eine Art Opposition tritt zu dem — man möchte sagen — Sternenhirn. Diese Opposition drückt sich dadurch aus, daß der Mensch fühlen lernt, wie Herz und Hirn beginnen, verschiedene Wege zu gehen, und wie er, während er vorher nicht nötig hatte, auf beide gesondert achtzugeben, sondern sich alles zusammenmischte, er nun beginnen muß, wenn er sich anthroposophisch entwickelt, auf beide gesondert zu achten.
Es gibt einen eigentümlichen Begriff von der ganzen kosmischen Stellung des Menschen, wenn wir so die physische Hülle betrachten, und ins Auge fassen, wie der Mensch hier auf der Erde steht. Da lebt in ihm durch sein Blutsystem und Herz alles das, was die Sonne mit der Erde auszumachen hat. Und wenn er lediglich innerlich hingegeben ist an das, wozu er auf der Erde als Instrument sein physisches Gehirn braucht, dann leben da drinnen Weltenprozesse, die sich abspielen außerhalb unseres Sonnensystems. Wir werden begreiflich machen müssen, daß der Mensch ein ganz neues Erleben hat gegenüber Herz und Hirn. Es differenzieren sich wirklich seine Empfindungen, so daß er fühlen lernt alles das, was Gehirnprozesse sind, man möchte sagen, in jenem ruhigen Gang, den der Nachthimmel zeigt mit seinen Sternen, und daß er fühlt die Beweglichkeit des Sonnensystems in seinem Herzen. Sie sehen daraus zugleich einen Weg, der bei einer höheren Initiationsstufe ein wichtiger Weg wird, denn Sie sehen gleichsam die Tore, die sich öffnen vom Menschen aus in den Kosmos. Der Mensch, der aus sich heraustritt durch eine höhere Entwicklung — wie es selbst in den exoterischen Vorträgen geschildert worden ist —, der zurückblickt auf seinen eigenen Eeib, der die Prozesse seines physischen Eeibes vollständig erkennen lernt, der lernt in der Tat in der Blutzirkulation mit der Herztätigkeit ein Spiegelbild der geheimnisvollen Kräfte des Sonnensystems kennen, und er lernt in den Vorgängen des Gehirns, die er dann geistig von außen anschaut, den Kosmos in seinen Geheimnissen kennen.
Die Dinge, die ich hier ausspreche mit dem letzten Satze, hängen ja zusammen mit einer Bemerkung, die ich einmal in Kopenhagen gemacht habe und die dann eingegangen ist in mein Buch «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit». Sie können daraus entnehmen, daß in einer gewissen Beziehung sogar die Struktur des Gehirns eine Art Spiegelbild der Stellung der Himmelskörper ist, die bei der menschlichen Geburt vorhanden ist für denjenigen Punkt auf der Erde, an dem der Mensch geboren wird. Es ist nützlich, manchmal von einem anderen Gesichtspunkt wiederum auf solche Dinge zu kommen; denn daraus können Sie ein Gefühl bekommen von der Weite der okkulten Wissenschaft und von der Engherzigkeit mancher Kritik, die ausgeübt wird, wenn von dem einen oder anderen Gesichtspunkte her eine solche Bemerkung gemacht wird. Gewiß, man kann so wichtige Tatsachen wie diese von der Widerspiegelung der Sternenwelt im menschlichen Gehirn von einem bestimmten Gesichtspunkt her erklären, und es kann das wie willkürlich erscheinen. Wenn dann andere Gesichtspunkte dazukommen, dann stützen sich diese alle gegenseitig. Und Sie werden noch manche — ich möchte sagen — Ströme der okkulten Wissenschaft gewahr werden, die zusammenfließen, und aus dem Zusammenfließen wird Ihnen dann immer mehr und mehr auch das sich ergeben, was Sie als einen vollen Beweis empfinden werden, auch einen äußerlichen Vernunftbeweis für die Dinge, die nur von dem einen Gesichtspunkt auszusprechen manchmal gewagt erscheinen könnte. Daraus ersehen Sie aber auch die Feinheit der ganzen menschlichen Struktur. Und wenn Sie nun bedenken, daß der Mensch dadurch, daß er Nahrung aufnimmt, in der Nahrungsaufnahme gewissermaßen sich ganz an die Erde bindet, nur in manchen Substanzen sich wiederum frei macht von der Erde, namentlich bei der Pflanzennahrung, wenn Sie also bedenken, daß der Mensch sich gerade durch die Nahrungsaufnahme zum Erdenbürger machen muß, so werden Sie die dreifache Gliederung des Menschen in bezug auf seine physische Hülle nun begreifen. Er ist durch sein Hirn gleichsam ein Angehöriger des ganzen Sternenhimmels, durch sein Herz mit all dem, was dazugehört, ein Angehöriger der Sonne, durch sein Verdauungssystem und alles, was dazugehört, im anderen Sinn, ein Erdenwesen.
Auch das kann erlebt werden und wird erlebt, wenn in sich beweglicher wird die äußere physische Hülle des Menschen. Der Mensch kann nämlich gar sehr durch das, was in ihn nur von der Erde her hineinkommt, sündigen gegen das, was in ihm durch die reinen Kräfte des Kosmos sich widerspiegelt. Der Mensch kann zum Beispiel dadurch, daß er Störungen durch die äußere Ernährung herbeiruft, die rein irdischen Gesetze, die ja wirken innerhalb der Verdauung, die weiter wirken wie die Sonnengesetze in der Herztätigkeit und wie die kosmischen Gesetze außer dem Sonnensystem in der Gehirntätigkeit wirken - der Mensch kann gewissermaßen sehr stark sündigen durch seine Ernährung gegen die kosmischen Tätigkeiten in seinem Gehirn, und das kann erlebt werden von der anthroposophisch sich entwickelnden Seele, namentlich im Momente des Aufwachens. Innerhalb des Schlafes tritt ja auch das ein, daß sich die Verdauungstätigkeit bis in das Gehirn hineinerstreckt, hineinsprüht in das Gehirn. Beim Wachen bearbeiten die Denkkräfte das Gehirn; da tritt die Verdauungstätigkeit des Gehirns zurück. Wenn das Denken stillsteht beim Schlaf, da wirkt die Verdauungstätigkeit in das Bewußtsein hinein, und wenn der Mensch aufwacht und einen Nachklang davon verspürt, dann kann das Erleben sehr leicht ein richtiges Barometer sein gerade bei der sich entwickelnden Seele für das Gesunde oder Ungesunde der Ernährung. Oh, der Mensch verspürt dieses gleichsam aus seinem Organismus in das Gehirn Hineinziehen in dumpfmachenden, stechenden Gefühlen, Gefühlen, die sich manchmal so ausnehmen können, wenn er irgend etwas Unrechtes genossen hat, wie — sagen wir — kleine Betäubungszentren im Gehirn. Das alles wird in der feinsten Weise erlebt gerade von der anthroposophisch sich entwickelnden Seele. Und der Moment des Aufwachens ist von einer ungeheuren Wichtigkeit, ich meine in bezug auf die Wahrnehmung der von der Verdauung herrührenden Gesundheitsverhältnisse der physischen Hülle. In immer feiner und feiner werdenden Empfindungen, die sich lokalisieren innerhalb des Kopfes, nimmt der Mensch wahr, ob er sich oppositionell benimmt in seiner Verdauung gegen die kosmischen Gesetze außerhalb unseres Sonnensystems oder ob er mit ihnen im Einklang steht. Hier sehen Sie in der Tat diese physische Hülle in einem wunderbaren Verhältnis zum ganzen Kosmos und den Moment des Aufwachens wie ein Barometer für den sich gegen die kosmischen Verhältnisse durch seine Verdauung widersetzenden Menschen oder mit diesen kosmischen Verhältnissen sich in Einklang versetzenden Menschen." (Lit.: GA 145, S. 25ff)
Eine Erfahrungstatsache wird vor allen Dingen diejenige, daß unsere physische Hülle an der tierischen Ernährung mehr zu tragen, mehr gleichsam mitzuschleppen hat als an der vegetabilischen Ernährung. Wir haben ja gestern betont, daß der physische Leib gleichsam schrumpft, sich herauslöst aus den höheren geistigen Gliedern durch die Entwicklung.
Wenn ihm nun tierische Nahrung zugeführt wird, so zeigt sich diese tierische Nahrung, wie gestern charakterisiert worden ist, auch noch dadurch, daß sie erlebt wird wie etwas, was sich als ein starker Fremdstoff in den menschlichen Organismus eingliedert, was man fühlen lernt, wenn ein radikaler Ausdruck gebraucht werden darf, wie einen Pfahl, den man sich ins Fleisch hineingefügt hat.
In dieser Beziehung erlebt man bei einer esoterischen Entwicklung sozusagen die Erdenschwere der tierischen Nahrung mehr, als man sie sonst erlebt, und man erlebt vor allen Dingen die Tatsache, daß die tierische Nahrung das instinktive Willensleben anfeuert. Das Willensleben, das mehr unbewußt verläuft, das mehr in Affekten und Leidenschaften verläuft, das feuert die tierische Nahrung an. Es ist daher eine durchaus richtige äußere Beobachtung, wenn gesagt wird, daß kriegerische Völkerschaften mehr der tierischen Nahrung zuneigen als friedfertige Völkerschaften. Das aber braucht durchaus nicht etwa zu dem Glauben zu verleiten, als ob die vegetabilische Nahrung allen Mut und alle Tatkraft aus dem Menschen heraustreiben müsse. Wir werden ja sehen, wie das, was der Mensch in einer gewissen Weise durch Entziehung der tierischen Nahrung an Instinkten, an aggressiven Leidenschaften und Affekten verliert — es wird sich ja das alles erst besprechen lassen bei der Darstellung des astralischen Leibes —, daß alles das ersetzt wird von innen heraus von dem Seelischen. Aber alle diese Dinge hängen zusammen mit der ganzen Stellung des Menschen und unserer übrigen Naturreiche zum Kosmos, und man erlangt nach und nach, wenn man das auch noch nicht durch höheres Hellsehen erreicht, eine Art Beweis, eine Art Bestätigung dessen, was der Okkultist konstatiert über Zusammenhänge des menschlichen Lebens mit dem Kosmos. Man erlangt eine Art Beweis dafür, wenn man durch dieses Miterleben der beweglicher, lebendiger gewordenen Vorgänge des physischen Leibes gewissermaßen am eigenen Leibe die Natur und Eigentümlichkeit der als Nahrungsmittel verwendeten Substanzen der Erde kennenlernt.
Sehen Sie, es ist zum Beispiel interessant, zu vergleichen dreierlei Arten von Nahrungsmitteln in bezug auf ihre kosmische Bedeutung: das ist die Milch und alles, was mit ihr zusammenhängt, das ist die Pflanzenwelt und alles, was mit ihr zusammenhängt, nämlich aus ihr bereitet wird, und das ist die tierische Nahrung. Milch, Pflanzen, Tier als Nahrungsmittel, man kann sie in einer gewissen Weise vergleichen lernen, wenn man empfänglicher gemacht worden ist durch die esoterische Entwicklung für das, was man an diesen Nahrungsmitteln erlebt; und dann wird man auch leichter überschauen lernen die Bestätigungen, die sich durch eine vernünftige Betrachtung der Außenwelt ergeben. Wenn Sie okkultistisch die Welt durchforschen würden, würden Sie das, was Milchsubstanz ist, auf der Erde, aber auf keinem anderen Planeten unseres Sonnensystems finden. Was produziert wird innerhalb der Lebewesen in ähnlicher Weise auf anderen Planeten unseres Sonnensystems, würde sich Ihnen als etwas ganz anderes, als die irdische Milch ist, darstellen. Die Milch ist etwas spezifisch Irdisches. Und wenn man das generalisieren wollte, was Milch ist, so müßte man sagen: Die Lebewesen eines jeden Planetensystems haben ihre eigene Milch.
Wenn man das Pflanzensystem unserer Erde untersucht und es okkultistisch vergleicht mit den Pflanzensystemen anderer Planeten, mit dem, was damit verglichen werden kann, so muß man sagen: Zwar sind die Formen verschieden der Pflanzenwesenheit auf der Erde und der Pflanzenwesenheit auf anderen Planeten unseres Sonnensystems, aber das innere Wesen der Pflanze auf der Erde ist doch nicht bloß ein irdisches, sondern ein zum Sonnensystem gehöriges; das heißt, die Pflanzenwesenheit unserer Erde ist verwandt mit der Pflanzenwesenheit der anderen Planeten unseres Sonnensystems, so daß wir in den Pflanzen gleichsam hereinragen haben etwas, was sich finden ließe auch auf anderen Planeten unseres Systems. Was die Tierwelt betrifft, so folgt es ja schon aus dem, was über die Milch gesagt worden und außerdem sonst okkultistisch sehr leicht zu konstatieren ist, daß sie radikal verschieden ist als irdische Tierwelt von all dem, was Ähnliches auf anderen Planeten gefunden werden könnte. Wenn man nun das Erlebnis sozusagen der Milchnahrung nimmt, so zeigt sich die Milchnahrung vor dem Blick, vor dem Erlebnis des Okkultisten so, daß sie für den Menschenleib — wir wollen bei dem Menschen bleiben — dasjenige bedeutet, was ihn sozusagen an die Erde, an unseren Planeten fesselt, was ihn zusammenbringt mit dem Menschengeschlecht auf der Erde als zu einer gemeinsamen Gattung mit diesem Menschengeschlecht gehörig. Daß die Menschen ein Ganzes ausmachen auch in bezug auf das physische Hüllensystem, das wird mit befördert dadurch, daß Lebendiges Nahrung für Lebendiges im tierischen Sinn bereitet. Und man kann sagen: Alles das, was durch die Milchnahrung dem menschlichen Organismus zugeführt wird, das bereitet ihn dazu, ein menschliches Erdengeschöpf zu sein, bringt ihn zusammen mit den Verhältnissen der Erde, aber es fesselt ihn nicht eigentlich an die Erde. Es macht ihn zum Erdenbürger und hindert ihn nicht, ein Bürger des ganzen Sonnensystems zu sein.
Anders ist es bei der Fleischnahrung. Die Fleischnahrung, die entnommen ist dem Reich, das spezifisch irdisch ist, und die entnommen ist nicht so wie die Milch dem unmittelbaren Lebensprozeß des menschlichen oder tierischen Lebewesens, sondern die entnommen ist demjenigen Teil der tierischen Substanz, die schon zubereitet ist für das Tier, diese Fleischnahrung fesselt den Menschen speziell an die Erde, macht ihn zum Erdengeschöpf so, daß man sagen muß: So viel der Mensch seinen eigenen Organismus durchdringt mit den Wirkungen der Fleischnahrung, so viel entzieht er sich an Kräften, um überhaupt von der Erde loszukommen. Er verbindet sich durch die Fleischnahrung im eminentesten Sinn mit dem Erdenplaneten. Während ihn die Milchnahrung fähig macht, sozusagen der Erde anzugehören wie einem Durchgangsorte seiner Entwicklung, verurteilt den Menschen die Fleischnahrung dazu, wenn er nicht durch anderes erhoben wird, den Erdenaufenthalt wie zu einem dauernden zu gestalten, zu einem solchen, an den er sich völlig anpaßt. Und der Entschluß, Milchnahrung zu sich zu nehmen, bedeutet gleichsam: Ich will mich auf der Erde aufhalten, auf der Erde meine Mission erfüllen können, aber nicht ausschließlich für die Erde da sein. Der Wille zur Fleischnahrung bedeutet: Mir sagt das Erdendasein so zu, daß ich auf alle Himmel verzichte und am liebsten ganz und gar aufgehen würde in den Verhältnissen des Erdendaseins.
Die Pflanzennahrung ist eine solche, daß sie in dem Organismus jene Kräfte rege macht, welche den Menschen in eine Art kosmische Verbindung bringen mit dem ganzen planetarischen System. Das, was der Mensch zu vollbringen hat, wenn er die Pflanzennahrung in seinem eigenen Organismus weiterverarbeitet, das regt Kräfte an, die im ganzen Sonnensystem enthalten sind, so daß der Mensch in seiner physischen Hülle ein Anteilnehmer an den Kräften des ganzen Sonnensystems wird, also sich ihnen nicht fremd macht, sich aus ihnen nicht herausreißt. Das ist etwas, was in gewisser Beziehung wirklich nach und nach die Seele, die sich anthroposophisch oder esoterisch entwickelt, an sich erleben kann, daß sie in gewisser Beziehung mit der Pflanzennahrung etwas nicht Erdenschweres, sondern etwas der Sonne, das heißt dem Zentralkörper des ganzen Planetensystems Eigenes in sich aufnimmt. Die Leichtigkeit des Organismus, die er erhält durch die Pflanzennahrung, die hebt über die Erdenschwere hinweg, die macht eine gewisse innere — man möchte sagen — nach und nach wie zur Geschmacksempfindung sich ausbildende Erlebnisfähigkeit im menschlichen Organismus möglich: daß es ihm ist, diesem Organismus, wie wenn er mit den Pflanzen in der Tat in einer gewissen Weise das Sonnenlicht, das in den Pflanzen ja so viel Arbeit leistet, wirklich mitgenießen würde.
Aus dem, was gesagt worden ist, können Sie entnehmen, daß es gerade bei der okkultistischen, bei der esoterischen Entwicklung eine ungeheure Bedeutung hat, nicht sich sozusagen an die Erde zu fesseln, mit aller Erdenschwere sich auszustatten durch den Fleischgenuß, wenn er entbehrt werden kann nach den individuellen und Vererbungsverhältnissen; die eigentliche Entscheidung kann ja immer nur nach den persönlichen Verhältnissen des einzelnen Menschen ausfallen. Eine wirkliche Erleichterung also der ganzen Entwicklung des Menschenlebens wird es bedeuten, wenn der Mensch sich von dem Fleischgenuß enthalten kann. Dagegen beginnen schon gewisse Bedenklichkeiten, wenn der Mensch fanatischer Vegetarier in dem Sinn sein wollte, daß er alle Milch und alle Milchprodukte meiden wollte. Gerade bei der Entwicklung der Seele nach dem Geistigen hin kann das gewisse Gefahren einschließen, und zwar aus dem Grunde, weil der Mensch sehr leicht dadurch, daß er allen Milchgenuß und allen Genuß dessen, was damit zusammenhängt, meidet, leicht zu einem gewissen bloßen Lieben des von der Erde Wegstrebenden kommt und die Fäden leicht verliert, die ihn mit dem verbinden, was auf der Erde an Menschlichem getrieben wird.
Es ist daher wohl zu beachten, daß es in einem gewissen Sinn gut ist, wenn gerade der anthroposophisch Strebende sich nicht zum fanatischen spirituellen Schwärmer dadurch macht, daß er sich die Schwierigkeit in der physischen Hülle schafft, die schon diese physische Hülle wegbringen will von aller Verwandtschaft mit dem Irdisch-Menschlichen. Damit wir nicht gar zu sehr seelische Entwicklung anstrebende Sonderlinge werden, damit wir nicht entfremdet werden menschlichem Fühlen, menschlichem Treiben auf der Erde, ist es gut, wenn wir uns als Wanderer auf der Erde in einer gewissen Weise beschweren lassen durch den Milchgenuß und durch den Genuß von Milchprodukten. Und es kann sogar eine ganz systematische Trainierung sein für einen Menschen, nicht nur immer sozusagen in den spirituellen Welten zu leben und dadurch erdenfremd zu werden, sondern daneben Aufgaben auf der Erde zu erfüllen, es kann eine systematische Trainierung sein, nicht bloßer Vegetarier zu sein, sondern Milch und Milchprodukte daneben zu genießen. Dadurch wird er seinen Organismus, seine physische Hülle erdenverwandt, menschheitsverwandt machen, aber nicht so an die Erde fesseln, mit Erdensein beschweren, wie das der Fall ist durch den Fleischgenuß. Es ist also in jeder Weise interessant, zu sehen, wie diese Dinge mit kosmischen Geheimnissen zusammenhängen und wie man durch die Kenntnis dieser kosmischen Geheimnisse die eigentliche Wirkung der Nahrungsstoffe im menschlichen Organismus verfolgen kann. Sie müssen ja durchaus als Menschen, die sich interessieren für okkulte Wahrheiten, meine lieben Freunde, immer mehr und mehr sich durchdringen davon, daß dasjenige, was auf unserer Erde auftritt — und zu unserem Erdensein gehört ja zunächst auch unser physischer Leib —, nicht etwa bloß von irdischen Kräften und Verhältnissen abhängig ist, sondern auch abhängig ist von den Kräften und Verhältnissen außerirdischer Wesenhaftigkeit, kosmischer Wesenhaftigkeit.
Das ist aber in ganz verschiedener Weise der Fall. So zum Beispiel müssen wir, wenn wir tierisches Eiweiß ins Augen fassen, wie es, sagen wir, im Hühnerei vorhanden ist, uns klar sein darüber, daß solches tierisches Eiweiß nicht etwa bloß das ist, was der Chemiker in seiner Analyse findet, sondern daß es in seinem Aufbau ein Ergebnis kosmischer Kräfte ist, und zwar wirken auf dieses Eiweiß die kosmischen Kräfte im wesentlichen nur, nachdem sie zuerst gewirkt haben auf die Erde selber und höchstens noch auf den die Erde begleitenden Mond. Es ist also der kosmische Einfluß auf das tierische Eiweiß ein indirekter. Nicht direkt wirken die Kräfte des Kosmos auf das Eiweiß, sondern indirekt; sie wirken zuerst auf die Erde und die Erde wirkt wiederum mit ihren Kräften, die sie aus dem Kosmos empfängt, zurück auf die Zusammensetzung des tierischen Eiweißes. Höchstens ist der Mond daran beteiligt, aber nur so, daß er zuerst die Kräfte von dem Kosmos empfängt und dann erst mit diesen Kräften, die er von sich ausstrahlt, zurückwirkt auf das tierische Eiweiß. In der kleinsten Zelle des Tierischen, also auch im Eiweiß, kann derjenige, der mit okkultem Blick die Dinge zu durchschauen in der Lage ist, sehen, wie etwa nicht bloß die auf der Erde vorhandenen physikalischen und chemischen Kräfte vorhanden sind, sondern wie die kleinste Zelle, sagen wir des Hühnereis, aufgebaut ist aus den Kräften, die die Erde erst bekommt aus dem Kosmos.
Indirekt hängt also das, was wir Eiweiß nennen, mit dem Kosmos zusammen, aber es würde diese tierische Eiweißsubstanz so, wie sie auf der Erde ist, niemals entstehen, wenn die Erde nicht da wäre. Direkt aus dem Kosmos könnte sie nicht entstehen; sie ist durchaus ein Produkt desjenigen, was die Erde erst aus dem Kosmos empfangen muß.
Anders zum Beispiel ist es wiederum mit dem, was wir als Fettsubstanz kennen, was wir als irdische Fettsubstanz der Lebewesen kennen, die ja auch einen Teil der Nahrung bildet, namentlich bei denjenigen Menschen, welche tierische Nahrung genießen. Es sei also die Rede von diesen tierischen Fetten. Dasjenige, was wir Fettsubstanz nennen, gleichgültig ob es der Mensch von außen genießt oder in seinem eigenen Organismus selber bildet, ist nach ganz anderen kosmischen Gesetzen aufgebaut als die Eiweißsubstanz. Während an dieser beteiligt sind jene kosmischen Kräfte, welche ausgehen von Wesenheiten der Hierarchien der Form, sind beteiligt an dem Aufbau der Fettsubstanz vorzugsweise jene Wesenheiten, die wir nennen die Geister der Bewegung. Sehen Sie, es ist wichtig, solche Dinge zu erwähnen, weil man dadurch erst den Begriff bekommt, wie kompliziert eigentlich so etwas ist, was sich die äußere Wissenschaft so unendlich einfach vorstellt. Kein Lebewesen könnte auf der einen Seite mit Eiweißsubstanz, auf der anderen mit Fettsubstanz durchdrungen sein, wenn nicht zusammenwirkten aus dem Kosmos herein — wenn auch indirekt — der Geist der Form und der Geist der Bewegung. Also wir können die geistigen Wirkungen, die wir kennen als ausgehend von den Wesen der verschiedenen Hierarchien, verfolgen bis in die Substanz herein, die unsere physische Hülle zusammensetzt. Daher wird beim Erleben, das dann eintritt, wenn die Seele eine anthroposophische Entwicklung durchgemacht hat, auch dieses Erleben in sich differenzierter, in sich beweglicher, das man hat gegenüber dem, was man als Eiweiß in sich trägt, und dem, was man als Fett in sich trägt in der physischen Hülle. Es ist das ein zweifaches Empfinden. Was bei dem im äußeren normalen Dasein lebenden Menschen in ein einziges Empfinden zusammenrinnt, das empfindet man durcheinander: das, was im Organismus die Fette machen und was die Eiweißsubstanzen machen. Indem der ganze physische Organismus beweglicher wird, lernt die sich entwickelnde Seele unterscheiden zweierlei Empfindungen am eigenen Leib. Eine Empfindung, welche gleichsam uns innerlich so durchdringt, daß wir fühlen: das setzt uns zusammen, gibt uns die Statur, - da empfinden wir die Eiweißsubstanzen in uns. Wenn wir empfinden: das macht uns gleichgültig gegen unsere innere Abgeschlossenheit, das hebt uns gleichsam hinaus über unsere Form, das macht uns gegenüber unserem inneren menschlichen Fühlen phlegmatischer, wenn sich also zu der eigenen Empfindung etwas Phlegma zusetzt gegenüber dieser eigenen Empfindung — diese Empfindungen differenzieren sich sehr stark bei einer anthroposophischen Entwicklung —, so rührt diese letzte Empfindung her von dem Erleben der Fettsubstanz in der physischen Hülle. Es wird also das innere Erleben auch in bezug auf die physische Hülle komplizierter.
Das wird ja insbesondere stark dann wahrgenommen, wenn es sich handelt um -das Erleben der Stärkesubstanz oder der Zuckersubstanz. Zucker ist besonders charakteristisch. Zucker differenziert sich ja zunächst im Geschmacksurteil sehr stark von anderen Substanzen. Diese Differenzierung kann man im gewöhnlichen Leben sehr gut bemerken, nicht nur an den Kindern, sondern auch manchmal an älteren Leuten an der Vorliebe, die da für Zuckersubstanz vorhanden ist; aber es geht gewöhnlich die Differenzierung nicht weiter als eben bis zu dem Geschmack. Wenn die Seele eine Entwicklung durchmacht, dann erlebt sie alles das, was sie an Zuckersubstanz aufnimmt oder in sich hat wie etwas, was ihr innerliche Festigkeit gibt, was sie innerlich stützt, was sie gewissermaßen mit einer Art natürlicher Egoität durchzieht. Und in dieser Beziehung darf sogar dem Zucker in einer gewissen Beziehung eine Art Lobrede gehalten werden. Gerade derjenige, der eine Seelenentwicklung durchmacht, kann oftmals bemerken, daß er es sogar oft nötig hat, etwas Zucker aufzunehmen, weil ja die seelische Entwicklung dahin gehen muß, immer selbstloser und selbstloser zu werden. Die Seele wird von selber selbstloser durch eine ordentliche anthroposophische Entwicklung. Damit nun der Mensch, der ja vermöge seiner physischen Hülle schon einmal eine Erdenmission hat, nicht sozusagen den Zusammenhang seines Ich-Organismus mit der Erde verliere, ist es geradezu gut, ein Gegengewicht im Physischen zu schaffen, wo ja die Egoität nicht eine so große Bedeutung hat wie im Moralischen. Durch den Zuckergenuß wird — man möchte sagen — eine Art unschuldiger Egoität geschaffen, die ein Gegengewicht bilden kann gegen die notwendige Selbstlosigkeit auf moralisch-geistigem Gebiete. Es würde sonst doch zu leicht die Versuchung da sein, daß der Mensch nicht nur selbstlos würde, sondern daß er auch träumerisch würde, phantastisch würde, den Zusammenhang verlieren würde mit einer gesunden Beurteilungsfähigkeit der irdischen Verhältnisse. Dazu trägt ein gewisser Zusatz von Zucker zu der Nahrung bei, einem die Möglichkeit zu geben, trotz allen Hinaufsteigens in die geistigen Welten mit beiden Beinen auf der Erde stehenzubleiben, eine gewisse gesunde Erdenansicht sich mit heranzukultivieren.
Sie sehen, die Dinge sind kompliziert; aber es wird alles kompliziert, wenn man in die wirklichen Geheimnisse des Lebens eindringen will. So fühlt zuweilen gerade der, welcher anthroposophisch in seiner Seele weiterkommt, daß ihm, damit er nicht einer falschen Selbstlosigkeit, nämlich einem Verlieren seiner Persönlichkeit ausgesetzt ist, ein Zuckergenuß zuweilen nottut. Und er erlebt dann den Zuckergenuß so, daß er sagt: Nun, so füge ich mir etwas bei, was mir, ohne daß ich mich moralisch herabstimme, wie unwillkürlich, wie in einem höheren Instinkte eine gewisse Festigkeit, eine gewisse Egoität gibt. Im ganzen kann man sagen, daß der Zuckergenuß physisch den Persönlichkeitscharakter des Menschen erhöht. Man kann das so stark behaupten, daß man wird sagen können, daß die Menschen — selbstverständlich darf das alles nur in gesunden Grenzen gehalten werden —, daß die Menschen, welche in einer gewissen Weise dem Zuckergenuß huldigen, es leichter haben, schon in ihrem physischen Leib ihren Persönlichkeitscharakter auszuprägen, als diejenigen, die es nicht tun. Diese Dinge können sogar zum Verständnis dessen führen, was man auch äußerlich beobachten kann. In Ländern, wo nach der Statistik wenig Zucker genossen wird, sind die Menschen weniger mit Persönlichkeitscharakter ausgestattet als in Ländern, wo mehr Zucker genossen wird. Gehen Sie in die Länder, wo die Menschen mehr persönlich auftreten, wo jeder sozusagen sich in sich fühlt, und dann von da in Länder, wo die Menschen, man möchte sagen, mehr den allgemeinen Volkstypus haben, unpersönlicher sind schon in der äußeren physischen Natur, so werden Sie finden, daß in ersteren Ländern viel und in den letzteren wenig Zucker konsumiert wird.
Wenn wir von diesem Erleben sozusagen der Nahrungssubstanzen noch mehr in die Augen springende Begriffe haben wollen, so können wir es an den sogenannten Genußmitteln haben. Diese Genußmittel, die werden ja besonders lebhaft schon erlebt auch im äußeren Leben — Kaffee, Tee in einem erhöhten Maße; aber das, was schon der normale Mensch erlebt an Kaffee und Tee, das erlebt derjenige, der eine anthroposophische Entwicklung durchmacht, in einem viel höheren Maße. Wie gesagt, das alles ist weder ein agitatives Für oder Gegen den Kaffee, sondern eine Darstellung der Dinge, wie sie sind, und ich bitte, das auch nur in diesem Sinne hinzunehmen. Der Kaffee wirkt ja schon im ganz normalen menschlichen Leben erregend auf die menschliche Natur, ebenso der Tee; nur daß diese Erregungen, die ausgeübt werden durch Kaffee und Tee auf den Organismus, von der Seele, die eine anthroposophische Entwicklung durchmacht, lebendiger empfunden werden. Vom Kaffee kann zum Beispiel gesagt werden, daß er so auf den menschlichen Organismus wirkt, daß dieser menschliche Organismus dadurch in einer gewissen Weise seinen Ätherleib von dem physischen Leib heraushebt, aber so, daß der physische Leib gefühlt wird wie eine solide Grundlage des Ätherleibes. Das ist die spezifische Wirkung des Kaffees. Also, es wird etwas differenziert physischer Leib und Ätherleib beim Kaffeegenuß, aber so, daß der physische Leib namentlich in seinen Formeigenschaften gerade unter dem Einfluß des Kaffees wie hineinstrahlend in den Ätherleib gefühlt wird, wie eine Art solider Grundlage für das, was dann durch den Ätherleib erlebt wird. Das soll wahrhaftig nicht eine Agitation für den Kaffeegenuß sein; denn das bewegt sich ja alles auf physischer Grundlage, und der Mensch würde sich zu einem ganz unselbständigen Wesen machen, wenn er sich herrichten wollte durch den Genuß dieser Nahrungs- oder Genußmittel; es soll nur der Einfluß dieser Nahrungs- und Genußmittel charakterisiert werden. Aber weil namentlich das logische, das folgerichtige Denken sehr abhängt von der Struktur, von der Form des physischen Leibes, so wird durch die eigentümliche Wirkung des Kaffees, der gleichsam schärfer herausschattiert die physische Struktur des physischen Leibes, physisch die logische Folgerichtigkeit befördert, — es wird durch den Kaffeegenuß der Mensch sozusagen auf physischem "Wege in seiner logischen Folgerichtigkeit gefördert, in einem folgerichtig den Tatsachen sich anschließenden Denken. Und man kann sagen, wenn es auch gesundheitliche Bedenken haben mag, viel Kaffee zu trinken, daß es gerade für Menschen, welche in höhere Regionen des geistigen Lebens hinaufsteigen wollen, gar nicht so uneben ist, daß es ganz gut sein kann, die logische Folgerichtigkeit aus der Anregung durch den Kaffee zuweilen zu ziehen. Man möchte sagen, es erschiene einem ganz natürlich, daß der, der berufsmäßig zum Beispiel zu schreiben hat und nicht recht die logische Folge von einem Satz zum anderen findet und so alles aus der Feder herauskauen möchte, daß der sich anregt durch den Kaffeegenuß. Das scheint demjenigen ganz begreiflich, der diese Dinge bis zu ihrer okkulten geheimnisvollen Grundlage zu beobachten versteht. Wenn schon solcher Genuß, da wir einmal Erdenbürger sind, zuweilen notwendig ist nach den persönlichen individuellen Verhältnissen, so muß eben betont werden, daß der Kaffeegenuß bei allen seinen Schäden viel dazu beitragen kann, die Solidität zu heben. Nicht als ob er anempfohlen werden sollte als Mittel zur Solidität, aber es muß gesagt werden, daß er es vermag, die Solidität zu heben, und daß man zum Beispiel bei demjenigen, der sich anthroposophisch entwickelt, wenn er die Neigung hat, etwas ins Unrichtige zu schweifen mit seinen Gedanken, daß man es da nicht gerade übel zu vermerken braucht, wenn er sich etwas solider macht durch Kaffee.
Anders stehen die Dinge beim Tee. Der Tee bringt eine ähnliche Wirkung hervor, eine Art Differenzierung physischer Natur und ätherischer Natur. Aber es wird in einer gewissen Weise ausgeschaltet die Struktur des physischen Leibes. Der Ätherleib tritt mehr in seine fluktuierenden Rechte. Daher werden die Gedanken durch den Teegenuß auseinanderflatternd gemacht, werden in einer gewissen Weise weniger dazu geeignet gemacht, sich an die Tatsachen anzuschließen. Es wird zwar die Phantasie, manchmal nicht in sehr sympathischem Sinn, durch den Teegenuß angeregt, nicht aber die Anpassung an die Wahrheit und die Anpassung an die Solidität der Verhältnisse. Daher kann man sagen, daß es begreiflich ist, wenn in Gesellschaften, wo viel darauf ankommt, daß man Gedankenblitze losläßt, daß man sprühende Geistigkeit entwickelt, wenn da die Anregung gerne gegeben wird durch Tee; und es ist auch auf der anderen Seite begreiflich, daß, wenn der Teegenuß überhand nimmt, er in einer gewissen Weise eine Gleichgültigkeit erzeugt gegen die Anforderungen, die in den Menschen durch die gesunde Struktur seines physischen Erdenleibes kommen können. So daß träumerische Phantastik und ein gewisses unbekümmertes nonchalantes Wesen, ein Wesen, das gerne hinwegsieht über die Anforderungen des äußeren soliden Lebens, leicht gefördert werden durch den Teegenuß. Und bei einer Seele, die sich in anthroposophischem Sinn entwickelt, sieht man es nicht so gerne, wenn sie Tee genießt, weil Teegenuß leichter zur Scharlatanerie führt als der Kaffeegenuß. Letzterer macht solider, ersterer scharlatanhafter, wenn auch das Wort für diese Dinge viel zu scharf gebraucht wird. Dies alles sind Dinge, die sich — wie gesagt — erleben lassen durch die Beweglichkeit, in die die physische Hülle kommt, wenn der Mensch eine anthroposophische Entwicklung durchmacht.
Ich möchte nur hinzufügen, daß — Sie können ja darüber weiter nachmeditieren oder versuchen, solche Dinge wirklich zu erleben —, daß wenn der Kaffeegenuß etwas wie Solidität befördert in der physischen Hülle, der Teegenuß mehr die Scharlatanerie begünstigt, so zum Beispiel die Schokolade am meisten fördert die Philistrosität. Schokolade ist als das eigentliche Philistergetränk zu verspüren im unmittelbaren Erlebnis, wenn die physische Hülle in sich beweglicher wird. Die Schokolade kann daher gut empfohlen werden gerade bei Philisterfestlichkeiten, und man kann es dann — verzeihen Sie diese Einlage —, man kann es ganz gut begreifen, daß man bei Familienfesten, bei Geburtsfesten, Namensfesten, namentlich in gewissen Kreisen, zu gewissen Festlichkeiten eben Schokolade trinkt. Dann, wenn wir diese Dinge, die also Genußmittel sind, ins Auge fassen, tritt uns das noch in einer bedeutungsvolleren Weise entgegen, weil da dasjenige, was sonst gegenüber den Nahrungsmitteln erlebt wird, schon seine Strahlen hereinwirft in das gewöhnliche sogenannte äußere normale Leben, aber nicht nur so, daß man sozusagen das Substantielle nur bemerkt, aus dem der Körper zusammengefügt ist und sich immer wieder erneuert, sondern daß man auch bemerkt, wie schon gestern erwähnt worden ist, das innerliche Auseinanderfallen, das Sichsondern der Organe. Das ist wichtig, das ist bedeutungsvoll.
Und da muß insbesondere hervorgehoben werden, daß für eine okkulte Betrachtung begreiflich wird das Erlebnis in bezug auf die physische Hülle mit dem physischen Herzen. Das physische Herz des Menschen ist ja für den Okkultisten ein außerordentlich interessantes, ein außerordentlich bedeutungsvolles Organ; denn dieses physische Menschenherz kann nur verstanden werden, wenn man das ganze gegenseitige Verhältnis, auch das geistige Verhältnis, in dem die Sonne zur Erde steht, ins Auge faßt. Schon als die alte Sonne nach der Saturnzeit eine Art planetarischer Vorgänger der Erde war, schon da begann sozusagen sich vorzubereiten jenes Verhältnis, das heute da ist zwischen diesen beiden Himmelskörpern, zwischen der Sonne und der Erde. Und zwar muß das Verhältnis zwischen Sonne und Erde so ins Auge gefaßt werden, daß man dabei die Erde, wie sie heute ist, ganz und gar so auffaßt, wie sie gleichsam zuerst selber sich von den Sonnenwirkungen nährt, wie sie diese Sonnenwirkungen in sich aufnimmt und verarbeitet. Was die Erde in ihrer festen Grundsubstanz an Sonnenkräften in sich aufnimmt, was sie in ihrer Luft- und Wasserhülle, in den wechselnden Wärmeverhältnissen aufnimmt, was sie in dem die Erde umflutenden Licht aufnimmt, was sie selbst aufnimmt in demjenigen, was nun nicht mehr physisch irgendwie wahrnehmbar ist als Anteil der Erde an der Sphärenharmonie, was die Erde aufnimmt an Lebenskräften, die sie direkt von der Sonne empfängt, alles das steht in Verbindung mit den inneren Kräften, die auf das menschliche Herz vom Blutkreislauf aus wirken. Im Grunde genommen wirken alle diese Kräfte auf den Blutkreislauf und von diesem auf das Herz. Alles, was äußere Theorie in dieser Beziehung ist, ist grundfalsch. Diese äußere Theorie macht heute das Herz zu einer Pumpe, welche das Blut durch den Körper pumpt, so daß man im Herzen zu sehen hätte das Organ, das den Blutkreislauf reguliert. Das Umgekehrte ist wahr. Der Blutkreislauf ist das, was das Ursprüngliche ist, und das Herz gibt in seinen Bewegungen einen Widerklang dessen, was in der Blutzirkulation vor sich geht. Das Blut treibt das Herz, nicht umgekehrt das Herz das Blut. Aber dieser ganze Organismus, der da beschrieben ist und der sich in der Herztätigkeit konzentriert, der ist nichts anderes als das menschliche mikrokosmische Spiegelbild jener makrokosmischen Wirkungen, die die Erde erst von der Sonne empfängt. Was die Erde von der Sonne hat, spiegelt sich wider in dem, was das Blut mit dem Herzen zu tun hat.
Anders steht das zum Beispiel mit dem Gehirn. Einzelne von den Gehirnentsprechungen sind schon gestern erwähnt worden. Das Gehirn des Menschen hat unmittelbar sehr wenig zu tun mit dem, was Sonnenwirkungen auf der Erde sind. Unmittelbar, sage ich. Mittelbar als Wahrnehmungsorgan sehr wohl, indem es zum Beispiel das äußere Licht, die Farben wahrnimmt; aber das ist eben Wahrnehmung. Aber unmittelbar in seinem Bau, in seiner inneren Beweglichkeit, in seinem ganzen Innenleben hat das Gehirn wenig, kaum irgend etwas mit den Sonnenwirkungen auf die Erde zu tun; es hat zu tun viel mehr mit all dem, was auf unsere Erde einstrahlt von dem, was außerhalb unseres Sonnensystems ist; dieses Gehirn hat zu tun mit den kosmischen Verhältnissen des ganzen Sternenhimmels, aber nicht mit den engeren Verhältnissen unseres Sonnensystems. In einer engeren Beziehung steht allerdings das, was wir als Gehirnsubstanz zu bezeichnen haben, mit dem Mond, aber nur insoweit der Mond nicht von der Sonne abhängig ist, insofern er seine Unabhängigkeit von der Sonne bewahrt hat. So daß also das, was in unserem Gehirn vorgeht, Wirkungen entspricht, die außerhalb derjenigen Kräfte liegen, die in unserem Herzen ihr menschliches mikrokosmisches Abbild imden. Sonne lebt im menschlichen Herzen; was außerhalb der Sonne im Kosmos vorhanden ist, lebt im menschlichen Gehirn.
So ist der Mensch in bezug auf beide Organe ein Mikrokosmos, indem er mit seinem Herzen der auf die Erde ausgeübten Sonnenwirkung hingegeben ist und diese gleichsam widerspiegelt, mit seinem Gehirn aber inneres Leben hat, das unmittelbar mit dem außer der Sonne sich befindenden Kosmos zusammenhängt. Das ist ein außerordentlich interessanter und bedeutungsvoller Zusammenhang. Das Gehirn hängt mit dem, was die Sonne auf der Erde bewirkt, nur durch die äußere Wahrnehmung zusammen. Die wird aber gerade in der anthroposophischen Entwicklung überwunden. Die anthroposophische Entwicklung überwindet die äußere Sinneswelt. Daher wird das Gehirn zu einem Innenleben entfesselt, das so kosmisch ist, daß selbst die Sonne etwas viel zu Spezielles ist, als daß sich da drinnen etwas von Sonnenwirkung abspielen würde. Wenn der Mensch in der Meditation hingegeben ist irgendwelchen Imaginationen, so spielen sich in seinem Gehirn Prozesse ab, die gar nichts zu tun haben mit dem Sonnensystem, sondern die Prozessen außerhalb unseres Sonnensystems entsprechen. Daher besteht in der Tat ein gewisses Verhältnis zwischen dem Herzen und dem Hirn wie zwischen der Sonne und dem Sternenhimmel, und in einer gewissen Beziehung zeigt sich dieses im Erleben der anthroposophisch sich entwickelnden Seele dadurch, daß, indem diese Seele innerlich ernst und abgezogen hingegeben ist rein anthroposophischen Gedanken, das Herz wirklich etwas wie eine Art von Gegenpol bildet, in eine Art Opposition tritt zu dem — man möchte sagen — Sternenhirn. Diese Opposition drückt sich dadurch aus, daß der Mensch fühlen lernt, wie Herz und Hirn beginnen, verschiedene Wege zu gehen, und wie er, während er vorher nicht nötig hatte, auf beide gesondert achtzugeben, sondern sich alles zusammenmischte, er nun beginnen muß, wenn er sich anthroposophisch entwickelt, auf beide gesondert zu achten.
Es gibt einen eigentümlichen Begriff von der ganzen kosmischen Stellung des Menschen, wenn wir so die physische Hülle betrachten, und ins Auge fassen, wie der Mensch hier auf der Erde steht. Da lebt in ihm durch sein Blutsystem und Herz alles das, was die Sonne mit der Erde auszumachen hat. Und wenn er lediglich innerlich hingegeben ist an das, wozu er auf der Erde als Instrument sein physisches Gehirn braucht, dann leben da drinnen Weltenprozesse, die sich abspielen außerhalb unseres Sonnensystems. Wir werden begreiflich machen müssen, daß der Mensch ein ganz neues Erleben hat gegenüber Herz und Hirn. Es differenzieren sich wirklich seine Empfindungen, so daß er fühlen lernt alles das, was Gehirnprozesse sind, man möchte sagen, in jenem ruhigen Gang, den der Nachthimmel zeigt mit seinen Sternen, und daß er fühlt die Beweglichkeit des Sonnensystems in seinem Herzen. Sie sehen daraus zugleich einen Weg, der bei einer höheren Initiationsstufe ein wichtiger Weg wird, denn Sie sehen gleichsam die Tore, die sich öffnen vom Menschen aus in den Kosmos. Der Mensch, der aus sich heraustritt durch eine höhere Entwicklung — wie es selbst in den exoterischen Vorträgen geschildert worden ist —, der zurückblickt auf seinen eigenen Eeib, der die Prozesse seines physischen Eeibes vollständig erkennen lernt, der lernt in der Tat in der Blutzirkulation mit der Herztätigkeit ein Spiegelbild der geheimnisvollen Kräfte des Sonnensystems kennen, und er lernt in den Vorgängen des Gehirns, die er dann geistig von außen anschaut, den Kosmos in seinen Geheimnissen kennen.
Die Dinge, die ich hier ausspreche mit dem letzten Satze, hängen ja zusammen mit einer Bemerkung, die ich einmal in Kopenhagen gemacht habe und die dann eingegangen ist in mein Buch «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit». Sie können daraus entnehmen, daß in einer gewissen Beziehung sogar die Struktur des Gehirns eine Art Spiegelbild der Stellung der Himmelskörper ist, die bei der menschlichen Geburt vorhanden ist für denjenigen Punkt auf der Erde, an dem der Mensch geboren wird. Es ist nützlich, manchmal von einem anderen Gesichtspunkt wiederum auf solche Dinge zu kommen; denn daraus können Sie ein Gefühl bekommen von der Weite der okkulten Wissenschaft und von der Engherzigkeit mancher Kritik, die ausgeübt wird, wenn von dem einen oder anderen Gesichtspunkte her eine solche Bemerkung gemacht wird. Gewiß, man kann so wichtige Tatsachen wie diese von der Widerspiegelung der Sternenwelt im menschlichen Gehirn von einem bestimmten Gesichtspunkt her erklären, und es kann das wie willkürlich erscheinen. Wenn dann andere Gesichtspunkte dazukommen, dann stützen sich diese alle gegenseitig. Und Sie werden noch manche — ich möchte sagen — Ströme der okkulten Wissenschaft gewahr werden, die zusammenfließen, und aus dem Zusammenfließen wird Ihnen dann immer mehr und mehr auch das sich ergeben, was Sie als einen vollen Beweis empfinden werden, auch einen äußerlichen Vernunftbeweis für die Dinge, die nur von dem einen Gesichtspunkt auszusprechen manchmal gewagt erscheinen könnte. Daraus ersehen Sie aber auch die Feinheit der ganzen menschlichen Struktur. Und wenn Sie nun bedenken, daß der Mensch dadurch, daß er Nahrung aufnimmt, in der Nahrungsaufnahme gewissermaßen sich ganz an die Erde bindet, nur in manchen Substanzen sich wiederum frei macht von der Erde, namentlich bei der Pflanzennahrung, wenn Sie also bedenken, daß der Mensch sich gerade durch die Nahrungsaufnahme zum Erdenbürger machen muß, so werden Sie die dreifache Gliederung des Menschen in bezug auf seine physische Hülle nun begreifen. Er ist durch sein Hirn gleichsam ein Angehöriger des ganzen Sternenhimmels, durch sein Herz mit all dem, was dazugehört, ein Angehöriger der Sonne, durch sein Verdauungssystem und alles, was dazugehört, im anderen Sinn, ein Erdenwesen.
Auch das kann erlebt werden und wird erlebt, wenn in sich beweglicher wird die äußere physische Hülle des Menschen. Der Mensch kann nämlich gar sehr durch das, was in ihn nur von der Erde her hineinkommt, sündigen gegen das, was in ihm durch die reinen Kräfte des Kosmos sich widerspiegelt. Der Mensch kann zum Beispiel dadurch, daß er Störungen durch die äußere Ernährung herbeiruft, die rein irdischen Gesetze, die ja wirken innerhalb der Verdauung, die weiter wirken wie die Sonnengesetze in der Herztätigkeit und wie die kosmischen Gesetze außer dem Sonnensystem in der Gehirntätigkeit wirken - der Mensch kann gewissermaßen sehr stark sündigen durch seine Ernährung gegen die kosmischen Tätigkeiten in seinem Gehirn, und das kann erlebt werden von der anthroposophisch sich entwickelnden Seele, namentlich im Momente des Aufwachens. Innerhalb des Schlafes tritt ja auch das ein, daß sich die Verdauungstätigkeit bis in das Gehirn hineinerstreckt, hineinsprüht in das Gehirn. Beim Wachen bearbeiten die Denkkräfte das Gehirn; da tritt die Verdauungstätigkeit des Gehirns zurück. Wenn das Denken stillsteht beim Schlaf, da wirkt die Verdauungstätigkeit in das Bewußtsein hinein, und wenn der Mensch aufwacht und einen Nachklang davon verspürt, dann kann das Erleben sehr leicht ein richtiges Barometer sein gerade bei der sich entwickelnden Seele für das Gesunde oder Ungesunde der Ernährung. Oh, der Mensch verspürt dieses gleichsam aus seinem Organismus in das Gehirn Hineinziehen in dumpfmachenden, stechenden Gefühlen, Gefühlen, die sich manchmal so ausnehmen können, wenn er irgend etwas Unrechtes genossen hat, wie — sagen wir — kleine Betäubungszentren im Gehirn. Das alles wird in der feinsten Weise erlebt gerade von der anthroposophisch sich entwickelnden Seele. Und der Moment des Aufwachens ist von einer ungeheuren Wichtigkeit, ich meine in bezug auf die Wahrnehmung der von der Verdauung herrührenden Gesundheitsverhältnisse der physischen Hülle. In immer feiner und feiner werdenden Empfindungen, die sich lokalisieren innerhalb des Kopfes, nimmt der Mensch wahr, ob er sich oppositionell benimmt in seiner Verdauung gegen die kosmischen Gesetze außerhalb unseres Sonnensystems oder ob er mit ihnen im Einklang steht. Hier sehen Sie in der Tat diese physische Hülle in einem wunderbaren Verhältnis zum ganzen Kosmos und den Moment des Aufwachens wie ein Barometer für den sich gegen die kosmischen Verhältnisse durch seine Verdauung widersetzenden Menschen oder mit diesen kosmischen Verhältnissen sich in Einklang versetzenden Menschen." (Lit.: GA 145, S. 25ff)
Ernährung und Erziehung
"Was wird heute für eine Summe von Fanatismus aufgebracht von
Vegetariern für, oder von denjenigen, die nicht Vegetarier sind, gegen
den Vegetarismus. Man ruft alle möglichen Instanzen der Wissenschaft pro
und kontra auf einem solchen Gebiete auf. Man muß aber auch sagen:
eigentlich hat niemals gerade der Dilettantismus so geblüht wie bei der
heutigen Verteidigung von solchen Dingen. Es ist schon einmal so, daß
Anthroposophie nicht die geringste Anlage in sich trägt, nach der einen
oder anderen Richtung hin fanatisch zu werden. Sie kann also keine
Partei nehmen für die Menschen, die nun etwa, weil sie Vegetarier
geworden sind, für diesen Vegetarismus mit einem solchen Fanatismus
eintreten, daß sie ihn jedem anderen Menschen aufprägen, aufreden
möchten, und eigentlich jeden Menschen, der nicht Vegetarier ist, nicht
mehr zur Menschheit im vollen Sinne des Wortes rechnen. Wenn auch
zuweilen auf dem Gebiete der anthroposophischen Bewegung solche
Fanatismen erblühen, so liegt es eben durchaus nicht im Wesen der
Anthroposophie...
Nirgends kann sich das Leben in seinen Geheimnissen enthüllen, wenn man eben nur auf die Beobachtung des unmittelbar Gegenwärtigen sieht. Und wie Sie sich überzeugen können, ist das mehr, als man gewöhnlich meint, der Fall bei den heutigen wissenschaftlichen Methoden. Und so führen sie einen schon einmal dazu, daß man das Entsetzliche erlebt, was ich einmal bei einem Freunde erlebt habe. Ich kannte ihn in der Jugend, ja, ich möchte sagen, als einen naturgemäßen Menschen. Dann sah ich ihn längere Zeit nicht, traf ihn dann wieder einmal, besuchte ihn. Er setzte sich zum Mittagsmahl, und es wurde nicht nur das Übliche, was man in einem solchen Fall gewöhnlich ißt, aufgetragen, sondern auch eine Waage, und auf dieser Waage wog er sich das Fleisch zu, wog er sich das Gemüse zu, denn er hatte angefangen nach der Wissenschaft zu leben, die ja weiß, wieviel Gewichtmengen man von einem jeden Nahrungsmittel aufnehmen muß, wenn man ein richtiger Mensch sein will. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß alles ganz richtig und geistvoll sein kann, daß aber die natürlichen Instinkte des Lebens durch so etwas auf das Gründlichste untergraben werden. Und natürliche Instinkte für das Gesunde und Krankmachende braucht vor allen Dingen der Erziehungs- und Unterrichtskünstler. Dann wird er alles dasjenige, was im Verlaufe dieser Vorträge schon beleuchtet worden ist, auch mit Bezug auf die physische Erziehung auf seinem Wege weitertragen und es gerade für die physische Erziehung besonders ausbilden können.
Wir haben zum Beispiel gesehen, wie das Kind vorzugsweise vor dem Zahnwechsel ganz in seinem physischen Organismus drinnen lebt. Dieses Leben im physischen Organismus ist nun im höchsten Grade der Fall beim Säugling, und zwar wiederum am hervorstechendsten in bezug auf seine Ernährung. Er genießt ja, wie Sie wissen, zunächst eine außerordentlich einförmige Ernährung, wenn er die Welt betritt. Und wenn der Erwachsene dauernd so einförmig leben müßte, fast ganz von einem einzigen Nahrungsmittel, zum Frühstück, Mittag, sonst, er würde das ja ganz gewiß für seine seelische und auch leibliche Verfassung nicht gerade zuträglich finden. Der Erwachsene will alles durcheinandermischen, er will Abwechslung haben. Der Säugling bekommt diese Abwechslung nicht. Und dennoch machen sich die wenigsten Menschen eine Vorstellung davon, wie groß gerade das Glück des Säuglings durch seine Ernährung ist, weil die wenigsten Menschen wissen, mit welcher intensiven Süße der ganze physische Organismus des Säuglings durch die Muttermilch durchzogen wird.
Der Erwachsene hat ja nur noch die Möglichkeit, Geschmacksempfindungen auf seinem Gaumen und dessen Nachbarorganen zu haben. Er hat schon einmal das Malheur, daß alle Geschmacksempfindungen sich nach dem unglückseligen Kopfe hingezogen haben, und dadurch unterscheidet er sich von dem Kinde, das im Säuglingsalter durch und durch Geschmacksorganismus ist, das durch und durch schmeckt. Und mit dem Ende des Säuglingsalters hört dieses durch und durch Schmek-ken auf. Es wird ja auch später, von den Menschen, die sich nun einmal nur des gewöhnlichen Lebensbewußtseins bedienen, vergessen. Die wissen gar nicht, wie verschieden von ihrer späteren Lebensverfassung das Schmecken während des Säuglingsalters war. Es ist ja das auch für manche Menschen durch das spätere Leben außerordentlich schwierig gemacht. Ich nahm zum Beispiel einmal an einer Unterhaltung teil zwischen einem abstinenten Menschen und einem solchen, der das Gegenteil eines abstinenten Menschen war, und der Abstinent, der natürlich auch ein Fanatiker war - solche Menschen sind ja immer Fanatiker -, der Abstinent bearbeitete den anderen; und da sagte der andere - ich will die Geschichte nicht ganz ausführlich erzählen, es ist aus dem Zusammenhang heraus: Aber ich war einmal volle zwei Jahre meines Lebens vollständig Abstinent! - Da fragte ihn der andere: Wann? - Ja, die ersten zwei Jahre meines Lebens! - Nun, es war das eine äußerlich geartete Erkenntnis dessen, was sich zugetragen hat. Von innen heraus wissen das ja die wenigsten Menschen in Wirklichkeit.
Das Kind steckt also in seinem physischen Organismus so drinnen, solange es Säugling ist, daß es eigentlich nur ißt mit seinem physischen Organismus, aber auch davon wirklich sehr viel hat. Und darin besteht ja das Entwachsen aus dem Säuglingsalter, daß zunächst dasjenige beginnt, was sich allmählich so stark nach dem Kopfe heraufzieht, daß der Zahnwechsel möglich wird, daß im Kopfe diese starke Kraft entwickelt werden kann, welche die ersten Zähne abstößt, die zweiten herausbringt. Das geschieht natürlich in dieser Weise im ganzen Lebensalter von der Geburt bis zum Zahnwechsel hin; und das lebt sich darinnen auf den verschiedensten Gebieten aus. So daß also nach dem Säuglingsalter zunächst der Geschmack nach dem Kopfe heraufzieht, und daß dann das Kind damit beginnt, nicht bloß mit dem Leibe zu essen, sondern mit der Seele zu essen, daß es wenigstens mit der Seele unterscheiden lernt, dann auch die einzelnen Nahrungsmittel differenziert.
Und da müssen wir in der Lage sein, dem Kinde nachgehen zu können. Da müssen wir Verständnis entwickeln können für das Kind. Wir müssen Verständnis entwickeln für das, was dem Kinde schmeckt und nicht schmeckt, denn darinnen liegt noch ein sehr guter Regulator für dasjenige, was beim Kinde auch gesundend und kränkend ist. Allerdings muß man sich zu diesem Zwecke eben eine richtige Anschauung über das Ernähren des Menschen überhaupt erwerben.
Heute sieht man ja hauptsächlich in der Ernährung auf das hin, was das Gewichtartige in den äußeren Nahrungsmitteln ist. Das ist aber nicht das Wesentliche, das Gewichtartige, sondern das Wesentliche besteht darinnen, daß ein Nahrungsmittel, das ein Mensch zu sich nimmt, in der äußeren Welt eine bestimmte Summe von Kräften in sich hat. Jedes Nahrungsmittel hat eine ganz bestimmte Summe von Kräften in sich, durch die es der äußeren Welt angepaßt ist. Und im Inneren des menschlichen Organismus ist alles anders. Dieser menschliche Organismus muß das Nahrungsmittel vollständig metamorphosieren. Er muß die Nahrungsmittelprozesse in diejenigen Prozesse umändern, die in seinem Organismus walten sollen. Und dasjenige, was im menschlichen Organismus vor sich geht, ist nämlich ein fortwährender Kampf, indem wir die Dynamik der Nahrungsmittel umändern, indem wir sie zu etwas ganz anderem machen. Die Reaktion in unserem Inneren gegen die Nahrungsmittel ist es eigentlich, was wir dann als dasjenige empfinden, was uns anregt und was unser Leben unterhält. Daher dürfen wir nicht immer bloß fragen: Müssen wir von diesem oder jenem Stoff so und so viel zufügen? - sondern vor allen Dingen: Was tut der Organismus oftmals mit den kleinsten Mengen von irgendeinem Stoff? Wie reagiert er darauf? - Der Organismus hat eben diese Kräfte notwendig, die Widerstände gegen die äußeren Naturprozesse entwickeln.
Der menschliche Organismus ist ja so, daß er zunächst in einem bestimmten Gebiete, das, grob gesprochen, etwa vom Mund bis zum Magen reicht, zwar gegenüber der Außenwelt schon etwas modifizierte Prozesse hat, aber doch solche, welche sich mit den Prozessen der Außenwelt noch vergleichen lassen. Dann hat er in all den Prozessen, die sich an die Magenprozesse anschließen, solche Prozesse, die schon stark verschieden sind von denjenigen, die sich in der Außenwelt vollziehen. Und er hat dann in seiner Kopforganisation Prozesse, die das genaue Gegenteil von dem darstellen, was die Naturprozesse in der Außenwelt sind. Es muß also der Gesamtorganismus des Menschen vor allen Dingen durch die Nahrung in der richtigen Weise angeregt werden.
Nun kann ich mich, da ich eben aphoristisch sein muß, nicht auf eine Terminologie einlassen, die vielleicht aus den tieferen Erkenntnissen der Sache selbst genommen ist, ich muß an dasjenige anknüpfen, was die populäre Terminologie ist; aber das genügt auch durchaus für unsere diesmaligen Zwecke. - Sie wissen, es gibt solche Nahrungsmittel, die man im gewöhnlichen Leben nahrhafte Nahrungsmittel nennt, und es gibt solche, die man unnahrhafte nennt. Menschen wachsen sowohl bei unnahrhaften wie bei nahrhaften Nahrungsmitteln auf. Sie brauchen nur zu bedenken, wie viele Menschen etwa bei Brot und Kartoffeln aufwachsen, was in ganz entschiedenem Maße unnahrhafte Nahrung ist. Sie brauchen sich auf der anderen Seite zu erinnern, wieviel besonders bei einer labilen Gesundheit darauf Rücksicht genommen werden muß, daß man das Verdauungssystem nicht durch unnahrhafte Nahrungsmittel überlastet, also ihm nichts zumutet. Bei Brot- und Kartoffelnahrung wird dem Verdauungssystem ungeheuer viel zugemutet, und es wird für die übrigen Funktionen nicht mehr viel übrigbleiben. Daher wird das Wachstum nicht leicht gefördert werden können, gerade bei einer in Brot und Kartoffeln bestehenden Ernährung. Es wird dann darauf gesehen, daß man Nahrungsmittel zusammenstellt, welche das Verdauungssystem nicht überlasten. Dann hat das Verdauungssystem verhältnismäßig wenig zu arbeiten. Wenn man aber das wiederum bis zum Extrem treibt, dann versetzt man das Gehirn in eine übertriebene Tätigkeit. Das entwickelt dann Prozesse, die den äußeren Naturprozessen außerordentlich unähnlich sind, und es wirkt wiederum zurück auf die übrige Organisation des Menschen; das Verdauungssystem wird schlaff und so weiter. Alles das, was da in Betracht kommt, ist außerordentlich kompliziert und es ist außerordentlich schwierig für den Menschen, in alle Verzweigungen desjenigen hineinzudringen, was da in Betracht kommt. Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben einer ernsten, nicht einer heute gebräuchlichen, sondern einer ernsten wissenschaftlichen Forschung, zum Beispiel alles das zu erkennen, was geschieht, wenn der Mensch durch seinen Mund eine Kartoffel oder ein Stück Roastbeef befördert. Die beiden Prozesse sind in sich unendlich mannigfaltig, aber grundverschieden, und man muß eine große Menge von Einzelheiten kennen, wenn man auf diese Dinge sachgemäß eingehen will.
Für unseren Zusammenhang wird zum Beispiel schon eine Andeutung genügen von dem, was hier eigentlich stattfindet, wenn ich Ihnen das Folgende sage. Nehmen Sie an, ein Kind verzehrt eine Kartoffel. Diese Kartoffel schmeckt es zunächst im Haupte, also in den Geschmacksorganen, und dieser Geschmack wirkt nun. Obwohl er nicht mehr den ganzen Organismus durchzieht, wirkt er nun doch auf den ganzen Organismus. Nun ist eine Kartoffel nicht besonders, nicht übertrieben schmackhaft. Sie läßt also den Organismus in einer gewissen Weise lässig sein. Er hat keinen außerordentlich starken Anteil an dem, was da mit der Kartoffel im Munde des Menschen geschieht. Dann wird die Kartoffel auf den Wegen, die Sie ja kennen, in den Magen befördert. Der Magen nimmt sie aus dem Grunde nicht mit übertriebenem Interesse auf, weil er nicht darauf vorbereitet worden ist durch anregenden Geschmack. Der anregende Geschmack ist immer die Provokation für den Magen, um mit größerer oder geringerer Sympathie ein Nahrungsmittel aufzunehmen; so daß sich der Magen schon nicht mehr stark anstrengen will, um diese Kartoffel in ihrem dynamischen System dem Organismus zuzuführen. Dann muß das aber doch geschehen. Die Kartoffel kann nicht im Magen liegenbleiben. Hat der Magen dann die nötige Stärke, so nimmt er dasjenige, was die Dynamik der Kartoffel ist, in sich auf, verarbeitet es mit Widerwillen in sich, läßt es in sich hineinrollen, entwickelt auch keine starke Reaktion, empfängt keine starke Anregung. Das Ganze geht dann in das weitere Verdauungssystem über und wird in dem weiteren Verdauungssystem widerwillig verarbeitet. Und dasjenige, was von der Kartoffel in die Kopforganisation gelangt, ist außerordentlich wenig. So daß also nur in diesen wenigen Andeutungen, die man natürlich jetzt überall vertiefen müßte, Ihnen vor Augen treten kann, wie kompliziert das eigentlich ist, was sich da im menschlichen Organismus abspielt.
Dennoch, der Erziehungs- und Unterrichtskünstler muß über diese Dinge seine praktische Anschauung haben. Ich glaube, es ist, damit man aus einem gewissen Ernste heraus auf diesem Gebiete praktische Anschauung entwickelt, schon notwendig, daß man gerade auf diesem Gebiete das Warum und Weil ein wenig einsieht. Ich könnte mir vorstellen, daß es auch Zuhörer gibt, die sagen: Sage uns nur einmal, was wir dem Kinde zu essen geben sollen und was nicht, dann genügt uns das. - Aber es genügt dieses eben nicht in Wirklichkeit. Man entwickelt gerade in physischer Beziehung die richtige Erziehertätigkeit, wenn man in die Dinge hineinsieht; denn die Dinge sind so mannigfaltig, daß man vor allen Dingen nötig hat, auf den richtigen Weg geführt zu werden, die richtigen Maximen auf diesem Gebiete zu erkennen. Und dazu ist notwendig, daß man gerade auf das hinschaut, was einem nun in einer vereinfachteren Weise vor Augen führen kann, wie das Kind eigentlich ernährt werden soll.
Vielleicht auf keinem Gebiete bemerkt man so sehr, wie weit man mit den Erziehungsmaximen von dem allgemeinen sozialen Leben abgegangen ist, als gerade bei der physischen Erziehung. Wenn man nicht gerade Internate hat, durch die man in leichter Weise befolgen kann, was ich heute andeute, dann wird man nämlich immer genötigt sein, mit den Eltern oder der sonstigen Umgebung des Kindes gerade bei der physischen Erziehung eminent zusammenzuwirken, und das bietet ja nach der mannigfaltigsten Richtung hin, wie Sie wissen, große Schwierigkeiten. Daher wird das, was man für richtig hält, vielleicht sogar nur nach Oberwindung großer Hindernisse zu erreichen sein. Ich will von einem Beispiel ausgehen.
Nehmen Sie an, ich bekomme ein Kind in die Schule, das sich in übertriebener Weise mit der melancholischen Temperamentsnuance äußert. Wenn so etwas in übertriebener Weise auftritt, kann man immer sicher sein, daß bei dem Kinde eine abnorme physische Organisation nach irgendeiner Richtung vorliegt. Seelische Abnormitäten haben eben immer ihre Grundlage in physischen Abnormitäten nach irgendeiner Richtung hin, denn das Physische ist durchaus ein wirklicher Ausdruck des Seelisch-Geistigen. Nehmen wir also an, in eine Schule, die nicht gerade Internat ist - sonst werde ich natürlich die entsprechenden Maßregeln innerhalb des Hauses treffen -, bekomme ich also ein solches Kind. Was muß ich tun? Ich muß versuchen, mit den Eltern des Kindes in Verbindung zu treten, und, wenn ich mir ganz klargeworden bin, was in diesem Falle eigentlich vorliegt, die Eltern bitten, die Speisen, die das Kind genießt, mindestens anderthalbmal, manchmal doppelt so stark zu versüßen, als das vielleicht bei einem Kinde notwendig ist, das sich sonst normal zeigt. Also, ich muß den Eltern raten, bei diesem Kinde mit dem Zucker als Speisenzusatz, den man ihm vielleicht in Form von Bonbons beibringt, nicht zu sparen. Was will ich denn da eigentlich? Nun es wird Ihnen vielleicht noch klarer werden, was ich da will, wenn ich noch einen solchen Fall nehme: Nehmen wir an, ich bekomme ein krankhaft sanguinisches Kind. Ich meine, die Sache muß natürlich bis zur Abnormität gehen, krankhaft sein, wenn das richtig sein soll, was ich jetzt sage. Ich bekomme ein übertrieben sanguinisches Kind. Wiederum wird eine Abnormität der physischen Organisation vorliegen, und ich werde in einem solchen Fall die Eltern bitten, sie sollen den Süßigkeitsgehalt der Speisen verringern, überhaupt mit dem Zucker etwas sparen dem Kinde gegenüber.
Aus welchem Grunde tue ich das? Man sieht erst ein, in welchem Maße und Grade man so etwas tun muß, wenn man folgendes wirklich durchschaut. Sehen Sie, die Muttermilch am meisten, Milch- und Milchprodukte aber überhaupt, wirken so auf den Menschen, daß sie ihre Wirksamkeit in gleichmäßiger Art auf den ganzen Menschen erstrecken. Alle Organe kommen gewissermaßen in einer gewissen Harmonie zu ihrem Rechte durch Milch und Milchprodukte. Dagegen die anderen Nahrungsmittel haben die Eigentümlichkeit, daß jedes einzelne auf ein besonderes Organsystem einen überwiegenden Einfluß hat. Bitte, ich sage nicht, einen ausschließlichen, sondern einen überwiegenden Einfluß hat. Da handelt es sich darum: die Art und Weise, wie ein Kind sich mit seinem Geschmack zu einem Nahrungs- oder auch Genußmittel verhält, oder wie diesem Geschmack entgegengekommen wird, hängt davon ab, wie ein bestimmtes Organsystem des Kindes oder überhaupt des Menschen beschaffen ist; die Genußmittel sind manchmal durchaus bei der Ernährung ebenso wichtig wie die Nahrungsmittel.
Bei der Milch kommt der ganze Mensch in Betracht; bei irgendeinem anderen Nahrungsmittel ein einzelnes Organsystem. Beim Zucker kommt in dem Zusammenhang, den ich jetzt hier ins Auge fasse, ganz besonders die menschliche Leber in Betracht. Nun, was will ich denn also, wenn ich das abnorm melancholisch auftretende Kind mit viel Zucker behandeln lasse? Dann bewirke ich nämlich, daß seine Leber in ihrer Tätigkeit etwas herabgesetzt wird, weil der Zucker so dem Organismus zugeführt wird, daß er in einem gewissen Sinne die Lebertätigkeit übernimmt, daß also die Lebertätigkeit mehr, ich möchte sagen, auf etwas Äußeres, was ich zuführe, bezogen wird, und als eigene Tätigkeit zurücktritt. Das ist etwas, wodurch ich die melancholische Neigung des Kindes - auch als anämische Neigung erscheinend -, die unter Umständen eben in der Lebertätigkeit des Kindes fußen kann, auf rein ernährungsmäßigem Wege etwas zurücktreiben kann. - Was tue ich, wenn ich die Sparsamkeit in Zucker bei einem übertrieben sanguinischen Kinde anempfehle? Da versuche ich, bei diesem übertrieben sanguinischen Kinde die äußere Tätigkeit des Zuckers einzuschränken und dadurch die Leber aufzufordern, eine regere Tätigkeit aus ihrem Eigenen heraus zu entwickeln, und ich sporne dadurch das Kind an, das Ich stärker anzuregen, also dasjenige zu überwinden, was in dem physischen Gefolge des sanguinischen Temperamentes auftritt.
Sie sehen also, man trifft Maßnahmen aus dem Durchschauen der Gesamtorganisation des Menschen heraus. Deshalb kommt es bei diesen Dingen in der physischen Erziehung wirklich auf das Warum und Weil an, daß man Bescheid weiß in dem Warum und Weil; und auch da gibt es natürlich wiederum ungeheuer viele Details. Aber es ist schon durchaus möglich, diese Details auf allgemeinere Gesichtspunkte zurückzuführen, und diese allgemeineren Gesichtspunkte bestehen in etwas Polarischem. Allerdings derjenige, der ein ganz guter Erzieher und Unterrichter ist, ein so guter, wie es sie gar nicht gibt, wird in einer gewissen Beziehung durch seine Anteilnahme an dem Kinde schon prophetisch voraus wissen, wie er da oder dort einzugreifen hat. Aber es ist immerhin von außerordentlicher Bedeutung, daß man seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken vermag, wenn das Kind in irgendeiner Weise von dem Normalen nach dieser oder jener Richtung hin abweicht, um dann einzugreifen.
Tut man das durch längere Zeit, dann kommt man dazu, überhaupt solche Erkenntnis zu entwickeln, daß man auch schon zu Vorbeugungsmaßregeln kommen kann. Aber das ergibt sich in der Regel erst dann für den wirklichen tätigen Lehrer und Erzieher, wenn er eine Zeitlang die leisen Abweichungen - man darf natürlich nicht warten, bis es ins Extrem geht - zu bemerken in der Lage ist. Es erfordert das allerdings, daß der Lehrer fortwährend die Neigung hat, sich nach dieser Richtung hin zu vertiefen, und daß er da manche menschliche Neigungen überwindet, die dem entgegenstehen, sonst fürchte ich, daß die Lehrer und Erzieher die nötige Gründlichkeit erst in dem Momente haben, wo sie sich pensionieren lassen.
Das, worauf man besonders achtgeben muß, liegt auf der einen Seite in dem Interesse, das das ganze Kind, also nicht bloß das Geistig-Seelische, sondern das Kind als Leib, Seele und Geist sowohl sich selber wie seiner Umwelt entgegenbringt; für das Interesse oder für diese Interesselosigkeit muß man eine instinktive Aufmerksamkeit entwickeln. Das ist der eine Pol. Der andere Pol ist die Ermüdbarkeit des Kindes. Woher kommt die besondere Ausprägung des Interesses? Diese besondere Ausprägung des Interesses kommt aus dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, vorzugsweise aus dem Stoffwechselsystem. Wenn ich sehe, daß ein Kind nach irgendeiner Richtung interesselos wird, sagen wir also zunächst, was das Auffälligste ist, in geistiger Beziehung interesselos wird, oder auch interesselos wird in bezug auf äußere Betätigung: daß es an den Spielen nicht mehr teilnehmen will und der gleichen, wenn ich sehe, was beim Kinde unter Umständen sogar das Allerschlimmste sein kann, daß es interesselos wird gegenüber der Leckerheit der Speisen - das Kind soll vor allen Dingen Interesse daran haben, wie die Dinge schmecken, und es soll in seiner Art den Geschmack der einzelnen Dinge differenzieren -, wenn das Kind sogar zur Appetitlosigkeit übergeht, Appetitlosigkeit ist ja Interesselosigkeit in physischer Beziehung, dann weiß ich: die Ernährung ist falsch, die Ernährung ist so, daß sie dem Verdauungssystem zuviel zumutet. Ich habe nachzuforschen, inwiefern gerade diesem Kinde nach seiner Organisation zuviel solche unnahrhafte Nahrungsmittel beigebracht werden, die das Verdauungssystem zu stark in Anspruch nehmen. Wie ich das Wetter an dem Barometer merke, so merke ich an der Interesselosigkeit, daß die Ernährung falsch ist. Ich muß mir also klar sein, daß ich das vorhandene Interesse oder die Interesselosigkeit für etwas außerordentlich Wichtiges betrachten muß für die Maßnahmen, die ich in bezug auf die Ernährung zu treffen habe.
Bemerke ich, daß ein Kind leicht ermüdbar ist - es ist ja der gerade entgegengesetzte Pol -, sei es, daß ein Kind durch geistige Beschäftigung oder durch körperliche Betätigung abnorm leicht müde wird, da kommt wiederum beim Kinde ganz besonders das Physische in Betracht, welches sich so ausdrückt, daß das Kind zwar essen kann, aber durch das Essen in eine Art Traumzustand versetzt wird, daß es also nach jedem Essen ein abnormes Bedürfnis hat, sich auszuruhen, sich nach Schlangenart zu benehmen und sich hinzulegen und nicht zurechtkommt in dieser Weise mit der Verdauung, also durch die Verdauungstätigkeit ermüdet wird - merke ich dieses, dann weiß ich, dem Kinde wird zuviel von solchen Nahrungsmitteln beigebracht, die das Verdauungssystem zu wenig in Anspruch nehmen, die daher vorzugsweise mit dem Kopfsystem verarbeitet werden, und die auf diese Weise das Kind zur Ermüdung bringen.
Wenn das Kind zu starke Interesselosigkeit zeigt, muß ich versuchen, solche Nahrungsmittel beizubringen, die zu den sogenannten nahrhaften gehören. Und da braucht man wiederum kein Fanatiker zu sein. Fanatiker des Vegetarismus werden sagen: Ah, sieh einmal, dieses Kind ist interesselos geworden, das hast du mit Fleisch gefüttert, jetzt mußt du es an bloße rohe Früchte gewöhnen, dann wird es wiederum an Interesse gewinnen! - Das kann ja durchaus sein. Auf der anderen Seite werden natürlich wiederum die Fleischernährer sagen, wenn ein Kind leicht ermüdbar wird: Ja, das muß man eben mit Fleisch anregen. - Die Dinge sind nämlich, soweit sie auf diesem Gebiete liegen, gar nicht so, daß sie ein so furchtbar intensives Interesse herausfordern, aus dem einfachen Grunde, weil es in der Tat möglich ist, andere Nahrungsmittel so zu kombinieren, daß sie das Fleisch zum Beispiel ersetzen können. Auf der anderen Seite ist es nicht so wichtig, daß man den Menschen ganz und gar zum Vegetarier macht und dergleichen. Aber darum handelt es sich, daß man diese Maxime kennt, daß man in dieser Form eintretende Interesselosigkeit durch Aufbesserung der Ernährung in bezug auf nahrhafte Nahrungsmittel beseitigt, und daß man die Ermüdbarkeit dadurch aufbessern muß, daß man eben nach der anderen Richtung hin wirkt. Das sind die Dinge, die durchaus das allgemeine Wissen, ich möchte sagen, aus dem Intellektuellen, Mannigfaltigen und Unübersehbaren auf das Gebiet des Einfachen herabbringen. Wenn ich zum Beispiel weiß, daß ich ein Kind habe, das leicht ermüdet, so muß ich wissen, es wird sein Verdauungssystem eben zu wenig oder in einer unrichtigen Weise in Anspruch genommen. Ich muß die Nahrung nach dieser Richtung ändern.
So sehen Sie, daß es darauf ankommt, eine Art Symptomatologie des Menschen zu entwickeln, und diese Symptomatologie bringt einen schon auf den Weg, auf dem man dann weiterkommen kann. Es ist nicht nötig, daß durchaus in allen Einzelheiten gesagt wird: Das muß man tun. - Das ist es gerade: wenn man in dieser Weise sich den Überblick über das Leben verschafft, indem man an eine Symptomatologie herantritt, kann man in bezug auf die Ernährung die Maximen auf den Weg mitnehmen, die einen dann durchaus richtig weiterleiten." (Lit.: GA 303, S. 272ff)
Nirgends kann sich das Leben in seinen Geheimnissen enthüllen, wenn man eben nur auf die Beobachtung des unmittelbar Gegenwärtigen sieht. Und wie Sie sich überzeugen können, ist das mehr, als man gewöhnlich meint, der Fall bei den heutigen wissenschaftlichen Methoden. Und so führen sie einen schon einmal dazu, daß man das Entsetzliche erlebt, was ich einmal bei einem Freunde erlebt habe. Ich kannte ihn in der Jugend, ja, ich möchte sagen, als einen naturgemäßen Menschen. Dann sah ich ihn längere Zeit nicht, traf ihn dann wieder einmal, besuchte ihn. Er setzte sich zum Mittagsmahl, und es wurde nicht nur das Übliche, was man in einem solchen Fall gewöhnlich ißt, aufgetragen, sondern auch eine Waage, und auf dieser Waage wog er sich das Fleisch zu, wog er sich das Gemüse zu, denn er hatte angefangen nach der Wissenschaft zu leben, die ja weiß, wieviel Gewichtmengen man von einem jeden Nahrungsmittel aufnehmen muß, wenn man ein richtiger Mensch sein will. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß alles ganz richtig und geistvoll sein kann, daß aber die natürlichen Instinkte des Lebens durch so etwas auf das Gründlichste untergraben werden. Und natürliche Instinkte für das Gesunde und Krankmachende braucht vor allen Dingen der Erziehungs- und Unterrichtskünstler. Dann wird er alles dasjenige, was im Verlaufe dieser Vorträge schon beleuchtet worden ist, auch mit Bezug auf die physische Erziehung auf seinem Wege weitertragen und es gerade für die physische Erziehung besonders ausbilden können.
Wir haben zum Beispiel gesehen, wie das Kind vorzugsweise vor dem Zahnwechsel ganz in seinem physischen Organismus drinnen lebt. Dieses Leben im physischen Organismus ist nun im höchsten Grade der Fall beim Säugling, und zwar wiederum am hervorstechendsten in bezug auf seine Ernährung. Er genießt ja, wie Sie wissen, zunächst eine außerordentlich einförmige Ernährung, wenn er die Welt betritt. Und wenn der Erwachsene dauernd so einförmig leben müßte, fast ganz von einem einzigen Nahrungsmittel, zum Frühstück, Mittag, sonst, er würde das ja ganz gewiß für seine seelische und auch leibliche Verfassung nicht gerade zuträglich finden. Der Erwachsene will alles durcheinandermischen, er will Abwechslung haben. Der Säugling bekommt diese Abwechslung nicht. Und dennoch machen sich die wenigsten Menschen eine Vorstellung davon, wie groß gerade das Glück des Säuglings durch seine Ernährung ist, weil die wenigsten Menschen wissen, mit welcher intensiven Süße der ganze physische Organismus des Säuglings durch die Muttermilch durchzogen wird.
Der Erwachsene hat ja nur noch die Möglichkeit, Geschmacksempfindungen auf seinem Gaumen und dessen Nachbarorganen zu haben. Er hat schon einmal das Malheur, daß alle Geschmacksempfindungen sich nach dem unglückseligen Kopfe hingezogen haben, und dadurch unterscheidet er sich von dem Kinde, das im Säuglingsalter durch und durch Geschmacksorganismus ist, das durch und durch schmeckt. Und mit dem Ende des Säuglingsalters hört dieses durch und durch Schmek-ken auf. Es wird ja auch später, von den Menschen, die sich nun einmal nur des gewöhnlichen Lebensbewußtseins bedienen, vergessen. Die wissen gar nicht, wie verschieden von ihrer späteren Lebensverfassung das Schmecken während des Säuglingsalters war. Es ist ja das auch für manche Menschen durch das spätere Leben außerordentlich schwierig gemacht. Ich nahm zum Beispiel einmal an einer Unterhaltung teil zwischen einem abstinenten Menschen und einem solchen, der das Gegenteil eines abstinenten Menschen war, und der Abstinent, der natürlich auch ein Fanatiker war - solche Menschen sind ja immer Fanatiker -, der Abstinent bearbeitete den anderen; und da sagte der andere - ich will die Geschichte nicht ganz ausführlich erzählen, es ist aus dem Zusammenhang heraus: Aber ich war einmal volle zwei Jahre meines Lebens vollständig Abstinent! - Da fragte ihn der andere: Wann? - Ja, die ersten zwei Jahre meines Lebens! - Nun, es war das eine äußerlich geartete Erkenntnis dessen, was sich zugetragen hat. Von innen heraus wissen das ja die wenigsten Menschen in Wirklichkeit.
Das Kind steckt also in seinem physischen Organismus so drinnen, solange es Säugling ist, daß es eigentlich nur ißt mit seinem physischen Organismus, aber auch davon wirklich sehr viel hat. Und darin besteht ja das Entwachsen aus dem Säuglingsalter, daß zunächst dasjenige beginnt, was sich allmählich so stark nach dem Kopfe heraufzieht, daß der Zahnwechsel möglich wird, daß im Kopfe diese starke Kraft entwickelt werden kann, welche die ersten Zähne abstößt, die zweiten herausbringt. Das geschieht natürlich in dieser Weise im ganzen Lebensalter von der Geburt bis zum Zahnwechsel hin; und das lebt sich darinnen auf den verschiedensten Gebieten aus. So daß also nach dem Säuglingsalter zunächst der Geschmack nach dem Kopfe heraufzieht, und daß dann das Kind damit beginnt, nicht bloß mit dem Leibe zu essen, sondern mit der Seele zu essen, daß es wenigstens mit der Seele unterscheiden lernt, dann auch die einzelnen Nahrungsmittel differenziert.
Und da müssen wir in der Lage sein, dem Kinde nachgehen zu können. Da müssen wir Verständnis entwickeln können für das Kind. Wir müssen Verständnis entwickeln für das, was dem Kinde schmeckt und nicht schmeckt, denn darinnen liegt noch ein sehr guter Regulator für dasjenige, was beim Kinde auch gesundend und kränkend ist. Allerdings muß man sich zu diesem Zwecke eben eine richtige Anschauung über das Ernähren des Menschen überhaupt erwerben.
Heute sieht man ja hauptsächlich in der Ernährung auf das hin, was das Gewichtartige in den äußeren Nahrungsmitteln ist. Das ist aber nicht das Wesentliche, das Gewichtartige, sondern das Wesentliche besteht darinnen, daß ein Nahrungsmittel, das ein Mensch zu sich nimmt, in der äußeren Welt eine bestimmte Summe von Kräften in sich hat. Jedes Nahrungsmittel hat eine ganz bestimmte Summe von Kräften in sich, durch die es der äußeren Welt angepaßt ist. Und im Inneren des menschlichen Organismus ist alles anders. Dieser menschliche Organismus muß das Nahrungsmittel vollständig metamorphosieren. Er muß die Nahrungsmittelprozesse in diejenigen Prozesse umändern, die in seinem Organismus walten sollen. Und dasjenige, was im menschlichen Organismus vor sich geht, ist nämlich ein fortwährender Kampf, indem wir die Dynamik der Nahrungsmittel umändern, indem wir sie zu etwas ganz anderem machen. Die Reaktion in unserem Inneren gegen die Nahrungsmittel ist es eigentlich, was wir dann als dasjenige empfinden, was uns anregt und was unser Leben unterhält. Daher dürfen wir nicht immer bloß fragen: Müssen wir von diesem oder jenem Stoff so und so viel zufügen? - sondern vor allen Dingen: Was tut der Organismus oftmals mit den kleinsten Mengen von irgendeinem Stoff? Wie reagiert er darauf? - Der Organismus hat eben diese Kräfte notwendig, die Widerstände gegen die äußeren Naturprozesse entwickeln.
Der menschliche Organismus ist ja so, daß er zunächst in einem bestimmten Gebiete, das, grob gesprochen, etwa vom Mund bis zum Magen reicht, zwar gegenüber der Außenwelt schon etwas modifizierte Prozesse hat, aber doch solche, welche sich mit den Prozessen der Außenwelt noch vergleichen lassen. Dann hat er in all den Prozessen, die sich an die Magenprozesse anschließen, solche Prozesse, die schon stark verschieden sind von denjenigen, die sich in der Außenwelt vollziehen. Und er hat dann in seiner Kopforganisation Prozesse, die das genaue Gegenteil von dem darstellen, was die Naturprozesse in der Außenwelt sind. Es muß also der Gesamtorganismus des Menschen vor allen Dingen durch die Nahrung in der richtigen Weise angeregt werden.
Nun kann ich mich, da ich eben aphoristisch sein muß, nicht auf eine Terminologie einlassen, die vielleicht aus den tieferen Erkenntnissen der Sache selbst genommen ist, ich muß an dasjenige anknüpfen, was die populäre Terminologie ist; aber das genügt auch durchaus für unsere diesmaligen Zwecke. - Sie wissen, es gibt solche Nahrungsmittel, die man im gewöhnlichen Leben nahrhafte Nahrungsmittel nennt, und es gibt solche, die man unnahrhafte nennt. Menschen wachsen sowohl bei unnahrhaften wie bei nahrhaften Nahrungsmitteln auf. Sie brauchen nur zu bedenken, wie viele Menschen etwa bei Brot und Kartoffeln aufwachsen, was in ganz entschiedenem Maße unnahrhafte Nahrung ist. Sie brauchen sich auf der anderen Seite zu erinnern, wieviel besonders bei einer labilen Gesundheit darauf Rücksicht genommen werden muß, daß man das Verdauungssystem nicht durch unnahrhafte Nahrungsmittel überlastet, also ihm nichts zumutet. Bei Brot- und Kartoffelnahrung wird dem Verdauungssystem ungeheuer viel zugemutet, und es wird für die übrigen Funktionen nicht mehr viel übrigbleiben. Daher wird das Wachstum nicht leicht gefördert werden können, gerade bei einer in Brot und Kartoffeln bestehenden Ernährung. Es wird dann darauf gesehen, daß man Nahrungsmittel zusammenstellt, welche das Verdauungssystem nicht überlasten. Dann hat das Verdauungssystem verhältnismäßig wenig zu arbeiten. Wenn man aber das wiederum bis zum Extrem treibt, dann versetzt man das Gehirn in eine übertriebene Tätigkeit. Das entwickelt dann Prozesse, die den äußeren Naturprozessen außerordentlich unähnlich sind, und es wirkt wiederum zurück auf die übrige Organisation des Menschen; das Verdauungssystem wird schlaff und so weiter. Alles das, was da in Betracht kommt, ist außerordentlich kompliziert und es ist außerordentlich schwierig für den Menschen, in alle Verzweigungen desjenigen hineinzudringen, was da in Betracht kommt. Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben einer ernsten, nicht einer heute gebräuchlichen, sondern einer ernsten wissenschaftlichen Forschung, zum Beispiel alles das zu erkennen, was geschieht, wenn der Mensch durch seinen Mund eine Kartoffel oder ein Stück Roastbeef befördert. Die beiden Prozesse sind in sich unendlich mannigfaltig, aber grundverschieden, und man muß eine große Menge von Einzelheiten kennen, wenn man auf diese Dinge sachgemäß eingehen will.
Für unseren Zusammenhang wird zum Beispiel schon eine Andeutung genügen von dem, was hier eigentlich stattfindet, wenn ich Ihnen das Folgende sage. Nehmen Sie an, ein Kind verzehrt eine Kartoffel. Diese Kartoffel schmeckt es zunächst im Haupte, also in den Geschmacksorganen, und dieser Geschmack wirkt nun. Obwohl er nicht mehr den ganzen Organismus durchzieht, wirkt er nun doch auf den ganzen Organismus. Nun ist eine Kartoffel nicht besonders, nicht übertrieben schmackhaft. Sie läßt also den Organismus in einer gewissen Weise lässig sein. Er hat keinen außerordentlich starken Anteil an dem, was da mit der Kartoffel im Munde des Menschen geschieht. Dann wird die Kartoffel auf den Wegen, die Sie ja kennen, in den Magen befördert. Der Magen nimmt sie aus dem Grunde nicht mit übertriebenem Interesse auf, weil er nicht darauf vorbereitet worden ist durch anregenden Geschmack. Der anregende Geschmack ist immer die Provokation für den Magen, um mit größerer oder geringerer Sympathie ein Nahrungsmittel aufzunehmen; so daß sich der Magen schon nicht mehr stark anstrengen will, um diese Kartoffel in ihrem dynamischen System dem Organismus zuzuführen. Dann muß das aber doch geschehen. Die Kartoffel kann nicht im Magen liegenbleiben. Hat der Magen dann die nötige Stärke, so nimmt er dasjenige, was die Dynamik der Kartoffel ist, in sich auf, verarbeitet es mit Widerwillen in sich, läßt es in sich hineinrollen, entwickelt auch keine starke Reaktion, empfängt keine starke Anregung. Das Ganze geht dann in das weitere Verdauungssystem über und wird in dem weiteren Verdauungssystem widerwillig verarbeitet. Und dasjenige, was von der Kartoffel in die Kopforganisation gelangt, ist außerordentlich wenig. So daß also nur in diesen wenigen Andeutungen, die man natürlich jetzt überall vertiefen müßte, Ihnen vor Augen treten kann, wie kompliziert das eigentlich ist, was sich da im menschlichen Organismus abspielt.
Dennoch, der Erziehungs- und Unterrichtskünstler muß über diese Dinge seine praktische Anschauung haben. Ich glaube, es ist, damit man aus einem gewissen Ernste heraus auf diesem Gebiete praktische Anschauung entwickelt, schon notwendig, daß man gerade auf diesem Gebiete das Warum und Weil ein wenig einsieht. Ich könnte mir vorstellen, daß es auch Zuhörer gibt, die sagen: Sage uns nur einmal, was wir dem Kinde zu essen geben sollen und was nicht, dann genügt uns das. - Aber es genügt dieses eben nicht in Wirklichkeit. Man entwickelt gerade in physischer Beziehung die richtige Erziehertätigkeit, wenn man in die Dinge hineinsieht; denn die Dinge sind so mannigfaltig, daß man vor allen Dingen nötig hat, auf den richtigen Weg geführt zu werden, die richtigen Maximen auf diesem Gebiete zu erkennen. Und dazu ist notwendig, daß man gerade auf das hinschaut, was einem nun in einer vereinfachteren Weise vor Augen führen kann, wie das Kind eigentlich ernährt werden soll.
Vielleicht auf keinem Gebiete bemerkt man so sehr, wie weit man mit den Erziehungsmaximen von dem allgemeinen sozialen Leben abgegangen ist, als gerade bei der physischen Erziehung. Wenn man nicht gerade Internate hat, durch die man in leichter Weise befolgen kann, was ich heute andeute, dann wird man nämlich immer genötigt sein, mit den Eltern oder der sonstigen Umgebung des Kindes gerade bei der physischen Erziehung eminent zusammenzuwirken, und das bietet ja nach der mannigfaltigsten Richtung hin, wie Sie wissen, große Schwierigkeiten. Daher wird das, was man für richtig hält, vielleicht sogar nur nach Oberwindung großer Hindernisse zu erreichen sein. Ich will von einem Beispiel ausgehen.
Nehmen Sie an, ich bekomme ein Kind in die Schule, das sich in übertriebener Weise mit der melancholischen Temperamentsnuance äußert. Wenn so etwas in übertriebener Weise auftritt, kann man immer sicher sein, daß bei dem Kinde eine abnorme physische Organisation nach irgendeiner Richtung vorliegt. Seelische Abnormitäten haben eben immer ihre Grundlage in physischen Abnormitäten nach irgendeiner Richtung hin, denn das Physische ist durchaus ein wirklicher Ausdruck des Seelisch-Geistigen. Nehmen wir also an, in eine Schule, die nicht gerade Internat ist - sonst werde ich natürlich die entsprechenden Maßregeln innerhalb des Hauses treffen -, bekomme ich also ein solches Kind. Was muß ich tun? Ich muß versuchen, mit den Eltern des Kindes in Verbindung zu treten, und, wenn ich mir ganz klargeworden bin, was in diesem Falle eigentlich vorliegt, die Eltern bitten, die Speisen, die das Kind genießt, mindestens anderthalbmal, manchmal doppelt so stark zu versüßen, als das vielleicht bei einem Kinde notwendig ist, das sich sonst normal zeigt. Also, ich muß den Eltern raten, bei diesem Kinde mit dem Zucker als Speisenzusatz, den man ihm vielleicht in Form von Bonbons beibringt, nicht zu sparen. Was will ich denn da eigentlich? Nun es wird Ihnen vielleicht noch klarer werden, was ich da will, wenn ich noch einen solchen Fall nehme: Nehmen wir an, ich bekomme ein krankhaft sanguinisches Kind. Ich meine, die Sache muß natürlich bis zur Abnormität gehen, krankhaft sein, wenn das richtig sein soll, was ich jetzt sage. Ich bekomme ein übertrieben sanguinisches Kind. Wiederum wird eine Abnormität der physischen Organisation vorliegen, und ich werde in einem solchen Fall die Eltern bitten, sie sollen den Süßigkeitsgehalt der Speisen verringern, überhaupt mit dem Zucker etwas sparen dem Kinde gegenüber.
Aus welchem Grunde tue ich das? Man sieht erst ein, in welchem Maße und Grade man so etwas tun muß, wenn man folgendes wirklich durchschaut. Sehen Sie, die Muttermilch am meisten, Milch- und Milchprodukte aber überhaupt, wirken so auf den Menschen, daß sie ihre Wirksamkeit in gleichmäßiger Art auf den ganzen Menschen erstrecken. Alle Organe kommen gewissermaßen in einer gewissen Harmonie zu ihrem Rechte durch Milch und Milchprodukte. Dagegen die anderen Nahrungsmittel haben die Eigentümlichkeit, daß jedes einzelne auf ein besonderes Organsystem einen überwiegenden Einfluß hat. Bitte, ich sage nicht, einen ausschließlichen, sondern einen überwiegenden Einfluß hat. Da handelt es sich darum: die Art und Weise, wie ein Kind sich mit seinem Geschmack zu einem Nahrungs- oder auch Genußmittel verhält, oder wie diesem Geschmack entgegengekommen wird, hängt davon ab, wie ein bestimmtes Organsystem des Kindes oder überhaupt des Menschen beschaffen ist; die Genußmittel sind manchmal durchaus bei der Ernährung ebenso wichtig wie die Nahrungsmittel.
Bei der Milch kommt der ganze Mensch in Betracht; bei irgendeinem anderen Nahrungsmittel ein einzelnes Organsystem. Beim Zucker kommt in dem Zusammenhang, den ich jetzt hier ins Auge fasse, ganz besonders die menschliche Leber in Betracht. Nun, was will ich denn also, wenn ich das abnorm melancholisch auftretende Kind mit viel Zucker behandeln lasse? Dann bewirke ich nämlich, daß seine Leber in ihrer Tätigkeit etwas herabgesetzt wird, weil der Zucker so dem Organismus zugeführt wird, daß er in einem gewissen Sinne die Lebertätigkeit übernimmt, daß also die Lebertätigkeit mehr, ich möchte sagen, auf etwas Äußeres, was ich zuführe, bezogen wird, und als eigene Tätigkeit zurücktritt. Das ist etwas, wodurch ich die melancholische Neigung des Kindes - auch als anämische Neigung erscheinend -, die unter Umständen eben in der Lebertätigkeit des Kindes fußen kann, auf rein ernährungsmäßigem Wege etwas zurücktreiben kann. - Was tue ich, wenn ich die Sparsamkeit in Zucker bei einem übertrieben sanguinischen Kinde anempfehle? Da versuche ich, bei diesem übertrieben sanguinischen Kinde die äußere Tätigkeit des Zuckers einzuschränken und dadurch die Leber aufzufordern, eine regere Tätigkeit aus ihrem Eigenen heraus zu entwickeln, und ich sporne dadurch das Kind an, das Ich stärker anzuregen, also dasjenige zu überwinden, was in dem physischen Gefolge des sanguinischen Temperamentes auftritt.
Sie sehen also, man trifft Maßnahmen aus dem Durchschauen der Gesamtorganisation des Menschen heraus. Deshalb kommt es bei diesen Dingen in der physischen Erziehung wirklich auf das Warum und Weil an, daß man Bescheid weiß in dem Warum und Weil; und auch da gibt es natürlich wiederum ungeheuer viele Details. Aber es ist schon durchaus möglich, diese Details auf allgemeinere Gesichtspunkte zurückzuführen, und diese allgemeineren Gesichtspunkte bestehen in etwas Polarischem. Allerdings derjenige, der ein ganz guter Erzieher und Unterrichter ist, ein so guter, wie es sie gar nicht gibt, wird in einer gewissen Beziehung durch seine Anteilnahme an dem Kinde schon prophetisch voraus wissen, wie er da oder dort einzugreifen hat. Aber es ist immerhin von außerordentlicher Bedeutung, daß man seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken vermag, wenn das Kind in irgendeiner Weise von dem Normalen nach dieser oder jener Richtung hin abweicht, um dann einzugreifen.
Tut man das durch längere Zeit, dann kommt man dazu, überhaupt solche Erkenntnis zu entwickeln, daß man auch schon zu Vorbeugungsmaßregeln kommen kann. Aber das ergibt sich in der Regel erst dann für den wirklichen tätigen Lehrer und Erzieher, wenn er eine Zeitlang die leisen Abweichungen - man darf natürlich nicht warten, bis es ins Extrem geht - zu bemerken in der Lage ist. Es erfordert das allerdings, daß der Lehrer fortwährend die Neigung hat, sich nach dieser Richtung hin zu vertiefen, und daß er da manche menschliche Neigungen überwindet, die dem entgegenstehen, sonst fürchte ich, daß die Lehrer und Erzieher die nötige Gründlichkeit erst in dem Momente haben, wo sie sich pensionieren lassen.
Das, worauf man besonders achtgeben muß, liegt auf der einen Seite in dem Interesse, das das ganze Kind, also nicht bloß das Geistig-Seelische, sondern das Kind als Leib, Seele und Geist sowohl sich selber wie seiner Umwelt entgegenbringt; für das Interesse oder für diese Interesselosigkeit muß man eine instinktive Aufmerksamkeit entwickeln. Das ist der eine Pol. Der andere Pol ist die Ermüdbarkeit des Kindes. Woher kommt die besondere Ausprägung des Interesses? Diese besondere Ausprägung des Interesses kommt aus dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, vorzugsweise aus dem Stoffwechselsystem. Wenn ich sehe, daß ein Kind nach irgendeiner Richtung interesselos wird, sagen wir also zunächst, was das Auffälligste ist, in geistiger Beziehung interesselos wird, oder auch interesselos wird in bezug auf äußere Betätigung: daß es an den Spielen nicht mehr teilnehmen will und der gleichen, wenn ich sehe, was beim Kinde unter Umständen sogar das Allerschlimmste sein kann, daß es interesselos wird gegenüber der Leckerheit der Speisen - das Kind soll vor allen Dingen Interesse daran haben, wie die Dinge schmecken, und es soll in seiner Art den Geschmack der einzelnen Dinge differenzieren -, wenn das Kind sogar zur Appetitlosigkeit übergeht, Appetitlosigkeit ist ja Interesselosigkeit in physischer Beziehung, dann weiß ich: die Ernährung ist falsch, die Ernährung ist so, daß sie dem Verdauungssystem zuviel zumutet. Ich habe nachzuforschen, inwiefern gerade diesem Kinde nach seiner Organisation zuviel solche unnahrhafte Nahrungsmittel beigebracht werden, die das Verdauungssystem zu stark in Anspruch nehmen. Wie ich das Wetter an dem Barometer merke, so merke ich an der Interesselosigkeit, daß die Ernährung falsch ist. Ich muß mir also klar sein, daß ich das vorhandene Interesse oder die Interesselosigkeit für etwas außerordentlich Wichtiges betrachten muß für die Maßnahmen, die ich in bezug auf die Ernährung zu treffen habe.
Bemerke ich, daß ein Kind leicht ermüdbar ist - es ist ja der gerade entgegengesetzte Pol -, sei es, daß ein Kind durch geistige Beschäftigung oder durch körperliche Betätigung abnorm leicht müde wird, da kommt wiederum beim Kinde ganz besonders das Physische in Betracht, welches sich so ausdrückt, daß das Kind zwar essen kann, aber durch das Essen in eine Art Traumzustand versetzt wird, daß es also nach jedem Essen ein abnormes Bedürfnis hat, sich auszuruhen, sich nach Schlangenart zu benehmen und sich hinzulegen und nicht zurechtkommt in dieser Weise mit der Verdauung, also durch die Verdauungstätigkeit ermüdet wird - merke ich dieses, dann weiß ich, dem Kinde wird zuviel von solchen Nahrungsmitteln beigebracht, die das Verdauungssystem zu wenig in Anspruch nehmen, die daher vorzugsweise mit dem Kopfsystem verarbeitet werden, und die auf diese Weise das Kind zur Ermüdung bringen.
Wenn das Kind zu starke Interesselosigkeit zeigt, muß ich versuchen, solche Nahrungsmittel beizubringen, die zu den sogenannten nahrhaften gehören. Und da braucht man wiederum kein Fanatiker zu sein. Fanatiker des Vegetarismus werden sagen: Ah, sieh einmal, dieses Kind ist interesselos geworden, das hast du mit Fleisch gefüttert, jetzt mußt du es an bloße rohe Früchte gewöhnen, dann wird es wiederum an Interesse gewinnen! - Das kann ja durchaus sein. Auf der anderen Seite werden natürlich wiederum die Fleischernährer sagen, wenn ein Kind leicht ermüdbar wird: Ja, das muß man eben mit Fleisch anregen. - Die Dinge sind nämlich, soweit sie auf diesem Gebiete liegen, gar nicht so, daß sie ein so furchtbar intensives Interesse herausfordern, aus dem einfachen Grunde, weil es in der Tat möglich ist, andere Nahrungsmittel so zu kombinieren, daß sie das Fleisch zum Beispiel ersetzen können. Auf der anderen Seite ist es nicht so wichtig, daß man den Menschen ganz und gar zum Vegetarier macht und dergleichen. Aber darum handelt es sich, daß man diese Maxime kennt, daß man in dieser Form eintretende Interesselosigkeit durch Aufbesserung der Ernährung in bezug auf nahrhafte Nahrungsmittel beseitigt, und daß man die Ermüdbarkeit dadurch aufbessern muß, daß man eben nach der anderen Richtung hin wirkt. Das sind die Dinge, die durchaus das allgemeine Wissen, ich möchte sagen, aus dem Intellektuellen, Mannigfaltigen und Unübersehbaren auf das Gebiet des Einfachen herabbringen. Wenn ich zum Beispiel weiß, daß ich ein Kind habe, das leicht ermüdet, so muß ich wissen, es wird sein Verdauungssystem eben zu wenig oder in einer unrichtigen Weise in Anspruch genommen. Ich muß die Nahrung nach dieser Richtung ändern.
So sehen Sie, daß es darauf ankommt, eine Art Symptomatologie des Menschen zu entwickeln, und diese Symptomatologie bringt einen schon auf den Weg, auf dem man dann weiterkommen kann. Es ist nicht nötig, daß durchaus in allen Einzelheiten gesagt wird: Das muß man tun. - Das ist es gerade: wenn man in dieser Weise sich den Überblick über das Leben verschafft, indem man an eine Symptomatologie herantritt, kann man in bezug auf die Ernährung die Maximen auf den Weg mitnehmen, die einen dann durchaus richtig weiterleiten." (Lit.: GA 303, S. 272ff)
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